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Alt 05.06.2003, 14:58
Herbstnacht - Lorica 1280
#51
Vadrak Larthay
Reisender
 
Registriert seit: 17 Feb 2002
Beiträge: 182
Es war geschehen. Waren Vadraks Gefühle gestern noch im Aufruhr gewesen, so war er nun völlig ruhig. Fest und wie beschützend legte er seinen Arm um die schlafende Vio, zog den weißen Umhang, den er über ihren nackten Körper gebreitet hatte, um sie vor der Kälte zu schützen, etwas höher und drückte sie sanft an sich. Zärtlich ließ er im Schein der Laterne seinen Blick über ihre entspannten Gesichtszüge wandern, und sein Herz wurde ganz weit vor Liebe und Zufriedenheit. Schlafen konnte er nicht, denn jede einzelne Minute ihres gemeinsamen Glückes wollte er auskosten und wäre für jede dieser Minuten bereit gewesen, sein Leben zu geben. Er wußte, er hatte das einzig richtige getan, selbst wenn er den Sinn seines bisherigen Lebens mit dieser einzigen Nacht voller Glückseligkeit ausgelöscht hatte, so hatte er doch einen neuen Sinn erhalten, denn es war nicht nur einfach der Taumel der sinnlichen Begierden gewesen, sondern wahre, tief empfundene Liebe: Liebe, die schon seit vielen Jahren Bestand hatte und selbst unüberbrückbare Hindernisse und Gegensätze überwunden hatte. "Nie wieder werde ich dich verleugnen, meine Liebste," flüsterte er mit bewegter Stimme, "Was auch geschieht: ich werde zu Dir stehen." Der Kreis hatte sich geschlossen. Ein Eid war gebrochen, ein vor langer Zeit gegebenes Versprechen erfüllt.

Nachdenklich legte sich Vadrak zurück und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Draußen begannen die Vögel ihr Konzert und das erste blasse Morgenlicht ließ die Schatten weichen. Leise, um Vio nicht zu wecken, erhob er sich, kleidete sich rasch an und trat vor die Tür. Tief atmete er die kalte, würzige Morgenluft ein, die nach feuchtem Laub und den Düften des Herbstes roch. Den Blick gen Osten auf die aufgehende Sonne gerichtet, ließ er sich auf die Knie sinken und begann sein Morgengebet. Er bat Glaron nicht um Vergebung, denn er empfand keinerlei Reue und wußte, daß er somit jenseits allen Vergebens war, auch konnte er Glarons Wut beinahe körperlich spüren. Selbst wenn vorhin nicht zufällig sein Blick auf das nun ausgebrannte Schwert gefallen wäre, hätte er gewußt, daß Glaron in seinem Fall unversöhnlich war. Ja, er wunderte sich beinahe, daß er den heutigen Morgen lebend begrüßen durfte. Dennoch hielt er an seinem Gott fest und dankte ihm, denn seine Liebe zu Vior'la hatte seine Liebe zu Glaron in keiner Weise geschmälert, auch wenn er nicht erklären konnte, wie beides nebeneinander zu existieren vermochte.

Nachdem er sein Morgengebet zu Ende gesprochen und sein Pferd versorgt hatte, trat er leise zurück in das Halbdunkel der kleine Kammer, in der sie beide die Nacht verbracht hatten. Vorsichtig, um sie nicht zu stören, legte sich Vadrak wieder neben Vio und schmiegte sich eng an sie.

Er machte sich keine Illusionen, was ihre Zukunft betraf. Er wünschte Vio und sich zwar noch viele Tage und Nächte, die wie die letzte, von Liebe erfüllt waren, doch er wußte, daß ihnen nicht viel Zeit vergönnt war, denn er würde fortan gejagt werden - von zwei Seiten. Zum einen von dem Mann, mit dem Vio vor kurzem zusammen gewesen war und von dem er annahm, daß es sich um den Anführer jener "Schwarzen Lämmer" handelte. Vio gab sich nicht mit Handlangern oder Unterlingen ab, dachte er mit einem ironischen Schmunzeln. Der Anführer der "Schwarzen Lämmer" hatte schon vor langer Zeit seinen Untergang beschlossen, doch nun hatte er dazu sogar noch einen zusätzlichen persönlichen Grund. Zum anderen wäre er nun für seine eigenen Brüder ein Ketzer, jemand, der aufs Gröbste gefrevelt hatte und dafür nicht einmal Reue empfand. Kurz: er war Freiwild für jeden, der ihn abschwören lassen oder ihn einfach nur töten wollte. Auch die Garde würde vermutlich versuchen, seiner habhaft zu werden, sobald offiziell bekannt wurde, daß er zum Ketzer geworden war, um ihn zu ergreifen und der Inquisition vorzuführen. Dazu kam, daß beinahe jeder sein Gesicht kannte. Es war also nur eine Frage der Zeit, wie lange er zu überleben vermochte, um das gemeinsame Glück zu genießen. Noch bis vor kurzem hätte ihn die Aussicht auf seinen eigenen baldigen Tod völlig kalt gelassen, doch ironischerweise hing er nun sehr an seinem Leben.

Vieles war nun zu erledigen: Als erstes mußte er zum Kloster, um dort seine wenige persönliche Habe an sich zu nehmen, dann mußte er seinen Habit, den er nun nicht mehr zu tragen das Recht hatte, einem der Brüder übergeben. Leise seufzte Vadrak. Hoffentlich konnte er Daria aus dem Weg gegen, denn er traute ihr ohne weiteres zu, daß sie versuchen würde, ihn einzusperren und zur Umkehr zu nötigen. Er wollte nicht gezwungen sein, gegen einen ehemaligen Bruder oder Schwester zu kämpfen, doch würde er es tun müssen, wenn man ihn in die Enge trieb. Sodann mußte er einen Brief schreiben an das Glarons-Hauptkloster in Faerlan, damit ein neuer Großmeister für Britain berufen würde.

Als Vio ihre wunderschönen grünen Augen aufschlug und ihn ansah, bemühte Vadrak sich, ihr nichts von seinen Befürchtungen und Sorgen in seinem Blick zu zeigen. Er zog sie an sich und küßte sie zärtlich. Das Abschiednehmen fiel beiden schwer, doch dann machte er sich auf den Weg nach Britain, während Vio hinüber in das Haus des Heilers ging, wo sie Yani schlafen gelegt hatten. "Ich komme zurück, sobald ich kann," versprach er - und genauso meinte er es auch.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (05.06.2003 um 15:23 Uhr).
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Alt 05.06.2003, 17:39
#52
Vior'la Lyth
Reisender
 
Registriert seit: 11 Jan 2003
Beiträge: 117
Mit einem sanften Lächeln sah sie Vadrak nach der langsam mit seinem Ross die Tore Coves verließ.
Dann eilte sie, den langen Rock richtend in das Heilerhaus um nach Yanya zu sehen.
Die kleine schlief sehlig und ruhig in einem Bettchen die Decke bis zur Nase hochgezogen.
Mit einem freundlichem Nicken verabschiedete sich der Heiler und trat an das Tageslicht hinaus.
Vio setzte sich an Yanyas Bett und strich ihr sanft durch das lockige Haar.
Wie scön die kleine doch war...ihre tiefschwarzen langen Wimpern ruhten still... ihre stubsnase war mit fein angeordneten Sommersprösschen besetzt und ihre Lippen waren so rot wie eine wunderschöne Kirsche.
Mit sanften Bewegungen schlug sie die Decke ein wenig auf und legte sich neben Yanya die mit einem kindlich wohligen Seufzer sich eng an Vio kuschelte und ihren kopf an ihrer Brust bettete.
"Wir warten hier jetzt.... bis Vadrak wieder kommt meine liebste" hauchte sie an die decke sehend und schloss langsam ihre augen den arm beschützend um Yanya legend.
Momentan ging es ihr gut... doch sie wusste das sehr viel vor ihr lag...sicherlich sehr viel leid... Wenn die Bruderschaft all das herausfindet.... was werden sie tun?
Aber auch sehr viel Freud... denn Vadrak ar bei ihr und in seinen Arem fühlte sie sich sicher und geborgen...für jeden Moment in diesen würde sie den schmerzhaften Tod in Kauf nehmen.
Nur Yanya.... was sollten sie mit Yanya tun?..... Eigentlich war sie viel zu tief in der Geschichte, als das sie wieder herauskommen konnte.
Sanft drückte Vio Yanya bei dem Gedanken an sich und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.
Egal was geschieht... sie würde zu ihr halten... vadrak und yanya... und auch vio waren ein dreiergepsann das zusammenhalten musste... und dies in jedlicher Hinsicht.
Vior'la Lyth ist offline  
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Alt 10.06.2003, 08:58
#53
Vior'la Lyth
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Registriert seit: 11 Jan 2003
Beiträge: 117
Mit einem Lächeln auf den roten wohlgeformten Lippen schlug Vior'laihre tiefgrünen Augen auf. Das Bett in dem sie lag war weich und es roch schon jetzt, nach dieser Nacht mit Vadrak nach ihm und auch nach ihr.
Leise, um Vadak nicht zu wechen erhob Sie sich und zog sich ihr Shirt und ihren kurzen Rock an.
Lächelnd sah sie nocheinmal zu ihm hinab. Wie wohlig er dort lag...die Augen sanft geschlossen... alles an ihm schien entspannt. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig und ruhig. Er schien das erste mal seit langem wirklich zu schlafen.
Sie bückte sich, nahm ihre Schuhe und schlich auf Zehenspitzen hinaus in den großen Raum.
Das war es also.... ihre neue Heimat. Ein wunderschönes Haus am Meer. Wie sie das Meer doch liebte.... und dieses Haus, sie schaute sich zufrieden Lächelnd um, dieses Haus war schöner als jedlicher Traum.
Sie zog sich ihre Schuhe über und ging in die Morgensonne hinaus die noch recht kühl hier an der Küste schien. Der Meereswinf strich durch ihr langes Haar und sie stand viele Momente an den Klippen und sah auf die weite des Meeres hinaus.
Sie ließ für diese Momente ihre Sorgen freien Lauf. Erst gestern hat sie sich in die Bruderschaft geschlichen und ihre Kiste, so leis es ging, ausgeräumt. Mit schwerem Herzen schlug sie ein leeres Buch auf und schrieb ein paar Zeilen die ihr Herz ihr zuflüserte. Sie wusste das die anderen sie als Verräterin sehen würden..sie vielleicht sogar suchen würden.... aber jenes nahm sie in Kauf für ihre neue kleine Familie. Sie hoffte nur... das Rikonia ihr irgendwann verzeihen würde. Sie war ihre erste und sicherlich auch letzte beste Freundin in diesem Leben und sie hatte ihr mehr als ihr Leben zu verdanken. Oftmals rettete Rikonia sie auch vor dem seelischen Untergang der, nach all den Problemen ziemlich dich hern gerückt war.
Als Vadrak ihr gestern zuflüsterte, sie solle sich vor den Tmplern in acht nehmen.... Althea habe sogar den Wunsch geäußert sie zu töten wurde ihr fast schlecht. Sie wusste, dass sie in den Augen der Templer das Bösein Person war..... aber sie war da anderer Meinung...konnte diese aber mit sicherheit nicht vor diesen Vertreten. Sie musste sich in Zukunft in acht nehmen.... nocheinmal dankte sie Rikonia im Stillen für das Beibringen von Farbe im Gesicht. Sie hatte mitlerweile die Kenntnis sich in jede beliebige Frau zu verwandeln und würde solches jederzeit nutzen wenn sie nicht zu Hause war.
Dann war da noch eine Sorge die ihr mehr als alles andere am Herzen hing.
Yanya.
Sie wusste, dass Vadrak und sie Yanya mit allen Mitteln die sie hatten beschützen würden. Aber auch Yanya musste mithelfen, das wusste Vio. Yanya musste sich von den alten Menschen die sie kannte fern halten... oder zumindest diese vielleicht heimlich treffen. Und dies auch nur wenn einer der beiden anwesend waren. Es war einfach zu gefährlich.... nicht nur die Templer würden Ausschau nach Yanya halten da sie Vadrak und Vior'la in ihrer Nähe erhofften, auch die Bruderschaft würde solches sicherlich vermuten.
Ein sorgvoller Seuftzer verließ ihre Kehle und sie Band ihr langes Haar zu einem gepflochtenen Zopf.
Dann warf sie nocheinmal einen liebkosenden Blick auf das Haus und ging auf die Wanderschaft nach Cove um Yanya dort abzuholen. Sicherlich hat sie dort gewartet.... Yanya war kein kleines Kind mehr und würde mit Sicherheit den Ernst der Situation spühren.
Vior'la hatte gelernt sich in Schatten und im Verborgenen zu Bewegen was ihr nun zu Gunsten kam.
Mit wachsamen Blicken betrat sie das Heilerhaus Coves und schien sehr erleichtert als Sie Yanya dort im Bettchen liegen sah. Scheinbar war sie selbstständig genug und hat sich allein dort schlafen gelegt... wie stolz Vio in diesem Moment war....
Sie Gab Yanya einen sanften Kuss auf die Wange und ging nocheinmal hinaus um etwas Essbares aufzutreiben. Denn nicht nur sie hatte hunger...auch Vadrak und Yanya würden hunger haben. Danach würde sie wieder zu Yanya gehen um ihr ihre neue Heimat zu zeigen.
Vior'la Lyth ist offline  
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Alt 11.06.2003, 16:19
Glarons Ungnade
#54
Vadrak Larthay
Reisender
 
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Beiträge: 182
Nie zuvor hatte Vadrak Glarons Ungnade so deutlich zu spüren bekommen, wie heute. Sicher, die Begegnung vor einigen Tagen mit dem Boten des Herrn, der Daria anwies, alle Anhänger Glarons sollten Vadrak ab nun mit Nichtachtung strafen, denn er sei anderes nicht wert, hatte ihn schon getroffen. Er empfand das gleiche reuelose Bedauern Glaron gegenüber, das ein ungehorsamer Sohn seinem Vater gegenüber fühlen mochte, wenn er die von seinem Vater ausersehene Braut zurückwies und sozusagen am Hochzeitstag mit einer anderen durchbrannte. Vadrak wiußte absolut sicher, daß er, erneut vor die Wahl gestellt, immer wieder genauso handeln würde, wie er es getan hatte. Und er wußte auch: es gab kein Zurück mehr - nur noch ein blindes, vorsichtiges Vortasten ins Ungewisse und das intensive Auskosten und Leben der kurzen Zeit, die Vadrak und Vio vergönnt sein mochte. Doch selbst diese klare Zurückweisung Glarons hatte ihm dies nicht so deutlich vor Augen geführt, wie die heutige Begegnung mit Althea.

Nach einem Tag voller Glück und inniger Zufriedenheit, gemeinsam verbracht mit Vio und Yani, war Vadrak des nachts arglos und erfüllt von innerem Frieden Richtung Cove aufgebrochen, als er unversehens und völlig unerwartet Althea und Bramor gegenüberstand. Die gründliche Verblüffung stand beiden Parteien ins Gesicht geschrieben. Vorsichtig wich Vadrak einige Schritte zurück, hinaus aus dem Torhaus und hinaus aus dem Lichtkreis der Fackeln. "Kommt heraus oder laßt mich hinein," rief er, "ganz, wie es Euch beliebt, aber diese Enge ist nicht gut gewählt für was immer ihr auch vorhabt." Althea nickte und folgte ihm nach draußen. Sie berichtete ihm, daß seine Anwesenheit am morgigen Tage vor Gericht nicht mehr erforderlich sei, da der Richter von den Schwarzen Lämmern verschleppt worden sei. Dann forderte sie von Vadrak, Vior'la möge das Versteck der Bande verraten. Vadrak wunderte sich immer wieder darüber, wie wenig Althea Konsequenzen beachtete. Beinahe ein wenig spöttisch, wies er sie darauf hin, daß in diesem Falle sicherlich die gesamte Verbrecherorganisation Jagd auf Vior'la machen würde und nicht eher ruhte, bis die "Verräterin" auf sicherlich äußerst unangenehme Art und Weise zu Tode befördert worden sei, und daß er, Vadrak, dies auf gar keinen Fall zuließe. Althea entgegnete: "Besser, als wenn ich sie selbst töten muß." Die Abfälligkeit, mit der Althea über ein Menschenleben redete, als unterhielten sie sich über einen tollwütigen Hund, versetzte Vadrak einen Stich ins Herz. Hatte er Althea und auch die anderen nicht immer gelehrt, daß das Leben eines der bewahrenswertesten irdischen Güter war, egal, ob es sich dabei um einen Menschen oder ein Tier handeln mochte? Verzichtete nicht auch Althea auf den Genuß von Fleisch, so wie er es tat? Hatte sie stets nur seine Gesten nachgeahmt, ohne wirklich jemals den Sinn zu verstehen, der hinter diesen Gesten lag? Doch nach außen zeigte er nur ein sarkastisches Lächeln. Glaubte Althea wirklich, sich in irgendeiner Weise mit den Methoden dieser Verbrecher messen zu können? Laut und deutlich gab er zurück: "Verzeiht diesen Ausdruck, doch halte ich Euch für das kleinere Übel", was seine beiden Kontrahenten mit einer gewissen Verärgerung quittierten.

Doch schwang die Stimmung nun um und wurde bedrohlich. Er sah, wie Bramors Hand wiederholt nervös zum Schwertgriff zuckte, er selbst dagegen war ganz ruhig, wußte er doch die Nacht und seine Ortskenntnisse als seine Verbündeten. Auch stellte er sich bewußt so, daß er seine Gegner zwar gut sehen konnte, weil sie im vollen Schein der Fackeln standen, er selbst jedoch für sie nur als Schemen zu erkennen war. Althea drohte, Vadrak und Vio suchen und finden zu wollen, behauptete, Vadrak sei das Betreten des Herzogtums verboten. "Nanu," antwortete Vadrak mit leicht spöttischem Lächeln, "bin ich für vogelfrei erklärt worden und weiß es nicht einmal? Nein, Althea, noch wird das Herztogtum weltlich regiert und bevor man mich nicht als vogelfrei verurteilt hat, ist es mein Recht, zu kommen und zu gehen, wie es mir beliebt." - "Ihr wißt, daß ich Euch töten muß, Ihr laßt mir keine andere Wahl." Da erkannte Vadrak, daß Althea allen Ernstes glaubte, den Auftrag von Glaron selbst erhalten haben, Vadrak und Vio zu "erlösen", womit sie scheinbar schlichtes Zerhacken meinte. Innerlich krümmte sich Vadrak vor soviel Gefühllosigkeit. Selbst die Inquisition war da vielschichtiger und geschickter im Formulieren. Schließlich antwortete: "Da habe ich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Denkt ihr etwa, ihr habt ein Kalb vor Euch, daß sich willig zur Schlachtbank führen läßt?" - "Ein letztes Mal: bereuet!" Vadrak schüttelte den Kopf: "Ich bereue nichts." Ein metallisches Schaben ertönte, als Althea nun ihr Schwert blank zog. Seufzend und widerwillig zog auch Vadrak seine Klinge: "Ich will Euer Blut nicht vergießen, Althea." Vorsichtig wich er einen Schritt zurück. Er wußte, daß gleich neben ihm ein großer Stein war, er hatte ihn mit dem Fuß erspürt. Möglich, daß ihm dieser Stein von Nutzen sein konnte. "Dann kommt und holt mich," rief er, "ich jedenfalls greife Euch nicht an." Langsam schien Althea wütend zu werden, daß er sie nicht umbringen wollte. - "So kämpft endlich!", forderte sie ihn erneut heraus, doch Vadrak machte keinerlei Anstalten, zum Angriff überzugehen: "Ich vergieße niemandes Blut ohne Not." - "Ihr habt Euren Eid gebrochen!", drang Altheas erregte Stimme zu ihm herüber. "Ja, das ist mir bewußt," rief er spöttisch zurück, "doch ändert dies nichts an meinen Grundsätzen über das Blutvergießen." - "Kämpft, Ketzer!" schrie sie und hob ihr Schwert. "Dann kommt, wenn Ihr so blutdurstig seid. Kommt, und vergießt mein Ketzerblut."

Nun ging Althea mit äußerster Heftigkeit zum Angriff über. Allerdings war dies nicht die Art, in der Vadrak zu kämpfen gelernt hatte. Ohne das Schwert, so wie er es selbst gelernt hatte, zum Gruß zu heben, stürmte sie mit einem Hechtsprung auf ihn zu und hieb auf ihn ein. Mehr oder weniger überrumpelt, wich Vadrak aus, so gut er konnte und landete seinerseits einen kräftigen Hieb. Doch rasch mußte er erkennen, daß er zu lange träge und untätig gewesen war und das Kampftraining vernachlässigt hatte. Altheas Schwerthieben auszuweichen kostete ihn zuviel Kraft, und obgleich auch er ihr einige Verletzungen zufügte, spürte er doch rasch seine Kräfte durch Schmerz und Blutverlust erlahmen, so daß er sich flüchtend ins schützende Dunkel des nächtlichen Waldes zurückzog und so schnell wie möglich das Magische Tor durchschritt.

Schwer atmend verbarg er sich im Unterholz und wartete einen Moment, bis er wieder genug Luft bekam und sicher sein konnte, daß niemand ihn verfolgte. Er blutete aus einigen oberflächlichen Wunden, zum Glück waren es überwiegend einfache Schnitte und Schrammen - nichts, wogegen nicht ein wenig Heilsalbe und ein straffer Verband Abhilfe schaffen konnten. Zum Glück war Vadrak nicht zimperlich, was Wunden und Blut anging. So zog er ein paar saubere Stoffstreifen hervor, von denen er stets einige bei sich führte und verband seine Verletzungen ohne viel Federlesens. Sein Selbstbewußtsein hatte stärker gelitten als sein Körper: Wie ein Feigling war er letzten Endes davon gelaufen, um nicht von Altheas Hieben niedergestreckt zu werden. Er war zu unvorsichtig gewesen. Hatte er sich früher immer auf Glarons Gnade und sein Glück verlassen, durfte er dies nun nicht mehr tun, das hatte er eben gelernt. Das schlichte Schwert, das er zur Zeit führte, war ein bloßer Notbehelf, und er mußte dringend wieder mehr Übung im Kampf bekommen. Seine Gegner waren allesamt beinahe 20 Jahre jünger als er, dies könnte er nur durch kämpferisches Können und Geschicklichkeit ausgleichen. Er seufzte schicksalsergeben und knirschte mit den Zähnen. Er hatte den Kampf nie besonders geschätzt - ihn immer mehr als notwendiges Übel angesehen, als letztes Mittel, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft waren. Nun, er würde umdenken müssen, auch wenn es ihm schwerfiel. Er war es Vio und Yani einfach schuldig, sich nicht einfach so töten zu lassen. Auch Vio würde lernen müssen, sich und Yani gegen Angreifer zu verteidigen, er würde es sie lehren müssen. Und obgleich Glaron ihn heute im Stich gelassen hatte, versäumte Vadrak dennoch nicht sein Dankgebet.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (11.06.2003 um 16:26 Uhr).
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Alt 16.06.2003, 17:46
#55
Vior'la Lyth
Reisender
 
Registriert seit: 11 Jan 2003
Beiträge: 117
Die Hand vor den Mund haltend riss Vio sich regelrecht aus Vadraks Armen, der schlafend neben ihr im Bett lag und stürmte schnell aus dem Haus. Zügig zu den Klippen gehend, die vor ihrem Haus lagen übergab sie sich auch schon.
Mit einem Sufzer der Erleichterung aber auch mit kreidebleichem Gesicht ließ sie sich in das noch morgenkühle Gras sinken und schaute auf das Meer hinaus.
Was ist in der letzten Woche nur mit ihr los?....
Erst gestern, als sie verkleidet die Stadt betrat, musste sie wegen jeder Kleinigkeit fast weinen. Wegen jeder Sache machte sie sich einen Kopf und fühlte sich in ihrer falschen Haut sichtlich unwohl.
Aber das wirklich schlimme war dieses flaue Bauchgefühl. Eigentlich war ihr immer schlecht und sie wollte am liebsten den ganzen Tag im Bett liegen und schlafen. Aber das konnte sie nicht... schließlich musste sie noch irgendwie Gardinen besorgen, was mit wenig Golf nicht einfach war.
Außerdem hat sie die ganze Zeit über, bei Vadrak gewacht. Seine Verletzungen gepflegt, ihm irgendwoher gutes Essen besorgt und ihn wissen lassen, dass sie ihn liebt.
Die kleine Yanya brauchte gerade jetzt, all Vior'las Liebe und Zuneigung. Denn Vio sah ab und zu in Yanis Augen die Sehnsucht nach.... ja, nach der Freiheit. Sie wusste, dass Yanya wie ein kleines Reh war. Sehr neugierig aber auch vorsichtig... sie rechnete es Yani sehr hoch an, dass sie nicht fortlief sondern auf die beiden hörte.
Vior'la blieb bei all diesem kaum Zeit an sich selbst zu denken... und vielleicht war das auch gut so.
Und trotzdem hat Vadrak gestern etwas in ihrem Blick gesehen... er sorgte sich um sie und das erfreute sie irgendwo...
Und trotzdem wollte sie ihm ihren Kummer nicht mitteilen. Er hatte genug Sorgen für sich selbst. Die Sorge, die er in seinem Herzen trug, das Yanya oder Vio etwas geschehen könnte, strahlten seine braunen Augen mit jeder Sekunde aus.
Sie erzählte ihm von einem ihrer Gedanken...
Immer wenn sie die Tore der Stadt betitt und all die glücklichen Paare sieht, wird ihr nur noch schlechter. Wie gerne würde sie Hand in Hand mit Vadrak in eine Schenke gehen...so, dass jeder sieht das sie zusammen gehören... ohne dieses gefährliche Versteckspiel.
Aber das konnte sie nicht.. und das wusste sie... deshalb sah sie keinen Sinn darin, dies Vadrak mitzuteilen. Und trotzdem kitzelte er es mit gutem Zureden und sanften Gesten aus ihr heraus.
Allerdings erzählte sie ihm nur dieses. Das ihr übel und sie recht sentimental war, behielt sie lieber für sich.
Sie hoffte nur, dass sie nicht krank werden würde... denn das war nun das letzte was sie gebrauchen könnte.
Vior'la Lyth ist offline  
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Alt 24.06.2003, 23:37
Zerrei
#56
Vadrak Larthay
Reisender
 
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Beiträge: 182
Wyzzin 1280

Viel würde es zu erzählen geben. Beschwingten Schrittes eilte Vadrak durch den mondbeschienen winterlichen Wald. Der Morgen war schon nah. Fröstelnd zog er den neuen Umhang enger um sich, hielt die Kapuze ein wenig enger zusammen, um sich vor dem allgegenwärtigen kalten Wind zu schützen. Die Finger seiner linken Hand spielten mit dem Ring in seiner Tasche, und ein glückliches Lächeln milderte seine strengen, vernarbten Züge. Was Vio wohl für ein Gesicht machte, wenn er ihr den Ring schenkte? Er freute sich schon jetzt darauf, die freudige Überraschung in ihren smaragdgrünen Augen aufglänzen zu sehen. Auch die andere wichtige Nachricht, die er ihr und Yanya zu erzählen hatte, stimmte ihn froh. Bogroise Shalmaire, Chevalier d'Honneur zu Minoc, hatte ihn als Waffenmeister bei sich in Dienst genommen. Vadrak und seine kleine Familie sollten zukünftig auf dem Gut wohnen. Das bedeutete Sicherheit für Vio und Yanya. Yanya würde wieder nach Herzenslust draußen spielen dürfen, Vio brauchte sich zu Hause nicht mehr zu verkleiden und er selbst mußte nicht mehr meilenweite Umwege laufen, um mögliche Verfolger abzuschütteln und den Standort des kleinen Häuschens geheim zu halten. Vadrak konnte sein Glück kaum fassen. Dennoch ließ er sich nicht zum Leichtsinn verleiten, war vorsichtig und aufmerksam wie immer. Mehrmals ging er Umwege, kehrte auf seiner eigenen Spur wieder zurück, verbarg sich an taktisch günstigen Stellen im Gebüsch, um möglichen Verfolgern auf die Schliche zu kommen oder sie in die Irre zu leiten. Erst, als der Morgen schon deutlich fortgeschritten war, so daß das Licht ausreichend Sicht bot und er sich durch aufmerksames Umherschauen versichert hatte, daß ihm niemand folgte oder ihm auflauerte, betrat er das letzte Stück des Weges, das ihn direkt zum Haus führte. Doch gerade, als er leise die Tür öffnen wollte, kam Vio herausgestürmt, stürzte grußlos an ihm vorbei und rannte zu den Klippen.

Besorgt registrierte Vadrak ihr leicht grünliches Gesicht und daß sie die rechte Hand vor den Mund preßte, während sie die linke gegen ihren Bauch hielt. Beinahe wäre ihm vor Schreck der Schlüssel entglitten und zu Boden gefallen, so hastig wandte er sich um, um Vio hinterher zu rennen. Gift - das war sein erster Gedanke. Jemand mußte versucht haben, Vio zu vergiften! Er fand sie vor den Klippen auf den Knien liegend und sich mehrmals heftig übergebend. Danach schien es ihr wieder besser zu gehen, zumindest kehrte die Farbe in ihr Gesicht zurück und sie sah ihn mit einem entschuldigenden Lächeln an. "Ich muß etwas Falsches gegessen haben," entgegnete sie matt. Vadrak nickte langsam und spürte, wie die Erleichterung, die von dieser gut möglichen Erklärung ausging, ihn durchflutete. Vorsichtig half er Vio auf und wollte sie gerade zurück ins Haus führen, als plötzlich eine ihm wohlbekannte bohnenstangendürre Gestalt aus Richtung des Hauses auf die Klippen zuwankte und einige Schritte von ihnen entfernt zu Boden sank. "Großer Glaron!" entfuhr es ihm. Vio war sofort an Fillerias Seite, kniete sich neben sie und bettete ihren grindigen Kopf auf ihren Schoß. "Rik, Rik! Was ist mit dir?" rief sie verstört und streichelte der Bewußtlosen besorgt über die schmutzigen und zerkratzen Wangen. Vadrak betrachtete die ohnmächtige Frau mit einigem Abscheu: ihre Kleider starrten vor Dreck, ihr Gesicht war verschmiert, die verklebten, speckigen Haare, deren Farbe vor lauter Schmutz undefinierbar war, hingen ihr wirr um den Kopf und sie schien noch dürrer und knochiger zu sein, als je zuvor. Vadrak holte etwas Wasser und besprengte damit ihr Gesicht, um sie wieder zu sich zu bringen. Liebevoll wischte Vio ihr mit einem Tuch das Gesicht sauber und sah hilfesuchend zu Vadrak auf. Mit grimmigem Blick beugte sich Vadrak nach unten und hob die Jammergestalt auf, wie ein Kleinkind. Riks Augenlider begannen zu flattern. "Vio? Vadrak?" fragte sie mit kaum hörbarer verängstigter Stimme. "Keine Sorge, Filleria, ich werde dir nichts tun. Ich trage dich nur ins Haus."

Nach einiger Zeit, als Filleria sich ein wenig erholt und etwas zu essen bekommen hatte, erzählte sie, daß sie der Garde mit Hilfe eines Schwarzmagiers, dessen Namen sie jedoch nicht kannte, entkommen war. Anschließend hatte dieser sie bedroht und zu erpressen versucht. Doch auch dieser Gefahr war sie durch Tricks und Glück entronnen. Verletzt, halb verhungert und entkräftet, hatte sie mit letzter Kraft einen Ort gesucht, an dem sie sich vor ihren Häschern verbergen konnte. Vio kümmerte sich rührend um ihre kranke Freundin, und Vadrak versicherte Filleria nochmals, daß sie sich sicher fühlen konnte und er sie nicht verraten würde, sofern sie ihm ihr Wort gäbe, daß der Richter so bald als möglich auf freien Fuß gesetzt werde. Sie versprach es und Vior'la bekräftigte, daß sie davon überzeugt war, daß Filleria oder vielmehr Rik ihr Wort halten würde. Als er erkannte, was dies bedeutete, fiel Vadrak ein Stein vom Herzen. Der Richter wäre bald frei, und damit würde es keinen handfesten Grund mehr für Bol geben, ihn zu drängen, aus Vio den Ort des Versteckes herauszupressen.

Die Zeit brannte Vadrak auf den Nägeln. Nur ungern ließ er die beiden Frauen allein zurück, doch mußte er bald in Britain sein, um seine Verabredung mit Orak Fenthe einzuhalten. Zum Glück schien Filleria ihm zu krank, um großen Schaden anrichten zu können, so daß er sich auf den Weg machte und Filleria in Vios Obhut zurückließ.

Fröhlichen Herzens teilte Vadrak Orak Fenthe mit, daß sein Freund und Gildenmeister Jarod Tolius, der ehrenwerte Richter von Britain, sich bald auf freiem Fuße befände. Orak Fenthe verstand auch, daß Vadrak keine weiteren Informationen preis gab, um die Freilassung des Richters nicht durch Geschwätzigkeit zu gefährden. Als nächstes suchte Vadrak Bol, doch war der Leutnant nirgends zu finden. Statt dessen traf Vadrak auf seinen alten Freund Gorathan. Beide begrüßten sich freudig, hatten sie sich doch seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen. Etwas außerhalb von Britain besprachen sie sich und Vadrak, der Gorathan zu den wenigen Leuten zählte, denen er rückhaltlos vertraute, berichtete ihm von Filleria und der baldigen Freilassung des Richters. Doch Gorathan wiegte nur nachdenklich den Kopf und schien seine Freude nicht recht zu teilen. Obwohl Vadrak fest davon überzeugt war, daß Filleria ihr Wort halten würde, konnte er Gorathan dennoch nicht von seiner Sicht der Dinge überzeugen. Sein alter Freund betrachtete ihn statt dessen besorgt und äußerte den Verdacht, Vadrak befinde sich auf einem Weg, der ihn immer weiter weg vom Licht und geradewegs in die Finsternis führte. Vadrak war innerlich verstört über Gorathans Verdacht und fragte sich bereits, ob er einen Fehler begangen hatte, den Halbelfen so weit ins Vertrauen zu ziehen, doch hatte er sich genügend in der Gewalt, um sich nichts von seiner Erschütterung anmerken zu lassen. Beide einigten sich schließlich darauf, daß Vadrak Gorathan eine verschlüsselte Nachricht in der Markthalle hinterlassen würde, sobald Filleria sein Haus verließe, und Gorathan versprach im Gegenzug, nichts gegen Filleria zu unternehmen, bis nicht der Richter in Sicherheit wäre.

Nachdenklich kehrte Vadrak nach Britain zurück, um seine Suche nach Bol fortzusetzen. Doch traf er nur Leutnant Celduin an, der in der "Ente" saß und einen ausgesprochen verstörten Eindruck machte. Vadrak bat ihn mit hinaus, um ein paar klärende Worte mit ihm zu wechseln. Das schlechte Gewissen plagte ihn sehr, denn er glaubte zu ahnen, weshalb es dem Leutnant Celduin schlecht ginge. Um so überraschter war er, als er hörte, was Jarod Celduin getan hatte. Vadrak gab sich größte Mühe, ihn moralisch wieder aufzurichten, doch schien er heute nicht recht überzeugend zu sein. Dennoch versicherten sich beide Männer ihrer Freundschaft. Nur widerwillig verschwieg Vadrak seinem neugewonnenen Freund die Informationen über Filleria, doch hegte er die Befürchtung, daß allein die Erwähnung, er wüßte, wo Filleria sich befände, zur Folge haben könnte, daß der ganze schöne Plan zur Freilassung des Richters wie ein Kartenhaufen in sich zusammen fiele. Das konnte und wollte Vadrak nicht riskieren. So ließ er mit zwiespältigen Gefühlen und schlechtem Gewissen den Leutnant Celduin zurück, um sich wieder auf die Suche nach Bol zu machen.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (25.06.2003 um 00:00 Uhr).
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Alt 24.06.2003, 23:39
#57
Vadrak Larthay
Reisender
 
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Kaum betrat er zum 3. Mal an diesem Tag die "Ente", als er auch schon spürte, daß hier etwas vorgefallen war. Vadraks Nackenhaare stellten sich auf. Die Spannung, die noch immer in der Luft hing, schien zum Greifen: Leute standen in der Taverne herum und debattierten mit erhobenen Stimmen, Bol mittendrin - und Vio. Vadrak wurde leichenblaß, als sich ihre Blicke kreuzten und er sie in ihrer Verkleidung erkannte. Was hatte sie hier zu suchen? Hatte er sie nicht ausdrücklich darum gebeten, sich von Britain und besonders von Bol fernzuhalten? Was war vorgefallen? Weshalb diese Aufregung in der Taverne? War sie in Gefahr? Langsam und ohne daß er sich dessen bewußt wurde, wanderte seine Hand zum Schwertgriff, während er versuchte, erneut mit Vio Augenkontakt aufzunehmen. Doch sah sie ihn nur flehend an und schlenderte langsam auf den Ausgang zu. Vadrak hielt den Atem an. Niemand schien ihr zu folgen, registrierte er erleichtert. Er wartete sicherheitshalber noch einen Moment, bevor auch er die Taverne wieder verließ. In der Nähe des Gasthauses, wo Vadrak sein Pferd angebunden hatte, erblickte er Vio erneut. Sie stand einige Schritte entfernt und sprach mit einem Gardisten. Leider befanden sie sich außer Hörweite. Wieder hielt Vadrak angespannt die Luft an. Der Gardist schien etwas von Vio zu wollen und sie schien ihn abzuweisen. Bol trat aus der Taverne und schritt auf Vio und den Gardisten zu. Während Vadrak scheinbar sorgfältig den Sitz von Sattel und Zaumzeug seines Pferdes überprüfte, gemächlich aufsaß und sein Roß am langen Zügel in langsamem Schritt auf die Gruppe zu lenkte, ließ er keinen Blick von den drei Menschen vor sich, aufs Äußerste angespannt und jeden Augenblick bereit, sein Schwert zu ziehen und sofort auf die Gruppe zuzupreschen, um Vio retten zu können, sollte dies nötig sein. Doch nichts geschah. Der Gardist verschwand, kurz nachdem Bol zu Vio aufgeschlossen war und Bol selbst wechselte mit Vadrak einige belanglose Allgemeinplätze, sobald dieser herangeritten war und verabschiedete sich sogleich. Vio flüsterte ihm ein rasches "Ich muß dringend mit dir reden" zu. Vadrak blickte angestrengt in eine andere Richtung und nickte kaum merklich. "Wo?" fragte er kaum hörbar und fast ohne die Lippen zu bewegen. "Zu Hause" gab Vio rasch zurück und ging eilig davon. Vadrak lenkte sein Pferd in eine andere Richtung.

Etwas später traf Vadrak zuhause ein. Sein Pferd hatte er sicherheitshalber beim ersten Mondtor etwas versteckt an einen Baum gebunden. Erschöpft und außer Atem, denn er war fast den ganzen Weg gerannt, ließ er sich auf den Stuhl neben Vio fallen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Wieviel Zeit hast du?" fragte Vio hastig. Ärgerlich funkelte Vadrak sie an. "So lange, wie es braucht. Was treibst du für ein seltsames Spiel, Vio? Was ist in der "Ente" passiert? Wieso warst du in Britain? Warum bringst du dich so in Gefahr? Bist du wahnsinnig?" - "Ich habe Rik zurück gebracht, Vadrak," erklärte Vio beschwichtigend. "Und was hattest du in der "Ente" verloren? Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich dich dort sah. Was wollten die Leute von dir?" Nur mit Mühe konnte Vadrak sich beherrschen, Vio nicht an den Schultern zu packen und durchzuschütteln. "Nichts. Ich war bloß dort, weil ich dich gesucht habe," berichtete Vio. Doch Vadrak war nicht so leicht zu besänftigen. "Was war dort los, Vio?" - "Wirklich nichts - sie haben sich untereinander gestritten". - "Wo ist Rik nun?", fragte er, dann, nach kurzem Nachdenken, setzte er hinzu: "Und was wird mit dem Richter?" - Vio zuckte entschuldigend die Schulern: "Ich weiß nicht." Mit erzwungener Ruhe antwortete Vadrak: "Ich hoffe, man kann dieser Rik vertrauen." Doch Vior'la hatte ihm nicht mehr zugehört, sondern war mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt gewesen. Es schien, als müsse sie sich einen Ruck geben, um die folgenden Worte auszusprechen: "Vadrak, Rik ist meine beste Freundin und sie ist in großer Gefahr. Ich habe versprochen, ihr zu helfen und daß sie hier bei uns für länger unterschlüpfen kann." Vadrak erbleichte. "Das ist nicht dein Ernst. Bist du wahnsinnig? Diese Frau hat versucht, mich umzubringen, ihre sauberen Freunde halten meinen Freund gefangen und ein guter Mann in der Garde ist nahe daran sich umzubringen ihretwegen - und jetzt verlangst du so etwas von mir?" - Bang hielt Vio ihren Blick gesenkt: "Bitte, Vadrak, bitte. Bitte erlaube es!" Sie biß sich auf die Lippen. Wütend zischte Vadrak: "Ich will mit dieser Frau nichts zu tun haben, hörst du? Es gibt so viele verlassene Häuser. Warum versteckt sie nicht in einem von diesen? Warum ausgerechnet hier?" - "Weil ich sie in meiner Nähe haben möchte", flehte Vio, "Ich möchte sie nicht im Stich lassen. Bitte, Vadrak!" Mit einer fahrigen Geste fuhr Vadrak sich über das Gesicht. "Ich kann es nicht, Vio. Du verlangst zuviel von mir." Das war alles andere, als das, was er sich für heute erhofft hatte. Der Ring brannte beinahe schmerzhaft in seiner Tasche. Hatte Gorathan doch Recht gehabt? Führte sie ihn tatsächlich immer weiter in die Finsternis? Wo würde es enden? Vio wagte es, einen kurzen Blick in sein finsteres Gesicht zu werfen. Sehr langsam atmete Vadrak aus. "Ich habe damals meine Wahl getroffen, Vio", flüsterte er tonlos, "Ich hatte gehofft, du hättest dies auch getan." Vior'la sprang mit einem unterdrückten Schluchzen auf und rannte ins Schlafzimmer. Verzweifelt schloß Vadrak die Augen und vergrub sein Gesicht in den Händen. Er wußte, wenn er ihr nicht bald folgte, wäre dies das Ende. Ihm war angst und bang bei dem Gedanken, Vio auf diese Art zu verlieren. Vermutlich hatte er nichts besseres verdient als dies. Oh, Glaron, aber er liebte sie so sehr, er konnte sie nicht einfach so gehen lassen. Langsam fuhr er sich durch das kurze Haar und erhob sich, öffnete leise die Schlafzimmertür und trat ein. Sein Blick glitt ein wenig unschlüssig durch den Raum, der nur von einer Kerze auf Vios Nachttisch erhellt wurde. Sie hatte sich unter der Bettdecke zusammengerollt und nichts außer ihrem rötlichem Haarschopf war sichtbar. Gedämpftes Schluchzen drang unter der Decke hervor. Zögernd trat er zum Bett und streckte verunsichert die Hand aus, streichelte scheu über ihr Haar. Nach einem kurzen Moment wurde die Decke beseite geschoben und Vio warf sich laut schluchzend in seine Arme. Etwas halbherzig zuerst hielt Vadrak sie, doch nachdem sie ihn tränenüberströmt ihrer Liebe versicherte, drückte er sie so fest an sich, als wolle er sie nie wieder loslassen.

Nachdem sie lange Zeit so eng umschlungen dagesessen hatten und Vior'las Schluchzen verebbt war, griff Vadrak in seine Tasche und zog den goldenen Ring hervor. "Eigentlich hatte ich gehofft, dir dies in einer glücklicheren Stunde zu geben," flüsterte er bedrückt und schob ihn scheu in ihre Hand. Etwas erstaunt blickte Vio den Ring, drehte ihn ein wenig, um ihn im Lichte der Kerze besser betrachten zu können: "Für meine Gemahlin Vio, in inniger Liebe - Vadrak" war auf der Innenseite eingraviert. Vios Augen füllten sich erneut mit Tränen, doch waren es diesmal Tränen der Freude. "Er ist so wunderschön," hauchte sie. Sanft drückte er sie an sich und streichelte liebevoll über ihre Wange. Eine zeitlang schwiegen sie einträchtig. Dann bat Vadrak: "Bitte geh nicht wieder nach Britain und halte dich von Bol fern und allen anderen Gardisten auch, ja?" Vio nickte langsam. "Es war ja nur, weil ich mich so sehr nach dir sehnte und dich unbedingt sehen wollte, " antwortete sie zögernd. Beruhigend streichelte Vadrak ihren Rücken. "Ich bin ja da, mein Herz, ich bin ja bei dir." - "Weiß Bol eigentlich von mir?" fragte Vio unsicher. Vadrak blickte ihr müde und beinahe ein wenig verzweifelt in die Augen: "Sie können es sich mittlerweile alle an den Fingern einer Hand abzählen." Vior'la nickte, "Versuchen sie, dich auszuquetschen?" fragte sie leise. Einen Moment herrschte Schweigen, dann antwortete Vadrak mit ruhiger Stimme: "Sie wissen, daß ich niemanden an dich heran lassen werde." Nach einiger Zeit fragte Vadrak: "Vio, was wollte der Gardist vor der "Ente" von dir?" Vior'la schaute ihn fragend an: "Wann?" Etwas heftiger, als beabsichtigt, entfuhr Vadrak ein "Heute, verdammt!" Vio senkte den Blick und antwortete nervös und stockend: "Er... er mag mich. Er ist keine Gefahr". Sie sah Vadrak dabei nicht an. Vadrak knirschte leise mit den Zähnen, dann nickte er sachte. "Besser, als wenn er dir etwas zuleide hätte tun wollen," sagte er dann mit beherrschter Stimme. Vior'la blickte ihn mit warmem Lächeln in die Augen: "Ich liebe dich, Vadrak, " flüsterte sie. "Ich liebe dich auch," erwiderte er sanft. Zärtlich schloß er sie erneut in die Arme und sie schmiegte sich eng an ihn. Nach einiger Zeit bemerkte er an ihren tiefen Atemzügen, daß sie eingeschlafen sein mußte. Vorsichtig und leise, um sie nicht zu wecken, löste er sich aus der Umarmung und deckte sie liebevoll zu und verließ noch einmal das Haus, um Bol aufzusuchen und einen Aushang in der Markthalle vorzunehmen.
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Alt 26.06.2003, 23:20
#58
Vadrak Larthay
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Das Gespräch mit Bol war recht kurz und verlief ruhiger und harmonischer, als er es angenommen hatte. Er berichtete Bol, daß der Richter bald auf freiem Fuß sein würde und Bol verzichtete darauf, weiter nachzufragen. Statt dessen erzählte Bol ihm aus freien Stücken, daß ein angeblicher Doppelgänger, der sogar die richtigen Schlüssel besaß, maßgeblich an der Befreiung von Filleria beteiligt gewesen war und einzig die Tatsache, daß ein Gardist ihn zweimal hintereinander aus dem Schloß kommen sah, hatte ihn selbst vor Verdächtigungen und Kerker bewahrt. Diese Tatsache ließ vermuten, daß es einen Spion oder Schlimmeres in der Garde gab. All dies verwirrte Vadrak nicht unerheblich, paßte da doch einiges nicht in das Bild, daß Vadrak sich nach dem Gespräch mit Leutnant Celduin über die Befreiung zusammengereimt hatte. Der Rest der Unterhaltung verlief recht seicht und oberflächlich, obwohl Bol es sich nicht nehmen ließ, Vadrak noch einen kleinen Seitenhieb auszuteilen und ihn zu fragen, ob er nun mehr Verständnis für ihn und Melina aufbrächte. Doch Vadrak war zu müde, um zu streiten oder auch nur die Frage wirklich an sich heran zu lassen, und antwortete knapp, daß er Bol von vorn herein verstanden hätte und seine Zweifel einzig darauf beruhten, daß er Melina gut genug kannte, um zu wissen, daß sie sich nicht verändert habe. Dann erhob er sich höflich und wünschte Bol noch eine gute Nacht.

Erneut war es fast Morgen und er war völlig durchgefroren, als er wieder zuhause ankam. Dankbar kuschelte er sich in die wohlige Wärme unter der gemeinsamen Bettdecke. Doch die leichte Unruhe und plötzliche Kühle in ihrer Nähe weckte Vio auf. Leise fragte sie, wie es mit Bol gelaufen sei und Vadrak erzählte es ihr. Einer plötzlichen Eingebung folgend, erklärte Vadrak dann: "Vio, als ich durch diese Kälte stapfte, habe ich nachgedacht. Wenn wir umziehen auf das Gut, werde ich keinen Fuß mehr in dieses Haus setzen und will auch gar nicht wissen, was hier vor sich geht." Vio begriff sofort, was dies bedeutete und küßte ihn dankbar auf die Wange. Danach berichtete Vadrak auf Vios Wunsch in allen Einzelheiten von Bogroise Shalmaire, dem Ritter von Minoc, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, junge Recken, die für das Gute kämpfen wollten, zu unterstützen und auszubilden. Doch mitten in seiner Schilderung begann Vio zu hicksen. Vadrak stutzte und schaute sie beunruhigt an: "Ich dachte, du hättest gesagt, es ginge dir besser? Hast du Schmerzen?" Vio schüttelte den Kopf: "Mir ist nur ab und zu so übel," antwortete sie schwach. Der besorgte Blick in Vadraks Augen vertiefte sich: "Bist du sicher, daß es kein Gift sein kann? Vielleicht einer deiner ehemaligen Freunde?" Doch Vio schüttelte nur stumm den Kopf. Nach einem Moment fügte sie hinzu, ohne ihn anzusehen: "Sicher habe ich nur etwas Falsches gegessen." Sorgenvoll wiegte Vadrak den Kopf: "Tu das nicht einfach so ab, Vio. Du... du sagtest mir einmal, es hätte da jemanden gegeben, in dieser Bruderschaft." Er zögerte kurz, bevor er rasch weitersprach: "Was, wenn er sich an dir rächen will, weil du ihn zurückgewiesen hast?" Vio schwieg und starrte geradeaus. Doch schließlich antwortete sie leise: "Nein, das würde er nicht tun." Nach einigem Nachdenken entgegnete sie mit Bestimmtheit: "Nein, ich kenne sie. Das würden sie nicht tun. Ich war doch gestern erst bei ihnen." - "Das muß nichts bedeuten, mein Herz," bemerkte Vadrak sanft mit einer Ruhe, die er nicht fühlte. Vio kuschelte sich hilfesuchend an ihn: "Sicherlich stelle ich mich einfach nur an," flüsterte sie in fast beschwörendem Tonfall. Vadrak seufzte und legte mit besorgter Miene seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. "Nein," warf er schließlich ein, "diese Übelkeit ist nicht normal. Ich werde morgen versuchen, einen Heiler zum Gut zu holen." Bedrückt fügte er flüsternd hinzu: "Ich habe Angst um dich, Vio." Sanft strich Vio über seine Wange: "Ich wußte, daß du dir Sorgen machen würdest, deshalb habe ich versucht, es vor dir zu verbergen." Entsetzt schob Vadrak sie ein wenig von sich und musterte sie betroffen: "Wie lange geht das denn schon so?" Rasch wich Vio seinem Blick aus und hielt nur zögernd 3 Finger empor. "Drei Tage?" fragte er erschrocken. Vio schüttelte stumm den Kopf. Vadraks Augen weiteten sich vor Schreck: "Drei Wochen?" flüsterte er bestürzt, als könne er es nicht glauben. "Bitte, mach dir doch keine Sorgen," hauchte Vio zaghaft. Vadrak schüttelte verständnislos den Kopf: "Es geht dir seit drei Wochen schlecht, und ich soll mir keine Sorgen machen?" fragte er ungläubig. "Aber jetzt geht es mir doch gut," entgegnete Vio kläglich, "es ist ja auch nicht immerzu." Doch in diesem Moment begann sie erneut, besorgniserregend zu hicksen. Vadrak preßte die Lippen aufeinander, sagte jedoch nichts. Leichenblaß setzte sich Vio plötzlich auf und starrte, den Rücken stocksteif gerade haltend, auf die gegenüberliegende Wand und hielt sich eine Hand vor den Mund. Wie der Blitz sprang Vadrak aus dem Bett, ging zum Schrank und holte eine Schüssel hervor. Keinen Moment zu früh reichte er sie ihr. Nachdem sie sich übergeben hatte, befeuchtete Vadrak ein Tuch und gab es ihr. Mit zittrigen Fingern säuberte sie sich und ließ sich mit geschlossenen Augen matt zurück in die Kissen sinken. "Glaron - du bist weiß wie die Laken," flüsterte Vadrak erstickt. Nur mit Mühe konnte er die in ihm aufsteigende Panik niederkämpfen. "Ich hole einen Heiler," sagte er verstört. Vio blickte ihn ungläubig an: "Jetzt? Es ist noch stockdunkel draußen," erwiderte sie mit schwacher Stimme. "Kommst du allein klar, bis ich mit dem Heiler zurück bin?" fragte Vadrak mit erzwungener Ruhe. Vio nickte stumm. Vadrak hauchte ihr einen flüchtigen Kuß auf die Stirn: "Ich beeile mich, Liebste," flüsterte er und hastete aus dem Haus.

Ohne seine übliche Vorsicht eilte er den Weg entlang und wäre fast mit einer ältlichen Frau zusammengestoßen. Sie trug einen Kräuterbeutel am Gürtel. Erschrocken fuhr die Frau zusammen. "Glaron zum Gruße, verzeiht, ich wollte Euch nicht erschrecken," entschuldigte sich Vadrak, dem der Schrecken noch immer ins Gesicht geschrieben stand und trat nervös von einem Bein auf das andere. Die Alte musterte ihn eingehend und erwiderte dann: "Ihr scheint Sorgen zu haben. Kann ich Euch mit meinen Heilkünsten behilflich sein?" Vadrak starrte sie überrascht an. Konnte es sein? War es wirklich möglich, daß Glaron eine Heilerin just in diesem Moment auf diesen Weg geführt hatte? Oder war es eine Falle? Er hatte nicht lange Zeit zu zaudern, mußte sich entscheiden, was er tun wollte. Sollte er diese Fremde zu Vio führen oder sollte er den langen Weg bis in die Stadt zurücklegen und den örtlichen Heiler aufsuchen? Wer wußte, wie es Vio gerade ging, ob sie nicht wirklich dringend Hilfe brauchte? Vadrak beschloß, alles auf eine Karte zu setzen: "Wenn Ihr eine Heilerin seid, so schickt euch Glaron. Meine Gemahlin ist krank," entgegnete er. "So führt mich rasch zu ihr," antwortete die Alte. Vadrak nickte und brachte die Heilerin zu Vio. Die Alte untersuchte Vio eingehend und mit den knappen, fachkundigen Bewegungen, die durch langjährige Übung zustande kommen. Vadrak blieb dabei, obgleich ihm etwas mulmig dabei war, doch wollte er nicht riskieren, daß die Fremde vielleicht doch Vio etwas zuleide tat. Eine ganze Weile und viele Untersuchungen und Fragen später, begann die alte Frau wissend zu lächeln. Ein wenig umständlich erklärte sie Vio, daß sie nicht krank sei, sondern ein Kind erwarte. Einige bange Sekunden nach dieser Nachricht herrschte Schweigen und Verblüffung in dem kleinen Raum, dann war Vadrak mit einem großen Schritt bei Vio und nahm sie zärtlich in die Arme: "Unser Kind," flüsterte er bewegt, "Glaron sei gelobt und gepriesen!"
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Alt 27.06.2003, 22:53
#59
Vior'la Lyth
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Mit einem sanften Lächeln drehte Vio sich in dem engen Bett so leise es ging auf die Seite und ihr Blick strich zu Vadrak hinab, der auf dem Boden recht steif ruhte. Das Atmen seiner und das Atmen Yanyas war das einzige, was sie vernahm.
Langsam lies sie ihre Hand hinab gleiten und sreich Vadrak zart über die Wange. Er umfasste im Schlaf ihr Handgelenk und schnekte ihrer Handinnenfläche einen müden Kuss. Glücklich seufzend legte Vio die freie Hand auf ihren noch flachen Bauch und schloss ihre tiefgrünen Augen, während ihre andere Hand auf seiner Wange ruhte.

Sie hatte nicht vorgehabt Vadrak all dies zu erzählen. Sie wollte nicht, dass er sich noch mehr um sie sorgte. Also riss sie sich zusammen... versuchte, ihr Gefühlsleben irgenwie unter Kontrolle zu bekommen... aber vor allem sicht nicht in seiner Gegenwart zu übergeben.
An jenem morgen erwies sich solches allerdings als extrem schwierig. Nicht nut, dass ihr schlecht war, sie hickste des öffteren sicherlich nicht wohlklingend.
-Du hast etwas falschen gegessen...- dachte sie im Stillen einige Male um ruhig zu bleiben.
Nur irgendwann konnte sie es nicht mehr zurrück halten und war kurz davor sich, wie so oft in den letzten 3 Wochen, zu übergeben. Und Vadrak eilte um ihr eine Schüssel zu holen. Mit tausend Bedenken und vor allem Sorge übergab sich Vior'la.
"Hier...." hörte sie seine Stimme leise, fast heiser hinter sich und er gab ihr ein feuchtes Tuch.
Mit einer gemischten Gefühlswelt drehte sie sich zu ihm. Seine Augen waren voller Sorge... fast sah es auch wie Angst.
"Wie lange ist es schon so...?" fragte er besorgt. Vio rang mit sich selbst und brachte es gerade fertig, drei weibliche Finger zu heben. "Drei Tage?" fragte er vorsichtig und Vio schüttelte bloß langsam ihren Kopf. Vorsichtig sah sie in seine Augen die sich vor Sorge ein wenig weiteten. "Ich werde so schnell wie möglich eine Heiler holen...." hauchte er besorgt und stand auch schon auf. Das wollte sie nicht..wenn sie sich es eingestand, hatte sie gar angst vor solchem. Aber Vadraks Augen waren nicht nur voller Angst und Sorge... nein, sie waren auch voller Liebe. Also stimmte sie zu. Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und stürzte regelrecht aus dem Zimmer. Langsam legte sie sich zurrück und atmete tief ein. Dies half oft bei dem klammen Bauchgefühl.
Es dauerte nicht lange und sie hörte die Tür in das Schloss fallen. Vadrak kam mit einer etwas älteren Frau in das Zimmer, deren Falten warm und freundlich wirkten. Sie blickte fast mütterlich auf Vior'la hinab und strich ihren Mantel ab. Ihre Stimme trug den Klang einer erfahrenen, gütigen Frau. Zuerst wollte die Dame Vadrak aus dem Zimmer schicken. Aber ihm schien dies genauso wenig zu gefallen wie Vio, da beide recht gleichzeitig die Bitte äußerten, ob er nicht bleiben könne. Sie nickte lächelnd und machte ein paar Untersuchungen an ihren Augen und schaute in Vio's Mund. Sie fühlte sich in jenem Moment sehr unwohl.. sie wusste, dass sie etwas hatte, was nicht normal war.... jedenfalls hatte sie bisher soetwas noch nie gehabt. "Ich würde gern noch Eure Bauchdecke abtasten." sagte die Dame im milden Ton. Vio legte sich, ihren Nachtrock hochziehend auf dem Bett zurrück und warf Vadrak einen scheuen Blick zu. Er schien jede Bewegung der Frau genau zu beobachten und war recht blass um die Nase. Die Frau tastete Vio's Bauch gründlich ab... aber vor allem ihrem Unterbauch schenkte sie viel Aufmerksamkeit. In Vio stieg die Vermutung auf, sie hätte etwas.. in ihrem Bauch... vielleicht gar etwas tödliches... Und solcher Gedanke setzte sich recht fest und sie begann sich fast zu ängstigen.
"Ich fasse nochteinmal zusammen," begann die alte Dame mit einem lächeln," ihr habt morgen ein erhötes Übelkeitsgefühl, es ist auf keinen Fall Gift, da eure Augen einwandfrei sind," Vadrak atmete erleichtert auf. "Ich denke, ihr werdet es bald sehen können."
-Es wächst....? Welch seltsame Krankheit...!- Vio warf Vadrak einen ängstlichen Blick zu. Auch er sah etwas überrascht aus. Schnell strich Vior'la's Blick wieder zu der Frau die wohlig lächelte. "Ihr tragt euer Kind in eurem Bauch, mein Kind." sprach die alte sanft. Als dieser Satz gesprochen war, viel Vio's Kinnlade ein wenig hinab und sie starrte die Frau recht fassungslos an.
"Wollen die frischen Eltern sich nicht umarmen?" fügte die Alte augenzwinkernd hinzu.
Vio lies erst den Blick von ihr, als Vadrak sich zu ihr beugte und sie sanft umamte. "Wir werden Eltern Vio..." Die Freude in seinem Wortklang war nicht zu überhören. Vio allerdings blieb still.. musste das alles irgendwie erst einmal realisieren. Vadrak dagegen bedankte sich höflich bei der Frau. In der Zeit schossen Vio viele Gedanken durch den Kopf. In den letzten Jahren hat sie lernen müssen, auch das Schlechte zu bedenken.. vielleicht gar eher als das Gute... denn dann konnte man nicht so leicht enttäuscht sein. Vio wusste, das Vadrak genausosehr wie auch sie selbst recht "gefährdet" sind... sie mussten immer auf der Hut sein, also auch ihr Kind. Dann... wie würde das Kind erzogen werden... etwa nach dem Sinn Glarons? Bei dem Gedanken bekam sie prompt eine Gänsehaut.. nein, das konnte sie nicht. Hat sie überhaupt die Reife ein eigenes Kind zu erziehen...?
-"Du hast mir bei der Geburt beinahe mein Leben genommen.... um ein Haar wäre ich verblutet! Schon damals warst du eine.....!" Vio dachte das gesagte ihrer Mutter nicht weiter, welches sie Vior'la nur all zu oft an den Kopf geworfen hatte.
Vadrak setzte sich wieder zu ihr auf das Bett. Sein Lächeln.... seine Augen... gar seine Gestik schienen in jeder Sekunde seine Freude auszudrücken. Normalerweise war es immer Vadrak, der sachlich an eine Sache heran ging... aber diesmal schien es anders. "Denkst du nicht, dass das ein falscher Moment für ein Kind ist...?" fragte Vio vorsichtig um anzutasten ob auch er irgendwelche Gedanken hatte. Abr er sah sie nur etwas verdattert an und wehrte es ab.
Nun lächelte auch Vio... vielleicht hatte er recht. Sie machte sich sicherlich wiedereinmal zu viele Gedanken...!
Beide beschlossen diesen Tag noch umzuziehen. Vadrak ginf hinaus um sich umzusehen und Vio packte während dessen alle Bücher und anderes in die Kisten und wischte alle Möbel mit einem feuchten Tuch ab. Mit etwas Ekel nahm sie die Schüssel mit dem Übergebenen und ging hinaus um sie im Teich auszuwaschen. Als sie wieder in das Haus gehen wollte sah sie nocheinmal zu den Klippen hinüber. Vadrak kniete dort im Gras mit dem Rücken zu ihr gedreht. Zu erst wollte sie zu ihm eilen... ging es ihm etwa schlecht? Doch dann hörte sie sein, vom Wind hergewehtes Gebet an seinen Gott.
Vio seufzte und ging wieder in das Haus zurrück um nach Yanya zu sehen. Sie schlief seelenruhig in ihrem Bettchen und Vio brachte es nicht über ihr Herz, sie zu wechen. Also hauchte sie ihr einen Kuss auf die Strin und packte die paar Spielsachen die Yanya im Zimmer hatte in eine Kiste.
Als Yanya erwachte, standen Vadrak und Vio gerade im großen Raum und er neckte sie ein wenig, ob sie angst hat, Yanya zu sagen das die Familie wachsen würde. Ein fröhliches "Guten Morgen" erkling aus dem Kinderzimmer und Vio ging lächelnd zu Yanya. Wie immer begrüßten sie sich herzlich und alberten ein wenig herum. Vior'la nahm gleich Yanyas Nachthemdchen und ihr Kuscheltier um es einzupacken.
Neugierig sah Yanya zu Vadrak und Vio hinauf als diese ihr erzählen wollten, das Vio schwanger ist. "Und das ist da drin?" fragte Yanya mit einem recht neugierigen Lächeln und sah beide fragend an. Vio konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Nur zu gut wusste sie, wie versteift Vadrak diesem Thema gegenüber stand. "Das erkläre ich dir ganz bald Liebes." antwortete Vior'la und strich über Yanyas Lockenpracht.
Vadrak schulterte ein der Kisten und alle drei gingen zu ihrem neuen Heim. Mit wachen Augen sahen sich Yani und Vio um. Ein wenig mulmig war Vio schon zu mute. Sie lebten jetzt immerhin in einem Haus von einem anderen....! Richtig gefallen tat ihr das nicht, aber solange alle drei sicher waren, nahm sie es gerne in Kauf. Als sie in das Zimmer traten in dem sie wohnen sollten, vielen alle drei Augenpaare direkt auf das kleine Einpersonenbett. Abermals konnte Vio sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Nun, diese Nacht werden wir wohl viel kuscheln..." Vadrak schmunzelte auch und lud die Kiste ab. Yanya durchstöberte neugrierig das Zimmer und durchquerte eine weitere Tür in dem Zimmer. "Schaut doch mal, ein Balkon!" rief sie aufgeregt und Vio folgte ihr lächelnd. Als alle drei auf den Balkon standen und Vior'la'a Blick über den Hof von dem Gutshaus strich, wurde ihr Gefühl dem Haus gegenüber langsam besser. Vielleicht... werden sie sich doch ganz wohl fühlen.
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Alt 21.07.2003, 13:40
#60
Vadrak Larthay
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In den Fängen der Schwarzen Lämmer - Cun 1281

Die Decke auf der Pritsche fühlte sich klamm und kalt an, ebenso wie seine verdreckte und zerrissene Kleidung. Vadrak starrte noch immer auf die gegenüber liegende Wand. An Schlaf war nicht zu denken, dazu war seine Lage zu unbequem. Seine Handgelenke waren durch seine vergeblichen Versuche, die Lederriemen durchzuscheuern, wund und aufgeschürft. Sein Kopf schmerzte, als hämmerte eine ganze Zwergenfamilie dort, sein Magen brannte höllisch und auf seiner Zunge schien Pelz zu wachsen.

Das Wasser... Dieser Bastard mußte ihm irgendetwas in den Wasserkrug geschüttet haben, als Vadrak im "Lachenden Tala" mit den beiden Elfen und diesem Fremden an einem Tisch gesessen hatte. Kurz darauf war ihm schwummerig geworden und er hatte das Gefühl gehabt, dringend an die frische Luft zu müssen. War Vio dabei gewesen, als er die Taverne verließ? Er konnte sich an einiges nur noch schwach und an vieles gar nicht mehr erinnern. Vor dem Tempel der Elemente hatte er sich auf den Boden setzen müssen, weil seine Knie nur noch aus Pudding zu bestehen schienen. Er hatte einen verschwommenen Eindruck von vielen Leuten rund um ihn, die alle gleichzeitig auf ihn einredeten. Er konnte sich an keine Gesichter oder Worte mehr erinnern, alles schien meilenweit weg gewesen zu sein, wie in einem Alptraum. Dann war ihm plötzlich übel geworden. Wie ein verwundetes Tier hatte er nur noch einen einzigen Gedanken fassen können: allein sein. Der Gedanken, daß sonst alle zusähen, wie er sich übergab, mobilisierte seine Reserven. Taumelnd sprang er durch das magische Tor und verbarg sich im Gebüsch. Nachdem er sich das erste Mal übergeben hatte, ging es ihm kurzfristig besser und er wankte die kurze Strecke bis zum 2. Mondtor, um sich vor all den Leuten in Sicherheit zu bringen, von denen er befürchtete, daß sie ihm zu folgen versuchten. Wieder und wieder übergab er sich, bis er nichts weiter mehr hervorwürgte, als nur noch bitteren Schleim. Als er anschließend mehr in das Tor fiel, als sprang, mußte er für einen kurzen Moment die Besinnung verloren haben, denn Vadrak wußte nicht, wo er war, als er auf der anderen Seite wieder für kurze Zeit einen klaren Moment hatte. Er war zu einem Baum gekrochen und hatte sich am Stamm festgehalten, daran konnte er sich noch erinnern. Und dann war auf einmal dieser Mann, der sich Erlan genannt hatte, hinter ihm aufgetaucht und hielt ihm einen Dolch an die Kehle. Danach hatte er das Gefühl, als explodiere sein Kopf und Schwärze umfing ihn.

In dieser Zelle hier war er wieder zu sich gekommen, als dieser Bastard seine Taschen durchwühlte und ihm seine Waffen abnahm. Erlan sprach von Schulden, die Vadrak noch hätte und sofort wurde ihm klar, wo er sich befand, obgleich er diesen Ort nicht kannte: Er war bei Vios "Familie", wie sie sich immer ausdrückte. "Nette Familie," dachte er sarkastisch, als ihn Erlan in den Bauch trat und seine Arme mit einem Ruck auf den Rücken drehte und fesselte. Glaron - worauf hatte er sich da nur eingelassen? Der Gedanke an Vio beunruhigte ihn. Bestimmt würde sie die Sicherheit des Rittergutes aufgeben und nach ihm suchen und sich seinetwillen in Gefahren begeben. Dämonen und Verdammnis! Er wollte nicht, daß sie ihn so zu sehen bekam, und er wollte auch gar nicht miterleben, wie vertraulich sie mit diesen Leuten hier umgehen würde. Zu spät für Reue. Bereute er es überhaupt? Er hatte von Anfang an gewußt, daß der Preis für ihre Liebe hoch wäre, aber wie dieser "Preis" konkret aussehen könnte, hatte er sich nie zuvor überlegt.
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Alt 21.07.2003, 15:58
#61
Vior'la Lyth
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Mit roten Wangen, sonst aber vollkommen blass eilte Vior'la in Das Gut zurrück. Sich hektisch umsehend lief sie regelrecht die Treppe hinauf und hauchte immer wieder Vadraks Namen welcher die Steinwände entlanghall.

Mit einem Ruck öffnete die die Zimmertür ihres Raumes.
Die kleine Yanya schreckte im Schlafe auf und sah Vio mit ihren braunen Kulleraugen verschreckt an.

"Schlaf weiter Liebes.... Vio kommt gleich...." sprach Vior'la so normal wie möglich, wobei die Stimme recht zittrig klang.

Sie ging hinaus auf den Balkon des Zimmers und sah über das Tor hinaus in die Ferne.

Was war nur mit ihm los.... warum war ihm nur so schlecht...war er krank? Aber nein... die Nacht vorher lag er noch seelenruhig bei ihr im Zimmer und hatte eine recht gesunde Gesichtsfarbe als er ging....

Vior'la musste erst einmal ihre Gedanken ordnen...

Diese Elfen kannte sie nicht aber diese Augen.... die Augen des Mannes kamen ihr zu bekannt vor als das es ein Zufall sein konnte.

Seufzend stütze Vio ihre eine Hand an die Balkonabgrenzung und die andere ruhte auf ihrem Bauch dem man es ansah das dort ein Kind heranwuchs.

"Vadrak wo bist du nur.... komm zurrück zu uns.... wir brauchen dich doch...." hauchte sie in die Luft und der Wind lies die Träne die ihre Wange hinablief durch die Luft wirbeln.
Vior'la Lyth ist offline  
Geändert von Vior'la Lyth (21.07.2003 um 16:00 Uhr).
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Alt 22.07.2003, 18:38
#62
Vadrak Larthay
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Vadrak blickte sich in der schummerigen Zelle um. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld: ein Bein des kleinen Tisches stand in einem merkwürdigen Winkel, die Pritsche war zerwühlt, auf dem Boden lagen kreuz und quer ein zerbrochenes Tablett, Kerzenstücke und zertretenes Fleisch. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Vermutlich würden sie ihm morgen mit größerer Vorsicht begegnen. Ob es ihm gelänge, auch heute nacht den Lederriemen um seine Handgelenke durchzuscheuern?

Sein Magen knurrte vernehmlich, doch er ignorierte sein Hungergefühl, er hätte ohnehin kein Essen hier angerührt. Der Durst war wesentlich schlimmer zu ertragen, doch würde er gewiß nicht um Wasser betteln.

Während er recht methodisch an einer rauhen Wandecke seine Fesseln aufzuscheuern versuchte, brachte er Ordnung in seine Gedanken.

Vier, vielleicht auch nur drei Bandenmitglieder hatte er gesehen: jenen Mann, der sich Erlan nannte und der scheinbar nur einen geringen Rang bekleidete, dann jenen, der Erlan in Grö0e, Gewicht und Rang glich, aber anders aussah, weiterhin jener Mann, der einen höheren Rang zu bekleiden schien und Aramil genannt wurde, sowie - Asarea, die Schankmaid. Und weiterhin gehörte noch noch der Anführer dazu und eine weitere Frau, die "Jez" hieß.

Erlan schien ein typischer Unterling zu sein. Sein Name war vermutlich ebenso falsch wie sein Aussehen, denn für einen alten Mann war hier sicherlich kein Platz, au0erdem waren seine Reflexe die eines jungen Burschen und sein Fleisch hatte sich fest und muskulös angefühlt, als Vadrak mit ihm gerungen hatte. Er war au0erdem leicht zu provozieren, da er seine Mutter abgrundtief zu hassen schien, ferner schien er noch nicht lange Mitglied zu sein, denn obgleich er prahlte und sich Mühe zu geben versuchte, Vadrak einzuschüchtern, hatte er wirklich keinerlei Ahnung von Vios Vergangenheit - behauptete er doch, sein Lager mit Vio geteilt zu haben. Vadrak mußte erneut lachen, als er daran dachte, wie tollpatschig und ungeschickt Erlan sich angestellt hatte, als er versuchte, Vadrak etwas Schockierendes über Vio zu erzählen, um so sein Vertrauen in sie zu erschüttern. Dann hatte er behauptet, Vio wäre da gewesen und nicht nach ihm gefragt. Vadrak hielt dies für einen weiteren seiner ungeschickten Versuche, ihn gegen Vio aufzubringen. Vio wäre niemals gegangen, ohne sich mit eigenen Augen zu vergewissern, daß er noch lebte. Nein, Erlan konnte wirklich noch nicht lange bei der Bande sein.

Jenen Mann, der Erlan von Statur und Rang her glich, hatte er zu kurz gesehen, um weitere Vermutungen anstellen zu können. Möglicherweise ein Bruder Erlans. Zumindest war er leichtsinnig, denn er hatte in Vadraks Beisein den Namen Aramils und eines weiteren Bandenmitglieds genannt: Jez.

Aramil. Erlan und sein "Bruder" waren vor ihm förmlich auf dem Bauch gekrochen. Konnte er das Oberhaupt der Schwarzen Lämmer sein? Nein, dieser hier hatte das Oberhaupt als "Meister" bezeichnet. Vadraks Augen verengten sich unwillkürlich. Der Mann, mit dem Vio... Das Kind, das sie trug... konnte es sein, daß Aramil Recht hatte und Vadrak nicht Vater des Kindes war? Vadrak hielt bei diesem Gedanken einen kurzen Moment in der Bewegung inne, als lausche er in sich hinein. Wie dem auch sei: Vermutlich würde nicht einmal Vio genau sagen können, wer tatsächlich der Vater des Kindes war. Glaron allein kannte die Wahrheit. Mit gleichmäßigen und ruhigen Bewegungen nahm Vadrak seine Bewegungen wieder auf und scheuerte weiter an seinen Fesseln herum. Nein, auch diese Möglichkeit änderte nichts - weder an seinen Gefühlen Vio gegenüber noch gegenüber dem noch ungeborenen Kind. Aramil, rief Vadrak sich selbst in Gedanken zur Ordnung, was wußte er weiter über ihn? Ein gefährlicher und respekteinflößender Mann, einer, der sich nicht so leicht provozieren ließ und einen kühlen Kopf hatte; intelligent war er zweifelsohne - möglicherweise fehlte es ihm aufgrund seiner Herkunft etwas an Bildung. Vadrak machte sich eine gedankliche Notiz, daß er ihn noch einmal in dieser Hinsicht provozieren müßte. Einen Glückstreffer hatte er gelandet, als er versucht hatte, dessen Verhältnis zu Frauen auszuloten: Er war Asareas Bruder und hatte ausgesprochen feindselig reagiert, als Vadrak Asarea ein Flittchen genannt hatte, um ihn zu provozieren. Er hatte Vadrak Kastration in Aussicht gestellt, falls er jemals wieder Asarea beleidigen sollte und Vadrak wollte seine diesbezügliche Durchführungsbereitschaft in keiner Weise auf die Probe stellen. Auch gegenüber Vio hatte er Drohungen ausgesto0en, doch hielt Vadrak dies für einen Bluff, womit er auch schon bei Asarea angelangt war.

Asarea. Schankmaid im "Lachenden Tala". Einen Moment lang verdunkelten sich Vadraks Augen vor Trauer. Sie war ungeschminkt gewesen, als sie eintrat. Dies und die Namen, die er nun wußte, waren für Vadrak Hinweis genug, daß sein Leben hier enden würde, völlig unabhängig davon, ob er das erpreßte Gold zahlte oder nicht. Mit dem Wissen, das er hatte, konnten sie es nicht riskieren, ihn wieder frei zu lassen. Asarea hatte Streit mit den Männern, weil sie seine, Vadraks, Partei ergriff. Als sie allein in seine Zelle trat, hatte er sie gefragt, ob sie der Meinung sei, daß die Männer Vio tatsächlich etwas antun würden. Sie hatte ohne zu zögern und sehr überzeugt geantwortet, daß sie das niemals täten. Nun, da er wußte, daß sie mit Aramil verwandtschaftlich verbunden und mit einem anderen Mitglied scheinbar von Herzen verbunden war, zweifelte er noch weniger an ihren Worten.

Eine innere Leere drohte sich Vadraks zu bemächtigen, doch da er die Anzeichen erkannte, erinnerte er sich an seinen alten Mentor - Glaron sei seiner Seele gnädig: "Gefühl, insbesondere Mitgefühl und Fantasie sind nützliche Eigenschaften, Larthay, doch fürchte ich, du hast von beidem im Übermaß. Lerne beides zu beherrschen, damit es sich nicht gegen dich selbst wendet." Erschöpft legte Vadrak sich auf die Seite und überließ sich seinen Erinnerungen:

Es war kurz nach seinem Eintritt in den Orden gewesen, Vadrak war zu diesem Zeitpunkt vielleicht 17 Winter alt gewesen. Sein Mentor hatte alle 5 Novizen um sich versammelt. "Selbstbeherrschung," hub der alte Mann an, "ist für einen Templer unabdingbar. Ihr werdet zu gegebener Zeit den Kampf aufnehmen mit den Mächten der Finsternis - und glaubt mir, wer in ihre Hände gerät und nicht weiß, wie er seine Emotionen verbirgt, wird möglicherweise seine Kameraden verraten und Glarons Licht großen Schaden zufügen. Jede Emotion ist bis zu einem gewissen Grad beherrschbar, solange man geistig vorbereitet ist. Heute werde ich euch eure erste Lektion erteilen." Umständlich schnitt er einige Weidenruten ab und ließ sie prüfend durch die Luft pfeifen. "Streckt euren linken Arm gerade nach vorn, die Handfläche nach oben. Ich werde euch einige Schläge verabreichen und will dabei eure Augen sehen. Es wird weh tun, doch keinen wirklichen Schaden hinterlassen. Je besser ihr euch beherrscht, desto weniger Schläge werdet ihr erhalten. Der erste möge vortreten." Vadrak trat ohne zu zögern vor und streckte seinen linken Arm aus. Ruhig richtete er seinen Blick auf den alten Mann. Sein Mentor musterte ihn von oben bis unten und sagte mit einem Lächeln: "Sehr schön, Larthay, aber DICH will ich als letzten. Trete zurück und sieh zu." Gehorsam trat Vadrak zurück und beobachtete, wie seine Kameraden ihre erste Lektion ertrugen. Je länger er jedoch zusah, desto nervöser und unruhiger wurde er: jeder rote Striemen, der sich auf einer Handfläche abzeichnete, jeder unterdrückte Laut traf ihn bis ins Mark. Jeder seiner Kameraden erhielt zwischen 2 und 8 Schlägen, bis der Alte zufrieden war. "Nicht mal schlecht für das erste Mal," nickte er, "Jetzt du, Larthay." Gehorsam, doch mit deutlich merklichem Zögern, streckte Vadrak seinen linken Arm aus, die Handfläche nach oben - seine Finger zitterten. "Du hast Angst, Larthay," bemerkte sein Mentor mit beißendem Spott in der Stimme. "Ja, Herr," antwortete Vadrak beschämt. Tränen des Schamgefühles und der Wut auf sich selbst brannten in seinen Augen. Wieder und wieder pfiff die Weidenrute durch die Luft und grub sich der Schmerz in seine Handfläche. Worte der Kritik prasselten auf Vadrak herab: Du hast gezuckt, du hast versucht, deine Hand wegzuzuziehen, du hast den Blick abgewandt...geblinzelt...dich bewegt...schon wieder gezuckt...gestöhnt" Scheinbar endlos zog es sich hin, Vadrak hatte aufgehört, mitzuzählen. Seine Hände waren rot und angeschwollen, als der Meister endlich die Gerte sinken ließ und leise sagte: "Laß gut sein, Junge. Das nächste Mal wirst du dich hieran erinnern und mir sicherlich niemals auf dem Schlachtfeld Schande bereiten. Geh nun und kühle deine Hand."
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Alt 22.07.2003, 18:40
#63
Vadrak Larthay
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Ein paar Stunden später hatte sein Meister besorgt nach ihm gesehen: "Geht es deiner Hand wieder besser? Weißt du, warum du auf einmal Angst hattest?" - "Weil ich den anderen zusah?"
Der alte Mann nickte. "Du hast bei den anderen zugesehen und jeder Schlag, den sie empfingen, traf im Geiste auch dich. Lerne daraus! Jeder von uns trägt seinen eigenen Schmerz. Du kannst nicht den Schmerz eines anderen tragen. Gefühl, insbesondere Mitgefühl und Fantasie sind nützliche Eigenschaften, Larthay, doch fürchte ich, du hast von beidem im Übermaß. Lerne beides zu beherrschen, damit es sich nicht gegen dich selbst wendet. Wenn ein anderes Wesen leidet, so mache dir niemals sein Leid zueigen, denn es hat keinen Nutzen davon und du fügst dir selbst damit großen Schaden zu. Kannst und willst du dem Leidenden sein Los erleichtern, ist es unabdingbar, klar und ruhig denken zu können, um eine Lösung zu ersinnen. Steht es nicht in deiner Macht, dem Leidenden zu helfen, und arbeitet dein Verstand nicht richtig, wenn dein Herz von Gefühlen überschwemmt wird, bringst du womöglich dich und andere unnötig in Gefahr oder übersiehst eine Möglichkeit, doch noch zu helfen. Gleiches gilt, wenn du selbst der Leidende bist. Deshalb errichte in solchen Momenten im Geiste eine Barriere um dein Herz. Ignoriere nicht deine Gefühle, begrüße sie wie alte Bekannte, doch verweise sie an ihren Platz. Bringe Herz und Geist zur Ruhe, konzentriere dich darauf, ruhig zu atmen und lasse die Gefühle um dich herum und an dir vorbei fließen. Wird ein körperliches Gefühl wie der Schmerz so stark, daß er droht, deine Barriere zu durchdringen, so stelle dir vor, dein Geist wohne in einem anderen Körper, so kannst du noch ein wenig länger durchhalten. Und stets vertraue auf Glaron, denn der Tod in den Händen des Feindes wird dich sofort in Sein Paradies führen."

Vadrak entspannte sich und schlief trotz seiner unbequemen Lage ein.
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Alt 23.07.2003, 08:08
#64
Vior'la Lyth
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Recht verzweifelt schlug Vior'la ihren Umhang um ihre Schultern und ging hinaus um nach Vadrak zu suchen.
Die ganze Nacht hatte sie auf dem Balkon verbracht und Ausschau nach ihm gehalten. Doch ihre Bitte blieb unerfüllt.

Also ging sie mit eiligen Schritte in die Hauptstadt. Vielleicht hatte jemand ihn gesehen.. sie wollte nach jegem Grashalm greifen.
In der Stadt angekommen steuerte sie auf die "Goldene Ente" zu und war ein wenig verblüfftt, dass diese leer war. Allerdings war sie zu besorgt um dem nach zu gehen. Gerade als sie die Taverne verließ, griff sie eine männliche Hand und zog sie zum laugen mit. Waren das gerade die Templer vor der Taverne...?
Vio war sich nicht sicher.
"Verstecke dich hier bis ich wiederkomme...." Rakos sah sie fast flehend an und verschwand rennend. Als er wiederkam war er geschminkt.... als den gleichen Mann der am Abend dabei war an dem Vio Vadrak das letzte mal sah. Ihrem Rücken strich es kalt hinab.... also doch sie? Sie wusste doch, dass sie diese Augen gekannt hatte. Er führte sie recht hektisch zu dem Versteck. Sollte sie wirklich mitkommen? Sie zögerte erst, folgte ihm dann aber doch. Das erste mal nach langer Zeit atmete die die ruhende Luft des Untergrundes. Doch die Freude hielt sich in Grenzen. Rea und Aramil saßen am Gemeinschaftstisch und unterbrachen ihre Unterhaltung als Rakos und Vio eintraten. Zögernd setzte sie sich zu ihnen, wagte es aber kaum einem in die Augen zu blicken.... zu viele Erinnerungen hafteten in diesen.
"Du möchtest Vadrak doch sicherlich wiedersehen?!" Vior'las Blut gefrohr. Wie sehr hatte sie gehofft, das nicht gerade ihre "alte Familie" ihr solches antun würde. Ihr schoss so viel durch den Kopf, dass es ihr schwer fiel einen klaren Kopf zu behalten oder gar dem Gespräch zu folgen. Der Gedanke, dass Vadrak hier irgendwo ist.... machte sie wahninig.
Sie wollten Gold.... solches war Vio bewusst. Aber sie hatte doch kaum etwas... vor allem nicht in dieser Menge.... wo sollte sie nur 50 000 her bekommen?
Würde sie ihn nie wiedersehen? Hatte sie nicht genug gelitten?... warum nur solche Bestrafung?
Aber nein... sie würde alles für Vadrak tun. Gar töten!
Sie hatten den Einfall Gold aus dem Kloster zu stehlen. Vio wusste zwar, dass Vadrak ihr solches nur schwer verzeihen könne.-. aber sei Leben war dieses mehr als Wert. Und vor allem war dieser Weg recht einfach.... denn Yanya hatte noch einen Schlüssel für die Gemächer des Klosters.
Fast fiel es ihr schwer die Gemächer des Klosters zu verlassen... ihr Herz schmerzte... sie wusste, dass sie einfach zur Garde gehen könnte, ihnen das Versteck zeigen und so Vadrak befreien... aber solches konnte sie nicht mit sich vereinbaren... dafür liebte sie alle zu sehr.
Mit schweren Schritte, verweinten und müden Augen eilte Vio so schnell es ging zum Gut zurrück um nach Yanya zu sehen.
Die kleine schlief seelenruhig in dem Bettchen... es würde noch etwas Zeit brauchen... Vio musste so wie so noch einmal zu der Bank von Ross. Dort hatte sie einige Schlüssel die sie holen wollte.
Sie fand diese allerdings nicht auf Anhieb... die Kiste zurrückschiebend bedankte sie sich bei Ross und eilte zum Gut zurrück. Sie achtete nicht auf ihre Umgebung wie sie es die letzten Jahte immer getan hatte.... ihre Gedanken waren weit weg.
Yanya schlief immernoch als sie ankam... und die Sehnsucht nach Vadrak wurde jedem Moment stärker... sie musste ihn einfach sehen. Auch wenn Rea meinte, er wolle nicht, dass sie ihn "so" sieht.
Als sie die Tür vom Gut öffnete erschrak sie kurz. Ein Mann stand direkt vor ihr und lächelte sie an. Ein Fleischhändler.... Vio tat ihr bestes ihm freundlich gegenüber zu sein, war in Gedanken allerdings schon bei Vadrak. Sie unterhielt sich somit kurz mit ihm und war fast erleichert als er ging.
Auch sie eilte, eine Hand auf den kleinen Babybauch haltend in die richtige Richtung.
"ich bin gleich da...." hauchte sie in die Luft und ging noch einen Schritt schneller... sie musste einfach zu ihm.... egal was kommt sie musste sich Mut holen...
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Alt 23.07.2003, 15:15
#65
Vadrak Larthay
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Aus seinem unruhigen Schlummer fuhr Vadrak plötzlich auf, als er das Zuschlagen einer metallenen Tür nahe seiner Zelle vernahm. Er mußte tatsächlich die ganze Nacht geschlafen haben. Zu dumm. Es wäre besser gewesen, hätte er sich um seine Fesseln gekümmert. Doch war es nun nicht mehr zu ändern. Ein Schlüssel knirschte im Schloß und die Zellentür öffnete sich. Herein kam ein junger Bursche, kaum mehr als ein Knabe, mit einem Becher voller Wasser. Vadrak war hin- und hergerissen. Einerseits befürchtete er, daß dem Wasser erneut etwas beigemischt war, doch andererseits war sein Durst nun beinahe unerträglich. Er MUßTE trinken. Ungeschickt hob der Knabe den Holzbecher an seine Lippen. Noch zögerte Vadrak. Das Wasser roch süßlich-würzig, doch mochte dies auch der Eigengeruch des Bechers sein. Versuchsweise nahm Vadrak einen kleinen Schluck und prüfte ihn auf der Zunge. Er konnte keinen Beigeschmack erkennen. Noch immer zögerte er. Doch wenn er heute wieder nichts trank, so würde er spätestens morgen arge körperliche Schwierigkeiten bekommen. Er hatte eigentlich keine Wahl. Besser, er trank jetzt etwas, das relativ unverdächtig wirkte, als später gezwungen zu sein, sogar Alkohol oder offensichtlich vergiftetes Zeug trinken zu müssen.

Es dauerte nicht lange, bis er die Gewißheit erlangte, daß seine Befürchtungen berechtigt gewesen waren. Ein kurzes Schwindelgefühl erfaßte ihn, und dann sah er, wie sein ehemaliger Mentor durch die Wand seiner Zelle trat. Er versuchte, ihm irgendetwas sehr Wichtiges mitzuteilen, doch konnte Vadrak seine Worte nicht verstehen. Der alte Mann blickte ihn noch eine Weile traurig an, bevor er ebenso geheimnisvoll verschwand, wie er erschienen war. Statt dessen erblickte Vadrak seine Mutter. Kurz und liebevoll strich sie ihm über die Wange und versank langsam im Boden. Plötzlich glaubte er, Vio stünde vor ihm. Sie hielt ihm einen Apfel entgegen und bat ihn mit tränenerstickter Stimme zu essen. Doch noch während er den Apfel ansah, wuchsen diesem lange, haarige Beine, die sich krümmten und streckten und nach ihm umhertasteten. Angeekelt wandte Vadrak sich ab. Die haarigen Beine wurden immer länger, bis sie wie Tentakeln wirkten, die mit quälender Langsamkeit nach ihm griffen und ihn einschnürten. Sofort wußte er, der Dämon war da, um ihn zu holen. Die Wände rings um ihn klappten auf und er befand sich auf dem Steg in Cove. Der Himmel war schwarz, bis auf einen schmalen blutroten Streifen am Horizont. Kalter Wind zerrte an seinem Umhang. Ungläubig starrte Vadrak nach unten auf die vielen Leichen, die kreuz und quer und übereinander zu seinen Füßen im Blute auf dem Steg lagen: Sianne und Gorathan mit seltsam verrenkten, ineinander verschlungenen Gliedmaßen, Melina zum Skelett abgemagert, Seylarana mit im Tode zur dämonischen Maske verzerrtem Gesicht, Herzog Jarl von Schwerthieben zerfetzt, Aris mit brutal eingeschlagenem Schädel, Yanya wie eine gleichgültig fortgeworfene Puppe, Jerdin, Gwendolyn Rikor, Thorus und viele andere. Das aufgedunsene bläulich verfärbte Gesicht von Nertamas trieb dicht unter der Wasserfläche träge an ihm vorüber, während sich ein Aal langsam einer der leeren Augenhöhlen entwand. Vadrak stand fassungslos mit Melinas tot geborenem Kind in den Armen, das er begraben wollte und von dem er wußte, daß es irgendwie auch seines und Vios Kind war. Hoffnungslosigkeit ergriff ihn und er war sich bewußt, daß auch er bald sterben würde. Alle, alle waren tot, und es war nur seine Schuld. Er hatte versagt, Glaron hatte ihn verstoßen. Das Gelächter des Dämons erfüllte noch immer schmerzhaft seine Ohren, als die Wände seines Kerkers sich allmählich wieder aufrichteten und knirschend an Ort und Stelle glitten. Sein Mentor legte ihm beruhigend eine knochige Hand auf die Schulter. Das runzelige, weise Gesicht blickte sanft und mit einem nachsichtigen Lächeln auf ihn herab. Welke Lippen formten lautlos die so vertrauten Worte: "Du schon wieder, Larthay. Weißt du, daß du mir ziemliches Kopfzerbrechen bereitest?" Mit einem Seufzer löste sich die Gestalt des Alten langsam auf, verschmolz mit den Steinen der gegenüberliegenden Wand.

Vadrak befand sich allein in seiner Zelle. Mehrfach schüttelte er den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren.

Erneut klapperte der Schlüssel in der Zellentür. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als Vio eintrat. Ein wenig schämte er sich, als er ihre vom Weinen geröteten Augen sah. Zu gern hätte er ihr seinen ramponierten Anblick erspart und ihr gewünscht, sie könne ihn so in Erinnerung behalten wie er noch vor ein paar Tagen in Minoc ausgesehen hatte, als er ihr lachend auf dem Heuboden das Stroh aus den Haaren gepflückt hatte. Dennoch war er froh, daß sie hier war, denn sie brachte ihm einen Pfirsich und einen Krug mit frischem, klaren Wasser. Rasch aß und trank er mit ihrer Hilfe. Er sehnte sich danach, ihr tröstend übers Haar fahren zu können und ihr die Tränen von den Wangen zu wischen. Sie sah so blaß und krank vor Sorge aus, daß Vadraks Herz sich vor Mitleid zusammenkrampfte. Nur nichts Falsches sagen jetzt. Er versuchte, ihr so schonend wie nur möglich klar zu machen, daß sie ihr Leben auch ohne ihn würde meistern können, versuchte, ihre Gedanken und Hoffnungen auf das Kind zu lenken, das in ihr heranwuchs. Nichts fürchtete er in diesem Moment mehr, als daß sie sich aufgeben könnte. Er bemühte sich nach Kräften, in ihr die Zuversicht und innere Stärke zu erwecken, die sie brauchte, um den Kampf mit einem leeren Leben ertragen konnte. All seine Liebe und Zärtlichkeit, all seine eigene geistige Kraft, legte er in seine sanften Worte und den letzten Kuß. Als Aramil sie schließlich wieder fort führte und die Kerkertür mit einem endgültig scheinenden Knirschen ins Schloß fiel, war ihm nichts mehr geblieben, seine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. Kraftlos ließ er sich zurücksinken auf die Pritsche, drehte sich zur Wand und preßte seine Stirn an die kalte, rauhe Mauer. Erst der Klang der sich erneut öffnenden Kerkertür riß ihn aus seinem Stumpfsinn. Nein, nicht aufgeben jetzt! Wenn er jetzt in Verzweiflung versänke und sich gehen ließe, wäre sein Schicksal wirklich besiegelt. Wer weiß, vielleicht konnte er ja doch noch irgendwie entkommen. Doch dafür mußte er einen klaren Kopf haben und aufmerksam sein, um jene winzige Chance, wenn sie sich ihm böte, nicht zu verpassen. Mehr aus Gewohnheit und Disziplin, denn aus Hoffnung heraus, raffte er sich wieder auf.

Aramil betrachtete ihn aufmerksam und geduldig, erstaunlicherweise nicht, um sich an seinem Unglück zu waiden, sondern um ruhig mit ihm zu sprechen. Im Laufe dieses Gesprächs wurde Vadrak langsam klar, daß sein Gegner ein Spieler war und seine eigene Lage doch nicht so schlecht, wie er sie eingeschätzt hatte. Aramil schien den Reiz der Gefahr in seinem Leben zu lieben und allmählich glaubte Vadrak Aramils Worten, daß man ihn doch möglicherweise frei ließe, wenn nur das Gold stimmte. Neue Hoffnung breitete sich in ihm aus.
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Alt 25.07.2003, 08:03
#66
Vior'la Lyth
Reisender
 
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Als sie in dem Versteck ankam, war es totenstill.... keiner war zu sehen oder gar zu hören.... sie war allein. Und irgendwo hier musste auch Vadrak sein... es gab nur 3 mögliche Räume wo sie suchen musste, das wusste sie.
So leis wie möglich klopfte sie an die ersten beiden Türen und wurde recht enttäuscht. Bei der dritten allerdings hörte sie etwas... das musste Vadrak einfach sein...
Langsam drehte Vio den Türknauf und war mehr als überrascht als sie einfach eintreten konnte... so schlampig hatte sie die Bruderschaft nie erlebt....
Was sie sah, als sie eintrat ließ ihr die Tränen in die Augen fließen... Vadrak sah in einem Wort furchtbar aus... es war verletzt... aber es war nicht nur das...er sah sie nicht so an, wie er es sonst tat...eher verwirrt..nicht ganz bei sich. Reichte es denn nicht, ihn körperlich so zu schändigen? Nein, sie geben ihm auch noch Gift... Vio's Herz verkrampfte sich abermals, als sie über dieses nachdachte.
Sicherlich hatte er hunger...Vio hatte vorgesorgt und frisches saftiges Obst gepflückt...doch er schrie irgendwas von wegen Monster und nehm es weg... Sie kniete einfach nur da und betete das das ein ende haben würde... so sehr sie es sich wünschte.... sie konnte damit nicht umgehen, dass ihr Vadrak "schwach" war...!
Die Tür öffnete sich nach einiger Zeit und Aramil trat ein... ein Mann, den Vio in der Zeit sehr zu schätzen gelernt hat. Und doch war sie fast sauer auf ihn...es war eher eine verzweifelte Wut. Sie warf ihm vor, Vadrak geschlagen zu haben... ihm das Gift gegeben zu haben... sie verstand einfach nicht, warum er ihr solches antat...hatte er keinerlei Gefühle mehr zu ihr???? Er nahm sie mit in den Gemeinschaftsraum wo Rakos und einer saß, den Vio nicht kannte. Es war Vior'la anzusehen wie sehr sie unter all dem litt. Und das sie schwanger war, machte die Sache um keinen Deut besser.
"Nehm etwas Wasser mit... er wird durst haben...." Vio konnte es kaum fassen...sie durfte zu Vadrak..und Rakos war sich relativ sicher, dass die Wirkung des Gifes verflogen war. Langsam trat sie in das Zimmer um mit den zittrigen Händen nicht das wasser zu verschütten und kniete sich vor Vadrak. Ihr Herz blühte auf, als er ihr in die Augen sah...so voller Liebe....
Sie gab ihm Trinken... all das Obst was sie gesammelt hatte... und dann wurde ihr bei seinen Worten recht übel.
"Ich werde so wie so sterbe Vio..." Nein, das durfte nicht sein... wenn er stirbt, dann würde sie auch sterben.... da führt kein Weg dran vorbei. Aber er sprach ihr Mut zu... verwies sie andauernd auf Yanya und das ungebohrene Kind.... Aber Vipo war solches recht egal... sie war egoistisch genug, um nur an sich zu denken... und ein Leben ohne Vadrak war für sie nicht lebenswert.
Sie ermahnte ihn einige male, er solle sich wenigstens ab jetzt recht devot verhalten... er solle nicht so stur sein, wie er es immer tat...das würde ihnen nicht helfen.... er musste an seine Familie denken....
Er wollte sie küssen und sie wollte ihn küssen.... doch sie hatte solche angst, dass es der letzte sein würde, das sie zuerst zögerte dann aber in einen Kuss voller Wärme, Liebe und Zuneigung versank. Seine Lippen schmeckten etwas eisenhaltig, von dem Blut, und auch ein wenig bitter.... Vio hatte in ihrer Zeit als Giftexpertin gelernt, wie welches Gift schmeckte.
Aber sie wurden getrannt...abermals von Aramil... Als sie den Raum verlassen hatten wollte Vio so schnell es ging zu Yanya...sie musste Vadrak da hinaus holen... er würde es nicht mehr lange aushalten..._keiner_ hällt es lange bei ihnen aus.

Als Vio das Gutshaus betrat, erfolgte ein Schreck, der ihr die Wirbelsäule hinablief. Jaque, der Koch, lag scheinbar schlafend am Boden. Ihr Blick eilte nach rechts und sie erblickte einen Mann, der sie einfach nur ansah. Und.... Yanya stand bei ihm... Das Mädchen sah Vio recht verängstigt an. "Komm zu Vio, Liebes" sagte Vior'la mild und doch bestimmend und zog Yanya an der Hand hinter sich.
"Wer seid ihr?" so müde und geschwächt Vior'la in dem Moment auch war, ihr Inneres befahl ihr stark zu wirken. Sie stand mit geradem Rücken da und schaute ihrem Gegenüber direkt in die Augen. Rakos....!
"Hast du es der kleinen gesagt?" er sah Yanya kurz an, die sich weiter hinter Vio stellte. "Nein, noch nicht... und ich werde es auch nicht hier tun." Rakos sah sie ruhig an. "Du solltest es aber tun..." Vio wusste, dass er recht hatte... wollte es Yanya aber so schonend wie auch nur möglich beibringen... vielleicht gar milde anlügen...
"Komm Liebes." Vio zog das Mädchen regelrecht hinter sich her. Rakos folgte beiden die Treppe hinauf. "Ich würde gern dabei sein!" "Oh nein, Rakos. das werde ich mit Yanya allein bereden... findest du nicht schlimm genug, dass ihr eine kleine Kinderseele damit belastet? Wie könnt ihr sowas eigentlich verantworten?" Rakos stand noch ein paar Stufen unter ihnen und sein Blick veränderte sich bei jenen Worten.
"du bist doch die, die uns verlassen hat...!" Nach diesem Satz musste Vio ersteinmal schlucken und bat Yani in ihr Zimmer zu gehen und dort auf sie zu warten. Sie wollte mit Rakos allein reden... und das taten sie auch. Rakos war ihr in der Zeit der Bruderschaft sehr ans Herz gewachsen. Sie liebte ihn fast so sehr, wie sie vor langer Zeit ihren leiblichen Bruder geliebt hatte. Ob solches erwiedert wurde, wusste sie nie genau. Doch da... als er vor ihr stand.. seine Bedenken und Probleme äußerte, als seie sie ein guter Freund von ihm, wurde ihr warm ums Herz. Hassen tat er sie anscheinend nicht. Wenn sie Situation anders gewesen wäre, hätte sie mit ihm angestoßen, da er ihr mitteilte wie sehr er Rea liebte. Und trotzdem gingen sie getrennte Wege... denn sie waren nicht mehr das, was sie einst verbant..."Geschwister".

Mit schwerem Herzen betrat Vio das Zimmer in dem Yanya wartete und setzte sich neben sie. Sie gab sich alle Mühe stark zu wirken... sich keinerlei des Unbehagens anmenken zu lassen. Aber Yanya merkte etwas... Die Kleine setzte sich vor Vio auf den Tisch um ihr in die Augen zu sehen. Zuerst wollte Vio Yanya etwas vorgaukeln... von wegen, ein Stibitzspiel wo sie keiner sehen darf...aber als sie in Yanyas braune Augen blickte, erkannte sie, dass die kleine nicht mehr wirklich klein war... und mit solchem sicherlich umgehen konnte. Also erzählte sie ihr, dass sie all das Gold brauchen, da Vadrak gefangen genommen wurde und erst wieder rauskommt, wenn sie bezahlen. Diese Ernstheit in Yanyas Gestik und Mimik überraschte Vio fast. Zuerst dachte Vio dran, Yanya zu verkleiden.. dunkle Sachen und dunkle Schminke damit sie sich besser im Schatten verstecken könne...
"Und wenn mich doch einer findet... was sage ich dann`?" Yanya hatte recht... so geschminkt konnte sie nicht sagen, das sie Sehnsucht hatte... und alle besuchen kommen wollte....
Wie schlau Yanya doch war.. daran hatte Vio nicht gedacht. Allerdings mussten beide ersteinmal schlafen.... so schnell sie solches auch hinter sich bringen wollte, sie wollte nicht, dass es schief läuft. Und ein ausgeschlafenes, ruhiges Händchen musste Yanya haben... das wusste sie. Also legte sich beide zuammengekuschelt in das enge Bett und Yanya schlief auch recht schnell ein.... Vio allerdings lag noch Stunden wach da und sah in das "Nichts". Doch irgendwann fielen auch ihre tiefgrünen Augen zu und sie schlief ein....
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Alt 26.07.2003, 21:29
#67
Vadrak Larthay
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Aramil spielte mit ihm, spielte das uralte Spiel um Mut und Angst, um Respekt und Erniedrigung. Vadrak selbst kannte dies Spiel zur Genüge, hatte er als Templer doch vom Novizen bis zum Großmeister sattsam Gelegenheit gehabt, dieses Spiel in allen Positionen zu üben, wobei er allerdings stets darauf geachtet hatte, daß sein "Opfer" niemals wirklich in Gefahr geriet.

Schon als Kind fing man ja in recht harmloser Form damit an: Zwei Jungs legen ihre linke Hand auf einen großen Stein, ballen die Rechte zur Faust und versuchen auf die Hand des anderen zu schlagen, während beide ihren Gegner verspotten und zu reizen versuchen. Wer zieht seine Hand immer als erster weg? Feigling! Wer schlägt zu und trifft immer nur den Stein? Transuse! Wer wird immer vom anderen geschlagen? Schlappschwanz! Wer hat die Nervenkraft, die Schnelligkeit und das rechte Gespür für den Gegner? Der Sieger. Die Rollen in einer überschaubaren dörflichen Gemeinschaft sind recht schnell verteilt und meist sitzen sie gnadenlos fest, bis man das Gegenteil beweisen kann.

Als Vadrak den Wassereimer und den Lederriemen sah, ahnte er schon in etwa, was sich da anbahnte. Beide Männer saßen sich im Schneidersitz gegenüber und spielten bereits seit geraumer Zeit die "erwachsene" Fassung dieses Spiels: Aramil versuchte, Vadrak mit mehr oder minder durchschaubaren Drohungen einzuschüchtern. Doch hatte Vadrak in seinem Leben schon genug erlebt und gesehen, um sich nicht so ohne Weiteres ins Bockshorn jagen zu lassen. Er war durchaus in der Lage, so manchen Bluff zu durchschauen oder durch einen Gegen-Bluff auf gewohnt spöttische Weise zu kontern. Aramil hatte erkennen müssen, daß er mit Worten seinem Gegner nicht beikommen konnte, denn Vadrak hatte schon vor Langem gelernt, seine Worte zu führen wie eine Waffe und war ein Meister in dieser Disziplin, war Aramil somit ebenbürtig. Aramil beschloß also, eine neue, etwas härtere Runde einzuleiten. Vadrak war sich bewußt, daß dieses Spiel zugleich Teil der Prüfung war, die darüber entschied, was ihn am Ende seiner Gefangenschaft erwartete: Freiheit oder zumindest ein rascher und gnädiger Tod - oder aber ein Tod in Schande, dem der Tod von Seele und Geist vorausging. So leistete Vadrak keine Gegenwehr, als Aramil ihm den feuchten Lederriemen um den Hals band, nicht zu fest, gerade fest genug, um ein klein wenig unangenehm zu sein. Alles weitere würde die Trocknung des sich dabei zusammenziehenden Leders erledigen. Ruhig stellte Vadrak sich darauf ein. Aramil wollte die Genugtuung, daß Vadrak Angst, ja Todesangst litt, damit er vor ihm zitterte und auf dem Bauch kroch, aber der Bastard würde es im rechten Moment beenden, dessen war Vadrak sich sicher, im rechten Moment, aber keinen Augenblick zu früh. NOCH war sein Leben zu wertvoll, als daß Aramil es vergeudet hätte. Solange die Aussicht bestand, daß Vior'la das Gold beschaffte, würde er leben. Kühl und sachlich registrierte Vadrak, daß Aramil die "gemäßigte" Variante gewählt hatte, bei dem der Lederriemen nicht direkt über den Kehlkopf verlief, sondern etwas oberhalb. Vermutlich hob er sich die unangenehmere Version für einen anderen Tag auf. Während das Leder langsam trocknete, beschrieb Aramil im Plauderton, was Vadrak dabei bevorstand. Vadrak errichtete und festigte ruhig und ohne auf Aramils Worte zu achten, seine inneren Schutzmauern, so wie er es gelernt hatte. Er lies Aramils Worte und Fragen nicht an sich heran und verfiel nicht dem Fehler, antworten zu wollen.

Allmählich trat der von Aramil beabsichtigte Effekt ein: der Lederriemen zog sich zusammen und schnürte Vadraks Hals immer enger ein. Das Blut konnte nicht mehr ungehindert strömen und die Luft wurde knapp. Wie ein Unbeteiligter registrierte Vadrak, wie sein Körper darauf reagierte, indem sein Herz immer schneller schlug und sein Atem immer rascher und flacher ging. Hoffentlich wußte dieser Bastard auch tatsächlich, was er tat und überreizte es nicht! Andererseits würde Vadrak es nicht mehr erfahren, wenn dem nicht so wäre. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, er mußte auf Aramils Fähigkeiten vertrauen. Kurz keimte Panik in Vadrak auf, als die Hitze in seinem Inneren sich zu einem unerträglichen Glühen steigerte und seine Umgebung unwirklich zu werden und zu verschwimmen schien. Sein Puls raste dröhnend in seinen Ohren und zu atmen schien nicht mehr wirklich wichtig zu sein, weil die Schwärze des Nichts alles andere auslöschte.

Als er keuchend und hustend wieder zu sich kam, lag er auf der Pritsche und Aramil stand mit gezogenem Dolch und wachsamem Gesichtsausdruck über ihn gebeugt.

Noch während sich seine brennenden Lungen schmerzhaft und beinahe widerwillig wieder mit der lebensrettenden Luft füllten, gelang es Vadrak, noch immer schwer nach Luft ringend und von Hustenkrämpfen geschüttelt, unter Aufbietung aller Selbstbeherrschung, das innerliche Zittern, das einen immer dann überkommt, wenn Körper und Seele über ihre Grenzen hinaus gezwungen werden, nicht nach außen dringen zu lassen.

Obgleich nach außen scheinbar ganz der alte, dankte Vadrak Glaron aus tiefstem Herzen, als Aramil endlich seine Zelle verlassen hatte und er allein war. Diese Nacht erprobte er nicht die Festigkeit seiner Fesseln.
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Alt 29.07.2003, 20:52
#68
Vior'la Lyth
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"Bin ich vor seinem Blick geflüchtet?" nachdenklich hauchte Vior'la solches in die Dämmerung hinein. Sie hatte die ganze Nacht mit Yanya das stehlen geübt... Vio hat versucht, das Mädchen auf jede Sache die dazwischen kommen könnte vorzubereiten... und Yanya hat gelernt. Von Mal zu Mal wurde sie leiser, geschickter und vor allem sorgfältiger... fast, als hätte sie Vios diebisches Blut geerbt.
Nachdem Vio Yanya "entlassen" hatte, sank diese recht schnell in einen tiefen Schlaf. All dies war aufregend, anstrengend und angsteinflößend für das Mädchen, das wusste Vior'la und trotzdem brauchte sie Yanyas Wissen. Nur sie wusste genau, wo was im Kloster war und war noch klein genug sich in sämmtlichen Ritzen verstecken zu können. 10.000 Goldstücke... bei so viel Gold musste Yanya sicherlich einige Male in das Kloster.. auch wenn Vio ihr ihren großen Rucksack mitgeben würde... 10.000 Goldstücke waren einfach zu viel.
Am Tage hat Vior'la lange mit sich selbst kämpfen müssen. Vadrak hat sie gebeten zu Erindor zu gehen.. nur, was sollte Vio sagen? Sie entschloss sich dennoch ihn auf zu suchen und fand ihn auch recht schnell in einer der Tavernen. Es war seltsam zu einem Mann zu gehen dessen gleichartige Kleidung Vadrak so lange trug.... Der Blick Erindors war von Anfang an kühl und reserviert. Sie erzählte ihm trotzdem das wichtige.
Vieles an ihm erinnerte sie an Vadrak, als sie ihn damals kennen lernte. Allein sein bedachtes, sie musterndes Schweigen brachte ihren Puls zum schneller schlagen. Wie sie solches doch verabscheute.
"Dann kann ich wohl gehen?" Vior'la hatte den Gedanken gestrichen, das Erindor ihr helfen würde. "Ja, geht zum Strand und wartet dort auf mich." Und schon war der Templer verschwunden. Vio musste sehr mit sich selbst kämpfen, seiner Aufforderung nach zu kommen. Zu lange hat man ihr eingebläut sich vor den Templern fern zu halten.
Als Ernindor sie am Strand abholte war Vio ganz seltsam zu mute. Er führte sie an einen Ort im Wald der von all den Bäumen recht sichtgeschützt war und betonte, dass er solches allein für Vadrak tun würde. Außerdem wies er sie darauf hin, dass er bei einem nächsten "Treffen" anders reagieren würde. Sie würden ihr Kind fort nehmen, um es in einem Kloster erziehen zu lassen, sie würde brstraft werden... wie, das sagte er nicht und Vadrak müsse Reue zeigen... was geschieht wenn nicht, sagte er auch nicht. Aber die Antworten konnte sie sich fast ausmalen. Er riet ihr zu fliehen... einfach weit weg zu reisen. Sie bemühte sich, ihm zu zu hören... seine Worte Ansatzweise ernst zu nehmen... aber ihre Sinne waren recht geschwächt und sie kämpfte eher damit, seine Worte einzuordnen und sie zu verstehen als das sie daran dachte, sie zu bedenken. Er reichte ihr einen Beutel und betonte das dies leider alles seie was er habe. Sie bedankte sich aufrichtig. Kurz bevor sie ging, reichte sie ihm ihre Hand entgegen. Das er sie nicht annehmen würde, hatte sie sich fast gedacht... allerdings befahl ihr Herz solche Geste anzubieten. Sie wusste, wie Vadrak zu dem Mann stand und sie würde sich auch von Vadrak wünschen, dass er ihre alte "Familie" auch mit solchen Gesten der Freundklichkeit beschenkt.
Ohne wirklich nachzudenken ging Vior'la in die Gemächer der Bruderschaft. Allerdings traf sie dort erst keinen an, außer die beiden Katzen die sie schnurrend begrüßten. Mut Rufen wollte Vio auf sich aufmerksam machen... da sie keinen bei irgendetwas überraschen wollte. Aus dem Zimmer in dem Vadrak war kam Aramil. Nachdem sie das Geschriebene aus seiner Hand gelesen hat, musste sie ihm einfach schon das geben, was sie bereits hatte. Damit er sieht, das sie sich wirlich bemüht und hart dran arbeitet. Also gab sie ihm den Beutel... er schien erleichtert.
Vio durfte zu Vadrak hinein, vor allem um ihn zu ermahnen, keinen Ausbruchversuch mehr zu unternehmen.
Als Vio Vadrak sah, hätte sie einfach losweinen können... es war alles so schwer für sie und ihr Überschuss an Hormomen war nicht wirklich nützlich. Aber sie riss sich zusammen und umarmte ihn, mit der Hoffnung im Herzen, er würde verstehen wie es ihr ging ohne das sie es ihm sagen musste. Sein Geruch war so beruhigend... so vertraut.... Sie musste den Kopf einfach auf seine Beine legen um diesen Moment vollends zu genießen. Sie schlief ein... es war kein normaler Schlaf, sie fiel gleich in eine Art Tiefschlaf. Anscheinend versuchte ihr Körper die letzten Schlaflosen Nächte auf zu holen. Als sie wieder erwachte, erkannte sie nach einiger Zeit, dass sie in dem Bett lag, in dem sie nie wieder liegen wollte. Schnell und leise schlich sie auf den Gemächern und hielt in jeder Bewegung inne, als sie Aramil aus Vadraks Zimmer hörte. Es war kein abwertendes Auslachen oder so... nein, es schien gar erlich.
Leise klopfte sie an und Aramil öffnete ihr. "Verabschiede dich von ihm.."dies sagte er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und Vio trat ein. Vadrak saß auf dem Bett. Sich neben ihn setzend sah sie ihn an und erklärte ihm, dass all dies bald ein Ende haben würde.
Er ermahnte sie abermals, sie solle sich nicht in Gefahr bringen.. sie antwortete nur, dass nichts geschehen würde.
Er wusste sichelrich, dass es schier unmöglich war, bei solch einer hohen Summe... nun, ohne Problem an diese kommt.
Als sie ihm abermals in die Augen sah, verschwand der warme Glanz in ihren und ihr Blick wandelte sich zu einem fragendem. Vior'la hatte das Gefühl, dass da etwas in seinem Blick ist... etwas, das sie nicht kannte. Als wenn er es nicht zulassen würde, das sie tief in seine Auen versinkt. Dies war irgendwie beklemmend.. und Vio hatte das Gefühl irgendetwas falsch gemacht zu haben... warum schaute er sie so an? Hatte er kein Vertrauen... oder hatte man ihn so gequält, dass er sich "verändert" hat? Sie hatte prompt das Geföhl allein zu sein. Sie wusste, das solches Unsinn war.. aber sie konnte seit neueste, recht wenig gegen ihre Gefühle tun. Das GEfühl des alleinseins wandelte sich gar in das des ungeliebt sein.... sie musste hier hinaus.
"Iss etwas...." was das letzte, was sie von ihm hörte.
Im Gemeinschaftsraum sprach sie noch einige Momente mit Aramil. Sie wusste nicht wie, aber er schaffte es ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Nicht das erste mal wünschte sie sich für einen kleinen Moment in der alten Zeit zu leben. Sie erzählte ihm von der "Drohung" Erindors.. und er bot ihr an, immer bei ihnen eine Unterschlupf zu haben. Gar das befreien aus den Händen der Templer sprach Aramil an. Vior'las Herz schwebte... es tat ihr sehr gut zu wissen, dass ihre "alte Familie" zu ihr stand und ihr ihren Schutz bot. Das mulmige Gefühl, welches sie bei Vadraks Blick gespührt hatte, war fort und sie ging nach Haus um die kleine Yanya nicht all zu lang allein zu lassen.

Und nun stand sie auf dem Balkon und sah in die Ferne... dachte nach... über den Blick Vadraks und verabscheute sich gar so schnell von ihm gegangen zu sein....

"Vio..?" die helle Stimme Yanyas drang an Vios Ohr und sie huschte zu Yanya die im Bett lag um sich zu ihr zu legen. "Schlaf weiter liebes... Vio ist ja da und passt morgen ganz dolle auf dich auf.." hauchte Vio in das Kinderohr und beide schliefen zusammengekuschelt ein....
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Alt 30.07.2003, 22:17
#69
Melisandra Caron
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Alp I

Yanya konnte zusehen, wie der Sturm über die Planken fegte, so, als säße sie oben im Krähennest, und könnte all die Menschen beobachten, die sich verzweifelt gegen die Winde zu wehren versuchten. Jene entfesselten Stürme peitschten die Wellen auf, wütend brachen sie sich an dem schaukelnden Schiff, das wie ein winziges Spielzeug schien auf den gewaltigen Wogen.
Mama klammerte sich an ihren Mann, sie beide hielten sich aneinander fest, das gab ein seltsames Bild ab, Yanya sah nur zu als gehörte sie nicht zu ihnen. Die Menschen auf dem Schiff griffen nach allem, was sie erreichen konnten, doch inmitten von ihnen stand dieses Paar und hielt sich umschlungen, als könnten die Naturgewalten sie nicht mehr erreichen.

Da erkannte Yanya, dass es ein böser Traum war, und versuchte ihren Eltern dies zuzurufen. Der grimmige Wind allerdings ließ dies nicht zu, er zog sie unerbittlich auseinander und trug den einen nach Norden, den andern nach Süden.
Immer wieder versuchte das kleine Mädchen ihnen zuzurufen, sie sollten sich nicht fürchten, denn all dies sei nur ein Traum, aber der Wind zerriss ihre Stimme, obwohl er seltsamerweise sie nicht berührte, nicht einmal ihr Kleid flatterte.
Sie konnte ihre Eltern noch genau sehen wie sie die Arme nacheinander ausstreckten, doch da wandelten sich die Gesichtszüge. Das weiche, braune Haar von Mama färbte sich rot, die sanften, hellbraunen Augen wurden zu ausdrucksvollen, grünen. Papas gemütlicher Vollbart verkürzte sich auf einen ordentlich gestutzten. Statt dem einfachen, grauen Hemd trug er nun einen blauen Stoff am Leibe, auf dem klugen Gesicht zeichneten sich drei ihr wohlbekannte, breite Narben weg. Wen der Wind trennte, waren nicht mehr ihre Eltern, sondern Vior’la und Vadrak. Aber das war noch einen Deut schlimmer.. sie vergaß wieder, dass sie einen Traum erlebte und schrie so laut sie konnte gegen den Orkan.

Verwirrt blickte das kleine Mädchen um sich, kleine Schweissperlen liefen über die schmalen Kinderwangen hinunter. Ihr war so heiß.. das eigene Schreien hatte sie geweckt.
Neben ihr war das Kissen eingedrückt. Vio hatte hier gelegen, als Yanya zur Tür sah, stand diese einen Spalt offen. Sie war wohl nur ein Glas Wasser holen gegangen.
Yanya drehte den Polster um und legte ihre heiße Wange an die nun kühle Stelle. Mit den Beinen strampelte sie hastig die Decke weg und lauschte, ob Vio nicht bald wiederkommen würde.
Sie drehte sich vorsichtig, um ihren nun fachmännisch geschienten Fuß nicht irgendwo anzustoßen. Dem Heiler hatten sie erzählt, Yanya wäre über die Treppe gefallen und der Fuß wäre ihr eingeknickt. Vior’la hatte ihr mehrmals eingeschärft, dies auch Vadrak zu erzählen, weil er unmöglich würde verstehen können, was sie getan hatte... die Worte hallten noch eine Weile in ihrem Kopf nach.. was sie getan hatte... sie getan hatte.
Ehe sie wieder in den Schlaf hinüberglitt, zuckten die Bilder des Tages durch ihren Geist.

Sie sah sich selbst vor den riesigen, grauen Mauern des Klosters, im Dämmerlicht wirkten die Schatten bedrohlich auf Yanya, und die Aufgabe die sie dahinter erwartete, schien ihr nicht minder furchtbar. Aber für diese Gedanken hatte sie keine Zeit gehabt, denn sie wusste, dass nun alles von ihr abhing. Ob sie Vadrak wiederbekommen würden..
Selbst jetzt noch wurde ihr bei dem Druck, der auf sie einwirkte wenn sie das dachte, regelrecht körperlich übel. Sie krümmte sich im Bett zu einer Fötushaltung zusammen und schlang die Arme um ihre Knie.

Irgendwie fühlte sie sich erwachsener jetzt. Wenn sie nicht alles richtig gemacht hätte, wäre Vadrak nicht freigekommen. Das fühlte sich gut an wenn sie es leise flüsterte.
Ohne Vios liebevollen Beistand und die Übungen mit ihr, bei denen sie ungewöhnlich ernst gewesen war und Yanya beigebracht hatte, wie sie die Schatten nutzen konnte, und möglichst unauffällig in ihnen verschwinden. Wie sie Stufen so hinaufgehen konnte, dass sie, wenn sie aus Holz waren, nicht knarrten, und wie sie Truhendeckel anheben sollte, damit sie ihr nicht zu schwer wurden und wieder krachend hinabfielen, hätte sie keine drei Schritte im Terrain des Klosters fertiggebracht.

Vior’la nahm sie in die Arme und gab wispernd ein paar letzte Instruktionen, was sie machen sollte, wenn jemand sie entdeckte.
Yanya hatte das Gefühl, als würde ein Klumpen in ihrem Hals stecken und ihn verschließen. Außer einem Nicken brachte sie nicht mehr viel zustande und drehte sich um, damit Vio den großen Rucksack über ihre Arme streifen konnte.
Sie nützte die Dämmerung und huschte von einem Baum zum andern, bis sie ganz in der Nähe des eisernen Tores war. Prüfend fühlte sie nach dem schweren, eisernen Schlüssel in ihrer Schürzentasche. Erst als sie sicher war, dass niemand aus dem Kloster sich in der Nähe befand, schlich sie sich zum Tor, versteckte sich aber selbst dort noch ein paar Momente vorsichtig hinter einem Banner, das die Kindergestalt gänzlich verdeckte. Wiederum lauschte sie angestrengt, dann huschte sie zu den Toren und drehte mit fieberhaften Bewegungen den Schlüssel herum. Leise knarrte das Schloss dabei.. Yanya erstarrte, das Geräusch erschien ihr so laut wie das Poltern von herabfallenden Steinen. Doch im Vorhof des Klosters regte sich nichts außer dem Pferd, das gemächlich in dem Pferch auf und ab trabte, und den Störenfried nicht sonderlich beachtete.
Das Mädchen zog die Tore wieder ins Schloss und drückte sich mit den Schultern gegen die Mauern, um daran entlang bis zu einem Fenster zu rutschen, das nahe neben der Türe angebracht war, und in den Hof reichte. Langsam schob sie den zerzausten Lockenkopf in die Öffnung, nur so weit dass ihre Augen eben noch über den Rand des Fensters sahen. Was sie erblickte, ließ sie den Schopf hastig wieder zurückziehen.
Im eben aufgehenden Morgenlicht goss Bramor, den sie noch von früher kannte, als Vadrak zu ihnen gehört hatte, die Blumen in der Mitte des Hofes.

Viele Gedanken huschten durch Yanyas Kopf, aber nur einen davon fand sie recht brauchbar. Irgendwie musste sie hineingelangen, und wenn es ihr gelänge, Bramor herauszulocken, möglichst in den hinteren Teil des Vorhofes, würde sie durch die Türe schlüpfen können. Kurzerhand fingerte sie hastig in ihrem Beutel herum. Drei kleine, vertrocknete Winteräpfel befanden sich darin, die sich grandios eigneten zu diesem Zweck. Yani wartete, bis das Pferd hinüber zum Eisentor trabte und warf dann mit aller Kraft die Äpfel auf sein Hinterteil. Sie waren schon so klein und hart, hoffentlich würde es klappe... das Pferd wieherte empört und schnaubte, genau das was sie gewollt hatte!
Yani biss die Zähne zusammen und hockte sich hinter eine große Kiste, in der, wie sie wusste, allerhand für den Gebrauch mit Pferden verstaut war.
Ein Lichtschein drang erst durch die Fenster und schließlich durch die Tür, als Bramor, mit einem sehr missmutigen und misstrauischen Blick hinüberschritt zu den Toren, um sich aus der Nähe anzusehen, was das Tier so nervös gemacht hatte.
Als die Fackel und mit ihr das Licht zur Türe drang, war Yanya schon unter Anstrengung, keinen Laut zu verursachen, durch diese geschlüpft und hastete, mit dem Rücken an die Wand gepresst, zum rechten Flügel.

Sie kannte den Flügel noch von den Zeiten, in denen sie im Kloster geschlafen hatte, der Schlafsaal hatte sich dort befunden, und wenn sie sich richtig erinnerte, waren auch Kisten dort gestanden, große, eiserne, gerade so wie diese, die auch in der Kammer zuhause stand und an der sie unzählige Male geübt hatte, den Deckel in die Höhe zu stemmen. In Kisten war immer etwas wertvolles verborgen, denn sonst könnte man die Dinge ja auch offen liegen lassen, so hatte Vio ihr das beigebracht, und es schien ihr auch durchaus einleuchtend.
Melisandra Caron ist offline  
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Alt 31.07.2003, 21:25
#70
Vadrak Larthay
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Seit dem Vorkommnis mit der Schlinge war Aramil wie verwandelt. Er schien nun Respekt zu haben vor Vadrak. Auch bekam Vadrak reichlich zu essen und zu trinken, wobei Aramil bereitwillig von allen Dingen kostete, um Vadrak zu beweisen, daß er sich auf das Wort des Assassinen verlassen konnte und die Nahrungsmittel keine unangenehmen Überraschungen mehr enthielten. Doch war Vadrak sich völlig darüber im Klaren, daß auch dieser neugewonnene Respekt Aramil nicht daran hindern würde, ihn zu töten, sollte der Assassine dies für nötig befinden. Dennoch waren die Fronten zwischen beiden Männern nun abgesteckt. Jeder von beiden wußte, woran er bei seinem Gegenüber war, konnte seine Reaktionen einschätzen. Vieles stand zwischen ihnen und doch waren sich beide bis zu einem gewissen Grade recht ähnlich. Dies weckte Neugier. Und so kam es, daß sich beide interessiert über Vergangenheit und Zukunft unterhielten, als Vior'la den ersten Teil des Goldes brachte.

Vadrak erkannte gleich im ersten Moment, daß Vior'la sich völlig verausgabt hatte. Sie war am Ende ihrer Kräfte, schien nicht zu ruhen und nicht zu essen, damit er endlich frei käme. Wie erbärmlich mußte er aussehen, daß sie nicht mehr in der Lage war, an sich und das ungeborene Kind zu denken? Er wußte nicht, wie er ihre mitleidigen Blicke ertragen sollte - ihre Blicke, die seine mühsam aufrecht erhaltenen Mauern zu durchdringen und zum Einsturz zu bringen drohten, die seine Seele ebenso wund rieben wie die Fesseln seine Handgelenke, weil er sich selbst in ihnen Augen spiegelte: elend, jämmerlich, hilflos.

Kein Auge hatte er zugetan in der Nacht zuvor. Zuerst war es seine Sorge um Vio gewesen, die ihn am Einschlafen hinderte, und als ihn die Müdigkeit schließlich doch übermannt hatte, war er wieder und wieder zitternd und schweißnaß aus einem Alptraum hochgeschreckt, in dem er qualvoll zu ersticken glaubte. Wie zweifelsohne von Aramil beabsichtigt, hatte die Schlinge ihre Spur nicht nur auf Vadraks Haut hinterlassen. Diese uneingestandene Angst, diese Schwäche, die er kaum sich selbst gegenüber zugeben konnte, versuchte er, tief in sich zu begraben. Nie würde ein Wort darüber über seine Lippen kommen.

Stumm verachtete er sich selbst, als er in Vios Augen sah, in denen so viele ungeweinte Tränen glänzten.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (31.07.2003 um 22:24 Uhr).
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Alt 06.08.2003, 19:20
#71
Vadrak Larthay
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Die Tage seiner Gefangenschaft zogen sich dahin. Schon längst hatte Vadrak jedes Zeitgefühl verloren, war doch das einzige Licht, das er zu Gesicht bekam, der matte Schein von Kerzen oder Laternen. Aramil, der derjenige war, der ihn am häufigsten besuchte, behandelte ihn seit geraumer Zeit mit der Art von respektvollen Höflichkeit, die man einem ebenbürtigen Feind entgegenbringt. Von den übrigen Ganoven bekam Vadrak nicht viel zu sehen. Eigentlich konnte er nicht klagen: Das Bett war weich, Essen und Trinken reichlich, die Kerzen in seiner Zelle wurden regelmäßig ersetzt, ebenso wie das Lampenöl. Wären die Fesseln nicht gewesen, die Tür unverschlossen und der Zimmerboden nicht mit diversen zerbrochenen und breitgetretenen Gegenständen sowie Überresten diverser Kampfhandlungen verunziert gewesen, hätte man meinen können, er befinde sich in einer respektablen Herberge.

Vadrak blickte sich ruhig im Zimmer um: vieles hier hätte er ohne Schwierigkeiten als Waffe einsetzen können: Kerze, Laterne, Tischbeine, Bettlaken. Er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, stets in einem unbeobachteten Moment seine Armmuskeln anzuspannen, kurz bevor er gefesselt wurde, so daß er sich auch seiner Fesseln mit Leichtigkeit hätte entledigen können. Mehrfach schon hatte er mit dem Gedanken gespielt, einen Ausbruchsversuch zu wagen, ja so manchen Kampf hatte er eigentlich eher "spielerisch" begonnen, vor allem zu Anfang seiner Gefangenschaft, als er auch noch durch Provokation versucht hatte, einen raschen und schmerzlosen Tod zu erreichen. Doch seitdem er erkannt hatte, daß Aramil durchaus über einen gewissen Sinn für Ehre verfügte und es tatsächlich eine reelle Chance dafür gab, hier heil wieder herauszukommen, hatte er diese Mätzchen unterlassen und sich eher darauf konzentriert, sein provozierendes Verhalten nur sehr dosiert und vorsichtig einzusetzen, um möglichst viele Informationen zu sammeln. Was gewönne er, befreite er seine Hände und fertigte sich aus einem der Tischbeine einen Knüppel? Die Tür wäre nach wie vor verschlossen, er müßte also zunächst einen der Ganoven überwältigen, um an die Schlüssel zu gelangen. Aramil war dazu zu vorsichtig. Asarea würde er unter allen Umständen aus allem heraushalten, sie käme also für einen solchen Fluchtversuch gar nicht in Betracht. Blieb Erlans "Bruder", denn ein anderer hatte bislang Vadraks Zelle noch nie allein betreten. "Erlans Bruder wäre einen Versuch wert," dachte Vadrak bei sich und fuhr fort, seine Fesseln zu lockern. Auch aß und trank Vadrak, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Im Augenblick bekam er zwar meist ein- oder sogar zweimal am Tag zu essen und zu trinken, wobei es ihn amüsierte, daß Aramil so bereitwillig bewies, daß die Nahrungsmittel frei von Gift waren, doch niemand wußte, ob die Ganoven nicht ihre Strategie plötzlich änderten.

Sogar einen Brief hatte er an Vio schreiben dürfen. Vadrak hatte nicht gezögert und war auch nicht um Worte verlegen. Er schrieb ihr von seiner Liebe zu ihr und bat sie, sie möge sich an seinen Rat halten. Er war sich sicher, daß sie wüßte, was gemeint war. Erindor war ein kluger und verläßlicher Mann. Vadrak zauderte keinen Augenblick, sein Leben in Erindors Hand zu legen. Vadrak hoffte, sein Freund werde diese einmalige Chance, Vadrak als "Beute" und Lockvogel für die "Schwarzen Lämmer" zu wissen, ergreifen und auf die eine oder andere Weise herausfinden, wo das Versteck dieser Ganoven lag. Vadrak wußte, daß Vio oft unvorsichtig war, so daß die Wahrscheinlichkeit recht groß war, daß Erindor ihr zum Versteck würde folgen können. Danach wäre es eine Kleinigkeit, die Garde zu informieren und das Versteck zu stürmen. Das war vor... nun, schätzungsweise vor einem oder zwei, längstens drei Tagen gewesen. Vio hatte sich tatsächlich mit Erindor getroffen, wie es schien, und einen Teil des Goldes erhalten, den sie sofort zum Unterschlupf der "Schwarzen Lämmer" gebracht hatte. Erindor hatte ihr jedoch nicht die gesamte Summe ausgehändigt. "Klug von ihm," dachte Vadrak mit einer gewissen Zufriedenheit, die seine Lebensgeister wieder weckte und ihn aus seinen quälerischen Grübeleien riß. Wenn Erindor es geschickt angestellt hatte, hatte er Vio den Rest der Summe in Aussicht gestellt und alles für eine Verfolgung arrangiert. Ein Grund mehr, sich bereit zu halten. Sollten tatsächlich Gardisten das Versteck stürmen, konnte er beim ersten Anzeichen von Kampflärm seine Hände befreien und sich bewaffnen.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (06.08.2003 um 20:57 Uhr).
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Alt 07.08.2003, 19:54
#72
Vadrak Larthay
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Die Zeit dehnte sich unerbittlich auf beinahe groteske Art und Weise, bis sie so verzerrt und angespannt war, daß Vadrak glaubte, es nicht länger ertragen zu können: Schmerz, sengender, verzehrender, weißglühender Schmerz, der sich langsam, so quälend langsam, in ihn hinein fraß, tiefer und tiefer. Der Gestank nach verschmortem Fleisch kroch allmählich beißend und bedrohlich durch die abgestandene Luft. Dennoch hielten seine Mauern stand. Noch. Wie lange noch?

"Verdammter, elender, hohlköpfiger, überheblicher Narr," schalt er in Gedanken sich selbst. Jeden einzelnen Augenblick des Schmerzes hatte er sich mehr als redlich verdient. Wie konnte man nur so erbärmlich dumm sein? Er hätte sehen müssen, daß er diesen hitzköpfigen jungen Bastard zu weit trieb, so weit, daß ihm, Vadrak, die Kontrolle über die Situation entglitt. Dieser jähzornige Kerl, der sich schon vor ein paar Tagen so schnell hatte verunsichern lassen, daß er Aramil mit Namen ansprach und den Namen eines weiteren Bandenmitglieds preisgab, hatte vergeblich versucht, Vadrak einzuschüchtern. Doch bei einem Duell mit Worten befand sich Vadrak sozusagen auf heimatlichem Boden. Er genoß diese Art von Auseinandersetzung geradezu, durchschaute leere Drohungen mühelos, erkannte rasch jede Unsicherheit in der Wortwahl seines Gegenübers und wandelte sie zu seinem eigenen Vorteil, ließ sich nicht ohne Weiteres bluffen, ließ keine Finte ungenutzt. Die Schärfe seiner Zunge stand der seines Schwertes in keiner Weise nach. Vadrak hatte sich einen Spaß daraus gemacht, den Spieß umzudrehen und die ungeschickten Drohungen Erlans Bruders ins Lächerliche zu ziehen, bis, ja bis er den Bogen überspannt hatte und die Lage völlig unnötig seiner Kontrolle entglitt und lebensgefährlich eskalierte.

Eine neue Woge des Schmerzes strömte durch Vadraks Körper und brandete gegen die Mauern seines Bewußtseins. Fest verschnürt lag er, an Händen und Füßen gefesselt, bäuchlings auf dem Bett, sein Gesicht zur Wand gedreht, die Augen fest geschlossen. Er versuchte, alle Wahrnehmungen, so gut es ging, auszuschalten und konzentrierte sich bewußt auf andere Dinge. Irgendwann fängen sie an, sich dabei zu langweilen und dann würden sie aufhören. Irgendwann.

Als diesem Mistkerl die Worte ausgingen, hatte er versucht, eine Fackel anzuzünden und wollte sie offensichtlich Vadrak ins Gesicht stoßen, war aber so unvorsichtig, sich in Reichweite von Vadraks Beinen zu begeben. Wie stets saßen Vadraks Handfesseln locker genug, so daß Vadrak seine Hände reflexartig befreien konnte. Sein Widersacher war recht erstaunt, denn er hatte scheinbar nicht mit ernstzunehmender Gegenwehr gerechnet. Ein kurzes Handgemenge entspann sich: Vadrak brach dem Kerl fast die Nase und dieser revanchierte sich mit einem Messerstich in Vadraks Oberschenkel und einem Schnitt, der wohl auf Vadraks Brust gezielt war, jedoch nur oberflächlich sein Gesicht streifte. Das Gift auf der Klinge ließ Vadrak einen kurzen Augenblick zusammensacken, doch reichte dieser Augenblick aus, damit der verdammte Bastard entwischen konnte. Vadrak fluchte leise. Nun hatte er zwar die Hände frei, doch humpelnd und blutend und ohne Schlüssel konnte er kaum an einen ernsthaften Fluchtversuch denken. War das wirklich nötig gewesen? Solche Fehler bezahlte man gewöhnlich mit dem Leben. Die Frage war: Wie reagierte Aramil, wenn er davon erfuhr?

Eine grobschlächtige Hand packte Vadraks Haare und riß seinen Kopf nach oben. Aus einem Reflex heraus öffnete er kurz die Augen, schloß sie aber sogleich wieder, nicht aus Angst, zu sehen, was ihn erwartete, sondern weil er seinen Peinigern nicht die Genugtuung schenken wollte, den Schmerz an seinen Augen ablesen zu können. Erneut biß sich der übelkeiterregende Gestank versengten Fleisches bis in sein Bewußtsein und in seinem Gefolge überrollte ihn eine Welle grellen Schmerzes. Erneut blieb die Zeit stehen, wurde der Augenblick so zäh wie Sirup und wollte nicht enden. Der schal-metallische Geschmack seines eigenen Blutes lenkte Vadraks Aufmerksamkeit wieder in andere Bahnen. Bewußt achtete er darauf, nicht weiter auf seine Unterlippe oder Zunge zu beißen - keinen Augenblick zu früh, denn der brutale Griff in seinem Haar löste sich ohne Vorwarnung und sein Kopf fiel mit dem Gesicht voran zurück auf die Pritsche. Rasch drehte Vadrak sich wieder der Wand zu.

Aramil war zum Glück vergleichsweise milde gestimmt gewesen. Sicher, zuerst hatte er damit gedroht, Vadrak sofort und Vio nach Übergabe des Goldes zu töten, doch hätte er dies nicht getan, wäre er unglaubwürdig gewesen. Dennoch war sich Vadrak nicht sicher, ob er die Vergeltung für das, was er getan hatte, überleben würde. Daran, daß es eine solche Abrechnung gäbe, zweifelte er keinen Augenblick. Vadrak hätte Erlans Bruder beinahe getötet. Ohne eine angemessene Rache hätte dieser sein Gesicht verloren. Blieb die Frage, wie weit diese Rache ginge. Nach einigem Wortgeplänkel stellte Aramil Vadrak vor die Wahl, sein Wort zu geben, sich freiwillig wieder fesseln zu lassen oder mit seinem und Vios Leben zu bezahlen. Rasch wägte Vadrak seine Chancen ab: Verletzt wie er war, konnte er nicht gegen mehr als einen Gegner aufkommen und selbst dies nur mit viel Glück und Glarons Beistand (von dem er genau wußte, daß er ihn nicht mehr hatte), ganz gleich, was er als Waffe benutzte. Keiner wäre so dumm, allein in seine Zelle zu kommen - sein Tod, und damit auch Vios, wäre so gewiß, wie das "So sei es" am Ende eines Gebetes. Ergab er sich, gab er damit jede Chance auf, jemals wieder einen Fluchtversuch vorbereiten zu können, denn sie würden ihn von jetzt an mit Sicherheit so fest verschnüren, daß er nicht einmal mehr den kleinen Finger bewegen könnte. Möglicherweise töteten sie ihn anschließend dennoch, doch dies war von Anfang an das Risiko gewesen. Ohne noch länger zu zögern, ergab er sich. Vadrak war dankbar, daß Aramil ihm überhaupt noch eine Wahl gelassen hatte.

Leises Zischen kündete von einer neuen Schmerzflut. Zum Glück war sein linkes Bein sowieso schon fast taub vor Schmerz durch den Messerstich von gestern.

Zum Glück. Zum Glück hatte Erlans Bruder sich scheinbar seine Rache selbst auswählen dürfen. Nachdem sie Vadrak roh und brutal zu Boden geworfen und an Armen und Beinen gefesselt hatten, verabschiedete sich Aramil unter einem Vorwand. Vadrak nahm dies mit zwiespältigen Gefühlen zur Kenntnis. Zum einen schätze er Aramils mäßigenden Einfluß auf Erlans Bruder, doch zum anderen wäre eine von Aramil ersonnene und durchgeführte "Bestrafung" mit Sicherheit wesentlich subtiler und wirkungsvoller als alles, was sich seine Untergebenen ausdenken mochten.

Wieder griff ein neuer Schmerz mit Macht nach seinem Bewußtsein. Absichtlich ließ Vadrak einen kleinen Teil davon bis in seine Seele vordringen, um anschließend seine Energien wieder zu sammeln und besser focussieren zu können. "Es ist nur Schmerz. Nichts Bleibendes. Nimm ihn an und laß ihn los." Die grelle Spitze des Schmerzes in Verbindung mit dem erneuten Gestank nach verschmortem Fleisch drohte für einen Augenblick, ihn zu überfluten, doch das Wissen, daß dieser schier unerträgliche Moment irgendwann zu einem dumpfen Schwelen im Hintergrund abebben würde, half ihm, weiter durchzuhalten. Nichts hier auf Erden währt ewig - auch nicht der Schmerz.

Diese Rache war ganz augenscheinlich die Rache Erlans Bruders. Sie war ebenso brutal wie tumb, allerdings gleichzeitig einfach und sicherlich sehr wirkungsvoll gegen Leute, die nicht in der Kunst des Krieges geschult waren. Aramils Rache hätte sicherlich anders ausgesehen. Vadrak schauderte allein beim Gedanken an die Schlinge und wie sich das eine mit dem anderen hätte verbinden lassen. Gut, daß es nur Erlans Bruder war. Dies hier würde ihn zwar auch für eine Weile schachmatt setzen, doch wenn er es erst überstanden hatte, wäre es auch wirklich vorbei. Es betraf nur den Körper und das Jetzt und Hier, nichts davon bliebe auf Dauer zurück oder würde ihn in seinen Träumen heimsuchen. Sicherlich hatte Aramil genaue Instruktionen erlassen, wie weit seine Handlanger gehen durften. Keine deutlich sichtbaren Wunden schien eine der Vorgaben zu sein, nun, auch auf seiner Seele hinterließe dies keine Narben.

Doch die flüchtige Erinnerung an die Sache mit der Schlinge hatte ausgereicht, um Vadraks innere Abwehr kurz aus dem Gleichgewicht zu bringen, so daß ihn die nächste Woge beinahe unvorbereitet traf und er einen unterdrückten Aufschrei nicht verhindern konnte. Doch hatte er sich schnell wieder in der Gewalt. Natürlich triumphierten seine beiden Peiniger, wie nicht anders zu erwarten. Rasch überwandt Vadrak seine Wut, bevor sie ihm gefährlich werden konnte. Es war geschehen, es war nicht mehr zu ändern, es war egal. Scheinbar war es das gewesen, worauf seine beiden "Freunde" gewartet hatten, denn feixend und spottend ließ Erlans Bruder nun einige Tropfen aus einem kleinen Fläschchen tropfen, was den brennenden Schmerz noch einmal aufs dämonischste auflodern ließ, dann verließen sie die Zelle.
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Alt 07.08.2003, 19:55
#73
Vadrak Larthay
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Als das tosende Inferno allmählich in ein hintergründiges schwelendes Pochen überging und er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, registrierte Vadrak dankbar, daß er allein war. Solange er still lag und sich nicht bewegte, war alles erträglich. Erleichtert leistete sich Vadrak den Luxus, leise zu stöhnen und preßte seine schweißnasse Stirn gegen die kühle Wand. In dieser Stellung verharrte er und sah auch nicht auf, als er erneut das Klappern der Schlüssel vernahm und den leichten Schritt einer Frau hörte. Es dauerte geraume Zeit, bis ihre leisen Worte den Weg in sein Bewußtsein fanden: "Ihr schlaft?" War das Asarea? Es schien ihm nicht wichtig genug, um den Kopf zu heben. "Nein." Seine Stimme war rauh und heiser, fast hätte er sie selbst nicht erkannt. "Ich sollte nach Euch sehen," erklang die sanfte Stimme erneut. "Gut, nun habt Ihr Eure Aufgabe erfüllt und könnt wieder gehen," entgegnete Vadrak leise. Beinahe rücksichtsvoll erkundigte sie sich: "Ihr möchtet keine Gesellschaft?" - Zur Hölle mit ihr: nein, wollte er nicht! Als er sich sicher war, seine Stimme in der Gewalt zu haben, gab er leise, doch mit unverkennbarem Spott zurück: "Verzeiht, doch meine letzte Gesellschaft hat mich ein wenig beansprucht." Er hörte, wie die Frau abfällig ausspuckte und die Zelle verließ. Nein, es war nicht Asarea gewesen.

Vadrak veränderte probeweise ein wenig seine Stellung. Sofort durchschoß ihn ein auflodernder Schmerz. Also verharrte er lieber, ohne eine weitere Bewegung zu riskieren. Schier endlos dehnte sich die Zeit. Wie lange er so vor sich hingedämmert hatte, wußte er nicht abzuschätzen, auch nicht, wie lange Aramil ihn schon beobachtete. Erst Aramils kühle, ruhige Stimme riß ihn zurück in die Gegenwart: "Möchtet Ihr etwas zu essen oder zu trinken?" Es dauerte eine ganze Weile, bis Vadrak registrierte, daß er gemeint war. "Nein." Seine Stimme war kaum mehr, als ein heiseres Flüstern. Langes Schweigen folgte, während Aramil seinen Blick mißtrauisch und prüfend über Vadraks zusammengekrümmte Gestalt wandern ließ. Nicht lange, und seine Augen hatten gefunden, was er suchte. Leise fluchend trat er ein wenig dichter heran. Rasch befreite er Vadrak mit kundigen und geschickten Handgriffen. Nur einmal geriet er für einen Moment ins Stocken, als er Schwierigkeiten hatte, noch Platz für seine Finger zu finden.

Beinahe unschuldig schimmerten die gut spannenlangen Nadeln im flackernden Licht der rußenden Kerze, als sie endlich nebeneinander auf dem Tischchen lagen.
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Alt 08.08.2003, 11:24
#74
Vior'la Lyth
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Langsam glitt Vior'las tiefgrüner Blick die Decke ihres Zimmers entlang.

Die Bettdecke hob und senkte sich neben ihr beruhigend langsam.
Wie süß Yanya im Schlaf doch aussah... Im Schlaf war sie immer noch ein kleines Mädchen... ihre Locken lagen wild auf dem Kopfkissen verstreut, ihre Wangen waren von scheinbar schönen Träumen ganz rosig, ihre Lider waren ruhig geschlossen und nur einige Male zuckten sie ein wenig.
Ihr Knöchel schien schon gut verheilt zu sein. Die Salbe die der Heiler Vio gegeben hatte, schien eine recht gute Wirkung zu haben.
Yanya humplete mit der Bandage nur noch ein wenig.

Langsam strich Vio Yanya eine gelockte Strähne aus dem Gesicht und drehte sich langsam auf die Seite.
Seit dem sie den Babybauch hat, schläft sie nicht mehr auf dem Bauch... obwohl sie es so sehr liebt... aber sie hat angst irgendetwas kaput zu machen.

"Vadrak..." hauchte sie leise in den leeren Raum hinein und schaute auf den edlen Teppich, der Vadrak sonst immer als Ersatz für eine Matte diente.
Er war fort... es war klar, dass er fort gehen würde.... Vior'la wusste, dass es vielleicht sogar falsch gewesen war, Vadrak zu sagen, woher sie all das Gold hatte.

Aber... sie hatte ihn in all den Sommern zuvor eigentlich nur belogen... und nun bekam sie es nicht mehr über ihr Herz ihn auch nur irgendetwas vorzulügen.
Also hatte sie ihm alles erzählt... das von Erindor... das mit dem Kloster... das mit Yanya...
Und nun war er fort...um die Schulden zu begleichen...

Tz,.... diese Glaronsleute haben genug von diesem alten Buchzeugs... sie werden solches schon entbehren können... sicherlich haben sie es noch nicht einmal bemerkt... So verstaubt wie die alten Bücher waren....
Ganz ruhig.... Vior'la regte sich schon wieder auf.
In letzter Zeit war sie entweder sauer..oder aber traurig... einen Zwischenzustand gab es kaum noch...
es sei denn Yanya lächelt sie mit ihren kirschfarbenden Lippen an...

Yanya war Vior'las kleiner Sonnenschein.... und für solches war sie der kleinen sehr dankbar...!
Wer weiß... wo Vio jetzt währe... währe da nicht immer die kleine Yanya gewesen und hätte sie tröstend in den Arm genommen....

Vio hatte doch sonst keinen... nur Yanya und Vadrak... und Vadrak drohte sie zu verlassen für immer... und solches durch die Hand, der Personen denen sie ihr Leben anvertrauen würde... ach, es war alles so furchtbar gewesen...
aber....

ja,
sie hatte es geschafft..... sie hatte es geschafft innerhalb kürzester Zeit irgendwie 50 000 Goldmünzen aufzutreiben.

Fast stolz lächelte Vior'la bei solchem Gedanken.
Sie hatte in der Zeit der Bruderschaft also doch gelernt... sich einiges abgeschaut... und solches dann auch noch an Yanya vermitteln können....
ja, Vior'la würde fast von sich behaupten, sie seie eine gute Lehrerin des Stehlens.
Aber eine weitere Chance, dieses unter Beweis zu stellen, würde es mit Sicherheit nicht geben....

Langsam wich das Lächeln auf ihren wohlgeformten Lippen und ihre Augen schienen voller Sehnsucht.

So sehr sie Aramil.... und Rakos für all das auch..."hasste", so sehr liebte sie vor allem die beiden noch.
So schwer ihr jeder Gang in das geheime Versteck auch immer gefallen ist... irgendwo im Herzen freute sie sich auch immer wieder, in die Augen der beiden Männer sehen zu dürfen.

Ja, sie träumte gar manchmal von den alten Zeiten wo sie lachend im Gemeinschaftsraum saßen und irendeinen Unsinn bei einem guten Wein geredet haben...
aber das waren verlorene Zeiten... es kam ihr schon ewig lang her vor...

Trotzdem nahm sie sich vor... ihre alte Familie in Zukunft vielleicht noch einmal zu besuchen... ohne solch abscheulichen Grund... einfach, weil sie sich sehnte... und sie das Gefühl hatte, sie mochten sie auch... und freuten sich vielleicht gar über ihre Anwesenheit... sie hoffte nur, solches war kein Gegaukel ihrer Gefühle gewesen.

Vadrak war fort.... aber er würde sicherlich bald wiederkommen. Nur irgendwie wusste Vio nicht, ob sie sich freuen sollte....

nachdem er frei gekommen ist und die beiden zu hause waren, hat er sie abermals so seltsam angesehen.
Ohne Zweifel stand Liebe in seinem Blick...all das, was sie aus seinen braunen Augen kannte...
aber da...ganz tief hinten war irgendetwas was sie nicht kannte. Und solches ließ ihr die Nackenhaare aufsträuben.
Es war irgendwo..verschlossen.... glatt... und traurig...

Ein leiser Seufzer hallte durch den Raum und Vior'la erhob sich langsam, dadrauf bedacht, Yanya nicht aufzudecken und ging in die Küche hinab.
In letzter Zeit hatte sie nachts hunger... hunger auf Äpfel..ja, sie hatte das Gefühl sie könne sich von Äpfeln ernähren.

Jarod Celduin... scheinbar ein alter Freund von Vadrak.....
Ein Lächeln huschte über Vios Lippen...
es ist seltsam wie das Schicksal Menschen zusammenschweißt. Scheinbar noch vor wenigen Sommern, hätte dieser Herr Celduin Vior'la in den Kärker sperren lassen... sie gehasst, da sie eine wie Rikonia ist...oder eher war.
Und nun...?
Nun saßen die beidne zusammen am Sand vom Strand Britains und redeten... redeten über ihre Gefühle... Ängste, ja, gar über die Vergangenheit.

Vior'la verstand, warum Vadrak diesen Mann "Freund" nannte... er schien warlich einer... derer zu sein, den man trauen könnte.... so wie Vior'la Aramil traute... was Vadrak wiederum mit Sicherheit nicht verstehen könnte.

Vio wusste, wie Aramil und die anderen mit Gefangenen umgingen...
sie selbst war Monate eine Gefangene... aber mit ihr sind sie anders umgegangen...
Aber Vadrak....
wie oft hat Aramil sich herbeigesehnt Vadrak endlich töten zu können...und auch Rakos schien diesen Wunsch zu besitzen... sicherlich haben sie ihm so einiges angetan....
Vior'la selbst war nie dabei gewesen, wenn einer der Gefangen "gequält" wurde... aber sie hat die Schreie vernommen...
ob Vadrak wohl geschrien hat? Ob er wohl geweint hat.... hat er an sie gedacht...vielleicht gar gedacht, dass sie eine von denen war und früher bei solchem mitwirkte....!?

Vior'la schüttelte den Gedanken ab...
aber es wäre eine Möglichkeit, warum in Vadraks Blick etwas Seltsames war....

Vielleicht würde sie ihn einfach mal drauf ansprechen...
wenn er nur endlich wiederkommen würde.... ihr Herz sehnte sich so sehr nach seinem......
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Alt 08.08.2003, 16:55
#75
Vadrak Larthay
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Abermals hatte Vadrak nicht gut geschlafen. Zum einen gaben sich diese Bastarde alle Mühe, ihn nicht zur Ruhe kommen zu lassen, indem sie in unregelmäßigen Abständen seine Zelle betraten und mit ihm "plauderten", zum anderen fiel es ihm schwer, überhaupt einzuschlafen, weil er an Händen und Füßen gefesselt nur schwer eine halbwegs gemütliche Schlafposition finden konnte. Dazu kamen seine Sorgen um Vio. War er dann letztendlich doch eingenickt, schreckte er ständig hoch, weil er wieder die Schlinge um seinen Hals zu spüren glaubte.

Als Vadrak erneut aufschreckte, stand Aramil lässig an die gegenüberliegende Wand gelehnt, wie es seine Art war und beobachtete ihn aufmerksam. "Schlechte Träume, Frömmler?" fragte der Assassine mit gutmütigem Spott. Vadrak hob den Kopf, setzte sich etwas umständlich auf und erwiderte mit gewohntem Sarkasmus: "Mhh - eher das Gefühl, daß ein Halsabschneider neben meinem Bett stehen könnte." Der Assassine lachte. "Ja, Frömmler, Ihr werdet unvorsichtiger," bemerkte er leichthin, "vor Kurzem noch hättet Ihr meine Schritte schon VOR der Tür gehört." Vadrak ließ sich nicht aus der Reserve locken. "Ja, mag sein." antwortete er gleichmütig. "Nun, wie dem auch sei," fuhr Aramil fort, "ich hoffte, wir könnten diese Sachen heute beenden, aber wir haben schon wieder längere Zeit nichts mehr von Vio gehört." Vadrak runzelte ein wenig die Stirn, und seine Augen verengten sich, als er den Assassinen abschätzend musterte. "Doch sorgt Euch nicht zu sehr um sie," knüpfte Aramil an, "denn wir haben auch nichts davon gehört, daß man sie in Gewahrsam genommen hätte." - "Nun, ich denke kaum, daß Ihr Kenntnis davon hättet, wenn die Templer sie festgesetzt hätten," wandte Vadrak mit ruhiger Stimme ein, "denn ohne Euer Nachrichtennetz beleidigen zu wollen: Was hinter den Klostermauern geschieht, wird Euch sicherlich verborgen bleiben." - "So? Denkt Ihr?" Aramil schmunzelte. "Nein, ich denke, wir hätten auch davon gehört." Vadrak blickte ihn zweifelnd an, nickte dann jedoch nach einer Weile: "Möget Ihr Recht haben."

Nach einem Augenblick des Schweigens nahm Aramil das Thema wieder auf: "Ja, ich gebe zu, ich bin ein wenig beunruhigt. Aber sollten die Templer sie aufgegriffen haben, werde ich davon hören, wenn auch vielleicht nicht so schnell, wie es wünschenswert wäre." Nachdenklich blickte er auf Vadrak, dem seine zunehmende Besorgnis ins Gesicht geschrieben stand und fuhr fort: "Wie würden die Templer denn vorgehen, wenn sie Vio gefangen hätten?" - Vadrak zog die Brauen ein wenig zusammen und antwortete sachlich: "Nun, ich denke, man würde sie zunächst einsperren und sobald wie möglich der Inquisition übergeben." - "Hm," Aramil nickte, "die Inquisition - das hatte ich befürchtet. Gibt es einen Kerker im Kloster?" - "Nein," entgegnete Vadrak, "aber es gibt genügend Räume, in denen es möglich wäre, jemanden sicher zu verwahren." Abwägend wiegte der Assassine den Kopf: "Gibt es einen Raum, der dafür üblicherweise benutzt wird?" Vadrak betrachtete ihn wachsam, erwiderte aber wahrheitsgemäß: "Nein, dergleichen ist bislang noch nicht vorgekommen." Aramil nickte nachdenklich. "Hoffen wir, daß das noch immer so ist," entgegnete er schließlich mit einem Augenzwinkern. Vadrak setzte zu einer Erwiderung an, überlegte es sich dann allerdings anders und schwieg. - "Aber sollte tatsächlich das Schlimmste eingetreten sein," fuhr Aramil nun wieder ernst fort, "werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um sie dort wieder herauszuholen." Vadrak nickte, doch war sein Zweifel nicht zu übersehen. "Ich sagte doch, ich mag sie," erklärte Aramil mit einem leichten Schmunzeln. Der ehemalige Templer musterte den Assassinen ausdruckslos: "DARAN zweifle ich auch nicht," wandte er ruhig ein. Aramil hob eine Braue: "So? Woran zweifelt Ihr dann?" - "An Eurem Erfolg," erwiderte Vadrak knapp. Wütend zogen sich Aramils Brauen zusammen, doch fing er sich rasch: "Ihr kennt uns eben nicht gut genug, Frömmler," entgegnete er herablassend. "Das Kloster ist nicht des Herzogs Kerker," konterte Vadrak, "die Menschen dort arbeiten nicht für Gold, sondern aus Glauben und innerer Überzeugung. Sie kennen und verstehen sich und können sich aufeinander verlassen." Aramil schmunzelte überheblich, doch Vadrak fuhr unbeeindruckt fort: "Ohne an Eurer Ehre kratzen zu wollen: Ich bezweifle, daß es Euch möglich wäre, jemanden dort herauszuholen. Vermutlich würdet Ihr eher Euer Leben bei dem Versuch lassen." Gleichmütig zuckte Aramil die Schultern und antwortete augenzwinkernd: "Nun, vielleicht haben wir ja bald Gelegenheit, es herauszufinden." - "Gebe Glaron, daß es nicht nötig sein wird," entgegnete Vadrak mit ernstem Gesicht.
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