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Alt 26.10.2006, 13:42
Der 23 im Cun (Winter), des Jahres 1290
#101
Angelina Decram
Reisender
 
Registriert seit: 25 Nov 2003
Beiträge: 605
Ich muss nun einfach in mein Tagebuch schreiben, da ich mir nicht anders... zu helfen weiß um gegen meine Langeweile anzukämpfen.

Außerdem kann ich die Gelegenheit gleich nutzen, um zu notieren wie es uns so geht.

Unser Bauprojekt ist so gut wie abgeschlossen!
Mein altes Haus, haben wir von geschickten Handwerkern versetzen lassen und einige Innenarbeiten verrichten lassen.
Nun ist es Kyrens Werkstatt... ich glaube, das war mit das meiste worauf er sich gefreut hat.... wenn er sich überhaupt auf etwas hier in Fenisthal gefreut hat. Naja, außer auf mich natürlich...!

Wir haben uns ein zweistöckiges Wohnhaus daneben bauen lassen, was ein wenig länger dauerte. Doch letzendlich war auch jenes Haus fertig und... es ist ein Traum.
Unten haben wir einen kleinen Vorram wo man sich die Schuhe und die Mänzel ausziehen kann/oder eher muss! Ich habe keine Lust Matsch aus dem Teppich zu kratzen! Dann haben wir dort noch ein gemütliches Kaminzimmer mit meinem Klavier... dort ist es herlich zu spielen!
Außerdem ist dort dann noch eine herlich große Wohnküche.
Oben haben wir dann ein eigenes Bad, unser Schlafgemacht und ein angrenzendes Zimmer... welches noch nicht benutzt wird. Aber.... jenes wird in ein paar Monaten zu einem gemütlichen Kinderzimmer umgebaut.

Noch kann ich es ja ganz gut verstecken. Ich meine, ich nehme nicht wirklich zu- vielleicht ein wenig... aber das eher da ich zuviel Schokoladenkuchen nasche... schrecklich! Aber... es ist noch kein Kinderbauch oder so zu sehen. Aber das dauert ja auch noch an die drei Monate, habe ich nachgelesen. Nur diese Übelkeit.... ich verfluche diese Übelkeit.
Ich hasse so ja schon das Gefühl von Übelkeit und muss von ganz allein immerzu weinen muss ich mich übergeben und nun?!... Nun übergebe ich mich alle nas'lang.

Naja Alwyzz sei dank hat Kyren mich dabei noch nicht gesehen... Nachts laufe ich schnell aus dem Zimmer so das er es nicht wirklich mitbekommt- hoffe ich! Und am Tage? Da ist Kyren eh arbeiten nebenan und ich... bin daheim und backe mir Schokoladenkuchen.

Ja... und dann lerne ich nebenbei... fühle mich häßlich, kriege ab und zu fast Schreikrämpfe und freue mich wenn Kyren wieder da ist- denn dann sind all diese doofen Gefühle wie vom Winde verweht.

Eigentlich wollte ich es ja noch keinem sagen aber... vielleicht sollte ich Tari doch aufsuchen... ich habe zwar in dem Buch von Übelkeit gelesen aber... nicht von ständiger Übelkeit... sollte ich mich sorgen?

Ich freue mich schon auf den Sommer, dann kann ich vielleicht einen hübschen Garten für uns anlegen...

Nunja, ich werde nun in den Ofen schauen müssen wie weit der Kuchen ist.

Angelina
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Alt 08.11.2006, 14:05
Der 20 im Nugor (Fruehling), des Jahres 1290
#102
Angelina Decram
Reisender
 
Registriert seit: 25 Nov 2003
Beiträge: 605
Liebes Tagebuch,

wie so oft in meinem jungen Leben habe ich erfahren können wie unheimlich gütig- aber auch unheimlich grausam unsere liebe Erde ist.

Ich erhielte im Abstand von zwei Tagen zwei kleine Zettelchen unter der Tür unseres Hauses hindurchgeschoben.
Sie waren beide von Kercan welcher mich informierte, dass Miras wohl nach mir sucht, ich aber aufpassen solle- da er seltsam seie.
Auf dem zweiten Zettelchen stand, dass er dringend mit mir reden müsste...

Nun, er erzählte mir, dass Miras wieder da seie- was ja nicht unbedingt schlecht ist! Wie oft habe ich mich nach einer Aussprache gesehnt?!... Doch jenes was dann kann schnürte mir die Kehle zu....
Miras wurde gemeinsam mit Arian Karex im Tala gesehen- nicht etwa als Feinde... als Kumpanen!

Ich kann nur mit dem Kopf schütteln und... ich bin geschockt wie sehr man sich in einen Menschen täuschen kann.
Miras weiß doch ganz genau das Karex der Mann war... durch dessen Handeln ich beinahe starb... ich verlor eine ganzes Jahr meines Lebens wegen jenem Mann.

Kercan meinte, wohl wahrheitsgemäß, dass jenes Ereignis offen dalegt das Miras mich nicht mehr liebt....
Scheinbar hasst er mich... er scheint uns alle abgrundtief zu hassen- er weiß doch... wie sehr ich, meine Familie... eigentlich die ganze Menschheit zu jenem Mann, Karex, steht!
Wie kann er so dumm sein und sich jenem anschließen.....

Mein Herz... es wispert mir immer wieder leise zu, dass Miras keine Schuld hat. Das Arian ihn irgendwie... verhext hat- geblendet... seine Seele genommen oder sonst etwas! Aber Vater meint- solches seie unmöglich.

Es ist ein Kopfgeld auf Miras ausgesetzt und ich mag wirklich nicht darand denken... was geschieht würde ich ihm gegenüberstehen.... ich weiß es wirklich nicht.

Auf der anderen Seite....

Meine Hand wird nun von einem wundervollen Ring geschmückt! Er ist so schön, passt genau und zeigt jederman, dass ich verlobt bin!

Kyren hat gestern mit Vater geredet- allein!... Zuerst hatte ich ein mulmiges Gefühl- sicherlich der Erfahrungen aus der Vergangenheit wegen.
Doch...
Als er heim kam, ich war gerade am baden war er so... er schien so offen.

Er hat mir den Ring über den Fingern gestrichen, mich geküsst und mich gefragt.

Natürlich habe ich ja gesagt... eigentlich waren wir ja schon verlobt. Nur eben nicht offiziell. All das was wir durchgemacht haben... vor allem, was Kyren alles aufgegeben hat für mich... all jenes ist irgendwie schon ein Versprechen... für eine Hochzeit. Ich wusste immer, dass wir einmal heiraten werden- und er ganz sicher auch!

Ich habe Kyren natürlich von Miras erzählt... auch, dass er nach mir gesucht hat. Er war sehr besorgt... was ich in dem Moment eher niedlich fand.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Miras mir... etwas tun könnte. Uns verbindet solch eine lange Geschichte voller Liebe... wie könnte er... mir nun etwas antun?!....

Aber vielleicht bin ich dahingehend zu naiv?

Ich sollte mich nun vor allem auf das Kind in meinem Bauch konzentrieren... das nächste große Vorhaben wird es sein, Vater davon zu berichten... ich hoffe er nimmt es gut auf, dass er Opa wird!

Aber er ist kinderlieb... er hat durch seinen Segen gezeigt das er Kyren an meiner Seite akzeptiert und... es ist eh nicht zu ändern.

Von daher...

Ich werde nun heimlich im Galopp durch den Wald reiten- ich und Leya brauchen das ab und zu- doch sieht Kyren das momentan nicht so gern, niedlich hm?!

Nun denn- auf bald

Angelina
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Alt 03.12.2006, 12:48
Der 4 im Libani (Fruehling), des Jahres 1290
#103
Angelina Decram
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Registriert seit: 25 Nov 2003
Beiträge: 605
Liebes Tagebuch,

ich stehe gerade im Wolf und verschnaufe ein wenig. Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend sein kann schwanger zu sein.

Nicht nur das ich meinen Mitmenschen das Leben schwer mache, ich selbst fühle mich fett, unförmig... und absolut aus der Form!

Dabei bin ich noch nicht mal am Ende meiner Schwangerschaft!

Eben gerade habe ich ein wenig Gartenarbeit daheim aber auch im Heilerhaus verrichtet und kam kaum noch hoch... der Bauch stört wirklich.
Ich muss gestehen, eine Schwangerschaft ist abschreckend! Ich werde nie nie nie nie fett werden! Das schränkt unheimlich ein, in jeder Bewegung die man sich vorstellen kann!

Steig mal mit einem dicken Bauch auf ein Pferd.... das ist schwer! Ich möchte wissen wie wirklich fette Menschen... fröhlich leben können- da es eben einschränkend ist!

Aber nunja, das gehört eben dazu und ganz sicher stelle ich mich auch einfach nur an. Aber ich war eben immer ein sehr bewegungsfreudiger Mensch und konnte es nie leiden wenn man mich auf irgendeiner Hinsicht an die Leine nahm! Und nun... nimmt die Schwangerschaft mich halt teilweise an die Leine.

Wenn es auch eine unheimlich süße, gute und himmlisch gesegnete Leine ist- aber... es ist eben eine Leine! Ich reite ja nichtmal mehr im Glaopp weil mein Hirn mich stoppt!... Es könnte ja etwas passieren.

Auch behandel ich Kyren wohl nicht so, wie er es verdient hätte. Aber... ich raste ab und zu einfach aus! Ich schreie jeden an, den ich in dem Moment nicht riechen kann und lasse meinen Frust an Fremden oder eben an Kyren aus. Und er...?! Er ist so lieb... er zermatscht mir dann immer Erdbeeren mit Möhren (ich lebe zur Zeit für Karotten!) und ist so... lieb!
Ich weiß nicht, wie ich das jemals wieder gut machen könnte.... der Arme.

Aber vielleicht müssen Männer da durch?! Ich weiß noch wie Mama Chiara damals geschrien hat vor Schmerzen als ihre Kinder zur Welt kamen- und jede Mutter erzählt mir, dass es sehr weh tut- also die Geburt an sich. Und um die Schmerzen auszugleichen... müssen die Männer eben wärend der Schwangerschaft viel aushalten?!..... Ach Unsinn!

Ich werde nun ein wenig den Wolf ausfegen... dann die Pferde füttern und dann... vielleicht daheim ein wenig aufräumen... oder lesen?! Hach- langweilig....! Vielleicht spazieren gehen?!... am liebsten würde ich ja einkaufen gehen. Schöne neue Lederkleidung oder so aber... wie soll man bei dem Bauch Maß nehmen!?

Hm... muss ich wohl noch ein paar Monate warten... hoffentlich geht der Bauch nach der Geburt rasch zurrück. Und dann... werde ich nie mehr schwanger! Das nächste mal darf Kyren das Kind austragen.... Lächerliche Idee hm...?!

Ansonsten ist alles gut... naja- es gibt hier und da Probleme unter Freunden- Liebschaften... Eifersuchtsaktionen... Streits... Umzüge... und so weiter, aber nichts, was ein Weltuntergang wäre.

Von daher werde ich jenen Eintrag nun beenden.

Angelina
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Alt 16.12.2006, 21:38
Der 29 im Libani (Fruehling), des Jahres 1290
#104
Angelina Decram
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Beiträge: 605
Liebes Tagebuch,

ich sitze in meinem Bett, Yala- unsere orange,braune Katze liegt auf meinen Füßen und beschenkt jene mit einer schnurrenden Massage.
Das Holz im Kamin knistert leise vor sich her, die Pferde schnaufen in ihrem Gehege... ab und zu höre ich ein leises heulen des Wolfsrudels hier in der Nähe.

Komischerweise bin ich ganz ruhig... in mir... äußerlich ganz sicher auch. Und doch steigt eine leise Verzweiflung in mir auf.

Ich bin mir nicht sicher... ob es möglich ist, auf längere Zeit hinaus wirklich glücklich zu sein. Eigentlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass jenes nicht möglich ist- vor allem nicht für mich.

Vielleicht macht manch einer eine andere Erfahrung, aber... mein Leben gab mir eben jene Lehre mit... wobei mein Leben ja erst aus 21 Jahren besteht- wer weiß was da noch kommt.

Am liebsten würde ich mit wem sprechen, einfach nur reden ohne eine Antwort zu erwarten aber- das ist unmöglich.
Niemand- wirklich niemand kennt mich so gut, wie meine beiden Tagebücher es tun. Geheimnisse, Lebensschritte... Verzweiflung, Freude, Hass, Freundschaft, Familie, Feindlichkeiten- eigentlich ist alles vertreten.
Und es ist schade, dass man sich keinem Menschen so sehr anvertrauen kann wie einem lumpigen Buch?!

Wie dem auch sei- auch jenes lehrte mich das Buch. Traue nie einem Menschen vollkommen... nichtmal Vater, Yanya... Elaya oder Kyren würde ich... aus aller Kraft meines Herzens trauen. Vielleicht nichteinmal mir selbst... nein, mir selbst vertraue ich auch nicht. Menschen sind einfach niedere Wesen, die es nicht verdient haben- dass man ihnen vertraut.

Ein Tier handelt aus Ehrlichkeit heraus- es würde niemals wirkliche List benutzen um dem anderen zu schaden. Das Leben eines Tieres kann unheimlich grausam sein, denke ich an jene Wespen die ihre Eier in den Körper eines Käfers legen- bis sie Marde schlüpft und sich durch den Körper des Käfers zu fressen nur um sich zu verpuppen um neue Eier in ein wehrloses Käferchen zu legen. Aber das alles hat ein gewisses Gleichgewicht.
Ich habe nicht das Gefühl, dass die Menscheit in einem Gleichgewicht lebt... es wirkt unheimlich durcheinander und depremieren- das Leben an sich meine ich.

Ich war eben in Yew- da die Bürger Yew's Arian Karex als Ehrwürden ansprechen anstatt ihn wie einen verrückten, perversen und kranken Mörder zu behandeln, hat mein Vater ausgesprochen, dass keiner der Unseren Yew betreten darf. Aus Eigenschutz heraus versteht sich.
Nun, Kyren ist Yewer- wenn auch nicht gebohrener. Doch liegt wohl sein Herz sehr an dem Walddorf... mehr als an mir, glaube ich teilhaft.
Nunja, jedenfalls ist er dort- allein im Hirsch und trinkt eine Milch. Ohne... irgendwelche... ach!
Wenn er dort wenigstens wen hätte mit dem er sich verabredet hat oder so...? Aber er weicht von mir um dort zu sitzen... setzt alles was wir uns aufgebaut haben aufs Spiel- denn glaube mir, Vater würde Kyren... ich glaube er würde ihn... ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich Kyren wohl nie mehr sehen dürfte- was ich leider verstehen könnte.
Ich habe in der Vergangenheit viele Taten von meinem Vater nicht verstanden. Ich habe oft rebeliert und ihn verflucht. Aber... er tut es um mich zu schützen... Und gerade weil Miras nun für Arian arbeitet- oder derlei, brauche ich wohl gewissen Schutz... denn ich würde nie mein Schwert gegen Miras erheben können- glaube ich....

Weißt du, irgendwo liebe ich Miras noch immer. Er war meine erste- wirkliche Liebe... ich habe mich ihm geöffnet aber vor allem haben wir so viel zusammen durchgestanden wie viele in 50 Ehejahren nicht tun.
Mein Herz zerreist jede Sekunde wenn ich daran denke... das er mich nun hasst und bei Arian ist... der, der mich beinahe umbrachte. Von daher schiebe ich den Gedanken ganz weit weg und mag damit auch nicht konfrontiert werden.

Die Beziehung zwischen Kyren und mir ist nicht mehr so zärtlich wie früher. Wir küssen uns noch natürlich! Aber vor allem eben... als ich in Yew vor ihm stand merkte ich... eine gewisse Distanz. Er nahm nicht meine Hand- schenkte mir kein warmes Lächeln... sagte mir nicht, dass er mich liebt.

Das einzig traurige ist vielleicht, dass ich jenes nichtmal von ihm verlange- denn man darf von seinem Gegenüber keine Perfektion verlangen oder?!

Ich bin ihm nichtmal böse, dass er nun dort in Yew ist- und ich hier... allein. (Außer Yala natürlich) Doch... ist meine Stimmung sehr betrübt. Ich merke, wie ich mich in mir selbst verkrieche... und ich versuche... irgendwo Gleichgültigkeit aufzubauen.

Ich habe mir eine hübsche Maske aufgebaut. Ich bin eine liebende Frau, die ein Kind erwartet. Ich habe viele Freunde und bin oft freunlich (wenn man die Ausraster nicht mit dazurechnet die ich habe seitdem ich dicker und dicker werde) Ich... zeige gar meinem Vater mit Küsschen und derlei, dass ich ihn lieb'. Ich lasse mich in der Stadt nicht mehr sehen... da ich die Gesellschaft der Bürger dort scheue.
Ich... gehe sehr viel spazieren... mit Leya, im Wald. Ich merke wie mein Kind sich in mir bewegt und werde traurig und ängstlich. Werde ich eine gute Mutter sein können?! wie soll ich das nur...?

Ich denke, ich werde versuchen zu schlafen... schlafen ist gut...ich glaube ich schlafe über 12 Stunden täglich einfach weil... ich weiß nicht warum. Aber es tut gut.

Ich hoffe nur, mein Herz ist bald nicht mehr so schwer....

Angelina
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Alt 20.12.2006, 15:41
Der 5 im Ador (Sommer), des Jahres 1290
#105
Angelina Decram
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Liebes Tagebuch,

ich finde endlich Muße, Laune und Kraft niederzuschreiben was vor kurzem geschah.

Zuerst wollte ich es einfach nicht niederschreiben, da... ach, ich wollte es einfach nicht. Aber es gehört zu einer klitzekleinen Lebensspanne in meinem Leben, die mir wiedermal Tränen entlockte- ich hasse es zu weinen!

Miras- nach dem letzten Tagebucheintrag wichen meine Gedanken immer wieder zu ihm und ich reiste am gleichen abend noch hinter Britain... zu "unserem" Strand. Der Strand, wo wir ein Zelt erbauen wollten um irgendeinen Ort zu haben, wo wir ungestört sein können... ein Ort, der nur uns gehört und wo wir "wir" sein durften.

Es hört sich wie ein Wunder an... und vielleicht steuerte uns auch eine höhere Macht, aber Miras stand dort- an der Klippe und sah schweigend auf das Meer hinaus. Ich weiß nicht wie ich das Gefühl beschreiben soll....

Zuerst erkannte ich ihn nicht wirklich- nicht äußerlich! Aber in mir... ich spührte das er es war obwohl er einen Kapuzenumhang trug und nicht nach dem Miras roch, den ich jahrelang beriechen durfte...

Er richtete sein Schwert auf mich und schrie mich an- ich solle weichen, mich zu erkennen geben... all jenes. Doch ich trat näher... ich musste näher treten!!! Es war doch... Miras?!

Sein Schwert begann zu zittern und seine Stimme schien etwas zu versagen als er erkannte das ich es war.... dort, an unserem Ort. Ich senkte sein Schwert hinab mit der inneren Gewissheit... er würde mir nie wirklich schaden können.

Wir beide... wie soll ich das nun wieder erklären!??! Uns verbinden einfach Jahre unseres Lebens... Fast die Hälfte meines ganzen Lebens verbrachte ich mit Miras- oder kannte ihn jedenfalls. Bei ihm war es doch genauso... er baute sein Leben um mich herum. Tat alles, dass es mir gut ging...

Miras... er sank auf die Knie... er wimmerte, weinte... war so... zerbrochen! So zerstört und klein... so verletzt, von Schmerz erfüllt - so liebeshungrig.
Er flehte mich an ich solle ihm endlich sein Herz zurrückgeben- ihm eine Chance geben... Er glaube wirklich, es gäbe nach all dem... eine Chance für uns beide.

Ich weiß kaum noch was ich erwiederte. Ich war so verwirrt... mein Herz blutete, mir wurde schlecht und... ich wollte ihn nicht so sehen! Nicht Miras!!! Einigen wünsche ich solch ein Leben- voller Schmach und Pein! Aber... nicht Miras! Er hat so so so viel besseres verdient. Er ist ein solch guter Mensch und es kann doch nicht sein, dass er wegen mir, wegen meiner Taten... so... wurde?

Kyren wie auch Kercan, sie versuchten mir klar zu machen, dass Miras selbst daran schuld habe. Das er allein jenen Weg wählte... er allein sich alles verbaut hatte und auch er allein damit klar kommen möge. Doch... hätte ich damals nicht so gehandelt- wäre es nicht so gekommen wie es gekommen ist... wäre es doch anders?! Vielleicht hätte ich ihm schonender beibringen müssen, dass ich Kyren mehr liebe als ihn? Langsamer... mit nicht so harten, klaren Worten?!
Jenes kann ich zu gut.... schrecklich. Selbst als er heulend vor mir lag sagte ich ihm mit klaren und eindringlichen Worte, dass ich Kyren liebte, dass ich ein Kind von ihm erwarte und ihn nächstes Jahr eheliche... Das muss so schmerzhaft für Miras gewesen sein!!!
Doch ich sprach es aus... um ihm klipp und klar... zu zeigen, dass es keine Chance mehr gibt... das er dafür sorgen muss, sein Leben wieder zu richten... allein, oder mit wem Neuen!

Doch er ging nicht darauf ein- als ich ihm meine Hilfe anbot sein Leben wieder zu richten. Er könnte so viel Gutes tun... wenn er Wissen über Arian inne hällt. Er... könnte nocheinmal von vorn anfangen... ein Leben als Schwertkämpfer... sich ein kleines Haus in der Stadt kaufen... neuen Leuten begegnen... Es kann doch nicht sein, dass er annimmt.... sein Leben sei vorbei!!! Nur, weil ich nicht mehr Mittelpunkt dessen bin?!

Ich habe angst davor, ihm nocheinmal zu begegnen. Ich weiß einfach nicht wie es enden würde... würde er wieder zusammenbrechen- und ich ihn ungewollt und schmerzlich abweisen? Oder... hatte er erkannt, dass es kein zurrück mehr gibt und... tut mir letzendlich doch etwas an... oder meinem Kind... Kyren?!

Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Außer Kyren und Kercan hat es bisher keiner erfahren und ich möchte auch nicht, dass es irgendwer erfährt... das war eine Sache zwischen Miras und mir... und sie ging ja... nun, nicht schlecht aus.

Ich hoffe nur, ich denke bald nicht mehr so viel an Miras... sehne mir ein gutes Leben für ihn herbei und ich bete, dass er bald erwachen wird und sieht, dass er im Grunde einer der liebsten Menschen ist die ich kenne... und nicht das, was er vorgibt zu sein.

Angelina
Angelina Decram ist offline  
Geändert von Angelina Decram (20.12.2006 um 15:44 Uhr).
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Alt 20.03.2007, 15:12
Der 12 im Rado (Winter), des Jahres 1291
#106
Angelina Decram
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Das Lachen und Jauchzen hallt durch unser Haus und lässt mein Herz erwärmen.
Unser kleiner Cyron ist nun gut ein halbes Jahr als und beginnt die ersten Silben gezielt von sich zu geben. Paaaaa war das erste was er gezielt ausjauchzte als er Kyren am arbeiten sah.

Ich selbst muss mich endlich nicht mehr dazu zwingen sozial zu sein. Ich gehe mitlerweile wieder gern hinaus, treffe mich mit Menschen und genieße Gesellschaft gar ein wenig.
Ich weiß wirklich nicht was das war, aber nach der Entbindung habe ich mich wirklich sehr zurrückgezogen und oftmals sehr schlecht gefühlt. War zu müde um irgendetwas zu tun. Doch nun scheint es bergauf zu gehen- natürlich auch zur Freude von Kyren... mein Kyren.

Gestern hatten wir nach so langer Zeit das erste Mal wieder Liebe... und ich frage mich heute wie er so lang' auf mich warten konnte. Er war so geduldig... sicherlich wunderte er sich darüber das ich auf einmal so... anders war als normalerweise. Es war fast so als wäre die freudige-scherzende Angi für eine Zeit lang verschollen- oder hatte sich verlaufen! Doch nun scheint sie wieder da zu sein... das merke ich einfach daran, dass ich mein Spiegelbild endlich wieder anlächeln kann.

Ansonsten gibt es momenten ein wenig Familienstress. Meine kleine Schwester, victoria scheint meinem schlechten Vorbild nachzustreben. Sie ist unheimlich aufgeweckt, will viel erleben und je älter sie wird- umso mehr benutzt sie auch ihren schlauen Kopf, wird allerdings auch viel verletzter und denkt zwischen den Zeilen.
Sie merkt mitlerweile, dass Vater nicht so ist wie andere Väter. Er ist mit Herz und Seele Baron. Er ist kein schlechter Vater- er sorgt sich um all seine Kinder- schenkt ihnen die bestmöglichste Ausbildung.... doch wenn ich in meinem alten Tagebuch blättere, lese ich in etwa das gleiche- was Vicci nun wohl durchmacht.
Es fehlt diese Liebe die ein Kind verlangt- die ein Kind braucht! Es fehlt das kuscheln, das Küsschen geben... das "ich habe dich so unendlich lieb"- sagen. Ich kann sie dahingehend also sehr gut verstehen. Doch verstehe ich mitlerweile auch Vater. Ich glaube- das er anders nicht kann. Das er einfach so ein Mensch ist und vor allem... er erlebte so viel dunkles und Schlechtes... das muss seine Seele irgendwo geprägt haben. Vielleicht kann er einfach nicht wirklich sanftfühlig sein.
Victoria hingegen versteht es absolut nicht. Sie geht auf Konfrontation und sprach gar die Worte aus, dass sie sich wünschte er seie tot- nicht Mutter...

Ich weiß wirklich nicht was ich tun kann- außer vielleicht ein wenig zu schlichten. Doch eines haben die beiden nunmal gemeinsam- ihren unendlichen Dickkopf!
Ich bin nicht blutsverwandt mit Victoria, doch sehe ich immer wieder kleine Paralelen zu meinem Leben und ich hoffe so sehr... dass sie all die dunklen Seiten- welche ich erleben, durchleben musste- nicht erleben muss!

Ich mag ihr eine gute, große Schwester sein. Ich mag das sie weiß das da wer ist der sie liebt- so wie sie ist. Das es wen gibt der sie immer aufnimmt und sich für ihr Leben einsetzt.... Wir werden sehen wie das endet.


Unsere Hochzeit rückt immer mehr in die Nähe. Die grauen Tage haben wir bereits hinter uns... also folgt ganz bald der Frühling. Ich war eigentlich nie aufgeregt doch nun- wo es immer näher kommt werde ich es doch. Ich denke darüber nach wie ich mein Haar tragen soll... ich denke sogar über die Kleidung vom kleinen Cyron nach. Ich überlege mir was es zu Essen gibt- wie die Tische angeordnet sein sollen... ob es eine Platzweisung gibt oder aber nicht... hach!

Doch... mir gefällt es darüber nachdzudenken denn ich freue mich unendlich auf jenes Ereignis. Endlich... irgendwo sind Kyren und ich ja schon verheiratet.. Wir leben zusammen, bauen uns eine kleine Familie auf. Von daher wird sich sicherlich nicht viel ändern- außer mein Nachname und eben die Tatsache das wir vor den Gottheiten unsere Liebe geloben... ewigliche Treue schwören.

Ich werde nun zu meinen beiden Männern gehen... ich glaube Kyren kitzelt seinen Sohn wiedereinmal durch so laut wie der Kleine lacht....

Angelina
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Alt 14.07.2007, 10:19
Der 17 im Lorica (Herbst), des Jahres 1291
#107
Angelina Decram
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Registriert seit: 25 Nov 2003
Beiträge: 605
Liebes Tagebuch,

die herbstliche Abendsonne scheint auf mich hernieder und ich versuche zu spühren, welch Leben um mich herum weilt.

Die Gabe die ich einst von den Elfen des Waldes geschenkt bekommen habe, scheint vor allem in der Herbstzeit sehr stark in mir zu wachen. Dabei wäre es doch logisch wäre das im Frühling... schließlich ist das die Jahreszeit des Lebens- der Geburt. Wogegen der Herbst doch eher die Zeit des Todes ist. Aber vielleicht ist gerade diese Zeit sehr wichtig für die Natur. Notwendig, um Neues zu schaffen.

Cyron wird Kyren von Tag zu Tag änlicher. Er nimmt seine Miemik an- hat änlich gesetzte Grübchen und seine Augenbrauen wirken identisch- nur eben um einiges kleiner. Einzig die helle Augenfarbe scheint der Kleine von mir geerbt zu haben.
Ich habe ihn gestern mit in den Wald genommen. Mit seinem tapsigen Schritten fiel es ihm anfangs sehr schwer durch den Wald zu gehen und oftmals landete er auf seinen Po. Doch nahm ich ihn nicht immerzu auf den Arm wenn er die Händchen nach mir streckte. Er muss lernen... und lernen tut man vor allem aus Erfahrungen. Ich merkte, wie solch ein kleiner Mensch innerhalb weniger Stunden von ganz allein lernt auf den Boden zu achten. Wurzeln oder Mooshöhen zu erkennen- zu umgehen oder eben zu überwinden.

Ich bin sehr stolz auf meinen erstgebohrenen Sohn- vielleicht bin ich in der Erziehung ab und zu ein wenig streng. Er muss vieles tun, dass ich in dem Alter sicherlich nicht tun musste. Zum Beispiel sein Tellerchen nach dem Essen zu mir an die Spühle bringen. Seine Spielsachen wegzuräumen, wenn er sie nicht mehr benutzt und all jenes was mir damals meine Mutter hinterherräumte.
Vielleicht bin ich deshalb nicht ganz so ordentlich und lasse mir gern vieles hinterherräumen.
Aber das darf eine Baroness oder....?

Außerdörfliche Kontakte habe ich so gut wie keine mehr. Erst letztens habe ich Nadirah einen Brief entsand und ein Treffen vorgeschlagen. Doch scheinbar hat sie keinerlei Interesse daran- jedenfalls erhielt ich keinerlei Reaktion ihrerseits. Vielleicht ist es auch besser so.

Das ich mal als einsame Hausfrau und Mutter enden würde.... wer hätte das gedacht?!

Angelina
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Alt 30.08.2007, 11:17
Der 2 im Cun (Winter), des Jahres 1292
#108
Angelina Decram
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Liebes Tagebuch,

ich sitze im Schneidersitz vor dem Kamin und beobachte Cyron wie er in der Küche mit einzelnen Bechern und Töpfen aus Blech Türme baut. Er scheint sehr geschickt zu sein- quietscht aber auch immer wieder vergnügt wenn ihm der Turm umkippt. Scheinbar hat er Freude daran immer wieder vom Neuen anzufangen. Die Geduld hat er eindeutig nicht von mir....

In letzter Zeit habe ich mich recht oft mit Maleia getroffen. Eine sehr liebe junge Frau- und ebenfalls Mama von einem Sohn. Ihr Luciano ist ein halbes Jahr älter als Cyron. Wir haben uns vorgenommen im Sommer oder aber auch schon im Frühling ein paar Ausflüge in die Natur zu unternehmen denn auch sie ist sehr naturverbunden. So lernen sich auch die beiden Jungs einmal kennen- wo ich schon sehr aufgeregt bin wenn ich ehrlich bin. Noch nie ist Cyron auf einen Gleichaltirgen gestoßen. Ich bin sehr gespannt wie er ihn behandelt, auf ihn reagiert.

Zu meiner Verwunderung habe ich bereits Vertrauen zu Maleia aufgebaut. Ich hätte ehrlich gesagt nicht mehr daran geblaubt eine Frau kennen zu lernen, die ich als Freundin betiteln würde. Seit der Schwangerschaft sehe ich so viele Dinge aus einer ganz anderen Sicht- belächle gar die Menschen die ich früher einmal Freund nannte. Nunja... Maleia ist anders. Auch sie ist in den Genuss gekommen Mutter zu werden. Sie hat die gleichen Probleme und auch Freuden wie ich selbst.... und vor allem hört sie zu. Ihre Blicke scheinen sehr ehrlich, verletzlich und doch treu. Ich habe in einem Gespräch mit ihr gefühlt, erfahren oder aber auch bemerkt, dass ich mit dem was ich bin- das was ich Tagein-Tagaus mache, nicht zufrieden bin.
Es füllt mich nicht ganz aus. Sie- oder ich... ich weiß es schon gar nicht mehr, kam auf die Idee den Beruf meiner Ziehmutter anzunehmen. Schon früher habe ich sie für die Kleider die sie aus einfachen Stoffen zauberte bewundert. Wie gern würde ich meine liebsten einkleiden können.... vielleicht gar Kyren ein wenig unterstützen. Momentan ist er ja Alleinernäher... was meinem Ego nicht unbedingt gut tut.
Wir werden sehen, ob ich jenes Talent in mir trage... oder mir bei dem Versuch nur die Finger zersteche.... Ich hoffe wirklich sehr, ich kann jenes Handwerk erlernen.

Nun wird es aber wieder Zeit mich meinem liebsten Kleinen zu widmen.

Angelina
Angelina Decram ist offline  
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Alt 18.09.2007, 14:24
Der 6 im Tycua (Fruehling), des Jahres 1292
#109
Angelina Decram
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Registriert seit: 25 Nov 2003
Beiträge: 605
Ich habe es getan. Ich habe den Entschluss nun festgemacht. Ich habe nach langem Hin und Her... nach vielen wachen Nächten und nach vielen Nähversuchen entschieden, dass ich den Weg einer Schneiderin gehen möchte.
Zum einem, da es mir sehr gut gefällt, gar spaß macht- zum anderen weil es mich ein wenig an meine Ziehmutter Chiara erinnert, welche ich vergötterte.

Ich hatte am Anfang natürlich viele Bedenken... doch macht vor allem Kyren mit Mut. Er hat gar seine Werkstatt umgebaut. Ein Webstuhl und ein Spinnrad haben dort Platz gefunden und ich habe eine niedliche Arbeitsecke. Ich bin sehr... froh, dass ich nicht mehr... Hausfrau und Mutter bin. Ich habe einen neuen, zusätzlichen Grund aufzustehen. Ich gehe in die Werkstatt und fertige süße Kuscheltiere für Cyron oder aber ich näher mir eine Hose die genau meinen... Vorstellungn entspricht. Natürlich mache ich hier den einen oder anderen Fehler aber... Übung macht den Meister- so heißt es doch?!
Viele Schneider die ich kenne fingen bereits mit etwa 15 Jahren ihr Handwerk an... sind nun, in meinem Alter bereits Meister. Ich fange jetzt an und... ich glaube ich darf nicht zu ungeduldig sein.

Ich bin gespannt, wer mein erster offizieller Kunde sein wird. Bisher nähte ich ja nur für die Familie. Doch wirklich auf den Markt setzten mag ich mich auch nicht. Nicht, weil ich mir persönlich zu fein dafür bin... wohl eher, da ich ein wenig Unsicher bin wie ich den Blicken entgegentreten soll. Und zum anderen auch wegen Vater. Ich glaube er hätte es nicht gern würde ich dort sitzen um Kuscheltiere oder derlei anzupreisen.

Nunja wir werden sehen wie es weitergehen wird....

Einen Plan haben Kyren und ich ja schon gefasst. Und zwar wollen wir einen Laden in Britain eröffnen. Zum einem, da dort die Handelsmetropole ist- aber zum anderen auch weil man es kaum wem zumuten kann extra nach Fensithal zu reisen wegen... uns. Zumal Fenisthal sehr ausgestorben wirkt... wir werden sehen wie sich das alles entwickelt.

Ich werde nun wohl etwas spinnen- eine wirklich zeitraubende Tätigkeit.

Angelina
Angelina Decram ist offline  
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Alt 25.11.2007, 12:41
Der 23 im Ronox (Herbst), des Jahres 1292
#110
Angelina Decram
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Ich finde so einige Zeit, in mein Tagebuch zu schreiben, da mein kleiner Engel immer selbstständiger wird.
Wie oft hatte Vater mir erzählt, ich habe ihm graue Haare verpasst durch meinen Dickschädel und meinem eigenen kleinen Wesen das recht unbändig war?! Ach bestimmt über eintausend Mal. Doch ist mein kleiner Cyron so... gutherzig und wissbegierig wie ich es wohl nie war. Ich denke, er kommt sehr nach seinem Vater.
Nunja, ob unser zweites Kind dann wohl der Graue-Haare-Bringer wird... oder aber auch eine Bringerin?! Ich bemerkte es Lorica und stellte fest, dass ich sicherlich schon im dritten Monat bin. Von daher wird es vielleicht ein Libani-Kind, was mich freuen würde. Schließlich erwacht die Welt im Libani zum leben.... Ich darf es gar nicht aussprechen, aber ich wünsche mir ein kleines Mädchen. Nicht nur weil ich keine Lust auf die Konkurenzkämpfe habe, die kleine Jungs sehr oft haben wenn sie so dicht beieinander gebohren wurden, sondern vor allem weil ich sehen möchte wie MEIN Mädchen aussieht. Wie MEIN Mädchen sich verhällt, heranwächst, zu den Dingen im Leben steht... wie sie lacht, wie sie weint wie sie kuschelt wie sie einen Schmollmund ziehen kann. All die Herausforderungen die man sich mit einem Mädchen stellen muss- auf all das würde ich mich sehr freuen. Doch würde ich mich natürlich auch über einen kleinen Jungen freuen... ich weiß auch nicht aber ich bin fast genauso aufgeregt wie bei meiner ersten Schwangerschaft. Bisher weiß nur Kyren, Vicci und Felia von der Tatsache, dass die Familie Decram bald Nachwuchs bekommen wird.

Zum einem mag ich keinem davon erzählen bevor ich Vater es nicht erzählt habe, zum anderem mag ich gar nicht als Schwangere behandelt werden. Noch sieht man es auch nicht wirklich... es sieht so aus, als hätte ich mir die letzten Monate einfach zu viel fettes geleistet. Irgendwann wird es nicht mehr zu verbergen sein, sicher- aber bis dahin werde ich es nicht an die große Glocke hängen, denke ich.

Kyren und ich haben alsbald das Gold für unser drittes Haus zusammen. Wir werden Clara ihr altes Haus abkaufen und es zur Schreiner- und Schneiderei ausbauen lassen. Wir werden das jetzige Arbeitshaus auch zum Wohnhaus ausbauen lassen. dort hinein kommt dann die Küche und eine Art Wohnzimmer mit großem Tisch. In das alte Haus kommen dann zwei Kinderzimmer, unser Zimmer und ein Badezimmer. So haben wir Platz für unseren kleinen Neuankömmling.

Der Sommer war unproblematisch und angenehm warm. Ich habe die meiste Zeit damit verbracht zu lernen. Endlich mal ein lernen, was mir wirklich Spaß macht. Ich überlege einen Schneider anzufragen ob er mir den einen oder anderen wertvollen Stich noch beibringen mag. Vieles steht nämlich nicht in Büchern sondern wird vom Lehrmeister an den Schüler weitergegeben. Und da es hier in Fenisthal nicht wirklich wen gibt, der mir das beibringen könnte, werde ich schauen ob ich wen finde.

So wird das nächste Jahr ganz sicher auch nicht langweilig...
Ganz im Gegenteil!

Von daher wünsche ich mir selbst alles Gute,

Angelina
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Alt 08.01.2008, 13:00
Der 13 im Tycua (Fruehling), des Jahres 1293
#111
Angelina Decram
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Liebes Tagebuch,

ich bin kugelrund. Ich kann nicht sitzen, nicht stehen und liegen schon gar nicht.
Es ist die Zeit einer Schwangerschaft, die ich einfach nicht mehr genießen kann. Wobei ich das Gefühl hatte, bei meiner ersten Schwangerschaft war es schlimmer.

Es ist eh so, dass meine jetzige Schwangerschaft um einiges Angenehmer ist. Ich habe keinerlei Gelüste, mir war kaum schlecht und wirkliche Gefühlsschwankungen habe ich auch nicht.
Das alles weiß ich sehr zu schätzen, Kyren hätte sonst wieder neun Monate lang leiden müssen und das tät mir sehr leid.

Wir sind gerade am Planen, herumräumen, zeichnen und überlegen.
Wir wollen nun ja bald bauen. Außerdem ist es bald soweit das wir uns ein neues Geschäftshaus kaufen.
Desweiteren kann ich wirklich nicht klagen. Ich habe viele nette Kunden, die auch noch treu sind. Ich bin sehr zufrieden.

Vater scheint auch versonnener als noch vor ein paar Monaten. Es ist unheimlich niedlich wie er mit Cyron umgeht. Ich glaube, er liebt seinen ersten Enkelsohn fast so sehr wie seine eigenen Kinder. Das macht mich stolz, hätte man am Anfang ja nicht gedacht. Wenn ich daran denke, welch Stress Kyren und ich uns gemacht haben! Und nun sieht Vater Kyren als Sohn und liebt dessen Kind über alles.

In einem Monat ist es dann hoffentlich soweit. Wir bekommen unser zweites Kind... und ich hoffe inständig, dass es das dann auch war.
Sicher, ich liebe Kinder- aber ich finde zwei Kinder reichen vollkommen aus. Ansonsten müssten wir uns ein Kindermädchen nehmen- da wir beide nun ja auch arbeiten. Und eigentlich möchte ich das nicht. Und zwei Kinder beschäftigen sich vielleicht mit sich selbst, können mit auf die Arbeit und ich fühle mich dazu fähig zwei Kinder neben der Arbeit zu beaufsichtigen- wobei Kyren ja auch noc da ist.

Ich werde mir nun eine Salbenmassage am Bauch gönnen, Cyron macht es so gern.

Angelina
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Alt 13.01.2008, 22:01
Der 29 im Tycua (Fruehling), des Jahres 1293
#112
Angelina Decram
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Ich sitze auf Moos gebettet und versuche mich abzulenken. Heute morgen da spührte ich es zum ersten Mal... es zerrte in mir und ich spührte das, was wohl eine jede Frau spührt wenn es los geht.
Es ist vielleicht nicht zu verstehen, aber ich bin fort. Ich blieb nicht zu Hause im Schlafzimmer- im Bette.
Ich ging in den Wald. In den Wald in dem ich als Kind immerzu die Waldelfen besuchte. Hier fühle ich mich sicher. Hier _bin_ ich sicher...
Es tut so weh... nun ist es schon lange Nacht. Leya, sie wacht über mich. Vielleicht sollte ich noch ein wenig herumlaufen?!
Wann ist es endlich soweit... es ist regelmäßig... seit so vielen Stunden...
Ich kann aber nicht mehr zurrückgehen... soll ich Leya schicken?
Nein, ich bin sicher... sicher.
Ich habe Kyren nur einen Boten zukommen lassen... ob er mir je verzeiht... er weiß, ich bin etwas verrückt... etwas waldbesessen... aber wird er es mir verzeihen?
Ich hätte ihn gern hier... nein, ich mag es allein schaffen. Ich mag der Natur zeigen, ich bin eine starke Frau. Eine Frau, die ihr Kind allein gebährt. Hier in den Schoß der Natur....

Ich muss nun gehen.... spazieren... Leya kommt mit...
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Alt 05.02.2008, 18:42
Der 22 im Estif (Sommer), des Jahres 1293
#113
Angelina Decram
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Liebes Tagebuch,

ich sitze vor dem Kamin und wiege Liria im Arm. Sie ist himmlisch. Doch fang ich von vorne an.
Leya, meine gute Occloerstute, spührte die Not und nötigte mich geradezu mich von ihr heimbringen zu lassen.
Zu Hause... gebahr ich Liria dann. Unter Schmerzen und Qualen... ich dachte, mein und vor allem ihr letztes Stündchen hätte geschlagen.
Doch hat Felia uns beiden wohl das Leben gerettet. Sie brachte Liria zusammen mit Kyren auf die Welt....
Ach Kyren... er war mir so unendlich böse. Ich kann es ja verstehen.... es war verantwortungslos, dumm, gefährlich und auch egoistisch.
Ich verstehe es ja. Ich denke, ich hätte ihm auch den Kopf abgerissen!
Doch haben wir uns vertragen. Wir sind außerdem umgezogen. Es war einfach zu wenig Platz für zwei Kinder. Und ich wollte Liria ungern zu Cyron ins Zimmer legen... er sollte nicht immer aufwachen wenn sie schrie. So lebte sie die erste Zeit lang bei uns im Zimmer.
Nun aber, mit den beiden neuen Häusern, haben wir alle ein eigenes Zimmer.
Die Tiere haben ein großes Gehege, wir haben eine große Anbaufläche und Obstbäume.

Momentan herscht die Dürre. Es ist sehr heiß doch wissen wir damit umzugehen. Jedenfalls geht es im Moment noch ganz gut. Wir haben viele Vorräte und einige Wasserstellen in Fenisthal die noch nicht ausgetrocknet sind.
Von daher können wir unsere Saat gießen und zum wachsen verhelfen. Doch denke ich, dass einige Bauern diesen Sommer sehr sehr leiden müssen. Und sicherlich keinerlei Gewinn machen werden.
Wir werden sehen, was sich ergibt... zur Not haben wir ja genug, was wir abgeben können.

Ansonsten geht es uns alles gut. Sophie und Beladinon sind wieder im Lande. Die Freude ist natürlich unermesslich. Sophie und Vicci sind so erwachsen geworden. Jedenfalls kann man schon genau sehen, wie sie wohl als Frauen aussehen werden. Doch herrscht in ihnen noch das Chaos einer sehr jungen Frau- oder eben einem sehr alten Mädchen. Ich hoffe, beide überstehen diese Phase ohne Narben.

Ich bin am überlegen ein kleines Fest im Wolf zu geben. Nur fällt mir kein wirklicher Grund ein... aber ich denke dem Orden würde es gut tun einfach mal zusammen zu kommen. Nicht streng oder befohlen sondern einfach ein Zusammenkommen in dem man miteinander spricht, sich anfreundet und zusammen Schmaust.
Ich denke, ich werde die Organisation mal in Angriff nehmen!

Liria werde ich nun in ihr Bett legen und ich selbst habe noch einiges an Arbeit vor mir.

Angelina
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Alt 17.03.2008, 13:52
Der 7 im Wyzzin (Winter), des Jahres 1293
#114
Angelina Decram
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Der Winter ist eingebrochen.

Gestern fiel für dieses Jahr das erste Mal Schnee. Kleine Wölkchen bilden sich vor unseren Gesichtern wenn wir atmen... und Cyron- hach, er blüht auf.
Wüsste ich es nicht besser würde ich fast annehmen er seie Nordländer.
Wie eine Schneekatze hat er sich über die ersten Schneeflocken gefreut und wollte am liebsten sofort hinaus.
Doch wenn ich mich an meine Kindheit zurrückerinnere, war es bei wohl genauso... wie wohl bei jedem Kind.
Und was bedeutet der Schnee für uns Erwachsene?
Zum einem natürlich Kälte... unsere Tiere frieren, wir müssen viel mehr Brennholz verbrauchen, wir können keine Ernte einbringen und auch die Kunden sind nicht mehr ganz so leichtfüßig und gewillt nach Fenishtal zu reisen.
Im Grunde hat der Schnee nichts Positives außer eben seine wunderschöne Optik. Und wenn man sich ein wenig Kind im Herzen bewahrt hat natürlich auch noch Spaß und absolute Beweunderung.

Gestern fanden zwei Feuerbestattungen hier in Fenisthal statt.
Ich war schon zwei Tage vorher fest davon entschlossen Cyron mit dorthin zu nehmen. Er ist nun weit über drei Jahre alt und ich finde, man kann ihn an das Thema Tot heranführen.
Doch als ich da mit ihm stand, er sich an mich kuschelte wurde mir doch bang ums Mutterherz.
Nicht nur das brennende Leichen unheimlich stinken, sie sehen auch noch schrecklich aus. Ich bin mir sicher, Cyron hätte Alpträume mit sich genommen- und auf das Thema Tot kann ich ihn auch anders vorbereiten.

Kyren scheint krank zu werden. Er hustet und schnupft und fühlt sich gar nicht gut. Ich habe ihm natürlich schon meinen speziellen Kräutertee gemacht, aber er scheint die Krankheit doch austragen zu müssen.
Werde ich ihn bei den ersten Fieberzeichen in das Bett stecken. Soll er es überstehen und stärker werden.

Nun aber noch eine sehr wichtige und auch irgendwie sehr überraschende Neuigkeit.
Vater hat Felia einen Antrag gemacht. Kann sich das einer vorstellen?! Er hat sie in der Öffentlichkeit nichteinmal beim Namen genannt und dann sowas?! Ich freue mich natürlich sehr- vor allem für Felia. Jahre hat sie meinem Vater nun ihre Liebe geschenkt.
Eine kräftige, weise, bedachte und ergebene Liebe wie ich sie selten sah. Sie hat so viel auf sich genommen- allein das Geheimhalten ist ja eine Qual für sich.
Nun, ich freue mich natürlich sehr für die beiden doch gibt es da ein Familienmitglied, dass sich absolut nicht freut.
Victoria- wiedermal.
Ich weiß echt nicht mehr was ich machen soll. Wahrscheinlich sollte ich sie einfach so nehmen, wie sie ist- denn sie wird sich nie ändern.
Sie ist böse auf Papa und warf ihm vor, er würde Chiara ersetzten wollen. Solch Humbug.... Chiara ist nun weit über zehn Jahre tot... er hat jahrelang getrauert und gerade aus Respekt zu seiner geliebten Ehefrau die Liebe die er zu Felia empfindet eben nicht ausgelebt.
Ich weiß nicht ob Vicci Papa die Liebe nicht gönnt oder einfach zu egoistisch ist und davon ausgeht, Felia würde ihr Vater wegnehmen? Wobei das eigentlich auch Unsinn ist.
Felia meinte, ich solle nicht so hart urteilen und davon ausgehen, dass Vicci einfach unsicher ist und durch jene Aktivitäten die Aufmerksamkeit erhaschen mag, die sie in ihrem Leben eben braucht.
Hach- unsere gute, weise Felia....

Ich habe gestern einige Zeit mit Beladinon verbracht. Herje, er ist so groß geworden. Ein richtiger, junger Mann! Naja... er ist nun ja auch knapp 20 Jahre alt. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber meine Liebe zu ihm ist unberenzt. Ich will damit nicht sagen, dass ich meine anderen Geschwister nicht so sehr liebe wie Bel aber... es ist schon etwas ganz anderes sein _ganzes_ Leben mit einem Bruder verbracht zu haben als eben erst später- wie eben die Kinder meines "Ziehvaters".
Familie ist schon wichtig- sehr wichtig! Die Familie von Fenisthal nahm mich als Tochter auf und ich fühle mich wie eben solche doch ist ein blutsverwandter Bruder dann doch etwas ganz anderes. Es ist schwer zu beschreiben....

Liria macht sich wunderbar. Sie ist wohl das ruhigste Baby das ich je gesehen habe. Sie schreit nichteinmal wenn sie die Windeln voll hat- sie meckert dann lediglich. Ihr Anblick lässt mein Mutterherz mit Stolz pochen und ich freue mich über alles das ich über diesen kleinen Menschen erfahre.
Es bildet sich ihre Stimme- ach ihre Miemik! Wie gut kann sie mit der Stirn runzeln und schaut einen wie ein Erwachsener an... als seie man im Unrecht... herrlich!

Ich werde nun mit den Kindern baden gehen- Sauberkeit ist eine Sache die ich unter anderem sehr ernst nehme in meiner Erziehung.

Angelina
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Geändert von Angelina Decram (17.03.2008 um 15:27 Uhr).
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Alt 12.06.2008, 11:27
Der 8 im Lundin (Herbst), des Jahres 1294
#115
Angelina Decram
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Eine ganze Sommerzeit ist an uns allen vorbeigerauscht und neben dem stressigen Familienleben ist noch so einiges hinzugekommen das mich wütend macht, mich enttäuscht und mich irgendwo auch warnt.

Die kleine Victoria, gerade mal aus dem Körper eines Mädchens entsprungen, gerade junge 16 Jahre ist so... übertrieben in jeder Hinsicht.
Wenn sie leidet, leidet sie wie eine Mutter die ihr Kind verlor, wenn sie sich freut, freut sie sich als würde eine Großmutter das erste Mal ihr Enkelchen sehen. Es gibt so unheimlich viele Extreme in Victorias Gemütszuständen das es schwer ist mit ihr umzugehen.
Ich habe in all den Jahren gelernt mit der kleinen Schnecke umzugehen und habe eine gewisse Mauer aufgebaut. Wenn die Kleine wiedermal weint, lasse ich sie weinen. Es ist eine Art Selbstschutz. Früher litt ich bei jedem Mal mit und es ging mir unheimlich schlecht. Das ist nun anders. Ich versuche lediglich herauszufühlen, wann es ihr wirklich schlecht geht- und wann nicht.
Nun vor einiger Zeit ging es ihr wirklich schlecht.

Ich traf sie im Tala an. Ebenso den guten, alten Lyonel- sein Amt wie bekannt der baldige Herzog.
Nun denn, ich näherte mich den beiden und spührte sogleich- es knisterte im negativem Sinne in der Luft.
Victoria beschwerte sich bei mir, dass sie ihre Arme verdecken müsse und ich dementsprechend auch.
Ich musste mir das Schmunzeln verkneifen. Nicht, weil ich Lyonels Worte nicht ernst nehme. Sondern eher weil ich es amüsant finde auf welch Kleinigkeiten er besteht. Nun denn, Vicci zog sich um, ich tat es nach ihr.
Als ich wieder in den Tala zurrückkehrte hörte ich nur wie Victoria auf Lyonel... nun, einschrie.
Was ihm denn einfällt, das er sich zu entschuldigen habe, ob er denn wirklich denkt mit solch einer Einstellung Herzog werden zu können, dass er ein erbärmlicher Herzog wäre und so weiter.
Mir stockte kurz der Atem. Ich kenne meine kleine Victoria! Sie hatte sich eindeutig in Rage geredet und Lyonel musste ihr irgendwie wehgetan haben. Sonst würde sie nicht so reagieren. Wobei bei Vicci wie schon gesagt eine Kleinigkeit reicht um sie aus der Fassung zu bringen.
Ich trat zu ihnen und meinte das hier wohl der falsche Platz wäre um soetwas zu "klären".
Lyonel ging und Vicci heulte als würde die Welt untergehen. Und hach, mein Bauch drehte sich nach links und rechts und ich wusste bei bestem Willen nicht, was ich tun sollte.
Ich kenne Lyonel- nein, ich kannte Lyonel. Er war immerzu liebenswürdig, humorvoll, etwas link und schlau. Jedenfalls war es damals so.
Ich erklärte Vicci knapp, dass sie Lyonel vergessen solle- wie sie es auch bei Dorian getan hatte. Hachje! Das hätte ich nicht sagen sollen. Theatralisch weinend rannte sie aus der Taverne und ich brauchte ersteinmal einen Moment um die Ruhe zu wahren. Ich liebe Vicci- aber ab und zu übertreibt sie einfach maßlos! So war ich ja nichtmal....
Natürlich rannte ich ihr nach und zog sie an der Hand hinter mir her zum kleinen Strand der Stadt. Wir setzten uns in den Sand und ich spührte- sie war wirklich verletzt.
Sie erzählte mir von der Liebelei mit Lyonel. Sie erzählte mir von zärtlichen Berührungen, Küssen und gar davon, dass er mit ihr schlafen wollte- sie ihn aber wehemend zurrückwies.
Tja, wie fühlte ich mich da?
Auf der einen Seite war ich unheimlich belustigt! Sah ich ihn eben noch pikiert darüber, nackte Frauenarme zu sehen. Wie soll das zusammenpassen? Er mag ja nichts weibliches sehen- da es unziehmlich war auf der anderen Seite will er eine Jungfer beschmutzen?! Tut mir leid- das ist lächerlich.
Auf der anderen Seite wuchs ein Stück Wut in mir. Erstens weil er genau das Gleiche bei mir tat. Er dementsprechend weiß, dass es unmöglich ist mit einer der Unseren eine Beziehung zu führen und nur Trauer, Elend und Entbehrung mit sich bringt. Zweitens weil er eben meiner kleinen Schwester weh tut. Sie gar zum Geschlechtsakt drängen will?!

Ich versuchte Vicci etwas zu beruhigen. Ich tat alles, dass sie sich Lyonel aus den Kopf schlägt. Ich erzählte ihr gar von der alten Liebschaft mit ihm und mir. Und prompt war Vicci wieder auf 180.
-Waaaaas?! Dann benutzt er mich von Anfang an nur als Ersatz für dich?!!!? Dieses Schwein!!!-
Ich höre noch genau ihre Fluchereien und sehe noch direkt ihren Blick. Sie hatte sich wieder etwas eingeredet und konnte ihre Gefühle nicht unter Kontrolle bekommen. Das wollte ich mit der Aussage nämlich auf keinen Fall sagen.
Ich wollte ihr klar machen, dass Männer kommen - aber die Falschen vor allem auch wieder gehen. Und Lyonel- soe lieb er auch sein mag- ist absolut falsch.

Nunja, wie soll es anders sein?! Lyonel stand recht nahe bei uns und schien zu lauschen. Schneller als ich reagieren konnte sprang Vicci auf und schmiss ihm natürlich gleich an den Kopf was ihm denn einfällt sie als Trostpflaster für mich zu nehmen und und und.
Ich ließ sie schreien. Ich ließ sie ihm Vorwürfe machen und ich ließ sie auch gehen- als sie fertig war.
Nun waren Lyonel und ich allein und ich sah die Verwirrung in seinen Augen. Schon seltsam. Da steht ein 23-jähriger Mann vor mir und seine Augen sehen noch genauso aus wie damals als wir 16 Jahre waren.
Ich fragte ihn ruhig, im Sinne einer großen Schwester, was er vor hatte. Warum er gerade die kleine Vicci als Liebelei ansah.
Er erklärte mir, dass nach mir keine Frau folgte. Das er angeblich erst bei Vicci wieder solche Gefühle fühlte. Aber ganz ehrlich- ich kann das nicht glauben.
Er ist unheimlich atrakttiv, besitzt Ansand, einen sehr guten Rang und war einige Zeit auch fort. Er hat 100% viele Angebote von feinen, kleinen Damen bekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Mann der noch nicht verheiratet ist- und so wie er- da nein sagen kann. Wenn es wirklich so ist- zweifle ich an Lyonels Menschlich- und Männlichkeit.

Nun denn- ich verabschiedete mich von Lyonel mit der Vereinbarung er würde Vicci in Ruhe lassen und wir beide seien weiterhin Freunde.
Ganz ehrlich- ich glaube nicht, dass dieser Mann irgendeine Frau zum Sex treiben wollen würde. Ich kann mir vorstellen, dass Vicci es einfach anders verstanden hat. Sie hat nicht viel Erfahrungen was das männliche Geschlecht angeht- da hat Papa gut aufgepasst. Vielleicht war ein Kuss und irgendwelche Berührungen für sie schon das Zeiche- Aha! Er will mit mir schlafen!!!
Von daher denke ich nicht, dass Vicci mich angelogen hat. In ihrem Gefühl und ihrem Verständnis von dem Allen- wollte Lyonel mit ihr intim werden.

Naja am gleichen Abend noch kam der gute Baron von Britain und nahm mich mit. Eigentlich wollte er wohl auch Vicci mitnehmen aber sie war wohl noch unterwegs nach all dem.
Ich wurde im Schloss behalten für eine Nacht. Dann wurde ich vor die derzeitige Herzogin geführt und durfte erzählen was geschah. Und warum?!
Weil Riane herumlog, dass ich den Herzogssohn Schwein genannt habe. Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Zum einem bin ich sauer auf Riane selbst. Eigentlich- wenn ich ganz ehrlich bin- habe ich irgendwo in meinem dunklen Fleck der Seele die Gelüste sie umzibringen.
Nunja- da ich Kinder habe- und einen lieben Mann- werde ich sowas natürlich nicht tun.
Auf der anderen Seite finde ich es lächerlich, dass die Herzogin dem Gerede eines bekannten- Plapper- und Lügenmaul nachgeht. Jener scheinbar sogar Glauben schenkt.

Hachja- ich weiß nicht wie das weitergehen soll.
Sie wollen nun Victoria vor Gericht stellen. DAs kleine Mädchen das einfach nur verletzt war.
Wie kann man von der Kleinen verlangen Lyonel herzoglich zu behandeln wenn er seine Herzoglichkeit für sie ablegt und "normal" bei ihr ist?!

Ich habe bisher mit keinem über all das geredet. Ich wüsste mit wem außer mit Kyren!??
Sianne ist meine Freundin aber... sie ist auch die Tochter des Barons zu Britain -und- sie ist Gradistin. Es wäre naiv und dumm- und ich mag sie nicht in irgendwelche Situationen drängen, die ihr unangenehm sein könnten.
Ich stürze mich momentan in die Arbeit- und ich verbringe viel Zeit mit meinen beiden Kindern- die mich brauchen....

Ich bin gespannt ob- und welche Konsequenzen all das hat.
Angelina Decram ist offline  
Geändert von Angelina Decram (12.06.2008 um 11:33 Uhr).
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Alt 13.10.2008, 08:03
Der 23 im Lorica (Herbst), des Jahres 1295
#116
Angelina Decram
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Schon oft nahm ich dieses Buch zur Hand und wusste nicht recht wie ich in Worte fassen soll, was mein Herz so schwer macht.
Wenn ich darüber nachgedacht habe was der Grund sein könnte- und welche Konsequenzen das für mich hat- muss ich mir eingestehen das ich egoistisch bin. Dieses Eingeständnis jedoch mag ich mir nicht machen.

Es herrscht nun schon gut ein Jahr lang Dunkelheit. Am Anfang fiel es uns allen nicht sonderlich schwer den Frohmut zu behalten. Jedoch merkte ich wie ich mich immer mehr zurückzog. Nicht nur der Dunkelheit wegen- auch wegen dem nichtnutzigen Essen wurden vor allem die Kinder immer quakiger und unzufriedener. Mein Mann hatte weiterhin gut zu tun- arbeitete im Schein des Kerzenlichtes – und ich selbst?
Ich versorgte meine Kinder und ging.
Wohin ich ging kann ich nicht einmal mehr genau sagen. Ich ging einfach in die Wälder. Ob sie nun nahe gelegen- oder weit weg waren. Immer wieder suchte ich die Nähe zur Natur. Doch schien es fast so als würden mich diese Besuche nur noch kleiner… und drückender machen. Anders weiß ich die Gefühle in mir nicht zu beschreiben. Sogar meine liebste Leya hatte viele Tage das Bedürfnis im Wald zu bleiben- sogar ich nächtigte dort einige Male.
Vielleicht hat es mit der „Gabe“ zu tun die mir einst das Waldelfenvolk schenkte. Vielleicht ruft die Natur nach mir und bittet um Hilfe- aber ich kann nicht helfen… ich kann der Natur nur nahe sein und ihr mein Dasein schenken- doch wie soll ich ihnen die Sonne schenken? Wie sollte ich dazu fähig sein? Es ist grausam mit anzusehen wie die Natur langsam aber sicher eingeht- der ganze Wald scheint verwirrt, traurig, wütend und hilflos zugleich.

Wenn ich dann nach Fenisthal zurück kehre fühle ich mich falsch. Ich liebe meinen Mann und meine Kinder – doch…. Ich kann an deren Leben nicht so richtig teilnehmen. In mir kreisen nur Gedanken über den Wald- über die Tiere- die Pflanzen…. Alles was zum Gleichgewicht der Natur eigentlich dazugehört.

Gestern saß ich mit einigen Yildanern im Wolf und ich könnte nun nicht einmal wiedergeben, was dort besprochen wurde. Die Stimmen waren da aber- sie schienen uninteressant und unverständlich. Ich musste mich regelrecht zwingen die Stunde auf meinem Stuhl sitzen zu bleiben. Am liebsten wäre ich wieder davongelaufen.
Scheinbar sah man es mir an denn Vicci wie auch Vater fragten nach meinem Befinden. Aber was hätte ich sagen sollen?
Mir geht es schlecht- weil es meinen liebsten Bäumen schlecht geht?!

Mein liebster Kyren und ich wollen ein Haus im Wald bauen. Ein Haus mitten in der Natur damit wir – wenn wir uns dorthin zurückziehen, ein Dach über den Kopf haben. Vielleicht nehme ich die Kinder dann auch noch öfter mit in den Wald. Wir werden sehen.

Momentan ist es einfach schwer für mich … ja- Mensch zu sein. Ich weiß nicht was es ist- aber irgendetwas lässt mich mitleiden. Und wenn ich ehrlich bin weiß ich nicht wie lange ich das noch aushalte ohne… ich weiß es nicht.

Angelina
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Alt 17.10.2008, 14:17
Der 8 im Ronox (Herbst), des Jahres 1295
#117
Angelina Decram
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Ich habe meinen Mut zusammengenommen und bin aufgebrochen - nach Yew - in das Waldelfengebiet.

Ich kann gar nicht beschreiben wie ich mich fühlte. Es war ein Gefühl der Sorge, Beklommenheit und doch der Freude und Neugierde.

Liria- mein kleines Vögelchen- sie nahm ich mit mir. In letzter Zeit nehme ich sie oder Cyron sehr oft mit in den Wald. Es ist schön zu sehen, wie sie sich der Natur mit ihrer kindlich- offenen Art nähert......

Auch der Elfin, Maellyn, näherte sie sich mit ihrer Art. Sie war neugierig und keinesfalls scheu- doch auch nicht aufdringlich. Ich muss gestehen, ich bin unheimlich stolz auf meine Kleine. Ihr Charakter ist phänomenal.... aber das sagt sicherlich jede Mutter von ihrer Tochter.

Ich spührte sofort eine Nähe zu Maellyn- mein Körper entspannte sich langsam und ich fühle mich fast wie "nach hause gekommen". Seitdem Sikaryan damals fortging hatte ich nicht mehr dieses vertraute Gefühl gehabt. Es ist doch wundervoll wenn man kaum sprechen muss- man wird verstanden.
Maellyn verstand meine Sorgen, Ängste und Befürchtungen. Sie verstand gar, dass ich meine Gabe vergaß... sie warf mir nichts vor- bot nur an mir zu helfen sie wiederzuentdecken.

Ich werde fast euphorisch wenn ich daran denke, dass.... das es geklappt hat. Ich habe wieder Kontakt zu einer Elfin des Waldes. Eine wunderhübsche- mit langem braunem Haar. Sie ist athletisch - trug einen Speer bei sich- wirkte jedoch absolut nicht bedrohlich.

Ich hoffe, sie bald wiederzusehen. Ich muss sie einfach wiedersehen. Es ist ein Verlangen, dass in mir schreit.... als hätte ich eine Aufgabe zu erfüllen.

Ich muss Kyren unbedingt davon berichten- wenn Liria es nicht schon längst getan hat. Sie hatte heute morgen nach dem Aufwachen nur über Maellyn geredet. Über die spitzen langen Ohren- und das sie am liebsten auch solche hätte.
Vielleicht werde ich sie nochmal mit zu Maellyn nehmen- vielleicht aber auch Cyron- oder aber Kyren........ aber vielleicht wäre es doch das Beste, gehe ich ersteinmal alleine. Dann haben Maellyn und ich Zeit und Ruhe und kennen zu lernen. Ich möchte sie unbedingt richtig kennen lernen. Ich möchte mich ihr öffnen können und ich mag sie merken lassen, dass sie sich auch mir öffnen kann- wenn sie will.

Ach- das hat gefehlt.

Endlich merke ich, warum mein Herz all die Jahre so schwer war- warum ich mich immerzu schwer und eingesperrt fühlte- obwohl ich doch ein wunderbares Leben leb'.
Sie haben wir gefehlt... die Elfen- die Verbindung zu den Elfen des Waldes scheint doch stärker als ich annahm.

Was genau die Zukunft bringt - weiß ich nicht. Ich hoffe jedoch viel lernen zu dürfen. Viel lernen, fühlen, sehen zu können. Und vielleicht - ganz vielleicht kann ich wieder ein Band knüpfen zwischen dem Menschen- und dem Waldelfenvolke. So, wie es meine leibliche Mutter tat.

Auf denn.

Angelina
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Alt 26.03.2009, 07:29
15 Tycua (Fruehling), des Jahres 1297
#118
Angelina Decram
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Gut zwei Jahre ist es her, als ich das letzte Mal in ein Buch schrieb. Zwei Jahre lang habe ich kein unbeschriebenes Buch angerührt um die Seiten mit meinen Berichten zu füllen.
Zwei Jahre lang war das Einzige wofür ich lebte meine Familie. Kyren, Liria und Cyron.
Nun habe ich beschlossen doch wieder ein Buch in die Hand zu nehmen um niederzuschreiben was geschieht, was ich denke und was ich fühle.
Mein altes Buch war noch nicht vollgeschrieben, doch beginne ich ein neues. Denn nach zwei Jahren sollte ein neues Kapitel beginnen.

Was ist aus diesen zwei Jahren zu berichten?
Die Kinder wachsen und gedeihen. Sie sind mein ganzer Stolz und allein um ihr Lachen zu hören lohnt es sich zu leben. Ich darf nun nach Jahren der Ehe behaupten: Kyren ist der beste Ehemann, den eine Frau bekommen kann. Nach all den Jahren ist er noch immer unheimlich aufmerksam, liebevoll und überrascht mich oftmals mit Kleinigkeiten. Bei uns ist es nicht so, dass absolute Normalität in die Ehe getreten ist. Nein – unsere Ehe sehe ich noch immer als positives Abenteuer und dafür bin ich dankbar.

Momentan lebe ich in Maleth – die Heimat meines Vaters. Es ist hier heiß, südländisch, temperamentvoll… hier gibt es wunderschöne, charakterreiche Pferde und Menschen. Außerdem kann ich hier als Schneiderin sehr viel lernen – und wie es scheint auch beibringen. Die Wege bestimmte Kleidung herzustellen ist hier oftmals ganz anders als bei uns daheim. Was nun besser ist – oder schlechter – lässt sich nicht sagen. Aber das Ergebnis ist auf jeden Fall anders. Also eine Bereicherung für mein Wissen.

Eigentlich war der Aufenthalt hier in Maleth als eine Art Erfahrungsreise geplant. Die Kinder sollten sehen, riechen, fühlen – das es auch noch anderes gibt als unser zu Hause. Wir möchten sie weltoffen erziehen.
Doch aus der kleinen Reise wurde fast ein ganzes Jahr. Kyren und meine beiden Engel sind vor einigen Wochen abgereist – Kyren hatte doch etwas Sehnsucht nach Fensithal, den heimatlichen Wäldern – und natürlich seiner Arbeit. Und auch die Kinder haben immer wieder nach Opa gefragt. Doch ich…?

Ich bin nach vielen Überlegeungen – vielen Für und Wieder – hiergeblieben.
Ich glaube ich weiß nun auch, warum mein Gemüt in Fenisthal in sich zusammensank. Warum ich meine Freude und positive Art verloren habe. Warum ich in den Wald flüchtete – nur, um nicht daheim zu sein.
Ich fühle mich eingesperrt.

Ich werde niemanden etwas vorwerfen können oder wollen. Vielleicht bin ich auch einfach empfönglicher was dies angeht.
Wenn ich zurrückdenke – an mein erstes Tagebuch – an mein Leben in dieser Zeit. Ich war ein absoluter Wildvogel. Mal hier, mal dort- trotzte jeder Gefahr und liebte es andere zu provozieren. Ich hatte viele Freunde, Bekannte und war wohl mit der lebendigste Mensch überhaupt!
Was um Himmels Willen hat mich dann so…. geformt?
War es Kyren? Als ich ihn kennen lernte, war ich noch die alte Angelina- die „kindliche“ wie ich es beschreiben könnt.
Ich habe mich nachts zu ihm nach Yew geschlichen- wir haben und durchgekitzelt – haben Unsinn gemacht und eigentlich mehr gelacht als geredet. Wenn wir dann geredet haben, lag in vielen meiner Worte Provokatione- und wenn es die erotische Provokation war… ich war eine Spielerin und Kyren ebenso.
Oder war es Vater? … er hat mich schon immer dahingehend erziehen wollen, dass ich eine „Dame“ werde. Was ich nun ja bin. Das kann ich ohne rot zu werden behaupten. Hat er es irgendwie geschafft mein einst so „undamenhaftes“ Gemüt zu töten? Ohne böse Absichten- natürlich.
Ich denke heute eher es ist ein Ergebnis aus beidem. Kyren- wie auch Ramirez.
Kyren nahm sehr sehr sehr viel auf sich – um mich kriegen zu können.
Es ist für manch einen sicherlich eine Leichtigkeit seine Heimat zu verlassen um bei einer Frau zu sein. Doch bei Kyren…..?
Kyren ist ein _Mann_. Ein Mann mit einer guten Erziehung. Ein Mann voller Stolz und Stärke. Vor allem in dieser Zeit… als junger Mann.
Ich bin mir sicher, es war nicht nur die Liebe zur Heimat die ihn trauern ließ. Er als Mann zog zu mir als Frau. Nicht er baute das Nest für mich und ihn… er zog zu mir. In ein gemachtes Nest – in einem Ort der ihm fremd war. Er hat es mir nie erzählt – ich glaube er hat Angst er könnte mich verletzen. Doch ich habe es gespührt und ich habe sicherlich fast genauso gelitten. Denn ist es nicht die Aufgabe eine Frau den Mann glücklich zu machen? Tut man nicht alles für einen geliebten Menschen?! So wie er es tat… um bei mir sein zu dürfen.

Vielleicht litt ich sogar noch mehr als er. Heute hat er es absolut überwunden. Er grinst und würde jedem stolz ins Gesicht sagen: Ich bin Yildander!
Und ich?
Wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich Kyren, mich- die Kinder in einer gemütlich eingerichteten Waldhütte. Vielleicht soagr in Yew- wären die Umstände dort anders. Kyren und ich hätten einen Laden in Britain um seine Schreinerwaren und ich meine Schneiderwaren an den Mann zu bringen. Wir wären freie Menschen… würden nur das tun was wir wollen. Nie würden wir in eine Rolle gezwungen werden….

Vielleicht übertreibe ich! Ganz sicher übertreibe ich! Im Grunde habe ich ein wundervolles Leben! Doch wurde ich in dieses Leben gedrückt- hineingeformt und habe es mir nicht aussuchen können.
Vater drohte mir, er würde mich nicht mehr als Tochter ansehen- als ich den Gedanken hegte Fenisthal zu verlassen – um mit Kyren meinen Weg zu machen.
Warum tat er das?! Warum hat er mich nicht ziehen lassen….? Wie kann ein Vater mit so was drohen… ich könnte niemals meinen Kindern mit solch einer bedeutungsvollen Sache drohen…

Vater ist stolz- Vater ist südländisch- und je mehr Zeit ich hier in Maleth verbringe… umso mehr kotzen sie mich an. Entschuldige für dieses schändlich Wort aber… diese unbrauchbare Stolz – er ist sehr anstrengend.
Und auch Vater trägt von diesem Stolz sehr viel im Herzen. Wofür ich ihn ja auch irgendwo liebe! Nur hat er mir damals keine Wahl gelassen.
Denn er wollte, dass ich ihm gehorche. Eine Tochter gehört zur Familie und würde diese Tochter der Familie den Rücken kehren- wäre sie eben keine Tochter mehr.

Ich hätte damals gar nicht anders handeln können!
Zwar ist Ramirez nicht mein Vater aus gleichem Blute- doch der Vater meines Herzens. Seine Kinder sind meine Geschwister. Ich habe die intensive Zeit des Erwachsenwerdens bei ihm verlebt. Wie hätte ich ihm den Rücken kehren können?! Bei solch einer grausamen Drohung?

Ich muss einfach lernen damit umzugehen. Ich muss meinem Herzen befehlen… froh zu sein. Ich muss meinem Kopf verbieten das andere Leben zu sehen. Aber das ist verdammt schwer! Und je mehr ich es in der Vergangenheit versucht habe- umso schwerfälliger wurde ich.

Vor einem Jahr noch war ich… dick. Nicht fett- aber mir hat kaum noch eine Hose oder ein Kleid gepasst. Immer wenn irgendwelche negativen Gedanken aufkamen- die Kinder und Kyren waren im Bett – also hatte ich niemanden, der mich davon ablenken konnte… fraß ich. Alles was ich fand… schluckte ich hinab ohne wirklich zu kauen. So lange, bis mir schlecht wurde und ich vollgefressen am Boden lag.
Peinlich – unsittlich – unerzogen – respektlos – dumm – verzweifelt -…. So sinnlos!
Und ich tat es trotzdem- über ein Jahr lang.
Bis Kyren mich in den Arm nahm… und weinte.
Er konnt mir nicht helfen. Und Kyren ist noch immer ein stolzer _Mann_. Ein Mann der alles dafür tun würde, dass es seiner Familie gut geht. Nur konnte er es nicht – ich konnte ihm nichteinmal erklären… was mit mir los ist. Deshalb vielleicht auch diese Reise.

Und diese Reise half- und hilft mir noch immer. Der Abstand tut gut.

Ich habe hier eine liebe Freundin gefunden. Es ist schön… wen zu haben, dem man alles ohne Scharm und ohne Versteckspiel sagen kann. Eine Frau, die mit mir lacht, mit mir weint – mir Dinge anvertraut – mir zuhört, wenn ich ihr Dinge anvertraue. Eine Frau, bei der ich albern sein – fast wie früher ein wenig provokant.
Ich hoffe sie gibt mir weiterhin so viel Kraft und Bestätigung – das ich mein wiedergefundenes Ich.. behalten kann.

Ich vermisse Kyren und die Kinder sehr. Und nach dem Jahr vermisse ich auch meinen Vater, meine Schwestern und Brüder sehr. Doch bin ich noch nicht bereit… heim zu reisen. Wieder in diesen Trott zu tauchen. So sehr ich mich auch nach meiner Familie sehne- ich tue dies hier für mich- für mein Herz – meine Seele – und mein Gewissen. Und ich hoffe inständig … ich verarbeite endlich all das- was andere schon längst verarbeitet haben.
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Geändert von Angelina Decram (26.03.2009 um 14:21 Uhr).
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Alt 03.04.2009, 09:12
13 im Libani (Fruehling), des Jahres 1297
#119
Angelina Decram
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Es ist so viel geschehen, das ich befürchte, ich werde das neben mir stehende, volle Tintenfässlein mit diesem Tagebucheintrag leeren.
Und da so viel geschehen ist, weiß ich nicht, wo ich beginnen soll.
Es hat sich bisher ja immer als sinnvoll erwiesen, beim Anfang zu beginnen.

Vor gut drei Wochen beschloss ich, heim zu kehren. Ich habe nicht lange darüber nachgedacht. Es war eher eine Eingebung über Nacht. Ich hatte mehr Sehnsucht denn je nach meiner Familie und wollte mich auch nicht unbedingt da hindurchquälen.
Also ritt ich mit Leya zum Hafen und fragte nach einem Schiff.
Ein netter Kapitän bedauerte sehr, dass er mich nicht mitnehmen konnte. Doch er bot mir an, ihm einen Brief mitzugeben. So könnte ich die Daheimgebliebenen auf meine baldige Rückkehr vorbereiten. Außerdem organisierte er mir ein Schiff, das mich am nächsten morgen mitnehmen konnte. Ein wirklich sehr netter Mann.
So schrieb ich einen kurzen Brief an Kyren und kündigte meine Ankunft an. Obwohl es mir auch gefallen hätte, spontan aufzutauchen. Ich wäre wohl nach Fenisthal geritten… und hätte nicht das Fenisthal angetroffen, was ich kannte.

Also war es gut so, dass Kyren von meiner Ankunft wusste.

Die Freude die ich bei seinem Anblick verspürte, ist unbeschreiblich. Die Liebe zu ihm ist gigantisch und mittlerweile mag ich gar behaupten, er ist nicht nur mein Erdenmann. Nein, diese Beziehung geht über den Tod hinaus. Unsere Seelen lieben sich ebenso, wie unser irdisches Gewissen.
Auch er freute sich mich zu sehen – doch lag auch etwas Bedrücktes in seinem Gesicht.

Victoria war auch am Hafen. Was soll ich nur sagen? Victoria ist eben Victoria. Anstatt mich in den Arm zu nehmen und sich zu freuen, dass ich die Schifffahrt heil überstanden habe, spielte sie die Zicke.
Sie warf mir vor, dass ich ihr nie einen Brief schrieb und verweigerte jede Liebkosung. Die Freude, die ich im Herzen trug – endlich meine kleine Schwester wiederzusehen, wandelte sich recht schnell in Enttäuschung und Wut. Victoria ist jung und unerfahren und sie ist launisch. Das weiß ich. Doch tut es immer wieder weh mit anzusehen, wie sie sich selbst mit ihrem Handeln schadet. Was wollte sie damit erreichen, als sie mir zurief, sie seie schwanger? Sie wollte mich schocken, sie wollte mir mit Absicht weh tun. Doch irgendwie verspürte ich in diesem Moment nichts von all dem. Ist sie nicht verheiratet – muss sie eben einen kleinen Bastard groß ziehen. Ich glaube, sie merkte in dem Moment meine … wie soll ich es nennen? Meine Resignation.
Denn sie fiel mir um den Hals und meinte, es wäre ihre Rache gewesen. Nun gut… so ist sie eben.

All diese negativen Gefühle wurden allerdings schnell wieder behoben. Liria erwachte und war… ja, mein Engel. Sie ist nun bald fünf Jahre alt und ich kann nicht beschreiben wie sehr ich sie liebe. In diesem Moment hätte ich sie aus lauter Liebe zerdrücken können. Ihr sonniges Gemüht ließ mein Herz aufblühen.

Doch was sie zu berichten hatte warf diese sonnigen Gefühle gleich wieder über Bord. Das Haus seie eingebrochen, doch sie sind alle umgezogen. Zuerst hielt ich ihr Geplapper natürlich für einen lebendigen Traum den sie zu verarbeiten versuchte, doch als ich in Kyrens Gesicht sah, wurde mir klar…. Sie hatte recht.

Ich musste mich erst einmal setzen.
Es hat zwei Beben gegeben. Das Erste hat schon etwas Schaden angerichtet, das Zweite war allerdings vernichtend. Ganz Fenisthal war zerstört. So sehr zerstört, dass ein Wiederaufbau Jahre dauern würde. Ich mag mir das Bild gar nicht vorstellen. Und doch… wenn ich heute, wo ich einmal darüber geschlafen habe darüber nachdenke, irgendwo gefällt es mir, dass ich hier so zu sagen einen Neuanfang, auch räumlich gesehen, beginnen kann.
Nunja, Kyren und mein kleiner Sonnenschein berichteten mir darüber, dass niemand gestorben war. Keiner – welch unsagbares Glück!

Natürlich stand ich ein wenig neben mir. Zum Einem diese ganzen Gefühlsschwankungen, dann die anstrengende Schiffsreise und diese furchtbaren Informationen mit denen ich wirklich nicht gerechnet hatte.

Wir fuhren mit einem Schiff hinüber auf die Insel. Naja, es war noch nachts – ich sah nicht viel von der Insel. Ich war aber auch nicht wirklich aufnahmefähig. Doch versuchte ich dies zu verbergen. Meine liebe Familie hatte in den letzten Tagen genug durchmachen müssen.

Wir leben nun in einem Turm. Und es gibt ein großes Decram-Anwesen. Dort leben wir vier, Papa und Felia und natürlich Vicci, Sophie, Jonah und Beladinon.
Ich glaube, es wird riesig. Es soll noch ein Stall, ein Wachturm und Häuser für die Kinder errichtet werden.
Unser Turm steht schon. Doch ist er innen noch im Rohbau. Die Wände müssen noch gezogen werden und und und.

Mein kleiner Cyron ist unsagbar groß geworden. Naja, er wird bald sieben Jahre alt. Heute vor sieben Jahren war ich das erste Mal hochschwanger… eine Zeit, die ich wahrlich nicht vermisse.
Papa und Jonah konnte ich gestern auch begrüßen und von beiden wurde ich herzlich empfangen.

Ich kann mich noch so gut an die Zeit erinnern, als Jonah zu mir, in mein Kinderhaus, geschlichen kam, weil er kuscheln wollte. Er war schon immer sehr intelligent gewesen. Schon mit vier Jahren hat er mir so viel erzählen können – was für das Alter doch sehr beachtlich war.
Heute, mit knapp 20 Jahren denke ich noch immer so. Nicht, das ich ihn dadurch mehr liebe oder derlei – es beeindruckt mich nur und macht mich etwas stolz… habe ich doch nach Chiaras Verschwinden damals so was Ähnliches wie eine Mutterrolle übernommen. Jedenfalls das, was das Liebegeben angeht. Das habe ich bei den Vieren versucht…. So ist wohl das Laster einer ältesten Schwester. Man fühlt sich immer irgendwo verantwortlich. Auch heute noch!

Gestern hatten Kyren und ich gar keine Zeit etwas in Ruhe zu reden. Zum einem waren wir nie alleine, zum anderen war ich viel zu verwirrt um vernünftige Fragen zu stellen. Doch mag ich dies heute gern nachholen. Mir brennen viele Fragen auf dem Herzen und auch er wollte mir noch viel erzählen.

Nunja, ich werde mich nun wohl aufmachen. Etwas die Insel erkunden… Die Sonne scheint zwar, aber ich friere! Auf Maleth war es doch um einiges wärmer. Hoffentlich bleibt die Bräune noch etwas auf meiner Haut – ich mag es. Es gibt einen guten Kontrast zu meinen hellblauen Augen.

Ich werde berichten, wenn ich mehr weiß.
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Alt 09.04.2009, 07:29
5 im Ador (Sommer), des Jahres 1297
#120
Angelina Decram
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Da ich eine kleine Pause brauchte, habe ich mir dieses Buch genommen, bin an die Küste gegangen und habe doch etwa eine halbe Stunde hier verweilt, ohne etwas zu schreiben.

Es ist so herrlich… die Sonne scheint, es ist warm und doch nicht unangenehm heiß, wie es in Maleth oftmals war. Der Wind weht vom Meer herüber und kühlt die Haut so sanft, das es fast kitzelt.

Ich habe bis vor einigen Momenten die Schneiderecke im Haus der Handelszunft eingerichtet. Ich gehe zwar davon aus, dass ich dort nicht wirklich erwünscht bin…. Hm.
Ich denke diese Gefühle sollte ich niederschreiben – denn quälen sie mich bereits im Traum.

Als ich hier ankam erfuhr ich von Denos Dagisto. Ein Schneider, gebürtig aus Maleth… einer ach so hoch angesehenen Schneiderfamilie. Nunja, soll mir recht sein.
Doch hat es mich verwundert, nein- eigentlich hat es mich gekränkt, dass ich nun nicht mehr als Schneiderin beachtet werde. Selbst meine Familie geht zu Herrn Dagisto und lässt sich dies und jenes schneidern – wobei ich doch nebenan wohne. Ich habe es Vicci, Sophie, Jonah und Vater ganz sicher nicht merken lassen. Sie werden ihre Gründe haben. Vielleicht haben sie sich einfach seit meiner Abreise vor gut einem Jahr daran gewöhnt nicht mehr zu mir zu gehen.
Trotzdem – es kränkt mich.
Ich bin ja eigentlich kein voreiliger Mensch. Aber ich habe bereits über Herrn Dagisto geurteilt und ich denke, es wird schwer- diese Vorurteile zukünftig abzuschütteln.
Ich gehe davon aus, dass er mich nicht mag – weil ich potentielle Konkurrenz für ihn sein könnte.
Ich sah ihn bisher nicht oft- aber wenn ich ihn sah war er… gezwungen freundlich. Ich sah keinen Moment Ehrlichkeit oder Güte in seinem Blick. Nur Pflichtbewusstsein und Hektik.
Das eine Mal verabschiedete er sich recht sporadisch und begann wütend Möbel aus seinem Haus zu werfen… beim anderen Mal habe ich bei ihm angeklopft – denn ich war der Meinung, man könnte sich ja anfreunden, gemeinsam lernen, gemeinsam etwas nähen oder derlei- aber als er die Tür öffnete, hat er… geschnauft und fast genervt dreingeschaut. Drinnen waren Sophie, Jonah und Vater… und haben fleißig bestellt.
Während dieses Gespräches fragte Herr Dagisto ob ich etwa noch vor habe Schneiderin zu sein – ich habe weder zugestimmt noch abgelehnt. Ich wollte schauen wie meine Familie reagiert würde, würde ich sagen – ich seie Hauptberuflich Mutter. Ich hatte natürlich auf Zustimmung von ihnen gehofft: „Ja natürlich bleibt Angelina Schneiderin! Wir sind doch so stolz auf sie! Sie hat erst mit 21 Jahren begonnen das Schneidern zu erlernen – hat sich alles mühevoll alleine beigebracht und wunderbare Ergebnisse erzielt!“ Aber es kam nichts- nur freundliches Lächeln.
Naja… ich habe all dies Kyren erzählt. Irgendwem muss ich es doch erzählen! Und er hat wie immer verständnisvoll und sanftmütig reagiert. Er würde stets bei mir bestellen- meinte er. Ja… toll.

Hach ich weiß auch nicht… mal sehen was die anderen Sagen, wenn sie die Schneiderecke im Zunfthaus entdecken. Vielleicht bauen sie es einfach weg? Oder der Herr Dagisto baut demonstrativ noch eine Schneiderecke (natürlich viel pompöser als die Meine) in den Raum. Hach ja… es ist ja fast amüsant.
Ich bin gerade dabei ein Bild über meine Gefühle zu malen. Nein, eigentlich nicht über meine Gefühle. Eher ein Bild darüber wie ich aussehe, wenn ich so fühle wie ich gerade fühle. Es ist schwer zu beschreiben, was mich lenkt, wenn ich male.

Gestern war ein Fest hier. Die Herzogin und Lyonel waren auch anwesend. Wie immer sehr nett. Ich habe die liebe Sianne wiedergesehen und durfte der kleinen Tochter von Nadirah zusehen. Ein wirklicher Charakterbolzen die Kleine. Aber was erwartet man Anderes bei der Mama? Meine beiden Kleinen habe ich ins Bett gesteckt. Sie hatten leicht erhöhte Temperatur. Es ist fast lustig. Wenn Cyron krank wird, weiß ich… Liria wird spätestens in zwei Tagen auch krank sein. Liegt wohl an der Nähe, die die beiden zueinander suchen. So sehr die beiden sich auch ärgern und streiten… so sehr lieben sie sich und geben sich gegenseitig Halt bei ihren kindlichen Problemen. Es ist gut, dass die beiden nur knapp ein Jahr auseinander sind – so sehen sie sich nicht nur als Geschwister, sondern teilweise auch als Spielkamerad… und das nimmt Kyren und mir natürlich einiges an Arbeit ab.

Beim Fest selbst hatte ich die Gelegenheit den einen oder anderen zu beobachten. Ich wurde von niemandem abgelenkt und niemand suchte das Gespräch mit mir, als ich am Tisch saß.
Mein liebster Schatz Beladinon… ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll aber… ich kenne ihn. Ich sehe ihn an und fühle, was er fühlt. Vielleicht liegt es daran, weil wir die ganze Kindheit und Jugend zusammen verbracht haben. Und ganz sicher liegt es auch daran, dass wir uns ähnlich sind. Vielleicht ist er noch mehr… hm, wie soll ich es nennen?... hinterwäldlerisch? Naja, er hat ja auch keine eigene Familie, die ihn in die Zivilisation zieht. Ich selbst verbringe ja auch sehr viel Zeit in der Natur- allein oder mit meinen Kindern. Ich brauche das auch – diese…. Reinheit der Natur um mich herum. Beladinon scheinbar auch. Er ist mehr unterwegs als er zu Hause ist. Nun, das ist mir recht. Solang er auf sich acht gibt und mir ab und zu guten Tag sagt.

Ich werde nun wohl wieder heim gehen und meine Süßen verwöhnen. Heißer Tee, salzige Kekse… sie werden schon wieder gesund.

Angelina
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Alt 17.04.2009, 09:39
Der 1 im Estif (Sommer), des Jahres 1297
#121
Angelina Decram
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Beiträge: 605
Ich sitze gerade im alten Fenisthal und bin erschüttert.
Mein Kopf wusste, dass es hier grausam aussehen würde... aber mein Herz?
Von unseren Häusern sind gerade mal ein paar Wände stehen geblieben- ansonsten liegt alles verteilt auf dem Boden. Es tut weh dies zu sehen. So sehr ich mir früher auch gewünscht habe, woanders zu leben - es war doch mein zu Hause.
Hier habe ich meine Kinder zur Welt gebracht- hier in Fenisthal habe ich gar Kyren kennen gelernt. Als mein Schreiner, der mir etwas fertigen sollte....

Doch leben wir jetzt auf Valerian - und ich muss gestehen, dort gefällt es mir sehr gut. Es hat einiges für sich auf einer Insel zu leben. Ruhe... Freiheit... man ist unter sich... das Meer ist, egal wo man steht, nicht weit... die Kinder können unbesorgt draußen herumtollen. Es gefällt mir.

Doch scheint eine kleine Pechwelle nicht abnehmen zu wollen. Vor allem bei den Anderen... ich und meine drei Schätze blieben bisher verschont.

Der Herr Dagisto hat sich wohl mit einem Paladin der Adoria angelegt. Dieser wurde handgreiflich, Vater ist dazwischen gegangen und letzendlich wurde Vater ausgepeitsch.

Ja... was soll man dazu noch sagen- oder denken?
Es bekräftigt nur meine Meinung, dass das Böse auch im Guten lebt. Soweit ich weiß zählt Adoria als gute Göttin, die vor allem die Ungerechtigkeiten rächt, die Frauen angetan wird.
Nunja- der Paladin ist noch in der gleichen Nacht verstorben.
Vielleicht hat seine Göttin es doch nicht für so gut gehalten, was er in ihrem Namen tat?... Vielleicht hat sie sich ihn geholt.
Nunja- jeder ist seines Glückes Schmied.

Mir tut es lediglich um Vater leid. Es muss eine Schmach und eine Schande zugleich gewesen sein, öffentlich wegen _sowas_ ohne Richterspruch ausgepeitscht zu werden. Ich kann mich in die Situation gar nicht hineinfühlen - aber es muss beängstigend und wutbringend zugleich sein.
Ich sah ihn seither nicht mehr - er braucht seine Ruhe und die werde ich ihm auch gönnen.

Die kleine Victoria hat sich vor einigen Wochen bei mir ausgesprochen. Sie habe ein Problem- es seien zwei Männer in sie verliebt, sie liebt den einen aber mehr als den anderen. Ich hätte loskichern können.... wo ist denn da das Problem?! Dann nimmt man natürlich den, den man selbst liebt.

Nunja, das Problem lag wohl darin, dass Victoria den Herrn Dagisto (welcher der Ungeliebte ist) nicht verletzen möchte- da er doch so ein guter Mensch ist. Jener, für den sie sich entschieden hat heißt Rajnah- oder so änlich.

Vater war wieder etwas voreilig, so vermute ich. Er stellte mir Elayne und Rajnah als baldige Familienmitglieder vor.

Elayne - sie ist eine ... hm - ja, eine unbeschreibliche Frau. Sie ist ruhig, distanziert, hübsch, schon etwas älter und doch wirkt sie auf mich sehr interessant. Sie ist wohl die Verlobte von Beladinon - wobei ich mir wirklich nicht vorstellen kann, dass sie bereits verlobt sind. So schätze ich meinen lieben Bruder nicht ein.

Naja was sollte ich machen? Ich habe beide herzlich begrüsst und versucht Victorias Geschimpfe zu überhören.
Wobei mir dieser Rajnah doch... hm - "männlich" vorkommt. Er wirkt nicht so, als wäre Vicci seine große Liebe. Und wenn sie es ist, dann sollte sie noch mit der Ehe warten. In den kurzen Momenten, wo ich ihn sah, war er ein Hahn. Ein stolßer, wunderhübscher Mann, der weiß was er hat- und weiß was er will. Und ich glaube nicht, dass er Eheweib und Kinder will. Jedenfalls jetzt noch nicht.

Aber ich kann mich ja auch irren! Gönnen tu ich Vicci das Glück der Liebe von Herzen!

Eben noch saß Maellyn, die Waldelfe, neben mir. Wir haben recht ungezwungen miteinander gesprochen. Sie hat ein Amt auf Cerinnor angenommen - sie, eine edle Waldelfe, repräsentiert das Elfenvolk von Cerinnor. Irgendwie eine... sureale Vorstellung.
Sie selbst betonte, dass es oftmals seltam für sie sei - zu den Menschen zu kehren- mit ihnen zu debatieren... und das in oftmals sehr komplizierten und erhitzen Angelegenheiten. Eigentlich hat sie die Menschen bisher ja immer gemieden.
Ich allerdings glaube fest an sie. Sie ist... wundervoll. Hoffentlich kommt sie bald einmal nach Valerian- ich habe sie eingeladen und sie wollte der Einladung gern nachkommen.

Mein Glück jedenfalls scheint absolut present. Kyren ist mein Goldschatz, die Kinder lassen mein Herz erblühen und ich habe das neue Zunftshaus begonnen einzurichten. Mal sehen- ob es von den Handwerkern überhaupt angenommen wird. Ich- werde es jedenfalls nutzen.

Anosnsten habe ich nichts zu berichten. Ich werde nun wieder mit meiner treuen Freundin Leya heim reiten, etwas Punschkuchen für Kyren und mich backen und mir einen schönen abend machen.
So dunkel die Tage auch für meine Familie sind... wir werden sicherlich nicht daran zerbrechen.
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Geändert von Angelina Decram (17.04.2009 um 16:36 Uhr).
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Alt 19.06.2009, 07:54
Der 6 im Cun (Winter), des Jahres 1298
#122
Angelina Decram
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Beiträge: 605
*die Schrift ist bei weitem nicht so sauber wie sonst immer, überall sind Tintenkleckse auf der Seite*

Mir geht es sehr schlecht.

Ich möchte heulen, doch fehlt mir die Kraft dazu. Hinzu kommt, dass ich scheinbar die Kinder angesteckt habe.
Ich selbst war einige Zeit lang Taris Schülerin in Heilerbelange und ich weiß, .... es ist wirklich sehr schwer niederzuschreiben, was ich denke. Es ist dann irgendwie "wirklicher".
Aber ich schreibe es nieder.... denn wenn ich es nichteinmal schreiben kann, wie soll ich es dann meinen Liebsten "beichten"?

Seit gestern huste ich Blut.

So, nun ist es raus.

Kyren habe ich davon nichts gesagt- hach mein lieber Kyren. Es zerbricht mir das Herz in seine Augen zu sehen. Er sorgt sich so sehr... er lächelt doch ich sehe die Angst in seinen Augen. Wie soll ich ihm das verübeln?! Wäre es anders herum, würde ich mich auch sorgen.

Ich überlege schon die ganze Nacht, ob ich in die Südsee reisen soll. Ich hörte schon einige Male, dass dadurch Lungenleiden gelindert werden können. Warum auch immer... vielleicht der Luft wegen?
Doch würde das bedeuten, dass ich meine Familie _wieder_ alleine lasse.
Was, wenn etwas schlimmes passiert- und ich bin nicht da?! Ich würde es mir nie verzeihen.

Jedoch.... ich bin nur noch die Hälfe meinerselbst. Vor Kyren trage ich drei Hemden, damit er nicht gleich sieht, wie abgemagert ich bin. Ich kann nicht denken... selbst das Schreiben hier lässt meine Hand vor kraftlosigkeit zittern.

Den Kindern scheint es besser zu gehen, ich höre sie unten spielen... vielleicht hat Alwyzz ihnen mehr Kraft geschenkt... und ich bin eine alternde Rose?
Was soll ich nur tun? Wie soll ich Kyren, Vater... den Kindern... meinen Geschwistern das nur sagen? Beim bloßen Gedanken daran wird mir übel und mir kommt der Speih hoch....

Doch ich weiß, wenn ich nicht handel.... werde ich bald nicht mehr sein.

Ich kann nicht mehr schreiben......
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Alt 11.11.2009, 16:08
26 im Glarim (Sommer), des Jahres 1299
#123
Angelina Decram
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Heute nehme ich nach so langer Zeit mal wieder die Feder zur Hand, um einige leere Seiten, mit meiner Schrift zu bedecken.

Der letzte Eintrag ist lang her und es ist sehr viel geschehen.

Ich bin fortgereist und ich stand nicht nur einmal vor den Toren des Todes. Es ging so weit, dass ich nur noch dalag und versuchte, die Zimmerdecke, über mir, zu erkennen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Tage dieser Zustand anhielt. Doch es was quälend zu spühren, dass der Körper stirbt. Der Geist ist noch da und schreit, weint, will aufstehen und Dinge tun, die so selbstverständlich sind. Doch wenn der Körper zu schwach ist, sich zu bewegen, ist so etwas unmöglich.

Hilfe erhielt ich wohl vor allem durch die südliche Wärme, die Meeresluft und durch die Waldelfen, die mich familiär aufnahmen. Sie haben mich gepflegt - aber vor allem haben sie mir gezeigt, wie ich mich selbst... meinen Körper und meine Seele reinigen kann.
Tage und Nächte haben wir meditiert und ich muss gestehen, es fiel mir am Anfang sehr schwer. Dinge wie Schmerzen, Müdigkeit, Gedanken musste ich erst lernen, abzulegen.

Doch dies und vieles andere geling mir mit der Hilfe der Elfen. Ich schaffte es meinen Geist dahingehend zu stärken, dass er auch meinem Körper helfen konnte, sich zu stärken.
Nach ein paar Monaten war ich dann soweit, dass ich wieder spazieren konnte, ohne nach einigen Schritten das Gefühl zu haben, ich müsste gleich ersticken. Ich konnte mich unterhalten, ohne nach ein paar Worten kurzatmig zu werden. Und vor allem konnte ich wieder lernen, an mein Leben - an die Zukunft zu glauben. Und genau das, ist so unheimlich wichtig. Ich glaube, ich hatte mich, für eine Zeit, aufgegeben.

Doch nun bin ich wieder daheim. Bei meiner Familie. Auf Valarian.

Es ist mir unmöglich aufzuschreiben, was ich fühle. Wie soll man in Worte fassen, wie eine Mutter und Ehefrau sich fühlt "heim zu kommen"? Ich glaube, diese Wörter müssten erst noch erfunden werden.

Doch Worte wie glücklich, erleichtert, froh, gestärkt, neugierig auf die Zukunft, treffen wohl unter anderem zu.

Kyren und ich versuchen uns ein Leben aufzubauen, das uns gehört. Wir werden uns teilweise von meiner Familie lösen um "Familie Decram" zu sein, die aus Kyren, Liria, Cyron und mir besteht. Ein Haus, ein eigenes, kleines Anwesen ist wohl der Anfang.
In diesem schrecklichen Turm kann und möchte ich nicht mehr lange leben. Er ist kalt, hässlich, zu groß, zu unliebevoll und strahlt etwas Krankes aus. Vielleicht, weil ich hier krank wurde?

Ich habe heute, das erste Mal nach langer, langer Zeit wieder Stricknadeln zur Hand genommen und Kyren einen Socken gestrickt. Es war erfreulich zu spüren, wie einfach es mir von der Hand ging. Fast so, als hätte ich niemals pausiert. Vielleicht... ja, vielleicht werde ich mein Handwerk wieder aufnehmen. Nicht belastend viel! Nur ein wenig... mal sehen.

Ansonsten beschäftigen mich momentan meine Kinder.
Vor allem Liria...

Liria ist... ein Goldschatz. Sie trägt all meine Liebe in sich und wenn ich sie anschaue, könnte ich vor Stolz und Glück weinen.
Kyren sagt immer scherzhaft, sie seie wohl wie ich - als ich so klein war. Und bei den Göttern: es stimmt.
Sie ist lebensfroh, neugierig, dickköpfig, niedlich, wissbegierig, talentiert in so vielen Dingen, sie hat einen Bewegungsdrang in sich und... ach.
Schon einige Male habe ich versucht, mich in ihre Lage zu versetzen. Und immer wieder, kam ich unbefriedigt in die Realität zurück.

Mein kleiner Goldschatz hat mehr verdient! Viele Freunde, Eltern, die sich viel mit ihr beschäftigen, die ihr alles zeigen, was sie zeigen können! Sie hat Freiheiten verdient, die zugleich ihre Sicherheit garantieren. Doch sie hat keine Freunde.... herje- sie hat KEINEN EINZIGEN FREUND! Ich könnte vor Leid schreien, denn sie leidet... das sehe ich in ihren Kulleraugen. Wie gern würde ich ihr eine Yanya "schenken". Ich hatte immer meine Kinderfreundin an meiner Seite. Wir haben alles zusammen gemacht und noch heute leide ich darunter, diese wundervolle Freundin verloren zu haben. Denn sie war und ist die einzig, wahre Freundin für mich.

Ich werde Liria helfen - soweit ich kann. Und Kyren auch - das haben wir bereits besprochen. Cyron hingegen scheint besser damit zurecht zu kommen. Er ist zufrieden auf der Insel. Es ist so zu sagen sein kleines Reich wo er sich scheinbar geborgen und wohl fühlt. Vielleicht kommt er mehr nach Kyren?

Wie dem auch sei, Liria ist gerade mit Kyren fort und ich werde mir nun meinen Sohn schnappen und mit ihm schwimmen gehen. Einen Mama-Tag hat sich mein Kleiner wirklich verdient.

Angelina
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Alt 24.11.2009, 15:20
Der 18 im Lorica (Herbst), des Jahres 1299
#124
Angelina Decram
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Registriert seit: 25 Nov 2003
Beiträge: 605
Ich sitze in meinem Bett und genieße das Geräusch des Lebens
= das leise, schnorchelnde Atmen meiner beiden Kinder.

Heute Nacht haben beide schlecht geschlafen und ich habe die Abwesenheit von Kyren als Chance gesehen um sie mit in das große Ehebett zu nehmen. Cyron links, Liria rechts. Nun schlafen sie endlich seelenruhig und bieten mir kaum platz zum liegen. Also habe ich mich hier, auf den Bettrand gesetzt und entschlossen, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Zuallererst möchte ich erwähnen, dass Jonah endlich wieder daheim ist.
Es ist ein schönes Gefühl, ihn in unserer Nähe zu wissen. Nicht nur, weil er mein kleiner Bruder ist und ich ihn vergöttere… auch, weil er sich Valarian annimmt und scheinbar versteht, welches Erbe Vater ihm überlassen wird.
Er scheint einiges auf seiner Reise gelernt zu haben - vor allem, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen.
Ich habe dies mit der Geburt Cyrons erlernt – er bei seiner Reise. Allein – in einem relativ fremdem Land.
Doch befürchte ich, dass er zu hohe Schritte geht. Er muss aufpassen, nicht auszurutschen oder gar einen Krampf im Bein zu erleiden, weil seine Schritte in so viele Richtungen gehen und eine Höhe haben, die einen sportlichen Mann herausfordern.

Zum einem hat er scheinbar vor, Victoria zu erziehen. Oder eher, ihr den rechten Weg zu weisen.
Was halte ich davon? Wenn ich ehrlich bin, bin ich mir absolut nicht sicher, was ich davon halte. Früher, da war ich das Eine oder Andere Mal… entsetzt und enttäuscht von Victorias verhalten. Sie lebt das Leben einer Frau, die ihr ganzes Leben lang… ein Drama durchlebt. Anders kann ich es nicht beschreiben.
Ich liebe sie, wie sie ist. Ich nehme sie so, wie sie ist und ich weiß, dass sie selbst nicht mag – was sie ist. Doch kann nur sie selbst sich ändern. Nur sie selbst hat die Möglichkeiten dazu.
Ich habe es selbst durchlebt. Ich habe damals alles getan um irgendwie aus der Reihe zu fallen. Nur, damit ich – als ein Kind von fünfen – irgendwie auffalle. Es war nicht leicht – Jonah und Beladinon waren der Stolz der Familie – denn waren sie ja Jungs. Vicci und Sophie waren die süßen, gleichaussehenden Zwillinge und ich war die Älteste. Nicht mehr – und nicht weniger. Jedenfalls hatte ich damals das Gefühl. Also habe ich mich in den Schneidersitz gesetzt, weil ich wusste – es gefällt Vater nicht. Ich war laut, weil ich wusste – eine Dame sollte leise sein. Ich war wild – weil es Jungs auch sind.
Doch tat ich dies alles mit purer Absicht und, so jung ich war, auch berechnend.

Victoria tut all dies nicht mit Absicht. Sie tut all dies – weil sie so ist. Und ich glaube, Jonah würde alles tun um sie in die rechte Rolle zu stopfen. Und sollte Victoria gezwungen sein, auf Ewig eine Rolle zu spielen, würde es ihr schaden… doch scheint sie ja selbst nicht zufrieden – so wie es momentan ist.
Doch ich muss gestehen: Ich habe es aufgegeben. Victoria ist alt genug – immerhin will sie bald Denos heiraten. Von daher muss sie selbst Verantwortung für sich übernehmen – und dies auch, für ihr Verhalten, ihre Taten und und und.

Ich hoffe, die beiden beginnen keinen tiefgehenden Streit. Das wäre traurig und würde beiden nicht gut tun.

Doch lasse ich beide machen – denn ich verstehe Jonas Gründe und seine Sorgen.

Noch wer ist nach langer- langer Zeit wieder im Lande. Silvara… Silvara Felan. Damals meine Fast-Stiefmutter.
Sie ist noch immer wundervoll. Keinerlei Gefühle der Scheu hatte ich Inne, als ich sie in den Arm nahm. Vielleicht macht so etwas eine wahre Beziehung aus. Egal, wie viel Zeit verstreicht, wenn das Herz ein anderes Herz fand, sind sie Eins- auf Ewig.

Zuerst habe ich nicht darüber nachgedacht… aber… als Felia dann auch bei uns stand wurde es mir leicht mulmig im Bauch. Ich unterhalte mich mit Felia nie über die Beziehung, die sie mit Vater hat. Wahrscheinlich würden wir solche Gespräche führen, wenn sie einen anderen Mann hätte…. Denn sie ist meine Freundin. Doch finde ich den Gedanken widerlich … sie und Vater… intim. Hm- ich denke lieber nicht weiter darüber nach.
Jedenfalls weiß ich nicht, wie es in ihrem Eheleben ausschaut. Deshalb weiß ich auch nicht, wie eifersüchtig sie auf Silvara werden könnte – oder es gar ist?
Und andersherum weiß ich nicht, wie es um Silvara steht. Denn sie hat mich bereits gefragt, ob Vater glücklich ist. Hm…..

Ansonsten darf ich verkünden, dass wir alsbald umziehen. Wir haben wieder Kisten gepackt und warten darauf, dass wir ein passendes Grundstück finden, dass uns zusagt. In letzter Zeit gefällt mir die Idee nicht mehr so gut, Valarian zu verlassen. Denn hier leben die Menschen, die ich liebe. Doch in diesem Turm halten wir es nicht mehr all zu lange auf. Mal sehen, vielleicht hat Kyren ja bereits ein passendes Grundstück gefunden.

Nun denn, ich werde mich nun wieder zu meinen Engeln quetschen und versuchen, einzuschlafen.

Angelina
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Alt 01.12.2009, 15:06
Der 16 im Ronox (Herbst), des Jahres 1299
#125
Angelina Decram
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Hochverehrtes Tagebuch…

Verzeih, doch genau so sehe ich meine Tegebücher. Vor allem nun, nachdem ich mir gestern mein erstes Tagebuch genommen habe und die ersten Seiten gelesen habe.

Herje… was für eine Zeit! Was für Erinnerungen….
Wie viel der Mensch doch im Laufe der Zeit vergisst! Es ist spannend und zugleich erschreckend, all diese Erinnerungen wieder hervorzurufen. Nun.. mit fast dreißig Jahren, fällt es mir gar etwas schwer, meine Gedankengänge von damals zu verstehen… da, wo ich knapp 14 Jahre war.

Doch irgendwo hilft es mir auch, all diese Erinnerungen wieder in mir hervorzurufen. Die Zeit, in der ich noch mit Tieren sprechen konnte. Damals… als kleines Kind. Eine Gabe, die ich von den Waldelfen … ja, geschenkt bekam. Und nun? Nein, ich spreche nicht mehr mit Tieren. Es sei denn, das Tier ist meine wundervolle Stute Leya. Aber das ist etwas Anderes – sie ist eflischen Geblütes. Doch wenn ich genau darüber nachdenke, gehe ich Tieren auch ein wenig aus dem Weg. Wir haben keinen Hund, keine Katze… keinen Hasen oder sonst etwas daheim, das… naja, das mich vielleicht ansprechen könnt? Wie lächerlich der Gedanke ist – und zugleich doch so realistisch.

Naja, vorweg dann noch die Zeit in der ich bei meinen leiblichen Eltern lebte. Mein Vater ein… naja, wenn ich es heute betrachte wohl doch ein… Dämonsgeblüt? Wie soll man es anders beschreiben. Seltsam, dass ich ihn trotz dessen… (oder gerade deshalb?) so vergöttere. Meine Erinnerungen sind verblasst. Doch wenn ich lese, was ich damals über ihn schrieb, dann mischen sich die Farben in die Schatten und ich sehe ihn wieder vor mir… so liebend, so stark… für mich war er so heilig. Für andere… war er wohl eine Art Monster.

Dann die Zeit, in welcher Mutter starb… und in welcher Vater uns zu Ramirez gab. Eine Zeit, die ich wohl nie vergessen werde. Und Beladinon sicherlich auch nicht. Das war wohl einer der Momente, der meinen Charakter damals formte. Ins Positiver- oder Negative… ich weiß nicht.

Naja, dann der Aufstieg von Ramirez in ein gehobenes Leben – die Geburten meiner Geschwister. Mein ewiger Widerstand gegen die Etikette..

Dann meine Freundin… meine dunkle Freundin, die sich vom Blut der Menschen nährte. Und ihre Familie, die mich beinahe umbrachte, meines Wissens wegen. Doch ist das Wissen sicher – ich werde sie nicht verraten. Egal – was sie tun. Letztendlich sind es auch nur Wesen… ebenso wie die Elfen- ebenso wie wir Menschen und die Zwerge. Sie wurden geformt – und ihre Nahrung fällt halt etwas… störend aus. Auch ihr Leben bringt etliche Nachteile mit sich… allein, dass man nie mehr die wundervolle Sonne so angenehm prickelnd auf der Haut spüren kann- ein wirklich großes Opfer.

Nun denn – ich glaube, gerade mein Leben zeigt… wie schwarz und weiß ein Leben sein kann. Und wie viel Weißes in etwas Schwarzem liegt.

Und was bin ich? Ich bin mir ganz sicher, alle würden davon ausgehen, dass ich absolut weiß bin. Ich bin liebende Mutter, Ehefrau, Schwester und Tochter. Ich gehe dem Handwerk des Schneiderns nach und ich habe auch keinerlei Verlangen danach, irgendwem zu schaden. Ich habe das Schwert beiseite gelegt…
Doch ab uns zu… mischen sich dunkle Gedanken in meinen Kopf und erfreuen mein Gemüt. Vielleicht ist das der dunkle Kern, der in jedem Weißen schlummert?

Wie auch immer – ich bin froh, die Tagebücher zu haben. Sie schenken mir die Zeit von früher und lassen mich beruhigt aufatmen… denn all das, was ich erlebte steht danieder. Und all das, was noch geschehen wird, wird ebenso irgendwann auf einer nun weißen Seite stehen.

Nun… was gibt es Aktuelles zu berichten?

Ich habe einige, größere Schneideraufträge. Eher durch Zufall habe ich sie erlangt und ich weiß noch nicht recht… wann ich mich daransetzen kann. Für den Orden, für Jonah, für Felia und Karim.
Karim ist ein junger Mann aus Maleth – er scheint nett zu sein… wenn auch etwas zu steif, in meinen Augen. Wobei ….
Auch Felia und Jonah scheinen sich anzugewöhnen eine steife Rolle zu spielen. Es ist irgendwie seltsam und ich konnte mir ein Stirnrunzeln nicht verkneifen, als ich das gestern hörte. … „Mutter, könntet Ihr…?“ „Werter Sohn, Ihr….“ Was in aller Welt bewegt die beiden dazu sich so… zu verhalten? Haben sie sich abgesprochen und wollen so bedeutender wirken? Ganz ehrlich – ich finde es lächerlich und auch ein wenig enttäuschend. Wir sind eine Familie, die sich liebt. Keine Lordschaften – die nach solchen Regeln leben müssen.
Vielleicht werde ich sie beizeiten darauf ansprechen- vielleicht aber auch nicht. Wer weiß, vielleicht habe ich mich verhört, oder aber sie haben es nur gespielt.

Ansonsten liegt mir die Beziehung zu Kyren ein wenig schwer im Magen. Er ist mein Mann und ich liebe ihn. Ich bin seine Frau und er liebt mich. Doch…. Ich spüre diese Liebe immer weniger. Er schenkt mir Küsse – ab und zu. Und er schenkt mir sein wundervolles Lächeln. Doch… irgendwie… ach herje: leben wir uns auseinander? Ich weiß es nicht- vielleicht müssen wir auch erst die Zeit verarbeiten, in der ich fort war. Sollte ich mit ihm darüber reden? Hm…. Nein, ich denke nicht. Das würde ihn nur verunsichern und das möchte ich nicht.

Nun denn… meine Prinzessin steht neben mir und mag nicht mehr warten, bis ich fertig geschrieben habe. Ich denke, ich werde gleich mit ihr ausreiten. So wie ich damals mit meinem Vater…. Im rasenden Galopp!
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