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Alt 19.01.2018, 20:49
Schlangenbrut
#1
Raklon Mersal
Reisender
 
Registriert seit: 04 Jun 2017
Beiträge: 116
..mit einem kraftvollen aber etwas ungeschickten Hieb drosch Raklon auf die wild schaukelnde Puppe ein. Einen Fluch ausstoßend, senkte er kurz den Übungsknüppel und beendete mit festem Griff die Bewegungen des menschenähnlichen Strohsacks. Noch immer brannte der Zorn in seinen Adern und ließ ihn schon seit geraumer Zeit die Waffe schwingen. Bilder..Situationen..Worte..tauchten in seinem umwölkten Geist auf und zerflossen ebenso schnell wieder,wie sie kamen. Vieles war in den letzten Wochen geschehen, einiges brachte sein Weltbild durcheinander..nein..veränderte es. Anderes ließ ihn erkennen, wer er wirklich war,welchen Weg er selbst beschreiten wollte, nicht geleitet von seinem Mentor oder gar Vater. Sich den Schweiß von der Stirn wischend, wendete er sich dem Eimer Wasser zu und tauchte mit dem Kopf in das kalte Nass. Prustend genoss er die Kälte auf seinem verschwitztem Gesicht und spürte, wie sein inneres Feuer sich etwas beruhigte,weniger hohe Flammen schlug.

Er hatte aus seiner Sicht viel erreicht und auch wieder verloren. Seine Ideale als Soldat und als Mann, der nicht leichtfertig einen Eid abgab, waren in Frage gestellt worden. Anfangs hatte er der Aldfurer Wache lediglich als Schmied dienen wollen aber natürlich verweigerte er sich nicht dem Waffendienst oder den Appellen, welche regelmäßig gefordert wurden. Oberstleutnant Plata war ein strenger aber gerechter Offizier und lehrte Raklon vieles, noch immer empfand er Stolz, unter ihm gedient zu haben. Der Vorgesetzte verstand es die Männer zu motivieren, welche unter seinem Kommando standen. Dan war da Marschall Athes, ebenso ein Mann, dem Raklon ohne Reue oder Zweifel folgen konnte. Der Heerführer besaß eine andere Art zu leiten, doch auch sie weckte keinerlei Zweifel in dem stämmigen Schmied. Mehr noch, sobald der Dienst beendet war,saßen sie oftmals in der Taverne beisammen und unterhielten sich fast wie..Freunde. Anfangs hatte Raklon mit diesem Umstand seine Probleme. Immerhin war Demian Athes der höchstrangige Militär in Aldfur, doch tatsächlich suchte der Anführer nicht nur Untergebene sondern auch Freunde.

Es gab bis dahin keinerlei Zweifel doch dan veränderte sich allmählich alles. Es fing mit zuerst harmlos wirkenden Streitigkeiten in den oberen Rängen an, Raklon tat sich achselzuckend ab, er war in der Wache und kein Politiker. Tatsächlich dachte er in seiner Naivität, dass Befehle so gut wie irgend möglich zu befolgen, würde reichen. Ein zynisches Lachen verließ seine Kehle,als ihm das einmal mehr bewusst wurde. Loyalität..Gefolgschaft..Treue..Eide..das alles zählte rein gar nichts mehr, wen man zwischen zwei mächtige Mühlsteine geriet. Es ließ sich wohl vergleichen mit einer Schlacht, es war nahezu egal wie sehr oder gut man alleine kämpfte. Sobald ein Großteil seiner Kameraden oder ein General entscheidende Fehler beging, war der eigene Einsatz bedeutungslos. Schlimmer noch wenn Politiker versuchten diese Schlachten zu führen,kein Vertrauen mehr aufbrachten und dem Irrglauben verfielen, es besser zu können. Kurz flackerte offener Hass in seinen Augen auf, was wussten schon jene, welche sich nicht die Hände schmutzig machten, über Kämpfe?

Verächtlich ausspuckend wendete er sich von der Strohpuppe ab und hängte sich den Übungsknüppel wieder in den breiten Waffengurt. Nachdenklich und noch immer innerlich aufgebracht stapfte er zu seinem kleinen Haus, welches noch immer nahezu leer stand. Bisher hatte er diese Unterkunft kaum gebraucht, war er doch ohnehin mehr in der Wache oder im Dienst gewesen,als hier. Missmutig wanderte sein Blick über die gähnende Leere, bis er schließlich auf etwas unförmiges in einer Ecke traf. Ein breites Lächeln verdrängte den Groll und ein Tuch aus seiner Gürteltasche ziehend, ging er zu dem Segeltuch. Beinahe sanft zog er es fort und blickte auf die sauberen,ölig glänzenden Teile einer Roteisenplattenrüstung. Behutsam nahm er sich den vorderen Teil des Harnischs und kontrollierte ob auch die Lederbänder genügend Flexibilität aufwiesen. Nacheinander nahm er sich jedes Rüstteil und vergewisserte sich über deren Zustand. Derlei beruhigte ihn jedes mal und allmählich entspannte sich der ehemalige Schmied. Schließlich griffen seine schwieligen Hände nach einem Streitkolben und das Lächeln wurde intensiver.

Etwas düsteres bildete sich irgendwo hinter seinen Augen und drängte an die Oberfläche, fast schlierenartig fand es kleinste Äderchen und breitete sich aus. Früher hatte er Metall geformt,ihm durch die Kraft und sein Können, Form aufgezwungen. Das Kämpfen war nicht viel anders und doch sprach es weit mehr in ihm an,als es das Schmieden jemals getan hatte. Nein,er..etwas korrigierte ihn,nicht das Kämpfen an sich. Das Geräusch, wenn seine Waffe auf Fleisch traf,es brach..es..formte..das Gefühl,wenn das Schmerzgeheul des Gegners ertönte..der lodernde Abgrund, welcher sich scheinbar in ihm auftat. Ein genießerischer Laut verließ seine Lippen,als der schwache Widerhall dieser Emotionskaskade über ihn hereinbrach. All das würde er wieder und wieder erleben, würde Knochen und Fleisch formen..bis zur Perfektion.

Selig lächelnd legte er den Streitkolben achtsam beiseite und widmete sich dem Turmschild, welches ebenso glänzend auf dem getränkten Stück Segeltuch lag........................................
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