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Alt 26.12.2004, 21:32
Frühlingserwachen
#1
Tari Ceres
Reisender
 
Registriert seit: 23 Jul 2004
Beiträge: 1.193
Tari hatte es so satt. Egal was sie tat, irgendwen enttäuschte sie damit immer. Nun stand sie hier gefangen zwischen drei Männern, die alle von ihr forderten, was sie nur zu gern geben wollte: Ihre unverbrüchliche Freundschaft. Aber wenn sie zum einen stand, waren die anderen beiden enttäuscht. Sie liebte Alvel. Sie vertraute Arian. Und Sec... nun... auch Sec fühlte sie sich in irgend einer nicht erklärlichen Weise verpflichtet. Stets hatte sie immer versucht, es allen recht zu machen, doch es endete immer wieder nur in Streit. Auch Fearons unerklärliches Verhalten ihr gegenüber machte das ganze nicht unbedingt einfacher. Gerade hatten sie es geschafft, Frieden zwischeneinander herzustellen, da zerstörte er es mit einem Schlag, indem er sich mit einer Diebin anfreundete und diese auch noch verteidigte, als sie ihr etwas von hohem ideellen Wert stahl. Und das, obwohl er Tari gut genug kennen sollte, um zu wissen, dass sie ihn nicht anlügen würde. Nun war das Band zwischen ihnen endgültig zerissen. All der Streit, das Kind das sie erwartete, die Sorge um Chana und ihre Bemühungen um das Heilerhaus, all das zerrte fürchterlich an ihren Nerven. Umso einfacher fiel ihr der Entschluss, ihre Schwester Marill für eine Weile zu besuchen. Zu ihrer Freude bekräftigte Alvel sie darin, schlug ihr sogar vor, Levin mitzunehmen, der sicher auch etwas Ablenkung gebrauchen könnte, und schloß sich letzten Endes sogar selbst an.

Seit wenigen Tagen verweilten sie nun im Gasthaus "Zur quirligen Magd", liebevoll umsorgt von ihrer Schwester Marill. Tari war sehr erleichtert, wie gut Alvel mit ihr zurechtkam und auch Levin hatte sich sofort mit ihrer Nichte Ilana angefreundet. Wenn man den einen von ihnen sah, wusste man, der andere konnte nicht weit sein. Ständig kamen sie mit irgendwelchen Dingen an, und forderten von Tari eine Geschichte zu dem Gegenstand. Oder sie belagerten Alvel so lange, bis er sich bereiterklärte, mit den beiden Kindern vor sich im Sattel einen Ausritt in die nähere Umgebung zu machen. Jedes mal, wenn sie ihn mit den Kindern spielen sah, wurde es Tari warm ums Herz und sie wusste, er würde ihr ein guter Mann, und dem Kind ein guter Vater sein. Und es freute sie, dass Marill das offenbar ebenso sah.

Zu ihrem Bedauern mussten Tari und Alvel erfahren, dass Chana bereits wieder nach Britain unterwegs war. Nichtsdestotrotz genoß Tari das friedliche Leben auf der Insel. Wenn Alvel ausritt, woran sie auf Grund ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft nur noch selten teilhaben konnte, verbrachte sie den Großteil ihrer Zeit beim örtlichen Heiler, erzählte ihm von dem neuen Heilerhaus und beriet sich mit ihm über die verschiedensten Heilmethoden. Außerdem hatte Tari einen kleinen Eichenhain entdeckt, in dem einige Kräuter wuchsen, die in Britannia nur schwer zu finden waren. Längst hatte sie beschlossen, ein paar Setzlinge mitzunehmen, wenn sie nach Minoc zurückkehren würden. Minoc. Tari hoffte inständig, dass die Unruhen, die nicht zuletzt auch sie in ihrem Freundeskreis verursacht hatte, bei ihrer Rückkehr abgeflaut wären. Es tat ihr Leid um die Leute, die sie vor den Kopf gestoßen hatte. Auch wenn Marill sie damit tröstete, dass sie nicht anders war, als sie mit Ilana schwanger war, nahm Tari sich fest vor, nach ihrer Rückkehr wieder die freundliche, geduldige Person zu sein, als die man sie so schätzte.

Ein wenig in Gedanken versunken saß Tari so vor dem Gasthaus und sah dem Sonnenuntergang zu, als sich eine Hand sanft auf ihre Schulter legte. "Komm rein Liebes" hörte sie Alvels ruhige Stimme sagen, " Es wird langsam kühl hier draußen und die Kinder würden so gern noch eine Gutenachtgeschichte von dir hören."

Nachdem sie Levin und Ilana zu Bett gebracht und sich selbst zur Ruhe gelegt hatte, dachte sie noch lange nach. Anfangs hatte sie Alvel so gesehen, wie jeder andere ihn sah: Einen rüpelhaften Gardisten, der sich nicht im geringsten für das interessierte, was andere ihm zu sagen hatten. Damals, bei dem Angriff auf das Kloster, hatte sie ihn durch den halben Wald geschleift, um ihn vor den Gehilfen des Schatten in Sicherheit zu bringen und seine Wunden zu versorgen. Ein "Danke" bekam sie nie zu hören, stattdessen widersetzte er sich ihrem ausdrücklichen Rat, noch etwas zu ruhen und legte sich mit der nächstbesten Räuberbande an. So war es nicht weiter verwunderlich, dass sie sich von ihm fernhielt und sich nicht weiter um ihn kümmerte. Dann aber kam die Zeit, wo Fearon spurlos verschwand. Lange hatte sie auf seine Rückkehr gewartet und sich immer weiter in sich selbst vergraben. Irgendwann erhielt sie einen Brief, in dem er seine baldige Rückkehr versprach, doch darauf folgten wieder lange Monate unerträglichen wartens. Kein weiteres Wort erhielt sie von ihm und als der Winter hereinbrach musste sie sich eingestehen, dass er wohl nicht mehr zurückkehren würde. Dann kreuzte eines Tages wieder Alvels Weg den ihren. Diesmal war es nicht damit getan, eine einfache Verletzung zu heilen, und so kümmerte sie sich so aufopferungsvoll um ihn, wie sie es bei jedem Verletzten tun würde. Auch als er das Bett wieder verlassen durfte, suchte sie ihn ab und an in der Gardisterei auf, um nach ihm zu sehen, und ohne es zu merken, fing sie an, ihn zu mögen. So dauerte es nicht lange und sie saßen gemeinsam auf einer Bank und unterhielten sich, streiften durch die Gegend, sahen Fischen im Wasser zu, sahen, wie die Sonne im Meer versank, lachten gemeinsam, weinten gemeinsam.

Schließlich kam der Tag, vor dem sie sich insgeheim gefürchtet hatte. Als sie Einkehr in eine Gaststätte hielten, gestand er ihr, dass er mehr in ihr sah als nur eine Freundin. Tari empfand genauso, doch gab es da immer noch Fearon. Bitter war der Geschmack als sie erkannte, dass sie ihn schon lange nicht mehr liebte. So tat sie das nächstliegende, ergriff die Flucht und verkroch sich zuhause, in dem Haus, das sie gemeinsam mit Fearon gekauft hatte. Doch ob er jemals zurückkam war ungewiss, und wenn sie bei ihm blieb, ohne ihn zu lieben, war eine glückliche Zukunft für sie äußerst zweifelhaft. So suchte sie Alvel auf und erklärte ihm ihre Lage. Sie hatte erwartet, von ihm die gleichen Worte zu hören, die alle ihr sagten. Dass er sicher zurückkommen würde. Und genauso deutlich hörte sie bei jedem die unausgesprochenen Worte "Er kommt sicher nicht wieder. Komm zu mir, ich bin dein Freund". Doch Alvel war anders. Er erklärte ihr, was er von einem Leben unter Seeräubern hielt. Dann sagte er ihr die Worte, die am Ende wohl den Ausschlag gaben: "Ich verstehe dass du Zeit brauchst und ich werde auf dich warten." Und spätestens da wusste Tari, was richtig war.

Wie es das Unglück wollte, kehrte Fearon nur wenige Wochen später zurück. Er konnte nicht verstehen, was Tari getan hatte, und akzeptieren wollte er es noch weniger. So stellte er ihr nach, versuchte sie zurück nach Hause zu holen, provozierte Alvel bis zur Weissglut und tat was er nur konnte, um Tari zu verletzen. Die Liebe, die einst zwischen ihnen herrschte, war in grenzenlosen Hass umgeschlagen. Wann immer sie auf einander trafen, gab es Streit, Schlichtungsversuche von anderen scheiterten und Tari wusste, ein weiterer Schritt gegen sie und sie würde Alvel nicht mehr davon abhalten können, die Angelegenheit auf seine Weise zu regeln. Nur seinetwillen hatte sie dann angefangen, sich um eine neue Freundschaft zu Fearon zu bemühen und nur mühselig war es beiden gelungen, diese wieder zu erschaffen. Eine Weile schien es, als könnte tatsächlich wieder alles gut werden. Doch mit einem mal schien Fearon bösartig zu werden. Tari konnte sich diesen Sinneswandel einfach nicht erklären. Sie bedauerte es sehr, doch hatte sie eingesehen, dass es keinen Sinn mehr machte, sich zu bemühen. Es konnte keine Freundschaft geben, wenn er ihren Worten nur deshalb nicht mehr glauben wollte, weil sie nicht seiner Weltansicht entsprachen.

Aber all das interessierte sie jetzt nicht mehr. Es war der Punkt gekommen, an dem sie endgültig mit Altem abschließen und in die Zukunft blicken musste. Und da war kein Platz für alte, schmerzvolle Erinnerungen. Ihre Zukunft gehörte nur ihr,ihrem geliebten Alvel, ihrem Kind und dem Heilerhaus.
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Alt 01.01.2005, 17:23
#2
Tari Ceres
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Die Tage an Deck der „Marie-Estelle“ vergingen langsam. Tari verbrachte viel Zeit damit, einfach mit Alvel am Bug des Schiffes zu sitzen und die großen Fische zu beobachten, die das Schiff mit vielen Luftsprüngen begleiteten. Während sie so in seinen Armen lag, betrachtete sie mit einem sanften Lächeln im Gesicht den Ring an ihrem Finger…

Keine zwei Wochen war es her, als eines Tages fünf Personen in der Tür von Marills Gasthaus standen. Alle waren sie recht klein, und die drei Männer aus dieser Gruppe hatten alle das gleiche, schwarze Haar, das Tari merkwürdig bekannt vorkam. Schnell stellte sie den Korb mit Pilzen, die sie gesammelt hatte, auf einem Tisch ab und eilte den Leuten entgegen, um sie im Namen ihrer Schwester willkommen zu heissen. Zu ihrer Verwirrung machten die Gäste keine Anstalten, nach einem Zimmer zu fragen. Die beiden ältesten, offensichtlich die Eltern dieser Familie, musterten sie ausgiebig, während sich in ihren Gesichtern ein zufriedenes Lächeln ausbreitete. Etwas verlegen stand sie da und ließ die neugierigen Blicke der Neuankömmlinge über sich ergehen, als hinter ihnen in der Tür plötzlich ein lautes, freudiges „Mutter!“ zu vernehmen war. Alvel stürmte herein, packte die kleine Frau an der Taille und wirbelte sie einmal im Kreis, ehe er sie wieder absetzte. Anschließend begrüßte er seine drei Geschwister eben so herzlich, bis er letztendlich seinem Vater respektvoll die Hand reichte. „Liebe Familie“ sagte er dann, den Blick zu Tari wendend „Ich möchte euch meine zukünftige Frau, Eure Schwiegertochter und Schwägerin, Tari vorstellen.“ Völlig überrascht blickte Tari zu Alvel, ehe sie sich besann und die Familie ihres Verlobten freundlich begrüßte. Neben seinen Eltern waren dies sein älterer Bruder Natu und sein jüngerer Bruder Derrin, sowie die kleine Schwester Alina. Natu und Derrin waren offensichtlich Jäger, während Alina, wie Alvel Tari erklärte, gerade bei der Mutter das Schneiderhandwerk erlernte. Die ganze Familie schien sie herzlich aufnehmen zu wollen und so fühlte Tari sich von Anfang an wohl unter ihnen. Bei einem ersten gemeinsamen Mahl, an dem natürlich auch Marill und ihre Familie sowie Levin teilnahmen, erklärte Alvel dann mit dem für ihn so typischen Grinsen im Gesicht, er habe seine Familie zu ihrer Trauung geladen, die in einer Woche stattfinden würde. Trauung? Davon wusste Tari gar nichts. Bisher war sie davon ausgegangen, dass man sie mehr oder weniger zwingen würde, ihm in der Glaronskirche in Britain die Hand zu reichen. Umso erfreuter war sie, als sie erfuhr, dass Alvel bei einem seiner Ausritte eine kleine Kapelle gefunden hätte und dass er längst mit der dortigen Priesterin alles vereinbart hatte. Etwas belustigt musste Tari feststellen, dass ihre zukünftige Familie wohl lieber eine Trauung unter Glaron gesehen hätte, doch schienen sie sich letztendlich doch zufrieden zu geben.

So vergingen die Tage wie im Flug, bis sie von Alvels Bruder Natu in die kleine Kapelle geführt wurde, wo Alvel schon auf sie wartete. Levin und Ilana schritten mit wichtiger Miene voran und verstreuten Blumen, während Ihre Familien und einige Bewohner der Insel, mit denen Tari und Alvel sich angefreundet hatten, in den Bänken standen und abwartend zu ihr herblickten. Unsicher stützte Tari sich auf den Stab, den sie nun bei jedem Schritt brauchte. Einen Augenblick lang fühlte sie sich schuldig für ihre Schwangerschaft, die nun selbst ein Blinder nicht mehr hätte übersehen können. Doch dann sah sie wieder in Alvels lächelndes Gesicht, und als man ihre Hand in die seine legte, waren alle ihre Zweifel verflogen. Ein warmer Lichtstrahl drang durch ein Fenster der Kapelle und legte sich genau auf Alvel und Tari, als wollten Alwyzz und Glaron persönlich bestätigen, dass sie diese Ehe segneten. Schließlich war die Trauung vollzogen und Hand in Hand schritten sie aus der Kapelle.

Was nun folgte war ein rauschendes Fest im Hofe der „quirligen Magd“. Überall hatte man Blumen aufgehängt und das warme Licht der Abendsonne erhellte den Platz. Doch bevor Tari sich an einen der vielen Tische setzen konnte, kam Alvels Vater zu ihr, nahm sie in den Arm und begrüßte sie als Tochter in seiner Familie. Vor Rührung kamen ihr die Tränen und so war sie froh, als ihre Schwester Marill sie mit der Begründung entführte „Frau Ceres muss nun erst einmal sitzen und sich feiern lassen“. Nach einem von ihrer Schwester und den anderen Frauen des Dorfes zubereiteten Festmahl wurde zum Tanz aufgespielt. Alle Ausreden halfen nicht, Schwangerschaft hin oder her, Alvel und Tari mussten den Tanz eröffnen. So kam ihnen nun doch noch die eine Tanzstunde zugute, die sie im tanzenden Bären über sich hatten ergehen lassen müssen. Anschließend tanzte auch der Rest der Gesellschaft, so dass Alvel und Tari sich wieder an einen der Tische zurückziehen konnten. Levin und Ilana waren mittlerweile völlig in den Bann eines Gauklers gezogen worden, der sich Bänder aus dem Mund zog, Münzen verschwinden liess und hinter den Ohren der lachenden Kinder wieder hervorzog.

Mit schmerzlicher Miene beobachtete Tari Levin. Ihn hierher mitzunehmen war die einzige Alternative gewesen. Den einzigen, von dem Tari wusste, dass Sec ihm sein Kind anvertrauen würde war Fearon. Und ihm würde sie das Kind niemals anvertrauen. Nicht nach allem, was er sich geleistet hatte. Das konnte und wollte sie nicht verantworten. Sollte es Secs Wunsch sein, dass ein... ihr fiel keine passende Bezeichnung für diesen Mann ein... Sollte es Secs Wunsch sein, dass Fearon sich um Levin kümmerte, so sollte er das selbst in die Hand nehmen, sobald er es wieder konnte. Es tat ihr Leid um das Kind, aber sie hatte Sec gesagt, wo die Grenzen des Menschlichen lagen und solange er diese nicht überschritt, war die Gefahr zu gross, dass es Levin nur schaden würde, wenn sie sich einmischte. Verdammt, warum mussten ihr so viele Leute so sehr am Herzen liegen obwohl sie es nach allen Regeln der Logik schlichtweg nicht verdienten?

… mit einem Blinzeln kehrte Tari zurück in die Gegenwart. Wenige Tage würde es noch dauern, dann würden sie wieder festen Boden unter den Füßen haben, sie würde Chana und Arian wieder sehen und Levin – so der Gott, an den Sec glauben mochte, gnädig war – seinen Vater.
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Alt 05.01.2005, 10:10
#3
Tari Ceres
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Die Sonne war noch nicht wieder aufgegangen, als Tari erwachte. Es war keineswegs so, dass sie ausgeschlafen hatte. Aber das Kind, das in ihrem Leib heranwuchs, scherte sich offensichtlich wenig um irgendwelche Tageszeiten, und so kam es vor, dass es erwachte und sich herumdrehte, wenn sie gerade eben erst Schlaf gefunden hatte. Tari seufzte leise. Trotzdem war es ihr im Grunde egal, wann das Kind sie weckte, waren seine heftigen Bewegungen doch nur der Beweis dafür, dass es gesund und äußerst lebhaft war. Sie lächelte bei dem Gedanken daran, wie sie gestern mit Alvel im Tala saß und er ihr lang und breit erklärte, was für ein "strammer Junge" das Kind werden würde. Es schien für ihn festzustehen, dass es ein Knabe werden würde, und wenn sie den Umfang ihres Leibes betrachtete, musste sie ihm Recht geben. Dennoch sagte ein Gefühl ihr, dass diese Vermutung nicht ganz richtig war.

Etwa eine Woche war sie nun wieder zuhause. Von Anfang an hatte sie sich wieder in rege Betriebsamkeit gestürzt. Ihre ersten Schritte hatten sie zu Chana geführt, die ihr zu ihrer Überraschung erzählte, dass Sec wieder auf freiem Fuße sei und offensichtlich nichts besseres zu tun hatte, als ihr aufzulauern und sie zu demütigen. Sie erzählte davon, wie er ihr an verschiedenen Orten aufgelauert und sie mit Worten angegriffen hatte. Es gab keinen Ausdruck für die Empörung, die Tari empfand, als Chana ihr erzählte, wie Sec ihr, einer Dolchspitze, die sich in ihren Leib rammt gleich, unter die Nase gehalten hatte, dass sie nie Kinder haben würde. Was auch immer Sec in letzter Zeit zu reiten schien, dieser Schlag lag eindeutig unter der Gürtellinie. So mancher Gauner konnte Tari wenn schon nicht ihre Freundschaft, so doch zumindest ihren Respekt abgewinnen, indem er meisterhaftes Geschick bei der Durchführung seiner Taten an den Tag legte. Im Vergleich dazu kamen ihr Secs Übergriffe auf den Frieden ihrer Freunde vor, wie blindes Herumschlagen eines Knüppels im Nebel, in der Hoffnung, irgendetwas zu treffen. Nachdenklich verließ sie Chana wieder und begab sich zum Tala, in der Hoffnung, dort vielleicht das ein oder andere bekannte Gesicht zu treffen. Tatsächlich lief ihr dann auch kurze Zeit darauf jemand über den Weg: Sec. Wie sie es geahnt hatte, begann er auch bei ihr sogleich, spitze Wortpfeile loszujagen. Doch im Gegensatz zu Chana hatte Tari längst mit Sec abgeschlossen. Was er tat war ihr schlichtweg egal. Sollte er sich gemeinsam mit Fearon in einer Schublade tummeln und dort glücklich werden.Dennoch stellte sich ihr eine Frage: War es Mut oder Dummheit, das ihn dazu bewegte, sich als Vogelfreier in der Hauptstadt aufzuhalten? Tari kam nicht dazu, dies zu ergründen, denn kurz nach Sec betrat Arian den Tala und wie es schien gab es doch noch einen Menschen, vor dem Sec seinen Respekt bewahrt hatte. Denn nur einen Wimpernschlag später war er auch schon wieder zur Tür hinaus. Zumindest das war eine kluge Entscheidung, denn wie sie Arian kannte, würde er dieses "milde" Urteil über Sec nicht einfach hinnehmen. Soweit ihr bekannt war, waren Vogelfreie rechtlos und das bedeutete, jeder konnte sie nach Lust und Laune meucheln, ohne das Gesetz fürchten zu müssen. Es war schön, wieder einmal mit Arian zu reden, auch wenn er sie mit einem freundschaftlichen Lächeln dafür schalt, dass sie allem eine fröhliche, bunte Seite abgewinnen konnte, während die Stadt ihm doch mehr wie ein Mosaik aus Grautönen vorkam.

So verbrachte sie die Tage damit, alte Freunde wiederzutreffen und weitere Mitarbeiter und Spender für das Heilerhaus aufzutun. Eines Abends schlenderte sie gemütlich über den Marktplatz, als ein Schneiderstand ihre Aufmerksamkeit erregte. Dort waren einige Puppen ausgestellt und Tari dachte bei sich, dass es langsam an der Zeit wäre, das Kinderzimmer herzurichten. Also entschloss sie sich dazu, sich an der kurzen Schlange von Kunden anzustellen, um einige Waren in Auftrag zu geben. Leider ließ die Kundin vor ihr sich sehr viel Zeit und langsam begann ihr Rücken zu schmerzen. Also gab sie ihre Stellung in der Schlange auf und setzte sich auf eine naheliegende Bank. Sie wollte wieder zum Stand gehen, wenn alle Kunden fort waren, doch zu ihrem Ärger musste sie feststellen, dass immer mehr Menschen kamen. Dafür fand sich aber auch Herr Bai auf dem Markt ein, mit dem sie sich freundlich über das Heilerhaus unterhielt. Auch wenn er nur ein Knappe war, schon jetzt konnte man ihm eine gewisse Ritterlichkeit nicht abstreiten. Tari erwähnte eher beiläufig, dass sie eigentlich zu der Schneiderin wollte, jedoch wegen des Kindes nicht die Kraft hatte, sich dort länger anzustellen. Ohne weitere große Worte zu verlieren, marschierte Herr Bai geradewegs zum Stand, reihte sich in die Schlange der Wartenden ein und winkte sie schließlich zu sich, als er an der Reihe war. Die Schneiderin war Tari auf Anhieb symphatisch. Man sah ihr an, dass sie Freude an ihrem Beruf hatte und gewissenhaft arbeitete. Eine Weile plauderte sie noch mit der Frau, ehe sie den Stand verließ um bei Brennan etwas Geld zu holen. Als sie zurückkam, sah sie Sec am Marktplatz stehen. Mitten in der Nacht den Tala aufzusuchen, war eine Sache, aber am hellichten Tage einen gut besuchten Markt zu besuchen konnte Tari nur noch als Wahnsinn bezeichnen. Offensichtlich lag ihm noch weniger an seinem Leben, als ihr bis da bewusst war. Glücklicherweise schien Sec heute keine Lust auf einen Streit mit Tari zu haben und hielt sich im Hintergrund, bis ihr Gatte Alvel auf dem Marktplatz eintraf. Alvel hatte längst von Secs Übergriffen auf Chana gehört, und auch wenn er es Sec gegenüber nicht zeigte wusste sie, dass er darüber mehr als ungehalten war. So hielten Alvel und Sec sich auch nicht lange mit Worten auf bis Sec, fast schon schüchtern, fragte, ob er vielleicht seinen Jungen abholen könnte?! Tari hatte Levin am Morgen zur Nachbarin gebracht, mit deren Kindern er ab und an spielte und so war sie etwas erstaunt, als Alvel ihm erwiderte, Levin würde schlafen. Sie kannte ihren Mann gut genug, um zu ahnen, dass ihm nicht wohl dabei war, das Kind zu diesem Mann zurückzugeben, und es ging ihr ebenso. Trotzdem hatten sie im Grunde keine Wahl. Der Junge brauchte seinen Vater und Tari hegte die geringe Hoffnung, dass Sec vielleicht wieder zur Vernunft kommen würde, wenn er sich wieder um das Kind kümmern musste. Also begab sie sich nach Minoc, wo sie Levin mit der Nachbarstochter spielend vorfand. Begeistert stimmte der Junge ihrem Vorschlag, einen Ausflug zu machen, zu. Also nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn hinaus. Als sie durch das bläulich schimmernde Tor, das sie gerufen hatte, traten, liess sie den Jungen erst einmal die Eindrücke des Marktes genießen. Einen Augenblick hatte es sicher noch Zeit, Levin zurückzugeben und während das Kind staunend die Stände betrachtete nahm sie innerlich lachend und doch auch weinend Abschied von diesem lieben Jungen, dessen Leben nun wahrscheinlich völlig andere Bahnen einschlagen würde. Schließlich kamen sie doch wieder bei der kleinen Gruppe an, die sich um Sec versammelt hatte. Sie kniete sich neben Levin, lächelte ihn an und sagte "Schau mal, wer da ist". Levin folgte ihrem Deut und mit einem lauten "PAPAAAA" stürmte das Kind auf seinen Vater los, der ihn sogleich in seine Arme nahm. Sie selbst ging zu Alvel und beobachtete mit ihm das Geschehen. Sec schien ihr plötzlich wie ausgewechselt, fast konnte man meinen, ihr alter Freund stünde wieder vor ihr. Schließlich verabschiedete er sich von ihnen. Natürlich entging es Tari nicht, dass er sich von Alvel mit einem "Auf bald" verabschiedete, während er ihr nur ein Lebewohl schenkte, doch es lag ohnehin nicht in ihrem Sinne, dass er so schnell noch einmal über ihre Türschwelle treten würde. Sie blickte den beiden nach, wie sie da die Straße entlangliefen, Vater und Sohn, endlich wieder beisammen und in diesem Moment erwachte in Tari die schwache Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch einmal alles zum Guten wenden würde....
Tari Ceres ist offline  
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Alt 06.01.2005, 13:35
#4
Tari Ceres
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Ein Schrei zerriss die nächtliche Stille im sonst so friedlichen Norden Minocs. Schweissgebadet schreckte Tari aus einem Traum hoch. Doch war es wirklich nur ein Traum gewesen? Fahrig strich sie sich mit der Hand durchs Gesicht und sah sich im halbdunklen Schlafraum um. Was war Wirklich? Was war Traum? Schnell wandte sie den Blick zur Seite und atmete erleichtert aus, als sie Alvel neben sich liegen sah. Er schien unruhig zu schlafen und es roch nach Alkohol. Doch wer konnte ihm das angesichts der vergangenen Geschehnisse verübeln?

Tari hatte etwas gezögert, zu der angesetzten Verhandlung zu gehen, doch schliesslich überwog ihr Interesse an dem Schicksal des Menschen, mit dem sie immerhin einmal den Rest ihres Lebens verbringen wollte ihre Skrupel und so machte sie sich mit Chana und einem ihrer Freunde auf zum Schloß. Tari erinnerte sich noch daran wie überrascht sie war zu sehen, wie viele und was für Menschen sich nach und nach im Gerichtssaal einfanden. Kannten diese Leute alle Fearon und Tarlo? Sie hatte erwartet, einige Mitglieder der Boten zu sehen, die ihren Freunden beistehen wollten, oder zumindest Dornan. Stattdessen sah sie Angehörige anderer Gilden und Gemeinschaften und eine junge, ärmlich gekleidete Frau. Niemanden von ihnen hatte sie je in Fearons Begleitung gesehen. Wie es zu erwarten war, verzögerte sich der Beginn der Verhandlung. Die Anwesenden begannen langsam, unruhig zu werden, als sich schließlich die Tür öffnete und die Angeklagten von ihrem Mann und seinem Vorgesetzten hereingeführt wurden. Etwas erschreckt musterte sie die beiden Männer. So hatte sie sie ganz und gar nicht in Erinnerung. Sie waren mager und in Kleidung gehüllt, die aussah, als würde sie bei der geringsten Bewegung einfach vom Körper fallen. Eine heftige Welle von Mitleid brach über Tari hinein und am liebsten wäre sie aufgestanden und hinausgegangen. Egal, was zwischen ihnen war, kein Mensch verdiente es, so zu leben! Doch da öffnete sich erneut die Tür und der Richter betrat, begleitet vom Vogt, den Raum. Der Richter eröffnete die Verhandlung und nannte die Punkte, wegen derer die beiden Männer angeklagt waren. Tari traute Fearon durchaus zu, vermummt und mit gezogener Waffe durch die Stadt zu laufen. Sie hatte oft genug miterlebt, wie er im Begriff war, Unsinn anzustellen. Dann erhielten die Männer Gelegenheit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Wie sie es nicht anders erwartet hatte, versuchte Fearon, sich zu rechtfertigen. Aus seiner Sicht schienen die Gründe, die er für seine Taten anführte, richtig, aber der Richter hatte Recht, es machte keinen Sinn, zur Selbstjustiz zu greifen, vor allem nicht, ohne sich zu vergewissern, dass sich niemand anders darum bemühte, dafür zu sorgen, dass der Gerechtigkeit genüge getan wurde.
Schließlich neigte sich die Verhandlung dem Ende entgegen. Bol und der Richter verließen den Raum um sich zu besprechen. Ein wenig missmutig musste Tari feststellen, dass niemand Anstalten machte, sich wieder zu setzen, als die beiden fort waren und so blieb auch sie unweigerlich stehen. Was nun folgte waren lange Minuten des Wartens. Langsam begann ihr Rücken, sich bemerkbar zu machen und auch dem Kind schien es zu missfallen, so lange herumzustehen, denn es begann sich heftig zu regen. Leise seufzend stützte Tari sich auf ihren Stab und erntete damit besorgte Blicke von ihren Begleitern. Nichtsdestotrotz, sie wollte sich keine Blöße geben und so biss sie die Zähne zusammen und blieb weiterhin neben den anderen stehen. Langsam ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. Was mochte der Mann in der Bank vor ihr denken, von dem sie irgendwie den Eindruck hatte, er wäre nur körperlich anwesend? In welcher Traumwelt mochte er sich gerade herumtreiben? Und was war mit der Frau auf der anderen Seite der Bankreihe, die… leise quietschend öffnete sich die Tür und der Gardist Albertus eilte herein. Was der getrieben hatte, dass er so spät kam, wollte sie lieber nicht wissen, dachte sie belustigt. Sie beobachtete ihn einen Augenblick, wie er sich neben Alvel hinter die Angeklagten stellte und ließ den Blick dann wieder schweifen. Den Templer, der hinten saß, hatte sie schon öfter gesehen. Was würde er denken, wenn er wüsste, dass sie in weniger als drei Monaten ein Kind zur Welt bringen würde und das obwohl sie erst seit zwei Monaten verheiratet war? Unwillkürlich lächelte sie.
Endlich öffnete die Tür sich wieder und Richter und Vogt traten wieder ein. Schnell schritten sie zur Urteilsverkündung. Dass Tarlo und Fearon ab sofort vogelfrei waren, wunderte sie nicht weiter. Doch dass ihnen ein Brandmal mitten ins Gesicht gesetzt werden sollte, um sie auf ewig zu zeichnen, war in ihren Augen nichts als grausam und unnötig. Entrüstet blickte sie den Richter an, als plötzlich ein Schrei durch den Saal tönte. Entsetzt tastete sie nach dem Arm ihrer Freundin, während sie alle mit ansehen mussten, wie die junge, unsicher wirkende Frau aufsprang und dem Gardisten Albertus ihren Dolch in den Hals rammte. Wertvolle Sekunden verstrichen, ehe Tari sich besann und sich zwischen die Gardisten drängelte, um zu dem Verletzten durchzudringen. In den letzten Wochen fiel es ihr immer schwerer, das heilende Licht hervorzurufen, dass ihr in solchen Fällen stets treue Dienste geleistet hatte und so musste sie alle Konzentration aufbieten, um ihre Kräfte zu sammeln. Sie merkte nicht, wie die Attentäterin vor ihr tot zu Boden fiel, sie sah nicht, wie Alvel, völlig geschockt, die Gefangenen wegzerrte. Sie hatte die Augen zusammengepresst und musste spüren, wie die Lebenskraft des Gardisten immer weiter schwand. Irgendwann spürte sie, wie eine warme Hand sich auf die ihre legte, und dankbar stellte sie fest, dass es der Templer war. Wenn Glaron so ein gütiger Gott war, dann würde er nun sicher helfen. Doch es war zu spät, der Blutstrom aus dem Hals des Verletzten versiegte, und sie spürte einen heftigen Ruck in ihrem Herzen, als Albertus seinen letzten Atemzug tat. Erschrocken riss sie sich von dem toten Körper los und konnte nur noch in die Augen sehen, die ihr so entgegenstarrten. Sie war über sich selbst erstaunt, wie gefasst sie dem Templer mitteilte, dass jetzt nur noch er etwas für Albertus tun konnte und dem Toten die Augen schloss.

Schließlich wurde sie aus dem Saal herausgeführt, sie wollte nur noch weg, doch ihre Schritte trugen sie nur langsam und schwankend. Sie hatten gerade den Saal verlassen, als ihr schwarz vor Augen wurde. Sie hörte noch ihren Stab auf dem Boden aufschlagen und spürte, wie sie auf etwas weichem landete. Dann war da nur noch Leere. Leere und beruhigende, lockende, tröstende Stille.

„Tari wach auf!“ Ein Schwall kalten Wassers ergoss sich über sie und mit einem Japsen schnappte sie nach Luft. Benommen sah sie sich um und erkannte noch, wie Chana durch die Vorhänge in Sormens Hütte trat und verschwand. Verwirrt wandte sie sich Torarg zu, der ihr erklärte, was vorgefallen war. Auf ihre Frage, ob sie hatte helfen können, erhielt sie nur ein kaum vernehmliches Seufzen. Das war ihr Antwort genug. Wieder einmal war sie gescheitert, gescheitert an ihrem Angst, nach vorn zu treten, gescheitert an ihrer fehlenden Kraft. Seufzend liess sie sich wieder in die Kissen fallen, als Alvel hereingerannt kam. Offensichtlich hatte Chana ihm mitgeteilt, dass sie einen Schwächeanfall hatte und besorgt sah er sie an. Tari war elend zumute wie sie ihn dort stehen sah, er schien noch nicht wirklich verstanden zu haben, was vorgefallen war. Und er schien noch nicht verstanden zu haben, dass die Klinge sich wahrscheinlich in seinen Hals gebohrt hätte, wäre Albertus nicht zum Ende der Verhandlung hinzugekommen. War es Schicksal gewesen, dass es so gekommen war? Hatten Glaron oder Alwyzz ihre Finger im Spiel gehabt und ließen einen anderen sterben, damit sie ihren Mann nicht verlor? Nein, das konnte nicht wahr sein. Mit einem Mal schien die Luft um sie herum dicker zu werden, das Atmen fiel ihr schwerer und in ihrem Kopf herrschte nur noch ein Gedanke: „Raus hier!“ Sie musste alle Mühe aufbringen, um ihre Stimme zu beruhigen und bat Alvel dann, sie heimzubringen. Er schien nicht ganz sicher, ob es das richtig war, und insgeheim musste sie zugeben, dass sie sich selbst niemals in einem solchen Zustand aus einem Heilerhaus gehen lassen würde. Aber sie musste, sie konnte nicht hier bleiben, sonst würden die Wände sie erdrücken! Also riss sie sich zusammen, brachte einen schwachen Scherz über die Lippen der die Situation entschärfen sollte und als Torarg sich anbot, ein Tor nach Hause zu öffnen, stimmte Alvel schließlich zu und nahm sie auf die Arme.
Zuhause angekommen legte er sie sanft ins Bett und nachdem er sie entkleidet und sorgfältig zugedeckt hatte, gab er ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Er erklärte ihr, dass er nebenan sein würde, und wenn sie etwas brauchen sollte, müsse sie nur rufen. Dann wandte er sich ab. „Es tut mir leid!“ brachte sie heiser hervor. Es tat ihr leid, dass sie Albertus nicht helfen konnte und es tat ihr leid, dass sie froh war, dass nicht Alvel, sondern er das Opfer des Angriffs geworden war. Doch Alvel hörte sie nicht mehr, er war schon zur Tür hinaus. Verzweifelt drehte Tari sich auf die Seite und zog die Decke über das Gesicht. Nur noch die Augen schließen, nichts mehr hören, nichts mehr denken. Langsam trieb sie in die Dunkelheit davon.
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Alt 11.01.2005, 23:09
#5
Tari Ceres
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Der Abend begann gerade zu dämmern, die Sonne war noch nicht ganz hinter den Bergen verschwunden und die Schatten zogen noch zögerlich in das Tal hinein. Tari gähnte müde. Es würde noch lange dauern, bis Alvel heimkam, und sie war es gewohnt, nicht auf ihn zu warten. Langsam zog sie die Schleife ihres Kleides auf.

War da nicht was? Angestrengt lauschte sie. Eindeutig, ein seltsames Brummen kam vom Turnierplatz her. Es kam ihr seltsam bekannt vor. Neugierig spähte sie aus der großen Fensterwand. Und erschreckt wich sie wieder zurück. Vor ihrem Fenster zeichnete sich deutlich sichtbar die riesige Silhouette eines Elementarwesens ab. Sie sah noch eine gigantische Faust niederrauschen, da brach ihr Pferd, ihre geliebte kleine Stute, tot zusammen. Alles in ihr schrie. Wo war Alvel? Wo kam dieses Wesen auf einmal her? Langsam, um ja keine Aufmerksamkeit zu erregen, wich sie ein Stück vom Fenster zurück. Das Wesen schien fast schon unschlüssig vor ihrem Fenster zu stehen, als plötzlich eine in blau gekleidete Person um die Ecke bog. Alvel! Er schien völlig in Gedanken zu sein, denn beinahe wäre er in das Wesen hineingelaufen. Trotzdem schaffte er es noch, sein Schwert zu ziehen und einige schwere Treffer zu landen, ehe das Elementar auch ihn zu Boden schmetterte. Entschlossen hämmerte Tari gegen die Scheiben. "Verschwinde da!" Rief sie. Doch das Element schien mehr damit beschäftigt, Alvel, der sich gerade vom Boden aufrappelte, abermals niederzustrecken. Tari hatte das Gefühl, als würde es sie innerlich zerreissen. Was sollte sie tun? Seit 8 Monaten trug sie nun ein Kind und sie war sich der Gefahr, in die sie ihr Kind brachte, wenn sie Magie anwandte, die stark genug war, ein Erdelement zu vertreiben, mehr als bewusst. Andererseits lag dort draussen der Mann, den sie liebte, und wenn sie nicht bald handeln würde, hätte sie bald keine Gelegenheit mehr, seine Anwesenheit zu erleben. Kurzentschlossen rief sie den Hund und lief zur Vordertür. "He, du da!". All ihr eAngst schien von ihr gewichen, es zählte nur noch, den Mann zu retten, dem ihr Leben galt. Kurzentschlossen nahm sie einen Stein und warf ihn nach dem Wesen. Sie traf und es drehte sich zu ihr um. Behäbig wandte es sich in ihre Richtung und stampfte mit schweren schritten auf sie zu. Tari zögerte einen Augenblick und rief dem Hund dann einen knappen Befehl zu. Sogleich stürzte das Tier auf das Erdwesen zu und verschaffte Tari somit die nötige Zeit, um hineinzurennen und die Tür zuzuschlagen. Sie wagte es nicht, noch einen Blick aus dem Fenster zu werfen, aus Angst, ihren Mann dort liegen zu sehen. Kurz darauf hörte sie ein gewaltiges Krachen, Holz splitterte, und sie hörte wütendes Brüllen. Völlig verstört kauerte sie sich in eine Ecke neben das Bett und zog den Kopf, so gut es ging, zwischen die Knie. Eine ganze Weile dauerte das Toben und Wüten an, und mehrere laute Schläge prallten gegen die Wand zum Schlafzimmer. Schließlich wurde es ruhiger. Langsam nahm sie die Hände vom Gesicht und blickte sich im Raum um. Dann machte ihr Herz einen Satz: Nur ein Paar Schritt vor ihr, zwar aus der Nase blutend aber ansonsten offensichtlich wohlauf stand Alvel und hielt die Tür in seinem Blick. Schnell rappelte sie sich auf und wollte ihm um den Hals fallen doch da zischte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete "Bleib wo du bist!". Zögernd ging Tari zurück in die Ecke, und damit hatte sie richtig gehandelt, denn nur einen Wimpernschlag später krachte es heftig gegen die Schlafzimmertür und die gewaltige Faust des Elementars drang durch die Tür als wäre sie aus Papier. Dann schien es sich plötzlich eines anderen zu besinnen, denn das Wüten und Brüllen entfernte sich. Geistesgegenwärtig holte Alvel seinen Bogen aus der Truhe. "Bleib hier" wiederholte er noch einmal, dann stürzte er hinterher. Zögernd erhob Tari sich. Vorsichtig spähte sie in den Wohnraum, und was sie sah, verschlug ihr glatt den Atem: Kein Möbelstück war mehr ganz, überall lagen Holzreste, Stoffetzen und kleine Steine. Die Tür war nicht mehr, an ihrer statt hing eine Latte in den Angeln, die sich im sanften Wind etwas bewegte. Ein Bild der Zerstörung bot sich Tari. Was einmal ihr friedliches, heimeliges Zuhause gewesen war, war jetzt nicht mehr als ein Berg von Trümmern. Langsam stieg sie über die Reste, die einmal der Esstisch waren, hinweg und trat durch die Tür ins Freie. Sie hörte Pfeile sirren, und wütende Schreie, manchmal menschlich, manchmal... nicht. Schließlich aber war Stille und ermutigt trat sie auf die Straße. Dort stand Alvel, über den Körper des toten Wesens gebeut und zog ein paar heil gebliebene Pfeile heraus. Dann blickte er zu Tari. Seine Verletzungen nicht beachtend (auf den ersten Blick erkannte Tari, dass seine Nase gebrochen war, sie hing schief im Gesicht und blutete entsetzlich) ging er auf sie zu und nahm sie bei der Hand. "komm, ich bringe dich sofort hier weg", sagte er. Völlig verwirrt öffnete Tari ein Tor, das nach Britain führte. Alvel brachte sie in den Tala und setzte sie dort ab. "Geh nicht weg, hörst du? Ich hole dich hier wieder ab." Tari nickte nur. Jetzt wo es vorbei war, schien das Erlebte in weite Ferne zu rücken. Dennoch dauerte es eine Weile, bis sie sich wieder gesammelt hatte und von dem erlebten Sprechen konnte. Etwas überrascht stellte sie fest, dass diese Wesen auch in anderen Städten des Herzogtums gesichtet worden waren und erschüttert musste sie feststellen, dass sie in ihrem Haus ab sofort nicht mehr sicher sein würden, denn es hatte gerade erst angefangen...
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Alt 18.01.2005, 12:23
#6
Tari Ceres
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Aus Taris Notizen:

Es muss an der Hitze des Sommers liegen, dass sie sich alle so seltsam verhalten. Marie, deren Laune ohnehin mit dem Wetter wechselt, lassen wir mal aussen vor. Aber allein schon Arian erschien mir heute mehr als reizbar, auch wenn im seltensten Falle ich selbst bin, die seine schlechte Laune zu spüren bekommt. Leider habe ich verpasst, was der Auslöser für seinen Streit mit Marie war, aber es war interessant zu sehen, wie weit er ihr an Schlagfertigkeit überlegen war. Marie mag nett und klug sein, und auch wenn ich sie selten sehe, schätze ich sie doch. Trotz allem war es ein gutes Gefühl, mitanzusehen wie sie in ihre Schranken gewiesen wurde. Meiner Ansicht nach hätte das längst passieren müssen. Sie denkt ich bekomme es nicht mit, was sie über mich und meine Fähigkeiten denkt. Ich äußere mich ihr oder anderen gegenüber nicht dazu, denn die Menschen sollten selbst entscheiden, wem sie sich in ihren Sorgen und Gebrechen anvertrauen. Dennoch fand ich Arians Bemerkung, dass ich ebenfalls eine Heilerin sei, nur damit nicht hausieren ginge, sehr lieb von ihm. Und ohne gehässig sein zu wollen, Maries Reaktion darauf, war mehr als erfrischend. Trotz allem frage ich mich, was Arian geritten hat. Er ist doch sonst so ein ausgeglichener Mensch, und wenn schon nicht gerade freundlich, so doch jemand, dessen Selbstbeherrschung bemerkenswert ist. Aber wahrscheinlich hat einfach jeder mal seinen schlechten Tag, hm?
Und wenn ich dann an diesen Mann denke, der sich im Tala zu mir gesellte, um sich mit mir zu unterhalten. Er mag es ja nett gemeint haben, aber zum Ende hin hatte ich das Gefühl, die Ohren fallen mir ab. Wär ich mal bei Tarathir und Sire D'Elerano am Tresen stehen geblieben. Aber die wollten ja offensichtlich lieber ein Gespräch "unter Männern" führen. Auch wenn ich nicht ganz verstehe, warum, das Thema kannte ich doch, Torarg und ich hatten es doch erst ins Rollen gebracht. Und warum sollte Sire D'Elerano sich für anmaßend halten, über das Thema zu sprechen, wo er sich unserer Gruppe doch angeschlossen hat? Und überhaupt kam er mir heute seltsam vor, irgendwie... verlegen oder verwirrt. Aber bin ich denn so verwirrend? Ob das an dem grünen Kleid gelegen hat, das ich angezogen hatte, als wir alle zum Wald gingen? Oder lag es an Tarathir? Hach, jetzt bin ICH verwirrt.
Aber die Krönung der Verwirrtheit ist wohl unangefochten dieser in blau gekleidete Schreiner. Ich muss gestehen, sein Fleiß ist atemberaubend, egal was und wie viel ich bestellt hatte, ich erhielt die Waren noch am selben Tage. Ich hoffe nur, er überarbeitet sich nicht. Wobei ich schon gestehen muss, der Anblick als er auf dem Magierfest unmittelbar vorm Gebäude des Kreises der Kristallschwingen Holz schlug und sich dann einen Stuhl zimmerte, war schon mehr als belustigend. Und als ich dann erst hörte, dass er an einem verfluchten Baum Holz zu hacken versuchte... *Tintenkleckse weisen darauf hin, dass Tari an dieser Stelle herzlich gelacht haben muss* Wollte er im Ernst verfluchtes Holz verarbeiten? Nun zumindest scheint man mir als Schreiner weit herumzukommen. Es hat mich am Anfang ein wenig gewundert, dass er mich sogleich als Tari Ceres, die Heilerin erkannte und auch von meinem Gatten wusste und mich ihn grüßen liess. Aber Tratsch und Klatsch wird wohl das letzte sein, was in Britain untergeht. Nur etwas lästig finde ich es, dass ich ständig Berge von Zetteln in meinem Bankfach liegen habe, ob ich noch Möbel brauche. Eines Tages wird Brennan mir den ganzen Berg Papier noch um die Ohren hauen oder einfach im Feuer verbrennen. Ich hoffe nur, es liegt dann keine wichtige Nachricht darunter.
Wie froh bin ich doch in Anbetracht dieses bunten Volkes, dass ich meine Lieben habe, auf die (und deren Geisteszustand) ich mich immer verlassen kann.
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Alt 22.01.2005, 00:16
#7
Tari Ceres
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Vier Uhr morgens am 8. Glarim im Jahre 1285. Wie um Himmels Willen konnte man um vier Uhr morgens Hunger haben? Müde richtete Tari sich im Bett auf. Zwei Stunden Schlaf hatte sie nun bekommen, und der Tag und der Abend, die diesen zwei Stunden vorangingen waren nicht gerade entspannt dahingezogen.

Den ganzen Tag schon hatte sie sich unerklärlich seltsam gefühlt. Sie konnte nicht behaupten, dass es ihr schlecht gegangen wäre, abgesehn von dem Rücken, der sie plagte und ihren Füßen, denen jeder müde Schritt, den sie setzte, schmerzte. Zweiffellos war sie an diesem Tage zu viel, zu eilig, durch die Gegend gestreift. Aber es gab so unendlich viel zu tun, und Tari wollte es vor der Geburt des Kindes so weit wie möglich erledigt haben. Freilich, eine Woche Zeit hatte sie noch, aber wie schnell verging die? Umso ungelegener kam es ihr nun, dass sie sich so matt fühlte und ihr Rücken sie zum Abend hin immer heftiger quälte. "Zähne zusammenbeissen und durchhalten", sagte sie sich. Wenn sie nun Schwäche zeigte, würden sie Alvel und Chana wahrscheinlich nicht einmal mehr ein kleines Buch alleine heben lassen. So nutzte sie dann mehr oder weniger geschickt jede sich bietende Gelegenheit, auf die sie ihr Unwohlsein schieben konnte: die weiten Wege, die unbequemen Stühle, der Lärm im Tala. Letztendlich beschloß sie jedoch, dass ein gemeinsamer Abend mit Alvel vorm Kamin wahrscheinlich noch die angenehmste Art war, wie sie den Abend verbringen konnte.
Matt und unter Rückenschmerzen schleppte sie sich durch das Tor, dass Tarathir ihr öffnete, immer noch nicht bereit, Alvel zu zeigen, dass es ihr wirklich nicht gut ging. Trotzdem kam sie nicht umhin, sich, sobald die Haustür aufgeschlossen war, auf dem nächstbesten Stuhl auszuruhen. Nur eine kleine Minute verschnaufen, sagte sie sich, doch aus der Minute wurden schließlich zwei, dann drei, ohne dass die Schmerzen nachließen. Wenigstens linderte der Kelch Wasser, den Alvel ihr reichte, ihren Durst und so fühlte sie sich stark genug, sich ins Bett zu legen und dort etwas auszuruhen. Keine zwei Schritt war sie gegangen, als erneut eine Welle von Schmerz über sie hereinbrach und sie schließlich zu Boden zwang. Und nun durchschoß es ihren Geist wie ein Blitz: Das Kind, das sie trug, schickte sich an, in die Welt einzutreten. Aber es war zu früh! Tari hatte mehrmals nachgerechnet, es musste noch mindestens eine Woche dauern, ehe das Kind weit genug war. Angst kroch in ihr hoch und legte sich wie eine klammernde Hand um ihre Kehle. Was, wenn mit dem Kind etwas nicht stimmte? Hatte sie sich tatsächlich überanstrengt und so diese frühe Geburt herbeigeführt?
Langsam ebbte der Schmerz wieder ab. Behutsam griffen Alvels Hände nach ihr und führten sie in Richtung des Schlafzimmers, doch wieder mussten sie halten, und Tari spürte, wie etwas warmes an ihren Beinen herabfloß und eine Lache klaren Wassers auf dem Boden hinterließ. Es bestand kein Zweifel, was ihr nun bevorstand. Verzweifelt gegen ihre Angst ankämpfend suchte sie halt in Alvels Gesicht, doch dort spiegelte sich nur Verwirrung wieder und es dauerte einige Augenblicke, bis er begriff was gerade geschah. Sofort schlug seine Verwirrung um in eilige Geschäftigkeit, auch wenn er offensichtlich nicht wusste, was zu tun war. Schließlich schafften sie es zum Bett und matt ließ sie sich darauf niedersinken. Wie von weiter Ferne drang seine Frage, ob er irgendwen holen solle, an ihr Ohr. Verbissen schüttelte sie den Kopf. Es war ohnehin kein Heiler ausser ihr in der Nähe und sie würde schaffen, was tausende andere Frauen vor ihr geschafft hatten. Doch schon die nächste Wehe schlug ihren Widerstand nieder und unter schmerzen flehte sie Alvel an, irgendjemanden zu holen. Wie Stunden erschien ihr die Zeit, bis sich die Schlafzimmertür wieder öffnete und Chana eintrat. Obwohl sie sicher genauso aufgeregt war wie Tari strahlte sie doch Ruhe aus, die sich auf Tari und Alvel abzufärben schien. "Waren wohl doch nicht die Rückenschmerzen der letzten Wochen, hm?" schmunzelte sie. Rasch erteilte sie Alvel ein paar Befehle, was er holen sollte und während er die Sachen im Haus zusammensuchte, sprach sie Tari beruhigende Worte zu. Sie hörte Chanas Worte nicht, sie hörte auch nicht, wie Tarathir und die Templer an die Türe klopften und sich erkundigten, ob irgendetwas schlimmes passiert sei. Nicht einmal ihre eigenen Schreie drangen an ihr Ohr. Das einzige, was sie noch wahrnahm, war unendlicher Schmerz. Als dann Alvel wieder das Schlafzimmer betrat, überkam sie plötzlich eine gleißende Wut. Seinetwegen lag sie nun hier mit dem Gefühl, ihr Körper würde zerreissen. 9 Monate lang hatte sie die Last des Kindes mit sich herumgetragen, während er kämpfen konnte, reiten konnte, alles tun konnte, wonach ihm beliebte, während sie mehr und mehr ans Haus gefesselt wurde. "RAUS! VERSCHWINDE VON HIER! RAUS! NIE WIEDER LASSE ICH DICH IN MEIN BETT", schrie sie ihm entgegen und griff in blinder Wut nach einem Kissen, das sie dem verwirrt flüchtenden Alvel hinterherschleuderte. Eine weitere Welle des Schmerzes ergriff sie. Blind und taub fühlte sie sich, während sie sich auf dem Bett zusammenkrümmte und fast die feinen Laken mit ihren Händen zerriss. Wo war Alvel? Warum stand er ihr nicht bei? Unsicher rief sie nach ihm, und lächelte Chana schwach, aber dankbar zu, als sie sich eilte, ihn zu holen. Nur wenige Augenblicke später erschien er im Zimmer und sah sie unsicher an. Fast, als fürchte er sich. Warum sollte ER sich fürchten? Sie litt hier unvorstellbare Qualen und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er ihre Hand hielt. Kurz war die Pause vom Schmerz und in immer kürzer werdenden Abständen drückte sie Alvels Hand, so fest sie konnte. Stunden waren nun schon vergangen,und sie spürte, wie die Schwäche ihren Körper ergriff und ihren Geist umnebelte. Unabbringlich redete Chana auf sie ein, sie solle wach bleiben, bald wäre es vorbei. Und tatsächlich eröffnete Chana ihr bald, dass das Kind mit der nächsten Wehe da sein würde. Noch einmal nahm Tari ihre ganze Kraft zusammen und tatsächlich zerriss bald darauf ein kräftiger Kinderschrei die Stille, die sich nach der letzten Wehe im Raum ausgebreitet hatte. Erschöpft ließ Tari sich zurück in die Kissen sinken, während Chana das Kind nahm, säuberte und schließlich dem stolzen Vater überreichte. "Salunia" sollte dieses kleine Mädchen heissen, das hatten sie vor Wochen mit Losen entschieden. Schließlich schickte Chana Alvel mit dem Säugling nach draußen zu Tarathir, der schon seit Stunden wie eine Löwin um ihr Junges, um das Haus wanderte. Überglücklich lag Tari im Bett und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Chana in dem Raum für Ordnung sorgte. Doch kurz darauf wurde sie von einer weiteren Schmerzwelle ergriffen. "Die Nachgeburt", sagte sie sich. Doch war es normal, dass es so wehtat? Es schien sich nicht merklich von den vorangegangenen Wehen zu unterscheiden. Kurz darauf wurden sie eines besseren belehrt, denn zu ihrer und Chanas Überraschung erblickte nun ein zweites Mädchen das Licht der Welt. Zwillinge! Tari war überwältigt von Freude, als Chana ihr das kleine Wesen in die Arme legte. Sie hatte zwei gesunde, kleine Töchter zur Welt gebracht! Verschwunden waren Schmerz und Müdigkeit. Verzückt blickte Tari in die tiefblauen Augen in dem kleinen Gesicht, dass noch einen Augenblick seinen Protest kundtat und dann in sanften Schlummer fiel. Nun kam auch Alvel wieder mit der Erstgeborenen hinein. Sein Blick fiel auf das andere Kind und sein strahelndes Lächeln schien noch strahlender zu werden. Er musterte es einen Augenblick und stellte dann fest, dass es sich um einen Jungen handeln müsse. Für einen Augenblick spürte Tari einen feinen Stich im Herzen. Sie wusste, wie sehr er sich einen Jungen gewünscht hatte, doch sie hatte ihm nur zwei Mädchen geschenkt. Doch als Chana ihm eröffnete, dass er nun eine zweite Tochter hatte, war seinem Gesicht keine Enttäuschung anzumerken. Sanft, aus Angst, dem Kinde wehzutun, legte Alvel Salunia zu ihrer kleinen Schwester Faminia in die Arme der müden, aber glücklichen Mutter.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Fast widerstrebend ging er dorthin, um nachzusehen, wer mitten in der Nacht dort stand. Tari erkannte die Stimmen nicht, die an der Tür sprachen, doch als Alvel zurückkehrte erklärte er ihr, dass der Inqusitor und der Paladion Glarons gekommen waren, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen und die kleinen Mädchen zu taufen. Erleichtert nahm sie die Nachricht auf, dass er sie fortgeschickt hatte, mit der Begründung es sei unmöglich für Tari jetzt irgendjemanden zu empfangen. Im Grunde war es ihr egal, in wessen Namen die Kinder getauft waren, denn das zählte in ihren Augen nichts. Doch hatte sie schlichtweg nicht die Kraft, sich den Blicken der Templer entgegenzustellen, zu groß auch die Angst, man würde nun feststellen, dass sie bereits lange vor der Hochzeit das Bett mit Alvel geteilt hatte, und sie dafür strafen.
Doch all diese Gedanken waren schnell wieder verschwunden, als Chana sich verabschiedet hatte und Alvel die Kinder in seinen Arm nahm, so dass sie sich ein trockenes und sauberes Hemd anziehen konnte. Anschließend legte sie sich wieder zurück ins Bett, ihr Alvel neben ihr und auf seinem Bauch friedlich schlafend das Zwillingspärchen. Überschäumend vor Glück schmiegte sie sich an seinen warmen Körper und wurde nur einen Wimpernschlag später vom Schlaf übermannt.
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Geändert von Tari Ceres (22.01.2005 um 00:27 Uhr).
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Alt 24.01.2005, 13:29
#8
Tari Ceres
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Absolut nichts war in Ordnung.

Eigentlich hatte der Tag friedlich, gar harmonisch begonnen. Das neue Kindermädchen kümmerte sich aufopferungsvoll um die Zwillinge, und so hatten Tari und Alvel nach langen Monaten endlich einmal wieder Zeit für einen Spaziergang. Stundenlang hatten sie am Wasser gesessen und einfach nur die Nähe des anderen genossen. Das Plätschern des Wassers und das sanfte Rauschen des Auwaldes ließen einen tiefen Frieden in Taris Herz einziehen. Als die Stunde dann dem Tageswechsel immer näher rückte, begaben die beiden sich nach Britain, um noch ein wenig das Abendleben dort zu genießen. Gerade angekommen trafen sie auf Marie und ihren Gatten, der die kleine Tochter Sophie im Arm hielt. Wie nicht anders zu erwarten, sprach Marie sogleich die Geburt der Zwillinge an und zeigte deutlich ihre Missbilligung, dass man sie nicht gerufen hatte. Trotz allem bot sie Tari an, die Kinder im Namen Alwyzz zu segnen. Alves Gesicht konnte man seine Gedanken über das Angebot deutlich ablesen, doch Tari dankte Marie freundlich und versprach ihr, gegebenenfalls darauf zurückzukommen. Dass sie nicht daran dachte, dies Angebot anzunehmen, musste Marie nicht wissen, genauso wenig, wie die Tatsache, dass sie ihre Kinder auch nicht von den Templern getauft sehen wollte. Obwohl Tari im Glauben Glarons erzogen worden war, musste sie doch erst wenige Jahre zuvor schmerzhaft erfahren, dass er sich nicht um seine Gläubigen scherte, und von da an glaubte sie nur noch, was sie wollte. Zwar zollte sie allen Gottheiten gegenüber ihren Respekt, doch konnte niemand mehr von ihr erwarten, sich zu einem Glauben zu bekennen und ihn auszuüben. Zu tief saßen Wut, Schmerz und Enttäuschung der Vergangenheit.
Nachdem Marie sich mit ihrem Mann dem Tala zugewendet hatte, griff Tari nach Alvels Hand und versuchte, ihn mit sich auf einen weiteren Spaziergang zu ziehen. Doch kaum hatten sie den Stadtrand erreicht, überschüttete Alvel sie mit bitteren Vorwürfen über den Glauben an Alwyzz, dass sein Ansehen nun dahin sei und seine Kinder niemals in diesem Glauben erzogen würden. Mehrfach machte Tari Ansätze, sich zu rechtfertigen, doch immer wieder wurde sie niedergeredet, bis Alvel sich wütend von ihr abwandte. Diese Ungerechtigkeit, die Alvel ihr zuteil werden liess, schürte ihren Ärger und wutentbrannt warf sie ihm vor, scheinheilig zu sein, dass er ihr wegen eines Glaubens grollte, den sie gar nicht ausübte, während er selbst ein schlechter Glaronist sein musste, wenn er Monate vor ihrer Ehe eine seiner wichtigsten Glaubensregeln gebrochen hatte. Anschließend wandte sie sich ebenfalls von ihm ab und lief stundenlang enttäuscht und verwirrt durch den dunklen Wald. Wie konnte er es wagen, sie so zu behandeln?? Schließlich machte sie sich wieder auf dem Heimweg, wo sie Alvel vorfand, der gerade das Kindermädchen in den Feierabend entließ. Mit kalten, fast gleichgültigen Blicken bemaß er sie und eröffnete ihr, er würde seinen Dienst quittieren, Vileria entlassen und sich ein kleineres Haus kaufen. Völlig verwirrt ließ er sie dann im Raum stehen und ging. Mit Entsetzen begriff Tari, was er ihr eben eröffnet hatte: Ihr vermeintlicher Glaube an Alwyzz schien ihm so dermaßen vor den Kopf zu stoßen, dass er es vorzog fortan ein getrenntes Leben von ihr zu führen. Von ihren Gefühlen übermannt ging Tari ins Schlafzimmer und holte die kleinen Kinder aus ihren Betten. Sie wollte nur noch fort, sie wollte nicht wieder angeschrieen werden, wenn er zurückkam, oder noch schlimmer, gleichgültig behandelt werden. Ihre Schritte trugen sie zu Chana, doch niemand öffnete ihr. Auch Arians Turm fand sie verlassen vor. Eine Weile irrte sie durch die Städte, bis sie sich schließlich vor den Türen des Tala wiederfand. Vorsichtig drückte sie ihren Ellbogen auf die Klinke und versuchte, die Tür zu öffnen ohne eines der schlafenden Kinder zu wecken. Ein kurzer Blick in den Raum reichte, um Tari einen weiteren Stich zu versetzen: Dort saß Marie, mit ihrer Familie und Vileria, die sich angeregt über Kinder zu unterhalten schienen. Wie ungerecht konnte die Welt sein, dass aufgrund der unbedachten Äußerung dieser Frau, mit einem Schlag ihr ganzes Leben zerstört war? Schnell eilte sie in den dämmrigen Nebenraum und setzte sich in eine Ecke. Verzweifelt betrachtete sie die beiden Säuglinge in ihren Armen, und so sehr sie sich anstrengte, es wollte ihr kein Ausweg einfallen. So in Gedanken versunken, bemerkte sie nicht, wie Vileria, offensichtlich schwer besorgt, zu ihr trat und herauszufinden versuchte, was vorgefallen war. Doch wie sollte sie in Worten formulieren, was ihr Geist noch nicht zu fassen vermochte? Wie sollte sie erklären, dass Alvel seinen Glauben offensichtlich mehr liebte als sie? So schickte Tari Vileria nur mit einer barschen Abfuhr wieder davon und versank wieder in trüben Gedanken. Irgendwie musste es weitergehen. Alvel würde ausziehen aus dem gemeinsamen Haus, doch das wollte sie nicht. Ein Großteil seines Vermögens steckte darin, und nachdem sie nun eine verstoßene Ehefrau war, lag ihr ohnehin nichts mehr an einem behaglichen Heim. Langsam setzte sich dieser Gedanke in ihrem Kopf fest und entschlossen verließ sie schließlich den Tala und ging heim. Doch als sie die warme Stube betrat und den Blick über den liebvoll eingerichteten Raum gleiten ließ, brach ihr Vorhaben in sich zusammen. Wie konnte sie all das hier einfach fallen lassen? Doch hatte sie eine Wahl? Vorsichtig legte sie die Kinder auf ein weiches Fell vor dem Kamin und betrachtete sie nachdenklich. Durfte sie den Kindern ihren Vater entreißen? Sollte sie sie hierlassen? Wenn sie schon selbst nicht mehr glücklich sein könnte.. was würde die Kinder glücklich machen? Verzweifelt legte sie sich zu den Kindern und starrte gedankenverloren an die gegenüberliegende Wand. Nur das ruhige Atmen der Kinder schien zu ihr durchzudringen. Irgendwann hörte sie Alvels Stimme sprechen, aber sie konnte sich nicht aufraffen, die Augen zu ihm zu wenden und ihn anzusehen. So sah sie ihn nur einem Schatten gleich an ihrem Auge vorbeistreifen und das Haus verlassen.
Jetzt oder nie. Wenn sie nicht gehen würde, ehe er wiederkam, würde er sie hinauswerfen und das konnte sie nicht ertragen. Also rappelte sie sich vom Boden auf, und begann, einige Dinge zusammenzusuchen. Sie hatte noch nicht viel ihres kleinen Besitzes in ihre Tasche gepackt, als es an der Tür klopfte. Davor stand eine Feinschmiedin, die für ihre Arbeit bezahlt werden wollte. Einen unpassenderen Augenblick hätte die Frau nicht finden können, und so diskutierte Tari nicht mit ihr über ihren unverschämten Preis, sondern versuchte, sie so schnell wie möglich wieder vor die Tür zu setzen, bevor ihre Entschlusskraft wieder schwand. Doch da stand Alvel schon wieder in der Tür und bedachte sie mit einem verzweifelten Blick. Entschlossen ballte Tari ihre Fäuste, und ohne den Blick vom Boden zu wenden, eröffnete sie ihm, dass sie ihm ab sofort nicht weiter im Wege stehen würde. Nur ein paar Sachen wolle sie noch mit sich nehmen. Dann versuchte sie, sich an ihm vorbei ins Schlafzimmer zu begeben, doch er hielt sie auf und überredete sie schließlich, sich mit ihm an den Tisch zu setzen, er habe ihr einiges zu sagen. Wieder fing er an, von seinem Glauben an Glaron zu sprechen und dass er sie liebe, egal an wen sie glauben mochte. Doch das drang nicht zu ihr vor, sie hörte nur immer wieder die Begriffe "Glaron" und "Alwyzz", und verzweifelt schrie sie ihn an, dass sie diesen Glauben nie ausgeübt hatte und auch nicht vorhatte, das jemals zu tun. Dann sank sie wieder in sich zusammen und zitternd und weinend saß sie am Tisch, das Gesicht in den Händen verborgen. Gleich darauf spürte sie seine warmen Hände auf der Schulter und dem Oberschenkel, und beruhigend versuchte er auf sie einzureden. Doch auch seine Stimme nahm langsam verzweifelte Töne an, als er ihr erklärte, wie recht sie mit ihrem Vorwurf hatte, er sei ein schlechter Gläubiger, die Kinder seien der beste Beweis dafür. Er habe deshalb seinen Dienst quittiert, denn er hatte einen Eid geschworen, dass seine Seele Glaron gehöre und diesen Eid habe er gebrochen. Mittlerweile hatte Tari ihren Kopf gehoben und hörte ihm zu, und seine Geste, was mit Eidbrüchigen geschah, riss sie aus ihrer Lethargie. Die Angst vor einem solch unehrenhaften Tod und die Unwissenheit, was aus Tari und den Kindern würde, trieb ihn in immer größere Verzweiflung, und schließlich bettete er seinen Kopf in ihrem Schoß und weinte hemmungslos.
Egal ob bei ihrem Mann oder ihren Kindern, in einem solchen Moment konnte Tari sämtliche schlechte Gefühle von sich schieben, und während sie Alvel beruhigend durchs Haar streichte, erklärte sie ihm, sie würde mit ihm hingehen, wo er wollte, nur sie würde es nicht ertragen, wenn man sie auseinanderriss. Lange sprachen sie darüber, doch schließlich hatten sie beide sich wieder beruhigt. Sie wollten einander nicht verlassen, wegen der Kinder nicht und weil sie sich liebten. Irgendeinen Weg würden sie schon finden, und wenn es für Tari bedeutete, in Sack und Asche bei den Templern zu Kreuze zu kriechen, dann musste sie das tun. Ihre Familie bedeutete ihr alles in der Welt und sie würde alles tun, um sie zusammenzuhalten.
Alvel machte sich schließlich wieder auf den Weg zum Schloß, um die Kündigung zurückzunehmen. Tari packte währenddessen ihre Habseligkeiten wieder aus und verstaute sie in den Schränken. Anschließend nahm sie die beiden, nun wachen Kinder aus ihren Betten. Nachdem beide gefüttert und warm eingepackt waren, ging sie mit ihnen nach Britain, wo sie wieder auf Alvel stieß. Der Streit hatte, wenn auch für niemanden sichtbar, tiefe Wunden in ihr hinterlassen und so lächelte sie Alvel unsicher an, als er sie begrüßte, und die kleine Faminia in seine Arme nahm. Wie sie es nicht anders gewohnt war, blieb den beiden nicht viel Zeit, ehe Alvel wieder zu seinen Pflichten gerufen wurde. So ging auch sie wieder heim.
Erst später am Abend begab sie sich wieder in die Stadt, immer noch geplagt von Sorgen und Ängsten um sich und ihre Familie, auf der Suche nach Ablenkung. Diese fand sie schließlich im Tala an einem unhöflichen Mann, der sie erst beleidigte und ihr dann Honig ums Maul zu schmieren versuchte. Sanftmütig, wie sie gewöhnlich war, hätte sie ihn einfach ignoriert oder in die Wüste geschickt, aber ihr Nervenkostüm war mehr als angegriffen, und es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte ihre gute Kinderstube vergessen. Im grunde lag es wohl nur an Sire D'Elarons plötzlichen Erscheinen am Tisch, das sie zur Räson brachte und den fremden Mann einschüchterte. Von Tarnum war sie es gewohnt, dass er sie entweder verwirrte oder zum Lachen brachte, und so nahm sie seine Versuche, mit ihr herumzuscherzen, dankbar auf. Wahrscheinlich gingen ihre Herumalbereien über jedes vernünftige Maß hinaus, doch kam ihr dieser Abend wie ein erholsamer Ausflug auf eine einsame Insel vor und so schöpfte sie aus diesem Schatz an Witz und Ideenreichtum so gut sie konnte.
Doch schließlich hatte auch dieser Abend ein Ende und mit ihren Tischgenossen verließ auch ihre vorgegaukelte Freude sie wieder. Langsamen Schrittes machte sie sich wieder auf den Heimweg und legte sich, zuhause angekommen, sogleich zu ihrem Mann ins Bett, der ihr im Schlaf einen Arm umlegte und ihr das Gefühl der Geborgenheit zurückgab, das im am Morgen noch verloren glaubte.

Aber im Grunde war absolut nichts in Ordnung.
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Alt 29.01.2005, 13:11
#9
Tari Ceres
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"Für alle ist der Weg bestimmt, der irgendwann ein Ende nimmt. Ist mein Weg hier zuende? Kalter Stahl an meiner Kehle. Fami, bitte hör auf zu weinen..."

Es hatte in Strömen gegossen und überall waren knöcheltiefe Pfützen zu sehen. Selbst der Tala stand praktisch unter Wasser. Überall standen volle Schüsseln herum und eine entnervte Riane scheuchte den Schreiner Geraldo mit Handtüchern und leeren Schüsseln durch die Gegend, damit er wenigstens halbwegs wieder für Ordnung sorge. Tari schüttelte sich das Wasser aus den nassen Haaren und hängte ihren Umhang zum Trocknen über eine Stuhllehne. Sie hatte einen kleinen Spaziergang mit Faminia gemacht und war von dem Wolkenbruch überrascht worden. Deshalb hatte Tari Einkehr im Tala gesucht, der bei diesem Wetter übervoll war. Trotzdem hatte sie noch einen Platz bei Toragr am Tisch ergattern können, mit dem sie sich nun unterhielt. Ab und an tropften einige Wassertröpfchen von der Decke, und jedes Mal quiekte die kleine Faminia vergnügt, wenn einer der Tropfen in ihrer Nähe landete. Fröhlich patschte das Kind in seine kleinen Händchen. Im Hintergrund war Geraldo immer noch dabei, die Wasserschüsseln nach draußen zu entleeren. Dabei stapelte er mehrere Schüsseln aufeinander. Wie es der Zufall nicht anders wollte, schaffte er es nicht, alle Schüsseln auf einmal zu tragen, und so ergoß sich ein Schwall kalten Wassers über den erschrockenen Torarg. Dieser bedachte Geraldo dann mit einem bösen Blick und verabschiedete sich dann von Tari, um sich trockene Kleidung anzuziehen.
Glücklicherweise blieb Tari nicht lang allein, denn Chana gesellte sich zu ihr. Sie sah ein wenig blaß aus um die Nase. Man sah sie in den letzten Tagen kaum, sie hatte sich sehr zurückgezogen um ihre Studien in der Alchemie voranzutreiben. Die beiden plauderten ein wenig über die Ereignisse der vergangenen Tage, während die kleine Faminia selig in Taris Armen schlummerte. Der Abend war schon weit vorangeschritten, als sich ein Fremder an den Tisch gesellte. Er machte nicht gerade einen symphatischen Eindruck mit seiner dunklen Kleidung und seiner unhöflichen Art. Während der Mann einige Waffen auspackte und diese zu reinigen begann, vertieften Tari und Chana sich wieder in ihr Gespräch.
Mit einem Zug kalten Windes wehte dann der Schreiner Geraldo wieder in den Tala hinein. Er hatte einige Waren fürs Heilerhaus, die er Tari übergeben wollte. Da Tari grundsätzlich kein Bargeld mit sich herumtrug, schickte sie den Mann zum Heilerhaus und verabredete mit ihm, ihm das Geld gleich am Tala zu übergeben. Vorsichtig, um Fami nicht zu wecken, stand Tari auf und verließ, begleitet von Chana den Tala. Draußen vor der Tür hielten sie einen Augenblick inne. Der Mann am Tisch war Chana gar nicht geheuer gewesen und leise fragte sie Tari "Hast du gesehen was er mit seinem Schwert machte??" Gerade wollten die beiden sich in Richtung Brennans Bank wenden, als der Schreiner wieder auftauchte. Er hatte die Sachen bereits in die Liefertruhe gelegt und wollte nun sein Geld haben. Schnell schlüpfte Tari noch einmal durch die Türen des Talas, an dem Fremden vorbei, der das Gebäude gerade verließ, und nahm ihren nun wieder trockenen Umhang vom Stuhl. Dann trat sie wieder durch die Tür ins Freie. Unmittelbar davor stand der Fremde mit blank gezogenem Schwert. Chana rief Tari noch zu, sie solle fortlaufen, doch da stand der Mann schon hinter ihr und der kalte Stahl seines Schwertes lag an ihrer Kehle. Starr vor Schreck stand sie da und presste das kleine Kind an sich. "Geht alle einen Schritt zurück!" sagte der Mann drohend. Dann versuchte er, mit seiner freien Hand das schlafende Kind zu greifen und Taris Armen zu entreißen. Entschlossen hielt sie die Kleine fest, doch sein Griff war hart und er zerrte heftig an dem kleinen Ärmchen. Die kleine Faminia schrie aus Leibeskräften und der Druck seiner Finger hinterließ dunkle, blaue Flecken auf der weichen, blassen Haut des Kindes. Schließlich schien er einzusehen, dass Tari das Kind nicht herausgeben würde und dass das Schreien der kleinen Faminia nur noch mehr Aufmerksamkeit auf ihn ziehen würde. So legte er seinen Arm um Taris Hals und drückte ihr langsam die Atemluft ab, während sie verzweifelt versuchte, das Kind und sich selbst zu beruhigen.
Mittlerweile hatten sich noch zwei weitere Leute unter dem Vordach des Tala eingefunden und starrten fassungslos auf die Szene. Mit drohender Stimme forderte der Fremde, dass die Umstehenden all ihr Geld hergaben, sonst würden Tari und das Kind den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr erleben.
Was dann folgte, konnte Tari im Nachhienein nicht mehr genau sagen. Ein Beutel landete vor den Füßen des Mannes, und irgendetwas flog in seine Richtung. Plötzlich zerrte Chana an Taris Arm und riss sie von dem Mann weg. Dann schrie sie nur noch "Lauf Tari!". Und Tari lief. Sie hörte die Schritte ihres Verfolgers in den dunklen Gassen widerhallen. In blinder Panik rannte sie an der Kirche vorbei und stürzte sich durch das Mondtor, und weiter zum nächsten. Zweige schlugen ihr ins Gesicht und sie stolperte über eine Wurzel, als sie in der Dunkelheit durch den Wald bei Khaz'Dur preschte. Schließlich zuhause angekommen, schlug sie die Tür so schnell sie konnte zu, und kauerte sich in die dunkelste Ecke, die sich im Haus finden ließ. Ängstlich starrte sie zur Haustür, in der Erwartung, der Fremde würde sie gleich öffnen und wieder versuchen, ihr Faminia wegzunehmen. Stattdessen erschien jedoch Alvel verschlafen in der Schlafzimmertür. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, ehe er erfaßt hatte, dass etwas Schlimmes vorgefallen sein musste. Nur in Bruchstücken konnte Tari ihm erzählen, was vorgefallen war. Glücklicherweise kam Chana kurz nach Tari am Haus an. Sie erzählte Alvel, was vorgefallen war und versuchte sich dann um die völlig verstörte Tari zu kümmern. Alvel war indes schon zur Haustür hinaus und auf dem Weg zum Schloß, um die Garde zusammenzurufen und den Fremden dingfest zu machen.
Die nächsten Stunden zogen für Tari nur langsam dahin. Schweigend saß sie an den Bettchen der beiden Kinder und betrachtete sie. Wie friedlich sie da lagen. Nur die bläulich schimmernden Fleckchen auf Faminias Arm erinnerten noch an die Geschehnisse der Nacht. Der Morgen war schon hereingebrochen, als Alvel wiederkam. In knappen Sätzen erklärte er Tari, dass der Fremde bereits gefasst sei und dem Gericht überstellt werden würde. Den ganzen Tag und die ganze Nacht war Tari nun auf den Beinen gewesen, und Alvel musste mit Engelszungen auf sie einreden, bis sie ihm vorsichtig die kleine Faminia in den Arm legte. Dann brachte er sie selbst ins Bett. Trübe starrte sie an die Decke und lange dauerte es, bis der Schrecken der Nacht sie schlafen ließ.
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Alt 02.02.2005, 13:59
#10
Tari Ceres
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Es war zur Jahreswende 1263/1264 gewesen. Die Tage waren düster und kalt, und man jagte nicht einmal die Hunde vor die Türen. Doch eine Frau war noch draußen. Warm eingehüllt in einen dicken Wintermantel schlich sie durch die Schatten der Gassen Britains. Nie im Leben hätte Vilina Tiwele gedacht, dass sie etwas zu dieser Jahreszeit, noch dazu hochschwanger, aus dem Haus treiben könnte. Doch wie konnte sie den verzweifelt dreinblickenden Mann abweisen, der sich auf der Suche nach Hilfe für seine krank darniederliegende Frau, den weiten Weg von Minoc durch den Schnee gekämpft hatte? Ihr Mann Thomas hatte sich ohnehin wieder hinter irgendwelchen Büchern über Magie und die Elemente verkrochen, und die kleine vierjährige Marill lag bereits warm zugedeckt in ihrem Bettchen und schlief. Also stimmte Vilina zu und öffnete ein Tor, das ihr zumindest den Weg bis zum Turnierplatz ersparte. Von da aus waren es nur noch ein paar Schritte bis ins trockene Heim des Mannes und seiner kranken Frau. Vilina legte ihren Mantel vor das prasselnde Kaminfeuer und ließ sich dann dankbar auf einen Schemel sinken, der an dem Bett der Kranken bereitstand. Sorgfältig untersuchte Vilina die Frau. Sie litt an Husten und Atemnot, wie so viele in diesem harten Winter. Beruhigend redete Vilina auf die Frau ein, während sie einen Trank zur Linderung ihrer Beschwerden bereitete. Anschließend machte sie sich rasch wieder auf den Heimweg. Ihr Rücken, der die Last des Kindes trug, schmerzte, und Vilina wollte die Nacht nicht in dieser kleinen, einsamen Hütte verbringen. Mittlerweile war es völlig dunkel geworden, nur die Sterne schimmerten hell am Himmel, doch erhellten sie den Weg nicht. Vilina versuchte, ein Tor nach Hause zu öffnen, doch wie nicht anders zu erwarten war, scheiterte sie. Diese tagelang andauernde Dunkelheit störte ihre Konzentration zu sehr, als dass Magie vernünftig wirken könnte. Leise seufzend machte sie sich also auf, durch den kniehohen Schnee zum nächsten Mondtor zu stapfen. Ab und an kreuzten die Spuren wilder Tiere ihren Weg und sie hoffte inständig, dass keines auf sie aufmerksam würde. Schließlich hatte sie das Tor erreicht und trat hindurch. Doch während ihr Körper durch das Nichts gezogen wurden, fuhr ein heftiger Schmerz durch ihren Leib. Das Kind! fuhr es ihr durch den Kopf. Es war an der Zeit, sie hatte es geahnt, doch wider ihre Vernunft, hatte sie sich nach draußen begeben. Ein paar Schritte waren es noch, sie konnte schon die Tür ihres Heimes im Schneegestöber erkennen. Mit schmerzerfülltem Lächeln streckte sie die Hand nach der Klinke aus und stolperte ins Haus. Nun folgten schwere Stunden für Vilina. Ein neuer Tag brach an und verging, und schließlich, zur Wende des zweiten auf den dritten der grauen Tage erblickte die kleine Tari das Licht der Welt.

Die nächsten vier Jahre wuchs sie unbeschwert mit ihrer Schwester Marill in dem hübschen und ordentlichen Haus ihrer Eltern auf. Gemeinsam liefen sie barfuß durch die Stadt und heckten allerlei Streiche aus (Wobei anzumerken sei, dass Tari sich nie wagte, die Streiche selbst auszuführen. Das übernahm ihre mutigere Schwester Marill). Eines Tages hatten die Mädchen wieder neuen Schabernack im Sinn, und mit einer Schere bewaffnet schlichen sie in die örtliche Gaststube, wo zur Mittagszeit immer ein alter Mann zu sitzen pflegte, den alle in der Stadt nur "den Alten" nannten. Auch heute saß der Mann wieder an seinem Lieblingstisch am Fenster der Stube und döste vor sich hin. Sein langer, weisser Bart hing in Wellen an ihm herunter. Kichernd schlich Marill sich an und *schnipp* war der Bart ab. Durch das Kichern und das klicken der Schere war der Alte wach geworden, und ein gewaltiges Donnerwetter brach über die beiden Kinder herein. Schließlich packte der Mann jedes der Kinder an einem Ohr und zerrte sie daran nach Hause, damit Vilina und Thomas sie ihrer wohlverdienten Strafe zuführten. Doch zuhause war niemand. Das war äußerst ungewöhnlich, denn normalerweise war immer einer der Eltern da. Mürrisch setzte der Alte die Kinder auf einer Bank ab und ging durch das Haus, um die Eltern zu suchen. Er fand sie schließlich im Schlafzimmer liegend. Nicht etwa in einer peinlichen Situation, nein. Blaß lagen die Eltern dort, und der Hauch des Todes lag bereits auf ihren Gesichtern. Auf seine Fragen erklärte die verunsicherte Marill dem Mann, dass es Mami und Papi schon seit einigen Tagen nicht so gut ginge. Der Alte erkannte schnell, was den Eltern zugestoßen war: Die Lungenpest. Vergessen war der Ärger über die Kinder. Rasch brachte er sie zu Nachbarn und bemühte dann sein Bestes, die Eltern zu retten. Doch ihr Kampf ums Leben dauerte nicht lange. Noch in der selben Nacht verstarben sie.

Was sollte man nun mit den Kindern tun? In der Stadt war niemand bereit, sich um so kleine hungrige Wesen zu kümmern, die noch nicht einmal bei der Arbeit helfen konnten. So beschloß man schließlich, die kleinen Mädchen zu Vilinas Schwester nach Faerlan zu schicken, wo sie auf deren Hof aufwachsen sollten. Dort verbrachten die Mädchen die nächsten Jahre zwischen Kühen und Weizen, immer eingespannt in die harte Arbeit, die auf einem Bauernhof anfiel. Während Marill sich jedoch mit Begeisterung um die Landwirtschaft kümmerte, fiel es Tari schwer, sich in diesem Leben zurechtzufinden. Noch komplizierter wurde es, als sich in ihrem sechsten Lebensjahr herausstellte, dass Tari offenbar die magische Begabung ihrer Eltern geerbt hatte. Dieses Können verwirrte sie, und plötzlich brachten die Bauern der Umgebung ihr gehöriges Misstrauen gegenüber. Erst als Tari vierzehn war und es auf dem Hof zu einem Unfall kam, stellte sich heraus, dass ihre Gabe kein Fluch, sondern ein Segen war: Einer der Knechte war zwischen den Stier und die Wand geraten und schwer verletzt worden. Ohne groß nachzudenken ließ Tari die magischen Kräfte durch ihre Hände strömen und heilte den Mann, der ansonsten dem Tode geweiht gewesen wäre. Von da an wurde das Leben für Tari leichter. Man zwang sie nicht mehr zur Feldarbeit, sondern schickte sie für drei Jahre in ein nahegelegenes Kloster, in dem die dortigen Frauen ihr mehr über die Heilkunde beibrachten. Tari genoß die Zeit dort, wurde ihre Gabe doch erklärt und gefördert. Schnell hatte sie sich damit abgefunden, ihr Leben fortan im Kloster zu verbringen und Gutes zu bewirken. Doch schließlich rief man sie wieder heim. Freudig wurde sie von ihrer Schwester Marill und deren Freundin Chana begrüßt. Doch die Freude wahrte nicht lange. Mit feierlich-ernsten Gesichtern riefen ihre Zieheltern sie zu sich in die Stube. Dort erklärten sie ihr, dass man sie aus dem Kloster geholt habe, da man eine Ehe mit dem Erben des nachbarlichen Gutshofes vereinbart hatte. Zweifellos war dieser Mann keine schlechte Wahl, war er doch reich und wie Marill und Chana fanden, recht gutaussehend. Doch zu Tari war er immer gemein gewesen. Als Junge hatte er immer an ihren Zöpfen gezogen und gelacht, wenn sie geweint hatte. So versuchte Tari gegen die Verlobung anzugehen, doch brachte es ihr nur monatelangen Stubenarrest ein. Schließlich fügte Tari sich der Vereinbarung. Was hatte sie auch für eine andere Wahl? Und so vereinbarte man, die Hochzeit im Herbst des nächsten Jahres zu feiern, wenn die Ernte eingebracht war und winterliche Ruhe eintreten würde. Dann würde Tari neunzehn sein und nach Ansicht ihrer Eltern reif genug für eine Ehe. Bis dahin wurde sie mit Arbeit überhäuft, dass sie bloß nicht auf den Gedanken käme, ihre Heirat doch noch irgendwie zu verhindern. Ihrem Verlobten selber begegnete sie nur selten, glücklicherweise nie allein, denn seine anzüglichen Blicke behagten ihr gar nicht.

Eines Tages, es war Spätsommer, geschah dann das Unvermeidliche: Sie war im Stall und fütterte die Kühe, als plötzlich ein Schatten in der Tür stand. Groß war er und kam mit schweren Schritten näher. Ein Gefühl der Enge trieb sich in Taris Hals, als er nach ihr griff. Sie wollte fortlaufen, doch er war zu stark. Während er sie gegen eine Stallwand presste, flüsterte er ihr höhnisch grinsend ins Ohr, was er von ihr wollte: Einen Vorgeschmack auf ihre baldige Ehe. Dann schickte er sich an, sie ins Heu zu werfen und ihre Kleider zu zerreissen. NEIN! Tari wehrte sich verzweifelt, sie schrie, und plötzlich stand das Heu in Flammen. Entsetzt blickte er zu ihr herunter, begriff nicht, was geschehen war, und auch Tari verstand es zuerst nicht. Doch schließlich drang die Erkenntnis zu ihr durch, dass sie Magie angewandt hatte, dass Magie nicht nur heilen, sondern auch Schaden anrichten konnte. "HEXE" schrie er. "Verflucht sollst du sein Hexe!" Dann lief er in Panik fort. Verwirrt rappelte Tari sich auf und löschte das Feuer. Was sollte sie jetzt tun? Man hatte ihre Gabe nie wirklich akzeptiert und nun bezeichnete man sie als Hexe. Das hatte nichts gutes zu bedeuten in diesem streng glarongläubigen Dorf. Augenblicklich musste sie fort von hier. Rasch schlich sie in ihre Kammer, packte nur ein paar Habseligkeiten ein. Dann schrieb sie ihrer Schwester Marill einen kurzen Brief und verschwand in der Abenddämmerung.

Am 2. der grauen Tage im Jahre 1284, zwanzig Jahre nach ihrer Geburt, betrat sie wieder ihre Heimatstadt Britain.
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Alt 11.02.2005, 01:28
#11
Tari Ceres
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Gelangweilt stand sie mit einigen Freunden vor den Türen des Tala. Ein Bettler hatte sich zu ihnen gesellt und bedankte sich für die ihm gegebenen Goldstücke mit Flüchen und fliegenden Flaschen. Dann setzte er sich auf den kalten Boden ins feuchte Gras und weigerte sich, sich zu entfernen. Ein Zwerg riss übelgelaunt die Türen des Tala auf, knallte sie wieder zu und rempelte sich durch die Menge. Dann stellte er sich in beobachtender Position etwas abseits. Seiner Miene war deutlich abzulesen was er über die "langen" dachte. Eine Weile ging das Treiben so, als ein recht auffällig bunt gekleideter Mann zu der Gruppe hinzutrat. Er suche einige wehrhafte Leute, die ihm etwas wiederbesorgen könnten. Taris Interesse und das ihrer Freunde waren geweckt. In knappen Worten berichtete der Mann, wie Orken ihn überfallen hatten. Dann überzeugte er sogar den Zwerg davon, ihn zu begleiten. Die Gruppe machte sich auf nach Khaz'Dur, begleitet sogar von dem Bettler. Ein Stück wanderten sie nach süden, doch stellte der Fremde dann fest, dass er sich geirrt hatte. So wanderten die Gefährten zurück zum Mondtor, um von dort in den Süden Britains zu gelangen. Tari hörte noch hinter sich jemanden "Knappe Bai" rufen, doch da war sie schon durch das Tor getreten und folgte den anderen durch den Wald zur Straße. Sie folgten ihr ein gutes Stück nach Süden bis sie eine Brücke erreichten. "Das ist es" rief der Fremde. Von seinen Rufen aufgeschreckt stürmten der Gruppe sogleich einige Orken entgegen. Der Fremde versteckte sich sogleich hinter einem Baum, während die Männer ihre Schwerter und Äxte zogen und auf die Orken einschlugen. Schnell waren die Untiere zur Strecke gebracht und die Gruppe zog über die Brücke um weitere Orks niederzustrecken. Dort bot sich ein schauriges Bild: Drei oder vier Packpferde lagen grausam niedergemetzelt am Boden. Wieder stürzten sich die Kämpfer sogleich auf die Orks während der Fremde verzweifelt die Taschen der toten Tiere durchsuchte. Schließlich waren alle Orks getötet oder verjagt und die Gruppe fand sich bei dem Fremden wieder zusammen. Schließlich erklärte er ihnen, dass er eine goldene Schatulle vermisste, in der irgendetwas wichtiges wäre. Kurzentschlossen erklärten Tari und Torarg sich bereit, Pferde hervorzurufen und die nähere Umgebung abzusuchen. Nachdem sie eine Weile durch das Gestrüpp geritten waren kamen sie an einem Zelt an, neben dem sich ein Mondtor befand. "Sollen wir sehen ob er hindurch ist?" fragte Tari Torarg. Doch er schüttelte den Kopf und bezweifelte, dass ein Ork für so etwas schlau genug sei. Tari musste ihm zustimmen und so wendeten sie die Pferd und ritten zurück zu ihrer Gruppe.
Dort angekommen vernahmen sie lautes Stimmengewirr. Was war das denn..? Wo kamen denn die Yil'Daner her? Da stand Ramirez Decram, und nach und nach fanden sich auch einige Schwertreiter ein. Verwirrt blickte Tari zu Torarg, ehe sie vom Pferd glitt und es in die Welt zurückschickte, aus der sie es geholt hatte. Vogt Decram unterhielt sich angeregt mit dem Fremden und rief anschließend seine Kämpfer zu sich. Er äußerte die Vermutung, dass die Orks mit der Schatulle durch das Mondtor in die Sümpfe geflohen waren. Verdammt! Hatten sie doch recht gehabt, wären sie bloß durch das Tor geritten und hätten dort weitergesucht. Gemeinsam machte die nun große Gesellschaft sich auf den Weg in die Sümpfe. Hintereinander stapften sie die schmalen Pfade durch das trügerische, wässrige Gebiet, begleitet von dem wütenden Geschimpfe des Zwerges über die Yil'Daner. Hexer seien sie, murmelte er vor sich hin. Eine Ratte kam aus dem Dickicht gekrochen und biss sich in Taris Stiefel fest. Verärgert versuchte sie das Tier abzuschütteln, doch erntete sie damit nur einen kräftigen Biss des Tieres. Erst als der Zwerg beherzt auf die Ratte trat und ihr damit das Genick brach, war sie es los. Schweigend ging die Gruppe weiter, bis sie das Fort der Orks erreicht hatten. Mit knappen Kommandos befahl Sire Decram einen seiner Schwertreiter auf den Fremden zu achten, während die anderen das Fort stürmten. Alles, was sich regte, wurde von den Kämpfern gnadenlos niedergemetzelt. Schließlich erreichte die Gruppe ein kleines Häuschen ganz am Ende des Forts. "Erster" stand auf dem kleinen Schildchen. Schon hatten Ales und einige Yil'Daner die Hütte gestürmt. Dann schlug die Tür wieder zu und nur unevrständliches Stimmengewirr war zu vernehmen. Zahlreiche Minuten verstrichen, bis Sire Decram mit einem kleinen goldenen Kästchen aus der Hütte trat. Erleichtert lächelte Tari. Hatten sie das Kästchen also doch noch gefunden. Gemeinsam gingen sie durch das Fort zurück zum Sumpf, wo der Fremde sichtlich beunruhigt wartete. Schon sprang er auf und wollte sein Kästchen in Empfang nehmen, doch Sire Decram riss es zurück und verlangte von dem Fremden Einsicht in das Kästchen. Verzweifelt erklärte der Fremde, dass ein wertvolles Heilmittel sich in dem Kästchen befand und es nur im Dunkeln geöffnet werden dürfe. Der Vogt zeigte sich davon nicht beeindruckt und alles Flehen half nicht, er bestand darauf, das Kästchen zu öffnen, auch wenn das bedeutete, dass er das Heilmittel verdarb und die Tochter des Fremden, für die das Mittel gedacht war, sterben musste. Wie konnte jemand seine Neugier über das Leben eines Menschen setzen? Tari war entsetzt. Schließlich willigte der verzweifelte Fremde ein, den Vogt nach Fenisthal zu begleiten, wo er das Kästchen öffnen wollte. Tari und Torarg überreichte er zum dank kleine Steine, von denen eine magische Spannung ausging. Auch der Zwerg war mit einem bedacht worden. Alle drei wollten die Annahme der Steine verweigern, hatten sie dem armen Mann doch nicht zu seinem Besitz verhelfen können. Doch da hatte er sich schon umgewandt und schritt auf das düstere Tor zu, das ins Fenisthal führte. Erst kurz davor wandte er sich noch einmal zu den dreien um und bat sie, ihn zu begleiten. Tari hatte dabei kein gutes Gefühl. Der Vogt machte keinen Vertrauenerweckenden Eindruck auf sie, vielmehr hatte sie das Gefühl, dass man den Fremden und sie als seine Begleiter, festsetzen würde, um an das Kästchen heranzukommen. Trotzdem brachte sie es nicht übers Herz, den Mann alleine zu lassen und so schritt sie gemeinsam mit Torarg durch das Tor. Nur der Zwerg blieb zurück. Er hatte Hausverbot in Fenisthal, sagte er. In Fenisthal angekommen fanden sie sich in einem engen Hof wieder. Wie sie es nicht anders erwartet hatte, forderte Sire Decram den Fremden auf, ihm zu einem Verhör zu folgen. Sie selbst und Torarg wurden von Frau Quir und einer weiteren Wache an die Grenzen Fenisthals gebracht. Tari hatte den Eindruck, dass es selbst Frau Quir nicht passte, wie der Fremde behandelt wurde. Sie entschuldigte sich sogar für das Verhalten ihrer Mitbürger. Tari schüttelte den Kopf. Wie konnte man so sein...?

Desillusioniert ging sie zum Tala, wo der Zwerg allein am Tisch saß. Sie wusste, dass Zwerge nichts für Magie übrig hatten, doch hatte er während ihrem gemeinsamen Abenteuer gesehen, wie sie selbige anwandte und sich in keinster Weise abwertend verhalten. Also begrüßte sie ihn freundlich und als er ihr gestattete, sich zu ihm zu setzen, wurde ihr anstrengender Tag mit interessanten Geschichten über das Volk der Zwerge belohnt. Als sie nach Hause ging musste Tari sich eingestehen, dass die Zwerge gar nicht so ungehobelt und menschenfeindlich waren, wie allgemein behauptet wurde.
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Alt 17.02.2005, 23:11
#12
Tari Ceres
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Aus roten Knopfaugen blickte die Ratte zu ihr hinauf, lief um sie herum und bohrte dann ihre Krallen in Taris Kleid um daran emporzuklettern. Verärgert schüttelte und zerrte Tari an ihrem Kleid um das Tier abzuschütteln. Tarvas stand daneben und sah ihr zu, als die Ratte mit einem Ruck auf dem Boden landete und reglos liegen blieb. Mit einer Mischung aus Ekel und Interesse blickten beide auf die Ratte hinab, als Tarvas einen Beutel hervorholte und die Ratte dort hineinzustecken suchte. Doch mit einem Mal schlugen die kleinen Augen wieder auf und ehe die beiden es sich versahen, sprang die Ratte auf Tarvas zu und versuchte ihn in die Hand zu beissen. Gerade noch rechtzeitig zog er seine Hand weg und sprang auf. Stattdessen stürzte sich das Tier nun auf Tarvas Stiefel und biss sich darin fest. Auf einem Bein hüpfte Tarvas zur Mauer der nahestehenden Kirche und schmetterte seinen Stiefel samt Ratte dagegen. Ein leises Knacken war zu hören ehe der leblose Körper der Ratte zu Boden fiel. Zwei oder dreimal trat Tarvas noch auf das Tier ein, ehe er von dem Tod des Nagers überzeugt war. Dann wandte er sich Tari zu um mit ihr zu bereden, was man mit dem Tier machen sollte. Entschlossen forderte Tari das Tier zu vergraben, zu groß war die Gefahr einer Seuche. Tarvas stimmte zu und mit ein paar derben Fusstritten beförderte er das tote Wesen über den Marktplatz. Am Rande des Platzes angekommen sprang das Tier plötzlich wieder auf. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen! Der halbe Körper war zertreten und Tari war sicher, dass seine Wirbelsäule gebrochen war! Trotz des zerschmetterten Körpers sprang das Tier überraschend behende auf Tari zu und ehe sie sich versah, saß die Ratte auf ihrer Schulter und krallte sich fest. Tari versuchte das Tier abzuschütteln, drehte sich im Kreis und schlug nach ihr doch unbeirrt starrte die Ratte sie aus schwarzen Augen an. Tari hielt inne. Waren die Augen nicht eben noch rot gewesen? Tari blinzelte und blickte erneut in die nun grünlich schimmernden Augen. Grün...?
Ein stechender Schmerz schoss durch ihren Kopf. Die grünen Augen der Ratte schienen immer größer zu werden, anziehend... Tari vermochte ihren Blick nicht abzuwenden, dieser Blick hatte sie in seinen Bann gezogen. Die grünen Augen formten sich zu einem Ei, von Silber umgeben. "Es gehört mir" hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf "Es wurde mir gestohlen und ich will es zurück!" Dann veränderte sich das Bild. Eine südländisch aussehende Fremde erschien. Der Schmerz in ihrem Kopf wurde immer stärker und benommen sank Tari zu Boden. Angst stieg in ihr auf. Wieder änderte sich das Bild. Diesmal war ein Mann zu sehen, haarlos, in einer Robe. Tarathir! schoss es ihr durch den Kopf. Immer stärker wurde der Schmerz und wieder erklang diese Stimme "Finde es! Ich will es haben!"
Mit einem Mal waren Bilder, Stimme und Schmerz fort. Benommen blinzelte Tari. Was um alles in der Welt war das gewesen??? Reste des kleinen, zerfetzten Rattenkörpers fielen von ihr herab, als Tarvas ihr die Hand reichte und ihr aufhalf. Ihr Umhang und ihr Kleid waren mit Blut besudelt. Ihr eigenes? Zitternd tastete sie über ihre Arme und ihren Hals. Nein.. alles unverletzt. Langsamen Schrittes führte Tarvas sie zum Tala.

War sie irre geworden? Stimmen und Bilder... hatte sie sich das nur eingebildet? Das konnte doch nicht normal sein. Sofort musste sie Tarathir finden!
Tari Ceres ist offline  
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Alt 19.02.2005, 00:30
#13
Tari Ceres
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Energisch quengelnd lag die kleine Faminia in ihrem Bettchen. Es war längst Schlafenszeit, doch das Kind wollte und wollte nicht ruhiger werden. Seufzend nahm Tari die kleine hoch und ging mit ihr in den Wohnraum des Hauses. Dort liess sie sich auf den Kissen am Kamin nieder und sang dem kleinen Mädchen ein Kinderlied vor, etwas schief zwar, aber das Kind doch offenbar erheiternd. Fröhlich quiekte die kleine, als Tari sie hoch in die Luft hob und sie wie einen Vogel kreisen ließ. Ein Schatten huschte am Fenster vorbei. Einen Augenblick hielt sie inne. Behutsam platzierte sie Fami auf ihrem rechten Arm, um sich dann mit der Linken über die Augen zu streichen und so das magische Licht hervorzurufen, das ihr die Nacht erhellte. Wieder spähte sie aus dem Fenster, doch nichts war zu sehen. "Sicher nur der Sturm" murmelte sie leise. Und tatsächlich rüttelte der Wind an den Fensterläden und pfiff um das Haus. Doch unter den Geräuschen des Sturms zeichnete sich klar ein feines, leises Kratzen an der Haustür ab. Argwöhnisch blickte Tari zur Tür. Stand dort ein Tier und suchte hineinzugelangen? Womöglich wieder eine dieser widerwärtigen Ratten? Leise, bemüht kein Geräusch zu machen, schlich Tari ins Schlafzimmer. Mit einem leisen Klicken drückte sie die Tür ins Schloß und ging zu Famis kleinem Kinderbettchen um das Mädchen hineinzulegen. Gerade wollte sie sie zudecken, da hielt sie inne. Hatte sie da nicht ein Geräusch im Nebenraum vernommen? Mit zitternder Hand zog sie den Dolch hervor, den sie versteckt an ihrem Körper trug. Dann machte sie ein paar Schritte auf die Tür zu und lauschte. Tatsächlich...irgendjemand trieb sich dort herum, deutlich vernehmbar hallten die Schritte durch das Haus. Tari griff den Dolch fester. Sie wusste nicht damit umzugehen und so war er wertlos für sie. Dennoch war es beruhigend, die Waffe in der Hand zu wissen. Draussen hörte sie die Pferde wiehern und unruhig in ihrem Gatter auf und ab laufen. Ab und an glaubte sie, einen Schatten ums Haus huschen zu sehen. Allmählich ließ das Pfeifen und rauschen des Windes nach. Und auch die Schritte schienen sich zu entfernen. Ermutigt öffnete sie die Tür des Schlafzimmers und blickte in den verlassen daliegenden Wohnraum. Mit zitternden Händen schritt sie die Ecken des Hauses ab, prüfend, ob sich nicht irgendwo ein Eindringling versteckt hielt. Ein Blitz schlug in einen nahestehenden Baum ein und erhellte das Haus für einen Augenblick. Erleichtert stellte Tari fest, dass niemand sich hier versteckt hielt. Gerade wollte sie sich wieder dem Schlafzimmer zuwenden, als erneut ein Geräusch an der Tür erklang. Augenblicklich griff sie ihren Dolch fester und drückte sich an die Wand, bereit, jederzeit auf den Eindringling zuzustürzen und ihm mit einem geschickten Schnitt die Kehle zu durchtrennen. Jedenfalls um es zu versuchen. Doch in der Tür erschien eine kleine stämmige, aber vertraute Gestalt. Alvel! Erleichtert liess Tari den Dolch zu Boden fallen und fiel ihm um den Hals. Völlig verwirrt stand er da, und lauschte ihren aufgeregten, holprigen Ausführungen über das, was sie eben erlebt zu haben glaubte. Beruhigend strich er über ihren Rücken. Dann setzte er sie auf dem nächsten Stuhl ab und begab sich daran, Haustür und Pferdegatter auf Einbruchspuren zu überprüfen. Vermutlich warf es kein gutes Licht auf Tari, dass er nichts fand. Immerhin beschwor sie immer noch, dass jemand im Haus gewesen sei. Erst einmal konnte er sie jedoch zu ihrem bitter nötigen Schlaf überreden und so verbrachte sie die nächsten Stunden schlafend und wieder vollends ruhig an seiner Seite.

Der nächste Nachmittag war angebrochen. Endlich hatte Tarathir sie daheim aufgesucht! Anfangs etwas zögerlich, doch dann von seiner Aufmerksamkeit ermutigt berichtete sie ihm von ihrer... konnte man es Vision nennen? Tari zögerte bei dem Gedanken daran. Es war keine Vision gewesen. Jemand war in ihren Geist eingedrungen und hatte ihr auf schmerzvolle Weise Bilder gezeigt. Nachdem sie geendet hatte blickte sie Tarathir abwartend an. Zu ihrer Überraschung holte er dann einen kleinen, runden Gegenstand aus seiner Tasche. Das Ei das sie gesehen hatte! Grün war es, aus Jadestein und von feinen silbernen Linien durchzogen. Angeregt unterhielten die beiden sich darüber, wie Tarathir an den Stein gelangt war. Eine südländische Fremde (Hört, hört!) hatte ihm das Ei verkauft. Ein Magier soll es hergestellt haben und das Ei sollte in der Lage sein, Wissen anzuziehen. Dabei bemerkten sie nicht, wie erneut Wind aufzog und um das Haus strich. Erst als die Tür mit lautem Krachen aufflog und gegen die Hauswand polterte. Im Aufstehen ihren Dolch ziehend ging Tari zur Haustür. Schon streckte sie ihre Hand nach der Klinke aus, als die Tür, vom Wind getrieben, mit einem lauten Krachen wieder ins Schloss fiel. Rasch holte Tari den Hausschlüssel aus ihrer Tasche und drehte den Schlüssel drei mal um. "Nur der Wind," sagte sie, wohl mehr um sich selbst davon zu überzeugen, "Ich habe die Tür wohl nicht richtig geschlossen." Ein paar Augenblicke verweilten sie noch im Haus, ehe sie beschlossen, nach Britain zu gehen. Heute war der Tag, an dem endlich über den Mann gerichtet werden sollte, der versucht hatte, Fami zu entführen.
Doch als sie am Schloss ankamen standen sie vor verschlossenen Türen. Geduldig stellten sie sich an die Wand und blickten müßig umher. War da nicht gerade etwas an der Ecke gewesen? Neugierig und etwas unsicher beugte Tari sich vor, doch sie konnte nichts sehen. Unruhig knetete sie an ihrem Hut herum und musste schließlich allen Mut aufbringen, zum Treppenabsatz zu gehen, an dem sie die Fremde Gestalt (War es eine Gestalt? Hatte sie nicht nur den Schatten der Gestalt gesehen? Verwirrt schüttelte Tari den Kopf) gesehen hatte. Doch als sie die Treppen hinabspähte, war der Schloßhof leer. Etwas verwundert war Tarathir ihr gefolgt und blickte sie nun fragend an. In knappen Worten erklärte sie ihm, dass sie jemanden hier hatte herumstreunen sehen. Doch als sie sich an die beiden Wachen, die dort standen, und sie um Bestätigung ihrer Geschichte bat, erntete sie nur starre Blicke und schweigen. Offenbar waren sie nicht befugt, mit den Bürgern zu sprechen. Seufzend wandten sie sich wieder um. Kurz darauf fand sich Herr Eynar ein, der Händler, den Tari eigentlich nur vom Sehen kannte. In hastigen Worten fragte er, ob er die Verhandlung verpasst hatte und zeigte sich recht erstaunt, dass sie noch gar nicht begonnen hatte. Derweil begann Tarathir sich äußerst merkwürdig zu verhalten: Er hielt sich den Kopf, zitterte und murmelte leise vor sich her. Sie hatte recht gehabt! Sie hatte jemanden gesehen! Und dieser jemand, der zuvor in sie eingedrungen war, schien nun dasselbe mit Tarathir zu tun. Schließlich kam er wieder zu sich. Leise fragte sie ihn, ob "es" zu ihm gesprochen hatte, und er nickte kaum merklich. Rasch entfernten die beiden sich vom Schloß, vorbei an Sire Sogath und dem Templer Erindor Brithil. Im Tala angekommen begann Tarathir zu berichten, was ihm zugestoßen war. Doch weit kam er nicht, denn die Tür wurde aufgestoßen und Frau Quir stand in selbiger. Zweiffellos war diese Frau nett, aber in diesem Augenblick wünschte Tari sich nichts sehnlicher als diese Frau auf der Eisinsel oder sonstwo zu wissen. Besorgt erkundigte Frau Quir sich nach Tarathirs Gesundheit und plauderte mit ihm. Tari hielt es nicht mehr aus. Mit dem Vorwand "mal rasch" zum Heilerhaus zu müssen, eilte sie zur Tür hinaus und den Weg hinab zum Heilerhaus. Dort angekommen sah sie sich ratlos um. Mehr um etwas zu tun als weil es wirklich von nöten war, begann sie damit, die Banner die das Haus zierten, von den Wänden zu nehmen. Sie hatten eine Wäsche bitter nötig. Sie hatte die letzte Stange des letzten Banners gerade heruntergenommen und wandte sich wieder dem Haus zu, als sie schwarzen Nebel über die Straße wabern sah. Wie merkwürdig! Interessiert und doch etwas beängstigt blickte sie auf den Nebel und sah zu, wie er sich an einem Punkt konzentrierte und in die Höhe waberte. Mit einem mal (oder waren sie schon immer dort gewesen?) blickten stechende grüne Augen aus dem Nebel zu ihr herüber. Unsäglicher Schmerz breitete sich in ihrem Kopf aus als die Stimme, die sie schon einmal gehört, erneut erklang und der Nebel weiter Gestalt annahm. Eine schwarzgekleidete Frau mit langen weissen Haaren stand vor ihr, und allein ihr Blick, der Schmerz, reichte aus, sie in die Knie zu zwingen. Säuselnd sprach die Frau zu ihr, forderte erneut das Ei. "Warum ich..??" stieß Tari verzweifelt hervor, doch anstelle eine Antwort schrie die Frau sie an und forderte erneut das Ei. Und als wäre nichts gewesen setzte sie wieder freundlich nach "Oder willst du, dass ich dir dein Liebstes nehme?", ehe sie verschwand und der Nebel sich wieder auflöste.
Die Kinder! Das konnte sie nicht zulassen! Sie musste das Ei bekommen, koste es was es wolle. Schnell rappelte sie sich auf und stolperte mehr als dass sie lief, die Straßen zum Tala entlang. Dort angekommen riss sie die Tür auf und erblickte sogleich Tarathir, der sie entgeistert anstarrte. Noch eher er sie fragen konnte, was passiert war, hatte sie ihn bereits an der Robe gepackt und schüttelte ihn heftig. "Gib mir das Ei! Sie will es haben! Gib es mir SOFORT!" schrie sie ihn an und bemerkte nicht, wie der Templer Brithil hinter ihr in die Tür trat und sie missbilligend beobachtete. Was tat sie hier? Erschrocken ließ sie Tarathir los, stieß ihn fast von sich und blickte ihn entsetzt an. Leise aber fest erhob der Templer seine Stimme. Tari mit ernsten Blicken bedenkend fragte er Tarathir, ob alles in Ordnung sei. Tari brauchte nicht zu fragen um zu wissen dass der Mann sie für besessen oder zumindest verrückt hielt. Zu ihrer Erleichterung wehrte Tarathir ab, es sei alles in Ordnung und er benötige keine Hilfe. Einige herunterspielende Floskeln Tarathirs später trollte der Mann sich wieder und Tarathir schob Tari zur Tür hinaus und brachte sie zur Schriftenhalle. Dort angekommen fragte er Tari besorgt, was geschehen war. In knappen Sätzen erklärte sie ihm was geschehen war. Dann fiel sie vor ihm auf die Knie und flehte ihn an, ihr das Ei zu übergeben. Besorgt liess er sich neben ihr auf dem Boden nieder und versuchte sie zu beruhigen. Mit einem Mal drang ein helles Leuchten aus seiner Tasche hervor. Beunruhigt griff er hinein und fischte nach dem Ei. In dem Augenblick wo er es berührte, krümmte er sich wieder zusammen, wie unter Schmerzen. Leise stammelte er vor sich hin, doch so sehr sie sich anstrengte, Tari konnte nur das Wortfragment "Die Kinder" heraushören. "Die Kinder?", wiederholte sie sogleich in Panik. "Was ist mit meinen Kindern???" Doch sie erhielt keine Antwort, noch immer saß Tarathir wie in Trance da. Einige Augenblicke später war der Spuk vorbei. Erschöpft blinzelte Tarathir. Auf ihr Drängen hin berichtete er, was er gesehen hatte. Ratlos blickten die beiden sich an. Die Frau forderte das Ei. Und das Ei selbst forderte Tarathirs Hilfe vor selbiger. Für Tari stand nur der Schutz ihrer Kinder im Vordergrund und so versuchte sie Tarathir auf Herausgabe des Eis zu drängen. Doch er zögerte, offenbar hin- und hergerissen von dem Wunsch, Taris Kinder zu schützen und der Bitte des Eis, es nicht herauszugeben. Heftig debattierten sie miteinander und kamen doch zu keinem Ergebnis. Schließlich schlug Tari vor, Arian um Rat zu bitten. Er war unparteiisch und sie wusste, dass er sich wirklich bemühen würde, ihr weiterzuhelfen. Nach einigem Suchen fanden sie ihn schließlich am Marktplatz stehen. Gemeinsam gingen sie dann nach Minoc, wo sie ihm gemeinsam erklärten, was vorgefallen war. Für ihn war die Sache klar: Das Ei interessierte ihn nicht, wichtig war, die Zwillinge zu schützen oder, wenn sie der Frau das Ei nicht übergeben wollten, es ins Meer zu werfen. Wie üblich wurde die Entscheidung Tari überlassen. Hin- und hergerissen erhob sie sich und ging ins Schlafzimmer. Die Sache sollte klar sein, doch was, wenn sie andere ins Verderben stürzte, wenn sie der Frau das Ei übergab? Verzweifelt blickte sie auf die friedlich schlafenden Kinder hinab. Konnte sie das Leben der kleinen riskieren?
Leise öffnete sich die Tür und Arian trat ein. Einen kurzen Blick warf er auf die Mädchen ehe er sich vor Tari auf den Boden hockte und ihr gut zuzureden versuchte. Schließlich schlug er ihr vor, die Entscheidung auf den nächsten Tag zu verschieben. Er selbst würde im Haus bleiben und auf sie und die Kinder Acht geben, wenn ihr das recht sei. Dankbar stimmte sie zu. Gemeinsam gingen sie wieder in den Wohnraum, wo sie einen völlig verstörten Tarathir erblickten. Entschieden erklärte er, das Ei dürfe nicht herausgegeben werden. Nach langem, guten Zureden erklärte er, dass das Ei wieder zu ihm gesprochen, ihn erneut um seinen Schutz angefleht und ihm weitere, grausame Bilder geschickt hatte. Hilflos blickte Tari zu Arian. Dieser erklärte Tarathir geduldig, dass eine Entscheidung in diese Nacht nicht mehr getroffen würde, und während Tari sich umzog und die leise quengelnde Fami aus ihrem Bettchen holte. Als sie das Wohnzimmer wieder betrat, war Tarathir bereits fort. Lächelnd legte sie Arian die kleine Fami in den Arm und ging selbst in die Küche, um sich etwas zu Essen zuzubereiten. Als sie sich wieder dem Wohnraum zuwandte fiel ihr Blick auf die Haustür. Schwarzer Nebel drang durch die Ritzen und quoll langsam auf Arian zu. Er selbst stand ruhig dort und beschäftigte sich mit dem kleinen Kind. Sah er den Nebel nicht? Langsam stiegen die Schwaden auf und nahmen unmittelbar vor Arian Gestalt an. Die Fremde! Entsetzt wich Tari zurück und schrie auf. Die Frau starrte sie sie wieder aus ihren durchdringenden, grünen Augen an und ging langsam auf sie zu. "Du hast es noch nicht wiedergeholt" sagte sie mit schneidender Stimme. "Du solltest es tun, oder soll ich dir dein Liebstes nehmen?" Langsam drehte die Frau ihren Kopf zu der Schlafzimmertür und bewegte sich darauf zu. "Rühr meine Kinder nicht an!", schrie Tari in einer Mischung aus Angst und Wut. Völlig verwirrt stand Arian im Durchgang zwischen Küche und Wohnraum und starrte Tari an. "Ich will ihr doch gar nichts tun", sagte er abwehrend. Doch Tari stürzte nur auf ihn zu, schob ihn grob zur Seite und folgte der Frau ins Schlafzimmer. Dort stand sie über Salunias Bettchen und streichelte das schlafende Mädchen an der Wange. "Lass deine Finger von meinem Kind!", schrie Tari wieder, doch die Fremde blickte sie nur seelenruhig an und während schwarze Nebelschwaden an Taris Beinen hinaufkrochen und sie festzuhielten schienen, erwiderte sie "Liebst du deine Kinder nicht..? Ich habe auch eines. Und ich will es wiederhaben!", den letzten Satz schrie die Frau förmlich und starker Verwesungsgeruch nahm Tari den Atem. Derweil hatte der völlig verwirrte Arian die kleine Fami zurück in ihr Bettchen gelegt und blickte zu Tari herüber. Die fremde Frau wandte sich in aller Seelenruhe dem anderen Bettchen zu und blickte auf Fami hinab. "Tu doch was Arian!", rief Tari verzweifelt auf und deutete auf die Stelle, an der die Frau stand. Doch Arian sah offenbar nichts und stand reglos da, als die Frau Fami einen Kuss auf die Wange gab, worauf das Kind kläglich zu jammern begann. Noch einmal wandte die Frau sich zu Tari hin. "Hol es zurück", sagte sie noch einmal, ehe der Nebel Tari losliess und die Frau sich langsam in Luft auflöste.
"Hast du sie denn nicht gesehen ???" fragte Tari Arian sicher etliche Male, doch immer wieder schüttelte er den Kopf. Geduldig und überraschend einfühlsam erklärte er Tari, dass die Frau nicht wirklich gewesen war, dass es sich um ein Trugbild handeln musste, dass jemand ihr gesandt hatte. Immer wieder beteuerte er, dass er sie und die Mädchen beschützen würde. Doch wie sollte er das können, wenn er die Fremde nicht einmal sah?
Nur schwer ließ Tari sich beruhigen. An Schlaf war nicht mehr zu denken und so kleidete Tari sich wieder an. Sie lehnte die Schlafzimmertür nur an und setzte sich dann zu Arian vor den Kamin. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Warum sie? Warum sollte sie dieses Ei zurückbesorgen? Warum holte die Fremde es nicht selbst? Und was würde geschehen wenn sei das Ei hatte? Und immer wieder ein und dieselbe Frage: "Warum ich?".

Leise erhob sie sich wieder. Arian war am Kamin eingeschlafen und der Morgen dämmerte bereits. Langsam ging sie zurück ins Schlafzimmer und nahm auf dem Stuhl Platz, der zwischen den beiden Kinderbetten stand. Noch viele, ängstliche Stunden dauerte es, doch schließlich versank auch Tari in einen leichten, traumlosen Schlaf.
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Alt 20.02.2005, 13:12
#14
Tari Ceres
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Schwerelos schien sie dahinzutreiben, in Gänze umgeben von diesem warmen, weissen Licht. Langsam hob sie ihre Hand und streckte sie nach dem Licht aus, dessen Quelle nicht auffindbar schien. Völliger Frieden breitete sich in ihrem Körper aus. Fort waren die Angst und Anspannung der letzten Tage, vergessen die ständige Bedrohung. Ein sanftes, leises Summen ging durch ihren Kopf. Oder war sie es selbst? Langsam schloss sie ihre Augen und liess sich weitertreiben.

Gegen Mittag hatte sie es zuhause nicht mehr ausgehalten. Wenn sie die friedlichen Gesichter der Mädchen erblickte, und Alvel, wie er sie mit schmerzlich-besorgtem Gesicht betrachtete, hatte sie das Gefühl, ein enges Band würde ihre Brust umschlingen und ihr den Atem nehmen. Verzweifelt verließ sie das Haus, sich immer wieder nach möglichen Fremden umsehend, und begab sich nach Britain. Dort angekommen fand sie zu ihrer Erleichterung Tarathir vor. Und wieder war da eine innere Stimme, die ihr sagte "Nimm es ihm weg, bevor sie dir die Kinder nimmt!" Doch sie konnte sich nicht überwinden. Tarathir vertraute darauf, dass sie das richtige tat, doch sie wusste nicht, was richtig war. So setzte sie sich zu ihm an den Tisch und leise unterhielten sie sich, was man tun könnte. Irgendwann zur späten Nachmittagsstunde kam Alvel hinzu, offenbar schwer besorgt über ihren Verbleib. Gegen Arians Rat hatte sie Alvel in die Geschichte eingeweiht und war froh zu wissen, dass er ihr als einer von wenigen Glauben schenkte. Gemeinsam überlegten sie weiter, was man tun könne, doch kamen sie zu keinem Ergebnis. Schließlich verabschiedete Alvel sich wieder. Heute war endlich die Verhandlung gegen den Fremden angesetzt, der Fami hatte entführen wollen.
So ging sie gemeinsam mit Tarathir ebenfalls zu Schloß. Niemand anderes war da, aber ausnahmsweise waren Richter und Garde überraschend pünktlich zur Stelle. Ein paar Augenblicke nach Alvel und dem Angeklagten betraten sie den ansonsten leeren Gerichtssaal. Vor sich den Rücken das Fremden. Taris Hand zuckte. Sie musste nur ihren Dolch ziehen. Als Heilerin wusste sie, wo sie zustechen musste, ume ine tödliche Verletzung zu verursachen. Doch sie riss sich zusammen. Dieser Mann würde seine gerechte Strafe erhalten und wenn nicht... gab es genug Leute die sich mit Freuden um diese Angelegenheit kümmern würden. Schließlich begann die Verhandlung. Und nun erfuhr Tari auch endlich den Namen des Fremden. Irenius Dortalem, angeklagt wegen versuchten Kindesraubes und Erpressung. Punkt für Punkt verlas der Richter die Anklagepunkte, während Irenius ihm eher desinteressiert zuzuhören schien. Der Mann gestand seine Taten ohne mit der Wimper zu zucken, nicht einmal Reue zeigte er bei seinem Geständnis. Auf die Frage, an welchen Gott er glaube, antwortete er in solch blasphemischer Weise, dass selbst Tari, die zwar nicht glaubte, aber den Glauben anderer respektierte, scharf die Luft einzog. Schließlich verließ der Richter den Saal, um über das Urteil nachzudenken. Zum ersten Mal seit beginn der Verhandlung löste Tari ihren Blick von dem Angeklagten zu Alvel, der seine Armrbust gehoben und anegelgt hatte. Sein Bolzen zielte genau auf Irenius Hals. Neben ihr hielt Tarathir den Atem an, doch sie sah weiterhin gelassen zu Alvel. Dann liess er die Armbrust jedoch wieder sinken. Tari ertappte sich dabei, fast schon enttäuscht zu sein. Dann kam jedoch der Richter wieder hinein und sie erhoben sich zur Urteilsverkündung. Das Urteil lautete, wie zu erwarten "Tod durch Enthauptung". Interessanterweise verfügte der Richter noch, dass der Kopf des Mannes als Mahnmal am Markt aufgespießt werden sollte und dass sein toter Körper exorziert werden sollte. Wie im Freudentaumel verließ Tari den Gerichtssaal. Gemeinsam mit Tarathir ging sie zum Tala und lud ihn zu einem Mahl ein. Für ein paar Stunden gelang es ihr, den Schrecken der letzten Tage zu vergessen. Irgendwann gesellte sich ein Fremder Mann dazu, der sich als Gwescan, Heiler von Beruf, vorstellte. Angeregt unterhielt sie sich mit ihm, waren ihr Gespräche unter Kollegen doch immer willkommen. Später am Abend gesellte sich auch noch Brulmir dazu.
Dann jedoch nahm der Frieden ein jähes Ende. Mitten im Sprechen hielt Tari inne, denn wohin sie auch sah, aus jeder Ritze schien schwarzer Nebel in den Tala einzudringen. Übelkeit breitete sich in ihr aus. Sie wusste genau, was nun kommen würde. Der Nebel sammelte sich und schichtete sich schließlich hinter Tarathir auf. Tari schluckte. Die stechenden grünen Augen blitzten auf, gefolgt vom Rest des Körpers der Frau. Und in ihrer Hand hielt sie ein Schwert. Starr vor Angst blickte sie auf die Frau. "Viel Zeit gebe ich dir nicht mehr", sagte sie mit drohender Stimme. Dann holte sie mit dem Schwert aus und schlug es mit aller Kraft durch Tarathirs Hals. Tari schrie, sprang auf, wobei der Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, krachend umfiel. Entsetzt starrte sie Tarathir an, der arglos dasaß. In ihrem Schrecken hatte Tari nicht bemerkt, dass die Waffe wie Nebel durch Tarathirs Hals hindurchgeglitten war. Schluchzend ließ sie sich auf den Boden sinken, wurde aber von Gwescan aufgefangen und zurück auf ihren Stuhl gesetzt. Eine ganze Weile dauerte es, ehe sie sich beruhigt hatte. Satzfetzen drangen zu ihr durch. "Hat sie so etwas öfter?", "So viel Stress mit dem Heilerhaus und den Kindern", "Wer würde da nicht irgendwann durchdrehen?". Tari presste die Lippen auf einander. Der Sache musste endlich ein Ende gesetzt werden. Entschlossen blickte sie Tarathir an. "Gebt es mir!", sagte sie fordernd und streckte ihm ihre geöffnete Hand entgegen. Doch Tarathir reagierte nicht. Noch einmal wiederholte sie ihre Bitte... ihre Forderung. Doch Tarathir saß still da, mit zugekniffenen Augen und einer Hand in seiner Tasche. Und endlich verstand sie: Es sprach wieder zu ihm. Langsam zog Tari ihre Hand zurück. Hektisch blickte Tarathir um sich, ehe er vorschlug, ihn und Tari ins Heilerhaus zu bringen. Zögernd stimmte Tari zu. Jeder Ort wäre nun besser als der Tala. Vorsichtig gestützt von Gwescan machte sie sich mit Tarathir, Brulmir und Torarg auf dem Weg zum Heilerhaus. Dort angekommen wollte Gwescan sich sogleich um die beiden kümmern, doch mit entschlossener Stimme bat Tari darum, sie und Tarathir einen Augenblick allein zu lassen. Als die Haustür leise klickend ins Schloß fiel, sah sie Tarathir abwartend an. Dann berichtete er, dass das Ei ihm gezeigt hatte, wie man es retten könnte. Doch dazu brauchten sie eine Waffe. Würde ein einfacher Silberdolch ausreichen? Im Arbeitsraum lag noch ein Silberschwert. Irgendjemand hatte das mal angeschleppt und liegen lassen. Rasch ging sie es holen und drückte es Tarathir in die Hand. Beiden war bewusst, dass die Sache heute enden würde, und dass es sein könnte, dass sie den Sonnenuntergang nicht mehr erleben würden. Entschlossen blickten die beiden sich an. "Wasser.. und Holz... Boote", flüsterte er. Der Hafen! Tari nickte entschlossen. Dann lasst uns augenblicklich zum Hafen gehen. Schon wandten sie sich der Tür zu, doch konnten sie sich den Weg sparen. Die Fremde hatte sie bereits gefunden, dicht gefolgt von Gwescan und Torarg. Mit ihrem stechend-grünen Blick fixierte sie Tarathir. "Gib mir das Ei!", rief sie fordernd, doch Tarathir zögerte. "Gib mir mein Ei!", wiederholte sie lauter. "Es gehört mir, ich habe es gekauft!", rief Tarathir verzweifelt auf. Dann stolperte er einen Schritt auf sie zu und versuchte sie mit dem schweren Schwert zu verletzen, doch mangelnde Kraft und Übung verursachten nur einen kleinen Schnitt in der Hand der Frau. Sie streckte die Hand nach Tarathir aus und griff seinen Kopf. Offenbar von Schmerzen gepeinigt, ließ er das Schwert zu Boden sinken. Unter großer Kraftanstrengung verbarg er das Ei hinter seinem Rücken. Tarathir hatte seine Chance vertan, jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit. Entschlossen holte Tari aus und stach ihren Dolch mit aller Kraft in den Arm der Frau, bis die Klinge auf der Unterseite wieder herauskam. Mit einem Ruck zog Tari die Klinge wieder heraus. Dann blickte sie zu Tarathir. "Tarathir, das Ei!", rief sie hektisch und streckte ihre Hand danach aus. Langsam, mit zitternden Händen holte er das Ei hervor und schob es langsam auf den verletzten Arm der Frau zu. Mit letzter Kraft schlug er dann das Ei auf den Arm.

Ein gellender Schrei drang durch den Raum, ehe die Frau sich im Nebel auflöste. Das Ei in Tarathirs Arm begann hell zu erleuchten. Das Licht erfüllte den ganzen Raum, ehe die Schale aufsprang in eine kleine, weisse Kugel zum Vorschein kam. Langsam hob sich die Kugel in die Höhe, bis sie schließlich vor Tari verharrte und sie in weisses Licht hüllte. Dann streckte sich das Leuchten auch auf Tarathir aus, bis beide vollkommen in dem Licht verschwunden waren. Bilder zogen durch Taris Kopf. Ein kleines Kind an der Hand der Frau. Dann verschwanden sie wieder. Und sanft lächelnd trieb Tari in ihrem eigenen Frieden dahin.
Tari Ceres ist offline  
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Alt 04.03.2005, 14:51
#15
Tari Ceres
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"Mhmmm das muss doch gehen" Verärgert versuchte Tari, den Pfahl des Zaunes in den kaltgefrorenen Boden zu schlagen. Was ritt sie eigentlich, so etwas mitten im Winter zu tun? Beim nächsten Mal würde sie das den Schreiner machen lassen. Noch einmal versuchte sie den Pfahl in den Boden zu stoßen, dann gab sie auf. Seufzend lehnte sie die Zaunteile an die Wand des Heilerhauses und ging wieder hinein. Am Tresen stand ein Mann in weissem Mantel mit dem Rücken zu ihr und schien damit beschäftigt, etwas zu schreiben. Nanu? Leise machte sie auf sich aufmerksam und begrüßte ihn. Sogleich wandte Sire D'Elerano sich zu ihr um, und noch ehe er sie begrüßte, zerknüllte er das Pergament und ließ es in seiner Tasche verschwinden. Nichts konkretes habe ihn hergetrieben, er war wohl auf der Suche nach Gesellschaft gewesen. Tari lächelte. "Wollen wir uns nicht setzen?" Gemeinsam gingen sie in den Arbeitsraum, wo Tari ihren Mantel ablegte und platz nahm. Zu ihrer Verwunderung machte Sire D'Elerano keinerlei Anstalten sich ebenfalls zu setzen, sondern sah sich im Raum um und blieb dann abwartend stehen. Warum setzte er sich nicht, dazu waren sie doch nach nebenan gegangen?! Erst als sie ihn noch einmal darauf hinwies, dass er ruhig Platz nehmen könne, wenn ihm danach sei, legte er seinen Mantel ab, zog den Stuhl zurück und machte es sich gemütlich. Eine Weile unterhielten sie sich darüber, was sich in den letzten Wochen so ereignet hatte und wie es ihm mitten im Winter auf seiner verschneiten kleinen Halbinsel ergangen war. Bald aber kamen sie auf die neuen Häuser zu sprechen, die während der letzten Monate gebaut worden waren. Tari schwärmte wohl ein wenig zu begeistert von den schönen Bauten und so bat Sire D'Elerano sie schließlich darum, ihr die Gebäude einmal zu zeigen. Gemeinsam begaben sie sich also ins Zentrum Britains, wo sie sich die zum Verkauf stehenden Räumlichkeiten ansahen.
Die ersten Häuser entsprachen wohl nicht seinen Vorstellungen. "Zu klein" maulte er "Kein Platz für eine Badewanne" Schließlich kamen sie an das schöne Haus mit dem Balkon, das Tari so gern gekauft hätte, wenn es anderswo gestanden hätte. Auch Sire D'Elerano schien es zu gefallen. Leise vor sich hinmurmelnd schlich er durch die Räume und beschrieb, wo ein Kamin passen würde, und wo die Bibliothek. Schließlich hatten sie alle Häuser gesehen. Gemeinsam standen sie zwischen den Häusern auf einer Straßenkreuzung und mit verschmitztem Lächeln fragte der Mann sie, ob sie mit ihm das eine Haus beziehen würde. Sie lachte und antwortete, nur wenn sie ihr eigenes Zimmer bekäme. Dann blickte er sie eine Weile einfach nur an. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte sie sich, ob er versuchen würde... Doch dann war der Augenblick vorüber und in Anbetracht der beissenden Kälte begaben die beiden sich in den Tala. Tari wollte vorschlagen, sich an den hinteren Tisch zu Valore und seiner Tochter zu gesellen, doch da hatte der Baron schon Platz genommen und seinen Mantel ausgebreitet. Seuzfend ließ auch Tari sich nieder. Während sie sprachen machte sich der Durst bemerkbar und so ging Tari rasch zu Riane, um sich einen Krug Wasser zu holen. Als sie sich wieder zum Tisch umdrehte, stand Sire Sogath in der Tür. Na das hatte ihr gerade noch gefehlt. Wenigstens stand sie ohnehin schon, so dass er nicht wieder seine Gardisten bemühen musste, sie aufzuscheuchen. Mit zusammengebissenen Zähnen begab sie sich zurück zum Tisch und grüßte ihn höflich, ehe sie sich wieder setzte. Zu ihrer Verärgerung machte der Vogt ebenfalls Anstalten, Platz zu nehmen. "Arbeitet Ihr jetzt hier?" fragte der Mann sie dann. Tari blickte ihn entgeistert an. Bei Riane arbeiten? Im Tala? Das würde ihr im Traum nicht einfallen. "Na dann muss ich Eurem Gatten wohl doch keine Gehaltserhöhung geben hm?" Schön. Der Vogt war also nicht nur hochnäsig, sondern mochte auch noch geschmacklose Scherze und so verkniff sie sich jeden weiteren Kommentar, sondern griff nach ihrem Wasserkrug und betrachtete ihn ausgiebig. Die beiden Männer begannen ein Gespräch und Tari saß in ihrem Stuhl und bemühte sich nach Kräften, klein und unauffällig auszusehen. Nur ab und an blickte sie zum Nebentisch, wo ihre Freunde saßen und sich im Gegensatz zu ihr glänzend zu unterhalten schienen. Sollte sie die Herren ihrem Gespräch überlassen und sich zurückziehen? Oder würde man ihr das als Unhöflichkeit auslegen? Tari betete inständig, dass ein Blitz sie treffen möge, damit dieses Problem gelöst war. Es kam kein Blitz, dafür aber eine Erkenntnis: Nie wieder würde sie sich mit Sire D'Elerano in der Öffentlichkeit an einen Tisch setzen. Dabei war er doch so nett, so jugendlich trotz seines Alters, bodenständig, charmant, er hatte Witz und in gewisser Weise fand Tari ihn auch irgendwie anziehend. Als sie aus ihren Gedanken zurückkehrte sah sie Sire D'Elerano hinter seinem Stuhl stehen. Etwas überrascht und vielleicht auch verärgert wünschte sie ihm einen guten Heimweg. Ausgerechnet mit Bol Sogath musste dieser Hund sie am Tisch alleine lassen. Glücklicherweise war dessen Zeit offenbar ebenfalls begrenzt und er verabschiedete sich zügig. Erleichtert liess Tari sich in den Stuhl sinken und seufzte. Warum konnten nicht alle diese Adligen und Würdenträger so liebenswert und nett wie Sire D'Elerano oder der junge Anras von Cyrrthal oder auch der schüchterne Lyonel von Britain sein?
Tari Ceres ist offline  
Geändert von Tari Ceres (04.03.2005 um 14:58 Uhr).
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Alt 12.03.2005, 23:40
#16
Tari Ceres
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Krachend schmetterte das Wasser über die Wiese. Langsam breitete die Flutwelle sich aus bis sie schließlich verebbte. Was dachte dieser Mann sich eigentlich? Sie hatte ihre Zeit auch nicht gestohlen und hatte sicherlich besseres zu tun, als vergeblich auf ihn zu warten. Verbissen wiederholte sie die Formel und schickte eine erneute Flutwelle über die Wiese. Anfangs war sie ja ihrer Arbeit nachgegangen, hatte im Heilerhaus aufgeräumt, eingekauft und im Tala rasch etwas zu Mittag gegessen. Doch langsam gingen ihr die Aufgaben aus und es wurde Zeit heimzugehen. Wie hatte sie sich gefreut als er ihr anbot, sie abzuholen um ihr endlich Einblick in das zu gewähren, was sie schon lange sehen wollte. Nur eben ein paar Erledigungen würde er machen, dann würde er sie schon auftreiben. Warum auch nicht? Es war allgemein bekannt, wo sie aufzufinden war. Noch einmal wiederholte sie die Worte. Doch offenbar hatte sie sich nicht genug konzentriert, lediglich eine kleine Flamme zischelte auf, ehe die Kräuter, die sie zur Beschwörung des Wassers bereitgelegt hatte, einfach verdampften. Wütend warf Tari ihr Zauberbuch auf den Boden. Jetzt war er auch noch schuld, dass sie mit ihren Lektionen nicht vorankam. Warum musste sie sich immer so furchtbar über diese Leute ärgern? War es wirklich nur Ärger darüber, dass sie die Bücher nicht zu Gesicht bekam, oder vielleicht auch ein bisschen, weil sie ihn eigentlich mochte? Aber eigentlich hätte es sie nicht weiter wundern sollen. Er neigte ja dazu, ihren Tisch zu verlassen und grußlos zu gehen, sobald sie wegsah. Mit nachdenklicher Miene sammelte sie ihr Buch wieder ein. Belästigte sie ihn etwa mit ihren Fragen, ohne es zu bemerken? Es würde ein schlechtes Licht auf sie werfen, wenn er auf die Idee käme, sich bei irgendwem darüber zu beschweren. Hach sie wusste nie, wo sie die Grenzen ziehen sollte. Sicher war sie zu unverschämt gewesen mit ihrer Frage. Wer weiss was er von ihr dachte.
Entschlossen schlug sie ihr Buch wieder auf. Sollte er doch denken, was er wollte, sie wurde ohnehin nicht schlau aus ihm. Sollte er seine Bücher nehmen und sich daraus eine Burg bauen. Es gab genug anderes Wissen, das sie sich aneignen konnte. Genauso wie es genug Männer gab, die ihr ihre Aufmerksamkeit schenkten ohne dass sie darum bitten musste. Tari schmunzelte sachte. Zweifellos war es nicht nur Höflichkeit die die meisten dazu veranlasste. Es war allgemein bekannt, dass sie mit einem Mann verheiratet war, der zu aufdringlichen Menschen schon einmal unfreundlich werden konnte, und auch dass sie mit Arian eng befreundet war, dem sonst kaum einer gern über den Weg lief. Wer trotzdem meinte ihr zu nahe treten zu müssen würde mit den Konsequenzen leben müssen. Manche Leute lernten es offenbar nicht anders. Ihr war es egal. Ihr erster Hochzeitstag stand kurz bevor, sie hatte für Alvel das perfekte Geschenk aufgetan und freute sich auf die Feier im kleinen Kreise der Familie. Noch einmal murmelte sie die Formel und zu ihrer Freude bereitete sich nur sekunden später eine makellose Welle vor ihr aus. Wenigstens die Wassermagie schien ihr zu liegen. Was konnte den heutigen Tag noch schlecht erscheinen lassen?
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Alt 13.03.2005, 17:53
#17
Tari Ceres
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Das Licht schmerzte in ihren Augen, als sie aus ihrer Starre erwachte. Wieviele Stunden hatte sie hier verbracht? Erschöpft blinzelte sie zu Alvel, der blass und mit verrußten Stellen im Gesicht vor ihr lag. Noch immer war die Farbe nicht in sein Gesicht zurückgekehrt, und nur kurz war er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, die ihn vor den Schmerzen bewahrte, die ihn sonst töten würden. Mit aller Gewalt hatte der Feuerelementar ihn gegen die Wand dieser elenden Glaronskirche geschleudert. Auf das Geheiss des Vogtes Decram hatte sie einen Wasserelementar beschworen, das sogleich die Wesen attackierte. Mit konzentriertem Geist lenkte sie das Element und bemerkte nicht, dass Alvel gar nicht weit entfernt von ihr stand und mit einer Hand am Schwertknauf das Geschehen beobachtete. Doch sie konnte ihn nicht mehr warnen, schon stürzte das Wesen auf ihn zu und verbrannte seinen Körper. Der Geruch von verbrannter Haut wehte zu ihr herüber, begleitet von Alvels unmenschlich klingenden Schmerzensschreien. Ohne zu zögern überließ sie den Elementar seinem Kampf und stürzte zu ihrem Mann, besinnungslos vor Angst und nicht wissend, was sie tun sollte. Mit aller Kraft nahm sie ihre Konzntration zusammen und versuchte einen Zauber zu sprechen, um wenigstens seine Schmerzen zu lindern. Doch sie spürte eine unüberwindbare Blockade von seinem Geist ausgehen, zu groß mussten die Schmerzen sein, die er verspürte, als dass ihre Magie sie hätte schwächen können. Erleichterung überkam sie, als Chana ein Tor öffnete und Alden ihren Mann griff und ihn hindurchtrug. Das genügte, um sie aus ihrer Starre zu lösen. Rasch schickte sie Chana und Ereel in die Küche um eine Brandsalbe zu fertigen, während Alden Alvel behutsam auf dem Bett ablegte. Die nächsten Stunden verbrachte sie damit, so gut es geht seine verbrannte Haut zu versorgen. Nur kurz erwachte er aus seiner Ohnmacht, begleitet von Schmerzen, die ihm sogleich wieder die Besinnung raubten. Schließlich hatte sie ihm etwas Opium einflössen können, das ihm zumindest für die nächsten Stunden die Schmerzen nehmen würde. Noch lange saß sie an seinem Bett und weinte, aus Angst ihr Leben fortan allein meistern zu müssen. Was sollte sie ohne ihn nur tun? Wie sollte sie die Kinder großziehen? Der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. Die Liebe die sie zu Fearon empfunden hatte war nichts im Gegensatz zu dem, was sie für Alvel fühlte. Langsam, wie mechanisch erhob sie sich und zwang sich dazu, der nötigen Arbeit nachzugehen. Sie sah sich selbst ins Krankenbuch schreiben, sah sich den Brief an den Vogt verfassen und die Reste von Alvels Kleidung wegräumen. Dann sezte sie sich wieder an sein Bett, ihn besorgt anblickend und bei jeder Regung ängstlich zusammenschreckend. So vergingen weitere, schlaflose Stunden, immer von der Angst getrieben, ob der Mann, den sie liebte, die Sonne noch einmal aufgehen sehen würde.
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Alt 15.03.2005, 11:07
#18
Tari Ceres
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Seit die Feuerelementare die Stadt heimgesucht hatten, herrschte im Heilerhaus immer reger Trubel. Verletzte, Heiler, Besucher und nicht zuletzt Alvels Besuchskommitee wie sie es heimlich nannte, die Garde. Tari beachtete dies alles nicht weiter. Keiner der anderen würde sterben und Marn und Gwescan wussten genug in der Heilkunde, um sich selbst darum zu kümmern. Die Hand ihres Mannes haltend, jede seiner Regungen mit Besorgnis bemerkend verbrachte sie viele Stunden an seiner Seite und weigerte sich energisch, auch nur einen Schritt von ihm zu weichen. Ab und an hörte sie die Tür des Hauses gehen und jedes Mal huschte Gwes sogleich zum Vorhang, um sich um die Neuankömmlinge zu kümmern. Nur am Rande ihrer Wahrnehmung hörte sie Stimmen sprechen, dass man sie zu sehen wünschte, es handele sich um eine dringende Angelegenheit. Dringende Angelegenheit hin oder her, und wenn der Herzog persönlich dort stand, sie würde ihn jetzt sicher nicht empfangen. Leise seufzend richtete sie wieder ihren Blick auf Alvel, ihm leise Mut zusprechend. Erst eine geraume Zeit später bemerkte sie die weissgekleidete Gestalt, die an ihre Seite getreten war. Dem Himmel sei Dank! In ihrer Verzweiflung hatte sie Alinar Celani, den Heiler aus Cerinor um Hilfe gebeten. Auch wenn er in seinem Volk noch als Jungspund galt, besaß er mit seinen 200 Jahren mehr Weisheit und Erfahrung, als sie jemals würde erlangen können. Sie wusste nicht, ob er kommen würde, denn sie hatte sich beim Volk der Elfen in keinster Weise verdient gemacht. Umso deutlicher stand ihr die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als sie Alinar in knappen Worten erklärte, was geschehen war. Nachdem er Alvels Verletzungen untersucht hatte, erklärte er Tari, dass er nun versuchen würde, diese Wunden mit seiner eigenen Magie zu versorgen und erleichtert stimmte Tari dem Vorschlag zu. Normalerweise hätte sie viel darum gegeben, einem Elfenheiler dabei zuzusehen, wie er seine Magie wirkte, doch heute war die Sorge um ihren geliebten Mann zu groß, als dass sie Alinars Arbeit gegenüber hätte aufmerksam sein können. Unerträglich lange Zeit verging, bis Tari bemerkte, dass sich irgendetwas verändert hatte: die klaffende Wunde auf Alvels Brust hatte deutlich begonnen, zu verheilen. Vor Erleichterung und Dankbarkeit schluchzte sie einmal auf. Wie sollte sie der Dankbarkeit, die sie für Alinar empfang, Ausdruck verleihen? Sicher an die fünf mal bedankte sie sich bei ihm, ehe er abwehrend die Hände hob und ihr erklärte, dass sie es als Beitrag zum Heilerhaus betrachten sollte. Schließlich verabschiedete der Elf sich wieder und Tari kehrte an ihren Platz an Alvels Bett zurück. Er schien wach zu sein, denn seine Augen bewegten sich, wie immer durch alles hindurchstarrend, nichts wahrnehmend. Doch nein... langsam wanderte sein Blick zu ihr, und als er sie erblickte, lächelte er matt. Ein Stein fiel Tari vom Herzen. Er sah sie! Sogleich ergriff sie seine Hand und beobachtete, wie sein Daumen schwach über die Seite ihrer Hand streichelte.Lange Zeit saß sie dort so, beobachtete jede seiner schwachen, unauffälligen Gesten mit allergrößter Freude, und zum ersten Mal seit Tagen konnte sie wieder ehrlich lächeln. Nur einmal kurz stand sie vom Bett auf, um die Salunia und Levin zu holen. Alvel vermochte nicht zu sprechen, geschweige denn seinen Arm zu heben, und so setzte Tari ihm seine kleine Tochter neben ihn und legte seinen Arm so, dass er sie berühren konnte. Alvels Lächeln sprach Bände, als er das kleine Mädchen und Levin sah. Lange Zeit verbrachte die kleine Familie so am Krankenbett, ehe Alvel und die Kinder nach und nach in ihren wohlverdienten Schlaf fielen. Behutsam hob sie die Kinder hoch und legte sie im Nebenraum in die leeren Betten. Dann kehrte sie zurück zu Alvels Bett, wo sie sich schließlich neben ihren Mann, mehr auf die Bettkante als auf die Matte, legte, sich vorsichtig an Stellen anlehnend, die nicht verletzt waren. Es dauerte nicht lange, da fand auch sie den ersten richtigen Schlaf seit Tagen.
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Alt 16.03.2005, 12:28
#19
Tari Ceres
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Bisher war Rache für Tari ein Fremdwort gewesen. Sie nahm hin, was man ihr antat und lernte daraus. Nach dem ersten Überfall lernte sie, mit dem Dolch umzugehen. Nach dem zweiten lernte sie, ihre Magie zu nutzen. Doch was dieser elende Bastard von Secmanys versucht hatte ihrem Mann anzutun ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie zu bedrohen war eine Sache, aber einen wehrlosen Mann, der noch nicht einmal nach Hilfe rufen konnte... aufgebracht schüttelte sie den Kopf.
Am Vortag war sie Sec in Cove begegnet. Weiss der Geier, was er dort wollte. Natürlich fragte er sogleich nach Levin und sie erwiderte ihm, dass ihm nach wie vor freistehe, sein Kind zu holen, nur dass er in Minoc niemanden antreffen würde. Auf seine höhnische Bemerkung "Flieht ihr jetzt schon vor mir?" erklärte sie ihm in knappen Worten, was geschehen war. Zu ihrer Überraschung schien Sec mit einem mal freundlich zu werden, sein Bedauern in dieser Hinsicht erschien ihr echt. Vermisste er Alvel als Freund etwa doch noch? Er wollte ihr eine Hand auf die Schulter legen, doch sie zog sie weg. Für sie war er gestorben, sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. So ging sie dann auch weiter ihres Weges und kehrte zum Heilerhaus zurück, wo Alvel - wie meistens - friedlich schlief. Leise nahm sie ein Buch aus dem Regal und setzte sich auf das Nachbarbett. Dort begann sie zu lesen. Doch schon bald wurden ihr die Lider schwer, sie lehnte ihren Kopf gegen die Wand und das Buch rutschte aus ihrer Hand. Der Schlaf hatte sie übermannt.

Als sie wieder erwachte, galt ihr sorgenvoller Blick wie immer zuerst Alvel. Sie hatte erwartet, ihn schlafend zu sehen, doch er lag wach und starrte an die Decke. Lächelnd wünschte sie ihm einen guten Morgen, doch als er seinen Kopf zu ihr hinwendete, schreckte sie zusammen. Mit verzweifeltem Blick starrte er sie an, sein Kiefer hing seltsam verrenkt an seinem Kopf. Was um alles war hier geschehen? Mit raschen und geübten Griffen renkte sie ihrem Mann den Kiefer wieder ein, doch das Entsetzen wich nicht aus seinem Gesicht. Auf dem Bett und auf dem Boden verstreut lagen einige Beeren herum. Verwirrt nahm Tari eine der Beeren auf und betrachtete sie. Hatte jemand versucht, Alvel etwas zu essen zu geben? Wer konnte so dumm sein? Der Mann konnte kaum sprechen, geschweige denn etwas essen. Er hätte an den Beeren ersticken können! Verärgert blickte sie zu Alvel herüber. "Wer war das? Gwes? Marn? Chana?" Sie wusste, dass sie von Alvel keine Antwort erhalten würde. Doch dann hörte sie einen leisen Laut aus Alvels Richtung. "Ssss" drang angestrengt über seine Lippen. Rasch erhob sie sich und holte eine Karaffe mit Wasser aus der Küche. Nachdem sie Alvel vorsichtig ein paar Schlucke des Inhalts eingeflösst hatte, blickte sie wieder zu ihm hin. Sie konnte seinem Gesicht die Anstrengung ansehen, als plötzlich ein kurzer, heiserer Laut über seine Lippen drang: "Sec". Entsetzt blickte sie Alvel an. Sec war hier gewesen? Während sie schlief? Das war an Dreistigkeit kaum zu überbieten! Wieder blickte sie zu Alvel hin. Er schien noch etwas sagen zu wollen. "Gi.." machte er leise. Gi... Gi... Ginster? Ginseng? Rasch zählte sie alle Worte mit "Gi" am Anfang auf, die ihr einfielen, doch keines schien das zu sein, welches Alvel ihr mitteilen wollte. "Gi...t" machte er noch einmal angestrengt. Git... Gitarre? Gift? Gift! Hatte dieser Hundesohn es etwa gewagt...? Schockiert blickte sie Alvel an und wusste, dass er genau diesen Begriff meinte. Nun liess sich schnell zusammenreimen, was geschehen sein musste: Sec war da und hatte versucht, Alvel zu zwingen diese Beeren zu essen, die wohl vergiftet waren. Als Alvel sich weigerte, musste Sec versucht haben, ihm die Beeren gewaltsam aufzuzwingen und hatte damit seinen Kiefer ausgerenkt. Nicht einmal der allerletzte Abschaum wäre so ehrlos, einen schwerverletzten Mann zu zwingen, vergiftete Beeren zu essen. Tari war aufgebracht wie in ihrem ganzen Leben noch nie. Alvel musste sofort weg, doch wohin? Einen Transport nach Hause würde er nicht überstehen, nicht solange sie nicht feststellen konnte, was mit seinem Rücken nicht in Ordnung waren. Ebenso sah es mit dem Lazarett der Garde aus. Es war zu weit. Ihr Blick wanderte zu der hölzernen aber stabilen Tür, hinter der sich weitere Betten befanden. Nur sie und Chana besaßen einen Schlüssel zu diesem Raum. Rasch ging sie hinüber und bereitete ein Bett vor. Dann lief sie vor die Tür des Hauses und hielt zwei zufällig vorübergehende Männer, offenbar Seeleute, die einen recht kräftigen Eindruck machten, an. Mit ein wenig klimpernden Goldes hatte sie die Männer rasch davon überzeugt, ihr zu helfen und so trugen sie Alvel vorsichtig auf einer Trage in den Nebenraum. Anschließend verschloß sie die Tür sorgfältig und machte sich auf den direkten Weg zur Gardisterei. Aufgebracht hämmerte sie ihre kleine Faust gegen die metallerne Tür und sogleich wurde ihr geöffnet. Noch ehe der Gardist seinen Gruß herunterreden konnte, verlangte sie in knappen Worten, den Major zu sprechen. Der sei nicht da, wurde ihr mitgeteilt, und sie möge sich doch bitte in einer Stunde wieder einfinden. Verärgert teilte sei dem Gardisten mit, er solle Major Bolwen doch bitte... doch da stand eben dieser auch schon hinter ihr und bat sie hinein. In knappen Worten erklärte sie ihm, was geschehen war und übergab ihm die restlichen Beeren, die sie hatte finden können. Bolwen zeigte sich entsetzt, schien aber erleichtert, dass Alvel ausser einem Schock wohl keine weiteren Schäden davon getragen hatte. Dann versprach er ihr, sich der Sache anzunehmen und schickte sie wieder fort. Auf dem Weg zurück zum Heilerhaus malte sie sich aus, was sie mit Sec anstellen würde, wenn er ihr in die Finger geriet. Lähmen würde sie ihn, damit er nicht fortlaufen konnte. Die Kehle würde sie ihm aufschneiden, ihm die Lunge zerstechen und ihn kastrieren. Danach würde sie ihn im Fluss ertränken wie eine Bäuerin die Jungen ihrer Katze. Zwar würde sie solche Grausamkeit nie aufbringen können, doch der Gedanke daran beruhigte ungemein. Schließlich stand sie wieder vor der Tür des Heilerhauses. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass Gwescan anwesend war und sich wie immer um alles kümmerte, bevor jemand anders es tun konnte. So ging sie matten Schrittes in das Nebenzimmer herüber um Alvel zu erzählen, was ihr Gespräch mit Bolwen gebracht hatte. Anschließend saß sie eine ganze Weile schweigend neben Alvel auf dem Bett und blickte zu ihm herab. Die trügerische Ruhe währte nicht lang, Gwescan klopfte an die Tür, sie würde gebraucht, und nur kurze Zeit später stand Brulmir im Zimmer und erklärte ihr, dass die Feuerelementare drohten die Stadt niederzubrennen und jeder Bürger sich im Schloss einfinden sollte. Verzweifelt blickte sie zu Alvel. Er würde nicht mitgenommen werden können, und sie würde ihn nicht allein hierlassen. Schweren Herzens bat sie Brulmir, die Kinder mit sich zu nehmen und sie mit Alvel im Haus zurückzulassen. Wenn es ihr Schicksal war, mit ihrem Mann in einem brennenden Inferno zu sterben, dann sollte es so sein. Sie brachte Brulmir noch zur Tür und verabschiedete sich von Levin mit der Bitte, ein tapferer Junge zu sein. Dann blickte sie zu den beiden schlafenden Kindern in Brulmirs Arm. "Wenn uns etwas zustößt...." sagte sie leis, doch ein verstehendes Nicken von Brulmir ersparte ihr das Weitersprechen. Mit verzweifeltem Gesichtsausdruck wandte sie sich wieder dem Heilerhaus zu. Mittlerweile waren noch einige Verletzte gekommen, die es zu versorgen galt, und so brachte Tari die nächsten Stunden damit zu, ihre Angst um ihre Kinder, ihren Mann und auch sich selbst, zu verdrängen, indem sie das Leid anderer linderte. Der Morgen graute schon wieder, als endlich Ruhe einkehrte und Tari sich bei einem Becher heissen Wein in der Küche ausruhen konnte. Schließlich liess sie sich von Gwescan zu einer Massage überreden, die zwar wohltat, sie aber auch einschläferte, und so verabschiedete sie sich nachdem er fertig war und ging ins Bett, wo sie die nächsten Stunden geplagt von Alpträumen verbrachte.
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Alt 18.03.2005, 00:28
#20
Tari Ceres
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Es sollte besser werden, doch es wurde immer schlimmer. Die vielen Verletzten erforderten viel Aufmerksamkeit und Tari war über jeden froh, der ihr dabei half. Vor allem Gwes war sie dankbar. Kein anderer verbrachte so viel Zeit im Haus und ging ihr zur Hand wie er. Sie konnte nicht sagen, wie sie die Situation ohne ihn meistern sollte. Natürlich, da war noch Chana, aber sie war eben keine Heilerin und manche Dinge konnte sie einfach nicht tun. Und Marn wusste einfach auch nicht alles. Dafür kümmerte er sich um Myrn, die ab und an im Heilerhaus auftauchte. Niemand anders schien Zugang zu ihr zu haben. Doch dank Marn war sie eine Sorge weniger um die sie sich kümmern musste. Sie verbrachte viel Zeit an Alvels Seite. Aus fachlicher Sicht wohl zuviel, denn sie vernachlässigte die anderen Kranken dafür. Er war ihr Mann, sie liebte ihn über alles und konnte es kaum ertragen, ihn so leiden zu sehen. Überfallartig wurde er von Schmerzen geplagt und nur der Schlafmohn schien zu helfen. Tari wusste Bescheid über die Wirkung dieses Saftes, der so manch unvorsichtigen in unstillbares Verlangen danach stürzte. Doch was sollte sie tun? Ihn leiden lassen, damit er nicht süchtig wurde? Das konnte sie nicht. Nie in ihrem Leben fühlte sie sich so hilflos. Anfangs schien es besser zu werden. Mit jedem Tag wurden seine schwachen Gesten kräftiger, und auch seine Stimme kehrte langsam zurück. Wenn er wach war lag er meist einfach da und betrachtete die beiden Mädchen, die im Nachbarbett lagen und schliefen. Sie hatte gehofft, es würde ihm helfen sie bei sich zu haben, ihn ermutigen um sein Leben zu kämpfen. Alles heilerische Wissen war nutzlos wenn der Mensch nicht leben wollte. Anfangs hatte sie es nicht bemerkt, geblendet von der Freude über seine Fortschritte nahm sie nicht wahr, wie oft er sein Wasser verweigerte. Sie musste ihn regelrecht überreden, etwas zu trinken zu sich zu nehmen. Immer abgemagerter sah er aus, denn seine Verletzungen zehrten an seinen Kräften. Doch auch sie war am Rande ihrer Belastbarkeit angelangt. Am Mittag, als im Haus allgemeine Ruhe herrschte und sie Gwes für den Notfall bereit wusste, war sie zum Badehaus gegangen. Sie freute sich auf das warme Wasser, dass sie nun schon so lange entbehrt hatte. Prüfend hielt sie ihre Hand in das Wasser, ehe sie sich ganz hineingleiten ließ. Wie wohltuend die Wärme war! Eine zeitlang lehnte sie sich einfach nur zurück, die Augen geschlossen. Doch dann wurde es wieder Zeit, sie wollte ihre Familie nicht zu lang allein lassen. Sie schwamm zurück an den Rand und versuchte sich aus dem Wasser zu stemmen, doch auf halbem Wege sank sie zurück. Ihren Armen fehlte die Kraft. Tari holte tief Luft und versuchte sich zu konzentrieren. Dann drückte sie ihre Hände erneut auf den Beckenrand und schaffte es schließlich, herauszuklettern. Müden Schrittes ging sie zurück zum Heilerhaus. Vielleicht würde die kalte Winterluft sie wenigstens etwas erfrischen.
Am Abend war Natu gekommen um Alvel zu besuchen. Tari war erleichtert über diese Ablenkung für Alvel und nutzte die Gelegenheit, sich endlich wieder einmal etwas mehr mit ihren Kindern beschäftigen zu können. Gemeinsam mit Sianne, Salunia und Gwes saß sie in der Küche und genoß die ruhige Stunde die sich viel zu selten bot. Vor sich einen Becher Tee stehend, den Gwes, wie sie zugeben musste, wie kein anderer zuzubereiten verstand, erschien die Welt gleich wieder in einem besseren Licht, fast konnte sich einem der Eindruck erwecken, alles wäre normal. Schließlich wurde es Zeit für das Abendmahl und Tari begann, den Kranken eine kräftigende Brühe zuzubereiten. Müde griff sie nach dem Kessel, der immer auf dem Herd bereitstand und zog daran. Scheppernd fiel er ihr entgegen. Rasch hob sie ihm vom Boden auf und ging nach draußen zum Brunnen, um Wasser zu holen. Vor der Tür stand Bolwen und unterhielt sich mit einer Frau. Wahrscheinlich war er im Begriff, seine Tochter Sianne abzuholen. Freundlich nickte sie den beiden zu, ehe sie den Kessel in den Brunnen eintauchte und ihn zur Hälfte mit Wasser füllte. Dann ging sie zurück zum Haus, wo sie den Kessel wieder auf den Herd stellte und kleine Stücke Gemüse und leichte Gewürze hinzugab. Für Sianne wurde es bald Zeit heimzugehen, und so begaben sie sich in den Vorraum des Hauses, wo sich nur Augenblicke zuvor Bolwen und die Fremde eingefunden hatten. Irgendwas stimmt mit ihr nicht, dachte Tari bei sich. Die Frau wirkte, als berge sie ein Geheimnis, allem schien sie Misstrauen entgegenzubringen. Sogar die kleine Sianne erschreckte sie zutiefst, indem sie auf sie zustürzte und mit grimmiger Miene musterte, ehe Bolwen die Frau zurückrief und ihr erklärte, dass sie sich nicht an seiner Tochter zu vergreifen habe. Ob es an der Müdigkeit lag, die sie seit Tagen verfolgte, oder nur der Eindruck war, den die Frau in ihr erweckte... Mit einem Schlag fühlte Tari sich in die Vergangenheit zurückgeholt. Allzulang war es nicht her, dass eine Fremde IHRE Kinder bedroht hatte. Unwillkürlich drückte sie die kleine Salunia fester an sich und betrachtete die Frau ängstlich. Schließlich richtete Bolwen das Wort an Tari und bat, Alvel sehen zu dürfen. Erleichtert stimmte sie zu, alles war ihr recht, solange sie nur aus dem Blickfeld der Frau verschwand. Rasch öffnete sie die Tür zu dem Raum, in dem Alvel und Natu sich befanden. Doch als sie sich zu Bolwen umdrehen wollte musste sie feststellen, dass nicht Bolwen, sondern die Frau ihr gefolgt war. Das ging zu weit. Energisch versuchte Tari die Frau des Zimmers zu verweisen, doch statt sich umzuwenden, schritt diese Frau... dieses Wesen... einfach durch sie hindurch. Ein eiskalter Schauder ergriff Tari. Zu ihrer Erleichterung erschien nun auch Bolwen in der Tür und so beschränkte Tari sich darauf, das Wesen argwöhnisch im Auge zu behalten, während Bolwen sich mit Alvel zu unterhalten versuchte. Alvel lächelte etwas, als Bolwen ihm Genesungswünsche der Garde ausrichtete. Doch nur einen Augenblick später wurde er von einer erneuten Schmerzwelle ergriffen. Rasch eilte Tari an sein Bett, nicht darauf Acht gebend, dass dieses weibliche Wesen ihr sogleich nachsetzte. Doch als Tari die Flasche mit dem Schlafmohn aus ihrer Tasche geholt und sie entkorkt hatte, war der Anfall schon vorüber. Sie bemerkte nicht, wie Bolwen und die Fremde sich verabschiedeten. Erst als die Tür krachend aus dem Schloss splitterte blickte sie auf. Seit Secs hinterlistigem Anschlag auf Alvel schloß sie die Tür immer ab, auch wenn es nicht nötig war. Doch ehe sie irgendetwas tun konnten, waren die beiden schon zur Tür hinaus verschwunden. Besorgt wandte Tari ihren Blick sogleich wieder Alvel zu. Auf ihre Frage, ob es der Rücken sei, der ihn so schmerzte, entgegnete er nur matt "Alles." Verzweifelt blickte sie zu ihm herab. Was sollte sie noch tun? Sie wusste nicht mehr weiter. Doch neue Entschlossenheit keimte in ihr auf. Gleich morgen würde sie Gwes bitten, ihr zu helfen, nach Alvels Rücken zu sehen und seine Verletzung dort so gut es nur ging zu versorgen. Doch Alvel schien dies nicht zu interessieren. Er hatte seine Augen geschlossen und teilte ihnen mit überraschend fester Stimme mit, dass er nun schlafen wollte. Sogleich verschwand die Entschlossenheit aus ihren Gedanken. Leise fragte sie ihn, ob er nicht wenigstens etwas Essen wolle, doch er wies sie mit einem brüsken "Nein" ab. Erst als Natu ihm ins Gewissen redete, gab Alvel nach. "Denk daran, was ich dir gesagt habe!" mahnte er ihn streng. Tari kam nicht dazu, darüber nachzudenken was Natu meinte. Wie betäubt ging sie zur Küche. Der Schmerz seiner Zurückweisung saß tief. Nichts anderes wollte sie tun, als sich um ihn zu kümmern, ihn wieder gesund zu machen, doch er wehrte sie ab wie eine lästige Fliege. Tari verstand die Welt nicht mehr. Sie griff nach einer kleinen Schale, doch ehe sie zur Kelle greifen konnte, wallten ihre Gefühle in ihr auf. Warum war er so ungerechnt zu ihr? Leise schluchzte sie auf. Eine kleine Weile verharrte sie so, die Tränen liefen ihr hemmungslos über das Gesicht und tropften auf den Boden. "Ich kann nicht mehr," flüsterte leise zu sich selbst und nie hatte sie sich mehr gewünscht, dass irgendjemand da war, um sie aufzubauen. Nur ein paar ermunternde Worte, dass sie alles richtig machte, mehr verlangte sie nicht. Aber niemand würde das zu ihr sagen. Schließlich richtete sie sich etwas auf und holte tief Luft. Entschlossen wischte sie sich die verräterischen Tränen aus dem Gesicht und schöpfte dann die Schale voll Suppe. Mühsam setzte sie sich ein hoffentlich munter wirkendes Lächeln auf, ehe sie den Raum wieder betrat, in dem Alvel lag. Vorsichtig schob sie ihren Arm unter seinen Kopf und begann, ihm Löffel für Löffel die warme Brühe einzuflößen. Letztendlich war die Schale leer. Tari stellte sie einfach auf den Boden. Tagsüber stürzte sie sich stets in rege Betriebsamkeit, forderte ihrem Körper ab, was sich nur fordern ließ, ging ab und an sogar in die Wüste um ein paar Schlangen aufzuscheuchen. Alles war ihr recht, solange nur nicht der Gedanke in ihr aufkam, dass sie das Falsche tat, dass sie ihrem Mann nicht half, dass sie eine schlechte Heilerin war, die es nicht wert war, als solche bezeichnet zu werden.
Spät war es geworden, Natu hatte sich längst verabschiedet und Alvel schlief. Kein Wort hatte er mehr mit ihr geredet, seit jenem kalten "Nein". Sie vermisste ihn so. Seit zwei Monaten war Levin wieder bei ihnen, schlief zwischen ihnen im Bett und verhinderte so jede Berührung, die über einen flüchtigen Kuss an der Haustür hinausging. Beim letzten Mal hatten sie sich ab und an in ein einsames Gasthaus zurückgezogen, wo sie wenigstens ein paar Stunden für sich hatten. Doch da waren die Mädchen noch nicht geboren, gerade erst gezeugt, in einem jener Betten. Heute hatten beide zu viel zu tun, zu viele Sorgen, um sich viel Zeit nur für einander zu nehmen. Tari hatte es hingenommen. Im neuen Haus würden die Kinder ein eigenes Zimmer bekommen und für Levin würde immer ein Gästebett bereitstehen. Es hatte Tari nie gestört, was für Narben Alvel am Körper trug und auch diese schrecklichen Brandwunden waren für sie dahingehend nicht von Bedeutung. Sie machten nicht den Mann aus, den sie liebte. Doch dass Alvel nun auch noch ihren Blicken und Worten auswich, den flüchtigen Gesten, wenn sie seine Hand ergriff, das brach ihr das Herz. Noch lange trieben ihr solche und ähnliche Gedanken durch den Kopf. Erst als der Morgen dämmerte, sank ihr Kopf langsam auf ihre Arme, und am Arbeitstisch sitzend dämmerte sie schließlich ein.
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Alt 21.03.2005, 14:19
#21
Tari Ceres
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Kalt war der Winterwind, der an ihrem Kleid zerrte und ihre Haare Strähne für Strähne aus dem Zopf zog. Doch sie kam gern hierher, setzte sich auf einen Baumstamm und blickte hinaus auf den Fluss. Jahre war es her, dass Fearon ihr hier ein Gedicht vorgetragen hatte, das er erst nach seiner Rückkehr vollendet hatte. Es war einsam in diesem Auwald, nicht nur im Winter. Darum liebte Tari diesen Ort so. Wo sonst konnte sie ungestört nachdenken? Und Grund zum Nachdenken gab es vielen. Vor ein paar Tagen war sie bei Tarnum gewesen. Endlich hatte sie in seinen Büchern stöbern dürfen, die, obgleich sie fast ausschließlich von dem Element des Feuers handelten, nicht minder interessant waren. Die ganze Nacht verbrachten sie in seiner Bibliothek und unterhielten sich über die ein oder andere seiner Notizen. Ab und an schlich sich in Taris Gedanken die Frage ein, ob es nicht an der Zeit wäre, zu gehen. Der Morgen würde bald dämmern und er hatte sicher viel zu tun. Doch als hätte er ihre Gedanken erraten, merkte er an, dass er seine Notizen noch erweitern würde, damit sie auch beim nächsten Mal keinen Grund hätte, seine Einladung abzuschlagen. Langsam streckte Tarnum seine Hand in ihre Richtung aus, zog sie aber sogleich wieder zurück. Verwirrt blickte sie ihn an. "Sire, stimmt etwas nicht mit Euch?" "Sagt Ihrs mir", sagte er leise und blickte sie verstohlen an. Schließlich äusserte sie den Verdacht, er habe Angst sie würde beissen. "Und? Würdet Ihr?", fragte er, neben ihr Platz nehmend. Verwirrt strich sie sich eine Strähne zurück hinter das Ohr. "Vorsicht, Ihr verhakt Euch." Sanft schob er ihre Hand beiseite, um die Strähne zurückzustreichen. Verlegen machte Tari einen - ihrer Ansicht nach recht unglücklichen - Scherz über Ohrringe, um so vom Thema abzulenken. Doch obgleich Tarnum auf diesen Scherz einging, hatte sein Blick weiter ihre Stirn fixiert, wie er sagte in der Hoffnung, eine weitere Strähne würde sich nach vorn verirren. Dafür müsse schon ein Windstoß kommen, entgegnete sie, nur halb lachend, und während er seinen Blick zum Fenster richtete, strich sie ihre Haare zu einem neuen Zopf zusammen, aus dem keine Strähne mehr hervorlugte. Als er sich wieder zu ihr umwandte, stand ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, wie Tari halb belustigt, halb verärgert feststellen musste. Schließlich schlug er ihr vor, nach oben in sein Arbeitszimmer zu gehen, wo noch einige weitere Bücher herumlagen, und erleichtert, dieser Situation zu entgehen, stimmte sie zu. Neugierig sah sie sich im Arbeitszimmer um. An den Wänden hingen zahlreiche Ernennungsurkunden. "Ernennung zum hohen Richter", "Ernennung zum Hofmagus" und anderes las sie dort. Schließlich verschwand Tarnum hinter einem Vorhang, der wohl ins Schlafzimmer führte. Während er sich dort, wie er sagte, umzog, griff Tari nach einem der Bücher und blätterte darin herum. Kurze Zeit darauf kam er zurück und setzte sich auf einen Sessel neben dem Kamin. Eine Weile verharrten sie beide so, ein Buch in der Hand und darin versunken. Schließlich stand er jedoch wieder auf und versuchte ihr sanft das Buch aus der Hand zu ziehen. Dann stellte er sich ans Fenster und blickt eine Weile nachdenklich hinaus. "Werdet Ihr nicht langsam erwartet?" fragte er sie, langsam auf sie zugehend, bis er dicht vor ihr stand. Eher aus Gwohnheit blickte sie flüchtig an ihm herab und wieder hinauf, ehe ihr Blick den seinen traf und daran haften blieb. Im Nachhienein wusste sie nicht, wie lange sie so dort standen, ehe sie ihren Blick loszureissen vermochte. Schweigend gingen sie zur Haustür. "Nun denn...", sagte er. "Sire, darf ich Euch noch um etwas bitten?", warf sie rasch ein. "Um fast alles", erwiderte es lächelnd. Ermutigt, aber mit unsicherem Blick bat sie ihn, sie nicht weiter mit "Mylady" anzusprechen. Es stand ihr nicht zu und es war ihr unangenehm. Unsicher auf ihre Lippe beissend blickte sie zu ihm hin, seine Reaktion erwartend. "Eine Dame als Dame zu bezeichnen liegt in meinem Ermessen", sagte er ernst. Beschämt ließ Tari die Schultern sinken. Sie hatte nicht vermessen wirken wollen, sagte sie kleinlaut. Langsam griff er nach ihrer Hand und deutete einen Handkuss an. "Nicht vermessen...Tari" sagte er leise und sanft. Dann verabschiedeten sie sich voneinander und beinahe fluchtartig verließ Tari die Residenz. Darüber musst sie erst einmal nachdenken. So nett er war, was wollt ein Baron und Großmagier von einer einfachen Frau wie ihr, noch dazu verheiratet und mit Kindern?
Ganz anders war da Gwes. Zurückhaltend und alles andere als aufdringlich, und doch immer bereit, ihr zu helfen. Er hatte sich schnell zu einem wertvollen Menschen für sie entwickelt, den sie als Heiler wie als Freund zu schätzen wusste. Am Vortag waren sie gemeinsam umhergereist, um Ginsengwurzeln für den bevorstehenden Unterricht im Hause zu sammeln. Belustigt beobachtete sie sein Gesicht, als sie einen Waldgeist beschwor, der eine Horde Orks aufrieb, die sie angegriffen hatte. Einen guten Beutel voll hatten sie bereits geerntet, da sah Tari auf einem kleinen Felsvorsprung, nur ein Stück über ihr, eine weitere Ginsengpflanze wachsen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte ihre Hand aus, doch reichte sie nicht heran. Mit einem beherzten Griff fasste Gwes ihr an die Hüfte und hob sie hoch, doch noch immer erreichte sie die Pflanze nicht. So ließ sie sich seufzend wieder etwas zurückfallen, von Gwes gehalten sicher auf dem Boden landend. Sie wusste, Alvel sähe so etwas sicher nicht gern, doch für sie war nichts dabei. Daheim war es Gang und Gäbe gewesen, die Mädchen nach der Ernte auf den Heuwagen zu heben. Alvel vertraute ihr, und sie würde sein Vertrauen nicht missbrauchen. Er wusste, dass sie viele Dinge nicht so ernst nahm, und dass es nichts bringen würde, mit ihr darüber zu streiten. Sie war längst nicht mehr das unsichere, kleine Mädchen, dass sich vor seinem eigenen Schatten fürchtete, und das hatte sie vor allem Alvel zu verdanken, der immer einem Felsen gleich hinter ihr stand. Die Freiheit, die sie hier im Herzogtum erlebte, hatte ihr von Anfang an gut getan, doch erst Alvel hatte ihrem Geist Flügel gegeben und ihr den notwendigen Antrieb verschafft, der ihr bisher gefehlt hatte, um das Heilerhaus zu eröffnen.
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Alt 09.04.2005, 10:49
#22
Tari Ceres
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Als sie aufwachte, schmerzte ihr Kopf. Feiner weißer Sand blieb auf ihrem Kopfkissen zurück, als sie sich erhob. Derselbe fiel aus ihren Haarsträhnen, als sie sie mit einer Bürste richtete. Weißer Sand unter ihren Fingernägeln und an allen erdenklichen Stellen ihres Körpers. Während sie müde ihr Gesicht im Spiegel anstarrte, dachte sie über die vergangene Nacht nach.
Sie hatten sich in Vesper getroffen, um gemeinsam einen Ausflug an den Strand zu machen. Einmal ein Abend ohne Männer und Kinder, nur unter sich bei einem schönen Picknick. Langsam setzte Tari sich in den noch warmen Sand und legte Stiefel und Hose ab. Die anderen taten es ihr gleich. Bald einigte man sich darauf, ein altes Kinderspiel wieder auszugraben, das sie alle als "Wahrheit oder Tat" kannten. Anfangs mit fast kindischen Aufgaben, wurden die Fragen mit jedem Glas Wein, das getrunken wurde, intimer und die Pflichten abenteurerischer. Tari erinnerte sich noch, dass sie sich mit ihren Geständnissen eher wie eine Klosterschülerin fühlte, wenn sie sich die Antworten mit denen der anderen verglich. Noch dunkel erinnerte sie sich daran, dass eine von ihnen getanzt hatte, während die anderen mit Klatschen den Takt vorgegeben hatten. Diese Frau hatte sich zu bewegen gewusst und nach und nach hatte sie fast alle Hüllen fallen lassen, während die anderen von ihnen sie begeistert angefeuert hatten. Was war in sie gefahren? Zum Glück hatte sie so etwas nicht getan.
Verborgen im Nebel der Erinnerung und damit fernab von jedem schlechten Gewissen lag der Rest der Nacht. Sie erinnerte sich nicht mehr, wie man sie ins Meer geschickt hatte, und sie so naß wieder herauskam, dass sie den Rest des Abends in ihrer Wäsche am Strand verbrachte. Sie erinnerte sich nicht mehr daran, wie eine von ihnen die Aufgabe erhielt, der anderen den Hof zu machen, was in einem von kreischendem Gelächter begleiteten Kuss endete. Fort auch die Erinnerung, wie sie selbst sich geküsst hatten, kichernd wie zwei kleine Schulmädchen, die zum ersten Mal einen nackten Mann im Weiher überraschen. Auch an den Mann keine Erinnerung mehr, der plötzlich am Strand erschien und vor Wut fast zu explodieren schien, als er seine leichtbekleidete Angetraute sah, die mit Chanas Schwester...
Eine Weile blieben die letzten drei noch wachen am Wasser sitzen, die Sterne betrachtend, ehe sie beschlossen, den Heimweg anzutreten. Lange dauerte der Weg, und irgendwo stolperte Tari über eine Wurzel. Ihr Bein schmerzte noch immer, das Knie war aufgeschürft, doch heute morgen vermochte sie nicht mehr zu sagen, wo sie gestürzt war, und warum. Sie wusste nicht mehr, wie sie ihr Haus gefunden und es geschafft hatte, zu Bett zu gehen ohne Alvel oder die Kinder zu wecken.

"Zuviel Wein", murmelte sie, noch immer den Spiegel betrachtend. Dann ging sie zurück ins Schlafzimmer und kleidete sich an.
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Alt 31.05.2005, 12:12
Ver
#23
Tari Ceres
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Leise seufzend blickte Tari auf die dicke, blonde Haarsträhne in ihrer Hand. Anschließend musterte sie sich selbst im Spiegel, in groben, farblosen Stoff gekleidet, ohne Schuhe. Auf einen besorgten Blick ihres Mannes gab sie nur matt lächelnd „Sie waren eh zu lang geworden“ von sich. Sollte sie lachen oder weinen? Sie wusste es nicht. Sie war froh, dass sie ihrer eigentlichen Strafe entgangen war, dass ihre Buße so leicht zu tragen war, anstelle von dem, was sie sonst erwartet hätte. Doch zum anderen war sie am Boden zerstört. Es war nicht das Gerede, das auf sie zukommen würde, nicht die merkwürdigen Blicke. Die Leute würden sich an alles gewöhnen. Was sie betrübte war Alvel. Nachdem sie das Kloster verlassen hatten, hatte er ihr geschworen, sie über den Winter nicht allein zu lassen, doch das bedeutete, dass seine Reise, die seinem Rücken Linderung verschaffen sollte, verschoben oder gar ausfallen würde. Dieser Gedanke ließ Tari wütende Tränen in die Augen steigen. Es war ihre Schuld, und jeden Tag wenn sie ihn sah, würde sie erneut daran erinnert werden.

Sie hätte niemals zum Kloster gehen sollen, dann hätte sie ihr Leben uneingeschränkt weiterleben können und Alvel würde wieder gesund werden. Doch wäre es so einfach gewesen? Früher oder später wäre es den falschen Leuten zu Ohren gekommen, und so hatte sie entschlossen, die Flucht nach vorn anzutreten und alles auf eine Karte gesetzt. Sie würde sich noch lange an die entsetzten Gesichter des Inquisitors und des Paladins erinnern, als sie ihnen erzählte, was sie getan hatte. Um wieviel leichter ging ihr die Beichte von den Lippen, wie sie sich nach ihrer Flucht aus Faerlan vom Glauben abgewandt hatte. Wie dankbar hatte sie sich dem Glauben des Alwyzz zugewandt, als Marie ihr von ihm erzählte und begann, ihr nicht nur die Heilkunst, sondern auch die Lehren Alwyzz näherzubringen. Die Strafe, die sie darauf erhielt, war umfangreich, doch im Gegensatz zu Alvel akzeptierte sie sie widerspruchslos. Ihre Angst um die Unsterblichkeit ihrer Seele war eher gering, doch hatte sie mit ihrer unbedachten Tat andere Leute der Unberechenbarkeit eines mächtigen Wesens ausgesetzt und damit ihr aller Leben gefährdet. Allein dies war eine Strafe wert, eine Lektion, die sie so schnell nicht vergessen würde. Ihre größte Sorge war gewesen, dass man ihr die Kinder nahm oder ihr die Ausübung ihrer Magie untersagte. Das wäre ein schwerer Schlag gewesen, da sie als Heilerin weitestgehend auf diese Fähigkeit angewiesen war. Doch hier zeigte der Inquisitor eine Großmut, die sie nicht erwartet hätte. Selbstredend wurde ihr die Anwendung von Magie strikt untersagt, es sei denn sie war für ihre Arbeit erforderlich. Erleichtert atmete sie auf. So mussten neben ihrem Mann wenigstens nicht auch noch die Kranken und Verletzten unter ihrem Fehler leiden. Die restlichen Punkte ihrer Buße hatte sie schon an anderen Menschen gesehen und damit gerechnet. Es sollte ihr nicht weiter schwerfallen, nach den Gesetzen Glarons zu leben, was sie durch Alvel ohnehin weitestgehend tat. Auch hier fühlte Tari sich irgendwie erleichtert. Zwar war sie noch immer nicht sicher, ob sie ohne weiteres zum Glauben an Glaron zurückkehren konnte und wollte, doch zumindest dieses hin und her zwischen Glaron und Alwyzz hatte nun ein Ende. Außerdem war sie gespannt auf ihre monatliche Beichte. Sie fragte sich, was die Templer von ihr erwarteten. Die Dinge, die sie gebeichtet hatte, waren wenige, wenn sie auch nicht harmlos waren. Innerhalb eines Monats würde sich sicher nicht viel ereignen, was nach den Gesetzen Glarons strafbar war. Wahrscheinlich würde sie dann erzählen müssen, wann und wo und zu welchem Zwecke sie Magie angewandt hatte. Schließlich hatte man ihr und Alvel noch eingeschärft, auf keinen Fall zu anderen Leuten über das, was sie getan hatte, zu sprechen. Dass sie ansonsten nicht gewährleisten konnten, dass andere, wütende Gläubige, sie doch noch auf den Scheiterhaufen zerrten, blieb unausgesprochen, doch Tari wusste es auch so.

War es nicht makaber? Zweifellos gab es einiges, das Tari zu bereuen hatte. Sie hatte sich verändert. Früher musste sie sich oft Arians gutmütigen Spott anhören, dass sie mit jedem befreundet sei. Heute wählte sie die Leute, die sie umgaben, mehr als kritisch aus, hielt sie auf Abstand, bis sie sich bewiesen hatten, und manche strafte sie gar mit Verachtung. Nicht dass dieser elende einarmige Bastard etwas anderes verdient hatte mit seinen Unterstellungen ihr gegenüber. Aber sollte sie nicht vielmehr Mitleid mit ihm haben für seine eingeschränkte Sichtweise? Sollte sie sich ihm gegenüber nicht weiter freundlich verhalten, statt so abweisend wie sie es tat? Tari nickte einmal, mehr zu sich selbst. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, den Menschen ihre Engstirnigkeit, ihre Gier nach der Schande anderer Leute, ihre Vorurteile zu verzeihen. Woher sollte so ein Schwertkämpfer es auch besser wissen?

Auf dem Rückweg vom Kloster hatte sie Tarnums Aushang an der Schriftenhalle entdeckt. Schon vor Wochen hatte er ihr erzählt, dass er vorhatte, sein Anwesen zu verkaufen und fortzugehen. Noch einsiedlerischer wollte er leben, als er es eh schon tat. Hätte sie es geschafft, ihm das Unterfangen auszureden? Sie hatte es nicht versucht und wollte es auch nicht. Er musste selbst wissen, was er tat und sie hoffte, dass sie ihm Freundin genug war, ihn auch weiterhin ab und an sehen zu dürfen. Für die nächsten vier Monde war es ihr allerdings ganz recht, wenn sie ihm nicht unter die Augen treten musste. Er hatte immer so gern mit ihren Haarsträhnen gespielt, die im Gegensatz zu seinen nicht von weissen Fäden durchzogen waren, sondern matt golden glänzten. „Ich kann ihm ja meinen Zopf schicken“, dachte sie in einem Anflug von Sarkasmus, schüttelte aber gleich den Kopf. Es war ihr weitestgehend egal, was die Leute denken würden. Vor Alvel schämte sie sich zutiefst, dass sie so herumlaufen musste, und vor Tarnum würde es nicht sehr viel besser sein. Doch wozu jetzt die Pferde scheu machen? Wenn sie ihn nicht aufsuchte, sondern es ihm überließ, sie zu suchen, würde es vielleicht eine Weile dauern, ehe sie sich wiedersahen, und wer weiß, ob es dann nicht schon wieder besser um sie stand. Trotzdem kam sie nicht umhin, etwas wehmütig an ihre letzten Treffen mit ihm zu denken. Sie erinnerte sich noch daran, wie sie ihm von Karts Unterstellung erzählte, sie hätte eine Affäre mit Melina gehabt. Aufmerksam hatte er sich ihrem empörten Bericht angehört, nur um sie gleich darauf, mit einem Gesichtsausdruck der dem eines Knaben glich, der eine Frau beim Baden beobachtete, zu fragen: „Und? Stimmt es?“ Dann hatte sie einen Fehler gemacht. Einen von vielen. Gwes kam hinzu und wollte sich ins Gespräch einmischen, doch vor einem Vertrauten wie Tarnum von so etwas zu sprechen war etwas völlig anderes, als es vor so einem Lüstling wie Gwes auszubreiten. So stellte sie dann auf stur und weigerte sich partout, auf das Thema weiter einzugehen. Dies hatte zum Ergebnis, dass Tarnum aufgebracht den Tala verließ. Erst Stunden später konnte sie ihn dazu bewegen, ihr zu sagen wie sie ihn so aufgebracht hatte. Leise, aber mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, sprach er zu ihr. „Fahr mir nieee wieder über den Mund, Tari Ceres“. Es dauerte einen Augenblick ehe sie verstanden hatte, was er meinte. Nun war sie ihrerseits aufgebracht, fragte ihn, wie er von ihr verlangen könnte, so ein Thema vor einem Menschen wie Gwes fortzuführen. Doch offenbar fachte sie das Feuer damit nur noch weiter an. „Mach das nie wieder, oder ich lasse dich in Ketten legen. Auch wenn ich dich...“ Doch da brach er ab und sprach mit nun vollends verwirrend sanfter Stimme weiter. „Vergessen wir das ganze, ja?“. Geduldig erklärte er, dass er einen Ruf zu verlieren hatte, dass es gereicht hätte, wenn ein Offizier es gesehen hätte. Dann griff er nach ihrer Hand und führte sie zurück zum Tala. Einen Augenblick verweilten sie vor Neerayahs neuer Bognerei. Sie hatten einmal herumgealbert, dass er das Haus kaufen würde und sie mit ihm dort einziehen sollte. Mehrfach hatte sie lachend abgelehnt, war jedoch insgeheim froh gewesen, dass sein Angebot ohnehin nur halb ernst gemeint war. Vor dem Tala ließ er dann ihre Hand los und gemeinsam gingen sie hinein. Da sie im Haus niemanden vorfanden, der eine Unterhaltung wert gewesen wäre, spazierten sie gemeinsam zum nahegelegenen Strand. Dort angekommen mussten sie feststellen, dass sie nicht alleine waren. Auf dem Boden saßen, nur leicht bekleidet, Gwes und zwei Frauen, die sie als Karo vom Handelshaus und die Feinschmiedin Niara identifizierte. Gwes hatte den Arm um Niara gelegt. Mit einem Räuspern machten Tari und Tarnum auf sich aufmerksam und Gwes grüßte die beiden fröhlich, als hätten sie ihn gerade nicht bei etwas ertappt, was bei allzu streng gläubigen Menchen rasch zu Ärger führen könnte. Auf ihre Einladung, sich dazuzugesellen, gingen die beiden jedoch nicht ein, sondern setzten sich etwas abseits in den Sand. Eine Weile schwiegen sie und beobachteten den Sonnenaufgang. Ab und an drehte er den Kopf zu ihr, sagte aber nichts. Dann, als habe er sich überwinden müssen, erhob er die Stimme, kam aber nicht zum Sprechen, denn Gwes und seine Gefährtinnen liefen mit anzüglichem Grinsen an ihnen vorbei. „Ich wünsche euch noch viel Spaß“, rief Gwes ihnen zu, und Tarnum rief in gleichem Tone zurück „Werden wir haben“. Unwillkürlich musste Tari lachen. Was Gwes jetzt denken würde, war ihr klar. So verwunderte es sie auch nicht, dass Gwes noch zwei mal, natürlich rein zufällig, an ihnen vorbeilief. „Keine Sorge, das war das letzte Mal!“, rief er ihnen lachend herüber. „Und ob es das war,“ murmelte Tarnum leise und nun deutlich verärgert und ein leises Knistern drang von seinen Händen zu ihrem Ohr. Wieder saßen sie schweigend im Sand und blickten aufs Meer hinaus. „Tari, ich...“, setzte er einmal an. „Ja...?“ Doch statt einer Antwort lehnte er sich nur zurück in den Sand und blickte gen Himmel. Einige schweigsame Minuten später ergriff er wieder das Wort. „Ich wollte sagen, ich...“ Doch wieder vollendete er seinen Satz nicht. Tari kannte und mochte ihn zu sehr um nicht zumindest zu ahnen, was er ihr sagen wollte. Sie wusste nicht, was sie darauf entgegenen sollte, doch wäre es ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, es zu bekennen. „Nun sag es schon.“ Es war mehr ein Flüstern als eine Aufforderung. „Ach... nichts.“ Erwiderte er nur. „Sag es, ich weiss doch was du meinst.“ Langsam richtete er sich auf und sah sie an. „Ach das weißt du?“ fragte er nun etwas forsch und Tari war klar, dass sie ihm den Weg für ein Ablenkungsmanöver geöffnet hatte. „Dann muss ich mich wohl geirrt haben“, seufzte sie und legte sich nun ihrerseits zurück in den Sand. Den Rest des Morgens verbrachten sie weitestgehend schweigsam am Wasser, bis es schließlich Zeit für den Aufbruch wurde. So verabschiedeten sie sich von einander und gingen beide ihres Weges.

Tari wusste nicht, wie lange sie in Gedanken versunken auf dem Rücken ihres Ponys vorm Heilerhaus gestanden hatte. Träumen von alten Zeiten war vorbei, sie sollte sich ihres geretteten Lebens erfreuen und zusehen, dass sie es in Zukunft besser machte. So ließ sie sich aus dem Sattel rutschen und schlang die Zügel des Tieres um einen der Pfosten. Ein wenig Ordnung wollte sie machen und danach heimgehen und ihre Robe anlegen, die sie in den nächsten Monden zu tragen hatte. Es war besser, sich nicht erst lange davor zu drücken. So versuchte sie es postitiv zu sehen, als einen Schritt in eine Zukunft, in der sie manches besser machte, als bisher.
Sie war gerade dabei, die Bücher abzustauben, als es an die Tür klopfte und der Major eintrat. Einen Augenblick lang war sie versucht, ihn so schnell wie möglich wieder hinauszukomplimentieren, doch dann erinnerte sie sich an ihren Vorsatz gegenüber Kart, lächelte freundlich und bat ihn, Platz zu nehmen. Wie sie vermutet hatte, hatte er einige Fragen zu der Frau, die am Vortag schwer verletzt im Tala aufgefunden worden war. So gut sie sich erinnerte und so weit sie es in Anbetracht ihrer ersten Untersuchung hatte sagen können, beantwortete sie seine Fragen, schloß einige Mutmaßungen aus und bestätigte andere. Mitten in der Unterhaltung betrat Chana den Raum. Das hatte Tari über ihre Stunden im Kloster ganz vergessen: Chana hatte sie dringend zu sprechen gewünscht und Tari hatte sie für den Abend ins Heilerhaus gebeten. Doch worum auch immer es ging, das hier hatte Vorrang und so bat sie Chana, eine Weile draußen zu warten. Schließlich waren alle Fragen geklärt, und Tari wollte sich schon erheben, um ihn zu verabschieden, da ergriff er erneut das Wort. Ob sie ihrem Mann Bescheid gegeben hätte, dass er ihn sprechen wollte, fragte er sie. Sie bejahte seine Frage, erklärte ihm aber, dass Alvel ursprünglich vorgehabt hatte, für mindestens vier Monate nach Faerlan zu verreisen, diese Pläne aber auf Grund jüngster Ereignisse nicht mehr sicher waren und sie im Augenblick nichts näheres sagen könne. Zu ihrer Überraschung nickte er verständnisvoll und erklärte ihr, dass er Alvel um Hilfe bei der Ausbildung der Bogenschützen der Garde bitten wollte. Innerlich machte ihr Herz einen erleichterten Satz. Das waren endlich mal gute Nachrichten! Vielleicht wäre Alvel bereit, auf dieses Angebot einzugehen, es wäre eine Sorge weniger für sie, wenn sie ihn nicht den ganzen Tag mit schlechter Laune daheim wusste. So fiel es ihr nicht schwer, dem Major zu versprechen, Alvel noch einmal an seine Bitte um ein Gespräch zu erinnern. Wieder machte sie nun Anstalten, sich zu erheben, doch erneut ergriff er das Wort. Er habe noch ein persönliches Anliegen, in dem er ihren Rat suchte. Nun war Tari erst recht überrascht. Sie wäre sicher nicht aus freien Stücken zu ihm gegangen, um sich Rat zu holen, nicht nachdem er ihr vor Monden unterstellt hatte, sie wäre verantwortlich für Melinas Verschwinden. Recht sachlich ersuchte er sie um ein Mittel gegen schwere Schlafprobleme. „Das scheinen in letzter Zeit viele zu haben,“ dachte Tari mehr bei sich und fragte den Major, ob er die Gründe angeben konnte, die ihn vom Schlafen abhielten. Auf seinen nun doch unsicher wirkenden Gesichtsausdruck antwortete sie rasch, dass es sie als Mensch nichts anginge, sie als Heilerin aber wissen musste, wo das Problem lag, um es richtig angehen zu können. Und so erklärte er ihr schließlich, weshalb er zu ihr so unfreundlich gewesen war und was ihm so den Schlaf raubte. Sie konnte ihm nur dringend ans Herz legen, sich eine Pause von der Garde zu nehmen, um seinem Körper etwas Erholung zu gönnen, doch wusste sie schon lange, dass mit Alvel die letzte Person die Garde verlassen hatte, der man etwas Verantwortung hätte übertragen können. So konnte sie fürs Erste nichts anderes tun, als ihm ein leichtes Schlafmittel sowie einige gute Ratschläge mit auf den Weg zu geben, und ihm einzuschärfen, dass dieses Mittel keine Dauerlösung wäre. Dann betrat, zu ihrer beider Überraschung, Sianne den Raum, die sie bei ihrer Großmutter vermutet hatten. So ließ Tari die beiden allein und gesellte sich zu Chana, die sich um einen kleinen Jungen kümmerte, der offenbar an einer Erkältung litt. Sie versorgte ihn mit einem Heiltee und Wadenwickeln, die sein Fieber senken sollten und wollte sich dann Schreibzeug holen, um seiner Schwester eine Nachricht zu schicken, dass sie ihn abholen könne. Doch der kleine Junge wollte sofort heim und so bot Sianne an, ihn mit zu sich zu nehmen. Tari seufzte. Der Major sah reichlich erholungsbedürftig aus und Melina war nicht daheim. Konnte sie ihm ein krankes Kind zumuten? Sie winkte Sianne etwas näher zu sich und rang ihr das Versprechen ab, sich gut zu Dorian zu kümmern, aber im Haus nicht allzu viel Wirbel zu verbreiten, da ihr Vater auch etwas Ruhe bräuchte. Entschlossen nickte das Mädchen und eilte in den Nebenraum, um den Vater um Erlaubnis zu bitten. Tari lächelte sanft. Schade, dass Sianne Majorin werden wollte. An ihr ging eine gute und gewissenhafte Heilerin verloren.

Schließlich wurde es ruhig im Haus und Tari hatte endlich Zeit für das Gespräch, auf das Chana sicher schon ungeduldig wartete. Schon als sie Chanas Brief erhalten hatte, war ihr die Vermutung gekommen, dass es sich nur um einen Kinderwunsch handeln konnte. Sie wusste, wie sehr Chana Kinder liebte, und jetzt wo sie verheiratet war, war es nur verständlich, dass sie und Brulmir sich sehnlichst Nachwuchs wünschten. Doch schon vor zwei Jahren hatte Tari ihr mitgeteilt, dass es mehr als unwahrscheinlich war, dass sie jemals wieder würde empfangen können. Doch konnte sie ihre beste Freundin so enttäuschen? Hatte sie nicht verdient, dass man alles versuchte, um ihr zu helfen? So begaben die beiden sich nach nebenan und Tari begann damit, Chana genauestens zu untersuchen und zu befragen. Immer wieder betonte sie, dass sie nichts versprechen könne, denn sie wollte Chana die herbe Enttäuschung ersparen, wenn sie sich zu viele Hoffnungen machte und es dann doch nicht klappte. Routiniert tastete Tari Chanas Körper ab und legte ihr schließlich die flache Hand auf den Unterleib. Doch dann hielt sie inne. Magie war ihr strengstens verboten worden, und man musste ihr nicht sagen, was ihr blühte, wenn sie dieses Verbot überging. Doch dann schüttelte sie entschlossen den Kopf. Zum Zwecke ihrer Arbeit hatte der Inquisitor es ausdrücklich erlaubt und für ihre Familie und ihre Freundin würde sie alles tun, mit dem sie helfen konnte. So schloß sie die Augen und atmete tief ein und aus, konzentrierte sich ganz auf das, was unter ihrer Hand lag, und bald konnte sie vor ihrem geistigen Auge sehen, was unter der Haut vor sich ging. Wie sie es schon vor Jahren festgestellt hatte, war von der rechten Seite von Chanas Unterleib nicht viel übrig geblieben. Glücklicherweise war die linke Seite intakt, bis auf eine kleine Unebenheit die sie irgendwie zu blockieren schien. Da schien die Wurzel des Übels zu liegen, oder zumindest ein Teil davon, denn Tari war sicher, dass Chanas Angst vor einer weiteren Fehlgeburt sowie ihr ungesundes Leben ebenfalls zu ihrem Problem beitrugen. Während Tari noch darüber nachdachte, was sie da gesehen hatte und was genau das gewesen sein könnte, setzten sie sich wieder im Arbeitsraum an den Tisch. Mit sachlichen Worten versuchte Tari ihrer Freundin zu erklären, was sie gesehen hatte und was nach ihrer Ansicht ihrem Kinderwunsch entgegenstand. Leider hatte Tari bisher nur selten mit einem solchen Problem zu tun gehabt. Doch Theo hatte dereinst erwähnt, dass er sich im Falle Melinas, der es ja ähnlich ging wie Chana, bei anderen Heilern erkundigt hatte, wie man der Frau zu einem Kind verhelfen konnte. Zwar lag Tari nicht viel daran, diesem Mann gegenüberzutreten, der so unter der Knute seines Weibes stand, doch musste sie unwillkürlich wieder an Kart und ihren Vorsatz denken. Und war Chana es nicht wert, über den eigenen Schatten zu springen?
Erneut wies Tari sie auf die geringen Erfolgsaussichten hin, versprach ihr aber, sich zu erkundigen und alles zu versuchen, um ihr zu helfen. Nur würde das eine Weile dauern können, da sie erst noch einige andere, wichtige Dinge regeln musste. Einen Augenblick zögerte sie. Chana und Arian waren die einzigen, denen sie, dem Verbot der Inquisition zum Trotz erzählen würde, weshalb sie diese Buße auferlegt bekommen hatte. Sollte sie Chana erklären, warum ihr Leben in den nächsten Monaten völlig anders verlaufen würde und wieso sie ihr Augenmerk nicht auf Chana legen konnte, bis sie sich an die veränderten Lebensumstände gewöhnt hatte? Doch ein Blick in Chanas Gesicht verrieten ihr Anspannung und Vorfreude und so beschloß Tari, sie jetzt nicht mit ihren eigenen Problemen zu belasten. Dass etwas nicht stimmte würde sie unweigerlich in den nächsten Tagen bemerken. Also beschränkte Tari sich darauf, Chana noch ein paar Ratschläge zu geben, wie sie ihr Leben umgestalten sollte, um sich bestmöglich auf die bevorstehenden Strapazen vorzubereiten. Um ihren Körper ausdauernder zu machen untersagte Tari ihr jegliche Nutzung von Reisemagie und empfahl ihr, ihre Wege nach Möglichkeit zu Fuß oder auf dem Pferderücken zurückzulegen. Außerdem legte sie ihr ans Herz, ihre Jagden auf Schlangen und anderes Getier etwas einzuschränken und sich in gar keinem Fall zu überanstrengen. Stattdessen sollte sie sich viel Entspannung gönnen („Das werde ich Brulmir gleich sagen“, merkte Chana kichernd an) und auf zu viel Wein und Süßspeisen verzichten. Mehr könne sie nicht tun, solange Tari nichts näheres über das notwendige Vorgehen wusste.

Unverkennbar standen Freude und Hoffnung Chana ins Gesicht geschrieben, als sie das Heilerhaus verließ. Nicht zu finden aber waren die Angst, Ratlosigkeit und Sorge, die Tari in ihrem tiefsten Inneren empfand und nicht abzuschütteln wusste. Zwischen ihrem angeborenen Optimismus und blanker Angst um ihr Leben und die Art, wie sie lebte, ging Tari in kleinen Schritten heim. Leise legte sie sich neben Alvel ins Bett, der selbst unruhig und offenbar traumgeplagt schlief und brachte mehr wach als schlafend die letzte normale Nacht hinter sich, die sie in den nächsten Monaten haben würde.
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Alt 07.06.2005, 17:08
#24
Tari Ceres
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Müde streckt sie ihren Arm aus, ihn langsam auf die rechte Seite des Bettes wandern lassend, tastend, doch nichts findend. Schnell zieht sich die Hand wieder zurück, neuerlichen Husten aufhaltend. Langsam richtet Tari sich im Bett auf und sieht zur leeren Stelle neben sich. Zwei Wochen war er nun schon fort, mindestens ein Mond oder mehr würden vergehen, ehe sie ein Wort von ihm lesen würde. Wenn überhaupt welche zu ihr kämen. Wenn er überhaupt welche schrieb, schreiben konnte. Leise seufzend legte sie den Kopf in ihre Hände.
Stürmisch war der Abend gewesen, als sie gemeinsam nach Vesper ritten, wo eines der letzten Schiffe dieses Jahres darauf wartete, nach Faerlan auszulaufen. Am Hafen angekommen standen sie eine Weile schweigend nebeneinander. Beide wussten, dass die Trennung hart würde, dass die Reise schwer würde, und auch wenn sie es versuchten, der Gedanke, dass gerade in Herbst und Winter auf See viele Unglücke geschahen, ließ sich nicht völlig vertreiben. Wieder und wieder umarmte Tari ihren Mann, dann wieder ihren aufgeregt dreinblickenden Sohn Levin, und wieder Alvel. Wie viel wollte sie den beiden noch sagen, doch die Zeit wurde immer knapper. Das Schiff war bereits beladen, die Flut stieg immer höher. Ein letzter Kuss, ein letztes "Pass auf dich auf", dann nahm Alvel Levin bei der Hand und stieg mit ihm aufs Schiff. Kurz darauf stießen die Ruder das Boot vom Steg und langsam verschwand es in der Abenddämmerung. Lange stand Tari dort, dem Schiff nachwinkend, auch dann noch, als sie Alvels bedrückte Miene und Levins aufgeregtes Winken schon lange nicht mehr erkennen konnte. Langsamen Schrittes ging sie zurück zu den Pferden, den Wind und die Kälte nicht beachtend, die durch ihre Kleidung drangen und sich fest in ihre bloßen Füße stachen. Wie benommen löste sie die Zügel der Pferde und saß auf. Sie machte sich nicht die Mühe, Alvels Occloerstute an einen Führzügel zu nehmen. Mücke würde so oder so ihrem Weidegefährten nachlaufen.
Daheim angekommen fand sie die Nachbarin im Elternzimmer bei den Zwillingen vor. Die Mädchen hatten darauf bestanden, in der letzten Nacht beim Vater zu schlafen und wie hätte sie es ihnen verbieten können? Unschlüssig sah Tari sich um. Schon seit Tagen fühlte sie sich unwohl ("Kein Wunder, wenn man barfuß herumläuft", schalt sie sich selbst) und es wäre das Beste gewesen, sich zu Bett zu begeben. Doch da würde sie nur an Alvel denken, daran, wie viele Tage er nun fortbleiben würde, und wie hart die Reise war, die ihm bevorstand. Also verließ sie kurzentschlossen wieder das Haus und ging zum Heilerhaus, um ein wenig Ordnung zu machen. Dort traf sie auf Gwes, der mittlerweile von einer längeren Reise in seine Heimat zurückgekehrt war. Seit der Major und sein widerwärtiger Freund Kart ihn am Vorabend einfach im Heilerhaus aufgestöbert, gefesselt und mitgenommen hatten, war er nicht wiederzuerkennen. Tari wusste genug, um zu ahnen, dass es, mal wieder, um Melina gehen musste. Niemand musste ihr sagen, wie sehr Gwes sich an der Existenz von Frauen erfreute, und es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis irgendein Ehemann käme, und sich um seine Frau bedroht fühlte. Doch trotzdem war das kein Grund, nachts bewaffnet in ein friedliches Haus einzudringen, jemanden festzunehmen, damit wehrlos zu machen und ihn dann an einer einsamen Stelle im Wald zu bedrohen. Kart hätte sie so etwas ja ohne weiteres zugetraut, doch dass ein Mann von Ehre wie der Major einfach Menschen verschleppte, erschütterte sie. Gleichzeitig ärgerte sie sich über sich selbst. Sie allein hatte Hausrecht im Heilerhaus, und auch ein Gardist konnte nicht das Recht haben, jemanden aus rein persönlichen Gründen einfach festzunehmen. Sie hätte einschreiten und zumindest gegen die Fesseln widersprechen müssen. Sie war sich sicher, er wäre dem Major auch freiwillig gefolgt. Wütend über diesen elenden Einarmigen, wütend über die Willkür des Majors und nicht zuletzt wütend über ihren mangelnden Mut lief sie in den Tala, wo sie auf Lia traf. Sogleich berichtete sie ihr von dem Geschehenen und ließ dabei wie immer kein gutes Haar an ihrem Mann. Gleichzeitig ärgerte sie sich wieder über sich selbst. Sie wollte sich nicht mehr über Kart aufregen, doch es war schwer, wenn einem 100 bissige Sprüche einfallen, wenn man so jemanden nur sieht. Sie wusste nicht zum wie vielten Male Lia ihr das Versprechen abrang, Kart gegenüber freundlicher zu sein. Und wieder war sie fest davon entschlossen, ihm nicht noch einmal die Freude zu gönnen, dass sie sich selbst vergaß. So rasch wie ihre Wut aufgezogen war, verflog sie auch wieder, und gemeinsam gingen die beiden Frauen zum Heilerhaus. Lia hatte den Verdacht, erneut ein Kind zu erwarten und so wollte Tari gerade damit beginnen sie zu untersuchen, als Kart und der Major wieder im Heilerhaus eintrafen. Geduldig beantwortete sie die Fragen des Majors über seine Frau, weniger geduldig, aber ausnahmsweise wenigstens nicht stichelnd, beantwortete sie Karts fragen über seine Frau.

An den darauf folgenden Tagen verbrachte sie viel Zeit mit Gwes und Chana im Heilerhaus. Tari fühlte sich ganz und gar nicht gut. Ihr Husten wurde immer schlimmer, ließ den Hals schmerzen, zog sich schließlich bei jedem Atemzug schmerzhaft in die Lunge. Sie hätte ins Bett gehört, aber sie wollte einfach nicht allein sein. Und es gab einiges zu besprechen, angefangen von Chanas Kinderwunsch bis zu einer Idee, die Tari gekommen war, als einige durchnässte Freunde in der Hoffnung auf ein wärmendes Feuer und einen heissen Tee ins Heilerhaus gekommen waren. Sie wusste zwar, dass es ein Armenhaus gab, wusste aber auch, dass dort kaum jemand war (war dort außer Tarathir überhaupt einmal jemand gewesen?) und dass es dort mit dem Essen nicht zum Besten stand. So erzählte sie den beiden von ihrem Plan, einmal in der Woche warme Suppe und heißen Tee an die auszuteilen, die bei diesem Wetter etwas Warmes im Magen gebrauchen konnten und sich ein Mahl in einer Gaststätte nicht leisten konnten. Tari war Feuer und Flamme für ihre Idee, wollte jedoch die Meinung der anderen haben und sich nicht zuletzt ihrer Unterstützung versichern. Während Chana den Gedanken mit Begeisterung aufgriff, wirkte Gwes eher ablehnend. Er hielt es für fragwürdig, ob wirklich Bedürftige kommen würden, erwähnte aber im gleichen Zug, dass er nichts gegen Taris Pläne unternehmen würde, wenn er sie auch nicht unterstützte. Ohnehin habe sie das Sagen im Haus und seine Meinung zählte nicht. Wie kam er auf solche Gedanken? Sie hätte die beiden nicht gefragt, wenn ihre Meinung und ihre Hilfe ihr nicht wichtig gewesen wären. Doch mit Gwes war einfach nicht zu reden, trübe starrte er in die Kerze. Schließlich gab Tari es auf, ließ Chana und Gwes stehen und ging heim.

Gut eine Woche war seitdem vergangen. Nur selten hatte Tari sich in dieser Zeit weiter hinaus ins Kalte gewagt als die paar Schritte zum Heilerhaus. Die meiste Zeit verbrachte sie daheim vorm Kamin, mit den Kindern spielend oder dösend. Nur schleppend verschwanden die Schmerzen aus ihrer Lunge, störrisch weigerte auch der Husten sich, zu verschwinden. Jeden Tag aufs Neue schalt sie sich, dass sie ganz ins Bett gehörte, dass sie sich selbst nur wenig helfen konnte in ihrem von Husten benebeltem Denken. Trotzdem biss sie die Zähne zusammen, trank Kräutertees, nahm heisse Bäder und ruhte sich aus, so viel die Zwillinge es zuließen. Irgendwann brachte die Nachbarin, die einmal am Tag nach ihr sah, einen Brief mit, der offenbar im Heilerhaus für sie hinterlegt worden war. Geschrieben war er von Melina, die ihr mitteilte, dass ihr Mann sich bei den Templern für sie eingesetzt hatte und sie schließlich davon hatte überzeugen können, dass es über kurz oder lang gefährlich für sie werden konnte, wenn sie bei diesem Wetter mit blanken Füßen vor die Tür ging. Eine Weile wusste Tari nicht, was sie denken sollte. Sollte sie beschämt sein, dass der Mann, der ihr und ihren Freunden oft mehr als kritisch gegenüberstand, sich für sie eingesetzt hatte? Sollte sie ein schlechtes Gewissen haben, dass jemand anders für sie darum gebeten hatte, dass sie wieder Schuhe tragen durfte? Und das nur, weil sie selbst sich ihre Fehler noch nicht hatte verzeihen können, und nicht erwartete, dass jemand anders etwas vor ihr tun würde. Doch schließlich wichen diese Zweifel einem Gefühl der Dankbarkeit, denn zu deutlich spürte sie noch den anfänglichen Schmerz und die darauf folgende Taubheit in ihren Gliedern, wenn sie sich nach draußen begab.
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Alt 11.06.2005, 17:20
#25
Tari Ceres
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Beiträge: 1.193
Lange Zeit saß sie einfach nur da und dachte nach. Immer wieder musste sie den Gedanken verdrängen, dass sie Chanas Kinderwunsch für nahezu utopisch hielt. Sie war davon überzeugt, dass sich mit einfachen Kräutermitteln da nichts mehr tun liess, zumindest nicht damit allein. Doch was käme sonst in Frage? Ständig pendelte sie zwischen den verschiedensten Bibliotheken hin und her, wälzte Bücher, machte sich Notizen, kopierte zum Teil ganze Schriften. Zuhause, auf der leeren Bettseite, in der sonst Alvel lag, stapelten sich weitere Bücher und Schriftrollen zum Thema Heilkunde, Kräuterkunde und Magie. Doch nirgendwo fand sich etwas, das auf diesen bestimmten Fall passen könnte. Es muss doch irgendetwas geben... Ein Buch interessierte Tari dabei besonders. "Das arkane Gewebe und die Heilkunde" nannte es sich und bot vielerlei Anregungen. Auch für kinderlosen Frauen stand dort einiges aber leider, leider.... nichts über Unfälle, die Frauen kinderlos hielten. Seufzend las Tari Seite um Seite. Überall standen Ansätze, doch nirgends etwas Ganzes. Wenn man nur einiges kombinieren könnte... Aber warum eigentlich nicht? War das nicht eine Möglichkeit?
Entschlossen raffte Tari einige der Schriftrollen zusammen und eilte zur Schriftenhalle, wo sie sehr zu Tanis Unmut eine ganze Ecke für sich in Beschlag nahm. Die nächsten Stunden war sie nur noch durch leises Gemurmel, Geseufze oder auch leisere Freudenrufe, die hinter einigen riesigen Bücherstapeln hervordrangen, bemerkbar. Schließlich rief sie erfreut "Ich habs!", während sie, mit einem großen, vollgeschriebenen Blatt Papier hinter den Büchern aufsprang. Ohne weiter auf die Schriften zu achten, die sie aus den Regalen geholt hatte stieg sie über einen Bücherstapel hinweg und verließ die Schriftenhalle. Die Idee hatte sie nun, doch wer sollte ihr helfen? Marie natürlich, als Heilmagierin. Und vielleicht Aledan, seine Fähigkeiten hatte sie schon immer geschätzt. Und vielleicht Tayra? Zwar war sie in der Magie nicht sonderlich bewandert, doch schaffte ihr die Bindung zu ihrer Schwester sicher einen besonderen Vorteil.

Nur wer sollte die anderen beiden Plätze übernehmen...?
Tari Ceres ist offline  
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