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Alt 17.01.2005, 08:42
Der Weg eines Magiers
#1
Aledan Celnath
Reisender
 
Registriert seit: 02 Nov 2003
Beiträge: 393
Müde schlurfte Aledan Richtung seines Hauses. Er versuchte nichteinmal einen der bewährten Reisezauber zu nutzen, denn er war sich sicher, dass sie ihn heute irgendwohin, aber nicht dahin, wo er es wollte, gebracht hätten.

Mit einiger Anstrengung gelang es ihm dann doch noch, seine Tür aufzuschließen und in den dunklen Raum zu treten, denn wie immer waren seine Vorhänge zugezogen. Wie lange war er nun schon dabei, die Inneneinrichtung voranzubringen und die abgebrannten Kerzenstümpfe zumindest durch Laternen zu ersetzen? Es interessierte ihn nicht... Heute nicht.
Langsam ließ er sich auf den Stuhl am Schreibtisch sinken und schaute seiner Katze Maeva in die Augen, welche ihn wohl schon erwartet hatte. Mit gemischten Gefühlen versuchte er dem geheimnisvollen Blick standzuhalten, wandte sich jedoch nach einer Weile ab und begann ihr goldigglänzendes Fell zu streicheln. Ihr warmes Schnurren zeigte ihm, dass sie dies offenbar genoss, er selbst jedoch bekam dies nur am Rande mit, war er doch schon wieder in Gedanken.

Nie zuvor hatte er eine solche Müdigkeit verspürt. All die Aufregung, die Planung und Gedanken an das Fest zermarterten sein Hirn und irgendwann lehnte er sich einfach zurück und schloss die Augen.

Nach kurzer Zeit schreckte er auf, offenbar hatte er schlecht geträumt, doch die Fetzen, die noch in seiner Erinnerung ruhten konnte er nicht mehr von der Realität trennen.

Er musste etwas verändern. Leyla hatte vermutlich recht, würde sie ihn so in diesem Zustand sehen würde sie vermutlich wieder voller Unverständnis auf ihn Einreden, ihn flehentlich bitten, doch endlich mehr zu ruhen und sich von den Strapazen zu erholen.
Was waren diese Strapazen? Fast ständig war er unterwegs, trieb seine Studien voran, wenn er etwas Zeit dazu fand, überwachte den Fortschritt seiner Buchkopien, sortierte die Bibliothek des Kreises und verkaufte, kaufte ein...

Nein, er konnte noch nicht schlafen, auf dem Schreibtisch vor ihm lag immer noch das Schreiben von Ales Bai, welches beantwortet werden wollte.

Nur unter größter Anstrengung gelang es ihm, die Kerze vor sich zu entzünden und starrte eine Weile in das flimmernde, schwache Licht.
Wieder drifteten seine Gedanken ab und er war nun wieder von Wachheit erfüllt, dachte er nur an das kleine Feuer auf dem Docht vor ihm. Er selbst verehrte es als das höchste der Elemente, glaubte an dessen Kraft, die es zu spenden vermochte. Nach einer kurzen mentalen Zuwendung begann er dann doch, einen Antwortbrief aufzusetzen.

Nach einer Weile konnte er dann auch endlich seine Unterschrift unter den Brief setzen, immer noch nachdenklich über den hohen Preis... Hunderttausend Münzen für ein Pferd? Er konnte es nicht glauben, doch das Versprechen des Magierlehrlings war ihm zu interessant, als dass er es hätte ausschlagen können.

Nach einigen Momente der Ruhe drückte er sich dann an der dunklen Tischplatte hoch und schaute nocheinmal zu Maeva hinab, die ruhig auf dem weichen Titanenleder lag und vor sich hinschlief.

"Ja, Du machst es richtig. Du weißt Dich zu erholen... Es wird wirklich Zeit, ich habe einen Beschluss gefasst. Aber zuerst wird es Zeit ein wenig zu schlafen."

Jeder Schritt erschien ihm schwerer als der vorige und zwei Morgende später konnte er sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie er den Weg in sein großes Bett geschafft hatte. Als er sich im Bett aufsetzte deuteten ihm zumindest Robe und Umhang, dass er wohl mehr ins Bett gefallen war, als dass er sich niedergelegt hatte.

Doch seinen Beschluss hatte er nicht vergessen, er musste wieder etwas reisen, auf andere Gedanken kommen.

Gleich setzte er noch einige Schreiben auf und ließ diese eilig überbringen, während er schon seinen Sack schnürte, den er mitnehmen wollte.
Pergamente, Aufzeichnungen, Tinte... Seine feste Goblinlederkleider und auch das etwas feinere Schlangenleder nahm er mit... Etwas Proviant und einen Schlach Wasser, ein paar Kerzen und eine ordentliche Menge Gold waren auch dabei.

Nur wenige Stunden später stand er dann am Moonglower Hafen und wartete auf das nächste ausgehende Schiff Richtung Faerlan.
Aledan Celnath ist offline  
Geändert von Aledan Celnath (31.01.2005 um 17:48 Uhr).
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Alt 17.01.2005, 21:13
Die Reise beginnt...
#2
Aledan Celnath
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Da stand er nun also, sein Gepäck war bereits geladen und das Schiff bereit abzulegen.
Eigentlich hatte er schon ein betrübtes Gewissen. Schließlich oblag ihm immer noch eine große Verantwortung. Außerdem wollte er Leyla nicht einfach so zurücklassen. Gerade jetzt nicht. Jedoch war sie es, die es ihm letzten Endes indirekt geraten hatte.

Sein Ausflug in die Gedankenwelt wurde jedoch jäh beendet, als eine raue Stimme hinter ihm rief:

"Na los jezz, wir wolln los!"

Beschwichtigend nickte er dem Seemann zu.
So betrat er dann das stolze Schiff mit einem lachenden und weinenden Auge, ungewiss was ihn erwarten würde. Lange stand er noch da und schaute "seiner" Insel zu, wie sie immer kleiner wurde und schließlich am Horizont ins Meer zu tauchen schien.

"Wohl Deine erste Reise, hrm?" Die Stimme kam ihm bekannt vor und als er sich umdrehte, erblickte er den gleichen Seemann, der ihn vor ein paar Stunden auf das Schiff gescheucht hatte.
"Nein... das nicht. Eigentlich stamme ich ja sogar von Faerlan," antwortete er ruhig, immer noch auf das Meer hinaus blickend. "Ich suche nur etwas Erholung dort. Ein paar alte Bekannte besuchen, schauen wie es der Akademie meines..." An dieser Stelle zögerte er eine Weile, hatte sein Vater sich doch damals für sein Lebenswerk geopfert... "Nun, meines Vater geht. Ich bin gespannt, ob noch alles so ist wie damals!"

Was war dieses "Damals"? Ungefähr fünf Jahre musste es nun her sein, dass er die Reise in die sagenumwobene Inselprovinz beschlossen hatte, direkt nach dem Tode seines Vaters. Sein Heimatort, die Akademie, dies alles erinnerte ihn einfach zu sehr an "ihn", seinen Lehrer, Meister, Vater, seine damals einzige wirkliche Bezugsperson. Obwohl er wohl genug Möglichkeiten gehabt hätte, mit vollen Händen ein Leben in Wohlstand zu führen - er wollte es nicht. Aledan hatte sich entschlossen seinen eigenen Weg zu gehen.
Zurückblickend auf dieses "Damals" musste er unwillkürlich schmunzeln. Ja... wie verloren er wirken mochte, in der großen Stadt Britain, als Fremdling, ohne auch nur eine Seele zu kennen.
Doch er war glücklich mit allen Geschehnissen, die sich damals ereigneten.
Er erinnerte sich noch genau an die ersten Wochen.
Kyra, die ihm den Weg zu Khor Tenherr wies. Khor Tenherr, der ihm zwar nicht direkt helfen konnte, der ihm aber zumindest eine Richtung zeigte. Theodore, der ihn, in den Katakomben aufgelesen hatte und zu sich einlud. Ja, dies alles würde er wohl nie vergessen.
Er wusste selbst noch die Worte mit denen Theodore ihm den Weg zum Kreis gewiesen hatte...
"Es ist eine Tür, junger Freund. Eine von vielen. Vielleicht mag sie Euch zum Guten führen, doch entscheiden müsst ihr selbst." Beinahe lebendig konnte er Fieros Stimme hören, als er langsam den Blick vom Meer abwandte, in welchem die Sonne in sanftem Rot vor wenigen Minuten versunken war.

Langsam schritt er vom Deck hinab, hinunter in den Bauch des Schiffes, zu seiner Kabine, welche ihm die nächsten Wochen wohl als Quartier dienen musste.
Aledan Celnath ist offline  
Geändert von Aledan Celnath (18.01.2005 um 13:34 Uhr).
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Alt 18.01.2005, 14:14
der Morgen danach
#3
Aledan Celnath
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Als das Licht am nächsten Morgen durch das kleine Fenster in sein Quartier hineinschien, öffnete Aledan die Augen. Hatte er wirklich so lange geschlafen? Munter erhob er sich und faltete sein Bett ordentlich zusammen, immer noch darüber schmunzelnd, dass er wirklich ruhig die ganze Nacht geschlafen haben musste.
Er trat aus dem bedrückend kleinen Schlafraum und schlenderte, nun in seine feine Schlangenlederkleidung gewandet, in den etwas größeren Aufenthaltsraum der Mannschaft.
Grüßend nickte er zu den dreien, die dort Karten spielten und etwas misstrauisch beäugten. Langsam ließ er sich an deren Tisch nieder, mied aber wohl ein Gespräch und schaute sich in dem länglichen Raum um.
Nach einer Weile huschte eine jüngere Frau hindurch, die er an ihrer Kleidung wohl als Köchin erkannte. Etwas verwundert sah er noch eine Weile auf die Tür in der sie verschwunden war, als wieder die bekannte raue Stimme ertönte.
"Na, is schon ein hübsches Ding, wa?" Etwas irritiert drehte sich Aledan langsam dem Seemann zu und grinste leicht. "Schon, das will ich nicht verneinen," war seine Antwort, die von einem Lächeln begleitet seinen Mund verließ.
"Doch sagt, was ist Euer Name und... Eure Funktion auf diesem Schiff?" fragte Aledan ihn nun mit interessiertem Gesichtsausdruck. Der Seemann schien wohl einen Moment zu überlegen, antwortete jedoch dann: "Nun, Krelnjar heeß ich wohl und bin der zweite Käptn!" sagte er mit sichtlich stolzem Blick. Dann fiel sein Blick auf Aledans Kleidung und er musterte ihn etwas misstrauisch. "Und mit was schlagtn Ihr Euch so den Tag herum?" Aledan musste wegen seiner Aussprache wiedermal ein wenig schmunzeln, wie er es auch am Tag der Abreise getan hatte. "Nun, ich weiß nicht wie die Seemannsleute zu meiner Kunst stehen, aber allgemein hin würde man mich wohl als Magier bezeichnen..." Erschreckt wich Krelnjar etwas zurück. "'N Hexer? Hier aufm Schiff en Hexer?" Aledan blickte ihn ruhig an wusste nicht recht, was er nun denken sollte. Schließlich hatte er vor Moonglow angelegt und hätte dies wissen müssen. Und wenn schon ein solch hoher Vertreter des Schiffes solche Worte für ihn übrig hatte, wollte er gar nicht erahnen, wie der Rest der Mannschaft wohl zu ihm eingestellt war und was diese sich für Geschichten über die Magier erzählten.
Es war ihm egal. Wie ihm so vieles egal war. Wenn sie schlau waren, würden sie ihn in Ruhe lassen, denn Magier waren wegen ihrer unberechenbaren Kunst und Macht im einfachen Volk verschrieen wie auch gefürchtet. "Nennt es so, wenn Ihr wollt, aber wie gesagt, ich bevorzuge die Begriffe 'Arkaner' oder 'Magier'." Er beobachtete Krelnjars Miene genau und konnte geradezu erahnen, dass dies nicht das letzte Gespräch gewesen war, denn obgleich ihm die Furcht unmittelbar im Gesicht geschrieben stand, so konnte man ihm auch Interesse anmerken.
Aledan nickte ihm leicht zu und verließ den Raum, ging hinaus aufs Deck und schaut sich um.

Wasser. In allen Richtungen so viel Wasser, wie das Augen nur reichte. Leicht seufzte er, denn dieses Element rief in ihm immer ein wenig Unbehagen hervor. Nachdenklich stützte er sich mit den Unterarmen auf die Rehling und sah auf die Wellen hinaus, auf welchen das Schiff in scheinbarer Eile ritt.
Die junge Frau aus der Küche ging ihm nicht aus dem Kopf, erinnerte sie ihn doch sehr an Karsis. Sie war die erste Frau, der er sich in der Provinz zugewendet hatte. Eigentlich war es eine seltsame Geschichte, damals wo sie sich am Strand kennengelernt hatten. Valore hatte ihn noch vor ihr gewarnt, aber das interessierte ihn nicht sonderlich, als sie ihn eines Abends am Strand fand, als er in Gedanken an seine Heimat schwelgte.
Alles begann so schnell, wie es auch wieder aufgehört hatte, denn eines Tages war sie plötzlich verschwunden und hatte die kurze Liason beendet kommentarlos.
Plötzlich musste er lachen, als er sich daran erinnerte, dass sie ihn auch noch um ein paar hundert Münzen erleichtert hatte, die sie wohl in einer der Truhen seines damaligen Zimmers im Gasthaus gefunden haben mochte. Ja, genau genommen hatte er bisher sowieso nicht allzuviel Glück in der Liebe gehabt. Ria Runaja, die junge quierlige Arkane war die nächste, die ein ebensolches Spielchen mit ihm trieb. Zumindest betrachtete er es so, denn nach Karsis war er vorsichtiger geworden und nahm sich vor, Frauen doch ersteinmal kennenzulernen, bevor er sich mit ihnen in eine Bindung begab.
Kopfschütteln sah er vom Meer auf und starrte in den kristallklaren Himmel. Ob Karsis wohl auch auf den Meeren unterwegs war? Dies war es immer, was sie erzählt hatte... Das die Meere ihre Leidenschaft seien und sie schon viel herumgekommen war...
Seufzend stieß sich Aledan ab und schlenderte zum Bug, wo die Wellen das Schiff schon etwas heftiger auf und ab bewegten.
Etwas mulmig war ihm schon, seine letzte Reise auf einem Schiff war schon wieder einige Monate her, als er mit Thorak einen halben Tag um Moonglow herumgesegelt war.
Er verzog etwas das Gesicht als er am Horizont einige Wolken erblickte. "Na wollen wir mal hoffen, dass das nichts Ernstes wird..." sagte er leise vor sich in und ging zurück in seine Kabine um sich seiner Reiselektüre zu widmen.
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Alt 18.01.2005, 18:36
erste Zweifel
#4
Aledan Celnath
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War es nicht normal, dass man an der Richtigkeit seiner Handlungen zweifelte? Nein, war es nicht. Er sollte es nicht, denn als Ratsmitglied des Kreises der Kristallschwingen hatte er öfters schwerwiegende Entscheidungen zu treffen.

Doch nun, da es seid acht Tagen unablässlich stürmte und der Regen gegen das unerschütterliche Holz des Schiffes prasselte, plagten ihn Selbstzweifel.
Bereits am zweiten Abend konnte er nicht aufhören an sie zu denken. Er vermisste sie. Und nur sie, nicht mal sein Haus oder seine Arbeit.
Einsam saß er da, an dem wohl kleinsten Schreibtisch, den man sich vorstellen konnte, mehr als ein Pult war es nämlich nicht. Auf der Rückfahrt würde er sich doch etwas mehr Luxus leisten und auf ein größeres Schiff warten.
Den vorigen Abend hatte er zuerst etwas widerwillig mit Krelnjar verbracht, der ihn, wie er bereits vermutet oder befürchtet hatte, nun mit endlosen Fragen zu bombardieren schien. Etwas Positives hatte es natürlich: Krelnjar rückte von seiner extremen Position gegen das Arkane ab und erwies sich als brauchbarer Diskussionsparter für ihn, Aledan, der sonst fast ständig Gespräche über schwierige Themen souverän führte und ohne die er wohl auch verblödet wäre. Mittlerweile sah der Seemann sogar Nützliches in ihm, würden sie von einem Seeungeheuer angegriffen, so hatten sie nun einen allzu wehrhaften Verteidiger.
Wieder und wieder machte Krelnjar Scherze darüber, und noch mehr steigerte er sich als ihm Aledan davon erzählt hatte, dass er das Element Feuer zu seinem Patron erkoren hatte.
Krelnjar hatte wohl immer noch das typische Bild des Magiers mit dem Stab in der einen und der Feuerball in der anderen Hand fest in seinem Kopf verankert.

Doch heute Abend, am neunten Tag der Seereise, saß er zurückgezogen da, schaut ab und an aus dem Fenster und zuckte bei den Blitzen schon gar nicht mehr zusammen, auch wenn er manchmal das Gefühl hatte, dass sie das Schiff treffen mochten. Trotz allem schien der Sturm gut zu sein. Er hielt die gefürchteten Riesenseeschlangen tief unter der Wasseroberfläche und der peitschende Wind trieb das Schiff mit selbst für den Kapitän gespenstischer, beängstigender Geschwindigkeit voran.
Aledan dachte sich nichts weiter dabei, auch wenn er sich ab und an einredete, dass auch das Element Luft ihm günstig gesinnt war. Vielleicht war dies ja ein Zeichen der Dankbarkeit, dass Aledan sich in seinen Lehren immer mehr darum bemühte, anderen diese beiden Elemente nahezulegen.
Immer wieder schaute er zu dem scheinbaren Horizont, der gruselig über mannshohen Wellen lag, vom unheimlichen, grell flackernden Licht der Blitze erhellt.
Ein, zwei Mal dachte er, er hätte ein Licht in der Ferne gesehen, was er sich jedoch eilig wieder aus dem Kopf schlug, angesichts der Größe dieses Meeres.
Der Kapitän meinte gar, dass Ihr Ziel, eine Insel, die ein gutes Stück von außerhalb von Faerlan lag, wohl bereits ein bis zwei Wochen früher erreichen mochten, wenn der Wind so anhielt.
Es stimmte ihn glücklich, er dachte bereits daran, was er in seiner alten Heimat alles unternehmen wollte, wen er besuchen wollte und was er kaufen mochte.
Auch für sie. Denn auch wenn er noch so viele Gedanken vorschob, er bekam sie einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Leyla war ihm so sehr ans Herz gewachsen, dass es ihm jetzt, wo er so allein war, geradezu Angst machte. Mehr als einmal hatte er sich schon ihr Wiedersehen ausgemalt, in angenehmen Farben, stellte sich vor, wie er von oben, von der Treppe her lauern würde, um sie mit seiner Anwesenheit zu überfallen. Die Blätter würden nun schon wieder warme Gelb, Rot und Brauntöne tragen und der Herbst würde Einzug gehalten haben. Er schüttelte den kopf und schmunzelte in sich selbst hinein.
Doch was wenn... Ja, auch daran hatte er gedacht, doch er wollte es nur noch verdrängen.
Was wenn sie seine Handlung mit denen von Miguel, seinem alten, vertrautesten Freund und Lehrer, ihrem verschwundenen Liierten, gleichsetzte?
Er schüttelte sich bei dem Gedanken. Nein, sie musste Verständnis haben. Das sonst resultierende Unglück, welches ihn überkommen mochte wenn dem nicht so sei, wollte er sich im Traum nicht vorstellen.
Er hatte auch begonnen, Briefe an sie zu schreiben. Doch sie sollten sie wohl nie erreichen.
Er legte sie in eines seiner Aufzeichnungsbücher.

Wer weiß was die Zukunft bringen mochte. Waren das nicht ihre Worte? Glaubte sie nicht an eine bessere Zukunft?
Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Puls begann zu rasen und er atmete hastig, japsend sprang er vom Stuhl auf, der mit lautem Knall auf den Boden fiel und sah sich um, alles schien sich um ihn zu drehen. Und wurde dunkel.
Als er wieder zu sich fand, stand etwas großes dunkel Umrissenes über ihm. Er blinzelte und schüttelte leicht den Kopf, welcher von einem schweren regelmäßigen Pochen überflutet wurde. Krelnjar beugte sich mit angstvollem Blick über ihn und hatte ihn wohl eine ganze Weile vergebens angefleht, doch bitte wieder zu sich zu kommen. Müde sah Aledan ihn an. " Wasn los? Ich dachte Euch hätts dahingerafft!" sagte der kräftige Mann, der ihm schon seine helfende Hand entgegenstreckte. Aledan ergriff sie und zog sich daran hoch, er spürte eine innere Erschöpfung, die er sich nur kaum erklären konnte. Schwach antwortete er: "Ich, ich weiß auch nicht. Muss wohl ohnmächtig geworden sein..." Er wusste genau, was geschehen war. Sein Körper wollte ihn wohl davor bewahren, dass seine Seele zu große Schmerzen ertragen musste, jetzt wo er ihre Andeutungen verstand. Und er wusste, dass er ihr sehr bald schreiben musste und dieses Schreiben sie wohl auch erreichen würde...
Aledan Celnath ist offline  
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Alt 18.01.2005, 20:17
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#5
Aledan Celnath
Reisender
 
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Nach dem Vorfall hatte Aledan eine lange Zeit ruhig auf dem Bett gelegen, die Decke angestarrt und versucht zu schlafen, doch der Wellengang hielt ihn auf der einen Seite wach, auf der anderen wiegte er ihn dann doch schleichend in das Land der Träume.
Er sah seltsame Bilder in seinen Träumen. Sah Miguel. Sah sich selbt mit ihn in Stunden, die sie gemeinsam verbracht hatten, mit tiefgehenden Gesprächen über Magie, Glaube und andere, intimere Dinge.
Er war es, der stets für ihn da war, auch als er von seiner ersten längeren Reise zurückkehrte, als er zum Priester des Alwyzz geworden war. Cyrtanos, so nannte er sich nun, schien verändert, doch sein Kern mochte wohl ewig gleich bleiben.
Aledan erinnerte sich spontan an eines der ersten Gespräche mit ihm über die Illusionie, erinnerte sich, wie er Arian Lynn in ein Schwein verwandelt hatte und selbst oft als Irrlicht durch die Welt huschte.
Ja, er war manchmal eine seltsame Erscheinung, doch sein Wissen und seine Ruhe hatten Aledan geprägt. Manches hatte er gewiss von ihm übernommen, doch achtete Aledan stets darauf, dass seine Seele und sein Geist niemals unter fremden Einfluss geraten würden.
Dies war die eindringlichste Lehre seines Vater, Dekan an der Akademie, die er bald besuchen würde.

Delar Celnath, sein Vater, wäre nun sicher stolz auf ihn und seinen Werdegang gewesen.
Doch "damals", als die Magierkriege das Land in Atem hielten war jener Opfer eines heimtückischen Angriffs geworden. Aledan hatte darauf bestanden, seinen Vater bei der Reise zu dem Turm eines befreundeten Beschwörers zu begleiten, doch Delar hatte ihn angewiesen, in der Akademie zu bleiben und weiter die Bücher zu studieren, die er ihm bereitgelegt hatte.
Stumm gehorchte er und eignete sich weiter die Grundsätze der Elemente Feuer und Luft an, die gleichen Elemente, mit deren Umgang sein Vater hohes Ansehen erarbeitet hatte und über die er scheinbar frei verfügen mochte.

Als Aledan die Nachricht vom Tode seines Vaters ereilt hatte, wusste er nicht wie er reagieren sollte. Es war, als hätte man ihm die Luft zum Atmen genommen. Ein großes Loch wurde in sein Leben gerissen, dass niemals wieder heilen sollte. Er wusste, dass er nun in großer Gefahr war und das es wohl Voraussicht seines Vaters war, dass sie die letzten Monde immer nur getrennt gereist waren.
Er wusste auch, dass er die Möglichkeit gehabt hätte, hier in der Akademie der roten Sonne irgendwann in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
Doch er konnte nicht bleiben, wollte weg, musste weg, um nicht täglich an seinen größten Verlust erinnert zu werden.

So eilte er vermummt zum Hafen der Insel, die vielleicht die Hälfte von Britannia maß, nahm nur das Nötigste mit und teilte den anderen Dekanen der Akademie mit, dass er vielleicht irgendwann wiederkommen würde und sie ihn an dem Ring, den er stets trug, erkennen sollten.
Der Ring schien auf den ersten Blick einfach aus Britanniametall, trug jedoch ein Geheimnis in sich, das Aledan nie jemandem Preis gegeben hatte.
Mit ein paar Büchern seines Vater und ein paar hundert Münzen bestieg Aledan das Schiff, was ihn nach Britannia, genauer zu Moonglow, führen sollte. Der Insel, die er nun so eilig verlassen hatte.

Da saß er nun wieder an dem Schreibtisch und dachte nach. Er überlegte sich sogar, vielleicht eine Biographie zu schreiben, doch erschien ihm das wegen seiner 26 Sommer geradezu absurd. Lachend schaute er aus dem Fenster. Es hatte aufgehört zu Gewittern, doch der Wind war geblieben und pfeifte um das Schiff herum.

Er zog einen besonderen Beutel hervor, in dem er die arkane Tinte aufbewahrte, die fest verschlossen in dem kleinen Fass schlummerte, auf dem in eleganten Buchstaben "Khida" eingraviert war.
Sie hatte ihm dieses Fass voller Begeisterung geschenkt, als er ihr von seinen Plänen berichtete, die arkane Schrift, das Schreiben arkaner Rollen, zu erlernen. Seit diesen Tagen übte er beinahe täglich eine Stunde daran, sein Schriftbild zu verfeinern und die Pergamente mit einem Teil seiner mentalen Kraft zu versehen. Sicher, die Fortschritte hielten sich im Rahmen - doch sie waren da.
Er konnte sich bildlich vorstellen, wie sich Khida damals gefreut haben musste, als er ihr seine erste selbstgeschriebene Rolle, eine schwache Form des einfachsten, vorstellbaren Heilzaubers, in der Kiste am Eingang des Klosters hinterlegt hatte.
Wieder musste er schmunzeln.
Khida gehörte sicher zu den liebenswertesten Menschen, die er kannte. Nicht nur das, sie war hilfsbereit und eine nahezu unermüdliche Gesprächspartnerin, mit er schon einige Nächte durchphilosophiert hatte.
Insgeheim hoffte er sogar, dass sie während seiner Reise die nächsten großen Fortschritte erzielen würde, damit er sie wieder vorsätzlich besuchen konnte, um sich ihre Kunst, die Thaumaturgie, näherbringen zu lassen.
Aber er brauchte eigentlich keinen Vorsatz. Aledan stattete ihr bei Zeiten immer wieder gerne einen Besuch ab, so es seine Zeit zuließ, weil er ihre Gegenwart so sehr schätzte. Das Wissen und die Ruhe die sie verkörperte...

In diesem Moment wurde Aledan klar, dass sie für ihn zu einem Ersatz für Miguel, wenn es sowas gab, geworden war. Nicht ein Ersatz. Er ohrfeigte sich innerlich selbst, sie für einen Moment sinnbildlich zu einem Gegenstand degradiert zu haben, denn er mochte sie als Freundin wirklich viel zu sehr, als dass er so von ihr denken konnte.
Aledan beschloss Ihr, wie auch den anderen, gleich einen Brief zu schreiben, so bald er angekommen war. Die Briefe würde er von einem der schnellen Kurierschiffe überbringen lassen, Geld sollte niemals eine Rolle spielen, wenn es um den Kontakt zu Freunden und Bekannten ging.
Vielleicht hatte Khida ja noch Dinge, die sie benötigen konnte, die es nur hier, in der weiten Ferne gab. Oder auch ein Buch. Ja, er würde sich etwas ausdenken, was er ihr mitbringen konnte.

Als Aledan wieder aus dem Fenster blickte, schien der erste, schon rötliche Sonnenstrahl nach vierzehn dunklen Tagen in sein Zimmer. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es bereits der Abend des sechzehnten Tages, den er auf See verbrachte, sein musste. Es kam ihm bei Weitem nicht so lange vor und Aledan hatte Gelegenheit gehabt, mit Krelnjar eine leichte Freundschaft zu schließen. Dankbar war ihm Aledan, dass er ein freundliches Wort bei der Mannschaft eingelegt hatte und dass diese nun jeden Abend erwartungsvoll an dem großen Tisch saßen, wenn Aledan ihnen von Britannia Geschichten erzählte.
Er stand auf und schlenderte frohen Mutes zu ebenjenem Raum. Er wusste, was er ihnen heute erzählen würde...
Aledan Celnath ist offline  
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Alt 18.01.2005, 21:53
Freunde
#6
Aledan Celnath
Reisender
 
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Als Aledan sich aus dem Bett erhob, waren bereits neunzehn Tage vergangen, seitdem er von Moonglow aufgebrochen war.
Hier auf dem Schiff hatte er so viel Zeit nachzudenken, Zeit die er dringend gebraucht hatte. Ja, die gesamten vergangen fünf Jahre nochmal Revue passieren zu lassen, dass konnte er hier.
Er hatte durch den Kreis viele Freunde gewonnen, dass stand fest. Doch die, die ihm am Nächsten standen waren Valore und Loreander.

Valore hatte sich nach seiner Reise zu seinem Vater verändert. Es hatte ihn sehr mitgenommen, seinen Vater auf seinem letzten Weg nicht mehr begleiten zu können und Aledan hatte ihm damals verständnisvoll zugehört, als sie alleine fernab jeder Menschenseele geredet hatten. Valore war mit ihm durch ein enges Band aneinandergekettet, der eine war immer für den anderen da, wenn er mal ein Gespräch "unter Männern" führen musste, wie man so schön sagte.
Jedoch war Valore immer der Entschlossenere von beiden, der seinen Worten nur allzu bald Taten folgen ließ. Aledan hatte mehr als einmal Angst um ihn, weil er seine Handlungen bisweilen als leichtsinnig ansah.
Sie beide forschten auch eine Weile gemeinsam und verbrachten ansonsten viele Abende in einer der Tavernen, vorrangig jedoch im Tala, der nach den Umbauten nicht mehr das Selbe war wie zuvor. Der große Steintisch in der Ecke war größeren Holztischen gewichen. "Sein" Steintisch, an dem er damals das erste Treffen mit einem Arkanen Britannias gehabt hatte.
Wieder nahm er an dem schmalen Pult platz und schrieb weiter an den Briefen, die er als großes Paket nach Britannia senden wollte. Tani aus der Schrifthalle würde seine Handschrift mit Sicherheit erkennen, hatte sie doch schon unzählige seiner Schreiben durch Boten überbringen lassen. Trotzdem würde er ihr auch noch einen Zettel beilegen, mit Grüßen aus der fernen Welt jenseits des Meeres.

Loreander war im Gegensatz zu Valore eher ruhig, nahezu in sich gekehrt.
Schmunzelnd musste Aledan daran denken, wie er damals, noch zu seiner Anwärterschaft beim Kreis, mit Loreander die geheimnisvolle Insel ganz im Südwesten des inselgruppe Britannias erkundet hatte.

Die merkwürdigen Tiere und der mächtige Vulkan hinterließen bleibende Eindrücke. Das Geheimnis um die große Mauer ohne Tore hatte er jedoch bis heute noch nicht ergründet.

Als Aledan seinen verträumten Blick nach unten richtete, merkte er, dass er auf seinem Federkiel gekaut hatte und wohl sein ganzer Mund nun in dunklem Blau schimmern musste. Verärgert spie er in ein Tuch, welches bald viele kleine blaue Flecken aufwies. Kopfschüttelnd wusch er sich den Mund in dem kleinen Eimer mit Frischwasser aus, natürlich erst, nachdem er sich gewaschen und rasiert hatte.
Auf seine korrekte, äußere Erscheinung legte er großen Wert. Nicht das er eitel war, jedoch mochte er es eben nicht, wenn er einen ungepflegten Eindruck hinterließ. Aledan wusste, wie schwer Bilder in den Köpfen der Menschen zu korrigieren waren und wollte von vornerein diese Unannehmlichkeiten vermeiden.

Als er an Deck des Schiffes stieg um etwas frische Luft zu schnappen ließ er seinen Blick über die Weiten des Meeres gleiten. Er nahm die gewonnenen Eindrücke in sich auf und suchte den Horizont nach kleinen Punkten ab, in der Hoffnung, das Ziel des Schiffes ausmachen zu können. Er konnte jedoch nichts sehen. Noch nicht.
Aledan Celnath ist offline  
Geändert von Aledan Celnath (19.01.2005 um 11:04 Uhr).
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Alt 19.01.2005, 13:21
...und Freundinnen
#7
Aledan Celnath
Reisender
 
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Gemütlich saß Aledan an Deck und genoss die Seeluft. Mittlerweile war er ein gern gesehener Gast und hatte selbst auf dem Schiff Respekt und Ansehen erhalten.
Es mussten seine vielseitigen Geschichten gewesen sein und seine ruhige, erhabene Ausstrahlung.
Auch sprach man ihn nicht mehr mit Hexer an, wie es in den ersten beiden Tagen der Fall war, sondern mit "Herr Magier" oder "Herr Celnath", wie er es gewohnt war.

Seine Gedanken glitten wieder zu seiner neuen Heimat und er musste unweigerlich Schmunzeln, als er sich an seine erste Begegnung mit Sabrae erinnerte.
Es war vor den Höhlen der Dunkelzwerge, vor denen er Rast eingelegt hatte und letzte Vorbereitungen traf, um die Geheimnisse derer Katakomben zu ergründen. Er selbst zog meist den sicheren Weg vor, hatte er doch seine Schutzzauber so weit fortentwickelt, dass er sich ohne Probleme durch größere Mengen von feindlich gesinnten Wesen bewegen konnte, ohne dass auch nur eines es wagte, sich ihm enger als zehn Schritt zu nähern. Doch Sabrae war wohl in Kampfeslaune und forderte Aledan in bestimmter Art auf, sie zu begleiten.
Er war ernsthaft beeindruckt, wie geschmeidig ihre Bewegungen anmuteten, auch wenn er von der Kriegsführung mit Waffen wenig verstand.
Nach einigen anstrengenden Stunden hatten sie es wirklich geschafft, in die untersten Räume vorzudringen, die prunkvoll anmuteten, da alles in verschiedenen, edlen Metalltönen glänzte. Was Aledan jedoch am meisten verwunderte, war das Labor, was sie dort fanden. Offensichtlich arbeiteten auch die Dunkelzwerge an einer Art von Magie... oder Alchemie, denn verschiedene Apparaturen, Reagenzien und Aufzeichnungen in fremden Schriftzeichen konnte er dort untersuchen.
Als die Tür zu einem wohl mit Absicht so sicher verschlossenen Raum öffneten, fanden sie sich einem Golem gegenüber. Es schien, als wäre sein ganzer Körper aus Eisen und Sabrae verzweifelte daran, ihm mit ihrer mächtigen Klinge ernsthafteren Schaden zuzufügen. So lag es dann an Aledan, das Wesen so lange mit starker Feuermagie zu beharken, bis nicht mehr als ein unbeweglicher, erstarrter Klumpen vor ihnen lag.
Nachdem er eine regenerative Meditation vollzogen hatte, die bitter notwendig war, während Sabrae den Zugang bewachte, bahnten sie sich den Weg wieder aus den Höhlen.
Sabrae war eine geheimnisvolle Frau. Sie zeigte sich nach außen fast immer stark und unbezwingbar, so kam es ihm vor.
Nur einmal öffnete sie sich ihm gegenüber, es war im Stadtpark zu Britain, als sie Ihr Herz ausschüttete und ihm ihr Leiden mit Joresk erklärte. Ehrliches Mitleid hatte er damals für sie empfunden.

Wie auch für Elayne.
Aledan konnte sie beinahe genausowenig einschätzen wie Sabrae. Damals, nachdem Valore so plötzlich verschwunden war... Hatte sie eine Veränderung vollzogen, die er sehr bedauerte. Aus der zwar veschlossenen, aber immer noch lebensfreudigen jungen Frau war eine noch verschlossenere, enttäuschte, gezeichnete Dame geworden, so hatte er vermutet.

Er musste plötzlich an das Delirium denken, was ihn vor einiger Zeit ereilt hatte. Zusammen mit ein paar anderen Mitgliedern des Kreises, darunter auch Elayne und Lynephea, hatte er eine Exkursion zur Theratanenfestung unternommen, weil sie sich neue Erkenntnisse über deren Magien erhofft hatten.
Lynephea hatte ihnen allen zum Schutz einen Feuer Elementarherren gerufen, doch musste sie einen Moment abgelenkt worden sein, als Elayne in Gefahr geriet und der mächtige Beschützer sich einem Moment ihrer Kontrolle entzog und sich im Kampfesrausch einen Weg auf Aledan zubahnte.
Aledan sah das riesige, schemenhafte Feuerwesen auf sich zu rasen und konnte sich gerade noch in das schlammige, kniehohe Wasser werfen, dass jedoch so stark erhitzt wurde, als der Elementarherr über ihn hinwegrauschte, dass er beinahe am ganzes Körper verbrüht war und der Bewusstlosigkeit verfiel.
Elayne hatte ihn damals in ihr Haus aufgenommen, weil sie sich Vorwürfe machte, indirekt daran Schuld zu sein. Aledan fieberte beinahe eine Woche vor sich hin und brabbelte wirre Sachen, bis er dann irgendwann wieder aufwachte. Elayne musste wohl gerade mit Caithlynn unterwegs sein, Aledan hinterließ ihr nur eine kurze Notiz, in der er seine Dankbarkeit ausdrückte und dass er sich melden würde und machte sich dann auf den Weg nach Hause.
Einige Tage später schenkte er Ihr und auch Lynephea eine schöngeformte Flasche Parfüm, weil er sich nicht anders zu helfen wusste...

Sein Blick klarte wieder auf und er sah sich auf dem Schiff um, auf dem beständiges Treiben vor sich ging. Der Steuermann hielt angestrengt das Rad, oben am Hauptmast sah sich der Mann im Ausguck ständig nach allen Orten um.
"Ja", dachte er bei sich, als er wieder hinunter in den Bauch des Schiffes ging um etwas zu essen, er hatte schon einiges erlebt, einige wagemutige Unterfangen hinter sich gebracht, aber eigentlich immer recht viel Glück gehabt.
Er hoffte nur, dass es auch so bleiben würde.
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Alt 20.01.2005, 12:26
Ankunft
#8
Aledan Celnath
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Es war in der sechsundzwanzigsten Nacht auf See, als es mitten in der Nacht laut an Aledans Tür pochte. Er selbst schlummerte tief und hörte es nicht. Erst als das dritte Mal sehr laut gegen seine Tür gepocht wurde, schreckte er aus dem Schlaf hoch.
Verwirrt blickte er zur Tür, rief dann jedoch etwas pikiert:
"Ja, was ist denn?!"
Die Antwort Krelnjars war kurz:
"Entschuldigt, aber ich dacht Ihr wollt wissn wenn wir da sind!"
Ungläubig schaute Aledan auf die Tür. Sie waren angekommen? Rasch sprang er auf und schaute aus dem Fenster. In der Tat. Was sich ihm nun offenbarte, war einfach wundervoll.
Er sah die Hafengassen von Genja, der Stadt am Meer, die auch bei Nacht nie ruhten. Weiter glitt sein Blick über sie hinweg und auch in der Stadt waren noch viele Straßen von dem warmen Licht der Laternen hell erleuchtet.
Schnell wusch er sich mit dem kalten Wasser und spürte aufgeregt die Lebensgeister in sich zurückkehren. Er kleidete sich in die Gaderobe aus Schlangenleder, knotete die wirren Haare zu einem Zopf und packte eilig seine Pergamente und anderen verstreuten Habseligkeiten zusammen.

Als er im Laufschritt auf das Deck stieg entfuhr ihm ein lauter Seufzer. Nun, da er Genja in seiner vollen Pracht sehen konnte machte sein Herz einen Sprung und klopfte fest unter dem fein gearbeiteten Harnisch.
Eilig lief er zu Krelnjar, der dabei war, den Entladevorgang zu überwachen.
"Ich danke Euch! Ohne die vielen Gespräche an den Abenden wäre ich vermutlich zu Grunde gegangen"
Krelnjar kommentierte dies mit einem tiefen Nicken an und bot ihm die Hand, die Aledan kräftig schüttelte.

Da stand er nun also, alles war ihm noch in gewisser Weise vertraut, da sich nicht viel verändert hatte.
Sein erstes Ziel sollte also die lokale Schrifthalle sein, damit seine Freunde in Britannia wussten, dass er gut angekommen war. Er würde ihnen auch Anschriften hinterlassen, an denen er erreichbar sein würde.
Nach ungefähr zehn Minuten Fußmarsch betrat er dann das eindrucksvolle Gebäude, dessen Mauern aus so großen Steinen gefertigt waren, dass es wohl noch Jahrhunderte überdauern würde.
Grüßend nickte er beinahe allen zu, die ihm auf dem Weg zur Poststelle begegneten.
Einmal hatte er auch schmunzeln müssen, als er merkte, dass er die Männer, die die Bücher sortierten und studierten und katalogisierten mit Tarathir verglich. Am Ziel wandte er sich dann höflich dem Mann zu, von dem er wegen eines Schildes an seinem Schreibtisch vermutete, dass er für die Sendungen verantwortlich wäre.
Aledan erklärte ihm, dass sein Paket von äußerster Priorität sei und verstärkte diesen Eindruck mit zweihundert zusätzlichen Münzen, die er zu dem beachtlichen Preis, den die Kuriersendung kosten sollte, hinzulegte.

Nachdem dies geschafft war, begann er seine nächsten Schritte zu planen. Zuerst wollte er natürlich die Akademie besuchen, die wohl auch seine Residenz für die nächsten Wochen sein würde.
Draußen auf den Straßen patroullierten erstaunliche viele Wachen und vermittelten einen Eindruck von Sicherheit, den er so nicht gewöhnt war.
Schließlich trat er über die Stadtgrenze und vollzog ein arkanes Ritual um sich ein Pferd für die etwas längere Wegstrecke zu rufen.
Seine Vorfreude war groß, denn er ritt so schnell über die kühlen Waldwege, dass die verschreckten Rehe am Wegesrand ihn wohl nur als gelben Blitz wahrnehmen mochten.
Nachdem er eine Strecke hinter sich gebracht hatte, die ungefähr so weit wie die Strecke Britain-Fenisthal sein mochte, traf er auf den ersten Wegweiser, der ihm in Feuerrot entgegenleuchtete. So schlug er den Weg ein und war nach weiteren fünf Minuten schon an seinem Ziel. Fasziniert stieg er ab und plötzlich überschlugen sich seine Gedanken, so dass seine Pferdbeschwörung in grauem Rauch verpuffte.

Als er auf das sandsteinfarbene Gebäude blickte fühlte er sich plötzlich an die Hallen des Kreises der Kristallschwingen erinnert.
Er wusste noch genau, wie er "damals" sein erstes Schreiben an Lynephea Lantis abgefasst hatte. Da er ahnte, was von diesem Schreiben abhängen konnte, achtete er sehr genau auf seine Wortwahl und verschwieg seine Vergangenheit, die ihm einen Neuanfang wohl verschlossen hätte.

Lynephea war eine in allen Maßen eine beeindruckende Frau. Auch wenn sie nicht viel älter als Aledan war, hatte sie eine Ausstrahlung, die jede Aufmerksamkeit wie von selbst auf sich lenkte. Die Ruhe, Macht, Erhabenheit, die von Ihr ausging, ließ sie unnahbar wirken.
Aledan kramte in seinen Erinnerungen, konnte sich aber an kaum einen Zeitpunkt erinnern, wo sie je über etwas Persönliches gesprochen hätte. Sie war geheimnisvoll, das stand außer Frage und dieser Eindruck hatte sich in den gesamten fünf Jahren nie verändert.
Sicher hatte er gespürt, dass er sich eine gewisse Achtung durch sein konsequentes Engagement von ihrer Seite aus erarbeitet hatte, aber ihre Beziehung zueinander war stets auf die Arbeit beschränkt geblieben.
Auch wenn er nicht sagen konnte, ob er dies bedauerte oder beglückwünschte, er selbst sah es einfach immer als große Gunst an, dass er Teil ihrer Magiervereinigung sein durfte.

Zum ersten Mal seit der Zeit, die er einfach stumm darstand und auf das Gebäude vor sich schaute, regte sich etwas und eine Person schlurfte aus der Akademie, was ihn unweigerlich an den Kreis der Kristallschwingen erinnerte. Es schien wohl gegeben, dass strebsame Magier nie die nötige Ruhe hatten.

Langsam trat er durch den großen Torbogen in den prachtvollen Innenhof, der sich rechteckig und langgezogen vor ihm erstreckte. Überall waren Fackeln entzündet, die ein warmes Licht auf den wunderschönen Garten warfen, in dem sich ruhende Wasserflächen unter die exotischen Pflanzen und Bäume mischten. Dieser Garten war sicherlich eine ideale Umgebung für Studien, denn alles an ihm wirkte sehr kreativ.
Schlendernd ging er durch den überdachten Weg an der Seite entlang zu dem Haupteingang, der jenseits des Garten lag. Die mächtigen Tore aus rotschimmernden Holz ließen sich viel einfacher öffnen, als man vielleicht vermutete, denn der ganze Ort war von einer arkanen Aura umgeben, die ihm sehr angenehm erschien.
Auch wenn er etwas unsicher war, wo er sich hinbegeben sollte, schritt er zielstrebig auf etwas zu. Die breite Treppe hinauf... In den Westkorridor...
Nun fand er sich vor warmen und weichen Sitzecken wieder, die von dem Schein eines Kamin erhellt waren und zusammen mit dem roten Teppich ein wohliges Gefühl verbreiteten.

Dies war der Vorraum zu den Zimmern der Verwaltung, hier würde er hoffentlich auf die Menschen treffen, mit denen er damals zu Zeiten seines Vaters jeden Abend königlich gespeist hatte.
Gleichsam wie er wusste, dass es Nacht war, wusste er auch, dass diese Männer hier so gut wie nie in der Nacht schliefen. So trat er dann auch auf die Türen zu, in die kunstvolle Schnitzereien eingelassen waren und klopfte dreimal mit dem Handrücken seiner Faust an. Respektvoll trat er einen Schritt zurück und wartete darauf, dass man ihm öffnete.

Nach wenigen Momenten hörte man von innen Schritte auf die Tür zueilen und sie schwang in einer langsam Bewegung auf.
Der junge Mensch vor ihm, in die Robe eines Novizen gekleidet, blickte ihn mit großen Augen an und fragte etwas unruhig:
"Ihr wünscht?"
Aledan der diese Frage schon erwartet hatte, führte dessen Satz fort:
"Dekan Renard zu sprechen."
Dekan Aire Renard war sicherlich einer der beeindruckensten Menschen, die Aledan jemals kennengelernt hatte. So wie sein vater war auch Renard in den Stand eines Großmagiers erhoben und musste über einen gigantischen Wissensschatz verfügen.
Unsicher blickte der Novize zwischen ihm und den bequemen Stühlen am großen Tisch hin und her.

Eine dunkle, kräftige Stimme ertönte von einem der Stühle, deren Rückenlehne der Tür zugewandt war:
"Meldor, wer ist es denn?"
Noch bevor der Novize fragen konnte, antwortete Aledan selbst mit freudiger Stimme auf die Frage:
"Aledan Celnath, Herr!"
Man konnte spüren, dass der Mann am Tisch sich erschreckt hatte und zuerst nicht wusste, wie er nun handeln sollte. Doch dann erlang er wohl seine Fassung wieder und erhob sich, den durchdringenden Blick Richtung Tür gerichtet. Aire war vielleicht Mitte vierzig, wirkte jedoch wie Mitte dreißig. Erhaben schritt er auf Aledan zu, der Blick wanderte hoch und runter an ihm.
"Aledan Celnath, also... Dann könnt Ihr dies auch sicherlich beweisen!"
Sagte er mit forscher Stimme und blickte Aledan beinahe feindselig an. Aledan wiederum hielt seinen Blicken stand, schließlich hatte er nichts zu befürchten. Langsam hob er seine rechte Hand an und löste den silbernen Ring von seinem Ringfinger. Er löste ihn und legte das Schmuckstück auf die ausgestreckte Handfläche der gleichen Hand, den Blick immer auf Aires Gesicht gerichtet.
"Dies soll meine Identität beweisen!"
Sprach Aledan mit einer Bestimmtheit in der Stimme die ihm selbst beinahe Angst machte.
Dekan Renard verzog keine Miene und las den Ring von Aledans Hand auf, bettete ihn auf seine eigene. Dann schloss er die Augen und ebenso die Hand um den Ring. Man sah, dass es Aire Anstrengung kostete, was auch immer er Tat.
Als er die Augen öffnete schaut er wieder zu Aledan, hielt die Hand aber geschlossen.
"Wenn Ihr lügt, dann Gnade Euch Alwyzz!"
Sagte er finster. Dann öffnete er die Hand. Und einen Moment lang leuchtete der Ring in allen Farben von Gelb bis Rot auf. Nachdem das Leuchten versiegt war, mischten sich die Farben beständig und schienen über den Ring zu fließen, auch wenn, er seine Form nicht veränderte.
Fassunglos blickte Renard auf den Ring. Etwas zittrig reichte er Aledan den Ring zurück, den jener sich wieder an den Finger steckte. Dann löste sich die Spannung in Aires Gesicht und er trat auf Aledan zu, die Arme zu einer Umarmung ausbreitend.
"Jahrelang dachten wir, dass Du tot wärest! Nie hast Du uns hören lassen, was aus Dir geworden ist. Wir hatten schon ein schlechtes Gewissen im Andenken Deines Vaters, als wir Dich ziehen ließen..."
Während sie sich in den Armen lagen sprach Renard scheinbar in einem fort, wie froh er doch sei und dass er und die anderen glücklichen seien, dass Aledan noch lebte.
Aledan löste sich langsam aus der Umarmung und blickte Richtung Tisch. Aire antwortete, als könne er Gedanken lesen:
"Ja, DU hast recht. Es gibt viel zu erzählen!"
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Alt 22.01.2005, 12:10
#9
Aledan Celnath
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Er hatte in der Nacht noch lange mit Aire geredet und sich der schönen Zeit erinnert, die er damals hier auf Inrathenia verbacht hatte.
Schließlich hatte ihn jedoch die Müdigkeit nach der Reise überwältigt und Renard zeigte Aledan sein Quartier, ein schön eingerichtetes Zimmer, an das er sich glatt hätte gewöhnen können.
Als er dann am nächsten Tag aufwachte, hätte eigentlich eine Führung durch die Rote Sonne angestanden, jedoch wollte Aledan zuerst noch einen Ort aufsuchen, der ihm viel bedeutete.

Etwas abseits der Akademie stand das Mausoleum, in dem die Würdenträger ihre letzte Ruhe finden konnten. Er betrat das flache Gebäude mit einem Schauer und stieg langsam die Treppe hinunter.
Aledan schritt gemächlich durch die Reihen von Steingräbern, die sich links und rechts erstreckten.
Auf ihnen lag jeweils eine gemeißelte Figur, die denjenigen, der unter der massiven Platte lag, abbildete. Den Blick starr geradeaus hielt Aledan nach einer Weile an und wandte sich nach links um.


Delar Celnath, Dekan
1238-1280


Stumm stand er da, den Blick auf das gerichtet was vor ihm lag. Grauer, glänzender Marmor, in einer Form, die seinem Vater sehr ähnelte. Leicht presste er die Lippen aufeinander und blinzelte ein wenig. Dann schloss er die Augen und atmete ruhig ein und aus.

Und als er wieder aus dem Mausoleum an die frische Luft stieg, wischte er sich eine glänzende Träne aus dem linken Auge, die langsam über sein Gesicht rann.
Plötzlich lächelte er und sagte zu sich :
"Ruhe in Frieden, Vater"
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Geändert von Aledan Celnath (22.01.2005 um 12:36 Uhr).
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Alt 22.01.2005, 14:15
Ablenkung
#10
Aledan Celnath
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Nach dem Besuch des Grabes, dem er nun mit gemischten Gefühlen gegenüberstand, widmete er seine Aufmerksamkeit wieder seinen Gastgebern und ließ sich die Erweiterungen der Akademie zeigen, die durch großzügige Spenden des Herzogs ermöglicht worden waren. Die Magie war auf Inrathenia stets eines der höchsten Güter gewesen und wurde durch den Adel gefördert, im Gegenzug erhielt der Nachwuchs derer Unterricht durch Lehrer der verschiedenen Akademien.
Die Bibliothek war um eine ganze Halle erweitert worden, in der nun neue Werke der Gelehrten zu finden waren, die an der Roten Sonne experimentierten, aber auch alte Bücher mit Wissen aus vergangenen Tagen. Aledan und Aire, der sich wohl für jenen verantwortlich fühlte, verbrachten einen halben Tag damit, verschiedenste Bücher zu studieren und über deren Inhalt zu philosophieren.

Am Nachmittag verabschiedete Aledan sich dann von ihm, da er der Stadt noch einen Besuch abstatten wollte. Schließlich hatte er sich selbst ja gesagt, dass er kleine Geschenke mitbringen würde.
Als er an den Grenzsteinen von Genja vorüberging, fiel ihm auf, dass die Mauern der Stadt wohl schon sehr lange nicht mehr erneuert worden waren. Vor fünf Jahren hatte er sich noch keine Gedanken darüber gemacht, nahm er es nun jedoch als Zeichen, dass das Land mit Frieden gesegnet war.
Die Magierkriege, die damals getobt hatten, waren lediglich eine kurze Erscheinung, die durch Intoleranz einer fremdgläubigen Organisation ausgelöst worden waren, als diese Platz in dem Inselreich beanspruchten. Jedoch konnten sie sich nicht lange halten, als der Herzog deren Verfolgung nach dem gewaltsamen Tod einiger sehr weiser Magier, wie auch Delar es war, beschloss. Herzog Zan'Sar war immer einer friedliebender Mensch, der unter keinen Umständen Feindseligkeiten duldete.

Aledan schlenderte gemütlich durch die Straßen der Stadt und ließ sich treiben. Irgendwann merkte er, dass die meisten Menschen auf den großen Platz vor dem Tempel des Alwyzz strebten, der einmal in der Woche als Markt genutzt wurde. Nicht nur alltägliche Gebrauchsgegenstände wurden hier verkauft, sondern auch seltene Schriftstücke angepriesen.
Diese Gelegenheit konnte sich Aledan nicht entgehen lassen und erweiterte seinen eigenen Bestand an Büchern um einige Exemplare hiesiger Großmagier, die sich hauptsächlich mit den ihm bekannten Zirkeln befassten. So hatte er nun auch wieder etwas Lektüre für den Heimweg, den er auf das Ende der nächsten Woche bestimmt hatte.
Plötzlich wurde er auf ein Buch aufmerksam, das von einem schimmerndgrauer Einband geschützt wurde. Der Titel hieß "Die Dunkelelfen", ein Autor fand sich nicht. Skeptisch hob er eine Braue, nahm das Buch und blätterte darin. Die Passagen, die er dort überflog kamen ihm wie ein grausames Schauermärchen vor. Schnell schloss er es wieder und ging kopfschüttelnd weiter.
Nach einer Weile erblickte er den Stand einer jungen Schneiderin, die in Windeseile auf die Wünsche der Kunden einzugehen versuchte und musste unwillkürlich schmunzeln.
"Wenn Leyla jetzt hier wäre... Sie würde sich wohl kaum halten können."
sagte Aledan zu sich selbst und näherte sich dem Tisch. Sorgfältig begutachtete er die verschiedenen Stücke, die dort ausgelegt waren.
Dann kam ihm plötzlich eine Idee und er redete eine Weile mit der Schneiderin, bis diese ihm eifrig lächelnd zunickte und sagte, dass sie es versuchen würde und er sie doch dann bitte nächste Woche wieder aufsuchen solle.

Nach diesem angenehmen Tag ritt Aledan wieder zurück zur Akademie, um an dem Abendmahl teilzuhaben, dass ihm Dekan Renard anlässlich seines Besuches zugesichert hatte.
Auf dem Weg in das Gebäude begegnete ihm der Novize Meldor, der stehenblieb und Aledan eingehend musterte. Dies entging ihm nicht und Aledan tat einige Schritte auf Meldor zu.
"Meinen Gruß"
"Ich grüße Euch, Herr."
antwortete Meldor und senkte ehrfürchtig den Kopf. Diese Geste rang Aledan etwas Verwunderung ab und er dachte sich, dass Meldor ihn wohl für einen hohen Besuch hielt, wie er öfters in der Akademie zu Gast war. Freundlich lächelte ihn Aledan an und sagte dann mit ruhiger Stimme:
[i]"Einst war ich auch Novize dieser Akademie..."
Meldor blickte ihn interessiert an und lauschte der kurzen Geschichte, die Aledan ihm erzählte.
Nach einer Weile bemerkte den Novize dann:
"Ein mustergültiger Werdegang."
Aledan überhörte die Schmeichelei in den Worten, musste ihm aber insgeheim zustimmen.
Wenn er bedachte, in welch kurzer Zeitspanne er in den engsten Kreis der Kristallschwingen getreten war, wurde ihm beinahe schwindelig. Sicherlich war dies Verdienst seiner Bemühungen, doch diese hatten ihn einiges an Nerven gekostet, was ihm jedoch nie bewusst gewesen war und dessen er sich erst hier, in der fernen Welt der Vergangenheit, bewusst wurde.
Leyla hatte wirklich Recht gehabt und Aledan wollte es einfach nur nicht wahrhaben. Doch nun hatte er Einsicht und nahm sich einige Dinge vor, die er in der Heimat ändern wollte.
Gemessen ging er den Weg, den er auch in der ersten Nacht hinter sich gebracht hatte und trat nach kurzem Klopfen in den großen Raum, in dem die versammelten Mitglieder der Akademie schon warteten und sich angeregt unterhielten.
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Alt 22.01.2005, 16:51
Das Abendmahl
#11
Aledan Celnath
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Plötzlich wurde alles still.
Einige der Männer und Frauen in den kostbaren Roben machten sich gegenseitig auf Aledan aufmerksam, der in den Raum getreten war, andere tuschelten leise. Etwas unwohl fühlte er sich in dem Moment schon, er, der die meisten Gesichter noch kannte, aber den Bezug zu ihnen schon ein wenig verloren hatte in der langen Zeit.
"Komm doch näher, junger Herr!"
rief Aire Renard lächelnd vom Kopf der Tafel zu ihm hinüber und winkte mit einer freundlich Handbewegung zu sich. Aledan nickte ihm zu und ging zügig zu ihm, hielt dann neben dem großen Sessel an und schaute auf die unzähligen Gesichter die ihn neugierig musterten.
"Würdest Du den Damen und Herren bitte sagen, wer Du bist?"
fragte ihn Renard gestellt, denn sie hatten dies vorher so ausgemacht und waren beide gespannt, wie die anderen auf ihn reagieren mochten. Es kursierten zwar Gerüchte in der Akademie, dass jemand von einer fernen Provinz zu Gast sei, aber dessen Identität war bislang geheim gewesen...
"Aledan Celnath, Sohn von Dekan Delar Celnath."
sagte Aledan mit fester und lauter Stimme, die einzelnen Menschen am Tisch anblickend. Die Reaktionen waren gemischt. Von ungläubigem Staunen bis hin zu euphorischer Freude war alles vertreten, was man sich vorstellen konnte. Die Tischgäste begannen eine angeregte Diskussion darüber, wie denn dies möglich wäre, denn nur die Allerwenigsten wussten um seinen Verbleib und hatten es stets als ein sicheres Geheimnis im Dekanat bewahrt.
Langsam ließ sich Aledan auf den Platz sinken, an dem einst sein Vater immer gesessen hatte.
"Endlich sind die Erben der großen arkanen Familien wieder vereint."
sprach ein Mann vom gegenüberliegenden Tisch zu Aledan. Auch wenn Aledan sein Gesicht nicht genau zuzuordnen wusste, vermutete er, dass es Ishtar Delune war, einer der Dozenten für angewandte Beschwörung. Freundlich nickte ihm Aledan zu, jedoch fühlte er sich insgeheim etwas unwohl, da man ihn für etwas Besonderes hielt, auch wenn man ihn so lange Zeit nicht gesehen hatte und auch keiner von ihm gehört hatte. Er befürwortete immer, dass man Menschen nach ihren Leistungen und ihrem Durchhaltevermögen beurteilen sollte, nicht nach ihrer Herkunft oder ihrem Stand in den sie hineingeboren wurden.
Dennoch genoss Aledan das vorzügliche Mahl und stieg gleich in die verschiedenen Themen des Abends ein, man sprach über das arkane Netz, philosophierte über Politik und diskutierte den Nutzen der einen oder anderen Anwendungsform von Zaubern.
In dieser Gesellschaft fühlte er sich wirklich wohl und es schien ihm gar verlockend, dem Angebot zu folgen, dass ihm Aire am Abend zuvor noch geboten hatte...

Aledan war die Möglichkeit geboten worden, als Dozent an der Akademie der Roten Sonne zu beginnen. Offensichtlich hatte man hier nach wie vor blindes Vertrauen in die Familie Celnath, die seit Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil dieser Akademie gewesen war. Er hatte Renard an dem Abend vertröstet, dass er es sich überlegen wolle, aber nichts versprechen könne. Natürlich war es verlockend: Die Möglichkeiten, die sich aus diesem Angebot erboten waren unglaublich. Aledan hatte die Chance an einer der angesehensten Akademien des Landes zu studieren und zu unterrichten, hätte auf die Hilfe unzähliger Choryphäen aufbauen können. Doch in ihm nagte der Zweifel. In seiner neuen Heimat hatte er zu viele Freundschaften geschlossen, zu viel Energie aufgewendet, um sich seine neue Existenz zu schaffen.
Es war ihm zuwider, dies alles aufzugeben, nur um am Ende in die Rolle seines Vaters gedrängt zu werden. Und so hatte er insgeheim beschlossen, das Angebot abzulehnen.
Das Mahl hatte sich noch bis in die späte Nacht hingezogen und der leichte Wein, der immer wieder nachgeschenkt wurde, hatte ihn müde gemacht.
Als einer der Letzten verabschiedete er sich aus der Runde der Verbliebenen, ausnahmslosen Männer und Frauen, die ihm vor fünf Jahren recht nahe gestanden hatten.
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Alt 23.01.2005, 13:59
Entscheidungen
#12
Aledan Celnath
Reisender
 
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Drei Tage später suchte Aledan wieder Dekan Renard auf, um mit ihm zu sprechen. Die Ausflüge, die er zuvor tiefer in das Land unternommen hatte, waren alle glücklich verlaufen und Aledan hatte noch einiges über die arkanen Besonderheiten der Insel in Erfahrung bringen können.
Besonders gefallen hatte ihm eine Höhle, in der ein gigantischer Kristall "lebte", mochte man sagen.
Das Licht, welches von ihm ausging, pulsierte wie ein regelmäßiger Herzschlag. Die Einheimischen nannten ihn "Quelle", da geübte Arkane die gewaltige Energie spüren konnten, die er entsandte.
Der Kristall war nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel der jungen Arkanen des Landes, in früheren Zeiten fanden regelrechte Kämpfe um das Vorrecht statt, ihn untersuchen zu dürfen.
Zu den weiteren Ausflugszielen gehörte ein unglaublicher Wasserfall, der sein Wasser in einen traumhaften See ergoss, aber natürlich auch Inrathenia, die Hauptstadt die den gleichen Namen wie die Insel trug. Die ganze Stadt strahlte Wohlstand und Zufriedenheit aus, sie war wahrlich mit einer gütigen Herzogsfamilie gesegnet.

Und da stand er nun, vor der gleichen Holzpforte, an die er vor knapp zwei Wochen angeklopft hatte, dieses Mal mit der Absicht, Aire zu beichten, dass er die Rote Sonne wohl bald wieder verlassen würde. Das Gespräch dauerte lange, sie tauschten noch viele schöne Erinnerungen und Geschichten aus.
Die nächsten fünf Tage verwendete Aledan, um schon einmal seine Heimreise zu planen und Vorbereitungen zu treffen.
Es gab ein größeres Handelsschiff, das nach Aussage des Kapitäns eine normale Reisezeit von 5 Wochen hatte, dies war Aledan jedoch zu lange. So entschied er sich für ein Schiff, dass nicht ganz so groß war, aber dank seiner 3 Masten, die aus dem Bauch des Schiffes aufstiegen, Schnelligkeit versprach.
Er sprach mit beiden Kapitänen und verhandelte über einen Abreisetermin. Nach dem Gespräch hatte er sich aus sympathiegründen erst Recht für das kleinere Schiff entschieden.

Genau eine Woche nach seinem ersten Stadtbesuch in Genja zog es ihn abermals zum Markt, da er dort noch einmal stöbern wollte. Dieses Mal besuchte er ihn jedoch schon in den Morgenstunden, sprach mit den Marktschreiern und Händlern, die ihm ihre Waren mit Geschichten aus exotischen Ländern schmackhaft machen wollten, offenbar hielt man ihn wegen seiner Aussprache für einen Fremden.
Manchen tat er den Gefallen und kaufte ihnen Kleinigkeiten ab, die er als Geschenke mitnehmen wollte. Dann fiel ihm ein, dass er einer Schneiderin ja einen Auftrag gegeben hatte und machte sich auf dem unübersichtlichen Markt auf die Suche nach ihr. Nach einer ganzen Weile fand er sie dann. Heute war sie nicht ganz so beschäftigt, so dass er noch eine Weile mit ihr sprechen konnte. Sie war ihm gleich sympathisch, da sie eine ähnliche Art von Humor hatte, wie auch er ihn besaß. So trocken, wie sie über ihre Kunden sprach rang ihm mehr als ein herzhaftes Lachen ab. Dann nahm er entgegen, was sie für ihn gefertigt hatte und schaute es sich aufmerksam an. Er blickte zu ihr auf und nickte ihr tief, bezahlte sie und verpackte das Kleidungsstück vorsichtig in einem Beutel.

Als er wieder in der Akademie ankam und die Sachen auf sein Zimmer brachte, sprang ihm ein Brief ins Auge, der auf seinem Schreibtisch lag. Langsam näherte er sich und nahm ihn in die Hand. Der angenehme Geruch der von dem Brief ausging erinnerte ihn irgendwie an etwas und öffnete ihn schnell, von einem Verdacht geleitet. Er sollte sich nicht getäuscht haben.


Mein lieber Aledan!

Ich kann dir gar nicht sagen wie froh ich bin endlich etwas von dir zu hören zu bekommen!!
Es ist furchtbar... langweilig, wenn ich dich nicht einfach besuchen kommen kann. Der Sommer hat seinen Höhepunkt erreicht, es ist an manchen Tagen fast unerträglich in der Stadt, aber im Garten ist es noch akzeptabel!
Wenn du wiederkommst, wird wohl der Herbst ins Land ziehen.. Viel zu lange wird alles dauern!
Ich hoffe jedoch von ganzem Herzen, das du zur Ruhe gekommen bist, und dich nicht gleich wieder in Arbeit stürzen wirst, wenn du zurückkommst.
Manchmal wenn ich bei dir vorbeigehe, sehe ich Maeva träge ums Haus herumschleichen. Ich glaube sie vermisst dich auch.
Man merkt erst, wie sehr man an etwas hängt, wenn es fort ist, finde ich... Komm bald wieder, Aledan!

Leyla

Einige Momente stand er still da und las den Brief immer und immer wieder durch.
"Sie braucht mich..."
flüstere er zu sich und begann seine Sachen zusammenzupacken. Eigentlich wollte er noch zwei Tage bleiben, doch unter diesen Umständen wollte er so schnell wie möglich zu Leyla zurück.
Als er sein Zimmer reisefertig aufgeräumt hatte, teilte er Aire seinen Entschluss mit.
"Bevor Du gehst... möchte ich Dir noch etwas geben."
sagte er geheimnisvoll und blickte Aledan ernst an. Dieser konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was Renard für ihn hatte, erwartete es aber mit Spannung, da Geschenke von Magiern stets etwas Besonderes waren. Aire verschwand in einer der Türen, die in dem großen Raum waren und kehrte nach einigen Momente zurück. er trug etwas rotgelbes auf dem Arm. Aledan musterte ihn und merkte, dass die Züge des Dekans nichts über dessen Gefühle verraten wollten.
"Das ist die Ritualrobe deines Vaters. Er wollte immer, dass du sie bekommst, wenn er eines Tages... Eines Tages diese Welt verlassen würde."
Aire schluckte und sah ihn betroffen an, die Arme zu Aledan ausgestreckt. Dies war noch einmal ein regelrechter Schlag für Aledan. Stumm schaut er auf die Robe und sah sie mit leeren Augen an. Dann schüttelte er sich und nahm das edle Stück entgegen.
"Danke."
war das einzige was er mit zittriger Stimme hervorbrachte. Dann verließ Aledan den mächtigen Magier, der hinter ihm auf einen der Sessel gesunken war und brachte die Robe zu seinen anderen Reisegegenständen.
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Alt 23.01.2005, 18:04
Der Abschied
#13
Aledan Celnath
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Am Abend dieses Tages hielten sie ein letztes, großes Mahl. Allgemein bedauerte man Aledans Entscheidung, die Akademie verlassen zu wollen. Jedoch schwor man ihn ein, sie bei Zeiten wieder zu besuchen und seine eigenen Forschungsergebnisse in Gastvorträgen zu erläutern. Dies verneinte er nicht und bedankte sich bei allen für die Gastfreundschaft auf Aufmerksamkeit die man ihm entgegenbrachte.

Aledan wollte sich an diesem Abend recht früh zu Bett legen, da das Schiff, welches ihn am nächsten Morgen in der Dämmerung in die Heimat bringen sollte, nicht warten würde. Er verabschiedete sich persönlich von jedem einzelnen und als er gerade gehen wollte, wurde er von Aire gebeten noch einen Moment zu warten. Irritiert schaute Aledan ihn an, aber verhielt sich wie geheißen.
Langsam erhob sich Aire und trat auf ihn zu, immer wieder zu dem großen Tisch mit den vielen Gesichtern schauend.
"Ich denke, ich spreche im Sinne all unserer Schwestern und Brüder, wenn ich dir sage, wie froh wir sind, dass du noch lebst und wie sehr wir uns über deinen Besuch gefreut haben."
Absichernd blickte er wieder zum Tisch, wandte sich dann jedoch wieder Aledan zu.
"Ich habe mit den anderen Dekanen gesprochen und wir sind übereingekommen, dich zu einem Ehrenmitglied unseres Ordens zu ernennen. Ich bitte dich, bevor du jetzt irgendetwas sagst - dir entstehen keinerlei Verpflichtungen. Dies ist ein Zeichen unseres Respekts und unserer Anerkennung, wie sie einem jeden Ältesten der Familie Celnath seit langer Zeit gebührt."
Sprachlos schaute Aledan ihn an. Er? Er, der die ganzen Jahre im Exil lebte, nun Mitglied der Roten Sonne? Auf einmal wurde er sich der ganzen Verantwortung bewusst, die sein Name zumindest in diesem Landen bedeutete und verneigte sich tief vor Dekan Renard.
"Ich danke dir... Ich danke Euch allen!"
langsam drehte er sich zu dem Tisch und verneigte sich abermals, dieses Mal noch etwas tiefer und länger. Die Runde quittierte es mit einem erfreuten Nicken.
"Ich danke Euch allen für die schöne Zeit hier. Es wird sicher ein Wiedersehen geben. Und wenn dies offiziell sein sollte im Namen der Kristallschwingen."
Lächelnd nickte er allen zu und ließ sich von Aire zur Tür begleiten. Als die beiden hinter der geschlossenen Tür standen, drehte sich noch alles im Aledan. Diese Ehre, die ihm zu Teil wurde, war ihm zugleich unangenehm, wie er sie in vollen Zügen genoss. Er stand da und schaut stumm den Gang hinunter, sein Gesicht von rätselhaftem Ausdruck gekennzeichnet.
"Was ist los, Aledan? Freust du dich nicht?"
Aledan blickte Aire lange an und dann umspielte ein erstes warmes Lächeln seine Lippen. Er trat einen Schritt auf Renard zu und breitete die Arme aus, eine Umarmung andeutend - und Aire erwiderte diese freundschaftlich.
"Mach es gut. Dir danke ich noch am meisten, für alles, was du für mich, meinen Vater, meine Familie getan hast. Mögen die Elemente immer über dich wachen und deine Wege von perfekter Ebenheit sein."
waren Aledans Worte, mit denen er sich von dem alten Freund verabschiedete. Dieser antwortete nur mit einer stummen Kopfbewegung, die ihm signalisierte, dass dieser ihm gleiches wünschte. Langsam und nachdenklich schritt Aledan zu seinem Zimmer, entkleidete sich und fiel gleich in einen unruhigen Schlaf. Aufgeregt wie er war, wachte er die halbe Nacht wieder auf und beschloss nachher einfach zu warten, bis die Sonne aufging.

In aller Frühe verließ er das eindrucksvolle Gebäude, über das die ersten, violettroten Strahlen der kräftigen Sonne strichen und machte sich auf den Weg zum Hafen.
Da er seinen Heimweg kaum erwarten konnte, vollführte er wieder das Ritual einer Pferdebeschwörung, welches ihm noch leichter gelingen wollte, als sonst schon üblich. Im preschenden Galopp flog Aledan Richtung Meer, Richtung Heimat.

Wenig später löste er die geistige Verbindung zu dem Geschöpf und eilte weiter zu dem Schiff, welches ihn befördern sollte.
Als Aledan es erreichte, trat er auf den Kapitän zu, der ihm schon freundlich grüßend entgegen kam.
Er bezahlte ihn mit einer großzügigen Summe im Voraus, wie es bei solchen Reisen üblich war. Langsam trat er auf das Deck und schaute sich aufmerksam um.
Das Schiff war noch ein wenig kleiner, als das, mit dem er den Hinweg gereist war, jedoch mutete es etwas ordentlicher und edler an. Später am Abend, als sie schon einige Stunden auf See waren, erklärte ihm der Kapitän, dass es das ehemalige Reiseschiff eines Adligen war, das sie als Geschenk für ihre treuen Dienste erhalten hatten und das sie zu einem Reise- und Transportschiff umgebaut hatten.
Aledan war über diesen Umstand glücklich, war sein Quartier doch ein gutes Stück größer als das erste. Dieses Mal hatte er auch einen vernüftigen Schreibtisch, an dem er seine neu erstandenen Bücher gleich verschlingen wollte.
Aber da er die Nacht zuvor kaum geschlafen hatte, bettete er sich gleich nach dem Abendessen, eine kräftige Kartoffelsuppe, und fiel in einen tiefen, ruhigen Schlaf.
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Alt 24.01.2005, 18:05
R
#14
Aledan Celnath
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Schon wieder so viel Wasser. Jedes Mal, wenn Aledan aus seinem kleinen Guckloch schaute, kam ihm kaum etwas anderes in den Sinn, als dass er hier auf diesem Schiff eigentlich verloren war.
Die neuen Bücher waren zweifelsfrei sehr interessant und aufschlussreich - aber ihm fehlte einfach die Möglichkeit, bestimmte Begriffe nachzuschlagen und mit anderen Quellen vergleichen zu können. Außerdem plagten ihn nun wieder viele Gedanken, wie es schon auf der Hinfahrt der Fall war.
Auch wenn er jetzt wieder sechs Tage auf See war... Gewöhnen wollte er sich nicht an dieses Gefühl des ewigen Auf-und-Ab-Schaukelns, dass ihn beinahe in den Wahnsinn trieb. Auf der Hinfahrt hatte es ihn noch nicht so sehr gestört, aber jetzt war er voll von freudigen Erwartungen seine ganzen Freunde und ganz besonders Leyla wiederzusehen.

Da er auf dem Schiff so viel Zeit hatte, versuchte er sich in Erinnerung zu rufen, was er in den fünf Jahren alles erlebt hatte. Auch wenn er wieder in Betracht zog, sein Leben niederzuschreiben, so er zog es doch vor, damit zu warten, bis er noch einige Sommer erlebt hatte.
"Mit sechsundzwanzig Jahren... Wer würde mich denn schon ernst nehmen?"
Sagte er immer zu sich selbst. Dies waren auch die größten Befürchtungen hinsichtlich seines ausgiebigen Kompendiums zur Magie, welches er bis zu seiner Abreise noch überarbeitet und kopieren hatte lassen. Er hatte zwar schon vieles gelernt und auch manches gelehrt... Aber ein solches Werk würde man eher von einem greisen und weisen Magier erwarten, nicht von einem so jungen Menschen wie ihm.
Wenn diese Schreiberlinge bei seiner Rückkehr nicht mindestens vier fertige Ausgaben des aus acht Büchern bestehenden Werkes vorweisen konnten, er würde...
Aledan schmunzelte und vertrieb diese Gedanken, schließlich waren sie noch sehr jung und unerfahren.
Mit sechsundzwanzig wollte er langsam beginnen, sein Leben in geordnetere Bahnen zu lenken. Insgeheim hoffte er, dass ihm dies zusammen mit Leyla gelingen würde.
Sie war eine der Ersten, mit denen er damals in Britannia Freundschaft geschlossen hatte und sie wusste ohne Zweifel bestimmt das Meiste über ihn. Längere Zeit hatten sie weniger Kontakt, aber trotzdem war ihm ihre Wandlung vom jugendlichen Wirbelwind zu einer jungen Dame sicher nicht entgangen. Einen großen Teil spielte mit Sicherheit dabei auch das Verschwinden von Miguel, dass sie einerseits sehr hart getroffen hatte und auf der anderen Seite auch reifen hatte lassen.

Doch seine Gedanken drehten sich auch um die Mitglieder des Kreises der Kristallschwingen. Viele machten gute Fortschritte und er war stolz, dass er zusammen mit Lynephea und Elayne das Schicksal dieser Verbindung lenken durfte. Aledan war glücklich, dass die Ansätze der Wissensvermittlung funktionierten und sich der Kreis als ernstzunehmende Gesellschaft etablierte.
Als er sich an die damalige Belagerung Yews dachte, musste er schmunzeln. Er wusste, dass der Kreis darauf erpicht war, stets Neutralität zu wahren. Aber trotzdem hatte er einen Weg gefunden, die Menschen gegen die wilden Horden der Orks zu unterstützen. Ihm war verboten worden, aktiv in das Geschehen einzugreifen und Aledan überlegte lange, wie er ihnen doch so gut wie möglich helfen konnte. Da kam ihm in den Sinn, dass er grundlegende Kenntnisse der Heilung und des Schutzes besaß, die passive Hilfe ermöglichten. So schloss er sich als Nachhut einer Gruppe von Kämpfern an und half diesen nach Kräften, die Schlacht gegen den anfangs übermächtigen Feind zu bestehen.
Dies war eigentlich auch der Auslöser für ihn, sich weiter mit diesen Künsten zu beschäftigen, erkannte er doch ihren Wert. Auch wenn Blut nicht zu den bevorzugten Dingen gehörte, die er sich gerne ansah - um zu helfen nahm er einiges in Kauf.

Seine erweiterten Kenntnisse des Schutzes sollten sich auch später nocheinmal als nützlich erweisen.
Es war noch zu der Zeit, als der Schatten sein Unwesen trieb, als die Straßen Britains von einer seltsamen Erscheinung heimgesucht wurden. Wie ein kalter Hauch schlich eine wispernde Stimme durch die Gassen, verzweifelt nach Hilfe bittend. Er wusste diese lange nicht zuzuordnen und hielt sie für eine List des bösen Dämons. Doch da die Erscheinung längere Zeit beinahe jeden Abend bei Sonnenuntergang auftrat, begann er seine Zweifel abzubauen und versuchte Näheres zu erfahren. Miguel, als Schreiber bekannt, nutzte seine Kontakte zu dem herzoglichen Bibliothekar und konnte mehr in Erfahrung bringen, über die klagende Stimme, die sich selbst als Amalis bezeichnete.
Doch einige Tage später, als er zufällig den Tala aufsuchte um sein Mittagessen zu sich zu nehmen, traf er auf eine Gruppe von Menschen und einen Mann, dessen Züge von großer Trauer gezeichnet waren. Der Mann hieß Konradin und war Miner, ein hartes Schicksal war ihm aufgebürdet worden. Er besaß ein Kristallstück, welches er dazu nutzen sollte, dem Geist zu helfen - sollte er es nicht tun, so sei er verloren, mahnte Amalis. Aledan wollte ihm helfen und andere des Kreises ebenso. Sie bahnten sich einen Weg durch die unerforschten Landen des Südens, hin zu einer kleinen Höhle im großen Massiv der südlichen Gebirge.
In dieser Höhle fanden sie einen großen Kristall, von dem ein ständiges Flüstern auszugehen schien. Unheimlich, wie es war, sollten sie an diesem Ort das Wunder vollbringen. Die kleine Gruppe von Magiern mühte sich, einen arkanen Schutzschild um Konradin zu erschaffen, der ihn vor etwaigen Gefahren bewahren sollte. Dies gelang zuerst auch, mit Hilfe des kleinen Kristallsplitters löste sich seine Seele und er konnte den anderen Wesen, die scheinbar im großen Seelenstein gefangen waren, den Weg nach außen weisen. Bis nach Britain und in die anderen Städte soll diese pulsierende Säule unglaublich schönen Lichtes zu sehen gewesen sein, die bei der Befreiung austrat. Von diesem Wunder fasziniert vergaßen die Magier einen Moment ihre Aufgabe, konnten sich aber rechtzeitig wieder fangen, um den Schutz aufrecht zu erhalten. Doch im gleichen Moment geschah etwas Seltsames: Konradins Seele schien in dem Schutzpanzer gefangen und konnte nicht zu seinem Körper zurückkehren, selbst als die Magier versuchten den Schild aufzulösen, war sein Geist wie in einer unsichtbaren Glocke noch immer gefangen. Zudem begann die große Höhle einzustürzen. Bis zuletzt versuchten die Arkanen, Konradin den Rückweg zu ermöglichen, mussten jedoch irgendwann flüchten, als immer größere Felsen von der Decke herabstürzten.
Aledan, der sich mit letzter Kraft aus der Höhle geschleppt hatte, war bewusstlos geworden und hatte nicht mehr miterlebt, was die anderen ihm später voller Aufregung berichteten: Die Göttin Libanu selbst sei ihnen erschienen und hatte dem tapferen Konradin das Leben geschenkt, für den Einsatz bei der Befreiung der vielen Seelen, die nicht zur Ruhe hatten finden können.
Aledan konnte ihnen lange nicht glauben, was er hörte, fand sich aber irgendwann damit ab, als er Konradin nach ewigen Zeiten in der Stadt wieder sah.

Dieses Kapitel in seinem Leben war sicher eines der aufregenderen gewesen. Und er hoffte, dass das Buch seines Lebens noch viele solcher Seiten erhalten würde.
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Alt 25.01.2005, 17:47
#15
Aledan Celnath
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Wie auch auf der Hinfahrt schon hatte Aledan recht schnell das Vertrauen der Besatzung des kleinen Reiseschiffes gewonnen. Auch wenn sie dieses Mal nicht so gespenstisch schnell vorankamen, lagen sie gut in der Zeit und mussten ungefähr die Hälfte der Strecke hinter sich haben.
Aledan hatte noch lange mit einigen Seeleuten gesprochen und mit ihnen ein unterhaltsames Würfelspiel gespielt, bis diese dann auch schließlich so müde waren wie er und alle, bis auf die Nachtwache, langsam in ihre Kojen krochen.
Doch in der sechsten Nacht auf See wurde seine Ruhe jäh durch wilde Schreie und lautes Rumpeln unterbrochen. Verwirrt schreckte er im Bett hoch und sah sich um. Schlaftrunken wie er war, wusste er die Gefahr zuerst nicht zuzuordnen, bis er lautes Krachen von Holz hörte. Eilig warf er sich Wasser ins Gesicht um Betäubung zu vertreiben und kleidete sich rasch in das etwas zähere Goblinleder, überprüfte den Beutel mit seinen magischen Reagenzien und trat aus seinem Zimmer. Das Bild, was sich ihm im Aufenthaltsraum bot, war furchteinflößend. Hier und da lagen wie in einem Lazarett bewusstlose Männer auf dem Boden, die von anderen umsorgt wurden und einer der Seemänner stürzte auf Aledan zu, um panisch zu erzählen, dass sie von "irgendetwas Riesengroßem" angegriffen würden. Verstört musterte Aledan dessen Gesicht und ließ sich den Weg zum Deck weisen, da es stockfinster war.
Er hatte eine Spur glimmenden Nachtschattens hinterlassen, der in den Räumen zumindest etwas schummriges Licht spendete.
Als er hinaus ins Freie trat, bestätigten sich seine schlimmen Vermutungen.
Er sah den glitschigen Körper einer gewaltigen Seeschlange, der sich mehrmals um den Bauch des Schiffes gewunden hatte und einen Kopf, so groß wie Pferd, der fauchend einige Männer mit Fackeln in Schach hielt.
Ratlos blickte er um sich und versuchte einen Plan zu entwickeln. Die Masten waren noch unbeschädigt und dies sollte auch so bleiben, deswegen gab Aledan rasch die Idee auf, das Wesen durch einen mächtigen Funkensturm zu vertreiben.
Er entschloss sich schließlich für eine Beschwörung.
Nachdem er in eine verhältnismäßig ruhige Ecke gestürmt war und dort die Augen geschlossen hatte, sprach er immer wieder die gleichen Worte. Er hatte dieses Wesen bislang selten gebraucht, war jedoch von dessen Macht in diesem Fall zu helfen überzeugt. Nach mehreren Versuchen gelang es ihm dann ein Tor in die Parallelwelt zu öffnen und den Klingengeist unter seine Kontrolle zu stellen. Diese wahrlich angsteinflößende Kreatur wirbelte so rasch mit seinen unzähligen, messerscharfen Metallzacken, dass sich ein kräftiger Wind einstellte.
Aledan musste es einfach versuchen. Mit furchteinflößender Stimme befahl er dem Geschöpf, sich auf den Leib der Schlange zu stürzen. Diese Anweisung hatte seine Wirkung nicht verfehlt und er war überrascht, dass sein Plan aufzugehen schien.
Der Klingengeist hatte den Leib der gigantischen Schlange bereits zu einem guten Stück durchtrennt, als der dazugehörige Kopf nun seine Aufmerksamkeit Aledan und seinem Wesen zuwandte. Hass loderte in dem Blick des Tieres auf und Aledan atmete ruhig und konzentriert, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Plötzlich schnellte der Kopf auf Aledan zu, jener warf sich notgedrungen zur Seite und wurde nur von dem geschossartigen Haupt an der Schulter gestriffen, welches in die Kajüte einschlug. Dies war der Zeitpunkt, auf den Aledan gewartet hatte. Er schrie schmerzverzerrt einen weiteren Befehl zu dem beschworenen Klingengeist, der daraufhin in Richtung des Kopfes loswirbelte.
Aledan schleppte sich hinter eine auf dem Deck befestigte Kiste, um nicht von herumfliegenden Schuppenteilen oder Blut getroffen zu werden. Was der Klingengeist mit dem Leib der Schlange anstellte war ekelerregend. Der zweite heftige Treffer führte der Schlange vor, dass sie hier nichts würde finden können außer den Tod, so dass das Geschöpf sich mit markerschütternden Schreien eilig in die Tiefen des Meeres zurückzog. Aledan blinzelte nochmal auf die heftig blutende Wunde, die ihm das Untier zugefügt hatte und verlor kurz darauf das Bewusstsein.
Das Nächste, woran sich Aledan erinnerte, fand knapp zwei Tage später statt. Als er schwach die Augen aufschlug und stöhnte sprang einer der beiden Männer, die über ihn wachten, aus dem Zimmer, während der andere sich über ihn beugte und leise zuredete, dass er liegen bleiben solle.
"Ihr habt viel Blut verloren, schlaft nur ja ruhig weiter."
Aledan wäre nicht in der Lage gewesen irgendetwas anderes zu tun und verlor wieder das Bewusstsein.
Das nächste Mal als er erwachte, schien er alleine in dem Raum. Er mühte sich auf den unverletzten Arm und blickte entsetzt auf den riesigen Verband, der eine kleine braune Stelle von vertrocknetem Blut aufwies. Benommen setzte er sich auf die Kante seiner Koje und schaut sich um. Es war zwar Tag, aber wie er es gewohnt war, spendete das kleine Guckloch seines Zimmer nicht sehr viel Licht. Er warf sich eine Decke über und schlurfte in den Aufenthaltsraum. Die Konversation, die dort stattgefunden hatte, war abgebrochen, als er die Tür seines Zimmers öffnete. Der Kapitän war der erste, der zur Sprache zurückfand.
"Ich bin froh, dass Ihr noch lebt! Um ein Haar hätte Euch das Mistvieh den ganzen Arm abgerissen!"
Aledan schaute sich im Raum um und fragte sich, ob die verbliebenen sieben Mann der ganze Rest der einstmaligen Besatzung waren, die an die fünfzehn Mann zählen mochte.
"Ihr habt nun fast vier Tage durchgeschlafen, Herr. Am besten Ihr ruht noch etwas weiter aus,"
fuhr der Mann fort.
Aledan schüttelte nur den Kopf und ließ sich auf eine der Bänke nieder. Er bat darum, dass sie ihm die weiteren Geschehnisse erzählten.
Der Kapitän ergriff wieder das Wort und erklärte ihm, dass sein Einsatz ihnen allen wohl das Leben gerettet habe und die Schlange sie in Frieden gelassen hätte, nachdem der Klingengeist sie am Hals, wenn es denn sowas bei einer Schlange gab, schwer verwundet hatte.
Sie hatten einen ganzen Tag gebraucht um die größten Schäden notdürftig zu reparieren und deswegen einen Tag verloren, auch war die Mannschaft geschrumpft, so dass sie nun nur noch zwei Drittel der Geschwindigkeit halten konnten.
"Was für eine Ironie" dachte sich Aledan. Er hatte extra das kleinere der Schiffe gewählt, um rascher zu Hause zu sein, hatte nun am Ende aber keine Zeit gewonnen und war zusätzlich noch verwundet worden.
"Die Wunde solltet Ihr dringend noch von einem Heiler begutachten lassen,"
mahnte ihn der Kapitän.
"Wir sind alles nur Seemänner."
Leicht nickte Aledan nachdem der Bericht abgeschlossen war und zog sich wieder in seine Kammer zurück, um noch etwas zu schlafen.
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Alt 27.01.2005, 13:03
Das letzte St
#16
Aledan Celnath
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Seit seiner Verwundung bei der Verteidigung des Schiffes schien die Zeit zu verfliegen. Die meiste Zeitlag Aledan nur da und schlief. Manchmal, wenn er wach war, aß er etwas oder las ein wenig.
Doch bald würde er ankommen, das Schiff endlich verlassen, auch wenn sie nur noch sehr viel langsamer vorankamen, als es ursprünglich geplant war.
Die Wunde hatte sich zum Glück noch nicht entzündet, aber trotzdem würde er direkt nach seiner Ankunft zu der Heilerin Tari Ceres gehen müssen, die ihm ja schon nach dem Sommerfest ihre Hilfe zugesichert hatte.
Aber jedoch hatte er keine Probleme mehr mit fehlendem Schlaf, sondern ein anderes schwerwiegenderes. Allerdings war er froh, dass es nicht seinen Schreibarm erwischt hatte, so dass er noch Briefe und einfache Abschriften verfassen konnte... Wenn er sich überlegte, wie weit er in der Übung der arkanen Schrift zurückgeworfen worden wäre, wenn...
Er schüttelte sich und starrte die Wand seiner Kammer an.

Vor zwei Tagen hatten sie die Körper der gefallenen Seemänner würdig der See übergeben. Es war ein seltsamer Anblick und für den Kapitän sicher ein unangenehmes Gefühl, ungefähr die Hälfte seiner Mannschaft zum letzten Mal zu geleiten.

Aledan überlegte sich, was er noch alles erledigen würde. Gleich wenn er ankam würde er ersteinmal einige Briefe überstellen lassen, die von seiner Ankunft künden sollten. Dann hatte er noch Frau Ceres aufzusuchen und sich bei Frau Felan nach seinem Auftrag zu erkundigen. Schließlich wollte er dann noch seine Geschenke überbringen, auch wenn ihn der Arm in seinem Tun generell etwas einschränkte, gefolgt von ausgedehnten Besuchen bei seinen Freunden.

Ja, er hatte einiges zu tun, aber nichts davon füllte ihn mit Gram, es waren ausschließlich schöne Angelegenheiten...
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Geändert von Aledan Celnath (27.01.2005 um 13:03 Uhr).
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Alt 30.01.2005, 15:44
Die Wiederkehr
#17
Aledan Celnath
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Er war immer noch ziemlich angeschlagen und die Schulter schmerzte nur kaum weniger, als er an diesem Morgen aufwachte.
Aledan hatte nicht mehr gezählt, wie viele Tage sie auf See waren. Doch jeder Tag schien im länger und länger. Er konnte es wirklich kaum erwarten und sein Herz machte einen Sprung, als er große Inseln in der Ferne sah. Sie waren ihm nur zu bekannt. Die hohen Gebirge neben weiten Wäldern auf der einen Insel, die andere über und über mit Eis bedeckt.
Jetzt wo sie nur noch wenige Stunden brauchen würden, überlegte sich Aledan gleich mehrfach wie er was, und in welcher Reihenfolge tun wollte.

Doch eines stand immer am Anfang seiner Liste...
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Alt 31.01.2005, 17:47
verr
#18
Aledan Celnath
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"Was für ein verrückter Tag,"
sagte Aledan zu sich, als er in der Morgendämmerung in sein Bett fiel. Dafür, dass seine Rückkehr eigentlich ruhig verlaufen sollte, hatte sich viel ereignet, eigentlich mehr als ihm lieb war.
Gleich nach seiner Ankunft war er nur kurz zu Hause um ein paar Sachen wegzubringen, sich zu waschen und umzukleiden und hatte sich auf gemacht zu Leyla, um sie zu begrüßen. Er konnte es kaum erwarten sie wiederzusehen und hatte schließlich noch ihre Überraschung, ein Kleid mit Sonnenblumenstickerei, für sie. Langsam schlich er also die große Treppe hinab zu dem Steintisch, wo er sich richtigerweise vermutete. Er mühte sich, möglichst lautlos an sie heranzutreten, musste jedoch schmunzeln, als er das Schaf, das nun in ihrem Garten weidete, sah. Schließlich stand er hinter ihrem Stuhl und sah eine Weile auf sie hinab.
Weil er sich einen kleinen Spaß mit ihr erlauben wollte wisperte er leise hinter ihr:
"Was liest Du denn da Feines,"
damit sie den Eindruck hatte, eine ferne Stimme hätte zu ihr gesprochen. Sichtlich erschrocken schnellte sie in die Höhe und sah sich vollkommen verstört um. Aledan musste sich rasch ducken, damit sie ihn nicht sofort sah. Als Leyla dann wieder halbwegs zur Ruhe gekommen war und auf das Meer hinaus blickte, stand er wieder auf und stellte sich hinter sie.
Leyla drehte sich dann jedoch unerwartet um und tat einen Schrei, der auch Aledan zusammenzucken und zurückschrecken ließ. Nach wenigen Momenten fielen sie sich dann jedoch in die Arme und freuten sich des Wiedersehens.

Ja, er hatte wirklich eine ganze Weile auf diesen Moment warten müssen, war aber umso glücklicher, als er endlich auf Moonglow angekommen war. Leyla berichtete ihm aufgeregt von ihrer neuen Einrichtung und freute sich sehr über das Kleid, welches Aledan schon fast vergessen hatte und ihr dann nach einer Weile überreichte.
Jedoch schickte sie ihn kurz darauf zu Tari, der er schon einen Brief zugesandt hatte, wegen seiner Verletzung am Arm.
Die Untersuchung verging recht zügig und Aledan unterhielt sich nett mit Tari und Madan, der ebenfalls in dem Heilerhaus arbeitete. Später kam Leyla, um Aledan abzuholen und gerade als sie das Haus verließen stürzten ihnen Madan und Melina Govaine entgegen. Zu Aledans Entsetzen steckte in Madans heftig blutender Schulter ein Pfeil, der immer wieder etwas von Überfall murmelte.
Sie gingen schnell ins Heilerhaus und während Leyla beruhigend auf Frau Govaine einredete, musste Aledan sich dem Helfer, der ihn nur eine halbe Stunde zuvor verbunden hatte, selbst annehmen.
Es war zwar nicht das erste Mal, dass Aledan eine solche Wunde sah, aber er hatte bislang noch niemals eine solche behandelt. Kurz kam ihm in den Sinn, wie er kurz vor seiner Reise Valore ein größeres Glasstück aus der Hand entfernen musste und das ihm dies schon kaum gelungen war.
Etwas beunruhigt folgte Aledan schließlich den Anweisungen des Heilers, dem er zuerst ein Bündel Bandagen in den Mund stecken, darauf den Pfeil hinter dessen Rücken abbrechen und rasch nach vorne durchschieben sollte.
Das Loch in der Schulter begann sofort danach heftig zu bluten, doch zum Glück betrat in diesem Moment Tari wieder den Raum, die sich rasch der Wunde annahm und sie mit Aledans Unterstützung auf arkanem Wege verschließen konnte.

Erschöpft von diesem Unterfangen machte sich Aledan zusammen mit Leyla auf den Weg zum Kessel, wo er einige Freunde des Kreises zu einem Wiedersehen geladen hatte. Erfreut stellte er fest, dass doch der ein oder andere der Bitte gefolgt war und erzählte ihnen von seiner Reise.
Später kamen noch zwei andere Herren in den Kessel. Der eine von beiden warf zwei Pergamentrollen auf den Tisch von Aledans kleiner Gesellschaft, was alle mit Stirnrunzeln und Unverständnis quittierten. Kurz darauf stellten sie fest, dass dies wohl ein Gesuch für ein Gespräch mit einem Rat des Kreises war, was Aledan zu einem Lachen brachte. Sicher, er hatte schon auf die ein oder andere Weise Gespräche mit Interessenten vereinbart, aber durch fliegende Rollen?
Lächelnd suchte er den Tisch des Herren auf, um ein kurzes Gespräch mit ihm zu vereinbaren, jedoch entgingen Aledan nicht die warnenden Kommentare der anderen, die Rodarion als Dieb und Herumtreiber beschrieben. Jedoch ließ sich Aledan nicht beirren und versuchte freundlich mit dem Herren zu reden, was ihm jedoch kaum gelang, da sich dieser recht merkwürdig verhielt.

Und ob dies alles noch nicht genug Besonderheiten für einen Tag waren, betrat zu späterer Stunde auch noch Rycarno Lagis, ein alter Freund von den Kristallschwingen den Dampfenden Kessel. Jedoch musste sich Aledan gleich wieder von ihm verabschieden, da er Leyla noch nach Hause geleiten wollte, Rycarno auf ein Gespräch in den folgenden Tagen vertröstend.

So brachen Leyla und Aledan dann zu ihrem kleinen Haus am Meer auf, mussten jedoch feststellen, dass der Bewerber des Kreises ihnen ungefragt durch das Tor folgte, aber gleich im nahen Wald verschwand. Leyla, die nun doch etwas beunruhigt war, schloss Aledan eine Weile fest in ihre Arme und ließ sich gut zureden. Da die Müdigkeit doch schon schwer an ihr zehrte, löste sie sich wieder von Aledan und ging langsam zu ihrem Haus hinunter, der Sonne, die aus dem Meer aufzusteigen schien, entgegen.

Wenige Momente nach dem Abschied fand sich Aledan dank eines Runenzaubers wieder vor seinem Haus, welches er gleich betrat. Er saß noch eine Weile am Schreibtisch und streichelte seine Katze Maeva, die ihm zur Begrüßung gleich entgegengetippelt war. Zuletzt ging er in sein Schlafzimmer, erneuerte den Verband, legte sich nieder und schlief zügig ein...
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Alt 16.02.2005, 09:28
Beunruhigende Vorg
#19
Aledan Celnath
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Was war nur los? Dass Valore ihm nicht so freundlich gesonnen war wie sonst, das war ihm zweifellos aufgefallen.
Doch in den letzten Tagen hatte es bisweilen gar eine regelrechte Feindseligkeit erreicht.
Aledans Gründe für die Abreise waren vielleicht etwas falsch formuliert gewesen, doch konnte man ihn nicht zur Rechenschaft ziehen, da sein Verstand zu jener Zeit nicht klar war, von Studien umfangen, einem dunklen Nebel gleich. So sah er es zumindest.
Und der Fortschritt der Bücher wuchs beachtlich, davor hatte er bereits dafür einiges in Kauf genommen, bei seiner Verletzung an der Hand angefangen.
Doch jetzt, wo sie sich das erste Mal nach langer Zeit offen ausgesprochen hatten, kam es Aledan vor, als müsste er sich für eine ganze Reihe von Missverständnissen zur Rede stellen. Der Ablauf des Festes, sein plötzliches Aufbrechen, dass er nicht geschrieben hatte...
Valores Vorwürfe hatten ihn hart getroffen. Als Aledan dann schließlich den Tala verließ, ein zerbrochenes Teeglas auf dem Boden zurücklassend und von einem wahren Gedankensturm erfasst, wusste er nicht wie ihm geschah.
Er wanderte eine Weile das Meer entlang, reiste nach Moonglow und wanderte dort dann weiter. Lange noch drehten sich seine Gedanken um das Gespräch bis er schließlich bei seinem Haus angekommen war und sich auf sein Bett fallen ließ.

Es lag natürlich in Aledans Interesse diese Angelegenheit möglichst schnell zu bereinigen, doch war dies seiner Ansicht nach zur Zeit einfach nicht möglich. Das Gespräch mit Valore hatte damit geendet, dass sie sich beide bitterbösen Blickes ereiferten und dies war keine Grundlage für ein vernünftiges Gespräch. Er würde wohl ein Weilchen warten müssen...
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Alt 19.03.2005, 12:24
Der Weg des Feuers
#20
Aledan Celnath
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Stumm lag er auf seinem Bett und starrte die Decke mit leerem Blick an.
Die Geschehnisse dieser Nacht tobten in seinem Kopf, ähnlich den lodernden Flammen, die Tarathir hätten zu Asche werden lassen können und sollen.
Hatte er sich wirklich gegen die Boten des Elementes gewand, welches er so sehr verehrte? Was war nur in ihn gefahren?
Aledan atmete noch ein paar Male durch und erhob sich wieder aus dem Gemach. Langsam öffnete er die Tür zu seinem Wohnraum und goss sich ein Glas kühlen Wassers ein, um dem anhaltenden Durst Einhalt zu gebieten, den die trockene Hitze der Feuerelementare in seiner Kehle hinterlassen hatten.
Er hatte von den sprechenden Feuerwesen gehört, von weiteren seltsamen Ereignissen der jüngeren Vergangenheit, einem Buch und Hütern, doch dies war alles nun in den Schatten gestellt worden...

So sehr die Wärme für das Leben notwendig war, so leicht konnte sie es auch nehmen.
Kurzum, das Feuer verkörperte für Aledan stets eine schwer zu kontrollierende, vielseitige Macht. Nie hätte er auch nur erwägt, sich mit einem Elementarherren zu messen, er selbst wusste nur zu gut, wie gering, wie unbedeutend er angesichts dieser konzentrierten Kraft war. Doch der Ehrfurcht gebietene Elementarherr entsprach nicht seiner persönlichen Vorstellung dieses Elementes, seines Elementes.
Deswegen wohl hatte er es in einem Moment blinden Unverständnisses getan, um einen Menschen vor dem sicheren Tod zu bewahren.

Es war fast... Als würde das Feuer die Harmonie der Elemente zerbrechen wollen.
Dies war es auch, was Aledan stutzig machte. Stets war er gelehrt worden, dass die Elemente einander ausglichen, ähnlich eines vierarmigen Waagenkreuz, dessen Schalen zwar von Zeit zu Zeit schwankten, nie aber aus dem Equilibrium geraten sollten.
Was also wirkte auf das Feuer ein, dass es so drängend und zornig machte?
Sprachen die Boten nicht ständig von einem Herren des Feuers, von Monumenten zu Ehren dieses Herren?
Nie hatte Aledan gehört, dass die ewige Flamme personifizierbar sei, nie hatte er gehört, dass es einen einzigen Herren über jenes Feuer gab.
Wer also erdreistete sich, mit Hilfe des arkanen Netzes und des hohen Elementes zu versuchen, die Macht über eine Stadt, vielleicht auch die ganze Welt zu erringen?

So wenig Zeit sie hatten, er würde Ruhe und Rat suchen müssen, um diese Fragen für sich beantworten zu können. Doch seinen Glauben konnte die Unruhe nicht erschüttern, es würde eine stärkende Probe sein.
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Geändert von Aledan Celnath (19.03.2005 um 12:25 Uhr).
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Alt 19.04.2005, 15:12
Ein Tag
#21
Aledan Celnath
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Ruhig saß Aledan nun an seinem Pult, das immer noch etwas verloren beinahe mitten in dem doch beachtlichen Haus stand. In die alte Schneiderei war er umgezogen, weil er das Angebot für günstig gehalten hatte, einerseits wegen des gerechten Preises und vielmehr wegen der guten Lage am Rand der kleinen Siedlung.
Aledan sortierte nun bereits wieder seit nahezu einer Stunde verschiedenste Dokumente, die er in den Archiven der Kristallschwingen gefunden hatte. Die Arbeit war zum Teil recht mühselig, wenn er an die für ihn fremden Runen mancher Wirkungsformen dachte.
Seufzend lehnte er sich in dem gepolsterten Stuhl zurück und starrte in das weiche Kerzenlicht, das den Raum mit seinem flackernden Schimmer erhellte.
Er würde noch eine Weile benötigen, bis diese große "Halle" heimlich werden würde... hier und da den Raum etwas unterteilen... ein Kamin für den Winter... ja, es war noch viel zu tun.

Aledan beugte sich wieder vor und bettete drei der Pergamente vorsichtig in seine schwere Ledermappe, die er seinerzeit von Inrathenia mitgebracht hatte. Sie war im Moment sein größter Stolz, denn die vielen verschiedenen Runen und magischen Symbole, die mit edlen Verzierungen in das Leder eingearbeitet worden waren, verliehen ihr das gewisse Etwas.
Insgesamt war die Mappe eine angemessene Hülle, um die unterschiedlichen Pergamente zu beherbergen, mit denen er sich nun nicht nur beschätigte, sondern die er auch verkaufte.
Die Mühen, die er auf sich genommen hatte, um in anstrengendem Studium das arkane Schreiben zu erlernen, schienen sich langsam auszuzahlen.

Er erhob sich von seinem Arbeitsplatz und drückte den Rücken durch. Etwas frische Luft... Ein Spaziergang war jetzt sicher das Richtige. Gemütlich schlenderte er über den losen Schotterweg Richtung Süden. Er genoss zwar die mittlerweile wieder kräftigere Sonne - doch in seinem Haus bevorzugte er eine eher dunkle Atmosphäre, die nur von seinem Element - dem Feuer - erhellt werden durfte.

Aledan passierte die Häuser von Johel und Serlinar und wanderte Richtung des nahen Forstes, nicht ohne der eindrucksvollen Statue in Johels Hof einen längeren Blick zu schenken.
Moonglow war schon eine prächtige Insel, dachte er sich. Ideal für die Magier - die scheinbar ewige Ruhe und das meist angenehme Wetter lockten von Zeit zu Zeit die verschiedensten Arkanen an, welche er dann munter diskutierend auf dem Platz der Magie oder nahe des Dampfenden Kessels beobachtete.

Es wurde wahrlich wieder Zeit eine größere Veranstaltung in Angriff zu nehmen. In seinem Kopf formten sich langsam die Vorstellungen, die er zuvor auch schon mit den anderen des Kreises besprochen hatte. Ein Markt und verschiedene Demonstrationen... das sollte es sein.

Aledan entschied sich an der Weggabelung für die linke Seite, da er einer guten Bekannten einen kurzen Besuch abstatten wollte. Nur kurz würdigte er den Hinweisschildern auf die Kobolde Aufmerksamkeit, in der Hoffnung, die kleinen böswilligen Geschöpfe würden ihn nun friedlich passieren lassen, denn es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er sie hätte zurechtweisen müssen. Bei den Obstbäumen hielt er kurz inne und musterte die Kronen. Sie trugen Knospen und bald würden sie wieder aufblühen, als Vorbereitung der leckeren Früchte, die sie im Herbst zu tragen gewohnt waren.

Als Aledan dann das kleine, abgelegene Haus erreichte, sah er sich kurz um, holte noch einmal Luft und klopfte dann an die hölzerne Türe.
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Alt 27.04.2005, 07:24
Ein Ergebnis
#22
Aledan Celnath
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Ein paar Tage waren nun seit dem letzten Treffen vergangen, welches für Aledan in jeglicher Form prägend gewesen war. So selbstverständlich wie sie seine Hilfe vorausgesetzt hatte... Aledan hatte sich nach langer Zeit wieder für mehr als drei Tage in die Dunkelheit seines Hauses zurückgezogen und brütete über den Mysterien, die er erlebt hatte.

Wo war der Schlüssel?

Nachdenklich ging er immer wieder in dem Raum auf und ab, der abgesehen von ein paar Kerzen in angenehmen Dunkel lag. Wirkung... Fähigkeit... Form und Äußeres... dies waren die Begriffe, die sein Denken beeinflussten.
Wieder und wieder setzte er sich an seinen Schreibtisch und überflog die knappen Notizen, die er sofort nach dem Treffen in Windeseile zu Pergament gebracht hatte.
Draußen mochte langsam die Dämmerung einsetzen, was ihm das aufkeimende Gebrüll der Vögel verriet, welches die zuvor unheimliche Stille durchbrach.

Ein letzter Versuch, dann wollte er sich betten und sich ein paar Stunden süßen Schlafes gönnen. Er nahm wieder an dem kleinen Tisch platz, auf dem verstreut ein paar Kristalle lagen und betrachtete sie eine Weile stumm...

Als er wieder aufwachte, war es schon beinahe wieder Abend. Irritiert schaute er sich um und stellte erschrocken fest, dass vor ihm auf dem Tisch ein Ergebnis lag.
Ein Ergebnis? Nein, vielmehr war es das verzerrte, entstellte Ebenbild des Kristalls, den er vor längerer Zeit aus einer Ettinhöhle "befreien" konnte.
Was auch immer damit geschehen war, er konnte sich nicht mehr recht erinnern. Langsam zogen die Bilder zurück in seinen Verstand, aber außer grellen Zerrbildern, die von Lichtblitzen und stechendem Geruch durchsetzt waren, konnte er nicht viel erkennen.

Er raffte sich eilig auf und schrieb einen kurzen Brief, der von gar zittriger Handschrift gezeichnet war, wickelte das Ergebnis darin ein und machte sich wieder auf den Weg zu dem Ort, an dem alles angefangen haben sollte.
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Alt 29.04.2005, 11:10
... und seine Folgen
#23
Aledan Celnath
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Es hatte doch alles so unscheinbar begonnen!? Jedoch war es in seiner Natur, stets die Wurzeln selbst unscheinbarster Phänomene ergründen zu wollen. Vermutlich war genau dies auch der Grund, weswegen Aledan sich ein weiteres Male in seine eigene kleine Welt zurückziehen ließ.
Denn es verging nun kein Tag mehr, an dem er nicht wenigstens zwei oder drei Stunden versuchte, ein weiteres "Ergebnis" zu erzielen, oder wenigstens etwas in dieser Art, und noch wichtiger - nicht gleich wieder das Bewusstsein zu verlieren.
Auch wenn er ebenso spürte, dass seine Konzentrationsfähigkeit mit zunehmender Beschäftigung langsam wieder stieg, so realisierte er auch, dass seine anderen Aufgaben darunter deutlich litten.
Jedoch spielte dies für ihn zur Zeit offenbar keine Rolle, denn alles, woran er denken konnte war recht klein, wertvoll und an sich unscheinbar.

Sein Versuch, Aufzeichnungen über derartige Phänomene zu erlangen, führten ihn nur in wildeste Spekulationen oftmals anscheinend eher unfähiger "Gelehrter", die wohl nicht mehr als etwas Achtung aus unglaublich kompliziert beschriebenen Ritualen erlangen wollten.
Nein, Schriften gab es wohl wirklich nicht.
Und seine eigenen Protokolle... Sie widersprachen sich ständig. Jedesmal, wenn er gerade dachte, er habe etwas Neues herausfinden können, so zeigte sich doch kurze Zeit später, dass er im Grunde genommen immer wieder zum Anfang zurückgekehrt war.

Wo ist der Schlüssel?

Es musste etwas geben, was er wieder und wieder übersah.


Doch wie soll man etwas finden, wenn man es anscheinend nicht sehen kann...
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Geändert von Aledan Celnath (29.04.2005 um 11:55 Uhr).
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Alt 09.05.2005, 12:15
Sesam
#24
Aledan Celnath
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Das die Lösung letzten Endes so einfach sein sollte, das hatte sich Aledan im Traum nicht ausgemalt. Den Schlüssel hatte er die ganze Zeit bereits besessen und wie vermutet, lag er die ganze Zeit offen vor ihm, jedoch so nah, dass er ihn schlichtweg immer übersehen hatte.

Voller Tatendrang war Aledan nun in die neue Welt eingetreten, erkundungswütig wie selten zuvor. Doch so schön sie ihm auf den ersten Blick anmutete, so groß waren auch die damit verbundenen Gefahren. Bereits zweimal in einer Woche führte ihn ein Experiment in die Bewusstlosigkeit, aus der er sich erst nach einer Weile wieder erhob und benommen umblickte. Wäre der Tisch aus Holz gewesen, wer weiß, was ihm dann wiederfahren wäre.
Doch nicht nur sein neues Forschungsgebiet bereitete ihm viel Freude.

Aledan hatte einige Dokumente in seinen Besitz bringen können, die von äußerster Seltenheit waren und enormen Wert besaßen. Die Schriften waren seine Passion und er hatte in der letzten Zeit viel Wissen unter der arkanen Gemeinde Britannias verbreitet.
Doch den großen Schritt hatte er noch nicht gewagt.
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Alt 13.06.2005, 09:39
R
#25
Aledan Celnath
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Eine ganze Weile verbrachte Aledan nun schon damit, sich in der ihm neuen Welt voller Neugier umzusehen und seine verschiedenen Wunder zu erleben.

Doch wurden diese neuen Freuden auch durch einige Schatten überdeckt, die ihn in jüngster Vergangenheit heimsuchten.
Seit dem Bruch mit Leyla war alles anders. Mehrere Monde hatte er verdeckt, dass es ihn schmerzte, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er innerlich abgekühlt war und die Schmerzen der Leere gewichen waren.
Einfach war es nicht, aber fühlte er sich nun wieder im Stande ihr gegenüberzutreten.

Im gleichen Maße, wie sein eigenes Leben wieder verebbte, so schien der Kreis einen neuen Aufstieg zu feiern. Durch den Beitritt mehrerer neuer Mitglieder und das erblühende Engagement der schon vorhandenen schienen die Kristallschwingen sich wieder dem Glanz der alten Zeiten zu nähern.
Auch der öffentliche Vortrag war in Aledans Augen ein Erfolg gewesen.
Die Ratshalle war beinahe ausgelastet gewesen und zu den bekannten Gesichtern des Kreises gesellten sich noch einige andere Bekannte aus Britannia.

Ein Erlebnis der letzten Tage jedoch setzte ihn in Beunruhigung. Nachdem er einem freundlich auftretenden Sammler von Tränen - warum auch immer, aber er erlebte immer wieder, dass Menschen seltsame Angewohnheiten hatten - auch die seinen Trauerperlen geschenkt hatte, fühlte er sich ständig an seine vergangenen Verluste und Verflossenen erinnert. Auch wenn ihm nicht zu Mute war, weitere Tränen zu vergießen...
Die innere Trauer wich vielmehr einer unbeherrschbaren Wut, die ihn kühl und distanziert auftreten ließ, wie man es von Aledan selten gewohnt war.
Die Nachricht, dass Salja in Haft der Garde einsaß, tat dazu Ihr Übriges.

Aledan spürte, dass die nächsten Tage nicht sehr angenehm würden und spielte ernsthaft mit dem Gedanken den Worten des Mannes nachzugehen, der so ruhig vor der Kirche Glarons saß und die Tränenspender beobachtet hatte...
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