20.11.2009, 06:27 |
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Reisender
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Eine Weile starrt er das in teures Leder gebundene Buch an, mit dem eingrägten Pferdekopf auf dem vorderen Deckel ehe seine feingliedrigen Finger über den Rand fahren und langsam die Seite abfahren. Seelenruhig und einem Ritual nahe öffnet er das Buch indem er den Decken vorsichtig zur Seite schlägt und die erste in Gold gebundene Seite mustert auf der in geschwungener Schrift mit blauer Tinte sein eigener Name niedergelegt steht.
Jonah von Valarian Sohn des Ramirez von Valarian geboren im 1. Monat des Wissenden 1277 Mitglied des Hauses Decram Bruder des Ordens der Yi'Dan Eine Weile tasten die Finger die Seite, die bis auf die mittig stehenden Worte leer ist, ehe Jonah eine Seite weiter blättert und ein schriftloses Stück vor ihm liegt. Eine Weile noch bleibt die Seite leer und der Betrachter stumm und reaktionslos, ehe schließlich eine Feder in blaue Tinte getunkt wird und dann langsam und ruhig, ab und an ein kratzendes Geräusch von sich gebend, über die Seite wandert. Immer wieder wird die feine Bewegung der rechten Hand unterbrochen durch das Eintinken der Federspitze in das teuer verzierte Tintengefäß oder das Umblättern einer weiteren der Seiten mit den scharfen Goldränder und stetig füllt der junge Mann sein Journal. 29. im Lundin 1299 Ich kam vor einigen Tagen von meiner Festlandreise zurück in das Reich meiner Familie. Während ich noch auf dem Schiff das große Heimweh spürte, dass mich schon einige Tage an Land geqäult hatte und ich mich auf den Anblick Valarians freute, umso mehr als ich im schäbigen Hafen Britain Zwischenhalt machte, so ließ mich der Anblick erstarren, der sich mir bot, als ich die Planken zum Tor meiner Heimat ging. Zwei große Pferdestatuen, wohl im Zeichen jenes Pferdekopfes, das auch dieses Buch ziert, wurden dort aufgestellt und wirken auf dem Holz der Planken und in grau, schwarz gespränkelten Stein nicht weniger fehl am Platz als jene Mauer mit Wachturm, die nun Valerian so harsch von der Natur des Meeres trennt. Mächtig erhebt sie sich vor mir, jedes Mal wenn ich den Kontakt zum Hafen suche und wirkt mir so falsch und drückend. Fenisthal, einst mitten im Walde gelegen und dennoch nur lose von Grenzsteinen abgegrenzt, an dennen unsere Wachen ihre Runde zogen, war immer Teil der Natur und Zeichen der Schönheit, fern der großen Wachzinnen der herzoglichen Hauptstadt, welche sich steiern inmitten dem Grün der Wiesen erhob. Doch scheint mir dies der zu entrichtende Zoll meines Volkes zu sein, das noch mehr durch den Süden bedroht wird, wie es vor meiner Abreise war. Hoffte ich noch, Vater würde zusammen mit den Kräften der Herzogin, die noch immer ihres Sohnes statt den Thron ihres Gatten einnimmt und vom Baron von Britain beraten, den Süden zurück schlagen und die Gefahr die so omenvoll begann, bannen. Doch vielleicht war meine Reise inmitten dieser Zeiten ein großer Fehler, scheinen mir die Schatten des Verfalls und unserer Feinde, bis weit in das Herz meiner Heimat zu ziehen. Denn nicht nur der Süden, wie er nun auch unter dem gemeinen Volk bekannt ist, wirkt zum Verfall des Ordens ihre Kräfte in den Krieg. Valarian ist ein Fleck auf der glänzenden Krone meines Hauses und ich bin schockiert wie wenig getan wird um diesen Fleck zu entfernen. Wahrlich schwer muss die Bürde des Südens liegen, dass Vater so vakant ist und meine Stiefmutter wie meine Geschwister nicht sehen wie sehr Valarian leidet und den falschen Mächten zuspielt. Begannen wir mit einer Insel, die es zu bebauen und formen galt, endeten wir nun in einer losen zusammengewürfelten Siedlung, ohne wahre Wege und Zierde. Während die Herrin unseres Glaubens noch immer ohne Schrein auf unserer Insel ihre Verehrung misst, erhebt sich direkt am Eingang nun der Tempel einer Handwerksgöttin und selbst jener scheint in Mitleidenschaft gezogen, durch eine Macht, dessen Ursprung mir noch nicht bekannt ist, es jedoch schafft die Mauer einzureißen. Ich hege keinen Groll gegen den Herrn dieses Tempels, einst ein einfacher Schneider in unserem Orden und nun ein ehrenwerter Diener der Cunna, noch missachte ich jene Göttin, die gutes Werk hervorbringt, dass uns gut dient in Heim, Hof und auch auf dem Schlachtfeld. Doch zu sehen wie ein Cunnagläubiger sich aufschwingt zur rechten Hand meines Vaters und die bauulichen Veränderungen unserer Insel überwiegend vollführt, während die Gläubigen unseres Ordens stillschweigend geschehen lassen, schmerzt mir im Herzen. Und auch wenn ich bewundere, wie sich dieser Priester so vielem annimmt und sich voller Kraft in eine Aufgabe stürzt, so liegt doch der Acker brach, dessen Früchte ich mit meiner Rückkehr erhoffte. Während ich noch auf dem Schiff meine Heimat ansteuerte, die so hoffnungsvoll nach dem furchtbaren Erdbeben begonnen hatte zu blühen und ich mir vorstellte, wie die Straße durch schöne Gärten und Anwesen führten, erblickte ich bei Nacht nicht eine Laterne an den Wegen die mich zu dem einzig ansprechenden Anwesen der Insel führte, das Haus des Priesters Dagisto. Prächtig und schmückend ist sein Heim und in direkten Nachbarschaft zu den Häusern meiner Familie, die wie hingewürfelt an der Küste prangern und verlassen scheinen. Selbst mein eigenes Heim ist ohne Mauern und großer Zierde und die erste Aufgabe, derer ich mich der Tage annehmen muss. Zelte mitten auf der Insel, wirken wie Flüchtlingslager und hätten sicher einen anderen Platz finden können als direkt am Hauptweg der Siedlung und irgendwo findet sich ein Brunnen in die Leere gesetzt. Mein eigener Hort der Ruhe und Meditation, ein kleiner Kai am Rand der Insel, wird indess mittlerweile erleuchtet. Allerdings nur vom Wirtshaus, dass dort hingebaut wurde. Obschon das Haus selbst durchaus einladend wirkt und guter Wein dort ausgeschenkt wird, hat es doch den Anschein, dass es wild auf dem Reißbrett hingeworfen wurde, in Stellung und Standort. Ich werde einige Tage brauchen, mich an meine Heimat wieder zu gewöhnen, haben wir doch sicher auch neue Brüder und Schwestern im Orden. Nicht zu vergeßen meine wahren Geschwister, die ich aufsuchen sollte. Angelina, welche sich langsam erholt hat, hat kurz bevor ich aufbrach wieder ihre Wege zurück in die Familie gefunden und ward vereint mit ihrem geliebten Mann und ihren Kindern. Ich bin gespannt, wie sich die Kleinen entwickelt haben und ob sie sich wieder wohl fühlt. Ich war einer der wenigen, der auf ihre Briefe antwortete, als sie auf Reisen der Krankheit wegen war und so glaube ich, wird auch sie sich freuen wenn ich ihrer wieder erblicke. War ich doch für sie immer der kleine Bruder, um jenen sie immer gesorgt hatte, als Seele der Familie Decram. Beladion hingegen schien mir so verfremdet, schon vor meiner Reise. Ich frage mich sehr was er treibt. Vielleicht ist er im Süden an den Wällen die nun dort errichtet werden, war er doch immer Freund der Wildniss dort und den Tieren, die nun sicher unter der Herrschaft der Schatten stehen. Victoria macht mir am meisten Sorge. Auch wenn sie ein Wildfang ist, wie man sie oft bezeichent, ist sie doch weitaus stürmischer als ich es Angelina im Sinn habe, oder sind das nur die Erinnerungen an die Kindheit, die mich trügen? Dennoch ist sie zu oft vom Herzen bedrückt und verfällt in Launen die nicht nur mich als auch Vater Sorgen bereiten. Ohne Zweifel hat er mehr mit ihrem Wesen zu kämpfen und mag es eher vollbringen Ruhe zu bewahren und mit seiner Nachsichtigkeit gegenüber dem weiblichen Geschlecht, die ohne Zweifel mit seiner großen Passion zusammenhängt, scheint er gar zu übersehen, wie seine Tochter des Öfteren über die Stränge schlägt. Vielleicht ist es sein Blut, dass in ihr durchkommt wenn sie so sehr den Herzenssachen nachhängt, zuletzt diesem Narebo. Ich wurde seiner noch nie richtig bekannt, doch scheint er ein Arkaner sehr theoretischer und auch ruhiger Natur zu sein und die große Liebe meiner Schwester. So klang dies zumindest in meinen Ohren, doch wer weiß wie viel es im Sinne eines Kindes bedeutet, denn letzendlich ist sie dies noch, ein Kind. Ich weiß nicht wieviel Ernst in diese Liebesgeschichten zu legen sind, doch sollte sie nicht vergeßen welchen Namen sie trägt und auch wenn Vater schon viele Frauen in unsere Familie einführte, so waren sie doch die ehrbaren Frauen eines großen Mannes. Sie indess hält eine schmale Gradwanderung mit Liebesspielchen ein und ich bezweifle das Narebo jemals den unseren Namen tragen wird. Zumindest gehe ich davon aus, dass ich informiert worden wäre, wenn sie bereits einen Ring ihr eigen nennen würde. Ich hoffe es erwarten mich nicht gerade neue Victoria sorgen. Erwarten mich doch schon so genügend Aufgaben um meinem Namen gerecht zu werden. Beruhigend hingegen wirkt ein altes Gesicht, dass mich ebenso wiedererkannte, wie ich es erkannte, als man sich am gestrigen Abend im Gasthaus des Ordens sah. Thaena Quir, die Wächterin des Ordens und einst wichtige Beraterin meines Vaters wie auch eine Geliebte des Waldes hat wie ich wieder ihre Schritte in unsere Siedlung gemacht und wird sicher eine große Hilfe sein. Weniger hingegen scheinen mir jene Brüder und Schwestern eine Hilfe sein, die niederes Gesindel aus dem Hafen Britains nach Valarian bringen. Ein Pirat oder ein Fischer mit gewissen Problemen um Gesetze des Reiches, einst wohl geflüchtet aus dem untergehenden Vesper, lieferte sich heute bereits eine Diskussion mit der Wächterin und mir. Nicht gerade beruhigend, dass solche Menschen auf unserer Insel verkehren und mit Sicherheit nur Motivation meine Aufgaben hier aufzunehmen. Ich hoffe schon bald auf eine Besserung. Nephar möge mir ihren Segen schenken. |
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