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Alt 30.06.2022, 13:36
Blaues Tagebuch
#1
Lina Marial
Reisender
 
Registriert seit: 30 Mar 2022
Beiträge: 121
7. Lundin (Herbst); 1337

Guten Tag,

schreibt man dies so in ein Tagebuch?

Grüße ich gerade das Buch oder den Leser? Wobei der Leser ja ich sein werde. Grüße ich nun also mich selbst…?

Wie dem auch sei, ich beginne hier und jetzt und heute mein erstes Tagebuch. Dies wird daran liegen, dass ich im letzten Jahr Freund der Buchstaben und Wörtern geworden bin. Ich habe so viel gelesen, wie noch nie in meinem Leben und glaube, ich konnte tatsächlich über mich hinauswachsen.

Wenn ich bedenke, dass ich eigentlich einer der Menschen sein sollte, die absolut gar nicht schreiben und lesen können sollte…?

Ich weiß noch nicht, wie tief ich tauchen möchte. Ich weiß auch noch nicht wie viel ich aufschreiben möchte. Eigentlich weiß ich gar nichts… aber ich glaube, all das ist der richtige und wichtige Weg, um mich zu sortieren. Denn es fühlt sich so vieles durcheinander an! Durcheinander und falsch. Oder eher unsortiert? Und aufregend! Und zwiespältig! Traurig und glücklich zugleich….

Doch fange ich vielleicht beim Größten an, welches ich derzeit verkünden kann! Ich habe mir ein kleines Haus gekauft. Nach sehr vielem Zögern und sehr vielem guten Zusprechen wirklich lieber Personen, habe ich es tatsächlich gewagt. Ich wage nun den Schritt eine kleine Schlemmerstube zu eröffnen, in welcher ich Jeden bewirten mag.

Und nein! Natürlich traue ich es mir eigentlich nicht zu… und ja! Sicherlich werde ich unheimlich viele Fehler machen… Aber ist das nicht eigentlich in Ordnung? Bin ich vielleicht etwas zu streng mit mir?

Ich bin wirklich sehr aufgeregt, wenn ich darüber nachdenke, bald zu öffnen. Und natürlich habe ich es bekannt gemacht und zur Eröffnung eingeladen! Ich hoffe wirklich, dass irgendwer kommen wird… aber auch hier versuche ich mir den Druck zu nehmen und habe für mich entschieden, dass es mir vollkommen ausreichen würde, wenn zumindest Julie und Herr Sasperus kommen würden… sehr freuen würde ich mich aber auch über Vandorez…. Doch Vandorez ist ein Thema für sich. Wirklich! Ein mächtiges Thema, dass mich vor gut einer Woche dazu trieb, Tränen über Tränen zu vergießen… ohne, dass ich es ihr vorwerfen könnte! Ich bin selbst an allem Schuld und das weiß ich. Ich verstehe es selbst nicht und ich glaube, ich fühle mich nicht bereit, all das zu schreiben was… was _das_ betrifft. Wichtig ist nur, dass ich sie gerne dabei hätte – ob sie kommen kann, wusste sie allerdings nicht.

Neben diesen drei Personen gibt es tatsächlich noch eine Person, die ich gern dabeihätte. Auf der anderen Seite hätte ich die Person aber auch nicht so gern dabei – denn diese Person verwirrt mich mindestens so sehr wie Vandorez. Herje – wie oft habe ich nun Person – wegen dieser Person – geschrieben? Fünf mal?... Gut. Lares. Nennen wir diese Person doch einfach bei einem Namen! Und Lares ist ein sehr schöner Name, oder? Irgendwie ist ein Lares für mich etwas weiches, leichtes – umgängliches? Ich schweife ab… Also! Auch hier gehe ich nicht in die Tiefe! Herje! Nein! Aber es wäre schön, wenn er dabei wäre.

Nessyma, Har, Kervos und wenn ich ganz weit denke, vielleicht sogar das herzogliche Paar? Aber das ist zu weit gedacht! Aber bei Nessyma, Har und Kervos wäre die Freude auch sehr groß, wenn sie kommen würden.
Da sieht man wieder einmal, dass ich gar nicht so viele kenne, mh? Wobei es doch einige Namen sind, die ich gerade nannte? Würden all diese kommen, wären es neun… ich habe am Tisch höchst wahrscheinlich Platz für sechs… an der Bar können drei sitzen und dann habe ich noch zwei gemütliche Sessel. Es sollte reichen! Zur Not frage ich Herrn Sasperus, ob er mir ein paar zusätzliche Stühle für den Abend ausleihen könnte. Denn sein Kontor ist direkt neben der Stube! Aber so viele Sitzplätze werden sicherlich nicht nötig sein…

Ich werde mich gleich in die Küche begeben und Einiges vorbereiten. Es ist so unheimlich schwer vorzubereiten, wenn man gar nicht weiß, wie viele kommen! Aber so kann ich mich an den Stuben-Alltag gewöhnen, richtig? Denn ich werde ja nie wissen, wie viele kommen werden…

Was ich aber weiß…. ist , dass ich so viele unheimlich verschiedene Menschen hinter mir stehen habe. Und das hatte ich noch nie! Noch nie! Eigentlich war ich immer allein und auf mich gestellt. Musste mich selbst irgendwie durchbringen und habe es auch überlebt. Und allein das sollte mich eigentlich stolz machen… Aber es fühlt sich viel viel viel besser an, wenn da auch Andere sind, die einem Gutes wollen, die einen mögen, die einem helfen, mit denen ich lachen kann, diskutieren – weinen…
Ich genieße es und gebe jedem eine Möglichkeit, mich kennen zu lernen. Ob man mich dann mag – sei dahingestellt…. Denn ich glaube, manche mögen mich sicherlich nicht… aber ich gebe mir Mühe! Wirklich! Und ich möchte lachen und ich möchte spielen, ich möchte laufen, reiten, kochen, füttern – ich möchte Freude empfinden und nicht mehr in irgendein Tränenreich tauchen, welches mir überhaupt gar nichts bringt… gar nichts!

Also gehe ich es an – und schaue in die Sonne! Und denke an das, was mir Gutes bringen wird. Ich umarme die Zukunft und lade sie ein – in meine Stube und in mein Leben. Was genau passieren wird weiß ich natürlich nicht! Das werde ich gewiss bald wissen – und dann werde ich es sicherlich auch niederschreiben. Denn dafür hat man ein Tagebuch, richtig?

Lina
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Alt 07.07.2022, 12:45
#2
Lina Marial
Reisender
 
Registriert seit: 30 Mar 2022
Beiträge: 121
15. Lundin (Herbst); 1337

He – Buch,

das ist doch auch mal eine nette Begrüßung für ein… Buch? Ich finde es noch immer sehr seltsam, ein Buch zu grüßen! Aber so ganz ohne irgendwas anzufangen, ist noch seltsamer. Von daher: He!

Das Größte, was ich im letzten Eintrag erwähnte: Die Eröffnung meiner Schlemmerstube; liegt nun ein paar Tage hinter mir. Und ich weiß gar nicht zu beschreiben, wie riesig dieser Stein war, der mir an diesem Abend vom Herzen fiel! Wirklich! Ich habe die Tage zuvor kaum schlafen können – ich habe mir sämtliche Horrorgeschichten ausgemalt, was hätte schief gehen können! Ich habe viel zu viel gekocht, gebacken und gebraut. Ich war voller Sorge und voller Freude gleichzeitig… seltsames Gefühl…

Doch es hat funktioniert! Es war wirklich wunder – wunder – wunderschön. Ich weiß es kaum wiederzugeben – da ich … irgendwie so wenig mitbekam… aber es waren so gut wie alle da, die mir etwas bedeuteten – und sogar noch mehr. Ich mag es ja gar nicht wirklich aufschreiben… aber der Herzog war da – mit seiner hübschen Frau. Ich muss gestehen, ich war genau deshalb anfangs doch sehr verunsichert aber – und das möchte ich unbedingt betonen – sie sind ganz wundervolle Menschen! Alle beide… ich weiß, dass Julie ihre freundschaftlichen Probleme mit Frau von Britannia hat – aber… sie war wirklich sehr aufmerksam und sehr freundlich. Sie hatte mir sogar angeboten, mich mit an den Tisch zu setzen… aber eine Wirtin setzt sich bei der Eröffnung doch nicht mit an den Tisch?... Ich hatte einfach viel zu viel zu tun! Der Herzog hat sogar etwas gegessen und mein Essen gelobt und hach… Doch von vorn:

Mit dabei war NATÜRLICH meine liebe Julie.
Sie hatte mir kurz vor der Eröffnung noch die wichtigsten Möbel liefern können was mir fast die Tränen in die Augen trieb. Denn ich weiß ja, wie viel sie zu tun hat… wie oft höre ich es aus ihrem Haus sägen, Hämmern – und so viel anderen Lärm? Sie ist die fleißigste Person, die ich kenne…. Und sie hat es also auch geschafft, all diese Möbel für die Stube zu fertigen. Wir haben also alles schnell aufgebaut – damit die Eröffnung losgehen konnte…

Mein erster Gast war Vandorez…. Sie kam und es war gut… Ich habe mir auch dahingehend so viele Gedanken gemacht… ob es vielleicht seltsam sein würde, wenn wir uns wiedersehen… aber es war nicht seltsam! Es war schön – und es war gut – und ich glaube, sie hatte… einen guten Moment in der Stube. Sie saß an der Bar und las ihr Buch… war – wie sie eben ist! Trank Bier statt dem süßen Willkommenssaft… Ich war sehr froh, dass sie den Moment da sein konnte! Denn ohne sie würde es die Stube wirklich nicht geben! Ihre ehrlichen und direkten Worte hämmerten sich so oft in meinen Kopf und leider auch in mein Herz…. Aber die Worte, die sich in meinen Kopf hämmerten, die waren sehr stark und sehr … antreibend! Sie hat mich wissen lassen, dass ich sehr wohl dazu in der Lage wäre, als Wirtin zu leben. Und dies irgendwie ohne Zweifel… obwohl ich – mir gegenüber – so viele Zweifel hatte… und natürlich auch noch ein wenig habe… Vandorez ist eben besonders – und bleibt besonders! Und ich liebe besondere Menschen!

Natürlich war auch Herr Sasperus da. Warum ich nun natürlich schreibe…?... Ich weiß auch nicht! Irgendwie ist er so sehr wichtig geworden… auf schleichende Art und Weise… Als er mir das Fleisch einige Tage vor der Eröffnung anlieferte, haben wir das erste Mal …. gesprochen… Wir haben natürlich auch schon zuvor sprechen können! Aber… irgendwie war das Gespräch anders. Irgendwie wirkte er… oder ich? … Irgendwie haben wir anders gesprochen. Und ich habe ihn das erste Mal mit wirklich interessanten Fragen gelöchert. Denn ich bin immer so neugierig! Und ich finde ihn so seltsam! Gerade wie er mit Julie umgeht… das ganze „Euch-en“ in einer so langen mit Liebe beschriebenen Beziehung ist nun einmal seltsam! Aber ich glaube herausgehört zu haben, dass… all das – erstens von ihm kommt – und zweitens… er es sicherlich nicht so kalt meint, wie es rüber kommt… Er war auch dort – bei meiner Eröffnung, was mich irgendwie beruhigte.

Außerdem war der liebe Kervos da. Kervos… ich möchte ihn einmal beschreiben! Er ist sehr groß! Und sehr viel Mann! Ehrlich gesagt, fällt es mir ein wenig schwer zu erkennen ob er dick ist – oder ganz arg kräftig… mittlerweile nehme ich an, dass er einfach beides ist? Denn er hat einen runden Bauch – und sehr kräftige Arme! Und Schultern! Irgendwie ist alles an ihm… viel! Er ist herzensgut. Er ist sehr hilfsbereit, er ist strohblond! Er hat einen Bart! Er ist durch und durch Schmied… er ist lustig! Oft bringt er mich zum Lachen… aber manchmal ist er auch ein wenig … langsam? Ich liebe Wortspiele! Und ich liebe es, Andeutungen zu machen, die der Andere auffangen soll und bestenfalls irgendwie – auf irgendeinen Art und Weise an mich zurrück zu geben kann… sollte! Aber das kann Kervos nicht so gut…. Ich glaube, er merkt ab und zu gar nicht, dass ich mit Worten spielen mag… mit ihm spielen mag… das ist schade – aber in Ordnung!

Dann war da noch Alvarez… mh. Ich hatte ihn ja bereits gesehen, als er ein Lied auf dem Marktplatz darbot. Und ich muss gestehen – das er… besonders ist! Und was denkt Lina über besondere Menschen?!... Richtig – Lina mag besondere Menschen… ich fand es nur ein wenig seltsam, dass er so furchtbar schlecht drauf war… und ich fand es seltsam, dass Vandorez ihn scheinbar irgendwie… ärgerte? Ich habe es wirklich nicht gut mitbekommen können, da ich überall und nirgends wirklich war… aber – es wirkte so! Er trug uns auch etwas vor und ich hatte einige Momente, diesen Mann zu beobachten. Und vielleicht gehe ich ein anderes Mal mehr auf ihn ein. Derzeit muss ich ihn mit seiner besonderen Art und Weise … wirken lassen. Aber eines mag ich erwähnen! Er weiß es sehr wohl mit Wortspielen umzugehen – und er weiß es sie zurück zu geben – und ich glaube – auch er spielt gern…

Das Herzogspaar war sehr freundlich, schön, nett, zuvorkommend – spendabel – so, wie man es sich wohl vorstellt? Wenn ich ein Märchen lese und dort sind hohe Personen beschrieben…. So! Genau so waren die Zwei. Absolut herzoglich perfekt! Ich hoffe, ich habe vielleicht mal die Gelegenheit mit ihnen zu sprechen. Denn in diesen kurzen Momenten habe ich bemerkt wie… menschlich sie sind und wie interessiert… irgendwie mag ich sie sogar!... Alle beide… ohne es wirklich erklären zu können.

All diesen Gästen habe ich bereits ein Dankesschreiben geschrieben… denn ich finde es wirklich sehr bedankenswert, dass sie da waren! Ich weiß, für viele ist die Eröffnung eines so kleinen Hauses absolut … unwichtig. Aber für mich?!... Es steckt so viel Liebe in diesem Haus – so viele Gedanken! So viel Zweifel…. So viel Kopfzerbrechen – so viel Vorfreude! So viel Duft… Ich liebe dieses Haus. Ich liebe die Idee dieses Raumes – am liebsten würde ich dort auf dem Teppich schlafen! – aber das mache ich natürlich nicht… das wäre irgendwann wirklich ungemütlich!

Es geht weiter – und ich muss gestehen… nach all diesem Kopfzerbrechen das ich mir wegen zweier Personen in meinem Leben gemacht hatte – ist es nun gut – und ich fühle das Glück. Und ich fühle mich so unheimlich kräftig! Und ich bin so stolz – weil andere stolz auf mich sind… und weil es funktioniert… Ich schaue in den Spiegel und habe fast das Gefühl das da wer anderes ist, der mich anschaut… jemand großes, jemand starkes, jemand hübsches? Auf jeden Fall jemand, der im Leben steht, der für sich sorgt – der… endlich all dem entkommen ist, was ihn so sehr belastete… Mir gefällt die neue Lina sehr gut!... ich mag sie.
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Alt 14.07.2022, 15:31
#3
Lina Marial
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24. Lundin (Herbst), 1337

Gerade nun bin ich weder in der Schlemmerstube noch bin ich in meinem Zimmer. Gerade nun sitze ich an der Küste und schaue auf das Meer hinaus. Das Wasser wirkt so wild und so frei, das ist wirklich beeindruckend. Auf der anderen Seite, ist es aber auch gefangen, oder? Es kann nicht an Land ohne zu versickern… muss dort bleiben, wo das Wasser eben ist… da haben wir Menschen es besser. Wir können uns Schiffe bauen und die Welt des Wassers zumindest überfahren…?

Es ist ein wenig kühler als gestern – aber die Sonne scheint. Das ist wirklich sehr schön… im großen und Ganzen liebe ich den Herbst, muss ich gestehen. Der Wald wird so schön bunt – oftmals ist es sehr golden- überall! Einer der Bauern hatte mich immer Herbstmädchen gerufen… wahrscheinlich meiner Haare wegen? Denn die Blätter vieler Bäume werden ja rot? Anders kann ich es mir nicht erklären… denn er wusste ja nicht, dass ich den Herbst mag!

Verzeih, wenn ich ab und zu etwas seltsam schreibe. Dies liegt daran, dass Marthe ab und zu mit der Schreibfeder spielt… Marthe… ich habe Marthe noch nicht vorgestellt!

Marthe ist ein kleines – himmlisch niedliches – Kätzchen. Nessyma hat sie mir zur Eröffnung der Stube nachträglich geschenkt… und da ich möchte, dass Marthe das Leben mit mir teilt, habe ich sie zum Ausritt mit Nektar mitgenommen. Natürlich habe ich Nektar die kleine Marthe erst vorgestellt…. Es war niedlich zu beobachten, sie er skeptisch die Ohren anlegte, wenn die kleine Marthe unsicher zu ihm auffauchte – als er seinen großen Kopf zu ihr senkte. Doch ich habe beiden irgendwie vermittelt, dass sie Freunde sein dürfen… ich habe ein kleines Körbchen mit am Sattel befestigt und dort saß die kleine Marthe – um mit zu kommen. Als ich den Korb nach einigen Momenten wieder öffnete, war das kleine Kätzchen bereits eingeschlafen – so wohl hat sie sich gefühlt!

Ich ritt einige Momente durch den Wald. Natürlich nur langsam…ich wollte Marthe ja nicht so durchschaukeln bei ihrem ersten Ritt. So etwas muss behutsam passieren – damit es sie nicht verschreckt! Nach etwa 30 Minuten haben wir uns dann hier nieder gelassen – hier an der Küste – im Gras. Nektar grast zufrieden und Marthe läuft hier herum – wobei nein, sie jagt viel lieber meine Schreibfeder…. Sehr sehr… lieb!

Ich möchte hier einmal Nessyma erwähnen – denn ich glaube, dass die Freundschaft zwischen Nessyma und mir irgendwie…. Besonders ist. Zumindest fühlt es sich sehr ehrlich und aufrichtig an. Ich glaube, Nessyma ist eine der wenigen Personen, denen man wirklich alles sagen kann! ALLES! Ich glaube, ich könnte ihr sogar mein größtes Geheimnis anvertrauen… das ich bisher lediglich Julie anvertraut habe… und im Nachhinein nicht weiß, ob es richtig war – es Julie zu sagen…. Nicht, weil ich kein Vertrauen zu ihr Habe! Herje – nein! Sondern eher, weil ich Julie damit nicht belasten möchte… ich möchte nicht, dass sie irgendwie… schlecht denkt oder sich Gedanken macht weil ich… nun… so bin? Ich schreibe ganz bewusst nicht auf – was es ist. Denn ich möchte nicht.. das wenn doch irgendwer dieses Buch unerlaubt lesen würde… nun! Ich möchte es nicht preis geben… das wäre dumm und peinlich und vor allem wohl gefährlich. Aber! Ich glaube tatsächlich, dass ich es Nessyma sagen könnte und sagen mag – sollte es sich ergeben…. Ich werde berichten.
Nessyma ist sehr gefühlvoll. Ich glaube, sie hat weitaus mehr Gefühle als ich! Sie kann gut gekränkt sein aber genauso gut fröhlich und voller wohlwollen! Ich bewundere sie irgendwie dafür, dass sie ist – wie sie ist. Und das habe ich ihr gestern auch gesagt!

Als Julie dann dazu kam, habe ich dafür gesorgt, dass die beiden endlich dieses Euch ablegen! Ich fand es höchst unangenehm, dass sich zwei so liebe Frauen so förmlich ansprechen wo ich doch ganz genau wusste – dass die beiden sich mögen werden! Und ja – dann war ich vielleicht etwas bevormundend und direkt und vielleicht frech…? Aber es hat geholfen – wir hatten ein wunderbares Frauengespräch! Vor allem über Kervos…. Der Lümmel.

Es ist erstaunlich, wie erwachsen meine Gedanken geworden sind. Ich denke sehr viel über Zahlen nach… diese Gedanken gefallen mir aber nicht…. Ich denke aber auch über meine Zukunft nach. Das ist tatsächlich auch ein Weg in meinen Gedanken, den ich selten in der Vergangenheit gegangen bin… denn oftmals ging es einfach darum die Woche durchzukommen… oder die Tage… die Nacht…

Und wenn ich nun an die Zukunft denke, dann weiß ich wirklich nicht, wo sie hingeht.. was passieren wird… Ich bin ein wenig ungeduldig, muss ich gestehen! Nein… nicht ein wenig – ich bin sehr ungeduldig! Am liebsten möchte ich jetzt und sofort Alles! Grausames Gefühl…

Und ich möchte noch mehr - aber das schreibe ich nicht auf! Denn es berührt irgendwie mein Geheimnis… aber irgendwie auch nicht…!

Wie dem auch sei! Ich werde nun langsam wieder zur Schlemmerstube reiten – ich werde das Feuer schüren, einen Eintopf vorbereiten und die Türen öffnen. Vielleicht wird ja wer kommen?... mal sehen!

Lina
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Alt 30.07.2022, 14:38
#4
Lina Marial
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15. Lorica (Herbst), 1337

Ich sitze in meiner Schlemmerstube und habe nach so unendlich vielen Hin und Her entschieden, einen weiteren Eintrag in dieses Buch zu schreiben. Ich denke, es gibt da Einiges, das mir auf der Seele springt. Vieles! Aber wie ich es formulieren kann und möchte, weiß ich wirklich nicht! Deshalb habe ich nun auch so lange geschwiegen – obwohl so viel geschehen ist… sehr viel was wirklich sehr verwirrend und aufregend und grausam und viel ist!

Ich möchte mit meiner Gefühlswelt anfangen. Denn genau die ist es, die mich so lange davon fern hielt, in dieses Buch zu schreiben. Denn! … Ich kann es schwer bis gar nicht in Worte fassen. UND! Es gibt so vieles, was geheim bleiben muss… So vieles, was ich nicht ansprechen mag und ansprechen kann und… es ist so kompliziert!

Es gibt da einen Menschen in meinem Leben, den ich absolut mag… einen Menschen, der einen Weg eingeschlagen hat, der absolut nichts mit meinem Weg zu tun hat. Ein Mensch der recht engstirnig wirkt – sehr gerade – sehr erhaben – sehr entbehrend und auch sehr tief. Ein Mensch, der sich etwas verschrieben hat, was ihn vollkommen einnimmt – und beschlagnahmt. Und es ist ein Mensch, der mich offensichtlich nicht mag – wie ich s…ihn! Dieser Mensch schwirrt leider noch sehr viel in meinen Gedanken und meinen Träumen – obwohl ich es gar nicht möchte!

Die liebe Adyanne hatte mir vor Kurzem unter Anderem gesagt, dass das Laster der Jugend die Ungeduld ist. Und das ist wirklich so! Ich glaube, alles in und an mir ist unheimlich ungeduldig und möchte am liebsten Jetzt und Sofort!....

Aber… Nicht unbedingt diese Person! ?Ich weiß nicht, warum diese Person mich so berührt … vielleicht wünsche ich mir Schutz von ihr? Ich hatte nie wen, der mich wirklich beschützt – und jedes Mädchen wünscht sich doch wen, der sie beschützt?! Vielleicht wünsche ich mir auch die Art und Weise dieses Menschen – für mich und mein Leben? Einen Weg – gerade und einsehbar… mein Weg ist so unendlich ungewiss – zumindest war er dies noch vor einigen Monaten…!

Je mehr ich darüber nachdenke, umso ahnungsloser werde ich… wahrscheinlich werde ich nie wirklich benennen können, warum mein Herz an diesem Menschen hängt – aber vielleicht ist dies auch gar nicht nötig?!

Dann – und nun wird es wirklich kompliziert gibt es da einen Menschen der… mich absolut überdeckt hat. Kann man es so schreiben? Überdeckt…? Es ist ein Mensch, der schon vor längerer Zeit in mein Leben trat und mein Leben… trotz der wirklich nicht so schönen Umstände – bereicherte! Dieser Mensch ist immer und stets und seit einigen Tagen absolut in meinem Herzen und es ist – obwohl es schön sein könnte – nicht schön….

Ich merke, wie etwas in mir begonnen hat zu brennen. Wie furchtbar nachdenklich ich geworden bin. Da sind Gefühle oder Eigenarten wie… Angst, Beschützerinstinkt, Nervosität, Ungeduld, Missverständnis, Eifersucht, Hemmnis, Trauer, Hingabe, Freude, Anstrengung, Geheimnistuerei, Wut und so weiter und so fort mit ihm Spiel! Also eine ganze Menge! Und vor allem eine ganze Menge verschiedener Dinge die mich sehr sehr sehr… verändern und … Dinge tun lassen, die ich noch nie tat… Schöne Dinge… wie etwa einen Kuss erleben – aber auch unschöne Dinge, wie lügen… oder hintergehen? Es ist furchtbar – und furchtbar schön zugleich. Und ich bin sauer! Denn je mehr ich darüber nachdenke, umso feuriger wird es in mir und ich habe keine Möglichkeit es heraus zu lassen! Und das ist wirklich sehr sehr SEHR anstrengend!... Ich hoffe, ich kann es bald – irgendwie – irgendwo – bei irgendwem heraus lassen….!

Neben diesem ganzen furchtbar-schönen Chaos kann ich seit gestern aber auch etwas sehr… nunja, weltliches aufschreiben. Ich wurde von Frau von Britannia in die Burg eingeladen, in der sie mit dem Herzog lebt. Und… es war wohl das größte und prachtvollste Haus, dass ich jemals betreten habe. Ich habe mich unheimlich klein und nutzlos gefühlt – wenn ich ehrlich bin….

Ihre Küche ist mindestens drei mal so große wie meine Schlemmerstube – und wir sprechen hier nun von der Küche! Überall stehen Menschen-Wachen herum und … ja… stehen dort um zu wachen? Sind da! Schauen einen an. Überall sind Teppiche – und Säulen – und Treppen – und Türen – und Bilder – und Möbel – und Platz! So unheimlich viel – endloser Platz! Ich bin tatsächlich und ganz ehrlich nicht neidisch denn… es war alles – in meinen Augen – viel zu viel für… ja – für was? Für zwei Menschen?... Für die Demonstation der Macht? Für…. Ich weiß es nicht?! Frau von Britannia sagte mir, man würde sich an all das gewöhnen – und das ist ganz sicher richtig! Aber möchte ich mich an solch eine Verschwendung gewöhne?! Wenn ich daran denke, wie ich ab und zu lebte… mit dem ganzen Gesinde irgendwo in einem Zimmer oder Stall. Man konnte froh sein, wenn man nicht auf dem blanken Boden schlafen musste…

Und dort? Dort in der Burg gibt es riesige Zimmer für die Bediensteten! … Hach… es ist wirklich etwas, was ich verarbeiten muss – ABER – und das ist sicherlich wichtiger, bin ich auch positiv aufgeregt denn ich wurde von den Obrigkeiten gefragt, ob ich dort zu Anlässen kochen möchte! Ich! Lina! Die Lina – die sich ihren Nachnamen ausgedacht hat, weil sie irgendwann einen brauchte! Die Lina, die noch nie einen Geburtstag gefeiert hat – weil sie gar nicht weiß, wann der ist… die nichtmal genau sagen kann, wie viele Jahre sie auf der Welt ist! Die Lina, die so oft kurz vor dem Tod stand – so oft in Situationen war, die wirklich nicht schön waren! Die Lina, die eigentlich als Schweinemagd hätte enden sollen – kocht nun für die Herzogliche Familie?!

Das macht mich stolz!

So stolz, dass ich beinahe platze! So stolz, dass ich es denen – die mich früher immer klein-redeten, gerne genau das unter die Nase reiben würde! Ich bin wer! Ich bin sogar wer, den man schätzt. Ich bin wer, deren Arbeit benötigt wird -…

Ich war wieder überrascht, wie freundlich die beiden Personen waren… der Herzog und seine Frau… wobei ich gestern feststellen durfte, dass der Herzog… eine wirklich sehr ruhige, weitblickende, freundliche und… beruhigende Art und Weise hat. Annabella (so heißt seine Frau) ist irgendwie… schneller…. Und kürzer…? Ich bin nicht ganz zufrieden mit den Worten aber mir fällt auch kein Anderes ein… Ich glaube, es liegt daran, dass der Herzog schon uralt ist. Julie hatte mir ja all das erzählt – mit dem verjüngungszauber. Davon ist ja auch Herr Sasperus betroffen –der im Geist ja auch schon wirklich alt ist! Aber der Körper eben nicht… und so ist es auch beim Herzog. Eigentlich ist er ein uralter Opa (im Geist) Aber sein Körper ist es eben nicht…

Was ich mich dann frage! Und das frage ich mich wirklich… wenn der Geist irgendwann so alt ist und so weise und so belehrt, was will man dann von jungen Menschen? Es ist doch so wie bei den Elfen und Zwergen?! Sie finden uns Menschen doch auch eher „niedlich“ – weil wir so jung sind – oder? Das liest man doch immer wieder! Also… das muss ich den Herrn Sasperus unbedingt einmal fragen – den Herzog werde ich das wohl kaum fragen können! Aber mich würde wirklich interessieren, warum diese alten Männer – sich so junge Frauen genommen haben… und ob es Nachteile hat (neben all den offensichtlichen Vorteilen!).

So! Nun reicht es aber auch mit diesem Eintrag – ich verfalle sonst wieder in das endlose Grübeln – und das stört wirklich! Ich werde nun die Schlemmerstube abdunkeln und hinüber in mein Zimmer gehen – um zu schlafen.

Lina
Lina Marial ist offline  
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Alt 28.08.2022, 11:39
#5
Lina Marial
Reisender
 
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14. Wyzzin (Winter) 1337
Liebes Tagebuch,

es sind auf den Tag genau –fast- zwei Monate seit meinem letzten Eintrag vergangen. Und glaube ja nicht, dass ich nicht schon einige Male vor dir saß und mich danach sehnte all das – was geschah und geschieht nieder zu schreiben. Aber es ist… kompliziert! Es wird nicht unbedingt leichter, muss ich gestehen.

Ich habe mir eben noch einmal meinen letzten Beitrag durchgelesen und hatte das Gefühl, dass es mindestens ein halbes Jahr her sein musste! Aber nein… es sind nur zwei Monate vergangen… und in diesen zwei Monaten wurde mir sehr viel klar… es hat sich Einiges gesetzt, Einiges gefestigt aber auch andere und neue Fragen aufgetragen.

Fangen wir mit dem an, was ich offen und ehrlich aufschreiben möchte.
Meine Schlemmerstube ist ein Traum! Wirklich… ich liebe dieses Gebäude. Es mag sich vielleicht seltsam anhören aber… dieses Haus hat in meinen Augen so viel Seele! Es ist ein Ort, an dem ich –ich sein kann. Ein Ort, in dem ich walte und schalte, ein Ort – in den ich alle einlade – in dem ich meiner wirklichen Leidenschaft… dem Kochen, dem Backen und dem Bewirten nachgehen kann. Ich weiß, dass das Haus wirklich klein ist…. Aber es fühlt sich an wie mein zu Hause. Ich überlege seit einigen Tagen zu sparen…. Um das große Haus direkt nebenan zu kaufen. Aber es ist so verdammt teuer – und so verdammt groß!... Aber ich wäre meiner Stube so nahe und könnte mich komplett hier niederlassen. Das wäre ein weiterer Schritt oder? Ein Schritt in das Leben – das sich vor mir niederlegt und gelebt werden möchte! Aber wie gesagt… es sind nur Überlegungen – und das Gold habe ich noch laaaaange nicht zusammen….

Außerdem gibt es da noch zwei Dinge, die mich von diesem Schritt abhalten. Einmal ist es Julie… meine liebe Julie. Ich lebe so unendlich gerne bei ihr! Ich liebe das kleine Gästezimmer, in dem ich lebe! Ich liebe Julie’s Garten – ihr ganzes Anwesen… da steckt so viel Liebe drin! Aber vor allem liebe ich es, dass ich meiner Freundin so nahe bin… näher kann man einer Freundin eigentlich kaum sein!?

Das alles flüstert mir mein Herz. Mein Kopf fängt aber an, andere Dinge zu flüstern. So etwas wie… Lina, du musst erwachsen werden – lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Lina, du solltest Julie nicht allzu sehr zur Last fallen – reize ihre Güte nicht so aus! Ja… ich weiß nicht… irgendwann wird wohl wirklich der Moment kommen, an dem ich mich von dieser Wohnsituation trennen muss… und davor graut es mir schon ein wenig!
Dann gibt es da aber noch ein Mensch mit dem ich irgendwie sehr… plane…… herje… ich sollte Anders beginnen!

Ich habe diesen Mann schon das letzte Mal erwähnt. Und wirklich sehr mysteriös geschrieben – wie ich finde. Dabei ist es eigentlich so einfach. Es handelt sich um Alvarez – und diesen Namen werde ich nun nutzen! Ich werde dir auch mitteilen, dass Alvarez Schausteller ist – ich werde dir auch mitteilen, dass Alvarez sicherlich an die 15 Jahre älter ist, als ich… da ich mein genaues Alter nicht weiß, ist es immer schwierig abzuschätzen aber… er ist … lebenserfahrener? Ja, so ist es hübsch beschrieben… und ich meine in Allem lebenserfahrener.….!

Dieser Mann, und auch das erwähnte ich schon in meinem letzten Eintrag, weckt ein Feuer in mir, das ich nicht löschen kann. Und glaube mir! Ich habe es versucht! Denn… auf den ersten Blick… ist er sicherlich kein Mann, den sich ein Vater für seine Tochter wünscht? Ich weiß nicht wie mein Vater aussah – ob er liebevoll war oder derlei… aber wenn er es war und wenn er sich um mich kümmern könnte, würde er Alvarez sicherlich nicht nur einmal den Kopf waschen wollen… und mich hätte mein Vater sicherlich schon weggesperrt denn… ich bin sehr hilflos, was Alvarez betrifft. Es ist mir schon fast unangenehm, welche Gefühle er in mir weckt!

Ich bin wirklich charakterstark – das musste ich als Vollwaise und Straßenmädchen sein! Ich habe wirklich viel gesehen und sehr viel durchlebt. Und immer habe ich es irgendwie geschafft, mich dem zu entziehen, was mir gefährlich werden könnte. Aber dieser Mann?!.... Nicht, dass er mir persönlich gefährlich werden könnte! Ich glaube, er könnte mir nicht weh tun oder derlei… aber… egal, wem ich davon erzähle… das ich ihn wirklich sehr lieb habe… der Andere reagiert mit Skepzis…. Und rät mir, vorsichtig zu sein. Julie war nicht wirklich begeistert und warnte mich – vom Sinn her, dass es sie sorgen würde, dass sie Angst hätte, dass er mir weh tun könnte… Und ich weiß, was sie damit meint. Er ist offensichtlich Schausteller…. Das Offensichtliche ist wohl – dass er gerne trinkt, gerne raucht – den Einen oder Anderen angrummelt – ein paar Verse singen und spielen kann – gerne mit Messern wirft und auch ganz bestimmt, die Röcke vieler Frauen mag… ja… was soll eine Freundin dann auch Anderes fühlen als Sorge? Denn wie gesagt – ich stehe in Flammen für ihn. Und habe wirklich große große Angst, dass… dass er zu abgestumpft ist, um Selbiges zu fühlen?
Wir haben nun wirklich schon unzählige Stunden miteinander verbracht. Stunden in denen wir sprachen, in denen wir lachten – ernstere Dinge besprachen – in denen ich mich hier und da auch beschwerte… Stunden, die verspielt waren – hier und da sogar tiefsinnig?... Und es gab nun auch Stunden, in denen wir uns sehr sehr nahe waren. All diese Stunden lassen mich wissen, dass er… mich ebenso gern hat, wie ich ihn. Und ich schreibe mit Absicht nicht, dass wir uns lieben! … Das kann ich nicht mit mir vereinbaren… er ist der erfahrene Mann oder? Er wird wissen, wann man so etwas sagt?! Ich – in meinem absoluten Feuer würde es ihm am liebsten sofort ins Gesicht schreien… Hör zu! Ich liebe dich verdammt! … Aber da gibt es so viel in mir, was mich davor warnt… ich möchte ihm gefallen und ich möchte, dass er mich weiterhin erobert. Und ich möchte unbedingt, dass so etwas von ihm als Erstes kommt… nicht von mir… ich bin ihm verfallen genug… oder?!

Meine liebste Nessyma ist ganz euphorisch – mit mir zusammen. Sie ist wirklich einer der… offensten und liebenswertesten Menschen, die ich kenne! Sie sieht ihn allem das Große und sie freut sich sehr für mich, dass ich ihn so mag…! Sie hat aber auch ernste Dinge angesprochen – denn auch sie sorgt sich? Vor allem der Gedanke – wird er für immer … in jeder Lebenslage für dich da sein können?! Vor allem diesen Gedanken sind wir nun einige Male durchgegangen…. Wie könnte die Zukunft aussehen? Wird er dich heiraten?! War eine Frage von Nessyma… und diese Frage legte sich schmerzlich in meinen Bauch denn… ich weiß es nicht?! Kann er das überhaupt?! Würde er … als alles, was er verkörpert… so etwas tun können… und wollen? Herje! Nessyma hat mir da einen Floh ins Ohr gesetzt – und das nervt ein wenig. Denn eigentlich möchte ich einfach den Moment genießen! Ob wir nun eine feste Beziehung ausleben – öffentlich. Das hatte Nessyma mich auch gefragt. Keine Ahnung, verdammt?! Woher soll ich das wissen?! Wie lebt man so etwas denn aus!? Warum klärt er das nicht… warum muss ich über so was erwachsenes und schwieriges nachdenken?!... Warum darf ich nicht den Moment genießen…? Es gibt so viel Strenge im Leben – und so Vieles, was einen verbietet, einfach zu leben. Aber Nessyma hat natürlich auch irgendwie recht… ich sollte mich wohl keinem Mann hingeben, der mich vielleicht gar nicht für immer will…? Für immer hört sich grausam an! Aber du weißt schon, was ich meine….?

Nunja! Zumindest weiß ich nicht, wie mein Jahr in 2 Jahren aussieht. Spare ich auf dieses Haus hin – damit ich dort allein als Wirtin leben kann? Spare ich darauf hin und lebe dort… vielleicht einmal… zu zweit? Hat er vielleicht ganz andere Pläne?...Sind diese Pläne gut für mich? Es gibt dahingehend wirklich noch viel zu klären und viel zu erleben! Und ich freue mich darauf. Obwohl es so verflixt kompliziert ist und mir oft alles zerreißt! Ich werde dich informieren – so gut ich es kann… so gut ich es darf…

Deine Lina
Lina Marial ist offline  
Geändert von Lina Marial (28.08.2022 um 19:49 Uhr).
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Alt 08.10.2022, 17:13
#6
Lina Marial
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11.Nugor (Fruehling) 1338

Liebes Tagebuch,

drei Monate sind vergangen. Herje, die Zeit rast! Ich bin nun über ein Jahr hier auf dem Inselreich und muss gestehen, mir wird ein wenig schwindelig, wenn ich zurück schaue. In diesem Jahr ist so unheimlich viel passiert. Nicht nur um mich herum - sondern auch mit mir selbst. Ich habe das Gefühl, ich bin eine ganz andere Lina als noch vor gut einem Jahr. Vor allem Herrn Sasperus und Har muss ich danken, denn sie brachten mir das Schreiben und das Rechnen bei. Und das ist wirklich sehr viel Wert. Es ist ja nicht so, dass ich nichts konnte - aber es war absolut nicht genug. Nun schreibe ich ein Tagebuch! Das wäre mir damals nie in den Sinn gekommen.

Ich würde gern mit einem sehr wichtigen Thema beginnen. Denn dies ist eine Sache, die wohl mein Leben bedeutend ausmalt. So ist es hübsch umschrieben.

Vor einem Jahr - als ich noch sehr neu hier war - lernte ich Varkon zu Minoc kennen. Ich lernte ihn im Tala kennen und hatte ihn gleich gern - obwohl er riesengroß und bärig ist. Es ist nämlich so, dass er sehr viel lacht und Witze macht. Er hörte mir zu und nahm mich ernst. Zumindest hatte ich damals das Gefühl. Er bot mir an sein Haus - seine Taverne zu bewirtschaften. Diese befand sich zu dem Zeitpunkt aber noch im Aufbau. Er lag mir außerdem ans Herz das Rechnen tiefergehend zu lernen. Und deshalb nahm ich Unterricht bei Herrn Sasperus.

Leider hatte ich danach keinerlei Kontakt zu Varkon. Ich hatte ihn sicherlich dreimal geschrieben - denn ich wollte unbedingt bei ihm beginnen. Nicht nur, weil ich arbeiten wollte ... sondern auch, weil ich unbedingt mit ihm Zeit verbringen wollte. Er ist ein guter Mann, das hatte ich sofort gespürt. Aber da er nie antwortete - habe ich mir von Frau Vandorez Mut machen lassen es selbst zu probieren. Und dafür werde ich ihr immer dankbar sein! Ich glaube, ohne ihren besonderen Zuspruch und ihre Weitsicht hätte ich es niemals gewagt, die Schlemmerstube zu eröffnen.

Trotzdem - wenn ich ehrlich bin, hatte mich der Gedanke, in einem großen Haus mit Menschen zusammen zu arbeiten, nie wirklich los gelassen. Ich glaube, ich bin in der Stube sehr gewachsen- ich habe das Wirtschaften erlernen müssen und habe mir wirklich viel Mühe gegeben. Und! Ich habe eigentlich durchweg guten Rückruf erhalten. Das macht mich wirklich stolz.

Aber... Varkon suchte vor einigen Wochen nach einem Wirt und ich muss gestehen, mir kochte das Blut. Warum denkt er denn nicht an mich hm?! Warum fragt er mich denn nicht einmal? Wir hatten damals doch so weitgehend gesprochen - ich hatte sogar Träume von ihm... der Taverne und derlei. Zuerst war ich recht mundarm, muss ich gestehen. Aber ich hatte beschlossen ihn darauf anzusprechen. Schweigen und beleidigt sein hilft bei sowas nicht unbedingt weiter, oder?
Das Gespräch mit ihm war... gut. Ich habe wieder bemerkt, wie sehr ich ihn mag. Er ist sehr selbstverliebt - aber das macht es irgendwie auch lustig? Er hatte mir erklärt, dass er mich der Schlemmerstube nicht fragte... ich hatte meine kleine Taverne und derlei. Und irgendwie - wenn ich es aus seinem Blickwinkel betrachte - hat er ja recht. Ich habe ihm trotzdem gesagt, das mich das etwas gekränkt hatte...
Wir sind zusammen gekommen in der Hinsicht, dass ich diese Schenke bewirten darf. Er möchte daran nicht verdienen ... im Grunde wollen wir Beide Dasselbe. Wir wollen einen Ort schaffen, an dem man beisammen sein kann. Warum auch immer! Und nun kommt noch die Sahnehaube: Eine Frau war mit in der Taverne, als ich mit Varkon sprach. Und siehe an - auch sie wollte sich bewerben.
Adina ist allerdings keine Vollblutswirtin. Sie ist eigentlich magisch begabt und voller Abenteuer! Doch sie wollte den Ort und die Arbeit nutzen um mehr Kontakte zu knüpfen.
Ja und was soll ich sagen?! Wir verstehen uns blendend. Sie ist etwa 10 Jahre älter als ich - miniklein - hat lange blonde Locken, ist sehr zierlich und ihre Haut ist hell wie Kreide...ich finde sie... wunderschön? Darf ich es so schreiben? Ja doch - wenn es doch so ist?! Ihre Augen sind ganz grau! Wie Stein, der von der Sonne beschienen wird...

Wie dem auch sei! Wir haben ein Frühlingsfest veranstaltet und das war so etwas wie unsere persönliche Probe. Wir hatten vorweg vereinbart, dass sie mehr das bewirten im Raum übernimmt und ich das Essen bereite. Es hat wirklich funktioniert. Als würden wir schon ewig miteinander arbeiten. Es war wirklich anstrengend! Aber wir hatten trotzdem Zeit um zu lachen und liebe Worte zu wechseln. Ich muss gestehen, ich gehe davon aus, dass ich eine weitere Freundin gefunden habe - mit der ich nun sogar zusammen arbeiten darf.

Nun ist es so, dass ich heute die offizielle Schließung der Schlemmerstube bekannt geben werde. Oder eher deren Umzug? Zumindest das Schlemmern wird nun im labilen Lindwyrm möglich sein. Ich weiß - ein äußerst hässlicher Name für eine Taverne, oder?
Ich werde das, was ich in der Schlemmerstube lernte und führte in der anderen Räumlichkeit fortsetzen und habe mehr Platz und arbeite nicht alleine! Es ist also irgendwie besser... zumindest fühlt es sich besser an. Trotzdem ist das Schließen der Schlemmerstube kein einfacher Schritt. Es tut etwas weh. Ein Trost ist, dass ich in diesem Haus wohnen bleibe. Es wird mein kleines Wohnhaus - mit einer perfekten Küche! Eigentlich benötige ich nur noch ein Bett und einen Schrank. Und dann ist es vollwertig, wie ich finde.

Ich habe gerade versucht, mich an alles zu erinnern, was in den letzten 3 Monaten war. Aber der Winter ist immer so.. trist? Es macht keinen Spaß. Es ist kalt und man versucht so viel Zeit wie möglich vor dem Kamin zu verbringen, mh?

Vielleicht möchte ich auch erwähnen, wie es mit Alvarez... ging oder geht? Sagt man es so? Ich habe - ehrlich gesagt - immer ein wenig die Sorge, dass irgendwer mein Tagebuch finden würde. Und dann habe ich den Salat. Und aus diesem Grund werde ich nicht alle meine Gedanken nieder schreiben, die in meinem Kopf schwirren.

Aber dies kann ich sagen. Alvarez ist der süßeste Schmerz - den ich kenne. Warum Schmerz? Ganz einfach - er weckt in mir Gefühle, die ich nicht kannte. Negativ behaftete Gefühle. So etwas wie Eifersucht kannte ich vorher nicht. Aber es schlummert scheinbar in mir... es wurde aber geweckt, muss ich sagen. Ich wurde von mindestens drei Personen darauf aufmerksam gemacht, dass Alvarez aber eigentlich mit Feline "etwas hätte". Drei Mal wurde es mir auf die eine oder andere Art näher gebracht - natürlich immer mit dem Hintergedanken mir zu helfen? Ich weiß es nicht.... ich kenne diese Feline nicht einmal. Sie gehört zu seiner Sippe - ist also seine Familie. Sie ist nun schon jahrelang mit einem Fluch belegt - der ihr ihre schöne Stimme stahl. Sie hatte eine sehr schöne Stimme; so wurde es mir gesagt. Ich möchte gar nicht so viel über diese ganzen Nachreden sprechen - denn es hat mich fast rasend gemacht.
Dann war da noch eine Situation mit Liandrel - einem wirklich sehr... grünen Elfen. Ich mag ihn sehr gern, muss ich gestehen. Wir haben nun schon einige Stunden gesprochen und ihm habe ich mich auch ein wenig anvertraut, was Alvarez betrifft. Ich habe ihm anvertraut, dass Andere ihn schlecht reden - mich regelrecht vor ihm warnen und derlei. Was ich unmöglich finde! Denn der Alvarez - der pure Alvarez ist nun wirklich nicht... schlecht?... Wenn sie alle nur wüssten...?!
Nun!
Ich hatte ihm außerdem gesagt, dass ich annehme, dass ich Alvarez lieber mag - als er mich... warum ich das denke? Hach, wenn du mich nun seufzen hören könntest...? Ich weiß es nicht. Es ist einfach manchmal so, dass ich nicht weiß, woran ich bin? Alvarez ist ein Mann der Worte aber mir gegenüber äußert er selten liebevolle Worte. Ich denke.... weil er ein Mann ist, der eigentlich mit Worten spielt, schenkt er mir keine Worte - damit ich nicht denke, er würde spielen? Ahhh... das hört sich verwirrend an, oder? Aber das ist es auch! Das Schöne ist, dass es Momente gibt, in denen ich seine Gefühle zumindest fühle und sehe - wenn er mich anschaut..
Wie dem auch sei! Liandrel brachte Alvarez dazu über Gefühle zu sprechen - über seine Familie... über Liebe - ob ich den Platz einer Familie für ihn einnehmen könne... und so... und was war?!
Alvarez meinte, dass wir beide noch am Beginn wären und ist hinaus geflohen. Was soll ich da denken? Wie soll ich da reagieren? Was soll ich tun? Ich war froh, dass Liandrel da war denn es schwappte über. Ich habe geweint und Liandrel konnte mir wirklich helfen. Er hatte mir klar gemacht, dass es mit einer Liebe und einer Beziehung nicht so wäre, dass es ein Wettrennen sei. Es ginge nicht darum, wer liebt wen schneller und doller und tiefer - wenn beide sich für eine Beziehung entscheiden ist es vorerst ausreichend. Der Rest würde einfach kommen. Ich sollte Alvarez danken, dass er sich mir teilweise öffnet und ihm klar machen, dass er das bei mir machen könne... das er und alles von ihm bei mir sicher wäre. Und so handhabe ich es derzeit - und ich vermute, dass es funktioniert? Ich weiß noch, als ich Alvarez kennen gelernt hat. Er hat mir nicht nur einmal an die Stirn gestupst und gesagt, dass ich nicht so viel mit meinem hübschen Kopf denken solle.
Ja... das mache ich wohl wirklich? Ich möchte einfach nichts falsch machen. Denn ihm gehört doch mein Herz?

Meine liebe Nessyma hat große Angst vor Elfen. Es begann mit einer Situation, die Liandrel verzapft hatte. Er hatte sich zu einem großen Monster verzaubert, weil er Nessyma abschrecken wollte - weil er keine Felle mit ihr teilen will. Hört sich dumm an - ist es auch ein wenig weil Nessyma sowas ja nie tun würde?!
Dies war der Auslöser für Nessymas Angst. Und sie hat wirklich Angst. Es ist so schade! Ich hoffe sehr, dass sie diese Angst überwinden kann. Aber ich glaube fest daran... zumal ihr Kervos sicherlich dabei helfen wird...!

Nun, wo der Frühling da ist, kann ich wieder aktiver im Garten arbeiten. Darauf freue ich mich und ich werde es gleich beginnen. Ich werde das Beet ein wenig mulchen und erst einmal Kartoffen ziehen. Sie lockern den Boden so schön...

Auf bald!
Lina
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