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Alt 07.07.2011, 08:44
Du seist hochgelobt allezeit - von nun an bis zur
#76
Karolyn von Britain
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Beiträge: 961
Oh Glaron sei so lieb und halt’ in dieser Nacht
Weiterhin so sorgvoll Wacht
Ich lob’ und preise dich dafür
Und dank für alles Gute dir!
Bewahre mich auch am morgigen Tag
Vor Sünde, Tod und jeder Plag’.
Und was ich denke, red’ und tu’
Das segne, lieber Glaron, du.
Bewahre auch, ich bitte dich
Vati, Mutti, Ardelle und Sianne und Sandro und Sorben und… Alle! Ich bitte dich!
Du seist hochgelobt allezeit
Von nun an bis zur Ewigkeit
So sei es.


Karolyn stand sanft lächelnd vor der geschlossenen Türe Yannick’s Kinderzimmers und hatte ihr Ohr fest an die Tür gepresst. Yannick wollte heut unbedingt allein in sein Bett gehen… doch war es nun still… die kräftige Kinderstimme des Jungen war verstummt.

Ardelle schlief bereits, umgeben von ihren ganzen Kuscheltieren, im Bettchen. Auch sie hatte ihr Abendgebet gesprochen. Wobei das Sprechen bei Ardelle noch immer eher ein Nachsprechen war. Karolyn saß mit ihrer kleinen Tochter auf dem Bett, sie hielten beide ihre Hände gefaltet und Karolyn sprach vor wobei Ardelle lediglich die Worte mitsprach, die ihr bekannt vorkamen.

Lieba Dlaron!.....
……….
Unt geh zu ruh!
……droß unt tlain!
….fohlen sain!
………..
Aug’n zu!
So sai es!


Lächelnd wand Karolyn sich wieder herum, um sich in das Wohnzimmmer zu setzen. Bolwen war noch nicht daheim – hoffentlich würde er bald kommen. Sie sehnte sich nach seiner Nähe und die bloße Tatsache, dass er neben ihr im Bett schließ, ließ sie immer wieder „aufatmen“.

Schmunzelnd dachte Karolyn an die Zeit zurück, in der sie Kinder gemieden hatte. Sie wusste noch ganz genau wie suspekt ihr Kinder immer gewesen waren. Einmal musste sie auf Taris Sohn aufpassen – der ihr prompt in die Wade biss! Oder war es seine Schwester?! Brummelnd stellte Karolyn fest, dass sie damals selbst schuld gewesen war. Die Kinder wollten einfach zu ihrer Mutter- und Karolyn hatte es verboten…. Aus Sicherheitsgründen!!! Draußen konnte doch so viel passieren!

Und heute… da konnte sie sich ein Leben ohne Kinder gar nicht mehr vorstellen. Schlimmer noch, ihr ganzes Leben drehte sich um diese beiden Kinder! Es war ein sehr schleichender Prozess – es war keine Absicht gewesen – weder gewollt, noch ungewollt. Es kam einfach… das Karolyn ihr Mutterdasein als „Hauptaufgabe“ ansah.

Die Familie wollte alsbald Sianne besuchen. Es war immer wieder „erschreckend“ zu sehen, wie erwachsen Sianne geworden ist. Und im gleichen Zuge stellte man fest, wie alt man selbst bereits war! Ja… Karolyn war eine „alte“ Mutter. Glaron hatte es nicht so vorgesehen, dass sie bereits mit 20 den Mann lieben durfte, der ihr Kinder schenkte. Sie hatte warten müssen – weitaus länger als die meisten anderen Frauen, die bereits mit 25 Jahren zwei Kinder hatten.

Doch das war gut – denn sie war glücklich!

Gut… kein Leben war perfekt!
Oftmals fühlte Karolyn sich „alleine“. Die Tatsache, dass ihr lieber Bolwen eine so zeitaufwendige „Arbeit“ hatte, verbot es dem Ehepaar oftmals Zweisamkeit zu genießen. Und wenn sie dann beisammen waren, war er – aber auch sie so müde vom Tag, dass sie einschliefen ohne großartig zu sprechen. Insgeheim hoffte Karolyn natürlich, dass sich das irgendwie mal ändern würde. Das Bolwen endlich irgendwen finden würde, dem er einige Aufgaben abgeben konnte! Aber… so einen gab es nicht wirklich. Niemand schien verantwortungsbewusst genug, um solch wichtige Aufgaben zu übernehmen.

Umso mehr freute Karolyn sich nun schon auf das Essen bei Sianne. Die Familie würde beisammen sein! Sie konnten reden, lachen und schöne Stunden verleben… in trauter, familiärer Geborgenheit.
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Alt 02.10.2013, 11:32
Alt sein ist ein herrlich Ding, wenn man nicht ver
#77
Karolyn von Britain
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Alt sein ist ein herrlich Ding, wenn man nicht verlernt hat, was anfangen heißt.

14 Jahr – blondes Haar – ernster Blick – und doch verschmitzte Lachfältchen um die Mundwinkel herum. Ihr Yannick – ihr Sohn. Ihr großer halbmännlicher Sohn. Oftmals saß Karolyn im Sessel und beobachtete Yannick beim Lesen. Es hatte sich so eingebürgert, dass Yannick den Abend mit seiner Mutter verbrachte. Karolyn wusste das er es nur tat, weil er verhindern wollte, dass seine Mutter wehmütig wurde.

Mit ihren nun 46 Jahren war Karolyn kein aufgewecktes junges Ding mehr – was wie einst 100%ig war. Schmunzelnd dachte sie an die Zeit zurück – an ganz früher. An die Zeit im Handelshaus von Yew – wo sie viel Zeit mit Melina und Sianne verbrachte… Sianne war damals so etwas wie eine Schwester gewesen… wer hätte damals, in der unbeschwerten Jugend, ahnen können, dass Sianne einmal so etwas wie ihre Ziehtochter werden würde?! Damals war alles unheimlich einfach. Karolyn nahm nie ein Blatt vor den Mund. Sprach mit Melina oder Chana über die Welt aus der Sicht eines aufgeweckten Mädchens. Und immer wieder hatte sie den Frauen durch ihre allumfassenden Fragen ein Lachen entlockt – oder aber ein Kopfschütteln. Gerade in den letzten Wochen dachte Karolyn immer wieder an diese Zeit zurück. Und immer wieder wurden ihre Augen feucht… warum, wollte Karolyn sich nicht eingestehen – und auch nicht darüber nachdenken.

„Sag Mama….“ Yannick sah von seinem Schemel zu seiner Mutter auf die zweimal blinzeln musste um gewisse Tränen zu verstecken. „Ja Yannick….?“ „Warum ist das Leben ab und zu nicht so wie man es will?“ Karolyn krauste ihre vernarbte Stirn und betrachtete ihren hochgewachsenen Jungen eingehend. Er hatte die feinste Kleidung an – saß in gesittet gerader Haltung auf dem Schemel vor’m Kamin – vor sich knisterte der Kamin und spendete ihm genügend Licht zum Lesen. „Ähm… wie – wie meinst du das Yannick?“ „Nunja – es ist doch oftmals so, dass man etwas für richtig hält – und das es im Sinne Glarons auch ganz sicher richtig ist – und trotzdem geschieht genau das Gegenteil? Das ist doch irgendwie… enttäuschend oder?“ Da war er – ihr Yannickblick. Ein Lächeln legte sich auf Karolyns Lippen denn dieser Blick war ganz eindeutig der Blick von Bolwen… so – wie Bolwen früher geschaut hatte… zumindest ab und zu! In der Zeit damals… an die Zeit, an die sie so gern zurückdachte. „Hm ja… das ist enttäuschend, das kann ich nicht verneinen Yannick…“ mehr konnte Karolyn momentan nicht zu dem Thema beitragen. „Entäuschend ja..“ murmelte Yannick zeitgleich mit seiner Mutter. Er senkte den Blick mit denkfalten-durchfurchter Stirn zu seinem Buch hinab.

Seufzend schloss Karolyn ihre braunen Augen und versuchte den hämmernden Schmerz in ihrem Kreuz zu vergessen – was ohne starke Schmerzmittel aber nicht möglich war. Vielleicht waren es ja auch die Schmerzmittel die Karolyn an den Sessel fesselten?! Sie hatte schon oft versucht keinen Schluck des „Saftes“ mehr zu nehmen. Aber wenn ihr dann der kalte Schweiß hinablief, ihre Hände so sehr zitterten, dass sie nichts mehr trinken konnte und der ganze Körper schmerzte als würde er verbrennen…. Tat sie es doch immer wieder. Ob ihre „Freunde“ wohl noch wussten, dass sie lebte?! Sie war nun sicherlich ein Jahr nicht mehr draußen gewesen… Lediglich Yannick und Ardelle spendeten ihr Nähe und ein wenig Trost – und auch Bolwen… wenn er da war….

„Mami! Mag etwas Milch mit Honig!“ Die helle Stimme ihrer Tochter ließ Karolyn zuckend aus ihren Gedanken erwachen. „Ja …. Ja sicher Ardelle… Mama macht dir heiße Milch….“ Mit leicht schmerzverzerrtem Blick erhob Karolyn sich aus ihrem Sessel und machte sich auf – den langen Weg hinab in die Küche zu überstehen. Ardelle – ein Ebenbild von der damals aufgeweckten fröhlichen Karolyn- folgte ihr leis summend – hopste immer zwei Stufen auf einmal hinab….
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Alt 20.05.2014, 10:24
Im Alter lernt man vieles, was man in der Jugend n
#78
Karolyn von Britain
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Im Alter lernt man vieles, was man in der Jugend nicht begreifen wollte.


Schmunzelnd zog Karolyn das Kleid aus dem Schrank, welches sie mit Mitte 20 getragen hatte. Natürlich war es rosa… Karolyn trug früher nur rosa. Der Stoff war eher einfach – am Rücken war es geschnürt. Eng lag es am Oberkörper und Hüfte an, der Abgang weitete sich dann ein wenig.
„Herrlich…“ murmelte sie leise und drehte sich immer wieder vor’m Spiegel; sich selbst betrachtend. Sie hatte nun schon das sechste Kleid aus vergangenen Tagen anprobiert; und jedes Kleid passte wie angegossen.

Sie war verjüngt, wie so viele Bürger des Inselreiches. Auch Bolwen war nur noch die Hälfte seiner selbst – zumindest, was das Alter betraf. Wie ein junges Ehepaar sahen die beiden nun sicherlich aus – herrlich!
Leis lachend lies Karolyn sich auf ihr Bett fallen und atmete einmal tief ein. Sie sahen allerdings nur so aus… ihr Geist war reif; das Wissen des Lebens gesammelt. Sie waren im Grunde noch immer sie selbst – nur im jungen Körper. Karolyn liebte es! Nicht nur weil sie wieder schlank und rank war – vor allem, weil ihr Rücken nicht mehr so hämmerte. Die Muskeln waren da wo sie hin gehörten und trugen den Verlust des Gefühles im Bein mit Kraft und Anmut. Die Narben waren da – ja! Aber sie waren nicht ganz so…. schlaff.

Karolyn hielt kurz die Luft an. War Bolwen etwa da…? Lauschend lag sie einige Momente so da – luftanhaltend… lauschend…. Doch, da waren ganz eindeutig große, kräftige und zielstrebige Schritte zu hören?! „Yannick! Darf ich dir das Rührei machen, ja?!“ Ardelles Stimme… unüberhörbar… viele kleine Schritte und ein Lachen… Yannicks lachen das so gar nicht mehr kindlich war. Sie hatte ihn vor 2 Jahren ziehen lassen damit er auf dem Festland eine gute Bildung erhalten würde – und zurückbekommen hatte sie einen Mann. Hergott er hatte nun eine tiefe Stimme! Er war mindestens einen Kopf größer als sie selbst – er war so…. herrlich!
Und natürlich war er der große Held seiner elfjährigen Schwester. Sie tat alles um ihm zu imponieren. Sie hatte ihm geholfen die Tasche auszupacken, sie hatte ihm Wasser für ein Bad aufgekocht, sie hatte ihm ein wirklich schönes Bild gemalt und nun, an seinem ersten Morgen zu Hause, wollte sie ihm wohl auch noch das Frühstück zubereiten. Und er ließ sie scheinbar machen…

Es war alles gut… fast alles. Ihren Bolwen teilte sie ihn nun nicht mehr mit der Garde oder seiner Berufung – nein, die Garde und seine Berufung teilte sich Bolwen mit ihr – ab und zu, ganz selten…. Eigentlich nie. Karolyn bekam gar nicht mehr wirklich mit, wann und ob er nachts heim kam. Sie sehnte sich nach ihm, ja… gerade nun, wo sie „verjüngt“ waren, wäre es sicherlich schön gewesen mal einen Ausflug zu machen… oder einfach mal gemeinsam zu essen – aber es ist wie es ist – damit hatte sie sich abgefunden.

Sie hatte nun einen Bognerladen im Handwerksviertel eröffnet; die Brise verkauft; sie versuchte alte Kontakte zu pflegen – auf die Menschen zuzugehen – und ihre Kinder waren da. Was wollte sie also mehr?!
Glaron würde weiterhin wachend über ihrer Familie walten… da war sie sich sicher…
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Alt 26.05.2014, 10:29
#79
Karolyn von Britain
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Wieder jung....!




(aktuelles Bild nach dem Verjüngungszauber; Narben bitte zudenken)
Karolyn von Britain ist offline  
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Alt 15.06.2016, 09:11
Der Mensch ist ein Sch
#80
Karolyn von Britain
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Der Mensch ist ein Schüler, Schmerz ist sein Lehrer.

Heimwärts.

Viel Zeit hatte Karolyn damit verbracht sich, ihre Seele und ihren Körper zu reinigen. Die Nonnen und Heiler hatten ihr dabei geholfen. Es war eine Art „Mission“ und nur sie selbst hatte diese Mission zum Erfolg bringen können. Nur sie selbst hatte ihrem Körper und ihrem Geist befehlen können zu heilen – wieder Eins zu werden. Es hatte lange gedauert – viel zu lange. Karolyn war viel zu lange von ihren Liebsten getrennt… das spürte sie nun, wo sie auf dem Schiff war, das sie Heim bringen würde, nur umso schmerzvoller. Doch war diese Reise der Heilung für sie so unendlich wichtig gewesen.

Yannick hatte sie eines Tages in der Vergangenheit darauf angesprochen. Sie saß damals „High“ von ihrem Schmerzsaft im Sessel und weinte. Bolwen war dienstlich unterwegs und Ardelle bereits auf der Schule auf dem Festland. Yannick war etwa 19 Jahre alt – groß, blond, markantes gerade Gesicht, den Blick voller Sorge. Er stand vor Karolyn und sah auf sie hinab, welche es gar nicht mitbekam. Erst als ein strenges „Mutter!“ ertönte, sah die Frau zu ihm auf… ausgemergelt, dunkle Ringe unter den Augen, der Blick voller Trauer, voller Hilflosigkeit, voller Depressionen. Der junge Mann hob seine dünne Mutter regelrecht auf die Füße, hielt sie an den Schultern und sah ihr voller Ernst und voller Nachdruck in die Augen. Ein fast befehlender und tiefgehender Blick traf Karolyn mitten ins Herz. „Mutter, du musst handeln!“ befahl er ihr regelrecht und schüttelte sie kurz und sanft. Fast so, als würde er ein schlafendes Kind wecken. Dies war der Moment gewesen, an dem Karolyn damals erkannte: Ja, sie musste handeln! Würde es so weitergehen, würde ihr alles entgleiten.

Bolwen unterstützte sie natürlich – er sorgte auch dafür, dass nichts an die Öffentlichkeit drang. Niemand sollte erfahren, wie es wirklich um Karolyn stand.
Und so kam es, dass Karolyn fortreiste. Weit fort in ein nördliches Land. In ein Kloster, das dafür bekannte war, verdreckte, geschändete Körper und Seelen zu heilen. Nicht nur einmal dachte Karolyn sie wäre tot – oder zumindest dem Tod näher als dem Leben. Nicht nur einmal wollte sie aufgeben – sterben. Nicht nur einmal war sie voller Wut, riss sich selbst an den Haaren, schrie, schlug um sich… nicht nur einmal ergoss sie sich der Tränenwelt, zitterte am ganzen Körper…. Bettelte nach ihrem Schmerzsaft – denn die Schmerzen in ihrem Körper waren unerträglich. Nur die Nonnen durften zu ihr – niemand durfte sie in der Zeit besuchen – sie durfte niemandem schreiben oder sonstwie Kontakt aufnehmen. Natürlich dachte sie in klaren Momenten an ihre Lieben daheim. Sie sehnte sich nach einem Lebenszeichen – sie sehnte sich nach der Nähe zu ihrer Familie… immer wenn sie darum bat einen Brief schreiben zu dürfen, wurde sie von den Nonnen im Schnee gewälzt – nackt. Um dem „Nein!“ einen körperlichen Nachdruck zu verleihen. Wahrscheinlich war es wirklich gut, dass weder Bolwen oder aber Yannick all das hier sah. Waren beiden doch voller Beschützerinstinkte – waren beide Männer doch darauf aus, dass Karolyn eben nichts passierte. Und das, was dort im Kloster geschah, sah ab und zu doch sehr nach gewisser Folter aus.

Aber es wirkte!!! Es wirkte Wunder!!!! Nach und nach berappelte sich die Frau. Ihre Seele fand den Weg in ihren Körper zurück, ihr Körper begann zu heilen. Natürlich war er noch übersäht von Narben – und natürlich humpelte sie noch ein wenig. Aber ihr Rücken tat nicht mehr so weh, als würde er jeden Augenblick durchbrechen. Ihr Verlangen nach dem Schmerzsaft war so gut wie gestillt und sie begann auch irgendwann wieder Licht in ihrer Zukunft zu sehen – sich auf ihr Leben zu freuen.
Irgendwann erlaubten ihr die Nonnen sogar Besuch. Yannick kam zu ihr – den weiten weiten Weg… und blieb bei ihr. Er nahm sich ein Zimmer im Dorf unterhalb des Klosters und besuchte sie fast täglich. Seine Anwesenheit beflügelte sie so sehr, dass sie das Schnitzen von Pfeilen anfing. Ihr altes Handwerk, dass sie so viele Jahre gemieden hatte, machte ihr immer mehr Spaß. Es sausten keine dunklen Stimmen mehr in ihrem Kopf, wenn sie ruhig vor sich herschnitzte…. Es war einfach gut – so wie es war.

So kam es, dass die Nonnen sie nach so unendlich langer Zeit ziehen ließen – sie durfte gehen! Sie konnte Heim!!!! Voller Vorfreude wurde also das nächstbeste Schiff bestiegen – auf, auf nach Britain.

Heimwärts
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Geändert von Karolyn von Britain (15.06.2016 um 09:17 Uhr).
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Alt 28.06.2016, 12:39
Alte Liebe rostet nicht
#81
Karolyn von Britain
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Alte Liebe rostet nicht

Konzentriert dreinschauend saß Karolyn auf einem Sitzkissen in ihrem neuen Bognerzimmer. Es war noch nicht ganz so eingerichtet, wie sie es wollte, aber es erfüllte seinen Zweck. Die blonde Bognerin war dabei ein paar Pfeilschäfte zurecht zu schnitzen. Eine Handarbeit, die ihr leicht von der Hand ging - und trotzdem ihre Konzentration erforderte. Denn es sollten prächtige Schäfte werden. Rund, gerade, straff - vollkommen!

Und doch, nachdem sie etwa 50 Schäfte zurecht geschnitzt hatte, legte sie eine Pause ein - legte sich rückwärts auf das Kissen und schaute sich die hölzerne Zimmerdecke an - an welcher eine dicke Zimmerfliege summend ihre Runden zog.

Sie war wieder Daheim und fühlte sich wohl. Eine Tatsache, die sie doch ein wenig verwunderte. Die Nonnen im Kloster hatten sie davor gewarnt... zu Hause würde es schwerer sein dem Verlangen nicht nachzugehen ihren Schmerzsaft zu trinken. Gerade dann, wenn der Alltag sie wieder zu fassen hatte. Doch gab es eigentlich keinen wirklichen Alltag.... zumindest war er nicht so wie damals, bevor sie abreiste. Sie lebte woanders, sie arbeitete woanders und scheinbar gab es keinen ihrer Freunde mehr, die sie zur Zeit ihrer Abreise hatte.
Dafür aber Ältere...?!

Schmunzelnd dachte Karolyn an Kyra.... Kyra... eine Frau, die Karolyn in ihrer Jugend immer bewundert hatte. Stark, schön, bodenständig, fair, ehrlich, eigenständig und irgendwie doch mysteriös. So hatte die junge Karolyn Kyra vor Jahrzehnten kennen gelernt. Die Freundschaft der beiden Frauen war aber nie tiefgehend. Karolyn hatte zu der Zeit ihre beste Freundin Rhodena und Kyra ihrerseits ihre beste Freundin Aurelie. Dann war da noch der Altersunterschied - Kyra ist etwa so alt wie Bolwen und der ist immerhin 11 Jahre älter. Und das ist in einem Alter, von 18 und 29 Jahren doch eine Menge. Karolyn war damals noch sehr verspielt - manchmal gar albern. Und das passte nicht ganz so gut zu der Kyra von damals. Trotzdem hatten die beiden Frauen sich scheinbar immer geschätzt.
Karolyn hatte damals mitbekommen, dass Kyra in Bolwen verliebt ist. Und sie war damals davon ausgegangen, dass ein Bolwen solche Frauen wie Kyra auch liebte... sie hatte sich also darauf eingestellt, dass es bald dieses Paar geben sollte... das dann doch alles anders gekommen ist, hat die beiden Frauen scheinbar getrennt. Anders konnte Karolyn sich nämlich nicht erklären, dass es eine so lange Stille zwischen ihnen gegeben hatte....
Diese Stille war nun gebrochen! Auf einmal stand Kyra vor ihr... jung... scheinbar auch vom verjüngungs"fluch" betroffen. Freundlich, ehrlich, schön, standhaft - wie eh und je. Nur noch ein Tick nähesuchender. Karolyn erwiederte diese Nähe zu Kyra nur zu gerne! Sie wusste, Kyra ist ein guter Mensch! Sie wusste, ihr konnte sie vertrauen. Und sie wusste, dass mit Kyra etwas nicht stimmte... ab und zu umschloss sie eine Art trauriger Schleier. Vielleicht lag es an Karolyns vergangener Behandlung, dass sie so etwas ungern an sich heranließ. Sie wollte für Kyra da sein, natürlich! Aber sie wollte keinesfalls, dass was Negatives in ihr Leben drang. Sie hatte sich aber fest vorgenommen, Kyra danach zu fragen... vielleicht, wenn die beiden Frauen einmal allein waren.

Bolwen - ihre älteste und liebste Liebe - hatte sie herzlich empfangen. Er wirkte fast ein wenig jugendlich als er sie feste in seine Arme nahm. Er freute sich wirklich! Und das beflügelte die "alte Liebe" und ließ sie aufzüngeln. Karolyn hatte keinerlei Zweifel, dass alles - wie es nun war- genau so sein sollte! Sie fühlte sich derzeit sicher in ihrer Haut und war nach all der langen Zeit wirklich glücklich.... auch wenn das lahme Bein und die Narben überall auf ihrer Erscheinung die Umwelt und sie selbst immer wieder daran erinnerten, dass es andere Zeiten gegeben hat.

Sie hatte eine kleine Schenke und einen Bognerladen eröffnet. Sie hatte bereits einige Kunden - und nette neue Menschen kennen gelernt. Und auch Demron Valka hatte sie wieder getroffen. Ihn kannte sie auch von früher... sie saßen ab und zu in der Runde, aber wirklich viel miteinander geredet hatten sie nicht. Es war damals wohl eher Darok, der Karolyn sowie Demron an den Tisch lockte... doch hatte Karolyn nun ein Gespräch mit Demron genossen. Sie hatte es wirklich genossen. Er wirkte so gescheit, so "alt" im Geist und doch sehr leichtfüßig. Sie mochte ihn! Und sie hatte sich fest vorgenommen dafür zu sorgen, dass auch er sie mochte.

Sie war sehr gespannt, ob es zu einem Jägertreffen in ihrem "Keller" kommen würde. Eine Dame war bei ihr und hatte angefragt, ob solch ein Treffen möglich wäre. Natürlich! Sie würde sich sogar freuen! Sie mochte Jägersleute! Nicht nur, weil sie gern Schusswerk von ihr kauften... aber auch deshalb!

Zufrieden lächelnd setzte Karolyn sich wieder auf um der Schnitzarbeit wieder nachzugehen. Die Pfeile sollten fertig werden...
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Alt 03.07.2016, 10:11
M
#82
Karolyn von Britain
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Müde macht uns die Arbeit, die wir liegenlassen, nicht die, die wir tun.


Zufrieden betrachtete Karolyn die Tür. Die Tür, in welcher nun eine Frau mittleren Alters schlief - in ihrem Arbeitshaus.
Schon früh hatte Karolyn sich Gedanken darüber gemacht, was sie aus dem Haus machen wollte. Ein Bognerladen, das war für sie von Anfang an klar gewesen, doch war da immer der Gedanke, wieder eine kleine Taverne zu besitzen. Da Karolyn aber wusste, wie viel Arbeit das mit sich brachte und wie viel Zeit sie dafür aufbringen müsste, hat sie sich früh um Hilfe gekümmert. Und diese in Elsa gefunden!

Eine Frau mittleren Alters, sehr zuvorkommend, freundlich - eine Heilerin. Karolyn mochte sie von Anfang an. Und hatte Vertrauen in sie gesetzt - obwohl sie scheinbar aus ärmlichen Verhältnissen kam. Elsa hatte die Möglichkeit Karolyn zu berauben... hatte sie nun doch den Generalschlüssel für das Haus! Aber wenn man Anderen kein Vertrauen entgegenbrachte, hatte man selbst auch keines verdient - so Karolyns Einstellung. Vertrauen....

Ihre Gedanken huschten zu Kyra. Sie hatte sich lange Gedanken darüber gemacht, wie sie aus Kyra Worte kitzeln konnte. Kyra wirkte immer so bedrückt - fast einsam. Sie mied scheinbar Kontakt... einmal war es gar so, dass sie die Taverne verließ als Kundschaft kam... als würde sie die Menschen nicht ertragen? Karolyn wurde nicht schlau aus ihr - und wollte ihr ihre Freundschaft anbieten. Also hatte sie einen Frauenabend vorbereitet. So einer, wie sie früher immer mit Dena hatte. Wein, Käse, Trauben - lustige Gespräche über die Liebe - über Männer, über die Vergangenheit und über Zukunftspläne. Aber es ist anders gekommen... Kyra war verkrampfter und unsicherer als je zuvor und als sie auf das Thema Liebe zu sprechen kamen war sie fast ein wenig abweisend. Sie trank viele Schlucke von dem Wein - und offenbarte ihr erst, als Karolyn ihr den Weg ebnete, die Geschichte mit Bolwen. Und eben weil Kyra so verkrampft und scheinbar wütend war - war Karolyn sich fast sicher, dass Kyra in der Vergangenheit lebte... und noch immer gekränkt und verliebt war... nach all den Jahrzehnten! Wie würde Karolyn damit umgehen?! Das wusste sie noch nicht... vielleicht würde sie einmal mit Bolwen darüber sprechen. Er war immer so schön sachlich und weitblickend - vielleicht hatte er ja einen Tipp.

Bald würden die Bauarbeiten im Keller beendet sein. Eine Küche ermöglichte es Elsa und Karolyn dann auch warmes Essen anzubieten. Hoffentlich würden die Bürger diese kleine Schenke annehmen. Hoffentlich würden sie gerne kommen, sich unterhalten, lachen und Pläne schmieden. Sie hoffte sehr einen Ort zu schaffen, der als Treffpunkt für jene werden würde, die Gesellschaft suchten. Und dafür arbeitete sie - mehr denn je.
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