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Alt 31.03.2003, 00:12
Unter der Stadt
#1
Sir Dante
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Die ersten Sonnenstrahlen legen sich schlaftrunken über das Schloss Britains und eine leichte Brise kommt auf. Gloria, die Schlosskatze, liegt auf einem Fenstersims und streckt sich gemütlich, badet im ersten Licht des Tages. Der Geruch der Blumen im Hof steigt ihr in die feine Nase und ihre Augen beobachten so manchen schmackhaften Vogel welcher sich in den kleinen Garten verirrt.
Schwere Schritte lassen sie aufmerksam werden als die Vögel aufgeschreckt das Weite suchen und ihre Augen ruhen auf dem Trupp Gardisten welcher sich bei der grossen Statue versammelt. Mehrere Männer in schweren Gardeharnischen, bewaffnet mit Hellebarden, treten in einer Reihe an und halten inne. Etwas war anders als an den anderen Sonnenaufgängen im Schloss. Ein dunkelhaariger Mann stellt sich vor die Truppe und blickt die Männer nacheinander an. Seine Rüstung glänzt matt im Licht des Tages und der Schild an seinem linken Arm trägt stolz das Zeichen der Garde des Herzogtums. Seine Brust unter dem schützenden Panzer hebt und senkt sich als er tief Luft holt und der Blick kreuzt den der Katze.

Beliom ist schon lang genug in der Garde um zu wissen was das Schreiben des Herzogs bedeuten kann. Sein Blick wandert wieder ruhig über seine Männer und die Erinnerung an den Befehl suchen sich eine Niesche in den Erinnerungen, bereit jederzeit ihm wieder vor das geistige Auge zu springen. Es ist wieder an der Zeit Augen und Ohren des Herzoghauses zu sein. Für einen kurzen Augenblick wird es für ihn dunkler als er sich den Helm aufsetzt. Ein Zeichen mit der gepanzerten Hand reichte aus und seine Männer folgten ihm in Richtung des grossen Tores.
Wieviel hatte er mit ihnen schon durchgestanden? Gemeinsam erlegten sie den Vampir Pierre, suchten in dunklen Höhlen nach Anzeichen von Dämonen, retteten Bauern vor Plünderern, der Gier manches Magiers oder gar Untote. Der alte Glaronpriester hatte ihnen viel beigebracht und der Kampf gegen manche Horde festigte sie. Keiner von ihnen würde ihren Leutnant enttäuschen.
Gemeinsam schreiten die Gardisten die Mauer entlang auf eine Tür am Ende zu. Seit Ewigkeiten ist es der Eingang zur Kanalisation Britains und Glücksjäger klettern manchmal hinab, doch diesmal ist es ihr Ziel. Belioms Gedanken bissen sich an einen Hinweis im Befehl fest. Eine Spionin soll sie begleiten, sie dort unten führen. An der langsam näherkommenden Tür war sie nicht also musste sie wohl unten schon auf ihn und seine Männer warten. Spione...
Beliom öffnet die Doppeltür und geht weiter ohne die ältere Frau eines Blickes zu würdigen welche dort versucht ihren Käse zu verkaufen. Eine Leiter trägt Mann für Mann hinab in die feuchte Dunkelheit. Während noch seine Gardisten brennende Fackeln nach vorne durchreichen um sich einen besseren Überblick zu verschaffen hatte der Leutnant eine Sorge weniger. Im regelmäßigen Abstand tappt Wasser von der Decke Tropfen für Tropfen auf den schwarzen Umhang der Gestalt. Schwarzbärenleder deckte jeden Winkel des Körpers ab und eine dunkle Schädelmaske ziert den Fleck wo der Kopf ruht. Spione...
Die Frage warum Diener des Herzogs sich über die Gesetze hinwegsetzen und verbotene Masken tragen schiebt sich an seinen Gedanken vorbei ohne wirklich beachtet zu werden. Die Gestalt grüsste flüchtig und machte sich dann auf durch die langen Gänge, gefolgt von dem Gardistentrupp.
Die Kanäle Britains sind nicht sehr einladend mit den verwinkelten Wegen, den kleinen Brücken über Kloakenwasser und den nassfeuchten Wänden. Im Halbdunkel bewegt sich mancher Schleimhaufen und kleine Tierchen flüchten hastig vor dem Fackelschein und den metallischen Schritten auf Stein. Tiefer und tiefer führt die schwarze Gestalt Beliom und seine Männer und ein merkwürdiges Gefühl macht sich in ihm breit. Er wird beobachtet und ist sich dessen bewusst. Immer wieder blickt er sich um, späht ins Dunkel doch kann nichts ausmachen. Die Spionin springt behände und doch lieblos ins ein seichtes Kloakenbecken und scheint etwas an der Seite zu suchen. Beliom hatte Zeit sich etwas umzusehen und seine Leute verteilen sich eigenständig etwas und leuchten den Raum aus. Ein modriges Holzpodest erhebt sich alt und schwach vor ihm deren Sinn und Zweck sich ihm entzieht. Etwas knarrt leise als und ein Schalter legt sich um. Ein Gardist spricht leise etwas von einem "Rattenlager" und zieht sich zurück ins Glied. Die Gruppe maschiert weiter stillschweigend den sich ihnen nun öffnenden Gang entlang und treibt mit den Fackeln die Dunkelheit immer weiter zurück. Lange verworrende Gänge führt sie weiter, tiefer ins Herz unter der Stadt. Der Leutnant blickt ununterbrochen auf den Rücken der scheinbar ortskundigen Frau vor sich welche unentwegt weitermarschierte. Sie muss einen geschulten Blick für dunkle Wege haben, denkt er sich still für sich und versucht sich dann auf andere Dinge zu bringen. Schalter werden umgelegt und weitere Wände bewegen sich aus ihren Wegen. Woher kennt sie diese kleinen Geheimnisse alle? Bis zum Augenblick hat Beliom keinen Grund zur Sorge und doch lies das Gefühl nicht nach. Es war zu ruhig. Vor ihn schien der Gang in einer grossen Kammer zu enden. Sie ist schwach ausgeleuchtet auf den ersten Blick den er erhascht, doch ändert sich es schnell als zwei Feuersäulen vor ihm aus den Boden speien. Magie. Eine riesige Steinerhöhung macht sich in seinem Blick breit und auf ihr trohnt eine Statue. Die steinernde Ratte hat einen widernatürlichen Glanz im Licht der Feuers und zwei Rattenmenschen trollen sich vor ihr in glaronslästiger Anbetung. Die schwarzgekleidete Frau beschleunigt ihre Schritte und instinktiv wird dem Leutnant klar das die Wanderrung vorbei ist. Seine Männer verteilen sich in der Kammer und folgen ihrem Anführer auf Schritt und Tritt auf die Statue zu.
Die Rattenschamanen quiecken laut als die Gruppe der Gepanzerten auf sie zuhält, doch wirken sie nicht überrascht. In kürzester Zeit pfeifen ihre Schnauzen Formeln und die Luft der Kammer wird von Trägheit geschwängert. Die Männer reagieren sofort auf das sich ergebene und ziehen sich weiter zusammen um Überblick zu bewahren. Wachsame Augen durchstreifen die Kammer während die Frau erbarmungslos über die Schamanen verfällt. Eine kleine Explosion reisst eine der Beiden von den Pfoten während die andere hoffnungslos versucht einem Dolch auszuweichen. Der blutige Tanz hält nur kurz an, doch bleibt das Gefühl. Die Luft ist voller Magie, durchzogen mit einem Spruch auf den niemand vorbereitet ist. Die Feuersäulen ersticken, die Runen auf dem Boden verlieren ihren Schein und nach kurzer Zeit schimmern die Garderüstungen nurnoch im Licht ihrer eigenen Fackeln. Die Gardisten stehen still da, warten auf das was kommen mag. Der Schein der Fackeln lässt alles anders wirken. Ohne das Licht auf die Wände fallen kann wirkt die Kammer unendlich gross und bedrohlich.
Die Stille wird zerrissen durch Quiecken und Kratzen. Überall um die Menschen herum blitzen gelbliche Augen in der Dunkelheit auf und starren sie an. Nacheinander werfen die Gardisten ihre Fackeln vor die Füsse und nehmen die Hellebarden in beide Hände. Es ist soweit.
Mit jedem Atemzug werden es mehr Augenpaare in der Dunkelheit und werfen den Schein der Fackeln zurück, bedrohend, lüsternd. Kampflustiges Quiecken hallt von allen Seiten wieder und Augen kreisen die Männer ein. Belioms Rechte zieht das lange Schwert und hebt es vor sich. Zügig machte sich die Frau auf zu den Gardisten und stellt sich neben den Leutnant. Er dreht ihr den Kopf zu und schaut in ihre braunen Augen. Matt und schweigend erwiedert sie seinen Blick.
 
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Alt 31.03.2003, 00:13
#2
Sir Dante
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Leiko schaut sich die Augen des Leutnants genauer an. Er scheint die Lage einschätzen zu können, doch macht er nicht den Eindruck sich zurückziehen zu wollen...oder können. Der Blick schweift über die Augenpaare der Rattenmenschen und schnell schätzt sie ihre Anzahl zusammen. Zuviele. Mit dem blutigen Dolch in der Hand wartet sie wie alle an ihrer Seite auf das Unvermeidliche.
Die Rattenmenschen stürmt plötzlich von überall heran und der Kampf beginnt. Hellebarden schwingen und stechen schon auf Abstand auf die Pelzigen ein und erledigen die Vorschnellen. Auf den ersten Blick sieht es gut aus, denkt sie sich im Stillen als eine der Ratten in ihrem Dolch verendet welche an der Hellebarde eines Gardisten vorbeikkommen konnte. Aus dem Dunkel schossen Pfeile über die Köpfe der Rattenmenschen hinweg und der stechende Schmerz erreicht sie noch bevor sie reagieren kann. Einer der Gardisten geht neben ihr von mehreren Pfeilen getroffen zu Boden als sie an sich hinab schaut. Zwei dreckige Holzschäfte blicken aus der Lederrüstung heraus und Blut tropft herab. Langsam und immer schwächer werdend sackt Leiko zusammen und Angst übertönt den Schmerz.
Gedanken an ihr Werk kommen in ihr auf. Gedanken welche sie nicht mehr vor sich verheimlichen kann. Als Glaronistin geht es ihr um Gerechtigkeit und diese sieht sie in der gewollten Herrschaft des Herzogs. Ist sie auch gerecht? Ist es Glarons Weg die Feinde des Herzogtums zu bespitzeln? Ist es sein Weg die Ungerechten und Feinde des Lichts im Stillen zu erdolchen anstatt sie in Haft zu nehmen? Ist das Ziel wichtiger als der Weg? Ist sie eine befleckte Heillige oder eine verblendete Sünderin? Das Atmen wird schwerer, der Schmerz gewinnt wieder Oberhand und wirft sie zu Boden. Kurzatmig und schwach liegt sie da und wartet wieder, wartet auf Erlösung. Flüsternd ringt sie betene Worte heraus und starrt nach Oben. Ein Bein stösst sie im Kampf an und leise weiterbetend blickt sie in die Richtung. Einer der Gardisten streckt den Rattenmenschen vor sich mit seiner Waffe nieder und dreht dann den Kopf zu ihr runter. Sein hellwacher Blick fällt auf die langsam matt werden Augen Leikos während sie verstummt und jede Regung verliert während sie ihn ansieht.

Diloran sieht wie die junge, maskierte Frau ihren letzten Atmezug tätigt, doch hat er keine Zeit darüber nachzudenken. Denken ist etwas das er gerne anderen Leuten überlässt. Die Tat ist es was ihn auszeichnet. Er ist ein guter Gardist. Ratte um Ratte bearbeitet er nach alter Kriegerschule mit der Hellebarde mit dem Wissen das kein Kampf ewig andauert. Kämpfen kann er. Nie hat er etwas anderes gelernt. In einem Augenblick der Gefahrlosigkeit schaut er sich schnell um und versucht sich ein Bild von der Lage zu machen. Sie waren zu acht als sie die Kanäle betreten haben und doch stehen nur noch drei von ihnen. Fast Rücken an Rücken kämpfen sie nun um ihr eigenes Überleben. Leutnant Beliom fällt und drei der Pelzungeheuer stützen sich auf ihn. Er hat es hinter sich. Zwei weitere Quiecker stellen sich Diloran entgegen und er vollführt seine Arbeit in weiten Hieben weiter. Schweiss rinnt in seine Augen und nehmen ihm kurzzeitig und brennend die Sicht. Verschwommen für ihn bewegen sich die Gegner knapp ausserhalb der Reichweite seiner Waffe hin und her. Warum greifen sie nicht an? Unachtsamkeit lies die Hellebarde aus seinen Händen gleiten als ein wuchtiger Schlag sein Ziel verfehlt. Um ihn herum ist der Kampflärm zuneige gegangen. Haben sie gewonnen?
So schnell er kann greift er nach dem Schwert des Leuntnants welches neben ihm liegt bevor er wagt sich wieder umzusehen. In vorsichtigen Abstand stehen die Rattenmenschen um ihn herum. Er ist allein.
Jemand ist dort auf dem Podest neben der Rattenstatue und blickt ihn an. Schwer keuchend nimmt der letzte der Gardisten den Helm ab und Schweisperlen zeichnen sich im Gesicht des Mannes wieder. Mit dünnen Fingern streichelt die Gestalt über den Stein der Figur als wäre es die schönste Kunst. Etwas seltsames, etwas grösses geht von dem aus was Diloran vor sich sieht. Es wirkt zärtlich und doch unendlich grausam auf ihn ein. Dutzende von Rattenmenschen kreisen um die zerbeulte und befleckte Rüstung des Gardisten und lauern. Sie warten auf etwas. Die Gestalt dreht den Kopf zu ihm hin und begutachtet ihn mit einer Ruhe welche Diloran Angst machen würde wenn er sich dem vollen Ausmass überhaupt bewusst werden könnte. Man sagte ihm immer nach das er zu dumm und zu ehrlich ist um Angst zu haben. Ohne unterlass blickt der Mann hinauf und ihm wird bewusst das dies sein Ende ist.
Die Ratten kommen langsam mit gewetzen Schwertern auf ihn zu während er still steht und sie mit gesenkter Klinge erwartet.


Gloria macht einen langen Satz aus ihrem Versteck ins Gras hinaus und packt einen kleinen Vogel. Verspielt drückt sie die Beute zu Boden und löst hin und wieder eine Pfote, dem Vogel Hoffnung gebend. Die Katze hat ein neues Spielzeug, doch welche Chance hat es?
 
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Alt 05.04.2003, 20:48
leises Kammergespr
#3
Sir Dante
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Wollt ihr sagen das keiner von dort zurückkehrte?

Eure Herzogliche Hoheit, es ist wahr. Die Gardisten und eure Spionin sind nicht mehr aus den Kanälen wieder aufgetaucht. Mir scheint das sie dort gefallen sind. Mit der Zeit hätte man von ihnen hören müssen und Kundschafter welche ich ausschickte fanden keine Spur.

Eure Hoheit, was ist mit den Kanibalen?
Bedenkt das wieder jemand verschwand und die Worte des Seemannes welcher diese Ungeheuer sah. Wir müssen handeln.


Und was ist mit den neun Seelen in den Kanälen?

Mit Verlaub, doch sie werden tot sein.

Dem muss ich zustimmen, mein Herzog.

Wie steht es um die Garde? Wieviele haben wir noch zur Verfügung?

Nach dem Dahinscheiden von Oberst Kroono Varook ist der bürgerliche Teil der Garde angeschlagen. Niemand kann sicher sagen ob die Truppe einsetzbar ist.
Dazu kommt die Truppe unter Hauptmann Jules Borvin welche an die 20 Mann stark ist, wartend auf euren Befehl.


Borvin? Ich werde ihn brauchen um Belioms Werk zu vollenden.

Die Kanäle sind ruhig, eure Hoheit, doch was ist mit den Kanibalen?

Britain hat noch einige Abenteurer in den Gasthäusern. Wäre eine Hatz angebracht und sie für uns zu nutzen?

Eine Hatz...

Es wäre wohl gut daran das Volk auf das Wichtige zu bringen. Unsere Kundschafter können nicht tief genug in das dunkle Herz vordringen um das volle Ausmaß der Gefahr zu ergründen.

Berichtet diesem Borvin das er seine Männer bereit machen soll. Er soll nach Belioms Männern sehen wenn diese nicht in zwei Tagen sich einfinden.
Ich werde mich um die Kanibalen sorgen und ein Schreiben aufsetzen. Als ich dort war wurde ich Zeuge von schwarzer Magie und Totenbeschwörungen. Dem müssen wir ein Ende setzen.


Ihr tut recht, eure Hoheit.

Glarons Schutz ruht über eurer Entscheidung, mein Herzog.

Nun lasst mich allein.

Sehr wohl.
 
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Alt 06.04.2003, 16:15
#4
Sir Dante
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Nassfeuchter Modergeruch erfüllt die Luft in der kleinen Zelle. Etwas dreckiges Stroh, gerade genug um sich ein schäbiges Lager nennen zu können, verteilt sich in der Ecke auf welcher ein schwerer Körper liegt und leise schnauft. Dilorans Blick haftet immer aufs neue an den Tropfen die von der Decke nahe seines Kopfes zu boden fallen und gibt sich dem monotonen, tristen Klang hin.
Warum haben sie ihn leben lassen?
Langsam schaut er an sich entlang und begutachtet das Siegel seiner Gefangenschaft. Die glanzvolle Rüste der Garde, sein ganzer Stolz wurde ihm lieblos vom Leib gerissen und alles was ihm blieb war die einfache Unterkleidung, grau und lieblos. Es war ein Grau, wie es sich erinnert, doch nun ist es vermischt mit dunklen Flecken des dreckigen Wassers und feinen roten Linien seines Blutes.
Der Anblick lässt ihn sich wieder erinnern...

Schreie hallten durch den Tempel der Rattenmenschen. Schmerzensschreie. Seine Schreie. Die Nager fielen über ihn her und schlugen jeden auch nur möglichen Widerstand nieder, zogen an den Rüstungsteilen, durchtrennten Lederbünde und rissen an ihm herum. Schartige und rostige Klingen schnitten in seine Beine und der Schmerz lies ihn am Boden liegen. Er war ihnen ausgeliefert. Wer wollte sich wehren, gegen das Gefühl der Erniedrigung ankämpfen. Mit zusammengebissenden Zähnen unterdrückte er Tränen als sie ihn durch den Gang zerrten.
Er weinte selten. Er weinte nie im Dienst.

Die vielen Wunden an seinen Beinen sehen nicht gut aus. Die Färbung zeichnet ab das sein Gefängnis ihm das Genesen nicht leichter macht und in all der Zeit hatte er nichts gegessen.
Schweinebraten.
Das wäre etwas feines. Er mag Schweinebraten. Langsam legt er eine Hand auf den Bauch als wolle er ihn beruhigen. Hunger. Es ist nicht dieser Hunger eines Kindes das vor dem Abendmahl schlafen geschickt wird - es war der Hunger eines Mannes der von tanzenden Lammkeulen träumt weil sein Geist sich langsam vernebelt. Unfähig zu laufen liegt er im feuchten Stroh und verharrt in Stille.
Wo ist sein Stolz? Wo ist sein Wille?
Mit Trotz in den Augen erhebt sich der Mann langsam aus seinem Lager. Eine leises, bissiges Zischen entfährt seinen Lippen als die geschundenen Beine beginnen sein Gewicht zu tragen. Schwach und zitternd macht er seine Schritte auf das Gitter zu, unbeholfen wie ein Kind das Laufen lernt. Eine Hand legt sich langsam um einen der Gitterstäbe nach halt suchend, erst verhalten und ängstlich, dann fest und helfend.
Rattenmenschen huschten durch das Halbdunkel und quieckten leise sich etwas zu. Ihre zerschlissende Kleidung, die alten, schartigen Schwerter, ihr dreckiger Pelz welcher auf ihnen wuchert fiel ihm ins Auge.
Sie sagen das sie zahlreich sind, das ihre Zeit bevor steht.
Dilorans Blick erfüllt sich immer mehr mit Trotz und Kampfgeist als eine seiner bepelzten Wachen zu ihm rüberblickt. Die Ratte kann ihre Überraschung nicht verbergen und quieckt fragend zu den Artgenossen rüber. Der Gardist merkt nicht das die Ratte an ihm vorbei in die Zelle schaut. Mit einer Pfotenhand reibt sie sich über die Augen und blinzelt dann.
Wie ein Windhauch zieht etwas von hinten an Diloran vorbei und lässt ihn aufatmen. Es fühlt sich warm an, beruhigend. Langsam dreht sich der Mann um und blickt zurück. Seine Zelle ist leer, still, einsam wie sie es immer war, doch in seinem Kopf machen sich Bilder breit. Erinnerungen an andere Tage, vergangene Tage. Für ihn schöne und vertraute Augenblicke kommen in ihm hoch und erhellen für den Atemzug sein klägliches Dasein. Hoffnung keimt auf und seitdem er diese Zelle bewohnt hört er das erste mal wieder seine eigene Stimme...
in einem Lied über Tatendrang, Gardetum, gutem Essen und kessen Damen.
Die Rattenmenschen stehen vor der Zelle und kratzen sich nacheinander am Kopf während sie ihn beobachten. Zögerlich schauen sie sich an, zucken mit den Achseln und tauschen fragende Blicke aus welche keine Antwort finden. Erst als Diloran sein Lager langsamen Schrittes erreicht und hustend zusammensackt endet das Lied von seinen Lippen.
Die Zelle ist dieselbe, der Schmerz nicht verflogen und doch keimt in ihm ein neuer Wille auf.

...und schwach zeichnet sich silber glänzend etwas Staub von der Kerkerwand ab.
 
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Alt 08.04.2003, 22:36
#5
Sir Dante
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Diloran öffnet die Augen und die Überraschung steht ihm im Gesicht. Der Schlaf hatte ihn übermannt doch nun ist er nicht mehr allein in seiner Zelle.
Über ihm kauert eine junge Frau und schaut ihm in die Augen. Ihr wallendes, schwarzes Haar umrahmt ihr Gesicht und fällt lang und seidig über ihre Schultern während sie ihn beobachtet. Wielange war sie schon da? Der gefangene Gardist schaut sich ihr Gesicht genauer an. Makellos und glatt, kein Zeichen des Alters und der Arbeit zeichnet sich dort ab. Die Schönheit hat ein strahlendes Lächeln auf den Lippen doch ihre grünen Augen sprechen eine andere Sprache zu ihm. So überwältigend ihr Anblick ist, umso kälter und dunkler ist das Glimmen in ihrem Blick. Sie ist ihm so nah wie kaum ein Mensch es je war. Langsam hebt sie ihren Kopf in die Höhe und der Oberkörper folgt der eleganten, fliessenden Bewegung nach. Diloran blinzelt einmal, noch immer nicht sicher ob es nun Traum oder Wahrheit ist und spürt dann eine Taubheit in seinen Gliedern. Wie ohnmächtig und unfähig sich zu wehren liegt er auf seinem Strohlager und blickt unentwegt zu der Frau auf welche über ihm hockt.
Ein ledrig, schlabberndes Geräusch lässt seinen Blick von ihren Gesichtszügen sich losreissen und ihm fällt die dunkle Peitsche in ihrer Rechten auf welche sich träge ausrollt und sich neben ihn legt. Leise formen ihre Lippen Worte welche sich wie Glut in seinen Verstand brennen.

Erkenne mich!

Ihre linke Hand legt sich auf sein Gesicht und zwei einzelne Finger berühren seine sich schliessenden Augen.
Wie Blitze zucken Bilder, Worte und Emotionen durch seinen Geist, überorderten ihn in ihrer Masse und spühlten seinen Verstand für den Hauch des Augenblicks weg. Keuchend spricht er den Namen aus.
Tukali.
Bilder die er nicht verstehen kann, nicht erfassen kann, breiten sich rasend in seinem Kopf aus und nehmen ihm die Wahrnehmung. Sein Verstand verneint all das was er vor sich sieht, zerbröckelt langsam an ihrem grausamen Geschenk.
Diloran kommt sich wieder klein vor. Klein wie ein unbeholfender Junge. Er erkennt nichts von dem was er vor sich sieht doch brennt es sich in sein Unterbewusstes, seine Seele und beraubt ihn des Lebensfunkens, seiner Hoffnung. Trauer, Angst und Hilflosigkeit eröffnen ihm im Tanze vor seinen Augen eine unbekannte Grösse seiner eigenen Ängste.
Plötzlich stoppt alles vor ihm wie ein Karussel welches einfach stehenbleibt und ein leises Klingen erfüllt seinen Verstand. Er würde am liebsten wegsehen, doch welche Augen könnte eine Seele schliessen? Langsam erhebt sich etwas aus den undeutlichen Bildern vor ihn und verzerrt den Schrecken. Etwas was die Form eines Schwertes hat biegt sich aus dem Bild und erst als es erkennbar wird, die Gestalt sich festigt, erlangt es Farbe. Der silberne Farbton wirkt friedlich auf ihn ein und mit einem Gedanken, mit einem Funken Hoffnung greift der Mann nach der Klinge. Ein Finger erreicht sie schliesslich, doch spührt er sie nicht.
Sein Blick kehrt wieder und haftet auf der Göttin über sich. In ihren begehrenswerten Augen zeichnet sich eine grollende Enttäuschung ab. Hass. Eifersucht. Rache. Rasch steht sie auf und steigt über ihn hinweg ohne das ihre Schritte hörbar wären. Mit bittersüssem Klang in der Stimme spricht sie ohne ihn anzusehen und macht dabei einen beiläufigen Wink mit einer Hand.

Deine Seele mag sie schützen, doch noch gehörst du...mir! Du wolltest es nicht anders.

In dem Augenblick wo ihre Hand den schwunghaften Wink beendet erfüllt ein imbrünstiger Schmerzensschrei Dilorans den Kerker. Lange und gequält durchfährt und wiederhallt der Schrei an den Wänden. Zittrig liegt der Mann auf dem feuchten Stroh und starrt panisch seinen Körper hinab. Einst waren es nur seine Beine welche Schnitte aufweisen konnten, doch nun spührt er wie hunderte von unsichtbaren Klingen seine Beine, seine Arme, den Bauch und Brust langsam und grausam verzieren. Blutige, fadengleiche Abdrücke entstehen auf seinem Hemd und verbergen den Schrecken vor seinen Augen. Er spührt wie erzwungen Haut reisst, wie Wunde um Wunde sich über seinen Körper zieht. Kleine Wunden schmerzen mehr als andere, sagt man - und man wird nicht daran sterben.
Lange noch schreit der einst stolze Gardist seinen Schmerz hinaus und langsam, nur langsam, weicht der Schrei einem Schluchzen und dem hilflosen Fall der Tränen.
 
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Alt 11.04.2003, 18:54
#6
Sir Dante
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Schweinebraten...
Selbst der Gedanke scheint Diloran vor Schmerz kaum zu ersinnen. Jede Bewegung ist eine Qual, jeder Atemzug ein kleines Leid.
Schlafen. Aufgeben...
In seinem Kopf kriecht langsam die Erkenntnis aus ihrem Versteck und flüstert ihm ins Ohr. Er ist kein Gefangener. Gefangene erhält man am Leben um eigene Ziele durchzusetzen oder um sie zu bestrafen für ihre Taten. Er hat schon viele in Britains Kerker geworfen. Sie wurden eingesperrt um aus ihren Fehlern zu lernen und dann wieder irgendwann wieder rausgebracht...oder auch nicht. Nicht alle sollten frei sein und doch gibt man ihnen Brot und Wasser.
Brot...
Sie quälen ihn und sehen zu wie er leidet. Sehen sie wirklich zu? Selbst dieses Schauspiel scheint nicht interessant genug zu sein. Langsam soll er verdursten, sich von Hunger plagen lassen und den Schmerz der Wunden hinausschreien. Sie foltern nicht um etwas zu erfahren, sie schänden ihn nicht um etwas zu erreichen. Was kann er tun um es enden zu lassen? Flucht? Unmöglich. Betteln? Nein. Selbst wenn er es wagen würde - wer sollte ihn erhören?
Langsam und dämmerig wird sich der Gardist seiner vollen Lage bewusst. Nur ein Weg steht im offen.
Vergessen...
Wissen ist ein Gut, Erfahrungen das Leben. Doch wieviel kann man ertragen ohne im Wahn zu versinken? Dilorans Verstand macht es ihm leichter, bildlicher, um zu verstehen.
Sein Geist ist wie ein fleissiges Hausmütterchen welches in ihrer grossen Hütte lebt. Die Seele, sein Häuschen ist voller schöner Stücke, Erinnerungen, welche sie pflegt, abstaubt, ins rechte Licht rückt und wieder an den Platz stellt welchen es verdient. Doch nun ist keine Zeit zum abstauben für das Hausmütterchen. Pechschwarzer Dreck und Flecken legen sich überall auf die Teppiche, über die schönen Wände, dimmen das Kochfeuer, fangen an zu stinken. Das fleissige Mütterchen putzt und schrubbt und scheuert.
Wielange kann sie es noch bevor sie aufgibt und das Haus verlässt?
Sterben...
Das Leben wurde zur Qual ohne Licht am Ende des Ganges. Das letzte bisschen an Hoffnung erstickt langsam in Mütterchens Haus und lässt die Welt in ein Grau tauchen. Keine Trauer, kein Leid, keine Angst.
Zulange hatte er schon geschrien und die Stimme gab sich geschlagen. Zuviele Tränen flossen zu Boden und die Augen, gerötet von ihrer Tat, verweigerten ihm das Wasser. Der Körper, taub und schwer, liegt wehrlos da und wartet. Wartet auf Mütterchens Auszug aus ihrem Haus.



Lärm...
Lärm? Schwere Schritte hallen durch den Gang, Kämpfe entbrennen in seiner nassfeuchten Hölle. Mattes Laternenlicht wedelt im Dunkel und hin und wieder der alte Glanz welcher sich im Lichte spiegelt. Gardeglanz.
Das Hausmütterchen, ihr Reisegepäck unter den Armen, macht vor ihrer Türe halt und blickt zurück. In ihrem Haus voller Dreck glimmt und blickt noch immer etwas. Die Rüste der Garde.
Erinnerung denkt sich immer nur an bevor sie verschwindet und Hausmütterchen muss erkennen das doch dort noch mehr liegt. Das Schloss, seine Heimat mit all den Schätzen. Kameraden, die Ruhe der Wachgänge, die Beraterin der Herzogin springt ihm in den Kopf. Sie war immer nett zu ihm. Hatte Mütterchen noch Schweinebraten in der Küche? Gepäck fällt zu Boden und der Putzlappen wird gezückt. Ihr Haus sollte ihres bleiben. Das Herdfeuer flammt auf.

Diloran beisst die Zähne zusammen als die Gittertüren aufspringen und Gardisten in die Zelle stolpern. Drei sind es für ihm und mindestens nochmal soviele vor der Zelle, und sein müder Blick fällt auf die Schärpe des Mannes vor ihm. Hauptmann? Major? Er redet auf Diloran ein, will etwas wissen. Wissen wer er ist.
Tukali. An ihm vorbei zieht wie ein steifer Windstoss die Erinnerung der grünen Augen und brennen sich ein. Sie zwang ihm ihren Namen auf.
Diloran holt Luft um etwas sagen zu können, sein Brustkorb hebt sich etwas, die Wunden schmerzen, versuchen ihn zurück zu werfen.
Erinnern...
Für Diloran scheint die Zeit stehen zu bleiben. Sie waren da um ihn zu retten, ihm sein Leben zurück zu geben. Er könnte wieder anfangen.
Leben...
Schicksalsschläge machen uns nur stärker, mein Junge. Sein Vater hatte damals vielleicht recht.
Sein Name ist der Schlüssel. Das Wort ist es was das Geschehene unabänderlich mit ihm verbindet und ihn formt. Das Leid ist geschehen, doch ein anderes, besseres Sein soll folgen.
Nichts soll vergessen werden.

Mit merklich aufgebrachter Kraft zwängt der Mann auf dem Stohllager, übersäht mir hunderten von Wunden, seinen Namen.
Diloran...


Stunden später machen sich sechs Gardisten auf mit dem geschundenen Mann vom nahen Heiler zum Schloss zu trotten. Kein gleichmäßiger Schritt, keine Reihe findet sich mehr. Risse in Kettenhemden, unförmige Beulen und Sprünge in einst prachtvollen Harnischen, Morast, stinkendes Wasser und Blut wo einst der helle Glanz der Garde war, erschöpfte Gesichter, geschafft nach unzähligen Stunden des Kampfes - so kehren sie Heim, zurück aus den dunklen Orten unter der Stadt, siegreich.


Gloria, die Schlosskatze, spielt mit ihrem gefangenen Vogel und konzentriert sich auf ihre Bewegungen. Erst beim trottenen Gang einiger Gardisten, dem losstürmen eines Botenjungen und beim Nahen des Priesters und eines Heilers hebt sie den Kopf und schaut sich neugierig um. Reges Treiben ist um sie herum und in diesem Augenblick nutzt der Vogel seine Chance und flattert schnell davon.
Die schwarze Katze schaut dem Flattervieh hinterher und tapst dann gleichgülig zum Springbrunnen hinüber.
Kommt Zeit - kommt Spielzeug.
 
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