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Alt 05.05.2016, 12:06
Feuer und Schwert
#1
Botenjunge
 
Registriert seit: 02 May 2007
Beiträge: 439
Obwohl man sich redliche Mühe gegeben hatte, den von steinernen Wänden und Böden kalt wirkenden Raum behaglicher zu gestalten, hatte er nichts von seiner drückenden Dunkelheit verloren. Das Licht der Kerzenleuchter fiel kaum bis zum nächsten Möbelstück, und auch wenn Teppiche ausgelegt waren, schienen sie das Geräusch von widerhallenden Schritten nicht zu verschlucken. Still war es ohnehin nicht, denn alles, was Rang und Namen hatte und zufällig auf der Trutzburg in der Hand der Inquisition wohnte, war heute in das Kellergewölbe gekommen, um dem Treffen zuzusehen.

Dass Theodor Wellis, Inquisitor unter dem Banner Glarons - und nicht unbedingt der erfolgloseste -, sich in einem Keller mit den Höchsten seines Kreises traf, war nicht unbedingt ungewöhnlich. Die Festung war größtenteils in den Fels geschlagen worden, so dass mehr als die Hälfte aller Räumlichkeiten im Keller lagen. Das war zwar etwas ungewöhnlich, machte die Anlage aber praktisch uneinnehmbar und unzerstörbar. Dennoch war der Anlass nicht besonders erfreulich und dem Inquisitor - ein breitschultriger Mann in den besten Jahren - war nicht sehr wohl zu Mute.

Schon als Jüngling war sein größter Wunsch gewesen, ein Glaubenskrieger zu werden. Unermüdlich übte er sich in den Heiligen Schriften ebenso wie im Schwertkampf, bis er endlich aufnahme in den Orden der Templer des alten Kodex fand. Hier erhielt er eine fundierte Ausbildung in der Auslegung von Glarons Gesetzen ebenso wie im Kampf gegen Feinde - ob menschlich oder übernatürlich. Als er mit zwanzig Jahren schließlich für reif befunden wurde, entließ man ihn als Paladin in die Welt. Sein Einsatz im Kampf gegen das Böse blieb nicht lange unbemerkt und so konnte Theodor Wellis sich, die dreißig gerade überschritten, als einer der jüngsten Inquisitoren bezeichnen, die die Glaronskirche je gesehen hatte.

Theodor reiste durch viele Länder, um den Glauben mal mit dem Wort und mal mit dem Schwert zu bringen. Unzähligen Prozessen hatte er vorgesessen. Mal ging es um einen Fluch, mal um Totenbeschwörung. Noch längst nicht alt, hatte er praktisch alles gesehen, was man gesehen haben konnte. Bis ihm diese Frau begegnete.

Keuschheit war unter den Templern zwar ein hohes Gut, doch Theodor war nur ein Mensch und begann ernsthaft abzuwägen, ob ihm sein Auftrag wichtiger war, oder die Liebe. Ein Fehler, denn die Frau, die er gerne irgendwann einmal zu der seinen gemacht hätte, wurde unversehens der Hexerei angeklagt. Theodor weigerte sich aus naheliegenden Gründen, sich an dem Prozess zu beteiligen. Und so fand er sich nun selbst vor der Inquisition wieder.

"Du hast deinen Brüdern den Gehorsam verweigert, Theodor.", schallte eine tiefe, strenge Stimme durch den Raum.
"Ihr wisst um meine Verbindung zu ihr. Wie hätte ich sie gerecht richten können?", entgegnete er.
Der Bruder mit der tiefen Stimme sprach weiter. "Haltet Ihr sie für unschuldig? Denkt Ihr, es wurde ein Fehlurteil gefällt?"
Theodor zögerte. "Nein", antwortete er schließlich.
Der andere Inquisitor, wie Theodor gekleidet in der üblichen Kluft, aber aus sichtbar teurerem Stoff, lehnte sich ein wenig zurück. Dennoch blieb sein Blick zweifelnd auf dem jüngeren Bruder hängen. "Dann stimmst du uns zu, dass dieser Frau Glarons gerechtes Urteil zuteil wurde?"
Der jüngere Inquisitor atmete tief ein, ehe er nickte. Sie hatte sich schuldig gemacht und wurde bestraft. Aber war es nicht sein Recht als Mensch, über eine Person, die ihm nahe stand, nicht richten zu wollen?
"Du verstehst, Theodor. Wenn jeder, der Tote beschwört, gegen Glaron lästert oder seine Regeln durch Unzucht verletzt, dein Freund wird, hätte das Böse es leicht, zu überleben." Die tiefe Stimme klang nun sanft, nachsichtig wie man es von einem guten Lehrer kannte, der seinen Schüler ohne Vorwurf über einen Fehler aufklärte.
Ja, Theodor verstand. Ein Inquisitor konnte sich gute Bekanntschaften leisten. Aber Freunde oder sogar Liebe brachten ein gewisses Risiko mit sich. Dazu gab es nichts weiter zu sagen. Offenbar sahen das auch die älteren Brüder so, die über Theodor zu Gericht saßen. Einen Augenblick berieten sie sich tuschelnd. Dann wandte sich der Vorsitzende wieder an den ungehorsamen Bruder.

"Du wirst in Arrest gehen und über deinen Ungehorsam nachdenken, bis der Frühling anbricht. Dann wird ein Schiff dich mit nach Britannia nehmen, wo du fortan deine Arbeit als Paladin und Inquisitor Glarons tun wirst. Das Land ist unruhig, aber du bist einer unserer besten Krieger. Möge Glaron mit dir sein."
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