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Alt 29.07.2006, 14:55
Aus dem Leben gegriffen
#1
Kyra Linajah Glariel
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Frag mich bitte nicht warum ich wieder angefangen habe, meine Erlebnisse niederzuschreiben. Ich weiß es selber nicht. Dabei habe ich eigentlich schon genug zu schreiben. Langeweile kann es auch nicht sein. Ich habe auf dem Lehen meines Herrn genug zu tun. Wenn er mich nicht gerade mal wieder in Richtung Festland geschickt hat, von dem ich vor ein paar Tagen wieder abgelegt habe. Und auch dort gibt es mehr als reichlich zu erledigen.

Teilnahme an irgendwelchen Besprechungen - als Vertretung meines Herrn, und sogar hin und wieder irgendwelche Botengänge.
"Aushändigen dieses Schriftstückes" nennt mein Herr das immer. Zugegeben....ich habe mich schon öfters gefragt, warum er nicht einfach einen Boten schickt. Schließlich laufen hier einige rum. Vermutlich sind die Schreiben recht Brisant und dürfen nicht in falsche Hände gelangen. Oder will er mich testen, ob ich Vertrauenswürdig genug bin?

Die Teilnahme an Besprechungen der höheren Gesellschaft ist recht - wie soll ich sagen? Nun, mal so und mal so. Ja, es gibt durchaus äußerst spannende und vor allem interessante Dinge, die es so zu besprechen gibt. Obwohl ich mehr oder weniger nur in der Ecke sitze und am schreiben bin, oder halt die Meinung meines Herrn vertrete. Trotzdem sehr Informativ und Lehrhaft. Einige sind sogar recht nett, und fragen sogar mich persönlich nach meiner Meinung. Was allerdings sehr selten vorkommt. Als Knappe ist man halt in den Augen der meisten...ein nichts und niemand, welches ich hier in Britain fast jeden Tag aufs neue erleben darf. Aber das erzähle ich dir ein andermal.

Doch bei anderen wiederum bin ich mehr Zeuge einer Auseinandersetzung, die nicht einmal Val führen würde, weil sie äußerst gescheit ist und von vornherein weiß, dass sie lächerlich sind. Und dabei sie ist noch ein Kind, welches nicht einmal 10 Jahre alt ist.
Einmal bin ich sogar eingeschlafen. Ich weiß gar nicht mehr, worum es überhaupt ging. Irgendetwas Banales. Hui...das gab Ärger. Kaum war ich wieder auf dem Lehen angekommen und habe Madame Dechan das Schreiben überreicht, welches man mir mitgab, hat sie mich auch schon den Ohren in das "Turmzimmer" geschleift. Eine Woche saß ich da drin. Die längste Zeit war einmal 10 Tage. Ich sage dir besser nicht, was der Grund dafür war. Jedenfalls war es noch ziemlich am Anfang meiner Zeit als Novize.

Zu meiner Freude habe ich erfahren, dass unser König regelmäßig Audienzen für das gemeine Fußvolk gibt. So wie es Herzogin Miramel regelmäßig getan hat. Wenn ich mal wieder in der Nähe sein sollte, und es zufällig eine Audienz gibt, werde ich mich mal vorstellen. Ich denke mal, es wird ihn interessieren, wer in seine Dienste treten möchte. Hoffe ich einfach mal. Wenn er schon nicht nach Britannia kommt, und einer seiner Provinzen einen Besuch abstattet, muss ein Teil der Provinz halt zu ihm.

Oh. Die Schiffsglocke läutet. Gleich gibt es Essen. Oder jedenfalls das, was die Seeleute hier an Deck als solches titulieren.
Da ich schon lange auf dem Festland war, wollte ich so schnell es geht wieder nach Hause, und habe das erste Schiff genommen, welches im Hafen lag, und Britannia ansteuerte.
Ein Fehler wie sich herausgestellt hat. Ich bin ja schon auf vielen Schiffen gesegelt, aber dieses hier ist mit Abstand das Schlechteste. Die - sagen wir einmal flegelhaften Äußerungen - bin ich ja gewohnt. Aber das man mich gleich angrabscht, ging zu weit. Jedoch bin ich recht zuversichtlich, dass seine Nase bald wieder verheilt sein wird, die ich ihm dafür brechen musste.

K.


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Alt 04.08.2006, 15:34
#2
Kyra Linajah Glariel
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Endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Die Luft war im Hafen von Britain kaum auszuhalten. Das schwüle, heisse Wetter, dazu der Gestank von den Fischern, die ihre Fische ausnahmen. Schnell zum nächsten Reisetor.

In Minoc auf dem Lehen angekommen, war Jark eifrig dabei, mit einem fahrendem Händler über Töpfe und Gewürze zu feilschen. Irgendwie mag ich diese Händler. Die Sachen die sie dabei haben und verkaufen. Ihre Art. Ausserdem kommen sie viel herum, und haben immer viel zu erzählen. Auch wenn das Meiste weniger von Belangen ist. Aber hin und wieder, sind doch recht brauchbare und nützliche Informationen darunter.
Der Stallmeister wuselte nur hin und her, um die Tiere gut zu versorgen. Bei der Hitze leiden sie bestimmt ebenso. Irgendwie wusste ich bei dem Anblick, dass ich für eine lange Zeit im Stall tätig sein werde.

Madame Dechan saß oben auf dem Balkon und genoss die Sonne. Natürlich mit einem gutem Buch in der Hand. Bei dem Wetter auch das einzig Richtige, was man machen kann.
Nachdem ich meine Sachen verstaut habe, bin ich zu meinem Herrn gegangen um Bericht abzustatten. Er saß oben in seinen Privaträumen, hinter einem Berg von Büchern und Pergamentrollen. Ich überreichte ihm das Protokoll, welches ich unterwegs nochmals ins Reine geschrieben hatte. Er hasst es wenn er nachfragen muss, nur weil er etwas nicht lesen kann.
Auch diesmal erklärte er mir den Sinn und Zweck meiner Reise. Ich erspare mir hier an dieser Stelle ins Detail zu gehen. Jedenfalls gab er mir noch einige Hinweise, auf was ich in Zukunft besser achten solle, und auf was es ankäme.

Für den nächsten Tag hat mit Madame Dechan zu meiner Überraschung frei gegeben. Was nicht sehr oft vorkommt. Entweder lag es am Wetter, oder sie hat ein spannendes Buch. Wobei ich zu letzerem tendieren würde. Meine früheren Versuche aufgrund schönem Wetter frei zu bekommen, waren nicht von Erfolg gekrönt. Allerdings war es auch lange nicht mehr so heiss, wie in diesem Sommer. Aber ich möchte da jetzt auch nicht Spekulieren. Und was macht man mit einem freien Tag? Richtig. Man kümmert sich um diejenigen, die man leider vernachlässigen muss, weil man kaum Zeit findet um sie mal besuchen zu gehen. In diesem Falle war es ein entzückendes kleines Mädchen.

Ich habe sie früh von zu Hause angeholt, damit wir lange was von dem Tag haben. Und um diese Jahreszeit gibt es keinen schöneren Ort, als den Klostergarten in Yew.
Schon auf dem Weg dorthin, löcherte sie mich mit ihren Fragen. Irgendwie süß die Kleine mit ihren Gedankengängen. Manchmal wünsche ich mir, dass sie nie älter wird und damit aufhört. So langsam kommt sie ja in das Alter, wo man sich um seine Zukunft Gedanken macht. Natürlich stelle ich es ihr frei, welche Berufung sie später eingehen wird. Ich denke Bol und Aurelie ebenso. Obwohl ich sie ja schon gerne in meinen Fußstapfen treten sehen würde. Aber Bol und Aurelie in den ihrigen wohl auch.

Über die Reise machte ich mir keine allzu grossen Gedanken. In Britain waren überall Wachen, und in Yew sorgten die Elfen schon dafür, dass keiner auf dumme Gedanken kommt. Auch wenn man sie nicht sieht, kann man davon ausgehen, dass sie einen beobachten. Daher war mir schon etwas mulmig zumute, als Val plötzlich im Gras wühlte und mir dann irgendetwas ausgebuddeltes unter die Nase hielt. Ich glaubte es war etwas Gingseng. Madame Ceres hat mich zwar in Kräuter- und Heilkunde unterrichtet...aber...nun...nach all den Jahren vergisst man schon mal das ein oder andere.
Aber wenn die kleine Maus fragen bezüglich Kräuter hat, werde ich mal ein Treffen mit Kräuterkundigen arrangieren. Ich für meinen Teil muss da leider passen.

Im Garten kamen wir auf Libanu zu sprechen. Ich glaube nicht das sie alles verstanden hat, was ich ihr versucht habe, zu vermitteln. Ich kenne auch nur wenig aus meinem Untericht. Und halt das, was mir Khida immer erzählt hat. Schade das sie nicht mehr das Kloster führt. Als ich Val erzählt habe, dass das Kloster eine recht umfangreiche Bibliothek besitzt, wollte sie unbedingt dort hin. Aber nicht, bevor ich ihr das Kloster gezeigt habe. Vor allem das Labor, welches Val mit offenem Mund bestaunt hat. Es hat sich seit damals wenig verändert. Sogar meinen seltsamen Stein, den ich mal mit Jaehl bei einem Troll gefunden habe, lag noch dort. Eigendlich war es eher einer dieses Rattenwesen. Der Troll hatte nur den Hinweis dazu. Leider konnte auch Khida nicht herausfinden, was es mit dem Stein auf sich hat.

Kaum waren wir oben angekommen, war die Kleine auch schon weg. Irgendwo zwischen den langen Bücherregalen verschwunden. Nur hin und wieder kam sie mit einem Buch in der Hand hervor, um mich auf einiges hinzuweisen. Es waren sehr viele Bücher dabei, bei denen es um Magie ging. Ob es jetzt etwas ernsthaftes ist, oder doch nur flüchtiges Interesse...man wird sehen. Vielleicht sollte ich sie einmal mit Tari bekannt machen. Sie beherrscht sowohl die Kunde über Kräuter, als auch über Magie.

Die Zeit verging wie nichts. Ich bekam Hunger, und meine Maus machte auch schon einen müden Eindruck. Also beschlossen wir, den Heimweg anzutreten.

Den Rest des Tages allerdings, habe ich doch wieder mit einigen Lehrbüchern verbracht.

K.


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Alt 07.08.2006, 10:43
#3
Kyra Linajah Glariel
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Heute bekam ich ein Schreiben von Herrn Toda. Er wollte mich besuchen kommen. Der wahre Grund waren natürlich die Bücher, die er mir vorbeibringen wollte. Ob er mich auch besucht hätte, wenn es keinen Anlass gegeben hätte?
Ich habe ihn für den späten Abend auf dem Lehen eingeladen. Mein Herr - und vor allem Jark - mag es nicht besonders, wenn plötzlich so kurzfristig meine Gäste zum Essen erscheinen. Also hab ich das Treffen nach dem Abendessen angelegt.
Immerhin ist es ja jetzt überhaupt wieder möglich, hier Besuche zu empfangen. Eine ganze Zeitlang war es ja nicht möglich, weil gleich jeder Gast Beleidigt und Gedemütigt wurde. Und das von einem, der für meine Herrn arbeit. Da war ich gezwungen, meine Besuche woanders zu empfangen. Nun ist er ja zum Glück nicht mehr da und alles geht wieder seinen ruhigen, normalen Weg. Traurig das es Leute gibt, die nicht in der Lage sind, auch mal an andere zu denken.

Es war ein angenehmer Abend. Obwohl ich doch schon etwas müde und irgendwie nicht ganz so recht bei der Sache war. Dafür habe ich nun wieder einige neue Bücher zum Lesen bekommen. Für die langen Winterabende am Kamin, bei einem Glas Glühwein und Keksen genau das Richtige.

Herr Toda hat nun auch inzwischen sein eigenes Häuschen. Was mich natürlich sehr gefreut hat. Wie lange hatte er auch schon dafür gespart. Nur....es steht in Fenisthal und er ist den Yil'danern beigetreten.
Ich habe nichts gegen Fenisthal. Auch nicht gegen deren Einwohner. Einige meiner besten Freundinnen wohnen dort. Thaena. Marie.
Obwohl ich zugeben muss, dass ich Anfangs auch etwas skeptisch war. Ich kann mich noch erinnern, dass es den Yil'daner untersagt war, bei Aurelie Betten zu kaufen. Im Winter. Das muß man sich einmal vorstellen. War wohl nichts mit dem Wohle des Volkes.

Nur...ich fühle mich ehrlich gesagt etwas unwohl in meiner Haut, wenn ich Fenisthal betrete. Was auch daran liegt, dass ebenfalls 2 Leute die für meinen Herrn arbeiten, beziehungsweise gearbeitet haben, sich extrem daneben benommen haben, und sich dadurch sehr unbeliebt gemacht haben. Du weisst ja wie das ist. Wenn
ein Gardist unangenehm auffällt, heisst es nur die Garde als solches. Natürlich logisch, dass es in meinem Falle der Gutshof Shalmaire heisst, und das das, was andere durch ihre Art und Weise wie sie aufgetreten sind, auch auf mich abfällt. Aber auch daran denkt natürlich auch keiner. Selbst auf Beschwerden hin wurde nicht reagiert. Kein Wunder das der Ruf sehr stark gelitten hat und das dieses Stückchen Minoc immer weiter ins Abseits gerät. Ob Seram deswegen gegangen ist?

Ich sehe gerade das es schon wieder recht spät geworden ist. Ich muss morgen wieder sehr früh raus.

K.


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Geändert von Kyra Linajah Glariel (07.08.2006 um 11:54 Uhr).
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Alt 11.08.2006, 16:22
#4
Kyra Linajah Glariel
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Irgendwie mag ich den Herbst nicht. Das graue Wetter. Der immer öfters einsetzende Regen. Blätter welche von den Bäumen fallen. Es drückt auf das Gemüt. Den ganzen Tag war ich schon nicht so ganz bei der Sache. Heute ging es im Unterricht um irgendwelche Leute, die irgendwann, irgendwo, irgendwas gemacht haben. Nicht gerade sehr spannend. Selbst das Kampftraining, welches mir eigendlich mehr liegt, munterte mich nicht besonders auf.

Vor dem Abendessen bin ich noch runter zum Friedhof gegangen. Ein paar Untoten von ihren Qualen befreien. Warum einige verstorbene es nicht ganz bis in die Unterwelt schaffen ist mir bis heute noch ein Rätsel. Aber ehrlich gesagt weiss ich auch gar nicht, ob ich das wirklich wissen will. Oder überhaupt verstehen würde. Ob ich wohl schon einmal bei einem Untoten
nachgeholfen habe, den ich kannte? Oder gar selbst getötet habe? Orks oder so?

Unten in den Katakomben begegnete ich einer junger Frau, die sich sichtlich mit einem Kriegshammer abmühte. Wir kamen ins Gespräch, und sie stellte sich mir als Anvhela vor. Eine Trankbrauerin, welche sich als Ausgleich der Kampfkunst hingab. Sie schien recht ehrgeizig zu sein, und wir setzten gemeinsam unseren Weg fort. Etwas ungewöhnlich erschien uns später eine Frau die uns entgegen kam. In einem Kleid! Wir witzelten etwas herum, ob sie wohl da unten auf der Suche nach einem Herrn war. Selbst ein Bär lief uns über den Weg. Und Sianne haben wir später dort auch noch angetroffen.
Im Herzogtum scheint es ruhig herzugehen. Aber in den Katakomben ist immer etwas los. Man trifft Bekannte und weniger Bekannte. Irgendwelche Tiere und sonstige Wesen, die man dort eigendlich nicht erwartet. Ich weiss nie, ob das wieder einer dieser Magier ist, die irgendetwas mit sich anstellen, oder ob das wirklich irgendwelche Kreaturen sind. Jedenfalls ein recht gefährlicher Ort für sie. Ich sollte mal einen der Richter fragen, was passiert, wenn ich einen Ork töte, der in Wirklichkeit ein Magier ist, der sich verwandelt hat.

K.


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Alt 11.08.2006, 17:12
#5
Kyra Linajah Glariel
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Besuch in Fenisthal. Du weisst ja was in mir vorging. Nervosität und Ungewissheit.
Thaena hatte mich eingeladen. Auf ein kleines Fest, um die ertragreiche Ernte zu feiern. Da ich ihr keinen Wunsch abschlagen kann, habe ich mich also auf den Weg gemacht.
Der werte Herr Berrma, Thanea und die Familie Decram, sowie der Baron waren schon anwesend. Wobei ich noch anfügen muss, ich weiss nicht ob das die komplette Familie war. Einige Personen kannte ich, andere wiederum nicht. Aber irgendwie gehörten sie schon zusammen. Glaube ich jedenfalls. Im nachhinein habe ich mich doch etwas darüber geärgert, dass ich Val nicht mitgenommen habe. Das hätte ihr mit den anderen Kindern sicher gefallen, und sie hätte auch wieder einiges dazu lernen können.
Thaena erzähle mir dann noch so ganz nebenbei, dass auch die Herzogin kommen würde. Was meine Nervosität noch mehr steigerte, und ich Thanea am liebsten....nun ja...

Nachdem noch Herr Toda zu uns gefunden hat, trafen dann auch der Graf und der Herzog ein, welcher als Vertretung für seine Gemahlin gekommen war. Mit einem Herzog, einem Grafen und Baron an einem Tisch zu sitzen um zu speisen, war natürlich schon etwas besonderes, was man auch nicht alle Tage erlebt. In der Regel habe ich es meist mit deren Stellvertretern zu tun. Daher muss ich Thaena schon für die Einladung danken. Ob sie das mit Absicht gemacht hat, damit ich noch weiter dazu lerne? Mich noch intensiver darauf vorbereiten kann, was später auf mich zukommen könnte?

Während die hohen Herrschaften lieber unter sich blieben, habe ich mich mit Thanea unterhalten. Ich glaube wenn sie nicht gewesen wäre, wäre ich mir recht verloren vorgekommen. Aber Herr Toda erstaunt mich mit seinen Gedichten und kleinen Kunststückchen welche er vorgetragen hatte, immer wieder aufs neue.

Nachdem der Adel sich dann verabschiedet hatte, war ich doch für einen Augenblick etwas entäuscht. Ich hätte nur allzugern das ein oder andere Wort gewechselt. Besonders mit dem Graf. Als Ritter hätte er mir sicher noch den einen oder anderen Ratschlag mit auf den Weg geben können. Gerne hätte ich noch eine Einladung auf den Gutshof meines Herrn ausgesprochen. Aber man kann halt nicht alles haben oder verlangen. Alles in allem war es doch ein schöner Abend. Und am Ende sassen der junge Herr Jonah, Thaena und ich noch bis Spät in die Nacht und haben uns so lange unterhalten, bis uns die Augen zu fielen, und wir den Heimweg antreten mussten.

K.


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Alt 17.08.2006, 11:03
#6
Kyra Linajah Glariel
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Eigendlich hatte ja ich nur vorgehabt, in Britain neue Tinte zu kaufen. Und später bei den Bauern vorbei zu schauen, ob sie Gänsefedern für mich haben. Und du weisst wieviele Federkiele ich im Monat brauche. Anfangs tat ich mich noch sehr schwer damit Federkiele zu fertigen, aber nun geht es. Und sie werden um einiges besser als die, die man fertig kaufen kann. Die kratzen und beschädigen nur die teuren Pergamente.

Zu meinen täglichen Aufgaben und Pflichten gehört es auch, sich um die Pferde zu kümmern. Verantwortung zeigen, wie es immer so schön heisst. Und da Pferde auch Auslauf brauchen, wählte ich den langen Weg nach Britain. Durch Fenisthal durch.
Unterwegs hielt ich kurz bei Tari, weil ich sie eh noch etwas fragen wollte. Du weisst schon. Wegen Val und ihren Kräutern. Tari allerdings war wieder in Aufbruchstimmung. Sie wollte einige Höhlen oben im Norden zu erforschen. Thaena schaute wenig später auch vorbei. Ich fand den Nachmittag anfangs recht gemütlich. Allerding kam ich weder dazu meine Frage zu stellen, noch Tari zu begleiten.
Thaena und ich stritten uns. Um...Nichtigkeiten. Du weisst ja wie das ist. Ein Wort folgt auf das andere. Man steigert sich unnötig in die Sache hinein. Nun habe ich sie seit Tagen nicht mehr gesehen. Oder überhaupt etwas von ihr gehört. Hoffentlich ist ihr nichts zugestossen. Sie weiss doch, dass es nicht so gemeint war.

Zu allem Überfluss musste ich auch noch erfahren, dass Shaila gestorben ist. Jedenfalls finden am Sonnentage die Trauerlichkeiten statt. Gut, ich kannte sie nicht sehr gut. Aber immerhin habe ich einige Male an ihrer Seite gestanden, um den grunzenden und stinkenden Orken Einhalt zu gebieten. Mit Thaena zusammen....
Die letzten Tage waren alles andere als Erfreulich.....

K.


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Alt 02.09.2006, 07:41
#7
Kyra Linajah Glariel
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Es gibt immer diese Tage, wo man am liebsten im Bett bleiben sollte.
Ich wollte mir in der Küche ein Glas Milch einschenken. Dabei stieß ich ein Tablett um, auf dem einige Kelche standen. Gut. Das kann passieren. Dummerweise waren es ausgerechnet die, die das Wappen zeigen und zusätzlich reichliche Goldverzierungen aufweisen. Jetzt muss ich sehen, dass ich jemanden finde, der mir welche nach vorgegebenem Muster anfertigt. Ich habe ja auch sonst nichts zu tun.

Von Thaena habe ich auch nichts mehr gehört. Was meine Stimmung nicht gerade anhebt. Selbst bei ihr zu Hause öffnet niemand. Möglich, dass sie ein paar Tage verreist ist. Möglich, dass ihr etwas zugestossen ist...

Ach. Dann habe ich wohl den unverschämtesten und unhöflichsten Menschen kennengelernt, den es hier wohl zu finden gibt. Abgesehen von dem einem natürlich.
Ich hatte das Vergnügen ihn kennenzulernen, als Tari mal wieder Abenteuerlust verspürte.
Bei dem Kerl kann man wirklich sagen, dass Benehmen Glücksache ist. Ich glaube sogar Madame Dechan würde es nicht schaffen, dem Benehmen beizubringen. Soviel Kernseife kann es einfach nicht geben. Und selbst das
Turmzimmer wäre wohl für ihn wie ein Palastzimmer.
Aber - das muß ich allerdings auch sagen - er kann recht gut kämpfen. War stets zur Stelle als man ihn brauchte, und hat keinen von uns unnötig in Gefahr gebracht. Wohl der einzige Grund, warum ich ihn an meiner Seite geduldet und toleriert habe.

Nun muss ich aber wieder was tun. Jetzt wo der Winter vor der Tür steht, gibt noch so einiges zu Organisieren und zu Beschaffen. Ausserdem ist unser Stallbursche noch krank geworden. Eigendlich kein Wunder bei dem Wetter. Und einem unserer Pferde scheint es auch nicht sehr gut zu gehen.

K.


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Alt 11.09.2006, 10:11
#8
Kyra Linajah Glariel
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Wie ich es vorhergesehen habe, war mein Herr alles andere als erfreut, als ich ihm das mit den Kelchen gebeichtet hatte. Zwar besserte sich seine Laune etwas, als ich ihm erzählt habe, dass ich mich bereits darum kümmere und sogar jemanden gefunden habe, der mir neue Kelche anfertigt, aber man sah ihm doch an, dass er unter dem Verlust gelitten hatte. Durchaus verständlich.
Isiidra heisst die junge Dame und wohnt in Yew. Ich weiss auch nicht warum ich gerade auf sie kam. Muss wohl daran gelegen habe, dass ich mal wieder von Yew geträumt habe...du weisst schon..wegen damals. Dann viel mir das Fest ein, und..naja. Egal. Jedenfalls ist sie sehr nett und versprach mir, dass man den Unterschied zu den neuen gar nicht sehen würde. Ihre Worte in Glarons Ohren.

Geschneit hat es sogar auch schon. Ich möchte nicht wissen was wohl noch auf uns zukommen wird, wenn der Winter schon so früh eingesetzt hat. Jedenfalls muss wieder darauf geachtet werden, dass die Wege frei sind. Und das genügend Wischwasser vorhanden ist. Den Dreck den die Leute ins Haus bringen grenzt schon an....lassen wir das lieber.
Allerdings musste ich doch schon damit anfangen, die Kleidung und Nahrung zu verteilen. Mit dem frühen Wintereinbruch, hat nun wirklich keiner gerechnet.

Und du wirst mir nicht glauben, wer mir doch neulich über den Weg gelaufen ist. Chana. Da sie sich doch in letzter Zeit sehr zurückgezogen hatte, war ich mehr als erfreut sie mal wieder zu sehen. Eigendlich glücklich. Denn sie ist eine der wenigen Personen die ich kenne, welche man am liebesten den ganzen Tag um sich haben möchte.
Alles im allem war es ein sehr angenehmer Abend. Wir hatten uns so einiges zu erzählen. Wobei zum späteren Zeitpunkt doch mehr der Wein aus uns gesprochen hat. Ich hoffe ich sehe sie in Zunkunft regelmässiger und vor allem öfters.
Wobei mir gerade einfällt, dass ich Brulmir wohl mal energisch auf die Finger klopfen werde, nachdem ich gehört habe, wie rührend er sich um sein Kind kümmert. Amüsiert sich mich Chana, und die Folgen die daraus entstehen, scheinen ihn nicht sonderlich zu interessieren. Aber Hauptsache der Kerl hatten seinen Spaß bei der Sache gehabt....

K.


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Alt 18.02.2007, 09:27
#9
Kyra Linajah Glariel
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Nun war ich etwas länger nicht im Lande, und dachte mir so: Gehst du dem Tala mal einen Besuch abstatten. Mal sehen wen man dort antrifft.
Und siehe da. Chana sass dort. Zusammen mit Frau Dogrem. Der Abend versprach also recht angenehm zu werden.
Kaum hatte ich Platz genommen, da kam auch Brulmir mit Begleitung zu uns. Und so ganz nebenbei als sei es das selbstverständlichste auf der Welt erklärte er uns, dass er sich Verlobt hatte. Irgendwann im Laufe des Tages ist es passiert.
Ich muss gestehen das ich Anfangs doch etwas nachdenklich gestimmt war. Hatte ich doch die Beziehung mit Chana noch gut in Erinnerung. Aber ich gönne es ihm und freue mich, dass er jetzt wieder jemanden an seiner Seite gefunden hat, der ihn für den Rest des Lebens begleiten wird. Hoffe ich.

Dann fanden wir uns plötzlich bei Frau Dogrem im Haus wieder, da sie uns zu sich eingeladen hatte. Also sassen wir zu fünft um den Tisch und begannen uns zu unterhalten. Oder sollte ich besser sagen zu viert? Denn ich habe von dem was da gesprochen wurde nicht das geringste verstanden. Irgendwelche Namen wurden genannt, die irgendwelche Beziehungen mit wieder anderen - oder waren es welche die am Tisch sassen? - hatten. Leute gingen plötzlich, andere kamen dafür. Ich fühlte mich da doch etwas Fehl am Platz. Chana hatte sich zwar später noch bemüht, mich einzuweihen um wen es sich überhaupt gehandelt hatte, aber so Recht habe ich da glaube ich, noch immer nicht den Durchblick. Vielleicht auch besser so.

Jedenfalls werde ich die nächsten Tage, so es meine Zeit erlaubt, weitere Besuche abstatten müssen. Wer weiss welche Überraschungen noch auf mich warten.

K.


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Alt 19.02.2007, 09:35
#10
Kyra Linajah Glariel
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Die Überraschungen folgten tatsächlich einige Tage später. Ich weiss gar nicht so recht, wo ich anfangen soll.
Bol ist auf dem Festland. Aurelie mit den Kindern alleine zu Hause. Bolwen ist Oberst. Und Tari hat sich ein kleines Dorf bauen lassen und ist mit Herrn Kantala liiert. Ein sehr netter und höflicher Mann. Ich freu mich für Tari.

Da wir gerade bei Männern sind.
Wie aus dem nichts stand da doch plötzlich dieser Kerl neben mir und redete sehr geschwollen daher. Etwas übertrieben wie ich fand. Halt die üblichen Leute die so reden, wenn sie von einer Frau nur das eine wollen. Nebenbei war er noch recht dunkel gekleidet, und Tageslicht gab es auch kaum. Nicht das ich wirklich Angst vor ihm gehabt hätte. Aber so ganz Geheuer war er mir jedenfalls nicht, und wollte ihn irgendwie nur schnell wieder los werden. Etwas verwundert war ich dann doch, als ich gemerkt habe, dass Tari den kannte. Ich hoffe sie nimmt es mir nicht übel, dass ich ihn nicht so behandelt habe, wie man es eigendlich von mir erwartet.

Aber reden wir doch lieber über Taris Dörfchen. Es sind 3 Häuser, mit Garten und Grundstück für Tierhaltung. Die Kinder haben ein eigenes Zimmer, und auch für Gäste ist genug Platz. Es gibt Arbeitszimmer, eine Bibliothek, und sie hat sich noch tatsächlich eine kleine Kapelle bauen lassen. Einfach wunderbar sage ich dir. Allerdings sagte sie mir auch, dass es einen Templer gäbe, der dieses gar nicht gut heisst. Sollte man als Glaronanhänger nicht froh sein, dass Leute im Glauben und zu Ehren Glarons ein kleines Bauwerk errichten? Vermutlich hat er auch einfach nur Angst, dass er eines Tages die Predigt vor leeren Bänken halten muss. Aber wenn seine Exzellenz es für eine gute Idee hält und das unterstützt, kann es doch eigendlich gar nicht so schlimm sein.

Ich muss zum Ende kommen. Jark brüllt herum und will wissen warum ich nicht in der Küche stehe.

K.


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Alt 22.02.2007, 07:18
#11
Kyra Linajah Glariel
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Da der Herzog nun auch nicht jeden Tag eine Audienz gibt, habe ich mich mal auf den Weg gemacht, um zu hören was er zu verkünden hat.
Zum einen gab es eine Verurteilung über einen Kerl, der irgendwas mit diesem Karex zusammen gemacht hat. Da braucht nicht näher drauf eingegangen werden, da Verurteilungen fast an der Tagesordnung sind, und das Urteil des Herzogs eh unantastbar ist. Auch wenn Mel es lieber gesehen hätte, wenn man ihn mit Honig beschmiert und den Ameisen zum Frass vorgeworfen hätte. Denn immerhin war sie es, den der Kerl überfallen hat.

Dann wurde Bolwen zum Vogt ernannt. Was mir mirklich sehr für ihn gefreut hat. Er ist trotz seiner Ämter und Befugnisse die er hatte, immer irgendwie einer von uns geblieben, wenn ich das mal so mit allem Respekt den ich für ihn habe sagen darf.
Tari wurde offiziell zur Hofheilerin ernannt. Was mich nicht minder für sie gefreut hat. Allerdings weiss ich noch nicht so Recht, was die Etikette in ihrem Fall als Hofheilerin vorschreibt. Vermutlich die Übliche.

Du weisst ja das seit der Geschichte von damals in Yew, mein Herz auch ein wenig für yew schlägt. Nun haben die Bewohner es geschafft, einen Pakt mit dem Herzogtum zu schliessen. Wenn ich noch daran denke wie es früher dort war, was alles geschehen ist und was heute daraus geworden ist. Respekt.


K.


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Alt 27.02.2007, 09:32
#12
Kyra Linajah Glariel
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Die letzten Tage waren alles andere als erheiternd.
Der Sturm scheint mehr Schaden zugefügt zu haben, als es den Anschein hat. Überall ist die Ernte verdorben. Vorräte gibt es kaum noch. Und dabei haben wir schon Winter, der auch dieses Jahr wieder früh eingebrochen ist. Wild wird um diese Jahreszeit kaum zu finden sein, und ob das Nutzvieh der Bauern reichen wird, ist mehr als fraglich. Immerhin wird gesammelt und alles dafür getan, dass niemand Hunger leiden und frieren muss. Auch wenn ich mir sicher bin, dass am Ende doch viele Verluste zu beklagen sind. Leider.
Einige Plünderer ziehen schon hier und da umher, um aus den Trümmern einige Sachen zu stehlen. Sogar hier, auf dem Gutshof, kamen schon Leute an, die uns Lebensmittel verkaufen wollten. Zu Preisen, die fernab jeder Vorstellung sind. Selbst denjenigen, die alles verloren haben, werden Lebensmittel zum Wucherpreis angeboten. Wovon sollen die das denn bezahlen? Aber weisst du was das Schlimmste ist? Es gibt tatsächlich Leute, die machen sich keine Gedanken darum. Sie gehen ganz normal ihrem Tagesgeschäft nach, als sei nichts passiert.
Thaena, die ich endlich mal wieder zu Gesicht bekam, beklagte ähnliches Leid. Ernte vernichtet, und die wenigen Vorräte werden wohl auch in Fenisthal kaum reichen.

Auch hier wurde das Essen drastisch eingeschränkt. Der grösste Teil ging an die Hungerleidenen. Und mit dem wenigen was uns geblieben ist, müssen wir sehr sparsam umgehen. Ich muss gestehen, dass es kein angenehmes Gefühl ist, den ganzen Tag mit knurrendem Magen herumzulaufen. Und es gibt Menschen da draussen, die leiden teilweise ihr ganzes Leben Hunger. Eigendlich sollte jeder einmal Hunger leiden. Nur um zu sehen wie das ist, und was es für ein Gefühl ist. Dann würden einige hoffentlich mal ihre Einstellung ändern.

Sorgen mache ich mir auch um Madame Dechan. Eigendlich wollte sie nur für ein paar Tage ihre Freundinnen besuchen gehen, und sollte schon längst wieder hier sein. Ich denke, ich werde Bolwen mal benachrichtigen.

K.


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Alt 06.03.2007, 08:51
#13
Kyra Linajah Glariel
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Die schlechten Nachrichten scheinen nicht abreissen zu wollen.
Die Nahrungsmittel werden von Tag zu Tag knapper. Kürzlich wurde ein neues Gesetz erlassen, welches die Wilderei betrifft. Und noch immer gibt es einige, die vergammeltes Fleisch verkaufen. Ich möchte jetzt nicht daran denken, von welchem Tier das stammt. Da lob ich mir doch das Brot, welches Jark in letzter Zeit vermehrt gebacken hat. Auch wenn es nicht sonderlich schmackhaft ist, sättigt es doch etwas. Salz, welches eh schon recht knapp ist, ist nicht mehr zu bekommen. Scheinbar wurden die Reste dazu gebraucht, um Fleisch zu pökeln.
Hoffentlich trifft bald eine Schiffsladung Nahrungsmittel hier ein. Sofern das Schiff nicht schon vorher von der hungrigen Meute geplündert wird. Ich möchte jetzt nicht daran denken, wenn es zu grösseren Ausschreitungen kommen sollte. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass soetwas sogar zum Bürgerkrieg führen kann. Sogar von Anarchie berichtete man.

Das Schlimmste kommt aber noch.
Meine Herrin wurde tot aufgefunden. Vermutlich wurde sie von dem Sturm überrascht, und ist von einem herabstürtzendem Ast erschlagen worden.
Ich muss gestehen, ich habe geheult wie ein Schlosshund. Merkwürdig, nicht wahr? Wenn ich an meine ersten Monate zurückdenke, hatte ich mehr als einmal das verlangen, ihr weh zu tun. Richtig weh! Kraft hatte sie jedenfalls. Ihre Ohrfeigen werde ich für mein Leben nicht vergessen. Aber so sehr ich sie damals gehasst hatte, desto mehr lernte ich sie im Laufe der Zeit lieben. Streng war sie. Streng...aber fair. Und sie schien mehr Geduld zu haben, als ich immer dachte. Und eiserne Nerven.
Gestern als ich im Bett lag, habe ich mir mal ausgedacht, wie das ist, wenn ich solche Leute wie mich unterrichten müsste. Recht schnell bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich lieber mit dem Schwert in der Hand sterben möchte, als solcher Tätigkeit nachzugehen. Trotzdem Respekt vor diesen Leuten, die das können.

Die Frage bleibt natürlich; Wie geht es jetzt weiter? Werde ich bald eine neue Herrin der Kammern bekommen? Oder habe ich schon soviel gelernt, dass dieses nicht mehr nötig ist? Aber auch die neuen Novizen wollen schliesslich ausgebildet werden.

Jedenfalls verdanke ich ihr eine Menge. Und egal ob sie jetzt in Britain oder - wie ich es mir ja sehr wünsche - hier in Minoc begraben wird, so werde ich jeden Tag nach ihr sehen und mich um das Grab kümmern, so wie sie sich jeden Tag um mich gekümmert hat.

K.


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Alt 09.05.2007, 09:06
#14
Kyra Linajah Glariel
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Nun scheint es soweit zu sein.
Als ich den Zettel von Ales gelesen hatte, wollte ich nur noch weg. Raus hier. Nachdenken. So bin ich wieder im Klostergarten in Yew und lasse mir seine Zeilen durch den Kopf gehen.
Ja. Er hat Recht. Ich war in letzter Zeit wirklich kaum auf dem Anwesen meines Herrn anzutreffen. Ich hoffe Ales weiss, dass mein Herr mich häufig auf Botengänge geschickt hat, und ich mich nicht eigenmächtig entfernt hab. Ich war viel auf dem Festland unterwegs. Und oft sogar länger als eigendlich vorgesehen. Aber es gibt so viel neues zu entdecken, so viel neues zu lernen.
Aber es waren liebe Worte von ihm. Er hat mich viel gelehrt, mir viel beigebracht. Auch wenn wir nicht immer der selben Meinung waren. Aber auch das gehört zum Alltag dazu.

Ich habe diesen Zeitpunkt in all den Jahren herbeigesehnt, ja. Ihn aber auch gleichzeitig verdrängt. Teils weil ich ihn nicht mehr sah, teils aus Angst. Meine letzte Prüfung zum Ritter.

Natürlich möchte ich sie antreten. Denn immerhin habe ich all die Jahre darauf hin gearbeitet. Nur ob ich schon soweit, bin...das weiss ich nicht. Ales meint ja. Mein Herr scheinbar auch, so wie ich die Zeilen gedeutet habe. Gerade jetzt wünsche ich mir nichts lieber als die Meinung meiner Herrin. Warum muss das Schicksal manchmal so grausam sein?

Wenn ich bestehe, weiss ich was ich zu tun habe. Was aber, wenn ich versage? Auf das Leben habe ich mich nicht vorbereitet. Vielleicht ziehe ich einfach ziellos umher, auf der Suche nach neuen Aufgaben. Ich weiss es einfach nicht. In mir herrscht zur Zeit nur gähnende Leere, und die Bibliothekarin guckt auch schon wieder aus dem Fenster. Ich kenne den Blick. Sie vermutet bestimmt wieder, dass ich mir unerlaubt ein Buch aus der Bibliothek mit in den Garten genommen habe. Aber da muss ich sie entäuschen. Und ich denke ich werde mich wieder auf den Heimweg machen, bevor sie hier erscheint und ich ihr mühsam erklären muss, dass ihre Vermutungen dieses Mal falsch sind.

K.


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Alt 10.05.2007, 09:31
#15
Kyra Linajah Glariel
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Da hatte ich nun die Unterredung mit meinem Herrn. Und ich mit meinem Optimismus hatte gedacht, er würde mir etwas bezüglich der Prüfung erzählen. Weit gefehlt. Ich solle mich nicht allzuweit vom Gut entfernen, und versuchen, mit mir ins Reine zu kommen. Was im Prinzip nichts anderes heisst, als weiterhin zu warten, bis es endlich soweit ist.
Aber dafür hatte ich das Vergnügen, Madame Rilia Arjessi kennenzulernen. Sie ist unsere neue Herrin der Kammern und kommt aus der Provinz Nyrdean. Und ich muss sagen, sie ist wirklich sehr nett. Für einen Moment hatte ich fast vergessen, dass sie meine Herrin ist. Jedenfalls ist im Augenblick dabei, sich bei uns einzuleben. Denn für die nächsten Tage hat sich eine Anwärterin angekündigt, die den Wunsch hegt, den Weg des Ritters einzuschlagen.

K.


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Alt 16.05.2007, 12:31
#16
Kyra Linajah Glariel
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Die letzten Tage waren alles andere als angenehm für mich.
Immer wieder war ich in den Wäldern von yew, um Ruhe und Antworten zu finden. Immer wieder habe ich den Kodex gelesen. Auf meine innere Stimme gehört. Das, was man von mir verlangt, kann ich einfach nicht machen. Ich kann das weder mit meinem Gewissen, noch mit dem Kodex vereinbaren.
Was ist mit der Gerechtigkeit? Wenn ich das tun würde, was man von mir verlangt, hätte derjenige keine Chance sich zu Rechtfertigen. Sein Handeln und Tun vielleicht sogar anzweifeln. Einsehen, dass er falsch gehandelt hat. Er hätte keine Möglichkeit, dem Bösen abzudanken, und ein anständiger Mensch zu werden. Wer gibt mir das Recht, ein Urteil zu Fällen und zu Vollstrecken, dessen Anschuldigungen nichts weiter aus Höhrensagen und Spekulationen bestehen? Egal wie sicher die Quelle auch sein sein mag. Verwunderlich finde ich nur, dass mein Herr dieser Quelle blind zu vertrauen scheint, und mich bewusst einer Gefahr aussetzt. Die Fähigkeiten es selber zu tun, hätte er auch. Was wenn derjenige seine Informationen auch von jemand anderem hat? Immerhin geht es hier um schwerwiegende Anschuldigungen, in Zusammenhang mit rücksichtslosem Mord.

Was wäre wenn das, was behauptet wird wirklich wahr wäre? Zumal kann ich nicht das machen, was man verlangt. Ich müsste mich dem Gegner stellen und ihm gegenübertreten. Alles andere wäre unehrenhaft. Und ein äussert ungleicher Kampf. Es wäre so, als würde ich gegen eine Waldelfen mit Bogen antreten wollen. Bevor ich ihn auch nur sehen würde, läge ich schon mit einigen Pfeilen in mir tot auf dem Bodem. Ich bin mit der Waffe auf kurzer Distanz ausgebildet worden. Stehe an vorderster Front. Nicht so wie Magier, Bogenschützen und Katapulte in hinterster Reihe. Ich habe mit Tari gesprochen. Auch sie war der Meinung, dass es sehr schlecht für mich ausgehen könnte. Und alleine wäre es mehr als nur töricht. Ich hätte weder die Fähigkeiten meines Gegenüber, noch ausreichenden Schutz. Würde man mich voll gerüstet sehen, wäre eh schon alles zu spät. Und die Erfahrung hat mir gezeigt, dass eine Rüstung keinen ausreichenden Schutz gegen Magie besitzt. Anschleichen, in einen Hinterhalt locken, kommt für mich eh nicht in Frage. Natürlich hätte ich jemanden fragen können, der mich begleitet. Aber wäre das nicht Anstiftung?
Und wenn sie jedoch wirklich diejenige ist, für die sich sich ausgibt, wäre das Ganze eh noch viel schlimmer.
Davon abgesehen bin ich durchaus mit den Gesetzen des Herzogtums vertraut. Egal wie ich es in diesem Falle drehe und wende; Die Wahrscheinlichkeit den nächsten Sommer zu erleben, wären sehr gering.

Zu allem Überfluss kommt noch die Behauptung, die Garde sei unterwandert. Gut. Die Möglichkeit bestünde natürlich. Dann wäre es eine grosse Gefahr. Für den Herzog, die Garde und natürlich den normalen Bürgern. Ich habe Bolwen unverzüglich über diese Behauptungen informiert. Er hat mir zugesichert, dass diese Anschuldigungen nicht zutreffend sind. Denn ich kenne Bolwen, und ich weiß mit absoluter Sicherheit, auf welcher Seite er steht. Auch über die andere Sache weiss er Bescheid, und kümmert sich darum. Fall sich die Behauptungen gegenüber der Person bestätigen sollten, weiß er was zu tun ist. Er hat da eh mehr Erfahrung in solchen Dingen. Falls nicht, geht halt alles seinen normalen Gang weiter. Jedenfalls für die beschuldigte Person.

Natürlich bin ich mir über die Konsequenzen bewusst, die da auf mich zukommen werden. Immerhin habe ich eine direkte Order meines Herrn verweigert. Jedoch habe ich meine Gründe dafür. Entweder er wird sie verstehen, oder er beharrt weiterhin auf das Verlangte. Es wird sich zeigen, ob ich mich in all den Jahren in ihn getäuscht habe, und er nicht das ist, wofür er sich ausgibt.....

K.


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Alt 19.05.2007, 12:29
#17
Kyra Linajah Glariel
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Ich bin froh, wenigstens das hinter mich gebracht zu haben.
Nicht das ich meine Entscheidung angzweifelt habe, aber dennoch hatte ich ein mulmiges Gefühl als ich meinem Herrn gegenüber saß, und mich gegen ihn gestellt habe. Ich hoffe er ist nicht nachtragend, und verzeiht mir die ein oder andere pampige Antwort, die dabei gewesen war.
Das ganze war soetwas wie eine art Test, wie er mir sagte. Ziemlich Riskant wenn es um das - unschuldige - Leben eines anderen geht, und fast hätte ich wirklich den Glauben an all das verloren, an was ich glaube. Zu meiner Erleichterung war Bolwen eingeweiht gewesen. Was mich im nachhinein doch ziemlich beruhigt. Aber gut. Es ist nun vorbei und ich habe wieder etwas dazugelernt. Später werde ich bestimmt des öfteren mit solchen Konflikten zu tun haben. Aufgrund meiner richtigen Entscheidung, sehe ich dem doch recht zuversichtlich gegenüber.

Sindela wird nun offiziell als Novizin in den Dienst meines Herrn gestellt. Ich weiss gar nicht, ob man ihr die gute Nachricht schon überbracht hat, und wann sie sich hier zu melden hat. Mit Madame Arjessi wollte ich eh noch darüber sprechen. Vielleicht werde ich sogar an ihrem Unterricht teilnehmen, wenn sie nichts dagegen hat, und meine freie Zeit es erlaubt. Ein wenig das halb vergessene wieder ins Gedächtnis rufen, kann sicher nicht schaden.
Aber nun werde ich wohl doch wieder ein wenig trainieren gehen. Mein Herr hat zwar gesagt, ich solle mich ausruhen, aber wenn mich das erwartet, was angedeutet wurde, kann ich mir das nicht erlauben.

K.
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Alt 10.06.2007, 09:36
#18
Kyra Linajah Glariel
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Mein Herr hat mir zwar gesagt, dass ich bis auf weiteres von meinen Diensten und Pflichten befreit bin, aber irgendwie kann ich mich nicht so recht damit anfreunden. Gestern habe ich unten am Fluss die ganze Wäsche gewaschen, weil mir doch etwas langweilig war. Natürlich halte ich wie von meinem Herrn gewünscht ein Auge auf Sindela, und unterstütze Madame Arjessi wo immer es geht, aber das Bedarf nicht die Zeit eines ganzen Tages.
Die meiste Zeit nutze ich für Besuche. Im Augenblick kommt mit das sogar sehr gelegen, da es hier bei uns ein wenig angespannt und unruhig geworden ist. Meistens ein Anzeichen dafür, dass irgendetwas passiert ist, oder noch passieren wird.

So war ich nach langer Zeit mal wieder in Fenisthal. Thaena habe ich leider nicht angetroffen, aber Herr Toda war zugegen. Es war ein netter Abend. Ein Abend mit einer Überraschung. Irgendwie tut er mir ja leid. Die von ihm gebeichtete Situation ist mit Sicherheit nicht leicht für ihn. Aber seine Absichten sprechen für sich. Mal sehen, ob ich ihm da nicht irgendwie helfen kann. Immerhin lese ich ja viel.

Das Turnier welches Ales ausgetragen hatte, war recht interessant. Wenn da nicht dieser Balen gewesen wäre. Die meiste Zeit jedoch habe ich mich mit Melina unterhalten, die doch tatsächlich den Wunsch geäussert hat, im Schwertkampf unterrichtet werden zu wollen. Wenn sie den Willen und die Ausdauer hat, wird sie bestimmt einmal so gut wie Ankhatra. Ich bin mal gespannt, was Bolwen dazu sagt.

Neulich war ich mal bei diesem Zeltlager, welches schon seit geraumer Zeit bei uns in Minoc aufgeschlagen ist. Ich wollte schon immer wissen, was es damit auf sich hat, und welche Leute da wohnen.
Sie scheinen recht nett zu sein, und haben mich in ihr Gemeinschaftszelt eingeladen. Von der Einrichtung war ich angenehm überrascht. Alles mit Teppichen und Fellen ausgelegt. Recht einfach aber dennoch praktisch eingerichtet. Die meiste Zeit sitzt man auf dem Boden, an einem niedrigen Tisch. Erschreckend fand ich es Anfangs, dass sie wohl nicht so Recht wussten, was es mit Besteck auf sich hat. Denn es gab irgendwie keines. Alles wurde mit den Fingern gegessen, oder mit Brot, mit dem man dann die Nahrung aufnahm. Und die Getränke wurden direkt aus der Flasche getrunken. Da ich früher bei den Zwergen das ein oder andere Bier aus der Flasche getrunken hatte, machte mir das nicht viel aus. Nur beim Wein fand ich das doch recht unpassend. Jedenfalls hatte man Mitleid mit mir, und mir einen Becher zur Verfügung gestellt.
Wir haben die ganze Nacht dort gesessen, und uns über alles Mögliche unterhalten. Sie scheinen auch recht gut die Kampfkunst zu Beherrschen, aber der Umgang mit ihren Pferden übertraf doch alles. Das muss man einfach mal gesehen haben.
Es gab noch ein Recht interessantes Thema. Nadirah machte den Vorschlag, eine Art Zunft für Krieger aufzustellen. Ausschlaggebend war das Turnier. Sie möchte unter anderem versuchen, einheitliche Regeln für Turniere festzulegen. Jedenfalls ein interessantes Thema, welches mit Sicherheit noch einiger Gespräche bedarf.

K.


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Alt 03.07.2007, 15:14
#19
Kyra Linajah Glariel
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Eine sanfte Briese brachte die Wäsche auf der Leine zum Tanzen. Die Sonne stand hoch am Himmel und deutete die Mittagszeit an. Ein paar Vögel stritten sich lautstark in der Ferne, um ihre Beute.
Ohne jede Hast und Eile nahm Kyra die Wäsche ab, faltete sie grob, um sie anschliessend in den Korb zu legen. Noch ein letztes mal blickte sie von der Dachterasse auf einen Baum, der mit seinen goldenen und braunen Blättern den kommenden Winter ankündigte, befor sie mit dem Wäschekorb wieder in dem Gebäude verschwand.

Gerade am oberen Treppenansatz angekommen, vernahm sie ein leises Klopfen. Befürchtend einer Sinnestäuschung verfallen zu sein, hielt sie kurz inne, und lauschte angestrengt nach unten. Erneut drang das Klopfen zu ihr auf. Hastig stellte sie den Wäschekorb auf die Kommode, hob die Robe etwas an, um beim hinuntersteigen nicht zu stürtzen. Mit sanftem Druck stiess sie das grosse Tor auf, und erblicke zu ihrer Überraschung einen Elfen. Einen Elfen? In all den Jahren, seit sie ihren Dienst auf dem Lehen verrichtet, hatte sich bisher nur ein Elf aufgrund einer Einladung hier her verirrt. Kyra erkannte ihn auf Anhieb. Haltha Milui, welcher sich ihr vor einigen Wochen auf Occlo vorstellte.

"Mae Govannen, Adaneth", erklang es melodisch aus seinem Mund. Noch immer etwas überrascht, jedoch nicht ihre Manieren vergessend, bat sie ihn nach einer kleinen Verbeugung, welche dem Elfen gegenüber Respekt verkünden soll, herein.
Nachdem sie das Tor wieder geschlossen hatte, wand sie sich nach Haltha um, und betrachtete den hochgewachsenen Elfen eine Weile.
"Ich komme wegen einem Gespräch, auf das du wartest", fuhr er unbeirrt weiter. "Für dein betreten Cerinor's. Oder hast du es dir anders überlegt, Adaneth?"
Verneinend und eifrig mit dem Kopf schüttelnd, bot sie dem Elfen einen Platz am Tisch an.
"Der Rat gestattet es euch. Doch muss deine Melodie eingefügt werden, in die von Cerinor. So das du nicht den Schaden bekommst, den ein Edain sonst bekommt."
Man hatte Kyra bei dem kleinen Vorabgespräch auf Occlo davon unterichtet. Sie darüber informiert, was es mit dem Schutzschild auf sich hat. Und welche Wirkung er hat. Aber Melodie? Einfügen? Worin?
"Ich denke, du möchtest Cerinor ohne Schaden betreten und wieder verlassen, mae?"
Was für eine Frage. Natürlich wollte sie das, und liess es ihn auch sofort Wissen.

Gerade als sie sich wieder an ihre Gastfreundschaft erinnerte, und Haltha etwas anbieten wollte, klopfte es erneut.
Wieder stiess sie das Tor auf, und wieder erblickte sie einen Elfen. Nur dieses Mal noch überraschter, denn die schlanke, um die 9 Fuß grosse Elfin, war ihr völlig unbekannt. Auch vor ihr verneigte sich Kyra respektvoll, und bat sie herein.
"Mae Govannen, Meldis Rai Shia", ertönte es hinter ihr, während sie das Tor wieder ins Schloss zog.
Dannn traf wieder diese melodische Sprache an ihr Ohr, den sie fast schon als Gesang bezeichnen würde und so sehr mochte, wenn die Elfen sich in ihrer Sprache unterhielten.
Abrupt riss Haltha Kyra aus ihren Gedanken, und der verzückte Gesichtsausdruck wich einem freundlichem Lächeln.
"Adaneth, das ist Rai Shia. Sie wird dir helfen Einklang zu finden."
Einklang. Aha. Was immer das nun wieder zu Bedeuten hatte.

Nachdem die Elfen ihren Versuch, Getränke und etwas Essbares herbeizuschaffen, zu nichte gemacht hatten, setzte sie sich anschliessend zwischen den beiden Gästen an den Tisch.
Unwissend, langsam doch nervös und etwas unruhig werden, beobachtete Kyra, wie Rai Shia ein Amulett aus ihrer Tasche nahm. Nichts ungewöhnliches, sollte man meinen. Doch als sich wenig später noch eine Harfe dazu gesellte, wuchs die Neugierde in Kyra erheblich.
"Nun, mögt ihr mir ein wenig über euer Leben erzählen, nin mellon? Was prägt es?". Diesmal war es die sanfte und leise Stimme von Rai, die zu ihr sprach.
Oh je. Noch immer war Kyra ganz beeindruck und mitgenommen von dem Geschehen. Was sollte sie nur sagen? Etwas Panik und Hilflosigkeit stieg in ihr auf.
"Ich werde in jenes Amulett eine Melodie einbetten die euren Sein entspricht und euch somit befähigen, unsere Insel unbeschadet zu betreten."
Das war es also, was Haltha Anfangs meinte.
Rai liess währenddessen die Finger über die Harfensaiten gleiten, und brachte eine tiefschimmernde, einfach wirkenden Melodie hervor, die sich langsam zu einem komplizierten Geflecht entwickelte.
Unsicher, völlig fasziniert über das, was um sie Geschah, dazu gleichzeitig der Melodie lauschend, darauf bedacht, nicht anmaßend zu klingen, gab Kyra einige ihrer Eigenschaften bekannt.

Dankender Weise kam ihr Rai etwas zur Hilfe.
"Einmal vollkommen Still verhaltet und in euch geht, dann kann ich sie ebenfalls vernehmen".
Wie erwünscht rutschte Kyra in eine bequemere Position, schloss die Augen, und lauschte einfach nur den Klägen der Harfe. Langsam, ganz allmählich verschwanden die anderen Geräusche. Das klappern der Töpfe, welche aus der Küche stammten. Die Stimmen von Madame Arjessi und Sindela, die durch den dicken Vorhang der Bibliothek gedämpft zu vernehmen waren. Alles um sie herum wurde vergessen. Nur die wohlklingenden Töne erinnerten sie daran, um was es ging.
Rai wiederholt die Tonfolge auf der Harfe in einem kürzeren Intervall und veränderte sie geringfügig, so das sie sich nun aus einer Mischung tiefer rauer Töne auszeichnet, die deutlich hervorschneiden und sich ineinander vermischten.
Plötzliche Stille setzte ein, als Rai das Amulett in beiden Händen nahm und vor ihr Gesicht zog.
Während die letzten Töne der Harfe noch in ihrem Unterbewusstsein wiederhallten, begann Rai die zuvor gespielte Melodie zu summen. Schon bald wurde der Raum gänzlich von der Melodie erfüllt, in der sich einige gesungene Töne mischten, bis schlielich alle Noten gesungen wurden und sich zu einer Symphonien einreihten.
Wieder Stille.
Sanfte, warme Finger die sich gefühlvoll um ihren Hals legten, vermischt mit etwas metallischem, rissen Kyra brutal in die Wirklichkeit zurück. Langsam öffnete sie die Augen und kehrte ind die gegenwärtige Realität zurück. Es schien ihr vorzukommen, als hätte sie Jahre dafür gebraucht.
"Ihr könnt nun unser Cerinor unbeschadet betreten, solange ihr diese Kette tragt bevor ihr es tut und währenddessen natürlich".
Kette? Richtig. Da war doch noch was.
Voller Ehrfurcht fuhr sie mit den Fingerkuppen über die Kette und dem eingelassenen Kristallsplitter. Das was sie fühlte, liess sie nur erahnen, welch filigrane Meisterarbeit diese Kette sein musste.

Noch während ihre Sinne dabei waren zu begreifen, welch Kostbarkeit sie da hatte, und was es damit auf sich hat, erhob sie die schlanke Gestalt der Elfin.
Rai's Bewegungen waren nicht mehr so Geschmeidig wie am Anfang. Sie schienen ein wenig unsicher zu wirken. Auch ihre Stimme klang sehr mitgenommen. Das Ritual musste ihr einiges an Kraft abverlangt haben.
"Mellon Rai möchte wieder nach Cerinor", bestätige Haltha ihre Vermutungen. "Sie ist geschwächt von ihrem Werk"
"Mae so ist es, wir werden uns hoffentlich bald auf unserer wundervollen Insel sehen. Nin mellon, ich denke Haltha wird bei euch verbleiben und eure Fragen beantworten", verabschiedete sich Rai. "Mögen auch über euch die Sterne eures Volkes wachen, Kyra-Lin, auf das wir uns bald wiedersehen".
Kyra versprach ihr dieses, während beide zur Tür gingen. Ein letztes Mal an diesem Tage, verneigte sie sich voller Ehrfurcht und Respekt vor Rai.

L.
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Alt 06.07.2007, 12:03
#20
Kyra Linajah Glariel
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Nachdem Rai sich verabschiedet hatte, musste ich Haltha natürlich ersteinmal ein paar Fragen stellen. Ich hoffe nur, er war nicht allzu genervt davon. Angesehen hatte man es ihm jedenfalls nicht.
Da es mittlerweile schon spät geworden war, hatte ich mir eigendlich vorgenommen, noch etwas zu lesen, wenn Haltha seine Heimreise angetreten hatte. Allerdings stellte er mir eine Frage, die ich unmöglich ablehnen konnte. Ob ich nicht Lust hätte, ihn nach Cerinor zu begleiten. Natürlich gefiel mir der Gedanken auf Anhieb. Aber die lange Reise? Erst nach Occlo, von dort aus nach Cerinor? Immerhin hat mit mein Herr die Auflage erteilt, mich nicht allzu lange - oder sagte er allzu fern? - vom Gutshof weg zu bleiben.
Ich habe dem Elfen natürlich meine Bedenken zu verstehen gegeben, doch er schmunzelte nur, und meinte, es gäbe da noch einen anderen Weg. Also habe ich mir schnell etwas übergeworfen, und wir sind zusammen zum Reisetor geschritten. Irgendwie scheint das Amulett auch eine Auswirkung auf jene Tore zu haben. Ich brauchte nur irgendwie an Cerinor zu denken, und schon war ich auch da. Recht praktisch. Ersparte es mir doch einige Tage Seefahrt.

Mulmig war mir schon zu Mute, als ich an der Wache vorbeiging. Statt mich hinfort zu jagen, womit ich ja doch trotz Begleitung von Haltha irgendwie gerechnet hatte, nickte er mir nur freundlich Grüssend zu, und gewährte mir Einlass.
Ich würde dir nur allzugerne beschreiben, wie es dort aussieht. Aber ich glaube, meine Ausführungen würden dem bei weitem nicht Gerecht werden. Cerinor muss man einfach selber sehen...erleben. Überall haben sie Blumen. An jeder Ecke plätschert Wasser vor sich hin. Am Strand ein Lagerfeuerplatz. Alles so hübsch und liebevoll dekoriert. Trotz der zahlreichen Gebäude, hatte man den Eindruck, dort würde die Zeit still stehen. Alles war so ruhig. Keine Hektik wie teilweise bei uns.
Allerdings sind mir auch die Wachen aufgefallen, welche doch recht zahlreich vertreten sind. Die erste kam mir entgegen, als wir uns einer Art Säule näherte, auf dem ein Kristall zu sehen war. Ich sollte den ja nicht anfassen. Da mir vorher aufgefallen war, dass sie ihre Bank vollkommen unbewacht liessen - nicht einmal eine Tür zum abschliessen hatten sie aussen angebracht - musste der Kristall doch etwas sehr besonderes für sie sein.

Die zweite Wache stellte sich vor mich, als ich in ein Gebäude wollte, welches mir Haltha als Bibliothek vorstellte. Menschen hätten keinen Zugang zur Bibliothek. Na toll. Ich muss gestehen, dass ich doch ziemlich entäuscht gewesen war, aber ich muss das respektieren. Immerhin bin ich ja nur Gast.
Das dritte Verbot betraf die Halle, in der der Hohe Rat Cerinors seine Entscheidungen traf. Aber diese Brücke...hach...Man musste wenn man zu der Halle wollte, über eine Brücke gehen. Sicher nichts ungewöhnliches. Aber wie sie beleuchtet wurde, war schon einmalig. Auf beiden Seiten entlang der Brücke hatten sie Kristalle eingefasst, die aus ihrem inneren den Weg beleuchteten. Auf soetwas muss man ersteinmal kommen. Ob die wohl immer leuchten?

Später hat mir Haltha noch seine Wohnung gezeigt. Recht großräumig, schlicht aber dennoch praktisch eingerichtet. Mit einem sehr schönen Ausblick auf ein stückchen Natur.
Aber mit der Zeit wurde ich doch Müde von der vielen Fragerei und umherblicken. So machte mich wieder auf den Heimweg, um wenigstens noch ein paar Stunden schlaf zu finden. Hoffte ich zu dem Zeitpunkt jedenfalls noch.
Ich weiss nicht, ob es 15 oder 20 Minuten waren, die ich am Stück geschlafen hatte. Ich war noch so aufgewühlt und beeindruckt, dass ich keine wirkliche Ruhe fand.
Jetzt muss ich mich jedoch ersteinmal um Sindela kümmern. Der Winter naht, und es steht uns noch einiges bevor. Nahrungsmittel, warme Decken und Kleidung müssen beschafft werden.

K.


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Alt 04.08.2007, 18:55
Der Anfang
#21
Kyra Linajah Glariel
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'Nahe der Grenze von Ratten zu Schatten, kannst du dein Ziel gleich vor dir erwarten.' Grenze von Ratten zu Schatten....Ratten..Schatten.
Nachdenklich saß Kyra über ein Stückchen Pergament gebeugt, und studierte die Zeilen immer und immer wieder. Draussen Schneite es, und der eisige Wind pfiff durch jede noch so kleine Ritze in ihrer Stube. Vorsichtig hob sie ihr Glass mit heissem Tee an, den Blick noch immer auf die Zeilen gerichtet.
Hyloth. Die Insel der Avatare. Das musste das Ziel sein. Dorthin, wo vor vielen Jahren der Schatten verbannt wurde.

Sie stellte das Glas wieder zurück auf den Tisch. Zu hastig, denn ein nicht geringer Teil schwappte über und die rötliche Flüssigkeit ergoss sich über die Tischdecke. Mürrisch betrachtete sie das Malheur, ignorierte es jedoch und packte rasch ihre Rüstung und Waffen zusammen. 'Hoffentlich ist nicht alles zugeschneit', dachte sie so im Stillen, während sie dabei war, das Pferd zu Satteln und ihre Ausrüstung zu verstauen. Nachdem sie sich nochmals vergewissert hatte, alles dabei zu haben, schwang sie sich in den Sattel und machte sich auf den Weg zur Insel.

Leicht gerüstet, Schwert und Schild fest umklammert stieg sie vorsichtig die Treppen hinab, vorbei an den Säulen durch das Tor. Beides Meisterwerke aus elfischer und zwergischer Hand, und einzig dem Zwecke dienend, den Schatten zu bannen. Sogleich wurde sie auch von zwei seiner Dienern in Empfang genommen. Der Kampf war rasch vorbei, und Kyra tastete sich langsam und vorsichtig durch die Gänge. Sie mochte diesen Ort nicht sonderlich. Stand sie doch schon einmal hier. Dem Schatten von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden. Eine Gänsehaut kroch über ihren Rücken. Hier und da kurz in die Gänge geschaut, aber von Ratten nicht wirklich etwas zu sehen. Nur ein paar, die sich hier und dort durch die Gänge stahlen. Und von Kisten wie es auf dem Pergament stand, weit und breit keine Spur. Langsam sah sie ein, dass sie hier vergeblich suchte. Das musste der falsche Ort sein. Ein wenig in ihrem Eifer gebremst, trat sie den Rückzug an.....

Ratten...Ratten...natürlich. Dieses kleine Fort wo sich einige Rattenmenschen niedergelassen hatten. Ohne ihre Rüstung abzulegen, und auf den Hunger zu achten, den sie so langsam bekam, spornte sie ihr Pferd an. Protestierend über die heftige Anweisung seitens Kyra, setzte es sich anschliessend in Bewegung. Durch den dichten Wald zu reiten, war schon schwer genug. Aber dazu noch im Winter, wo der Schnee Fußhoch lag, war es fast unmöglich. Aber sie kannte ihr Pferd, und wusste, dass er es schaffen würde. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte; Die Rattenmenschen liefen wie aufgescheuchte Hühner umher, als Kyra sich anmaß, das Fort nach Truhen und dessen Inhalt zu untersuchen. Hatte sie doch mit mehr Wiederstand gerechnet, liefen alle vor ihr weg. Schmunzelnd machte sie sich ihren Spaß daraus, sie noch mehr aufzuscheuchen, und lief mit dem Schwert fuchtelnd durch das Fort. Doch auch hier musste sie schnell erkennen, dass es der falsche Ort war. Nun doch deutlich niedergeschlagener, trat sie erneut ihren Heimweg an. Tief in Gedanken versunken, dirigierte sie wie von selbst ihr Pferd durch die Strassen und Gassen.

Ratten. Schatten. Truhen. Ziele. Verdammt. Ärgerlich zog sie das Pergament aus der Tasche hervor, um es sich erneut anzusehen. Dabei kannte sie deren Inhalt schon Auswendig. Die Schneeflocken fielen sanft auf das Pergament, und allmählich begann die Tinte zu verlaufen.
'Stehst dem General gegenüber zur Schlacht, hat dich deine Reise zu weit gebracht'. General. Major...Oberst...Hauptmann...General...General? Natürlich. Diese merkwürdige Kreatur in den Katakomben unterhalb des Friedhofes. Dieser selbsternannte General von Irgendwas. Die Ratten in der Kanalisation. Von dort aus gab es doch einen kleinen, versteckten Weg in die Katakomben. Warum war sie da nicht schon früher drauf gekommen? Hart zerrte sie an den Zügeln, um das Pferd in eine neue Richtung zu lenken.
Mit angewiedertem Gesicht glitt Kyra aus dem Sattel, und wäre beinahe noch im Schnee ausgerutscht, hätte sie sich nicht an den Zügeln festgehalten. "Du Wartest hier, Dicker. Hörst du?"

Gegen den aufsteigendem Brechreitz ankämpfend, sehr darauf bemüht, auf dem glitschigen Boden nicht auszurutschen, tastete sie sich durch die Kanäle. Hunger hatte sie jedenfalls keinen mehr. Nur einige Kanalratten, einige sehr viele Kanalratten, und etwas Schleimiges kreuzte hin und wieder ihren Weg. Doch plötzlich versagten ihre Sinne, und sie fiel zu Boden.
Mühsam, in ihrem Erbrochenem liegend, rappelte sie sich wieder auf, fasste sich an den Kopf, und überprüfte tastend die Grösse ihrer Beule. Wie lange war sie weggetreten? Minuten? Stunden? Was war überhaupt geschehen?
"So hat das keinen Sinn", maßregelte sie sich selber. Sie musste raus hier. An die frische Luft, und setzte ihr Vorhaben auch prompt in die Tat um.

Mittlerweile war es schon dunkel geworden, und es hat aufgehört zu schneien. Jemand musste ihr helfen. Aufpassen, dass sie nicht wieder umkippte, und Notfalls helfen, wenn ihr etwas zustossen sollte. Tari.

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Geändert von Kyra Linajah Glariel (04.08.2007 um 19:47 Uhr).
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Alt 05.08.2007, 08:36
#22
Kyra Linajah Glariel
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Bei Tari brannte noch Licht. Zögerlich trat Kyra an die Tür. War es ihr doch etwas unangenehm, so spät noch zu stören. Und ihr äusseres liess auch zu Wünschen übrig. Noch immer hatte sie ihre alte Lederrüstung angelegt, welcher man deutlich ansah, wie die Zeit ihre Spuren hinterlassen hatte. Vom Geruch der Kanalisation der noch an ihr haftet, ganz abgesehen.
Mit knappen Worten weihte sie Tari in den Grund des Besuches ein. Nach anfänglichem Zögern, willigte sie schliesslich ein, und so machten sich beide auf, erneut in die Kanalisation hinabzusteigen.

Ohne Zwischenfälle wurde der Weg zu den Katakomben gefunden und durchschritten. Es wimmelte dort nur von Ratten, und Tari sah man deutlich an, welche Abneigung sie hegte.
Es war eine reine Tortur. Je tiefer die beiden in die Katakomben vorstiessen, desto mehr Ratten stellten sich in den Weg. Kleinere Ratten, die sich überall festbissen, Rattenmenschen die aus dem Hinterhalt ihre Pfeile abschossen, Magiekundige die ihr können demonstrierten. Zu allem Überfluss gesellten sich später noch etliche Geister dazu, und ein durchkommen schien gar unmöglich. Resignation kam auf, die Müdigkeit durchströmte langsam durch ihrem Körper, und auch Tari musste immer häufiger eine Pause einlegen, um sich zu regenerieren.
Vom Ehrgeitz gepackt wollten beide allerdings noch einen letzten Versuch unternehmen, und es von der anderen Seite her versuchen. Durch den Eingang vom Friedhof.

Anfangs kamen sie gut voran, und trafen nur vereinzelt auf Wiederstand. Doch schien es sich unter den Geistern herumgesprochen zu haben, dass es Eindringlinge gab. Die Geister rotteten sich zusammen, und taten alles, um die Lebenden aus ihrem Reich zu vertreiben. Oder welche von ihnen zu machen. Es gab keinerlei Hinweise. Sämtliche Truhen welche sie fanden, enthielten nur ein paar Goldmünzen, verschimmeltes Essen und Kleidungsfetzen, die schon beim blossen Anblick auseinander fielen.
Kyras Arme wurden immer schwerer und sie hatte sichlich Mühe, den Schild schützend vor sich zu halten, auf dem immer wieder die Schwerter und Äxte der Gegner krachten. Bei Tari liess die Konzentration nach, und man beschloss, für heute aufzugeben. Wohlige Worte wie 'Bett' und 'warm' fielen, welches die Heimreise noch schmackhafter machte. Nur noch diesen einen Nebengang, welcher rechts von ihnen abing, dann sollte es soweit sein.

Der Gang war zum Glück nicht allzu lang, und die Zahl der Gegner war überschaubar. Überraschender Weise endete er in einem kleinen Raum. Einem Raum, in dem einige Truhen und Kisten standen. Wohl ein kleiner Lagerraum. Hoffnung keimte wieder auf, und das Glück schien tatsächlich auf ihrer Seite zu sein. Ganz unten, versteckt unter allerlei Gerümpel und wertlosen Zeugs, lag eine Pergamentrolle, die dort irgendwie Fehl am Platz wirkte.
Noch während Kyra das Pergament an sich nahm und weiter in der Kiste wühlte, gab sie Tari die Anweisung, ein Tor zu öffnen. Auch wenn es nicht das Gesuchte sein sollte, so wollten sie nur noch raus hier.

Die Verabschiedung verlief rasch und mit knappen Worten. Beiden war die Müdigkeit anzusehen. Kyras Kopf pochte dumpf, und jede Faser in ihrem Körper protestierte bei jeder Bewegung die sie tat, schmerzhaft. Unfähig in den Sattel zu steigen, trottete sie neben ihrem Pferd her in Richtung Minoc.
Ihr Pferd nahm von selbst den Weg in Richtung Stall, als wollte es sagen: 'Halte dich ja fern von mir und lass mich in Ruhe'. Kyras Magen erinnerte sie mit einem leisen Knurren daran, dass es an der Zeit wäre, endlich etwas zu essen. In der Ferne dämmerte es bereits, und langsam wurde ihr klar, dass sich sich völlig verausgabt hatte. Ihr Ehrgeiz und der Wille das Ziel zu finden und zu erreichen, hatte die Oberhand über die Vernunft bekommen. Ein gravierender Fehler, der ihr kein zweites Mal passieren durfte.

Quälend langsam entledigte sie sich ihrer Kleidung. Ohne auf ihre sonst übliche Ordnung und Sauberkeit zu achten, warf sie die Lederrüstung wahllos von sich in den Raum. Aufräumen konnte sie später noch. Die Verlockung ins Bett zu steigen, war einfach zu gross. Allerdings nicht, bevor sie einen kurzen Blick auf das Pergament geworfen hatte. Zwei Worte begleiteten sie, als sie sich dann doch ins Bett warf und sofort einschlief. 'Magie' und 'Trümmer'.

L.
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Alt 07.08.2007, 13:23
#23
Kyra Linajah Glariel
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Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass der Morgen gedämmert hat, als ich wieder den Lehen erreicht hatte. Als ich aufgewacht bin, dämmert es noch immer. Entweder ich habe nur wenige Minuten geschlafen - so wie ich mich fühle würde mich das nicht wundern - oder ich habe tatsächlich einen vollen Tagesumlauf im Bett gelegen. Hoffentlich kam in der Zwischenzeit niemand in die Stube. Es sah fürchterlich aus, und noch bevor ich mich an den Frühstücktstisch setze, habe ich ersteinmal aufgeräumt und mich um das Pferd gekümmert, da Bray noch nicht erschienen war. Glücklicher Weise hat niemand Fragen gestellt, als ich mich später an den Tisch dazugesellte.

Danach habe ich mich ersteinmal mit dem gefundenen Pergament befasst. Ich solle nach einer Ruine suchen. Gut. Da es mehr als nur eine gibt, wird das bestimmt einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich glaube ich werde mal wieder die Bibliotheken aufsuchen müssen. Vielleicht findet sich ja etwas in irgendwelchen Aufzeichnungen. Oder ich frag Bolwen mal. Der könnte das vielleicht auch wissen.

K.


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Alt 07.08.2007, 14:12
Magie
#24
Kyra Linajah Glariel
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Stundenlang saß Kyra in der Bibliothek von Britain. Nahm sich jedes Buch aus dem Regal, welches ihrer Meinung nach Hinweise enthalten können. Eine Ruine, welche in Verbindung mit Magie gebracht wurde.
Kopfschüttelnd klappte sie das letzte Buch zu. Tarathir warf ihr einen freundlichen, aber dennoch bestimmenden Blick zu. Wollte er doch die Bibliothek schliessen und den Heimweg antreten.

Nachdem sie die Bücher wieder ordentlich in die jeweiligen Regale gestellt hatte, warf sie einen flüchtigen Blick auf ihre Aufzeichnungen. Nur einen Hinweis hatte sie gefunden. Karex sein alter Turm in Minoc. Laut den Aufzeichnungen, sollen die Trümmer noch vorhanden sein.

Tags darauf machte sie sich zu Fuß auf, um nach der Ruine Ausschau zu halten. Die Sonne verkündete, dass es noch früh am Tag war, und das weiße Bett aus Schnee funkelte in der Sonne, als wären überall Diamanten verstecket. Ein herrliches Winterwetter, um den Tag in Ruhe beginnen zu können.

Ohne jegliche Hast und Eile, wanderte Kyra durch Minoc. Schaute an jedem nur erdenklichen Ort nach, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sie die Ruine gefunden hatte. Ein paar Steine lugten aus der Schneedecke hervor. Hier und da lag eine verbeulte Tür herum. Bücherregale hatten ihren Inhalt auf den Boden ausgebreitet. Nichts ungewöhnliches war zu entdecken. So sehr sie auch im Schnee und in den Trümmern suchte. Alles war verwittert, und aus den Büchern und Papierfetzen, war nicht ein Wort mehr zu entnehmen. Hier einen Hinweis zu finden, war schier unmöglich.

Tief in Gedanken versunken, rief sie sich jeden nur in Frage kommenden Ort vor Augen. Sie wusste, dass es unten in der Gegend um Trinsic einige alten Ruinen gab. Auch grossflächig um Yew herum, waren einige verstreut. Dazu kamen noch die Reste, die bei der Schlacht mit den Mondkriegern übrig geblieben sind. Aber nichts, welches man in Zusammenhang mit Magie bringen konnte. Oder doch?
Leise seufzend, aber dennoch gemütlich schritt sie wieder zurück. Nach dem Mittagessen, würde sie wohl wieder ausreiten.

Zum Glück war ihr Pferd nicht nachtragend. Jedenfalls hielt es still, als es gesattelt wurde. Rüstung und Waffen wollte sie diesmal nicht mitnehmen. Nur etwas ausreiten, und nebenher Ausschau halten.
Dank der Mondtore und dem Tempel der Elemente, kam sie zügig zu jedem denkbaren Ort auf Britannia. Das Gebiet um Vesper herum. Nichts. Unten bei Trinsic auch nichts. Ebenso bei Cove. Bei Khazdur brauchte sie erst gar nicht anfangen zu suchen. Blieb nur Yew. Im leichten Trab liess sie sich durch das großflächige Gebiet um Yew herum transportieren, und blickte Aufmerksam durch die Landschaft umher, bis ihr auf freiem Gebiet ein riesiger Turm auffiel. Da dieser nicht mehr so Aussah, als sei er bewohnt, lenkte sie ihr Pferd dorthin, um nachzusehen.

Auch hier sah alles so aus, als würde man nichts brauchbares finden. So war sie schon im Begriff sich abzuwenden, als sie in einer Ecke etwas metallisch aufblitzen sah. Neugierig wie sie war, schaufelte sie mit blossen Händen den Schnee und einige Gesteinsbrocken beiseite, bis eine Truhe sichtbar wurde.
Mit leisem Lächeln, wohl mehr Ahnend als Wissend, machte sie sie daran, den Deckel zu öffnen. Allerdings nicht, ohne eine gewisse Vorsicht. So wurde sie doch gewarnt, und Thaenas Neugierde und deren Folgen, kannte sie noch zu genau. Leider liess sich die Truhe nicht öffnen. Die Schaniere und das Schloss waren verrostet. Das hatte ihr noch gefehlt, einen Schmied aufsuchen zu müssen, der ihr die Truhe öffnen muss. Da besagte Truhe jedoch nicht allzu groß war, nahm sie sie kurzerhand in beiden Händen, und warf sie wuchtig gegen die Wand. Es dauerte ein paar Versuche, bis das Matarial schliesslich nachgab, und deren Inhalt in den Schnee fallen lies. Eine kleine Pergamentrolle.

L.
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Geändert von Kyra Linajah Glariel (07.08.2007 um 14:50 Uhr).
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Alt 07.08.2007, 14:48
#25
Kyra Linajah Glariel
Reisender
 
Registriert seit: 10 Sep 2003
Beiträge: 358

Irgendwie fühle ich mich wieder in meine Zeit als Novize zurückversetzt. Immer auf den Beinen, überall gleichzeitig sein, kaum zur Ruhe kommend.
Glücklicher Weise haben wir hier gutes Kartenmaterial. Das erspart mir einiges Suchen vor Ort in der Kälte. Da lobe ich mir mal eine Aufgabe am Kamin bei einem Glas heisser Milch.
'Ein Katzensprung von der Inquisition entfernt...'. Da der Ort der Kirche und der heiligen Inquision auf der Karte vermerkt ist, habe ich einen guten, wissenden Ausgangspunkt.
'..vorbei an Orken und Ratten zwischen zwei Gebirge...'Auch das ist recht einfach. Das kann nur der Pass weiter südlich sein, der unter anderem nach Yew führt. Orken und Ratten sind da auch.
Allerdings werde ich aus dem Rest des Gekritzels nicht so recht schlau.
'..musst du nur in eine dunkle Höhle rein. Meide das Massiv, wenn dir dein Leben lieb ist, am Gestrande.'
Zum einen soll ich in eine Höhle, und zum anderen wieder nicht. Warum können sich die Schreiberlinge nicht mal deutlicher Ausdrücken, was sie wollen. Und was für ein Strand soll da sein?
Sobald meine Lederrüstung wieder getrocknet ist, werde ich wohl dort mal nachsehen müssen.

K.


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