Terra Mystica
Spendenbarometer
Terra Mystica | Foren

Zurück   Terra Mystica | Foren > Rollenspiel > Chroniken

Antwort
 
Themen-Optionen
Alt 19.03.2009, 00:34
Der Rausch
#1
Bargon Ferilan
Reisender
 
Registriert seit: 12 Sep 2007
Beiträge: 936
Wenn du kämpfst, dann kämpfst du nicht nur gegen deinen Gegner, du kämpfst gegen alle. Gegen jeden, den dir je entgegen getreten ist oder dich falsch angesehen hat. Gegen jeden, gegen den du immer mal die Klinge führen wolltest. Du kämpfst gegen alle schlechten Sachen, die dir passiert sind und dafür, alles was du liebst noch einmal zu erleben.
Der Rausch packt dich und es sind nicht länger nur noch ihr zwei, sondern du kämpfst um dein Leben. Alle Last fällt ab und du bist weit hinter Sieg und Niederlage, allein der Rausch zählt. Du schwingst deine Waffe und wenn die Göttin dir lacht, dann fließt Blut. Wessen Blut ist egal. Dein Geist schwimmt und du schlägst wild um dich, schlägst um dein Überleben. Hackst dir den Weg frei. Einer gegen Einen für deinen Gegner, Einer gegen Jeden für dich. Und du genießt es. Du genießt diesen Moment, in dem du nicht daran denkst, dass dir der nächste Schwung den Kopf abtrennen oder dich verstümmeln könnte, nein, du denkst nichts. Du weißt nur, dass du lebst. Das Blut pulsiert heiß in deinen Adern und du weißt, dass du nur jetzt wirklich lebendig bist.
Du lachst, so absurd ist dieses Spiel mit dem Leben und so glorreich. Dein Geist ist beherrscht von Feuer und wie ein in die Ecke getriebener Tiger verteidigst du dich bis zum letzten.
Dann wachst du auf, hast metallischen Geschmack im Mund. Es pocht dir in den Ohren und du hörst die letzten verklingenden Echos des Geschreies. Und dann stellst du fest, dass du entweder stehst oder liegst. Langsam setzt der Schmerz ein, alles tut weh. Der Rausch ist vorbei und das einzige was du davon hast ist ein verblassender Geschmack auf der Zunge. Das Gefühl, dass du wahrlich zufrieden warst, dass du lebendig gewesen warst. Ein Moment eins mit der Göttin, ihr Lachen gehört, mit ihr getanzt. Und nun stehst du über deinem Feind, den du bekämpftest als wäre er hundert Mann stark gewesen oder du liegst in deinem Blut und blickst auf in gnadenlose Augen.
Alles, was du siehst erscheint dir schal, die Welt wirkt farblos. Jedes Ding scheint nur ein müder Abklatsch dessen zu sein, was du im Rausch erlebt hast. Es widert dich an. Wie wirklich kann etwas sein, dass so matt erscheint?
Du wirst rastlos und machst dich auf die Suche. Du suchst Kampf um Kampf um immer wieder zu erleben, zu leben, was der Dienst an Lorica für dich bedeutet. Immer weniger verfolgst du deine eigentlichen Ziele. Beginnst, dein Weib und deine Familie zu vernachlässigen. Freunde hast du längst nicht mehr, alle tot, und wenn du neue kennen lernst, dann fallen auch diese bald unter einer Klinge. Irgendeiner. Und selbst wenn du Rache schwörst, weißt du, dass du deine Freunde nur rächst, weil der Akt der Vergeltung den Rausch im Kampf verspricht. Deine Gegner genügen dir nach einer Weile nicht mehr und du suchst stärkere. Immer größere Herausforderungen und immer mehr den Tanz an der Klippe. Du verlierst dich in diesem Gefühl, bist süchtig danach. Du gehst soweit, dass du, wenn du dich zur Ruhe bettest, nur noch dann gut schlafen kannst, wenn du dir das Recht erstritten hast einen weiteren Tag zu leben, einen weiteren Tag überlebt zu haben. Egal ob du im Schlamm schläfst oder im Himmelbett.
Du wirst nicht einmal töten müssen um diesem Rausch zu verfallen. Vielleicht genügt dir sogar der spielerische Umgang mit einem Stock. Und doch wird das Leben in diesen Augenblicken in dir pulsieren. Der Rausch des Kampfes, des Wettbewerbes, ein Sog, dem man nur schwerlich entkommen kann, wenn man ihm sich erst einmal hingegeben hat.
Und am Ende wirst du siegreich sein. Das ist der Sinn des Ganzen. Du wirst der Beste sein, du wirst gewinnen. Und wenn nicht, dann kümmert es niemanden. Du hast dich ihr hingegeben, mit jeder kümmerlichen Faser deines Leibes den göttlichen Hauch gespürt und bis zuletzt alles gegeben. Das allein zählt. Zu gewinnen oder zumindest alles erdenkliche versucht zu haben und glorreich zu scheitern.

Bargon verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Der Tag hatte ihn nachdenklich gestimmt. Erst Eskalors Festnahme, dann diese Magril, die Loricaner zu verabscheuen schien. Die vielleicht noch mehr Abneigungung gegen die roten Streiter aufbrachte, als Bargon den Magiern entgegen brachte. Seis drum.
"Das sollte mal jemand aufschreiben." murmelte er noch vor sich hin, ehe er langsam in unruhigen Schlaf über dämmerte, das heilige Schwert am Kopfende des Bettes gegen die Wand gelehnt.
Bargon Ferilan ist offline  
Mit Zitat antworten
Antwort


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist dir erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist dir erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist dir erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist dir erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind aus.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 17:57 Uhr.