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Alt 02.09.2006, 16:11
#26
Melina Govaine
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1289 - Teil VIII: Zeit bis zur Verhandlung

Der Brief von seiner Exzellenz Vingrl Kengrand war für Melina schlimmer als ein Schlag ins Gesicht, Verantworten.. sie sollte sich vor der Inquisition verantworten! Ja spinnt der denn?! dachte Melina sich, bis ihr dann schlagartig bewusst wurde, was das bedeuten konnte.

Sie konnte sich noch gut genug daran erinnern, was es hiess, von Vingril Kengrand vernommen zu werden. Sie spürte die Schläge von ihm noch immer und das Gebrüll schallte ab und zu noch in ihren Gedanken. Und jetzt das alles noch einmal?!

Seit sie diesen Brief bekam, sah sie ihn noch nicht, jedoch lag der Brief nicht mehr auf dem Stubenboden, sondern auf seinem Arbeitstisch, er müsste ihn also gelesen haben. Irgendwie spürte sie, dass er Melina diesmal nicht helfen könnte, diesmal musste sie sich alleine durchkämpfen, aber sie hoffte so sehr, er würde sie begleiten.

Ihre Fröhlichkeit war aus dem Gesicht gewichen, der Spass am Leben vorerst erloschen, zu sehr grübelte sie über den bevorstehenden Mondtag. Was käme da bloss auf sie zu, was nur? Vomaths Tagebuch dürfte er doch kein Glauben geschenkt haben, dem Tagebuch eines verurteilten Ketzers und Schwarzmagier, da musste noch etwas anderes sein, oder doch nicht?

Oftmals sass sie während diesen Tagen im Tala, doch richtig Notiz von dem Treiben dort nahm sie nicht, ab und zu setzte sich jemand zu ihr, aber Lust auf Unterhaltung verspürte sie nicht. Doch tapfer lächelte sie wenigstens ein paar mal sachte, bloss die Form wahren!

Nachts lang sie lange wach oder schlief gar nicht, lief dann allein im Wald von Vesper umher, oder sass am Strand nahe Britain und grübelte darüber nach, was das alles nur zu bedeuten hatte, rief sich die Erinnerungen von damals hervor und verwarf sie wieder. Was wollte er, was nur...
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Alt 07.09.2006, 11:11
#27
Melina Govaine
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1289 - Teil IX: Die Verhandlung

Ein ungutes Gefühl befiehl Melina, als sie mit Bolwen vor den Toren des Klosters stand. Noch war die Chance da, einfach nicht hineinzugehen, einfach zu verschwinden! Doch dies hätte Bolwen sicher niemals zugelassen, er war immer der gewissenhaftere und zuversichtlichere von ihnen beiden gewesen.

Sie wurden von einem Tempelschüler in den grossen Saal geführt, jenen Saal, den Melina aus früheren Jahren nur zu gut kannte und an dem keine guten Erinnerungen klebten. "Wieso ausrechnet dieser verflixte Raum.." dachte Mel sich noch, bevor sie dann auf einem der Stühle neben Bolwen Platz nahm.


Die Begrüssung des Inquisitors Vingril Kengrand war überraschend freundlich und er freute sich, dass Melina gekommen wäre, eine Überraschung war dies für Mel und so sprach sie gleich ihre gelogene Freude darüber aus, wieder in dem Kloster zu sein, doch die Lüge blieb vom Inquisitor nicht unbemerkt und er forderte sie sogleich auf, doch lieber die Wahrheit zu sagen und auf Höflichkeiten zu verzichten.

Das Verhör war nicht so schlimm, wie Melina zunächst befürchtete, Ohrfeigen und Androhungen blieben diesmal aus. Auch erfuhr sie viel neues, was auch sie noch nicht wusste. Gorathan sollte der Lehrmeister Vomath Grohalis gewesen sein? Melina wusste zwar, dass auch Gorathan ein Dienes des Dämons war, doch schwor er ab und schaffte die Rückkehr zur guten Seite.

Melina musste viel berichten und sie sah sich genötigt, den Namen von Gorathan nicht durch den Schmutz zu ziehen, sogar ihn zu verteidigen. Gorathan war ein guter Mann gewesen, da war sie sich absolut sicher.

Sie berichtete von den Zeiten, als sie mit Herzog Jarl gegen den Dämon in Britain kämpften, von ihrer damals freundschaftlichen Beziehung zu Vomath Grohali und wie er ihr seinen Turm zeigte und ihr offenbahrte, was er sei und was er mit ihr vorhätte; von ihrem Scheinschwur, um ihr Leben zu retten und von ihrem Verrat, damit er verhaftet und bestraft werden würde; sie erzählte von seinen Kindern und noch einiges mehr.

Der Inquisitor schien ihr zu glauben, und als er dann endlich feststellte, Meline wäre unschuldig, da fielen ihr Felsbrocken vom Herzen. Sicher würde nun alles seinen Lauf nehmen, der feige Greis, der sie ungerechtfertigt verdächtigt hatte, würde nun sicher selbst bestraft werden und sie könnte nun endgültig mit dem Vergangenen abschliessen, dies alles vergessen und würde nie wieder etwas davon hören.

Als sie das Kloster verlassen hatten, umarmte sie Bolwen fest und drückte sich an ihn, sie war ihm so unendlich dankbar, dankbar dafür, dass er zu ihr hielt und niemals nur im Ansatz diesen Lügen Glauben schenkte, dass er sie begleitete und immer für sie da war. Lächelnd blickte sie ihn an und es wurde ihr wieder gewahr, dass ihr vieles erspart geblieben wäre, hätte sie ihn schon damals in ihren jungen Jahren kennengelernt, niemals wäre all das geschehen; Niemals wäre ihr Leben so aus den Fugen geraten. Mit einem leichten Schmunzeln musste sie aber daran denken, dass Bolwens Leben weitaus ruhiger verlaufen wäre, hätte er seinerseits Melina gar nicht kennengelernt. Aber vielleicht würde nu ja alles ruhiger und geordneter verlaufen, wer weiss das schon?
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Alt 08.11.2006, 09:40
#28
Melina Govaine
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1290 - Teil I: Die Zunft

Eine neue Zunft hat sich gebildet, die Zunft der rechtschaffenen Metallarbeiter zu Britain. Gegründet wurde sie von Ilrion Brenegan und Mandrag Durane und es dauerte nicht lang, bis sie an Mel herantraten.

Sie brauchte nur ein paar Tage, um ihren Entschluss zu fassen, jener Zunft beizutreten. Eigentlich wollte sie ihren Hammer für immer ruhen lassen, aber die Idee gefiel ihr einfach zu gut.

Doch war es gerade jene Idee, die den Unmut einiger Kunden erregte, die hohen Preise waren für viele einfach zu hoch. Doch es musste wohl sein, um das Schmiedehandwerk wieder zu dem zu machen, was es einst mal war. Die Bürger sollten die Metalle wieder schätzen, Schwerter und Rüstungen waren eben immer ein Kunstwerk für sich, Dinge die über Leben und Tod entscheiden konnten.

Die Vereinigung aller Schmiede in einem Haus, die Ausbildung neuer Lehrlinge und ein Gemeinschaftssinn, ja das gefiel Melina. So konnte sie ihr Wissen weitergeben, bevor sie es mit in ihr Grab nehmen würde; ausserdem war es eine grosse Chance für Jungschmiede, sich in Britain als Handwerker zu etablieren.

Die Arbeit in der Zunft machte Spass, besonders mit ihren Lehrlingen Ariona und Amrion arbeitete sie gerne. Ariona war gelinge gesagt äusserst lebendig aber auch sehr fleissig, aber auch mit Amrion war Mel durchaus zufrieden.

Mandrag hatte alle Zügel in der Hand, er schaltete und waltete soweit er konnte und das war mehr, als man erwarten durfte. Es war schon etwas anderes in einem grossbetrieb zu arbeiten als in ihrer kleinen Schmiede, Arbeitsbücher, Kassenbücher, Lagerbücher...das war ja mehr Arbeit als das Schmieden selbst!
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Alt 08.11.2006, 09:41
#29
Melina Govaine
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1290 - Teil II: Frieden mit Fenisthal

Einige Zeit hatte Melina nichts mehr an die Schwertreiter Fenisthals verkauft und den Yil'danern begegnete sie mit Argwohn. Zuviel schlechtes hatte sie von dem Orden gehört und die meisten Bewohner jenes Örtchens fand sie sehr seltsam. Auch kam es vor, dass Schwertreiter schlecht sprachen über die Garde. Es war wohl die Loyalität ihrem Mann, ihrer Tochter, der Garde allgemein gegenüber, was sie dazu bewog, die Schwertreiter auf dem Trockenen sitzen zu lassen.

Auch die jüngsten Aushänge über den Baron Ramirez machten ihre Einstellung dem Orden gegenüber nicht besser, zwar wurde auch in der Zunft festgestellt, dass man solchen Verunglimpfungen keinen Glauben schenken darf, aber restliche Zweifel blieben in ihr. Der anschliessende Verrat und das Überlaufen zu Arian Karex von Miras Lavir tat dann noch das Restliche dazu.

Doch dann erreichte sie ein Brief des Barons von Fenisthal, in dem er um ein Gespräch bat. Sofort fiel ihr das Geschäftsessen vor einigen Wochen in seiner Residenz ein, wo sie es gerade noch verhindern konnte, dass sie ihm die Gründe für ihr Handeln erzählen musste.

Dennoch ritt sie ins Fenisthal, war bereit sich anzuhören, was der Baron ihr sagen wollte. Sie fand ihn im Wolf und er behandelte sie sehr freundlich. Das Gespräch führten sie im Ordenshaus, der Befestigung von Fenisthal scheinbar. Mulmig war Mel dabei schon, als sie jenes Bauwerk betraten. War es etwa eine Falle?

Nein, scheinbar meinte es der Baron ehrlich mit Melina, das Gespräch war überraschend zwanglos. Sie erzählte ihm von ihren Beweggründen und er hörte sich alles in Ruhe an. Er berichtete, dass jener Schwertreiter Travin Yantur war und er aus dem Ordensdienst entlassen wurde.

Er erzählte ihr, dass er gerne Frieden mit Melinas Familie haben würde und würde auch gerne noch einmal mit Bolwen selbst sprechen. Was bezweckte er? Warum gerade ihre Familie? Wäre es nicht viel wichtiger, mit Bol und seiner Familie Frieden zu haben? Durchaus war sie bereit ihren Frieden mit Fenisthal zu schliessen und die Schwertreiter wieder zu beliefern; doch wie ehrlich es der Baron wirklich meinte, das müsste sich in der Zukunft erst einmal herausstellen. Dennoch entsprach sie erst einmal seinem Wunsch, jedoch nur in ihrem Namen. Für die Zunft wäre dies auf jeden Fall vorteilhaft und wer weiss, vielleicht war das Fenisthal doch nicht so schlecht, wie sie immer dachte? Doch das würde die Zeit zeigen müssen...
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Alt 20.01.2007, 08:46
#30
Melina Govaine
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1290 - Teil III: Ein ruhiger Sommer


Wohlig seufzend lag Melina am Strand nahe des Wassers und blickte auf die unendlichen Weiten des Meeres. Die Sonne stand hoch am Himmel und das einzige Geräusch war das Rauschen der Wellen, die sich am Strand brachen und über ihre nackte Haut liefen. Langsam legte sie ihren Kopf zurück auf den Sand und schloss die Augen breitete die Arme aus. Ihre Hände gruben sich in den Sand, suchend nach der wohligen Kühle des wassergetränken Sandes.

Der Sommer war bisher sehr ruhig verlaufen, eine Seltenheit, die Melina nur geniessen konnte, war es doch so selten?! Sie hatte sich im Frühling von dem öffentlichen Leben zurückgezogen, um einfach mal allein für sich Zeit zu verbringen, und natürlich auch viel Zeit mit der Familie; sie brauchte dies einfach mal.

Sie ritt viel aus oder lag öfters am Strand, badete im Meer oder ging einfach im Wald spazieren. Ihrer angegriffenen Lunge tat dies auch recht gut, Bolwen hatte wirklich recht: sie musste sich mehr schonen und es tat ihr mehr als gut.

Doch irgendwann hatte sie genug davon, wollte wieder etwas Arbeiten und Zeit in Britain verbringen, interessanten Menschen begegnen, wie z.b. Nadirah. Eine Frau des Südens, welche so viel Charisma ausstrahlte, dass Melina nur staunen konnte. Sie war so anders als die Frauen, die sie bisher aus dem Süden kennenlernen konnte.

Nadirah zeigte Melina das Lager, in der sie mit anderen Frauen wohnte, und war begeistert. Sie hate es sich viel rustikaler vorgestellt, aber die Zelte waren sehr komfortabel und gemütlich und auch die Lage des Lagers war fantastisch.

Nadirah erzählte ihr, warum sie dieses Lager gründete und was die Frauen dort erwartete, die sich ihr anschlossen. Gebannt hörte Melina ihr stets zu, wenn sie davon erzählte.

Auch erfuhr sie, dass Nadirah Wissen über die Silberne suchte, und so erzählte Melina ihr, was sich damals in Cove zutrug, vom Schwert der Tycuahele und all das, was sich vor vielen Jahren dort zutrug. Es tat gut, mal wieder darüber zu berichten, war doch alles schon so in Vergessenheit geraten.

Bolwen war mittlerweile Oberst der Garde geworden und sie war unendlich stolz auf ihn. Jedoch so schön dies auch war, es wurde Melina rasch klar, dass Bolwen nun sicherlich noch mehr zu tun hätte. Viel mehr Aufgaben hatte er zu bewältigen und sie beschloss, ihm dabei zu helfen, wo sie nur konnte. Er hatte einst ihren Traum erfüllt, sie würde ihm nun bei seinem helfen. Schmunzelnd musste Melina daran denken, was Nadirah ihr mal erzählte: Dass man in der Liebe die seltsamsten Dinge tun würde.. und ja, es stimmte! Sie tat es ja auch gern.

Leise seufze Melina und öffnete kurz die Augen. Die Sonne war mittlerweile im Untergang begriffen und es wurde etwas kühler und windiger. Eine Strähne wurde Opfer der wirbelnden Luft und umspielte ihr Gesicht, doch stören tat sie dies nicht. Sie musste daran denken, wie Bol sich verändert hatte, je mehr Titel er bekam, würde dies auch Bolwen passieren? Er hatte fortan soviel Verantwortung zu tragen, wie würde er dies nun handhaben? Würde er auch so ein harter Hund werden?

Ach Unsinn! Nein, Bolwen ganz sicher nicht. Seine Familie war ihm heilig und ausserdem würde Melina ihn auf Veränderungen hinweisen, ganz auf ihre Art und Weise. Sie würde auf ihn aufpassen, das war sicher!

Langsam erhob sie sich und nahm ein Handtuch zur Hand, rubbelte ihre Haut trocken und zog sich an; die Luft war mittlerweile etwas kühl geworden. Sie packte ihre Sachen zusammen und lief langsam zum nahe gelegenen Mondtor, ihr Ziel? Mal sehen.
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Alt 20.01.2007, 08:47
#31
Melina Govaine
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1290 - Teil IV: Der Herbst naht


Melina blickte Bolwen noch lange an, sobald er ruhig eingeschlafen war. Sie tat in letzter Zeit des öfteren, sah sie ihn doch seltener in den letzten Wochen wegen seinen neuen Aufgaben.

Bolwen war fest entschlossen, Tari und Arathel zu helfen. Dies erfüllte Melina mit einer gewissen Erleichterung, denn er konnte dies gewiss mehr, als sie es vermochte. Er fand bisher immer die richtigen Worte und Lösungen hatte er nur selten nicht parat.

Melina konnte gut nachvollziehen, was Tari durchmachen musste, hatte sie dies doch vor einigen Jahren selbst erlebt, aber auch, dass es durchaus gut ausgehen konnte. Arathel war gut für sie, die beiden mussten einfach heiraten!

Aber dies war nicht das einzige problem, nein gewiss nicht. Gwescan war zurückgekehrt und wie sie am Abend feststellen durfte, war Bolwen immer noch sauer auf ihn. Er hatte sie dabei erwischt, wie Mel und Gwes aus dem Haus des Heilers gingen und sein lauter Ruf nach ihr liess sie zusammenzucken. Wieder drohte Bolwen Gwescan, doch es würde das letzte Mal sein. Na wunderbar.. dachte Melina sich; gewisse Dinge änderten sich wohl nie. Dabei hatte und würde Gwescan nie etwas tun, was unanständig wäre, da war sie sich sicher. Sie war gern bei ihm, das konnte sie nicht verleugnen, doch sah sie ihn mehr als einen Menschen, der zuhören konnte und gerne half, sofern er es konnte.

Vielleicht würde auch Bolwen eines Tages erkennen, dass er falsch lag, aber es war doch recht unwahrscheinlich, denn er war teilweise noch sturer als Melina selbst, und das sollte schon etwas heissen!
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Alt 10.02.2007, 10:59
#32
Melina Govaine
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1290 - Teil V: Staublunge

Langsam erwachte Melina aus einem unruhigem Schlaf. Am Bett selbst lag es nicht, wohl eher an dem Ort, an dem sie sich befand, seit gut 2 Tagen. Wieder einmal war sie Gast des Heilerhauses und obwohl das Heilerhaus doch schön eingerichtet war, hasste sie es. Zu oft war sie schon dort gelegen!

Begonnen hatte es damit, dass sie sich mit Tari dort treffen wollte, um zu reden. Ihre Freundin merkte wohl (mal wieder), dass mit Melina etwas nicht stimmte. Es war wohl weniger der Husten, der sie seit Tagen plagte, auch vielleicht die Blässe im Gesicht, es war mehr die Tatsache, dass Melina die ganze Nacht nicht geschlafen hatte und währendessen die ganze Zeit im Tala herumgeisterte.

Ihr Zustand verschlechterte sich zusehends, sie hätte nicht arbeiten dürfen! Sie hatte es Bolwen doch versprochen, während den kalten Monden den Hammer ruhen zu lassen, aber irgendwie... war es schwerer als sie dachte!

Der Husten wurde schlimmer und sie sollte sich auf Taris Anweisung hin ins Bett legen. Oh nein! Sie wusste worauf es hinauslief.. wieder ein paar Tage dort bleiben!

Arathel suchte nach Bolwen und es dauerte nicht lang, bis ihr Mann auch erschien. Ja.. das schätzte sie so an ihm: wenn es ihr schlecht ging.. liess er immer alles andere stehen und liegen. Sein Blick war besorgt und ihr Hustenanfall, der sie gierig und krampfhaft nach Luft schnappen liess, tat sein übriges dazu. Wenn sie noch mehr Gewissheit über ihren Zustand brauchte... die hatte sie nun.

Traurig blickte Melina zum Fenster. Es war noch recht dunkel draussen, ja.. der Herbst war nun wirklich angekommen. Es war kühl geworden und das bereitete ihr höllische Angst. Früher liebte sie den Winter.. aber nun fürchtete sie ihn. Gwescan hatte Recht behalten: Ihre Lunge hatte sich zu einer Staublunge verwandelt, all die Jahre harter Arbeit in den Minen und am Amboss verwandelten sich nun in einen Fluch. Würde sie weiter so arbeiten.. wäre das ihr Tod.

Doch so kurz vor ihrem Ziel aufgeben... nein, das konnte sie doch nicht! Sie hatte die grosse Chance sich in die Reihen der alten Meisterschmiede wie Nalox.. Smigosh und Onnicu einzureihen, und jetzt das!

Langsam wischte sie sich ein paar Tränen der Angst.. und auch der Wut fort, warum all das nur? Tari schlug ihr vor.. ein Buch über die Schmiedekunst zu schreiben. Ein Buch! Bitter und ironisch lachte Melina kurz, was auch schnell wieder in einen Husten mündete. Sie hatte doch keine Schreiberhände.. ihre Aufgabe war es, Waffen und Rüstungen zu schmieden!
Doch sollte all dies nun vorbei sein?

Langsam stand Melina auf und zog sich einen Morgenmantel über, ging zum Fenster und blickte hinaus. Es regnete. Passte ja, wie die Faust aufs Auge.
Sie musste unbedingt mit Bolwen sprechen.. er wusste sicher Rat, das hatte er bisher immer. Er war ihr Trost, ebenso ihre Kinder. Ganz unnützlich würde sie nicht sein, auch wenn Sianne nun ihr eigenes Leben hatte, so war da noch Avinia. für sie nun sehr viel Zeit haben würde, und das.. war doch wirklich ein schöner Gedanke...
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Alt 22.02.2007, 08:06
#33
Melina Govaine
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1290 - Teil VI: Ein neues Amt


Es regnete noch immer und der Wind war noch nicht ganz abgeflaut. Melina stand am Fenster und blickte in den Garten. Es war dunkel und der Garten wirkte trostlos, zuviel hatte der Sturm verwüstet, das wird wieder eine ganz schöne Plackerei!

Es war wieder eine dieser Nächte, in denen Melina nicht schlafen konnte. Es war nicht das Rauschen des Windes, was sie so aufwühlte, nicht das Prasseln des Regens, was sie so sehr ablenkte. Es war eher das, was am vergangenen Abend im Thronsaal passierte: Bolwen war endlich zum Vogt von Britain ernannt worden und wurde damit Nachfolger von Bol und ihrem geliebten Bruder Gorathan. Doch was würde der Familie dieses Amt bloss bringen? Ja, sie freute sich für ihn, war es doch sein grosses Ziel, eines Tages in den Adelsstand erhoben zu werden, er hatte es endlich geschafft!

Doch wie würden ihre Freunde und Bekannten sie nun behandeln? Kyras Frage im Thronsaal liess ihr das Blut in den Adern gefrieren: "Muss ich jetzt vor dir knicksen?"

Oh mein Gott, bloss das nicht! Bolwen war doch nun das blaue Blut der Familie, aber sie doch nicht, sie wollte es auch nie sein. Hoffentlich würde es keine künstlich geschaffene Distanz geben, das wäre der Horror für Melina.

Ob sie nun auch auf der linken Seite bei Audienzen sitzen durfte? Sicher war der Ausblick dort besser und Tari durfte ja auch dort sitzen, man könnte sich dort mit Tuscheln die Zeit vertreiben! Du meine Güte, sie musste Bolwen noch so viel fragen! Was müsste sie nun tun? Wie müsste sie sich nun verhalten? Oh sie würde ihn mit fragen löchern, schliesslich hat er es ihr ja alles eingebrockt!

Bei dem Gedanken musste Melina etwas schmunzeln. Ja, wenn sie fertig mit ihrer Fragerei sein würde, würde er sicherlich freiwillig zurücktreten, Avinia war nichts gegen sie, wenn es um Neugierde ginge!

Langsam ging sie zu ihrem Kleiderschrank und inspizierte ihre Kleider. Kritisch beäugte sie ihren nicht gerade kleinen Vorrat an Hemden, Kleidern, Röcken, Hosen, Schuhen und Stiefeln. Du meine Güte, das konnte sie alles doch nicht mehr anziehen! Wild flogen einzelne Kleidungsstücke in hohem Bogen durch das Zimmer, während der Schrank immer leerer und leerer wurde. Schliesslich befanden sich nur noch das von Ardenius genähte Festkleid und ein Paar Spangenschuhe im Schrank, während sich hinter ihr ein riesiger Berg Kleidung türmte, der auch teilweise Bolwen bedeckte, der seelenruhig im Bett schlief und Glaron sei Dank scheinbar nicht mitbekam, was dort mit ihm geschah...
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Alt 05.03.2007, 12:27
#34
Melina Govaine
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1290 - Teil VII: Die Hungersnot

Das weiche Licht des Kamins erhellte die Stube ein wenig, auf andere Lichter hatte Melina an diesem Abend verzichtet. Es wirkte recht gemütlich und eine angenehme Wärme erfüllte den Raum. Sie kuschelte sich eng in ihren Bademantel und schaute kurz nach draussen. Der Winter war da, mit all seinen Ungemütlichkeiten. Früher mochte sie die kalte Jahreszeit, ein Stückchen Heimat war dies stets für sie. Doch dies Jahr war es die Hölle auf Erden.

Der grosse Sturm hatte soviel zerstört, doch auch wenn ihr Haus verhältnismäßig wenig abbekam, so spürten sie doch langsam die viel schrecklicheren Folgen: Hungersnot und Angst.

Noch hatten sie selbst genug und sie machte sich wenig Sorgen über das Wohlergehen der Familie; Bolwen war doch ein geschickter Jäger und sie konnte durchaus Angeln. Doch nicht jeder hatte soviel Glück wie sie...

Das Fleisch in den Tavernen wurde knapp, vom Korn brauchte man gar nicht sprechen, Früchte, Gemüse, früher eine Selbstverständlichkeit, nun heiss begehrte Mangelware. Und der Winter hatte erst begonnen...

Was hatte Glaron nur damit bezweckt? War es wieder eine seiner Prüfungen? Aber warum? Eine Antwort fand sie nicht und ehrlich gesagt, es war ihr auch momentan recht egal. Der Hunger griff um sich und was würde noch passieren?

Hungrige und verzweifelte Menschen taten oft die seltsamsten Dinge. In ihrer Heimat war es oft Gang und Gebe, dass man bei Knappheit benachbarte Dörfer überfiel, jeder war eben sich selbst der Nächste. Wer letztendlich verhungerte war bedeutungslos, hauptsache man war es nicht selbst!

Doch hier.. war es anders und das beruhigte Melina. Doch wie lange noch? Würde es einen Aufstand geben? Eine Seuche, wenn viele sterben oder beginnen, Ratten zu essen?

Wenigstens konnte sie etwas tun, Bolwen bat sie, mit Arathel zusammen in der Stadt Fleisch zu verteilen. Sie war unendlich froh, dass er sie mit der Aufgabe betraute. Diese Untätigkeit machte sie noch verrückt! Sie würde Wachen zum Schutz bekommen, falls einige Bürger sich mehr Fleisch sichern wollten, als ihnen zustünde; besser, sie nähme noch ihren Schmiedehammer mit, um gierigen Menschen auf die Finger zu klopfen.

Eine weitere Möglichkeit eröffnete Melina Bolwen am vergangenen Abend: der Süden der Insel. Dort lebten viele Tiere und sicher gab es dort auch essbare Pflanzen, es würde sicher einige hungrige Mäuler stopfen und so etwas Zeit verschaffen.

Dennoch müsste wohl ein Wunder geschehen, damit sie den Winter überstehen würden und ein jeder müsste ein wenig an diesem Wunder mitarbeiten, denn hilf dir selbst, dann hilft dir Glaron...
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Alt 24.03.2007, 10:04
#35
Melina Govaine
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1291 - Teil I: Die Hungersnot hält an

Hustend lag Melina in ihrem Bett und zog sich die Decke bis zur Nase, verdammte Erkältung, verdammte Räuber! Verdammter Winter, verdammte Hungersnot.. alles, alles war so .. verdammt! Die Hungersnot hielt ein, kein Schiff aus anderen Landen war bisher gekommen, um Vorräte zu bringen, noch kein verdammtes Schiff!

Die ersten Bürger waren gestorben, verhungert und erforen. Gesehen hatte sie bisher nur eine, aber das hatte ihr auch gereicht. Die arme Frau.. von hungrigen Wölfen völlig zerissen, sogar den Kopf haben sie gefressen, wo doch kein Fleisch dran war.

Auch die Räubereien nahmen anscheinend mehr zu, waren die Menschen doch wahrscheinlich so verzweifelt, dass sie sich schon auf jenen Pfad begaben. Sie hatten Melina niedergeschlagen und bewusstlos im Schnee liegen lassen, hätte Bolwen sie nicht gefunden oder später gefunden, sie wäre wohl in der Wildnis erforen oder gar von Raubtieren gefressen worden.

Sie selbst ist auch schon dünner geworden, sie verzichtete auf Teile ihres Essens, damit Avinia und Bolwen genug hätten, sie mussten unbedingt bei Kräften bleiben. Sie konnte eh nicht schmieden, da brauchte sie auch weniger. Doch verleugnen konnte sie nicht, dass ihr Magen anderer Meinung war.

Ausserdem hatte sich auch noch der Orden der Templer aufgelöst, und das in diesen Zeiten! Sind denn alle verrückt geworden? Was hatte Cormac sich bloss dabei gedacht, aber ihre Meinung über ihn war mittlerweile eh arg im Keller oder noch darunter. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass die schlimmste Zeit noch bevorstünde, wann würde der Hunger die Bürger zu Dingen veranlassen, die sie sonst nicht tun würden? Irgendwann, in tiefster Verzweiflung, würde ein Sündenbock gesucht werden, aber wer? Der Herzog etwa?
Oder Bolwen?

Langsam erhebte sie sich und ging zum Badezimmer, liess ihr Nachtgewand fallen und stieg in das warme Wasser des Schimmbeckens. Oh wie gut das tat, ihre müden Knochen fühlten sich gleich besser an. Ein Luxus ihrer harten Arbeit, aber eines Tages würde auch ihr ganzes Gold nicht mehr wichtig sein. Wenn die Wälder leer waren, die Vorratskammern ebenso, dann war das Gold beudeutungslos und sie wären dem Schicksal ebenso ausgeliefert, wie die armen Menschen, die schon in Glarons Hallen waren.

Leise murmelte sie ein stilles Gebet und blickt hinauf zur Decke:

" Oh Glaron, was bezweckst du nur damit, warum tust du das mit uns, warum strafst du uns so...doch bei all dem, was noch passieren wird, schütze nur meine Kinder und die Kinder der anderen armen Menschen, denn auch wenn wir fehlten, so sollen sie nicht die Schuld von uns auf ihren Schultern tragen, wenn wir fehlten, so strafe uns Erwachsenen, aber verschone die Kinder..."

Seufzend beendete sie das Gebet und blickt auf das leicht dampfende Wasser. Wie würde es nur weitergehen und wie würde das enden...
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Alt 10.04.2007, 14:46
#36
Melina Govaine
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1291 - Teil II: Der Fluch


Nachdenklich betrachtete Melina die Silberkette vor sich auf dem Tisch. Dies war also das Ding, was den Fluch beherbergte, der sie traf. Leicht strich sie über die eitrigen Pusteln in ihrem Gesicht und lächelte etwas; bald schon würden diese Dinger verschwunden sein.

Es begann an einem Abend vor rund 14 Tagen im Tala, als Melina, getrieben von ihrer Eitelkeit, Lorra gezielt nach einem Trank fragte, der ihre Haut wieder wie zwanzig Sommer aussehen lassen würde, als Bezahlung gab sie sich lediglich mit dieser Silberkette zufrieden. Ein gutes Geschäft? Mitnichten, denn Lorra strafte sie wegen ihrer Eitelkeit.

Als Lorra gegangen war dauerte es nur eine kurze Zeit, als dieses Jucken begann, gefolgt von den eitrigen Pusteln am ganzen Leib.

Sie bat Tari und Gwescan um Rat, doch keiner von den beiden wusste, worum es sich handelte. Lediglich gegen das Jucken konnte mithilfe einer Salbe etwas getan werden, doch die Pusteln blieben.

In der folgenden Nacht verliess sie das Heilerhaus und begab sich in die Wälder von Britain, mit der vagen Hoffnung Lorra zu finden. Sie irrte einen Tag und eine Nacht im Wald umher, ohne auch nur eine Spur zu finden. Völlig erschöpft begab sie sich in den Tala und begann Riane über Lorra auszufragen und mit Erfolg. Sie erfuhr ihren Namen und dass sie alle paar Jahre in die Stadt käme.. ein recht mäßiger Erfolg.

Niedergeschlagen begab sie sich wieder in das Heilerhaus und verweilte dort im kleinen Behandlungszimmer, ohne Fenster, nur das Licht einer kleinen Kerze spendete ihr Licht im engen Raum. Das Jucken kehrte immer wieder und liess sie verzweifeln, sie windete sich im Bett, kratzte ihre Haut langsam kaputt. Dort wo die Haut abfiel bildete sich frische Haut, doch auch sie war mit Pusteln übersäht.

Zwei Wochen lebte sie so, bis Bolwen sie mit zum Inquisitor nahm um ihn um Hilfe zu bitten. Dort erfuhr sie, dass der Trank wohl offensichtlich nichts bewirkte, sondern dass ein Fluch sie befallen hatte und dieser mit Hilfe der Silberkette ausgesprochen wurde. Der "Fluch der Pestilenz", wie der Landkomtur es ausdrückte; nur durch die Hexe selbst oder mit Hilfe der Silberkette wäre dieser zu brechen. Doch die Kette war verschollen.. so wie auch die Hexe Lorra...

Ausserdem erzählte der Landkomtur, dass Hexen Flüche nur aussprechen, weil sie sich davon etwas versprechen. Sie selbst könnten durch ihre verdarbte Magie keine Kinder bekommen, so lag das Anliegen der Hexe augenscheinlich offen...doch niemals würde sie der Hexe auch nur eines ihrer Kinder überlassen! Eher würde sie für ihr restliches Leben existieren!

Doch der Landkomtur irrte in einem Punkt...die Hexe wollte nicht ihre Kinder. Dies offenbahrte sich Melina, als die Hexe sie fand, nicht weit von den Mauern des Klosters entfernt. Es sollte eher eine Warnung sein, Schönheit wäre nicht das Wichtigste im Leben. Fast kam es Melina so vor, als wollte Lorra sie erziehen und es schien auch so gewesen zu sein. Doch so einfach wollte sie den Fluch nicht rückgängig machen, nicht ohne eine Gegenleistung. Sie sollte ihr ein Amulett zurückbringen, was Lorra gestohlen worden war, von einem Beschwörer, der in einer Gruft auf der Strasse zwischen Yew und Skara Brae zu finden wäre. Das ist Wahnsinn, dachte Melina sich... doch blieb ihr eine andere Wahl? Lorra versprach sie zu schützen, doch konnte sie ihr vertrauen? Es war etwas an ihr, was ihr jedwede Angst vor Lorra nahm. Sie sprach von der Mutter, der Erschafferin, auch Libanu unter den Menschen genannt. War sie eine Gläubige Libanus?

Melina brach sofort auf und fand in der Nacht diese Gruft. Doch der Anblick liess ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie hatte gewiss mit einem gefährlichen Mann gerechnet, aber.. das?!

Vor ihr befand sich das verfallene Gemäuer, doch dessen Bewohner waren Skelette, viele Skelette. Und der Beschwörer war der Herr dieser geplagten Leiber, doch er selbst... war auch untot!

Hastig schlug sie das Glaronszeichen vor der Brust und griff mit zitternder Hand zu ihrem Silberschwert. Meine Güte.. ich bin Schmiedin, keine Paladine, ach wär Bolwen doch bloss hier.... dachte sie sich und trat mit der Klinge in der Hand langsam auf das Wesen zu, welches scheinbar in eine Art Ritual vertieft war. Mehr als ein ängstliches "Seid gegrüsst" brachte sie nicht heraus.

Das Wesen stockte und drehte sich zu ihr herum, doch da ertönte auch schon Lorras Stimme aus dem Wald, forderte das Wesen auf, ihr Amulett zurückzugeben, die beiden sprachen laut miteinander und der Beschwörer ignorierte Melina dabei, was ihr nur sehr recht war in diesem Moment.

Der Beschwörer schrie mit sehr lauter Stimme, so dass Melina die Klinge fallen lassen musste um sich die Ohren zuzuhalten; doch allmählich wurde dessen Stimme wieder leiser. Er forderte sie auf, ihr drei Dinge zu beschaffen, damit sie das Amulett bekäme: ein Tropfen Wasser vollen Lebens, ein gebratenes Stück Fleisch und ein junger Mädchenkörper, damit er das Leben wieder spüren konnte.

"Nein! Niemals werde ich einem Wesen der Finsternis dienen" schrie Melina laut auf. Ein Fehler? Der Beschwörer befahl seinen Kreaturen anzugreifen, doch schritt Lorra rasch ein. Die Skelette verharrten und sie schien den Beschwörer zu verzaubern, denn auch er verharrte. Das Amulett pendelte an seinem Hals und Melina fasste all ihren Mut und entriss es der Kreatur, sie hob ihre Klinge und hieb mit einem Schlage dessen Kopf von den Schultern, so dass der Körper zusammensackte und zu Staub zerfiel. Doch was dann geschah... was so wunderbar, so berührend, dass es ihr langsam die Tränen aus den Augen rinnen liess, denn Geister wichen aus dem Staub des Beschwörers und stiegen langsam gen Himmel auf, Melina spürte eine so unendliche Dankbarkeit und Wärme, dass es all den Schrecken und den Fluch für eine gewisse Zeit vergessen liess. Sie hatte all diese gepeinigen Seelen befreien können.

Langsam ging sie dann zu Lorra und überreichte ihr die Kette, woraufhin sie dann ihre Silberkette mit dem Fluch zurückerhielt. Doch konnte Lorra nicht selbst den Fluch rückgängig machen, denn Melina glaubte zu sehr an den Sohn als an die Mutter. Nur die Diener ihres Gottes vermochten dies zu tun. Doch störte Melina es nicht, sie blieb zwar zunächst unansehnlich, doch das was gerade geschah, was sie gerade getan hatte, liess es zu, dass ihr Aussehen ihr völlig gleich war.

Lorra verschwand und Melina erfuhr nicht mehr, wer sie wirklich war, doch zweifelte sie nicht daran, sie eines Tages wieder zu sehen...
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Alt 21.06.2007, 11:47
#37
Melina Govaine
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1291 - Teil III: Rückkehr eines Freundes


Der Fluch war lange schon Geschichte, mit Glarons Hilfe verschwand er nach einiger Zeit und Melina war wieder frei, fühlte sich wie neugeboren. Kein ewiges Jucken mehr, keine Schmerzen. Es dauerte noch etwas, bis die Haut sich vom vielen Kratzen erholte, doch wartete sie geduldig. Ja, Glaron hatte sie erhöhrt und ihr geholfen, die Treue zu Glaron lohnte sich eben.

Ein paar Wochen später kehrte Heinrich zurück, ein Freund aus alten Tagen, welche sie seit gut 5 Sommern nicht mehr sah, seit er damals ohe das Wort des Abschiedes verschwand. Eigentlich hätte sie sauer auf ihn sein sollen, doch als sie ihn in der Kirche stehen sah, da freute sie sich einfach nur. Wozu böse sein, er war ja schliesslich wieder da!

Doch das war ja auch das Problem: Ihre Freude war so gross, dass sie den Inquisitor nicht beachtete, der auf der Kirchenbank sass. Scheinbar nahm er ihr das sehr übel, berichtete doch Heinrich ein paar Tage später im Kloster, dass sie respektlos gewesen wäre.

Nunja, sie wusste durchaus, dass sie Mist gebaut hatte, doch war es nicht verständlich? Wie dem auch sei, Heinrich trug ihr auf, sich bei ihm zu entschuldigen und sie würde dies auch tun.

Nur wusste sie nicht, wie sie ihm gegenübertreten soll. Irgendwie fühlte sie sich wie ein kleines Mädchen, welches ihrem Vater gestehen soll etwas falsch gemacht zu haben und sich dafür entschuldigen muss, doch gerade bei den Inquisitoren war es meist noch schlimmer. Ein Vater konnte durchaus verzeihen, doch konnte es auch der Inquisitor? Sie kannte diesen Mann kaum und wusste nicht, was er sagen oder tun würde. Allerdings legte Melina auch keinen grossen Wert darauf, dessen Gunst inne zu haben. Entweder mochte er sie oder er tat es nicht. Sie würde ihm sagen, was sie zu sagen hatte, und dann würde man sehen, was geschehen würde. An ihren Glauben zu Glaron würde es nichts ändern, denn auch die Templer, Priester oder Inquisitoren waren in Melinas Augen lediglich Menschen, Diener ihres Gottes, so wie auch sie ihrem Gott diente und huldigte.

Ein Wort kam ihr in den Sinn, das Wort was Heinrich während ihres Gespräches im Kloster erwähnte: Demut. Etwas musste Melina schmunzeln bei diesem Wort. Demut...in der Sprache der Nordländer exisitiert dieses gar nicht. Dort entscheidet nur die Stärke und unterliegt man, kämpft man weiter bis man siegt oder untergeht. Doch lebte sie schon viel zu lange im Herzogtum und viele Eigenschaften der Menschen hier hat sie sich, auch wenn vielleicht unbeabsichtigt, zu eigen gemacht. Wenn ihr Bruder sie wiedersehen würde, würde er sie sicher als eingebildete weiche Schnepfe bezeichnen. Eine Nordländerin war sie schon lange nicht mehr. Als Nordländer hatte man es auch hierzulande sehr schwer. Die Lebensart wurde hier nur schwer verstanden.

Doch all dies konnte sie dem Inquisitor natürlich nicht erzählen, verstehen würde er es eh nicht. Also würde sie wohl besser voller Demut das Gespräch suchen und sich entschuldigen und auch durchaus ehrlich, auch wenn es ihr nicht gefallen würde, doch anpassen musste man sich, ob man wollte oder nicht. Schliesslich war dies ein Zeichen von Stärke, von Mut und von Charakter und vielleicht konnte sie, durch ein glarongefälliges Leben, das Schicksal ihres Vaters, dem gefallenen Paladin, etwas mildern, denn letztlich war es sein Wirken, was ihren Glauben an Glaron erst möglich machte, denn eines ist sicher: Glaron sieht alles...
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Alt 07.07.2007, 09:36
#38
Melina Govaine
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1291 - Teil IV: Seltsame Wesenheiten

"So langsam sollte ich mich doch daran gewöhnt haben".. murmelte Melina leise, mehr zu sich selbst. Der Abend, als Bolwen ihr erzählte, dass er bald mit das Lager der Amazonen verteidigen würde, beunruhigte sie auf das Gröbste. Diesmal waren es keine Orks oder Menschen, diesmal waren es ihr völlig unbekannte Wesenheiten, Tiere, die doch keine waren. Sie hatte jene Wesen bisher nur sehr selten gesehen, im Lager der Amazonen bei einem nächtlichen Überfall und auch bei Khaz'Dur, als sie alleine einem Bären gegenüber stand.

Diesmal gab es kein Wort des Abschiedes. Melina wusste zwar, dass er bald aufbrechen würde, aber nicht wann. Nicht von ihm sondern von jemand anderem erfuhr sie, dass es einen schweren Kampf mit vielen Verletzten gab. Zunächst ärgerte sie es, dass Bolwen ihr nicht bescheid gab, doch war sie ihm auch zutiefst dankbar, ihr Tage voller Sorge zu ersparen. Sie war einfach nur so unendlich froh, dass er wieder bei ihr war.

Doch war der Spuk vorbei? Sie wusste es nicht und das Thema war auch ein sehr Meidenswertes. Sie sprach mehr mit anderen Menschen über diese Tiere, die anscheinend etwas mit dem Libanu-Kult zu tun hatten, auch wenn dies doch kaum glaubhaft war. Sie hatte damals selbst an Libanu geglaubt, kannte einige wenige der Schwestern Yews und wusste sie zu schätzen, ja sie heiratete sogar einst im Namen dieser Göttin. Nein, es musste etwas anderes damit auf sich haben, zumal Colin von einer Bessenheit sprach, der auch er zum Opfer fiel.. denn ihr Wahrheit waren sie Menschen, die sich nur in Tiere verwandeln konnten.. was war das für eine verdammte Teufelei?!

Doch gab es auch mal erfreuliche Dinge in den letzten Tagen: Eine alte Freundin war nach Britain zurückgekehrt, eine Frau, von der Melina glaubte, sie niemals wiederzusehen. Chana war tatsächlich zurückgekehrt, doch warum? Konnte Melina ihr vertrauen? Vergessen konnten man nicht, was Chana in der Vergangenheit tat oder mit dem sie zu gerne verkehrte. War ihre Freundlichkeit vielleicht nur eine Art.. Intrige? Ihr Angebot, Melina solle sie mal besuchen eine Falle? War sie gar nicht ausser Landes gewesen sondern die ganzen Jahre nur bei Karex versteckt? Ihr Verstand riet Melina dringends, Chana zu vergessen, jeglichen Kontakt zu vermeiden, doch ihr Herz war weich.. zu weich. Als Melina Chana in den Tala hereinkommen sah, triumphierte ihr Herz, liess es jubeln. Sie würde abwarten, mit Bedacht.

Ihre Freunde, denen sie vertraute, waren zur Zeit auch eher wenige. Nur wenige gab es, mit denen sie wirklich gern Zeit verbrachte und zu denen sie offen sprach. Mit Nadirah konnte man dies wirklich gut, auch wenn dies öfters mal zu Streitereien führte. Mit einem Schmunzeln musste sie an jene Tage denken. Sie war wirklich noch sturer als sie selbst. Ja, dies gab es wirklich! Sie war einfach so herrlich direkt, eine Eigenschaft, die nicht viele Menschen im Herzogtum hatten und sie bewunderte Nadirah dafür, zumal sie erschreckend oft die Tatsachen auf den Punkt brachte, ohne viel Geschnörkel.

Oder der gute Kortan, was war er doch für ein Spassvogel. Immer wenn sie mit ihm Zeit verbrachte, brachte er sie zum Lachen. Sie kannte ihn schon so lange und machte einiges mit ihm durch, dass verband Melina mit ihm. Besonders herrlich waren seine Frotzeleien mit Nadirah, bei denen man niemals sicher sein konnte, ob Nadirah gewisse Dinge ernst meinte oder nur Spass waren. Und nun hat Kortan doch wirklich den Plan, Melina, Kyra und Nadirah zu sich nach Haus einzuladen? Ist er denn wahnsinnig geworden?

Doch manchmal fragte Melina sich, was für ein Mensch hinter der so fröhlichen Wand steckte? Im Grunde kannte Sie ihn nur als den witzigen Kortan, mit dem sie so gerne Zeit verbrachte. Dies war gefährlich, dass wusste sie zu gut. Bolwen war eben sehr eifersüchtig und das könnte Kortan gefährlich werden, so wie er es auch selbst andeutete, als sie neulich Nacht nach Haus geleitete. Am besten war es wohl, wenn sie bei Bolwen mit offenen Karten spielte, damit das nicht so endet wie mit Gwescan und ihr...
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Alt 17.07.2007, 14:19
#39
Melina Govaine
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1291 - Teil V: Die Rückkehr in die Schmiede


Die Rückkehr in das Schmiedehandwerk fiel Melina leichter als gedacht. Lange genug verstaubte ihre kleine Werkstatt, es war wieder an der Zeit, das metall zu formen, wieder ihr Können unter Beweis zu stellen und den letzten Schritt zu ihrem Traum zu vollziehen: sich unter die besten Schmiede der Insel Britannia einzureihen. Doch würde sie nie mehr so hart und viel arbeiten können wie früher; ihre Krankheit blieb und würde niemals mehr gehen. Sie musste mit Bedacht vorgehen und Aufträge absagen, wenn sie spüren würde, dass sie eine Pause brauchte. Doch hatte sie ja nun Avdin als Lehrling und Melina war überzeugt, dass die junge Saharessenschmiedin eine Bereicherung wäre.

Die Arbeit als freie Schmiedin gefiel Melina gut, auch wenn sie einige Abstriche machen musste; doch nach dem Brief von Mandrag, mit Beleidigungen und Schmähungen gespicht, war sie überzeugt, dass eine Tätigkeit in der Zunft keine gute Wahl wäre, so wie sie sich in Mandrag doch getäuscht hatte! Scheinbar wurde er gerne mal cholerisch, wenn etwas nicht nach seinem Plan lief, schade eigentlich, im Grunde war er doch ein guter Kerl, so lange man ihm scheinbar seinen Willen liess.

Avdin hatte sie im Grunde der Zunft zu verdanken, beziehungsweise Ilrion, der durch seine Drohung Avdin gegenüber dafür sorgte, dass Nadirah Melina darum bat, sie bei sich aufzunehmen. Melina musste bei dem Gedanken daran fast schmunzeln, auch wenn dies doch eigentlich traurig war. Innig hoffte sie noch, Mandrag würde endlich einem Treffen zustimmen, doch blieb bisher eine Antwort aus.

Doch sollte die Zunft tun, was sie für richtig halten mochte, sie selbst würde ihren Weg gehen und der Zunft Paroli bieten, sollten ihr gewisse Zunftmitglieder Ärger machen, auch wenn ihr eine gewisse Zusammenarbeit lieber wäre, denn zuviel Ärger wäre nicht gut für ihre Gesundheit, dessen war sich Melina stets bewusst.
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Alt 11.08.2007, 11:47
#40
Melina Govaine
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1291 - Teil VI: Die Vergangenheit sollte ruhen, doch nie vergessen werden


Es war einer dieser kalten Wintertage, an denen Melina einfach nicht zuhaus bleiben wollte und auch nicht konnte; Es war diese Rastlosigkeit, die sich in solchen Tagen in ihr ausbreiten konnte.

So beschloss Sie, durch den Schnee und der bitteren Kälte, nach Cove zu gehen, jener Stadt die sie schon lang nicht mehr besuchte, die aber immer wieder entscheidende Plätze in ihrem Leben eingenommen hatte.

Sie trat an die schwere Holzmauer und an das stählerne Tor, berührt jenes metallische Gebilde und erinnerte sich nur zu gut, wie und warum dies gefertigt wurde. langsam betrat Melina die Stadt und schaute sich um, ruhig und verschlafen, wie der Ort schon immer gewesen war. Langsam blickte sie auf, zu dem Wehrgang der Holzmauer, stellte sich vor, ihre einstige Gefährtin Gwendolyn ihr zuwinken würde. Ja Gwendolyn, dort war stets ihr Platz, schaute stets wachsam in das Umland.

Langsam stiefelte Melina durch den Schnee weiter in die verschlafene Stadt hinein und erblickte den alten Lagerfeuerplatz, den es also immer noch gab. Das Feuer war erloschen, wahrscheinlich schon seit geraumer Zeit. Deutlich kamen ihr die Bilder vor Augen, wie ihre Freunde von einst hier ihren Aufgaben nachgingen, Freunde die längst fort oder tot waren. Hier hatte sich in vielerlei Hinsicht soviel geändert, aus Fremden wurden Gefährten, ja schon fast Freunde, nicht nur Tod und Vezweiflung bestimmten die Wochen hier, vor vielen vielen Jahren.

Langsam setzte sie sich auf einen der Baumstämme, die als Sitzplatz an der Lagerstätte dienten, entgegen aller Vernunft, so nass und kalt wie sie waren. Sie war die letzte, die noch übrig war, die letzte von denen, die damals für ein freies Britannia kämpften, die letzte, die noch davon wusste. Nachdem es ausgestanden war verschwanden alle einstigen Gefährten nach und nach, wie sie selbst auch einst, für eine gewisse Zeit.

Melina selbst war damals ein kleiner Stein gewesen, der viel ins Rollen brachte, als sie dem Inquisitor einst das Messer an die Kehle hielt und Sianne mit ihren Freunden befreite, doch entstand dies mehr aus ihrer kindlichen Naivität und Hitzköpfigkeit. Doch heute... war sie um viele Jahre älter und reifer und hätte ihren früheren Selbst gerne mahnende Worte an den Kopf geworfen. Sie war nicht mehr diesselbe und irgendwie.. schmerzte das doch ein wenig. Früher war sie es, die für ihr Verhalten kritisiert wurde und heute war sie es, die gerne andere kritisierte. Was für eine verkehrte Welt, dachte sie sich im tiefsten Inneren.

Für einen kleinen Moment wünschte Sie sich all ihre früheren Freunde hierher, noch einmal mit Ihnen hier sitzen zu können. Was würden Sie zu Melinas Werdegang sagen, wären sie solz auf sie? Oder würde Vadrak doch wieder einen Grund finden, sie zu maßregeln?

Seufzend wurde Melina bewusst, dass sie es eines Tages wissen würden, denn wenn Sie, die letzte aus der Schlacht um Cove, sich wieder eines Tages zu ihren Kameraden gesellen würde...
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Alt 26.11.2007, 16:51
#41
Melina Govaine
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1292 - Teil I: Herbstdepressionen?

Die Nachrichten, die Bolwen für Melina hatte waren alles andere als angenehm. Es war sein Tonfall, der das Innere Melinas alarmierte, sie kannte diese Stimmlage Bolwens nur zu gut, sein Zögern, sein Herumdruchsen.

Sie hatte mit so vielen gerechnet, doch all ihre Vorstellungen übertraf doch das an diesem Abend Gesprochene. Sie fühlte sich schon schlecht genug, weil sie an dem Tag der Neubeerdigung Sadinons mit Fieber im Bett lag und an ein Aufstehen nicht zu denken war, doch war es wohl ein Wink des Schicksals, dass sie es nicht konnte. Wenn sie selbst mitbekommen hätte, was dort geschehen beziehungsweise nicht geschehen war, es hätte wohl für einen Ausraster gesorgt, der seinesgleichen gesucht hätte.

Man hatte doch tatsächlich vergessen, ihren seit Jahren toten ersten Gemahl erneut zu beerdigen. Vergessen! Melina kämpfte um Fassung, als Bolwen ihr dies berichtete, schwankte zwischen Wut und Trauer, ihre Emotionen kochten hoch und drohten sie innerlich zu zereissen.

Doch als ob dies noch nicht genug war, erzählte Bolwen ihr, dass Bol in Faerlan ehrenvoll gefallen sei. Der Mann, den sie einst innigst liebte und doch nie heiraten konnte vor so vielen Jahren, war in einer Schlacht gestorben. Das war einfach zuviel des Guten, Melina war einfach nur noch fassungslos, wütend, traurig und verzweifelt zu gleicher Zeit.


Die Tage vergingen und Melina wurde mehr und mehr depressiver, schlief nur noch sehr schlecht und zog sich mehr und mehr von vielem zurück. Lachen konnte sie nicht mehr und auch Freunde mied sie mehr denn je.

Sie dachte viel nach, über ihre verstorbenen Freunde und Liebsten aus alten Tagen. Schnell kam ihr in den Sinn, dass es vielleicht gar kein Zufall war, was passierte. Alle ihre vergangenen Liebsten waren entweder tot oder gar von einem Dämon besessen, selbst diejenigen, deren Liebe sie nicht erwiedern konnte oder wollte!

Diese Erkenntnis durchfuhr sie wie ein stechender Schmerz und schnürte ihr die Luftröhre zu. War sie es? Sind sie alle gestorben, weil sie etwas Böses an sich hatte? Hatte Vingril Kengrand sich einst geirrt als er sie freisprach, womöglich nur durch ihr Einwirken? Und was würde mit Bolwen passieren? Würde er auch durch sie womöglich sterben?

Unruhig ging sie durch das Wohnzimmer hin und her, dieser Gedanke liess sie nicht mehr los und quälte sie mehr und mehr. Das durfte niemals geschehen! Womöglich gab es nur eine Möglichkeit dies zu verhindern und sie war es ihm schuldig, diese Möglichkeit zu nutzen, zu seinem Wohle, auch wenn es letztendlich ihr Herz schmerzen lassen würde, doch hatte sie denn eine andere Wahl?
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Alt 30.11.2007, 10:52
#42
Melina Govaine
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1292 - Teil II: Zweifel an einem Priester und an sich selbst


Melina konnte die ganze Nacht nicht schlafen, der Abend zuvor war einfach zu aufwühlend gewesen, hatte ihre Nerven aufs Äusserste strapaziert. Eigentlich sollte es einfach nur ein klärendes Gespräch mit Priester Cormac werden, doch entartete dies zu einem lauten Austausch controverser Meinungen, auch Streit genannt.

Letzlich wusste Melina irgendwann selbst nicht mehr genau, was genau sie so aufbrachte. War es das uneinsichtige Verhalten des Priesters? Waren es die Dinge, die er sagte oder war es etwas, was sie innerlich immer wieder zu schaffen machte?

Alles was sie erwartete von jenem Priester, war eine Entschuldigung dafür, dass er an jenem Abend der Beerdigung ihres toten ersten Mannes in ihren Augen einen groben Fehler machte. Doch stattdessen zweifelte er ihr gegenüber offen an, dass es ihr wahrscheinlich eh nicht wichtig gewesen wäre, tadelte sie für ihr zorniges Verhalten ihm gegenüber und dachte nicht eine Minute daran, sich einfach nur zu entschuldigen.

Ihr war klar, dass sie mit diesem Mann nichts mehr zu tun haben wollte, vielleicht auch gleich mit der ganzen Kirche. Sie wollte keiner Kirche angehören, die so einen Mann in ihren Reihen als Würdenträger duldete, zumal Cormac ihrer Meinung nach eh keine Würde mehr besass. War es denn so schwer, lediglich seinen Fehler einzusehen und eine Entschuldigung auszusprechen? Scheinbar ja...

Sie hatte an dem Abend noch lange mit Bolwen gesprochen, über ihren Seelenfrieden, ihre Vergangenheit und die Ehe damals mit Sadinon. Er konnte sie etwas beschwichtigen, doch eine Meinung blieb: die über Cormac.

Die Kirche war eh nicht mehr das, was sie einst war, nur noch ein Schatten ihrer selbst. Selbst einen falschen Inquisitor konnte man nicht enttarnen und welch Ironie, dass es doch Karex war, der die Kirche von diesem Täuscher befreite!

Doch sollten sie weiter ihre Lehren predigen, Melina war es mittlerweile gleich. Soviele Menschen Britannias lebten gut ohne die Kirche, als würde sie das auch können. Doch was genau noch passieren würde, würde die Zeit zeigen.
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Alt 19.02.2008, 07:47
#43
Melina Govaine
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1293 - Teil I: Nahender Abschied


Es wurde langsam wieder Herbst und der Abschied aus Britannia nahte. Das Schiff gen Süden würde bald aufbrechen, es waren lediglich noch einige Waren zu verladen und auf die Flut zu warten, dann konnte es losgehen.

Der Abschied fiel Melina alles andere als leicht, gerade in der momentanen Situation, doch ihr blieb keine Wahl und Bolwen verstand dies. Sie spürte seine Traurigkeit in jeder Faser ihres Körpers und doch hielt er sich tapfer, war es doch nicht für die Ewigkeit.

Sachen packen konnte Melina nicht, ihr Haus war unerreichbar zur Zeit. Sie wusste nicht, ob sie ihr Heim jemals wiedersehen wird, ob ihre Heimat noch so sein würde, wie sie sie kannte und liebte, doch all dies durfte sie nun nicht beschäftigen, hatte sie doch eine lange und beschwerliche Reise vor sich.

Nach der Schiffsüberfahrt würde sie in Ja'la auf Rashid treffen, einem Vertrauten ihrer Schwiegermutter von einst. Vertrauen durfte man dort nicht jedem Mann, umso erleichteter war sie, dass er sich bereit erklärte, sie durch die Wüste nach Gafsa, der grossen Oase, zu führen, wo sie nächsten Monate verbringen würde.

Doch noch war sie in Britain und überlegte sorgsam, wie sie den Abschied von der Familie verbringen sollte. Es gab nur noch das Schloss, wo sie in Ruhe unter sich sein konnten, wenn es denn dort überhaupt möglich war...
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Geändert von Melina Govaine (19.02.2008 um 07:49 Uhr).
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Alt 06.03.2008, 10:29
#44
Melina Govaine
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1293 - Teil II: Schiffbruch


Nur langsam erwachte Melina, das Atmen fiel ihr schwer und ihr Körper fühlte sich mehr tot als lebendig an. Kleine Wellen umspülten ihre nackten Füsse, das Krächzen von Vögeln drang in ihre Ohren. Langsam kam sie zu sich und hob leicht ihren Blick, um zu sehen wo sie war. Sie lag an einem Strand, ein Wäldchen bildete eine natürliche Grenze zu jenem. Ein kleiner Krebs blickte neugierig zu Melina und als sie sich langsam aufzurichten versuchte, hob er drohend seine Scheren und nahm langsam Reißaus. Das Stehen fiel ihr schwer, das linke Bein vermochte sie kaum zu tragen.

Langsam humpelte sie mehr schlecht denn recht in Richtung Waldrand und ließ sich dort an einem Baum nieder. Es war kühl, ihre zerschlissene und durchnäßte Kleidung vermochte sie kaum zu wärmen.Am Strand sah sie ein wenig Treibgut liegen, wohl Teile des Schiffes, mit dem sie unterwegs war. Vereinzelt waren Leichen angeschwemmt worden, ein paar kleinere Kisten sowie kleinere Schiffsteile.

Langsam kehrte die Erinnerung an den Abend des Unterganges zurück, es war schon die ganzen Tage stürmisch gewesen, aber diese Welle... dunkel erinnerte sie sich an die riesige Wassermasse, die auf das Schiff zuschoss, wie sie in das Meer gespült wurde...

Wo verdammt war sie nur? Scheinbar eher noch in den nördlicheren Gefilden, der Wald deutete darauf hin. Tierlaute waren aus dem Wald zu vernehmen, die Insel schien reich an Tieren zu sein und den lauten nach auch reich an verdammten Raubtieren. Doch all dies interessierte sie kaum, die Erschöpfung forderte ihren Tribut und sie schlief am Baum gelehnt ein, darauf hoffend, dass Glaron sie nicht am Leben ließ, um als Raubtierfutter herhalten zu müssen...
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Alt 11.03.2008, 09:23
#45
Melina Govaine
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1293 - Teil IV: Verschollen




Langsam erwachte Melina, noch immer am Baum gelehnt. Ihr Rücken schmerzte und ihr Schlaf war unruhig, zu sehr quälten sie Hunger und Durst. Ihre Haut brannte und jede ihrer Bewegungen schmerzte, als sie sich langsam erhob.

Seufzend bewegte sie sich in Richtung Wald, in der Hoffnung dort etwas trink- und essbares zu finden oder vielleicht sogar ein Dorf oder eine Stadt. Wo war sie hier nur gelandet verdammt?! Der Wald war licht und laut, von überall her waren Tierlaute zu hören, es war zeitweise so laut, dass sie sich die übermüdeten Ohren zuhalten musste. Mehr stolpernd als gehend gelangte sie immer weiter in den Wald hinein und traf irgendwann auf einen Flusslauf. Er war nicht sonderlich gross, aber groß genug um darin baden zu können. Schnell streifte sie sich ihre Stofffetzen ab und sprang in das kühle erfrischende Nass. Glücklich aufseufzend wusch Sie sich ausgiebig und stillte gierig ihren brennenden Durst.

Ein Geräusch ließ sie aufschrecken! Etwas knackte im Unterholz, ganz in der Nähe! Angespannt spähte Melina in die Richtung des Geräusches. Das geräusch.. bewegte sich um sie herum. Wieder ein Knacken, diesmal von der anderen Seite! Melina schluckte hart und fluchte leise. Raubtiere.. Glaron warum nur?! Langsam bewegte sich Melina aus dem Fluss in Richtung ihrer Kleider, als sie etwas im Busch blitzen sah, als wenn Sonnenstrahlen sich auf Metall spiegeln. Metall... Raubtiere bestanden selten aus Meta...Bevor sie den Gedanken zuende bringen konnte, erhob sich jemand aus dem Dickicht mit einer Art Entermesser bewaffnet. Grinsend erhob jener seine Klinge in ihre Richtung.

"Na was haben wir denn hier...he, schaut mal her!"

Nacheinander kamen zwei weitere Männer aus dem Wald hervor. Sie waren dunkelhäutig und trugen allesamt Entermesser als Bewaffnung. Langsam, die Männer nicht aus den Augen lassend, bückte Melina sich zu ihren Kleidern und zog sie sich rasch über.

"Wer seid ihr.. und was wollt ihr?"

Melina versuchte ein Zittern ihrer Stimme zu verhindern, doch gelang es ihr nicht. Solche Kerle konnten nichts Gutes bedeuten, auch wenn sie vielleicht eine kleine Hoffnung auf Rettung waren.

Ihr Grinsen ebbte nicht ab, doch anstatt noch irgendein Wort zu sagen wurde Melina gepackt und mitgeschliffen. Nein.. diese Kerle waren nicht ihre Rettung...

Die Männer folgten dem Flusslauf weiter bis sie an den Strand kamen, jedoch nicht derselbe, an dem Melina angespült wurde. Am Strand lagen mehrere kleine Beiboote und ein kleines Schiff ankerte an der Küste; Männer waren damit beschäftigt, Fäßer auf die Beiboote zu hieven.

"He Männer, schaut mal was wir gefunden haben!"

Mit diesen Worten wurde Melina zu den übrigen Fäßern gestossen und fiel in den Sand. Langsam rappelte sie sich wieder auf und bemerkte, wie jemand auf sie zutrat, ein älterer Südländer, mit langem Rauschebart und großen goldenen Ohrringen an beiden Ohrläppchen. Er musterte sie recht verwundert, blickte dann fragend zu seinen Männern.

"Wir fanden sie im Fluss.. badend." Grinsend berichteten die Seemänner von ihrem Fund. Der Bärtige nickte und schnauzte dann seine Leute an: "Genug gestarrt, an die Arbeit!"

"Wer seid ihr, was habt ihr auf dieser Insel hier zu schaffen, hm?" Melina blickte ihn zögern an, bis sie ihm dann antwortete. "Ich war auf einem Handelsschiff unterwegs und erlitt Schiffbruch, ich wurde hier angespült."

"Und wer seid ihr?"

Melina überlegte lange, was sie ihm sagen sollte. Konnte sie ihm trauen? Würde er sie nach Hause bringen oder zu einem Hafen, von wo sie vielleicht heimkehren könnte?

"Mein Name ist Elthia Bachenthal..eine Händlerin aus Britannia und solltet Ihr mich zu einem sicheren Hafen bringen, kann ich Euch großzügig entlohnen."

"Reich, eh? Scheint mir nicht so, wenn ich Dich so betrachte. Wir werden Dich mitnehmen. Wir kennen einen Ort, wo du.. besser aufgehoben bist, als hier. He Sergio, bring unser Täubchen aufs Schiff und richte sie etwas her. So wie sie aussieht bringt sie uns nichts ein!"

Melina wurde kreidebleich und blickte den Bärtigen erschrocken an.

"Was.. was hat das zu bedeuten..?" brachte sie mehr stammelnd ans sprechend hervor. Der Bärtige blickte sie wieder an und grinste verwegen.

"Tja, meine Hübsche, dort wo wir hinfahren, wird eine blonde Dame aus Britannia uns ein hübsches Sümmchen bringen. Wirst Dich gut als Sklavin machen, bist nicht so ein zierliches Ding. Bist nur nicht mehr so jung, aber das kriegen wir schon hin."

Melina ballte die Fäuste und der Bärtige gab ihr daraufhin eine schallende Ohrfeige, sie stürzte und knallte mit dem Kopf gegen eines der Fässer und es wurde ihr schwarz vor Augen; Der Bärtige schüttelte nur den Kopf.

Während der Zeit auf See musste Melina in ihrer sehr engen Kabine bleiben, wurde notdürftig versorgt, aber ansonsten kümmerte sich niemand um sie, wofür sie auch sehr dankbar war. Doch ein Tag vor Erreichen des Hafens wurde sie in die Kajute des Kapitänes beordert. Dort wurde sie zurecht gemacht, man gab ihr frische Kleidung, dessen Sinn es einzig war, den Preis in die Höhe zu treiben.

Dann ließ man sie wieder allein. Mehr und mehr ergab sich Melina in ihr Schicksal. Verkaufen.. niemals hätte sie auch nur ansatzweise gedacht, dass ihr solch ein Schicksal widerfahren könnte. Wer war sie noch, doch nicht mehr als ein Stück Vieh, was an den meist bietenden verschachert werden würde. Niemand würde ihr helfen können, niemand wusste, wo sie war. War das die Strafe Glarons für ihr Leben, was sie führte? War sie vielleicht tot und war das die Hölle, die sie erwarten würde? Nein, wahrscheinlich nicht, doch wäre der Tod sicherlich erstrebenswerter als ihr zukünftiges Leben in Knechtschaft. Doch würde sie nicht lange eine Sklavin sein, nein, bevor sie so ein Leben ertragen würde, würde sie erst ihren neuen Herren und dann sich selbst töten...
Melina Govaine ist offline  
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Alt 14.03.2008, 09:50
#46
Melina Govaine
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1293 - Teil V: Das Ende der Reise


Der Hafen, den das Schiff anlief war riesig. So etwas hatte Melina noch nie gesehen, alle Arten von Schiffen lagen im Hafen angelegt, unzählige Menschen tummelten sich an den Kais. Es war laut, Händler priesen lauthals ihre Waren an, Seemänner brüllten Kommandos, Schiffe wurden beladen und entladen.

Der Bärtige und ein paar Männer vom Schiff verließen mit Melina das Schiff und durchquerten die Stadt zielsicher durch ein paar kleinere Nebenstraßen. Ab und zu mussten ihre "Begleiter" ein paar Bettler verscheuchen, die auf jede erdenkliche Weise ein paar Taler erbetteln wollten. Wo war sie hier nur gelandet...

Irgendwann erreichten sie einen großen Marktplatz. Er war riesig, unzählige Händler priesen dort ihre Waren an, feinste Stoffe, Gewürze, Kamele und unzählige andere Dinge fand man dort. es gab Zeiten, da hätte Melina Stunden dort verbringen können, aber an jenem Tag war sie einfach nur froh, wenn dieser rasch vorbei ginge. Man hatte ihr nicht gesagt, was nun genau passieren würde, doch angenehm würde dies sicher nicht werden.

Doch das Ziel war auch nicht jener Marktplatz, am Nordende jenes Marktplatzes betrat man eine weitere Straße und blieb irgendwann vor einem prächtigen Gebäude stehen. Soviel Gold an einem Haus sah Melina noch niemals, wie reich mochten die Bewohner bloß sein? Der Bärtige sprach ein paar Worte mit einer der beiden Wächter, die vor der Eingangstür Wache standen, dabei deutete er immer wieder kurz auf Melina, ihr wurde schon recht klamm dabei. Einer der Wächter öffnete die Tür und der Bärtige packte Melina an der Schulter und betrat mit ihr das haus, seine Männer blieben draußen.

Die Eingangshalle war prachtvoll eingerichtet, auch hier war viel mit Gold gearbeitet worden, der Boden bestand aus feinstem Marmor und die Möbel waren aus wundervollem Holz gebaut. Ein Diener wechselte ein paar Worte mit dem Bärtigen und verschwand dann kurz darauf; ein banges Warten begann. Melina wagte es nicht, den Bärtigen anzusprechen, zu große Angst hatte sie vor der Antwort. Es dauerte ein paar Minuten, bis der Diener wiederkam und wieder ein paar Worte mit dem Bärtigen wechselte, dann ging er voran und er folgte dem Diener, Melina dabei mitzerrend.

Sie betraten einen großen prächtigen Salon und wurden scheinbar von dem Mann empfangen, dem dieses Haus gehörte. Er war ein hochgewachsener Mann, stattlich gebaut und mochte die 30 Sommer kaum überschritten haben. Er drückte dem Bärtigen die Hand und sprach eine Weile mit ihm, scheinbar kannten die beiden sich schon länger. Immer wieder blickte der ihr unbekannte Mann zu ihr, schien sie ausgiebig zu mustern. Kurze Zeit später überreichte er dem Bärtigen einen Beutel mit Münzen und jener verschwand dann.

"Seid mir gegrüsst, Madame, setzt Euch doch bitte."

Nun war Melina baff, er bat sie, sich zu setzen? Sprach man so zu seinen Gefangenen? Was bezweckte sie damit? Sie beschloß, das Spiel erst einmal mitzuspielen, sagte aber keinen Ton.

Dem Mann schien dies kaum zu stören, sein Lächeln, Melina vermochte es kaum einzuschätzen. War es eine Maske oder gar ehrlich gemeint?

"Ihr müsst hungrig sein, wenn ihr es wünscht, lasse ich Euch etwas zu essen bringen."

Melina schwieg.

"Ich bin Kassim, ein Händler und wie Ihr sehen könnt, ein recht erfolgreicher Händler."

Bastard, dachte Melina sich. Händler...Menschenhändler traf es wohl eher.

Unbeirrt setzte der Händler fort zu sprechen.

"Wie ihr wohl selbst schon bemerkt habt, seid ihr für die nächste Zeit mein Gast in diesem Hause. Im Grunde solltet ihr mir dankbar sein, es hätte Euch wahrlich schlimmer treffen können."

Verächtlich blickte Melina Kassim an, machte sich auch keie Mühe damit, ihre Verachtung zu verstecken. Kassim mochte dies bemerken, zeigte aber keinerleich Reaktion darauf und das machte sie nur noch wütender.

"Gäste.. können gehen wann sie wollen, kann ich dies auch?"

Kassim schmunzelte, es wirkte fast schon spöttisch. Er nahm sie scheinbar nicht ernst.

"Madame, wenn ich Euch gehen ließe wärtet Ihr in kürzester Zeit in den Fängen von Menschen, die euch böses wollen. Eine Frau wie Ihr, allein dort draußen, ist Freiwild für Sklavenhändler, heiratswillige Männer oder würdet gar in einem Freudenhaus landen, Wollt ihr das, hm?"

Melina seufzte leise und schüttelte leicht den Kopf. Er hatte wohl recht, eine Aussicht auf Flucht gab es nicht, noch nicht.

"Hier seid Ihr in Sicherheit. In meiner Obhut wird Euch niemand etwas tun. Doch verratet mir doch bitte Euren Namen, ja?"

"Melina Govaine..Gemahlin des Vogtes zu Britain auf Britannia" sagte sie laut und deutlich.

"Angenehm Madame, das ist doch schonmal ein Anfang. Nun, ich denke ich schulde Euch eine Erklärung. Wie Ihr sicherlich schon ahnt, war die Summe Gold , die ich dem Kapitän gab, als Austausch für Euch gedacht. Er ist ein langjähriger Bekannter von mir und liefert mir des öfteren.. Fundstücke bei mir ab; und Ihr seid so ein Fundstück. Ihr fragt Euch sicherlich schon die ganze Zeit, was hier mit Euch geschehen würde. Ihr habt zwei Möglichkeiten: ihr könnt hier als Sklavin Euren Dienst verrichten bis ihr alt und grau seid oder Ihr überzeugt mich davon, dass es durchaus von Vorteil für mich wäre, Euch hier als eine meiner Frauen leben zu lassen."

Melina schluckte hart und am liebsten würde sie diesem Kerl dieses verdammte süffisante Lächeln aus dem Gesicht schlagen! Ihre Hand ballte sich zur Faust und Kassim schien dies zu bemerken, doch sein Lächeln wurde nur noch breiter. Gefiel ihm das auch noch?!

Eine seiner Frauen zu werden...das kam doch gar nicht in Frage. Sie hasste diesen Kerl und konnte Bolwen niemals so etwas antun. Gewiss, Kassim war kein häßlicher Mann, aber nein, das konnte sie nicht akzeptieren! Jedoch hätte sie gewiß mehr Möglichlichkeiten, wenn sie darauf einginge, mehr Möglichkeiten zur Flucht...

"Überlegt Euch das genau Madame, ich lasse Euch für heute Nacht allein über alles nachdenken und erwarte morgen Eure Entscheidung."

Man brachte sie in ein geräumiges Gemach, ebenfalls prachtvoll eingerichtet. Doch für all dies hatte Melina keine Augen, sie ließ sich kraftlos auf das große Bett fallen und blickte gedankenverloren zur Zimmerdecke. Glaron, wieso das nur...wieso läßt du mich so alleine... Wäre sie doch nur ertrunken, wie alle anderen auf dem Schiff auch. Sie ließ ihren Tränen, ihrem Kummer freien Lauf und fiel auch daraufhin schon in einen unruhigen Schlaf...

Am nächsten Morgen wurde sie durch ein Klopfen an der Tür geweckt. Als die Reaktion ausblieb wurde die Tür geöffnet und Kassim betrat ihr Gemach. Er blickte sie recht ernst an, nicht mehr so freundlich wie am gestrigen Abend. Er musterte sie ausgiebig und blieb vor dem Bett stehen.

"Ihr habt Eure Entscheidung getroffen?"

Langsam erhob sich Melina aus dem Bett und blickte ihn lange schweigend an. Kassim wurde schon etwas skeptisch, dann aber brach sie ihr Schweigen.

"Kassim, ich bin eine verheiratete Frau, ich habe einen Mann und zwei Kinder in Britannia. Wieso wollt ihr eigentlich, dass ich Euch als Mann akzeptiere, was wollt Ihr von mir?"

Kassim schmunzelte wieder.

"Ihr seid störrisch, das muss man Euch lassen. Doch tue ich dies gewiss nicht aus Zuneigung zu Euch. Ihr seid lediglich eine Art Trophäe für mich, eine blonde Frau aus dem Norden, nun das fehlt mir in meiner Sammlung."

Melina nickte nur und seufzte leise. Langsam trat sie auf ihm zu, ihm dabei unentwegt ins Gesicht schauend, bis sie direkt vor ihm stand.

"Eine.. Trophäe, ja?" Kassim nickt nur, dabei wieder das süffisante Lächeln aufsetzend. Wieder nickte Melina und schaute ihn dann ihrerseits süffisant lächelnd an.

"Ich habe eine Überraschung für Euch." Kassim blickte sie fragend an und spürte dann urplötzlich einen stechenden Schmerz in seinem Schritt. Er krümmte sich und ließ sich zu Boden fallen, dabei laut aufjaulend.

"ich bin die Trophäe von niemandem, merkt Euch das!"

Laut vor Schmerzen schrie er nach seiner Wache, die daraufhin auch in das Zimmer hineingestürmt kam. "Pack Sie, das wird sie mir büßen!"

Melina wehrte sich nicht, als sie von der Wache gepackt und aus dem Zimmer hgerausgezerrt wurde. Sie wurde hinaus auf den Hof des Hauses geschleppt und dort unsaft zu Boden gestossen. Kurze Zeit später kam auch Kassim in leicht gebückter Haltung heraus und blickte sie hasserfüllt an.

"Kümmere Dich um sie, sie ist hier nicht mehr willkommen!" herrschte er die Wache an und ging wieder in das Haus, dabei murmelnd " Na warte Bärtiger, das Gold zahlst Du mir zurück..."

Langsam erhob sich Melina und blickte zu der Wache. Langsam zog er seinen Säbel und ging auf sie zu. Nun war es also endlich zuende...hier würde alles enden, schoss es ihr durch den Kopf. Er hob seinen Degen zum Angriff und sie schaffte es nicht, seinem Hieb auszuweichen, die Klinge traf sie an der rechten Schulter, schlitzte ihr Gewand auf und hinterließ eine tiefe Wunde. Melina schrie auf und ließ sich zu Boden fallen, drohend erhob die Wache erneut den Säbel, tausende von Bildern aus ihrer Vergangenheit schossen Melina noch in Sekundenbruchteilen durch ihren Kopf, bis die Klinge ihr durch den Oberkörper stach, sie sich noch einmal kurz aufbäumte und dann regungslos liegen blieb.

Verächtlich trat die Wache noch einmal gegen ihren Leib und steckte die Waffe weg, wickelte den schlaffen Körper in ein dickes Leinentuch und trug ihn dann letzlich vom Grundstück in Richtung des kleinen Flußes, der sich ein wenig ausserhalb der Stadt befand. Blut tropfte auf den Boden, doch nahm niemand richtog Notiz davon. Am Fluß angekommen warf er achtlos den eingewickelten Körper in das Gewässer und ging dann wieder seiner Wege.

Eine leise Stimme...von weit her, kaum zu verstehen. Immer wieder diese leise Stimme, die doch zunehmend lauter wurde. Langsam öffnete Melina die Augen und blickte auf das Holz einer Zimmerdecke. Nur verschwommen nahm sie die Umrisse wahr. Und wieder war da diese Stimme.. diesmal klarer zu verstehen. Es war kalt, sie zitterte am Leib.

"Nicht bewegen...streng Dich nicht an.." Wieder diese Stimme! Langsam bewegte sie ihren Kopf in Richtung dieser Stimme und nahm verschwommen eine Gestalt wahr. Langsam bewegte sie ihren Körper, doch es schmerzte höllisch.

"Wo... wo bin ich...." kam es leise und zittrig über ihre Lippen.

"Psscht.. streng Dich nicht zu sehr an.. du bist in Sicherheit. Du warst bereits so gut wie tot, doch scheinbar meinte es das Schicksal gut mit Dir, hm?"

Wieder fiel Melina in einen tiefen Schlaf, der tage andauerte. Sie hatte Fieberträume, träumte von Vergangenem und es ließ ihr keinen ruhigen Schlaf.

Irgendwann erwachte sie, etwas kräftiger wirkend als zuvor. Wieder schaute sie sich um doch diesmal war sie allein. Sie tastete nach der Schulter; sie war verbunden. Langsam schob sie die Decke zurück und erschrack. Um ihren Oberkröper herum war ein dicker Verband angelegt und jede zu heftige Bewegung verursachte ihr einen Schmerz wie tausend Nadelstiche.

Sie hörte sich nähernde Schritte und eine Tür wurde geöffnet. Herein kam ein Mann und trug in den Armen frische Verbände und eine Schale mit dampfenden Wasser. Melina musterte ihn skeptisch. Er war ebenfalls Südländer...Kunststück wenn man das Land betrachtete.. er wirkte jünger als sie und er blickte sie mit einem erfreuten Lächeln an, als er sah dass sie wach war.

"Schön, dass Du wach bist. Bleib liegen, ich kümmere mich um Deine Wunden."

Melina nickte nur und bettete ihr Haupt wieder auf das Bett. Langsam löste er den Verband an der Schulter und reinigte sie mit dem heissen Wasser. Er ging dabei recht behutsam um, immer dabei bedacht, ihr keine unnötigen Schmerzen zuzufügen. Aus seiner Mine konnte Melina nicht lesen, wie schlimm es um ihr bestellt war. Er verband die Wunde erneut und war auch beim Anheben der Schulter sehr vorsichtig.

Als er den Verband an ihrem Oberkörper aufschneiden wollte flüsterte sie leise: "Vorsicht.. mein Mann verprügelt jeden.. der Hand dort anlegt.." Der Mann schmunzelte nur schnitt den Verband auf. Als er die Wunde begutachtete, war seine Mine sorgenvoll. "Wie schlimm ist es..."

Nachdenklich blickte er auf die Wunde und schaute sie dann direkt an. "Du hast verdammtes Glück gehabt..Deine Rippe hat Dir das Leben gerettet und die Heilkünste meines Vaters. Doch wird es noch Wochen dauern, bis Du wieder aufstehen solltest."

Melina nickte nur und ließ sich weiter verbinden, bis er wieder die Decke über sie zog. "Ich komme später wieder und schaue nach dir."

Sie nickte nur und schenkte ihm ein leichtes aber dankbares Lächeln. Er verließ das Zimmer und sie war wieder allein.

Bald darauf fiel sie wieder in einen langem Schlaf und träumte...
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Alt 14.03.2008, 11:33
#47
Melina Govaine
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1293 - Teil VI: Von dem Regen in die Traufe



Melina ging es langsam besser, ihre Wunden verheilten zwar nur langsam, aber sie fühlte sich wohl an dem Ort, an dem sie war. Sie lebte mit einem Heiler namens Siran und dessen Sohn Yasin in einer recht kleinen Hütte direkt am Meer. Mittlerweile konnte sie zeitweise das Haus für ein paar Momente verlassen und die verbrachte sie meistens alleine am Strand. Sie kam langsam wieder zur Ruhe und genoss die Zeit, die sie dort hatte.

Die beiden Männer verstanden ihr Handwerk und die meiste Zeit war sie mit Yasin allein. Siran war öfters in der Stadt, er hatte dort ein kleines Heilerhaus, nicht weit vom Hafen entfernt. Yasin ließ sie weitesgehend in Ruhe und ging seinem Tageswerk nach.

Am Strand beobachtete Melina die vorbeifahrenden Schiffe, so wie sie es als Kind in ihrer Heimat auch des öfteren gerne tat. Sicher würde bald der Tag kommen, an dem sie selbst wieder auf einem Schiff reisen würde, gen Heimat. Sie schrieb viele Briefe gen Heimat, die Yasins Vater in die Stadt bringen sollte, sicher würden ihre Lieben umkommen vor Sorge, die Nachricht vom Untergang ihres Schiffes dürfte sicher schon dort angekommen sein.

Sie musste sehr viel an ihre Familie denken, doch hatte ihre Gesundheit zur Zeit vorrang. Yasin las ihr viele Wünsche von den Lippen ab und legte sich mächtig ins Zeug, damit sie wieder gesunden würde.

Abends aßen die drei gemeinsam zu Abend und sprachen viel miteinander. Sie erzählte von ihrer Heimat, ihrem Leben dort und die beiden Männer erzählten von ihrem Land, den Bräuchen und Traditionen. Sie hörte den beiden gerne zu und so vergingen die Abende meist wie im Fluge.

Melina konnte ihr Glück kaum fassen, dass sie aus diesem Alptraum entkommen war. Nachts träumte sie oft davon und wachte schweissgebadet auf. Doch tagsüber verdrängte sie alle schlechten Erinnerungen.

Es dauerte ein bis zwei Wochen, bis sie auch länger draussen bleiben konnte. Sie unternahm mit Yasin kleinere Ausflüge in das Umland, lernte ein wenig das Land von der anderen Seite kennen. Sie besuchten ein paar kleinere Dörfer, doch in die Stadt wagte sie sich nicht.

Zwischen Yasin und Melina entwickelte sich langsam etwas wie eine Freundschaft, nach ein paar Wochen wussten sie fast alles von dem anderen. Sie mochte diesen Kerl, auch wenn er schon ein paar Jahre jünger als sie war, war er doch erträglicher als so mancher Mann in ihrem Alter.

Doch irgendwann begann yasin zudringlicher zu werden, er machte Melina offene Avancen, doch sie wies ihn ab, machte ihm darauf aufmerksam, dass sie eine Familie habe und dass sie wieder dorthin zurückkehren würde, wenn es ihr besser ginge. Er nahm dies recht betrübt auf und es war offensichtlich, dass ihm dieser Gedanke nicht behagte.

Eines Tages, als Melina wieder alleine am Strand war, erzählte er seinem Vater davon. Dieser schmunzelte nur und zeigte ihm einen Packen Briefe, die scheinbar von Melina geschrieben, aber niemals abgeschickt wurden. Yasin stutzte und blickte ihn fragend an.

"Mein Sohn, glaubst du ich sah nicht, wie du sie angesehen hast, Abend für Abend? In ihrer Heimat hält man sie noch für tot, wird Zeit, dass wir ihr den Grund für ihre Rückreise nehmen. Gib ihr dies, heute abend, mein Sohn und sie gehört Dir."

Yasin nickte nur und nahm die kleine Phiole entgegen.

"Ich kenne einen guten Alchimisten und er hat mir diesen Trank gemischt. Du wirst überrascht sein."

Abends kehrte Melina zurück und gesellte sich zu Yasin an den Tisch. Siran war in der Stadt geblieben, meinte Yasin, und würde erst morgen früh zurückkehren. Melina nickte nur und ass langsam den Fisch und trank langsam den Wein. Es war recht einfach gehalten, aber schmeckte doch nicht so schlecht. Yasin schaute sie die ganze Zeit unentwegt an, sie bemerkte dies und bedachte ihn mit einem fragenden Blick. Irgendetwas war mit seinen Augen, sie waren heute so anders. Sie wollte ihm gerade einen frechen Kommentar an den Kopf werfen, entschied sich aber anders. Sie trank noch weitere Schlücke von dem Wein und schaute ihn über den Rand des Kelches hinweg an. Hässlich war er wirklich nicht....Sofort schüttelte sie ihren Kopf und versuchte den Gedanken gleich wieder zu verwerfen. Was dachte sie da nur?

Ihr wurde leicht schwindelig und rieb sich ihre Augen. Irgendetwas war seltsam heute...Siran war nicht da.. diese Gedanken und Yasins seltsame Blicke. Was passierte hier? Zaghaft ass sie ihren Teller leer, hielt es dann aber nicht mehr aus. Sie erhob sich langsam, ging in ihre Kammer und legte sich auf ihr Bett. Ihre Gedanken kreisten wild im Kopfe herum, sie versuchte immer wieder krampfhaft an Bolwen zu denken, an Sianne und Avinia, bis sie hörte wie die Tür geöffnet wurde. Langsam blickte sie in jene Richtung und schluckte. Yasin stand dort und blickte leicht lächelnd zu ihr. Eben dachte sie noch an ihre Liebsten, doch plötzlich...waren sie fort, sah nur noch sein Gesicht und diese Augen.

"Was.. hast du mit mir gemacht..." fragte sie zögerlich.

Langsam gesellte er sich zu ihr und legte seine Hand an ihre Wange, streichelte sie sanft und blickte tief in ihre Augen. "Ich möchte, dass du bleibst." Seine Stimme war ruhig, und doch hallte sie in ihrem Verstand wie ein Befehl wieder. "Ich kann nicht.. Bolwen, er..." Langsam legte er den Zeigefinger über ihre Lippen und schüttelte leicht den Kopf, fragte dann leise: "Wer?" Sie blickte ihn zögerlich an, versuchte sich das Bild des Mannes vor Augen zu führen, der ihr geliebter Ehemann war, doch da war nichts mehr. Das Bild Bolwens war fort..."Wer?" wiederholte er leise die Frage. Leicht lächelnd antwortete sie leise: "Niemand.."
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Geändert von Melina Govaine (14.03.2008 um 11:35 Uhr).
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Alt 30.05.2008, 13:11
#48
Melina Govaine
Reisender
 
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1294 - Teil I: Rückkehr in die Heimat


Rashid suchte schon Monate nach Melina, er gab sein Wort ihrem Ehemann. Er befragte Einwohner der Stadt, seine Kontakte, doch die Suche blieb erfolglos. Die Zweifel, ob Melina überhaupt noch in der Stadt oder deren Umgebung war, wurden schon so groß, dass Rashid aufgeben wollte. Sollte sie weiter im Landesinneren sein würde es sehr schwer für ihn werden, sie dort zu finden.

Es mochte Zufall oder Fügung sein, oder aber Melinas neugierige Natur, welche sie veranlasste, in die Stadt zu gehen, obwohl man es ihr dringendst abgeraten hatte. Mit einer weiten Robe und einem Kopftuch bekleidet betrat sie die Stadt, in der alles seinen Anfang nahm. Ihr war klar, dass sie wegen ihrer hellen Hautfarbe dort auffallen würde, doch war es ihr recht gleich. Sie konnte einfach nicht weiter in der kleinen Hütte Sirans bleiben, es engte sie zunehmends ein.

Sie bemerkte nicht, dass ihr jemand zu folgen schien. Ihr Weg führte sie bis zum Hafen, dort blickte sie zu den großen Schiffen und ein seltsames Gefühl erfüllte sie. Sie konnte es nicht deuten, aber es war ihr sehr unangenehm. Kam eines aus ihrer Heimat? Sie war sich nicht sicher,wo genau ihre Heimat war, doch hier im Süden war sie gewiss nicht. Jemand packte sie am Arm und drehte sie zu sich um. Sie blickte in das Gesicht von Yasim, der ihr auch sogleich das Kopftuch vom Kopf riss. Er schrie sie in seiner Landessprache an und sie verstand nur ein paar Bröckchen, doch diese reichten. Schallend verpasste sie ihm eine Ohrfeige, was Yasim nur noch wütender machte. Er zerrte sie mit sich und die Passanten interessierte es nicht, dass Melina sich wehrte und um Hilfe schrie. Yasin zerrte sie in eine etwas abgelegenere Gasse und schrie erneut auf sie ein. Nun reichte es. Sie ballte ihre Hand zur Faust und verpasste ihm einen Kinnhaken, so dass Yasim zu Boden ging.

"So gehst Du nicht mit mir um, Yasin!" schrie sie ihn an. Dieser erhob sich langsam und zog seinen kleinen Krummdolch.

"Ich habe dich gerettet und dir ein Heim gebeben, und so dankst Du es mir? Ich habe Dir verboten die Stadt zu betreten. Du kommst sofort mit mir."

Zögernd blickte Melina auf den Dolch, schluckte kurz und antwortete: "Nein Yasin, das werde ich nicht tun."

Yasin schüttelte nur kurz den Kopf. Er blickte sie nochmal mit einem undeutbaren Blick an und stiess zu. Die Klinge bohrte sich tief in Melinas Herz. Sie stöhnte schmerzvoll auf und sackte dann langsam an der Hauswand entlang zu Boden. Yasin blickte nur noch kurz zu der sterbenden Melina und ging dann rasch seiner Wege.

Melina presste ihre Hand auf die tödliche Wunde und ihr Blick wurde glasiger. Viele Bilder sah sie vor ihrem geistigen Auge, Bilder eines Mannes in einer Gardenuniform, einer jungen Frau und einem kleinen Mädchen. Mit ihren letzten Atemzügen formte sich leise ein Wort: Bolwen....

Rashid erfuhr zwei Tage später von einer toten hellhäutigen Frau in einer kleinen Gasse in der Stadt. Rasch ließ er sich zu ihr bringen und was er dort sah verschlug ihm den Atem, dort lag Melina in einer getrockneten Blutlache. Leise sprach er ein Gebet zu seinem Gott und deckte sie mit ihrem Umhang zu.

"Hol einen Bestatter Kemal, sie soll würdevoll nach Britannia zurückkehren."

Ein paar Tage später wurde sie in einem Holzsarg an Bord eines Schiffes mit dem Ziel Vesper gebracht, Rashid übergab dem Kapitän einen Brief an Bolwen gerichtet und verblieb selbst in der Stadt, um den Mörder zu finden...

Die Überfahrt verlief ruhig und ohne Zwischenfälle und so kehrte Melina nach langen Monden in ihre Heimat zurück...

Ende
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