17.01.2005, 08:42 |
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Reisender
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Müde schlurfte Aledan Richtung seines Hauses. Er versuchte nichteinmal einen der bewährten Reisezauber zu nutzen, denn er war sich sicher, dass sie ihn heute irgendwohin, aber nicht dahin, wo er es wollte, gebracht hätten.
Mit einiger Anstrengung gelang es ihm dann doch noch, seine Tür aufzuschließen und in den dunklen Raum zu treten, denn wie immer waren seine Vorhänge zugezogen. Wie lange war er nun schon dabei, die Inneneinrichtung voranzubringen und die abgebrannten Kerzenstümpfe zumindest durch Laternen zu ersetzen? Es interessierte ihn nicht... Heute nicht. Langsam ließ er sich auf den Stuhl am Schreibtisch sinken und schaute seiner Katze Maeva in die Augen, welche ihn wohl schon erwartet hatte. Mit gemischten Gefühlen versuchte er dem geheimnisvollen Blick standzuhalten, wandte sich jedoch nach einer Weile ab und begann ihr goldigglänzendes Fell zu streicheln. Ihr warmes Schnurren zeigte ihm, dass sie dies offenbar genoss, er selbst jedoch bekam dies nur am Rande mit, war er doch schon wieder in Gedanken. Nie zuvor hatte er eine solche Müdigkeit verspürt. All die Aufregung, die Planung und Gedanken an das Fest zermarterten sein Hirn und irgendwann lehnte er sich einfach zurück und schloss die Augen. Nach kurzer Zeit schreckte er auf, offenbar hatte er schlecht geträumt, doch die Fetzen, die noch in seiner Erinnerung ruhten konnte er nicht mehr von der Realität trennen. Er musste etwas verändern. Leyla hatte vermutlich recht, würde sie ihn so in diesem Zustand sehen würde sie vermutlich wieder voller Unverständnis auf ihn Einreden, ihn flehentlich bitten, doch endlich mehr zu ruhen und sich von den Strapazen zu erholen. Was waren diese Strapazen? Fast ständig war er unterwegs, trieb seine Studien voran, wenn er etwas Zeit dazu fand, überwachte den Fortschritt seiner Buchkopien, sortierte die Bibliothek des Kreises und verkaufte, kaufte ein... Nein, er konnte noch nicht schlafen, auf dem Schreibtisch vor ihm lag immer noch das Schreiben von Ales Bai, welches beantwortet werden wollte. Nur unter größter Anstrengung gelang es ihm, die Kerze vor sich zu entzünden und starrte eine Weile in das flimmernde, schwache Licht. Wieder drifteten seine Gedanken ab und er war nun wieder von Wachheit erfüllt, dachte er nur an das kleine Feuer auf dem Docht vor ihm. Er selbst verehrte es als das höchste der Elemente, glaubte an dessen Kraft, die es zu spenden vermochte. Nach einer kurzen mentalen Zuwendung begann er dann doch, einen Antwortbrief aufzusetzen. Nach einer Weile konnte er dann auch endlich seine Unterschrift unter den Brief setzen, immer noch nachdenklich über den hohen Preis... Hunderttausend Münzen für ein Pferd? Er konnte es nicht glauben, doch das Versprechen des Magierlehrlings war ihm zu interessant, als dass er es hätte ausschlagen können. Nach einigen Momente der Ruhe drückte er sich dann an der dunklen Tischplatte hoch und schaute nocheinmal zu Maeva hinab, die ruhig auf dem weichen Titanenleder lag und vor sich hinschlief. "Ja, Du machst es richtig. Du weißt Dich zu erholen... Es wird wirklich Zeit, ich habe einen Beschluss gefasst. Aber zuerst wird es Zeit ein wenig zu schlafen." Jeder Schritt erschien ihm schwerer als der vorige und zwei Morgende später konnte er sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie er den Weg in sein großes Bett geschafft hatte. Als er sich im Bett aufsetzte deuteten ihm zumindest Robe und Umhang, dass er wohl mehr ins Bett gefallen war, als dass er sich niedergelegt hatte. Doch seinen Beschluss hatte er nicht vergessen, er musste wieder etwas reisen, auf andere Gedanken kommen. Gleich setzte er noch einige Schreiben auf und ließ diese eilig überbringen, während er schon seinen Sack schnürte, den er mitnehmen wollte. Pergamente, Aufzeichnungen, Tinte... Seine feste Goblinlederkleider und auch das etwas feinere Schlangenleder nahm er mit... Etwas Proviant und einen Schlach Wasser, ein paar Kerzen und eine ordentliche Menge Gold waren auch dabei. Nur wenige Stunden später stand er dann am Moonglower Hafen und wartete auf das nächste ausgehende Schiff Richtung Faerlan. |
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17.01.2005, 21:13 |
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Reisender
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Da stand er nun also, sein Gepäck war bereits geladen und das Schiff bereit abzulegen.
Eigentlich hatte er schon ein betrübtes Gewissen. Schließlich oblag ihm immer noch eine große Verantwortung. Außerdem wollte er Leyla nicht einfach so zurücklassen. Gerade jetzt nicht. Jedoch war sie es, die es ihm letzten Endes indirekt geraten hatte. Sein Ausflug in die Gedankenwelt wurde jedoch jäh beendet, als eine raue Stimme hinter ihm rief: "Na los jezz, wir wolln los!" Beschwichtigend nickte er dem Seemann zu. So betrat er dann das stolze Schiff mit einem lachenden und weinenden Auge, ungewiss was ihn erwarten würde. Lange stand er noch da und schaute "seiner" Insel zu, wie sie immer kleiner wurde und schließlich am Horizont ins Meer zu tauchen schien. "Wohl Deine erste Reise, hrm?" Die Stimme kam ihm bekannt vor und als er sich umdrehte, erblickte er den gleichen Seemann, der ihn vor ein paar Stunden auf das Schiff gescheucht hatte. "Nein... das nicht. Eigentlich stamme ich ja sogar von Faerlan," antwortete er ruhig, immer noch auf das Meer hinaus blickend. "Ich suche nur etwas Erholung dort. Ein paar alte Bekannte besuchen, schauen wie es der Akademie meines..." An dieser Stelle zögerte er eine Weile, hatte sein Vater sich doch damals für sein Lebenswerk geopfert... "Nun, meines Vater geht. Ich bin gespannt, ob noch alles so ist wie damals!" Was war dieses "Damals"? Ungefähr fünf Jahre musste es nun her sein, dass er die Reise in die sagenumwobene Inselprovinz beschlossen hatte, direkt nach dem Tode seines Vaters. Sein Heimatort, die Akademie, dies alles erinnerte ihn einfach zu sehr an "ihn", seinen Lehrer, Meister, Vater, seine damals einzige wirkliche Bezugsperson. Obwohl er wohl genug Möglichkeiten gehabt hätte, mit vollen Händen ein Leben in Wohlstand zu führen - er wollte es nicht. Aledan hatte sich entschlossen seinen eigenen Weg zu gehen. Zurückblickend auf dieses "Damals" musste er unwillkürlich schmunzeln. Ja... wie verloren er wirken mochte, in der großen Stadt Britain, als Fremdling, ohne auch nur eine Seele zu kennen. Doch er war glücklich mit allen Geschehnissen, die sich damals ereigneten. Er erinnerte sich noch genau an die ersten Wochen. Kyra, die ihm den Weg zu Khor Tenherr wies. Khor Tenherr, der ihm zwar nicht direkt helfen konnte, der ihm aber zumindest eine Richtung zeigte. Theodore, der ihn, in den Katakomben aufgelesen hatte und zu sich einlud. Ja, dies alles würde er wohl nie vergessen. Er wusste selbst noch die Worte mit denen Theodore ihm den Weg zum Kreis gewiesen hatte... "Es ist eine Tür, junger Freund. Eine von vielen. Vielleicht mag sie Euch zum Guten führen, doch entscheiden müsst ihr selbst." Beinahe lebendig konnte er Fieros Stimme hören, als er langsam den Blick vom Meer abwandte, in welchem die Sonne in sanftem Rot vor wenigen Minuten versunken war. Langsam schritt er vom Deck hinab, hinunter in den Bauch des Schiffes, zu seiner Kabine, welche ihm die nächsten Wochen wohl als Quartier dienen musste. |
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18.01.2005, 14:14 |
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Reisender
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Als das Licht am nächsten Morgen durch das kleine Fenster in sein Quartier hineinschien, öffnete Aledan die Augen. Hatte er wirklich so lange geschlafen? Munter erhob er sich und faltete sein Bett ordentlich zusammen, immer noch darüber schmunzelnd, dass er wirklich ruhig die ganze Nacht geschlafen haben musste.
Er trat aus dem bedrückend kleinen Schlafraum und schlenderte, nun in seine feine Schlangenlederkleidung gewandet, in den etwas größeren Aufenthaltsraum der Mannschaft. Grüßend nickte er zu den dreien, die dort Karten spielten und etwas misstrauisch beäugten. Langsam ließ er sich an deren Tisch nieder, mied aber wohl ein Gespräch und schaute sich in dem länglichen Raum um. Nach einer Weile huschte eine jüngere Frau hindurch, die er an ihrer Kleidung wohl als Köchin erkannte. Etwas verwundert sah er noch eine Weile auf die Tür in der sie verschwunden war, als wieder die bekannte raue Stimme ertönte. "Na, is schon ein hübsches Ding, wa?" Etwas irritiert drehte sich Aledan langsam dem Seemann zu und grinste leicht. "Schon, das will ich nicht verneinen," war seine Antwort, die von einem Lächeln begleitet seinen Mund verließ. "Doch sagt, was ist Euer Name und... Eure Funktion auf diesem Schiff?" fragte Aledan ihn nun mit interessiertem Gesichtsausdruck. Der Seemann schien wohl einen Moment zu überlegen, antwortete jedoch dann: "Nun, Krelnjar heeß ich wohl und bin der zweite Käptn!" sagte er mit sichtlich stolzem Blick. Dann fiel sein Blick auf Aledans Kleidung und er musterte ihn etwas misstrauisch. "Und mit was schlagtn Ihr Euch so den Tag herum?" Aledan musste wegen seiner Aussprache wiedermal ein wenig schmunzeln, wie er es auch am Tag der Abreise getan hatte. "Nun, ich weiß nicht wie die Seemannsleute zu meiner Kunst stehen, aber allgemein hin würde man mich wohl als Magier bezeichnen..." Erschreckt wich Krelnjar etwas zurück. "'N Hexer? Hier aufm Schiff en Hexer?" Aledan blickte ihn ruhig an wusste nicht recht, was er nun denken sollte. Schließlich hatte er vor Moonglow angelegt und hätte dies wissen müssen. Und wenn schon ein solch hoher Vertreter des Schiffes solche Worte für ihn übrig hatte, wollte er gar nicht erahnen, wie der Rest der Mannschaft wohl zu ihm eingestellt war und was diese sich für Geschichten über die Magier erzählten. Es war ihm egal. Wie ihm so vieles egal war. Wenn sie schlau waren, würden sie ihn in Ruhe lassen, denn Magier waren wegen ihrer unberechenbaren Kunst und Macht im einfachen Volk verschrieen wie auch gefürchtet. "Nennt es so, wenn Ihr wollt, aber wie gesagt, ich bevorzuge die Begriffe 'Arkaner' oder 'Magier'." Er beobachtete Krelnjars Miene genau und konnte geradezu erahnen, dass dies nicht das letzte Gespräch gewesen war, denn obgleich ihm die Furcht unmittelbar im Gesicht geschrieben stand, so konnte man ihm auch Interesse anmerken. Aledan nickte ihm leicht zu und verließ den Raum, ging hinaus aufs Deck und schaut sich um. Wasser. In allen Richtungen so viel Wasser, wie das Augen nur reichte. Leicht seufzte er, denn dieses Element rief in ihm immer ein wenig Unbehagen hervor. Nachdenklich stützte er sich mit den Unterarmen auf die Rehling und sah auf die Wellen hinaus, auf welchen das Schiff in scheinbarer Eile ritt. Die junge Frau aus der Küche ging ihm nicht aus dem Kopf, erinnerte sie ihn doch sehr an Karsis. Sie war die erste Frau, der er sich in der Provinz zugewendet hatte. Eigentlich war es eine seltsame Geschichte, damals wo sie sich am Strand kennengelernt hatten. Valore hatte ihn noch vor ihr gewarnt, aber das interessierte ihn nicht sonderlich, als sie ihn eines Abends am Strand fand, als er in Gedanken an seine Heimat schwelgte. Alles begann so schnell, wie es auch wieder aufgehört hatte, denn eines Tages war sie plötzlich verschwunden und hatte die kurze Liason beendet kommentarlos. Plötzlich musste er lachen, als er sich daran erinnerte, dass sie ihn auch noch um ein paar hundert Münzen erleichtert hatte, die sie wohl in einer der Truhen seines damaligen Zimmers im Gasthaus gefunden haben mochte. Ja, genau genommen hatte er bisher sowieso nicht allzuviel Glück in der Liebe gehabt. Ria Runaja, die junge quierlige Arkane war die nächste, die ein ebensolches Spielchen mit ihm trieb. Zumindest betrachtete er es so, denn nach Karsis war er vorsichtiger geworden und nahm sich vor, Frauen doch ersteinmal kennenzulernen, bevor er sich mit ihnen in eine Bindung begab. Kopfschütteln sah er vom Meer auf und starrte in den kristallklaren Himmel. Ob Karsis wohl auch auf den Meeren unterwegs war? Dies war es immer, was sie erzählt hatte... Das die Meere ihre Leidenschaft seien und sie schon viel herumgekommen war... Seufzend stieß sich Aledan ab und schlenderte zum Bug, wo die Wellen das Schiff schon etwas heftiger auf und ab bewegten. Etwas mulmig war ihm schon, seine letzte Reise auf einem Schiff war schon wieder einige Monate her, als er mit Thorak einen halben Tag um Moonglow herumgesegelt war. Er verzog etwas das Gesicht als er am Horizont einige Wolken erblickte. "Na wollen wir mal hoffen, dass das nichts Ernstes wird..." sagte er leise vor sich in und ging zurück in seine Kabine um sich seiner Reiselektüre zu widmen. |
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18.01.2005, 18:36 |
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Reisender
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War es nicht normal, dass man an der Richtigkeit seiner Handlungen zweifelte? Nein, war es nicht. Er sollte es nicht, denn als Ratsmitglied des Kreises der Kristallschwingen hatte er öfters schwerwiegende Entscheidungen zu treffen.
Doch nun, da es seid acht Tagen unablässlich stürmte und der Regen gegen das unerschütterliche Holz des Schiffes prasselte, plagten ihn Selbstzweifel. Bereits am zweiten Abend konnte er nicht aufhören an sie zu denken. Er vermisste sie. Und nur sie, nicht mal sein Haus oder seine Arbeit. Einsam saß er da, an dem wohl kleinsten Schreibtisch, den man sich vorstellen konnte, mehr als ein Pult war es nämlich nicht. Auf der Rückfahrt würde er sich doch etwas mehr Luxus leisten und auf ein größeres Schiff warten. Den vorigen Abend hatte er zuerst etwas widerwillig mit Krelnjar verbracht, der ihn, wie er bereits vermutet oder befürchtet hatte, nun mit endlosen Fragen zu bombardieren schien. Etwas Positives hatte es natürlich: Krelnjar rückte von seiner extremen Position gegen das Arkane ab und erwies sich als brauchbarer Diskussionsparter für ihn, Aledan, der sonst fast ständig Gespräche über schwierige Themen souverän führte und ohne die er wohl auch verblödet wäre. Mittlerweile sah der Seemann sogar Nützliches in ihm, würden sie von einem Seeungeheuer angegriffen, so hatten sie nun einen allzu wehrhaften Verteidiger. Wieder und wieder machte Krelnjar Scherze darüber, und noch mehr steigerte er sich als ihm Aledan davon erzählt hatte, dass er das Element Feuer zu seinem Patron erkoren hatte. Krelnjar hatte wohl immer noch das typische Bild des Magiers mit dem Stab in der einen und der Feuerball in der anderen Hand fest in seinem Kopf verankert. Doch heute Abend, am neunten Tag der Seereise, saß er zurückgezogen da, schaut ab und an aus dem Fenster und zuckte bei den Blitzen schon gar nicht mehr zusammen, auch wenn er manchmal das Gefühl hatte, dass sie das Schiff treffen mochten. Trotz allem schien der Sturm gut zu sein. Er hielt die gefürchteten Riesenseeschlangen tief unter der Wasseroberfläche und der peitschende Wind trieb das Schiff mit selbst für den Kapitän gespenstischer, beängstigender Geschwindigkeit voran. Aledan dachte sich nichts weiter dabei, auch wenn er sich ab und an einredete, dass auch das Element Luft ihm günstig gesinnt war. Vielleicht war dies ja ein Zeichen der Dankbarkeit, dass Aledan sich in seinen Lehren immer mehr darum bemühte, anderen diese beiden Elemente nahezulegen. Immer wieder schaute er zu dem scheinbaren Horizont, der gruselig über mannshohen Wellen lag, vom unheimlichen, grell flackernden Licht der Blitze erhellt. Ein, zwei Mal dachte er, er hätte ein Licht in der Ferne gesehen, was er sich jedoch eilig wieder aus dem Kopf schlug, angesichts der Größe dieses Meeres. Der Kapitän meinte gar, dass Ihr Ziel, eine Insel, die ein gutes Stück von außerhalb von Faerlan lag, wohl bereits ein bis zwei Wochen früher erreichen mochten, wenn der Wind so anhielt. Es stimmte ihn glücklich, er dachte bereits daran, was er in seiner alten Heimat alles unternehmen wollte, wen er besuchen wollte und was er kaufen mochte. Auch für sie. Denn auch wenn er noch so viele Gedanken vorschob, er bekam sie einfach nicht mehr aus dem Kopf. Leyla war ihm so sehr ans Herz gewachsen, dass es ihm jetzt, wo er so allein war, geradezu Angst machte. Mehr als einmal hatte er sich schon ihr Wiedersehen ausgemalt, in angenehmen Farben, stellte sich vor, wie er von oben, von der Treppe her lauern würde, um sie mit seiner Anwesenheit zu überfallen. Die Blätter würden nun schon wieder warme Gelb, Rot und Brauntöne tragen und der Herbst würde Einzug gehalten haben. Er schüttelte den kopf und schmunzelte in sich selbst hinein. Doch was wenn... Ja, auch daran hatte er gedacht, doch er wollte es nur noch verdrängen. Was wenn sie seine Handlung mit denen von Miguel, seinem alten, vertrautesten Freund und Lehrer, ihrem verschwundenen Liierten, gleichsetzte? Er schüttelte sich bei dem Gedanken. Nein, sie musste Verständnis haben. Das sonst resultierende Unglück, welches ihn überkommen mochte wenn dem nicht so sei, wollte er sich im Traum nicht vorstellen. Er hatte auch begonnen, Briefe an sie zu schreiben. Doch sie sollten sie wohl nie erreichen. Er legte sie in eines seiner Aufzeichnungsbücher. Wer weiß was die Zukunft bringen mochte. Waren das nicht ihre Worte? Glaubte sie nicht an eine bessere Zukunft? Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Puls begann zu rasen und er atmete hastig, japsend sprang er vom Stuhl auf, der mit lautem Knall auf den Boden fiel und sah sich um, alles schien sich um ihn zu drehen. Und wurde dunkel. Als er wieder zu sich fand, stand etwas großes dunkel Umrissenes über ihm. Er blinzelte und schüttelte leicht den Kopf, welcher von einem schweren regelmäßigen Pochen überflutet wurde. Krelnjar beugte sich mit angstvollem Blick über ihn und hatte ihn wohl eine ganze Weile vergebens angefleht, doch bitte wieder zu sich zu kommen. Müde sah Aledan ihn an. " Wasn los? Ich dachte Euch hätts dahingerafft!" sagte der kräftige Mann, der ihm schon seine helfende Hand entgegenstreckte. Aledan ergriff sie und zog sich daran hoch, er spürte eine innere Erschöpfung, die er sich nur kaum erklären konnte. Schwach antwortete er: "Ich, ich weiß auch nicht. Muss wohl ohnmächtig geworden sein..." Er wusste genau, was geschehen war. Sein Körper wollte ihn wohl davor bewahren, dass seine Seele zu große Schmerzen ertragen musste, jetzt wo er ihre Andeutungen verstand. Und er wusste, dass er ihr sehr bald schreiben musste und dieses Schreiben sie wohl auch erreichen würde... |
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18.01.2005, 20:17 |
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Reisender
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Nach dem Vorfall hatte Aledan eine lange Zeit ruhig auf dem Bett gelegen, die Decke angestarrt und versucht zu schlafen, doch der Wellengang hielt ihn auf der einen Seite wach, auf der anderen wiegte er ihn dann doch schleichend in das Land der Träume.
Er sah seltsame Bilder in seinen Träumen. Sah Miguel. Sah sich selbt mit ihn in Stunden, die sie gemeinsam verbracht hatten, mit tiefgehenden Gesprächen über Magie, Glaube und andere, intimere Dinge. Er war es, der stets für ihn da war, auch als er von seiner ersten längeren Reise zurückkehrte, als er zum Priester des Alwyzz geworden war. Cyrtanos, so nannte er sich nun, schien verändert, doch sein Kern mochte wohl ewig gleich bleiben. Aledan erinnerte sich spontan an eines der ersten Gespräche mit ihm über die Illusionie, erinnerte sich, wie er Arian Lynn in ein Schwein verwandelt hatte und selbst oft als Irrlicht durch die Welt huschte. Ja, er war manchmal eine seltsame Erscheinung, doch sein Wissen und seine Ruhe hatten Aledan geprägt. Manches hatte er gewiss von ihm übernommen, doch achtete Aledan stets darauf, dass seine Seele und sein Geist niemals unter fremden Einfluss geraten würden. Dies war die eindringlichste Lehre seines Vater, Dekan an der Akademie, die er bald besuchen würde. Delar Celnath, sein Vater, wäre nun sicher stolz auf ihn und seinen Werdegang gewesen. Doch "damals", als die Magierkriege das Land in Atem hielten war jener Opfer eines heimtückischen Angriffs geworden. Aledan hatte darauf bestanden, seinen Vater bei der Reise zu dem Turm eines befreundeten Beschwörers zu begleiten, doch Delar hatte ihn angewiesen, in der Akademie zu bleiben und weiter die Bücher zu studieren, die er ihm bereitgelegt hatte. Stumm gehorchte er und eignete sich weiter die Grundsätze der Elemente Feuer und Luft an, die gleichen Elemente, mit deren Umgang sein Vater hohes Ansehen erarbeitet hatte und über die er scheinbar frei verfügen mochte. Als Aledan die Nachricht vom Tode seines Vaters ereilt hatte, wusste er nicht wie er reagieren sollte. Es war, als hätte man ihm die Luft zum Atmen genommen. Ein großes Loch wurde in sein Leben gerissen, dass niemals wieder heilen sollte. Er wusste, dass er nun in großer Gefahr war und das es wohl Voraussicht seines Vaters war, dass sie die letzten Monde immer nur getrennt gereist waren. Er wusste auch, dass er die Möglichkeit gehabt hätte, hier in der Akademie der roten Sonne irgendwann in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Doch er konnte nicht bleiben, wollte weg, musste weg, um nicht täglich an seinen größten Verlust erinnert zu werden. So eilte er vermummt zum Hafen der Insel, die vielleicht die Hälfte von Britannia maß, nahm nur das Nötigste mit und teilte den anderen Dekanen der Akademie mit, dass er vielleicht irgendwann wiederkommen würde und sie ihn an dem Ring, den er stets trug, erkennen sollten. Der Ring schien auf den ersten Blick einfach aus Britanniametall, trug jedoch ein Geheimnis in sich, das Aledan nie jemandem Preis gegeben hatte. Mit ein paar Büchern seines Vater und ein paar hundert Münzen bestieg Aledan das Schiff, was ihn nach Britannia, genauer zu Moonglow, führen sollte. Der Insel, die er nun so eilig verlassen hatte. Da saß er nun wieder an dem Schreibtisch und dachte nach. Er überlegte sich sogar, vielleicht eine Biographie zu schreiben, doch erschien ihm das wegen seiner 26 Sommer geradezu absurd. Lachend schaute er aus dem Fenster. Es hatte aufgehört zu Gewittern, doch der Wind war geblieben und pfeifte um das Schiff herum. Er zog einen besonderen Beutel hervor, in dem er die arkane Tinte aufbewahrte, die fest verschlossen in dem kleinen Fass schlummerte, auf dem in eleganten Buchstaben "Khida" eingraviert war. Sie hatte ihm dieses Fass voller Begeisterung geschenkt, als er ihr von seinen Plänen berichtete, die arkane Schrift, das Schreiben arkaner Rollen, zu erlernen. Seit diesen Tagen übte er beinahe täglich eine Stunde daran, sein Schriftbild zu verfeinern und die Pergamente mit einem Teil seiner mentalen Kraft zu versehen. Sicher, die Fortschritte hielten sich im Rahmen - doch sie waren da. Er konnte sich bildlich vorstellen, wie sich Khida damals gefreut haben musste, als er ihr seine erste selbstgeschriebene Rolle, eine schwache Form des einfachsten, vorstellbaren Heilzaubers, in der Kiste am Eingang des Klosters hinterlegt hatte. Wieder musste er schmunzeln. Khida gehörte sicher zu den liebenswertesten Menschen, die er kannte. Nicht nur das, sie war hilfsbereit und eine nahezu unermüdliche Gesprächspartnerin, mit er schon einige Nächte durchphilosophiert hatte. Insgeheim hoffte er sogar, dass sie während seiner Reise die nächsten großen Fortschritte erzielen würde, damit er sie wieder vorsätzlich besuchen konnte, um sich ihre Kunst, die Thaumaturgie, näherbringen zu lassen. Aber er brauchte eigentlich keinen Vorsatz. Aledan stattete ihr bei Zeiten immer wieder gerne einen Besuch ab, so es seine Zeit zuließ, weil er ihre Gegenwart so sehr schätzte. Das Wissen und die Ruhe die sie verkörperte... In diesem Moment wurde Aledan klar, dass sie für ihn zu einem Ersatz für Miguel, wenn es sowas gab, geworden war. Nicht ein Ersatz. Er ohrfeigte sich innerlich selbst, sie für einen Moment sinnbildlich zu einem Gegenstand degradiert zu haben, denn er mochte sie als Freundin wirklich viel zu sehr, als dass er so von ihr denken konnte. Aledan beschloss Ihr, wie auch den anderen, gleich einen Brief zu schreiben, so bald er angekommen war. Die Briefe würde er von einem der schnellen Kurierschiffe überbringen lassen, Geld sollte niemals eine Rolle spielen, wenn es um den Kontakt zu Freunden und Bekannten ging. Vielleicht hatte Khida ja noch Dinge, die sie benötigen konnte, die es nur hier, in der weiten Ferne gab. Oder auch ein Buch. Ja, er würde sich etwas ausdenken, was er ihr mitbringen konnte. Als Aledan wieder aus dem Fenster blickte, schien der erste, schon rötliche Sonnenstrahl nach vierzehn dunklen Tagen in sein Zimmer. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es bereits der Abend des sechzehnten Tages, den er auf See verbrachte, sein musste. Es kam ihm bei Weitem nicht so lange vor und Aledan hatte Gelegenheit gehabt, mit Krelnjar eine leichte Freundschaft zu schließen. Dankbar war ihm Aledan, dass er ein freundliches Wort bei der Mannschaft eingelegt hatte und dass diese nun jeden Abend erwartungsvoll an dem großen Tisch saßen, wenn Aledan ihnen von Britannia Geschichten erzählte. Er stand auf und schlenderte frohen Mutes zu ebenjenem Raum. Er wusste, was er ihnen heute erzählen würde... |
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18.01.2005, 21:53 |
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Als Aledan sich aus dem Bett erhob, waren bereits neunzehn Tage vergangen, seitdem er von Moonglow aufgebrochen war.
Hier auf dem Schiff hatte er so viel Zeit nachzudenken, Zeit die er dringend gebraucht hatte. Ja, die gesamten vergangen fünf Jahre nochmal Revue passieren zu lassen, dass konnte er hier. Er hatte durch den Kreis viele Freunde gewonnen, dass stand fest. Doch die, die ihm am Nächsten standen waren Valore und Loreander. Valore hatte sich nach seiner Reise zu seinem Vater verändert. Es hatte ihn sehr mitgenommen, seinen Vater auf seinem letzten Weg nicht mehr begleiten zu können und Aledan hatte ihm damals verständnisvoll zugehört, als sie alleine fernab jeder Menschenseele geredet hatten. Valore war mit ihm durch ein enges Band aneinandergekettet, der eine war immer für den anderen da, wenn er mal ein Gespräch "unter Männern" führen musste, wie man so schön sagte. Jedoch war Valore immer der Entschlossenere von beiden, der seinen Worten nur allzu bald Taten folgen ließ. Aledan hatte mehr als einmal Angst um ihn, weil er seine Handlungen bisweilen als leichtsinnig ansah. Sie beide forschten auch eine Weile gemeinsam und verbrachten ansonsten viele Abende in einer der Tavernen, vorrangig jedoch im Tala, der nach den Umbauten nicht mehr das Selbe war wie zuvor. Der große Steintisch in der Ecke war größeren Holztischen gewichen. "Sein" Steintisch, an dem er damals das erste Treffen mit einem Arkanen Britannias gehabt hatte. Wieder nahm er an dem schmalen Pult platz und schrieb weiter an den Briefen, die er als großes Paket nach Britannia senden wollte. Tani aus der Schrifthalle würde seine Handschrift mit Sicherheit erkennen, hatte sie doch schon unzählige seiner Schreiben durch Boten überbringen lassen. Trotzdem würde er ihr auch noch einen Zettel beilegen, mit Grüßen aus der fernen Welt jenseits des Meeres. Loreander war im Gegensatz zu Valore eher ruhig, nahezu in sich gekehrt. Schmunzelnd musste Aledan daran denken, wie er damals, noch zu seiner Anwärterschaft beim Kreis, mit Loreander die geheimnisvolle Insel ganz im Südwesten des inselgruppe Britannias erkundet hatte. Die merkwürdigen Tiere und der mächtige Vulkan hinterließen bleibende Eindrücke. Das Geheimnis um die große Mauer ohne Tore hatte er jedoch bis heute noch nicht ergründet. Als Aledan seinen verträumten Blick nach unten richtete, merkte er, dass er auf seinem Federkiel gekaut hatte und wohl sein ganzer Mund nun in dunklem Blau schimmern musste. Verärgert spie er in ein Tuch, welches bald viele kleine blaue Flecken aufwies. Kopfschüttelnd wusch er sich den Mund in dem kleinen Eimer mit Frischwasser aus, natürlich erst, nachdem er sich gewaschen und rasiert hatte. Auf seine korrekte, äußere Erscheinung legte er großen Wert. Nicht das er eitel war, jedoch mochte er es eben nicht, wenn er einen ungepflegten Eindruck hinterließ. Aledan wusste, wie schwer Bilder in den Köpfen der Menschen zu korrigieren waren und wollte von vornerein diese Unannehmlichkeiten vermeiden. Als er an Deck des Schiffes stieg um etwas frische Luft zu schnappen ließ er seinen Blick über die Weiten des Meeres gleiten. Er nahm die gewonnenen Eindrücke in sich auf und suchte den Horizont nach kleinen Punkten ab, in der Hoffnung, das Ziel des Schiffes ausmachen zu können. Er konnte jedoch nichts sehen. Noch nicht. |
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19.01.2005, 13:21 |
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Reisender
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Gemütlich saß Aledan an Deck und genoss die Seeluft. Mittlerweile war er ein gern gesehener Gast und hatte selbst auf dem Schiff Respekt und Ansehen erhalten.
Es mussten seine vielseitigen Geschichten gewesen sein und seine ruhige, erhabene Ausstrahlung. Auch sprach man ihn nicht mehr mit Hexer an, wie es in den ersten beiden Tagen der Fall war, sondern mit "Herr Magier" oder "Herr Celnath", wie er es gewohnt war. Seine Gedanken glitten wieder zu seiner neuen Heimat und er musste unweigerlich Schmunzeln, als er sich an seine erste Begegnung mit Sabrae erinnerte. Es war vor den Höhlen der Dunkelzwerge, vor denen er Rast eingelegt hatte und letzte Vorbereitungen traf, um die Geheimnisse derer Katakomben zu ergründen. Er selbst zog meist den sicheren Weg vor, hatte er doch seine Schutzzauber so weit fortentwickelt, dass er sich ohne Probleme durch größere Mengen von feindlich gesinnten Wesen bewegen konnte, ohne dass auch nur eines es wagte, sich ihm enger als zehn Schritt zu nähern. Doch Sabrae war wohl in Kampfeslaune und forderte Aledan in bestimmter Art auf, sie zu begleiten. Er war ernsthaft beeindruckt, wie geschmeidig ihre Bewegungen anmuteten, auch wenn er von der Kriegsführung mit Waffen wenig verstand. Nach einigen anstrengenden Stunden hatten sie es wirklich geschafft, in die untersten Räume vorzudringen, die prunkvoll anmuteten, da alles in verschiedenen, edlen Metalltönen glänzte. Was Aledan jedoch am meisten verwunderte, war das Labor, was sie dort fanden. Offensichtlich arbeiteten auch die Dunkelzwerge an einer Art von Magie... oder Alchemie, denn verschiedene Apparaturen, Reagenzien und Aufzeichnungen in fremden Schriftzeichen konnte er dort untersuchen. Als die Tür zu einem wohl mit Absicht so sicher verschlossenen Raum öffneten, fanden sie sich einem Golem gegenüber. Es schien, als wäre sein ganzer Körper aus Eisen und Sabrae verzweifelte daran, ihm mit ihrer mächtigen Klinge ernsthafteren Schaden zuzufügen. So lag es dann an Aledan, das Wesen so lange mit starker Feuermagie zu beharken, bis nicht mehr als ein unbeweglicher, erstarrter Klumpen vor ihnen lag. Nachdem er eine regenerative Meditation vollzogen hatte, die bitter notwendig war, während Sabrae den Zugang bewachte, bahnten sie sich den Weg wieder aus den Höhlen. Sabrae war eine geheimnisvolle Frau. Sie zeigte sich nach außen fast immer stark und unbezwingbar, so kam es ihm vor. Nur einmal öffnete sie sich ihm gegenüber, es war im Stadtpark zu Britain, als sie Ihr Herz ausschüttete und ihm ihr Leiden mit Joresk erklärte. Ehrliches Mitleid hatte er damals für sie empfunden. Wie auch für Elayne. Aledan konnte sie beinahe genausowenig einschätzen wie Sabrae. Damals, nachdem Valore so plötzlich verschwunden war... Hatte sie eine Veränderung vollzogen, die er sehr bedauerte. Aus der zwar veschlossenen, aber immer noch lebensfreudigen jungen Frau war eine noch verschlossenere, enttäuschte, gezeichnete Dame geworden, so hatte er vermutet. Er musste plötzlich an das Delirium denken, was ihn vor einiger Zeit ereilt hatte. Zusammen mit ein paar anderen Mitgliedern des Kreises, darunter auch Elayne und Lynephea, hatte er eine Exkursion zur Theratanenfestung unternommen, weil sie sich neue Erkenntnisse über deren Magien erhofft hatten. Lynephea hatte ihnen allen zum Schutz einen Feuer Elementarherren gerufen, doch musste sie einen Moment abgelenkt worden sein, als Elayne in Gefahr geriet und der mächtige Beschützer sich einem Moment ihrer Kontrolle entzog und sich im Kampfesrausch einen Weg auf Aledan zubahnte. Aledan sah das riesige, schemenhafte Feuerwesen auf sich zu rasen und konnte sich gerade noch in das schlammige, kniehohe Wasser werfen, dass jedoch so stark erhitzt wurde, als der Elementarherr über ihn hinwegrauschte, dass er beinahe am ganzes Körper verbrüht war und der Bewusstlosigkeit verfiel. Elayne hatte ihn damals in ihr Haus aufgenommen, weil sie sich Vorwürfe machte, indirekt daran Schuld zu sein. Aledan fieberte beinahe eine Woche vor sich hin und brabbelte wirre Sachen, bis er dann irgendwann wieder aufwachte. Elayne musste wohl gerade mit Caithlynn unterwegs sein, Aledan hinterließ ihr nur eine kurze Notiz, in der er seine Dankbarkeit ausdrückte und dass er sich melden würde und machte sich dann auf den Weg nach Hause. Einige Tage später schenkte er Ihr und auch Lynephea eine schöngeformte Flasche Parfüm, weil er sich nicht anders zu helfen wusste... Sein Blick klarte wieder auf und er sah sich auf dem Schiff um, auf dem beständiges Treiben vor sich ging. Der Steuermann hielt angestrengt das Rad, oben am Hauptmast sah sich der Mann im Ausguck ständig nach allen Orten um. "Ja", dachte er bei sich, als er wieder hinunter in den Bauch des Schiffes ging um etwas zu essen, er hatte schon einiges erlebt, einige wagemutige Unterfangen hinter sich gebracht, aber eigentlich immer recht viel Glück gehabt. Er hoffte nur, dass es auch so bleiben würde. |
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20.01.2005, 12:26 |
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Reisender
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Es war in der sechsundzwanzigsten Nacht auf See, als es mitten in der Nacht laut an Aledans Tür pochte. Er selbst schlummerte tief und hörte es nicht. Erst als das dritte Mal sehr laut gegen seine Tür gepocht wurde, schreckte er aus dem Schlaf hoch.
Verwirrt blickte er zur Tür, rief dann jedoch etwas pikiert: "Ja, was ist denn?!" Die Antwort Krelnjars war kurz: "Entschuldigt, aber ich dacht Ihr wollt wissn wenn wir da sind!" Ungläubig schaute Aledan auf die Tür. Sie waren angekommen? Rasch sprang er auf und schaute aus dem Fenster. In der Tat. Was sich ihm nun offenbarte, war einfach wundervoll. Er sah die Hafengassen von Genja, der Stadt am Meer, die auch bei Nacht nie ruhten. Weiter glitt sein Blick über sie hinweg und auch in der Stadt waren noch viele Straßen von dem warmen Licht der Laternen hell erleuchtet. Schnell wusch er sich mit dem kalten Wasser und spürte aufgeregt die Lebensgeister in sich zurückkehren. Er kleidete sich in die Gaderobe aus Schlangenleder, knotete die wirren Haare zu einem Zopf und packte eilig seine Pergamente und anderen verstreuten Habseligkeiten zusammen. Als er im Laufschritt auf das Deck stieg entfuhr ihm ein lauter Seufzer. Nun, da er Genja in seiner vollen Pracht sehen konnte machte sein Herz einen Sprung und klopfte fest unter dem fein gearbeiteten Harnisch. Eilig lief er zu Krelnjar, der dabei war, den Entladevorgang zu überwachen. "Ich danke Euch! Ohne die vielen Gespräche an den Abenden wäre ich vermutlich zu Grunde gegangen" Krelnjar kommentierte dies mit einem tiefen Nicken an und bot ihm die Hand, die Aledan kräftig schüttelte. Da stand er nun also, alles war ihm noch in gewisser Weise vertraut, da sich nicht viel verändert hatte. Sein erstes Ziel sollte also die lokale Schrifthalle sein, damit seine Freunde in Britannia wussten, dass er gut angekommen war. Er würde ihnen auch Anschriften hinterlassen, an denen er erreichbar sein würde. Nach ungefähr zehn Minuten Fußmarsch betrat er dann das eindrucksvolle Gebäude, dessen Mauern aus so großen Steinen gefertigt waren, dass es wohl noch Jahrhunderte überdauern würde. Grüßend nickte er beinahe allen zu, die ihm auf dem Weg zur Poststelle begegneten. Einmal hatte er auch schmunzeln müssen, als er merkte, dass er die Männer, die die Bücher sortierten und studierten und katalogisierten mit Tarathir verglich. Am Ziel wandte er sich dann höflich dem Mann zu, von dem er wegen eines Schildes an seinem Schreibtisch vermutete, dass er für die Sendungen verantwortlich wäre. Aledan erklärte ihm, dass sein Paket von äußerster Priorität sei und verstärkte diesen Eindruck mit zweihundert zusätzlichen Münzen, die er zu dem beachtlichen Preis, den die Kuriersendung kosten sollte, hinzulegte. Nachdem dies geschafft war, begann er seine nächsten Schritte zu planen. Zuerst wollte er natürlich die Akademie besuchen, die wohl auch seine Residenz für die nächsten Wochen sein würde. Draußen auf den Straßen patroullierten erstaunliche viele Wachen und vermittelten einen Eindruck von Sicherheit, den er so nicht gewöhnt war. Schließlich trat er über die Stadtgrenze und vollzog ein arkanes Ritual um sich ein Pferd für die etwas längere Wegstrecke zu rufen. Seine Vorfreude war groß, denn er ritt so schnell über die kühlen Waldwege, dass die verschreckten Rehe am Wegesrand ihn wohl nur als gelben Blitz wahrnehmen mochten. Nachdem er eine Strecke hinter sich gebracht hatte, die ungefähr so weit wie die Strecke Britain-Fenisthal sein mochte, traf er auf den ersten Wegweiser, der ihm in Feuerrot entgegenleuchtete. So schlug er den Weg ein und war nach weiteren fünf Minuten schon an seinem Ziel. Fasziniert stieg er ab und plötzlich überschlugen sich seine Gedanken, so dass seine Pferdbeschwörung in grauem Rauch verpuffte. Als er auf das sandsteinfarbene Gebäude blickte fühlte er sich plötzlich an die Hallen des Kreises der Kristallschwingen erinnert. Er wusste noch genau, wie er "damals" sein erstes Schreiben an Lynephea Lantis abgefasst hatte. Da er ahnte, was von diesem Schreiben abhängen konnte, achtete er sehr genau auf seine Wortwahl und verschwieg seine Vergangenheit, die ihm einen Neuanfang wohl verschlossen hätte. Lynephea war eine in allen Maßen eine beeindruckende Frau. Auch wenn sie nicht viel älter als Aledan war, hatte sie eine Ausstrahlung, die jede Aufmerksamkeit wie von selbst auf sich lenkte. Die Ruhe, Macht, Erhabenheit, die von Ihr ausging, ließ sie unnahbar wirken. Aledan kramte in seinen Erinnerungen, konnte sich aber an kaum einen Zeitpunkt erinnern, wo sie je über etwas Persönliches gesprochen hätte. Sie war geheimnisvoll, das stand außer Frage und dieser Eindruck hatte sich in den gesamten fünf Jahren nie verändert. Sicher hatte er gespürt, dass er sich eine gewisse Achtung durch sein konsequentes Engagement von ihrer Seite aus erarbeitet hatte, aber ihre Beziehung zueinander war stets auf die Arbeit beschränkt geblieben. Auch wenn er nicht sagen konnte, ob er dies bedauerte oder beglückwünschte, er selbst sah es einfach immer als große Gunst an, dass er Teil ihrer Magiervereinigung sein durfte. Zum ersten Mal seit der Zeit, die er einfach stumm darstand und auf das Gebäude vor sich schaute, regte sich etwas und eine Person schlurfte aus der Akademie, was ihn unweigerlich an den Kreis der Kristallschwingen erinnerte. Es schien wohl gegeben, dass strebsame Magier nie die nötige Ruhe hatten. Langsam trat er durch den großen Torbogen in den prachtvollen Innenhof, der sich rechteckig und langgezogen vor ihm erstreckte. Überall waren Fackeln entzündet, die ein warmes Licht auf den wunderschönen Garten warfen, in dem sich ruhende Wasserflächen unter die exotischen Pflanzen und Bäume mischten. Dieser Garten war sicherlich eine ideale Umgebung für Studien, denn alles an ihm wirkte sehr kreativ. Schlendernd ging er durch den überdachten Weg an der Seite entlang zu dem Haupteingang, der jenseits des Garten lag. Die mächtigen Tore aus rotschimmernden Holz ließen sich viel einfacher öffnen, als man vielleicht vermutete, denn der ganze Ort war von einer arkanen Aura umgeben, die ihm sehr angenehm erschien. Auch wenn er etwas unsicher war, wo er sich hinbegeben sollte, schritt er zielstrebig auf etwas zu. Die breite Treppe hinauf... In den Westkorridor... Nun fand er sich vor warmen und weichen Sitzecken wieder, die von dem Schein eines Kamin erhellt waren und zusammen mit dem roten Teppich ein wohliges Gefühl verbreiteten. Dies war der Vorraum zu den Zimmern der Verwaltung, hier würde er hoffentlich auf die Menschen treffen, mit denen er damals zu Zeiten seines Vaters jeden Abend königlich gespeist hatte. Gleichsam wie er wusste, dass es Nacht war, wusste er auch, dass diese Männer hier so gut wie nie in der Nacht schliefen. So trat er dann auch auf die Türen zu, in die kunstvolle Schnitzereien eingelassen waren und klopfte dreimal mit dem Handrücken seiner Faust an. Respektvoll trat er einen Schritt zurück und wartete darauf, dass man ihm öffnete. Nach wenigen Momenten hörte man von innen Schritte auf die Tür zueilen und sie schwang in einer langsam Bewegung auf. Der junge Mensch vor ihm, in die Robe eines Novizen gekleidet, blickte ihn mit großen Augen an und fragte etwas unruhig: "Ihr wünscht?" Aledan der diese Frage schon erwartet hatte, führte dessen Satz fort: "Dekan Renard zu sprechen." Dekan Aire Renard war sicherlich einer der beeindruckensten Menschen, die Aledan jemals kennengelernt hatte. So wie sein vater war auch Renard in den Stand eines Großmagiers erhoben und musste über einen gigantischen Wissensschatz verfügen. Unsicher blickte der Novize zwischen ihm und den bequemen Stühlen am großen Tisch hin und her. Eine dunkle, kräftige Stimme ertönte von einem der Stühle, deren Rückenlehne der Tür zugewandt war: "Meldor, wer ist es denn?" Noch bevor der Novize fragen konnte, antwortete Aledan selbst mit freudiger Stimme auf die Frage: "Aledan Celnath, Herr!" Man konnte spüren, dass der Mann am Tisch sich erschreckt hatte und zuerst nicht wusste, wie er nun handeln sollte. Doch dann erlang er wohl seine Fassung wieder und erhob sich, den durchdringenden Blick Richtung Tür gerichtet. Aire war vielleicht Mitte vierzig, wirkte jedoch wie Mitte dreißig. Erhaben schritt er auf Aledan zu, der Blick wanderte hoch und runter an ihm. "Aledan Celnath, also... Dann könnt Ihr dies auch sicherlich beweisen!" Sagte er mit forscher Stimme und blickte Aledan beinahe feindselig an. Aledan wiederum hielt seinen Blicken stand, schließlich hatte er nichts zu befürchten. Langsam hob er seine rechte Hand an und löste den silbernen Ring von seinem Ringfinger. Er löste ihn und legte das Schmuckstück auf die ausgestreckte Handfläche der gleichen Hand, den Blick immer auf Aires Gesicht gerichtet. "Dies soll meine Identität beweisen!" Sprach Aledan mit einer Bestimmtheit in der Stimme die ihm selbst beinahe Angst machte. Dekan Renard verzog keine Miene und las den Ring von Aledans Hand auf, bettete ihn auf seine eigene. Dann schloss er die Augen und ebenso die Hand um den Ring. Man sah, dass es Aire Anstrengung kostete, was auch immer er Tat. Als er die Augen öffnete schaut er wieder zu Aledan, hielt die Hand aber geschlossen. "Wenn Ihr lügt, dann Gnade Euch Alwyzz!" Sagte er finster. Dann öffnete er die Hand. Und einen Moment lang leuchtete der Ring in allen Farben von Gelb bis Rot auf. Nachdem das Leuchten versiegt war, mischten sich die Farben beständig und schienen über den Ring zu fließen, auch wenn, er seine Form nicht veränderte. Fassunglos blickte Renard auf den Ring. Etwas zittrig reichte er Aledan den Ring zurück, den jener sich wieder an den Finger steckte. Dann löste sich die Spannung in Aires Gesicht und er trat auf Aledan zu, die Arme zu einer Umarmung ausbreitend. "Jahrelang dachten wir, dass Du tot wärest! Nie hast Du uns hören lassen, was aus Dir geworden ist. Wir hatten schon ein schlechtes Gewissen im Andenken Deines Vaters, als wir Dich ziehen ließen..." Während sie sich in den Armen lagen sprach Renard scheinbar in einem fort, wie froh er doch sei und dass er und die anderen glücklichen seien, dass Aledan noch lebte. Aledan löste sich langsam aus der Umarmung und blickte Richtung Tisch. Aire antwortete, als könne er Gedanken lesen: "Ja, DU hast recht. Es gibt viel zu erzählen!" |
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