08.11.2010, 23:50 |
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Reisender
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Er torkelte spät nachts mit dem, in einer gut eingefetteten Lederschlaufe steckenden Zweihänder quer über die Schultern hinterm Nacken gelegt über die hügeligen, Tundra-artigen Wiesen der Nordmark in Richtung seiner Wehranlage. Wieviel Bier es waren, kann er nicht wirklich sagen. Jedenfalls ging es ihm noch besser als Ra. Den Burschen hat es ganz schön erwischt. Aber der Gedanke gefiel ihm, dass Ra all diese aufgesetzte Förmlichkeit hinter sich lassen konnte und für einen Moment Freude und seine wahren Gedanken zeigte.
Und Darok musste grinsen als er sich Ra´s Worte ins Gedächtnis rief. Wie er Katzengleich in seinem Honigwein-Suff unbemerkt zu dem Anwesen seines Herren schleichen wollte. Es war ein guter Abend gewesen. Obgleich Sie etwas verhalten war. Vielleicht hätte Sie es sich anders gewunschen. Etwas heimeliger. Etwas mehr Zweisamkeit. Aber er opferte schon soviel seiner so schwindend geringen Zeit für Sie. Natürlich wollte er es so, aber seine bevorstehenden Pflichten schlugen ihn immer wieder hart in die Realität zurück. Es war sehr gefährlich solche Gedanken und Gefühle gerade jetzt zu hegen, jetzt wo der Abzug des Heeres so kurz bevor stand. Der lange karge Weg, den er immer wieder aufgesucht hatte und alle anderen, bequemlicheren Wege ausgelassen hatte, lag klar vor ihm. Er hatte keine Zweifel ihn zu beschreiten, doch das erste Mal seitdem er diesen Weg einschlug blickte er ihn zurück. Er blickte zurück zu einer Sehnsucht, die er eigentlich für kindisch und weich hielt. Aber vielleicht hatte er sich jener Sehnsucht so lange verschlossen. Sie so lange verspottet, dass sie ihn jetzt selbst einholte. Es änderte trotzdem nichts an der Tatsache, dass er mit dem Heer ziehen würde und musste. Es würde einem Verrat an seinem ganzen Leben gleichen. Ein Verrat an ihn selbst. Er würde ziehen. Zwar mit einem unbehaglichen Gefühl aber er würde. Zumal ein Mann nicht die Wahl hat sich im Wind zu biegen. Ein Mann muss sogar mehr. Im Sturme aufrecht stehen. Nicht wie ein Weib. Einem Weib wird das nicht nachgetragen. Ein Weib erhält immer eine Wahl. Aber so war es eben. Dafür waren sie schwach. In seinem Turm angekommen machte er sich nicht daran ans Schlafen zu denken. Er machte sich vielmehr erst einmal über die zahllosen und überall gut verteilten Bierdepots in seiner Behausung her. Bis er schließlich im völligen Dillirium wegdämmerte. Der nächste Tag war ein absoluter Grauß. Nicht das es nur daran lag, dass es einen jeden gestandenen Mann mitnimmt nach einem Vollsuff aufzuwachen und zu spüren wo man gerade seine Nacht im Dillirium verbracht hatte. In seinem Fall war es auf einem Haufen leerer Flaschen halb unter dem großen Tisch in seiner Halle. Es war auch die Erkenntnis das er langsam wirklich alt geworden war. Selbst seine Knöchel fühlten sich an wie hölzerne, viereckige Scharniere. Vom Rest ganz zu schweigen. Und zum Schluss kam noch dazu, dass Sie nicht da war. Nicht das er sich in der traumlosen Ohnmacht im Kopf etwas zusammengesponnen hätte, aber Sie war dennoch nicht da. Was Allem in Allem dieses Erwachen zu einem Martyrium gleich einer sich ziehenden Folter machte. |
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