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Alt 06.06.2002, 19:22
#51
Sir Ismael
Ex-Staffler
 
Registriert seit: 18 Feb 2002
Beiträge: 1.405
Oberst Heydinger betrat den Raum, so wie ihm gehiessen wurde von dem dunkelgekleideten Mann der zu ihm kam.
Inquisitor Lotharan wollte ihn sprechen, und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er hasste diese Inquisition, seit sie hier war, war alles ausser Kontrolle geraten.
Lotharan saß an seinem Schreibtisch. Der Raum war hell erleuchtet von mehreren Kerzen und Lampen.
Ahh...Glaron zum Grusse Oberst Heydinger.
Wie immer waren die Worte des Inquisitors ausdruckslos.
Es gibt sehr gute Neuigkeiten für uns alle. Britain wird bald wieder zu seiner alltäglichen Ordnung zurückkehren.
Wie aus Reflex zog der Oberst eine Augenbraue hoch, bereute diese Bewegung aber auch schon in dem Moment in dem er sie machte. Sollte das heissen das diese Inquisition endlich verschwindet? Ein Gefühl der Freude machte sich kurz in ihm breit, die aber je unterbrochen wurde.
Baron Firough de Mar wird als Statthalter in Britain eintreffen, um für den Thron geradezustehen, bis eine geregelte Thronfolge arrangiert werden kann.
Wut stieg in Heydinger auf. Ich hasse diesen Kerl, De Mar, dachte er. Trotzdem Zwang er seine Mimik unter Kontrolle.
Bitte organisiert doch den Empfang, denn er soll als Dank für die schnelle Hilfe die uns der Baron zukommen lässt angemessen sein.
Ein kurzer Gedanke einer Gardemannschaft die mit gezogenen Waffen das eintreffende Empfangskomitee aus der Stadt jagt kam ihm in den Sinn und er musste kurz schmunzeln.
Mit Hilfe dieses Gedanken, obwohl er wusste das es nur ein nicht durchzusetzender Wunsch war, brachte er ein nicht ganz so mürrisch klingendes "Jawohl eure Eminenz" hervor.
So sei es denn, Glaron segne euch Oberst. Die scheuchende Handbewegung stiess dem oberst etwas auf, doch liess er sich nichts anmerken. "Gehabt Euch wohl" brummelte er noch und verliess den Raum.
Als allererstes musste der Herzog davon erfahren, und er wusste auch schon wen er schicken würde...
Sir Ismael ist offline  
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Alt 07.06.2002, 02:19
#52
Sir Dante
Gast
 
Beiträge: n/a
Das Sonnenlicht des Nachmittags brach durch das Laubwerk der Bäume. Vogelgezwitscher hallte von von den Bäumen und untermalten den friedlichen Eindruck des Augenblicks. Schatten tanzten fröhlich auf dem kühlen Gras. Am Rande der Bäume erhob sich der dicke, hölzerne Wall des kleinen Ortes Cove. Menschen gingen auf den Mauern hin und her und inspizierten genau die Beschaffenheit ihres Schutzes. Ein Halbelf, Gorathan, ging hinaus und sah sich kurz um. Scheinbar wollte er die Umgebung genauer in Augenschein nehmen und ging langsam seines Weges. Zwei Personen fielen auf dem sichtbaren Hafensteg ins Auge. Ein Mann im Grün des Waldes und eine Frau in Kettenkleidung redeten und gestekulierten auch auf der Distanz sichtbar. Scheinbar redeten sie über die Hafenanlage und wirkten trotz langer Reden irgendwie zufrieden.
Cove wurde plötzlich wieder lebendig. Leute liefen umher und sahen sich in ihrem neuen Heim um.
Eine Frau sass zwischen den Bäumen vor dem Ort im Gras mit ihren Armen die Beine umschlingend. Mit einem leichten Lächeln beschaute sie das hektische Treiben auf dem grossen Holzwall. Ein kleiner Vogel hüpfte fröhlich auf einem Ast des Baumes welcher Helen Schatten spendete; sie schaute kurz hinauf zu ihm und ein kurzer Augenblick der Freude spiegelte sich in ihren Augen wieder. Langsam senkte sich wieder der Blick zu den Mauern in der Ferne. Lange sass sie dort und sah einfach nur zu, hörte manchmal leise Stimmen von Cove kommen. Sie wussten scheinbar was auf sie zukam. Ihr Blick wanderte zu dem Mann welcher sich langsam zu dem Mann welcher durch den Wald schlich. Vadrak schien sich langsam an die Heimlichkeit gewöhnt zu haben. Sie wusste wie sehr er es hasste sich zu verstecken, aber auch er wusste das Sicherheit über dem Stolz steht. Ihre Blicke folgtem ihm wie er langsam und leise durch das Unterholz ging und dann in der grossen Doppelpforte Coves verschwand.
Langsam erhob sich Helen und klopfte sich sachte etwas Dreck von ihrem Rock. Ein Marienkäfer krabbelte zu ihren Füssen langsam auf einen hohen Halm, scheinbar der für ihn unermässlich riesigen Frau trotzend. Unweigerlich dachte sie an Gorathan und Sianne. Würden sie wie der Käfer in ihre Freiheit fliegen sobald sie ihr Ziel erreicht haben? Ihr Blick wanderte wieder gen Cove. Würden sie alle es schaffen dem Riesen zu trotzen? Sie wussten nicht was alles wohl noch auf sie zukam, doch vielleicht erahnten sie das nur ihr Fleiss sie nun voranbringen konnte. Sie waren wenige, doch wer weiss wielange dem so sein wird? Schon wenige Seelen können viele Anziehen, Wenige könnten Viele werden.
Mit einem dezentem Lächeln schlenderte Helen langsam in den Wald, an mancher Blume einen kurzen Halt machend.

Der Marienkäfer erklomm seinen Grashalm und verharrte kurz. Der Fleck vor ihm wo vor kurzem seine Schattenspenderin ruhte war nun eine unberührte Fläche wo das Gras einladend in einem leichten Windhauch sich bewegte. Wie könnte er widerstehen?
 
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Alt 07.06.2002, 10:55
#53
Melina Govaine
Reisender
 
Registriert seit: 15 Feb 2002
Beiträge: 806
Frühmorgens stand Melina auf. Sie hatte nicht besonders gut geschlafen, denn das Bett in ihrem neuen Haus war nicht besonders bequem gewesen.
Müde ging sie zu dem Stadtbrunnen und holte sich mit einem Eimer Wasser aus diesem.
Lange schaute sie den mit kaltem Wasser gefüllten Eimer an und goss sich dann das eiskalte Wasser über den Kopf.
Melina schauderte, sie bekam eine Gänsehaut und schüttelte sich, brrr, war das kalt.

Völlig durchnässt ging sie schleunigst in das Haus zurück und zog sich nach gründlichem Abtrocknen erst einmal um. Sadinon und Sianne schliefen noch und so beschloss Melina, sie mit einem schönen Frühstück zu überraschen.
Sie holte abermals Wasser aus einem Brunnen, suchte sich ein Paar Laibe Brit zusammen, etwas Obst und fragte den Bauern nach ein paar Hühnereiern.

Sianne machte sie einen wohl schmeckenden Apfelmus und für Sadinon schnitt sie kräftige Scheiben von dem Brot ab und belegte sie mit Käse.

All das lies sie auf dem Tisch stehen und begab sich dann zum dem Berg, um das zu tun, was sie kann... Waffen und Rüstungen für die Gemeinschaft zu schmieden...
Melina Govaine ist offline  
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Alt 08.06.2002, 13:47
#54
Melina Govaine
Reisender
 
Registriert seit: 15 Feb 2002
Beiträge: 806
Lange sassen Melina und Sianne noch am Lagerfeuer in Cove, der Herzog und ihre anderen Freunde waren längst zu Bett gegangen. Sie sprachen viel miteinander, für Melina war es fast wie früher.
Wenn all das vorbei wäre, wenn Britain wieder frei ist, wenn sie alle wieder in Freiheit leben dürfen, dann wollen sie eine schöne Doppelhochzeit feiern, noch einmal ihr Versprechen vor Glaron bekräftigen.
Sianne und Gorathan, Melina wusste, dass ihre Liebe zueinander ihre Schwester retten kann, und auch sie würde all ihre Liebe geben, um Sianne zu retten. Nicht noch einmal würde sie zulassen, dass sie ihre Schwester, verliert. Nicht noch einmal...
Irgendwann war es doch zu spät und Melina ging zu Bett, so anstrengend war doch der Tag. Sie hatte Rüstung und Waffen geschmiedet, für alle die, die noch kommen würden, um der Gemeinschaft zu helfen. Melina wusste, der Tag würde kommen, an dem sie kämpfen mussten, sie wusste auch, dass dann ihr Liebster mit in den kampf ziehen würde, um für die Freiheit zu kämpfen... sie wusste auch, dass er sterben könnte...
Traurig kuschelte sich Melina zu Sadinon, ihrem Liebsten und hauchte ihm leise in sein Ohr: "ich liebe dich..."
Traurig aber doch mit Hoffnung im Herzen schlief sie langsam ein...
Melina Govaine ist offline  
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Alt 09.06.2002, 10:17
Gelegenheiten
#55
Firough de Mar
Gast
 
Beiträge: n/a
Die abendliche Sonne warf ihre letzten wärmenden Strahlen des Tages durch den Fensterbogen des Schlafgemachs Firough de Mars. Das kunstvoll gearbeitete Fenster selbst, welches aus bunten kleinen Scheiben aus wertvollem Glas gearbeitet war, ragte weit geöffnet in den Raum. Der Wind, welcher schwül warme Luft hineintrug versprach keine Abkühlung. Doch Firough de Mar schwitzte nicht. Er stand vor einem verzierten Kristallspiegel und betrachtete sich mit eingefallenen von dunklen Schatten umrandeten Augen. Mit dünnem Lächeln auf den Lippen sprach er zu seinem Spiegelbild.
Ihr seht heute wieder ganz vortrefflich aus verehrter Baron. Ihr müßt mir einmal bei Gelegenheit das Geheimnis Eurer Jugend und Anmut verraten.
Langsam hob er den Arm und fuhr sich mit dem Handrücken über seine bleiche, doch makellos scheinende Haut. Einen Augenblick später begann er schallend zu Lachen, doch mündete es in einen schweren nicht enden wollenden Hustenanfall. Nach vorn gebeugt und schwer nach Atem ringend zückte er ein Taschentuch aus dem Ärmel, welches mit kleinen Blutflecken besprenkelt war und hielt es sich vor den Mund.
Jeder menschliche Körper war vergänglich und die Strapazen, die dieser Körper schon hatte erleiden müssen, würden diesem eines Tages sein Ende bereiten. Aber bis dahin würde es reichen.

Ein kleines Insekt flog in den Raum hinein und zog summend seine Kreise auf der Suche nach frischem süßen Blute eines Nahrungsspenders. Seine Facettenaugen hatten ein Ziel ausgemacht und so flog es zielstrebig darauf zu. Doch bevor es auch nur zur Landung ansetzte, vernahm sein Geruchsvermögen, welches die Auscheidungen von Lebewesen sehr gut wahrnehmen konnte, daß dort nichts war, was eine lohnenswerte Mahlzeit darstellte und es drehte ab. In einer dunklen Ecke des Raumes gab es eine Quelle "frischen" Blutes und so setze es seinen Flug dorthin fort.

Regungslos, doch mit der Bereitschaft jederzeitig aus dem Dunkel hervorzuspringen stand Ricram Herfas in einer Ecke des Gemaches, welche nicht durch den Schein der Kerzen ausgeleuchtet war. Aus den Augenwinkeln konnte er den ganzen Raum überblicken und seine geschulten Schützenaugen würden jede noch so kleine Bewegung wahrnehmen. Seine Züge erinnerten an ein Raubtier.
Plötzlich schnellte seine Hand vor und ein kräftiger Daumen, sowie ein sehniger Zeigefinger griffen das Insekt aus der Luft, um es zu zerdrücken und anschließend die leblose zerstörte Hülle zu Boden fallen zu lassen.
Ricrams Mine war wie aus Stein gemeisselt und verriet seine Gedanken nicht im geringsten. Er war gereizt, ob der Warterei und des höfischen Gehabes des Barons. Diese kleinen lästigen Plagegeister, die den Baron sicherlich aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht angriffen, doch ihn beständig aufsuchten, verschlechterten seine Laune mit jeder Minute die verstrich. Nur die Aussicht auf ein hohes Kopfgeld hatte ihn hier verweilen und den Baron in seinem Gehabe gewähren lassen. Doch würde auch seine Geduld bald ein Ende haben. So stand er nun schon mehrere Stunden wartend in einem mit Prunk nur so übersähten Schlafgemach. Das grosse mit Rüschen und Ornamenten verzierte Himmelbett aus stabilem Eschenholz, welches mit einer übergroßen Dauendecke bedeckt und mit weichen Samtkissen nur so übersäht war, war sicherlich viel zu weich für einen erholsamen Schlaf. Der Schrank, welcher durch eine geöffnete Flügeltür einen Blick auf seinen kostbaren Inhalt preisgab, war zu allem Überfluß mit Gold und Edelsteinen bestückt und seiner Meinung nach viel zu groß, um darin, die Kleidung eines Einzelnen aufzubewahren. Ein Waschtisch mit einer, wie sollte es auch anders sein, bemalten und goldverzierten Porzellanschüssel und unzähligen Flacons darauf, deren Inhalt aus penetrant riechenden Essenzen und ätherischen Ölen bestand. Ein Schreibtisch, hinter dem ein gepolsterter Lehnstuhl mit Wappen des hiesigen Adelshauses stand und der wiederum wertvolle Dinge trug und sicher auch in sich barg.
Und dann noch dieser Firough de Mar, der Ihn wissentlich ignorierte und sich aufführte, als sei er der Herrscher aller zivilisierten Länder. Dieser eingebildete Pfau, war nicht mehr wert, als ein Beutel mit Kupferstücken, geschweige denn eines dieser Möbelstücke.
Nun Herr Herfas, was habt Ihr Uns zu berichten .
Überrascht, daß der Baron sich doch einmal herabließ und sich ihm widmete, brach seine steinerne Maske und er kniff unwillkürlich seine Augen zu engen Schlitzen zusammen.
Ich habe ihn noch nicht ausfindig gemacht Herr Er sprach ruhig und gelassen doch seine tiefe rauhe Baßstimme tönte durch den Raum. Das Wort Herr, war ihm nicht so leicht über die Lippen gegangen wie es vielleicht den Anschein hatte doch er setzte unbeirrt seinen Bericht fort, bevor sich seine barönliche Herrschaft langweilte und sich wieder mit seinem Teint beschäftigte. Die Spuren verlieren sich in Vesper. Es hieß letztlich er habe Zuflucht bei den Elfen gefunden, doch mag es nur ein gestreutes Gerücht sein. Ich kann mich leider nicht davon überzeugen, da man mich nicht nach Cerinor einläßt.
Firough de Mar nickte. Ja, Gerüchte haben zwar einen wahren Kern, doch ist es wichtig diesen zu erkennen. Zudem ist die Zeit Ihnen weit voraus. Sucht ihn dort, wo man ihn am wenigstens erwartet, doch bedenkt, daß er eine ausgezeichnete strategische Ausbildung genossen hat, so wie Wir selbst. Er bezeichnet sich selbst als ein Mann für das Volk. Er wird sich sicher mit Bauern und Tagelöhnern umgeben. Das würde zu ihm passen. Sie werden ihm Treu sein, solange Sie sich einen Vorteil dadurch versprechen und nicht Ihr Leben riskieren. Bestecht oder bedroht sie und Ihr werdet zu ihm gelangen. Wie ihr das erreicht ist mir gleich, doch darf er nicht zurückkehren. Er muß beseitigt werden, so wie die kleinen Stechmücken, deren Beseitigung ja Eure Vorliebe zu sein scheint. Mißbilligend blickte Firough de Mar auf den kostbaren Teppich, der mit Insektenkörpern gespickt war.
Ihr werdet uns heute das letzte mal hier in Minoc aufgesucht haben. Wir werden im Morgengrauen nach Britain aufbrechen. Der Inquisitor Lotharan schickte uns jüngst eine Nachricht, daß es Unserer Hilfe bedarf, die weltliche Ordnung aufrecht zu halten. Wir werden Britain in eine neue Ära führen. Kehrt nicht vorher zurück zu mir, bis Ihr ihn gefunden und aus der Welt geschafft habt. Laßt Euch schon einmal von Colby eine Anzahlung für Eure Mühen geben. Ihr dürft nun gehen.
Erleichtert endlich gehen zu können, um die Jagd fortzusetzen, verbeugte Ricram sich und ging hinaus. Was glaubte der Baron wohl, wen er vor sich hatte? Einen Schuljungen, oder Stallknecht? Seine weisen Ratschläge hätte er sich auch sparen können. Er wußte wie man in solch präkären Situationen vorzugehen hatte, schließlich übte er die Kopfjagd schon mehre Jahrzehnte aus. Wachsam schritt er durch die Gänge der Burg, ließ sich auszahlen und ritt noch in dieser Nacht hinaus. Entfernt auf einer Lichtung im Wald, nahm er sein Jagdhorn zur Hand und blies hinein. Mochte diese Jagd ein erfolgreiches Ende nehmen.

Nach einem weiteren Blick in den Spiegel ließ sich Firough de Mar auf seinem Lehnstuhl nieder. Ein zufriedenes Lächeln lag in seinem Gesicht. Nicht nur, daß er den Kopfjäger demonstrativ stundenlang hatte warten lassen, auch die Gelegenheiten, die sich ihm bieten würden, gaben Anlaß dazu. Er würde die Inquisition unterstützen und Britain mit starker Hand regieren.
Die Schreibfeder mit Tinte befeuchtet, begann er neue Gesetze und Änderungen zu verfassen, die für Britain bitternötig waren...
 
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Alt 10.06.2002, 04:58
#56
Herzog Jarl
Gast
 
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Langsam schritt Jarl den Schutzwall von Cove ab. Seine Gedanken waren überall und doch wusste er das er sich auf den jetztigen Augenblick konzentrieren musste. Sein Blick wanderte zu der Flagge über dem Tor des Ortes. Sein heller, strahlender Adler auf dem blauen Grund bewegte sich stolz im Wind. Sein altes Banner aus vergangenen Zeiten. Damals war er noch ein Anderer. Mit Verwunderung im Blick dachte Jarl an all das zurück. Jahrelang reiste er umher. Jahrelang suchte er Ruhm und doch, egal was er tat, er war nie zufrieden. Sein Banner wehte immer prunkvoll an seiner Lanze und weiste ihm seinen Weg zu noch grösseren Herausforderungen. Die Zeit hatte ihn eitel gemacht. Eitel durch das Erlebte, dekadent und hungrig. Als die Nachricht an ihn herankam das seine Cousinen nun aktiv versuchen würden Britain zu regieren war es sein Augenblick. Britain war sein und diese beiden sollten niemals das bekommen was ihm zustand. Niemals! Welch ein Narr er einst doch war...
Bekehrung, Spionage und Manipulation waren seine Waffen. Immer mehr machte er sich zu einem Mann im Volke und sammelte Loyalisten. Sein Thron kam ihm immer näher, je mehr er unter den Leuten war. Vielleicht war er ihnen zu nah gekommen? Jarl dachte zurück an die Attentäter-Tage. Es war als würde jeder dritte Bürger ihm auflauern wollen. Auch der beste Schwertkämpfer wäre machtlos gegen fünf Gegner wenn er keine Rüstung trägt, doch ist dies ein Grund sich ihnen hinzugeben? Ein kurzes Schmunzeln fährt über die Miene des Mannes.
Wie kam es das er das wurde was er allen damals nur vorspielte?
War es die Erkenntnis das der wahrhaft ehrhafte Weg sogar der Einfachste war? Menschen wollen keine Zugeständnisse, sondern Taten, dachte sich Jarl wieder. Menschen lassen sich von Taten inspirieren. Menschen lassen sich führen wenn sie glauben können. Zulange lebte Britain ohne seinen Adel. Niemand hatte das Interesse an einem Thron und ein Handelsrat wurde ausgerufen. Bürgerliche welche über die Stadt regieren? Handwerker welche die Aristokratie leben? Herrschen war ein Geburtsrecht, doch herrschen können war Ausbildung und Talent. Talent zu Führen...ein Handwerker? Jarl dachte an vergangene Schlachten. Selbst der unfähigste General konnte durch findige Hauptmänner einen Krieg gewinnen. So schlecht auch etwas geplant wurde, es gab Männer und Frauen welche es allem zum Trotze schaffen konnten. Hatte Jarl solche Seelen umsich? Würden alle sterben müssen wenn er eine falsche Entscheidung träfe?
Langsam ging der blonde Adelsmann zu der befestigten Hafenanlage. Ein kleines Boot schaukelte leicht in den sachten Wellen, gehalten durch Taue am Steg. Rikor.....Jarl verbesserte sich, Gwen hatte es irgendwie beschaffen können. Es war eine weitere Möglichkeit für seine Seite.
Seine Seite? Er war flüchtig vor der Inquisition. Flüchtig weil er Ketzern zur Flucht verhalf und die Inquisitoren belog um Zeit zu schinden. Er war von Adelsblut doch bedeutet dies etwas ohne sein Britain? Jeden Tag kamen mehr Leute nach Cove um sich den Leuten anzuschliessen. Manche wussten nicht einmal um was es ging, wussten nicht von der Bedrohung welche von dem falschen Baron ausging. Erst am letzten Abend kamen Leute zusammen und ihre Dienste anzubieten. Sie hatten Jarl niemals gesehen, waren nie lange in Britain gewesen, wussten nicht was er tat und will und doch folgten sie ihm nun. Es war mehr wie nur ein Titel. Es war auch mehr wie er selbst. Jarl erinnerte sich an all die Gesichter und Namen welche in Cove waren oder in Britain für ihn spionierten. Die vielen Gesichter zogen an seinem geistigen Auge vorbei und er wusste das er welche der besten Seelen Britainnias an seiner Seite hatte. Sie alle zusammen konnten Dinge bestehen welche niemand für möglich halten würde. Alles sah so gut aus, doch warum fühlte er sich so schwach?
Unweigerlich dachte Jarl an Seylarana. Was war nur geschehen? Was war es für eine Bestie in ihr von der Vadrak sprach? Was trieb sie so in den Wahn das sie selbst ihre Adoptivtochter einen fast totbringenen Pfeil schenkte? Sie war schon immer seltsam, doch seit Thorus dort bei ihr war, war sie...anders. Thorus war gefallen als Glaronsmann. Einst ein ehrenvoller Paladin, war er nun nurnoch Abschaum welcher seine Saat verteilte wie die Pest. Nicht umsonst gab Jarl Gwen den Befehl auf Sicht auf diesen Mann zu schiessen, sollte er es nocheinmal wagen Cove zu betreten. Thorus trug gefährliches Gedankengut mit sich und würde sie alle in den Untergang führen, wäre er weiterhin bei ihnen. Er verführte Seylarana in einem wilden Sturm gegen die Orks vorzugehen. Jarl wusste ganz genau das diese Grünlinge vor den Toren ein Segen sein können falls die Inquisition und de Mar versuchen sollten sie einzuschliessen. Während er und seine Leute sich in Cove formierten, müssten Alle, welche Briatin ausschickt um etwas gegen sie zu tun, sich mit den Orks plagen. Kein ruhiger Schlaf, kein Seelenfrieden würde sie ereilen sollange sie sich auf zwei Dinge konzentrieren mussten. Die Aufmerksamkeit der Orks aufsich zu ziehen wäre der Untergang Coves auf immer.
Langsam ging Jarl an den Häusern vorbei wo viele der Leute welche ihm folgten schliefen. Ein Blick wanderte durch die Betten und Schlafmatten wo leises Schnarchen und Welzerei zuhören war. Aris Lupin, eine junge Schreinerin fiel in sein Auge. Es war nochnicht sehr lange her wo ihre Neugier sie ihn und Sey verfolgen lies. Nur langsam und schwerlich konnte sie den Herzog überzeugen das sie keine Spionin war und nun war sie ein Teil seiner Gefolgschaft. Sie schien viel über die derzeitige Situation nachzudenken. Sie dachte daran ein weiteres Haus zu bauen, doch wusst Jarl das jeder Gang in den Wald um das nötige Holz zu beschaffen eine nicht zu unterschätzende Gefahr war. Selbst vor der drohenden Gefahr durch Orks, Riesenfledermäuse und Soldaten würde sie sich wohl nicht abbringen lassen. Trotz allem Mutes war sie trotzdem verletzlich, gefühlvoll. Auch sie kämpfte damit ihren Glauben nicht zu verlieren. Jarl merkte das sie ihm imponierte und verwarf den Gedanken schnell. Da waren noch die Neuankömmlinge des Ordens des alten Kodex. Sie machten einen wackeren Eindruck. Sie könnten der Flügelschlag sein welcher ihn näher nach Britain trägt. Vadrak schien grosse Stücke auf sie zu bauen und so vertraute auch Jarl ihnen.
Viele waren es welche sich unter seinem Banner sammelten. Der Adler auf dem blauen Grund. Damals war Jarl ein anderer Mensch, doch hatte es für ihn die Erinnerung fest umgriffen. Er war ohne Britain, aber er würde wiederkehren. Schon bald.
Seine Gedanken flogen immerwieder zu Seylarana. Zuviel Gefühl war an sie gebunden, zuviel von ihm legte er in der Hoffnung in ihr Herz. Wurde sie eine Bestie? Jarl spürte wie Unsicherheit in ihm aufstieg. War es wirklich gut für ihn für einen Menschen mehr zu fühlen wie Dankbarkeit für erwiesene Loyalität? Vor dem Ganzen war er stark in sich, doch nun fühlte er sich verletzbar. Es wurde Zeit sich selbst zu finden. Sobald sich Cove beruhigt hat würde er handeln, dachte sich Jarl, doch bis dahin darf er nicht brechen, darf nicht schwach werden.
Der Blick ging zum Tor über dem der Adler im Wind wehte. Er würde sich niewieder verstecken.
 
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Alt 10.06.2002, 09:52
Der Tod, der immerw
#57
Melina Govaine
Reisender
 
Registriert seit: 15 Feb 2002
Beiträge: 806
Schweissgebadet schreckte Melina hoch, ihr Nachtgewand war klitschenass und ihre Haut mit Schweissperlen bedeckt.
Sie atmete unruhig, in ihren Augen sah man die grosse Angst, die sie hatte.
Sie fühlte nach ihrem Hals... sie spürte dort keine Wunde...
War es doch nur ein böse Traum?
Dann sah sie das Blut auf dem Bettlaken... und Melina erschrak... es war kein Traum.. es war real gewesen! Es war wirklich geschehen!
Ihr blieb ein Kloss im Halse stecken... ihre eigene Mutter hatte wirklich auf sie geschossen!
Völlig designiert liess Melina sich wieder in das Bett sinken... blieb dort liegen und starrte einfach gegen die Hüttendecke.
Langsam kehrten ein paar Erinnerungen zurück.. sie hatte gestern noch mit Sianne an dem Lagerfeuer gesessen... irgendjemand hatte sie geheilt... und sie hatte genug Kraft, um nach draussen zu gehen...
In ihrem Kopf drehte sich alles... langsam richtete sie sich wieder auf... Luft.. sie brauchte Luft..
Wackelig ging sie zu dem Fenster... öffnete es langsam und liess die frische Luft in die Hütte. Sie atmete einmal tief durch und die Blässe ihrer Haut verschwand ein wenig... Luft.. sie tut so gut.
Langsam streichelte sie über ihren Bauch... sie und ihr ungeborenes Kind haben überlebt... diesesmal...
Melina Govaine ist offline  
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Alt 10.06.2002, 13:52
Die Spur verliert sich
#58
Ricram Herfas
Gast
 
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Gebeugt stand er über die schon Tage alten Spuren. Seine Finger Furen die Konturen am Erdboden entlang. Es war schwierig gewesen Sie zu finden, und nun stnad er wieder am Anfang. Die tagelangen Regenfälle hatten die Spuren verwischt und dort, wo vor ihm felsiger Boden begann, war nichts mehr zu entdecken. Vielleicht war er auch auf eine falsche Fährte eingestiegen, die ihn hierher gelockt hatte. Verärgert nahm griff er die feuchte Erde und ballte seine Hand zu einer Faust. Er war schon wieder am Anfang seiner Suche. Die lange Reise zurück würde ihn Tage kosten. Er haßte die Magie und konnte auch nichts mit ihr Anfangen. Den Weg zu Fuß zurück zu legen, blieb ihm als Option.
Überrascht mußte er Lächeln. Beim Gedanken an die Magie hatte sich seine Linke Hand fest um sein Schutzamulett, welches er um den Hals trug geschlossen. Mürrisch setzte er sich lautlos in Bewegung, bedacht darauf selbst keine Spuren zu hinterlassen.

Nach einigen Tagen der Reise schritt er endlich durch die Stadttore der gut befestigten Stadt Britain. Es mußten hier Menschen zu finden sein, die mehr über den Verbleib seines Jagdsopfers wissen mußten. Inquisition hin oder her, er würde nicht lange genug bleiben, um mit diesen durch ihren Glauben verblendeten Streitern in Konflikt zu geraten.
Im Ostteil der Stadt befand sich nach seinen Informationen eine gut besuchte Taverne. Meist hielten sich Gesuchte und zwielichtiges Volk dort auf, um den Schutz der Menge zu suchen und man erwartete sie dort selten.
Zielstrebig begab er sich dort hin und traf eine kleine Anzahl von Menschen an. Ein kurzer abschätzender genügte, um zu wissen, daß sie für ihn keine Gefahr darstellen sollten. Ohne zu zögern trat er auf sie zu und erkundigte sich, ob jemand wüßte, wo man diese Arten von Reisesteinen käuflich erwerben könne. Er würde diese Steine, in denen die verhaßte Magie gebunden war vielleicht brauchen, auch wenn ihm dieser Gedanke keineswegs behagte. Man gab ihm bereitwillig Auskunft, wenngleich es keine sinnvollen Informartionen für die Jagd gab. Doch die neugierigen Fragen, die sie nach ihm und seiner Person stellten, ließen ihn aufmerksam werden. Sie konnten mehr wissen, als sie zu wissen vorgaben. Dies galt es herauszufinden.
Ich werde nicht lange bleiben, denn diese Stadt behagt mir nicht. Man stellt hier zu viele Fragen unter dem Deckmantel des Glaubens. Scheinbar offen und bereitwillig gab er Informationen und versuchte das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken. Wenn es Spione waren und sie ihn vielleicht als einen der ihrigen einschätzten konnte er mehr bewirken, als mit blossen Drohungen. Doch auch in diesem Fall waren sie zu geschickte, als daß jemand sich verriet. Er hatte es mit ebenbürtigen Gegnern zu tun. Man bot ihm Hilfe an. Warum nicht zum Schein darauf eingehen. In diesen Zeiten mißtraute jeder jedem.

Mit einem unhörbaren Seufzer blickte Ricram durch das geöffnete Wegetor nach Vesper. Es war hindurch nicht zu entdecken, ob es sich um eine Gefahr handelte hindurchzuschreiten. Die vier Personen, von denen er sich mehr erhoffte, waren schon hindurchgeeilt. Die in ihm aufsteigende Übelkeit ob der Nutzung eines magischen Reisetores unterdrückte er mit aller Kraft. Er nahm seinen Bogen zur Hand und konzentrierte sich darauf, was ihn dort auf der anderen Seite erwarten könnte. Mit einem Schritt hinein, wurde sein Körper in sekundenschnelle hinübergezogen. Angespannt verschaffte er sich mit angelegtem Bogen einen Überblick und atmete erleichtert auf. Wieder einmal Vesper.

Es waren inzwischen Stunden vergangen. Seine Gegenüber hatten nichts preiszugeben, was ihn vorangebracht hätte. Auch nachdem er sie verlassen hatte und sie im Schatten verbergend belauschte war es nur um belanglose Dinge gegangen. Sie waren seinen Vorgaben, was er in Vesper und Cove zu suchen gedachte auf den Leim gegangen, doch zu mehr waren sie nichts nütze. Zumindest würden sie keinen Verdacht schöpfen. Der hochgewachsene Baum an dem er lehnte bot guten Schutz davor entdeckt zu werden. Hier würde er ausharren. Sicherlich würden boten versand, um das, was sich zutrug zu übermitteln. Sich an die Fersen eines solchen Boten zu hängen, war die beste Möglichkeit ans Ziel zu gelangen.

Ein beiläufiger Blick in den Himmel ließ seine Körperspannung und seine erlernte raubtierartigen Bewegungen zurückkehren. Eine Taube?
Blitzschnell hatte er auch schon seinen Bogen zur Hand und einen Kriegspfeil mit einer gekreuzten Doppelspitze an die Sehne gelegt. Das Ziel war mehr als Zweihundert Meter entfernt. Ein ballistischer Schuß würde kaum treffen. Fluchend nahm er seine Habe an sich und zog in die Richtung, aus der die Taube gekommen war...
 
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Alt 10.06.2002, 15:30
Die Bestie
#59
Seylarana Ryell
Gast
 
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Der Nachthimmel war verdunkelt von finsteren, fast schwarzen Regenwolken. Weder Mond noch Sterne waren zu sehen. Ein Blitz zuckte, dann prasselte der Regen auf die Erde. Der Wald lag in unheimlicher Stille da, kein Geräusch außer das Donnern und das Tropfen von Wasser.
Ein Elch bahnte sich seinen Weg durch das dichte Unterholz. Langsam trottete er voran, den Kopf unter der Nässe gesenkt, die gewaltigen Schaufeln als Schutz gegen tiefhängende Äste benutzend. Das Tier blieb plötzlich stehen, hob den Kopf und bewegte seine Ohren aufmerksam in alle Richtungen. Sein Atem beschleunigte sich. Dampfwolken stiegen in rascher Folge aus seinen Nüstern und seine breite Brust hob und senkte sich heftig. Etwas war dort im Wald, etwas, was dort nicht hingehörte. Das Tier sprang in wilder Panik los. Elche waren riesige Tiere, die kaum Feinde kannten und für ihren Mut bekannt waren. Ein leises Knurren war zu hören. Der Elch kam abrupt zum Stehen.
Langsam wurden schwarze Pfoten voreinander gesetzt. Das Knurren wurde zu einem tiefen, bedrohlichen Grollen. Die Augen des Wolfes glühten im Dunkeln wie zwei Kohlen. Er fletschte die Zähne und schnappte mehrere Male drohend in die Luft. Der Elch schnaubte in wilder Panik, er dachte gar nicht erst daran, sich zur Wehr zu setzen und floh. Der Wolf sprang ihm sofort hinterher. Mit einem gewaltigen Satz sprang er dem fliehenden Tier auf den Rücken und vergrub die scharfen Zähne in seinem Nacken. Das Tier ging brüllend zu Boden. Die Schreie wurden zu einem qualvollen Gurgeln, als der Wolf ihn bei lebendigen Leibe begann zu zerfetzen.
Die Gestalt des Wolfes wandelte sich, streckte sich. Dann war es plötzlich ein Mensch, der wie ein Tier über den Elch herfiel. Besudelt mit Blut, hockend in den Überresten des Tieres, blickte die Frau auf. Das Blut, die gefletschten Zähne und die infernalisch glühenden Augen ließen ihr hübsches Gesicht zu einer dämonischen Grimasse werden.
"Blut muss fließen! Leiden sollen sie! In Qualen krepieren! Töte! Töte! Töte sie alle! Rache! Sie sollen alle büßen!"
Mit einem heiseren Schrei fuhr Sey schweißgebadet aus den klatschnassen Laken hoch. Ihr Atem raste, ihre Augen waren entsetzt aufgerissen. Ein sengender Schmerz fuhr ihr in den Schädel, ihre Strafe. "ES" verfolgte sie bereits in ihre Träume und was es dort tat, war entsetzlicher als alles was es tat, wenn es ihren Körper übernahm und sie zuschauen lies, wie es wütete. Sey krümmte sich und hielt sich die Schläfen. Alles in ihr schrie danach sich zu rüsten und auf Jagdt zu gehen. Blut! Sie musste Blut sehen!
"Nein..." wimmerte sie. "Lass mich!" Sie krümmte sich unter Qualen auf ihrem Bett, die Schmerzen wurden immer schlimmer und bald pochte es wie Schmiedehämmer auch in ihrer Hüfte.
Sie erinnerte sich mit entsetzlicher Klarheit daran, was geschehen war. Sie hatte mit ansehen müssen, wie ihre Arme ohne ihr Zutun den Bogen gespannt und dann einen Pfeil auf Melina, ihre geliebte Ziehtochter, hatten fliegen lassen. Sey selbst hatte nur verhindern können, dass der Pfeil tötlich war, doch Mel stolperte unglücklich und prallte mit dem Kopf auf einen Stein. Es war der Moment als "ES" Sey wieder losließ, um sie leiden zu lassen. Und Sey litt.
Die verängstigten Blicke der Anderen waren Schlimmer als alles, was sie je hatte ertragen müssen. Sie fühlte sich allein und verstoßen. Selbst Vadraks verständnisvolle Art nahm ihr ihre Ängste nicht. Sie fürchtete, noch mehr Leute zu verletzen, wenn sie ins Lager zurück ginge. Vadrak schaffte es jedoch sie nach einer langen Reihe von Fragen zu überzeugen. Sey konnte wegen der Schmerzen in ihrer Hüfte nicht gehen und so trug Vadrak sie ins Lager, damit sie Jarl sehen konnte, bevor sie um ihr Seelenheil beten gehen würden. Doch was hatte sie eigentlich von Jarl erwartet? Seine Blicke waren wie Messerstiche ins Herz und Sey konnte ihn kaum ansehen. Er verstand einfach nicht. Er gab sogar Thorus die Schuld an ihrem Verhalten. Wie naiv er war... Thorus war ein gewöhnlicher Mensch, wenn er sich auch immer mehr verändert hatte, ja, schon fast wie sie selbst war. Jarl hatte sie nicht mal mehr berühren wollen, nicht einmal seine Hand durfte sie berühren und als sie ihr Messer zog, um ihm zu zeigen, was "ES" wollte und sich in die Hand schnitt, wich er vor ihr zurück, als fürchtete er einen Mordanschlag.
Als die Schmerzen unerträglich wurden, griff Sey an das von Glaron geweihte Amulett, das Vadrak ihr gegeben hatte. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn und sie klammerte sich verzweifelt an den Glauben an Glaron. "ES" war kein Dämon, "ES" fürchtete keine Götter und so stand Sey allein gegen diese Bestie in ihr. Stundenlang quälte sie sich, aber sie verweigerte sich der Bestie. Sie hatte Vadrak vor Glaron einen Eid geleistet. Drei Tage lang sollte sie nur dann töten, wenn der Herzog es ausdrücklich befahl und sie hatte Jarl versprochen zu kämpfen.
"Komm, es ist ganz leicht, Sey. Gib dich mir hin und du wirst dich wieder gut fühlen. Komm."
"Nein... lass mich in ruhe..." Seys Stimme war nicht mehr als ein Röcheln.
Die Bestie traktierte ihren gemarterten Körper stundenlang, doch Sey ergab sich nicht und als "ES" sie wieder los ließ, fiel sie vor Erschöpfung in Ohnmacht...
 
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Alt 11.06.2002, 20:17
Pr
#60
Seylarana Ryell
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Die Dämmerung brach herein. Langsam kroch die Morgensonne den Himmel empor und erhellte mit ihrem Licht das kleine Kaff, dass man Cove nannte. Es war fast, als würden die Sonnenstrahlen die Häuser nur Stück für Stück aus dem Dunkeln holen. Das Licht fiel durch eines der Fenster ins Lagerhaus und wanderte langsam über den Teppich auf die Betten darin zu. Es traf auf etwas dunkelrotes, metallisches, wanderte an langen, gepanzerten Beinen hinauf, über gepanzerte Arme, die sich um Knie schlangen und dann über das ausgezehrte, bleiche Gesicht einer weißhaarigen Frau, die ohne zu blinzeln in das Licht blickte. Das Licht verharrte auf ihrer zusammengekauerten Gestalt am Fußende eines der Betten.
Erst Minuten später erwachte Sey mit einem Blinzeln aus ihrer Starre. Sie hatte die ganze Nacht am Fußende des Bettes gewacht, in dem Sianne ihren wohlverdienten Schlaf nachholte. An ihrer Seite im Waffengurt steckte das Schwert der Tycuahele, das Sianne sieben Tage lang wachgehalten hatte und nun Sey jegliche Müdigkeit nahm. "ES" hasste dieses Schwert und hatte sich Anfangs wie wahnsinnig dagegen gewehrt, denn es konnte diese Waffe nicht zum töten benutzen und zudem unterstützte das Schwert das Amulett Glarons in seiner beruhigenden Wirkung dermaßen, dass "ES" gezwungen wurde, sich tief in Sey zurückzuziehen.
Sey indes hatte die Nacht genutzt, um lange nachzudenken. Der Herzog hatte sie verlassen. Es waren bittere Worte gefallen, die sie hatten weinen lassen, aber was hatte es gebracht? Nichts. Sie hatte sich nur gedemütigt gefühlt. Mit ein paar Worten hatte man ihr den wichtigsten Teil ihres Lebens aus der Brust gerissen, ihr ihre Stütze genommen und ihr Lebensziel zerschlagen. Sey war zum ersten Mal in ihrem Leben mut- und ziellos. All die Zeit, die sie darauf verwendet hatte an sich zu wachsen, den Kodex der Ritter zu erlernen und ihre Kampfkunst zu verbessern, war plötzlich völlig bedeutungslos geworden.
Anfangs war sie wie besessen ihrem Ziel nachgejagt Ritterin zu werden, ihr Ehrgeiz war schon fast erschreckend gewesen, aber mit der Zeit war sie ruhiger geworden. Der Kodex hatte sich langsam in ihr verfestigt und auch wenn sie noch viele Lektionen zu lernen hatte, war sie bereits seit langer Zeit eine Ritterin im Herzen, sie hatte erkannt, dass sie keinen Titel brauchte, jedenfalls nicht dafür, um ihre Überzeugung zu vertreten. Niemand wusste so recht, wie es eigentlich dazu gekommen war, dass Sey diesen Weg eingeschlagen hatte. Es gab üble Nachreden, die Sey als Hure bezeichneten, die ihr Ziel über das Bett des Herzogs erreichen wollte. Obwohl sie wohl davon wusste, war es Sey völlig egal, was andere Leute dachten. Mit ausdruckslosem Gesicht erinnerte sich die Kriegerin an den schicksalhaften Tag, an dem ihre Laufbahn begann. Vielleicht war es nur eine Fügung des Schicksals gewesen, dass sie mit Romero Callahad zur rechten Zeit am rechten Ort einen alten Streit zuende brachte. Jedenfalls entdeckte sie als Erste den gesuchten Pandaron, der hinter dem Herzog, für den Sey seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte, warme Gefühle empfunden hatte, her schlich. Damals war sie nur eine Pferdehändlerin gewesen, die kaum mit dem Schwert umgehen konnte. Nichts desto trotz handelte sie beherzt wie eine erprobte Kämpferin und hastete mit gezücktem Schwert hinter dem Gesuchten her, der eindeutige Absichten verfolgte. Es entstand ein Handgemenge, in dem der Herzog leicht verletzt wurde, aber mit Romeros Hilfe stellte sie Pandaron und hielt ihn fest, bis Thorus und Tarnum kamen und ihnen halfen. Seit dem Tag suchte sie nach einem Weg, dem Herzog, diesem einsamen, traurigen Mann, dem sie ins Herz geschaut hatte, näher zu kommen. Der einzige Weg, ihr Versprechen ihn zu beschützen einzuhalten, war es, Ritterin an seiner Seite zu werden und sie wollte den harten Weg einschlagen, um in seiner Nähe sein zu können. Zunächst war es ihr leicht gefallen ihre Gefühle bei Seite zu schieben, wenn sie mit ihm zusammen war und seine Stimme und Worte genoss wie eine Katze ihre Streicheleinheiten. Aber mit der Zeit wurden die Gefühle so stark, dass sie darunter litt, es ihm nicht sagen zu können.
Sey schloss die Augen. Die Erinnerungen taten ihr weh. Sie sah ihr Geständnis dem Herzog gegenüber noch vor sich, als wäre es gestern gewesen und sie erinnerte sich an das plötzliche Gefühl seiner weichen, warmen Lippen auf ihrem Mund, als hätte er sie gerade geküsst. Sie legte ihr Gesicht in die Hand, als sie ihre Gefühle jäh mit brutaler Intensität überkamen. Sie atmete zitternd ein, als die Tränen in ihre Augen schossen, aber sie hatte sich sofort wieder unter Kontrolle; Sie würde es sich nicht gestatten zu weinen.
Sie stand langsam auf. Ihr Blick fiel auf Sianne, die nach anfänglichen Albträumen nun friedlich schlief. Sie musste daran denken, dass sie ihr ebenfalls ein Versprechen gegeben hatte und auch wenn Sianne sie fast beschworen hatte, sie nicht wichtig zu nehmen, tat Sey es. Sie ging langsam um das Bett herum und streichelte Siannes Gesicht sanft mit ihrem Handrücken.
„Auch wenn mein „Ziel“ nie begriffen zu haben scheint, dass es mein Ziel ist, und mir sich selbst genommen hat, werde ich bleiben und meine beiden Versprechen halten. Ich werde Jarl und dich beschützen, Sianne und ich werde „ES“ verjagen.“ Sachte küsste sie Sianne auf die Stirn. Dann wandte sie sich mit stolzer Haltung ab und verließ das Lagerhaus, um draußen Wache zu halten. Gleich was geschehen war, der Kodex war geblieben und sie klammerte sich an ihn, wie an rettendes Treibholz im Meer. Mit ausdruckslosem Gesicht und festem Schritt trat Seylarana ihre Wache an...
 
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Alt 12.06.2002, 05:07
Dunkle Flammen
#61
Firough de Mar
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Zufrieden ließ Firough de Mar seinen Blick durch den herzöglichen Thronsaal schweifen. Nun, saß er endlich dort, wo Jarl mit seiner schwachen Hand regiert und zugelassen hatte, daß ihm das Volk auf der Nase herumtanzte. Doch jetzt war alles anders. Mit einem Lächeln blickte er zurück zu den Geschehnissen vor ihrer Abreise.

Die Vorfreude hatte ihn sich noch in der Nacht als er den Kopfjäger entsandte in seinem Bette hin und herwälzen lassen. Doch was kümmerte ihn das schon, er hatte ohnehin seit langer Zeit nicht mehr geschlafen. Seit seiner Rückkehr fühlte er sich immer stärker und er genoß die Berichte der Auseinandersetzungen in Britain. Die Inquisition war ein wahrer Segen gewesen. Mühsam und rastlos erhob er sich von den Kissen, die Firough de Mar einst zur Ruhe gebettet hatten und begab sich zum Schreibtisch, um dort die Kerzen zu entzünden. Auf diesem lagen zwei versiegelte Schriftstücke, sowie das Schreiben des Inquisitors Lorathan. Er brach das Siegel des ersten Briefes und las nochmals in aller Ruhe, was er am Abend verfasst hatte.
Verehrte Mitglieder des Orden des alten Kodexes, Wir der Baron zu Minoc und Vesper werden in Kürze aufbrechen, um in Britain für Recht und Ordnung zu sorgen. Herzog Jarl ist nach Unserer Kenntnis auf der Flucht vor der Inquisition und es Bedarf der weltlichen Führung,- Unserer weltlichen Führung. Unsere aufrichtigen Wünsche und Hoffnungen setzen Wir in Euch. Ihr habt das Privileg in der nächsten Zeit in unserem Namen unsere Interessen zu vertreten.
Dies beinhaltet folgende Aufgaben: Schützen der hiesigen Bevölkerung vor bewaffneten Übergriffen. Suche auf dem Minocer Gebiet nach Ketzern und Abtrünnigen und Inhaftierung dieser bis zu deren Übergabe in Obhut der Inquisition. Handelt nach den Gesetzen der Obrigkeit und denen Glarons.
Möge Euch Glaron weiterhin gewogen sein.
Firough de Mar, Baron zu Minoc und Vesper, Statthalter zu Britain.


Dies sollte die Miglieder des Orden soweit aus dem Weg Räumen, damit sie sich nicht in Dinge einzumischen gedachten, die sie nichts angingen. Er wollte sie weder auf seiner Seite ,noch auf der Seite Jarls wissen. Doch ihre Aufgaben würden sie aufhalten, bis vieles geregelt war und ein Einschreiten ihrerseits zu spät sein sollte.
Auch das zweite Siegel brach er.

Bürger Britains,
in den schwersten Stunden, in denen ihr Euch ohne Führung befindet, doch sie so nötig braucht, haben Wir uns entschlossen zusammen Hand in Hand mit der Inquisition, dem Finsteren und den Ketzern entgegenzutreten. Wir sind uns der großen Verantwortung bewußt. Durch Glaron gesandt und durch seine Hand geführt werden Wir alles tun, um unsere Lebensumstände zu verbessern und Unsere Stadt zu einer sicheren zu machen.
Somit erlassen Wir folgende Gesetzesänderungen, welche Wir mit strenger Hand durchzusetzen gedenken. Wir sind voller Zuversicht, daß jeder ehrliche und glaronsfürchtige Bürger seinen Teil dazu beiträgt.
Handel: Der Handel mit Minoc und Vesper soll weiterhin in vollem Umfang blühen. Ausgehende Waren müssen jedoch in einem Handelsbuch von jedem Händler verzeichnet werden und darüber sei in Unserer Residenz Rechenschaft abzulegen. Für die Warengüter werden eine Steuer von 10 Prozent des Warenwertes erhoben, welche sogleich zu entrichten ist. Dieses Gold kommt dem Aufbau und der Instanthaltung der Befestigungsanlagen, sowie der Unterstützung der inquisitorischen Bemühungen zu Gute, welches im Interesse jedermanns liegen muß.
Betragen: Jedermann hat sofort und ohne jegliche Verzögerung die Anwesenheit von Gesuchten und Ketzern zu melden. Ein Verschweigen und Verbergen von Informationen zum Aufenthalt dieser wird als Verrat an Glaron geahndet und hat schwere Bestrafungen zur Folge, welche im Ermessen des Inquisitors Lorathan liegt. Weiterhin ist es nunmehr untersagt, sein Gesicht innerhalb der Mauern Britains zu verhüllen. Wer rechten Weges geht, hat keinen Grund im Schatten zu wandeln und sein Antlitz dem Lichte Glarons zu entziehen. Anzuzeigen sind lästerliche Äusserungen zuwider der gesegneten Inquisition, sowie der weltlichen Macht. Konspirative Zusammenkünfte in Privathäusern sind gleichfalls zu melden. Jeder der etwas Gerechtes zu vermelden hat, kann dies auch in öffentlichen Schenken tun. Auch leihen die anwesenden Inquisitoren und Unsere Vertrauten gern ein offenes Ohr in Achtung und Verschwiegenheit. Magie, die nicht im Namen Glarons ausgesprochen und gewirkt wird, oder ohne Unsere Aufsicht zum Schutze Britains genutzt wird, sei mit einer Strafe von 5000 Goldstücken oder einer Woche Inhaftierung geahndet.
Ehre und Gewissen: Kleine Verfehlungen mögen gemeldet werden. Jeder, der seine Verfehlungen sieht und durch das Licht geläutert ist, darf mit mildtätigen Urteilen rechnen.
Treue des Herzens: Ein jeder Bürger, der für die gerechte Sache zu kämpfen vermag, auf welche ehrenwerte, in Glarons Wohlwollen genießende Art auch immer, darf ab dem heutigen Tage, einen Treueschwur leisten. Ein Einsatz im Kampfe in diesem Schwur wird hoch geachtet sein und er wird den ihm zustehenden Lohn für seine Mühen erhalten. Es ist den Befehlen der Inquisitoren und denen des Grafen, sowie seiner Vertrauen Folge zu leisten.
Völlerei: Man nehme von Besäufnissen Abstand. Ein benebelter Geist, wird die Wahrheit nicht erkennen können, welche wir suchen und verfechten. Nüchternheit und Einsatzbereitschaft für Uns ist oblig.
Zwist und Zwietracht: Dies sind Dinge, die aus dem Keim des Bösen gewachsen sind. Auseinandersetzungen und Streitigkeiten, werden vor Gericht oder bei einer privaten Anhörung vor der Inquisition im Interesse Glarons gelöst. Wer eine Waffe zieht, ohne dem Treuebefehl Folge zu leisten oder eine Waffe nutzt wider Uns, soll nach eindringlichen Verhören, dem Tode überstellt werden.
Im Lichte Glarons und dem weltlichen Arm seiner Selbst,
Firough de Mar, Baron zu Minoc und Vesper, Statthalter zu Britain.


Völlig in Gedanken versunken hatte Firough nicht bemerkt, daß jemand den Thronsaal betreten hatte. Es war ein Bote. Dieser hatte den Brief an den Orden zu deren Ordenshaus bringen und die neuen Gesetze zur Vervielfältigung durch Schreiber beauftragen sollen. Schnell setzte der Baron wieder seine höfische Mine auf und erwartete scheinbar geduldig den Bericht.
[i]Am Anwesen des Orden des Alten Kodexes traf ich niemanden an, Sir. Ich habe Euren Brief nicht persönlich übergeben können, doch habe ich ihn durch den Schlitz am Tor des Turmes hineinstecken können, sodaß man ihn dort finden wird.[i/]

Ungehalten, richtete sich der Baron auf. Ihr kommt zu Uns, um zu berichten, daß ihr ein so wertvolles Schriftstück, durch eine kleine Lücke am Tor eingeworfen habt? Seid ihr nicht bei Trost?
Es war damals vielleicht nicht die Art des ängstlichen schwächlichen Barons gewesen einen kräftigen Burschen zu schlagen. Doch außer sich vor Wut rammte er, der seinem Gegenüber nun durch Stärke weit überlegen war, seine Faust vor die Brust, sodaß einige Rippen der Wucht nachgaben und laut krachten. Der Bote wurde weit zurückgestoßen und landete ächzend auf dem harten Boden des Saales. Wir dulden keine Fehler und Wir hassen es, wenn man Unsere Befehle auf solche Art und Weise mißachtet. Nachdem ihr zu Ende berichtet habt, werdet ihr zurückreiten und dort vor dem Turm so lange warten, bis ein Mitglied des Ordens Euch dort empfängt? Habt ihr diesmal Verstanden?
Der Bote nickte und schloß seinen Bericht ab, während ihm ein Rinnsaal aus Blut aus dem Mundwinkel floß. Die Gesetze sind in mehrfachen Ausführungen in ganz Britain angeschlagen und Ausrufer, werden diese zudem verkünden.
Firough de Mar nickte mit einem für ihn üblichen dünnen Lächeln auf den Lippen. Sehr gut. Es freut Uns, daß ihr nicht alles falsch ausgeführt habt.
Nach einer mühsam erbrachten Verbeugung schritt der Bote fast torkelnd auf den Ausgang zu. Beinahe beiläufig drehte er sich nochmals um und blickte mit entsetztem Blick auf den Baron zurück. Ich habe noch etwas vergessen, Sir. Cove! Man läßt niemanden mehr hinein. Die Tore sind verschloßen und es wird gut bewacht. Eine Flagge weht dort im Winde. Ein weißer Adler auf blauem Grunde.
Firough sprang auf. Seine Stimme klang düster, verzerrt in einem tiefen hallenden Ton. Keinen Menschen hatte der Bote jemals so brüllen hören. Hinaus! Und holt mir sofort Inquisitor Lorathan! Sofort! Trotz des angeschlagenen Gesundheitszustandes rannte der Bote schneller als je zuvor, als ginge es um sein Leben.
Baron de Mar blieb zurück. Wie versteinert stand er da und seine dunklen Augen blickten ins Leere. Sie hatten ihren Glanz schon vor langer Zeit verloren, doch nun züngelten förmlich dunkle Flammen darin auf. Nicht nur, daß er die Strapazen und Gefahren hatte auf sich nehmen müssen, um zurückzukehren. Nicht nur, daß er eine langatmige fade Begrüßungszeremonie bei seiner Ankunft hatte ertragen müssen, welche vor hunderten von Jahren um einiges pompöser ausgefallen wäre. Nicht nur, daß er sich um alles hatte selbst bemüht. Nein, jetzt wurde ihm auch tatsächlich im vorbeigehen mitgeteilt, daß sich Cove von der Welt abgrenzte und seine Tore einem genaueren Einblick verschloß. Ein weißer Adler auf blauem Grunde? Irgendwie kannte er diese Flagge, doch war er sich nicht sicher. Die Erinnerungen daran, schienen seit wenigen Augenblicken wie ausgelöscht. Erinnert Euch Firough, erinnert Euch.
Was auch immer es bedeutete. Dort konnten sich wohlmöglich einige Gesuchte aufhalten. Wohlmöglich hatte dieser Herzog Jarl gar seine Finger im Spiel. Man mußte es erkunden. Es war nur eine Ahnung, doch es könnte über Sieg oder Niederlage entscheiden. Wenn Sie sich dort aufhielten, konnte er Sie vielleicht überraschen. Doch waren hier im Palast sicher Spione. Wichtig war, die Spione zu kennen, um ihnen falsche Informationen zuzuspielen. Nichts war so wichtig, wie einen Spion in den eigenen Reihen zu kennen. Nichts.
Sieg oder Niederlage. Erinnert Euch Firough. Erinnert Euch ...
 
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Alt 12.06.2002, 14:12
Stete Sorge
#62
Vadrak Larthay
Reisender
 
Registriert seit: 17 Feb 2002
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Obgleich Vadrak sofort erschöpft zu schlafen begann, sobald sein Kopf die Matte berührte, war sein Schlaf doch unruhig und voller schrecklicher Träume, so daß er nach wenigen Stunden mehr schlecht als recht erholt aufwachte. Der Templer sorgte sich um die Zukunft. Vadrak hatte keine Angst vor dem Tod, sein Tod lag in Glarons Hand und würde ihn ereilen, wenn es an der Zeit war. Vadrak fürchtete auch keine Schmerzen, denn Schmerz war rein äußerlich und er hatte gelernt, daß Schmerz bis zu einem gewissen Grad ignoriert werden konnte, solange man sich auf das Wesentliche, also Glarons Kraft und Herrlichkeit oder auf das Überleben im Kampf, konzentrierte und den Belangen des eigenen Körpers nicht zuviel Bedeutung zumaß. Doch eines fürchtete er mehr als alles andere: vor Glaron zu versagen. Er, der normalerweise vor den schrecklichsten Gegnern die Ruhe bewahrte, hatte Angst: Angst, seiner Aufgabe für das seelische und geistliche Wohl seiner Gefährten zu sorgen, nicht gewachsen zu sein, Angst, von Glaron verlassen zu sein!

Alles schien sich im Augenblick gegen die Gruppe verschworen zu haben. Sianne hatte ihm zu verstehen gegeben, daß seine Kräfte nicht ausreichen würden, um den Dämon, der in ihr stecke, zu besiegen. Überdies war ein Attentäter ins Lager eingedrungen und hatte den Herzog und mehrere Gefährten verletzt. Zwielichtige Gestalten randalierten vor den Toren Coves, so daß sie den Ort kaum noch gefahrlos verlassen konnten. Mel benahm sich merkwürdig, sie schien zu trinken und hatte ebenfalls mehrere Gruppenmitglieder angegriffen. Es herrschten Zwist und Streit, wo immer er auch hinblickte. Dazu kam seine Sorge um Thorus - was war nur aus dem ehemaligen Ordensführer des OaK geworden? Der Templer war sich schmerzhaft bewußt, daß er seine Pflichten gegenüber einem Freund vernachlässigte: Thorus brauchte offensichtlich dringend seine Hilfe, doch wie sollte er helfen, wo er die Verantwortung für das Grüppchen Flüchtlinge in Cove trug, die Thorus nun scheinbar zu vernichten trachtete? Was Sey ihm dann über Siannes Verhalten erzählt hatte, hatte Vadrak zutiefst erschreckt, und was mit Sey selbst geschah.... Der Templer wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über das Gesicht. Er hatte sich noch nie so sehr als Versager gefühlt, wie gestern, als er nach dem harten Kampf mit der Bestie, die von Sey Besitz ergriffen hatte, erkennen mußte, daß er sie nicht vollständig hatte vertreiben können. Selbst im Gebet fand er keinen rechten Trost. So vieles schien nur von seinen Entscheidungen abzuhängen, doch hatte er das Gefühl, stets im entscheidenen Augenblick an der falschen Stelle zu sein oder zielsicher das Verkehrte zu tun und dann tatenlos zusehen zu müssen, wie das Verhängnis seinen Lauf nahm. War er zu schwach, zu dünkelhaft, zu verblendet, zu überheblich, um seine Pflicht erfolgreich zu erfüllen? "Larthay, konzentriere dich auf das Wesentliche und vergiß alles andere!" ermahnte er sich stumm mit den Worten seines alten Lehrers. Doch was war das Wesentliche? Sianne retten? Die Inquisition vertreiben? Welchem seiner Freunde sollte er zuerst helfen, welchem würde er aufgrund dessen seine Hilfe versagen müssen? Wo sollte er anfangen? Wie sollte er vorgehen? Die Inquisition würde niemals zu bekämpfen sein, solange der Dämon nicht vernichtet war, wofür seine Kräfte jedoch nicht ausreichen würden. In all der Zeit, die so erfolglos verstrich, war Britain dem Bösen hilflos ausgeliefert und das Volk würde lernen, Glaron zu mißtrauen. Und solange die Inquisition Angst und Schrecken verbreitete, würden sie sich verstecken müssen und ihre Lage würde immer präkärer werden, eine Lösung in immer weitere Ferne rücken. Er fühlte sich so rat- und hilflos, als ob Glarons Gnade ihn verlassen hätte. Stöhnend blickte er auf seine Hände, mühsam das Zittern der Finger unterdrückend und ballte die Rechte zur Faust, bis die Knöchel weiß hervortraten. Niemand sollte seine Angst bemerken...
Vadrak Larthay ist offline  
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Alt 12.06.2002, 15:59
#63
Gwendolyn Rikor
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Gwen verliess langsam der Mut. Nach all den Ereignissen, die den gestrigen Tage so schnell vergehen liessen, hatte sie langsam wirklich Zweifel daran, ob sie überhaupt etwas erreichen konnten. Die Moral im Lager schwankte wie ein junger Baum im Wind. Sie fand zwar in Gorathan endlich ein wenig Uterstuetzung und Rat wie sie die Menschen in Jarls abwesenheit fuehren sollte, doch was brachte die Zukunft? Noch am gleichen Abend machte ihr Sey, die sie eigentlich für vernünftiger gehalten hatte, die größten Sorgen. Wieso liess sich Sey dazu herab, Betrunkene am Tor mit erhobenem Schwerte zurechtweisen zu wollen, obwohl Gwen vom Wall herabrief, sie solle das Schwert wegstecken? Doch sie konnte sich schon denken, was wieder als Ausrede kam: natürlich, Sey war ja besessen, aehnlich wie Sianne. Irgendwie wurde jedem, der einmal durchdrehte gleich ein Daemon "zugute gehalten", der ja angeblich dafür verantwortlich sei. Sianne flippte beinahe aus, als sie versuchte etwas über diese Drachen zu erfahren, und das nur, weil sie den Drachen einen Fleischberg zu nennen wagte. Gwen verstand die Welt nicht mehr. In ihrer Erinnerung purzelten die Gedanken durcheinander. Wenn sie nicht bald etwas wirkliches unternahmen, brach im Lager das totale Chaos durch. Sie mussten endlich eine Einheit bilden, so schwer es auch für manche hier zu sein scheint.
Und Gwen selbst? Sie schwamm in einem Wechselbad der Gefühle, nicht sicher ob sie nun lachen oder weinen sollte. Um sie herum konnte sie alles sehen: Tödlichen Hass wie auch grenzenlose Liebe. Irgendwie war keiner in diesem Lager allein. Nur sie selbst vermisste etwas, was ihr keiner im Lager wirklich geben konnte. Sie konnte spüren wie sich ihre Gesichtsmuskeln langsam an den steinernen Ausdruck gewöhnten, den sie seit kurzem im Lager trug. Das Spiegelbild in der Waschschüssel liess sie vor sich selbst schaudern. Wo war die freundliche Gwen geblieben, die aus alledem noch etwas gutes gezogen haette? War sie die, zusammen mit ihren Haaren vom Winde der Flucht vertrieben worden? Sie konnte es nicht sagen. Und irgendwie wollte sie doch nicht, dass dies alles beendet wurde. Denn was hatte sie zu erwarten, wenn sie wieder in Britain waren und diese Sache ausgestanden war? Ein bitteres Gestaendnis oder wieder neue Lügen von dem Mann, den sie irgendwie vermisste und doch langsam spüren konnte, wie die Liebe nachliess?
Sie ohrfeigte sich selbst. Nein, dafür war jetzt nicht die Zeit und nicht der Ort. Sie hatte hier ein Lager zu fuehren und man vertraute ihr. Es wurde Zeit die Frau Rikor endlich im Hintergrund verschwinden zu lassen und auf uralte Pfade zurueckzukehren. Auch wenn sie irgendwie davor schreckte, aber sie musste an die anderen denken. Sollten sie doch alle sehen, wer sie auch sein konnte, wenn die Umstaende es erforderten: Soldat Rikor.
 
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Alt 13.06.2002, 06:46
#64
Sir Dante
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Ein Mann in golden wirkender Rüstung stand oben auf dem kleinen Hügel zufüssen des Lagers. Der Oberst der Armee wirkte genervt und unruhig als ihn einer seiner Hauptmänner auf ihn zu kam. Scheinbar überbrache er neue Befehle.
Der Oberst strich sich nachdenklich durch den Bart als er die Worte auf dem Pergament las. Sein Blick fiel kurz auf das Siegelzeichen de Mar's und er nickte zufieden. Jeder Frust schien verflogen und Ruhe war in seinem Gesicht zu lesen. Langsam gingen die beiden gerüsteten Männer hinab zu ihren Soldaten als ein schwarzgepanzerter Reiter an ihnen vorbeipreschte. Beide blickten ihm nach. Diese Gardisten des Barons hatten etwas einschüchterndes, dachten sie für sich.
Kurze Zeit später erfüllte sich die Stille mit endlosen Lärm als dutzende Soldaten in Plattenpanzern im Gleichschritt schepperten und leichter Gerüstete Pferde vorantrieben welche ihre heiss geliebten Kanonen zogen.
Langsam aber stätig maschierte die kleine Streitmacht auf Cove zu, willens die Stadt und ihre aufständischen Bewohner in Schutt und Asche zu legen.
 
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Alt 14.06.2002, 04:38
#65
Herzog Jarl
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Die Sonne war noch nicht aufgegangen und Jarl lag weiterhin wach. Die Betten des Heilers in Cove waren nicht gerade das was er unter gemütlich verstand. Wielange lag er schon wach? Er wusste es nicht und es war ihm auch unwichtig. Aris Lupin lag in dem Bett neben ihm, gut zugedeckt und versorgt. Der Heiler hatte ihr Bein gut versorgt und sich dann auch schlafen gelegt. Er erinnerte sich zurück an das Geschehene...

Das Donnern der Kanonen war fern als er und sie im Haus der Stille, dem kleinen Turm Coves lagen. Kanonenkugeln schlugen um sie herum ein. Man konnte sie in der Nacht segeln sehen. Hin und wieder erleuchtete kurz eine feuernde Kanone die drei Schiffe welche auf Cove zuhielten. Selten ist Jarl so schnell so wach geworden. Durch magische Steine gelangten Aris und er schnell ans andere Ende des Ortes wo die Anderen seelenruhig ihrer Dinge nachgingen. Jarls Rufe hallten durch Cove und gemeinsam machten sie sich auf die Feuer einzudämmen. Ein Einschlag war laut hinter ihm als er ein Haus vor den Flammen retten wollte. Er sprach es seiem Glück zu nicht getroffen worden zu sein doch als er sich umdrehte lag dort Aris. Wie konnte das nur passieren? Ihre warnenden Worte hallten weiterhin in seinen Ohren. Das Lagerhaus - Explosionstränke. Jarl erinnerte sich an Vadrak welcher zum Haus der Stille eilte um sich dort den Flammen zu stellen. Er würde es allein schaffen, davon war er überzeugt, doch wurde es Zeit die Kanonen zum schweigen zu bringen. Vorsichtig trug Jarl Aris an eine schützende Mauer. Um sie herum huschten Netarmas und Jerdin umher und erstickten letzte Feuer mit ihren Umhängen. Die Angst von den Kanonen getroffen zu werden sah man Allen im Gesicht an. Das letzte Feuer um sie herum erstickte langsam und Aris gab ihm einen flüchtigen Kuss. Ob sie Angst hatte? Er hatte keine Zeit nachzudenken und nahm seine Getreuen mit zum Lager. Nur wenige dieser alchemistischen Tränke besitzend machten sie sich auf. Drei dunkle Gestalten rannten das Ufer entlang in Richtung der Verengung. Dort waren die Bastarde schon angelangt! Dies würde ihre letze Möglichkeit sie so nah bei sich zu haben. Jarl warf seinen ersten Trank im weiten Bogen nach dem Schiff welches ihm am nächsten war. Er sah das Glasfläschchen langsam vom Segel prallte und auf Deck einschlug. Nicht nur Coveholz brannte gut, sondern auch diese schwimmenden Kriegsschiffe. Angespornt durch das Feuer an Bord warf er den zweiten Trank aus das in der Dunkelheit erleuchtete Schiff.
Eine Explosion warf Jarl nach vorne. Es drückte ihm die Luft aus den Lungen und warf ihn zu Boden. Was war geschehen? Ungeschickt rappelte der Herzog sich wieder auf und sah sich um. Scheinbar ging es Allen noch gut - zumindestens lebten sie noch. In dem ganzen Durcheinander flogen weitere Tränke hinüber zum Schiff. Warf er sie? Die Erinnerung wurde blasser. Er lief zurück in das Zentrum Coves wo Aris lag. Die Erschöpfung sah man ihr an und sie war nur halb bei Bewusstsein. Wieder hob er sie vorsichtig an und trug sie zum Heiler. Der Wundkundige würde sie versorgen. Langsam schleppte sich der blonde Mann zurück und traf seine beiden Getreuen an in Begleitung einer Frau. Nathalie war ihr Name wie er kurzerhand erfuhr, doch ihr Geständnis überschattete die Frage ihrer Herkunft. Lang und breit erklärte sie was ihr Auftrag war und jedes Wort aus ihrem Mund machte ihn zorniger. Äusserlich war Jarl ruhig, fast gelassen, doch brodelte es in ihm.
Thorus, diese verräterische Seele war ihr Auftraggeber. Sie sollte eine Rune in Cove makieren um so de Mar zu unterstützen. Er wollte Rache, so sagte sie und Jarl glaubte es aufs Wort.
Der Baron hätte Cove vielleicht schnell und leicht überrennen können ohne grosse Gegenwehr zu haben. Nathalie war in ihrem Geständnis sehr Gewissenhaft und händigte ihnen sofort diese schicksalshafte Rune aus. Sie schien für Jerdin, den jungen Paladin zu empfinden. War es einem Paladin erlaubt zu lieben? Jarl wollte darüber nicht mehr nachdenken. Selbst von Vadrak wusste er das sein Glaube ungebrochen war, doch auch er war nur ein Mensch. Damals lebte er lange in Buse und trug seine Zeichen mit Demut. Vielleicht hatte diese Zuneigung sie alle gerettet. Diese Frau würde von nun an Jarl mit allen Mitteln unterstützen und sie wäre vielleicht ein Schlüssel um seine selbsternannten Feinde zu zerschlagen.
Jarl musste unweigerlich an eine Begegnung vor den Feuern denken. Ein Mann erhofft Einlass in Cove und doch konnte Sianne ihn als dunkle Seele entlarven. Damals hätte Jarl einfach den Abzug seiner Armbrust betätigt und seine Seele erlöst doch war er nicht Zeuge davon das auch jene sich lossagen können? Sind Menschen welche die Dunkelheit kennen nicht eine nicht zu unterschätzende Hilfe gegen den wahren Schatten dem sie dienten? Sianne schien sich lange um ihn zu kümmern, doch was geschah wusste Jarl nicht. Er würde dem nachgehen.
Als der Schmerz wiederkam verflüchtigten sich die Erinnerungen. Er war wieder zurück in dem dunklen Raum des Heilers. Langsam drehte er sich auf die Seite und blickte Aris wieder an. Sie schlief tief und friedlich und selbst der blutige Umhang den sie sich um die Wunde einst gewickelt hat trügte dieses Bild nicht. Langsam schloss Jarl die Augen und war plötzlich allein mit seinem schmerzenden Körper. Die Anstrengungen des Löschens, die Explosionen, all das spürte er noch immer auf seiner Haut. Sein einziges Glück war das es keine wirklichen Wunden gab und er wohl morgen wieder Leute auf den Mauern scheuchen konnte... und vielleicht auch musste.
Jerdins Nachricht das das gesunkende Schiff den Durchgang versperrt war ein kleiner Trost der Nacht. Nun hätten sie keine Wahl als es über den Landweg zu versuchen und der Wall und unzählige Pfeile und Bolzen warteten schon sie zu begrüssen. Cove würde nicht kampflos untergehen!
Mit diesem kleinen Trost folgte er Aris hinaus in die Träume.
 
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Alt 15.06.2002, 09:11
Der Anfang des Weges
#66
Seylarana Ryell
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Dicke Nebelschwaden zogen über die kleine Bucht von Cove. Undeutlich waren die Umrisse eines schwarzen Schiffswracks zu erkennen, das aus dem Wasser ragten.
Sey stand auf dem Steg, an dem Gwens Boot verteut war. Die kalte Feuchtigkeit des Nebels tat ihr wohl auf ihrer heißen, fiebernden Haut. Lange blickte sie mit ausdruckslosem Gesicht in die Ferne.
Sie hatte nun Gewissheit. Der Herzog hatte sie fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, sobald sie seine Hilfe benötigt hatte und er hatte schnell Ersatz gefunden. Ein neues junges, naives Ding, wie sie es einmal gewesen war. Sey lächelte fast amüsiert. Sie hatte sich tatsächlich die ganze Zeit eingebildet, dass dieser Mann sie liebte und ihr beistehen würde. Wie sehr konnte man sich in einem Menschen täuschen. Sie hatte alles verbrannt, das sie in irgendeiner Weise an ihn erinnerte.
Mit einer routiniert gelangweilten Bewegung, zog sie sämtliche Riemen ihrer Blutsteinrüstung nach, korrigierte den Sitz ihres Umhangs und strich sich die schlohweißen Haare glatt, bevor sie das Stirnband umlegte. Sie prüfte, ob die Schwertscheide genügend eingeölt war und ob sie ausreichend ihrer Heilsalben und Kräuter eingepackt hatte. Dann griff sie in ihren Rucksack, der neben ihren Füßen auf dem Steg lag und förderte vier mit Wachs versiegelte Briefe zu Tage, auf denen die Namen Melina Marlenti, Vadrak Larthay, Sianne Trimunden und Gorathan standen. Sie fand, dass dies die einzigen Personen waren, die das Recht hatten zu wissen, warum und wohin sie ging, da die Umstände es ihr einfach unmöglich machten länger zu bleiben. Da sich gestern jedoch noch mehr getan hatte, fügte sie diesen Briefen einen fünften hinzu und auf diesem stand der Name Gwendolyn Rikor. Sey legte das Papier auf eine der Molen und begann zu schreiben. Wie in jedem der anderen Briefe, begann sie mit einer Entschuldigung, beschrieb dann die Gründe und was geschehen war und beendete den Brief mit ein paar persönlichen, aufmunternden Sätzen. Bei Gwen schrieb sie jedoch noch etwas anderes hinzu:
Gwen, ich weiß nicht, ob ich wieder kommen werde, unabhängig davon, ob ich „ES“ besiegen kann oder nicht. Aber sollte ich die Kraft und das Vertrauen wieder finden, die man mir genommen hat, würde ich mich freuen, wenn wir das umsetzen würden, was wir am gestrigen Tage besprochen haben. Ich hätte gern wieder einen Platz, den ich Zuhause nennen und in Frieden leben kann.
Deine Sey

Sie faltete das Stück Papier sorgsam und tröpfelte das Wachs einer Kerze, die sie entzündet hatte, darauf. Dann legte sie den Brief zu den anderen. Sie schaute sich suchend nach allen Seiten um, bis ein Schmunzeln über ihr Gesicht huschte. Sie rief etwas elfisches, woraufhin sich ein Schwarm Tauben von einem nahen Dach aufschwang, einen Kreis über dem Lager zog und dann bei ihr auf dem Steg landete. Nun verteilte sie weitere Briefe, Briefe an Freunde, die sich außerhalb des Lagers aufhielten. Die meisten von ihnen erfuhren erst jetzt, dass sie mit dem Herzog zusammen gewesen war. Sie schrieb ihnen, was mit ihr geschehen war, was von ihr Besitz ergriffen hatte und warum sie ging. Als sie der vorletzten Taube Anweisungen gegeben hatte und sie fliegen ließ, zögerte sie ein paar Momente, den letzten Brief zu schreiben und blickte auf die wartende Felsentaube zu ihren Füßen. Jarl hatte ihr mit überlegenem Blick und abfälligem Tonfall, den er auf alle ihre alten Freunde angewendet hatte, erzählt, was Thorus getan hatte. Sey wollte es nicht wahr haben. Thorus war immer ein guter, aufrechter Mann gewesen, warum sollte er plötzlich auf der falschen Seite stehen? Seys Blick wurde steinern. Andererseits, warum sollte er nicht dort stehen? Man hatte ihr grausam gezeigt, wie verschlagen und hinterhältig Menschen sein konnten, wie falsch und egoistisch, Dinge, die sie lange Zeit in ihrer Naivität nie bemerkt hatte oder nie hatte wahrhaben wollen. Dennoch. Sie nahm ihr letztes Papier und schrieb auch an Thorus, mit dem Zusatz, dass sie ihn suchen würde, sobald sie ihren jetzigen Weg beendet hatte. Die letzte Taube schwang sich in die Luft und begab sich auf ihre Suche nach dem Empfänger des Briefes. Sey blickte ihr nach. Dann schulterte sie den Rucksack und wandte sich vom Wasser ab. Mit metallischen Klirren stapfte sie über den Steg, durch das Gebäude davor und betrat wieder das Lager. Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Alles schlief und das war auch besser so. Sie sah zu ihren beiden Pferden hinüber, die auf sie warteten, aber als sie ein kupfernes Licht auf den Häuserwänden gewahrte, drehte sie sich um und trat an den Zaun der kleinen Kuhweide.
„Ich will das nur noch einmal sehen, bevor ich gehe“, sagte sie leise zu sich selbst.
Dann erhob sich der orangegoldene Feuerball, die Sonne, über dem Meer und tauchte den grauen Morgenhimmel in kupfernes Licht. Sey hatte den Sonnenaufgang über Cove zu schätzen gelernt. Er war immer etwas gewesen, dass sie für eine Weile glücklich gemacht hatte und auch dieses Mal lächelte sie, als sie diesem Farbschauspiel beiwohnte. Sie berührte das von Glaron geweihte Amulett, das Vadrak ihr gegeben hatte. Auch wenn Anfangs nichts zu erkennen gewesen war, hatte Sey in den Tagen nach dem missglückten Exorzismus, mit dem Vadrak ihre Seele hatte retten wollen, bemerkt, dass „ES“ ziemlich geschwächt worden war. So sehr, dass Sey trotz allem was geschehen war, keinerlei Hass oder Wut empfand. Sie empfand nur eine tiefe Enttäuschung, sonst nichts. War das die wirkliche Sey? So vollkommen gelassen und ruhig? Sie würde es herausfinden.
Sie wandte sich ab und ging durch das Lager, um ihre Briefe zu verteilen. Als sie allen ihren Brief gut findbar hingelegt hatte, ging sie hinaus und auf ihre Pferde zu, die sie freudig begrüßten und ihre Köpfe an ihrer Schulter rieben. Etwas schwerfällig und doch mit der Eleganz eines geübten Reiters, schwang sie sich in den Sattel ihres Schimmelhengstes Roven und nahm den Führstrick ihres treuen Packpferdes auf. Ein letztes Mal ließ sie den Blick über das Lager schweifen, dann ritt sie langsam auf das Tor zu. Eine der Wachen öffnete ihr mit einem freundlichen Lächeln die Tür und ließ sie hinaus, um dann hinter ihr das Tor zu schließen. Sey verhielt Roven nur, um sich kurz zu orientieren, dann preschte sie los, ohne sich noch einmal umzudrehen...
 
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Alt 15.06.2002, 14:02
#67
Vadrak Larthay
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Der Templer, der es gewohnt war, bei Sonnenaufgang aufzustehen und zu beten, um anschliessend einen kurzen Rundgang um das Lager zu machen, war der erste, der Seys Briefe fand. Mit leichtem Zögern nahm den an ihn adressierten Umschlag, brach das Siegel und begann zu lesen.

Ungläubigkeit malte sich auf seine Züge, dann Enttäuschung und Traurigkeit. Wieder einmal hatte er die ihm gestellte Pflicht, das Seelenheil der Gefährten im Lot zu halten, nicht erfüllt, wieder einmal hatte er versagt. Er würde Herzog Jarl informieren, daß er der falsche Mann für diese Aufgabe sei und um die Entbindung von diesen Pflichten bitten, damit der Herzog einen fähigeren Mann als ihn auswählen könnte.

...Und Sey? Nun, offensichtlich hatte sie die Einsamkeit gewählt, um in Ruhe wieder zu sich selbst zu finden. Der Templer konnte ihre Entscheidung verstehen, auch wenn er sie nicht gut hieß. Er akzeptiere ihren Wunsch nach Einsamkeit und wünschte ihr Glarons Segen, auf daß sie nach all den Enttäuschungen und Kümmernissen neuen Lebensmut und eine neue Aufgabe finden möge. Er würde sie als Kampfgefährtin und auch als Seelenfreundin schmerzlich vermissen.

Nachdenklich begab sich Vadrak zurück zum Haus der Stille, dessen Aussenfassade zwar etwas angekohlt, doch ansonsten noch intakt war. Er betrat das nach Rauch und angesengtem Holz riechende Gebäude niedergeschlagen, um in der Ruhe des Gebetes neue Kraft zu schöpfen. "Glaron, Herr meiner Seele, Licht der Welt - Du zeigst mir recht deutlich, daß mein Platz nicht hier ist. Wohin soll ich gehen? Welche Aufgabe hast Du ausersehen für mich? Deinen Willen will ich tun, nicht den des Herzogs und auch nicht den meinen - Dein Wille geschehe, denn Du bist der Anfang und das Ende, das A und O der Welt! Leite mich unwürdigen Diener zu dem Platz, den ich ausfüllen soll. Mein Leben gehört Dir mit Leib und Seele, mein Schwertarm ist Dein, ebenso wie meine Zunge..."
In diesem Augenblick stockte er kurz und ein plötzliches Aufblitzen von Erkenntnis strahlte in seinem Gesicht auf. Er war ein Narr. Natürlich war es nicht seine Aufgabe, dem Herzog ein treuer Soldat zu sein, dafür gab es andere....

Sein Platz war beim Volke in Britain, das durch die Inquisition verängstigt und ohne wahren geistlichen Beistand war. Niemand war dort, die einfachen Leute zu trösten und ihnen den "wahren Glaron" nahezubringen. Niemand war dort....

Rasch beendete er sein Gebet, indem er Glaron dankte, erhob sich und machte sich auf, den Herzog zu suchen.
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Geändert von Vadrak Larthay (15.06.2002 um 14:06 Uhr).
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Alt 15.06.2002, 14:25
#68
Melina Govaine
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Lange sass sie an dem Bett von Sadinon, schaute ihn beim Schlafen zu. Seine Wunde war von dem Heiler bestens versorgt worden und nun schlief er, erholte sich von den Strapatzen seiner Reise.
Ihre Mann war wieder hier, bei ihr, doch Melinas Mutter war fort, fort für eine lange Zeit... oder vielleicht für immer. Seylarana war verlassen, verlassen von ihrem Liebsten, dem Herzog Jarl, der sie anscheinend nie richtig liebte.
Zorn und Bitterkeit erfüllte Melinas Geist, sie dachte an Jarl und Aris, an Seylarana... vor ein paar Tagen entschuldigte sich Melina bei Aris für ihr Verhalten,als sie Jarl und seine neue Liebe erwischte, als sie Händchen hielten...
Doch nun... war ihre Mutter fort... wegen dem Herzog... und Aris..

Lange dachte sie noch nach... und sie wusste, Aris und Jarl traut sie keinesfalls mehr, vielleicht soll die Tochter Seylaranas auch verschwinden..., und wenn sie nicht ginge, müsste man vielleicht nachhelfen...
Melina Govaine ist offline  
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Alt 15.06.2002, 15:58
#69
Visaris
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Starr blickte Visaris ins Feuer des Kamins, vor dem sie saß. Bedrückt und mit Tränen in den Augen sah sie noch einmal auf den Brief in ihren Händen. Sie war fassungslos. Dieser Mann hat es tatsächlich geschafft... er hatte Seylaran gebrochen, zumindest ihr Herz. Sicher hatte sie auch schon viel wegen ihr gelitten, aber das hatte sie nicht verdient. Warum konnte sich Jarl nicht eine Frau seines Standes erwählen. Er würde sicher auch die andere ins Unglück stürtzen. Wut und Zorn stiegen in ihr auf. Sie stand schnell auf und fing an sinnlos Sachen zu packen. Sie wollte Seylarana suchen. Aber ..... das war Unsinn. Sey kannte sich im Wald aus sie war nicht dumm. Sie würde ihre Spuren sicher verwischen und außerdem wußte Visaris gar nicht, wo sie anfangen sollte. Sie ließ Kopf und Arme sinken. Langsam legt sie den Brief zusammen und packte ihn in eine kleine Tasche, in der noch einige Briefe und eine Feder lagen. Langsam trat Visaris vor die Türe ihres Hauses und sah zum Horizont. Leise sprach sie " Oh Seylarana.... du hast immer einen Platz in meinem Herzen, egal was einmal war. Sei stark. Ich weiß, du wirst deinen Weg gehen. Sei vorsichtig und paß auf dich auf." Ganz leise im gehen "und komm wieder. Du wirst hier sicher gebraucht."
Mit schweren Schritten ging sie zum Waldesrand und in den Wald hinein.
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Alt 15.06.2002, 16:02
#70
Gwendolyn Rikor
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Wieder war ein Tag vergangen und Gwen stand, wie so oft, oben auf dem Wall und blickte nach Osten auf den Wald. Jetzt, wo sich fast alle schlafen gelegt hatten und nur noch Gregorian Silbrson neben ihr seine Wache hielt, erst jetzt kam es ihr so vor, als erwache sie erst. Ihre Gedanken kreisten um all die Geschehnisse, die sie in einen wirren Strudel gerissen hatten und den Menschen Gwen wieder einmal beinahe verdrängt hatten. Beinahe. Drei Gestalten vor dem Tor, wegen denen sie beinahe ein erstes Scharmützel eröffnet hätten. Lauter Leute, die auf ein mal nach Cove kamen, um zur Bank zu gehen. Verletzte. Wieder einmal. Und Tulandor. Sie konnte es noch immer nicht fassen. Sie sah sich selbst auf dem Wall stehen und Taron dort unten. Sie hörte sich selbst besorgt rufen "Taron? Was machst du hier?" Und sie spürte erneut den Stich, der ihr ins Herzen fuhr, als er sich tonlos abwandte und sie ignorierte. Vielleicht hatte VAdrak recht gehabt. Vielleicht wünschte sie sich so sehr, Taron anders zu haben zu haben, dass sie ihn innerlich nicht akzeptierte, so wie er war. Sie fühlte sich selbst fallen, weit fallen, so wie das fiel, was sie vom Wall aus sich heraus zu geben bereit war. Und doch wurde sie immer wieder überrascht. Es war nicht Mel, nicht Sadinon, nicht Vadrak der neben hinter ihr stand und ihr in diesen Momenten Trost spendete, es war Sey gewesen.
Wild ging es umher in ihren Kopf. Marwan kam ihr in den Sinn. Der Veteran, Soldat, Söldner, Gefährte. Sie hatte ihn nur gesehen, doch seine Worte klangen in ihren Ohren seltsam vertraut. Er war wie sie, sie fühlte sich verstanden, und doch schaffte auch er es, Gwen, noch bevor sie ihn richtig kennengelernt hatte, zurueckzutreiben, sie auf Abstand zu setzen und einen tiefen Graben zwischen ihnen aufzureissen. Ein Laecheln huschte unweigerlich durch ihr Gesicht. Sie hatte den Söldner für reich gehalten, doch er war ärmer als sie es je sein würde. Er trug einen flammenden Hass in seinem Herzen, und deutlich konnte sie spüren, wie er von diesem Hass verzehrt wurde. Es würde einmal sein Untergang sein. Und doch war sie voll tiefer Sorge und Bestürzung, als sie ihn vor dem Tor erblickte. Der Panzer durchschlagen von Pfeilen, die noch in seiner Brust steckten. Es war Sey die ihn geheilt hat und seine Wunden versorgte.
Dann waren da noch Marie und ihr Bruder, die mit Arrant irgendwann im Laufe des Tages eingetroffen waren. Achja, das war, als die drei dunklen vor dem Tore ihre seltsame Wache hielten. Auch nach dem nur kurzen Gespraech mit Marie konnte sie foermlich riechen, wie sie hier an der Nase herumgefuehrt wurde. Aber das würde sich aendern. Sie würde heraufinden, was hier gespielt wurde, und dann keine Gnade walten lassen. Gwen hatte es satt dass sich hier jeder glaubte, einmischen zu müssen in Dinge, die er besser ruhen gelassen hätte.
Dann wurden ihre Gedanken abgetrieben zu der Szene, die sich vor der Bank zwischen Sey und Jarl abspielte, und ihr kam das lange Gespraech in der Stille das Hafens wieder vor Augen. Sie hatte den Herzog noch niemals so am Boden zerstoert gesehen. Sie hatte das Glück, sofern man in diesem Moment wirklich von Glück sprechen konnte, einen kleinen Blick hinter die Fassade zu werfen, die Jarl um sich errichtet hatte. Und was sie in diesem Moment sah, wunderte sie doch sehr stark und irgendwie musste sie ihn in diesem Moment doch bewundern. Stellte sie jetzt die beiden Menschen Sey und Jarl gegenüber, und verglich die Aussagen die sie von beiden Seiten bekommen hatte, wurde ihr klar, dass sie sich beide nur immer im Kreis gedreht hatten. Jeder fühlte sich vom anderen aufs letzte ausgenutzt. Doch keiner vermochte wirklich zu sehen, wie der andere fühlte. Weil sie einander nicht zuhörten. Und doch wusste Gwen jetzt genau, sie hatte ihr schicksal besiegelt. Sie war nur ein einfacher Soldat, der hier in Cove zwar das glück hatte, aufgrund seiner Kenntnisse und Erfahrungen eine Rolle der Weisung und der Befehle spielen zu können, aber sich das Recht herauszunehmen, den Herzog, dem sie einen Eid geleistet hatte, so offen zu kritisieren und Aufklärung zu erlangen, stand ihr mit Sicherheit nicht zu. Und doch trug sie es mit Fassung. Sie würde diese Sache hier zu Ende meistern, und danach sehen, was die Zukunft bringt.
Nun wusste Gwen wenigstens, wofür sie kämpfte, wofür alle hier kämpften. Es war nicht das, was die Fassade jeden sehen liess. Ein jeder hier in Cove wird, wenn es zur Schlacht kommt, seinen eigenen Kampf ausfechten würde. Unter der warmen und kuscheligen Decke einer Loyalität, die zwar vorhanden war, aber nicht wirklich eine Rolle spielte.
Greg riss sie aus ihren Gedanken. Er fing an mit ihr darueber zu sprechen, was die Schlacht villeicht bringen würde. Eine innere Ruhe überfiel sie. So wie in den Tagen vor jeder Schlacht, die sie mit ihren vielleicht 22 Sommern schon geschlagen hatte. Sie fühlte sich zurueckversetzt an den Beginn einer jeden. Sie auf einem Belagerungsturm oder einem Wall, den Blick in Richtung des feindlichen Lagers gerichtet und eine innere Ruhe in sich, die sie niemals beschwören konnte, wenn sie sie einmal in Friedenszeiten brauchte. Der Wind umspielte ihre Gesicht und trieb ihr den morgendlichen Duft des Waldes entgegen, und sie meinte fast, im Wind das Geraeusch von stetig marschierenden Beinen, das Wiehern von Pferden und das Knarren der Versorgungwagen der Marketenderinnen zu hören. Der Feind war nahe, das konnte sie genau spüren, und doch quollen aus ihrem Innersten Worte hervor, gerichtet an den jungen Greg, die ihm aufzeigen sollten, wie sinnlos doch eine jede Schlacht war. Sie hörte sich selbst daherreden, wie einen uralten Veteranen, der einer Truppe die letzten Worte mit in die Schlacht gab, und sich dann in sein Zelt zurueckzog, um den müden, vernarbten alten Körper ruhen zu lassen. Sie war kurz und dran sich selbst zu ohrfeigen. Doch sie beherrschte sich, weil sie genau wusste, was Greg in diesem Moment von ihr sehen und hören wollte. Und sie würde alle die vielleicht zu ihr jetzt aufsahen, nicht enttäuschen...
 
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Alt 16.06.2002, 05:00
#71
Gwendolyn Rikor
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Der Tag begann schon mit schlechten Nachrichten, bevor sie richtig wach war. Irgendwer hatte ihr Seys Brief gebracht und ihn ihr an den Rucksach zwischen die Bolzen geklemmt. Rasch ueberflog sie die Zeilen und Zorn machte sich in ihr breit.
War sie also doch gegangen, verstossen vom Herzog, missverstanden, nicht angehört. Sie haette es sich denken koennen. Also hatte Jarl anstatt nachzudenken wieder einmal in den Armen dieser Aris geschlafen. Gwen seufzte hoerbar. So langsam hatte sie von Maennern wirklich absolut die Nase voll. Und es war wohl gut für Jarl, dass sie ihn am Tage nirgends erblickte.
Sie war noch nicht richtig zur Tuer hinaus, als man schon vom Wall herab ihren Namen rief. Brummend richtete sie den Blick nach oben, und wild gestikulierend standen ein paar gestalten oben und riefen nach ihr. "Also wieder mal kein Frühstück heute" dachte sie im stillen und ging hinauf. Der Anblick der sich ihr bot, war überwältigend. Schwarz gepanzerte Soldaten marschierten vor dem Wall auf und ab und hielten Wache. Gwen traute ihren Augen nicht. Der Feind war gekommen, als sie geschlafen hatte und niemand hatte sie geweckt. Innerlich fragte sie sich, wer da auf seiner Wache wieder geschlafen hatte und wen sie dieses mal absolut niedermachen wuerde. Doch sie wusste es hatte keinen Sinn.
Eine Ausgangssperre musste her. Sofort. Das Tor wuerde ab sofort verriegelt bleiben, soviel stand fest.
Waehrend sie die Soldaten musterte hatte sie ein wenig Zeit, über ihren Traum nachzudenken: Zurueckversetzt zu den 5 Magiern aus ihrer Vergangenheit, hoerte sie deutlich eine Stimme in ihrem Kopf: Vergiss nicht die Magie, Sonne, vergiss sie nie. Dann wurde ein Gitter vor ihr Blickfeld geschoben und sie sah sich selbst als Gefangenen unter einem Schild sitzen: "Gwendolyn Rikor - Gefangene Ihrer Selbst".
Es brauchte lange an diesem Tag, bis ihr klar wurde, was sie nun tun musste. Immer wieder in ihren Gedanken unterbrochen verfuegte sie nach der Entschuldigung an Arrant und dessen Vernehmung bezueglich des Geschwisterpaares Marie und Friedrich, dass die beiden ab sofort gesucht wurden und aus dem Lager geschafft werden sollten. Mittels Magie und eines Tores. Die Geschichte, die ihr Marie aufgetischt hatte, ein ganzes Leben auf dem Hof verbracht zu haben, angeblich nur das Feld bestellt und die Tiere auf der weide gehuetet zu haben, und dann als besonderes Merkmal der Umgebung einen Acker und eine Viehweide zu nennen, das war schon dreist. Aber sie wollte erst noch eine zweitmeinung haben, und von Arrant bekam sie den Hinweise, dass auch ihm dieses Paar merkwuerdig vorkam. Zu gut gekleidet für Bauern. Wunderbar, eine Sorge weniger wenn sie gefunden wurden.
Finweya war noch nicht auf, und so musste sie sich in geduld üben. Doch bald wurde das Warten belohnt. Sie nahm Fin beiseite und erklaerte ihr kurz, an was sie Gedacht hatte: Die Punkte, die sie mit Eric im Laufe des Tages noch angeschaut hatte einzugittern und dem Land die Magie zu entziehe, um 2 permanente Tor zu schaffen, die aus Cove fuehrten. Gwen wollte einerseits den Magischen Weg in Cove eindaemmen, aber auch denjenigen, die in friedlicher Absich kamen, die Chance geben, friedlich wieder durch das Tor zu gehen und abzuziehen. Fin erklaerte sich einverstanden. Ein kurzes, aber nicht zu intensives Gespraech mit Netarmas danach, und auch die Gitterbestellung war aufgenommen und wurde umgehend bearbeitet. Gwen grinste. Irgendwie hatte sie gute Laune. Wer weiss? vielleicht wuerden sie doch gewinnen. Fuer die Kanonen hatten Marwan und Gwen auch schon eine Idee gehabt, und Aris ward informiert, ein kleines Floss zu bauen. Es schien sich zu wenden, das Blatt.
Doch das Gegenteil trat ein. Sie stand gerade im Hof, um zusammen mit anderen den ersten Kaefig anzulegen, als der Hilfeschrei an ihr Ohr drang. De Mars Soldaten hatten eine Person gestellt und sie gnadenlos und direkt vor dem Tore Coves niedergestochen. Gwen fasste es nicht. Nach kurzem Gespraech mit den Soldaten wurde man sich einig, das der Körper nach Cove gebracht werden sollte. Beim Heiler angekommen, stellte sich heraus, dass der Mann tot war. Es war Tadi. Gwen schluckte. Diesen Mann hatte sie unlaengst am Tor abgewiesen. Und doch konnte sie nichts tun, als Clive anzubieten, den Grabstein für ihn zu stellen. Da seine Frau wohl ein Barmaedchen der "Roten Laterne" in Britain war, konnte sie nicht gehen um die Hiobsbotschaft zu ueberbringen. Doch sie würde es nicht vergessen.
Als dann auch der zweite kaefig errichtet war, konnte es losgehen. Die Bewohner Coves wurden ins Haus der Stille geschickt und nur noch Fin und Gwen waren in den Strassen unterwegs. Fin hatte ihr geklaert, was sie tun musste. Zunaechst musste sie ihr durch Cove den Weg vorangehen, und spaeter dann, so ihr wille dem standhalten konnte, für Fin die Kaefigtueren aufhalten. Und so begann Finweya schliesslich mit der Beschwörung, die Magie in Cove in ihr zu binden. Gwen lief ihr, sobald sie sah das es begonnen hatte voran. Bunte Funken spruehten, die Welt schien wie in der heissen Sommersonne zu schweben und zu zittern. Gwen, selbst etwas geschult in den Kreisen der Magie, spürte, wie sie geradezu durchstroemt wurde von der Essenz, die Fin in sich saugte. Der Weg durch Cove war gegangen, und so spurtet Gwen zum ersten Kaefig um die Tuere für Fin offenzuhalten. Fin ging hinein, und zuerst passierte nichts. Dann stoben funken an dem Punkt auf, an dem Fin das Tor platzierte, Flammen stoben am Rand des Kaefigs auf und brachten das Metall zum glühen. Gwen wurde klar was passieren würde, wenn sie die Tuere nicht hielt. Sie wuerde zufallen und die hitze wuerde sie Veschweissen, und Fin waere verloren, vollgempumpt mit Magie und doch unfaehig, sie auszulassen. Das selbe Spiel dann mit dem zweiten Kaefig. Mit Zugekniffenen Augen und erfolglosen Versuchen den Schmerz zu unterdrücken, liess Gwen es zu, dass ihre Haende verbrannten. Was danach passierte... es waren nur noch fetzen. Sie wusste noch, dass sie Ihren Umhang (er war verbrannt?) in zwei haelften riss und ihre haende notduerftig damit umwickelte. und irgendwie schaffte sie es, Fin ins Haus der Stille zu schaffen. Es erschien ihr als das einzig Richtige. Und danach? besorgte Gesichter - Clives Gesicht - Das Gesicht einer jungen Frau - Aris? Dann verliessen sie die Kraefte. Irgendwann schien sie zu spueren, dass sie leichter wurde, und sie glaubte zu schweben, Gwen hatte nicht wahrgenommen, dass man ihr die Kettenruestung, die sie irgendwie schon wieder viel zu lange am Stueck trug abgenommen hatte. Und Gwen bemerkte auch nicht, wie Aris erschrak, als sie die vernarbte Haut Gwens am ganzen Koerper sah. Und so konnte Gwen es diesmal nicht verhindern, da weder schuetzende Dunkelheit noch Stock oder Metall die Zeichen bedeckten, dass sich wieder eine Person mehr zuviele Sorgen um sie zu machen begann. All das blieb Gwen verborgen..
 
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Alt 16.06.2002, 10:07
In Nomine....
#72
Lady Thalassa
Ex-Staffler
 
Registriert seit: 15 Feb 2002
Beiträge: 3.760
(verschoben aus der biblio, author: po aris

Aris saß lange am Pier, wie sie es oft tat, und dachte über die letzten Tage und Wochen nach....
Sie war jetzt schon so lange mit den Rebellen des Herzogs zusammen.Sie hatte schon viel erlebt und sie hatte viel gesehen.
Doch das war nicht der Grund warum sie auf das Meer sah und mit einem verliebten Lächeln nachdachte.Es war Jarl...
Sie hatte es geschafft ihn aus seinem Tief...aus dem Loch was ihn zu verschlingen gedroht hatte...herraus zu holen.Limbanú war ihr gnädig gewesen.
Leicht striffen ihre Finger über das Symbol der Göttin das um ihren Hals hing.
Sie hatte Jarl verstanden...verstanden was er war...und was er nur als Schein trug.Der Herzog war nur die Maske gewesen.Eine Maske die ihn zu verschlingen drohte.Sie hatte Jarl gesehen.
Ihren Jarl....langsam schloss sie die Augen und sah in ihr Inneres.
Sie liebte ihn ja und es war nichts Falsches daran.
Auch wenn andere dies wohl nicht so ganz verstanden.
Sie hatte ihm in einem langen Gespräch die Augen öffnen können...hatte ihm gezeigt was er wirklich war...wer er wirklich war.Der Geist den der Herzog verkörperte...hatte Jarl beinahe vernichtet.Nun war es Jarl der den Herzog ab und an benutze um sich die nötige Authorität zu verschaffen.
Aris konnte mittlerweile abschätzen wann Jarl und wann der Herzog mit ihr sprachen.Er war eine seltsame Persönlichkeit...Sie liebte Jarl....und Jarl...er liebte sie.
Es war alles nicht leicht für sie gewesen...soviele Hürden hatten sie überwunden.Die letzte war Sey gewesen.
Sie hatte Jarl die Wahl gelassen an diesem Abend.Sie hatte ihm gesagt es sei seine Entscheidung ob er sie Lieben wollte...oder nicht.Sie hätte mit beidem Leben können.Aber er hatte sich für Aris entschieden.
Am nächsten Tag erfuhr sie das Sey fort war.Der Schmerz musste tief sitzten doch sie verstand auch Jarls entscheidung.Sey hatte ihm hart zu gesetzt....ihn verzweifeln lassen.Sie sah es in seinem Blick...in seinem Gang, in allem was er tat.
Aris hatte ihm geschworen sie würde für ihn da sein...ihn auffangen sollte er Taumeln, sein Herz bewahren und es hüten.
Bei ihm sein, neben ihm stehen...
Ihre Finger schlossen sich um das Amulett.Liebe war Aris das Heilligste als Dienerin Limbanús.Niemals hätte sie gewagt sich zwischen selbige zu stellen.Aber dem war auch nicht so.
Melina hatte sie hart getroffen mit ihren Worten am Tag nach Jarls Entscheidung.Ihre Blasphemie an der Göttin saß tief in ihrem Herzen...sie konnte ihr nicht vergeben...nicht jetzt....es würde viel Zeit brauchen damit diese Wunden wieder heilten.
Und zwischen alldem....standen die Soldaten De Mar´s vor den Toren Coves...irgendwie...war das das kleinste Problem was die Rebellen hatten....
Langsam erhob sie sich und ging den Steg wieder runter...
Lady Thalassa ist offline  
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Alt 17.06.2002, 01:31
#73
Melina Govaine
Reisender
 
Registriert seit: 15 Feb 2002
Beiträge: 806
Müde ging sie zu dem Haus des Heilers, in dem sie schon die ganze Nacht verbracht hatte. Sie hatte über ihren Mann gewacht, der schwer krank im Bette lag und um sein Leben rang.

In dem Haus angekommen schaute sie wieder nach Sadinon, schwer atmend lag er seinem vom Schweiss getränkten Bett und schlief. Seufzend setzte sich Melina an das Bett und wischte seine nasse Stirn ab. Besorgt streichelte sie seine Hand und schaute ihn ängstlich an.

Langsam ging der Medicus zu den beiden... reicht Melina eine Tasse heissen dampfenden Tee.
Trinkt das, und ihr werdet Euch besser fühlen. Dankbar schaute sie den Heiler an, der daraufhin zurück zu dem Tresen ging und weiter an einem Heilmittel arbeitete.
Langsam trank Melina von dem köstlichen Tee und spürte, wie die Müdigkeit in ihre Glieder und in ihren Geister fuhr...
Ein Schlaftee... dachte sie noch und schon fiel sie in den Schlaf der Gerechten...
Melina Govaine ist offline  
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Alt 17.06.2002, 21:19
#74
Vadrak Larthay
Reisender
 
Registriert seit: 17 Feb 2002
Beiträge: 182
Wieder einmal war der Templer totmüde in sein Bett gefallen und wälzte sich nun schlaflos herum.

Er dachte an Aurelia: Die junge Bardin schaffte es immer wieder, ihn von seinen Sorgen abzulenken und ihn zum Lachen zu bringen. Ihre Gesellschaft tat ihm gut. Sie strahlte so eine innerliche Unbekümmertheit aus, die ansteckend war und dafür sorgte, daß er sich in ihrer Nähe viel unbefangener fühlte, als im Beisein der meisten anderen Frauen. Aus einigen aufgeschnappten Gespächsfetzen glaubte der Templer herausgehört zu haben, daß sie wieder verliebt war, und er gönnte es Aurelia von ganzem Herzen.

Unbewußt verfinsterte sich Vadraks Miene, denn die Erinnerung an dieses aufgeschnappte Gespräch führte ihn unweigerlich zu ... - wie war doch noch ihr Name? Sein Herz setzte einen Schlag aus - richtig: Vior'la.

Allein ihren Namen zu denken, ließ seinen Puls schneller schlagen, und ihm wurde heiß und kalt. Hilflos knirschte er mit den Zähnen. Er wußte genau, was das bedeutete. Wütend auf sich selbst, versuchte er, sich Viorla in Gregs Armen vorzustellen, doch das half ihm auch nicht weiter, sondern steigerte nur seinen Zorn. Auf eine gewisse Art erinnerte sie ihn an Fiana, ebenso geradeheraus und herausfordernd, ja geradezu provozierend; eine Frau, die unweigerlich Ärger bedeutete, wo immer sie auch auftauchte; eine Frau, die gleichzeitig so voller Mitgefühl und Sorge war, so schön, anmutig und auch tapfer, so voller Liebreiz, daß es ihn mitten ins Herz traf. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als sie möglichst bald wiederzutreffen und doch war er sich mit qualvoller Klarkeit bewußt, daß dies auf keinen Fall geschehen durfte. Er würde ihr aus dem Weg gehen und zusehen, daß möglichst andere Leute dabei waren, wenn sich ein Zusammentreffen nicht vermeiden ließ. Es wurde höchste Zeit, nach Britain zurückzukehren, sobald der Herzog ihn nicht mehr so dringend brauchte wie gerade jetzt. Wenn er erst wieder in Britain wäre, würde er Viorla sicherlich nicht mehr wiedersehen...
Vadrak Larthay ist offline  
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Alt 19.06.2002, 13:26
#75
Yamayu Feysala
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Die Nacht war klar und still. Langsam drehte sie sich auf die Seite und schaute auf den leeren Platz, an dem normalerweise Gregorian schlief. Aber heute war sie allein. Viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Zu viele Menschen und für sie neuartige Gefühle wurden ihr in den letzten Wochen näher gebracht.
Langsam stieg sie die Leiter zum Dach hinauf. Dort angekommen stellte sie sich an den Rand und schaut auf das dunkle Meer hinaus auf dessen Oberfläche sich der Mond groß und klar spiegelte.
Eine Träne der Hoffnung, Liebe, Verzweiflung und vor allem Verwirrung störte die glatte Oberfläche des Wassers.
"Gregorian Silberson" hauchte sie in die Nacht. Der erste Mensch, der sah, welch Seele wirklich in ihr steckte. Die Frage, warum er sie liebte, stellte sie sich seit langem nicht mehr.
Noch vor ein paar Monaten hätte sie über solch Menschen, wie sie jetzt einer war gelacht und.....
Schnell schüttelte sie den Gedanken ab.
"Es ist Vergangenheit...." hörte sie Gregorians Worte widerhallen.
Ja, dessen war sie sich bewusst. Aber "er" ist genauso ein Teil ihres Lebens gewesen, wie die Gegenwart es jetzt ist.
Sie wußte, dass es "ihn" gibt. Sie wusste, dass "er" sie geliebt hat. Sie wußte aber auch, dass sie "ihm" den Rücken gekehrt hat und "er" sicherlich enttäuscht von ihr ist.
Bei dem Gedanken, dass "er" sie bei Schritt und Tritt beobachtete, strich es ihr kalt den Rücken hinab.
Langsam schüttelte sie den Kopf und versuchte an andere Dinge zu denken. An die lieben Menschen hier in Cove die sie kennen gelernt hat. An das Glück, das Leid....und irgendwo auch an die Gerechtigkeit die hier herrschte. So etwas hat sie in den 18 Sommern vorher nie erlebt.
Jeder Mensch in diesem Dorf hat einen anderen Charakter und trotzdem gibt sich jeder mit dem anderen Mühe.
Da gab es den sensiblen und einfühlsamen Harl Kean der sie auf seine spezielle Art und Weise beeindruckte. Dann gab es die Bardin Aurelia deren Gegenwart sie zu schätzen weiß, und die frech aber liebenswürdig ist. Dann gab es Gwendolyn....eine Frau wie sie noch nie eine sah. Sie beeindruckte Viorla sehr.
Mit einem Seufzen drehte sie sich um und schaute hinauf zu den Sternen. Dann gab es noch einen Mann, an dem sie nicht aufhören konnte zu denken. Er hieß Vadrak und war ein Gläubiger Glarons. Vielleicht aus Gewohnheit schmunzelte sie und schüttelte leicht den Kopf. Sie sah auf ihre Füße. "Ob er mich mag? Ob er gemerkt hat, dass ich seinen Glauben nicht teile?" schnell schüttelte sie die Fragen aus dem Kopf und kniff die Augen zusammen. Diese Gedanken und Fragen, Gefühle und Verwirrung hämmerte in ihren Kopf. Langsam sackte sie zusammen und saß noch einige Stunden im Mondenschein. Langsam....ganz langsam fing es an zu Dämmern. Die strahlen streichelten ihre Wangen. Sie sah zu der Sonne und ein leichtes, kaum sehbares Lächeln war auf ihrem Gesicht zu sehen............
 
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