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Alt 25.11.2014, 15:13
#26
Paulina Thamaron
Reisender
 
Registriert seit: 20 Feb 2012
Beiträge: 209
5. Wyzzin (Winter) 1315

Ihr Herz raste – es pochte warnend an ihren Brustkorb.
Ihr Atem raste – er schnellte stoßartig durch ihren Hals aus ihrem Mund heraus.
Ihr Körper war feucht – überall sammelte sich der Schweiß… tropfte von ihrer Nasenspitze und hing in ihren Augenbrauen.
Ihre Hände zitterten – ganz so, als hätte sie die Kraft verlassen.
Ihre Lippen waren ein wenig trocken… aber – sie zierten ein zufriedenes Lächeln.

Mit einem zufriedenen seufzen ließ Paulina sin in ihren Sessel fallen und wedelte sich Luft mit der rechten Hand zu. Ganz so, als wäre ihre Hand ein Fächer. Ihr Blick wanderte durch das Wohnzimmer. Im Kamin loderte eine kleine aber wärmende Flamme, der Teppich war groß und buschig… ihre Zehen graben sich schmusend in die Flusen. Alles stand da… wo es stehen sollte… und es war anstrengend gewesen all diese Möbel, Blumenpötte herumzuschleppen – es war anstrengend gewesen all die Teppiche allein zu verlegen – es war anstrengend gewesen alles allein zu wienern und zu bohnern…. Aber sie hatte gar keine Hilfe gewollt! Sie hatte es allein vollenden wollen – ihr wunderbares Heim.

Müde und ein wenig kraftlos schloss Paulina ihre Augen und legte eine Hand auf ihren Bauch, der sie noch immer etwas außer Atem schneller hob, als es wohl normal gewesen wäre…

Blitzartig tauchte Valerius Gesicht vor ihrem inneren Auge auf. Er lächelte so seelig, voller Liebe – ganz intim und sah ihr in die Augen. Sein Gesicht war von Schweiß bedeckt, seine Wangen ein wenig rot – alles an ihm sah irgendwie rosig aus…

Das Lächeln auf Paulinas Mund wurde deutlicher und sie öffnete ihre Augen wieder. Nie hatte sie einen Mann so selbstverständlich… so nahe an sich heran gelassen. Doch es fühlte sich richtig an – und war es nicht das, was zählte?!

Die Herbsttage und Abende hatte sie oftmals nicht allein verbringen müssen. Neben Zousan, die nun mit im Haus wohnte waren Kathz, Marik oder ihr Valerius zu Besuch. Paulina genoss das Gefühl der Fülle in ihrem Haus – und vielleicht war das auch der Anlass gewesen, warum sie nun so viel Gold in die Hand nahm und ihre Kraft für den Innenausbau aufbrachte. Es sollte „heimeliger“ werden. Man sollte sich wohl fühlen – egal ob man nun Blumen mochte oder nicht… sie waren da und strahlten eine gewisse Gemütlichkeit aus.

Corathrim Drath war wieder da… ein Mann, der Paulinas Leben vor einigen Jahren begleitete. Er war besonders- das wusste Paulina und das wusste ganz sicher auch er selbst. Paulina hatte immer wieder ein seltsames Gefühl wenn sie mit ihm beisammen saß… und auch dieses Mal, im Tala – war es irgendwie so gewesen. Nur gut, dass sie sich nicht wirklich auf Corathrim konzentrieren musste – waren doch auch Dorian und Zousan mit am Tisch. Drei Magier – und Paulina. Langsam war Paulina es leid immer eine Art Außenseiter zu sein. Entweder sie saß zwischen vielen Kämpfern – oder sie saß zwischen Magiern. Warum gab es so wenig Handwerker, die auch mal plauschen wollten?! Paulina zumindest hatte derzeit niemanden, mit dem sie über ihr Handwerk sprechen konnte… seltsam.

Wieder schlich sich Valerius in ihre Gedanken. Seine Hände, die ihren Körper strichen – sein rascher Atem… seine dunkle, flüsternde Stimme... eine Gänsehaut legte sich auf ihre Arme nieder und sie schüttelte die Gedanken ab…. Paulina fühlte sich wie eine Süchtige. Süchtig nach ihm – seine Blicke – seine Berührungen…

Sie wusste, dass sich bei Zeiten etwas ändern würde… sie wusste, dass sie Valerius nicht einfach heiraten konnte – wegen der seinen Gottheit. Sie wusste nicht, ob sie Tunkali annehmen konnte – als die ihre Gottheit. Sie war aktuell einfach zu „befreit“. Seit dem sie sich von Glaron gelöst hatte, fühlte sich alles so frei an – so fließend, richtig… so groß! Das wollte sie nicht für neue Regeln und Engstirnigkeiten aufgeben. Sie wusste das Valerius damit zu kämpfen hatte. Paulina war keine dumme Frau… sie merkte, dass Valerius zu kämpfen hatte. Er versuchte mit aller Kraft all das – was er lebte – schmackhaft für sie zu machen. Sie wusste das er sich insgeheim danach sehnte, dass sie mit ihm den Weg gehen würde. Aber konnte sie das?! Wollte sie das?! Konnte sie mit all dieser Meinung wirklich überein kommen?! Das wusste sie noch nicht – sie wusste nur, dass sie neugierig war – das sie ihn liebte – das sie für ihn sterben würde – das er der ihre war – das diese Jenen dort… mehr Gemeinschaft und Familie lebten, als sie es je zuvor erleben durfte… und das gefiel ihr.

Und sie hatte irgendwie das Gefühl sie konnte vermitteln. Corathrim hatte zwischen Dorian und ihr vermittelt. Er hatte Dorian irgendwie dazu gebracht die richtigen Worte zu nutzen – und Paulina glaubte Dorian für den Moment das, was er sagte… glauben bedeutet aber nicht trauen – Paulina wollte Dorian gern neu kennen lernen. Ihm eine Chance geben… genauso wie sie Corathrim kennen lernen wollte – wie sie Zousan kennen lernen wollte… Azzura…Marik… Kathz… es gab so viele neue Menschen in ihrem Leben, die vor Monaten keine Bedeutung spielten. Paulina wollte sich mühe geben – wollte formen, was ihr angeboten wurde. Man würde sehen, wie es sich fügt…

Nur eines war wirklich absolut klar – Valerius war der ihre – ihn würde sie nicht mehr gehen lassen. Egal… was auch kommen würde.
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Alt 08.12.2014, 10:27
#27
Paulina Thamaron
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4. Rado (Winter) 1316

Paulinas Blick wanderte über die beiden Kampfroben, die sie vollendet hatte. Sie hatte eine einfache Stoffhose und ein einfaches Leinenhemd an. Keine Kleidung in der sie Besuch empfangen würde - nicht die Art Kleidung die sie so schmückte, wie es andere Kleidung tat.... keine Kleidung, in der sie sich vor anderen präsentieren würde.

Ihr Blick huschte zur Treppe hinüber, als sie ein leises Knarzen hörte... war Valerius oder Zousan aufgestanden...? Nur ihr Atem war zu hören... nach einem kurzen Moment tapste dann ihr dicker Kater die Treppe runter und maunzte auffordernd. "Casper..." wisperte Paulina schmunzelnd und kraulte das kurze weiche Fell, das dem Kater auf der Stirn wuchs.

Mit der anderen Hand strich sie über das weiche Wolfsfell der Robe... erst über die Schwarze, dann über die Weiße...
Wie symbolisch sie vor ihr lagen... weiß und schwarz, hell und dunkel, gut und böse...

Das Leben schien vorbereitet und Paulina glaubte jetzt und nun ganz fest daran, dass es eine Art Weg gab... einen Weg für jeden, den er entlanggehen musste. Und ihr Weg war so anders als sie es sich vorgestellt hatte. Damals, als sie fast fluchtartig Britain erreicht hatte, hatte sie so viel anerzogenes Licht im Herzen. Sie fürchtete sich vor so vielen Dingen und war so oft gehemmt... erst Dorian hatte ihr damals helfen können etwas loszulassen... Dorian und Corathrim... Eben der Corathrim, der nun diese beiden Roben haben wollte... eine schwarze und eine weiße.

Ein schmunzeln legte sich auf ihre vollen Lippen und sie schüttelte ein wenig den Kopf. Wie bildlich es doch wieder einmal war. Erst vor kurzem hatte sich Corathrim ihr anvertraut. Das er wohl nicht der war, der er zu sein schien. Er war weitaus düsterer - hatte Dinge getan, die viele wohl als schlecht bezeichnen würden - Dinge, die er nicht beim Namen nannte. Dinge, die Paulina nicht hinterfragt hatte. Dinge, die existent waren... die Paulina so nahe waren - da er sich ihr anvertraute. Paulina hatte lange darüber nachgedacht, warum er sich ihr anvertraute. Wollte er sie prüfen, wollte er sie lenken, wollte er sich einfach einmal offenbaren... wollte er ich zeigen, wie sehr er ihr traute?! Ob Dorian wohl davon wusste...?!

Sie hatte Corathrim versprochen, dass sie es keinem sagen würde - und das würde sie auch nicht. Verschlossenheit war eine Eigenschaft, die Paulina in der Natur lag... musste sie doch schon als Kind all die Geheimnisse verschlossen bei sich tragen, die im Haus ihrer Tante vor sich gingen... oder die Dinge, die im Internat geschahen - noch heute hatte sie sich keinem wirklich anvertraut - aber das wollte sie auch gar nicht.

Was Fakt war - sie schien das so genannte "böse" anzuziehen. Und da dieses so genannte "böse" in ihren Augen das wertvollste war, dass sie erleben durfte, war es in ihren Augen zur Zeit nicht böse. Sie selbst würde nie irgendwem absichtlich Schaden zufügen - das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie wusste aber, dass sie Valerius, Corahtrim, Kathz, Marik... all diese Männer beschützen würde - wenn sie es irgendwie konnte. Denn waren diese Männer es doch, die ihr Wärme ins Herz zauberten.

Mit leisen Schritten schlich sie die Treppe wieder hinauf - Casper hielt sie ihm Arm. Sie schlich in das Schlafzimmer und betrachtete ihren straken Valerius, der im Bett schlief - zufrieden lächelnd entließ sie Casper auf sein Kissen und schmuste sie zu ihm - ihren Mann.
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Alt 20.01.2015, 09:04
#28
Paulina Thamaron
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19. Tycua (Fruehling) 1316

Die Haare zu einem festen Knoten hochgebunden, mit einem Häubchen bedeckt - bekleidet mit einem einfachen Kleid und einer langen Schürze machte Paulina sich an die Arbeit. Die Fenster hatte sie weit aufgerissen und ab und zu staubte es aus diesen heraus auf die Straße... das Haus musste unbedingt aufgeräumt werden!

Sie hatte nun vier Monate damit verbracht sich zu sorgen, zu trauern... ihre Gefühlswelt schwankte immer wieder zwischen Angst, Wut, Verzweiflung, Verständnislosigkeit, Trauer und Ignoranz.

Valerius war einfach fort... sie hatte vor gut drei Monaten mit Marik gesprochen - und auch er wusste nichts von Valerius Verbleib... vor einigen Wochen hatte Paulina einen Brief erhalten...

Meine Schöne , ich suche nach dir.
Viele Tage und Wochen waren wir getrennt
und mein Herz das brennt
sehnt sich nach dir.


Wie konnte all das nur passieren? Paulina war sich doch so sicher, dass es echte und wahre Liebe war?! Warum fand er sie nicht, wenn sie doch stets daheim war?! Suchte er wirklich nach ihr? Sie hatte auch ihn besuchen wollen ... aber ihr Schlüssel passte nicht mehr in das Schloss des Hauses, in dem er doch eigentlich lebte?!

Paulina hatte nun den Entschluss gefasst, dass sie weitermachen wollte. Wie? Das war ihr noch nicht wirklich klar... aber sie hatte ihre Berufung... sie hatte wenige aber gute Freunde wie Corathrim und Marik... es würde weitergehen... auch, wenn sie alleine war.
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Alt 12.03.2015, 10:00
#29
Paulina Thamaron
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14 Lundin (Herbst) 1316


Der Gedanke, sich ihr langes Haar abzuschneiden kam Paulina im Traum – nein, in zich verschiedenen Träumen. Entweder wurden ihr die Haare mit Gewalt abgeschnitten oder aber sie saß bei einem Barbier und genoss die Kopfmassage, die nach dem Haareschneiden folgte. Es gab noch viele verschiedene Träume, die mit ihren Haare zu tun hatte… sie verfing sich im Gehölz, sie hatte auf einmal graue Strähnen, ihr Haar fing an zu brennen oder oder oder…. Und doch, immer wenn sie kurz davor war, ihr Haar zu kürzen, hielt sie irgendetwas ab….

Paulina hatte den ganzen Sommer über in einem Gasthaus am Meer verbracht. Sie hatte keinerlei Muße ihre Schneiderei zu öffnen, sie hatte keinerlei Muße irgendwem hinterher zu rennen und sie hatte keinerlei Muße sich um irgendetwas zu kümmern…

Die Tage hatte sie damit verbracht in einem luftigen Kleid am Strand zu sitzen. Oftmals waren ihre Wangen von der Sonne gerötet… aber auch darum musste sie sich nicht kümmern. Helene, die Magd, schmierte ihr fürsorglich etwas Quark auf die Wangen und schimpfte sie wie ein kleines Mädchen. Es tat gut ….

Als sie zwischendurch Daheim war fand sie zufällig eine Art Brief auf ihrem Schreibtisch. Sie hätte ihn fast übersehen, weil er in einem Buch niedergeschrieben war. Die Schrift von Valerius. Einige Male hatte sie die Zeilen gelesen – hektisch und gefühlsverwirrt. Er wäre wieder da, er wurde gefangen genommen, nur der Gedanke an sie hatte ihn am Leben gehalten, er war nun wieder da….

Mehr hatte sie nicht behalten – vielerlei Gefühle ließen es gar nicht zu. Sie waren genauso positiv wie auch negativ – die Liebe mischte sich mit Hass und hinterließen diese junge Frau die voller sonnengebräuntem Stolz irgendwelchen Haarträumen hinterher rannte.

Ihre erste Reaktion war ihm zu schreiben. Sie schrieb ihm, dass er nicht mehr ohne Aufforderung das Haus betreten solle… das ihr Leben ohne ihn weiterging und das sie mit ihm sprechen wolle. Daraufhin erhielt sie keinerlei Antwort. War er also schon wieder fort?! Oder war er zu gekränkt – zu stolz!? Fast etwas hochnäsig ließ Paulina es darauf beruhen und zog nach Britain zurück.

Sie traf eines Tages Alessandra in der Stadttaverne. Sie sah irgendwie… anders aus. Die Tatsache, dass Alessandra sich scheinbar irgendwie darüber freute Paulina zu sehen, ließ es zu, dass die beiden Frauen – die doch im Streit auseinander gegangen waren – Platz an einem Tisch fanden. Alessandra äußerte, dass sie froh darüber war Paulina lebend zu sehen… das Valerius in irgendeinem „Alfur“ gefoltert hatte – das er dort mit seiner Nathara lebte und dass sie befürchtet hatte, Paulina seie tot.

Nun… was soll man davon halten?! Paulina wusste um Valerius’ Glauben. Sie wusste um seine Stärke die seine Meinung klar zu zeigen. Sie wusste auch – dass er einen anderen Bezug zu körperlichen Schmerz hatte als wohl die meisten Menschen.

Aber sie hatte nicht gewusste, dass er nun in einer Stadt wohnte – mit Nathara und scheinbar Menschen quälte?! OHNE das sie von seinem Verbleib wusste…?!

Paulina hatte einige Male nach Corathrim gesucht. Sie hätte sich so gerne bei ihm ausgesprochen – sich Rat geholt. Er war die Vernunft wenn sie unvernünftig war. Und auch nun hätte er ihr garantiert etwas weises und ehrliches sagen können…. Und er hätte sie für einen Moment vergessen lassen… denn auch das konnte er mit seiner einzigartigen Art und Weise… obwohl er ja eigentlich kein „lustiger Mensch“ war- brachte er sie zum lachen – obwohl ihr zum weinen zu mute war. Und die Tatsache, dass er sich ihr öffnete zeigte ihr, dass auch sie ihm gut tat…. Aber er war nicht da! Und so geschah etwas vielleicht blauäugiges…. Paulina schrieb Valerius.

Sie offenbarte ihm vieles aus ihrer Gefühlswelt. Sie öffnete sich ein Stück und fühlte sich nach dem Versenden hundeelend. Wenn er nun wieder nicht antworten würde?! Vielleicht würde er über sie lachen und den Brief dieser seltsamen Nathara zeigen?! …. Paulina konnte einfach nicht glauben, dass er so sein würde… sie wusste einfach, dass er ihr gegenüber ehrlich war…. Man konnte sich doch nicht so sehr irren!!!??

Und ja, er hatte ihr geantwortet. Paulinas Herz hämmerte gegen ihre Brust als sie Wort für Wort las. Was sie las das glaubte sie – es passte zu all dem – was sie von ihm kannte. Und trotzdem war sie so unendlich enttäuscht… sie wollte ihn unbedingt sehen und auch er schien sie sehen zu wollen. Er lud sie im Brief nach Aldfur ein. Wollte sie dort hin? Nein! Wollte sie ihn sehen? Ja…! Wollte sie ihm entgegen kommen…? Jain…. Paulina entschied sich dafür, diesen Weg in seine neue Stadt zu gehen. Sie würde diesen Schritt auf ihn zu gehen.

Über ein Jahr hatten diese beiden Menschen sich nun nicht mehr gesehen… in diesem Jahr hatten sich beide sicherlich verändert. War es denn möglich… nach so langer Zeit der Ungewissheit wieder zusammen zu finden?.... Paulinas Träume zeigten ihr ganz bestimmt, dass es möglich war!.... träumte sie doch jede Nacht von ihm…. Aber Träume sind Schäume… oder?!
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Alt 19.07.2016, 09:45
#30
Paulina Thamaron
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6. Glarim (Sommer) 1320


Vier Jahre hatten die junge Frau heranreifen lassen. Sie war kein Kind mehr. Mit ihren nun 33 Jahren war Paulina Thamaron eine Frau, die wusste - wer sie war. Sie wusste, sie stand zwischen den Welten.

War da auf der einen Seite ihr Gemüt... freundlich, weitsichtig, sanft, liebevoll so war da aber auch die Liebe zu Valerius gewesen - Paladin der Tunkali. Natürlich hatte sie auch das berührt - verändert. Und genau wegen dieser Berührung fühlte sie sich zerrissen.

Als sie damals, vor gut 4 Jahren erfuhr, dass Valerius ihr so viele Dinge verheimlicht hatte... sie begann, an seiner Liebe zu zweifeln, reiste sie ab. Sie wollte weg! Und sie war weg... schenkte niemandem ein Lebenszeichen... dachte nur an sich und wollte sich finden.

Es waren die südlichen Länder, in denen sie mehr Zeit verbrachte. Ihr gefiel das Leben dort. So leicht, einfach und regellos. Es gab dort natürlich auch Sitten und Gottheiten - aber bei weitem nicht so dominant und verbissen wie es hier im Lande ist. Es gibt dort mehr Grauzonen... was Paulina gefiel.

Sie ging dort erfolgreich ihrem Schneiderhandwerk nach. Sie führte Freundschaften - und ja, sie führte auch Liebschaften. Nachdem Valerius sich ihre Jungfräulichkeit genommen hatte sah Paulina keinerlei Sinn darin, sich dem zu entziehen.

Und doch dachte sie immer wieder an Britain zurück. Als sie damals ging, wusste sie, dass Valerius wie auch Corathrim in diesem Alfur lebten und "wüteten". Sie wusste, dass sie Pläne gegen das Herzogtum hatten. Sie wusste, dass sie doch recht mächtig waren - und sie wusste, dass beide Männer ihr mehr bedeuteten - als irgendwer dort im Süden. Und sie war neugierig! Diese verdammte Neugierde! Sie wollte unbedingt wissen, wie es um dieses Land stand - um diese beiden Männer. Um den Gotteskampf.

Ein Lächeln legte sich auf ihre vollen Lippen. Wenn man es als Außenstehende betrachtete, wirkte es fast wie ein Kinderstreit. Das eine Kind möchte gelb, das andere Kind aber lieber grün! Also wird sich gestritten! Geschlagen, in den Haaren gezerrt - wenn es ganz böse wird, wird gebissen. Dabei natürlich laut gekreischt, die eigene Meinung kund getan. Und keiner wird von seiner Meinung weichen - denn waren Kinder im Grunde doch immer egoistisch!?

Umso neugieriger war Paulina zu erfahren, wer dieser Kinder gerade den Malstift führte.

Als sie dann ankam, war alles wie bisher. Alles! Nichts war verändert! Gar nichts! Die Kirche Glarons war noch immer das Zentrum dieser Stadt. Hier bettelten Leute, dort stolzierten die Gardisten stolz herum - die Händler hatten sich in ihren Handelshäusern verkrochen und es war... langweilig.

Etwas schwermütig hatte sich die Frau nach einem Haus umgesehen - brachte es aber nicht übers Herz sich eines zu kaufen. Eine Schneiderei würde sie benötigen. Jeder braucht Gold! Aber... wollte sie es wirklich hier - in dieser langweiligen Stadt?!

Ihr Gedanke huschte zu Corathrim - und sie beschloss, ihn zu kontaktieren. Sie hoffte sehr, dass er noch im Lande war... was sollte sie sonst hier halten?
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Alt 30.07.2016, 21:20
#31
Paulina Thamaron
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17. Lundin (Herbst) 1320

Dort saß sie - nur mit einem dünnen Nachthemd bekleidet saß sie auf dieser Bar - der Bar, die in diesem sonst sehr leeren Haus... Ein Bein hatte sie über das andere geschlagen, ihr Rücken war kerzengerade durchgestreckt - der Blick ein wenig besorgt.

Ihre Gedanken waren bei Corathrim - der Mann, der sie unheimlich überrascht hatte. Sie hatte ja schon immer gewusst, dass er sie mochte - er hatte auch mal angedeutet, dass er sie mehr mochte... aber so?! Sie war damals so in der Liebe zu Valerius versunken, dass sie... alles, was drum herum geschah... nicht wirklich verstand...

"Dummes Mädchen..." brummte Paulina in den dunklen Raum herein und blickte leis seufzend zur Zimmerdecke hinauf.

Er habe 20 Jahre gewartet - auf den Moment, in dem er sie küssen könne. Eine so unendlich lange Zeit! Und sie? War das der Grund, warum sie wieder hier war...? Das er der Grund war, war ganz eindeutig... aber - wäre es nicht tragisch, hätten diese beiden Menschen nun erst zueinander gefunden...?!

Das sie zueinander gefunden hatten, war ganz eindeutig... nach der letzten Nacht. Paulina war sich aber nicht sicher, wie ernst es war - es gab zuvor natürlich kein Werben - keinen kennenlernen... denn all das hatten sie bereits hinter sich.... schon Jahrelang!

Und nun könnte alles schon vorbei sein...

Sie habe eine mieserablen Männergeschmack, hatte er ihr lächelnd "vorgeworfen". Und da hatte sie recht... und nun gerade, hatte sie sich einem Mann hingegeben, welcher beim Grafen vorsprach und... unklar war, wie und ob es mit ihm weiter gehen würde...

Wie würde es da mit ihr weitergehen? Hatte sie sich bereits dazu entschlossen hier zu leben? Nein... so sehr sie Corathrim mochte - so unsicher war sie auch. Die Liebe zu Valerius war zu prägend - sie hatte ihm ihr Herz, ihre Seele... ihr ganzes Ich hingegeben und wurde dann mit Füßen getreten. Es ist bereits 4 Jahre her - aber... wollte sie sich wirklich noch einmal irgendwem so hingeben? Sich so sehr öffnen?... Sie wusste nicht, ob sie es überhaupt konnte...

Und eines wusste sie dann doch! Ihr Corathrim... war der einzige Mensch auf Erden, der ihr etwas bedeutete... und dies bereits Jahrzehnte! Wenn sie bei wem sein wollte, dann bei ihm. Wenn sie sich wem hingeben wollte, dann ihm - wenn sie wieder "Frau" sein wollte -dann für ihn.

Langsam hoben sich die Mundwinkel der schönen Frau und sie erhob sich. Sie war sich fast sicher, er würde das Gespräch gut meistern... er musste sich nur zusammenreißen! Doch hatte sie ihn dahingehend ermahnt - das sollte er schaffen....

Und sollte er es schaffen - sich zusammenreißen und alles wieder richten können - würde sie es sein, die ihn dafür belohnt...
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Alt 19.09.2016, 10:45
22. Nugor 1321
#32
Paulina Thamaron
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22. Nugor 1321

Seufzend öffnete Paulina das kleine Lukenfenster ihrer Schneiderei. Sie hatte ihr altes … viel zu riesiges Bett aufgestellt. Doch hatte sie es, seitdem sie wieder im Lande war, nie benutzt. Paulina hatte eigentlich jede Nacht bei Corathrim verbracht – und wenn er nicht da war, dann zumindest in seinem Bett. Paulina war noch nie gern allein gewesen. Und so hatte sie zumindest den Geruch von wem in der Nase…

Doch wollte sie das heute ändern. Sie hatte sich fest vorgenommen heute hier – in ihrer neuen Schneiderei zu übernachten. Ein wenig Hafenluft…. tat doch sicherlich gut?! Ihre Mundwinkel hoben sich amüsiert, als sie einen lallenden Mann am Haus vorbeigehen hörte. Er sang … er sang zwar sehr schief, aber es kam ganz sicher aus dem Herzen…

„Meine Rose duuuu – Ich werde bei dir seeeeeein!
Denn ich liebe dich seeeeehr! Bist wie nen guuuuter Weeeeiiiin!“


Paulina kniff kurz ein Auge zu – war der letzte Ton doch sehr schrill… es schmerzte fast im Ohr. Doch das Lächeln auf ihren Lippen wuchs und sie kniete sich neugierig auf das Bett um aus dem Lukenfenster hinab zu schauen. Sie sah den Mann lediglich von hinten. Er war groß und breit, schwankte beim gehen und hatte einen Hut auf dem Kopf. Sie kannte ihn nicht…

Es war nicht Corathrim… das war doch gut? In den letzten Wochen hatte er doch … recht viel getrunken. Was sie nicht so richtig verstand. Er hatte selbst gesagt, dass sich sein Leben gewandelt hatte. Das wusste Paulina… er hatte die Seiten gewechselt, hatte Verantwortung für eine Gemeinschaft und eine Schülerin übernommen… Und dann gab es ja auch noch sie – Paulina. Sie beanspruchte hier und da auch seine Zeit – und hatte für einen Moment auch gedacht, dass sie ihm wirklich wichtig war. Doch nachdem er sie zweimal versetzt hatte – für irgendwelche „Männersachen“, hatte sie aufgehört wirkliches Gefühl aufzubauen. Er schenkte ihr Wärme, gewisse Befriedigung, machte ihr gewisse Geschenke und ließ ihr genug Freiheit um sie selbst zu bleiben. Und gleichzeitig war er noch immer das, was er immer war… ein wirklich guter, treuer und wichtiger Freund. Es war so einfach… bisher so unkompliziert. Warum griff er nun also immer öfter zum Alkohol... war es denn nicht gut so, wie es ist?

Für Paulina war es so wunderbar... es fühlte sich fast wie bei Rashid an… ein junger Mann mit weisem Geist. Paulina hatte das letzte halbe Jahr mit ihm verbracht. Seine Haut war dunkel, sein Körper kräftig, sein Geist hellwach – er war Südländer durch und durch und hatte oftmals Probleme mit Paulinas Temperament… das, je länger man Paulina kannte, zum Vorschein kam. Das war wohl auch der Grund, warum Paulina keinesfalls mehr wollte. Sie war eine Frau – ebenso mit wachem Geist und merkte schnell, als er den Gedanken schürte, sie zu seiner Frau zu machen. Etwas, das Paulina auf gar keinen Fall wollte! Es brachte dort im Süden so unendlich viele Veränderungen mit sich. Eine Heirat bedeutete, dass sie Rashid gehören würde. Ihr Geist, ihre Gedanken, ihr Körper – ihr ganzes Ich. Er durfte ihr seine Meinung aufdrängen – durfte sie sogar „züchtigen“ – ohne, dass sie sich wehren konnte. Rashid war verliebt – er vergötterte Paulina und sie war sich fast sicher, dass er so niemals sein würde… aber sie liebte ihn nicht – nicht richtig. Und er war jung! Gerade einmal 24 Jahre alt! Er hatte noch so viel Zeit eine Frau zu finden, die ihn so liebte, wie er es verdient hatte. Also hatte sie ihm geschrieben – sich, vielleicht etwas feige, in einem Brief verabschiedet – und war fort….

Ein Babyschrei riss Paulina aus ihren Gedanken. Ihre Augen weiteten sich kurz ein wenig und ihr Blick huschte zum offenen Fenster. „Shhh kleiner Schatz…. Wir sind gleich zu Hause…“ eindeutig die Stimme einer jungen Mutter – die ihren Säugling draußen herumschleppte. Doch recht demonstrativ schmiss Paulina das Fenster zu – was schleppt die um diese Uhrzeit ein Baby dort herum?!... Paulinas Herz hämmerte gegen ihre Brust und sie schloss schnell ihre Augen… Einatmen… Ausatmen… es ist alles gut… sie musste sich beruhigen. Der aufkommende Kloß in ihrem Hals wurde hinab geschluckt – die aufkommenden düsteren Gedanken wurden weggewischt… es ist vorbei… sie war hier und jetzt… und das war gut so…

Ein wenig fahrig wischte sich Paulina eine Miniträne aus dem linken Augenwinkel und deckte sich schnell zu – legte sich auf den Rücken und starrte zur Zimmerdecke hinauf…. Schlaf fand sie nicht… so sehr sie es auch versuchte… immer wieder wälzte die Frau sich von einer Seite auf die Andere- seufzte genervt, begann leis zu summen… zählte früh am Morgen sogar Schäfchen… und als die Sonne dann durch das kleine Fenster hinein schien setzte sie sich seufzend auf… müde, ein wenig kraftlos – sie musste unbedingt wen aufsuchen, der ihr half zu schlafen… auch dann, wenn sie allein war. Es heißt doch… gegen jedes Problem ist ein Kraut gewachsen?!...

Nun würde sie erst einmal aufstehen, schauen, ob das Leder bereits trocken genug war, es vielleicht zu Armbinden verarbeiten… und dann nachsehen, ob Corathrim dieses Mal in seinem Bett geschlafen hatte…
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