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Alt 08.11.2010, 23:50
Lange Nächte
#1
Darok Vandrak
Reisender
 
Registriert seit: 19 Apr 2005
Beiträge: 865
Er torkelte spät nachts mit dem, in einer gut eingefetteten Lederschlaufe steckenden Zweihänder quer über die Schultern hinterm Nacken gelegt über die hügeligen, Tundra-artigen Wiesen der Nordmark in Richtung seiner Wehranlage. Wieviel Bier es waren, kann er nicht wirklich sagen. Jedenfalls ging es ihm noch besser als Ra. Den Burschen hat es ganz schön erwischt. Aber der Gedanke gefiel ihm, dass Ra all diese aufgesetzte Förmlichkeit hinter sich lassen konnte und für einen Moment Freude und seine wahren Gedanken zeigte.
Und Darok musste grinsen als er sich Ra´s Worte ins Gedächtnis rief. Wie er Katzengleich in seinem Honigwein-Suff unbemerkt zu dem Anwesen seines Herren schleichen wollte.
Es war ein guter Abend gewesen. Obgleich Sie etwas verhalten war. Vielleicht hätte Sie es sich anders gewunschen. Etwas heimeliger. Etwas mehr Zweisamkeit. Aber er opferte schon soviel seiner so schwindend geringen Zeit für Sie.
Natürlich wollte er es so, aber seine bevorstehenden Pflichten schlugen ihn immer wieder hart in die Realität zurück.
Es war sehr gefährlich solche Gedanken und Gefühle gerade jetzt zu hegen, jetzt wo der Abzug des Heeres so kurz bevor stand. Der lange karge Weg, den er immer wieder aufgesucht hatte und alle anderen, bequemlicheren Wege ausgelassen hatte, lag klar vor ihm.
Er hatte keine Zweifel ihn zu beschreiten, doch das erste Mal seitdem er diesen Weg einschlug blickte er ihn zurück. Er blickte zurück zu einer Sehnsucht, die er eigentlich für kindisch und weich hielt.
Aber vielleicht hatte er sich jener Sehnsucht so lange verschlossen. Sie so lange verspottet, dass sie ihn jetzt selbst einholte.

Es änderte trotzdem nichts an der Tatsache, dass er mit dem Heer ziehen würde und musste. Es würde einem Verrat an seinem ganzen Leben gleichen. Ein Verrat an ihn selbst. Er würde ziehen. Zwar mit einem unbehaglichen Gefühl aber er würde.
Zumal ein Mann nicht die Wahl hat sich im Wind zu biegen. Ein Mann muss sogar mehr. Im Sturme aufrecht stehen.
Nicht wie ein Weib. Einem Weib wird das nicht nachgetragen. Ein Weib erhält immer eine Wahl. Aber so war es eben. Dafür waren sie schwach.

In seinem Turm angekommen machte er sich nicht daran ans Schlafen zu denken. Er machte sich vielmehr erst einmal über die zahllosen und überall gut verteilten Bierdepots in seiner Behausung her. Bis er schließlich im völligen Dillirium wegdämmerte.

Der nächste Tag war ein absoluter Grauß. Nicht das es nur daran lag, dass es einen jeden gestandenen Mann mitnimmt nach einem Vollsuff aufzuwachen und zu spüren wo man gerade seine Nacht im Dillirium verbracht hatte. In seinem Fall war es auf einem Haufen leerer Flaschen halb unter dem großen Tisch in seiner Halle. Es war auch die Erkenntnis das er langsam wirklich alt geworden war. Selbst seine Knöchel fühlten sich an wie hölzerne, viereckige Scharniere. Vom Rest ganz zu schweigen. Und zum Schluss kam noch dazu, dass Sie nicht da war. Nicht das er sich in der traumlosen Ohnmacht im Kopf etwas zusammengesponnen hätte, aber Sie war dennoch nicht da.
Was Allem in Allem dieses Erwachen zu einem Martyrium gleich einer sich ziehenden Folter machte.
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Alt 09.11.2010, 16:06
#2
Nelin Vandrak
Reisender
 
Registriert seit: 22 Jul 2010
Beiträge: 238
Der Schlaf wollte sie in dieser Nacht einfach nicht übermannen. Unruhig wälzte sie sich in ihrem Bett herum, bis sie schließlich doch die Decke zur Seite schlug und sich aufsetzte. Einige Strähnen ihres lockigen, blonden Haares hingen ihr in die Stirn. Mit der rechten Hand strich sie diese zurück und versuchte ihre Augen an die Dunkelheit in ihrem Schlafzimmer zu gewöhnen. War er gut heim gekommen? Die Unwissenheit ließ sie keine Ruhe finden. Sie erhob sich aus dem Bett und tapste auf bloßen Füßen über den Holzboden um in die Küche zu gehen, wo sie nach einem Krug gefüllt mit Wasser und einem kleinen Glas griff. Sie schenkte sich ein und lehnte sich mit dem Gesäß gegen die Anrichte. Ein paar kleine Schlucke nippte sie von der kühlen Flüssigkeit und hing dabei weiter ihren Gedanken nach.

Was für ein Abend! Sie hatte ihn sehr genossen, doch nun beschlich sie das dumpfe Gefühl, an einer Wegkreuzung falsch abgebogen zu sein, sodass sie nun auf Irrwegen unterwegs war. Was würde sie nun erwarten? In den nächsten Tagen, Wochen, Jahren? Hatte das, was gerade erst begann, wirkliche eine Zukunft? Ihre Gesichtszüge verhärteten sich als sie die Lippen aufeinander presste. Warum hegte sie solche Gedanken? Er hatte ihr versichert, es ernst mit ihr zu meinen. Doch deckten sich seine Vorstellungen von der Zukunft mit ihren eigenen Wünschen? Oder dachte er nur bis zu dem Tag, an dem er Fortgehen würde um in den Krieg zu ziehen und das Heer im Süden zu führen. Sie hielt das Wasserglas dicht an ihren Lippen und ein leises Seufzen drang ihr von jenen. Sie konnte die aufkeimenden Zweifel nur schwer unter Kontrolle halten. Es waren nicht nur die Gedanken an ihn. Was würden andere Leute sagen, wenn sie erfahren würden, was er für sie und sie für ihn empfand. Was würden ihre Wohlgeborenen sagen, wenn sie bemerkten, welche Entwicklung sie durchlief. Würde sie den Mut aufbringen können, es ihnen persönlich zu beichten – sie musste! Besser sie erfuhren es von ihr, als von dem Getuschel der Leute auf den Straßen. Ihr wurde jetzt schon ganz bange, wenn sie nur daran dachte. Dieser Altersunterschied, ihre gegensätzlichen Einstellungen zu bestimmten Dingen und trotzdem auch ihre Gemeinsamkeiten… Nelin schloss die Augen. All das machte ihr Nichts aus. Das Alter war nur eine Zahl, doch sie fürchtete sich ein wenig vor dem Gerede der Anderen, welches nicht beeinflussbar war. Auch wenn sie gesagt hatte, es würde ihr nichts ausmachen. Jetzt, wo sie allein war, spielten ihre Gedanken ihr Streiche und wühlten ihr Innerstes auf. Sie trank erneut einen Schluck von dem kalten Wasser. Irgendwie musste sie sich ablenken. Sie musste auf andere Gedanken kommen, denn sonst würde sie in dieser Nacht nie die nötige Ruhe finden. Sie erinnerte sich an den Abend in der Taverne zurück.

Sie hatte eine neue Bekanntschaft schließen dürfen. Die junge Frau, die den Wunsch hegte in die Garde aufgenommen zu werden, war ihr gleich sympathisch gewesen, auch wenn sie sich am Anfang noch etwas zurückgehalten hatte. Sie war froh, dass sie mit am Tisch gesessen hatte. Sie fühlte sich gleich mit ihr verbündet, denn die Worte der Männer waren meistens doch sehr direkt und nicht immer so taktvoll, wie sie eigentlich hätten sein sollen. Dann Zaryn, so ausgelassen wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Gut, der Alkohol hatte wohl sehr dazu beigetragen, dass sich seine Stimmung und auch seine Zunge gelockert hatten, aber sie würde darüber hinweg sehen. Hatte nicht ein Jeder verdient, den Alltag für einige Zeit einmal hinter sich zu lassen um frei das zu tun, wonach einem der Sinn stand? Er hatte mit seinem Verhalten doch niemanden verletzt. Und zu guter Letzt noch Kortan. Sie war schon so müde gewesen, dass sie gar nicht mehr richtig mitbekommen hatte, was noch alles erzählt wurde. Irgendwann spürte sie nur noch den Wunsch nach Hause zu gehen. Denn so gesellig die Runde auch war, so anstrengender wurde sie auch mit steigendem Alkoholspiegel. Es musste bereits weit nach Mitternacht gewesen sein, als sie die Taverne verließen.

Ein Stück waren sie noch gemeinsam gegangen, dann hatten sich ihre Wege getrennt. Er war zurück zur Nordmark gereist und sie war die letzten paar Schritte allein zu ihrer Wohnung gegangen. Ihre kleine Stadtwohnung, die sie mit so viel Stolz erfüllte. Stilvoll eingerichtet, warm und heimelig. Konnte er sich vorstellen je so zu wohnen? Zu viele Fragen schwirrten ihr durch den Kopf, auf die sie keine Antwort finden konnte. „Seh’ es als kleines Abenteuer an, Nelin“, versuchte sie sich selbst zu trösten – doch es blieb bei dem kläglichen Versuch. Sie leerte ihr Wasserglas mit einem weiteren, großen Schluck und stellte das leere Gefäß an den Rand der Spüle. Auch wenn sie nicht wusste, was die Zukunft ihnen bringe würde und welche Hindernisse es noch zu überwinden galt, so wusste sie doch sicher, dass sie, trotz der Zweifel, glücklich war. Vielleicht glücklicher als je zuvor, seit er in ihr Leben getreten war.
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Alt 10.11.2010, 12:03
#3
Darok Vandrak
Reisender
 
Registriert seit: 19 Apr 2005
Beiträge: 865
Er legte den ganzen Kram wie Feldmatte, eine kratzige Wolldecke, in Leinen eingewickeltes Bündel Dörrfleisch und haufenweise Bierflaschen ausgebreitet auf den Tisch und stopfte es nach kurzem Durchsehen der Sachen alles in einen weiträumigen, alten Seesack.
Er war sich nicht so recht sicher ob Sie es wirklich verstand. Sicher, sie versteht das er Pflichten erfüllen muss, aber ob Sie auch mitgekriegt hat wieso er das überhaupt tut? Wohl eher nicht so richtig.
Aber wie schafft man es jemandem etwas zu erklären wovon dieser Jemand keine Ahnung hat? Nicht gerade die einfachste Aufgabe, wenn man darüber wirklich kurz nachdenkt.
Irgendwie musste er das hinkriegen. Und er würde es sicher auch hinkriegen. Er wusste es in diesem Moment als er gerade dabei war den Seesack mit den vorbereiteten Bierflaschen zu bestücken. Langsam formte sich in seinen Gedanken auch schon etwas wie eine Art Plan. Es würde etwas Vorgeplänkel bedürfen, damit der Plan richtig greifen konnte. Wieder Zeit aufbrauchen. Zeit die plötzlich nicht mehr da war. All die Jahre in denen er oftmals betrunken irgendwo unter einem Baum im Nirgendwo gelegen ist. Die im Überfluss vorhanden schien. Jetzt war sie nicht mehr da. Diese verdammte Zeit. Scheiß auf dich, Zeit! dachte er sich mürrisch. Es hilft immer irgendwie etwas anzuschnauzen. Auch wenn es so etwas ungreifbares wie Zeit ist. Man fühlt sich gleich viel besser.
Er schulterte den beladenen Seesack um jenen in die finale Position für die Abreise neben den Doppeltoren von seinem Turm zu stellen. Als er die Treppen hinablief sah er seine Behausung mit einem ganz anderen Blick. Einem neuen Blick, den er vorher noch nie hatte.
Vorher war alles nur zweckdienlicher Kram. Ein Haufen Stein, Holz und Metall nützlich und wehrhaft zusammengebaut. Das Lager voller Kisten, welche eben brauchbar waren die ganzen Unmengen von unbezahlbarem Quatsch zu horten. Und der unbezahlbare Quatsch war eben unbezahlbarer Quatsch der ab und an nützlich sein konnte.
Jetzt sah es mehr wie ein Heim aus. Etwas was man sich mit Mühe und mit Zeit aufbaut (schon wieder diese verfluchte Zeit). Ein Ort an dem man sein Leben verbringt. Ein Ort an dem zum Teil auch die eigene Seele wohnt und bleibt.
Er betrachtete den kleinen Schlüsselbund an seinem Gurt. Diese kleinen verästelten Metallstäbe, die einem die Tore zu diesem Ort öffnen.
Sie sahen irgendwie sinnfrei und wertlos aus, aber genau der Gegenteil war eben der Fall.
In keinem Moment vorher hatte er sich je Gedanken gemacht, dass er eines Tages hier herausgeht und niemals wiederkommen könnte. Bis auf diesen Tag. Als er gerade die Türen des Turmes hinter sich schloss und irgendwie nachdenklich die gewaltige Außenwand des Turmes bis zu den Zinnen hochblickte. Was für ein mieserabler Gedanke. Und was ist mit diesem ganzen unbezahlbarem Quatsch? Wenn er nicht mehr zurückkommen sollte. Braucht das überhaupt irgendwer? Dabei sah er sich zu beiden Seiten um. Auf der einen Kortans und auf der anderen Alriks Haus. Die würden es nicht brauchen. Die hatten eh schon selbst genug von irgendwelchem Kram.
Irgendwie würde Alles darin versauern. Kam ihm plötzlich der Gedanke auf und er erinnerte sich schlagartig was er einmal bei ein paar Bier zuviel dem Ritter gesagt hatte.
Falls ich krepiere sollt ihr den ganzen Mist nehmen und mich damit
in irgendeinen Berg einmauern, wo kein Drecksack weiß wo es ist.
Er hob die Mundwinkel an. Schöner Gedanke. Allen Ratten eine lange Nase zeigen. Aber irgendwie auch nicht gerade geistreich und sinnvoll.
Sein Blick fiel wieder auf diesen kleinen unscheinbaren Schlüsselbund.
Und er hatte innerhalb einer Sekunde eine feste Entscheidung gefällt. Er ging wieder hinein, holte eine leere Rolle Pergament, einen Kohlestift und seine alte, vom Wetter gegerbte und schon leicht rissige Satteltasche.
Er schrieb die komplette Rolle Pergament voll, rollte sie zusammen und band einen einfachen Bindfaden herum. Dann holte er unter einer hohlen Platte im Fußboden (welche Pharse. Ein Ersatzschlüssel im Gebäude) einen zweiten Schlüsselbund hervor und steckte beides in die Satteltasche. Danach machte er sich in die Nacht auf. Weg von dem Ort den er gerade als sein Heim für sich identifiziert hatte.
Darok Vandrak ist offline  
Geändert von Darok Vandrak (10.11.2010 um 12:25 Uhr).
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Alt 11.11.2010, 09:02
#4
Darok Vandrak
Reisender
 
Registriert seit: 19 Apr 2005
Beiträge: 865
Sie hatte es tatsächlich verstanden. Ja Sie hatte es verstanden. Und es war auch gut so, dass Sie das tat. Es lag ihm sehr viel daran. Hätte er es nicht getan, oder versucht wäre er mit einem unguten Gefühl gereist, dass sein ständiger Begleiter geworden wäre in der Zeit im Süden.
Jetzt fiel es von ihm ab wie ein lästiger Klumpen Matsch, der nicht von der Stiefelsohle abgehen wollte beim Marschieren. Ein Gefühl der Befreiung wohnte nun in ihm und die aufgebrachte Zeit war nicht verschwendet. Er verbesserte sich selber nach sehr kurzer Zeit. Die Zeit die er für Sie aufbrachte war eh nie verschwendet. Er betrachtete die ganzen Waffen, welche für den außenstehenden Betrachter in einem wahllosen Durcheinander auf dem Tisch lagen, aber für ihn eine eigene Ordnung auf dem Tisch einnahmen. Die ganze Nacht hatte er damit zugebracht sie zu polieren, einzuölen und den meisterlichen Schliff vom Schmied frei von alten Kampfüberresten zu wetzen. So perfekt, dass er wieder daran erinnert wurde welche Verwandtschaft er zu diesen Gegenständen hegte.
Aber sie waren keine bloßen Gegenstände. Nicht in seinen Händen. Er dachte zurück an ihren Blick, als er Ihren plumpen Griff um sein Schwert sah und schon allein bei diesem Anblick gleich eine peinlich berührte Abneigung darin empfand wie man so ein Schwert nur so mieserabel halten konnte.
Aber er ließ sich nichts anmerken und er zeigte Ihr die Welt in der er lebte. Er zeigte Ihr was es heißt diesen Werkzeugen des Krieges und Vernichtung wahre Macht zu entlocken. Sie sollte den Unterschied spüren zwischen einem kalten, schweren Stück Metall und dem eines Schwertes, welches soviel Erhabenheit und pure, zeitlose Macht ausstrahlt.
Und er spürte das Sie es spüren konnte. In dem Moment als er ihre Hand und das Schwert ergriff und das Schwert seinen Herren erkannte und seinen hellen Gesang von sich gab. Er nannte es ein Singen. Diese feinen Vibrationen, die eine wahrhaft geübte Hand in dem Schwert durch bloses führen in der Luft erzeugen konnte, wenn die scharfe Klinge die Luft zerschneidet, ihr befehlshaberisch bedeutet zur Seite zu weichen. Und der unzähmbare, freie und störrische Wind nur widerwillig weicht und dabei das Schwert singen lässt, ganz hell und klar.
Sie hatte es sofort begriffen. Es machte ihn sogar stolz wie schnell und zielsicher Sie es aufgefasst hatte. Das Sie sogar ohne ein Wort an Sie zu richten, die gleichen Gedanken hegte wie er. Ihre Faszination war an ihrem ganzen Leib zu spüren. Ein schönes Gefühl solche Faszination in so einem Moment mit Leib und Seele teilen zu können.
Aber er war auch froh darum, dass Sie es eingesehen hatte das die Welt des Schwertes nicht die Ihre ist. Ihre Faszination war wie die eines begeisterten Zuschauers in einem Zirkus, der aufgeregt auf die Akteure blickt aber nie versuchen wird die waghalsige Vorführung nachzuahmen und dabei auf halbem Weg über das frei hängende Seil, abzustürzen.
Es war erstaunlich wie Ihre Faszination und ihr bodenständiger, sicherer Blick fürs Wesentliche harmonierten.
Auch wie sehr Sie darauf bedacht war, dass er seinen Pflichten wahrhaft nachkommt. Sie die Notwendigkeit in allen Dingen sofort begriff und sich nicht dagegen wehrte Ihren Platz einzunehmen, sondern sich in Würde damit abfand. Sie hatte die Rollenverteilung erkannt. Eine gute Erkenntnis.
Nichts desto trotz hat die fehlende Zeit, welche er für Sie opferte anstatt zu schlafen ihn ausgezehrt. Er musste aussehen wie ein salziges Stück dünnes Dörrfleisch. Durch das man schon langsam hindurchblicken kann, wenn man es gegen das Licht hält. Kaum Substanz und vertrocknet. Er würde sich ein wenig Schlaf gönnen müssen. Auch wenn die Rüstungen noch darauf warteten ihr ihnen gegebenes Recht einzufordern auf den Krieg vorbereitet zu werden.
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Geändert von Darok Vandrak (11.11.2010 um 09:26 Uhr).
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Alt 16.11.2010, 10:33
#5
Darok Vandrak
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Er sah kein einziges Mal mehr zurück. Drehte sich nicht mehr um. Der Blick war jetzt nach vorne, weg von Ihr gerichtet. Auf die kommende Aufgabe. Obwohl er im nachhinein doch zugerne das Gesicht von Adyanne Belatar gesehen hätte, als er die Treppe im Eiltempo hinabmarschierte, runter von Ihrem Heim. Doch alle Last hatter er abgelegt mit diesem einzigen, überfallartigen und langanhaltenden Kuss den er Ihr unverhofft gab als er Sie zu sich heranzog und Ihr keine Chance lies jenem zu entkommen. Vor Überraschung war Sie wohl etwas angespannt erst, doch dann als Sie begriff was überhaupt geschah gab Sie sich dem Moment sehn- und genußsüchtig hin. Doch so schnell und überraschend Sie in diesen Moment hineingeraten war, so unbarmherzig schnell und überraschend ging er für Sie wohl auch wieder vorbei, gerade als Sie wohl anfing es richtig zu genießen. Aber er konnte sich Ihr nicht länger hingeben, er wollte es auch garnicht. Er zog aus zu etwas viel zu Wichtigem. Er wollte einfach das einfordern, was er schon so lange haben wollte. Ein wenig selbstsüchtig, aber doch gerechtfertigt. Außerdem hätte er lange darauf warten können, bis Sie auch nur gewagt hätte an soetwas überhaupt zu denken. Und Weiber waren noch nie dafür bekannt Entscheidungsfreudigkeit und Risikobereitschaft zu zeigen.
Sie zierte sich ja immernoch wie eine verbissene Klosterjungfrau es den Bregorasens zu sagen. Wieder ein bestätigendes Zeichen für Ihre Schwäche was Entscheidungen und Handlungsdrang anging.
Aber Sie hatte andere Stärken. Die Stärken eines Weibes eben. Und wenn er jemanden gesucht hätte, der seine Stärken teilte wäre er zu seinen Kampfgefährten gegangen. Und die waren nunmal keine Weiber. Also war das eh alles Schwachsinn. Es hatte alles seine Richtigkeit und Berechtigung. So schlicht und einfach konnte man gewisse Tatsachen abhandeln. Es ist meistens alles schlicht und einfach. Sonst würde auch an jedem erdenklichen Ort ein gelehrter Knilch stehen, der einem versuchte in einem undenkbar kompliziertem Gespräch zu erklären, wie man denn nun den einen Fuß richtig vor den Anderen setzte. Was für ein Unfug.
Zeit sich wieder auf das wesentliche zu konzentrieren. Das erfüllte nun augenblicklich seinen Verstand. Der Zeitpunkt war nun beschlossen und unumstößlich. Die Reihenfolge seines Vorgehens spielte sich immer wieder wie ein Schauspiel in seinem Gedächtnis ab. Jede Kleinigkeit und jedes Detail setzte er klar und deutlich vor seinem inneren Auge zusammen.
Er wusste nun auch über die Zwerge bescheid. Ein Morolosch war bei ihm und er war sich sicher, dass dieser die Sache halbwegs genauso ernst nahm wie er selbst. Das war eine gute Sache. Auch von den Elfen wusste er, dass er nicht im Stich gelassen werden würde. Dafür hatte er auch selbst gesorgt. Er konnte sich auf Sathrion verlassen. Auch wenn dieser meinte dieser Munar würde vielleicht Schwierigkeiten machen. Aber notfalls müsste man diesem Munar, den er auch selbst ein wenig kannte in einem Gespräch klarmachen, was Sache ist.
Es würde sich schon zeigen auf wen man bauen konnte und auf wen nicht.
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Geändert von Darok Vandrak (16.11.2010 um 10:48 Uhr).
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Alt 18.11.2010, 10:42
Briefe in die Heimat
#6
Darok Vandrak
Reisender
 
Registriert seit: 19 Apr 2005
Beiträge: 865
Aber der Ritter würde das schon hinkriegen. Sollte es eben einfach in ihren Kasten vor der Tür werfen, wenn grad niemand in der Nähe war.
Er stand auf der Hauptmauer des Festungswalls und betrachtete mit einer zufriedenen Gedankenleere die wütende Feuersbrunst, die den Waldabschnitt zwischen Ihnen und den Orken langsam aber unaufhaltsam verzehrte. Es würde noch ein paar Tage dauern, bis man ohne Gefahr diesen Bereich betreten könnte, ohne zu ersticken oder gar zu verbrennen. Ein Aufschub den sie nutzen konnten sich auf einen schnellen, präzisen und gut durchdachten Schlag vorzubereiten.

Er betrachtete den Brief in seinen Händen und steckte jenen dann Edwen zu und nur mit einem Blick und einem Nicken machte er nochmal deutlich wie wichtig ihm es war, dass Nelin und auch sonst keiner (vorallem Edwens Gemahlin) davon Wind bekam, dass Edwen jetzt bescheid wusste.
Aber der Ritter würde das schon hinkriegen. Sollte es eben einfach in ihren Kasten vor der Tür werfen, wenn grad niemand in der Nähe war.

Die Worte des Briefes lassen den Leser sofort merken, dass Derjenige welcher ihn verfasst hat mit dem rasenden Verstand eines eher gefühlskalten Pragmatikers die Worte niedergeschrieben hat. Die Schrift ist abgehakt und alles wurde wohl recht hastig niedergeschrieben.

Meine schöne Nelin. Der Abzug des Heeres verlief rasch und nur ein eher erfreulicher Zwischenfall trat auf. Das Volk der Elfen entsandte zum Schutze des Walls eine Wachmannschaft von sechs Männern, welche von weiteren sechs mit der Zeit abgelöst werden. Insgesamt also sechs Männer im Einsatz und sechs in der Hinterhand. Eine großzügige Zahl, die das Volk der Elfen stolz machen kann und ihr Entgegenkommen und ihre Bereitschaft unterstreicht alte Pakte wieder zu erneuern. Auch eine hohe Abgesandte wurde als Botschafterin mitgeschickt, obwohl sie keinerlei Ahnung von Kampf oder Ähnlichem hatte. Aber man merkte deutlich den guten Willen ihres Königs durch sie sprechen.
Auch die Zwerge haben Wort gehalten und sind mit Kriegern gekommen. Wir können sie gut gebrauchen, auch wenn sie sich, wie erwartet stur geben. Aber wir werden uns einigen.
Die Festung ist in brauchbarem Zustand. Die Lage ist ruhig aber die Ruhe trügerisch. Wir haben ein paar Späher der Orks erwischt. Aber nichts ungewöhnliches. Ihre Kundschafter wagen sich nicht weit heran. Sie scheinen die lange Waffenruhe auch zu nutzen, sind aber genau wie die Wachen bei uns etwas schläfrig geworden.
Wir haben kurzerhand den Wald zwischen der Festung und dem Feindeslager in Flammen gesteckt. Es wird noch ein paar Tage dauern bis wir die Aschefelder passieren können. Diese Zeit werden wir nutzen um uns darauf vorzubereiten ihre Stellungen anzugreifen.
Die Männer geben sich kampfeslustig und etwas widerborstig. Aber damit war zu rechnen. Ihr Tatendrang ist groß. Noch. Wir sind Kriegstreiber. Aber der Krieg lässt sich nicht vornweg treiben wie ein alter, zahmer Ochse. Es wird der Tag kommen an dem wir vom Krieg getrieben werden. Wo wir alle Opfer bringen werden. Ich hoffe die Männer werden diese Schrecken hinter sich bringen. Ihren Verstand bewahren und ihn nicht vom Feuer und dem Schrecken des Krieges verzehren lassen.
Es wird sich zeigen ob sie diese Feuertaufe bestehen, oder an ihr zerbrechen.


Hier wird die Schrift etwas runder, die Worte wurden bedachter und mit mehr Hingabe geschrieben.

Warte auf den Tag an dem ich zurückkomme meine schöne Nelin. Warte auf mich, wie ich auf dich warte.

Darok
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Alt 18.11.2010, 10:43
#7
Darok Vandrak
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Geändert von Darok Vandrak (23.11.2010 um 11:31 Uhr).
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Alt 19.11.2010, 15:55
#8
Edwen von Bregoras
Reisender
 
Registriert seit: 23 Sep 2007
Beiträge: 433
Darok und Fräulein Nelin.
Die Vorstellung dieser Konstellation ließ Edwen schmunzeln. Wer hätte gedacht dass der Krieger eine Schwäche für zarte und höfliche Frauen hat, vor allem nachdem er romantische Interessen meist eher mit einem Schulterzucken abgetan hatte. Und dass die Angestellte seiner Familie Interesse an dem zwar gutherzigen, doch unbestreitbar grobschlächtigen Krieger finden könnte, wäre dem Ritter ebenso wenig in den Sinn gekommen.
Alles Glück den beiden, dachte dieser bei sich selbst, als er nach der Rückkehr aus dem Süden durch die Straßen der Hauptstadt ritt. Trotz seines ehrlichen Wunsches, dass die beiden Zufriedenheit beieinander fänden, ließ ihn die eher unfreiwillige Offenbarung seines Waffenbruders nachdenklich zurück. Beide standen seiner Familie nahe, wenngleich aus sehr unterschiedlichen Gründen und in gegensätzlichen Positionen. Eine Verbindung bedeutete, wenn er alle Freude vergaß und ganz nüchtern darüber nachdachte, dass ein Scheitern Schwierigkeiten verhieß. Wer konnte schon sagen, was die Zukunft bringen mochte und sollte es böses Blut zwischen Fräulein Nelin und Darok geben, hätte das durchaus Auswirkungen auf seine eigenen Lieben.

Edwens Mundwinkel sanken herab, als er aus dem Sattel stieg. Kaum passende Gedanken wenn man dabei war einen vertraulichen Brief an das Herz eines Mannes zu überstellen, schalt er sich im Stillen, als er nach dem Pergament in seiner Tasche tastete. Womöglich war es die Geburt seiner Tochter und der verzehrende Anblick seiner bis dahin schwachen Frau, die ihn nun noch vorsichtiger machte, wenn es um mögliche Gefahren für seine Familie ging. Ein Rosenkrieg zwischen zwei Vertrauten würde diesbezüglich wohl kaum helfen.
Murrend über sich selbst und sein Brüten über die Situation stieg er die Treppen zu Nelins Räumen empor und schob den Brief behutsam unter dem Spalt zwischen Türe und Fußboden hindurch.
Er wollte seiner Angestellten die Scham ersparen sich für das Schreiben rechtfertigen zu müssen.
Außerdem, dachte er nun wieder amüsiert, wollte er sich nicht entgehen lassen wie sie versuchen würde, es seiner Frau und ihm aus eigenem Antrieb zu erklären.
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Alt 20.11.2010, 12:52
#9
Nelin Vandrak
Reisender
 
Registriert seit: 22 Jul 2010
Beiträge: 238
Noch etwas verschlafen kniete sich Nelin nieder und hob den dünnen Brief auf, der knapp hinter ihrer Wohnungstür auf den Holzdielen lag. Sie hatte in dieser Nacht erst sehr spät Schlaf gefunden, denn die Gedanken an einen bestimmten Menschen hatten sie wach gehalten. Langsam drehte sie den Brief in ihren Händen, dann erhob sie sich und trat zum Küchentisch. Vorsichtig öffnete sie den Umschlag und zog das Pergament heraus um die niedergeschriebenen Zeilen zu studieren. Direkt zu Beginn huschte ihr Blick an das Briefende und als sie den vertrauten Namen las, spürte sie, wie sie erleichtert aufatmete und ihr war, als würde eine schwere Last vorerst von ihren Schultern fallen.

Sie sah zurück zum Briefanfang und begann langsam zu lesen. Sie wollte diesen Moment voll auskosten in der sie sein erstes Lebenszeichen, seit er im Süden war, in Händen hielt. Ein leicht amüsiertes Schmunzeln huschte über ihre Lippen, als sie nach und nach feststellte, dass es sich wohl eher um einen Kriegsbericht handelte als um… nun, etwas anderes. Doch dies war seine Art, das wusste sie. Und so wurde sie wenigstens über die Geschehnisse, die viele Meilen entfernt vor sich gingen, informiert. Als sie geendet hatte, trat sie an ein Regal und zog einen leeren Pergamentbogen hervor und nahm das Tintenfässchen zusammen mit der Schreibfeder vom Tischchen. Sie wollte ihm unbedingt ein paar aufmunternde Zeilen zurück schreiben. Behutsam tauchte sie die Spitze des Federkiels in die Tinte und begann das Pergament mit ihrem feinen und dennoch ausdrucksstarken Schriftbild zu füllen.


Mein lieber Darok,

du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich dein Brief mit Freude erfüllt hat. Als ich ihn heute Morgen fand, wurde mir gleich leichter ums Herz. Ich bin froh zu wissen, dass es dir gut geht und dass der Abzug des Heeres reibungslos ablief. Es ist sicherlich nicht einfach, so viele Menschen, Elfen und Zwerge zu befehligen und ihnen allen gerecht zu werden, doch ich weiß, wenn dies jemand schafft, dann du.

Ich wünschte mir, ich könnte dir gute Ratschläge erteilen die du beherzigen und auf die du achten könntest. Doch fürchte ich, dass ich dafür in einer zu friedlichen Welt aufgewachsen bin. Der Krieg war immer etwas, was weit von mir entfernt war. Man hörte davon, man sprach in den Straßen darüber, doch er war weit von einem entfernt, sodass man nichts von seinen Ausläufern spürte. Und so ist es auch jetzt. Ich fühle mich sicher hier in Britain. Das Leben geht seinen gewohnten Gang weiter und bis auf die Tatsache, dass in den Straßen ein paar tapfere Recken weniger unterwegs sind, könnte man es nicht für möglich halten, dass einige Meilen entfernt im Süden ein Kampf wogt. Doch glaube mir, tief in meinem Herzen, bin ich mir dieser Tatsache in jeder Sekunde bewusst, denn mein Herz und meine Gedanken sind bei dir.

Ich gebe mir Mühe, meiner Arbeit wie gewohnt nachzugehen, doch ab und zu erwische ich mich dabei, wie ich für einige Minuten innehalte und mein Blick in die Ferne schweift. Es ist mir ein wenig unangenehm und ich hoffe, dass es niemanden auffällt, würde es mir doch nicht leicht fallen mein Verhalten zu erklären. Du musst mir verzeihen, dass ich es ihren Wohlgeborenen noch nicht erzählt habe, doch der richtige Zeitpunkt ist dafür noch nicht gekommen. Die Schwangerschaft und die Geburt der kleinen Isabell haben meiner Herrin so viele Strapazen bereitet, dass ich sie mit dieser Nachricht nicht zu sehr belasten möchte. Doch glaube mir, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich es ihnen sagen. Und ich werde ihnen voller Stolz von unserer Verbindung erzählen und hoffen, dass sie es verstehen werden.

Gleich werde ich mich wieder auf den Weg zum Landsitz machen. Die Beeren müssen geerntet werden. Die Ästchen des Strauches biegen sich bereits unter ihrer Last, doch es sind so viele, dass es mir unmöglich war am gestrigen Tage alle zu pflücken. Ich habe sie probiert – sie schmecken herrlich süß. Die feinen Härchen der Himbeere kitzeln an den Lippen und sie lassen sich allein mit der Zunge zerdrücken, so weich sind sie. Ich werde versuchen einige bis zum Tag deiner Rückkehr für dich aufzuheben, damit auch du dich an ihrem Geschmack erfreuen kannst. Doch kann ich es dir nicht versprechen. Die Versuchung dieser süßen Früchte ist einfach zu groß und es wird mir sehr schwer fallen meine Finger davon zu lassen.

Darok – bitte gebe gut auf dich Acht und treffe deine Entscheidungen wohl bedacht und weise. Ich werde hier auf dich warten und auf deine gesunde Rückkehr hoffen. Möge deine Göttin über dich wachen und dich schützen.

Deine Nelin


Sie faltete das Pergament sorgfältig und steckte es in einen sauberen Umschlag den sie mit den Worten
Heerführer Darok
- vertraulich -
beschriftete. Dabei gab sie sich Mühe ihr Schriftbild markanter wirken zu lassen, sodass der Brief offizieller wirkte und niemand den wahren Inhalt erahnen konnte. Einige Zeit später verließ sie ihre Wohnung und übergab einem Boten den Brief. „Bitte bringt dies, so bald wie möglich, in den Süden. Es ist nur für die Augen des Heerführers bestimmt.“ Der Bote sah kurz auf den beschrifteten Umschlag und setzte dann, für Nelins Geschmack, ein zu freches Lächeln auf. „Ich werde es ihm höchstpersönlich übergeben“, antwortete der Bote mit viel sagendem Blick und breitem Grinsen und schwang sich auf sein Pferd. Nelin jedoch wandte sich um und ärgerte sich darüber, dass sie scheinbar zu durchschaubar war.
Nelin Vandrak ist offline  
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Alt 30.11.2010, 12:48
#10
Darok Vandrak
Reisender
 
Registriert seit: 19 Apr 2005
Beiträge: 865
Er hielt sich nun öfters in der Ruhe der eher abseits aller Aktivitäten liegenden Burg im Osten auf. Der Saal des Burgherren musste es wohl sein. Zumindest kam man sich darin wie einer vor, wenn man alleine an dieser Tafel saß im schwachen Licht der Wandfackeln. In gewisser Weise war er jetzt auch der Herr über diese Burg und der Gedanke gefiel ihm ziemlich gut. Zumal er hier einfach Ruhe hatte vor den ständigen Fragen und Anliegen der Soldaten und Anderen.
Er hatte den durch zahlloses Auseinander- und Zusammenfalten schon abgegriffenen Brief von Ihr in seiner Hand und seine Augen glitten wieder über die Zeilen. Süße Himbeeren so weich, dass sie unter der Zunge zerdrückt werden. Das Bild von Nelin in einem malerischen kleinen Beerengarten kam wieder vor sein inneres Auge und er schien den Geschmack der reifen, zuckersüßen Beeren wahrzunehmen. Dies war seine Sehnsucht, sein Zufluchtsort in seinen Gedanken. Eine wohlige Wärme durchflutete seine Gelenke und seinen Magen, jedes mal wenn er sich dort hin zurückgezogen hatte.
Die Realität sah aber ganz anders aus. Kein Beerengarten und keine satten grünen Sträucher, die den kleinen Holzzaun säumten, der sie vor Außemliegenden schützte. Sondern zu Asche und verkohlten Stämmen verbrannte Wälder und das trostlose Ödland der Orks dahinter. Diese uralten Stufenpyramiden mit ihren garstigen Bewohnern und gar jenseits davon das Land, welches sich die Toten zurückgeholt hatten.

Seine Gedanken schweiften dabei von Ihr und der heilen Welt ab zu seinen Männern. Die allesamt ihren Dienst taten, wie keiner es hätte besser tun können. Der Ritter jedoch schien ein wenig zu sehr mitzumischen wollen, wie er empfand. Erst drückt man ohne sein Wissen ihm diese Sache in die Hand und dann mischen sie sich doch wieder ein. Nun gut, das gefiel ihm nicht besonders aber er würde das schon hinkriegen. Wie immer wenn es sein musste.
Haron war ein wenig verzweifelt und misstrauisch Britain gegenüber, Sathrion schwer beschäftigt, Valka und die Yewer treu und zuverlässig und der Rest, darunter Hallvard, Kortan, Tirn und Magrath.. auf die konnte man sich eh immer verlassen. Der Schmied war etwas träge manchmal wie es schien, aber er war unverzichtbar für das Tor. Und am Schluss war da noch Mlokas. Mlokas der diese zwei jungen Hüpfer in den Süden gelockt hat. Zwei etwas unverschämte und kecke Mädchen. Gerade alt genug einen stolzen Busen präsentieren zu können und doch schon ziemlich mutig wie ihm schien. So als hätten sie schon so einiges miterlebt in ihren jungen Jahren, dass sie so selbstsicher auftraten. Zwillinge. Die eine hatte etwas mehr in der Rübe, dafür schien die andere etwas mehr in der Hüfte und den Beinen zu haben. Ja und Mlokas, der immer etwas auszusetzen hatte wie ihm schien. Aber gut.
Achja und die Orks natürlich. Die Orks waren die Dummen. Zumindest wenn sie nicht bald etwas unternehmen würden. Denn wenn es erst einmal anrollt, hatten sie kaum mehr eine Chance. Aber vielleicht war auch er der Dumme. Hatte irgendetwas übersehen. Etwas falsch eingeschätzt oder schlechte Informationen gehabt. Nun es würde sich auf jeden Fall zeigen.

Er ging aus dem Burgherrensaal hinaus und machte sich daran den Ritter aufzusuchen, der den Bericht für den Oberst in die Stadt bringen sollte.
Aber nicht nur das. Auch einen zweiten Brief würde er mit nach Norden nehmen. Und diesen wieder zu einer kleinen Wohnung in der Weststadt, nahe dem Fluss bringen.
Er sah Edwen an mit dem Blick eines nachdenklichen und etwas verschlossenem Anführers. Der mit seinen Gedanken hinter dem Wall bleibt und abwartet, bis sein Gegner den ersten fatalen Schritt aus seiner Deckung macht um dann zuzuschlagen.
Dem Ritter mochte wahrscheinlich schon längst aufgefallen sein wie anpassungsfähig er war, wenn es darum ging neue Aufgaben zu übernehmen. Und wie sich dadurch seine ganze Art immer ein wenig veränderte. Er mochte den Ritter und schätzte ihn als Freund und Waffenbruder. Aber jetzt zeugte seine Mimik und Gestik davon, dass er seinen neuen Posten als ein wenig herrischer Befehlshaber im Süden ganz und gar inne hatte.
Er reichte ihm beide Umschläge. Den für den Oberst versiegelt. Wie man es eben tut, sofern die Dinge offiziell werden. Den Anderen einfach nur sauber zusammengefaltet. Kein Empfänger und kein Siegel waren darauf. Er dachte er müsse erst garnicht sagen an wen er addresiert ist. Der Ritter war clever genug. Da war er sich sicher.

Der lose gefaltete Brief weist wie jener vorher den Sie erhalten hat anfangs ein etwas gehetztes Schriftbild auf. Man sieht es den Buchstaben an wie sie rasend gleich den Gedanken niedergeschrieben wurden. In einem Zug so könnte man meinen. Nur gegen Ende hin, weißt eine einzige holprige Stelle darauf, dass der Verfasser sich innerlich zusammenreißt und versucht etwas anderes in sich herbeizurufen, als diese präzisen und sachlichen Gedanken.

Meine schöne Nelin.

Die Zeit vergeht hier manchmal zäh wie Teer und auf einmal reißend schnell wie eine Springflut. Wir haben ein paar lächerliche Angriffe der Orken abgewehrt, dabei aber das halbe Tor am Hauptwall eingebüßt. Was aber nicht der Rede wert ist, da dieses lumpige Tor mir eh ein Dorn im Auge war. Wir haben behälfsmäßige Barrikaden errichtet, welche dem Feind lange genug standhalten würden bis die Schützen auf den Mauern die Reihen niedermähen werden. Der Plan hat sich ein wenig geändert. Der Oberst hat seinen Einfluss geltend gemacht und wir warten darauf, dass wir uns mit einem Trupp, bestehend aus ihm und ein paar Gardisten zusammenschließen um das Lager gemeinsam anzugreifen. Uns ist ein Ork in die Hände gefallen, nachdem wir einen Hinterhalt gelegt haben. Man könnte ihn eine Art Unteroffizier nennen, sofern es soetwas bei den Orken geben würde. Wir haben ihn weichgeklopft und etwas über ihren Anführer erfahren. Dem Ritter hat das nicht allzu sehr gefallen und er hat seiner Gefangenschaft mit seinem Schwert ein Ende gemacht. Kopflose Orks reden leider noch weniger als welche mit Kopf. In den Männern wächst etwas der Unmut über das Herauszögern des Angriffs und den Einfluss aus Britain. Aber ich werde schon dafür sorgen, dass es ihnen nicht zu langweilig wird.


Hier ist das Pergament abgewetzt und aufgerauht, so als hätte jemand mit einem Messer altes geschriebenes weggekratzt

Ich muss oft an die süßen Beeren denken und wie sie an deinen Lippen kitzeln. Ich sehe sie in deinem Mund ihre Süße ausbreiten und wünschte ich könnte diesen Augenblick sehen, in dem sich deine Augen vor Wohlwollen sanft schließen und dein warmes Lächeln auf dein wunderschönes Gesicht kommt.

Ich warte auf den Tag an dem ich heimkomme. Du hast mich verzaubert oh du wunderbares Weib.
Hier ist wohl wieder öfter alles abgeschabt worden

Darok
Darok Vandrak ist offline  
Geändert von Darok Vandrak (30.11.2010 um 13:17 Uhr).
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Alt 03.12.2010, 10:39
#11
Darok Vandrak
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Irgendwie hatte er sich das alles ganz anders vorgestellt, als er das erste mal aus dem Süden in die Heimat gekommen war. Wirklich ganz anders. Dieses ganze rege Leben was er auf dem Markt in haltlosem Sprudeln gesehen hatte, wirkte mehr als surreal auf ihn. Diese Unbeschwertheit die allen in ihren Gesichtern stand, war genauso fremd für ihn wie diese Überfülle an Waren. Eine Art Kulturschock könnte man es nennen. Oder besser noch eine zur Schaubietung von Einfältigkeit und Verschwendung. Zudem kam noch der Zustand in dem er sich befand hinzu. Der Süden nagte unablässig an ihm und langsam aber sicher grub er sich wie ein eifriges Insekt in seine Gesichtszüge. Tiefe Furchen standen in seinem etwas hagerer gewordenem Gesicht. Seine Augen funkelten glänzend aus tiefen Höhlen. Und an seiner alten und treuen Trollkleidung mitsamt Stiefeln haftete noch unerbittlich der Staub aus den Ödlanden weit weg von der Stadt. Er kam sich einfach nur fremd vor an diesem Ort.
Zu allem Überfluss wie ihm in diesem Moment schien war auch noch Sie auf dem Markt. Bei allen Göttern und Verfluchten. Wieso musste einen die Neugierde immer wieder an einen Ort hintragen, wo man eigentlich im Vorfeld schon weiß, dass es nur schief gehen kann. Wäre er doch einfach schnurstracks zum Oberst oder in sein Schlafquartier. Jetzt sah er sich der Frau gegenüber, welche er wohl zweifellos wirklich liebte. Aber zu einem der unpassendsten Momenten überhaupt. Noch dazu, dass er vom Ritter wusste, dass Sie es den Bregorassens endlich gesagt hatte. Denn eben genau jene standen bei Ihr und unterhielten sich mit irgendeiner Gestalt, die er garnicht wirklich einordnen konnte, so verklärt und verzerrt war seine Sicht durch seine müden Augen.
Seine Kehle war staubtrocken und fühlte sich mehr an, als würde irgendjemand vor ihm stehen und mit rauhen Händen, gleich Sandpapier seinen Hals würgen.
Und zu allem Überfluss hatte er nicht einmal ein einziges Stück Gold in seinen Taschen. Woher auch? Dort unten an der Front war es wertloser als ein Scheit Holz. Holz konnte wenigstens noch brennen, Gold nur funkeln und das war dort rein garnichts wert. Zum Glück hatte Schmied Lordal ihn bemerkt und seiner zermarterten Kehle etwas Gnade in Form eines Bieres gewährt. Jetzt war er immerhin im Stande überhaupt Worte herauszubringen ohne zu krächzen wie ein altersschwacher Rabe.
Er näherte sich dieser Gruppe dann doch noch. Obwohl seine Instinkte in seinem Inneren aufschrien. Sie kreischtem ihm entgegen er solle gefälligst zusehen das er schleunigst Land gewinnt, bevor Sie oder die Bregorassens ihn bemerken und alles zu spät ist. Das er Gefahr läuft, sich in diesen Dingen zu verlieren und seinen Kopf damit überfluten würde bis sein Verstand jämmerlich ertrinkt. Den Verstand den er in diesen Zeiten so sehr brauchte.
Aber er ignorierte seine Instinkte schaffte es Sie in einem günstigen Moment alleine zu erwischen und gab sich seiner Sehnsucht hin. Der Sehnsucht ihr in die Augen zu blicken, sie zu berühren, vielleicht.. ihre Gemächer mit Ihr teilen. Reiß dich zusammen, alter Idiot! schalt er sich innerlich selber. Zwei Monde am Rand der Welt, ja am Rand des Wahnsinns des Krieges und das eines dunklen Gottes ganz alleine, nur unter seinen Männern zu verbringen lässt die Gedanken beim Anblick einer schönen Frau in eine Einbahnstraße abgleiten.
Und so war es auch schlussendlich. Er bekam irgendwie überhaupt nichts Vernünftiges heraus, außer sie mit einer hin und hergerissenen Mimik anzusehen. Und in seinem Kopf entfachte sich ein kleiner eigener Krieg. Ein Bündnis seiner Instinkte und der Vernunft standen seinem Trieb und seiner Sehnsucht gegenüber. Und das schlimme daran war, man sah es ihm sogar aus zwanzig Schritt Entfernung deutlich an.
Doch das Schlimmste an diesem Abend sollte noch kommen. Und es kam in Form von einer eigentlich guten Freundin. Doch an diesem Abend hätte er diese Freundin am liebsten mitsamt ihrem Gequatsche mehrfach an die nächstbeste Wand geklatscht.
Ashari von Bregoras kam mit der für Frauen typischen, lauernden Neugierde und Zurückhaltung über ein Thema, dass eigentlich schon deutlich vor einem stand wie ein riesiges Scheunentor. Dieses nicht Aussprechen, dieser wissende Blick und die (wohl nur für Männer) unangenehme Athmosphäre, die daraus entsteht.
Wieso beim Namenlosen hatte er sich diesen ganzen Schwachsinn überhaupt angetan? Von Ihr ganz zu schweigen. Sie sah nur beklemmt nach unten und presste die Lippen aufeinander. Von Ihr konnte man soviel Schützenhilfe erwarten wie von einem aufgeschreckten, schreienden Esel, der panisch vor dem schepperndem Geräusch der Blechbüchsen davonläuft die unartige Bengel mit einer Schnur an seinen Schwanz gebunden haben.
Und dann stand er vor dem letzten, verzweifeltem Gefecht dieses Abends. Er mit ihrer Wohlgeboren, deren neugierigen und fordernden Blicke alles unbedingt wissen mussten und mit einer Waffe aufwartete, gegen die man nur verlieren konnte. Und Ihr, welche sich nur weiter auf der Flucht befand indem Sie nur beklemmend zu Boden starrte. Und am Ende würde es auch so kommen. Er würde seine Waffen strecken und sich diesem unaussprechlichem Blödsinn unterwerfen und sich ergeben.
An die ganzen Einzelheiten und Schlagabtausche erinnerte er sich später garnicht mehr richtig. Er wusste nur noch, dass es darauf hinauslief das dieses Weib, welches er eigentlich so sehr schätzte aber für Ihn an diesem Abend wie eine riesige, furchteinflößende Furie glich ihn dazu zwingen wollte Sie zu heiraten. Er könne Sie nur haben wenn er Sie heirate! Und wenn nicht würde Ashari Sie hochkannt rauswerfen und er wusste, wie wichtig Ihr diese Stelle für Ihr Pflichtbewusstsein und Ihrer Seele war. Diese Schlacht war nicht fair.
Heiraten. Dreimal verfluchte, idiotische Bräuche! Dieser unsagbare Humbug. Diese Verherrlichung und Verkomplizierung von einer eigentlich so einfachen Sache. Allein bei dem Gedanken vor dem kahlköpfigen Pfaffen zu knien in einer zwickenden Seidenhose und einem aufgebauschtem Tandhemd. Dahinter die ganze hochtrabende Hochzeitsgesellschaft die hohl grinsend mit Hochspannung auf etwas wartet, dass eh jeder schon in und auswendig kennt. Wie Hühner auf ihren Stangen würden sie alle dastehen und wie gebannt alle auf den selben Punkt glotzen, als ob man diese Hühner mit einer Blendlaterne nachts anstrahlt. Und danach würden Feierlichkeiten kommen als hätte man gerade erfahren, dass auf dem Festland nun immerwärende Einigkeit und Frieden herrschten. Diese ganze hohle Symbolik. Zwei Ringe, der Traumarsch und der ganze Plunder der verschenkt wurde. Hier ein Wiegenkleid für den baldigen Nachwuchs. Hier zwei Kelche die eure ewige Treue zueinander ausdrücken sollen.
Diese Gedanken schossen ihm wie in Zeitraffer durch seinen Kopf, wärend Ashari auf ihn einredete. Der Magen drehte sich ihm dabei um und am liebsten hätte er als Antwort einfach nur zu ihren glänzenden und fein säuberlich gebürsteten Stiefeln gespeiht.
Wer hat sich diesen ganzen Schwachsinn überhaupt ausgedacht, verdammt nochmal?! Kam ihm dann der Gedanke, wärend er mit schwenkender weißer Fahne einfach nur Asharis Gequatsche über sich ergehen ließ.
Als die Siegerin die Niederlage anerkannte und sich vom Schlachtfeld triumphal davonmachte kam der Ritter zu ihm. Er konnte seinen ganzen Gedanken zumindest Luft machen, obwohl er eigentlich wusste das der Ritter wahrscheinlich ähnlich dachte. Aber das war ihm egal. Er musste seine Wunden lecken, die die Furie ihm zugefügt hatte.
Und Sie sah er kein einziges mal mehr an diesem Abend. Keine Berührung, keine geteilten Gemächer. Niederlage auf der ganzen Linie. Dazu noch die Nachwirkungen eines Stiefeltritts in seinem Geiste.
Wenigstens steckte ihm der Ritter noch ein paar Münzen zu. So konnte er wenigstens in einem Wirtshaus übernachten und nicht in irgend einem Stall.
Was für ein miserabler Abend. Wäre er doch einfach schnurstracks zum Oberst.
Darok Vandrak ist offline  
Geändert von Darok Vandrak (03.12.2010 um 10:52 Uhr).
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Alt 03.12.2010, 15:15
#12
Nelin Vandrak
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Sie hatte sich einen Hocker an das Kinderbettchen herangezogen und saß still dort. Den linken Unterarm hatte sie auf die Querstreben der leicht erhöhten Umrandung des Bettes gelegt und das Kinn hatte sie auf ihr Handgelenk gestützt. Sie betrachtete das kleine Gesichtchen von Isabell. Das Kind schlief tief und fest, doch selbst im Schlaf, schien der miesepetrige Ausdruck nicht von ihrem Gesicht weichen zu wollen. Dennoch verströmte der Anblick von Isabell eine solche Friedlichkeit, dass es ihr fast schmerzte, als sie sich dieser bewusst wurde. Es würde wieder eine schlaflose Nacht für sie werden. Das wusste sie schon jetzt. Eine Stunde betrachtete sie das kleine Mädchen nun schon. Beobachtete, wie der kleine Brustkorb sich bei jedem Atemzug hob und senkte und wie die kleinen Fingerchen nach etwas Unsichtbaren griffen, während das Kind träumte. Würde sie eines Tages ebenfalls eine Tochter haben? Der Gedanke versetzte ihrer Seele einen tiefen Stich.

Er war aus dem Süden zurückgekehrt. Es kam ihr so unwirklich vor. Plötzlich stand er da, mitten auf dem Marktplatz und sah zu ihr rüber. Im ersten Augenblick glaubte sie zu träumen. Ihre Augen mussten ihr einfach einen Streich spielen. Er hätte normalerweise viele Meilen entfernt im Süden sein müssen um dort ein Heer anzuführen. Doch nun war er hier, in Britain, im buntesten Trubel auf dem Markt. Sie hatte es kaum fassen können. Müde sah er aus. Sein Gesicht war gezeichnet von den Strapazen der vergangenen Wochen. Seine Kleidung staubbefleckt und muffig. Doch warum sollte sie sich an so etwas stören, wenn nur allein der Gedanke zählte, dass er dort stand – gesund und nicht verletzt. Sie ging auf ihn zu, blieb dann jedoch ein Stück von ihm entfernt wieder stehen. Irgendetwas ließ sie innehalten. Sie hatte keine Gelegenheit sich zu fragen was der Grund dafür war, denn im nächsten Moment trat er den letzten Schritt auf sie zu und stand nun ganz nah bei ihr.

Wie sehr hatte ihr Herz vor Aufregung geschlagen. Sie spürte deutlich wie es gegen ihren Brustkorb sprang, so als wollte es jenem entkommen. Ihr Blick verlor sich in seinem und Angst und Sorgen, die in den letzten Wochen ihr ständiger Begleiter gewesen waren, fielen von ihr ab. Sie sprachen leise miteinander, doch irgendwann merkte sie, dass er ihr nicht mehr richtig zuhörte. Stattdessen loderte etwas in seinem Blick auf, das ihr die Knie weich werden ließ und sie auch ein wenig ängstigte. Dieses Verlangen, diese ungebändigte Gier. Während er zu vergessen schien, wo sie sich befanden wurde, wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie mitten auf dem Marktplatz in einer Menschenmenge standen. Seine Worte machten es nicht besser, als er sich zu ihr beugte und ihr zu raunte, gar knurrte, dass es im Süden ziemlich einsam sei. Sie musste verkrampft schlucken. Was würde geschehen wenn er die Beherrschung verlor? Sie machte ihn auf die vielen Leute aufmerksam, während er ihr noch näher kam, sodass sie seinen Atem in ihrem Gesicht und an ihrem Hals spüren konnte. Ihre Haltung versteifte sich und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte ihn nicht verletzen, aber keinesfalls wollte sie, dass er eine Dummheit vor den Augen so vieler Fremder tat. Sie wartete verzweifelt ab und es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis er sich wieder murrend aufrichtete. Unglücklich sah er sie an und dieser Blick verletzte sie. Es tat ihr leid, dass sie ihm nicht das geben konnte und wollte, was er in diesem Moment am meisten begehrte.

Sie blinzelte kurz und hob das Kinn von ihrem Handgelenk. Der Rücken schmerzte ihr. Zu lange hatte sie in dieser gebeugten Haltung gesessen. Sie erhob sich von ihrem Hocker und ging zu ihrer Spiegelkommode rüber. Leise zog sie die kleine Schublade auf und nahm seinen Brief heraus. Im Halbdunkeln glitt ihr Blick über seine geschriebenen Worte. Sie kannte sie beinahe auswendig. Wieder ein Kriegsbericht. Und doch enthielt der Brief eine Botschaft, die man nicht lesen konnte. Man konnte sie nur erahnen. Ihre Fingerspitzen glitten über die Stellen, wo das Pergament abgewetzt und aufgeraut war. Welche Worte hatten dort gestanden, bevor er sie ausgelöscht hatte? Ein leises Seufzen drang von ihren Lippen.

Ihre Wohlgeborenen hatten ihn zum Gespräch geholt. Sie konnte ahnen, worüber sie gesprochen hatten, doch seine Reaktion war ihr unbekannt. Er würde sicherlich nichts davon wissen wollen. Vielleicht scheute er sich vor einer festen Bindung. Wie sonst sollte man sich erklären, dass er in diesem gestandenen Alter immer noch allein war? Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie ihn vorgewarnt hätte. Nein, wenn sie ihm zur Seite gestanden hätte, statt wie ein verschüchtertes Kind die Blicke zu meiden und zu schweigen. Wie hatte sie ihn in dieser Situation nur allein lassen können? Sie schalte und schämte sich zugleich dafür. Andererseits, hatte er sie selbst weggeschickt um mit ihrer Wohlgeborenen allein sprechen zu können. Und er hatte sicherlich gewusst, was er da tat. Die Minuten zogen sich zu Stunden und sie hatte vergeblich gewartet. Ihnen war an jenem Abend kein ungestörter Moment mehr gegönnt, kein Augenblick in dem sie zu Zweit allein sein konnten. Doch vielleicht war es besser so.

Sie warf einen Blick aus dem Fenster in die dunklen Gassen hinaus. Es war ganz ruhig, die Stadt schlief. Nur sie lief auf bloßen Füßen über den Teppich in ihrem Schlafzimmer und war hellwach. Die Gedanken ließen ihr keine Ruhe und beschäftigten sie. Sie fragte sich, was schlimmer sei. Das Wissen, dass er im Süden war oder die Unwissenheit, wo er nun gerade steckte, wo er heute Nacht schlief. Sie hatten sich ja nicht einmal mehr verabschieden können. Würde sie es erfahren, wenn er wieder in den Süden zurückkehrte oder würde er ohne ein einziges Wort ziehen? Würde er überhaupt noch einmal zu ihr kommen oder hatten ihn die Worte ihrer Wohlgeborenen so sehr verschreckt, dass er ihre Nähe mied, bevor alles nur noch schlimmer werden würde. Ihre Gesichtszüge verhärteten sich, während sie dies dachte und ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. „Hab’ doch Vertrauen, Nelin“, mahnte sie sich selbst, doch die Zweifel waren in jenem Moment stärker. Sie setzte sich auf die Bettkante und schloss die Augen. Inständig bat sie, dass er sich nicht abschrecken lassen würde, vor dem, was unwiderruflich bevor stand. Und sie hoffte, ihn noch einmal zu sehen, bevor er seine Angelegenheiten im Herzogtum erledigt hatte. Sie wollte nicht mit dem bangen Gefühl zurück bleiben, dass sie nicht wusste, wie er zu dieser Sache stand. Diese Unwissenheit würde sie auffressen.
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Alt 09.12.2010, 17:58
Feuer
#13
Darok Vandrak
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Ein kurzer Stich in seiner Seele, ein winziges Aufflammen. Er spührte wie sein Gewissen wie aus weiter Ferne zu ihm aufschrie. Wie es versuchte ihn zu tadeln Sie einfach ohne ein Wort oder einen letzten Blick zurückgelassen hatte. Doch es erreichte den Krieger nicht wirklich, als dieser auf dem Hauptwall der Südfestung stand und mit nachdenklichem Blick über das Aschefeld hinweg in Richtung Feindesland schaute.
Er legte seine Gefühle ab wie einen nassen Mantel, als er durch das Nordtor wieder zu seiner jetzigen Bestimmung eintrat.
Gefühle die Verwirrung und Schwäche hervorrufen können. Einen im entscheiden Moment zögern lassen und den Unterschied ausmachen können. Das konnte er sich nicht leisten. Er konnte das Wohlergehen seiner Männer und das dieser Insel nicht für Gefühle aufs Spiel setzen. Nicht für eine Frau.
Sein Kopf drehte sich herum und er blickte zu Kharbug wie er unten im Innenhof der Festung stand und langsam fanden sich auch die anderen Soldaten ein. Die Zeit des Wartens und der Tatenlosigkeit sollte heute ihr Ende finden. Die Anweisungen aus der Stadt hatten ihr Gewicht verloren und verwandelten sich hier unten in hohle Worte.

Sie würden heute ziehen. Gegen den Feind. Mit strotzdenden Waffen. Sie würden ziehen um es endlich beginnen zu lassen. Kein Pläneschmieden mehr, keine sinnlose Rederei.
Die Männer vergolten es ihm mit wortloser, uneingeschränkter Zustimmung und rüsteten sich.
Ein kleiner Trupp aber es erschien ihm als ausreichend um einen Vorstoß zu wagen. Mit einer Festung wie dieser im Rücken war jedes Wagnis geringer so schien es ihm kurz. Aber er war sich auch bewusst, dass sie im Grunde nicht viel über ihren Feind wussten und das diese Tatsache ziemlich gefährlich sein konnte.
Aber etwas musste geschehen. Dessen war er sich auch bewusst.
Und es geschah mit einer Präsenz, die er für ausgeschlossen hielt. Mit etwas das er wahrlich nicht erwartet hätte. Nicht hier unten. Nicht in dieser Höhle.
Der riesige und furchteinflößende Feuerdämon erwischte sie in der Flanke, als sie gerade weiter vorstoßen wollten fiel es Kortan gerade noch rechtzeitig auf. Aus einem Seitenarm der Höhle flackerte das grelle Rot der Feuersbrunst an den steinernen Wänden und die schweren Schritte, welche die Höhle erzittern ließen kamen unaufhaltsam näher. Im Schatten der Höhle richtete sich die infernale Gestalt plötzlich zu voller Größe auf und seine flammenden Flügel peitschend beißend grell durch die Dunkelheit. Aus den Augenhöhlen loderte grünes Feuer und die abartige mit Reißzähnen bewährte Fratze des Dämons gab keifend in einem Tonfall von sich, welcher wie eine Eisenfaust gegen das Trommelfell hämmerte.
Die Zeit der Menschen, Zwerge und Elfen wird bald vorrüber sein!
Wie ein Bolzen bohrte sich dieser Satz in seinen Geist und er sah sich schlagartig der Erkenntnis gegenüber, dass die Orks nicht geschlafen hatten, nicht die Dummen waren. Sie hatten gearbeitet, sie waren fleißig. Sie hatten Kreaturen als Verbündete. Unsagbare Kreaturen.
Er hatte Gramlock unterschätzt und jetzt mussten sie seinen Fehler wieder bereinigen. Oder sie würden jetzt auf der Stelle alle sterben.
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Alt 09.12.2010, 20:28
Fieber
#14
Darok Vandrak
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Die tiefe Wunde brannte als würde das Feuer des Dämons noch in der Schulter selbst wüten. Die Klaue die seinen stählernen Schulterpanzer aufriss wie ein Stück Pergament hatte drei klaffende Einschnitte bis zu seinem Schulterblatt gerissen. Doch hatte er die Wunde nur notdürftig versorgen lassen. Er musste zurück nach Norden, in die Stadt. Er musste zum Oberst und zwar dringend! Doch diese Entscheidung, so schnell wie möglich aufzubrechen und nicht viel Zeit damit zu verbringen die Wunde zu versorgen sollte sich bald als der Anfang eines erbitterten Kampfes für ihn herausstellen. Als weiterer Fehler.
Doch daran hatte er in jenem Moment keinen einzigen Gedanken verschwendet als er mit dem abgeschlagenen Kopf des Feuerdämonen die Tür der Brise aufriss. Sein Zustand wurde nicht besser durch die Strapazen der langen Reise und seiner Sturheit sich keine Ruhe nach dem Kampf zu gönnen. Sein verklärter Blick wanderte schwach und ziellos durch den Schankraum. Er knallte mit der gesunden Schulter gegen den Türrahmen, als er sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten konnte. Doch er musste zum Oberst. Diesen grotesken Beweis bringen, dass dort unten im Süden auf einmal weitaus schlimmeres lauerte als Orks.
Er wollte etwas in den Raum rufen doch seine Stimme versagte und nur heißeres, unverständliches Gekrächze kam aus ihm heraus. Es ist ein Grauß, dass einem die Stimme immer dann versagt wenn man gerade etwas äußerst Wichtiges von sich zu geben hat. Aber die Situation bedurfte gar keiner Worte. Die geweiteten Augen aller Beteiligten verrieten ihm, dass sie sofort begriffen hatten worum es ging. Wie konnte man es auch missverstehen, wenn der Heerführer des Südens zerschlagen und am Ende seiner Kräfte und mit einem gewaltigen Kopf einer Kreatur, die nicht auf dieser Welt wandeln sollte in den Händen das lauschige Beisammensitzen überfallartig beendet.
Und er war dankbar dafür. Die Kräfte die ihn hier hergebracht hatten und welche eigentlich schon längst nach der Schlacht hätten weg sein müssen und nur noch da waren weil sie es eben mussten verließen ihn endgültig. Der Schädel, welchen er an den großen, gebogenen und nachtschwarzen Hörnern gehalten hatte entglitt seinem Griff und polterte über den Boden zu den Füßen des heraneilenden Ritters und starrte jenen aus leeren Augenhöhlen und mit einer hässlichen, dämonischen Fratze von unten entgegen.
Wie auf einer Theaterbühne, vor die man einen durchsichtigen Vorhang gezogen hatte kam ihm nun alles vor. Der Oberst, der Ritter und Ra umringten ihn und schienen sich wohl um ihn zu kümmern. Mehr konnten seine zermarterten Sinne nicht mehr ausmachen. Und die kühle fragende Stimme des Oberst. Sein Mund brachte Worte mehr durch Reflexe heraus als durch seinen Verstand.
Ashari stand noch im Raum, doch erst später als sie ihn abtransportieren wollten bemerkte er erst richtig ihre Anwesenheit.
Sie nahmen die alten, von der Reise ganz zerschlissenen Verbände ab und kümmerten sich notdürftig um die Wunde. Wieder nur notdürftig. Klarer Schnaps, ein Verband und die heilende Magie von Ashari. Und letzteres versiegelte nicht nur die Wunde, sondern auch die letzte Bosheit dieses Dämons, die er auf dieser Welt anrichten konnte.
Niemandem war in höchstgebotener Eile aufgefallen, dass winzige Splitter der Klauen in der Wunde in seiner Schulter steckten. Aber Niemand hatte es bemerkt und durch den Schleier der Schmerzen bekam er mit, dass er bei den Bregorassens untergebracht werden solle. Und das sie nach Ihr schicken ließen. Sie würde an seinem Krankenbett liegen und ihn pflegen. Er wiegte sich in Sicherheit und die Gefühle, welche er bei der Ankunft in der Festung ablegte kamen wieder auf.
Und so kam es auch. Er wurde einquartiert und nachdem ihn Ashari mit dem Nötigsten versorgt hatte und er sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigte (im Nachhinein sah er das wie Ashari sogar selbst als ziemliche Idiotie an) trat sie in das Zimmer ein. Seine Freude darüber wurde ziemlich gedämpft als ihm durch Ihren Blick bewusst wurde in welchem erbärmlichen Zustand Sie ihn sah. Aber er hatte nicht mehr wirklich viel Zeit darüber nachzudenken. Er schlief bald ein und das dämonische Geschenk in ihm begann sich auszubreiten. Es grub in seiner Seele und wühlte in seinem Verstand wie in einem Buch. All seine Gedanken, seine Gefühle standen der Bestie offen. Und der pure Hass des Dämons würde sich alles was er fand zunutze machen um den Krieger zu zerbrechen, der seine Existenz auf dieser Welt mit dem letzten Schwerthieb zu dem er noch fähig war beendet hat.

Er lag vor Ihr kurz nachdem ihn das dämonische Fieber in die Ohnmacht gezwungen hatte und Sie, welche durch die pure Verzweiflung und Adrenalin genug Kraft aufbrachte um seinen schlaffen Oberkörper aufzufangen, welcher nach vorne überkippte, schaffte es gerade noch ihn wieder auf die Pritsche zu legen. Seine Augenlieder zuckten wild und die Augen waren verdreht bis nur noch das Weiße zu sehen war.Doch kurz bevor ihn die Schwärze umfing, begriff er das etwas in seinem Geiste eingedrungen war. Er spürte die teuflische Präsenz, die tief aus seiner Wunde ausging und in einem Moment der Klarheit des Geistes brachte er mit schwacher Stimme zwei Namen hervor. Die Namen derjenigen, die ihn vielleicht als Einzige aus dieser Lage retten konnten. Alvar... Ahzdari..
Und er konnte nur hoffen, dass Sie seinen Hilferuf verstand und handelte.
Danach glitt sein Verstand in die Dunkelheit ab.
Und in seinem Geiste war er nicht mehr in diesem kleinen, ruhigen Zimmer. Der Dämon verbannte ihn in eine fiebrige Hölle.
Der Krieger öffnete die Augen und die Bosheit des Dämons schlug auf seine Sinne ein. Die Wahrnehmung verzerrt und schrill. Um ihn herum blutrote Nebel. Die wabernden, staktatohaften Impulse dieses Ortes des Wahnsinns hämmerten gegen seine Augen und dumpfes Dröhnen pochte unablässig in seinen Ohren. Zähnefletschend schrie der Krieger auf und versuchte das kleine Innere, dass man Seele nennt abzuschirmen, festzuhalten. Doch sein Blick wurde nach oben gerissen wo ihn die eine riesige, hässliche Dämonenfratze mit triefenden Reißzähnen angrinste. Und sie beherrschte seine Bewegungen wie ein Puppenspieler seine Marionetten. Gegen seinen Willen drehte sich sein Kopf in eine Richtung und hinter dem allgegenwärtigen, blutroten Nebel sah er ein Banner. Ein Banner das er nur zu gut kannte. Und er spürte wie sich ein Blick auf ihn richtete. Erbarmungslos und mächtig wie es nur von Göttern kommen kann. Und er spürte Abwendung, Abneigung und das Gefühl fallen gelassen worden zu sein. Als ob die Hand welchem für einen eine viel zu schwere Last trägt und von einer auf die nächste Sekunde nicht mehr da ist und diese Last nun langsam anfängt einem das Rückgrat zu zerbrechen.
Aber der Puppenspieler wollte seine Marionette noch nicht ruhen lassen und wieder drehte sich sein Kopf und er sah in die andere Richtung, genau gegenüberliegend. Und er sah Sie, wie Sie mit zweifelndem Blick vor ihrem gepackten Rucksack stand und das Haus verlassen musste. Ein strenger Finger deutete herrisch in Richtung Tür und sie folgte dem Befehl des Fingers. Der Finger gehörte Ashari, welche mit giftigem, erbarmungslosem Blick dastand.
Er versuchte den Blick abzuwenden, konnte es aber nicht. Der Dämon hatte ganze Arbeit geleistet. Er hatte das Buch, welches seine Seele war gründlich studiert und war daran all sein Wissen und seine Bosheit einzusetzen um Rache zu nehmen.
Darok Vandrak ist offline  
Geändert von Darok Vandrak (10.12.2010 um 10:11 Uhr).
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Alt 10.12.2010, 11:11
Erl
#15
Darok Vandrak
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Der Dämon riss die Flanke des kleinen Trupps mit unverschämter Leichtigkeit auf und teilte die Männer in zwei Gruppen. Morolosch, Valka und Kortan auf der einen, er und Haron auf der anderen Seite. Die riesige Kreatur schlug Valka wie einen hilflosen Welpen beiseite und stand nun genau vor ihm. Seine Reflexe rissen das Schwert hoch, aber das Alter hatte schon zu sehr an seinem Körper genagt. Er brachte den Oberkörper nicht mehr rechtzeitig herum und das Schwert fing nur einen Bruchteil der Wucht des Schlages ab, welcher sich durch den kreischenden, zerberstenden Stahl fegte und tief in seine Schulter schlug. Der rasende und pulsierende Schmerz zog sich wie ein Blitz durch seinen Körper und entzog seinem Schwertarm jegliche Kraft. Wie ein nutzloses, schlaffes Objekt wurde er von der urtümlichen Stärke des Dämons zur Seite gerissen und schlidderte, Staub und kleineres Geröll aufwühlend über den steinigen Boden. Die Wahrnehmung stumpfte ab, der Kampfeslärm wurde durch ein dumpfes Surren und Klingeln in den Ohren größtenteils abgeschirmt und die Sicht verschwamm, als wenn alles mit einer milchigen Brühe geflutet wurde.
Es schien zu Ende zu sein. Die dämonische Kreatur hatte sie auseinandergestoben wie ein tollwütiger Hund eine Schar von Hühnern. Die betäubten Sinne blockierten den rasenden Schmerz, sodass es sich nur wie ein stumpfes, entferntes Pochen anfühlte. Sein Kampfgeist wurde ebenso aprupt hinweggefetzt wie er selbst. Und kurz schien er sein Ende hinzunehmen wollen. Es schien keinen Sinn mehr zu machen. Es wäre besser es jetzt hinzunehmen. Es kommt wie ein Sturm und reißt alles hinfort. Man kann es nicht aufhalten, nur hinnehmen und sich treiben lassen, anstatt dagegen anzukämpfen. Sein Kampfgeist erlosch.
Aber nur kurz.
Die Magie Kortans durchströmte seinen Leib und fegte die sanfte Umarmung der Benommenheit hinfort wie Ein kräftiger Windzug eine Rauchwolke. Die Sinne schärften sich. Der Kampfeslärm zog donnernd heran wie ein Orkan und die Sicht wurde wieder klarer und schärfer. Und mit den Sinnen kam der Schmerz. Und der Schmerz rüttelte ihn aus seiner schwachen Ergebenheit.
Steh auf alter Mann! Zeige deinen Männern das du noch zu etwas nütze bist.
Die Seele des Kriegers in ihm riss das Ruder mit zorniger Entschlossenheit an sich und der alte, schwer gerüstete Mann richtete sich, auf sein gewaltiges Schwert gestützt langsam wieder auf.

Die Erinnerungen dieses Kampfes zogen wie Gewitterwolken an seinem Geiste vorbei. Die blutroten Nebel, die seinen Verstand und seine Seele gefangen hielten verdichteten sich zunehmend. Wild schlug er sie mit seinem Schwert beiseite. Durchschnitt sie kurz und die Nebel kräuselten sich fast belustigt über die Schneisen, nur um sich sofort danach wieder zu schließen. Seine Lage war verzweifelt und über allem thronte die unablässig grinsende, riesige Fratze des Dämons. Die Stimme des Dämons hämmerte in seinem Kopf.
Du hast versagt. Deine Göttin hat sich abgewendet, deine Liebste hast du ins Verderben gestürzt.
Seine zu Klauen verkrampften Finger rauften sein Haar und er schrie in seinem Geiste auf. Er schrie um seiner Seele willen.
Doch all das merkten die drei Anderen, welche sich in dem kleinen Zimmer um das Krankenbett versammelt hatten nicht. Sie sahen den alten Krieger nur, wie er unter dem Fieber litt. Seine Augenlider zuckten unkontrolliert und sein Kopf wälzte sich träge hin und her.
Ahzdari bot all sein Können auf, aber er war ziemlich schnell am Ende mit seinem Latein. Er konnte nur feststellen, dass das Fieber viel zu schnell gekommen war, dass es nie und nimmer binnen eines Tages zu solchen Ausmaßen anwachsen konnte. Aber er vollbrachte seinen Teil. Er tat seine Arbeit gut und ebnete damit den Weg für die Arbeit eines anderen Mannes. Eines zerbrechlichen, alten Greises.
Sie hatten ihn mittlerweilen mit Bandagen am Bett fixiert, nachdem ein Fieberkrampf seinen Körper wild zucken ließ und er Ahzdari fast sein Medikuswerkzeug aus den Händen geschlagen hätte, als Darian Alvar mit nachdenklichem und unerfreutem Gesichtsausdruck den erkranten Heerführer betrachtete.
Er schien langsam zu verstehen was hier vor sich ging. Zumal Ihr wieder eingefallen war, was Darok Ihr in seinem Dillirium aus Schmerzen und Erschöpfung gesagt hatte, als Sie das erste mal das Zimmer betrat. Es sei Ihr wahrlich verziehen, wegen all den Strapazen, dass es Ihr erst nach einiger Zeit wieder einfiel das Darok vermutete, es hätte ein Dämon gewesen sein können.
Der tattrige Priester nahm eine kleine Phiole Weihwasser und ließ einen einzigen Tropfen davon auf die feuerrote Wunde fallen. Der Tropfen verdampfte, als wäre er auf glühenden Stahl gefallen und der Körper des Kranken regte sich krampfhaft.
Die riesige, grinsende Dämonenfratze am Horizont des geistigen Gefängnisses von ihm verzog hässlich die Mundwinkel nach unten und die lodernden, feurigen Augen schlitzten sich vor purem Hass. Der rote Nebel wich augenblicklich und die Sicht wurde etwas klarer und er konnte erkennen wie ein Schemen, groß und undeutlich am Horizont aufkam. Ein Schemen der an einen Mann erinnerte.
Die abscheuliche Kreatur sah sich seinem Erzfeind gegenüber und ihre Präsenz war schwach. Es waren nur Splitter in der Wunde dieses elenden Menschleins. Aber er hatte es trotzdem geschafft die Seele dieses mickrigen Sterblichen einzusperren und würde ihn wie Getreide zwischen zwei riesigen Mühlsteinen zermalmen.
Doch jetzt war Er da. Der verdammte, vermaledeite ziegenfi.. Hurensohn von einem Sonnenjünger. Dieser gebrechliche Dienerabschaum des verklemmten Dreckskerls der sich Sonnengott nannte.
Und der Dämon wandte seine Konzentration von Darok ab und schmetterte mit aller Macht gegen den Geist von Darian, der mit seinem Tun in diese geistige Schlacht nun eingegriffen hatte. Und es traf den alten Mann wie ein kräftiger, zielgerichteter Faustschlag in seinem Verstand. Aber er hielt gerade noch stand. Hielt seinen Verstand aufrecht und sich bei Bewusstsein.
In dem Moment hatte Darok etwas Freiraum. Er hatte eine Chance kurz aus seiner Zelle zu entkommen. Aber er war schwach und sein Geist zermartert durch die Tortour des Dämons. Doch ein brüllender Aufschrei ging durch das kleine Zimmer in der wirklichen Welt. Ein vielleicht Missverstandener Hilfeschrei. Aber auf jeden Fall unüberhörbar.
Und Zaryn Ra Algado, welcher eigentlich mit besten Absichten und Wünschen vorbeigekommen war um dem alten Krieger einen Krankenbesuch abzustatten und ein Präsent in Form von einer Schnapsflasche in Händen hielt, hätte sich sicher einen schöneren Willkommensgruß vorstellen können als diesen markerschütternden Schrei.
Und was er danach sah, sollte ihn noch viel schlimmer treffen.
Aber die Arbeit des alten, tattrigen Priesters sollte eben erst beginnen. Er machte sich daran sich zu konzentrieren, seine Mitstreiter auf etwas einzuschwören, was sicher keiner bisher erlebt hatte und hoffentlich nie wieder erleben wird. Und er machte sich daran alle Kraft seines alten, schwächlichen Körpers und seines starken Geistes zu sammeln. Um dem Einhalt zu gebieten, was sich tief in der Wunde des Kriegers verschanzte.
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Alt 10.12.2010, 20:55
#16
Nelin Vandrak
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Als Edwen gegangen war, wurde es still in der Soldatenstube. Sie blieb mit ihm allein zurück. Flackerndes Kerzenlicht erhellte den Raum nur spärlich und ließ schemenhafte Schatten an den Wänden tanzen. Langsam ließ sie sich an seiner Seite auf der Bettkante nieder. Ihr Gesicht war von den Strapazen der vergangenen Stunden gezeichnet. Dunkle Ringe lagen ihr unter den Augen und sie war sehr bleich. Die Aufregung, die Angst und die Schmerzen, die sie durchlebt hatte, hatten sie erschöpft. Die ganze vergangene Nacht war sie wach geblieben. Hatte an seiner Seite gewacht und hilflos mit ansehen müssen, wie ihn das Fieber überfiel und ihn fesselte. Sie hatte sich so machtlos gefühlt. Nichts, was sie tat, schien ihm Linderung zu verschaffen. Sie grämte sich dafür, dass sie ihm seinen Schmerz nicht nehmen konnte. Hätte sie doch nur dort liegen können um dieses Fieber zu durchleben. Sie hätte es gerne für ihn auf sich genommen. Doch sie war zum Zusehen verdammt. Immer wieder hatte sie das Tuch in die Schüssel mit dem kalten Wasser getaucht und ihm den feuchten Schweiß von der Stirn getupft und sich dabei so klein und unbedeutend gefühlt. Sie hatte gespürt, wie er am ganzen Leibe zitterte und gegen das Fieber kämpfte. Nie wäre es ihr jemals in den Sinn gekommen, ihn so sehen zu müssen. So schwach, so krank, so alt. Immer wieder hatte sie in dieser Nacht mit den Tränen gekämpft. Einige Male verlor sie den Kampf, dann rannen sie ihr über die Wangen und hinterließen schmale, feuchte Spuren. Und jedes Mal hoffte sie in diesem Moment, dass er nun nicht aufwachte.

Sie hatte nicht ahnen können, dass diese schreckliche Nacht erst der Anfang war, dass sie so bedeutungslos war im Vergleich zu der darauf folgenden Nacht. Am nächsten Tag wurde ihm die Besinnung geraubt und etwas ergriff von ihm Besitz, dass sie frösteln ließ. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken als sie an die letzten Stunden dachte. Wie sie alle um ihn gekämpft hatten. Der Priester und der Heiler Alles taten, was in ihrer Macht stand, um ihn zu helfen. Sie war froh, dass die Eilboten beide Männer erreicht hatten. Sie hätte sonst nicht gewusst, was sie noch hätte für ihn tun können. Vielleicht, dachte sie, wäre er gar gestorben, wenn die Männer nicht gekommen wären und der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. Sie fühlte sich so elendig. Sein Leben wäre ihr einfach durch die Finger geglitten, sie hätte ihn nicht halten können. Ihre Fähigkeiten reichten nicht aus um diesen Kampf gewinnen zu können.

Bilder stiegen in ihrer Erinnerung auf. Darok, wie er von Ahzdari an das Bett gefesselt wurde. Wie er brüllte und schrie, seine Glieder grotesk verrenkte und Grimassen schnitt. Sein Gesicht, in einem Moment zu einer teuflischen Fratze verzerrt und im nächsten Moment die Maske eines Toten, eingefallen und fahl. Diesen Anblick würde sie nicht mehr vergessen können. Sie hatte so viel Angst gehabt ihn zu verlieren, sich so sehr gefürchtet. Und allgegenwärtig das Gefühl, nichts ausrichten zu können. Es nicht aufhalten zu können, was auch immer mit ihm geschah.

Sie streckte die Hand nach seinem Gesicht aus und strich ihm behutsam über die Wange. Jetzt war es überstanden. Er schlief und das Fieber ließ langsam nach. Er würde wieder genesen. Ahzdari würde sich um seine Schulter kümmern. Er würde sie behandeln und versorgen, bis nur noch Narben an das Vergangene erinnern würden. Sie hoffte und betete leise, dass auch seine Seele wieder vollkommen genesen würde. Dass er wieder der Alte werden würde, wie es der Ritter ausgedrückt hatte. Dass er wieder zu dem Mann würde, den sie liebte. Sie zog ihre Hand zurück und beugte sich vor. Sanft hauchte sie ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe sie sich von der Bettkante erhob. Es war Zeit, den Worten des Ritters Folge zu leisten. Sie musste sich selbst etwas Ruhe gönnen, sonst würde sie noch zusammenbrechen. Nur widerwillig hatte sie sich dazu überreden lassen, wollte sie doch unbedingt bei ihm sein, wenn er wieder aufwachte und die ersten klaren Gedanken fassen konnte. Doch die drängenden Worte des Ritters klangen immer noch in ihrem Kopf. Sie gab den Kampf dagegen auf. Die Erschöpfung hielt sie fest und ihr wurde gar ein wenig schwindelig, als sie einige Schritte tat. Ihr Nachtlager bereitete sie sich in dem leer stehenden Gebäudeteil neben der Soldatenstube. Hier war es zwar etwas zugig, doch ihr Anstand hielt sie zu diesem Handeln an. Nur die Tür zur Soldatenstube schloss sie nicht ganz, sondern ließ sie einen Spalt weit geöffnet. So konnte sie wenigstens den Geräuschen nebenan lauschen und würde gewiss aufwachen, wenn etwas geschah. Der Ritter hatte Recht. Darok schlief nicht gerade katzengleich leise.
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Alt 14.12.2010, 11:51
#17
Darok Vandrak
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Lautstark vor sich hinfluchend verwüstete er die Soldatenstube der Bregorassens ziemlich, als er dabei war seinen treuen, alten Lederharnisch zu suchen. Er durchwühlte mit seinem gesunden Arm Kleiderschränke und Kommoden. Die frische und fein säuberlich zusammengelegte Wäsche flog wüst durch die Luft. Ihm war es herzlich egal, was irgendwelche Leute davon halten würden. Im Moment war ihm so ziemlich alles egal, denn er verspürte den Wunsch vollkommen zusammenhangslos und ohne auch nur überhaupt einen einzigen Grund dafür zu haben, außer den das er es einfach kann, irgendwem aprupt und ohne Vorwarnung das Gesicht zu verschönern.
Den Göttern oder dem puren Zufall sei es verdankt, dass in diesem Moment niemand da war und nur die Soldatenstube unter dem haltlosen Zorn Daroks leiden musste.
Der alte Darok kam ein wenig zum Vorschein. Der ständig miesgelaunte und jähzornige Streithammel, der einzig allein für einen schiefen Blick dafür sorgen würde permanent nach hinten über den eigenen Rücken zu blicken.
Der Stuhl, der natürlich in keinster Weise etwas dafür konnte und in seinem Dasein als Stuhl eigentlich nie für irgendetwas Schuld sein kann flog quer durch den Raum gegen die Wand und dürfte wohl in Zukunft nur noch als Brennholz taugen, da zwei der Beine und die Lehne brachen und in unterschiedlichen Richtungen davonwirbelten.
Wie konnten diese Weiber es überhaupt schaffen, jetzt gerade wo er seine Klamotten wieder dringend brauchte eben jene so zu verstecken, dass sie unauffindbar waren.
Sollte er die lange Reise in den Süden nur in diesem dünnen piekfeinen Seidenhemd antreten? Er steigerte sich selber immer wieder in seinen Zorn hinein. Etwas das er schon immer gut konnte. Irgendwann gab er es dann doch auf und packte sich einfach die nächstbeste Decke um sie wie einen Poncho um seinen Oberkörper zu wickeln und verließ die recht verwüstete Soldatenstube, bevor ihn noch irgendwer dafür zur Rechenschaft ziehen konnte. Zumindest vorerst nicht.
Die Tatsache, dass er aber mit dieser behelfsmäßigen Kleidung seine Reise antrat, milderte seine Wut nicht gerade. Mögen die Götter gnädig sein und Niemanden seinen Weg kreuzen lassen in diesem Gemütszustand. Es dürfte wahrscheinlich damit enden, dass eine Fraktion für längere Zeit im Heilerhaus landen würde. Doch die Götter waren gnädig und die Kälte und die kräftezehrende Reise kühlten sein Gemüt langsam wieder herab und er würde wieder halbwegs gesellschafsfähig sein, als er in der Südfeste ankam.

Wieder hatte er es geschafft Sie auf weiter Flur im Regen stehen zu lassen. Wieder kehrte er Ihr den Rücken zu und brach überfallartig seine Zelte in der Stadt ab. Und wieder ließ er Sie mit einer offenen Dramatik zurück. Dieses arme, unschuldige und so liebreizende Wesen. Der Gedanke ließ seine Mundwinkel nach unten zucken. Aber was hätte er denn sonst tun sollen? Es gefiel ihm garnicht, wie ihn dieser Waffenmeister von Cove, dieser Syley dessen Namen er aber nicht kannte angesehen hatte. Wie der Tonfall des Mannes all seine inneren Alarmglocken zum schreien gebracht hatte, als er zu ihm sprach.
Er war sich ziemlich sicher, dass der Waffenmeister ihn auf den Tod nicht ausstehen konnte und er glaubte, er würde die erstbeste Gelegenheit nutzen um ihm zu schaden.
Und das war in seinen Augen Sie.
Jetzt wo es manche wussten und ihr ständiges Aufeinandersitzen es jedem klar machen sollte was eigentlich los sei, war Sie in einer gewissen Gefahr.
Er hatte Sie mit reingezogen wie ein gewaltiger Strudel ein ruderloses Schiff. Ihre heile Welt hinweggefetzt. Es tat ihm in seiner Seele weh, was er da getan hatte, aber er hätte wohl keine andere Wahl gehabt. Sie beide hatten keine Wahl gehabt, korregierte er seinen Gedanken schnell. Die Liebe ist so unvorhersehbar und gnadenlos, als ob bei einem glaskarem Triumph über einen am Boden zerschmettert liegenden Gegner beim Todesstoß einem plötzlich der Schwertarm ohne ersichtlichen Grund abfallen würde.
Er stöhnte auf und musste sich die Hand vors Gesicht halten, als er beim nächsten Gedanken an die Situation zurückdachte als er Sie mitten am Covaner Turnierplatz rüde am Handgelenk hinter sich herschleifte und ihr absolut gefühlskalt klarmachte, dass Sie sich von diesem Waffenmeister fern halten solle. Wie er ihr ins Gesicht klatschte, dass Sie in Gefahr sei. Nur um kurz darauf wohl aus purer Verwirrung und als mieserablen Versuch ihr irgendwie wieder Mut zu machen und Ihr eine heilere Welt vorzugaukeln, er ihr sagte das er Sie zur Frau nehmen würde. Nein er sagte es Ihr nicht es musste wohl mehr wie eine Drohung rübergekommen sein als er danach mit verbissener Entschlossenheit schwor wieder heil zurückzukommen. Du verdammter Idiot! kam es aus seinem Inneren.

Ein Heiratsantrag nicht auf Knien in einem malerischen kleinen Schlossgarten bei Vogelgezwitscher und warmen Sonnenstrahlen mit verliebter Stimme. Sondern nachts, auf von vielen Füßen matschig aufgewühltem Boden eines Turnierplatzes, vorher Unheil verkündend und danach als engstirnigen Beschluss ohne Ausweichmöglichkeit herrübergebracht.
Es zeichnete sich wieder einmal ab, dass er ungefähr soviel Romantik besaß wie das Revolvergebiss eines weißen Hai´s.
Aber er würde versuchen es Ihr noch recht zu machen, auch wenn sich ihm dabei wieder der Magen halb umdrehte allein bei dem Gedanken. Doch war das alles noch fern und nicht mehr relevant. Relevant war der Süden.
Er verdrängte die Gedanken an Heirat und sonstigem Weiberkram nur zu gerne mit der Tatsache, dass er ja noch viel Wichtigeres vor sich hatte.
Und Ra würde schon auf Sie aufpassen. Das er Ra noch erwischt hatte und ihm klarmachte wie wichtig es ihm gerade jetzt sei, dass er auf Sie achten möge und auch auf diesen Waffenmeister, war Balsam für seine Seele. Nur so konnte er wieder klare Gedanken fassen und seine verlorene Zeit durch die Verletzung aufholen. Unten an der Front.
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Alt 16.12.2010, 21:43
#18
Darok Vandrak
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Er betrachtete nocheinmal die kleine Holzfigur in seinen Händen, die er mit viel Zeit und Mühe geschnitzt hatte. Da er nur eine Hand hatte, die wirklich zu gebrauchen war dauerte es dreimal so lang und ein paar kleine Verschnitzer waren darin. Er wickelte die Figur ein und überreichte sie Zerbol mitsamt einem Brief. Er erklärte ihm kurz wo er alles abzuliefern hatte. Den Brief und die kleine, mühe- und liebevoll geschnitzte Holzfigur, die Libanu darstellte in einer Geste die allseits bekannt war. Libanu als Schutzpatron der Liebenden.

Eigentlich war er kein weicher Trottel. Und vorallem war Libanu für ihn eigentlich mehr eine unnütze Gottheit. Bis auf diese Sache. Er wollte diese Sache für sich aber auch für Sie irgendwie ins Reine bringen. Und er hoffte, dass dieses kleine Geschenk, das nicht gerade makellos war, nicht von jemandem geschnitzt der wirklich von diesem Fach kam, ein Anfang war.

Der Brief enthielt nur ein paar Zeilen. Die etwas krakelig geschrieben wurden. Es scheint so als wurden sie mit der Hand geschrieben, die normalerweise nicht zum Schreiben gebraucht wurde.

Verzeih mir oh du wunderbarste aller Frauen. Ich werde es wieder gut machen. Ich liebe dich. Es werden bessere Zeiten anbrechen. Wo wir vereint sein können.

Darok
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Geändert von Darok Vandrak (16.12.2010 um 21:57 Uhr).
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Alt 18.12.2010, 22:35
#19
Nelin Vandrak
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Sie hatte versucht sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen, so als sei es für sie alltäglich und selbstverständlich Geschenke vom Heerführer zu erhalten. Doch die Röte, die ihr in jenem Moment in die Wangen stieg, als Carvar ihr den in Tuch eingewickelten Gegenstand überreichte, zusammen mit dem Brief und den Worten, dass beides von Darok stammte, strafte ihr Verhalten Lügen. Sie hoffte, es würde Carvar nicht allzu sehr auffallen. Es war ihr schon unangenehm genug, dass Darok einen Gardisten bat, sein Geschenk bei ihr abzuliefern.

Nachdem sie sich verabschiedet und die Tür hinter Carvar geschlossen hatte, ging sie in ihre Wohnstube und ließ sich dort in einem der weichen Polstersessel nieder. Den eingewickelten Gegenstand legte sie auf ihren Schoß um daraufhin die dünne Schnur von der Pergamentrolle zu lösen. Sie verengte die Augen etwas und es dauerte einen Moment, bis sie die krakeligen Worte Daroks entziffern konnte. Was für eine Sauklaue. Doch mit jeder Zeile die sie las, wurde ihr Gesichtsausdruck weicher und ein zärtliches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Du Narr, “ flüsterte sie leise vor sich her und lehnte sich vor um den kleinen Pergamentbogen auf dem Tischchen abzulegen. „Es gibt nichts zu verzeihen.“ Sie lehnte sich wieder zurück und nahm dann den Gegenstand in die Hand, welcher noch immer umwickelt war. Mit den Fingerspitzen tastete sie den Stoff ab. Es fühlte sich hart an, kantig aber auch rund und es war schwer. Ihr Herz begann kräftiger zu klopfen als sie vorsichtig den Stoff von dem Gegenstand entfernte. Die Aufregung ließ ihre Hände leicht zittern und sie ärgerte sich darüber. Wie schaffte er es, sie schon wieder so aus dem Konzept zu bringen? Er war doch viele Meilen weit weg und dennoch fühlte sie sich so, als würde er ihr gegenüber sitzen während sie das Tuch unter seinem prüfenden Blick entfernte. Der Stoff glitt von dem Gegenstand und endlich konnte sie ausgiebig betrachten, was er geschaffen hatte. Eine kleine Holzfigur lag in ihren Händen. Ein Abbild der Göttin Libanu als Schutzpatronin der Liebenden. Für einen Moment musste sie die Augen schließen und sich kurz sammeln, so ergriffen war sie. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie sich die Figur genauer an. Sie war nicht perfekt. Mit den Fingerspitzen strich sie über das bearbeitete Holz und über die Stellen, an der die Figur einige Makel aufwies. Doch genau diese kleinen Fehler waren es, die ihr deutlich machten, wie sehr er sie doch liebte. Sie verrieten ihr, dass er niemanden damit beauftragt hatte, ein solches Geschenk für sie anzufertigen. Er hatte sich selbst die Mühe gemacht und sie hätte es ihm, ehrlich gesagt, nie zugetraut. Während sie die Figur in den Händen drehte konnte sie sich vorstellen, wie viel Eifer und Arbeit er in dies Geschenk gesteckt hatte um ihr eine Freude zu bereiten. Sie lehnte sich in die Polster des Sessels zurück und sah mit verklärtem Blick an die Wand. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmte sie und sie verspürte schmerzhaft den Wunsch einfach zu ihm zu gehen um sich bei ihm für dieses Geschenk bedanken zu können; sich vielleicht sogar erkenntlich zeigen zu können. Doch er war im Süden, an der Front und sie saß in ihrer schmucken Wohnung im Zentrum Britains. Zwei Orte, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Doch waren sie nicht auch zwei Menschen, die so unterschiedlich waren, dass es schon fast ein wenig Verwunderung auslöste, warum gerade sie sich lieben gelernt hatten? Wieder glitt ihr Blick auf die Figur herab und ein verliebtes Lächeln zeichnete sich auf ihren Gesichtszügen ab. Die weiche Seite des Heerführers. Die Seite, die nur wenige kannten, da er sie gut zu verbergen wusste.


Etwas später am Abend saß sie in ihrem Schlafzimmer an der Spiegelkommode. Zu ihrer Rechten stand eine Kerze, die mit ihrer Flamme etwas Licht spendete. Zu ihrer Linken die Holzfigur der Libanu. Der Pergamentbogen vor ihr, war mit einigen Worten in ihrer feinen Handschrift versehen.


Mein lieber Darok,

ich fürchte, es gibt keine Worte, die beschreiben können, wie sehr ich mich über dein Geschenk gefreut habe. Den Dank dafür hebe ich mich daher für den Tag auf, an dem du wieder an meiner Seite verweilen wirst. Sei jedoch gewiss: Es bedeutet mir sehr viel.

Bitte gräme dich nicht und glaube auch nicht, dass du mich um Verzeihung bitten müsstest. Es gibt nichts zu verzeihen. Versprich mir nur, dass du gut auf dich aufpassen wirst und du deinem Körper die nötige Ruhe gönnst, die er zum Heilen braucht. Denn nur so wirst du dein Versprechen, welches du mir gabst, einlösen können.

Anbei sende ich dir ein kleines Geschenk und ich hoffe es hilft dir dabei, in einem ruhigen Moment an mich zu denken, wenn die Entscheidungen und Anweisungen dir über den Kopf zu wachsen drohen. Sei dir sicher, mein Herz und meine Gedanken sind stets bei dir und ich bete täglich für dich, dass dir kein Unheil widerfährt.

Sehnsüchtig werde ich auf den Tag deiner Rückkehr warten. Bis dahin gebe gut auf dich Acht.

In Liebe
Deine Nelin

Sie öffnete die Schublade an der Kommode und nahm einen länglichen Gegenstand hervor. Der Kerzenschein spiegelte sich in der Klinge des Dolches, welchen sie in der rechten Hand hielt, während sie mit der linken Hand in ihr dichtes, lockiges Haar griff. Sie atmete tief aus um ruhiger zu werden, dann schnitt der Dolch und sie hielt eine hellblonde, gelockte Strähne zwischen ihren Fingern. Sie legte die Klinge zurück in die Schublade und nahm nun etwas Garn, mit welchem sie das Ende der einzelnen Strähne umwickelte. Erneut griff sie in die Schublade um jener ein kleines Beutelchen zu entnehmen. Es war nicht größer als ihre Handfläche und konnte mühelos mit den Fingern umschlossen werden, sodass es ganz von der Faust verborgen wurde. Ein ledernes Band verschloss das Beutelchen aus dunkelrotem Samt, welches mit ihren Initialen bestickt war. Kurz drehte sie das Säckchen zwischen ihren Fingern. Es war ein Geschenk von ihrer Mutter und somit eines der wenigen Andenken, die ihr geblieben waren. Sie hob den Blick und betrachtete sich selbst im Spiegel. Ein fragender Ausdruck lag auf ihrem Gesicht und ihr Spiegelbild sah ebenfalls fragend zurück. Dann entspannte sich der Ausdruck des Spiegelbilds und ein Lächeln zierte ihre Lippen. Sie musste gar den Blick wieder senken. Es war ihr unheimlich, wie ähnlich sie ihrer Mutter inzwischen sah. Sie öffnete das Säckchen und legte die einzelne hellblonde Locke hinein. Dann zurrte sie es fest zu.

Zusammen mit dem kleinen Säckchen, welches sie zum Schutz in einfaches Leinen gewickelt hatte, und dem Brief verließ sie noch am späten Abend das Haus. Gegen den kalten Herbstwind hatte sie sich einen Umhang um die Schultern geworfen, den sie nun fest um ihren Körper zog. Ihre Suche dauerte nicht lange, bis sie einen vertrauensvollen Boten gefunden hatte. Erst beim zweiten Blick fiel ihr auf, dass es der gleiche wie beim letzten Mal war. Der Bote, über den sie sich so geärgert hatte, weil er so wissend gegrinst hatte. Doch das war ihr nun egal. Sie wusste, dass er zuverlässig war, sonst hätte Darok nie ihren Brief erhalten. Und so trug sie dem Boten ein weiteres Mal auf, in den Süden zu reisen um dort dem Heerführer das kleine Päckchen sowie ihren Brief vertrauensvoll und persönlich zu übergeben.
Nelin Vandrak ist offline  
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Alt 21.12.2010, 12:53
#20
Darok Vandrak
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Der stürmische Herbstwind der Lorica entriss auch das letzte, einsame Blatt dem Aste und wie ein zorniger Befehlshaber, riss der stürmischte aller Monate die letzten Gedanken an den warmen Sommer hinweg und bereitete trostlos auf den kalten Winter vor.
Doch hier unten im Süden wurde man der stürmischen Macht Loricas nicht so richtig gewahr. Der Sommer war gegangen, aber nicht wie im Norden mit eisig, schneidendem und stürmischen Wind sondern fahl und dumpf. Als ob er umgekippt wäre und nun langsam im Sumpf vor sich herfaulen würde. Diese drückende, süße und schwere Luft. Er hasste diesen Ort mehr und mehr. Und vom Sumpf kamen unablässig riesige Schwärme von Moskitos. Sie kamen ihm fast schlimmer vor als die Orken an manchen Abenden und wegen der Abgelegenheit der Ostburg vom Sumpf hielt er sich nun immer mehr eben dort auf.
Diese Burg, die für kurze Zeit wohl einfach ihm zu gehören schien. Diese Burg. Sie gefiel ihm wirklich gut. Das doppelte Tor, die hölzernen Wehrgänge und der Berg im Rücken. Ein guter Ort und ein guter Baumeister, dachte er sich dabei.
Hier kamen nicht nur die Moskitos weniger her, sondern auch die Männer. Kaum jemand wagte es ihn hier zu stören. Lag es daran, dass sie einfach nichts von seiner Gegenwart hier wussten oder daran, dass sie den Heerführer nicht stören wollten, wenn es offensichtlich war, dass er einmal ein wenig Auszeit brauchte. Egal das war nicht von Belang.
Wie bei einem geheimen Ritual nahm er den kleinen Samtbeutel aus seinem einfachen, schlecht gearbeiteten Lederharnisch hervor. Er hielt diesen kleinen Gegenstand, der so liebevoll und weich in seiner groben und vernarbten Hand aussah vor sich und sah ihn eine ganze Weile nur an. Dann öffnete er die Garnkordeln und griff mit zwei Fingern hinein um sehnsüchtig nach dem Inhalt, nach dieser seidenen, lockigen Haarsträhne zu tasten. Er zog sie heraus und der alte Krieger schloss die Augen kurz und umklammerte Ihr Haar mit seiner Hand fest und atmete durch. Es wirkte wie eine Droge auf ihn und sein Blick verklärte und seine Gedanken wurden langsamer dabei. Immer langsamer, bis er nur noch verschwommen und etwas leer wirkend vor sich hinstarrte.

Die feinen Häärchen der Himbeeren kitzeln an meinen Lippen

Er sah Sie wieder vor seinem inneren Auge, wie sie lächelnd in dem kleinen, duftenden Kräutergarten kniete und die Beeren erntete. So wunderschön und liebenswert.
Wie in Trance tastete er nach ihrem letzten Brief den er auch gut versteckt in seinem Harnisch aufbewahrte.

Den Dank dafür hebe ich mir für den Tag auf an dem du wieder an meiner Seite verweilen wirst.

Zäh und verschwommen gingen die Gedanken und Wörter an seinem Geist langsam vorrüber. Er drückte die Haarsträhne, den Beutel und den Brief an sein Gesicht und er sog den Geruch der Gegenstände tief und lange ein. Eine Sehnsucht der er schon lange nachgehen wollte, es aber noch nicht konnte. Es machte alles nicht unbedingt besser aber er gab sich immer häufiger seinen heimlichen Gedanken hin. Wenn niemand hier war, wenn niemand ihn sehen konnte. Zumindest glaubte er das. Aber diese Droge stumpfte seine Sinne ab und ließ ihn unvorsichtiger werden.

Als ihm das gewahr wurde riss er sich aus seiner heilen Traumwelt hinfort. Und die drückende, süße Herbstluft in dieser Subtropischen Gegend quälte sich in seine Lungen zurück und blies die letzten, sehnsüchtigen Gedanken hinweg. Mürrisch sah er sich in dem Zimmer der Burg um. Die Burg die er so gern hatte. Doch in dem Moment, als ihn die Wirklichkeit aus seinen Gedanken riss war seine Stimmung so gutgelaunt wie die eines Grizzlys, dem man erst eine mit einem Knüttel über den Schädel gibt und ihm dann noch das frisch gerissene Reh wegnimmt.
Was für ein Drecksloch.
Er verbarg seine kleinen Habseeligkeiten von Ihr wieder gut unter seinem Harnisch und machte sich zurück, auf den Weg in die Festung.
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Geändert von Darok Vandrak (21.12.2010 um 13:37 Uhr).
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Alt 21.12.2010, 17:49
#21
Darok Vandrak
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Für ihn war das alles nur zweckdienlich. Und überhaupt gab er eigentlich einen Dreck auf irgendwelches Waschweibergerede von irgendwelchen Leuten. Und jetzt wo ihm ein junges Ding von viellelicht zwanzig Jahren hinterherlief konnte er es sich auch garnicht vorstellen so eine alte Schachtel wie Kyrins zu nehmen. Sie war ihm eh zu dürr.
Es war nicht gerade taktvoll überhaupt solche Gedanken zu haben, wärend eben jene Kyrins, die mit ihren 36 Jahren wohl auch noch keine alte Schachtel war, gerade dabei war ihm fürsorglich die Schulter mit diesem Kräuteröl von Ahzdari einzureiben, dass eigentlich garnicht dafür bestimmt war, aber er war eben nicht der Mann, der sich an irgendwelche Rezepte oder Vorgaben hielt. Aber sie konnte ja keine Gedanken lesen, also was sollte es.
Auch die Tatsache, dass er öfter nur in seinen alten, löchrigen Leinenunterhosen herumstand, wärend Kyrins vor ihm kniete und ihm die etwas zu enge Lederhose hochzerrte, da er mit seiner Verletzung an der Schulter einfach nicht in der Lage war sie selber hochzuziehen, wärend er herrisch irgendwelche Befehle durch den Raum schickte, sah er nur als zweckdienlich an und verschwendete eigentlich keinen weiteren Gedanken darauf.
Sollen sie doch alle reden diese miesen Tratschtanten. Einen Dreck gab er drauf. Ja genau einen Dreck!

Und Sie gab scheinbar auch nichts darauf. Der Gedanke gefiel ihm, dass Sie diesem ganzen Weibergetratsche fern blieb und sich nicht davon beeinflussen lies. Aber wahrscheinlich tat Sie es doch und hatte nur zuviel Schiss oder sonst etwas. Und der Gedanke gefiel ihm dann auf einmal doch wieder nicht so sehr.
Aber bald würde er aus dem Süden heimkehren und konnte dann die Sache selber in die Hand nehmen und diesem ganzen Unfug ein Ende bereiten.
Und er würde die Hochzeit einfach hinter sich bringen. Die Worte vom Ritter fielen ihm dabei wieder ein.

Die Hochzeit ist für die Weiber.

Ja Recht hatte er. Welcher Mann der nicht vollkommen verblödet war tat sich freiwillig diesen ganzen Humbug an? Keiner. Die Antwort lag für ihn glasklar auf der Hand.
Aber er würde es tun und Sie glücklich sein lassen damit. Er würde stramm dastehen und einfach nichts sagend den Pfaffen anstarren. Das musste reichen.
Er verstand sowieso nicht, wieso hier auf dieser Insel alle so heiratswütig waren. Wo er herkam war das alles nicht so. Zu seiner Zeit war das alles nicht so, korregierte er sich. Der Bauer packte einfach die jüngste und hübscheste Magd am Arm, zerrte sie hoch in sein Bett und ab da war sie seine Frau. Ganz einfach. Er war glücklich, sie war glücklich nicht mehr im Stall schlafen zu müssen und dem Rest war es einfach nur egal. Vielleicht bis auf ein paar eifersüchtige Feinsliebchen vom Bauern.
Und heutzutage wird ein riesen Gezeter und Trara daraus gemacht.
Heiraten, dieser ganze moderne Quatsch da.
Er seufzte einmal als er sich dabei ertappte wie er wieder anfing sich reinzusteigern. Und lies es dann einfach sein. Aber die Worte von Sathrion fielen ihm dabei wieder ein, kurz bevor er gegangen ist, weil er es nicht mehr ertragen hat wie sie alle ihn angesehen haben, als er sagte er würde Sie heiraten.

Sie wird schon nicht nein sagen.

So ein grober Unfug. Er würde sie zu seinem Weibe nehmen. Da gabs für sie garnichts zu sagen. Was soll der Schwachsinn?
Er schüttelte nur mürrisch den Kopf und schob es auf Elfengefasel ab, wärend er durch den Tunnel richtung Festung schritt.
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Geändert von Darok Vandrak (21.12.2010 um 17:55 Uhr).
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Alt 21.12.2010, 20:06
#22
Nelin Vandrak
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Sie hatte sich ein Tragetuch um den Oberkörper gewickelt, in welchem die kleine Isabell ruhte. Das zarte Gesichtchen war kaum zu erkennen, da es an ihrer Brust lehnte. Eine Haube war dem Kind über das Köpfchen gezogen worden und endete erst kurz über den Augenbrauen. Schützend hatte sie die rechte Hand über den Hinterkopf des Kindes gelegt. Sie blieb kurz stehen und ihr Blick suchte die Umgebung ab. „Alvaro?“ Sie rief mit leiser Stimme. Sie wusste, dass der Junge nicht weit sein konnte. Und dort… hinter dem nächsten Baum lugte das runde Gesicht Alvaros spitzbübisch grinsend hervor. Seine Wangen waren von Wind, Kälte und Anstrengung gerötet. „Lauf nicht soweit voraus“, mahnte sie den Jungen, der ihre Mahnung mit einem Nicken abtat. Dann machte er kehrt und tobte weiter durch die bunte Blättervielfalt, die die Straße bedeckte. Mit großen Schritten lief er hindurch, wirbelte die Blätter auf und lachte aus vollem Halse, wenn sie langsam wieder gen Boden segelten. Immer wieder hob er ein besonders schönes oder großes Blatt auf, zeigte es Nelin und bestand darauf, dass sie es trug. Inzwischen war der Korb, der an ihrem linken Unterarm hing, gefüllt mit roten, goldenen und braunen Blättern. Dabei hatten sie doch eigentlich Kastanien sammeln wollen…

Ruhigen Schrittes folgte sie dem spielenden Jungen. Das Mädchen an ihrer Brust schlummerte friedlich. Es war ein zeitloser Moment und sie versuchte ihn in Erinnerung zu bewahren. Das unbeschwerte Kinderlachen, Isabells weiche Haut. Der Herbst war weit vorangeschritten und die letzten Tage des Lorica hatten die ersten Herbststürme gebracht. Doch heute war ein schöner Tag. Die Sonne hatte noch einmal den Kampf gegen die trüben Wolken gewonnen und sandte einige, wenige wärmende Strahlen zur Erde hinab. Vielleicht die Letzten in diesem Jahr. Sie hatte den Tag nutzen wollen, damit sich Alvaro noch einmal austoben konnte, ehe die Regengüsse einsetzen würden und sie sich auf das Spielen im Haus konzentrieren mussten. Und außerdem, ließ es sich an der frischen Luft in der Natur so viel unbeschwerter nachdenken und in Erinnerungen schwelgen…

Sie dachte zurück, wie alles begann. Wie sie einst einen Botengang für ihn erledigt hatte und er dann, als Freund der Familie, ihr zunehmend vertrauter geworden war. Wie sie Ausflüge unternommen hatten und er ihr andere Städte gezeigt hatte. Wie sie sich einst in den tiefsten Wäldern Yews an ihn geschmiegt hatte, als er aufgrund eines vermeintlichen Geräusches plötzlich inne gehalten hatte und ihr allein durch seine Haltung deutete, dass Gefahr im Verzug sei. Inzwischen hatte sie erkannt, dass es wohl nur eine List von ihm gewesen war. Sie erinnerte sich an seine aufdringlichen Blicke, die er ihr oft zugeworfen hatte und an seine forschenden Finger, die es insbesondere auf ihre Hüften abgesehen hatten. Anfangs war ihr all dies so befremdlich vorgekommen. Sie konnte es nicht verstehen, dass ein solch stattlicher Krieger Gefallen an einem einfachen Hausmädchen wie ihr finden konnte. Doch seine Beharrlichkeit hatte ihr die Augen geöffnet und irgendwann hatte sie sich eingestanden, dass sie die gleichen Gefühle für ihn hegte, wie er für sie.

Doch ihnen war nicht viele gemeinsame Zeit gegönnt gewesen. Als die ersten, zarten Gefühle aufkeimten, steckte er schon mitten in den Vorbereitungen um in den Süden zu ziehen. Zwar hatte er alle freie Zeit, die er noch aufbringen konnte, mit ihr verbracht, doch sie hatte gesehen, wie er seine Bedürfnisse für sie zurückgestellt und wie sehr dies an seinen Kräften gezehrt hatte. Sie erinnerte sich an den ersten Kuss zurück, der so rau und rabiat war und von der Verzweiflung sprach, die sie beide verspürten, als er loszog. Die Tage danach waren voller Sorge gewesen. Es war ihr zunehmend schwerer gefallen ihrem Tagewerk nachzugehen und sich vor Alvaro ständig unbeschwert zu geben. Der Junge hatte eine herausragende Auffassungsgabe und merkte sofort, wenn sie mit den Gedanken woanders war.

Und dann diese Schreckensnacht, die sie enger zusammen geschweißt hatte, als viele Jahre es hätten tun können. Diese Ängste, die sie gemeinsam durch gestanden hatten. Eine Gänsehaut zog sich über ihre Unterarme bei diesem Gedanken. Wenn sie tief in sich hinein horchte, dann musste sie zugeben, dass diese Nacht nicht spurlos an ihr vorbei gegangen war. Sie wachte oft mitten in der Nacht auf. Schweißperlen auf der Stirn, am ganzen Leibe zitternd. Die Bilder, wie er krank und verletzt und so gebrechlich auf dem Bett in der Soldatenstube gelegen hatte, hatten sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt. Sie würde sie nie vergessen.

Und dann seine Worte, dass er sie zur Frau nehme, wenn er aus dem Süden zurückkehren würde. Diese Sicherheit, mit der er sie ausgesprochen hatte. Natürlich wünschte sie sich zurzeit nichts sehnlicher, als bei ihm sein zu können und der Wunsch, seine Frau zu werden stellte alles andere in den Schatten. Doch sie fürchtete sich auch ein wenig davor. Konnte sie ihm als Frau überhaupt gerecht werden? Würde sie alle seine Bedürfnisse und Wünsche erfüllen können? Wie würde es werden bei und mit ihm zu leben, wo sie doch so unterschiedlich waren? Würden sie jemals auf einem gemeinsamen Nenner kommen? Sie versuchte diese Zweifel zu verdrängen. Die Zeit würde es schon zeigen, wie sie die Schwierigkeiten, die gewiss auf sie zukommen würden, meistern könnten. Sie musste einfach nur auf Glaron vertrauen. Er würde ihr schon den richtigen Weg weisen.

Sie spürte, wie sich eine kalte Kinderhand in ihre linke Hand schob und sah herab. Alvaro sah zu ihr hinauf. Seine Augen tränten etwas vom schneidenden Wind. Liebevoll zupfte sie ihm den Schal zurecht, bis hoch über sein Kinn. Dann setzte sie ihm seine Mütze wieder richtig auf den Kopf und achtete darauf, dass auch seine Ohren bedeckt waren. „Wir sind gleich zu Hause“, sprach sie mit sanfter Stimme während sie langsam mit Alvaro an der Hand weiterging. „Dort machen wir ein Feuer im Kamin und wir kochen uns eine heiße Suppe um uns aufzuwärmen. Und dann sortieren wir die Blätter und Kastanien die wir gesammelt haben und basteln etwas daraus. Was hältst du von dieser Idee, Alvaro?“ Die Kinderaugen leuchteten voller Vorfreude auf und der kleine Junge an ihrer Hand nickte.

Sie wandte den Blick ab und ließ ihn in die Ferne schweifen. Eine einzelne Frage füllte ihre Gedanken: Würde auch er bald nach Hause zurückkehren?
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Alt 23.12.2010, 11:55
#23
Darok Vandrak
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Mit ziemlich fassungslosem Blick, laß er den Teil über das Duell von Zaryn durch und musste etwas prusten, als er an der Zeile angekommen war, in der Quaras ihn wohl mit einem Metallrohr schiefe Töne entgegenblies. Ein Duell mit einem rostigen Blechstrohhalm. Er wusste tatsächlich nicht was er gerade davon halten sollte und schüttelte einfach nur den Kopf. Mlokas konnte wirklich froh sein, dass er noch seine Rübe auf den Schultern hatte. Aber seis drum. Ra schien in der Gunst Loricas zu stehen. Das gefiel ihm sehr und auch, dass er diesen Covaner Waffenmeister wohl kannte. Er hoffte nur das er vielleicht aus mangelnder Erfahrung und aufgrund seiner Jungen Jahre die Situation nicht falsch einschätzte.
Aber das würde bald nicht mehr von belang sein. Er würde bald zurückkommen und konnte sich dann selber um die Sicherheit seines Weibes kümmern. Er hatte schon mit so manchen möchtegern Schlägern und Erpressern zu tun gehabt. Und bei diesem Gedanken kamen ihm wieder die alten Erinnerungen. Die Erinnerungen an seine Vergangenheit. Als er nicht gerade zu Jenen gehörte, mit denen man gerne seine Zeit verbrachte. Wie er mit dem alten Balen Ulen und den anderen Raufbolden und Harlunken aus dem Kontor immer wieder krumme Dinger drehte.
Die Zeit in der er Frauen und Kinder schlug, wenn sie ihn nur krumm angesehen haben. Als er mafiöse Goldverleihe mit horrenden Zinsen vergab, nur um dann vor der Tür des armen Teufels zu stehen, wenn dieser nicht die lächerlich kurze Frist einhalten konnte. Zwei Männer haben sogar wegen dieser Geschichte die Insel verlassen. Als er vor lauter Langeweile aufmüpfige Tavernengäste ins Lazarett schickte. Wie er Dauergast in der Gardisterei war und es immer wieder schaffte sich rauszureden. Wie er und die Inquisition zueinander standen, sollte man lieber erst garnicht erwähnen. Er war ein mieserabler und unangenehmer Zeitgenosse gewesen. Er war ein verdammter Drecksack!
Aber er redete sich alles ein wenig schöner und sein Verstand beharrte darauf, dass er ja jetzt nicht mehr so sei. Ja er hatte sich wirklich geändert. Tatsache. Er war ein richtig feiner Kerl geworden. Zumindest im Vergleich zu früher.
Aber einige Sachen behält man wohl immernoch bei. Drei Vier Stunden ohne eine Flasche Bier. Für ihn war das schon eine Leistung. Und das er genau wie früher immernoch die Manieren eines brünftigen Walrosses hatte schien er auch irgendwie garnicht mit rein zu rechnen. Nein für ihn war klar, er war ein richtig feiner Kerl geworden. Jawohl, so war das.

Aber was sollte er Ihr sagen was seine Vergangenheit anging? Ein ziemlich heikles Thema. Der Gedanke ging ihm eine ganze Weile durch den Kopf, wärend er sich an der rauhen und seit einigen Tagen nicht mehr rasierten Wange kratzte.
Aber wie immer fasste er zielsicher und schnell einen unumstößlichen und auch ziemlich engstirnigen Beschluss.
Er würde Ihr einfach garnichts erzählen. Wenn Sie fragen sollte würde er einfach garnichts sagen und eher darauf hinweisen, dass er der Herr im Hause sei und Sie sich lieber um Ihre Aufgaben kümmern sollte, anstatt dumme Fragen zu stellen. Und er würde den Leuten klarmachen, dass sie gefälligst auch das Maul zu halten haben, wenn es darum ging. Außerdem wussten eh nur sehr wenige, von seinen einstigen leicht kriminellen Sachen.
Außerdem hatte Sie auch überhaupt nicht zu fragen. Er fragte doch auch nicht danach?
Wie bei einem Schwurgericht es die Geschworenen, nach kurzem gegenseitigen Ansehen tuen, nickte er mehrmals beschließend. Nur das er der einzige Geschworene war. Aber damit war es beschlossen und die Sache vom Tisch. Eine einfache, etwas egoistische Systematik. Aber so konnte er sich immer wieder auf das bevorstehende Konzentrieren. Die Schlacht heute Abend. Vielleicht die letzte, die er als Heerführer der Truppen des Südens anführte. In zweierlei Hinsicht. Aber es war genau so unumstößlich wie sein Pakt mit sich selbst, in Hinblick auf Sie und seine Vergangenheit.
Darok Vandrak ist offline  
Geändert von Darok Vandrak (23.12.2010 um 12:08 Uhr).
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Alt 25.12.2010, 22:26
#24
Darok Vandrak
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Es waren die roten Nebel, die wieder seine Träume heimsuchten. Sie zogen unter dumpfem Pochen am Horizont seiner Traumwelt auf und näherten sich langsam und stetig. Doch blieben sie am Rande dieses Horizontes stehen. Sie hatten sich in seine Gedanken gefressen wie Säure in ein Stück Metall. Es war der Gnade Loricas zu verdanken, dass er das meiste dieser einstigen Schreckensnacht schlicht vergessen, verdrängt hatte.
Doch die blutroten Schleier suchten ihn immer wieder heim, in seinen Träumen. Das dröhnende Pochen, zwar nur leise aber dennoch zehrend nagte an seinem Schlaf. Und in dieser Nacht, in der er mehr in einer schmerzenden, halben Ohnmacht lag und von Ahzdaris Arzneipunsch körperlich vollkommen weggetreten war, drohten die roten Schwaden ihn wieder einzufangen.
Diese Nacht war er dazu verdammt, all das Geschehene nur machtlos hinzunehmen und zu versuchen nicht an den körperlichen Schmerzen zu krepieren.
Nur kurz kamen Gedankenfetzen wie in flackerndem Licht präsentiert in seine von Schmerzen und starken Schmerzmitteln verzerrten Träume. Wie das Heer sich in den Seitenarm der Höhle vorgekämpft hatte und vor einer starken, von Magie spratzelnden Barriere stand. Dahinter ein aschfahlen Tor, das durch klagende Schreie von verzerrten, schemenhaften Gesichtern darin davon zeugte welche Bosheit dahinter lag. Und wie, als wenn sich ein gewaltiges Maul öffnete spieh es Kreaturen heraus, die vor wilder und unirdischer Macht strotzten und auf sie einbrandeten.
Die Soldaten, die machtlos vor dieser Barriere standen und diese finsteren Kreaturen, die mühelos das Kraftfeld durchschritten und sich auf die Recken stürzten. Doch sie hielten stand und ließen die dunkle Brut gegen starre Schilde und scharfe Klingen branden. Vor der Frontlinie des Heeres türmten sich die Leichen der Gegner auf wie eine Mauer.
Doch sei das noch nicht genug, so schien die Höhle selbst eine Art Eigenleben entwickelt zu haben. Die steinernen Wände seufzten leise und theatralisch auf, jedes mal wenn sie eine neue Welle an ihren Waffen zerschellen ließen. Und die dunkle Identität, die von der Höhle Besitz ergriffen hatte, versperrte ihnen den Rückweg. Wie gewaltige Reißzähne schossen Stalagmiten, dick wie ein Mann selbst aus dem Boden und verschlossen den Ausgang aus dem Seitenarm.
Sie saßen in der Falle. Wenn sie es nicht schaffen würden, diese Barriere und dieses dunkle Tor zu zerstören, könnten sie nicht mehr lange standhalten.
Er brüllte zu beiden Seiten, dass der Schwertwall vorstoßen sollte. Um den Magiern mehr Raum, mehr Zeit zu lassen. Damit sie, nach einigen vorherigen Fehlversuchen endlich diese verdammte Barriere zerschlagen konnten. Sie kämpften sich über die Berge der zerschlagenen Bestien hinweg und standen bis auf zwei Schritt vor dem magischen Kraftfeld. Das Heer hatte einige gute Männer, was das Wissen um Magie und hexerische Rituale anging in ihren Reihen. Und er musste jetzt auf sie vertrauen. Sie würden es schon hinkriegen. Aber bis dahin mussten die Frontschweine die Linie halten, um jeden Preis.
Er setzte sich einen halben Schritt an die Spitze der Linie und ließ einen brüllenden, gewaltigen Oger gegen die Lanzenspitze seiner vorrangestellten Hellebarde rennen. Ein kurzer Stoß und die Lanze würde das Herz des Ogers durchstoßen und ihn zusammensacken lassen. Er wuchtete den Oberkörper voran um die Spitze weiter in die Brust des Untiers zu treiben. Eine kleine Bewegung, aber eine die folgenschwerer war als er je gedacht hätte.

Sathrion Maniel hatte seine ganze Konzentration und sein ganzes Wissen gebündelt um sich gegen die Macht der Barriere zu stemmen.
Er schmetterte seine magische Kraft gegen die Wand purer Energie und erst schien er nicht durchdringen zu können. Doch dann obsiegte er und die Magie des Elfen erfasste die Kraftmauer und ließ sie von innen heraus zerbersten. Schlohweiße, züngelnde Fäden purer, arkaner Macht peitschten hervor. Sie schlugen mit blitzschneller Gewalt um sich und glitten durch Metall hindurch wie ein glühendes Messer durch Butter. Eine Spitze schnalzte wie die Spitze einer Peitsche auf sein Gesicht zu und schlug genau auf sein linkes Auge ein. Er sah für einen Bruchteil der Sekunde die weiße, schier kreischende Energie und danach erfüllte, von seinem Auge ausgehend nur noch ein Schmerz wie von brennendem Feuer seinen ganzen Kopf.
Er zuckte brüllend nach hinten und verlor das Gleichgewicht. Seine Waffe glitt ihm aus seiner Hand und er presste beide Hände auf sein linkes Auge. Aber das magische, weiße Feuer fraß sich weiter in sein Auge und er war machtlos etwas dagegen zu unternehmen.
Als das Brennen etwas nachließ und er unter größten Schmerzen es schaffte, sein linkes Auge einen Spalt weit aufzukriegen wusste er, dass die arkane Macht ganze Arbeit geleistet hatte.
Und die von ahnungsloser Fassungslosigkeit zeugenden Blicke Ahzdaris verrieten ihm, dass es wohl endgültig sein würde. Selbst dieser alte Knochensäger, der sich sonst von kaum Anblicken schlimmster Wunden beeindrucken ließ, sah ihn so an.
Seine Gedanken galten in diesem Moment Ihr und wie er jetzt wohl aussehen möge. Wahrscheinlich entstellt und verabscheuungswürdig. Sie würde ihn wahrscheinlich ansehen wie man eine grässliche Kreatur ansehen würde.

Wir sind Kriegstreiber. Aber der Krieg lässt sich nicht vornweg treiben wie ein alter, zahmer Ochse. Es wird der Tag kommen an dem wir vom Krieg getrieben werden.

Wie recht er doch damit einst hatte. Und jetzt hatte ihm der Krieg ein bleibendes Geschenk mit auf den Heimweg gegeben.
Darok Vandrak ist offline  
Geändert von Darok Vandrak (25.12.2010 um 22:46 Uhr).
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Alt 01.01.2011, 14:59
#25
Nelin Vandrak
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Ein fester Griff schloss sich um ihren Oberarm und weckte sie. Es war mitten in der Nacht und sie riss vor Schreck die Augen weit auf. Ihr Oberkörper wollte sich aufbäumen und ihr Mund öffnete sich für einen Schrei, doch eine grobe Hand legte sich über ihre Lippen, erstickte den Schrei und drückte sie zurück auf das Bett und hielt sie dort fest. Ihr Blick wanderte panisch zu der massigen Gestalt vor ihrem Bett und sie brauchte einen Moment um zu realisieren, wer dort vor ihr stand. Mit angstgeweiteten Augen sah sie in sein Antlitz. Darok! Seine Gesichtszüge waren verhärtet und allein sein Blick deutete ihr sich nicht zu bewegen und still liegen zu bleiben. Das Herz schlug ihr schmerzhaft in der Brust und ihr Brustkorb hob und senkte sich qualvoll, als sie angestrengt atmete. Die Angst schnürte ihr augenblicklich die Kehle zu. Was war geschehen?

Sein Schwert funkelte im schwachen Licht und er warf immer wieder prüfende Blicke hinaus aus dem Fenster. Das blasse Mondlicht, das sein Gesicht beschien, ließ sie die Grimasse erkennen, die er aufgesetzt hatte. Ein Unheil verkündender Blick, die Lippen leicht nach oben gezogen, die Zähne gefletscht. Sie hatte ihn noch nicht oft so gesehen und der Anblick bereitete ihr noch mehr Angst. Irgendjemand war dort draußen und pirschte um das Haus. Darok war in Alarmbereitschaft versetzt und schlich von einem Fenster zum anderen. Immer wieder warf er einen Blick hinaus in die Dunkelheit, wobei er sich selbst stets im Schatten hielt, damit man ihn von Draußen nicht hinter den Fenstern sehen konnte. Sie selbst lag auf dem Bett und versuchte sich einzuigeln, sich so klein wie möglich unter der Bettdecke zu machen. Sie versuchte ein leises Wimmern zu unterdrücken und scheiterte kläglich. Viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf und sie kniff die Augen fest zusammen um die aufsteigenden Bilder nicht sehen zu müssen. Doch sie konnte ihnen nicht entfliehen.

Sie spürte, wie sich sein Arm unter ihren Körper schob und sie unsanft hoch zog. Mit wackligen Beinen stieg sie aus dem Bett und schmiegte sich an seine linke Seite. „Raus hier“, hatte er ihr zugeraunt und Panik stieg in ihr auf. Raus? Aber wohin? Ihre Knie zitterten, als er sie aus ihrem Schlafzimmer führte. In der Wohnstube ließ er sie los und verbarrikadierte mit einem der Sessel die Tür. Dann schlich er hinüber zum nächsten Fenster und warf wieder einen prüfenden Blick nach unten auf die Straße. Sie schlang die Arme um den Leib und fröstelte. Sie schauderte aufgrund der Kälte, die sie empfing, da sie ihr warmes Bett verlassen musste und der Angst, die ihr Herz mit kalten Klauen umschloss. Er schien eine Ewigkeit am Fenster zu stehen, mit der Hand hielt er den Vorhang fest, bereit ihn jederzeit wieder zuziehen zu können. Doch in Wirklichkeit waren es nur wenige Minuten. Qualvoll verstrich die Zeit und als er sich endlich wieder zu ihr umdrehte und auf sie zuging, schmiegte sie sich sogleich an seine Seite, als er den linken Arm schützend um sie legte. Dabei zitterte sie wie Espenlaub und es war ihr nicht möglich, das Beben ihres Körpers zu unterdrücken. „Alles ist gut“, raunte er ihr leise beruhigend zu, doch sie war zu verängstigt um ihm Glauben zu schenken. Auf ihre Frage hin, was geschehen sei, antwortete er nicht. Nur sein unerbittlicher harter Blick gab ihr Antwort und sie wagte es nicht mehr weiter zu fragen.

„Heute Nacht ist es nicht sicher, ich fühle es“, raunte er dicht an ihr Ohr und ihr Körper verkrampfte sich erneut. Seine tiefe Stimme klang in diesem Moment so unheimlich. „Du wirst heute Nacht bei mir bleiben. Das ist keine Bitte!“ Die Worte trafen sie wie ein Schlag. Wusste er eigentlich was er da von ihr verlangte? Langsam hob sie den Blick ihrer ängstlich geweiteten Augen zu ihm. Der Gewissenskampf, der sich in ihrem Kopf abspielte, war in ihrem Gesicht deutlich abzulesen und auch ihm blieb er nicht verborgen. Er klang fast ein wenig verärgert, als er die nächsten Worte an sie richtete, ob sie wirklich allein in ihr Zimmer zurück wolle in dieser Nacht. Er würde es sich nicht verzeihen können, wenn sie durch ihr Fenster einstiegen und er nur eine Sekunde zu spät wäre. Resignierend nickte sie zu seinen Worten und presste die Lippen aufeinander. Sie hatte seinen Worten nichts entgegen zu setzen, er hatte Recht.

Sie ließen sich gemeinsam auf seiner Schlafstätte nieder. Ein paar Felle vor ihrem Kamin in dem noch einige Glutreste für etwas Wärme und schwaches, rötliches Licht sorgten. Sein Schwert legte er griffbereit neben sich ab. Den Rücken an seine Brust gelehnt, zog er sie zu sich heran und legte seinen Arm schützend um sie. Dabei vergrub er das Gesicht in ihrem lockigen Haar und auch von ihr vielen nach und nach Angst und Anspannung ab. Mit einem behüteten und beschützen Gefühl schlief sie schließlich in seinen Armen erschöpft ein.

Sie konnte nicht ahnen, dass keine Gefahr drohte. Sie konnte nicht wissen, dass es nur eine List war.
Nelin Vandrak ist offline  
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