08.01.2010, 01:21 |
|
|||
Registriert seit: 23 Sep 2004
Beiträge: 9
|
Sorgenvolle Gesichter wandten sich gen Westen, Gläubige Menschen sanken auf die Knie und fingen an zu beten, für die Herzogin und die Garde, Verkäufer ließen ihre Stände achtlos zurück, nur um dem Gerücht ein paar Schritte nach zu gehen. Keiner wollte so recht glauben, was er da zu hören bekam: Das Schloss ist gefallen! Der Feind hatte einen Weg gefunden, in das Schloss Britains einzudringen und die mächtigen Tore mit einer dicken Schicht aus Kristallen gänzlich zu verschließen. Kristall, wie er schon seit einigen Monden gefürchtet war in Britannia, barg er doch die geheimnisvolle und gefährliche Essenz des Südens. Auf dem Weg zum Schloss hatten die Besatzer einen blutigen Pfad hinterlassen. Kein einziger Zeuge war noch am Leben und ein blutiger Pfad bezeugte das grausame und kaltblütige Mordhandwerk in einem geraden Weg vom roten Reisetor zum Schloss. Beinahe könnte man meinen, es rege sich kein Leben hinter den Zinnen der hohen Mauern und hinter den prächtigen Glasfenstern des Schlosses, abgesehen von den Raben, die sich über die Toten her machten, die auf ihrem letzten Wachgang auch ihre letzte Ruhe fanden. Doch hier und da zeigte sich ein dunkles, schmales Gesicht an einem Fenster, ein heller Haarschopf auf den Mauern und selten auch einmal das Aufblitzen einer bereit gezogenen Waffe. Die Besatzer schienen darauf zu achten möglichst wenig von sich preis zu geben, aber geübten Strategen mag gleich aufgefallen sein, dass sie diese spärlichen Sichtungen mit voller Absicht einfädelten, um Unsicherheit zugleich mit Einschüchterung zu schüren. Vor den Toren derweil sammelte sich das Volk, forderte lautstark die Herausgabe seiner Lieben und seiner Herzogin, doch die Forderungen blieben ungehört. Stattdessen klang gegen Mittag des ersten Tages das angsterfüllte Wiehern von einem Dutzend Pferde über die Mauern, die allzu bald verstummten. Die mit Brandgeruch gefüllte Luft war ein deutliches Zeichen auf das, was mit den armen Tieren geschah. Eine weitere Stunde später kam großes Geschrei auf und die Menge wogte zurück. Die Besatzer hatten dem Volk Britains eine blutige Nachricht gesagt: Drei Köpfe toter Gardisten wurden, an den Haaren zusammen gebunden, über die Mauer geworfen, von denen jeder einen Zettel in den Mund gestopft bekam. Die rostroten Zeilen waren unmissverständlich.
|
|||
|