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Alt 11.11.2010, 23:43
Der Aufrechte und die Eisbärin
#1
Vaena Djarfur
Reisender
 
Registriert seit: 04 Aug 2009
Beiträge: 109
"Solang' dein Kind klein ist, gib ihm tiefe Wurzeln. Wenn es älter geworden ist, gib ihm Flügel." sprach einst ein weiser, guter Mann zu Vaena. Ein Mann des Wissens, der Runen und an erster Stelle, ein Mann des Lebens. Sie war noch so jung gewesen, als sie diese Worte vernahm und in ihrem jugendlichen Trotz lachte sie laut darüber. "Alter Mann, ich werde niemals Mutter sein. Die Klinge ist mein einziges Kind und wird es immer sein." Sie glaubte, bis vor einem Jahr, noch immer an ihre Worte. Sie war dreißig Winter alt und hatte mit dem Kapitel Familie abgeschlossen. Doch Skogs Worte gingen ihr niemals aus dem Kopf.

Kräftige, feste Wurzeln würde er schlagen. In ihr Herz hatte er sie schon getrieben. Niemals hatte sie dieses plötzliche Aufkommen von Liebe gespürt, wie in dem Moment der Niederkunft. Überwältigend war sein erster Blick gewesen. Stahlblau, wie die seines Vaters, richteten sich seine Augen auf sie. Und er schlug Wurzeln in ihr Herz, ihre Seele.

Jeden Tag, welchen sie mit Alvar verbrachte, wurde es deutlicher. Er war noch ein Säugling und doch schon ganz seines Vaters Sohn. Seine dünnen, langen Finger und Zehen zeigten schon jetzt, dass er einmal ein Hüne sein würde. Seine kleinen, kräftigen Arme und Beine, die stetig umher strampelten, würden später zu festen, starken Muskeln werden. Die Verbissenheit und ein Dickkopf, der Vaena alle Ehre machte, sagten ihr jetzt schon, dass einmal ein stolzer Mann aus ihm würde.

Was würde wohl aus dem kleinen Bündel in ihren Armen werden? Würde er seinen Eltern nacheifern und das Kämpfen erlernen? Würde er den Weg der Runen gehen? Beide Pfade ließ Vaena offen und würde es tun, bis er sich entschieden hätte, in welche Richtung seine ersten Schritte führen. Sicherlich wollte Hallvard, dass sein Stammhalter den weg des Vaters geht und ein Krieger wird.

Ein Lächeln konnte sie sich nicht verkneifen, bei dem Gedanken an Hallvard. Ihr Hallvard. Es war eine lange Reise gewesen, bis sie endlich zusammen gefunden hatten. Und Alvar war der Abschluss der Reise. Das Ziel und doch irgendwie der Anfang. Sie hatte Hallvard nie mehr geliebt als zu dieser Zeit. Ohne ihn hätte sie wohl nie erfahren, wie ist Mutter zu sein und diesen Schatz in den Armen zu halten.

Niemals hatte sie es gewagt laut zu singen. Schon gar nicht vor jemand anderem. Doch alles schien sich verändert zu haben und so klang Vaenas tiefe, warme Stimme durch die Hütte und trug Worte in einer Sprache mit sich, welche hier wohl kaum jemand kannte. Alvar würde sie lernen. Die Sprache des Nordens, die Worte der Runen. Jeden Tag ertappte sie sich nun dabei, ihm, in ihrer Heimatsprache, vor zu singen. Und es tat gut. Es gab ihr ein Gefühl von Heimat.

Nun war sie angekommen. Die Eisbärin hatte eine Heimat gefunden.
Solang' dein Kind klein ist, gib ihm tiefe Wurzeln. Wenn es älter geworden ist, gib ihm Flügel.
Ihre Flügel hatten sie hier her getragen und doch hat sie ihre Wurzeln nicht vergessen. Sie blickte zu dem Kind hinab. Würde er ?
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