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Alt 08.08.2003, 18:33
#76
Vadrak Larthay
Reisender
 
Registriert seit: 17 Feb 2002
Beiträge: 182
Wieder war es Aramil, der mit Wasser und reichlich zu essen seine Zelle betrat. Vadrak beobachtete ihn, wie er geschickt in der Linken das Tablett balancierte, während er mit der Rechten von innen abschloß.

Nachdem er das Tablett auf dem Tisch neben Vadraks Bett abgestellt hatte, verkündete Aramil: "Ich werde Eure Handfesseln lösen, damit Ihr besser essen könnt." Vadrak nickte dankend. Mit ruhiger Stimme fuhr der Assassine fort: "Ich vertraue darauf, daß Ihr Vio genug liebt, um keine Mätzchen zu machen." Elegant ließ er seinen verzierten Dolch aus dem Ärmel gleiten. "Nun," antwortete Vadrak, "ich gebe Euch auch gern mein Wort, daß ich Euch nicht angreifen werde." - "Das macht es tatsächlich angenehmer für mich," entgegnete Aramil und durchtrennte Vadraks Handfesseln. Während Vadrak sich vorsichtig seine aufgeschürften und geschwollenen Handgelenke rieb, registrierte er amüsiert und mit innerer Befriedigung, daß der Assassine sich so rasch wie möglich wieder aus seinem Aktionsradius entfernte. Da Aramil den ehemaligen Templer nicht aus den Augen ließ, war ihm auch der Zustand seiner Handgelenke nicht engangen. Nachdenklich schritt er zur Tür: "Ihr entschuldigt mich einen Moment, ich habe ja Euer Wort." Vadrak nickte.

Als Aramil zurückkehrte, trug er eine Schüssel mit Wasser, einen sauberen Lappen und mehrere Binden. Beide Männer beäugten sich mißtrauisch. Dann stellte der Assassine die Schüssel ab, schob sie mit dem Fuß in Vadraks Reichweite und warf ihm den Lappen mit den Worten zu: "Wascht Euch, wenn Ihr mögt." Geschickt fing Vadrak den Lappen auf und begann dankbar, sich Gesicht und Hände zu waschen, sowie seine Wunden zu reinigen. Aramil blickte sich mißmutig in der verdreckten Zelle um, seine Augen verharrten auf den eingetrockneten Blutflecken auf Wänden und Boden. "Kein sehr sauberer Ort. Ich hatte gedacht, Templer wären reinlicher," spöttelte er. Vadrak, der ihn aus den Augenwinkeln beobachtet hatte, hielt in der Bewegung inne und entgegnete mit einer gewissen Zufriedenheit: "Nicht alles mein Blut." Der Assassine nickte: "Darauf wette ich." - "Nun," fuhr Vadrak fort, "gewöhnlich ist unsere Gesellschaft weniger gewaltätig." Aramil schmunzelte und verfolgte aufmerksam, wie Vadrak den blutverkrusteten Stoffstreifen von seinem linken Oberschenkel entfernte, den Schnitt in der Hose durch Reißen etwas vergrößerte und auch diese Wunde sorgsam reinigte. Anschließend deutete Vadrak mit einer einladenden Geste auf das Tablett und beobachtete wachsam, wie Aramil von allem aß und trank. Zufrieden machte Vadrak sich anschließend über das Mahl her.

Als er seine Mahlzeit beendet hatte, warf Aramil ihm einige saubere Binden zu: "Ich denke, Ihr habt genügend Erfahrung darin, Euch selbst zu verbinden." Vadrak warf ruhig ein: "Eure Fesseln werden möglicherweise nicht mehr so stramm sitzen, wie Ihr es gern hättet, wenn ich meine Handgelenke verbinde." Etwas amüsiert antwortete Aramil: "Ihr habt doch bereits zur Genüge bewiesen, daß Ihr auch so Eure Fesseln lockern könnt. Also, was solls?" und zuckte gleichgültig die Achseln. Vadrak konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Rasch wickelte er einen Verband um den linken Oberschenkel und bandagierte sich dann etwas ungeschickt die Handgelenke. Aramil ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Als Vadrak fertig war und den Assassinen ruhig und abwartend ansah, näherte sich dieser mit äußerster Vorsicht und angespannten Bewegungen. Vadrak blieb regungslos sitzen und ließ sich ohne Gegenwehr erneut Fesseln anlegen.

"Ich hoffe, Ihr unternehmt keine unnützen Fluchtversuche mehr," bemerkte Aramil. "Nicht, solange niemand versucht, mir eine brennende Fackel ins Gesicht zu stoßen." entgegnete Vadrak mit ruhiger Stimme. "So - das hat er also getan," sinnierte der Assassine. Vadrak nickte und fuhr fort: "Zu seinem Pech stand er direkt vor meinem Bein, das verständlicherweise zuckte." Aramil brach in schallendes Gelächter aus. "Vielleicht sollten wir Euch doch hier behalten. Ich glaube, Ihr seid ein guter Lehrer," brachte er schließlich, noch immer lachend, hervor. Mit gespieltem Bedauern schüttelte Vadrak den Kopf: "Danke für die Blumen. Ich bleibe lieber beim Chevallier Shalmaire und bilde Eure Gegner aus."

Einige Stunden später erschien Aramil erneut mit einem wassergefüllten Krug und einer Phiole in den Händen. Mißtrauisch musterte Vadrak, wie der Assassine beides auf den Tisch stellte. "Ich habe gute Nachrichten für Euch," sagte Aramil ernst, "Ihr werdet keine Nacht mehr hier verbringen." Vadrak ließ die Hände seines Gegenübers nicht aus den Augen. "Diesmal...," redete der Assassine im Plauderton weiter, öffnete die Phiole und ließ 3 Tropfen daraus in den Krug fallen: "...werde ich nicht vorkosten - aus offensichtlichen Gründen." Vadrak nickte unbeeindruckt. "Eure Schuld ist beglichen," fuhr Aramil fort, "mein Wort darauf. Sobald ihr betäubt seid, legen wir Euch an einem sicheren Ort ab. Sagt Euch das zu?" Ausdruckslos musterte Vadrak sein Gegenüber. Der allesentscheidende Moment war gekommen. Sollte der Assassine lügen, wäre Vadrak in wenigen Augenblicken tot und nach ihm würde Vio sterben. "Ersparen wir uns doch unangenehme Abschiedsszenen," schlug Aramil lächelnd vor, "ich hoffe, Ihr trinkt freiwillig?" Sagte der Assassine die Wahrheit, wäre Vadrak beim Aufwachen frei, löge er jedoch, dann erführe er ohnehin nichts mehr davon. Vadrak nickte zustimmend. Aramil musterte ihn interessiert: "Ich habe Euer Wort?" - "Ja, ich gebe Euch mein Wort darauf," antwortete Vadrak mit Gelassenheit. Aramil trat vorsichtig auf ihn zu. Ohne daß eine Bewegung sichtbar gewesen wäre, hielt er plötzlich seinen verzierten Dolch in der Hand und zertrennte Vadraks Handfesseln. Dieser griff ungerührt und mit ruhiger Hand nach dem Becher, prostete Aramil damit zu: "Mögen sich unsere Wege niemals wieder kreuzen." Dann leerte er den Becher in einem Zug, stellte ihn ordentlich zurück auf den Tisch und legte sich gemächlich aufs Bett. Aramil beobachtete Vadrak wachsam und redete im Plauderton weiter auf ihn ein, während Vadrak zunehmend Schwierigkeiten hatte, sich zu konzentrieren und die Augen offenzuhalten. Die Wände der Zelle begannen sich zu drehen und die Welt wurde schwarz, noch während Vadrak überlegte, was geschähe, wenn er in wenigen Augenblicken seinem Schöpfer gegenübertreten und sich für seine Taten rechtfertigen müßte.
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Alt 11.08.2003, 15:32
#77
Melisandra Caron
Reisender
 
Registriert seit: 09 Apr 2002
Beiträge: 55
II


Niemand folgte ihr, der Hof lag ruhig im Dämmerlicht des Morgens als sie hinüberschlich zum Schlafsaal und durch die Holztür schlüpfte. Atemlos lehnte sie sich an diese, als sie endlich in relativer Sicherheit war und wagte zum erstenmal wieder, laut und erleichtert auszuatmen. Fenster ragten auf den Hof hinauf, und um nicht durch einen dummen Zufall doch jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Sie wusste, dass die meisten Templer, die im Kloster wohnten, drüben im linken Flügel schliefen, aber wenn Bramor wieder in den Hof kommen sollte wollte sie verborgen sein.
So duckte sie sich und schlich bis an die Breitwand des Zimmers, wo tastsächlich eine Truhe stand, doch das dummerweise genau unterm Fenster. Yanya kroch auf allen vieren über den saubern Holzboden und kniete sich vor die Kiste. Hastig flitzte ihr Blick noch einmal zur Türe, dann drückte sie die Handballen von unten gegen den Deckel und versuchte, ihn anzuheben. Erst gelang es ganz gut, aber diese Truhe hier war doch wesentlich schwerer und klobiger als die zuhause. Yanyas rosefarbene Wangen wandelten sich in ein kräftiges weinrot, bis sie schließlich nicht mehr konnte und der Deckel mit einem lauten Krach in seine alte Position zurückfiel. Geraden noch hatte sie ihre Hände wegziehen können, aber den Lärm den die dumme Kiste verursacht hatte, hatte man bestimmt selbst in Britain noch hören können..

Das erschrockene Mädchen sprang auf und rannte zur Tür, die jener, durch die sie den unbewohnten Schlafsaal betreten hatte, gegenüberlag. Als sie diese so leise das in ihrer Hast und Angst eben ging, geschlossen hatte, fiel ihr siedenheiß wieder ein, wo sie hier gelandet war.. dieser Raum hatte keinen Ausgang.
Nun überfiel die Furcht sie wirklich von hinten, und anstatt nachzudenken rannte sie zum letzten Bett und verkroch sich darunter. Die großen, braunen Rehaugen waren schreckensgeweitet, ihre Nasenflügel flatterten und ihr Atem ging rasch und viel zu laut. Das Herz pochte so heftig gegen ihren Brustkorb, dass sie glaubte er müsse platzen. Und Vadrak? Wenn man sie jetzt hier erwischte, würde sie ihn vielleicht nie mehr wieder sehen und das Wutzelchen hätte keinen Papa! Yanya biss die Zähne aufeinander und schob das Unterkiefer trotzig vor. Sie MUSSTE entwischen, es ging überhaupt gar nicht anders.

Draußen hörte sie schwere Schritte, jemand rief mit lauter, misstrauischer Stimme ob hier jemand da wäre. Yanyas Augen huschten unruhig durch das Zimmer und tasteten die Wände ab. Irgendwie musste sie hier rauskommen.. das Fenster! Warum war ihr das nicht gleich eingefallen, sie war doch schon so oft durch Fenster geklettert.
Die kleine Gestalt schob sich seitlich unter dem Bett hervor und rannte zum Fenster. Ihr Umhang war staubig geworden und wie von selbst begannen ihre Hände, den Staub abzuklopfen, was sie als sie es bemerkte sofort wieder sein ließ. Bramor konnte jeden Augenblick hereinkommen..
Sie ging in die Knie und sprang so weit sie konnte hoch, die Hände am Fensterbrett abgestützt, schrammte sich das Knie auf als sie es heraufschob und hüpfte hinunter auf den Boden. Ihre Ohren rauschten vor Angst, wegen der sie nicht aufgepasst hatte und im ersten Moment mit dem rechten Fuß am Fenster hängengeblieben war. Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihren Knöchel, doch in ihrem Drang, endlich wegzukommen bemerkte sie es nicht einmal. Sie erreichte noch eben die Tür zum anderen Flügel, konnte sie einen Spalt aufziehen und sich hindurchquetschen. Sie achtete nicht auf ihren Fuß, war viel zu sehr aufgekratzt davon, endlich etwas zu finden, was sie verwenden konnten, um Vadrak wiederzuholen. Was hatte Vio alles gesagt? „Nimm alles mit was du tragen kannst und was du glaubst dass wertvoll ist. Kleinere Messer wenn sie Platz haben zum Beispiel, Silberbesteck..“
Yanya hielt sich am Geländer fest und stolperte die Treppe mehr hinauf, als dass sie sie hinaufging. Die Bibliothek! Darin hatte sie doch mal mit Bel gespielt, rundherum waren alte, kostbare Wälzer gestanden, die aufmerksam abgestaubt waren, und deren Leder, in das sie eingebunden waren, glänzte. Yanya hatte zwar keine Ahnung, wie viel die Bücher wert waren, aber sie dachte, dass sie sonst nicht so gut gepflegt werden würden, nicht?
So packte sie ein paar kleinere Bücher, die leichter in den riesigen Rucksack auf ihrem Rücken passten und stopfte sie hinein. Der Geruch der Bücher stieg ihr in die Nase, sie war immer gerne hiergewesen, hier war es noch ruhiger als in den anderen Trakten des Klosters, die Kerzen spendeten mildes Licht und es war hier wenn es dunkel wurde deshalb oft auch am hellsten. Die Brüder und Schwestern lasen oft bis in die Nacht hinein..
Aber für solche Gedanken hatte sie jetzt keine Zeit. Draußen stand noch eine Holztruhe, endlich, die würde sie leicht aufmachen können! Die schmalen kleinen Hände Yanyas schoben den Deckel zurück und lehnten ihn leise ans hölzerne Geländer. Sie war bedacht drauf, leise zu bleiben, denn ganz in der Nähe schliefen viele der Novizen und Templer.
Etwas glitzerte aus der Truhe und schaute unter einem sauberen Leinentuch hervor. Yani schob es beiseite, zum Vorschein kamen sicher fünf oder sechs blankpolierte, glänzende Dolche. Endlich etwas, das wirklich wertvoll aussah! Bedacht darauf, sich nicht zu schneiden, packte sie einen nach dem andern vorsichtig am Griff, bei manchen war auch noch ein Edelstein in denselben eingearbeitet, und ließ sie in den Rucksack gleiten. Genug. Das musste einfach reichen, sie wusste nicht wo sie sonst noch hätte nachsehen können.
Bei dem ersten Schritt auf der Treppe knickte ihr Fuß nach außen um, ein schmerzhafter Stich brandete in Yanya hoch und sie biss sich ihre Lippen blutig dabei, einen Aufschrei zu unterdrücken. Dass ein unterdrückter Schmerzenslaut über ihre Lippen kam, konnte sie nicht mehr verhindern, aber Hauptsache sie weckte nur niemanden! Sich jetzt noch erwischen zu lassen konnte einfach nicht gehen.
Doch als sie die Tür in den rettenden Hof erreicht hatte, stand plötzlich Bramor vor ihr. Einige Momente waren ihre Beine wie gelähmt, sie starrte ihn an, und er war mindestens so überrascht wie sie selbst. Dann knallte sie ihm kurzerhand einfach die Türe vor der Nase zu und humpelte zum großen Saal. Gehetzt sah sie sich um, ihr Blick blieb an einem Kerzenständer hängen. Würde derselbe Trick noch einmal funktionieren? Sie musste es drauf ankommen lassen, eine Wahl hatte sie ohnehin jetzt nicht mehr. So stolperte sie zu ihm hinüber, stemmte sich mit dem Rücken dagegen und ließ ihn einfach umfallen. Die ersten Flammen zuckten gierig die kostbaren Sessel empor.. .Yanya jubelte, als Bramor hereinstürzte und sich nun entscheiden musste, was wichtiger war, den Saal oder das Kloster in Flammen aufgehen zu sehen, oder die kleine Diebin zu erwischen. Natürlich entschied er sich dafür, ersteres zu verhindern und hechtete nach draußen durch den Hof zum Brunnen.
All dies gab Yanya die Zeit, die sie brauchte, sich nach draußen zu stehlen. Sie hörte Bramor noch nach ihr brüllen, aber das war jetzt egal, sobald sie hinter den Mauern war, würde Vior’la sie wegschaffen.
Jeder Schritt ließ den Schmerz wieder neu aufflammen, aber das eiserne Tor war nur mehr einige entfernt. Fieberhaft fingerte sie nach dem schweren Schlüssel, wurde sich dann aber bewusst, dass sie ja vorhin gar nicht abgesperrt hatte und fiel in Vior’las Arme. Draußen!

Wie sie schlussendlich zu Vadrak gekommen war, wusste sie nicht mehr genau, in ihrer Erinnerung war das alles undeutlich, sie erinnerte sich erst wieder richtig, als Vio ihr ihren für Yanya viel zu großen Hut aufgesetzt hatte, um den Weg zu verbergen. Sie war so durcheinander und erschöpft dass sie nicht einmal mehr nachfragte, warum sie das tat.
Als sie den Hut wieder abnehmen konnte, befanden sie sich in einem großen, düsteren Zimmer, das nur von ein paar Kerzen erhellt wurde. Es machte ihr Angst, und sie drückte sich wie ein kleines Kind hinter Vio. Zwei Männer standen Vio und ihr gegenüber, doch sie konnte nicht einordnen, was sie mit ihnen anfangen sollte. Vio schien die beiden nicht zu fürchten, aber Yanya fühlte ihr Herz von den Krallen der Furcht umklammert. Die hatten Vadrak entführt.. was hatten sie noch gemacht, und wo war er?
Die Männer waren beide nett zu ihr, aber das machte es kein bisschen besser. Sie wusste, dass sie schuld waren an allem, ein freundlicher Tonfall täuschte darüber nicht hinweg. Hinter Vio fühlte sie sich immer noch am sichersten und blieb dort. Die Männer besahen sich Yanyas Ausbeute. Ein Strom der Erleichterung durchzuckte sie, als sie zufrieden wirkten und sie lobten. Es reichte, sie würden Vadrak zurückbringen! Aber das Lob wollte sie nicht haben, sie wollte nur raus.

Vio brachte sie zum Heiler, nach dem sie endlich – endlich! – wieder draußen waren. Er glaubte ungesehen, dass Yani von der Treppe abgeprallt und gestolpert war. Es tat gut, als der Fuß gestützt wurde und schmerzte viel weniger. Sie mochte auch den gutmütigen, bärtigen Heiler, der so vorsichtig mit ihrem Fuß umging und nicht an ihm herumriss.

Sie hatten versprochen, Vadrak in dieser Nacht noch freizulassen. Yanya konnte Vios tapsende Schritte auf der Treppe hören, bevor sie endgültig vor Erschöpfung einschlief, und dachte nur noch ganz kurz daran, dass sie vorher leichter geklungen hatten, als das Wutzelchen noch nicht in ihr heranwuchs. Vadrak würde wiederkommen.. wem sie danken wollte, wusste sie nicht so ganz, murmelte aber dann doch ein kleines Dankgebet, das Vadrak ihr beigebracht hatte. War doch egal, ob es Glaron oder sonst wer war, endlich war die furchtbare Zeit vorbei und ihre Familie bald wieder ganz.. ihrethalben danke Glaron.
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Alt 15.08.2003, 19:02
#78
Vadrak Larthay
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Zurück in Freiheit - 13. Tag im Nugor

Das erste, was in Vadraks Bewußtsein drang, war das regelmäßige Rauschen der Wogen, die gegen den Strand rollten: ein ungemein beruhigendes Geräusch. Für ein oder zwei weitere Stunden glitt er aus der Bewußtlosigkeit der Betäubung hinüber in einen unruhigen Schlaf. Kalt war es - und klamm. Vor Kälte zitternd erwachte Vadrak schließlich mitten in der Nacht. Sand knirschte zwischen seinen Zähnen. Die Sterne prangten wie kleine goldene Nadelspitzen am Himmel, die zu tanzen schienen. Vadrak tastete suchend umher. Ein Bündel lag neben ihm, vermutlich seine Sachen. Mit klammen Fingern fummelte Vadrak eine Weile herum, bis es ihm endlich gelang, seine Fußfesseln zu lösen. Ein wenig unsicher noch, erhob er sich, schulterte sein Bündel und humpelte langsam in Richtung "Lachender Tala", nachdem er sich kurz orientierend umgeblickt hatte.

Obgleich zwei Männer vor der Taverne um Waren feilschten, nahm niemand Notiz von seiner völlig zerlumpten und heruntergekommenen, hinkenden Gestalt. Vermutlich hielten sie ihn für einen Bettler. Vadrak zögerte einen Moment und überlegte, ob er tatsächlich in seiner Aufmachung die Gaststätte betreten sollte. Gerade hatte er seine Hand auf die Türklinke gelegt, als er plötzlich hörte, wie eine Frauenstimme - Vios Stimme - seinen Namen hauchte. Mit einem matten Lächeln auf den Lippen wandte er sich um: dort stand sie, nur wenige Schritte von ihm entfernt, eine Hand aufs Herz gepreßt und schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Im Nu waren sie aufeinander zugeeilt und Vadrak schloß Vio fest in die Arme. Lange standen sie so, innig umschlungen, bis Vios Zittern allmählich verebbte. "Komm heim," flüsterte sie.

Erleichtert ließ Vadrak sich zu Hause auf einen Stuhl sinken und streckte das verletzte Bein dankbar aus. Vior'la nahm ihr Kopftuch ab, setzte sich etwas zögerlich neben ihn und musterte ihn besorgt. Beide schienen nicht so recht zu wissen, wie sie beginnen sollten. Stumm tastete Vio nach Vadraks Hand, doch als ihre Hand seine Finger streifte, spürte sie, wie er kurz zusammenzuckte, als ob die Berührung ihm Schmerzen bereite.

Schließlich war es Vadrak, der das verlegene Schweigen brach: "Ich bin so froh, daß Dir nichts passiert ist," erklärte er sanft. Sie lächelte ein wenig, senkte aber rasch den Blick. "Ja, mir geht es gut. ...und Dir?" hauchte sie und hob verlegen wieder das Gesicht, um vorsichtig in seine Augen zu schauen. Vadrak musterte sie zärtlich: "Es geht mir recht gut, danke," antwortete er mit rauher Stimme. Liebevolle Besorgnis sprach aus seinem Blick, doch ganz tief hinten lauerte etwas, das Vio nicht kannte: etwas, das sie nicht durchdringen konnte, ihr einen Schauer den Rücken hinunter jagte.

Verwirrt stand sie auf: "Hast Du Hunger?", fragte sie, mehr um ihre Bestürzung zu überspielen. Vadrak schüttelte den Kopf: "Nein, ich habe gut zu essen bekommen." Etwas hastig fragte Vio weiter: "Soll ich Dir etwas zu trinken bringen?" Erneutes Kopfschütteln. "Laß mich nur einen Moment verschnaufen," antwortete Vadrak leise, "dann will ich mich waschen und mich umziehen." Einen Augenblick zögerte er. "Wann hast Du eigentlich zum letzten Mal etwas gegessen?" erkundigte er sich in besorgtem Tonfall. Vior'la öffnete die silberne Schließe ihres Umhangs und hängte ihn sorgfältig über den Stuhl, dann zuckte sie gleichgültig die Schultern: "Ich habe keinen Hunger." Vadrak musterte sie erneut beunruhigt: "Bitte, iß etwas." Stumm schüttelte Vio den Kopf. "Bitte, Vio!" bat er sanft. Verlegen wandte er dann seinen Blick ab und schaute sich in dem Zimmer um, als wäre er ein Fremder. Vio seufzte und öffnete den kleinen Vorratsschrank, nahm etwas Obst heraus, wobei sich ihr kleiner Babybauch deutlich abzeichnete und setzte sich wieder neben ihn. Erleichtert sah ihr Vadrak beim Essen zu, schien jede ihrer Bewegungen in sich aufzunehmen. Vio, die seinen Blick auf sich ruhen fühlte, ließ den Apfel sinken und sah ihn fragend an. Lächelnd beeilte sich Vadrak zu sagen: "Iß nur weiter, Liebste." Vios Miene hellte sich ein wenig auf. Liebevoll streichelte sie ihm über die Wange. "Ich...ich bin so glücklich," flüsterte sie. "Ich ebenso." antwortete Vadrak zärtlich. - "Vior'la blickte interessiert auf ihren Apfel: "Ich habe es tatsächlich geschafft," flüsterte sie, als könne sie es selbst kaum glauben. Vadrak nickte anerkennend: "Ja, das hast Du, Du kannst stolz auf Dich sein. War es Erindors Gold?" - "Ja, Erindor hat alles gegeben, was er hatte," anwortete sie und schaute hinüber zum Bett, in dem Yani tief und fest schlief. Vadrak folgte ihrem Blick. "Ich wußte, daß er uns helfen würde, er ist ein wirklich guter Freund," erklärte er leise. Vio nickte nur stumm und schaute weiter zu Yani. Nach einer Weile sagte sie: "Wundere Dich nicht, daß unsere Kleine einen Verband um den Fuß hat." Erneut huschte ein Schatten der Besorgnis über Vadraks Gesicht. "Hat sie sich beim Spielen verletzt?" - "Ja, sie ist beim Hinunterhopsen auf der Treppe umgeknickt," antwortete Vio, ohne ihn anzusehen. Vadrak nickte verstehend und erhob sich langsam. "Ich werd mich dann mal waschen und umziehen gehen," murmelte er. "Ja, tu das," bekräftigte sie. Humpelnd ging Vadrak hinüber zur Kommode und holte sich frische Kleidung und ein Handtuch hervor, dann verließ er leise das Zimmer, um sich in den Hof zu begeben.

Am Brunnen blickte er seufzend empor in den Nachthimmel, dann wickelte er die Verbände ab, entledigte sich rasch seiner Sachen, schob sie verächtlich mit dem Fuß auf einen Haufen. Wieder und wieder zog er den Eimer empor und übergoß sich mit dem eiskalten, sauberen Wasser, als könne er die vergangenen Tage einfach fortwaschen. Erst, nachdem er den Eimer ungefähr zum 16. oder 17. Mal hinablassen wollte und seine Zähne schon vor Kälte klappernd aufeinander schlugen, ließ er es gut sein, trocknete sich ab und zog sich die sauberen Kleidungsstücke an. Sichtlich angeekelt, hob er seine abgelegten Sachen auf, trug sie zu Jacques in die Küche und trug ihm auf, sie zu verbrennen.

Als Vadrak die Tür zu ihrem gemeinsamen Zimmer leise wieder öffnete, saß Vio auf dem Bett und streichelte mit traurigem Gesicht Yanis Lockenkopf. Vadrak humpelte hinüber zur Kommode und kämmte sich die nassen Haare, dann hinkte er hinüber zum Bett und legte seinen Arm um Vios Schultern. "Was ist denn, mein Schatz?", fragte er gedämpft. - "Ich wußte nicht, was ich tun soll, wo ich soviel Gold hernehmen sollte," hauchte Vio kaum hörbar. Tröstend nahm Vadrak sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Nach einer Weile löste sie sich von ihm und zog ihn, noch immer seinem Blick ausweichend, wieder zurück zum Tisch, wo sie sich beide setzen konnten. Dort nahm sie zärtlich seine Hand. Vadrak seufzte leise und schloß für einen kurzen Moment die Augen, dann sah sie liebevoll an: "Wie sehr habe ich mich nach Dir gesehnt," gestand er kaum hörbar, "aber gleichzeitig habe ich mich davor gefürchtet, Dich dort zu sehen." - Vio betrachtete eingehend seine aufgeschürften Handgelenke. "Waren sie gut zu Dir?" fragte sie verlegen und mied noch immer seinen Blick. "Ich bekam reichlich zu essen und zu trinken," antwortete Vadrak ausweichend. Vio nickte: "Gut."
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (15.08.2003 um 19:04 Uhr).
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Alt 15.08.2003, 19:05
#79
Vadrak Larthay
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Nach einer Weile drückte sie seine Hand ein wenig fester und schloß gequält ihre Augen: "Du wirst mich hassen," hauchte sie mit zitternder Stimme. "Warum?" fragte Vadrak sanft und schaute sie völlig überrascht an. Beruhigend streichelte er zärtlich mit dem Daumen ihren Handrücken. "Warum um alles in der Welt sollte ich Dich hassen?" - "Ich kann es Dir nicht sagen," flüsterte sie tonlos. Vadrak musterte sie prüfend. "So schlimm?" fragte er mitfühlend, "Versuch es trotzdem - bitte." Sanft, ihn kaum berührend, streichelte sie über den kaum noch sichtbaren bläulich-roten Striemen, der um seinen Hals verlief: "Was ist das?" Rasch schlug Vadrak die Augen nieder. "Mhh - oh, das..." Er winkte ab. "Ja: das. Was ist das?" fragte Vio nochmals sehr vorsichtig. Nun war es an Vadrak, ihrem Blick auszuweichen. Vio versuchte, seinen Kopf wieder zu sich herumzudrehen. "Vadrak?", fragte sie leise und sanft, nachdem er weiter beharrlich schwieg. Er schluckte kurz und wandte rasch seinen Blick wieder ab. "Unwichtig," erwiderte er nach einiger Weile sanft, "Es ist vorbei, laß es ruhen." - Für einen kurzen Moment starrte Vio ihn fassungslos an, bevor sie ein wenig enttäuscht sagte: "Gut, ich lasse es ruhen, vielleicht hast Du Recht." Wieder beherrschte ein unbequemes Schweigen den Raum.

Als das Schweigen unerträglich zu werden drohte, nahm Vadrak wieder den Faden auf: "Was wolltest Du mir vorhin sagen, Liebste?" erkundigte er sich sanft, mit einfühlsamer Stimme. Vior'la blickte starr geradeaus an ihm vorbei: "Laß es ruhen." Enttäuscht und traurig musterte Vadrak ihr Profil. Mit einem Seufzer nickte er schließlich und versetzte leise: "In Ordnung." Vio schluckte kaum hörbar und schloß für einen Moment die Augen.

Erneut war es Vadrak, der das bedrückende Schweigen brach: "Wenn...," setzte er stockend an, "...wenn Du es mir vielleicht irgendwann doch noch erzählen möchtest, dann...", erneut zögerte er, suchte nach den richtigen Worten: "Hab keine Angst, ich werde Dich bestimmt nicht hassen," fügte er hastig an. Vior'la blickte weiterhin starr geradeaus: "Oh doch," antwortete sie tonlos, dann setzte sie, immer leiser werdend hinzu: "weil ich mich selbst dafür hasse." - "Egal, was Du getan hast, Vio: Ich liebe Dich," erklärte er ermutigend und sanft. "Nein, Du wirst genauso von mir enttäuscht sein, wie ich es selbst bin," flüsterte sie mit zitternder Stimme. Vadrak schien einen Moment nachzudenken, dann antwortete er vorsichtig: "Vieles im Leben enttäuscht uns, aber..." Vio schluckte kurz, dann sprang sie plötzlich auf und bat mit erstickter Stimme: "Entschuldige mich einen Moment," huschte zur Tür hinaus, rannte überstürzt davon. Überrascht starrte Vadrak auf die Tür, die sich beinahe lautlos hinter ihr geschlossen hatte. Einen Augenblick später schöpfte er tief Luft und ließ den Kopf sinken, bis seine Stirn seine auf dem Tisch liegenden Unterarme berührte. Ein paarmal atmete er tief durch. Als er ihre leichten Schritte vor der Tür näher kommen hörte, hob er rasch wieder den Kopf und wischte fahrig übers Gesicht, straffte bewußt seinen Rücken. Aufmerksam blickte er zur Tür. Vio trat ebenso rasch und beinahe lautlos ein, wie sie zuvor verschwunden war. Zaghaft lächelte sie ihn an. Vadrak bemühte sich, so zuversichtlich es irgend ging, ihr Lächeln zu erwidern.

Nachdem sie sich wieder neben ihn gesetzt hatte, versuchte er, die Unterhaltung von vorhin wieder aufzunehmen: "Manchmal scheint es, als erspare uns das Leben keine Enttäuschung, Vio, aber Glaron gibt uns die Kraft, diese Enttäuschungen zu ertragen und damit weiterzuleben." Langsam hob sie die Hand, als wolle sie ihn zum Schweigen bringen. Vadrak unterbrach sich und blickte sie abwartend an. "Glaub mir, es ist besser, wenn Du es nicht weißt," erwiderte sie und blickte ihm ernst in die Augen. Vadrak erblaßte. "Hast... hast Du Dich verkauft?" fragte er zögerlich und mit abgewandtem Blick. Vio stutzte, dann schüttelte sie rasch und angeekelt den Kopf. Erleichtert atmete Vadrak aus, musterte sie erneut eingehend. Vior'la schien mit sich zu ringen, murmelte irgendetwas vor sich hin. Vadraks Blick ruhte weiter voller Liebe auf ihr. Schließlich gab sie sich einen Ruck: "Ich liebe Dich so, Vadrak," begann sie leise und zittrig, "ich mußte Dich da rausholen." Sie stockte und warf Vadrak einen verstörten Blick zu. Tröstend legte er seine Arme um sie und drückte sie zärtlich an sich. Steif und ohne seinen Trost wirklich zu spüren, überließ sie sich seiner Umarmung und berichtete tonlos weiter: "Ich habe gestohlen... Nein, ich habe jemanden dazu gebracht, zu stehlen..." Sie brach ab und ihr Blick wanderte langsam hinüber zum Bett, in dem Yanya lag und schlief.

Vadraks Augen weiteten sich entsetzt, als ihn die Erkenntnis traf, wie ein Schock. Das war es also. Jetzt war es endlich heraus. Einen Moment schwieg er, bis er sicher war, daß er seine Stimme wieder unter Kontrolle hatte. "Ich dachte, das Gold kam von Erindor?" erkundigte er sich ruhig. "Nur 10.000," antwortete Vio verzweifelt. Vadrak nickte verstehend: "Zu wenig," murmelte er. "Ja, viel zu wenig," fuhr Vio fort, "sie hatten doch 50.000 Goldstücke gefordert." Für einen Augenblick geriet das Gespräch bedrohlich ins Stocken, dann erkundigte Vadrak sich ruhig und sachlich, während er wieder nach ihrer Hand griff: "Wen habt ihr bestohlen?" Ihre Hand war kalt und zitterte. Mit niedergeschlagenen Augen und bebender Stimme hauchte sie: "Das Kloster." In der folgenden Stille war nichts zu hören, außer dem leisen Knirschen von Vadraks Zähnen. Zögernd und furchtsam hob Vio ihren Blick, um Vadraks anzusehen, doch dieser starrte mit undurchdringlichem Gesicht auf Yanis schlafende Gestalt. Eine einzelne Träne zog einsam ihre Spur über Vios Wange. Vadrak atmete tief durch. "Wir werden das Gold zurückzahlen," erklärte er entschlossen, "irgendwie, irgendwann." Zittrig nickte Vio und drückte Vadraks Hand ein wenig fester. Ruhig erwiderte Vadrak ihren Händedruck und blickte sie liebevoll an. Etwas irritiert registrierte Vios Unterbewußtsein, daß er, wie schon vorhin, ihre Hand nur mit 3 Fingern hielt und darauf zu achten schien, daß sie seinen kleinen Finger nicht berührte. "Wir müssen Yani erklären, daß es ein Notfall war und daß sie das nie, nie wieder tun darf," fügte er ernst hinzu. Vior'la nickte langsam. Nachdenklich blickte sie auf ihre in einander verschlungenen Hände. "Bist...," sie mußte sich räuspern, "...bist Du jetzt sehr enttäuscht von mir?" Fragend hob sie den Blick. Vadrak musterte sie mit unverminderter Zärtlichkeit und schüttelte den Kopf: "Besser so, als wenn ihr einen hilflosen alten Mann ausgeraubt hättet oder Du Deinen Körper verkauft hättest," antwortete er ehrlich. Beide rückten ein wenig näher zusammen. "Manchmal, wenn man vor Sorgen weder aus noch ein weiß," erklärte Vadrak mit sanfter Stimme, "tut man Dinge, die man ohne Not niemals täte und für die man sich hinterher sehr schämt." Vio nickte sachte. Innig strich Vadrak über ihre Wange. "Wir werden versuchen, den Schaden wieder gut zu machen," erklärte er mit Bestimmtheit. Vio schmiegte sich an ihn. "Ich liebe Dich, Vio," flüsterte er zärtlich. - "Und ich liebe Dich."

Der Mond schickte seine bleichen Strahlen zaghaft durch die Fenster und tauchte das Zimmer in ein unwirkliches Licht, als beide sich auf dem Teppich vor Yanis Bett zur Ruhe legten.
Vadrak Larthay ist offline  
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Alt 16.08.2003, 12:40
#80
Vadrak Larthay
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In den Morgenstunden schreckte Vadrak ein weiteres Mal aus dem Schlaf. Nachdem er sich versichert hatte, daß er weder Vio noch Yanya geweckt hatte, kleidete er sich rasch, aber sorgfältig an. Einen Augenblick zögerte er, doch dann griff er zu Tinte und Feder und schrieb ein paar Zeilen für Vio, in denen er ihr erklärte, daß er einige Zeit unterwegs sei, um zu sehen, ob er etwas Gold verdienen könne. Er mußte jetzt einfach allein sein, um in Ruhe über alles nachdenken zu können. So leise wie möglich plazierte er die Nachricht gut sichtbar auf dem Tisch, bevor er, noch immer ein wenig humpelnd, im zunehmenden Licht des jungen Tages das Gut verließ.

Als erstes lenkte er seine Schritte in die Schrifthalle von Minoc. Es war purer Zufall, daß er die wochenalte Nachricht in Erindors Handschrift fand. Hastig fügte er einige Zeilen hinzu, hoffte, daß sein Freund sie noch lesen möge. Leise auf sein verletztes Bein und Erlans Bruder fluchend, humpelte er langsam auf den langen Weg zurück zum Mondtor. Er wollte unbedingt nach Britain, um in Erfahrung zu bringen, was Sturm widerfahren war, der vermutlich tagelang vor der Taverne angebunden gestanden hatte.

Einige Pferde standen vor dem Eingang des "Lachenden Tala". Natürlich war das seine nicht mehr dabei. Als er die Tür zur Taverne öffnete, fand er sich unversehens Erindor gegenüber, der nicht minder überrascht zu sein schien. Etwas verwirrt registrierte Vadrak, daß der Templer ihn mißtrauisch musterte. Höflich nickte er seinem Freund grüßend zu, so wie er es immer tat und wandte sich dann der Bedienung zu. Erindor jedoch trat dicht an ihn heran, blickte ihn nicht an und flüsterte mit abgewandtem Kopf, beinahe ohne die Lippen zu bewegen: "Worum bat ich Dich, als wir uns das letzte Mal sahen?" Vadrak runzelte ein wenig die Stirn: es war noch viel zu früh. Niemand sollte Erindor öffentlich mit ihm, dem Ketzer, sehen. So schüttelte er bloß rasch den Kopf und raunte dem jungen Templer zu: "Später, am Strand." Erindor nickte kaum merklich, während Vadrak laut die Bedienung fragte, ob sie etwas über den Verbleib seines Pferdes wüßte. Doch leider konnte die Schankmaid ihm keinerlei Auskunft geben, auch die übrigen Gäste der Taverne wußten nicht, was mit Sturm geschehen war.

Bei dieser Gelegenheit traf Vadrak auf Jarod Celduin. Die beiden Männer, die sich schon sehr lange nicht mehr gesehen hatten, hatten sich einiges zu erzählen, was nicht für fremde Ohren bestimmt war, so verließen sie die Taverne. Vadrak führte Jarod zu Fianas Grab, ein Ort, an dem man beinahe stets völlig ungestört war, obgleich er nur ein paar Schritte abseits von den letzten Häusern Britains lag. Dort tauschten die beiden Freunde ihre Erlebnisse der letzten Wochen aus. Vadrak erfuhr, daß Jarod scheinbar durch den Schatten gefährdet war und deshalb zur Zeit im Kloster lebte und daß ein Mann mit auffälligem Ring, der ein merkwürdiges Interesse an ihm, Vadrak, gezeigt hatte, scheinbar Gerüchte über ihn in die Welt setzte. Als Jarod den Ring genauer beschrieb, nickte Vadrak wissend. Er kannte diesen Ring: Aramil hatte einen solchen getragen. Beide Männer brannten darauf, die Assassinen zur Strecke zu bringen, doch waren sie sich auch einig, daß sie vorerst ihr Wissen für sich behalten und erst dann der Garde mitteilen wollten, sobald Bol von seiner Reise zurückgekehrt sei, denn sie trauten anderen Gardisten nicht. Zu groß war die Gefahr, daß sich ein oder sogar mehrere Spitzel in den Reihen der Garde befanden. Jarod und Vadrak versicherten sich nochmals ihrer Freundschaft, dann ging jeder seiner Wege.

Mittlerweile waren die Schatten wieder länger geworden: Der Abend senkte sich ein weiteres Mal über Britain. Vadrak lenkte seine Schritte zum Strand, wo er bereits erwartet wurde. Erneut fiel Vadrak Erindors prüfend-mißtrauischer Blick auf. Auch die Frage, die sein Freund ihm vorhin gestellt hatte, hatte Vadrak ein wenig verwirrt. "Du batest mich, ich solle gut auf mich aufpassen," eröffnete Vadrak das Gespräch mit einem zurückhaltenden Lächeln und spielte auffällig mit einer vertrockneten Zitrone, sobald er dicht genug heran war, um eine leise Unterhaltung mit Erindor führen zu können. Der junge Templer schien erleichtert aufzuatmen und lächelte Vadrak nun seinerseits freundschaftlich an. Ruhig beschrieb er Vadrak ihre letzte "gemeinsame" Begegnung, als Vadrak völlig abgerissen und verwirrt erschien, seltsame Reden führte und sich nicht einmal an den Kampf mit Althea erinnern konnte. Zur fraglichen Zeit hatte Vadrak sich schon in den Händen der "Schwarzen Lämmer" befunden. Vadrak fiel sofort ein, daß man ihm seine Kleidung abgenommen hatte, und er zweifelte nicht lange an der Identität seines Doppelgängers. Nur einer kam dafür in Frage, hatte er doch in etwa die gleiche Statur, die gleiche Größe und die gleiche Augenfarbe wie er selbst: Aramil. Nun gut, so war das Spiel offensichtlich doch noch nicht beendet. Vadrak erklärte Erindor, so gut es ging, was er vermutete. Dann allerdings gewann sein Gewissen die Oberhand, denn er hatte sich mit Erindor getroffen, um in Erfahrung zu bringen, wieviel Gold er dem Orden genau schuldig war. Vadrak hatte vor, sowohl seinem Freund als auch dem Orden alle Schäden zu ersetzen. Was Vadrak allerdings über Yanyas Diebstahl erfuhr, ließ ihn leise, aber heftig fluchen: Von all den Schätzen und wertvollen Dingen, die der Orden besaß, hatte dieser Unglücksrabe von einem Mädchen ausgerechnet Bücher gestohlen, Bücher - unersetzliches Wissen! Vadrak bemerkte Erindors mißbilligenden Blick und wurde sich siedendheiß bewußt, daß er noch immer vor sich hinfluchte und das nicht zu knapp. Zerknirscht gestand er sich ein, daß dies in letzter Zeit zu einer seiner Angewohnheiten geworden war. Wie weit würde er noch sinken? Beschämt wich er Erindors strengem Blick aus.

"All das ist allein ihre Schuld!" stieß der junge Templer heftig hervor. Vadrak ließ nur stumm den Kopf hängen und blickte traurig zu Boden. Er wußte, daß Erindor nicht nur auf die jüngsten Ereignisse anspiele und fühlte sich bedrückt und unglücklich. Schließlich hatte er den Orden, hatte seine Freunde dort, die vertrauensvoll zu ihm aufgesehen hatten, schmählich im Stich gelassen, sie tief enttäuscht, sie ihres Vorbilds, ihrer Vaterfigur beraubt. Innerlich krümmte sich Vadrak, angesichts dessen, was er gewesen und was er dem Orden angetan hatte, vor Schande. Dennoch würde er heute genauso handeln, stünde er erneut vor der Wahl.

Erindor hatte ihn die ganze Zeit über schweigend und mit prüfendem Blick gemustert. Vadrak war sich nur zu gut im Klaren darüber, nach was der junge Templer so aufmerksam Ausschau hielt, was sich dieser mehr als alles andere zu sehen wünschte. Stockend, sich seiner Schuld und der Enttäuschung, die er seinem Freund bereitete, deutlich bewußt, schüttelte Vadrak langsam den Kopf: "Ich bereue nichts, Erindor," flüsterte er niedergeschlagen, als könne dies alles erklären.

Nachdem Erindor gegangen war, begab sich Vadrak in den Park, um noch ein wenig seinen Gedanken nachhängen zu können, doch hielt Glaron heute anderes für ihn bereit. Eine fremde junge Frau gesellte sich zu ihm, beiläufig kamen beide ins Gespräch und am Ende ergab es sich, daß sie gesehen hatte, wie Sturm sich losgerissen hatte und in den Wald gelaufen war. Die junge Zähmerin machte Vadrak Mut und versprach, den Hengst für ihn wieder einzufangen. Noch während die beiden sich unterhielten, wurden sie von Theas, der Priesterschülerin überrascht, die sich scheu näherte. Als Theas erkannte, daß sie keineswegs bei einem vertraulichen Zwiegespräch störte, überwandt sie ihre Schüchternheit und eilte sichtlich erfreut auf Vadrak zu. Beinahe brutal mußte er ihr klar machen, auf was für ein Risiko sie sich einließ, wenn sie mit ihm, dem Ketzer, so freundlich Umgang pflegte. Es dauerte geraume Zeit, bis sie verstand, und es fiel Vadrak sehr schwer, erneut zusehen zu müssen, wie seine Worte das Weltbild eines Menschens, der ihm blind vertraut hatte, zu einem Scherbenhaufen einstürzen ließen. Schon dämmerte ein neuer Morgen herauf, als Theas wie ein geprügelter Hund fortschlich.

Nachdenklich ließ Vadrak seinen Blick auf das schmale rosige Band am Horizont ruhen. "Was bin ich nur für ein Mensch geworden?" fragte er sich nicht zum ersten Mal in Gedanken. Spontan kniete er nieder und versuchte so zu beten, wie es früher seine Art gewesen war. Doch die Worte kamen nur stockend und zögerlich. Schmerzhaft wurde dem ehemaligen Großmeister des Templerordens bewußt, daß er schon lange nicht mehr regelmäßig betete und daß ihm das Beten zunehmend schwerer fiel.

Weit, sehr weit hatte er sich entfernt von dem, der er früher einmal gewesen war.
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Alt 17.08.2003, 20:03
#81
Vadrak Larthay
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Dankbar klopfte Vadrak Sturms Hals. Die junge Zähmerin hatte Recht behalten: Sie fand ohne Schwierigkeiten die Lichtung, auf der sie den Hengst letztens entdeckt hatte. Rasch hatte sie ihn wieder eingefangen und zu Vadrak gebracht, so daß dieser sich noch am gleichen Morgen auf den Weg machen konnte.

Als er Vio die Nachricht hinterließ, hatte er ursprünglich die Idee gehabt, die 2 Bücher, die er besaß und hütete, wie seinen Augapfel, zu Gold zu machen, um das Kloster ausbezahlen zu können. Doch nun, da er wußte, was Yani gestohlen hatte, mußte er seinen anfänglichen Plan abändern: Er würde diese zwei Bücher dem Kloster überlassen. Eigentlich hätte er nun einfach umkehren und zu Vio zurück reiten können, doch er brauchte das Alleinsein.

Es war nicht so sehr ihr Geständnis, daß sie Yani das Stehlen beigebracht hatte, was ihn quälte, auch nicht, daß sie das Kloster bestohlen hatten, obgleich auch diese beiden Neuigkeiten zu seiner inneren Verunsicherung beitrugen. Nein, er liebte Vio ehrlich und ohne Vorbehalt. Es war vielmehr die Frage, was aus ihm selbst geworden war und wie weit er sich noch von Glaron entfernen würde und könnte, ohne seine Identität, seinen inneren Halt völlig zu verlieren. Vadrak hatte das Gefühl, zwischen seiner Liebe zu Vio und seinem Glauben zerrieben zu werden, während er völlig hilf- und haltlos in der Ungewißheit des Zwielichts umherschlingerte.

Er ritt tief in die Wälder, besuchte einige Klöster, auch Klöster anderer Glaubensrichtungen, fand aber nirgends die ersehnte Ruhe. Während Einsamkeit ihm früher stets geholfen hatte, mit sich selbst ins Reine zu kommen und seine Gedanken neu zu sammeln, fühlte er sich nun wie auf der Flucht vor sich selbst, zerrissen, da seine Sehnsucht nach Vio so groß war, daß sie seine Gedanken vollkommen vereinnahmte, ihre Abwesenheit ihn beinahe körperlich schmerzte. Ihm fehlte Vios Lachen, ihre sanften Hände und die beruhigende Wärme ihrer Nähe. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als seine Arme tröstlich und beschützend um ihren Leib schlingen zu können und sein Gesicht in ihrem seidigen roten Haar zu verbergen. Je mehr Meilen er zwischen sich und seine Liebe legte, desto stärker empfand er den Verlust, bis er es schließlich nicht länger aushielt und sich auf den Rückweg machte.

Nichts war geklärt, nichts verarbeitet. Konnte ihre Liebe wirklich dauerhaft die Unterschiede überbrücken? Konnte er Vio und Yani zurück auf den rechten Weg führen? Oder entfernte er sich selbst gar zu weit davon? Hatte er den Weg des Lichtes schon verlassen? Hatte das Licht ihn verlassen? Was konnte, was mußte er tun, um der Belastung stand zu halten?

Der Pfad, der vor ihm lag, wurde von undurchdringlichem Nebel verhüllt.
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Alt 21.08.2003, 18:55
#82
Vior'la Lyth
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Mit einem leisen Seufzer ließ Vior'la sich auf der obersten Stufe des Treppenhauses nieder.

Jetzt, Ende des 6. Monats ihrer Schwangerschaft macht sich das Bäuchlein schon sehr bemerkbar. Allerdings hat sie es sich um einiges schlimmer vorgsetellt.
Ihr Gesicht, ihre Arme, ihre Beine... alles war noch genausoschlank wie vor der Schwangerschaft... nur halt ihr sonst so flacher Bauch schwoll allmählig zu einer stattlichen Kugel heran.

Mit einem zufriedenen Seufzer senkte Vio ihren tiefgrünen Blick und sah in den Gegegstand, den sie in ihrer sanften Hand hielt.
Es war eine silberne Bürste mit Verziehrungen aus Gold.
Eine Weinfrucht war auf der Hinterseite zu sehen und am Griff schlängelte sich eine kleine Schlange entlang.
Als sie 13 Sommer alt wurde, hat ihr Vater ihr die Bürste geschenkt... die Freude bei der kleinen Vior'la war grenzenlos.

Vior'las Augen schienen in die Ferne zu schweifen, als ihre Gedanken an die damalige Zeit zurrückkehrten.

Sie erinnerte sich, wie ihre Mutter, als Vio noch ein Kleinkind war, immer zu fremden Männern meinte Vio seie ihre kleine Schwester und nicht ihr Kind.
Dadurch wirke sie atraktiver... war immer ihre Begründung und Vio nickte immer nur.
Dann wie sie zwischen 11 und 15 Sommern zu einer jungen Frau heranreifte und ihre Mutter ihr zeigte mit ihren Reizen den Männern den Kopf zu verdehen, ohne billig zu wirken....
Wie ihr Vater ihr damals immer seine "Kumpanen" vorstellte... und wie stolz er seine Tochter immer ansah wenn sie den Raum betrat und mehrere seiner Kumpanenen regelrecht anfingen zu sabbern.
Wie ihr Bruder sie damals mehr als einmal ausschimpfte...sich behnahm, als seie sie seine Tochter.... als wenn er mit ihr alles machen kann....
Und trotzdem... ja, trotzdem liebte Vior'la ihre Familie... sie waren ihr Blut.
Und ohne sie währe Vio nicht das... was sie heute ist.
Durch sie, hat sie recht früh gelernt selbstständig zu sein.
Und durch sie hat sie auch gelernt... zu lieben.
Auch wenn ihre Familie solches nur im versteckten tat.

Als Vior'la klein war, krabbelte sie oft zu ihren Eltern in das Bett und wurde dort gestreichelt und hat Küschen bekommen... öffentlich waren ihre Eltern allerdings recht sprunghaft und schauspielerten den anderen das vor was sie in den Situationen sehen wollten.
Ihr Bruder war zwar streng... bewies ihr aber mehr als einmal seine Liebe indem er als Halbwüchsiger oftmals einen fetten, verschwitzen Mann von Vio zerren musste, der sich nicht mehr zurrückhalten konnte und wie ein Tier über sie herfiel...
oftmals geschah dass, als Vio in der Lage war, weiblich...gar fraulich zu wirken.

Wo er jetzt wohl ist?..... Er war nicht nur für Vio etwas besonderes gewesen... auch ihre Eltern erkannten schnell, dass ihr großer Bruder etwas einzigartiges ist... ein Auserwählter Volos...

Vior'la war damals 14 Sommer... und er an die 18 Sommer, als ihre Eltern ihn fortschickten... an einen geheimen Ort Volos wo er für seine Bestimmung vorbereitet wird, hieß es....
mehr weiß Vio bis jetzt nicht... sie hatte ihn all die Sommer über kein einziges mal gesehen.

Aber sie würde ihn wiedererkennen...dessen war sie sich sicher.. denn er hatte etwas, was ihn Einzig macht.. genauso wie Vio solches Merkmal besitzt.
Ein Geschenk Volos, hatte ihre Mutter damals immer mit einem Zwinkern gesagt.
Er besaß die gleichen tiefgrünen Augen die um die Pupillen einen dunklen Rand haben... wo türkise und dunklere Sprenkel im inneren des Grünes hausen und aus denen scheinbar die Seele spricht...
Augen zum verführen...
Augen zum gesehen werden....
Augen um vergöttert zu werden....
Augen Volos.


Mit einem nicht ganz so erfreuten Seufzen wie das letzte, erwachte Vio aus ihren Tagträumen und stellte sich wieder hin. Ihren Rücken lehnte sie an die kühle Steinwand und ihr Blick schwiff zu der Zimmertür in dessen Raum sich Yanya und Vadrak befinden.

Wie schön, dass er wieder da ist.... endlich musste sie nicht mehr Träumen um ihm in die Augen blicken zu können...
endlich konnte sie sich wieder an ihn schmiegen und seinen Geruch genießen.

Als er ankam.... war es wie ein Blitz der durch ihren Körper fuhr... als seie es wie früher wo jede Berührung etwas ganz besonderes war... etwas das einem die Nackenhaare vor Anspannung aufstellen ließ.
Und doch war es anders... es war um einiges vertrauter.. inniger... liebender als damals.

Es war nie einfach mit Vadrak... und Vior'la hat die Hoffnung schon lange aufgegeben, dass es das irgendwann mal werden würde. Und trotzdem hatten sie so viel geschafft... so viel überlebt, wo andere streben würden... immer zusammen gehalten und dem anderen vertraut... so viel durchgemacht wo jeder andere Mensch den anderen nie wieder angesehen hätte... ja, sie hatten es sogar geschafft eine kleine Familie zu werden...

Langsam malte sich wieder ein Lächeln auf Vios wohlgeformten Lippen ab.
Egal was kommen würde... sie wusste, sie würde es überstehen... denn sie hatte Vadrak....

Ja,.. momentan war es ihr sogar egal, dass diese dummen Glaronstempler sie gefangen nehmen wollten... ihr Kind in ein Kloster stecken oder sonstiges... denn sie war sich mehr als sicher, das Vadrak solches niemals zulassen würde.. eher würde er sterben als wissen zu müssen, es geht Vio schlecht.

Vior'las rechte Hand strich langsam den Babybauch entlang und sie betrat nach einigen Schritten so leis es möglich war das Zimmer.
Yanya lag aufgestrampelt im Bettchen und atmete ruhig aber laut.
Vadrak lag auf dem Rücken auf dem Boden davor und hatte seine kräftigen Hände auf seinem Bauch gefaltet der sich gleichmäßig hob und senkte.
Mit einem Lächeln setzte Vio sich auf einen der Stühle und streichelte ihre beiden liebsten mit ihrem tiefgrünen Blick bis sie selbst im sitzen des Schlaf fand den sie die Stunden zuvor gesucht hatte....
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Alt 05.09.2003, 13:57
27 Ador -Geburt Dorians-
#83
Vior'la Lyth
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Ein leises Hicksen weckte Vio sanft aus dem Schlaf. Ihr Blick glitt mütterlich liebend zu ihrem kleinen Dorian der in der Mitte es Ehebettes von Vadrak und Vio lag und scheinbar etwas zu hastig geschluckt hatte. "Shhh mein kleiner Liebling" hauchte Vio sanft und srtich über das Babybäuchlein.
In den letzten 24 Stunden ist so viel geschehen... zu viel als das sie alles schon überdacht hätte.

Sie wollte eigentlich bloß in die Stadt gehen um irgendwo Apfelkuchen aufzutreiben, da Jaque, der Koch des Gutes keine Äpfel mehr hatte.
Doch als sie in der Stadt angekommen war, war sie doch recht außer Atem und legte erst einmal eine kleine Pause um Tala ein.
Sie war ganz allein... jedenfalls nahm sie dies an. Doch nach einem kurzen Moment hörte sie eine Frauenstimme husten... scheinbar hatte sich da wer verschluckt. Etwas umständlich, dem dicken Bauch wegen, erhob Vio sich und ging auf die Frau zu, die auch auf sie zuging. Als die beiden Frauen sich gegenüber standen, sahen sie sich an. "Darf ich euch zu einem Wein einladen?" fragte die Dame die Vio gegenüber stand und deutete wieder auf den Tisch an dem Vio eben saß. Vior'la willigte ein und setzte sich... sie war ein wenig verwirrt. Nicht nur die Stimme kam ihr bekannt vor... auch die Augen.. sie waren ihr so vertraut...!
"Findet ihr es nicht recht unangebracht, einer schwangeren Frau Wein anzubieten?" fragte Vio eher näckisch als ernst gemeint. Die Dame ihr gegenüber schien kurz zu schmunzeln und senkte den Blick auf ihre Hand die neben der Weinflasche auf dem Tisch lag, vor der Barfrau verbrogen. Dann hob sie ihren Zeigefinger und zeichnete das geheime Zeichen der Bruderschaft auf die Tischplatte. Vios Blick hellte blitzschnell auf. War es also doch rikonia.... ihre Rik?!? Sie konnte es gar nicht glauben... sie dachte sie seie tod... oder nahe an diesem dran... aber nein, sie saß ihr direkt gegenüber... und sah sie mit ihren eisblauen Augen an. Vior'la musste sich sehr zusammenreißen, nicht aufzuspringen um Rik in ihre Arme zu schlißen. Die beiden Freundinen gingen in den Stadtpark um nicht all zu sehr beobachtet zu werden. Doch auch dort hielt Rik sich eher bedeckt und sprach nur leise... fast flüsternd in ihr Ohr, dass sie nicht viel reden könne... sie würde vielleicht beobachtet werden. Sie suchte einen Ort an dem sie vielleicht sicher war.. ein Ort der versteckt war... wo kaum ein Mensch war. Nach einigem überlegen viel ihr Vadraks Haus in Moonglow ein. Er und Vio hatten sich so wie so drauf geeinigt, das Haus der Bruderschaft zu überlassen.... und da diese das Haus nicht haben wollte....
"Ich hoffe ich habe noch den passenden Schlüssel...." sagte Vio recht misstrauisch und sah auf ihren Schlüsselbund an dem sicherlich mehr als 7 Schlüssel hingen. "Wir werden sehen..." hauchte Rik und ging dicht an Vios Seite gen Moonglow.
Und die beiden Frauen hatten Glück. Gleich der erste Schlüssel passte perfekt in das Schloß. Mit einem leisen Knarren ging die Tür auf und beide Frauen traten ein.
Die Luft stand und es war recht staubig auf den Regalen. Seit dem Yanya, Vadrak und sie ausgezogen war, war keiner mehr hier und hat nach dem Haus gesehen. Trotzdem kam es Vio für einen Moment wie gestern vor, als sie mit Vadrak an dem Tisch saß... etwas Honig naschte.... das Kaminfeuer knisterte vor sich hin... Vadrak las in einem Buch und Yanya schlief seelenruhig in ihrem Bettchen.
"Es ist wirklich schön hier..." sagte Rik während sie die Vorhänge des Wohnraumes zuzog und sich immer wieder versicherte, dass keiner vor dem Haus war. "Oh ja.... wunderschön ist es hier..." hauchte Vio mit einem sanften Lächeln. "Lass uns bitte ein wenig hinlegen... meine Beine sind irgendwo geschwächt..." Vio ging in das alte gemeinsame Schlafzimmer von Vadrak und ihr und lächelte im ersten Moment recht erfreut als sie auf die Bettwäsche war. Sie war noch genauso zusammengelegt, wie Vio es damals hingelgt hatte. Sogar die Falte der Bettdecke, die das zurrückschlagen einfacher machen sollte, lag noch genauso da und wartete scheinbat seit dem darauf, dass wer die Decke zurrückschlägt.

Langsam legte Vio sich hin und seufzte zufrieden. Rikonia setzte sich auf die Kiste im selbigen Zimmer und sah Vio an. "Nun komm schon her... dann können wir besser tuscheln Liebes." hauchte Vio mit einem Zwinkern und Rik setzte sich nur kurz lächelnd zu ihr auf das Bett.
Rik war schon immer die "Harte" der beiden gewesen... aber sie haben sich immer ergänzt. Vio zwang Rik damals recht oft, sich die Haare zu kämmen... oder aber auch etwas feinfühliger zu denken. Und Rikonia dagegen brachte Vio den Umgang mit einem Bogen bei... oder versuchte es zumindest... und gab ihr gestärkte Ledersachen zum Schutz vor Pfeilen und änlichem, da Vio eigentlich lieber seidenen Kleider tragen wollte. Und beide wussten was sie an den anderen hatten... eine echte Freundin.

Rikonia war kurz bei ihrer Mutter gewesen... was genau sie dort gemacht hatte, wusste Vio nicht.. oder hat es nicht verstanden, da ein Ziehen durch ihren Körper strich... ein unangenehm tiefes Ziehen das ihr den Atem stocken lies. Rik sah sie recht besorgt an. "Soll ich einen Heiler holen?" "Nein nein... lass nur... bleib bitte hier bei mir.. ich mag nicht allein sein." Rikonia nickte und legte sich neben Vio auf das Bett. Beide Frauen schlummerten ein wenig ein.. es war so wunderbar gemütlich... scheinbar genoss nicht nur Vio die Nähe ihrer Freundin sondern auch Rik wirkte in dem Moment ein wenig entspannter und schloss ihre Augen.
Als Vio die Augen öffnete, war es dunkel in dem Zimmer. "Wir sind wohl eingeschlafen hm?" ertönte Riks Stimme und man schien ihr Schmunzeln fast zu hören.
Rikonia stand auf und zog jeden Vorhang der in dem Raum hing zu um die Kerzen anzünden zu können ohne das wer das Licht in der Férne sehen konnte.
Da war er wieder... dieser ziehende Schmerz in Vior Unterleib der ihr eine Gänsehaut auf die Arme zaubern lies...
"Hast du angst vor mir..?" fragte Rik vorsichtig, als sie sich zu Vio drehte die etwas verkrampft auf dem Bett saß. "Helf mir hoch Rik.. ich möchte heim...." stotterte Vio und hob eine Hand in Rikonias Richtung.
"Ist es wieder da...?" fragte Rik etwas vorsichtig und sah Vio etwas hilflos an. Vior'la nickte nur. "Dann solltest du dich besser hinlegen..." bei dem Satz ging Rik zu der Truhe und trug sich wieder Schminke auf die ihr chrakterisches Gesicht verstecken sollte. "Ich hole besser einen Heiler Vio.. das ist mir nicht geheuer..." sagte Rik ohne aufzusehen und zog sich etwas anderes an. "Nein Rik... lass mich hier jetzt bitte nicht allein... nicht in diesem Haus in der Wildnis wo keiner ist... und wenn da einer ist der mir was tut niemand meine Schreie hört...ich.."
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Alt 05.09.2003, 13:57
#84
Vior'la Lyth
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"VIO?!" eine laute Männerstimme war zu vernehmen und Vio hielt im Satz inne. Rikonia legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen und zog ihren Dolch. Dann war sie auch schon aus dem Zimmer verschwunden. Vio sah sich immer wieder im Raum um.. der Schmerz war vorbei.. aber irgendwie befahl ihr ein innerer Instinkt keinerlei Risiko einzugehen und sich still zu verhalten.
"VIO bist du da?!" der Mann schien sich links hinter der Hauswand zu befinden. Die Stimme kam nur gedämpft und etwas verzerrt in Vios Ohren und doch hatte sie das Gefühl das es Vadrak war.
Wieder recht umständlich erhob sie sich aus dem Bett und ging zu der Tür. Doch als sie sie öffnen wollte, setzte ein erneuerter Schmerz ein und sie stützte sich an der Tür ab. Fast wäre sie in Riks Arme gefallen, als diese die Tür wieder öffnete. Doch Rik trat wieder zurrück und Vadrak kam erst etwas misstrauisch dann aber besorgt schauend hinein und umarmte Vio.
"Was machst du nur hier....?" hauchte er sanft und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Ich weiß nicht ich... ah... " Vio senkte schnell den Blick und atmete tief ein. Eine Hand ruhte auf ihrem dicken Bauch. "Was ist...?" hauchte Vadrak sanft. "Es zieht so...." antworte Vio nur und seufzte leis. "Vielleicht kommt unser Kind dem Licht der Welt entgegen, mein Engel. Von der Zeit her kommt es hin oder?" sagte er sanft während er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte.
"Nein,.. das will ich nicht..." nörgelte Vio fast und nahm Vadraks Hand. "Wie du möchtest nicht..?" fragte er ein wenig verdattert und sah sie fragend an. "Nicht hier.. nicht jetzt... nicht so..." antwortete Vio seufzend und sah zu ihm auf. Er lächelte nur und erwiederte, dass sie es sich wohl kaum aussuchen könne. Wie recht er doch hatte.....
"Wir werden um diese Uhrzeit wohl kaum einen Heiler antreffen." seufzte Vadrak. "Ich kann viellecht einen holen der sich da auskennt...." unterbrach ihn Rik und sah ihn nickend an. "Dann holt doch bitte einen..." Vadrak schien Rik nicht zu vertrauen denn er sah sie immer recht misstrauisch an. Doch Rik war schon im Begriff zu gehen und Vio fühlte nut kurz einen lauen Windzug der über ihre Wange strich als Rik die Haustür wieder schloss.
Vadrak sah Vio wieder recht besorgt an und schien nicht wirklich zu wissen was er tun soll. Aber auch Vio wusste es nicht so wirklich. Zwischen den komischen Krämpfen ging es ihr gut... wie eh und jeh. Aber waren sie da könnt Seufzen wenn nicht gar Stöhnen. Vadrak redete mit ihr... das war sicherlich das beste in dem Moment, denn es lenkte Vio für die Momente recht gur ab. Er fragte sie, was sie hier machte, das er sie jetzt lieber im Gut wissen wollte usw.. Nach einiger Zeit und ungefähr 3 Krämpfen kam Rik mit einem Mann wieder der sie als den Heiler vorstellte. Der Heiler dagegen schien sich nicht wirklich sicher, denn er sah etwas verdutzt aus, als Rik dies tat. Egal.... hauptsache er macht das die Krämpfe fort gehen. Als der Heiler, der sich als Airg vorstellte, näher an Vio ging zwinkerte er ihr zu. Recht verwirrt nahm sie dieses hin. Wollte dieser Mann ihr in solch einem Moment etwa sein Interesse zeigen...? Er riet ihr sich hinzulegen, was sie nur zu gern wollte. "Zählt die Herzschläge zwischen jeder Wehe.... wenn der Zwischenraum kleiner wird, wird euer Kind bald kommen." Nun gut, das hörte sich recht einfach an, dachte Vio sich und nickte. Wo war Rik...? Vio sah sich kurz im Schlafzimmer um.. Rikonia saß auf einer der Kisten und sah recht ernst, wie sollte es auch anders sein, zu ihnen hinüber. Vadrak stand etwas ratlos vor dem Bett und fragte ob er Airg helfen könne. Dieser bat ihn um etwas kochendem Wasser und um saubere Tücher. Als Vadrak draußen war zwinkerte der Heiler Vio wieder zu und sie konnte es nicht lassen ihn zu fragen wer er seie. Sie war schon all zu oft auf ihre liebe alte Familie hinein gefallen.... also warum auch nicht diesesmal?!
Aramil... es war tatsächlich Aramil der da getarnt als Heiler vor ihr stand und sich die Ärmel hochkrämpelte. Aramil hatte von so etwas eine Ahnung? Vio verwunderte dies im ersten Moment zwar ein wenig, aber der nächste Krmpf folgte und sie vergaß diese Fragestellung schnell.
Sie wusste, dass Aramil auf sie aufpassen würde... früher, als sie noch in der Bruderschaft war hat sie sich an seiner Seite immer sehr sicher gefühlt... fast genauso sicher wie sie sich jetzt an Vadraks Seite fühlte... und nun wo beide Seite an Seite vor dem Bett standen und alles für die Geburt vorbereiteten, wurde ihr ganz warm ums Herz und sie wusste, das alles gut gehen würde... es konnte gar nicht anders sein.


Vior'la Lyth ist offline  
Geändert von Vior'la Lyth (08.09.2003 um 16:05 Uhr).
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Alt 08.09.2003, 16:04
#85
Vior'la Lyth
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Als Vadrak sich neben sie kniete und ihre Hand in seine legte, die so stark und beschützend wirkte, fühlte sie sich noch ein wenig wohler. Er schien irgendwie so gelassen... als wenn dies alles normal für ihn seie... oder aber Vio bildete sich ein, dass er so gelassen war. Sie dagegen war nicht nur aufgeregt,... bei jeder neuen Wehe bekam sie auch ein wenig mehr Angst.
Aramil und Rikonia gingen nach einiger Zeit aus dem Raum... warum, dass wusste Vio nicht. Aber es war ihr nicht unrecht... sie fühlte sich bei ihrem Vadrak mehr als sicher.
Er schien sie in gewisser Weise zu necken... aber das war genau das richtige, was er jetzt machen konnte. Er verglich ihre Situation und ihre Taten mit denen Melinas.... was Vio wiederum recht einschnappen lies... oder eher, für kurze Sekunden einschnappen ließ. Auf jeden Fall lockerte es die ganze Situation auf.
Es verstrichen sicherlich zwei Stunden wo jede einzelne Minute gen Ende an Vio's Nerven zerrten. Sie wollte es endlich hinter sich haben... wollte ihr Baby in den Armen halten...
Aber Vadrak sprach ihr immer wieder Mut zu und bekräftigte seinen Stolz ihr gegenüber und seine Überzeugung, dass sie das schaffen würde.
Dann kam eine Wehe, die Vio das Blut gefrieren ließ. Sie stöhnte einfach auf und drückte Vadraks Hand so doll sie es konnte.
Airg (Aramil) und Rikonia kamen schnell in das Zimmer und schienen nun alles vorzubereiten... was genau in dem Zimmer vor sich ging, bekam Vior'la kaum mit. Sie sah einfach an die Decke und versuchte auf das zu hören, was ihre inneren Instinkte ihr befahlen... so wie Vadrak es ihr geraten hatte.

Es schmerzte mit einem Mal so sehr, dass Vio all den Schmerz an Vadraks Hand und ihren Stimmenbändern ausließ und einfach nur presste.
Doch dann... nach, für Vio ewiger Zeit, zierte ein kleines Lächeln ihr Gesicht. Sie hörte das erste mal ihren kleinen schreien. Erst war es ein recht gurgeliger Schrei aber er wuchs schon bald zu einem imposanten Schreien heran. Und dann, nachdem Aramil das Schnittende der Nabelschnur gut verbunden hatte, hatte sie ihn das erste mal in dem Arm... ihren kleinen Jungen... der kleine Trampel der ihr die letzten Wochen unerträglich gestaltet hatte, da er sicherlich keine Lust mehr hatte in ihrem Bauch zu sein. Welch himmlisches Gefühl... wie lange sie sich doch auf diesen Moment gefreut hatte.. und nun war er endlich da.
Rikonia und Airg gingen in den Wohnram und Vadrak sah stolz auf seinen kleinen Sohn hinab.
Von all den Strapazen geschwächt und hungring, trank der Kleine, den Vadrak und Vior'la Dorian nannten, sich an Vios Brust in den Schlaf und auch Vior'la selbst schloss für einige Momente ihre Augen um etwas Kraft zu tanken.
Als sie ihre tiefgrünen Aufen wieder aufschlug konnte sie eine Zeit lang nicht anders als Dorian ansehen und zu lächeln. Dorian lag da, auf Vior'las Brust und schlief seelenruhig. Sein Köpfchen wirkte so klein.. und seine kleine Hand war nicht mehr als ein viertel ihrer eigenen. Seine Nase war so klein und stubsig, dass eine Fingerkuppe ausreichte um sie vollkommen zu bedecken. Er war keinesfalls ein kleines, schmächtiges Baby..... nun wusste Vio auch, wo all das Essen hinging wenn nicht in ihre Hüften oder andere Körperteile ihrer.

Irgendetwas verlieh ihr Kraft aufzustehen. Und zwar der Wille Heim zu gehen. Vio's Innere wollte unbedingt mit ihrer Familie, vereint zu Haus sein... in ihr Nest zurrückgehen und dort sicher zu sein.
Als Vior'la, mit Dorian auf den Arm, in den Wohnram trat, vielen alle Blicke auf sie.
Mit Sicherheit sah sie gerade nicht wirklich gut aus.. aber das erste Mal in ihrem Leben war ihr solches egal.
Vadrak rückte ihr gleich den Stuhl zurecht und Aramil (Airg) beglückwünschte sie mit einem Zwinkern. Auch Rikonia kam kurz aus ihrer "Ernstheit" heraus und schenkte Vio ein Lächeln.
Als Vio Dorian das erste mal an Vadrak übergab schwappte es in ihr beinahe über vor Freude und Neugierde... sie forschte nach jeder Veränderung in seinem Blick.. dieser war in einem und ganzen gkücklich und vor allem Stolz... aber das wichtigste... es stand unendlich viel Liebe in seinem Blick. Ihre beiden Männer.....

"Kannst du denn schon wieder reiten mein Herz?" fragte Vadrak recht besorgt, als Vio ihren Wunsch äußerte nach Haus zu wollen.
Aber Vior'la wollte heim... und wenn sie etwas wollte, dann schafft sie es in der Regel auch. Und so auch diesmal.
Zwar saß sie etwas unsicher im Damensitz auf Strum, der nicht wirklich ein leichtfüßiges Pferd war... eher ein Kampfross. Aber er schien sich Mühe zu geben recht seicht zu gehen was Vio ein Lächeln entlockte.
Vadrak hatte Dorian, der in einige warme Tücker gewickelt war, in seinem starken Arm während er mit der anderen Hand Sturm führte. Der Wunsch mir Dorian und Vadrak im Bett zu liegen wuchs mit jedem Meter den sie näher an dem Gut heran kamen. Und als sie dann endlich da waren... konnte Vio endlich tief einatmen.... Sie waren da... sie hatten alles geschafft. Als Vadrak Sturm in den Stall brachte, bettete Vio den kleinen Dorian in der Mitte des Ehebettes und legte sich auf die Seite an der Wand, so das Vadrak nur unter die Decke huschen musste. Was er auch mit einem zufriedenen Lächeln tat.
Etwas langen die beiden noch wach... jetzt waren sie nicht nur ein Paar das sich liebte, nein.. sie hatten auch noch einen Beweis ihrer Liebe hier neben sich liegen...
Nach einiger Zeit schliefen sie dann ein ... Vior'las Hand lag in der von Vadrak und beide Nasen der frisch gebackenen Eltern lag dicht an der jeweiligen Wange Dorians.....
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Alt 11.09.2003, 17:29
#86
Vadrak Larthay
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Lächelnd betrachtete Vadrak die kleinen Fäustchen seines neugeborenen Sohnes. Noch vor wenigen Stunden war der ehemalige Templer halb wahnsinnig vor Sorge um Vior'la durch die Nacht geritten. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Zu Hause war sie nicht, in Britain hatte sie niemand gesehen und in Vadrak keimte die Angst auf, die Templer könnten sie in Gewahrsam genommen haben. Eben wollte er sein Pferd schon in Richtung Kloster wenden, da kam ihm plötzlich ein Gedanke. Seiner Eingebung folgend, wandte er sich in Richtung des kleinen Hauses am Meer, das sie einige Wochen lang bewohnt hatten, bevor Vadrak Waffenmeister beim Chevalier Shalmaire geworden war. Vadrak gab sich nicht mit den üblichen Vorsichtsmaßnahmen ab, sondern preschte wie besessen auf direktem Wege dorthin, band Sturm an einen Baum, stürmte zum Haus und... mußte feststellen, daß er den Schlüssel nicht mehr besaß. Richtig, die "Schwarzen Lämmer" hatten ihn ihm abgenommen. Leise vor sich hinfluchend, umrundete Vadrak laut nach Vio rufend das Gebäude. Nichts rührte sich hinter den sorgfältig verhängten Fenstern. Krank vor Sorge kehrte Vadrak zu Sturm zurück. Gerade, als er das Pferd losbinden wollte, brachte ihn ein Tritt in die Kniekehlen zu Fall. Fluchend rollte Vadrak sich schon im Fallen herum und versuchte sich auf seinen Angreifer zu stürzen, als dieser ebenso plötzlich von ihm abließ, wie die Attacke begonnen hatte. Als das Mondlicht in ihr Gesicht fiel und ihre eisblauen Augen aufblitzen ließ, erkannte Vadrak, wen er da vor sich hatte: Rik. Sie schien überrascht, ihn hier vorzufinden. Vadrak wollte sich gerade umdrehen und auf sein Pferd schwingen, da er mit der "Bruderschaft" nichts zu schaffen haben wollte, als Rik ihm erklärte, es sei gut, daß er da sei und daß Vio tatsächlich im Haus auf ihn warte. Gemeinsam begaben sie sich zu Vio. Am liebsten hätte er seine Gemahlin sofort mit nach Hause zum Gut genommen, doch ein kurzer Wortwechsel und ein prüfender Blick in ihr Gesicht offenbarten, daß sie kaum in der Lage wäre, irgendwohin zu gehen, geschweige denn zu reiten. So beschlossen sie, daß Rik in Verkleidung einen Heiler suchen und herbringen sollte. Es würde schwer genug werden, denn es war mitten in der Nacht und die Gegend, in der das Haus stand, recht einsam und verlassen. Vadrak rechnete und überlegte. Er war sich nach kurzer Zeit und einigen Fragen an Vio recht sicher, daß diese Nacht sein Kind zur Welt käme. Er war froh, daß er das schon mehrmals erlebt hatte und deshalb wußte, daß jede werdende Mutter glaubt, ihr letztes Stündlein habe geschlagen, sonst hätte er seine Sorgen um Vio sicher nicht so gut vor ihr verbergen können. So bemühte er sich einfach, sie von ihren Schmerzen abzulenken und sie mit Nichtigkeiten zu unterhalten.

Als Rik endlich mit dem Heiler eintraf, war Vadrak doch erleichtert. Auch wenn Melina damals ebenso gestöhnt und geklagt hatte, fühlte er sich doch sicherer, wenn jemand Kundiges nachprüfen konnte, ob mit Mutter und Kind alles so war, wie es sein sollte. Doch der Heiler schien sich mehr mit Wunden und Krieg auszukennen, als mit werdenden Müttern. Das sah Rik ähnlich: einen Wundbader anzuschleppen, nur weil sie glaubte, ihm vertrauen zu können. Vadrak seufzte. Dennoch war der Mann vermutlich eine bessere Hilfe für Vio als Rik und Vadrak, und sei es nur, weil sie daran glaubte, daß er ihr helfen könne. Vadrak hielt sich im Hintergrund und musterte jeden Handgriff des Heilers kritisch und verglich im Geiste alles mit dem, an das er sich erinnern konnte, als er damals allein geholfen hatte, Mels kleine Tochter auf die Welt zu bringen. Auf diese Weise hatte er mehr Muße, sich um Vio zu kümmern, ihre Hand zu halten und ihr Mut zuzusprechen.

Sein Glück war unbeschreiblich, als sein kleiner Sohn endlich gesund und munter an Vios Brust lag.
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Alt 11.09.2003, 17:29
Einige Tage sp
#87
Vadrak Larthay
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Noch immer erfüllt von stillem Glück, war Vadrak nach Britain geritten. Der "Lachende Tala" schien geschlossen zu sein, also wandte er sich der "Ente" zu. Ja, richtig: dort herrschte Betrieb. Er setzte sich zu Jarod und Bol an den Tisch und gab der Schankmaid den Auftrag, alle Gäste auf seine Kosten mit Getränken zu versorgen. Schließlich wurde man nicht alle Tage Vater. Im Laufe des Abends wuchs die Runde noch ein wenig an, die Gäste wechselten. Vadrak erspähte Theas am Nachbartisch. Spontan kam ihm eine Idee und er kritzelte eine kurze Nachricht auf einen Zettel, gab ihn Teresa, der Schankmaid, und bat sie, ihn Theas unauffällig zuzustecken. In diesem Moment betrat Althea die Taverne. Vadrak ahnte in etwa, was sie von ihm wollte. Bereitwillig begleitete er sie nach draußen und führte sie in den Park. Solange er die Initiative behielt, konnte er den Verlauf der Unterredung bestimmen. Er berichtete ihr davon, daß er den Schaden, den Yanya angerichtet hatte, wieder gutmachen wollte. Als Beweis dafür überreichte er ihr eines der Bücher, die er auf seiner letzten Reise günstig hatte erwerben können. Er schien Althea mit dieser Geste tatsächlich milder gestimmt zu haben. Sie befragte ihn nach ihrem letzten Zusammentreffen, das angeblich vor dem "Tala" stattgefunden hatte. Vadrak wußte dank Erindor sehr genau, wovon Althea sprach und wurde sofort mehr als vorsichtig, denn er wollte seinen Freund nicht verraten. Erindor hatte ihm gestanden, daß der neue Großmeister ihm Althea als "Wachhund" vor die Nase gesetzt hatte, wenn es um den Namen "Larthay" ging. So ließ Vadrak die Templerin erzählen, als höre er diese Geschichte zum ersten Mal. Als sie geendet hatte, erklärte er ihr das gleiche, was er auch schon Erindor berichtet hatte: daß jemand aus der Bruderschaft während seiner Gefangenschaft versucht hatte, seine, Vadraks, Rolle zu spielen, aus was für Gründen auch immer. Althea gab sich mit dieser Erklärung zufrieden und kam auf ihr eigentliches Anliegen zu sprechen: Vadraks "ungeborenes" Kind. Sie verlangte von Vadrak sein Einverständnis, dieses Kind gleich nach der Geburt zu übernehmen und im Kloster zu erziehen. Im Verlauf dieses Gespräches wurde Vadrak immer wütender. Wäre seine Widersacherin ein Mann gewesen, hätte er ihn für diese Worte ins Gesicht geschlagen. Doch so bewahrte er mühsam seine Beherrschung. Schließlich konnte er keine Frau mit der Faust schlagen. Immer wieder warf Althea ihm vor, ein Ketzer zu sein und mit einer Dienerin der Finsternis in Sünde zusammenzuleben und ein uneheliches Kind gezeugt zu haben. Sie warf ihm vor, den Pfad des Lichtes verlassen zu haben und sprach ihm die Fähigkeit, sein Kind im Namen Glarons zu erziehen, rundweg ab. Vadrak wußte, daß, was immer Althea auch sagen mochte, er dennoch an Glaron festhielt und sich weiter auf dem Pfad des Lichtes bewegte, er konnte sein Kind sehrwohl selbst so erziehen, daß es Glarons Licht sähe und er sah keine Veranlassung, um sein Seelenheil zu fürchten. So konnte er ihr ohne zu zögern standhalten, so daß ihre boshaften Bemerkungen ihr Ziel verfehlten, ihn nicht trafen, ihn nicht einschüchtern oder verunsichern konnten. Als ihm ihre Anschuldigungen zu bunt wurden und sie sich in endlosen Wiederholungen verfangen hatte, schob er Althea einfach aus dem Weg und ließ sie stehen.

Zurück in der Taverne, erblickte er wie vom Donner gerührt, Vio und Dorian an dem Tisch, an dem er zuvor gesessen hatte. Gerade wollte er sie bitten, mit ihm nach Hause zurückzukehren, als auch schon Althea die Taverne betrat. Vadrak trat ihr in den Weg und erklärte ihr zum wiederholten Male, daß sie seine Familie in Frieden lassen solle. Rasch entspann sich ein Wortgefecht, das allmählich zu eskalieren drohte und an dem die halbe Taverne Anteil nahm. Theas stellte sich, wie zu erwarten, auf Altheas Seite, doch Vadrak mußte nicht lange warten, um zu erkennen, daß auch er Verstärkung erhielt. Die verkleidete Rik auf der einen und Jarod Celduin auf der anderen Seite schirmten Vio und das Baby gegen die Templerinnen ab. Jarods Schwester begleitete sie nach Hause. Kaum hatte Althea wahrgenommen, daß ihre Beute verschwunden war, verließ auch sie die Taverne. Vadrak und seine Freunde eilten ihnen hinterher und richtig: am magischen Tor schienen Althea und Theas Vio und Carya eingeholt zu haben. Vadrak war heilfroh, Jarod und Rik an seiner Seite zu wissen, als er erneut zwischen Althea und seine Familie trat. Nach einigen drohenden Gesten und dem Austausch ernster Worte erkannte Althea schließlich, daß sie zumindest für heute verloren hatte und gab ihre Hatz auf.

Die beiden Celduins bildeten zusammen mit Vadrak die Nachhut und sicherten Vios und Riks Rückkehr in den Gutshof.

Zu Hause angekommen, suchte Vadrak Vio. Er fand sie oben, als sie gerade den Kleinen ins Bett legen wollte und war etwas verwundert über ihre plötzlich so kühle Art. Besorgt fragte er sich, was er falsch gemacht haben könnte. Sanft legte er seine Arme um ihre Schultern. Doch Vio schüttelte ihn einfach ab und reichte ihm mit knappen Gesten den zusammengefalteten Zettel, den er Teresa für Theas übergeben hatte. "Ich habe ihn gelesen," sagte sie mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. Vadrak nahm den Zettel aus ihren Händen und warf einen Blick hinein: Theas hatte ihm auf seine Frage, ob sie bereit sei, ohne das Wissen des Ordens seinen Sohn zu taufen, geantwortet, daß sie, obgleich nur eine Schülerin und unwürdig, aus Dank für ihren ehemaligen Menthor dazu bereit sei. Kommentarlos steckte Vadrak den Zettel ein. Er verstand immer noch nicht, was er falsch gemacht hatte. Doch die Zeit drängte und beide mußten zurück zu ihren Gästen.

Im Verlauf des Abends versuchte Vadrak ständig, Vios Blick zu erhaschen, doch sie wich ihm aus und ignorierte ihn, behandelte ihn, als sei er Luft. Als der Kleine weinte und Vio nach oben eilte, ergriff Vadrak die Gelegenheit, auch auf die Gefahr hin, seine Gäste zu brüskieren, und lief ihr nach. "Was hast Du, mein Herz?" fragte er sanft und zärtlich, "Was habe ich falsch gemacht?" Vio saß mit dem Kleinen auf dem Bett und legte ihn an ihre Brust, um ihn trinken zu lassen. Vadrak setzte sich neben sie. Verstohlen tastete er nach Vios Hand, doch sie entzog sie ihm sogleich, um Dorian besser halten zu können. "Du wolltest unseren Sohn hinter meinem Rücken taufen lassen," erklärte sie gekränkt. Vadrak schüttelte leicht den Kopf. "Nein, mein Herz. Ich hätte das niemals hinter Deinem Rücken getan." Doch so leicht ließ Vio sich nicht besänftigen: "Und warum weiß ich dann nichts davon?" Vadrak seufzte. "Nun, durch Zufall erspähte ich Theas in der Taverne und hielt die Gelegenheit für günstig, erst einmal in Erfahrung zu bringen, ob es überhaupt irgendwie eine Möglichkeit gibt, ihn taufen zu lassen," versuchte er geduldig ihr beizubringen. "Nein, gibt es nicht," entgegnete Vio schnippisch. Vadrak blickte sie völlig verwirrt an. "Wie meinst Du das?" Vio wendete sich erneut dem Kleinen zu. "Du weißt, ich glaube nicht an diesen Glaron," erwiderte sie ernst. Vadrak zuckte die Schultern. "Aber Du weißt, ich tue es immer noch und es schadet dem Kind doch nicht." Noch immer war er völlig arglos. Vios nächsten Worte trafen ihn ganz und gar unvorbereitet und so hart, wie ein Dolchstoß in den Rücken: "Mein Kind wird nicht im Namen Glarons getauft. Du willst doch auch nicht, daß er im Namen Volos getauft wird, oder?" Vadrak sank ein wenig in sich zusammen und wischte sich etwas fahrig über die Stirn. Vios Augen verfolgten jede seiner Regungen. Schließlich erhob er sich wortlos und wandte sich zur Tür. "Vadrak," sagte sie leise, zu dem Kleinen sehend, "daß ich Dich liebe, weißt Du." Vadrak drehte sich kurz noch einmal zu ihr um und schloß für einen Moment die Augen, bevor er endgültig wortlos das Zimmer verließ. Wie konnte sie so etwas zu ihm sagen und gleichzeitig erklären, ihn zu lieben? Wußte Vio überhaupt, was sie soeben getan hatte? Bildlich gesprochen, hatte sie ihn gerade zurück in den Kampf mit Althea geschickt, hatte ihm zuvor allerdings seine Waffen abgenommen und seine rechte Hand auf den Rücken gebunden. Althea war eine ernstzunehmende Gegnerin. Vadrak wußte, daß er so niemals gegen sie würde bestehen können. Solange er mit Selbstbewußtsein hatte behaupten können, selbst seinen Sohn zu Glarons Licht zu führen, solange hatte er die Kraft und die Möglichkeit, Althea die Stirn zu bieten. Aber so? Wenn er seinen Sohn nicht einmal mehr taufen lassen durfte, ja, im Gegenteil sogar damit rechnen müßte, daß Vio ihm Volo näherzubringen versuchte, was konnte er Althea dann noch entgegen halten? Was, wenn Dorians Seele wirklich in Gefahr war? Vio verlangte von ihm also nicht nur, zu entscheiden, wer an erster Stelle in seinem Herzen stand, Vio oder Glaron, sondern vielmehr, daß er sich völlig von Glaron abwandte, daß er ihn verleugnete. Wäre er dazu überhaupt in der Lage? Wie sollte er Glaron verleugnen, wenn er doch an ihn glaubte? Wie weit könnte er sich dazu zwingen und immer noch Vadrak Larthay bleiben? Und wie immer in solchen Situationen, war er völlig auf sich allein gestellt. Niemand, den er hätte um Rat fragen können, niemand, der ihn auch nur annähernd würde verstehen können - nicht einmal mehr sein Gott.

Hätten sie keine Gäste gehabt, hätte er versuchen können, Vio alles zu erklären, doch so blieb keine Zeit für lange Diskussionen. Vadrak straffte sich und kehrte zu seinen Gästen zurück. Allerdings war er aufgrund seiner neuen Sorgen und seiner Enttäuschung über Vio ein unaufmerksamer und schlechter Gesprächspartner. Auch Vio kam später noch einmal kurz herunter. Doch erhielt Vadrak keine weitere Gelegenheit, mit ihr zu reden. Nichts blieb ihm, als ihr bittende Blicke zuzuwerfen, doch sie behandelte ihn noch kälter als zuvor. Vadrak war kaum noch in der Lage, seine Gedanken zusammenzuhalten und auf die Fragen seiner Gäste einzugehen.
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Alt 11.09.2003, 17:30
#88
Vadrak Larthay
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Als sei dies alles nicht genug, hatte Rik sich unverzichtbar für Vios und Dorians Schutz gemacht. Vadrak war sich bewußt, daß er zu Bol gehen und ihm sagen sollte, wer neuerdings Leibwache für Vio spielte. Nein, nicht zu Bol, korrigierte er sich in Gedanken, er durfte nicht riskieren, Rik zu verlieren, auch wenn es seine Pflicht wäre, sie auszuliefern. Er würde mit Jarod darüber reden müssen, unter 4 Augen.

Als Theas vor dem Gut auftauchte, blieb ihm fast das Herz stehen. Theas, seine kleine Theas - womit hatte er nur solche Zuneigung, Treue und Dankbarkeit verdient? Er brachte es nicht fertig, ihr in die Augen zu sehen, als er ihr unter Vios kalten Blicken für die Taufe absagen mußte. Er wußte, was Theas nun von ihm denken würde und er konnte es ihr nicht übelnehmen. Nachdem Vio mit eigenen Ohren gehört hatte, daß er ihrem Wunsch Folge leistete, zog sie sich zufrieden zurück und begab sich zur Ruhe.

Doch für Vadrak gab es keine Ruhe. Alle redeten weiter fast ununterbrochen auf ihn ein, forderten ihn auf, Pläne zu schmieden für die Zukunft. Welche Pläne? Welche Zukunft? Vadrak wünschte sie sich alle weit, weit fort, auch wenn er für ihren geleisteten Beistand gegen Althea mehr als dankbar war. Was Althea nicht gelungen war und auch nie gelungen wäre, das hatte Vio mit einem einzigen kleinen Satz zu Wege gebracht.
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Alt 14.09.2003, 11:07
#89
Vior'la Lyth
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Ein leises zwitschern weckte Vio aus ihrem unruhigen Schlaf. Ohne noch einmal zu ihren beiden Männern zu sehen, erhob sie sich und zog sich ihren langen Morgenmantel über.
Ein kleiner Spatz hockte auf dem Fenstersims und begrüßte den Tag lauthals.
So leis wie möglich, zog Vior'la sich leichte Schuhe an um leise aus den Raum zu gehen. Sie konnte keine weitere Minute dort bleiben... sie brauchte Zeit, Zeit um alles was geschah zu überdenken.
Das leise Knarren und ein Knacken der Hofstür verriet, das Vior'la auf den Hof hinaus ging. Dort angekommen band sie ihre langes welliges Haar zu einem Zopf, der ihre Haare über ihre Schulter nach vorn hingen ließ.
Nach einigem inhalieren der frischen Morgenluft nahm Vio auf einen Stuhl platz, der dort neben dem Brunnen stand. Mir nachdenklichem Blick zog sie ihre schlanken Beine dicht an den Körper und stützte ihr Kinn auf ihre Knie.

Sie liebte Vadrak... da gab es überhaupt keine Zweifel... Und genau aus solchem Grund... der Liebe wegen, hasste sie sich in manch einem Moment. Denn durch diese Liebe wurde sie schwach... tat ihr so einiges weh.. steckte sie ein und war nicht immer sie selbst.

Es war gestern so schön mit den Geschwistern Celduin und "Mineria" in der Taverne. Es war Vios und vor allem Dorians erster Ausflug nach der Geburt.
Alle waren von dem kleinen Dorian gleich verzückt... wie sollte es auch anders sein?
Sie haben viel gelacht... geredet und herumgealbert. Es war so schön, mal wieder unter Menschen zu sein, die ihr keinen Kummer bereiteten.. oder sie gar die Angst mit sich trug verfolgt zu werden. Sie lebte einfach diesen wundervollen Moment und genoss jede Sekunde.
Bis... ja, eigentlich bis Vadrak zu ihnen kam. Vio merkte erst gar nicht, welch ernster Ausdruch Vadraks Gesicht hatte. Doch als sie seinem Blick in Richtung Tür folgte erblickte sie Althea.
Ihr Herz rutschte einige Handbreiten tiefer und sie strich eher um sich selbst zu beruhigen, als Dorian über seinen kleinen Rücken.
Vadraks Blick war sehr drohend, fast bösartig. Nur einmal hatte sie Vadrak so gesehen... als sie mit Yani damals in Cove war, hat er sie so angesehen.
Doch Althea kam trotzdem näher.. was sie genau sagte, hat Vio nicht wirklich verstehen können. Aber Altheas abwertender Blick bestätigte nur, dass sie nicht wohlgesinnt war. Jarod, Carya und "Mineria" schienen erst nicht recht zu verstehen.. mekten allerdings schnell, dass dieses ernst zu nehmen war.

Als die Unterredung von Vadrak und Althea etwas lauter wurde... und man Vior'las Angst und Sorge sicherlch an der Nasenspitze ablesen konnte, bot Carya ihr an, sie nach haus zu bringen.
Eigentlich wollte Vio nicht fort... sie wollte hier bei Vadrak bleiben um ihn von irgendetwas unüberlegtem abzubringen... sie wusste nur zu gut, wie schnell man ihn in dieser Sache reizen kann. Aber ihr Mutterinstinkt befohl etwas anderes.
Sie ging, Dorian sicher im Arm haltend, dicht neben Carya in Richtung des magischen Tores. Doch kurz vor diesem stellte Carya sich schnell schützend vor Vio und Dorian und sprach drohende Worte.
Zuerst wusste Vio nicht, warum sie solches tat... doch schnell sah sie, dass Althea ihr gefolgt war und auch noch eine andere Templerin bei ihr stand.
Doch krut nachdem die beiden Templer da waren, folgten auch schon Jarod, "Mineria" und Vadrak, die sich auch schürtzen vor Vio plazierten.
"Geh nach haus Vio..." brummte Vadrak recht befehlend und Vio tat solches sofort. Sie ging schnell zum Gut zurrück. Der kleine Dorian schien von all dem nichts mitzubekommen. Als Vior'la dort angekommen war, schlief er wie ein Engelchen und Vio bettete ihn sanft in seinem Bettchen.

Doch mit jedem Moment wuchs die Sorge und sie ging einige Minuten den Raum auf und ab. Sie konnte nicht einfach tatenlos da sein und auf die anderen warten. Traute man ihr denn gar nichts zu? Wozu hat sie Sommer lang die Ausbildung der Bruderschaft genießen dürfen. Sie konnte schleichen... sie konnte sich verdeckt halten....
Kaum war der Gedanke ausgedacht, nahm Vio ihre Füße in die Hand und lief zurrück zum magischen Tor. Dort reiste sie ersteinmal nach Britain um durch das Direkt-Tor der Hauptstadt aus nach Khazdur zu gelangen um von hinten zu kommen.
Doch die lange Zeit der Schwangerschaft und vor allem des Ungeübtseins machte sich bemekbar. Nicht nur das sie auf einen Ast trat, sie brach einen etwas dickeren Ast beim beklettern eines Baumes ab. Es war wie ein kleines Wunder, das sie keiner bemerkte.

Sie hoffte aus alles Kraft ihres Herzens, dass Althea nicht zum Kampf fordern würde.. oder anders herum solches Geschehen konnte. Das Vadrak sehr erfahren im Kampfe war und wusste was er tat, wusste sie... aber Alhea war jung und sicherlich flink.
Nein, Vio wollte ihren Vadrak zu Haus wissen... bei sich und Dorian.. nicht hier bei dieser ......, sie verkniff sich den Gedanken lieber.

Langsam und vorsichtig trat Vio an die Gruppe hinan.. doch gleich nachdem man sie bemerkte, griff "Mineria" sie an den Hüften und zog sie regelrecht in das magische Tor.
Warum nur hörte niemand auf Vio?!... und warum tut jeder mit ihr, was derjenige für richtig hällt?

Als die beiden Frauen zu Hause ankamen, wuchs in Vio die Angst und Sorge heran.
Warum war es ihr nicht gegönnt, einen Tag lang glücklich zu sein, auch wenn sie sich der Öffentlichkeit zeigten? Warum musste Vio immer wieder einstecken und auf ihre eigenen Interessen verzichten? Warum konnten sie alle nicht wie eine ganz normale Familie leben, wie es 100 andere tun?!
In Vio wuchs das unübersichtliche Selbstmitleid imenz heran und es dauerte nicht lange, bis sie eine schuldige gefunden hatte.
-Althea-
"Ich töte sie..." hauchte Vio eher als das sie es sagte. Rikonia kam mit ernstem Blick näher und beugte sich zu ihr hinab. "Was hast du da gerade gesagt?!"
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Alt 14.09.2003, 11:08
#90
Vior'la Lyth
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Ihre Stimmenlage war ungewöhnlich ernst... fast drohend. "Ich bringe Althea um... sie ist doch schuld an all dem...!" Vio's Innere ließ einfach nicht von dem Gedanken ab... ganz das Gegenteil war der Fall. Eine kleine Stimme bekräftigte dieses Vorhaben sogar. "Das kannst du doch gar nicht...!" erwiederte Rik recht kühl.
Dieser Satz war wie Salz in Vio`s offnere Seelenwunde. Rik hatte recht... Vio konnte keinen Menschen töten... nein, sie nicht... aber.... ja! "Nein, du tötest sie." hauchte Vio rik vershwörerisch zu. Rik war skrupelloser als sie selbst.. Rik wusste es, Gefühle oder Ekel wegzustecken... und Rik liebte Vio wie eine Schwester. Warum sollte sie Vio dann nicht helfen, dass es in ihrem Leben um einiges sonniger ausschaut?! "Ich?!" "Ja, du bist skrupellos genug... du kannst so etwas." "überlege mal, was du da sagst!" in Riks Augen war deutlich ein Gefühl der Enttäuschung zu sehen. "Du denkst also, weil ich so gut wie nichts verlieren habe, kann ich diese Althea mal eben so töten?" Rikonia wand sich ab und ging zu der Zimmertür. "Nein, so habe ich das nicht gemeint Rik... aber..." Die Tür schloss sich hinter Rik und Vio war allein in dem Zimmer. Doch Vior'la ließ diese nicht lange geschlossen.
"Rik... das meinte ich nicht so... verzeih bitte." Doch als Vio Rik in die Arme nehmen würde, wand diese sich aprubt ab und ging eilig die Treppen hinab. Vio konnte Riks Schmerz in solchem Moment regelrecht spühren... was hatte sie da nur wieder angestellt.... warum machte sie alles nur falsch?!

Sie brach innerlich regelrecht zusammen und auch ihre Beine hatten keinen Halt mehr.
Durch die Wucht, mit der sie auf dem Boden aufkam, rutschte der Zettel, den Jarod ihr gegeben hatte, mit der Bitte ihn Vadrak zu übergeben, aus ihrer Hosentasche.
Langsam faltete Vio ihn auseinander und ihr tiefgrüner Blick überflog die Zeilen. Es war unverkennbar Vadraks Handschrift die da etwas schieb.... was sie nicht glauben konnte. Er bat eine gewisse Templerin um eine Taufe in Glarons Namen... bei seinem Sohn Dorian.

Vio's Blut gefrohr innerhalb weniger Momente und sie wurde ganz blass um die Nase.
Er wusste doch ganz genau, dass sie seinen Gott eher verachtete, als das sie an ihn glaubte.
Er wusste, dass diese Glarongläubigen seit dem sie von Dorian wussten nur böses von ihm wollen... und nicht nur das, sie machen seit je her die Liebe zwischen Vadrak und ihr eher zu einem Kampf als zu einem glücklichen Zusammenleben. Und es sind nichtmal nur Gläubige... nein es sind Tmpler die solches Unrecht taten!
Wie konnte er da annehmen, dass sie zulassen würde ihren Sohn an Galron zu geben?!

Viorla hatte schon so viel geschehen lassen... sie hatte es zugelassen, wenn er zu unmöglichen Zeiten auf einmal beten gehen musste.... das er jede Mahlzeit segnen musste, bevor er sie aß... ja, sogar das er die kleine Yanya zu diesem Glauben hin erzieht.
Und was tut sie?! Sie betet allein... leise und heimlich zu ihrem Gott Volo. Nur damit es Vadrak nicht schmerzt... denn das würde es wenn er solches mitbekommen würde.
Und was tut er?
Er will "seinen" Sohn hinter ihren Rücken taufen lassen.
Nein! Ohne sie! Vio's Herz schien bei all diesen enttäuschenden Gedanken zu bröckeln.
Als der kleine Dorian in dem Momente anfing zu weinen, faltete sie den Zettel wieder zusammen und ging zu ihm in das Zimmer.

"Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagd.." Hauchte Vadrak hinter ihr und seine Hände strichen sanft Vios Schultern.
Vio schüttelte diese allerdings ab und gab ihm den Zettel.
"Ich habe alles geselsen.." mehr bekam sie nicht heraus.
Vadrak schien ihn zu lesen, sagte allerdings nichts weiter dazu. Da Dorian wider eingeschlafen war, wand Vio sich um um hinab zu gehen.
"Was ist los Vio?" fragte er sanf. Pah, er ahnte wirklich nicht, was los ist?! Kannte er sie wirklich so wenig?! Vior'la hob ihre Nase gekränkt noch etwas höher und ging hinab zu den Gästen.
Mineria war noch da... wie schön. Und Carya und Jarod saßen auch an dem Tisch. Vior'la versuchte so entkrampft wie möglich zu wirken... doch all das was geschehen war, ließ ihr keinen Platz für lustige Gespräche oder sonst etwas.
Als Vadrak hinab kam, spannte sie sich nur noch mehr an und versuchte verktampft, so unnahbar wie möglich zu wirken. Er sollte ruhig merken, dass er etwas falsch gemacht hatte.. er sollte sich den Kopf zerbrechen....

Als der kleine Dorian schrie, erhob sie sich und ließ sich entschuldigen.
Gerade als sie ihn auf ihren Arm nahm, hörte sie wie wer den Raum betrat. Allerdings verbot ihr Stolz, sich umzudrehen.
Sie setzte sich auf das Bett und säugte den kleinen Dorian.
Als sie Vadraks Hand auf ihrer spührte, zuckte sie etwas zusammen und zog diese lieber zurrück...um Dorian zu halten, versteht sich.
"Vio... was ist los?" fragte er wieder und wieder sanft und sah sie recht verzweifelt an.
"Ich finde es nicht wirklich gut, dass du Dorian hinter meinem Rücken deinem Gott geben wolltest.." sagte sie so kalt wie möglich und würdigte ihm keinen Blick.
Er war im ersten Moment still doch als er erwiederte, dass er solches nicht vor hatte... sich nur informieren wollte, ob solches überhaupt möglich seie kochte Vio innerlich nur noch mehr.
"Wie würdest du es finden, wenn ich Dorin im Namen meines Gottes taufen würde?!" fragte die während sie Dorian sein Bäuerchen machen ließ.
Stille... Vadrak erwiederte nichts... aber sie spührte seinen Blick auf ihrem Gesicht... allerdings würdigte sie ihm auch jetzt keinen Blick.
Er erhob sie recht leise und wand sich ab.
Die Wut in Vior'la kochte... sie konnte ihn nicht verstehen... warum verstand er sie nicht???
Und trotzdem... ja, trotz all dem...:" Du weißt, dass ich dich liebe Vadrak.." sprach sie geradeausblickend und gab Dorian einen Kuss auf die Stirn. Er blieb zwar stehen.... allerdings antwortete er nicht. Wie...was... wieso? Wie war recht baff über solche Tat. Wie konnte er nur einfach so gehen... sie hier allein lassen.. ohne jedliches Wort?!
War ihre Liebe denn so sehr stärker als die seine zu ihr? Wie konnte er all dies mit sich vereinbaren?

Sie wusste, dass es sich nicht schickte, zu nächtigen, ohne ihren Gästen lebe wohl zu sagen. Also ging sie mit Dorian auf den Arm die Treppe hinab. Doch was sie da sah, hatte sie nicht erwartet. Die Templerin, welche bei Althea stand, stand in dem Raum und sprach mit Vadrak. Zwar war ein beträchtlicher Abstand zwischen ihnen... aber sie war in -ihrem- Haus.

Gut, sollte er doch alles planen.. sollte er doch alles noch schlimmer machen... sollte er Vio doch nicht respektieren.... sollte er doch egoistisch sein, wie er es so oft ist....!
Vio ging zu den Geschwistern Celduin und verabschiedete diese.... Rikonia bat sie beim vorbeigehen um Verzeihung.. zu mehr war sie momentan nicht im Stande.
Doch an der Templerin und an Vadrak ging sie nur vorbei... ohne jedlicher Geste.
Wie konnte er nur eine von ihnen hier hinen lassen...?

Als Viorla sich zu Dorian in das Ehebett kuschelte rannen wieder einmal Tränen über ihre weiche Wange. Sie war nicht nur enttäuscht von Vadrak.... sie war enttäuscht von sich und dem ganzen Leben. Es war ein Moment an dem sie sich wünschte, nie ihre Familie verlassen zu haben.

Aber sie war hier.. bei ihrer eigenen Familie... und fühlte sich elend.....

Ihr Herz brach mit jedem Moment mehr... und sie fürchtete sich selbst davor, wie sie es ohne Herz wohl aushalten würde... in solch grausamen Welt welche ihr keinen Funken Glück schenkte....
Vior'la Lyth ist offline  
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Alt 20.09.2003, 12:00
#91
Vior'la Lyth
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Mit verweintem Gesicht warf Vio sich ihren Unhang über ihre zarten Schultern und wickelte den kleinen Dorian in eine warme Decke.
"Komm mein Schatz.... wir verreisen für einen Moment..." hauchte sie an seine Stirn, bevor sie diese sanft küsste.
Dann ging sie leise aus dem Haus... nicht ohne sich noch einmal sehnsüchtig zum Gutshaus zurrück zu blicken.
Sie eilte Richtung Britain um dort die geheimen Verstecke der Bruderschaft aufzusuchen...

Sie musste einfach fliehen.
Sie brauchte wen, mit dem sie reden konnte... von dem sie Rat bekam... keiner, der sie hintergehen würde...., irgendwo.... wo Vadrak sie nicht finden würde...

Natürlich hatte Vior'la als erstes an Rikonia gedacht.... schließlich war, ist und bleibt sie Vios beste Freundin.... aber eine der ersten Stellen an der Vadrak suchen würde, war sicherlich ihr altes Haus in Moonglow in dem Rikonia momentan hauste.

Als Vio mit Dorian im Arm vorsichtig in das Versteck huschte, schossen ihr wieder Tränen in die Augen. Seit dem geschehen am gestrigen Tage, kam solches sicherlich jede Stunde einmal vor, ohne das sie dies mitbekam.

Es war still in den Gemächern der Bruderschaft... zu still, als das einer dort sein könnte.
Bloß die beiden Katzen, die Vio groß gezogen hatte, begrüßten sie mit einem schnurrenden Kopfstoßer.

Vio war recht mulmig zu mute... sie hatte Angst, sich aufzudrängen.... zu viel von ihrer alten Familie zu verlangen. Sie hatte solche Angst, nocheinmal so enttäuscht zu werden, wie sie es nun von Vadrak war.

War sie bereit dem allen Revue zu lassen?

Mit einem Kopfnicken beantwortete sie ihre innere Frage.


Der Konflikt, welchen Vadrak und Vio hatten, war noch nicht auf der Welt. Die Spannung zwischen den beiden war deutlich zu spühren.
Sie konnte einfach nicht glauben, dass Vadrak sie mit der Taufe hintergehen wollte. Aber er versicherte ihr nicht nur einmal, dass solches nicht der Fall wäre und meinte, er habe die Taufe schon lang abgesagt.Und beide fühlten sich bei solchem natürlich nicht wohl.

Als Vadrak nicht im Hause war, entschloss Vio mit Dorian ein wenig spazieren zu gehen. Sie konnte einfach nicht rund um die Uhr wie engesperrt im Hause sein... sie liebte ihre Freiheit und vor allem die frische Luft viel zu sehr... und außerdem war es dunkel draußen.... sie hatte gelernt, Schatten zu nutzen um vor anderen so gut wie unsichtbar zu wirken... und ihre Beine waren flink. Es würde schon nichts passieren...

Als sie gerade durch den Park der Hauptstadt ging, hörte sie zwei sehr bekannte Stimmen vom Steg aus. Als ihre Augen sich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie, wie vermutet Jarod und Vadrak sich dort unterhalten.

Sie musste sehr mit sich kämpfen... und nach einigem hin und her ging sie dann doch zu den beiden.

Selbst Jarod schien zu spühren, dass dort recht dicke Luft zwischen Vadrak und Vior'la war. Aber trotzdem gingen sie alle 4 (Dorian eingeschlossen) in die goldene Ente um sich ein wenig aufzuwärmen.

Dort angekommen, lockerte sich das Verhälltnis langsam. Vio war Jarod so dankbar, dass er da war... sie hätte nicht gewusst, was sie Vadrak sagen sollte....

Doch wohl fühlte sie sich nicht bei solchem.... sie liebte Vadrak... und wollte ihm dies wissen lassen.
Yanya hatte schon recht mit dem gehabt, dass es Dori doch nur schadet wenn seine Mama und sein Papa so doll streiten. Also gab sie ihm körperliche Zeichen der Versöhnung. Wie, ihre zarte Hand auf seinen Oberschenkel legen oder aber ihren Kopf an seine Schulter lehnen.
Vadrak erwiederte solches,... natürlich... etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet.

Als Vio sich gerade mit Jarod unterhielt, übergab Vadrak Dorian an Vio und meinte, er müsse kurz hinaus gehen. Zwar wunderten Jarod und Vio sich ein wenig... aber Vadrak wusste schon was Präorität hatte.

Die beiden unterhielten sich noch viele Momente... nicht nur oberflächig...nein, sie unterhielten sich wirklich. An die zwei Stunden vergingen wie im Fluge... doch langsam machte Vio sich Sorgen, wo Vadrak wohll steckt...nicht, dass er in Schwierigkeiten war und sie sich hier lustig unterhällt... solches würde sie sich nicht verzeihen können.

"Da...!" eine Kinderstimme brabbelte links neben Vio wo sie sich auch gleich zuwand. Ein kleiner Blondschopf strahlte Vio und vor allem Dorian an. Lächelnd rückte Vio ein wenig näher. Der kleine stellte sich als "Nini" (Niclas, verbesserte seine Mutter) vor und schien von Dorian begeistert.
Er wollte Dori "aben".

Auch Jarod schien von der Szenerie der beiden Kinder verzückt, denn er schaute die ganze Zeit mit einem heiligen Lächeln zu.
Auch Vio war ganz hin und weg, als der kleine Niclas Dori eines seiner Spielzeuge schenkte.
Dori fand das alles natürlich sehr aufregend und strampelte quikend.

Als die Familie des kleinen Niclas' weiterzog und wieder Ruhe eingekehrt war, graute schon langsam der Morgen.

Vios Gedanken kreisten nun wieder bei Vadrak.... wie lange er nun fort war?!
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Alt 20.09.2003, 12:01
#92
Vior'la Lyth
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Sie erhob sich und äußerte ihren Wunsch, nach Haus zu wollen.
"Soll ich euch nach Hause geleiten?" fragte Jarod mit besorgtem Blick. Zwar wusste Vio solches zu schätzen... wollte aber allein gehen.... sie war es langsam satt für alles und jeden einen "Aufpasser" zu haben.
Trotzdem fragte Jarod noch einmal nach, ließ sie dann aber doch ziehen.

Als die Suche im Park erfolglos war, steuerte Vio auf den Strand hin.
Der kleine Dorian war von dem Kuscheltier noch ganz verzückt und jauchste immer wieder erfreut, als das Tier begann Geräusche zu machen, als er es anfasste.

Und da erblickte Vior'la -sie-

Zwar war Vadrak da... aber mit wem, das gefiel ihr überhaupt nicht. Erindor stand dicht an seiner Seite und schien irgendetwas auf ihn einzureden.
Nur langsam näherte Vio sich den beiden Männern und blieb auch im sicheren Abstand stehen.

Schließlich war es Erindor persönlich, der Vio warnte... ihr gar einbläute, dass das nächste Treffen, also das diesige, nicht so angenehm wie das letzte werden würde.

"Vadrak... ich gehe heim." sprach sie langsam und wollte schon gehen.
"Warte auf mich... ich komme gleich mit dir." erwiderte er. Also blieb Vio stehen.

Doch sie kam sich recht fehl am Platz vor. Erindor drehte sich wieder zu Vadrak und beide schienen etwas zu tuscheln.
Oh je.... solches konnte ja gar nicht gut gehen, dachte Vio und ging etwas den Strand entlang.

Dorian wurde langsam müde und kuschelte sich in Vios langes Haar, welches ihr über die Schulter nach vorn fiel.

Auch Vio schloss ihre Augen, strich Dori sanft über den Rücken und summte eine leise, beruhigende Melodie, bei solcher Dori immer einschlief.

Doch als sie Schritte auf sich zukommen hörte, öffnete sie ihre tiefgrünen Augen schnell wieder und wich, als sie erkannte, dass Erindor auf sie zukam.

Hilfesuchend sah Vio sich um war aber ein wenig beruhigt, dass Vadrak Erindor gleich folgte.

"Zeig Erindor doch mal unseren Dorian, Liebling." sprach er sanft und hielt seine Hände gen Dori.
Aber Vio war recht verunsichert... schließlich war es Vadrak der ihr selbst gesagt hat, dass sie Templer Dori haben wollen.

"Komm Vio... wir können ihm vertrauen..." sprach Vadrak aufmunternd und hielt die Hände immer noch, als wenn er Dori nehmen wolle.

Mit mulmigem Gefühl und wachsamen Augen übergab Vio den kleinen an Vadrak. Er würde schon nicht zulassen, das Dorian etwas geschieht.

Doch Vadrak stellte sich irgendwie seltsam hin... so, dass Vio ihren Sohn nicht sehen konnte. Im ersten moment warf sie solches mit dem Gedanken, dass er den kleinen vor der Sonne schützen wollte ab... aber als Erindor begann segnende Worte zu sprechen trat sie recht grob näher.
Gerade konnte ihr Blick noch erhaschen, dass Erindor etwas Wasser auf Doris Kopf träufelte, welcher daraufhin anfing zu schreien.

Vio hatte das Gefühl zu sterben... so viel brach in ihr zusammen als sie registrierte, dass Erindor den kleinen gerade getauft hatte.

Sie stoß Erindor nur an und fauchte, das er solches bereuen würde...Vadrak sah sie gar nicht an... sie musste einfach fort.

Alles um sie herum drehte sich.. und es wimmelte von schwarzen Flecken in ihrem Blickfeld....

Während des ganzen Heimweges war eine absolute Leere in Vio... sie dachte nicht... sie sah nicht wirklich... sie ging einfach.
Auch das umziehen und das zu Bett gehen geschah eher aus inneren Reflex als das es beabsichtigt war.

Als Vadrak die Treppe hinauf kam knieff Vio die Augen zusammen.... all das musste doch ein schlechter Traum sein....!

Und reden.... nein, reden konnte sie momentan nicht... es tat alles zu sehr weh...

Als Vadrak sich aber dicht an sie legte platzte etwas in ihrem Inneren.

"Wage es nicht, micht anzufassen!" fauchte sie und stand schnell, eine Decke unter den Arm geklemmt, auf. Sie musste einfach fort... sie hatte Angst vor ihrer eigenen Wut.

Mit eiligen Schritten ging sie hinaus.. wieder war mehr schwarz in ihrem Blickfeld als anderes.

Sie fühlte sich wie in einem Rausch... alles was sie tat oder sprach war nicht bedacht... alles kam ihr so unreal vor... als würde nicht sie sondern etwas anderes sprechen.... etwas ganz tief in ihr.

Als Vio langsam wieder zu Verstand kam, fand sie sich in Yanyas Zimmer wieder. Ihre Hände waren vor dem Gesicht und ihre Wangen waren vom Weinen ganz feucht und heiß.

Wo ist Dorian?! Der Mutterinstinkt kam in ihr auf und sie sah sich schnell um. Aber Dorian war nicht in diesem Zimmer.

Mit einer fahrigen Bewegung wischte Vio sich die Tränen von der Wange und stand schnell auf um in das Schlafzimmer zu eilen.
Vadrak beachtete sie erst gar nicht... sie wollte nur Dori holen und wieder gehen.

"Was hast du mit ihm vor?!" fragte Vadrak in einem misstrauischem Ton.
Was denkt er nur, was sie vor habe???
"Ich werde Dorian töten..!" erwiederte Vio recht spöttisch und öffnete die Tür, welche aber sofort wieder zugedrückt wurde.
"Was sagtest du da grad!?" Vadraks Hand ruhte fest auf der Tür und seine Augen schienen sich in ihre zu bohren.
"Was denkst du eigentlich von mir?!" Vio spührte, wie sie langsam wieder vor Wut und Verzweiflung anfing zu zittern.

Dachte er denn wirklich, sie würde ihrem Sohn etwas antun können?
Kannte er sie denn so schlecht...?!

Vios Wur lief langsam wieder über und die rüttelte an der Tür... sie musste hier hinaus, bevor ein Unglück geschehen würde.

Aber Vadrak hielt die Tür immer noch zu.

"Wenn einer hier geht, dann bin das ich."
"Gut, dann gehe!" Damit wand Vio sich um und bettete Dori in ihrem Ehebett wodrin auch sie huschte und sich an Dori schmiegte. Sie entspannte sich erst ein wenig, als sie die Tür in das Schloss fallen hörte

Wir konnte er Vio nur so behandeln? Hatte er denn gar keinen Respekt ihr gegenüber? Und wie konnte er behaupten sie zu lieben... wenn er all das tut.
Und wenn er sie liebt,.... dann liebt er sie nicht so sehr, wie sie ihn liebt!
Sie tut alles, damit es ihm gut geht... und er scheint alles zu tun, damit es ihr schlecht geht....!
Das er zu dumm seie, Tatsachen die aus etwas Geschehenem vorauszusehen konnte sie nicht glauben.
Er wusste doch, wie wichtig ihr all das war.... wie nahe ihr das ging... haben ihre Tränen beim "Versöhnungsgespräch" denn nicht gereicht... um ihm von solchem zu überzeugen?!

Jetzt würde er es meken müssen! Sie teilt ihm nicht nur mit..., nein,... sie handelt!
Sie würde ihm nun spühren lassen, dass er derjenige ist, der ihr Herz erfrieren lässt... das er es ist, der ihr das Leben schwer macht.... das er derjenige ist, der ihr ein großes Stück des Herzens ohne jednliche Scheu hinausgerissen hatt und drauf herumgetrampelt ist, anstatt es zu pflegen und es ihr vielleicht irgendwann wieder zu schenken......

Mit einem unbeabsichtigten Seufzer, welcher voller Trauer war, wachte Vio aus ihren Gedanken auf und schaute zu Dorian hinab, der in ihrem Arm schlummerte....

"Ach Dorian..... was.... was mache ich nur falsch...?" hauchte sie zitternd und wieder strichen Tränen ihre Wangen und Lippen.....
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Alt 20.09.2003, 12:29
#93
Vadrak Larthay
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An diesem Morgen träumte Vadrak zum ersten Mal seit einiger Zeit erneut seinen Alptraum, in dem er wieder die Schlinge um seinen Hals spürte. Als er aufschreckte und sich umsah, stellte er fest, daß Vior'la mit dem Kleinen schon das Zimmer verlassen hatte. Rasch wusch er sich und zog sich an, da klopfte es auch schon an der Tür. Yani stand dort und schaute ihn aus ihren großen Kulleraugen an. Ein Blick in sein Gesicht reichte ihr aus, um zu erkennen, daß etwas nicht stimmte. Vadrak erklärte ihr, so gut es ging, worüber er sich mit Vio gestritten hatte. Dann zogen beide los, um Vio zu suchen. Schon am ersten von Vios Lieblingsplätzen, am Strand von Britain, wurden sie fündig: Wie verloren stand sie dort, den Blick auf das Meer gerichtet. Vadrak, der sie nicht verschrecken wollte, schickte Yani zu ihr und blieb zunächst selbst noch zurück. Erst, als er sah, daß Yani mit Vio erzählte und zu ihm hinüber zeigte, trat er zögernd näher. Er versuchte geduldig, ihr zu erklären, weshalb die Taufe so wichtig gewesen wäre und daß er sie abgesagt hatte und versuchte, ihr klar zu machen, was das für ihn und für ihre kleine Familie bedeutete. Doch Vio fand nur harsche Worte für ihn und ließ ihn einfach stehen. Wieder war es Yani, die Vio dazu brachte, erneut auf Vadrak zuzugehen. Nach langem Gespräch einigten die beiden sich darauf, daß keiner von ihnen mehr seinen Gott erwähnen werde und Dorian dereinst selbst werde entscheiden können. Vadrak stimmte dem Kompromiß halbherzig und ohne rechte Überzeugung zu.

Die nächsten Tage vergingen damit, daß beide sich ein wenig unsicher und zögernd wieder an einander annäherten, bis... ja, bis einmal mehr etwas gänzlich Unvorhersehbares geschah.


2. Glarim - Dorians Taufe
Vadrak hatte sich mit Jarod Celduin unter 4 Augen getroffen und ihm die wahre Identität der "Händlerin" Mineria enthüllt - nun, oder vielmehr: beinahe die wahre Identität, denn Jarod hatte schon seinen eigenen Verdacht gehabt, den er nun bestätigt sah. Auf Vadraks Frage, wen er hinter Mineria vermute, entgegnete Jarod "Filleria". Vadrak nickte dazu, doch klärte er Jarod nicht darüber auf, daß "Filleria" in Wirklichkeit Rik hieß, schließlich war dies sowieso eher unwesentlich, da all ihre Missetaten unter dem Namen "Filleria" bekannt waren.
Noch während er mit Jarod am Teich stand und mit ihm redete, stieß Vior'la mit Dorian zu ihnen. Man begab sich zurück in die Taverne, um ein wenig gemütlicher zu sitzen und plaudern zu können. Sie redeten über Belanglosigkeiten, als plötzlich Erindor die Taverne betrat und Vadrak ein kaum merkliches Zeichen gab. Sofort erhob sich Vadrak, entschuldigte sich bei Jarod und Vio und eilte an Erindor, ohne ihn weiter zu beachten, vorbei in Richtung Strand.
Nach einer ganzen Weile fand auch der Templer sich am Strand ein. Sofort fiel ihm auf, daß Vadrak nicht mehr im Namen Glarons grüßte und er stellte ihn grimmig zur Rede. Er überhäufte Vadrak mit Vorwürfen, daß er seinen Sohn nicht taufen ließ und warf ihm vor, nur an sich selbst zu denken und nicht an Dorian. Halbherzig, denn er wußte, es war sinnlos, versuchte Vadrak, dem Templer zu erklären, daß er zwar weiter an Glaron glaube, jedoch nicht mehr von seinem Gott redete, da er befürchtete, daß dies Vio nur dazu brächte, ihrerseits dem Jungen ihre eigenen Glaubensvorstellungen nahezubringen. Doch was er auch sagte, er steigerte nur Erindors Wut und Vorwürfe, und Vadrak wurde immer kleinlauter, denn Erindor faßte ja nur in Worte, was auch Vadrak schon längst bedrückte.

Als Vio mit dem Kleinen auf dem Arm schließlich den Strand erreichte, hatte Erindor Vadrak das Einverständnis abgerungen, den Knaben heimlich zu taufen. Die Gelegenheit war günstig: "Gib ihn mir doch bitte einmal kurz," bat Vadrak Vio. Vior'la runzelte zwar ein wenig verwundert die Stirn, doch reichte sie ihm den Säugling ohne lange zu zögern. Unauffällig ließ Erindor seine Hand in die Tasche gleiten und zerbrach die kleine Phiole mit Weihwasser, ohne daß Vio es sehen konnte. Vadrak drehte sich mit dem Rücken zu Vio, so daß diese nicht sehen konnte, was vor sich ging. Doch was dann geschah, ließ Vadrak erstarren: Laut sprach Erindor die Taufformel. Das wäre nicht nötig gewesen. Es hätte gereicht, hätte Erindor dem Kleinen unauffällig ein paar Tropfen Weihwasser aufs Köpfchen geträufelt und die Worte der Taufe im Geiste bewegt. Dies hier war keine "heimliche" Taufe. Erindor hatte ihn hintergangen. Beide, Vio und auch Vadrak waren völlig überrumpelt. Vio riß ihm das Kind aus den Händen und rannte förmlich davon, nicht ohne Vadrak noch einen abgrundtief verletzten Blick zuzuwerfen. Vadrak biß sich verstört auf die Unterlippe. Sein "Freund" Erindor hatte ihn verraten. Aufgebracht ließ er ihn stehen und sputete sich, um Vio einzuholen.

Natürlich war sie wütend auf ihn. Wütend war gar kein passender Ausdruck, sie schleuderte ihm ihren Haß förmlich entgegen und warf seinen Ring zu Boden. Sie drohte gar, Dorian zu töten. Vadrak wurde heiß und kalt, als sie den Jungen nahm und auf seine Frage, wohin sie wolle, eisig hervorstieß: "Ich gehe, um ihn zu töten!" Vadrak vertrat ihr sofort den Weg und musterte sie zu Tode erschrocken. Nein - es konnte nicht sein, sie würde ihrem Kleinen nichts antun, dafür hielt sie ihn zu zärtlich und beschützend im Arm. Es waren nur Worte: Worte, die ihn treffen, ihn verletzen sollten. Er verstand sie in gewisser Weise sehr gut. Vermutlich hätte er an ihrer Stelle kaum anders gehandelt. Selbstverständlich wollte sie auch nicht mehr im gleichen Raum mit ihm schlafen. Vadrak sah sehr schnell ein, daß seine Mühen, sie zu besänftigen, völlig vergeblich waren und räumte freiwillig das Zimmer, so daß Vior'la mit Dorian in der gewohnten Umgebung bleiben konnten. Leise schlich er sich in das Zimmer, in dem Yani schlief und entledigte sich seines Umhang mit dem eingestickten Wappen Shalmaires, sowie der Schärpe, legte beides ordentlich in die Kommode. Er hatte das Gefühl, diese Ehre nicht mehr zu verdienen. Wie hatte er Vio nur derartig hintergehen können? Wortlos und so leise wie möglich, um Yani nicht aufzuwecken, nahm er sich einen abgetragenen unauffälligen Umhang aus der Kommode und schlich sich aus dem Zimmer. Ohne daß er sich dessen bewußt war, führten ihn seine Schritte hinaus, hinaus aus dem Gutshof, hinaus aus Minoc. Er war wie betäubt. Alles war verloren, er hatte nichts mehr, das seinem Leben noch einen Sinn gab, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Er registrierte dies sachlich und ohne Selbstmitleid: nichts - kein Gott, keine Liebe, keine Familie. Er blickte zurück auf ein völlig sinnfreies Leben. Bei dem Gedanken, daß er nun wirklich und wahrhaftig frei war, frei von allem, was ihm lieb und heilig gewesen war, lachte er leise, aber bitter. Frei, wie ein Vogel - die ganze Welt stand ihm offen, dachte er sarkastisch.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (20.09.2003 um 12:38 Uhr).
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Alt 22.09.2003, 20:14
#94
Vadrak Larthay
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Die darauf folgenden, sich überstürzenden Ereignisse brachten Vadrak jedoch schnell wieder zur Vernunft.

Immer noch wie vor den Kopf geschlagen fand er sich, ohne bewußt dorthin gegangen zu sein, in der "Goldenen Ente"an der Theke sitzend wieder. Jarod hatte ihm gerade begrüßend auf die Schulter geklopft und etwas Wichtiges gesagt. Vadrak runzelte die Stirn und versuchte, sich auf das Gesagte zu konzentrieren: ".... gesehen, wie Deine Tochter das Kloster in Begleitung von Althea betrat." - Plötzlich waren Vadraks Gedanken wieder klar. "Verdammt!" entfuhr es ihm, "Hast Du auch gesehen, daß sie das Kloster wieder verließ?" - Jarod schüttelte bedauernd den Kopf, "Nein, sie kamen beide gerade an, als ich hinaus ging." Vadrak fluchte erneut, rückte den Gürtel mit seinem Schwert zurecht und erhob sich rasch. "Entschuldige mich, Jarod, ich habe etwas zu erledigen." Mit grimmiger Miene machte Vadrak Anstalten, die Taverne zu verlassen. "Moment, ich begleite Dich." rief Jarod. Vadrak nickte. "Mhh - kommt mir nicht ungelegen, danke."

Gemeinsam gingen sie raschen Schrittes zielstrebig zum Kloster. Vadrak rief laut nach Althea, doch nichts rührte sich, alle schienen tief und fest zu schlafen. Vadrak rüttelte wütend an der Gittertür. Jarod betrachtet ihn beschwichtigend. "Moment, halte ein - Du mußt sie nicht herausreißen." - Vadrak hielt inne und blickte Jarod etwas verständnislos an, bis er den Schlüssel sah, der matt und verführerisch in der Hand seines Freundes glänzte. "Offiziell bin ich dort noch immer in Pflege," schmunzelte Jarod verschwörerisch.

Nach kurzer Diskussion sah Jarod ein, daß Vadrak besser allein das Kloster betrat. Immerhin kannte er dort jeden Stein und jede einzelnte knarrende Diele, Jarod wäre nur ein Hindernis und vermehrte das Risiko, vorzeitig entdeckt zu werden. Flink entledigte sich Vadrak seiner Stiefel und seines Umhangs, die beide bei seinem Vorhaben nur stören würde und öffnete mit Jarods Schlüssel das Tor. Das leise Knirschen weckte alte Erinnerungen, doch war jetzt nicht die Zeit, sentimental zu werden. Es gab praktisch nur 3 Räume, die in Frage kamen und Vadrak hatte Yani rasch gefunden. Ein wenig verwundert war er schon, daß die Zimmertüre nicht verschlossen war. Ohne Zeit auf diese Frage zu verschwenden, nahm er Yani bei der Hand. Die hölzerne Treppe trug er das Kind hinab, sorgsam jeder knarrenden Stufe ausweichend. Zu seiner Erleichterung wurden sie nicht bemerkt.

Nachdem Jarods Schlüssel das Gittertor wieder fest verschlossen hatte, entfernten sie sich eilig. Es war schon spät und Yani schlief bereits fast im Gehen ein. Sie mußte zu Bett, alle Fragen hatten Zeit bis morgen.

Im Gutshof schickte Vadrak seine Tochter zu Bett und unterhielt sich noch eine Weile mit Jarod, obwohl er mit den Gedanken wieder einmal nicht ganz bei der Sache war. Doch Jarods Fragen nach Fianas Grab und nach dem Schwert beantwortete er nach bestem Wissen und Gewissen. Als Jarod jedoch versuchte, ihm zu entlocken, was ihn bedrückte, schüttelte Vadrak nur den Kopf: "Frag nicht," bat er seinen Freund. Er war noch nicht bereit, mit anderen darüber zu reden. Zu frisch war der Kummer, Vios Liebe verloren zu haben. Doch eines war ihm nun klar: er war keineswegs frei - er durfte nicht weglaufen vor seiner Verantwortung. Seine Familie brauchte ihn, brauchte seinen Schutz, egal, wie auch immer Vio und er miteinander auskämen, sie mußten irgendeinen Weg finden, um vernünftgig miteinander umzugehen, ganz gleich, was sie dabei auch fühlen mochten.
Vadrak Larthay ist offline  
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Alt 23.09.2003, 21:45
#95
Vior'la Lyth
Reisender
 
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Es war alles so, wie sie es sich gedacht oder eher erhofft hatte.

Sie wurde recht herzlich empfangen.... Aramil stand sogar auf und bat ihr einen Stuhl in ihrer Mitte an.... aber Vio fühlte sich nicht in der Lage, bei allen zu sitzen und auf gut gelaunt zu tun.
Also bat sie ihn um ein Gespräch unter vier Augen, welchem er sofort zustimmte.

Sie gingen in das Zimmer Jiroms.... und Vior'la erzählte... sie kam sich zwar ein wenig falsch vor... aber seine Augen verrieten ihr immer wieder, dass er für sie sa war... das er sie versteht... das er sie nicht in Stich lässt.

Er riet ihr ersteinmal in den Gemächern der Bruderschaft zu bleiben... ein wenig zu schlafen...Kräfte zu sammeln. Sie seie ein Teil dieser Gemeinschaft und würde dies auch immer bleiben.

Dieser Satz glitt Vio wie weiche Butter über die Seele.

Wie sehr hatte sie sich solches gewünscht.....

Doch Rikonia schien immer noch enttäuscht von ihr.
Sie blieb zwar an Vior'las Seite, hatte aber keinerlei Mimik im Gesicht. Ihr Gesicht war wie versteinert und wirkte sehr kühl.

Zuerst wollte Viorla sie aufrütteln... ihr begreiflich machen, dass all das nicht so gemeint war.... aber sie war stur... sehr stur und gab nur Kontra.

Nach ein wenig Wortgefecht gab Vio auf und setzte sich wieder zu Aramil, der den kleinen Dorian verzückt in seinem Arm hielt.

Ja,.... er schaffte es gar ein Lächeln auf Vior'las wohlgeformte Lippen zu zaubern... welhes für andere schier unmöglich war.

Sie würde ersteinmal hier bleiben.... sie hatte hier alles was sie brauchte... Essen, Trinken, ein Dach über dem Kopf und vor allem Menschen die ihr zuhörten... und solches war das wichtigste.

Sie hoffte nur, Rikonia würde bald einsehen, dass sie falsch lag... das sie Vio all das nicht übel nehmen darf... Vior'las Nerven waren so sehr angekratzt das sie nicht anders handeln konnte....

Und doch war Vior'las Blick leer als sie im Bette lag und an die Decke starrte. Wie sehr wünschte sie sich einen warem Körper an ihrer Seite der sie zu beschützen schien.... und so sehr sie sich es auch wünschte... sie konnte sich nicht Vadrak neben ihr vorstellen.... ihr Herz schien dagegen zu rebelieren.... es tat zu sehr weh.......

Mit einem Seufzer drehte sie sich zu Dori der neben ihr schlief und kuschelte sich an ihn.

"Du bist doch mein einziger Schatz..... meine Liebe gehört dir allein mein Liebling....." war hauchend zu vernehmen, bevor Vio die tiefgrünen Augen schloss und langsam einschlief.
Vior'la Lyth ist offline  
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Alt 28.09.2003, 19:14
#96
Vadrak Larthay
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Registriert seit: 17 Feb 2002
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Tagelang ritt Vadrak umher - überall hatte er nach Vio gesucht. Es gab nur noch einen Ort, an dem er nicht gesucht hatte, an dem er nicht suchen konnte...

Wenn sie dort war, hatte er sie endgültig verloren. Vermutlich war sie zurückgekehrt zu jenem Manne, mit dem sie sich auch zuvor schon "getröstet" hatte, und wer weiß: vielleicht war es besser so, vielleicht war es ja wirklich dieser Mann, der Dorians Vater war. Eifersucht, Trauer und Hoffnungslosigkeit nagten an Vadraks Seele. Das einzige, das ihn noch aufrecht erhielt, war das Verantwortungsgefühl für Yanya.
Vadrak Larthay ist offline  
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Alt 29.09.2003, 16:37
#97
Vior'la Lyth
Reisender
 
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Seit dem Vior'la das Gutsanwesen verlassen hatte sind 2 Wochen in das Land gestrichen.
In diesen beiden Wochen hat sie kein einziges Mal die Gemächer der Bruderschaft verlassen- aus Angst, dass Vadrak oder sonst einer sie findet.
Zwar hätte sie verkleidet an das Tageslicht gehen können, aber sie wollte Dorian unter keinen Umständen allein lassen. Und eine verkleidete Frau mit einem Monat alten Baby auf dem Arm wäre zu auffällig.

Nein, sie wollte ersteinmal mit sich selbst ins Klare kommen.
Also blieb sie lieber dort und vertrieb sich die Zeit mit denken...

Allerdings schafften es Rakos, Rea oder auch Aramil ab und zu, ein Lächeln auf Vior'las Gesicht zu zaubern... wofür sie den dreien sehr dankte. Allerdings blieb ihr Blick die ganze Zeit über traurig und nachdenklich.

Die kleine Piekswunde an Dorians Finger war mitlerweile schon verblasst.
Er hat die Taufe im Sinne Volos sehr gut "überstanden".
Das Ritual war nicht nur für den kleinen neu.... auf Vio hat sie das erste mal Vollzogen.
Da die Anhänger Volos eigentlich eher im Verstecktem beten, glauben und somit auch taufen, hat selbst Vio nicht oft eine mitgemacht.
Aber als sie an die 10 Sommer alt war wurde ihr Cousin getauft.
Der Täufer hat ein paar Tropfen seines Blutes mit dem des Kindes gemischt und heilige Worte beim Mischen gesprochen.
Danach wurde das Zeichen Volos auf die Strin des Kindes mit dem Blut gezeichnet und wieder Worte Volos gesprochen.

Aserea hat ihr bei der Vollziehung der Taufe geholfen. Sie hat den kleinen gehalten und Vior'la eine kleine leere Flasche gereicht, in der sie das Blut mischen konnte.
Vior'la selbst hat Dorian getauft, der mit Kulleraugen das Geschehen begutachtete.

Nun war der kleine wieder bei "Null" angekommen.
Er hatte nun ein Ohr von beiden Göttern... und hatte die Möglichkeit, sich nun doch noch zu entscheiden... wenn er selbst weiß, was er will.

Vadrak wollte sie all dies nicht erzählen.
Sie hat all dies nicht getan, um Vadrak etwas auszuwischen... sie hat all dies getan um ihr Gewissen zu besänftigen... und um Dorian eine Chance zu geben, die sie selbst und viele andere nie hatten.

Sie fühlte sich so sicher in den Gemächern der Bruderschaft wie nirgends.
Und trotz dem Gefühl, fühlt sie sich schlecht.
Ihr Herz sehnt sich so sehr nach Vadrak.... und es fängt mit jeder Minute mehr an zu schmerzen....
Allerdings verbietet ihr Verstand ihr den Kontakt mit Vadrak... da dieser Mensch ihr so sehr weh getan hat, weh tut und mit sicherheit und auch noch weh tun wird. Denn sie sind einfach zu verschieden... und doch so Seelenverwandt.

Der kleine Dorian scheint die Unruhe in seiner Mama zu merken... oder aber er vermisst seinen Papa und seine große Schwester.... oder aber das Umfeld sagt ihm nicht zu...
was auch immer es ist, Vior'la spührt, dass er angst hat.
Und angst... soll er nicht habt.
Vior'la selbst hatte als Kind vor allem und jedem Angst... und dadurch hat sie vieles verpasst... und vieles falsch verstanden.

Wenn Dorian in ihrem Arm weint und aufgewühlt strampelt, singt Vior'la immer sanft und leis ein Lied, das ihr ihre Mutter einmal vorgesungen hat und ihr ein wenig Mut geschenkt hat.

Angst hat keinerlei Freunde,
trotzdem kennt man sie gut
denn sie macht sich lieber Feinde
und sie frisst am liebsten Mut.
Keiner kann sie leiden
doch sie hat jeden gern.
Sie kennt auch jedes Wesen,
egal ob nah oder fern.

Ich bin dein kleines Lied,
ich stärk dich bei Gefahr.
Egal was auch geschieht,
ich bin für dich da.
Einmal in deinen Ohren
geh ich da nie mehr hinaus.
Denn ich habe es mir geschworen
ich schütze dich und dein Haus

Deine Angst ist wohl auch meine
denn sie lebt von dir und mir.
Im dunkeln und alleine
nagt sie an mir und dir.
Wir können und verbünden,
wir beide du und ich
und unsere Angst ergründen
ich lass dich nie in Stich.

Jetzt bist du meine Heimat,
denn in dir geht es mir gut.
Dein Herz ist meine Einfahrt
und dein Lauschen wird mein Mut.
Wir beide unzertrennlich
jagen alle Ängst for.
Denn ich weiß du erkennst mich
auch am dunkelsten Ort.

Ich bin dein kleines Lied,
ich stärk dich bei Gefahr.
Egal was auch geschieht,
ich bin für dich da.
Einmal in deinen Ohren
geh ich da nie mehr hinaus.
Denn ich habe es mir geschworen
ich schütze dich und dein Haus


Eigentlich beruhigt sich der kleine immer bei den sanft gesungenen Versen sehr schnell.

Trotzdem spührt Vio, dass dies nicht das wahre für ihn ist.
Wie Rea schon gesagt hat... ist der kleine ein Riesenwunder... dem man alles gute geben sollte, was man ihm geben kann.
Das Vadrak ein guter Vater ist... weiß Vior'la.... das sie eine guter Mutter ist... möcht sich auch nicht abstreiten. Das Yanya eine supergute Schwester ist, ist auch klar... eigentlich war ihr kleines Familienleben das beste, was einem passieren kann.

Ihr war klar, dass sie eigentlich bloß ein wenig einstecken müsste... auf Vadrak zugehen... alles austragen und wieder von vorn anfangen. Aber... Vio wollte neu erobert werden. Sie wollte, dass er um sie kämpft... das er ihr seine Liebe beweist, denn dessen ist sie sich seit dem nicht mehr sicher.
Vielleicht ist all das Denken kindisch... aber sie kann nichts dagegen tun. Ihr Stolz verbietet es ihr einfach zu ihm zu gehen, ihm eine Chance zu geben.... um auf das nächste Unglück zu warten... das konnte es doch nicht sein.

Aber so wie es jetzt ist, kann es auch nicht bleiben... es muss sich etwas ändern... und zwar schnell!

Nur was.... und wie?....

Ein Brief?

Nein,.... was würde ein Brief schon ändern?

Mit einem leisen Seufzer schloß Vio ihre tiefgrünen Augen und kehrte in sich.
Viele Worte, Reime und Gefühle schlossen ihr durch den Kopf. Sie versuchte all dies, blind, aufzuschreiben und als sie ihre Augen wieder öffntete, stand auch etwas auf dem eben noch leerem Blatt.

Ihre Pupillen striffen jede Zeile mehrmals und ein paar Denkfalten bildeten sich auf ihrer sonst so glatten Stirn.

Ob sie solches Vadrak aushändigen sollte?
Und wenn ja, erwartet sie eine Antwort.... und wenn solches ja, wie sollte er ihr die Antwort zukommen lassen.
Aber das wichtigste... würde er überhaupt verstehen, was sie mit dem Brief sagen will?!

Mit einem leicht verzweifeltem Blick faltet Vio den Zettel zweimal und erhob sich langsam.
Sie würde Rea nach ihrer Meinung fragen... sie war ein wundervoll guter Mensch dem man trauen konnte und der nicht selbstsüchtige Ratschläge gibt.
Sie würde ihr helfen eine Lösung zu finden.....

Nur... in welche Richtung genau diese Lösung zulaufen wird, weiß Vio nicht.... sie weiß nur, dass sie alles tun wird, damit es Dori gut geht.... denn er scheint momentan das wichtigste in ihrem jungen Leben.....
Vior'la Lyth ist offline  
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Alt 30.09.2003, 14:20
#98
Vadrak Larthay
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Vadrak schlug benommen die Augen auf - und wußte weder, wo er war, noch wie er hierher gekommen war. Panik erfaßte ihn. Rasch wollte er aufspringen, doch sank er sofort mit einem Stöhnen zurück auf den Boden. Sein Kopf schien platzen zu wollen, seine Zunge fühlte sich wie eine Pferdedecke an, sein Magen revoltierte und überdies war er durchgefroren bis ins Mark. Erneut versuchte er, sich zu erheben, diesmal langsam. Schwankend stand er da, schloß die Augen und lehnte sich stöhnend an die Wand. Als die Welt sich etwas langsamer zu drehen beliebte, eilte er so rasch es seine unsicheren Beine zuließen, die Treppe hinab, hinaus zur Tür. Auf der Straße orientierte er sich kurz und lief dann in Richtung Mondtor.

Der Wirt des Gasthauses blickte verwundert hinter Vadrak, der grußlos und beinahe in Panik an ihm vorbeirannte, her. Der ehemalige Großmeister der Templer - verdreckt und sturzbetrunken war er gewesen! Ein zwielichtiges Pärchen hatte ihn angeschleppt, im wahrsten Sinne des Wortes, Leute, die der Wirt noch nie zuvor gesehen hatte und die ebenfalls betrunken schienen und ein merkwürdiges Verhalten an den Tag legten. Was für eine Schande! Wie tief würde dieser Mann noch sinken? Der Wirt schüttelte mißbilligend den Kopf. Nunja, für die 250 Goldstücke, die der Fremde ihm zugeworfen hatte, würde er schweigen, doch nichts konnte ihn daran hindern, sich so seine Gedanken zu machen.

Nur noch ein paar Schritte weiter, dachte Vadrak im Stillen, nur noch ein paar Schritte weiter weg vom Mondtor. Doch er konnte nicht mehr. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und seine Gesichtsfarbe zeigte einen ungesunden Grünton.

Nachdem er sich ein paar Mal übergeben hatte, ging es ihm allmählich etwas besser. Die Sonne stand schon weit im Westen - wie lange mochte er dort in dem Gasthof gelegen und geschlafen haben? Er versuchte, sich zu erinnern, wie er überhaupt dort hingekommen war, doch es gelang ihm nicht. Seine Gedanken wanderten zurück:

Es war spät am Abend gewesen, als er wieder einmal nach einer vergeblichen Suche nach Vio in Britain eingetroffen war. Hungrig und durstig hatte er seine Schritte in alter Gewohnheit zum "Lachenden Tala" gewandt, nur um festzustellen, daß die Taverne demoliert und offensichtlich geschlossen war. Bei der "Ente" erging es ihm keinen Deut besser: alle Türen waren verriegelt. So zog er weiter durch Britain, auf der Suche nach etwas Eß- und Trinkbarem.. Im Hafenviertel, in das er sonst nie einen Fuß setzte, wurde er fündig. So nahm er auf einer der schäbigen Bänke der "Schifferklause" Platz, aß etwas Brot und schenkte sich Wasser in seinen irdenen Becher. Wie er es auch drehte und wendete: Vio war für ihn nicht mehr erreichbar. Scheinbar war sie zu ihrer alten "Familie" zurückgekehrt. Vadrak konnte sich unschwer ausmalen, wie man sie dort mit offenen Armen dort aufgenommen hatte. Sicher hatte der Anführer der "Schwarzen Lämmer" ihr mitleidig zugehört, sie tröstend in die Arme genommen und ihr zugesichert, daß er bereit war, ihr zu vergeben und sie wieder in sein Heim und sein Bett aufzunehmen. Sicher hatte sie sich an seine Brust geworfen und ihm ihr ganzes Leid geklagt. Er hätte sie getröstet und gekußt, und gemeinsam hätten sie über Vadrak gewettert und über seine vergeblichen Versuche, Glaron aus seinem Leben auszuschließen, wie Vio es gewünscht hatte, gespottet und gelacht. Vadraks Stimmung war auf dem Nullpunkt, als Airg, der Heiler, der Dorian auf die Welt geholt hatte, die Kneipe betrat. Vadrak war es völlig egal gewesen, daß er sich zu ihm an den Tisch gesetzt hatte, ebenso, wie es ihm egal gewesen war, als der Heiler ihm von seinem Wein anbot. Vadrak war in diesem Moment einfach alles egal, sein Wasser war alle, und so hatte er nur gleichgültig mit den Schultern gezuckt und ohne innere Beteiligung zugesehen, wie sich sein Becher mit rotem Wein füllte. Eigentlich hatte er nicht mit Airg über seine häuslichen Probleme reden wollen, doch hatte der Heiler von sich aus berichtet, daß auch er Probleme mit seiner Gemahlin hatte. Vadrak hatte den Wein getrunken, ohne es recht zu registrieren. Alkohol vernebelt die Sinne und war den Templern aus diesem Grunde verboten - und wenn schon: er war kein Templer mehr und der Schmerz, der in seiner Seele wütete, konnte ein wenig Vernebelung gut vertragen. Wieder und wieder hatte Airg nachgeschenkt, hatte eine neue Flasche geholt. Vadrak merkte überhaupt nicht, wieviel er trank, noch was es war. Hauptsache, es ließ ihn Vio vergessen. Doch plötzlich hatte der Boden unter ihren Füßen gebebt. Beide Männer, Vadrak nun schon deutlich betrunken, Airg auch nicht mehr ganz nüchtern, hatten sich völlig perplex angesehen. Beide waren sie dann nach draußen geeilt - oder in Vadraks Fall: getaumelt. Zu diesem Zeitpunkt konnte Vadrak sich kaum noch auf den Beinen halten. Er ließ sich draußen einfach auf die Straße sinken und legte sich hin. Wieder bebte die Erde und eine merkwürdige Anspannung überfiel ihn. Würde Glaron ihn nun endgültig vernichten? Und wenn schon - auch das war Vadrak egal. Doch erstaunlicherweise ging die Welt nicht unter, erstaunlicherweise erschien kein Glaron, um ihn in die finstersten Abgründe der Verdammnis zu werfen. Die Sterne leuchteten über ihm Nein, er würde weiterleben. Ein unangenehmes Gefühl schlich sich in seine Gedanken: da redete eine Frau auf ihn ein. Etwas mühsam wandte er ihr seine Konzentration zu: eine unbekannte junge Frau, rote Haare, grüne Augen. Glaron verdamme alle Fauen mit grünen Augen! Sie beugte sich über ihn und redete auf ihn ein. Zwar drehte sich schon alles in seinem Kopf, doch war Vio noch immer zuvorderst in seinen Überlegungen - er mußte mehr trinken! Schwankend erhob Vadrak sich und folgte Airg und der Unbekannten zum Bootsanleger.

Dort hatte das Gelage seinen Fortgang genommen, doch Vadraks Erinnerungen an diesen Teil des Abends waren zunehmend verschwommen und ungenau, er wußte nur das eine: seine Sehnsucht nach Vio war ihm unerträglich vorgekommen (und war es auch noch immer), doch irgendwann hatte er einfach aufgehört zu denken und zu sein und hatte kurzfristig ein wenig Frieden gefunden.
Vadrak Larthay ist offline  
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Alt 02.10.2003, 16:13
#99
Vadrak Larthay
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Rik, verdammte Rik! Warum versuchte sie, falsche Hoffnungen in ihm zu wecken? "Man sagt viel, wenn man sauer ist."Was wollte sie damit sagen? Daß es Vio Leid tat? Daß sie zu ihm zurück kam? Wohl kaum. Vadrak schüttelte den Kopf. Vio hatte, ohne irgendwelche Zweifel zu lassen, ihm deutlich genug klar gemacht, was sie von ihm hielt. "Ich hasse Dich, Vadrak!" hatte sie ihm entgegengeschleudert und mit der böswilligen Karrikatur eines Lächelns den Ring, den er ihr geschenkt hatte, vom Finger gestreift und gleichgültig zu Boden fallen lassen. "Ich hasse Dich und ich will Dich nicht mehr sehn." Das waren die letzten Worte gewesen, die sie zu ihm gesagt hatte. Verdammte Rik. War das Mitleid gewesen in ihren Augen? Vadrak haßte diese Art von pseudoverständnisvollen, mitleidigen Blicken. Endlich schien sie zu merken, daß ihre Gesellschaft nicht unbedingt erwünscht war und verabschiedete sich. "Grüß Vio von mir," trug Vadrak ihr mit verbitterter Miene auf, "und sag ihr, daß es mir gut geht." Am Tor wendete sich Rik nochmals um und sagte "Auf ein Wiedersehen." - Vadrak schüttelte sich innerlich. "Gehabt Euch wohl," antwortete er mit dem Mindestmaß an Höflichkeit, das er noch aufbringen konnte und wandte sich ab.

Oben versicherte er sich kurz, daß Yanya schlief, dann ging er in das zweite Zimmer, das er bis vor Kurzem noch mit Vio und Dorian geteilt hatte. Dort holte er die drei Schnapsflaschen heraus, die er zuvor in Britain gekauft hatte, und reihte sie auf den Tisch auf. Angewidert betrachtete er die Flaschen, wie sie sanft und trostverheißend im Schein der Kerze glänzten. Ekelhaftes Zeug. Mit präzisen, gezielten Bewegungen entkorkte Vadrak die erste Flasche. Mit einem Becher hielt er sich gar nicht erst auf. Er setzte die Flasche an und ließ die feurige Flüssigkeit die Kehle hinunter rinnen. Nachdem er den ersten Ekel überwunden hatte, ging es erstaunlich leicht. Er betrank sich, wie er alles in seinem Leben tat: gezielt und systematisch.

Als die Flasche halb leer war, überlief es ihn auf einmal eiskalt. Ohne daß er es wollte, drängte sich ihm das Bild seines Vaters auf. Seinen Vater hatte er immer abgrundtief verachtet, nachdem er nach dem Tod von Vadraks Mutter der Trunksucht verfiel und sich völlig wahllos mit willigen Mädchen tröstete, bis er Stellung und Heim verloren hatte und irgendwo in irgendeiner Gosse elend verreckt war. Doch nun, nach so vielen Jahren, verstand Vadrak zum ersten Mal. Es war, als hätte Vadrak all die Jahre eine Augenbinde getragen, und just in diesem Moment hatte sie jemand entfernt. Sein Vater hatte nicht das Gesicht seiner geliebten Frau vergessen und ihr Andenken besudelt, wie Vadrak es jahrelang geglaubt hatte - er war daran zugrunde gegangen, daß sie nicht mehr da war. Tag um Tag hatte er getrunken, um mit der Leere in seinem Dasein überleben zu können, um Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und unerfüllte Sehnsucht ertragen zu können. Zum ersten Mal seit mehr als 2 Jahrzehnten sah er seinen Vater so, wie er zuvor gewesen war: ein ruhiger, aufrechter, ehrenvoller Kämpfer für das Licht, zuverlässig und stolz. Es war, als blicke Vadrak in einen Spiegel, und er schämte sich zutiefst. Andächtig hob er die Flasche und prostete seinem Vater zu, als säße er ihm gegenüber. "Vergib mir, Vater," bat er leise und mit schwerer Zunge, "ich habe Dir bitter Unrecht getan - jetzt erst verstehe ich, wie Du Dich gefühlt haben mußt. Und statt Dir eine Stütze zu sein, habe ich Dich in meiner Selbstgerechtigkeit auch noch verdammt. Verzeih mir!".

Wieder stürzte er einen guten Teil des verbliebenen Flascheninhaltes mit angeekeltem Gesichtsausdruck hinunter. Der Gedanke an seinen Vater spendete ihm auch keinen Trost, ganz im Gegenteil. Nein, so wollte er nicht enden. Vadrak wußte, daß sein Vater über den Tag verteilt, einiges an Alkohol konsumiert hatte, anfangs weniger, doch war es mit der Zeit immer mehr geworden. Dies war der falsche Weg und verlängerte das ganze Elend nur auf unerträglich lange Weise. Schneller ginge es sicherlich, wenn man sich irgendwie über den Tag zu rette und abends allein und fern von anderen Leuten soviel trank, bis man das Bewußtsein verlor. Tat man dies nur oft genug, war die Chance wohl recht groß, daß man irgendwann nicht mehr aufwachte.

Gleich morgen würde er dafür Sorge tragen, daß Yanya zurück in Altheas Obhut kam. Er war ein Narr gewesen, Yanya aus dem Kloster "zu befreien". Dort würde man sich wenigstens um sie kümmern.

Dann würde er sich erneut betrinken. Und falls Glaron ihm nicht gnädig war und er doch wieder aufwachte, würde er seine Sachen hier zusammenpacken und Orte aufsuchen, von denen er wußte, daß dort die seelenlosen Untoten ihr unheiliges Dasein fristeten. Er würde allein gehen und mit seinem Schwert dafür sorgen, daß möglichst viele von diesen Wesen der Finsternis ihren Frieden fanden, bevor ihre Übermacht ihn schließlich niederringen würde.

Ja, das war ein guter Plan. Zufrieden mit sich, leerte er den Rest der Flasche und wandte sich der zweiten zu.
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Alt 03.10.2003, 16:45
#100
Vadrak Larthay
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Nun auch noch Aramil, dieser Hundsfott! Vadrak fragte sich, warum es die "Schwarzen Lämmer" so darauf anlegten, ihn glauben zu lassen, daß Vio ihn liebte. Wenn sie es tat, so konnte es doch keine Schwierigkeit darstellen, ihn irgendwo zu treffen oder ihm ein paar Zeilen zu schreiben. Aramil wollte ihn zu ihr ins Versteck bringen, damit sie Gelegenheit hätten, sich auszusprechen. Vadrak lachte bitter, als Aramil ihm dies Angebot unterbreitete. Nein, er würde nicht in diese Falle gehen, nicht den Kopf erneut und auch noch freiwillig in die Schlinge stecken. Verflucht, er hatte diesen Gedanken laut ausgesprochen. Vadrak ärgerte sich darüber, daß sein Unterbewußtsein ihn verraten hatte. Nun hatte Aramil die Genugtuung, zu wissen, daß er ihn mit der Schlinge stärker getroffen hatte, als Vadrak damals zugegeben hatte. Doch hatte Aramil dieses unfreiwillige Eingeständnis überhaupt bemerkt? Vadrak verdammte den Nebel und das Hämmern in seinem Kopf. Er konnte nicht klar denken. Doch Aramil ging beiläufig darüber hinweg. Vadrak wünschte sich sehnlichst, der Assassine würde endlich auf den Grund seiner Rede zu sprechen kommen.

Irgendwann am Vormittag war Vadrak aus seinem Rausch erwacht, hatte sich stöhnend aus seiner unbequemen Lage am Tisch erhoben, sich das Gesicht gewaschen und den Mund ausgespült. Gegessen hatte er nichts, allein der Gedanke an Essen bereitete ihm Übelkeit. Angewidert betrachtete er die leere Flasche. Die zweite hatte er nur bis zur Hälfte geleert, bis er mit dem Kopf auf der Tischplatte eingeschlafen war. Er schüttelte sich: widerliches Zeug, fürwahr, doch es erfüllte seinen Zweck.

Sein erster Gang war in Yanyas Zimmer gewesen: das Kind schlief noch.

Entgegen jeglicher Hoffnung beschloß er, erneut nach Britain zu gehen und zu sehen, ob er Vio irgendwo fand. Doch wohin er auch ging, wo er auch suchte, nirgends fand er eine Spur von ihr. Vielleicht hatte sie ja auch das Land verlassen.

Vadrak lungerte eine Weile im Park herum, immer mit dem Gedanken spielend, daß sie vielleicht doch käme, doch er wußte auch so, daß sein Warten aussichtslos war, daß sie keinen Kontakt mehr zu ihm wollte. Ein Mann war gekommen und hatte sich neben ihn gestellt, hatte ihm ein Gespräch aufgenötigt, selbst Vadraks Einsilbigkeit hatte ihn nicht abschrecken können. Die Stimme war ihm irgendwie bekannt vorgekommen, doch erst, als der Fremde sich in der vertrauten typisch wachsam-lässigen Pose vor Vadrak aufgebaut hatte, sah Vadrak durch die Maskerade hindurch und erkannte, wer dort vor ihm stand: Aramil, sein ärgster Widersacher. Er wollte etwas von Vadrak, soviel war klar, sonst hätte der Assassine nicht versucht, seinen alten Feind mit Worten zu locken, von denen er vermutlich annahm, daß Vadrak sie hören wollte - nur was genau es war, das der Assassine von ihm wollte, konnte Vadrak nicht ergründen.

Alle Welt hatte sich gegen ihn verschworen. Sein Kopf dröhnte und er fühlte sich, als tappe er durch dichten Nebel und nun kam auch noch ausgerechnet die kleine Yanya dazu. Mit großer Mühe nur konnte er sie beruhigen und wieder nach Hause schicken. Vadrak fühlte, wie er langsam ungeduldig wurde. Der Tag neigte sich allmählich dem Abend entgegen und er wollte noch ein paar Flaschen kaufen im Hafenviertel. Doch es war wie verhext, denn kaum hatte er sich dazu durchgerungen, sich von Aramil abzuwenden und ihn einfach stehen zu lassen, erwischte ihn auch noch Erindor. Der Templer musterte ihn mit scharfem Blick und Vadrak wand sich förmlich unter seinen Augen, wich ihm aus, so gut er konnte. Niemand brauchte zu wissen, wie es wirklich um ihn stand, obgleich er sich wünschte, Erindor sein Herz ausschütten zu können. Doch würde Erindor ihm nicht helfen, solange Vadrak nicht die Worte sprach, die der Templer hören wollte: "Ich bereue zutiefst und erbitte Vergebung für meine Sünden."Trotz alledem, was in der letzten Zeit geschehen war, bereute Vadrak nicht. Ganz im Gegenteil, er hatte sich weiter von Glaron entfernt, denn er fühlte sich nur noch als Heuchler, wenn er Glaron anrief oder in seinem Namen grüßte und hatte dies deshalb mittlerweile eingestellt. Wann hatte er das letzte Mal gebetet? Er wußte es beim besten Willen nicht mehr und es war ihm auch völlig gleichgültig. Doch er mußte sich darum kümmern, daß Yanya versorgt war, solange er noch dazu in der Lage war. So bat er Erindor, das Kind erneut im Kloster aufzunehmen. Erstaunt hörte er Erindors Angebot, daß auch er im Kloster willkommen sei. Einen Moment lang zögerte er, spielte mit dem Gedanken, das Angebot anzunehmen oder doch wenigstens eine Beichte abzulegen, aber letztlich fühlte er sich dazu zu müde. Er würde bei Gelegenheit darüber nachdenken, doch nun wollte er nur noch eins: zurück nach Hause, das Vergessen lockte.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (03.10.2003 um 16:47 Uhr).
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