05.02.2014, 17:51 |
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Schweigend und nahezu unbeweglich stand er am Bug seines Schiffes und blickte in den Nebel. Gedämpft kamen Geräusche vom nahe gelegenen Land an das Schiff heran: Das Klirren von Rüstungen, Gerede und Gesang - Geräuche, die jede Festung verursachte, wenn sie am frühen Morgen langsam zum Leben erwachte. Umso wichtiger war es, dass das Schiff und seine Mannschaft selbst unhörbar waren. Der frühmorgendliche Nebel sorgte für die passende Unsichtbarkeit.
Nahezu lautlos reihten sich die schwer gepanzerten und bis an die Zähne bewaffneten Männer an der Reling auf. Nur Sekunden später klapperte es Dumpf, als das Schiff gegen den Steg des Hafens fuhr. Jetzt war es nur noch eine Frage weniger Augenblicke, bis der unerwartete und höchst unerwünschte Gast den elfischen Augen und Ohren auffallen würde. Die Männer ließen jede Vorsicht fallen. Mit lautem Kampfgeschrei stürmten sie von Bord und metzelten einen Großteil der Ritter in der Festung nieder, ehe diese überhaupt wussten, wie ihnen geschah. Die übrigen waren der Übermacht an ausgeruhten und vorbereiteten Kämpfern vollkommen unterlegen. Es dauerte nur Minuten, bis alle Soldaten der Festung tot in ihrem eigenen Blut lagen. Doch der Überfall war noch nicht vorbei. Während eine Hand voll Krieger die Tore verbarrikadierte und ein großes Signalfeuer entzündete, machte der Großteil der Gruppe sich unter ihrem Anführer auf den Weg in den dunklen Stollen, der zur eigentlichen Burg führte. Auch hier wurden die Soldaten überrascht, und da der Feind von innen heraus kam, fanden auch sie ein schnelles und blutiges Ende. Gerade erst tat der letzte Soldat seinen letzten Atemzug, als sich schon drei weitere Schiffe dem Hafen der Südfestung näherten. Auch sie spuckten weitere Massen an Kriegern aus, die nach und nach das ganze Gelände besetzten. Die Toten wurden achtlos ins Wasser geworfen oder wie eine Einladung im verseuchten Südland aufeinandergestapelt. Während Krieger ihre Plätze nahmen, aber auch Hofbedienstete, Köche, Pferde und Huren Einzug in der eingenommenen Burg hielten, stand der Anführer wiederum schweigsam auf der gut befestigten Mauer. Von dieser Perspektive hatte er die Insel noch nie gesehen. Aber so schlecht sah es nicht aus. Er sah ein wenig mitgenommen aus, nach seiner überraschenden Flucht aus den Flammen des Schlosses, die Volo selbst ihm gesandt haben musste. Seinen letzten Reichtum hatte er in der Heimat zusammengekratzt, ehe die Soldaten des Königs alles beschlagnahmen konnten. Mehr als ein Jahr hatte er damit zugebracht, Soldaten in aller Herren Länder anzuwerben und auszurüsten. Doch jetzt war die Zeit gekommen. Die Zeit, Rache zu nehmen und sich zu holen, was ihm zustand. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich in Fredulfs Gesicht. "Geliebte Gattin, ich komme. Und diesmal werde ich bekommen, was ich will." |
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