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Alt 20.12.2005, 21:10
#51
Chana Boroda
Reisender
 
Registriert seit: 30 Jul 2004
Beiträge: 260
Zusammengekauert saß Chana am Ufer und schnippte Kieselsteine auf die Wasseroberfläche. Die Kälte des noch recht frostigen Bodens auf dem sie saß nahm sie nicht wahr und ihr Blick lag starr auf dem Wasser. Sie wollte allein sein, war allem entflohen. Hier musste sie keine Fassade wahren, konnte ihren Gefühlen freien Lauf lassen und so rannen unentwegt Tränen über ihre Wangen.

Seit sie von Fearons Tod erfahren hatte versuchte Chana stark zu sein, Tayra zuliebe. In ihrer Gegenwart bemühte sie sich nicht zu weinen, zu groß war die Last auf Tayras Schultern und Chana versuchte Tayras starke Seite zu sein. Wie betäubt fühlte sie sich, als sie Tayras Wünsche erfüllte. Sei es das sie bestimmte Personen über Fearons Ableben informierte, oder sein Begräbnis organisierte. Nicht nur der Verlust eines Freundes war es der Chana schmerzte, nein, Tayra derart leiden zu sehen brach ihr fast das Herz.

Als wäre es noch nicht schlimm genug dass ihr alter Freund Fearon heimtückisch ermordet worden war, erfuhr Chana wer diese grausige Tat begangen hatte. Sie fühlte sich als habe man ihr den Boden unter den Füssen weg gezogen. „Alden…warum“ flüsterte sie leise während ihr Blick weiterhin starr auf der Wasseroberfläche ruhte. Noch immer konnte sie es nicht glauben dass er der Mörder Fearons sein sollte. Er , der Chana immer ein guter Freund gewesen war. Es konnte nicht möglich sein, dass sie sich derart in einem Menschen getäuscht hatte, war er doch schließlich auch ein enger Freund von Fearon gewesen.

Ihr wuchs alles über den Kopf, sie hatte das Gefühl die Zügel ihres Handels würden ihr entgleiten. Einzig Nilan gab ihr Halt, wenn er nicht wäre…Sie schüttelte den Kopf als wolle sie den Gedanken verbannen. Fluchtartig hatte sie das Haus verlassen und war hierhin gelaufen, an den Ort wo sie sich schon so oft zurückgezogen hatte wenn sie nicht mehr weiter wusste. In diesem Augenblick war ihr alles egal gewesen, sogar…vor allem…Brulmir. Sie fürchtete zu explodieren und bevor dies geschah war sie lieber geflohen.

Sie hatte ihn angelogen, ohne groß zu überlegen war die Lüge über ihre Lippen gekommen, keine Spur von Nervosität oder schlechtem Gewissen. Sie musste es tun, niemand würde es je erfahren, nicht von ihr. Trotz der Selbstsicherheit mit der Chana Brulmir die Lüge aufgetischt hatte zweifelte er und warf ihr vor ihm etwas zu verschweigen. Dem nicht genug, wie so oft nutzte er die Gelegenheit ihren Freund, dem sie so nahe stand, schlecht zu machen, sie glaubte sogar das er ihr unterschwellig eine Liebschaft vorwarf, jedoch ohne selbiges auszusprechen. Inbrünstig verteidigte sie ihn, steigerte sich mit jedem Satz der über ihre Lippen kam in eine unbändige Wut. Die Worte sprudelten nur aus ihr heraus, gegen Brulmir und für ihren Freund. Erst jetzt wo sie hier saß und nachdachte wurde ihr zum ersten Male wirklich bewusst wie sehr sie sich gegen ihren Ehemann gestellt hatte. Aber es war…ja ihre Pflicht, sie musste so handeln.

„Musst Du das wirklich Chana?“ sprach eine leise Stimme in ihrem Kopf. Gedankenverloren blickte sie auf einen der Kieselsteine die sie in der Hand hielt. „Ja“ antwortete sie der Stimme laut und mit gefestigter Stimme. „Bist du wirklich sicher Chana? Du könntest einen hohen Preis dafür zahlen müssen“ entgegnete die leise Stimme. „Denk daran was er zu Dir sagte, daran was er getan hat, er verlangt viel von Dir“ Chana schluckte leise und dachte tatsächlich über seine Worte nach. Ja…damit hätte sie sicherlich niemals gerechnet, doch zu diesem Zeitpunkt, in dem sie vom Schmerz über den Verlust in ihrer Familie wie gelähmt war, hatten sie seine Worte nicht so hart getroffen wie es unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre. Recht gefasst hatte sie es aufgenommen und ohne auch nur einen Wimpernschlag zu überlegen hatte sie ihm ihr Versprechen gegeben Stillschweigen zu bewahren.

Vielleicht war es viel das er von ihr verlangt hatte, aber dennoch hatte sie ihm ihr Wort gegeben. Ja…der Preis könnte hoch sein, doch wer sollte schon davon erfahren? Mit niemanden würde sie darüber reden und solange sie schwieg bestand keine Gefahr. Leise wallte die Frage in ihr auf wie lange sie durchhalten könnte ohne sich jemanden anzuvertrauen, wie lange sie Menschen die sie liebte Lügen auftischen konnte, denn nicht einmal mit Tari durfte sie darüber reden. Doch erstickte Chana diese gedankliche Frage gleich wieder im Keim. Den Preis den er dafür zahlen müsste wenn sie ihr Versprechen brach war höher als der den sie für ihr Schweigen zahlte, sie würde ihn nicht enttäuschen. „egal was Du tust…“flüsterte sie leise als sie sich erhob und den Blick noch immer auf das Wasser richtete.

Ein liebliches Lächeln legte sich auf ihre Lippen ehe sie sich schließlich umdrehte und langsamen Schrittes den Heimweg antrat.
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Alt 09.01.2006, 23:28
#52
Chana Boroda
Reisender
 
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Beiträge: 260
Rastlos wanderte Chana im Zimmer auf und ab, ihr Gesicht leichenblass, in der Hand hielt sie einen knittrigen Zettel. „was soll ich nur tun…was tun, Tari…“ leise und mit zittriger Stimme murmelte sie vor sich her während ihr Blick immer wieder auf den Zettel und dessen Zeilen glitt:

Ich möchte das du dich im Herzogtum nun vollends von mir abwendest und nur noch mit schlechter Zunge über mich sprichst, zu deinem eigenen Schutz! Sollte diese schlechte Zunge jedoch deine eigene Meinung wiederspiegeln, wird dir der Schutz genommen den ich über dich und über Tari stellte und ich werde dem Dunklen Lord sagen, dass ich nicht mehr für euch Bürge. Es soll keine Drohung sein meine teuerste. Ich will nur das du weisst was ich alles für dich...und Tari tue. Schließe nicht mit mir ab! … „

„was hast du getan…“ flüsterte sie leise. Irgendetwas war geschehen, doch sie wusste nicht was. Er hatte sich der Festnahme durch Avel und den Gardist allem Anschein nach widersetzt, doch in welcher Form? Tari…hatte sie eine Ahnung? Chana wusste lediglich das Tari ebenfalls von der Garde vernommen worden war, genau wie sie selbst. Nur wenige Male waren Tari und Chana sich seither begegnet. Jedes Mal hatte Chana ein Gefühl begleitet als hätte man ihr eine furchtbare Last auf die Schultern gelegt. Tari anzulügen…zu schweigen…es brachte Chana fast um. Viel zu oft hatte sie den Drang verspürt sich Tari anzuvertrauen. Beim letzten Zusammentreffen war sie kurz davor gewesen Tari in ein vertrauliches Gespräch zu verwickeln. Irgendetwas hatte Tari aufgewühlt, sie schien verärgert. Chana hatte ihr ein Gespräch unter vier Augen angeboten, hätte sie es angenommen hätte Chana wohl diese Chance genutzt um….aber, sie hatte abgelehnt und es war zu keinem Gespräch gekommen.


Dieser Zwiespalt…dieses verfluchte Gefühl der Zerissenheit. Auf der einen Seite der Mann den sie einmal über alles geliebt hatte, für den sie immer noch soviel Zuneigung empfand das sie für ihn ohne nachzudenken den Kopf hinhielt. Auf der anderen Seite Tari, ihre Freundin, ihre Schwester im Geiste mit der sie mehr durchgemacht hatte als mit jeder anderen Person.

Familie, Freunde…alle hatte Chana belogen, ohne darüber nachzudenken ob es richtig oder falsch war. Sie hatte gewusst dass es im Sinne des Gesetzes falsch war, aber sie hatte gewusst für wen sie es getan hatte. Doch was hatte sie nun davon? War er wirklich in der Lage ihr und ihrem Sohn den Schutz zu gewähren den er ihr versprochen hatte? Wie lange konnte sie das Geflecht aus Lügen in das sie verstrickt war noch aufrecht erhalten?

Es gab daraus keinen Weg mehr hinaus, dessen war sie sich bewusst. Und auch wenn ihr Verstand ihr, nachdem sie den Zettel in ihrem Bankfach gelesen hatte, sagte das es falsch war was er tat…ihr Herz hing immer noch an ihm und dies würde genügen als das sie sich niemals gegen ihn stellen würde, höchstens zum Schein. Doch wie Tari gegenüber verhalten? Gestehen…oder sich auch ihr gegenüber zum Schein gegen ihn stellen und weiter schweigen?

Flucht…dieser Gedanke schwirrte durch das ganze Durcheinander in ihrem Kopf. Sie könnte sich Nilan nehmen und einfach verschwinden, egal wohin…hauptsache fort. Doch konnte sie alles hinter sich lassen? Mann, Schwester, Freunde? „Du hast sie auch alle belogen“ raunte sie als Antwort leise zu sich selbst.

Sie hob sich den Zettel noch einmal vor Augen ehe sie ihn in das lodernde Kaminfeuer warf. „keine Spuren“ flüsterte sie leise während sie beobachtete wie das Pergament in Flammen aufging und schliesslich in ein kleines Häufchen Asche zusammen fiel. Sie machte sich sogar noch die Mühe und stocherte so lange zwischen dem glimmenden Holz herum bis nichts mehr zu erkennen war von einem verbrannten Schriftstück.

Schweren Schrittes ging sie die treppen hinauf in das Zimmer ihres Sohnes. Seelig schlief der Kleine in seinem Bett. Chana hockte sich vor das Bett auf den Boden und lehnte mit dem Kopf an dem Bettpfosten, Nilan nicht aus den Augen lassend. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie dort sass, bis sie in dieser Position kauernd der Schlaf irgendwann übermannte…
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Alt 14.01.2006, 14:59
#53
Chana Boroda
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Ihr Haus war leer, selbst Nilans Bett war verlassen als sie in das Zimmer lugte. Scheinbar war Brulmir noch unterwegs mit ihrem Sohn. Langsamen Schrittes ging sie zurück in die Stube und strich mit den Fingern über die Tischplatte. Sie verharrte einen Augenblick während ihr Blickfeld langsam unter den aufsteigenden Tränen verschwamm. Ihr Gesichtsausdruck drückte Wut und Qual zugleich aus während sie mit dem Arm den Kerzenleuchter und einen Kelch begleitet von einem wütenden Aufschrei vom Tisch fegte. Mit einem lauten Klirren fielen die Dinge zu Boden und der Duft von erloschenen Kerzen breitete sich im Raum aus.

Kraftlos ließ Chana sich auf den Stuhl fallen und sackte in sich zusammen während sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Sie fühlte sich elend, völlig am Ende, wusste nicht was sie tun sollte. Es hatte ihr so sehr zugesetzt Alvel dort liegen zu sehen, auch wenn der junge Heilerschüler ihr versichert hatte, dass es ihm schon besser ging…immer noch sah man Alvel an wie sehr ihn der Kampf um sein Leben schwächte. Dieses Gefühl der Schuld…es stieg immer mehr in ihr an, ließ sich nicht beiseite schieben. Vor ihr tauchte verschwommen das Bild von Tari auf, zerfressen von Kummer und Scherz. „Hast du es gewusst?“ hallte Tari’s Stimme in ihrem Kopf, wiederholte den Satz immer und immer wieder und wurde lauter. Diese Frage hatte Chana fast die Luft abgeschnürt. Mit Ausflüchten hatte sie versucht einer Antwort auf dieser Frage zu umgehen, doch sie wusste dass es keinen Sinn hatte, Tari würde es wissen, sie würde es spüren. Fast niemand kannte Chana so gut wie Tari. Doch Tari’s Frage zeigte Chana auch, das Tari es nicht gewusst hatte.

Er hatte ihr doch gesagt dass er mit Tari reden wolle. Hatte sie angewiesen aus diesem Grunde Tari gegenüber Stillschweigen zu bewahren. Warum hatte er es offensichtlich nicht getan? Offen war sie nun in ihr Verderben gelaufen. Sie wusste ganz genau wie Tari reagieren würde wenn sie erfuhr das Chana es gewusst hatte. Und sie hatte recht damit, Chana selbst fühlte sich mitverantwortlich für das was Alvel geschehen war. Sie hatte versagt, war an einem Punkt angelangt an dem sie nie hatte landen wollen und war sich bewusst, das sich jemand der in ihrem Leben ein wichtiger Teil war von ihr abwenden würde. Aber was hätte sie tun sollen? Egal wie sie sich entschieden hätte, jemand wäre enttäuscht von ihr gewesen und hätte sich gegen sie gestellt. Doch …wenn sie sich anders entschieden hätte wäre vielleicht niemand zu schaden gekommen außer ihr selbst.

Das bringt doch alles nichts“ flüsterte sie leise zu sich selbst. In der Tat, es brachte nichts sich auszumalen was geschehen wäre wenn sie anders reagiert hatte. Es war zu spät, die Würfel waren gefallen. Das Verlangen ihn zu sehen wuchs in ihr. Fragen die nur er beantworten konnte brannten auf ihrer Seele und wohlmöglich war er bald die einzige Person die ihr auch nur einen Funken Halt geben konnte. Entschlossenen Gesichtsausdruckes erhob sie sich vom Stuhl und suchte sich Schreibzeug zusammen. Es waren nur wenige Zeilen die sie auf den Zettel schrieb und doch brauchte sie recht lange dafür da sie den Kohlestift ganz anders über das Blatt führte als sie es für gewöhnlich tat. Als sie geendet hatte, blickte sie auf das Geschriebene, nickte kurz und faltete den Zettel zusammen.

Danach ging sie hinauf in ihr Schlafgemach. Nachdem sie eine Weile in ihrer Kommode gewühlt hatte fand sie dass wonach sie gesucht hatte, eine dunkle Robe. Sie zog sich selbige über und ließ die Nachricht in der Robentasche verschwinden. Anschließend griff sie nach einem ihrer Hüte, ebenfalls von dunkler Farbe, setzte ihn auf und begab sich in den Nebenraum. Dort füllte sie einen Beutel mit Goldmünzen und wog ihn in der Hand. „beachtlich für eine einfache Nachricht“ murmelte sie leise zu sich selbst und steckte auch den Beutel ein.

Ihr Weg führte sie zum Hafen. Der Hut war tief in ihr Gesicht gezogen um ihre Identität zu verbergen. Sie musste nicht lange suchen um einen Boten zu finden der für Gold alles tun würde und keine Fragen stellte. Mit verstellter Stimme übermittelte sie ihm den Auftrag das Schreiben nach Moonglow zu bringen und im Bankfach eines gewissen Karex hinterlegen zu lassen. Der Bote nahm das Schreiben sowie auch den Münzbeutel an sich und machte sich gleich auf den Weg.

Sie folgte ihm nicht, musste sich darauf verlassen das er seinen Auftrag ausführte. Ihr Herz pochte bis zum Hals, sie fühlte sich wie eine Verbrecherin bei dem was sie tat. Sie huschte hinter einen Baum und sprach leise einige Worte die sie heim brachten. Eilig verschwand sie im Haus und entledigte sich der Kleidung. Sie konnte nichts tun außer hoffen das der Bote seinen Dienst erfüllen würde und sie bald eine Nachricht erhielt. Warten…dieses elende warten das sie zermürbte.
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Alt 16.04.2006, 01:32
#54
Chana Boroda
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Langsam glitt der schwere Mantel von den zarten Schultern und fiel leise zu Boden. Mit einem leisen Seufzer fiel der fast dürre Körper auf das Bett. Sie fühlte sich ausgelaugt und müde, doch waren dafür wohl nicht nur die grauen Tage verantwortlich. Die vergangenen Stunden waren anstrengend für sie gewesen. All die Fragen die sie größtenteils ruhig und höflich beantwortet hatte schwirrten noch immer in ihrem Kopf herum. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen bis man sie wieder aufsuchen würde und so war sie nicht sonderlich überrascht gewesen als Korporal Kantala vor ihrer Türe stand und sie schließlich zu Major Govaine führte.

Sie hatte sich vorgenommen die Geduld und Fassung zu wahren, wusste sie doch genau weshalb der Major sie sprechen wollte. Doch kaum hatte dieser seine erste Frage gestellt spürte Chana Wut in sich aufkeimen. Ob sie Brulmir wegen Arian verlassen habe? Innerlich schnaubte Chana, denn sie konnte sich denken wem sie dieses Gerücht zu verdanken hatte. Zuerst versuchte sie einen Moment den Unmut darüber zu verstecken doch dann entschied sie sich anders „warum überspielen? Nein zeig dem Major doch ruhig wie unverschämt du diese Behauptung findest“ dachte sie sich und äußerte ihren Unmut dann laut.

Im Großen und Ganzen verlief das Gespräch ruhig und sachlich bis sie von der Sache mit Angelina und Sianne erfuhr. Chana schluckte und sah Bolwen mitleidig an. „die armen Kinder“ schoss es ihr durch den Kopf. Sie malte sich für einen Moment aus wie sie empfunden hätte wenn so etwas Nilan widerfahren wäre und fühlte sich zum ersten Male während des ganzen Gespräches schlecht.

Schließlich ging sie heim, umgeben von fast vollkommener Dunkelheit. Ihre Füße teilten den dichten Bodennebel mit jedem Schritt und jedes kleine Geräusch veranlasste sie ihr Tempo etwas zu beschleunigen. Sie hasste diese Tage und war heilfroh als sie endlich den Schein einer der Laternen am Haus erspähte.

Nun lag sie da und dachte über die vergangenen Monate nach während sie die Zimmerdecke anstarrte. Sie waren still gewesen…verdächtig still und Chana wusste nicht ob dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Außer zu Tayra hatte sie zu niemandem mehr Kontakt gehabt…niemandem. Nicht einmal zu Torarg, ihrem Schweigegenossen wie beide immer gewitzelt hatten, hatte sie Kontakt gehabt.

Sie fragte sich ob sie jemals wieder ein Leben führen würde das annähernd ihrem alten glich. Wahrscheinlich lautete die Antwort „nein“ Aber war sie nicht auch ganz allein dafür verantwortlich? Diese Antwort lautete wohl „ja“.

Chana schloss die Augen und schrak wenige Augenblicke später auf als ein Quietschen darauf hinwies das ihre Zimmertüre aufgestoßen wurde. Für einen Moment herrschte eine gespenstische Stille und Chana schossen die wirrsten Gedanken durch den Kopf. Doch dann kündigten vertraute leise Fusstapser einen all zu bekannten nächtlichen Besucher an und gleich darauf kroch jener unter ihre Decke während ein Stoffdrache auf ihrem Bauch landete. Mit einem Lächeln legte Chana einen Arm um ihren Sohn und lauschte noch einen Augenblick seinem leisen rhythmischen Geschnarche ehe auch sie einschlief.
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Alt 29.04.2006, 09:41
#55
Chana Boroda
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Röchelnd schreckte Chana aus dem Schlaf. Um ein Haar hätte sie sich im Schlaf herum gewälzt und in Anbetracht der Schlinge die um ihren Hals lag hätte dies ihren sicheren Tod bedeutet. Hatte sie überhaupt geschlafen? Oder war sie erneut ohnmächtig gewesen? Ihr Blick war verklärt und wanderte in dem fast völlig finsteren Raum umher. Es fiel ihr schwer die Augen offen zu halten, ihr war schwindelig und sie fühlte sich seltsam schummrig. Sie schloss die Augen wieder und versuchte ruhig zu atmen um den Schwindel zu kontrollieren, was ihr nur mässig gelang.

Vorsichtig versuchte sie ihren gekrümmten Körper in eine etwas bequemere Position zu bringen. Sofort schoss ein stechender Schmerz durch ihre gefesselten Gliedmassen. Ein kurzer schmerzerfüllter Laut drang, gedämpft von diesem unglaublich fest sitzenden Knebel, aus ihrer Kehle. Sie schluckte angestrengt und selbst dies war begleitet von Schmerz da ihre trockene Kehle brannte als lodere ein Feuer darin.

Als der Schmerz langsam nachliess öffnete sie wieder ihre Augen. Scheinbar war sie allein. Sie dachte kurz über die vergangenen Stunden nach, doch selbst das Denken strengte sie unglaublich an. Wie war sie hier her geraten? Sie hatte keine Ahnung, irgendwann war sie in diesem Gefängnis hier erwacht. Aber was wollte diese verfluchte Person von ihr? Ganz sicher ging es hier nicht um Gold, wie so oft hatte sie auch diesmal keines bei sich gehabt. Nein, es musste hier um etwas anderes gehen. Doch bisher tappte Chana noch im Dunkeln.

Sie fühlte wie eine unglaubliche Wut in ihr aufkeimte. Wie konnte das alles nur geschehen sein? Sie hatte keine Ahnung wie sie überwältigt worden war, einige Stunden waren für sie nicht mehr als ein grosses schwarzes Loch. Sie hatte das Gefühl das sie es hier mit jemandem zu tun hatte den sie durchaus ernst zu nehmen hatte, dennoch fühlte sie schon jetzt, wo sie sich noch in dieser misslichen Lage befand, ein unglaubliches Rachegefühl. Niemand würde dies ungestraft mit ihr machen…nicht mit _ihr_

Sie versuchte das Gefühl zu unterdrücken und es wurde gleich von einem ganz anderen verdrängt als sie vor ihrem geistigen Auge das Bild ihres geliebten Sohnes Nilan vor sich sah. Sie betete inständig das Tayra nun bei ihm war und er nicht lange alleine gewesen war. Ihr Rachegefühl war nun völlig verebbt und sie fühlte sich plötzlich sehr ängstlich und unsicher. Sie wusste nicht was man von ihr wollte…was wenn sie hier sogar nicht lebend raus kam?

Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen die sie zu unterdrücken versuchte und in ihrem Kopf überschlugen sich die Bilder der geliebten Menschen die sie in diesem Falle niemals wieder sehen würde. Nilan, Tayra….Arian. Sie versuchte die aufsteigende Panik in ihr abzuschütteln. „Soweit kommt es nicht Chana“ redete sie sich selbst ein. Schlafen…am besten sollte sie schlafen, schmerz und zeit würden so vergehen.

Sie rückte mit schmerzverzerrtem Gesicht so nah es ging an die Gitterstäbe heran so das das Seil welches um ihren Hals gelegt war locker auf dem Boden lag. Es verging einige Zeit doch dann wurde ihr Gebet erhört und sie fiel in einen schlafähnlichen Dämmerzustand
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Alt 29.04.2006, 15:15
#56
Anika Paunu
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Nach einer Weile betrat sie wieder den Raum und wartete einen Augenblick, bis sich ihre Augen halbwegs an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Das leichte Atemgeräusch einer wohl in einem unruhigem Schlaf befindlichen Person drang an ihr Ohr. Sofort wandte sie sich zu dem Ort, wo diese lag und prüfte wohl die Fesseln an deren Körper. Nachdem scheinbar alles zu ihrer Zufriedenheit erschien, wandt sie sich ab und setzte sich weiter hinten im Raum leise an den Tisch.

Der Auftrag, den sie erhalten hatte würde Chana noch einige Tage der Gastfreundschaft in diesen Räumlichkeiten hier einbringen. Warum hatte Chana aber auch so ein loses Mundwerk und musste sich in Dinge mischen, die sie nichts angingen? Nachdem sie sicher war, das Chana nicht unangenehm werden konnte, beschloss sie ebenfalls ein wenig zu schlafen.

Im Gegensatz zu Chana, fiel sie in einen ruhigen und recht erholsamen Schlaf der nur ab und an von Geräuschen aus der Zelle gestört wurde.
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Alt 01.05.2006, 10:57
#57
Chana Boroda
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Durst und Hunger raubten ihr fast die Sinne, einen klaren Gedanken zu fassen war fast unmöglich. Allmählich hatten sich die Fesseln an Hals, Hand- und Fussgelenken tief in das Fleisch gebohrt und bei jeder noch so kleinen Bewegung lösten sie einen Schmerz in ihr aus das sie jedes Mal befürchtete einer Ohnmacht nah zu sein.

Die Schnittwunde an ihrem Arm tat noch ihr übriges dazu. Chana konnte nicht auf ihre Arme blicken die ihr auf den Rücken gebunden waren, doch vermutete sie aufgrund des pochenden Schmerzes dass diese sich übel entzündet hatte.

Ihr rechtes Auge vermochte sie kaum zu öffnen, mit gesenktem Blick konnte sie erahnen das die Partie über ihrem Wangenknochen geschwollen war, dort wo sie der Ellenbogen dieser…Person… mit voller Wucht getroffen hatte als sie versucht hatte jener die Beine wegzutreten.

Der Versuch war dumm gewesen und Chana hatte dafür bezahlt. Selbst wenn es ihr gelungen wäre hätte sie keine Chance gehabt ihrem Gefängnis zu entfliehen in dem sie schon, wie ihr schien, eine Ewigkeit verweilte. Wie lange eigentlich?

Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, kein Licht drang in den Raum, es schien immerwährende Nacht. Das Zeitgefühl hatte sie schon lange verloren und noch immer keine Ahnung wer hinter alle dem steckte und was man von ihr wollte.

Wem konnte es bloss ein Bedürfnis sein sie hier so zu sehen? Wer trachtete ihr eventuell sogar nach dem Leben? Denn aufgrund der Tatsache wie sie vor sich hin siechte glaubte sie das man es in Kauf nahm das sie sterben würde . . .
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Alt 01.05.2006, 14:38
#58
Anika Paunu
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Mit ruhigen Schritten betrat sie den dunklen Raum. Kurz stand sie, um sich daran zu gewöhnen. Schliesslich schritt sie zu der Truhe an der gegenüberliegenden Wand und kramte etwas daraus hervor.

Nun wendete sie sich zum Gitterverschlag und öffnete die Tür. Langsam ging sie zu dem am Boden kauernden Körper und betrachtete diesen. Sie stellte einige Dinge neben diesen Körper und beugte sich leicht zu ihr herunter. Mit umständlichen Bewegungen befreite sie den Mund von Chana von dem Knebel. Ob dies von ihr wahrgenommen wurde oder nicht, liess sich kaum feststellen. Auf jeden Fall trank Chana hastig das gereichte Wasser und schlang das trockene Brot herunter. Dies schien nur unter Schmerzen möglich zu sein, da das Schlucken von Husten und schmerzhaftem Stöhnen begleitet wurde.

Nachdem sie Chana genügend gereicht hatte, sodass sie die weiteren Stunden überleben würde, verband sie deren Mund wieder mit dem Knebel. Anschliessend verlies sie den Gitterverschlag und schloss die Türe hinter sich mehrfach zu.
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Alt 02.05.2006, 09:07
#59
Chana Boroda
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Schweissgebadet erwachte Chana mitten in der Nacht. Ihre linke Hand wanderte zur ihrem Hals und suchte scheinbar nach dem Strick der bis vor wenigen Stunden noch dort weilte. Doch nichts war da. Nur langsam wich der Traum und der ruhige Atem Tari’s aus dem Nachbarbett half ihr zu realisieren wo sie sich befand.

Fest biss sie sich auf die Lippen und zog ihren gebrochenen Arm wieder in seine Ruheposition neben ihren Körper. Der stechende Schmerz dabei tat dann sein übriges das sie nun vollends wach war. Sie war im Heilerhaus, die Stunden ihrer Qual und Pein waren vorüber, zumindest vorerst. Sie wusste immer noch nicht wie sie hierhin geraten war. Das letzte woran Chana sich erinnern konnte war das sie ihre Hand auf den Reisestein gelegt hatte und Sekunden später auf dem Marktplatz in Britain gelandet war.

Auf allen vieren war sie zur Kirche gekrochen, hatte versucht sich an der Mauer hochzuziehen. Dann der entsetzte Schrei einer Frau und schwarz…von da an war alles schwarz bis sie hier im Heilerhaus erwacht war. Dieses verdammte Miststück hatte ihr als Andenken noch einen gebrochenen Arm und eine hübsche Schnittwunde an der Kehle mit auf den Weg gegeben. Unbändige Wut stieg in Chana auf und trotz der Tatsache das es ihr ziemlich schlecht ging und sie froh sein konnte überhaupt mit dem Leben davon gekommen zu sein verspürte sie Rachegelüste. Sie wollte Rache für jede einzelne Wunde die ihr zugefügt worden war, für jede einzelne Sekunde die man sie von ihrer Familie getrennt hatte.

Sie war dankbar dafür das man sie so rasch gefunden hatte, ein besonderer Dank gebührte wohl der Person die sie hierher gebracht hatte und natürlich Gwes. Ohne ihn ginge es ihr jetzt wohl noch um einiges miserabeler. Dennoch wollte sie heim. Zum einen fühlte sie sich unwohl mit Tari als Bettnachbarin. Das Verhältnis der beiden war nun einmal bekanntlicherweise sehr gespalten und Chana war sich sicher das das Mitleid, welches sie glaubte bei Tari gesehen zu haben, daher rührte das Tari sicher im Glauben war das Arian Chana all dies angetan habe.

Und sie wollte zu Nilan, es kam ihr vor wie eine Ewigkeit das sie ihren Sohn zum letzten Mal gesehen hatte. Viel zu lange hatte sie ihn gezwungenermaßen alleine gelassen und wollte so schnell wie möglich zu ihm. Chana sah zum Fenster und sah wie die Nacht langsam dem heranbrechenden Morgen wich. Tayra würde bald hier sein und dann könnte niemand, auch Gwes nicht, sie davon abhalten heim zu gehen.


Ihre Hoffnung wurde erfüllt und wenig später kam Tayra auf leisen Sohlen herein geschlichen. Es dauerte eine Weile bis Chana Tayra davon überzeugt hatte das es ihr gut genug ging um das Heilerhaus zu verlassen doch schliesslich gab Tayra nach. Liebevoll half sie Chana in ihre Kleidung und stützte sie auf ihrem Weg in die Küche wo Chana ein paar Zeilen für Gwes niederschrieb. Gwes kannte Chana gut und sie war davon überzeugt das er sich schon ausmalen konnte das sie das Heilerhaus auf eigene Faust verließ. Dennoch wollte sie nicht gehen ohne ihm eine Nachricht zu hinterlassen und ihm zu danken.

Als dies erledigt war half Tayra Chana hinaus zu gehen und öffnete ein Portal nach Hause. Chana stand vor ihrem Haus und atmete die Luft ein als wäre sie dort etwas ganz besonderes. Beide betraten dann das Haus und Chana erfüllte ein wohlig warmes Gefühl. Endlich war sie wieder daheim bei ihren Lieben. Behutsam führte Tayra Chana in ihr Schlafgemach wo sie sich gleich auf ihrem Bett niederliess.

„bring mir bitte Schreib- und Siegelzeug“ forderte Chana ruhig von Tayra kaum das sie auf dem Bett lag. Ohne ein Wort erfüllte Tayra ihr den Wunsch und wenige Augenblicke verfasste Chana zwei Schreiben. Das erste, an Bolwen, reichte sie Tayra mit der Bitte einen Boten zu finden der es zur Gardisterei bringe. Tayra eilte gleich los während Chana das zweite Schreiben verfasste.

Gerade als Tayra wieder schnaufend das Zimmer betrat schrieb Chana die Initialien „A.K.“ auf den Umschlag und bat Tayra selbigen für sie zu siegeln. Tayra schluckte kurz als sie die beiden Buchstaben las und begriff scheinbar sofort. Ohne ein Wort begann sie damit das Schreiben zu siegeln. Chana hätte viel lieber selbst die unangenehme Aufgabe übernommen das Schreiben nach Moonglow zu bringen, doch sie konnte nicht, sie war definitiv zu schwach. So erklärte sie Tayra ruhig und sachlich was sie zu tun habe. Tayra überlegte nicht lange, zog sich rasch um und machte sich auf den Weg nach Moonglow.

Chana war sich sicher das sie nicht lange warten müsse und dann sollte dieses Stück büssen für das was sie Chana angetan hatte.
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Alt 03.05.2006, 08:36
#60
Chana Boroda
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Mürrisch ließ Chana sich von Gwes den gebrochenen Arm in eine Schlinge legen. Sie hatte nur wenig Lust auf seine Vorträge über Verantwortungslosigkeit und ließ alles mehr oder weniger schweigend über sich ergehen bis er dann ging. Dennoch war sie froh gewesen das er vorbeigekommen war denn ohne diese Schiene am Arm fühlte sie sich gleich ein wenig freier. Beschwingt von diesem Gefühl schwang sie die Beine aus dem Bett und entschloss sich dazu die ersten Schritte seit Tagen zu versuchen.

Noch etwas wackelig auf den Beinen ging sie zu ihrer Kommode hinüber und zog eine der Laden auf. Unter einem Stapel Kleider nahm sie ein kleines Kästchen hervor und stellte es behutsam auf der Kommode ab. Chana durchquerte einmal leicht schwankend ihr Zimmer und ging dann mit einem winzig anmutenden Schlüssel zurück zur Kommode und schloss das Kästchen auf. Ihr Blick wanderte einmal über ihre ganz persönlichen Habseeligkeiten ehe er an einem Schmuckstück hängen blieb.

Fast zärtlich strichen ihre Finger über jenes und ein zufriedenes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Alles wird seinen Lauf nehmen“ murmelte sie leise zu sich selbst. Dann flog die angelehnte Türe ihres Zimmers regelrecht auf und sofort ließ Chana den Deckel des Kästchens zufallen und verstaute es wieder eilig unter ihrer Kleidung in der Kommode.

„Maaaaa“ ertönte das helle Stimmchen Nilan’s den Raum und er kam auf Chana zugestürmt. Chana wendete sich mit einem Lächeln zu ihm um. „Langsam Schatz, du weißt ja Mama hat aua Arm“ Sofort verringerte Nilan sein Tempo und kuschelte sich behutsam an Chana. Sie sah mittlerweile weniger erschreckend aus wie die Tage zuvor. Die Schwellung unter dem Auge war deutlich zurückgegangen und der darauf liegende Bluterguss hatte nun nicht mehr diese bedrohliche schwarze Färbung sondern schimmerte in grün-gelben Farbtönen. Nilan war sehr erschrocken gewesen als er seine Mutter zum ersten Mal erblickt hatte und es hatte eine Menge Überzeugungsarbeit gekostet ihm zu erklären Chana wäre ein ähnliches Missgeschick geschehen wie ihm mit „Bös“


„Ma slafn!“ sprach Nilan in fast mahnendem Tonfall. Chana schmunzelte kurz „aber nur wenn du mit mir kuschelst hm“ entgegnete sie und zwinkerte ihrem Sohn zu. Nilan nickte eifrig und Chana begab sich wieder in ihr Bett. Nilan kletterte sogleich hinterher und kuschelte sich vorsichtig mit Blick auf Chana’s gebrochenem Arm an sie. „au?“ fragte er leise. „ja immer noch aber es geht schon besser Engel“ sprach Chana ruhig und strich Nilan über den Kopf. „aubakuss“ erwiderte Nilan strahlend und hauchte Chana mehr als vorsichtig einen Kuss auf den gebrochenen Arm.

Chana lächelte gerührt und sah liebevoll zu ihrem Sohn. „oh ein Zauberkuss nun wird der Arm sicher schnell gesund“ Nilan nickte eifrig mit stolzem Lächeln. Beide kuschelten sich wieder aneinander und Chana bemerkte irgendwann im Halbschlaf wie Tayra den schlafenden Jungen behutsam auf den Arm nahm und in sein Bettchen brachte
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Alt 03.05.2006, 22:30
#61
Anika Paunu
Reisender
 
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Es war vorbei ...

Sie betrat wieder den abgedunkelten Raum, indem vor kurzem noch Chana in Fesseln lag. Der Blutzoll, den sie einstrich war gross und konnte sie lange ernähren.
Langsam verstaute sie einige Dinge in ihrer Tasche, während andere bisher wichtige liegen blieben. Sie wollte die Insel verlassen und bereitete alles dafür vor. Sie würde einfach auf einem der vielen Schiffe am Hafen einen Platz suchen, und sich dorthin wenden, wo dieses Schiff nunmal hinfuhr. Schliesslich hatte sie das schon nach Britain gebracht und nun sollte es halt ein anderer Ort sein.

Sie dachte nochmal an einige Leute die ihren Weg gekreuzt hatten oder diesen eine Zeitlang begleiteten. Am unangenehmsten war ihr der Gedanke an Gwes. Er war ein Windbeutel und hechelte dieser verheirateten Frau hinterher. Irgendwann wird sich sein Schicksal wohl erfüllen.

Sie verliess den Raum und wandte sich gen Britain. Bald würde sie auch dort ihre Sachen packen und sich auf den Weg zum Hafen machen.
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Alt 07.05.2006, 21:12
#62
Anika Paunu
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Nun, war sie soweit ...

Alle Dinge waren erledigt, die Sachen gepackt. Im Schutz der Dunkelheit, wandte sie sich zügig zum Hafen und bestieg das erste Schiff nach irgendwohin...
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Alt 19.05.2006, 09:53
#63
Chana Boroda
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Erwartungsvoll richtete sich ihr Blick zur Türe als jene sich einen Spalt öffnete. Chana bemerkte wie Tayra langsam ihren Kopf durch den Türspalt steckte und schloss die Augen. Seit sie nach dieser Entführung wieder zu Hause war sah Tayra jede Nacht nach ihrer Schwester. Fast jede Nacht, wenn es sie im Traum verfolgte und sie schweißgebadet aufwachte dauerte es nicht lange und wenig später stand Tayra mit einer Tasse dampfenden Tee in ihrem Zimmer. Sie wusste nicht ob sie jedes Mal so geräuschvoll träumte das Tayra davon erwachte, ob es nur der Instinkt war der ihre geliebte Schwester dazu trieb nach ihr zu sehen, oder beides.

Dieses Mal war alles in Ordnung gewesen, es war spät in der Nacht, doch Chana war er kurze Zeit bevor Tayra den Kopf durch die Türe gesteckt hatte heim gekommen und hatte noch gar nicht geschlafen. Sie hatte den Abend in Britain verbracht und er war recht ereignisreich gewesen. Sie hatte den Abend mit Melina verbracht und sich mit ihr ausgesprochen. Schon tags zuvor war es zu einem kurzen Gespräch gekommen welches aber zu Beginn fast zu einem lauten Streit im Tala geführt hatte. Chana war so aufgebracht gewesen über das was Melina lauthals durch die Taverne verkündete, sie fühlte unbändige Wut in sich aufsteigen und argumentierte gegen Mel ebenso giftig das Nilan davon erwachte welcher auf ihrem Schoss bis dahin friedlich geschlummert hatte.

Das Kind war so irritiert und geängstigt von dem ungewohnten Anblick seiner aufgebrachten Mutter das er anfing bitterlich zu weinen. Sofort besann sich Chana und beruhigte Nilan. Auch Melina wurde ruhiger und kam schließlich zum Tisch herüber um das was beinahe ein lautstarkes Gezeter geworden wäre ruhig und sachlich fortzuführen. Trotz der sich entspannenden Situation zog Chana es vor mit Nilan nach Hause zu gehen und vertröstete Mel auf ein andermal.

Und schneller als wohl beide gedacht hatten wurde dieses Gespräch fortgeführt. Chana war am Abend in die Ente gegangen und auch Melina war dort gewesen. Sie hatten den Abend dort gemeinsam verbracht und waren irgendwann zusammen in Melinas Schmiede gegangen wo Mel schnell einem Kunden seine Ware ausgehändigt hatte. Danach war sie da, die Ruhe die sie brauchten um ein vernünftiges Gespräch zu führen.

Endlich wusste Chana warum Melina sich abgewendet hatte, es war nicht einmal auf Aussagen ihres Gatten zurück zu führen wie Chana es vermutet hatte. Nein Melina hatte mit chana gebrochen als sie von Tari erfahren hatte was Chana und Arian einst verbunden hatte. Natürlich musste es für Melina ein Schock gewesen sein. Trotz der engen Freundschaft der beiden Frauen hatte Chana dieses kleine Geheimnis Melina gegenüber immer für sich bewahrt. Aus guten Grunde, sie wusste damals schon was Mel von Arian hielt und war sich bewusst das sie es nicht verkraften würde zu wissen das Chana diesem Mann einmal sehr nahe gestanden hatte.

Ruhig argumentierte Chana ihren Standpunkt gegenüber Mel. Suchte keine Ausflüchte sondern erzählte ihr sachlich was früher gewesen war, wie sie damals empfunden habe und…das es Vergangenheit war. Melina war immer noch sichtlich geschockt über diese Tatsache, hörte sich jedoch Chana’s Worte an und erklärte wie froh sie war das Chana endlich aufgewacht war und der Wahrheit ins Auge blickte. Lange sprachen sie über das Geschehene und Melina sah Chana mitleidig an als es um die Entführung ging. Chana konnte nicht, wollte noch nicht darüber reden. Melina hatte in der Ente selbst gesehen wie rasch eine fremde Person Chana aus der Fassung bringen konnte und die Angst in ihr hochstieg wenn jemand ein falsches Wort sagte oder eine Gestik benutzte. Melina ging sehr behutsam mit Chana um da es Sianne nach deren Entführung wohl immer noch so erging und akzeptierte es somit auch sofort das Chana nicht darüber reden wollte. Chana war froh über Melinas Verständnis und beließ dies Thema dabei ihre Hoffnung zu äußern das Bolwen eines Tages den Schuldigen dafür bestrafen würde was Alvel, Angelina, Sianne und ihr angetan worden war.

Es war schon sehr spät gewesen als mitten im Gespräch der beiden die Türe geöffnet wurde. Sofort erstarrte Chana vor Schreck. Unvorhersehbare Geräusche versetzten sie immer noch in Schrecken seit der Entführung. Einen Augenblick starrte sie angsterfüllt zur Türe ehe sie registrierte das es sich um Bolwen handelte der dort stand. Langsam wich die Anspannung in ihr doch trat an ihre stelle eine gewisse Unsicherheit. Nach allem was passiert war konnte sie sich vorstellen das es für Bolwen recht überraschend sein musste seine Gattin mit Chana zusammen sitzen zu sehen und sie wusste nicht was er davon hielt. Doch er reagierte überaus freundlich und gelassen was auch die Spannung in chana löste.

Nach ein wenig Geplauder fasste Chana sich ein Herz und fragte ihn nach Neuigkeiten. Er wusste natürlich sofort worauf sie hinaus wollte und verneinte ihre Frage, nicht jedoch ohne darauf hinzuweisen das er alles tat um diesen Fall zu lösen. Kurz sah Chana unsicher zu Melina. Am Tage zuvor hatte Mel Chana erzählt wer verdächtigt war mit ihrer Entführung in Verbindung zu stehen. Sollte sie es erwähnen? Würde sie Melina damit in Schwierigkeiten bringen? Einen Moment wiegelte sie ab, entschloss dann aber nicht zu schweigen.

Bolwen war augenscheinlich überrascht und blickte etwas irritiert zu Mel als Chana den Namen dieses stinkenden Kerls ins Spiel brachte und bekräftigte das dieser sicher nichts damit zu tun habe um noch einmal zu bekräftigen wen sie für den wirklichen Verantwortlichen hielt wie sie es schon bei ihrer Aussage getan hatte. Freundlich, aber doch recht bestimmt wies Bolwen noch einmal darauf hin das er alles tun würde um den Schuldigen zu fassen und so beließ auch Chana es dabei.

Das Thema wurde schließlich ganz beendet als Melina die Runde verließ um heim zu gehen. Chana blieb noch eine kurze Weile mit Bolwen und sie wechselten einige private Worte. Dann sah auch Chana es an der Zeit heim zu gehen.

Seufzend erhob sie sich aus dem Bett und ging auf leisen Sohlen die Treppe hinab in die Küche. Auf der Feuerstelle dampfte ein großer Wasserkessel, ein Beutel mit Kräutern und ein Teebecher waren einsatzbereit daneben platziert. Ein Lächeln huschte über Chana’s Gesicht als sie sah wie emsig Tayra scheinbar alles vorbereitet hatte für den Fall das Chana’s Nachtruhe wieder durch die schlechten Träume gestört wurde. Sie ging hinüber und goss sich eine Tasse Tee auf. Am Küchentresen lehnend stand sie dort, trank langsam ihren Tee und blickte zur Türe hinüber

Es war seltsam, alles schien plötzlich so einfach, die düsteren Wolken die ihr einiges erschwert hatten schienen sich zu verziehen. Die Aussöhnung mit Melina verlieh ihr ein befriedigendes Gefühl. Fast wie früher waren sie miteinander umgegangen, auch wenn Chana sich sicher war das ein gewisser „bitterer Beigeschmack“ wohl immer bleiben würde. Sie hatte sich verändert, sehr sogar, doch wusste sie nicht ob es gut…oder ob es schlecht war doch glaubte sie zu wissen wem es gefallen würde, wem nicht…

Erneut huschte ein kurzes Lächeln über ihre Lippen und sie stellte den leeren Teebecher zurück auf seinen Platz ehe sie wieder auf leisen Sohlen nach oben ging um einen hoffentlich traumlosen Schlaf zu finden.
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Geändert von Chana Boroda (19.05.2006 um 09:57 Uhr).
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Alt 21.06.2006, 09:05
#64
Chana Boroda
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„Chana Boroda“ murmelte sie leise zu sich selbst während sie für Ordnung auf ihrem Arbeitstisch sorgte. Ja die war sie wieder, mehr als je zuvor. Sie war glücklich dass nun alles geregelt war. Selbst Brulmir hatte nun scheinbar endlich verstanden wie ernst es ihr gewesen war.

Schon seit sie sein Haus verlassen hatte und zu Tayra gezogen war hatte sie wieder begonnen ihren Geburtsnamen zu tragen. Sie fand es machte einiges einfacher, für sie und auch für Brulmir. Niemand fremdes brachte die beiden mehr in Verbindung dadurch, keine Erklärungen waren von Nöten in welcher Verbindung Chana zu ihm stand, war sein Name und Stand selbst unter Neuankömmlingen in Britain recht bekannt.

Genau so hatte sie es ihm auch erklärt warum sie sich wieder Boroda nannte. Natürlich war er nicht begeistert gewesen, konnte ihre Handlung aber durchaus nachvollziehen. Dann traf Chana auf Marie. Sie begrub den alten Streit von damals, sie hatte Mitleid mit Marie, es ging ihr nicht gut, sie war in großer Sorge um ihre kranke Tochter. Chana versetzte sich in ihre Lage und schon allein bei dem Gedanken daran das Nilan eine solche Krankheit ereilen könnte drehte sich ihr fast der Magen um.

Natürlich erkundigte sich Marie nach Brulmir, hatte sie die beiden doch schließlich damals im Glauben Alwyzz getraut. Chana versuchte ihr zu erklären was vorgefallen war, so wenig wie möglich, doch soviel wie nötig das sie verstand. Marie tat es sehr leid was passiert war, sogar mehr als Chana selbst, aber das lag wohl daran das Chana ihre Ehe nach all der Zeit verarbeitet hatte. Es ging ihr gut, sie fühlte sich wohl unter dem gemeinsamen Dach mit Tayra und Nilan.

Brulmir hingegen schien es immer noch nicht zu verkraften. Im einen Moment erzählte er Chana von einer Frau die er kennen gelernt hatte an der er scheinbar Interesse hegte, im nächsten Moment versuchte er Chana’s Gefühle für ihn auszuloten um einen erneuten Versuch zu starten sie zurück zu erobern. Chana verstand das alles nicht, soviel Zeit war schon vergangen seit sie ihn verlassen hatte und wenn beide aufeinander trafen kam es meist früher oder später wieder zum Streit, warum akzeptierte er dies nicht?

Als sie wieder einmal auf Marie traf erzählte Chana ihr genau dieses. Sie war eigentlich nicht darauf aus gewesen dies Marie der Priesterin zu erzählen, sondern wollte dies einfach ihrer Freundin mitteilen. Vor Marie hatte sie ein schlechtes Gewissen, damals hatte es ihr viel bedeutet von ihr getraut zu werden und nun „verleugnete“ sie diese Ehe in dem sie wieder ihren Geburtsnamen nannte. Zu Beginn hatte Chana dies gescheut, aber war es für sie ein Schritt den Schlussstrich deutlich zu zeichnen. Ihre Ehe war damals im Herzogtum sowieso nicht anerkannt worden und Paladin Borin hatte sie nach der Eheschließung weiter vehement mit „Frau Boroda“ angesprochen.

Marie schien dem ganzen zwiespältig gegenüber zu stehen. Einerseits zeigte sie Verständnis für Chana, andererseits war sie natürlich als Priesterin nicht begeistert. Dennoch eröffnete sie Chana die Möglichkeit diese Ehe aufzuheben. Chana musste nicht lange überlegen, ja sie wollte es. Marie willigte ein und erklärte Brulmir Chanas Wunsch mitzuteilen.

Dann war es soweit gewesen. Marie stand vor Brulmir und Chana in ihrer feinen Priesterrobe und vollzog es. Chana war im reinen, mit sich selbst, mit Alwyzz, mit jedem. Dieser Schritt hatte Brulmir scheinbar endlich verdeutlicht wie ernst es ihr gewesen war und das es keinen Schritt zurück mehr für sie gab.

Es war nur wenige Stunden her das Marie und Brulmir bei ihr gewesen waren. Seither fühlte Chana sich befreit, ja geradezu beschwingt. Sie verließ ihren kleinen Arbeitsturm und blickte empor zum Türschild „Chana Boroda, Alchemistin“ las sie leise. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf ihre Lippen als sie sich auf dem Weg in das Wohnhaus machte. Sie war bereit für ihr neues Leben, nun lag alles Vergangene endlich hinter hier und ein neuer Abschnitt ihres Lebens konnte beginnen.
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Alt 11.08.2006, 23:08
#65
Chana Boroda
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„Endlich vorbei…“ raunte sie leise zu sich selbst als sie auf ihrem Spaziergang das bunte Herbstlaub der Bäume ansah. Bald würde auch selbiges verblassen, hinabfallen und die Bäume kahl und drohend erscheinen. Früher hatte Chana es bedauert wenn der Sommer vorüberging, doch heute, ja es erfreute sie geradezu und mit allem bunten und fröhlichem das ging würde sie wieder etwas aufblühen.

Sie hatte sich zurückgezogen, den ganzen langen Sommer über. Keine Lust mehr gehabt auf aufgesetzte Gespräche mit Leuten die sie lieber gemieden hätte statt mit ihnen im Tala einen scheinbar angeregten Plausch zu halten. Es würde eh niemand mehr fragen „wo ist nur Chana?“ so wie in alten Zeiten. Den wenigsten war wohl aufgefallen das Chana Boroda den ganzen Sommer über nicht in Britain gesehen wurde.

Sie blieb im Haus oder verweilte in ihrem kleinen Arbeitsturm. Viel Zeit zum denken…zuviel. Selbst auf Tayra schien Chana’s Verhalten abzufärben. Sie hatte sich vollkommen zurückgezogen von der Außenwelt, verbrachte viel Zeit mit Nilan und auch mit Chana. Es war ein ruhiger Sommer gewesen, sehr ruhig…still, zu still? Sie wusste sie würde Antworten bekommen, nicht wann, aber sie würden kommen

In Gedanken versunken wanderte sie durch Britain. Sah sich die neuen Häuser im Hafenviertel an, beobachtete herumstreunende Katzen und so weiter. Als sie irgendwann das Heilerhaus erreicht hatte blieb sie einen kurzen Moment stehen und wandte sich dann rasch ab und ging in die entgegen gesetzte Richtung.

In der Nähe der Akademie der Garde wanderte sie durch eine Gasse und betrachtete die Schilder an den Häusern bis sie irgendwann abrupt stehen blieb. „Karolyn Dogrem“ ließ das Schild verlauten. Chana trat näher und klopfte nach einem Moment des Zögerns an die Türe. Überrascht blickte Karo auf Chana ehe sie einen kleinen Freudenschrei ausstieß und sie ungestüm umarmte und in der Umarmung in das Haus zog.

Chana fühlte sich nicht sonderlich wohl zu Beginn in der Runde die aus Karolyn und zweier ihrer Freundinnen bestand. Gesellschaft…lange vermisstes Gut und für sich selbst entschied Chana das sie wohl in Zukunft wieder darauf verzichten könnte. Doch sie ließ sich nichts anmerken, war weder die Höflichste, noch sonderlich unfreundlich doch mochte es Karo wohl nicht entgangen sein das Chana offenbar nicht viel von einer ihrer beiden Freundinnen hielt.

Die Zeit verging und Gäste kamen, ein junger Mann der wohl ohne jeden Zweifel ein Auge auf Karo geworfen hatte, und Gäste gingen…nacheinander verabschiedeten sich ihre beiden Freundinnen. Chana und Karo fielen in ein Gespräch über das was geschehen war und einiges war geschehen seit die beiden Frauen zuletzt aufeinander getroffen waren. Karo ging offensichtlich fast zugrunde an der zerbrochenen Liebe mit diesem Gardisten. Chana konnte nicht umher Karo den Kopf auf die Schultern zu setzen. Ja sie fühlte sich geradezu verpflichtet es zu tun. Irgendwann sprachen sie über Melina. Karo berichtete Chana das Melina wohl bösartig Gerüchte verbreite so ziemlich über jedermann und das sie auch Chana übel nachgeredet hatte.

Sie wusste genau wovon Karo dort sprach und keinen Wimpernschlag später hatte Karo es auch schon laut geäußert. Sie brauchte nicht einmal Luft holen um wieder einmal ihre Rechtfertigungen und Klarstellungen vom besten zu geben. Nein, für Karo war die Sache von Vornherein klar: Melina redete absoluten Unsinn um Chana zu schaden, die habe doch niemals was mit dieser Sache zu tun. Dennoch warf Chana ihr ein paar Brocken hin, seltsam…bei anderen war es ihr leichter gefallen, doch bei Karo war es anders. Vielleicht lag es an dem was Karo wenige Minuten zuvor gesagt hatte „Chana du bist eine wirkliche Freundin, du bist doch meine Mama“ Ja auch sie empfand grosse Zuneigung für Karo. Hatte oft Partei für sie ergriffen, ihr aber auch oft mütterlich den Kopf gewaschen und sie belehrt.

Wieder dieser Zwiespalt in ihr…als zerre jemand an ihrem linken Arm, der andere am rechten. „Tu das richtige! Was ist das richtige?“ Stimmen in ihrem Geist die sich vermischten. Einen Moment schloss sie die Augen. Sie wusste was richtig war, welcher Weg gegangen werden musste. Auch wenn es schmerzte, auch wenn das totgeglaubte Gewissen wieder da war. Es würde schwinden, ganz sicher lag es nur an der Distanz.

„ich werde verrückt, wenn das mein Leben lang so geht werde ich verrückt“ dachte sie bei sich ehe sie ihren Aufbruch ankündigte, heim ging und wie so oft…tagein tagaus auf dem Dach des Hauses platz nahm und in die Ferne blickte
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Alt 01.09.2006, 13:15
#66
Chana Boroda
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Der Morgen graute gerade erst als Chana erwachte, sehr lange konnte sie nicht geschlafen haben dennoch lag ein fester Schlaf hinter ihr. Langsam richtete sie ihren Oberkörper auf und ihre Hände wanderten zu ihren Schläfen und massierten jene in kreisenden Bewegungen. Es war nicht der pochende Schmerz der ab und an nach dem Erwachen hinter ihren Schläfen lauerte es war eher…“Leere“ murmelte sie leise und ließ den Blick etwas schlaftrunken durch ihr Zimmer gleiten.

Nur langsam kehrten die ersten Lebensgeister zurück während sie aufstand und sich gemächlich ankleidete. Sie war noch etwas müde, wenig verwunderlich nachdem sie gerade erwacht war, doch rasch merkte sie das ihr Körper und Geist wieder im Besitz von mehr Energie war als noch in der Nacht zuvor. Langsam setzten ihre nackten Füße einen Schritt vor den anderen die Treppe hinauf, vor der Türe vor Tayra`s Zimmer verharrte sie und horchte einen Augenblick, alles war ruhig, sie schien noch zu schlafen. Sie ging die nächste Treppe hoch, hinaus auf das Dach.

Einen Moment verweilte sie oben angekommen und atmete tief ein. Es war noch recht finster doch statt sich wie üblich mit einem simplen gemurmelten Satz Abhilfe gegen die Dunkelheit zu verschaffen ging sie ein paar Schritte und entzündete eine Kerze am Rand des großen Badebeckens. Langsam tauchte der Kerzenschein die Umgebung in ein warmes Licht und sie ließ den Blick umher schweifen während sie am Rande des Beckens platz nahm.

Der leichte Herbstwind an diesem Morgen erzeugte kleine Wellen im Wasser und gemächlich schaukelnd trieb ein Badeschwamm darauf. Einen Moment verweilte ihr Blick auf dem Wasser mit leicht rötlichem Schimmer. Wahrscheinlich hätte niemand diese Trübung wahrgenommen, doch Chana sah sie, vielleicht auch nur weil sie glaubte dass sie da sein müsse.

Langsam wandte sie den Blick wieder ab und tastete mit ihm die nähere Umgebung ab. Auf dem Boden vor dem Becken lag ein Kleidungsstück und sie beugte sich vor um es aufzuheben. Sie bettete das Kleid in ihrem Schoss und ein leiser Seufzer entfuhr ihr. Sie fühlte sich leer, geradezu verlassen. Wie immer wenn er bei ihr gewesen war. Es war immer wieder seltsam, jedes Mal auf ein Neues. So oft hatte sie sich Momente ersehnt in denen er da war, doch genau diese Momente gaben und raubten ihr doch gleichzeitig soviel.

Sie gab…gab ihm alles was sie ihm nur geben konnte, fühlte sich verpflichtet zu geben _wollte_ es geben. Er nahm … Wie lange würde sie wohl geben können? Erst recht jetzt, wo sie ihm nicht nur emotional alles gab was sie nur konnte sondern er sich auch auf anderer Art und Weise ihrer Kraft bediente? Würden die kurzen Augenblicke mit ihm reichen ihre Kraft aufrecht zu erhalten? Ihre Gedanken wanderten zu den Momenten der letzten Nacht und ein leichter Schauder überkam sie. Es war alles recht schnell gegangen doch hatte es sich für Chana wie eine kleine Ewigkeit angefühlt. Sie hatte ihn niemals unterschätzt, nicht ein einziges Mal während der langen Zeit die beide sich nun kannten, doch in der vergangenen Nacht glaubte sie zum ersten Male wirklich gefühlt zu haben welche Macht er inne hatte. Doch wahrscheinlich konnte sie selbiges nur ansatzweise erahnen, wollte es auch lieber gar nicht weiter erkunden. Dennoch vertraute sie ihm, wie wohl niemand anderem und so hatte sie es geschehen lassen, musste sich jedoch eingestehen froh zu sein, das ihre Gefühlswelt wohl langsam wieder zur Normalität zurück kehrte und die Leere, Kälte und Müdigkeit , die sie noch in der letzten Nacht empfunden hatte langsam verblasste.

Doch trotz allem gab auch er …das Verhältnis war wohl nicht gegeneinander aufzuwiegen, doch gab er nur soviel wie nötig war das sie bereitwillig war zu geben? Oder war er wirklich nicht in der Lage mehr zu zeigen? bedeutete sie ihm wirklich viel? „wie kannst du nur daran zweifeln?!“ schalt sie eine Stimme in ihrem Kopf die mehr der seinen ähnelte als der ihren. Natürlich lag ihm etwas an ihr, sie wusste es ganz genau, doch konnte sie nicht immer etwas gegen die in ihr aufkeimenden Zweifel tun. Chana erhob sich langsam vom Beckenrand und ließ das Kleid einfach zurück auf den Boden gleiten, als würde es genau dort hingehören. Er würde wieder kommen und das nicht nur um sich an ihr zu bereichern denn das könnte er wohl bei irgendwem anders auch, aber es wäre sicherlich nicht dasselbe. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und ihr Gemütszustand wechselte wie so oft wieder einmal schlagartig.

Das war ständig so seit seinem Besuch damals in ihrem Haus, als er sich ihr offenbarte. Im einen Moment war sie verzweifelt, war wütend auf ihn, fühlte sich von allen, vor allem von ihm verlassen. Doch schon im nächsten Moment konnte ein Gedanke an ihn wieder alles verwerfen, brachte sie zum strahlen und erfüllte sie mit einem Gefühl der inneren Zufriedenheit. Oft hatte sie geglaubt diese Gefühlswechselbäder würden sie an den Rand der Verzweiflung bringen, ihr jeglichen Verstand rauben. Doch fast schien es so als hätte sie sich mit der Zeit damit arrangiert. Er würde wieder den Weg zu ihr finden, das allein zählte.

Der anbrechende Morgen vertrieb langsam den letzten Rest Dunkelheit der vergangenen Nacht. Chana machte sich auf den Weg hinab in die Stube um die kurze Zeit ,die ihr noch blieb ehe Nilan erwachen würde, mit einem weiteren Menschen zu teilen der ihr lieb und teuer war.

Und so stand sie nur wenig später mit einem Tablett gefüllt mit allerhand Frühstücksleckereien vor Tayra’s Zimmertüre und klopfte leise an…
Chana Boroda ist offline  
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Alt 29.09.2006, 08:35
#67
Chana Boroda
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Endlich schlief Nilan. Leise schloss Chana die Türe zu seinem Zimmer und blieb einen Moment an selbiger gelehnt stehen, schloss die Augen und ein leiser Seufzer entfuhr ihr. Eine Etage weiter oben ertönte in diesem Moment ein heiteres Glucksen und Lachen von Tayra, als würde sie…Chana stieß sich vom Türrahmen ab und schickte der Decke einen Blick mit geschlitzten Augen. Sie wollte sich lieber nicht weiter vorstellen was dort oben in Tayras Zimmer vor sich ging und eilte die Treppe hinab.

Mit einem lauten Krachen warf sie die beiden schweren Eingangstüren hinter sich zu und eilte hinüber zu ihrem kleinen Turm. Ihre Hand glitt über den steinernen Arbeitstisch ehe sie daran platz nahm und den Kopf in ihren beiden Händen bettete. „Ruhe…endlich Ruhe“ murmelte sie leise vor sich her. Ein Teil von ihr wünschte sich schon wieder zurück, in diese kleine eingeschneite Hütte in der sie fast den ganzen letzten Mondumlauf verweilt hatte. Sie war erst seit zwei Tagen wieder daheim und schon lief alles aus dem Ruder zu laufen. Ihr fehlte ihr Fels in der Brandung, Tayra, der Mensch der ihr sonst in solchen Momenten Kraft gab, doch genau jene war dieses Mal Auslöser für alles, ausgerechnet mit ihr musste sie sich herumstreiten. Chana ließ sich tiefer in den Stuhl sinken und ihre Gedanken kreisten um den Abend ihrer Rückkehr vor zwei Tagen, dem Abend an dem das Übel begonnen hatte.

Endlich hatte der Schneesturm aufgehört und es war möglich gewesen an eine Heimreise zu denken. So weit war sie gar nicht entfernt gewesen von daheim, sie hatte behauptet eine kleine Studienreise zum Festland zu unternehmen, doch dort war sie gar nicht gewesen. Dennoch war sie weit genug von daheim fort gewesen um Ruhe zu finden, fast drei Tagesritte trennte sie von ihren Lieben und hier in dieser Einöde, hatte sie wohl niemand vermutet. Wald…nichts als Wald und inmitten zwei unscheinbare kleine Hütten, die wohl niemand so schnell aus Zufall finden vermochte. In einer dieser Hütten hatte sie die letzten drei Wochen verbracht, hatte fast nichts anderes getan als in eine dicke Decke eingehüllt vor dem Kamin zu verweilen und zur Ruhe zu kommen. Ihre kleine persönliche Auszeit die von Nöten gewesen war um wieder zu ihrer seelischen Stärke zurück zu finden. Es hatte es begonnen zu schneien. Es hatte begonnen, es wurde stärker…es wollte einfach nicht enden! Ein kräftiger Wintersturm begleitete dann noch das Schneetreiben und wenn sie aus dem Fenster blickte reichte die Schneeansammlung der letzten Tage geschätzterweise schon bis über ihre Knie. An einen Aufbruch war bei diesem Wetter nicht zu denken, es wäre reiner Selbstmord gewesen. So blieb ihr nichts als hoffen, hoffen das sich das Wetter änderte, denn der Gedanke daran die Grauen Tage in dieser Einöde verbringen zu müssen, nicht fähig arkane Kräfte nutzen zu können, nein der gefiel ihr ganz und gar nicht.

Doch ihre Gebete wurden erhört, Sonnenstrahlen weckten sie am nächsten Morgen und in die Decke eingehüllt wagte sie den seit Tagen ersten Schritt vor die Türe. Der Himmel war aufgeklart und Chana schirmte ihren Blick mit der Hand ab vor den weißen Massen. Sie musste jetzt aufbrechen ehe das Wetter sich wieder änderte und so ging sie ins Haus und packte die wenigen Sachen um keine Zeit zu verlieren und sich auf den Weg zu machen. Es war ein beschwerlicher Weg und Chana merkte das das Pferd schwach war. Zu allem Übel änderte sich die Wetterlage doch wieder. Die Dämmerung hatte eingesetzt und in dem dichten Schneetreiben sah man kaum eine Hand vor Augen doch etwas weiter in der Ferne sah sie Lichter. Sie wusste jene gehörten zu einem kleinen Fischerdorf und ihr war auch klar das ihr Ziel bei diesem Wetter wohl doch nicht Minoc lauten könne sondern dieses Dorf sein müsste. Am Abend hatte sie es geschafft. Auch eine Unterkunft war gefunden, alles andere als standesgemäß, aber warm und trocken. Sie verfasste einen Brief an Tayra, ihre Rückkehr würde sich wohl doch verzögern und sie wollte nicht das Tayra sich um sie sorgte.

Fünf weitere Tage Schneesturm vergingen, doch in ihrer jetzigen Herberge empfand Chana es nicht als weiter dramatisch, hier würde sie sogar die Grauen Tage noch einigermaßen gut überstehen. Es ging ihr gut, sie hatte Zeit zur Ruhe zu finden und irgendwie fand sie dieses kleine Dorf sogar noch recht idyllisch. Doch erneut sollte sich das Blatt wenden und das Wetter wurde etwas milder. Diesmal brach sie nicht gleich beim ersten aufgeklarten Himmel auf sondern wartete einen Tag ab. Als man einigermaßen davon ausgehen konnte das das Wetter beständig blieb machte sie sich auf den Weg mit einem gestärkten Pferd, auf den Weg zu ihren Lieben. Drei Morgen später zog sie schließlich die Türe zu Tayras Zimmer hinter sich zu. Ein Lächeln auf den Lippen, verursacht von dem Anblick ihrer schlafenden Schwester in deren Arm ein kleiner Junge eingekuschelt lag und ebenfalls friedlich schlief.

Eigentlich hätte Chana erschöpft sein müssen von dem langen beschwerlichen Heimweg, aber im Moment verspürte sie nichts dergleichen, nein im Gegenteil ihr war nach Gesellschaft. So zog es sie nach Britain, sie wollte wieder einmal Karolyn besuchen, es war wieder an der Zeit nach ihrer „Kleinen“ zu sehen. Sie hatte Glück, Karo war daheim und die beiden Frauen hielten einen angeregten Plausch während sie einen köstlichen und wärmenden Eintopf zu sich nahmen. Stunden später nahm Chana Neuigkeiten mit auf ihren Weg Richtung Tala. Karo würde heiraten, diesen Jäger. Chana war anfangs nicht begeistert gewesen, hatte dann aber eingesehen das es eh nichts nützen würde ihren Unmut darüber zu äußern. So zeigte sie Karo lieber das sie hinter ihr stehen würde und nahm sich fest vor in Zukunft öfter ein Auge auf die junge Frau zu werfen.

Vor dem Tala angekommen blickte sie auf die Kehrseite eines ihr all zu bekannten Wesens. Es war Tayra, im Gespräch mit einem Mann, den auch Chana kannte. Lange hatte sie ihn nicht hier gesehen, doch sie erinnerte sich nur zu gut daran das er es verstand die Damenwelt mit geschwollenen Reden zu betören, was er wohl auch gerade bei Tayra tat. Sie ließ die beiden ein wenig plaudern, immer noch von Tayra unbemerkt ehe sie das Wort erhob. Sofort wendete Tayra sich herum und wenige Momente später lagen sich die beiden Schwestern in den Armen und gaben sich ihrer Wiedersehensfreude hin. Man ging hinein in den Tala. Gleich als sie eingetreten war bemerkte Chana zu ihrer rechten verkohlte Fetzen welche einmal einen Vorhang dargestellt hatten. Mit erhobener Braue betrachtete sie diese, wohl wissend dass hier irgendetwas geschehen sein musste, schenkte selbigem dann aber erst einmal weniger Aufmerksamkeit, sicher gab es erst einmal angenehmeres zu bereden.

Die drei suchten sich einen ruhigen Tisch im Hinterraum der Taverne und ihr Begleiter ließ seinen Charme spielen und beköstigte die beiden Frauen mit köstlichem Wein und Trauben. Man unterhielt sich angeregt und immer wieder bemerkte Chana wie sein Blick zu Tayra wanderte, sie förmlich zu verschlingen schien. Schließlich berichtete Tayra wer für diese Verunstaltung in der Taverne verantwortlich war. Früher nach ihrer Ankunft als ihr lieb war wurde von Chana also wieder das altbewährte Schauspiel abverlangt und so lieferte sie es. Souverän, wie auf Knopfdruck abspielbar…und wohl nur die beiden Frauen am Tisch wussten dass es eine Lüge war, schließlich hatte sie mittlerweile mehr als Übung darin.

Das Thema wurde gewechselt, Chana war recht froh darüber und beobachtete ihre Schwester und vor allem ihren Gesprächspartner ganz genauestens, während sie sich unterhielten. Ihre grünen Augen wanderten an ihm hinab während er Tayra mit seinen Blicken auszuziehen schien. Wanderten von seinem Gesicht hinab zu seinem Oberkörper und blieben schließlich an einem Schmuckstück hängen welches auf seiner Brust ruhte. Unverblümt beugte Chana sich vor und musterte selbiges. Ihr Blick blieb von ihm nicht unbemerkt und er nahm das Stück ab und reichte es ihr als er ihr Interesse dafür bemerkte. Ganz genau musterte sie es nun und wog das glitzernde Stück in der Hand. Es zeigte eine Schlange…irgendetwas in Chana stieß eine Warnung aus während sie das Stück betrachtete. Als sie es ihm zurück reichte suchten ihre Augen seinen Blick. Die Blicke trafen sich und versanken einen kurzen Moment ineinander, nur ein sehr kurzer Augenblick, doch jener reichte um in Chana das Gefühl der Alarmbereitschaft auszulösen.

Sie versuchte selbiges zu verbergen und lauschte weiter dem Gespräch in der Runde, jedoch ohne sich groß daran zu beteiligen. Was sie wohl bemerkte war, das Tayra scheinbar sehr auf die Worte dieses Mannes anzusprechen schien. Dies gefiel ihr ganz und gar nicht. Doch langsam schlich sich die Übermüdung ein von der beschwerlichen Reise und Chana verabschiedete sich. Nicht jedoch ohne Tayra einen Wink mit auf den Weg zu geben auf der Hut zu sein. Eine kleine Floskel, eine Art Passwort zwischen den beiden Frauen, sie würde genügen das Tayra verstand und niemand Außenstehendes würde jedoch bemerken das Chana ihrer Schwester eine Warnung mit auf den Weg gab.

Am nächsten Morgen hatte Chana die Ereignisse des Abends zuvor schon vergessen. Gut gelaunt stand sie in der Küche als Tayra die Treppe hinunter kam. Die beiden saßen sich am Tisch gegenüber und Chana musterte ihre Schwester genauestens. Ihr zerzaustes Haar, dieser Blick, dieses seltsame Lächeln…Chana ahnte nichts Gutes als sie mit einem simplen „und?“ mehr über den Hergang der letzten Nacht in Erfahrung bringen wollte.

Wenige Minuten später war Chana völlig außer sich. Wie konnte sie so etwas tun? Auch noch hier im Haus der beiden! Als wäre das alles nicht schlimm genug hielt sich dieser Kerl auch noch immer dort auf. Vorwürfe über Vorwürfe sprudelten aus Chana heraus und auf Tayra ein. Chana war sich immer bewusst gewesen das Tayra auf viel verzichtete zu ihren Gunsten. Doch hatte sie es niemals verlangt, Tayra hatte sich seinerzeit aus freien Stücken hinter ihre Schwester gestellt, doch war Chana eigentlich davon ausgegangen das Tayra sich der Konsequenzen darüber bewusst war die dies mit sich ziehen würde. Chana wollte keine Schwierigkeiten und sie wollte um jeden Preis das Tayras Schutz weiterhin gewährleistet war, doch sie bezweifelte arg das dies unter solchen Umständen gegeben wäre.

Das Übel kam die Treppe herunter und chana war es gar nicht unrecht, dass just in diesem Moment von oben ein zartes Stimmchen nach ihr rief. Wortlos ließ sie ihn stehen und ging hinauf um ihren Sohn zu holen. Wenig später saß sie wieder mit Nilan am Tisch, mit bockigem Blick beobachtete dieser Tayras Eroberung, beobachtete wie Tayra ihn anhimmelte und Chana bemerkte wie ihr Sohn immer ungehaltener wurde, wohl aus Eifersucht, denn immerhin war seine Tante sein ein und alles.

Im Nachhinein wusste Chana gar nicht wirklich wie es zu dem danach folgenden Eklat gekommen war. Nilan war wie ausgewechselt, so hatte sie ihren Sohn noch nie erlebt. Selbst von Tayra wollte er sich nicht berühren lassen und sie erinnerte sich nur noch daran wie sich ihr kleiner Liebling irgendwann in die Hüfte von Tayra’s Gespielen verbissen hatte, aber nicht mehr wie es dazu gekommen war. Sie hätte es ihrem Sohn übel nehmen müssen, hätte ihn dafür rügen müssen, versuchte dies auch, allerdings sehr halbherzig. Sie nahm ihren Schatz auf den Schoss und ihre Rüge dem Kind gegenüber war so liebevoll das sie wohl kaum eine erzieherische Wirkung haben würde. Innerlich war sie befriedigt und fand die Tat ihres Sohnes sogar mehr als amüsant.

Tayra war natürlich wütend darüber und verzog sich mit ihrer Eroberung in ihr Gemach um seine blutende Bisswunde zu versorgen. Chana hingegen verweilte noch einen Moment unten und kuschelte mit ihrem Liebling ehe sie mit ihm nach oben ging um vor seinem Mittagsschlaf noch ein wenig mit ihm zu spielen.

Chana öffnete ihre Augen wieder und blickte über ihren wüsten Arbeitstisch mit einem hämischen Lächeln auf den Lippen. Sie wusste nicht recht wer er war und was er vorhatte, aber eines war gewiss, sie würde es herausfinden und wenn dieser Kerl die Absicht haben sollte sich ins Tayras Leben zu schleichen…er würde es schwer haben, sehr schwer…
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Alt 04.11.2006, 09:49
#68
Chana Boroda
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Die Sonne zeigte sich gerade erst als heller Klecks am Horizont und versuchte noch schwerlich die Dunkelheit zu vertreiben als Chana auf dem Dach ihres Hauses stand und ihren Blick in die Ferne schweifen ließ. Sie hatte nicht lange geschlafen, war in gekrümmter Haltung im Bett ihres Sohnes eingeschlafen, doch vermutlich hätten ihre Gedankengänge sie selbst in ihrem eigenen großen Bett vom Schlaf abgehalten. Sie war verwirrt, wieder einmal… mehr denn je? Anders…Vor wenigen Tagen hatte sie ein Aushang verwirrt den sie in Minoc entdeckt hatte. Ein seltsamer Schrieb, in dem verkündet wurde dass der Baron von Fenisthal und Arian Karex für das Elend verantwortlich gewesen sein sollen, dass der Schattendämon vor Jahren über ganz Britain brachte. Zuerst entfuhr ihr ein Schmunzeln als sie es las. Der Baron, wie absurd, als wenn ein Mann seines Standes…Dann überkam sie ein Schauder und sie wurde etwas bleich. Sie erinnerte sich an die Momente der Angst wenn sie auf den Dämon getroffen war, diese furchtbaren Augenblicke und in Gedanken erlebte sie sie noch einmal, damals in der Kirche, als diese scheußliche Dämonenbraut versucht hatte Chana’s Hand zu fassen…

Es war nicht der Gedanke dass der Baron von Fenisthal damit etwas zu tun haben sollte der Chana schaudern ließ. Aber Arian? Sollte denn wirklich alles _noch_ viel viel schlimmer sein als sie geglaubt hatte? Die letzten drei Tage ließ der Gedanke daran sie kaum noch los doch seit dem gestrigen Abend, war es eine andere Sache die ihr nun nicht mehr aus dem Kopf ging.

Sie hatte den Abend mit Kercan verbracht. Es war ein schöner unterhaltsamer Abend gewesen. Zuerst hatten er, Nilan und sie sich im Tala aufgehalten, hatten dann später jedoch ihr Haus vorgezogen um den Abend dort gemütlich bei einem Glas Wein ausklingen zu lassen. Sie wusste nicht mehr wie es begonnen hatte, wann Kercan angefangen hatte sie hier und da mit kleinen Schmeicheleien zu überhäufen. Es hatte Chana anfangs gefallen, es war so lange her das ein Mann Interesse an ihr gezeigt hatte, das sie sich fast so unbeholfen und beschämt fühlte wie beim ersten Mal. Er sehne sich nach einer Person die für ihn da sei, ihm Halt gebe…er sprach Chana aus ihrer Seele. Ja sie hatte ihre Familie, aber das war nicht dasselbe, auch ihr fehlte eine Person bei der sie sich vollkommen fallen lassen konnte, die für sie da war. „Es geht nicht, Du weißt warum“ flüsterte sie leise zu sich selbst während ihr Blick sich im Horizont verfing.

Ihre Hand strich über ihre Schulter und es war, als könnte sie immer noch fühlen wie seine Hand darüber streichelte. Sie mochte Kercan und er war zweifelsohne ein attraktiver Mann aber…nein sie konnte nicht zulassen das er Gefühle für sie entwickelte. Sie würde ihm schaden, ihn furchtbar verletzten und, ja und vielleicht sogar in Gefahr bringen. Es war als habe jemand einen Schalter in Chana umgelegt am vorangegangenen Abend und so versuchte sie Kercan viele Gründe einzureden warum man Chana nicht lieben sollte. Sie machte sich selbst schlecht, stellte sich als gefühlskalte Frau dar die nur ihren Sohn lieben könne. Sie sah wie Kercan zunehmend verwirrter wurde, denn sie sprach für ihn in Rätseln. Was blieb ihr auch anders übrig zwar saß die Wahrheit tief in ihr, aber genau dort würde sie wohl auch bleiben bis man eines Tages ihren Sarg mit Erde bedecken würde.

Zu viele Herzen hatte sie gebrochen, angefangen bei Dornan bis hin zu Brulmir. Sie durfte nicht zulassen dass sie noch jemanden verletzte. Sehnte sie sich auch noch so sehr nach Wärme, auch wenn sie unter „normalen“ Umständen vielleicht nicht ihre Schulter weggezogen hätte wie am gestrigen Abend um Kercans Berührung auszuweichen. Es würde sie nicht wundern wenn sie Kercan so schnell nicht wieder sehen würde nach all den verwirrenden Dingen die sie ihm gesagt hatte damit er ein schlechtes Urteil über sie fällte. Es waren nur seltsame Andeutungen gewesen, ja vielleicht hielt er Chana nun wohlmöglich sogar für verrückt aber sie hatte es tun müssen. Es war ihr Schicksal und auch wenn es ihr gerade am gestrigen Abend nicht leicht gefallen war es hinzunehmen, ihr blieb keine andere Wahl.

Sie blieb noch eine Weile dort auf dem Dach stehen, in Gedanken versunken, den Blick auf den Horizont gerichtet an dem die Sonne aufging. Sie würde es vergessen müssen, verdrängen, wie auch immer. Doch ein leiser Zweifel in ihr blieb ob sie nicht auch langsam daran erfrieren würde.
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Alt 08.02.2007, 08:41
#69
Chana Boroda
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„Was willst du von mir?“ Flüsterte sie leise während sie Allt’urius hinterher sah. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht und Chana hatte das seltsame Gefühl als wenn das noch milde ausgedrückt war. Als er ihr ihrem Blickfeld entschwunden war ging sie dann schließlich hinein in ihr Haus. Sie hüte ein Geheimnis meinte er…pff …Chana schüttelte den Kopf. Sie? Wo er ja Recht haben mochte hatte er Recht aber was war sein Geheimnis?

Dieser Kerl war ihr zuwider mit seinen geschwollenen Worten und doch hatte er irgendetwas warum sie doch immer wieder mit ihm sprach statt sich herum zu drehen und zu gehen. Ähnlich wie damals mit Fiero, nur das jener ihr gänzlich ungefährlich vorkam. Im Gegenteil zu Dy’war. Es war ihr nicht entgangen dieses bedrohliche Funkeln in seinen Augen als sie alleine gewesen waren.

Chana hatte sich kühl, unnahbar und vor allem unbeeindruckt gegeben. Aber ein Teil davon war Fassade gewesen um sich selbst zu schützen. Doch wenn sie nun im Nachhinein darüber nachdachte, hatte sie sich mit diesem Verhalten vielleicht erst recht auffällig gemacht. Er schien es aufdecken zu wollen, ihr Geheimnis, um jeden Preis. Chana war bereit einen sehr hohen Preis dafür zu zahlen um jedoch selbiges zu wahren.

„Das könnte interessant werden“ murmelte sie leise zu sich selbst. Und was wäre wenn… wenn er es herausfinden würde? Nein, vielleicht wusste er es auch schon und war nur darauf aus das sie sich selber verriet „Und aus welchem Grund? Du siehst Gespenster“ sprach eine kühle Stimme in ihrem Kopf.

Ach, selbst wenn er sich an ihre Fersen heften und Tag für Tag mit seinem glitschigen Gerede versuchen würde sie einzuwickeln… er würde von ihr nie etwas erfahren das sie nicht preis gegen wollen würde. Soweit hatte sie sich ja wohl unter Kontrolle. Man würde sehen wo dies alles hin führte, denn einfach so verschwinden, nein, das würde er nicht tun davon war sie überzeugt. Er war viel zu besessen davon Chana’s Geheimnis zu lüften. Er würde wohl sich sicher wieder eine Weile zurückziehen und dann einen neuen Versuch starten.

Sie war müde, erst die Hinrichtung auf dem Marktplatz, dann das lange Gespräch mit Allt’urius, sie würde schlafen gehen. Langsamen Schrittes trottete sie die Stufen hinauf bis sie in ihrem Zimmer angelangt war. Heute lag sie nicht lange wach ehe der schlaf sie endlich übereilte und ihr letzter Gedanke galt nicht wie sonst fast ausschließlich Arian, sondern mit einem letzten kurzen Gedanken an Kercan übermannte sie langsam der Schlaf.
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Alt 30.06.2007, 23:06
#70
Chana Boroda
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Schweißgebadet schreckte sie hoch aus dem Traum, ihr Körper zitterte am ganzen Leib und ihr Atem ging flach und hektisch. Nur langsam realisierte Chana wo sie war und das sie geträumt hatte. Sie hatte sich selbst gesehen, gehüllt in dunkle Gewänder wie sie mitten in der Nacht auf ein dunkles großes Anwesen zuschritt. An ihrem hals befand sich keine Narbe mehr sondern an ihrer Stelle eine klaffende Wunde aus der stetig Blut floss, doch sie selbst…wanderte trotz allem mit einem Lächeln auf den Lippen weiter. „wie unwirklich“ dachte sie bei sich wäre da nicht eine innere Stimme gewesen die ihr gesagt hätte das es nicht unwirklich war, sondern das sie insgeheim wusste wohin sie im Traum gegangen war. Sie kauerte sich in ihre Bettdecke eingehüllt vor den Kamin in der Stube, ihre Gedanken verloren sich im Schein des Kaminfeuers. Wieso konnte allein diese Umgebung scheinbar dafür sorgen dass sie sich jetzt schon verloren fühlte, war sie doch gerade erst angekommen…

Alles schien unverändert als sie ihr Heim betrat, fast so, als wäre sie nie fort gewesen. Ihr Blick fiel auf das Kinderbett und sogleich verspürte sie einen tiefen Schmerz im Herzen. Ein Teil in ihr fragte sich wie sie ihn bloß so lange hatte allein lassen können, Nilan, ihren geliebten Sohn. Zweifel kamen auf. Wie würde er reagieren, war vielleicht sogar zu viel Zeit vergangen als das er sie noch als seine Mutter liebte? Ihre Finger strichen kurz über die Bettdecke ehe sie sich abrupt abwendete.Nur die Sehnsucht nach ihm musste es gewesen sein die sie zurück gebracht hatte, sie wusste es nicht wirklich. Doch vor einigen Wochen hatte sie einfach der innige Drang dazu gebracht ein Schiff heimwärts zu betreten. War dies hier noch ihr zu Hause? Es waren nicht gerade Gefühle der Freude die in ihr aufkamen seit sie wieder hier war. Langsam kehrten Erinnerungen zurück.
Erinnerungen … um selbige auszulöschen war sie so lange fort gewesen. Sie stützte die Ellenbogen auf den Tisch und schlug die Hände vor ihr Gesicht.
Es war noch gar nicht so lange her ,das ein gewisser gefestigter Alltag dafür gesorgt hatte das all die Erinnerungen an ihr Leben hier und der damit verbundene Schmerz endlich unter dem Schatten des Vergessens und der Verdrängungskunst begraben waren.

Doch bereits der erste Schritt den sie gemacht hatte, als sie von Bord des Schiffes ging welches im Britainer Hafen angelegt hatte, lichtete etwas den Nebel des Vergessens. Nun da sie hier in ihrem Haus saß, fühlte sie sich fast wieder wie damals, bevor sie ging. Als würde eine Schlinge um ihren Hals liegen die ihr die Luft zum atmen und leben nahm.
Hätte ihr in diesem Moment jemand die Frage gestellt ob sie bliebe… er hätte wohl mehr als ein klares „Nein!“ zur Antwort bekommen. Aber was sie tun würde, dessen war sie sich eigentlich noch gar nicht bewusst. Nur eines war ihr klar. Sie würde nicht noch einmal ohne Nilan fort gehen. Doch blieb erst einmal abzuwarten wie einige Personen auf sie reagieren würden. Nilan, Tayra, Brulmir… es würde sich zeigen wer ihr die lange Abwesenheit verzieh und wer nicht
Sie nahm die Hände vom Gesicht, atmete tief durch und strich sich mit zwei Fingern eine Strähne aus dem Gesicht, der sanfte Rotschimmer ihres Haares war nun einem tiefen Schwarz gewichen. Eines wurde ihr klar, am besten wäre es erfuhren nur so wenig Menschen wie möglich das sie wieder im Herzogtum weilte. Als wolle sie ihre Gedanken bestätigen nickte sie zu sich selbst ehe sie ins Nebenzimmer ging und selbiges wieder mit Pergament und Tinte in der Hand verließ.
Brulmir ließ nicht lange auf sich warten nachdem sie ihm geschrieben hatte. Sie hatte sich innerlich vorbereitet, rechnete mit einer Flut von Fragen wie „warum bist du gegangen? „wo warst du?“ „wie konntest du nur ohne ein Wort…?“

Nichts…er behandelte sie als hätte sie nur einen kurzen Spaziergang gemacht, mimte Geselligkeit und war zuvorkommend und reich an Komplimenten wie eh und je. Und es verwirrte sie, warum konnte er ihr immer noch nicht die Stirn bieten? Ihr sagen dass sie einen Fehler gemacht hatte? Das Gespräch zwischen ihnen verlief ein wenig angespannt, sie suchte oft nach den richtigen Worten, hatte das Bedürfnis sich zu erklären und fragte immer wieder nach ihrem Sohn. Aus heiterem Himmel, so kam es ihr zumindest vor, erwähnte Brulmir etwas das den Verlauf des Gespräches schlagartig ändern sollte

„Chana es ist schön zu sehen dass du Dich aus Karex Fängen befreit hast“


Der Boden schien sich unter ihr aufzutun, ihre Gefühle schienen aus verschiedenen Richtungen geradezu durch sie hindurch zu rasen, mit einem Mal wurde ihr speiübel und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Es folgten Sekunden der Stille, vielleicht sogar Minuten, die sie brauchte um sich wieder zu fangen
Ihre grünen Augen blickten Brulmir schließlich eindringlich an als sie ihm fast bedrohlich antwortete

„Nenne _nie wieder_ diesen Namen!“


Sie wollte nichts hören, nichts sehen, nichts sagen, die Vergangenheit begraben lassen. Sie stellte lediglich eine Frage, sie wollte wissen ob er noch dort verweilte wo sie ihn zuletzt gesehen hatte. Insgeheim hatte sie gehofft Brulmir würde ihr nun wilde Geschichten von seinem Verschwinden oder gar seinem Tode erzählen… er tat es nicht. Er war immer noch dort… Sie wollte nicht mehr reden, sie wollte zu Nilan, konnte es einfach nicht mehr erwarten und so gewährte Brulmir ihr diesen Wunsch. Sie war so aufgeregt als sie in der Diele seines Hauses stand und auf ihren Kleinen wartete. Sie betrachtete das Familienbild aus vergangenen Zeiten. Es freute sie sehr das Brulmir es in seinem Haus aufgehangen hatte, obwohl sie sich insgeheim fragte was dessen Verlobte wohl davon hielt.

Dann ein Gepolter auf der Treppe. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und schien sich vor Freude zu überschlagen als sie Nilan die Treppe hinab, auf sie zu stürmen sah. Fest drückte sie ihn an sich und wusste in diesem Augenblick weswegen sie her gekommen war und das es sich gelohnt hatte. Sie hatte unsagbare Angst gehabt das sich Nilan von ihr entfremdet hätte, doch nun lag er hier in ihren armen das war wohl der Beweis des Gegenteils. Sie plauderten eine Weile, er kam ihr so erwachsen vor, seine Ausdrucksweise war reifer geworden. Fast fand sie es ein wenig traurig, sie hatte dieses kleinkindliche Gestammel immer so geliebt. Nilan zeigte Chana das Obergeschoss des Hauses. Sie fand es ein wenig seltsam das die Hand die es eingerichtet hatte wohl mehr Augenmerk auf ein kuscheliges Bett als ein Kinderzimmer gerichtet hatte. Nilan erwähnte im Laufe der Plauderei immer wieder einmal Linaya’s Namen.

Chana spürte wie ihr das ganz und gar nicht gefiel. Dann erzählte er ihr das Linaya mit ihr bei den Zelten war, wie Papa draußen warten musste…Zuerst verstand Chana nicht so recht wovon geredet wurde. Doch dann kam ihr ein Gespräch mit Linaya in den Sinn dass sie einst bei Karolyn gehabt hatte. Dort hatte sie von dem Lager berichtet und über die Sitten derer Frauen die dort lebten. Das ganze gefiel ihr nun noch weniger und sie machte ihrem Unmut darüber auch mit kleinen spitzen Bemerkungen, die Brulmir wohl zu verstehen wusste, Luft.

Die Stimmung kippte als Nilan plötzlich begann bockig und ungezogen zu werden. So kannte Chana ihren Sohn überhaupt nicht, zumindest hatte er sich noch nie ihr gegenüber so verhalten. Ihr war gleich klar, das Brulmir ihm viel zu viel durchgehen ließ. Wohlmöglich verwöhnte Linaya ihn auch noch nach Strich und Faden anstatt dafür Sorge zu tragen das der Junge Werte vermittelt bekam. Doch nun war sie ja wieder da. Gereizt hielt sie Brulmir an Sachen für Nilan zu packen da er nun mit zu Chana gehen würde. Keinesfalls wollte sie diese lasche Erziehung weiter dulden. Brulmir hatte sicher ohnehin andere Sorgen und Bedürfnisse mit seinem jungen Ding. Nilan würde mit zu ihr kommen.Umso überraschter war sie dann aber als Brulmir ihr dies verwehren wollte. Innerlich zog sich alles in Chana zusammen und sie wurde so aufgebracht das sie einen Moment lang Brulmir schweigend ansah. Sie hatte das krampfhafte Gefühl ihre magische Fähigkeit unterdrücken zu müssen. Überlegte vielleicht sogar für den Bruchteil eines Momentes ob sie selbige einsetzen sollte. Nein…Brulmir würde sie nie mittels Magie in Schach halten müssen, sie wusste nicht einmal wie sie auch nur daran denken konnte so etwas zu tun.

Bei ihm reichten Worte und so hatte sie ihn irgendwann davon überzeugt das Nilan zu ihr kam und das er sich nicht sorgen müsse dass sie sich mit dem Kind davon stehlen würde. Ob dies der Wahrheit entsprach, in diesem Moment konnte selbst Chana das nicht beantworten. Erschöpft ging sie an diesem Abend zu Bett. Sie war glücklich darüber das Nilan bald wieder bei ihr sein würde und überzeugt, das sie viel Arbeit mit ihm haben würde. Doch sie würde es auf sich nehmen und versuchen die Wunden zu heilen die sie verursacht hatte als sie fort ging.
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Alt 04.07.2007, 19:15
#71
Chana Boroda
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Chana genoss den Tag mit Nilan in vollen Zügen. Vor allem diese Ruhe mit ihm. Kein Vergleich zum Vortag. Sie war sich sicher das im Laufe des Tages Brulmir vorbei schauen würde. Sei es um ihr zu sagen was die Untersuchung im Heilerhaus ergab, sei es um sich etwas von der Seele zu reden, vielleicht auch beides. Doch das sollte ihr nicht unrecht sein, er war immer willkommen.

Als Nilan am frühen Nachmittag ein verspätetes Schläfchen hielt verweilte sie bei einer Tasse Tee in der Stube. Nachdenklich fiel ihr Blick auf einen Wildblumenstrauß der auf dem Tisch stand. Was war der gestrige Tag turbulent gewesen, es fiel ihr immer noch ein wenig schwer alles zu verarbeiten.Es hatte damit begonnen das sie für sich selbst entschlossen hatte das es albern sei sich zuverstecken. Es gab einfach keinen Grund dazu. Sie musste Stärke zeigen, nur so würde sie überleben können. Und wenn man sie finden wollte, dann würde man sie finden. Also konnte sie sich auch ein wenig unter das Volk mischen. Ein wenig mulmig war ihr dann aber doch zumute gewesen als sie die Taverne betrat. Gleich darauf bemerkte sie Melina die am Tisch sass. Wie würde sie wohl reagieren? Chana wäre nicht überrascht gewesen wenn Melina sie gleich angefeindet hätte. Das wäre nicht das erste Mal gewesen das Gerüchte in ihrer Abwesenheit dafür gesorgt hätten. Aber diesmal war es nicht so. Im Gegenteil, Melina schien sehr erfreut Chana zu sehen. Nachdem sie ein wenig geplaudert hatten und Melina unbedingt zwei Männer ,die wohl um ein Weib stritten, auseinander treiben musste entschieden sie sich doch lieber an einem ruhigeren Plätzchen weiter zu schwatzen. Im Park fühlte Chana sich dann auch schliesslich viel wohler. Sie erzählte Melina von ihren Ängsten wie man auf sie reagieren würde und erntete Verständnis. Doch sagte Melina auch, wie sehr sie sich die alte Chana zurück wünschen würde. Eine Chana, so dachte sie bei sich selbst, die es wohl nie wieder geben würde.

Mitten im Gespräch kam ein kleines Mädchen des Weges und begrüsste die beiden. Chana brauchte eine Weile um sie zu erkennen. Es war Salunia, Tari’s Tochter. Sie hatte keine Ahnung wie sie sich verhalten sollte, scheinbar schien Salu sie nicht zu erkennen und sie dachte das es dann wohl auch besser wäre es dabei zu belassen. Doch diese Rechnung hatte sie ohne Salunia gemacht die irgendwann doch äusserte das sie sehr wohl wisse wer dort vor ihr sitzt.Die Kleine war so voller Enttäuschung, natürlich konnte Chana das nachvollziehen aber was in aller Welt sollte sie ihr denn sagen? Die Wahrheit? Welche Wahrheit? Das konnte sie doch wohl keiner Fünfjährigen zumuten. Melina riet ihr an ihr so gut wie nur eben möglich alles zu erklären und verabschiedete sich darauf hin. Chana gab sich Mühe verständnisvoll und umsichtig Salunias Fragen zu beantworten. Sie verstand es nicht, wie sollte sie auch, sie war zwar ein helles Köpfchen aber doch ein zartes Kind, Chana konnte es ihr einfach nicht erklären. Jedes Mal, wenn sie glaubte ihr eine halbwegs plausible Erklärung geliefert zu haben, hinterfragte Salunia. Nach einem Moment des Schweigens brach es aus Salunia heraus „ach du hast mich bloss nicht mehr lieb!“ Chana blickte kurz entsetzt auf. Natürlich war dem nicht so, aber sie war nach einer langen, scheinbar aussichtlosen Diskussion mit der kleinen der Ansicht, das es vielleicht das beste wäre sie in diesem Glauben zu lassen, so sehr es auch schmerzte „Du solltest nach Hause gehen Salunia“ sprach sie bloss mit gesenktem Blick und kurz darauf lief ein furchtbar enttäuschtes kleines Mädchen eilig davon.

Nachdem sie noch einen Moment im Park für sich allein gebraucht hatte um sich wieder zu fangen hatte sie sich auf den Heimweg gemacht. Als sie gerade eines der grossen Zelte auf dem Tunierplatz passierte sah sie eine kleine Gestalt dort mit einer Frau stehen die sie nur zu gut kannte. Ihren Sohn Nilan. Chana trat näher und sah nun auch Brulmir, während Nilan, nach dem sie gerufen hatte, freudig auf sie zu gelaufen kam. Chana passte es überhaupt nicht die beiden ausgerechnet hier anzutreffen, denn sie konnte sich gut denken das beide nicht zufällig hier herum standen. Zu ihrer Überraschung verhielt sich Nadirah, bei der Nilan sich aufgehalten hatte, überaus freundlich und bat Chana darüber hinaus um ein kurzes Gespräch. Chana zögerte einen Moment. Sie konnte sich zwar einerseits überhaupt nicht vorstellen was diese Frau von ihr wollte, andererseits war ihr das auch völlig egal und ihr stand nicht der Sinn nach einem Gespräch. Dann gab sie sich allerdings einen Ruck, schliesslich verhielt Nadirah sich ihr gegenüber sehr freundlich, da würde sie sich wohl auch kurz mit ihr unterhalten können, worüber auch immer. Sie verabschiedete sich noch rasch von Brulmir und Nilan und versprach beiden später nach zu kommen. Sie traf vor einem der Zelte auf Nadirah welche sie freundlich in eines einlud. Chana war sehr überrascht wie geräumig und nett eingerichtet dies war. Noch überraschter war sie über den Verlauf des Gespräches, angenehm überrascht. Vielleicht hatte sie sich wirklich vorschnell ein Urteil gebildet über die Frauen die hier lebten und ihre Lebensart. Eigentlich hatte sie ja auch nicht viel darüber gewusst. Es gefiel ihr, einmal wieder eine reife und erwachsene Unterhaltung zu führen. Auch wenn sie sich etwas zurück hielt, schliesslich kannte sie ihr Gegenüber kaum. Vor allem gefiel es ihr das ihre Meinung in vielerlei Hinsicht offenbar geteilt wurde und so kam Chana nach diesem Gespräch zu dem Schluß das nichts dagegen spräche das Nilan sich ab und an in bestimmter Begleitung dort aufhielt.

Nachdem sie sich von Nadirah verabschiedet hatte eilte sie zurück zu Brulmir der sie schon erwartet hatte. Sie hatte gerade in der Küche platz genommen und war im Begriff Brulmir das ein oder andere Detail ihrer Unterhaltung mit Nadirah erzählen zu wollen als Linaya in der Türe stand. Noch kein Wort ausgesprochen vertagte Chana geplante Unterhaltung sofort in Gedanken und bemühte sich freundlich zu sein. Ihrer Meinung nach klappte das auch sehr gut, jedoch schien mit Linaya irgendetwas nicht zu stimmen. Sie lief wie ein hektisches Huhn durch durch den Raum und schien jedem vorhandenen Staubkorn sofort den Krieg zu erklären. In ihrer Nervosität mäkelte sie etwas an Brulmir herum warum er denn nicht wenigstens den Tisch abgeräumt habe

„Ach, ich weiß was ihr meint, ich war mit ihm verheiratet“ eigentlich wollte Chana die Situation etwas auflockern und ihr Ausspruch war wirklich nicht anfeindend gewesen oder sollte Linaya verletzen aber ihr fiel gleich vor lauter Schreck über diese Aussage die Milchkaraffe aus der Hand und das Debakel war perfekt. Chana entschied sich dafür wohl besser den Mund zu halten, doch alleine ihre bloße Gegenwart brachte Linaya scheinbar völlig aus der Fassung. Ständig lief sie fort und wollte sich der Situation entziehen. In Chana’s augen hatte das alles wenig Sinn. Linaya würde endlich lernen müssen sich mit ihr auseinander zu setzen und so schickte sie Brulmir nach das er Linaya zurück holen solle.Es dauerte eine Weile bis wieder jemand in die Küche kam. In der Zwischenzeit hatte sich nur Nilan zu ihr gesellt. Wenige Augenblicke später dann betraten Linaya, Brulmir gefolgt von Melina den Raum. Chana musste insgeheim schmunzeln. Sicher war ihre alte Freundin nur hier um Brulmir von Chana’s Rückkehr zu erzählen. Linaya schien diese Situation noch mehr zu überfordern . Zwei Frauen unter ihrem Dach war scheinbar eindeutig zuviel. Melina bemühte sich höflich mit ihr umzugehen und wollte über die bevorstehende Heirat mit Brulmir plaudern. Eigentlich ein freudiger Anlass für Linaya hätte man meinen sollen, aber das Thema schien ihr dann doch nicht genehm. Die ganze Situation fing dann an ein wenig aus dem Ruder zu laufen als Nilan fragte was eine Hochzeit ist. Chana war doch recht erstaunt darüber das Brulmir und Linaya sich nicht im Ansatz die Mühe gemacht hatten Nilan zu erklären was ihr Zusammenleben bedeutete. Natürlich war Chana sich darüber bewusst das es nicht einfach wäre einem vierjährigen Jungen darüber aufzuklären aber einfach zu schweigen hielt sie auch für die falsche Wahl.

Linaya versuchte dies dann nervös zu übernehmen. Erst einmal sprach sie ganz sachlich, als hätte sie einen erwachsenen Menschen vor sich, natürlich verstand Nilan kein Wort von dem was sie sagte. Chana riet Linaya es vielleicht etwas kindgerechter zu versuchen. Irgendwie scheiterte dieser Versuch aber noch mehr, denn von Vögeln die zwitschern und anstatt Spatz dann Rabe heissen, davon begriff Nilan erst recht nichts das sah Chana an der Denkerfalte auf seiner kleinen Stirn. Linaya tat daraufhin das was sie wohl am besten konnte… weg laufen.Chana ging ihr hinterher, sie wollte wirklich versuchen mit ihr auszukommen, sie war doch auch heute sehr ruhig und freundlich zu ihr gewesen und verstand nicht was sie so aus der Fassung brachte. Das einzige was sie sah war, das Linaya versuchte perfekt zu sein, perfekt in allem und genau das misslang ihr. Darüber hinaus versuchte sie Linaya klar zu machen das das letzte was Brulmir wolle eine perfekte Frau sei. Und wenn das einer wissen musste, so dachte sie bei sich, wäre es ja wohl Chana selbst. Sie wurden im Gespräch unterbrochen als Melina sich verabschiedete. Chana wechselte noch ein paar Worte mit ihr während Linaya sich wohl in die Küche flüchtete um dort, wie sich später heraus stellen sollte, einen erneuten versuch zu unternehmen mit Nilan zu reden.

Chana und Brulmir standen gerade vor der Türe der Küche als Chana von drinnen ein herzzerreissendes Gejammer vernahm. Sofort riss sie die Türe auf und eilte zu ihrem weinenden Sohn um ihn in die Arme zu schliessen. Linaya war unterdes kurz davor selbst in Tränen auszubrechen , hielt es aber vorher noch für angebracht in Selbstmitleid zu zerfliessen. „Er mag micht nicht, er hört mir nicht zu“ So langsam hatte Chana die Faxen dicke. Was konnte Nilan denn dafür das sie selbst noch zu unreif war mit ihm umzugehen? Dann machte Linaya sich völlig lächerlich und liess verlauten das Chana liebend gerne im Haus einziehen könne da sie selbst wieder in das Lager gehen würde. Chana war es nun leid die freundliche zu mimen nach soviel Dummheit die ihr hier entgegen schwallte

„Ja lauf weg, geh in’s Lager, denn von Madame Nadirah kannst Du Dir wenigstens noch etwas abschauen“ zischte sie Linaya entgegen während sie weiterhin versuchte Nilan zu beruhigen. Zu ihrer Überraschung ging Linaya nun zum allerersten Male aus sich heraus und versuchte sogar, sich mit Chana zu messen, doch leider…wählte sie den falschen Weg„und was sollte ich mir von euch abschauen? Vielleicht wie man ein Kind versorgt?!“ In Chana brodelte es nun gewaltig als sie nur entgegnete „Hüte deine verdammte Zunge und das nicht meinetwegen“ und den Blick demonstrativ zu Brulmir richtete. Chana wusste das er sich so schnell nicht einmischen würde, aber sie wusste auch das er es nicht zulassen würde, das irgendjemand, selbst Linaya Chana als schlechte Mutter darstelle. Es war jedoch nicht nötig das Brulmir etwas sagte, ehe er ein Wort heraus brachte war Linaya schon wieder zu dem altbekannten Häufchen Elend geworden doch schaffte sie es mit einem Satz Chana in absolute Sprachlosigkeit zu versetzen.

Was hatte sie da gerade gesagt? Sie glaube ein Kind zu erwarten? Es waren überhaupt keine Gefühle der Eifersucht die Chana da verspürte, nein es war Entsetzen. Sie hätte von Brulmir erwartet das er das zu verhindern wisse.Wie konnte er bloss so leichtsinnig sein zumal die beiden noch nicht verheiratet waren. Sie war doch selbst noch viel zu sehr Kind um selbst eines zu gebären! Chana wusste immer noch nicht recht was sie sagen sollte als sie nur noch sah wie Linayas Körper, die mal wieder weglaufen wollte, nicht mehr gehorchte und sie ohnmächtig zusammen brach.Na wunderbar…Einen Moment sah Chana mit Nilan auf dem Schoss zu, wie Brulmir unbeholfen versuchte Linaya zu versorgen. Sie seufzte und bot sich dann an sich um Linaya zu kümmern. Ihr Herzschlag schien normal ruhig doch sie schien hohes Fieber zu haben. Zudem erzählte sie wirres unzusammenhängendes Zeug, was Chana ein wenig irritierte. Sie glaubte schon Linaya rasch ins Heilerhaus bringen zu müssen. Doch dann kam sie urplötzlich, gleich nachdem Chana ihr die Beine hochgelegt hatte, wieder zu sich und schien auch gleich herum hüpfen zu wollen wie ein Reh.

Chana riet ihr unbedingt an am nächsten Tag das Heilerhaus aufzusuchen. Gerade wenn sie wirklich in Umständen sein sollte, war mit so einer Ohnmacht nicht zu spassen zumal Linaya anmerkte das diese nicht die erste gewesen sei. Zu Chana’s und auch zu Brulmirs Überraschung entgegnete Linaya aber nun das sie nicht in Umständen sein könne. Spätestens nun war Chana es leid. Dieses Ding war nicht nur unreif sondern meinte unterdes wohl auch noch sie könne andere auf den Arm nehmen! Brulmir blickte durch den Raum als hätte er einen Geist gesehen. Chana betrachtete ihn einen Moment. Sie hatte ihm sein Glück wirklich gegönnt aber in diesem Moment… er tat ihr nur noch leid. Sie erklärte ihm das es wichtig sei das er mit Linaya zu Tari ging und versprach ihm Tari von dem Vorfall zu unterrichten.

Hier würde sie jedoch nicht länger bleiben und eines war klar, Nilan vorerst auch nicht. Brulmir schien dies auch einzusehen, der er hegte keinerlei Einwand das Chana Nilan mit zu sich nahm. Chana hatte Wort gehalten und Tari von Linayas Zustand in Kenntnis gesetzt. Sie hatte es für angebracht gehalten, noch ein paar kurze Zeilen zum Zusammentreffen mit Salunia hinzu zu fügen. Sie hatte sich die Reaktion ausmalen können. Sie war aber milder ausgefallen als die erwartet hatte mit einem kleinen Zettel in ihrem Bankfach

Halte dich von meinen Kindern fern. Sie wissen, dass du lieber Arian geschützt hast, anstatt zu verhindern, dass er Alvels Leben zerstört.
Bedauerlich, dass du selbst nach vier Jahren noch nicht die Größe hast, das einzugestehen.


Es war die ein oder andere Stunde vergangen in der Chana in Gedanken geschwelgt hatte. Nilan sass im Kinderzimmer und malte ein Bild, ab und an hörte sie ihn mit sich selbst sprechen oder jauchzen. Chana sass bei der dritten oder vierten Tasse Tee die auf dem Tisch von einigen Pergamentknäulen umringt war.
Das eine begann mit „Natürlich ist es leichter mich für sein Vergehen verantwortlich zu machen“ das nächste mit „Du hast doch nie die Wahrheit wissen wollen!“ wieder ein anderes mit „ich kann doch nichts ungeschehen machen“ Schliesslich schüttelte sie den Kopf, warf die Knäuel in das Kaminfeuer und ging dann ins Nebenzimmer zu Nilan
Chana Boroda ist offline  
Geändert von Chana Boroda (04.07.2007 um 19:16 Uhr).
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Alt 10.09.2007, 18:58
#72
Chana Boroda
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Es war soweit, es würde nicht lange dauern. Die Boten waren bereits ausgesandt, doch sie war in ihrer Tätigkeit erfahren genug
um zu wissen wie viel Zeit ihr blieb, besser…ihr nicht blieb. Nilan war eingeschlafen. Sanft strich sie über seine Wange und konnte
die Tränen nicht länger zurück halten

„Ich werde Dich immer lieben und immer bei Dir sein“

hauchte sie mit tränenerstickter Stimme ehe sie sich schwerfällig von ihm löste und in ihr Schlafgemach hinüber ging.
Der Gedanke war ihr schon so oft gekommen doch hatte sie sich nie gewagt ihn in die Tat um zu setzen. Sie wusste
selbst nicht genau warum es nun anders war, das einzige was sie wirklich erkannt hatte war das sie nie wieder
glücklich sein würde und das allein war Grund genug für Chana.

Langsam ließ sie sich auf der Bettkante nieder und öffnete eine der schweren Truhen. Sie griff hinein und ertastete
das wonach sie suchte auf Anhieb. Noch einen Moment hielt sie die kleine Flasche in ihrem Schoss und betrachtete sie.
„Nein ~ kein zurück“ flüsterte sie leise zu sich selbst während ihre Finger den kleinen Korken vom Flaschenhals entfernten.

Sie atmete tief ein und setzte den Flaschenhals an ihre Lippen. Ein letztes Zögern, dann nahm sie den Kopf in den Nacken
und leerte die Flasche in einem Zug ehe sie ihr aus der Hand glitt und zu Boden fiel. Langsam ließ sie sich in die Kissen sinken,
ihr Atem ging flach

Sie schloss die Augen während ihr Körper leicht zu zittern begann.
Sie dachte an das was sie erlebt hatte, es waren Bruchstücke…Tari, Tayra….Dornan

Ihre Rechte Hand wanderte empor und griff nach dem Amulett auf ihrer Brust. Ihr Mund öffnete sich und die Atemzüge begannen
zunehmend schwerer, rasselnder zu klingen.

Minuten vergingen…

Kart, Nilans Geburt, Fearon… Sie schnappte nach Luft doch es schien sinnlos, ihre Kehle begann sich zuzuschnüren.
Die Lippen färbten sich blau und das Gesicht wurde fahl. Ihre Augenlider zuckten unkontrolliert während sie nur noch im Stande war
röchelnde Laute von sich zu geben

Der Kopf war leer, keine Gedanken…die Bilder verblassten…

Ihr linker Arm hing schlaff aus dem Bett heraus, die rechte Hand lag noch auf dem Amulett, aber sie umklammerte es nicht mehr.
Der Kopf zur Seite gelegt, die Augen geschlossen. Ein kleines Rinnsal des letzten Restes aus der zerbrochenen Flasche suchte
sich seinen Weg auf dem unebenen Boden, während zwei Boten ausströmten um ihre Aufträge zu erfüllen.

Es war still im Haus, in einem Zimmer pochte kräftig ein kleines Herz während dessen Besitzer im Schlaf kleine Schnarchlaute von sich gab.
Im Nebenzimmer gab es keine Laute, denn dort pochte kein Herz mehr…
sie war tot
Chana Boroda ist offline  
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Alt 13.09.2007, 13:35
#73
Brulmir Horogat
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Beiträge: 626
Nicht ganz den Brief den sie ihm schrieb zuende lesend, machte er sich auf dem Weg zu ihr. Doch was er fand war nicht was er sich erhoffte. Wimmernd lag sein Sohn Nilan an der Seite von Chana die bereits tod im Bett lag. Rasch nam er Nilan von der Seite und begab sich mit ihm aus dem Zimmer. Völlig überfordert versuchte er ihn zu beruhigen was ihm überhaubt nicht gelang. Als er ihn dann auf Nilan sein eigenes Bett setzte machte er selbst sich daran einige Sachen für Nilan zusammen zu packen. Nilan lief daraufhin wieder zu seiner toten Mutter und schien sich langsam wieder zu beruhigen. Endlich die sachen fertig gepackt ging er auf Nilan zu um ihn ein weiteres mal von Chana weg zu ziehen. Er legte Nilan von Chana einen Umhang über und umwickelte ihn rasch mit jenem. Mit Nilan in seinen Armen weinend begab er sich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen brachte er ihn sofort hinauf ins Schlafzimmer. Nilan verkroch sich sofort mit dem Umhang in sein Bett und schlang die Decke über sich. Er schien sich wohl zu verstecken und er wurde ruhiger. Er beschloss ihn schlafen zu lassen weil es doch recht spät war. Er ging hinab in die Küche und setzte sich seufzend an den Tisch. Nachdenklich hat er an jenem gesessen bis er sich erhebte und daran ging einige Schreiben aufzusetzen. Jene ließ er dann von einem Boten an die jeweiligen bringen.
Brulmir Horogat ist offline  
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