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Alt 28.04.2015, 23:47
Rüstungen im Herzogtum Teil II
#1
Urs Vallasson
Reisender
 
Registriert seit: 10 Jun 2009
Beiträge: 251
Titel: Rüstungen im Herzogtum Teil II
Autor: Urs Vallasson

Zur Erläuterung des Handwerks der Schmiedekunst, versuche ich mit diesem vorliegenden Werk die einzelnen Teile einer Rüstung dem geneigten Leser näher zu bringen und will sogleich mit dem Helm beginnen, der bekannter Weise in fünf verschiedenen Formen hierzulande gängig ist.
Aus Gründen der Vereinfachung gehe ich jedoch nicht auf die verschiedenen Metalle ein, in welche eine komplette Rüstung gefertigt werden kann, da die Verarbeitungsweise, unabhängig vom Metall in allen Schritten gleich ist.
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Der Helm:
Der einfache offene Helm wird aus einer einzigen Metallplatte mit dem Treibhammer geschlagen, wobei die Erstellung seiner leicht kegeligen Form recht schwierig ist, da die am meisten gefährdende äußerste Spitze am allerstärksten herausgetrieben werden muss. Dieser Schmiedevorgang erfordert vom Schmied sehr viel Können und handwerkliches Geschick. Da bei diesem Helm keinerlei Behinderung des Gesichtsfeldes gegeben ist und man somit viel freie Sicht hat, findet dieser Helm meist bei Armbrust- und Bogenschützen seine Verwendung.
Anders beim dem Topfhelm. Seine hochklappbare Gesichtspartie ist in einer spitz zulaufenden Form ausgeschmiedet und mit vielen kleinen Löchern für die Frischluftzufuhr versehen. Am unteren Helmrand ist ein Lederband angenietet, an welches der Kettenkragen angebunden ist. Diese Helmform findet gerne Verwendung bei berittenen Panzerreitern.
Die klassische Ausprägung des Plattenhelms wiederum umgibt, aus mehreren geformten Metallplatten zusammengenietet, in weiter Rundung das Haupt und ruht auf selbigen mittels eines gepolsterten Innenfutters. Diese Helmform ist mit einem breiten Sehschlitz versehen.
Ganz anders hierzu ist der sogenannte Barbarenhelm, dessen ursprüngliche Form aus den nördlichen Regionen des Reiches seinen Weg hierher gefunden hat. Dieser Helm weißt sich durch seinen leichten Mittelkamm und den weit in die Gesichtsmitte hereingezogenen Wangenplatten aus, da diese Form guten Schutz, bei relativ guter und freier Sicht bietet. Der Barbarenhelm wird zumeist von Schwertkämpfern bevorzugt.
Der Vollhelm verbindet handwerkliches Geschick mit moderner Eleganz. Er findet daher meist Verwendung bei Prunk- oder Ordensrüstungen. Er besitzt ebenso wie der Topfhelm ein hochklappbares Visier. Diese Helmform wird meist vom Adel vorgezogen, da er eine ganz besondere Eleganz ausstrahlt.
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Der Halsschutz:
Der Halsschutz ist in seiner Form recht einfach gehalten. Er besitzt an seiner Innenseite zwei Haltehaken, an welchen er am oberen Halsrand der Brustplatte eingehakt wird. Durch einen langen Lederriemen, welcher um den Nacken des Trägers gelegt wird, bekommt er seinen zusätzlichen Halt.
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Die Brustplatte:
Die Brustplatte wird meist aus einer, zwei oder drei Metallplatten gefertigt. Da sie die größte Trefferfläche darstellt, sollte sie auch das stärkste Rüstteil sein. Die Metalldicke der Brustplatte kann von 8mm bis zu 12mm Stärke ausgelegt werden. Weniger hochwertige Brustplatten sind oft von Metallstärken unter 8mm. Besteht eine Brustplatte aus mehreren einzelnen Metallplatten, zum Beispiel aus drei, so nennt man die Brustplatte in ihrer Form dreifach geschoben. Bei zwei, zweifach geschoben. Die einzelnen Metallplattensegmente sind in sich leicht beweglich, so dass dem Träger dadurch eine höhere Beweglichkeit gegeben wird. Die Metallplatten werden mittels Metallnieten zusammengefügt. Zwischen die Metallplattensegmente kommen Unterlagen aus sämisch gegerbtem Hirschleder. Diese Unterlagen verhindern das scheuern der einzelnen Metallplatten zueinander und ermöglichen es zusätzlich, ein gewisses Bewegungsspiel der einzelnen Metallplatten zu schaffen. Es ist jedoch von größter Wichtigkeit, dass nur Leder dieser Gerbweise Verwendung findet, da andere Gerbverfahren, bedingt durch die Gerbsäure im Leder das Metall angreift und ein Korrosionsprozess an dieser Stelle dann einsetzt.
Am unteren Rand einer Brustplatte sind mehrere bewegliche „Bauchreife“ angebracht, die den Hüftbereich und das Gemächt des Trägers schützen sollen. Unter die Bauchreife wird in beiden seitlichen Bereichen, ein breites Lederband eingenietet, welches die Beweglichkeit der einzelnen Bauchreife vorgibt. Alle Kanten der kompletten Rüstung weißen eine Umbördelung auf. Eine Brustplatte lässt unzählige Möglichkeiten zu, diese zu verzieren, um aus einer einfachen Rüstung ein einmaliges Erzeugnis werden zu lassen. Hierbei bedient man sich verschiedener Techniken, als da wären das Punzieren, die Ätztechnik, das Ziselieren oder Gravieren. Diese Techniken lassen eine aufwendige Motivgestaltung zu, welche von floralem Blattwerk, über nordisches Flechtmuster bis hin zu Tiergestalten, wie Drachen, Vögel und Schlangen reichen, um nur wenige hier kurz aufzuzählen. Auch kann eine Rüstung durch verschiedene Schwärzungen und Ausprägungen mit getriebenen und vergoldeten Ornamenten versehen werden. Selbst eine farbige Gestaltung in einem Blauton ist bei rechtzeitigem abkühlen möglich.
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Die Rückenplatte:
Die Rückenplatte steht der Brustplatte in nichts nach. Diese Fertigung ist der Brustplatte sehr ähnlich. Auch sie kann aus mehreren einzeln verbundenen Metallplatten bestehen und somit zur höheren Beweglichkeit beitragen. Auch gilt für sie, was die Verzierung anbelangt gleiches, als wie für die Brustplatte.
Brustplatte und Rückenplatte werden so getragen, dass die Brustplatte die Rückenplatte im Schulterbereich und an den beiden Körperseiten überlappt, um so einem möglichen Angreifer mit seiner Waffe beim Stich keine Möglichkeit zu bieten, zwischen die beiden Rüstungsteile zu gelangen. Der Angriff wird bei solch einer Trageweise am Körper abgeleitet und läuft ins Leere. Brust- und Rückenplatte werden durch fingerbreite Lederriemen im Schulterbereich geschlossen. Ein an der Rückenplatte befestigter Leibriemen wird von hinten nach vorne um die Hüfte gelegt und wie ein normaler Gürtel verschlossen. Somit umhüllen beide Rüstungsteile den Oberkörper sicher und bewahren diesen vor Verletzungen.
Die Rückenplatte hat ebenfalls am unteren Rand mehrere beweglich angebrachte Metallreife, welche aber in diesem Fall „Gesäßreif“ genannt werden und das hinsitzen, wie auch das reiten zulassen, ohne hinderlich zu sein.
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Das Armzeug:
Das Armzeug besteht zumeist aus drei Teilen, welche ebenfalls mit eingenieteten Lederriemen untereinander verbunden sind. Oben beginnend kommt die sogenannte „Oberarmröhre“, welche außer dem Oberarm auch noch die Schulterregion mit umschließt. Diese wird entweder im Schulterbereich der Rückenplatte, oder aber am Halsschutz befestigt.
Nach der Oberarmröhre folgt dann weiter nach unten die sogenannte „Ellenbogenkachel“, welche in ihrer Form im hinteren Teil spitz und leicht nach hinten gekrümmt verläuft. Sie wird mittels zweier Lederriemen in der Armbeuge fixiert und mit Ledernestel an die Oberarmröhre gebunden. Diese Form lässt richtig vermuten, dass sie gerne auch als Nahkampfwaffe im Kriegsgetümmel eingesetzt wurde um Gegner fern zu halten.
Der Ellenbogenkachel wiederum folgt die „Unterarmröhre“, die von der Armbeuge vorreicht bis hin zum Handgelenk. Ober- und Unterarmröhre sind zweigeteilt und haben an der Vorderseite ein kleines filigranes Scharnier, welches es zulässt, dass zu schützende Körperteil zu umschließen, ohne mit dem Arm durch die Röhre einfahren zu müssen. Mittels eines gefederten Stiftes werden die Röhren verschlossen. Zum Ablegen der Röhren muss zuvor der gefederte Stift nach untern eingedrückt werden.
Die Oberarmröhre ist so gearbeitet, dass sie in ihrer Form weit in die hintere Rückenpartie reicht, um die Armausschnitte der Rückenplatte zu überdecken. Dieser Teil der Röhre wird „Hinterflügel“ genannt. An der Vorderseite kann die Oberarmröhre ähnlich gestaltet sein, um ebenso die Armausschnitte der Brustplatte zu bedecken. Somit sind die Achselhöhlen bei angehobenem Arm als Angriffsziel ausgeschlossen. So sie vorhanden sind, nennt man diese „Vorderflügel“.
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Der Platten- oder Panzerhandschuh:
Der Platten-oder Panzerhandschuh besteht aus mehreren getriebenen Metallplatten die in ihrer Anordnung zueinander so angebracht und vernietet werden, dass eine gute Auf- und Abwärtsbewegung der Vorderhand gestattet wird. Ein kreisen lassen der Vorderhand ist jedoch nur bedingt durch die Anordnung der Plattenteile möglich. Der Platten-oder Panzerhandschuh ist ab dem Knöcheln vorwärts zu den Fingerspitzen in drei Segmente aufgeteilt, die jeweils von einem Fingergelenk bis zum nächsten reichen. So ist die Beweglichkeit der Hand gegeben und man kann diese zu einer Faust schließen. Die Plattensegmente überdecken nur den Handrücken, so das ein sicherer Halt der Waffe gegeben ist. An der Innenseite des Platten-oder Panzerhandschuh sind zwei Lederschlaufen eingearbeitet, durch die man mit vier Finger einer Hand fährt. Einzig der Daumen ist separat durch ein Plattensegment geschützt und durch eine eigene Lederschlaufe am Daumen fixiert. Am hinteren Teil des Platten-oder Panzerhandschuh ist ein Metallstulpen angebracht, der über die Unterarmröhre reicht und somit keine freie Stelle der Hand preisgibt.
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Das Beinzeug:
Das Beinzeug ist wiederum von der Fertigung her an das Prinzip des Armzeuges angelehnt. Ähnlich wie dort gibt es auch hier eine obere und untere Beinröhre, die auf selbe Art und Weise das Bein umschließt. Einzig das Knie wird von einer sogenannten „Kniekachel“ geschützt, welche in den meisten Fällen dreigeteilt ist und auf der Funktion des Geschübe basiert. Die Kniekachel wird ebenfalls mittels zweier Lederriemen in der Kniekehle fixiert. Am unteren Rand der unteren Beinröhre wird der „Plattenschuh“ befestigt. Dieser wird dort ebenfalls durch gefederte Stifte gehalten und kann von diesen mittels eines Handgriffs auch wieder abgenommen werden. Die Plattenschuhe umschließen nicht den ganzen Fuß, sondern decken diesen nur an der Oberseite ab, so dass der darunter getragene Stiefel oder Schuh noch sicheren Halt auf dem Untergrund bietet. Auch der Plattenschuh ist als ein Geschübe ausgearbeitet, so dass ein abrollen des Fußes zustande kommen kann.
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Zu Buch gegeben am 16.ten im Cun des Jahres 1317
Urs Vallasson
Schmied in der Stadt Britain
Urs Vallasson ist offline  
Geändert von Urs Vallasson (28.04.2015 um 23:58 Uhr).
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Alt 29.04.2015, 06:23
#2
Urs Vallasson
Reisender
 
Registriert seit: 10 Jun 2009
Beiträge: 251
Eine Bitte an alle Interessierten ...
Mir fallen immer wieder, obwohl ich den Text sicherlich schon gefühlte 1000x kontrolliert habe, immer wieder irgendwelche kleinere Rechtschreibfehler auf.
Sollte irgendwer beim durchlesen auf weitere, von mir übersehene Fehler stoßen, darf er sie entweder gerne behalten, oder mir diese in Form einer PN mitteilen. Ich werde dann versuchen diese abzuändern, ehe der "Bücherwurm GM" ;-) die Bücher freischaltet.

LG
PO Urs
Urs Vallasson ist offline  
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