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Alt 10.11.2006, 13:55
#76
Nadirah Jin Zaykah
Reisender
 
Registriert seit: 11 Jul 2005
Beiträge: 628
Noch am Abend beschäftigten sie diese Gedanken. Sie war so verwirrt, dieses Gefühl das sie berieselt hatte als sie ihr eigenes Liebesspiel mit Kercan sah und die Gefühle die sie für Travin hegte, Djala's Worte, sie fand keinen festen Grund auf dem sie ihre Gedanken aufbauen konnte. Sie liebte Travin ja, er war ihre erste große Liebe, vielleicht die wahre Liebe, doch konnte man nur eine wahre Liebe im Leben haben? Ist es nicht so das man der wahren Liebe treu bleibt? Wie konnte sie ihn wahrhaftig lieben und dann in Kercan's Armen liegen? Es war nicht nur Lust gewesen, es war nicht nur das Erleben von Wonnen gewesen und ihr Gefühl im Hier und Jetzt sagte ihr deutlich, das sie mehr für ihn empfinden würde, wenn sie sich auf ihn einlassen würde. Doch es war kompliziert. Bei Travin, da war es einfacher gewesen, es dauerte länger, keine Frage, aber sie war sich ihrer Gefühle sicher gewesen und ist es auch heute noch. Bei Kercan verwirrt sie soviel, wie konnte sie Angst haben er könne ihr was anhaben? War es nicht nur so das sie Interesse an dem Mann an ihm hatte? Nein und ja. Es gab keine klaren Antworten, sie konnte keine klaren Aussagen treffen. Einerseits reizte er sie, sie war sogar aufgefahren als er ihr keine Beachtung geschenkt hatte, hatte die Krallen ausgefahren und doch. Als sie das Gedicht gelesen hatte, klangen alle Alarmglocken in ihr. Es war ein schönes Gedicht es hatte ihr geschmeichelt, doch er hatte damit die Waffen von sich gelegt. Es lag in ihrer Hand ob sie nun ihr Schwert zog oder nicht, das gefiel ihr nicht. Sie wollte mit ihm kämpfen, sie wollte das er um sie kämpfte ohne zu viel von sich Preis zu geben, sie wollte ihn nicht geschenkt... sie wollte ... ja was wollte sie eigentlich? Bestürzt lies sie den Kopf in ihre Hände sinken. Warum konnte sie keine klaren Antworten finden? Was war mit diesem Mann, das sie ihn weder vergessen noch annehmen konnte? Wieder rumorte es in ihrem Bauch und die ankündigende Wut richtete sich gegen sie selbst. Was wollte Djala ihr sagen, als sie ihr erklärte, das ihr Leben sie in die Arme anderer trieb? Das Männer wie Kercan - Sie war sich recht sicher mittlerweile, das er nicht der einzige bleiben würde - sie verwöhnten und Travin dennoch der einzige blieb? Aber wozu das ganze? WOZU? Warum konnte sie nicht zu Travin zurück und nur bei ihm bleiben, warum waren da Gedanken an einen Anderen, die weit mehr erahnen liessen als sporadische Liebesnächte. "Zum Shitan mit den Männern! " Wieder fluchte sie leise vor sich her. Was war an diesem Mann... diese Frage ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sicherlich, die gealterte Nadirah hatte nach jüngeren Ausschau gehalten, und doch hatte sie für diesen einen etwas gewagt, das für sie jetzt noch undenkbar ist. Sie hatte die Frauen hintergangen. Sie hatte gegen Regeln verstossen die sie mit Lia und Felia aufgestellt hatte. Das sie einen Mann im Lager geliebt hatte war mit Sicherheit nicht so schlimm gewesen, das war auch ihr jetziger Gedanke, aber das sie ihn überhaupt mit ins Lager genommen hatte, das konnte sie nicht begreifen. Sie wollte selbst nicht glauben, was sie da getan hatte. Es war... ja was war es? Heuchlerisch! Nein es war die Entscheidung einer Frau die eine Reife erlangt hatte gegen die sie sich nicht mehr rechtfertigen musste! Nein es war ein Vertrauensbruch! Ob sie überhaupt nachgedacht hatte als sie diesen Mann mit ins Lager genommen hatte? Hatte sie in der Zukunft auch nur einen Gedanken daran verschwendet, was sie da vorhatte? Und wenn ja, wie sollte sie sich das im Hier und Jetzt dann erklären.

Warum streckte dieser Mann auch die Waffen vor ihr nieder? Warum war er ihr so bedingungslos verfallen und sie voller Fragen? Warum konnte sie nicht einfach Nein oder Ja sagen? WARUM? Wieder begann der Schmerz in ihrem Kopf, langsam und beständig. "Lass dich treiben..." hatte sie es jetzt gesagt? Nein! Wer hatte es gesagt? Nadirah lauschte. Es war ein Flüstern im Wind, doch... NEIN sie konnte sich nicht treiben lassen. Würde sie sich ihm hingeben, würde sie ihm gestatten sie zu lieben, würde sie ihm gestatten von ihr geliebt zu werden. Was dann? Was wäre wenn er sich ihr noch mehr ausliefern würde. Kurz stockte sie. Lieferte er sich ihr überhaupt aus? Vielleicht wollte er auch nicht mehr, wieder dachte sie an das Gedicht. Wenn ich ihm all jenes gestatte, was wird dann überhaupt mit mir passieren? Werde ich mich an seine Seite sehnen? Werde ich ... die Freiheit verlieren für die ich Travin allein ließ? Sie hatte Angst und das Entsetzen über die möglichen Ausgänge brannte in ihrem Hals. Wieder begann sie ihre Gedanken von neuem zu sortieren, sie von einer Ecke im Kopf zur nächste zu schieben. Travin auf der einen, Kercan auf die andere, die Bilder ihres Traumes in wieder eine andere Ecke. Irgendwie hatte diese Mutter es geschafft ihrer Gefühle Herr zu werden, eine Lösung zu finden. Irgendwie. Seufzend gab Nadirah auf, lehnte sich zurück und zog dieses kleine Buch raus, las die Zeilen, wohl zum tausendsten Mal und wieder war es Verzweiflung die sie übermannte. Warum machten ihr diese Zeilen mehr Angst als das sie sich ihrer erfreute. Tränen glitten über ihre Wangen, warum war sie so ausser sich als er dieses junge Ding mitbrachte, warum hatte sie rot gesehen als sie ihren Namen hörte, warum konnte sie ihm nicht gönnen sich mit jüngeren zu treffen und sein Glück zu suchen, sie selbst sträubte sich ja mit Händen und Füssen dagegen ihm auch nur einen Schritt entgegen zu kommen, weshalb es so war stand in den Sternen. Sie wollte und konnte nicht, was waren das für Fesseln die sie zurück hielten? Was war es für ein Gefängnis das sie gefangen hielt? Sie hasste sich selbst für ihre Unentschlossenheit, es war ihm gegenüber nicht gerecht. Sie hielt ihn hin, unfähig ihn gehen zu lassen. Sie legte das Buch zur Seite und rollte sich ein. Ihre Gedanken waren bei Kercan, sie konnte sich gegen die aufkommenden Gedanken kaum wehren, als sie sich vorstellte wie er reagieren würde wenn sie sich endlich entscheiden würde, wie ihr Körper auf ihn reagieren würde. Sie ahnte das die Grenzen schnell erreicht sein würden, bis er sich nehmen würde was er wollte. Sie wusste das sie vorsichtig sein musste um selbst jetzt die Grenzen zu waren, er bestürmte sie und sie kämpfte darum den Abstand zu waren. Es war alles so schnell, so früh und... sie hatte keine klaren Antworten. Sie hatte nichts quasi. War er der Grund warum sie nicht mehr zu Travin ging? Nein, sie wollte ihn manchmal ja lieber nicht sehen und dennoch traf sie ihn. Travin war eine andere Geschichte, es war etwas anderes einfach. Es war.. es war etwas was ewig bestehen würde, auch wenn die Grenzen irgendwann klar aufgestellt werden würden und man jene nicht mehr übertrat. Sie wußte nicht recht was er dachte, was er fühlte. Sie wußte nur das Travin die Saharess akzeptierte, sie wusste das er zumindest versuchte ihr die Freiheit zu lassen, doch noch.. ja noch liebte er sie auch. Würde einmal der Tag kommen wo er sie nicht mehr sehen will? Würde einmal der Tag kommen an dem er sie hasste oder sie ihm gleichgültig werden würde? Würde irgendwann einmal der Tag kommen wo er sie verabscheute? Ja.... möglich war das. Der Schmerz den sie bei diesem Gedanken empfand zog durch ihren ganzen Körper und dennoch wusste sie, dass sie den Weg den sie eingeschlagen hatte nicht mehr verlassen würde. Sie würde die Frauen hier nicht mehr verlassen.
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Alt 10.11.2006, 21:20
#77
Aralia Lorr
Reisender
 
Registriert seit: 30 May 2005
Beiträge: 83
Die ersten Tage gingen ins Land und noch immer fand Lia nicht zu ihrer gewohnten Ruhe, die sie sonst sogleich umfing, wenn sie früher in ihr Zelt getreten war. Das Gemurmelt der Frauen am Feuer, das leise Wiehern der Pferde liess ihre Anspannung nicht abfallen. Umfing sie doch einmal der Schlaf, schrak sie erschrocken auf und ihre Hand fuhr zu ihrem Schwert.

Seid sie ihr Zelt das erstemal seid.. ja wie lange hatte ihr Zelt nahe der Sümpfe eigentlicht gestanden... seid sie damals von Neugier geplagt Rutgar heimlich gefolgt war. Doch stand ihr Zelt noch immer nur eine Reitstunde von ihrem wahren Heim im Wald entfernt. Ihre Eltern und Geschwister warteten täglich auf sie. Sie sprachen nicht viel und ihre Stimmen wurden auch immer leiser, doch das war nicht wichtig, sie waren immer da gewesen und sie werden es auch noch lange sein. Es wurde Zeit, dass auch ihre Familie hier ins Lager einzog, vielleicht konnte dann endlich Lia etwas Schlaf finden.

Lia rieb sich über die Augen und erhob sich von ihrem "Posten", dem sie seither in ihrem Zelt nahe des Eingangs bezogen hatte. Ihre Schlafstatt war bislang unberührt geblieben. Glücklicherweise war der Frühling übers Land eingezogen und die Nächte war herrlich lauh.

Sie schlug die Felle vom Eingang beiseite und trat ins Freie. Felia war wieder einmal nicht anwensend, stellte sie fest als sie ihr Pferd nicht erblickte. Leise grummelnd entfachte sie das grosse Feuer, welches sonst stets mittig des Lagers der Frauen brannte, doch war es ausgegangen... 'Es ist schon seltsam, ' dachte Lia so bei sich 'ich traue diese Kort nicht über den Weg und doch scheint sie mir zu fehlen.' Kurz lachte sie leise auf und schüttelte ihr Haupt. 'Nein, dass ist töricht!' Und doch war da etwas... Lia mochte Felia nicht und das wusste Lia genauso gut wie Felia selbst. Waren doch die Worte damals in der Wüste, die Felia sprach, ihr noch heute so deutlich in Erinnerung, als wäre es erst gestern gewesen. Sie konnte nicht glauben, dass Felia sich geändert haben sollte.

Den Blick stets aufmerksam umherschweifend sann sie über Felia und Nadirah nach. Ihre Freundin schien etwas zu bedrücken und nachdem sie im Schlaf geschrien hatte, war ihr Gefühl bestätigt. So beschloss Lia ihr heimlich zu folgen, sie stets im Auge zu behalten, sollte sie das Lager verlassen. War Nadirah in Gefahr, wollte Lia jeden Feind ihre Klinge spüren lassen. Sie verabschiedete sich bei Nadi und auf der üblichen Nachfrage, wo Lia denn hin wolle, erwiederte sie nur knapp 'Familie.' Lia bemerkte sehr wohl wie sich Nadi´s Gesicht verzog, doch schwang sie sich auf ihre Schimmelstute und bezog im Wald vor dem Lager Position und wartete geduldig...
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Alt 14.11.2006, 12:59
#78
Nadirah Jin Zaykah
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Beiträge: 628
Lia hatte sich gerade verabschiedet und Nadirah wartet noch bis Shivari ausgeschlafen hatte um ihre Wache anzutreten. Felia selbst kam in dieser Zeit wieder, sie wirkte ruhig und ausgeschlafen - Nadirah musste lächeln. Sie hatte Wasser aufgekocht und trank noch einen Tee mit Felia, es war ein stilles beisammen sitzen. Keine sagte was, man hörte die Pferde schnaufen und die Gischt gegen die Ufer schlagen. Es bedurfte nicht vieler Worte um den Frieden zu erklären. Sie musterte die junge Frau lange, sie war jung, deutlich jünger als sie selbst. Sie gestand sich ein das sie sich um Felia sorgte, doch energisch verbannte sie diese Gedanken. Sie ist alt genug und ich bin nicht für sie verantwortlich. Felia hatte noch etwas zu erledigen und Nadirah machte sich nun ebenfalls fertig, sie gewöhnte sich langsam an diese Wachablösungen, auch wenn es ihr noch immer schwer fiel.

Sie ließ Sharaja die Zügel lang, folgte dem Weg, den ihre Stute wählte, umso erstaunter war sie als sie schliesslich vor Travin's Haus stand. Sie blieb stehen, musterte das Haus, ob er wohl zuhause war? Energisch griff sie zu den Zügeln und schnalzte mit der Zunge, quer durch die Wüste, dorthin wo sie Sharaja gefunden hatte, weiter über die Brücke Richtung Yew, in einen Bergkessel. Als sie absaß, schaute sie sich nochmal genau um, war sie allein. Ihre Stute trottete zielstrebig in ein nahegelegenes Gebüsch. Nadirah nickte, Sharaja würde nicht so ruhig bleiben wenn Fremde hier wären. Sie sah sich genauer in diesem Bergkessel um, sie wusste genau wonach sie suchte, als sie begann auf den Berg zu klettern. Immer wieder fielen kleine Steine zu Boden ehe sie mit zufriedenem Gesichtsausdruck nach unten kam. Ein leiser Pfiff und ihr Pferd kam zu ihr getrottet, Nadirah schwang sich geübt und anmutig auf den Rücken, um dann in einem scharfen Tempo gen Fenisthal zu reiten. Sie war überrascht Kercan zu treffen, ebenso überrascht auf den Raja und Felia zu treffen. Der Abend klang leicht und gediegen aus, ehe sie sich wieder zum Lager wendete.

Es war eine seltsame Stimmung, sie musste ihn immer wieder ansehen und dennoch, immer wieder ermahnte sich Nadirah den Kopf nicht zu verlieren, doch die Situation dafür war reichlich unpassend. Sie spürte seine Hand auf ihrem Oberschenkel, unschlüssig, ob sie still halten oder das Bein fortziehen soll. Seine Lippen wurden gierig, immer wieder entzog sie sich ihm, immer wieder ließ sie ihn warten. Sie spürte wie er ungeduldiger wurde, wie er fester nach ihr griff. Nadirah dachte gar nicht daran ihr Lächeln zu verheimlichen, ihr gefiel es ihn zum Wahnsinn zu treiben, ihn um die Beherrschung zu bringen. Sie wusste genau was sie jetzt wollte, was sie tun oder lassen sollte. Sie tanzte quasi an seinen Grenzen mit einem amüsierten Gesichtsausdruck. Langsam, ermahnte sie sich, sie spürte wie ihr Körper längst die Begierde mit aufgefangen hatte, wie ihr Atem langsam aber stetig flacher wurde.

"CONELL!" Nadirah schrak hoch, Lia, sie hatte Lia vollkommen vergessen, aber sie kam im rechten Moment, schnell sprang sie auf. Sicher, ihr Haar war zerzaust, vielleicht war ihr Rock auch ein wenig verschoben durchs sitzen, doch es kümmerte sie nicht. "Was macht ihr da?" Sie hatte ihm noch einen kurzen Kuss entgegen gehaucht, ehe sie ahnte das Lia freien Blick auf sie hatte. "Wir verabschieden uns..." Sagte sie nur und ging auf Lia zu. Ihr lächeln war breit, doch wusste sie nicht worüber sie sich mehr freute, das er ihr Spiel mitspielte oder das Lia genau im richtigen Moment gestört hatte. Hätte er den Versuch unternommen sie hätte sich schon längst nicht mehr gewährt, die Distanz war längst geschmolzen, es passte ihr nicht recht, eigentlich gefiel es ihr ganz und gar nicht, doch ihr Körper hatte die Kontrolle genommen und ihre Gedanken zum Schweigen verdammt. Sie liebte Lia gerade dafür, das sie jene rechtzeitig gerettet hatte dennoch konnte sie das selige Lächeln nicht aus ihrem Gesicht verbannen, es war ein spannendes Gefühl gewesen, sie kannte seine Grenzen nicht, und er war deutlich leichter reizbar gewesen, unerfahrener würde sie fast sagen, sie wusste nicht, ob er mit einer Überraschung hinterm Berg hielt, was passieren würde wenn sie seine Beherrschung ankratzte.
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Alt 21.11.2006, 13:19
#79
Nadirah Jin Zaykah
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Sie lag in den Fellen, erst gestern hatte sie begonnen sich einzurichten, Felle ums Lager zu legen, Felle für die Schlafstätte auszubreiten. Tische aufzustellen auf denen sie ein wenig zu essen und ihr weniges Hab und Gut aufbewahren konnte.
Nadirah weinte still, kein Ton von sich gebend, nicht mal ein Geräusch. Leise liefen ihr die Tränen die Wange entlang während sie die Pferde schnaufen hörte, hörte wie Lia leise Shivari zur Wachablösung weckte und sich selbst in ihr Zelt zurück zog. Es war ziemlich dunkel in ihrem Zelt, wenn gleich die Glut in den Kohlebecken und auf der Feuerstelle noch ein diffuses Schattenspiel verursachten. Sie hatte sich schnell daran gewöhnt, doch was ihr noch immer manchmal zu schaffen machte waren die harten Wellen die gegen die Ufer schlugen wenn der Wind sie trieb. Sie hörte wie Shivari leise die Pferde in den Morgenstunden versorgte und noch immer rollten die Tränen an ihren Wangen hinab. Der Schrei lag ihr im Hals, doch sie wagte nicht die Stille zu stören, aufzubegehren. Sie würde nicht alles haben können, entweder Freiheit oder Liebe. Die Erkenntnis die sie an diesem Abend mal wieder hatte erschütterte sie und auch die Tatsache wie leicht er es verstand. Er war kein Träumer, ein Teil von ihr dankte dem Schicksal dafür, wäre er ein Träumer würde es nur umso schwerer werden. Nein er konnte den Dingen ins Auge sehen, er verschloss sich nicht vor der Realität auch wenn er es gern täte wie er sagt. Erneut presste sie die Lippen aufeinander, es war ein Schmerz den sie fühlte, aber nicht sagen konnte woher er kam. "Schliess die Augen" ermahnte sie sich selbst, "Find zur Ruhe." Sie tat wie sie sich selbst mahnte doch nur die Bilder des vergangenen Abends kamen wieder hoch. Wie sie ihm alles sagte, wie sie ihm sogar sagte, das sie sich nicht verlieben wollte, wie sie ihre Angst aussprach zu versagen. Sie glaubte kaum das er das Ausmaß ihrer Angst begriffen hatte doch sie hatte darüber geredet. Sie -Nadirah jin Zaykah ben Novad al Jamila- war ein fürchterlicher Feigling im Grunde. Sie hatte gegen alles was ihr nah und wichtig war rebelliert und fürchtete nun die Konsequenzen. Zähneknirschend schob sie ihr Kinn vor, "Nein! Ich hab das alles nicht gemacht um jetzt heulend in den Fellen zu liegen und mich selbst zu bedauern!" Die stumme Predigt half nur für den Moment, sie erinnerte sich wie sie voller Glauben und Hoffnung ihren Stamm verließ, durch die Wüste irrte, ihr Land verließ. Sie erinnerte sich daran wie sie tausendmal den Mut verlor und dann doch wieder aufrecht mit gezogener Klinge in der Hand stand. Sie erinnerte sich an Travin, an die schönen Zeiten, sie erinnerte sich an ihre Tätigkeiten in der Schlangenbucht. Wie oft sie gebangt hatte, wie oft sie von der Panik ergriffen war und wie sie doch immer noch mit heiler Haut hinaus kam. Das war Vergangenheit. Kurz lenkte sie sich ab und versuchte herauszufinden warum sie damals diesen Weg gegangen war. Warum sie Söldner geschart hatte, warum und wozu sie fast eine ganze Streitmacht aufgestellt hatte, um dann allem den Rücken zu kehren. Es war ein leises Flüstern. "Sicherheit... " Ja sie hatte sich damals nach Sicherheit gesehnt, es war nach dem Schwur den sie dem Raja gab, als sie die Festung verließ war sie geradewegs in die Schlangenbucht marschiert. Sie wollte ihre eigene Sicherheit, sie wollte sich damals auf niemanden ausser auf sich und Travin verlassen, ihr fehlte etwas ganz entscheidendes.
- Gottvertrauen -
Hatte sie nun Gottvertrauen und wenn ja, wie war sie dazu gekommen und wenn ja, warum half ihr dieses Gottvertrauen jetzt nicht, warum tröstete es sie nicht, warum war es nicht da und nahm sie in den Arm. Sie versuchte zu schlafen doch das was ihr Herz wie einen eisernen Ring umklammerte ließ nicht von ihr ab. Nadirah hatte sich für das Leben in Freiheit und Unabhängigkeit entschieden, sie hatte ihr bisheriges Leben und alle die dazu gehörten verraten sich selbst oft genug belogen. Sie war Pflichten eingegangen die von ihrer Ehre verlangt wurden, sie konnte nicht mehr wählen. Sie konnte nicht mehr sagen ich gehe zurück, ich schlage mein Zelt nieder... Adieu, doch mit dieser Freiheit wusste sie, das sich auch die andere Seite der Medaille zeigen würde. Früher oder Später. Um genau zu sein tat sie es gerade eben. Sie wusste das sie niemals die Frau sein würde die ihren Mann zuhause im gemütlichen Heim mit warmen Essen erwarten würde, sie würde niemals mehr eine solche Bindung eingehen, doch genau da war ihr Problem. Sie wollte keine Bindung mehr, sie wollte sich nicht an ein Haus binden, doch wusste sie genauso gut das kein Mann sich an ihr Leben anpassen würde... auf Dauer. Er, der YilDan, hatte alles aufgerollt, sie war kurz davor sich zu verlieben, vielleicht war sie es gar ein wenig doch gestand sie es sich nicht ein. Sie wusste das sie nicht viel tun brauchte um ihn zu halten, doch das was er sich so sehr von ihr wünschte konnte sie ihm nicht geben, wagte sie ihm nicht zu geben. "Wir wissen beide sehr genau, das der Tag kommen wird, an dem eine Frau kommt die dir gibt was du suchst. Sicher nicht heute, bestimmt auch nicht morgen, aber der Tag wird kommen, und wir wissen auch beide, das du diese Frau nicht vorüber ziehen lassen wirst..." Als sie es ihm sagte glaubte sie die Last des gesamten Iman-Gebirges würde auf ihren Schultern ruhen. Sie kannte die Wahrheit, sie wusste wie die Zukunft diesbezüglich im groben aussah. Sie sah was die Liebe betraf einsam aus. In den Morgenstunden stand sie auf noch immer den eisernen Ring um ihre Brust. Würde man sehen das sie geweint hatte? Sie hatte mit Absicht das Augenreiben unterlassen. Shivari gab ihr nur still zwei Briefe sagte leise Worte um die die schliefen nicht noch zu wecken und legte sich dann selbst zur Ruh. Nadirah warf die Briefe nur auf den sich schon Stapelnden Haufen. Für Madam Lorr hatte sie auf einem gelesen und sich vergewissert das er bei ihr, Nadirah landen soll. Sie ahnte wer dahinter stand, kein anderer würde Lia einen Brief schreiben und ihn in ihre Hände anstatt in Lia's Hände zu geben. Sie zuckte mit den Schultern, warten wir es ab, dachte sie im Stillen und der zweite Eisenring schloss sich nun ebenfalls. Sie glaubte keine Luft zu bekommen. Es war nur eine Frage der Zeit bis Lia ihre Sachen packen würde und gehen würde. Es gab ständig eine Schlacht zu schlagen, doch der größten wagte sich Lia noch nicht zu stellen. Sie seufzte und verliess unter einer eingefrorenen Miene das Lager. "Lass dir nur nichts anmerken... "
Nadirah Jin Zaykah ist offline  
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Alt 24.11.2006, 13:12
#80
Nadirah Jin Zaykah
Reisender
 
Registriert seit: 11 Jul 2005
Beiträge: 628
Lia's Zelt stand immer noch, sie verlor auch kein Wort mehr darüber. Nadirah saß am Lagerfeuer und hielt einen Becher Wein in der Hand, die Nächte wurden wärmer doch hin und wieder immer noch eisig kalt. Der Tag war von Frühlingsstürmen und Regen geprägt, sie hatte eine ganze Weile Wache gehalten und sich gerade umgezogen. Ihre Kleidung war klamm gewesen und scheuerte am Rücken. Wenigstens hatten sie genug zu essen.
In ihrem Zelt war es warm gewesen die Luft trocken. Sie hatte mehr Kohlebecken aufgestellt und die Glut überall mehr entfacht gehabt um das Brot und die feuchte Kleidung auszulegen. Sie hatten zwar genug Nahrung doch brachte es nichts wenn sie aufgrund der Feuchtigkeit zu schimmeln begann. Nachdenklich hatte sie den Schweiß und die penetrante Feuchtigkeit von ihrem Körper gewaschen nach der Wache und sich trockene Stoffkleidung angezogen. Es war ein angenehm leichtes Gefühl und es schonte die aufgescheuerten Stellen. Sie hatte nur ihren gewachsten Orklederumhang angelegt als sie nach draussen trat und ihn über den Kopf gezogen. Felia hatte Wache und sie saß allein am Feuer, das beständig drohte auszugehen.

Ihre Gedanken glitten zur letzten Nacht zurück, als sie Kercan über den Weg lief. Sie war ihm gefolgt, wohl wissend was er begehrte. Doch auch als sie an dem Ort ankam an dem er Sie hinführte waren ihre Gedanken noch wo anders. "Lass es dann geschehen, es wird dir den Schmerz lindern den du fühlst. Lass dich dann gehen, es wird dir Ruhe bringen." Sie erinnerte sich an Djala's Worte und versuchte zu vergessen. Seine Begierde war deutlich spürbar und sie merkte wie sie sich von ihm beflügeln ließ. Er wollte sie, seine Hände waren überall, sie ließ los, lies ihre Gedanken schweifen und ergab sich seiner Leidenschaft. Ihre Finger flogen geübt über seinen Körper, ahnten die Stellen die ihn reizten. Seine Lippen lagen heiß auf ihrer Haut, brannten sich ein, sie war längst in Ekstase geraten, hatte sich schon lange fallen lassen bevor sie ihn von oben durch halbgeöffnete Augen lasziv anblickt. "Anam Tariq" dachte sie im Stillen während sie vor Lust seufzte. Seine Leidenschaft wuchs von mal zu mal mehr, sie sah in seinem Gesicht das er nicht eher aufgeben würde bis er sie besaß. Leise wie aus der ferne, wie als wenn es an einem anderen Ort war hörte sie ein leises Silberglöckchen schellen, warnend klingelte es, doch Nadirah konnte es nicht deuten, wollte es in diesem Augenblick auch nicht, sie wollte den Moment genießen, sich nur auf sich konzentrieren. Ihre Hand glitt zu ihrem Schoss und die feinen Silberkettchen an ihren Hüften klangen leise im Rhythmus.

Das klingeln der Silberglöckchen wurde lauter, als er sich auf sie legte, es warnte leise doch mit ständiger Präsenz. Was geschah hier, es war als wenn wer anders diese Gedanken für sie dachte. Ihr Körper fühlte sich fiebrig an und doch verspürte sie nur den ersehnten Schmerz endlich los zu lassen, sich zu befreien. Ihre Wangen glühte und immer wieder bäumte sich ihr Körper in dem tiefen Wunsch auszubrechen auf. "Anam Tariq, wovor warnen sie?" Es war ein seltsam beklemmendes Gefühl, die Ahnung das etwas schlimmes passieren würde wenn er... wenn er... kurz wurde das Klingen still, hörte ganz auf um dann wieder leise in seine Bewegungen einzusteigen. Shitan, sie keuchte leise, ihre Finger suchten halt an seinem Oberkörper. Sie blinzelte nur kurz, die Lust war ihr eh ins Gesicht geschrieben, sie wollte ihn anblicken, ihn sehen, sich dem Kampf der Blicke hingeben, ihm die Stirn bieten.
Sie lag still auf dem Boden, das klingen ebbte ab, sie war fühlte sich frei. Er hatte sich kurz zu ihr runter gebeugt und ihr einen Kuss zu gehaucht ehe er sich auf die Seite gerollt hatte. Sie hatte den Kampf der Blicke nicht lange stand gehalten, sie hätte ihn vermutlich gewonnen wenn er nicht über ihr gewesen wäre, seinen Willen durch seine Hüftbewegungen verstärkte und ihr gerade zu aufzwang. Kurz huschte ein Lächeln jetzt über ihr Gesicht. Sie mochte es auch beim Liebesspiel zu kämpfen, es gefiel ihr und jedes Mal forderte sie heraus ohne das es sie störte zu verlieren, bezwungen zu werden. Kurz überlegte sie ob sie wohl ebenso anders war wie Lia, auf ihre eigene Art und Weise, doch dann überwand sie diesen Gedanken auch schon und schmiegte sich in seine Arme. Es war nicht wichtig ob sie anders war, sie konnte damit ganz gut leben und bisher hatte sich noch kein Mann beschwert.

Sie wartete, wartete bis sein Atem gleichmäßig ging, ehe sie sich aus seiner Umarmung befreite und nach ihren Sachen suchte. Nachdenklich musterte sie ihn nochmal und legte seinen Umhang über ihn, seine Kleidung ebenfalls unter den Umhang stopfend. Er hatte sie wieder zur Ruhe gebracht, sie fühlte sich ausgeglichener denn je, kurz nur kamen Zweifel. "Ob es klug war?" Doch sie hinterfragte nicht weiter, sie hatte Ruhe gefunden.
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Alt 25.11.2006, 17:29
#81
Kercan Conell
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Mitten in der Nacht schrak er in seinem Bette auf, er war schweiß nass und blickte sich rasch um. Doch im Schlafsaal der Festung war alles ruhig. Aufrecht sitzend senkte er Nachdenklich den Kopf und blickte vor sich auf das Laken. Was war das für ein Traum? Langsam kamen die Bruchstücke wieder auf und er versuchte sie zusammen zu setzen.

Eine große Wiese, er galoppierte mit seiner Imani darüber hinweg als gäbe es keinen Morgen.
Urplötzlich rauschten Bäume und Sträucher an ihm vorbei und dann sah er vor seinem Inneren Auge einen kleinen Strand… ein verträumtes Lächeln huschte über seine Lippen als er den Stand sah und vor dem tief stehenden Mond die Silhouette einer entblößten, schlanken Frau die ihn mit geschmeidigen Bewegungen zu sich winkte.


Kercan schloss seine Augen wieder und legte sich sachte zurück auf die harte Matratze und versuchte sich an weitere Bilder zu erinnern…

Der Strand war ihm deutlich vor Augen doch… die Umrisse der Frau verblassten und er sah sich darauf zu laufend. Sie schien so nah doch der Weg dahin schien weit und er kam kaum vorwärts… seine Beine versanken tief im Sand, Kämpfend und schleppend bewegte er sich auf sie zu. Als er beinahe angekommen war, war die Kontur sehr blass und verschwamm ins dunkel der Nacht und sein versuch nach ihr zu greifen ging ins leere.
Dann schwebte er hoch über einem riesigen Sandmeer, es war sehr hell und heiß. Die Perspektive wendete sich nach unten als er weit unter sich einen Mann sah der aus einem Sandfarbenen Ross durch den Sand galoppierte. Hinter sich wirbelte er den Sand auf der vom seichten Wind etwas weggetragen wurde. Um den Mann herum… Sand… nichts als Sand so weit das Auge reicht… er selbst war der Mann… ja so schien es…


Langsam öffnete er seine Augen wieder und blickte nachdenklich zur Decke des Raumes.
Was hatten diese Bilder zu bedeuten? Die Frau am Stand.. ja sie war es… kein Zweifel.
Er dachte zurück an den Ort und es wurde ihm warm ums Herz als er sich an ihre Berührungen erinnerte, an den Genuss und die Ekstase die der dort mit ihr teilen durfte. Ihre leisen Laute die sie beim Liebesspiel von sich gab. Ihr heißer Körper der sich an den seinen presste… doch… die anderen Bilder an die er sich erinnerte.
Er wusste sie zu deuten. Es war seine Angst… seine Angst sie zu verlieren und nicht wieder zu ihr zu finden. Sie sagte ihm einst, dass ihr Verstand sie davon abhielt sich in ihn zu verlieben. Doch was sprach ihr Herz dazu? Schien sie vor einigen Tagen noch innerlich zerrissen als sie ihm in die Arme fiel. Die folgenden Tage schien sie dann weniger aufgewühlt… nur… dachte sie mit ihrem Herzen oder mit ihrem Verstand… und… nachdem es nun schon so weit gekommen ward… wie würde es weiter gehen? Hatte sie nur die Zeit genossen mit ihm und würde ihn fallen lassen? Würde sie versuchen sich ihm zu entziehen und er würde er in vollem Galopp ihr nachreiten und ihr doch niemals wieder so nahe kommen?

Er richtete sich auf und kleidete sich leicht. Es war noch tief in der Nacht und so schlich er leise ein paar Mal den Wehrgang auf und ab, sich Gedanken machend was die Zukunft bringen würde. Er wusste es nicht doch im inneren hoffte er darauf das er den Weg zu ihrem Herzen finden würde wenn nicht gar schon einen schmalen Pfad dorthin betreten hatte…
Kercan Conell ist offline  
Geändert von Kercan Conell (25.11.2006 um 17:32 Uhr).
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Alt 27.11.2006, 04:18
#82
Kercan Conell
Reisender
 
Registriert seit: 21 Dec 2005
Beiträge: 30
Was ging nur vor in ihr… hatte sich das Verhältnis zwischen ihnen nun scheinbar eingefunden gehabt…
Kercan ging eines Abends wieder zum Lager in der Hoffnung sie zu Gesicht zu bekommen. Zu sehen wie es ihr geht, ob sie etwas benötige. Ja sie war überzeugt alleine gut zu Recht zu kommen, so gab sie sich nach außen. Jedoch war Kercan nicht blind, sie rang mit sich und sie selbst gestand das Ängste sie quälten. In den Tagen davor empfing und verabschiedete sie Kercan herzlich und schien es gut zu heißen das er sie hin und wieder am Lager besuchte doch an diesem Abend empfing sie ihn mit den Worten „Spionierst du mir nach?“ in leicht gehässigem Tonfall. Verdutzt blickte er ihr in die Augen und verneinte ihre unerwartete Frage worauf hin sie auch wieder ruhiger wurde. Für einen besuch im Wolfe entschieden sich die beiden und so ritten sie nach Fenisthal hinein. Kurz hinter dem Eingang der Taverne blieb sie plötzlich stehen und verharrte dort. Setzten wollte sie sich scheinbar nicht, gehen auch nicht so recht und schweigend stand sie da.
Dieses Verhalten war eine völlig neue Seite die Kercan von ihr kennen lernte. Ihre Antworten auf seine Fragen äußerst knapp. Ihr Blick ruhig.. fast etwas kühl dachte er sich. Und auf seine Frage was los sei ein Einfaches „Nichts“ aus ihrem Munde… nichts… sicherlich…
Vielleicht wollte sie im Wolfe nicht darüber reden. Doch warum stand sie Regungslos da, warum nahm sie sein Angebot zu gehen nicht wahr? Kercan stand eine ganze weile bei ihr und versuchte aus ihrem Verhalten schlau zu werden bevor er resignierte und sich eine Weile an den Tisch setzte. Eine neue Novizin des Ordens war da. Kercan stellte sich dieser vor. Dann saß da noch Soname mit der er sich kurz unterhielt. Felia, die Wächterin Quir und der Baron. doch seine Aufmerksamkeit galt Nadirah, welche noch immer stumm und regungslos im Raume herumstand. Den Vorschlag von Ramirez sich wenigstens etwas näher zum Tische zu stellen kam sie scheinbar etwas widerwillig nach.
Nach einer Weile verließ er dann die Taverne.
Einen Tag darauf ward die Ordensexpedition, eine Sache an der Nadirah stets teilnahm bisher. Doch an diesem Tage kam sie nicht zur vereinbarten Zeit. Vielleicht war sie beschäftigt… wer weis…
Nach der Expedition ging Kercan nach Britain in den Lachenden Tala, vom Kampfe etwas erschöpft lies er sich an der Theke nieder neben einer jungen Schneiderin. Ohne große umschweife begann diese Kercan zu schmeicheln und für einen Moment vergas er seine Sorge und ging auf ihr Spielchen ein. Er flirtete etwas mit ihr und zeigte ihr die Ostbank in Britain. Machte sie mit Brennan bekannt und sie zeigte ihm dann noch ein Haus was ihr gut gefalle. Als sie dann nach kurzem aufbrechen musste und Kercan als Dankeschön noch einen Kuss auf die Wange gab begann sein Gewissen wieder an ihm zu nagen…
Die Last die für einen Augenblick leichter schien drückte wieder langsam und erbarmungslos auf seine Schultern. Wie leicht könnte er scheinbar mit einer anderen Frau glücklich werden… wenn… ja wenn er nur nicht das Gefühl hätte sein Herz würde zerreißen, würde er Nadirah hinter sich lassen oder sie mit einer Anderen hintergehen. Ein stechender Schmerz in seiner Brust bei dem Gedanke, er musste innehalten und sich einen Moment an einer Mauer stützen bevor er weiterging zum Pferd und langsam wieder Richtung Fenisthal ritt.
Dort angekommen sah er ihre Stute vor dem Wolfe stehen und drinnen schien es ruhig. Sie war alleine da stellte er fest als er die Taverne betrat. Nun konnte er sie fragen… fragen was in ihr am gestrigen Tage zu schaffen machte. Ihre Antwort war sie Selbe als am tage zuvor… nichts sei los… Kercan wollte keinen Streit heraufbeschwören und führte einfache Konversation mit ihr bis Ramirez den Raum betrat.
Er stand auf vom Sessel um dem Baron gebührend zu empfangen. Nadirah blieb hinter ihm sitzen, nicht im Blickfeld von Kercan. Ramirez meinte nach der Begrüßung das Kercan sich wieder setzten könne doch Kercan entging nicht das Ramirez einen Blick zu Nadirah warf der seine Mimik nur einen winzigen Deut nachdenklicherzu machen schien. Kaum hatte Kercan dann Platz genommen entschied sich der Baron, Kercan doch nach Britain zu senden um Kräuter und ein Kleid für die Novizin zu kaufen. Was blieb ihm schon übrig als den Anweisungen des Großmeisters folge zu leisten… Doch... hielt man ihn wirklich für so dumm und hoffte das er nicht merken würde warum er wirklich mitten in der Nacht losgeschickt wurde um Kräuter zu kaufen? Glaubte Nadirah das Kercan ihr: „Nichts…“ hinnehmen würde ohne sich Gedanken zu machen? Hätte es nicht genügt ihm zu sagen das die beiden ungestört reden möchten? Mehrfach kam es nun schon vor das er weggeschickt wurde um rasch was zu erledigen was nicht wirklich von Eile war. Zornig trieb er seine Wüstenstute in den Wald hinein in Richtung der Hauptstadt. Alle Vorräte sollte er kaufen, zweitausend Münzen gab er ihm mit, den Rest gäbe es später dann… „Hoffentlich schneller als meinen Sold der schon seit Monaten überfällig ist“ grummelte er vor sich her als feine Äste ihm um die Ohren peitschten.
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Geändert von Kercan Conell (27.11.2006 um 04:23 Uhr).
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Alt 27.11.2006, 12:22
#83
Nadirah Jin Zaykah
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Die Tage zogen ins Land und erneut stellte sich bei Nadirah eine innere Unruhe ein, doch diesmal rührte sie von ganz anderen Gründen. Immer wieder schob sie die Gedanken beiseite, dachte an etwas anderes, beschäftigte sich mit Dingen die sie schon seit einer Weile aufgeschoben hatte.

Es war viel und zugleich nichts geschehen. Vor einigen Tagen hatte sie zum ersten Mal Besuch empfangen. Calasume Nangar, diese Frau erinnerte sie wenn sie auch nicht sagen konnte woran. Schon als sie sie das erste mal gesehen hatte in Balens stickiger Bude wusste sie das diese Frau anders war. Sie sah nicht aus wie die Frauen die um Balens Eigenschaften als Liebhaber buhlten, ohne Balen herab zusetzten, doch diese Frau war es gewöhnt, verwöhnt zu werde. Sie trug feine Kleidung und ihr Dasein zeigte das sie durchaus nicht zimperlich war. Sie hatte kaum etwas gesagt, vielleicht war es genau das. Sie wäre ein ernstzunehmender Gegner und mehr als das. Nadirah schätzte sie in ihrem Alter ein, Mitte bis Ende 20, vielleicht etwas älter, doch machte es die Sache nicht unbedingt besser, sollte sie zum Gegner werden. Nadirah konnte es förmlich greifen, da war etwas, aber sie konnte nicht sagen was es war. Erst als Calasume sie im Lager besucht hatte, war sie sich sicher.
"Ich habe dich schon einmal so erlebt, damals bei Madam Lorr, warst du ebenso überzeugt wie nachdenklich." Felias Worte drangen mit einem unruhigen Ton an ihr Ohr... Madam Lorr... Nadirah verzog kurz das Gesicht, beide waren sturer als Esel was dies betraf. Jedoch der Inhalt ihres Satzes, stimmte Sie nachdenklich. Sie hatte es damals nicht so bewusst mitbekommen. Erneut strich sie sich über die Stirn, wann fand sie endlich die Ruhe die sie suchte. Loricaner schlichen ums Lager, die Yildaner wachten aus dem Winterschlaf aus, das Lager selbst wurde lebendiger.
Loricaner, sie hätte diesem Mann die Klinge direkt noch in seine Wunde gebohrt. Er hatte hier nichts zu suchen und seit dem gestrigen Abend wusste er das sehr genau. Sie würde mit der Roten reden müssen, diese Unterhaltung stand eh noch aus. Sie wollte ein für alle Mal mit der Schlangenbucht abschließen. Sie hatte zugestimmt all ihre Kontakte weiter zureichen, abzugeben, aufzugeben, doch nicht, wenn sie am Ende eine der Leidtragenden wäre. Sollte dieser Loricaner noch einmal zum Lager kommen würden ihm die Zehen zur Warnung abgeschnitten, egal ob er kurz vor dem Tode wäre oder nicht.

Sie hatte abends am Ufer gestanden, ihre Gedanken kreisten um ihr Problem, zum dritten Mal nun wartete sie vergeblich auf ihre Mondblutungen. Sie hatte es bisher auf den Umzug in Lager und all den Wirbel der letzten Wochen, doch solange hatte sie noch nie warten müssen. Unbewusst strich ihre Hand über ihren Leib ehe sie Schritte hörte, stirnrunzelnd drehte sie sich um. Kercan... dachte sie knapp. Sie fühlte sich ertappt, verfolgt, sie konnte es nicht genau sagen, alles in ihr war aufgewühlt. Sie stand im Wolf, sie zwang sich still zu stehen. Es erinnerte sie etwas an ihre Vergangenheit, die Haltung welche sie eingenommen hatte, die Disziplin. Sie versuchte sich selbst zum schweigen zu bringen. Warum war sie überhaupt anwesend? Sie blickte zum jeweils Sprechenden. Immer mehr Frauen fanden zum Orden, dabei waren es wohl eher Männer die fehlten. Es war ein Teufelskreis, zum einen wollte sie sich zur Ruhe bringen, in dem sie sich ablenkte, doch der stille immer präsente Gedanke das da was war, das ihr Leben verändern könnte, beunruhigte sie. Begann sie sich Gedanken darüber machen, brodelte es in ihr das sie am liebsten jedem an die Kehle sprang. Nein dafür musste sie alleine sein.

Sie hatte die Augen geschlossen gehabt, als sie hörte wie jemand den Wolf betrat. Sie war allein, doch an den Schritten erkannte sie schnell wer da eingetreten war. Es war kein Fremder, sie hielt die Augen geschlossen, versuchte immer noch ruhig zu werden. Doch der gestrige Tag und die Tatsache das sie nicht wusste was los war brachten sie nur allein beim flüchtigen Gedanken zum kochen. Sie war kein Hund der einem nachlief oder sich anbiederte. Sie war kein Hund der mit trotz Tritte zurück gekrochen kam, der um jede kleine Aufmerksamkeit wegen Akrobatik zeigte. Sie konnte furchtbar arrogant und stolz werden wenn sie das Gefühl hatte man würde herablassender behandeln als sonst. Nur, diese Gefühle gingen nicht gegen Kercan, von ihm wünschte sie sich fast das sie ihm ein wenig gleichgültiger war. Irgendwann würde eh der Tag kommen an dem man sich gegenseitig verletzen würde. Er beugte sich zu ihr, ihre Gedanken kamen für einen Sekundenbruchteil zum Stillstand ehe sie explodierten. Hatte er wirklich vorgehabt sie hier im Wolf zu küssen? Sie fuhr ihn an, versuchte sich noch zurück zu halten, ihn nicht ihre ganze Wut spüren zu lassen die sie in sich barg. Kurz schloss sie die Augen. Er konnte nichts dazu, sie wurde ungerecht. Sie schwang um, kam ihm freundlich entgegen, ehe ein dritter den Raum betrat. Ihre Augen verengten sich kurz und sie spürte erneut die brodelnden Wellen der Wut in sich aufschäumen.

Sie blickte Kercan nach, irgendwo tat er ihr leid, doch das Leben würde ihn schleifen. Ebenso wie sie. Sie spürte deutlich das er sie liebte, und ihre immer wiederkehrenden Zurückweisungen setzten ihm mit Sicherheit zu, doch vielleicht würde er irgendwann aufhören zu warten und zu bitten, sondern sich einfach nehmen was er wollte. Für Nadirah war das Leben mit jeder Faser ein Kampf.
Ob auf dem Schlachtfeld, in der Konversation, im Geiste oder gegenüber Mann und Frau.
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Alt 29.11.2006, 01:31
Tycua anno 1290 - Das Badehaus
#84
Aralia Lorr
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Sie preschte vom fenisthaler Badehaus quer durch den Wald zum Lager und sprang vom Pferd ohne es vorher, ihre Stute Desae, gezügelt zu haben. Die anderen Frauen des Lagers kannten bereits diese Art von ihr. Einige schmunzelten vor sich her, wiederrum andere rollten nur mit den Augen. 'Nadi? Bist du hier?' rief Lia ins Zeltinnere. Tief holte sie Luft und atmete langsam wieder aus. Ihr Körper war angespannt und zeugte deutlich, dass irgendetwas vorgefallen war. Sie liess ihren Blick zu den anderen Frauen schweifen, welche plötzlich recht beschäftigt taten.

Unentschlossen verharrte sie vor dem Zelt, bevor sie leise grummelnd den Vorhang beiseite schob und zu Nadirah's Tischchen ging. Als sie gefunden was sie suchte, kritzelte sie mit einem Kohlestift eine Nachricht für Nadi.


Nadi,
ich habe mir deine Erzählungen und die der anderen Frauen über das Baden in einem Haus, statt im Fluss, heute ansehen wollen. Doch habt ihr alle vergessen zu erwähnen, das es so üblich ist, oder wie Conell sagte: es ist ja nichts dabei, mit anderen zu baden. Die Frau, die sich hinter Conell unbekleidet versteckte, schien sich über mich lustig zu machen. Ich muss mit dir sprechen! Ist dieses Baden im Haus wirklich mit anfassen verbunden? Conell meinte zwar, er wolle kein Band knüpfen oder sich Verabschieden, aber ... nun ich bin verwirrt. So nah will ich keinen bei mir haben, schon gar nicht, wenn ich mich und meine Kleidung waschen will!
Komm in mein Zelt, wenn du da bist, egal wie spät. Erzähle mir dann alles und lass nicht wieder das Wichtige weg.
deine Lia
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Alt 29.11.2006, 13:34
#85
Nadirah Jin Zaykah
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Sie war Ziellos gewesen, ihre Launen gingen ihr schon selbst an die Substanz und die ganze Situation verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Sie hatte es endlich gewagt mit jemanden darüber zu reden, doch sie stellte fest das es das ganze kaum besser machte. ...Frieden... dieser Wunsch echote immer wieder in ihr und ihre Gedanken kamen nicht um den nächsten drumherum. Eine Kriegerin die sich nichts sehnlicher wünschte als Frieden. War sie dabei verrückt zu werden? Sie ritt Kercan schon eine ganze Weile nach, doch sein Pferd wendete sich immer weiter von dem gewohnten Gebiet ab. Nein! Sie wollte das Gewohnte jetzt nicht verlassen, sie wollte zurück, zurück dahin wo sie etwas Frieden gefunden hatte.

Sie saß am Ufer und blickte aufs Meer, lauschte seiner Stimme die leise zu ihr sprach. Es tat ihr alles so leid und sie strafte ihn für ihre Umstände. Sie hatte die Knie eng an ihren Körper gezogen, sich völlig in sich zurück gezogen und er saß neben ihr, arglos, sprach darüber was ihn bedrückte und sie konnte ihn verstehen. Nicht nur ihre eigene Situation bedrückte sie, sondern auch die Tatsache das sie zu ihm war wie sie war. Sie konnte mit seiner Bedingungslosikeit nichts anfangen, sie fühlte sich in die Enge getrieben. Kurz sah sie zu ihm rüber. Was sollte sie ihm sagen, sie wollte ihn nicht schon wieder verletzten, sie wollte ihm sagen das ihr leid tat, doch mit Worten war sie nicht sonderlich gut in solchen Situationen. Sie hatte ihm vorgeworfen, das er stille Momente immer zerstöre, doch vielleicht war sie es. "Hast du überhaupt noch Interesse? Mir kommt es überhaupt nicht so vor..." Wieder musterte sie ihn. Hatte sie noch Interesse? Sie erinnerte sich an die ersten Tage, an die eine Nacht. Ja irgendwo in ihr hatte sie noch Interesse und selbst wenn nicht, sie wollte ihm nicht vor den Kopf stoßen, sie mochte ihn. Langsam lehnte sich ihr Körper zu ihm, suchte sich an seinem muskulösen Oberkörper anzulehnen. Es waren vorsichtige bedachte Bewegungen, doch er öffnete seine Arme. Schien zu verstehen und bot ihr Halt.

Ihre Augen brannten von den Tränen die sich angesammelt hatten, doch sie drohten nicht auszubrechen. Sie schluckte schwer und lehnte sich nach hinten, an ihn. Ließ sich in seiner Umarmung fallen die ihr Geborgenheit gab. Noch immer sprach er leise. Seine Aufmerksamkeit lag auf dem Horizont, es war angenehm, einfach in seiner Nähe zu sein ohne das er versuchte ihr den nächsten Wunsch von den Lippen zu lesen. Seine Arme schlossen sich um ihren Körper und sie seufzte leise. Es tat gut sich fallen zu lassen, es fühlte sich richtig an hier und jetzt in seinen Armen zu sein und ihm nicht ihre distanzierte Seite zu zeigen. Noch immer sprach er, sie wendete den Kopf etwas, spürte wie ihre Wimpern über seine Wange streiften, mit jedem Gedanken den sie zu seinen Worten hatte. Was sollte sie nur tun, sie hatte ihn verletzt und er saß nun hinter ihr gab ihr Nähe und Halt und sprach leise seine Bedrückung aus ohne ihr Vorwürfe zu machen. "Ich liebe dich Nadirah, egal ob es dir jetzt recht ist oder nicht..." Sie wendet den Kopf etwas ab, was hatte sie nur getan? Sie hatte zugelassen, das sich dieser Mann in sie verliebte. Wieder seufzte sie und schaute zum Wasser. sie hatte soviel auf dem Herzen, doch fühlte sie sich unfähig auch nur ein Wort zu sagen und sei es nur eins der Plauderei. Sie wollte nur seiner Stimme lauschen und seine Nähe fühlen. Auch er fiel ins Schweigen und es dauerte ehe er erneut die Stimme anhob. Doch es schwang etwas anderes mit, Erwartungen, Forderungen. "Ich weiß nicht wie lang ich die Last noch tragen kann..." Nadirah schloss die Augen, nein hör auf, wollte sie sagen, spürte wie sie sich wieder innerlich anspannte. Sie war eine Last. Es war zu spät, ihr Körper reagierte schon, traurig löste sie sich von ihm und beugte sich vor, zog ihre Knie wieder an sich. Warum musste er es immer wieder ausnutzen wenn sie sich mal fallen liess. Es mischten sich unlängst Vorwürfe in seine Worte, ihre Stimmung kippte.

Es war längst zu einem ausgewachsenen Streit ausgeartet, als sie ihm zornig ins Gesicht blickte, er wollte die Grenzen also neu stecken. Sie kochte vor Wut, wollte er sie austesten? Er würde es doch eh nicht durchsetzten auf Dauer. Sie schubste ihn vor, ja sie wollte mit ihm kämpfen, sie wollte ihm deutlich machen, das er ihr nicht erst etwas vorspielen konnte um dann zu sehen wie sie auf seine anderen Spielchen reagierte. Es waren böse Worte gefallen, doch noch hörte sie ihr Gewissen nicht. Sie glaubte nicht das er es ernst meinte, sie war sich sicher, doch würde sie sich nicht von ihm auf die Probe stellen lassen. Seine Hand umschloss ihr Handgelenk, hielt sie fest. Sie konnte nicht sagen ob es Erschrockenheit war, doch sie hatte nicht damit gerechnet. Nadirah hatte sich nun selbst in die Enge getrieben, sie wehrte sich, doch gegen die Kraft des Mannes vor ihr konnte sie kaum etwas ausrichten, seine Hand schloss sich um ihre Gelenke, sie spürte wie sein Druck immer sträker wurde je mehr sie sich zu befreien suchte um ihn wieder anzugreifen. Wie konnte er es nur wagen? Sie war aufgebracht, wütend, zornig und irritiert. Er bot ihr die Stirn, ehe etwas geschah was sie schon lange erwartet hatte und doch nicht dran glaubte. Er ließ sie los, stieß sie von sich und ging. Ja er ließ sie hier stehen, einfach so. Ihre Augen funkelten ihm wütend nach, so sollte er doch gehen. Es war ihr gleich.... behauptete sie zumindest vor ihrem Gewissen. Wütend stampfte sie ins Lager in ihr Zelt zu ihrer Schlafstätte. Es ging viel zu schnell das die Tränen sich ihren Weg brachen.

Er hatte Recht gehabt, mit allem was er gesagt hatte, das wusste sie genau, doch wollte sie es nicht wahrhaben. Sogar nichtmal in Anbetracht das er gehen würde. Nein im Gegenteil sie hatte ihn selbst fortgetrieben, sie war an dem ganzen Theater selber schuld gewesen. Doch was sollte sie ihm sagen? Sie stand langsam auf und ging zu dem Tisch auf dem sich wie gewöhnlich der Papierkram stapelte. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den obersten Zettel. Er war von Lia, sie würde ihn später lesen, doch etwas anderes fiel ihr auf, ein Wort, das ihr seltsam vertraut vorkam. ...Conell... Sie hatte sich schon umgedreht und der Glut zugewand als sie sich wie der Blitz wieder umdrehte. Ihre Augen flogen über die Zeilen noch ehe sie den Zettel zur Hand nehmen konnte. Ihr Gesicht war wie versteinert, als sie den Brief endlich anhob. Er hatte mit ihr gespielt. Sie fühlte wie alles in ihr Taub wurde. Er hatte gesagt er würde sie lieben... sie stolperte rückwärts und ließ sich auf die Felle sinken. Den Zettel noch immer erhoben, das Schreibzeug in der anderen Hand. Wieder senkte sie den Blick zu ihren Händen. Sie fühlte sich so gedemütigt, nicht des Umstands wegen, das er offensichtlich sein Vergnügen mit anderen nachkam, eher ihres Vorhabens wegen. Sie wollte ihm einen Brief schreiben, sie hatte die Worte noch immer im Kopf die um Vergebung bitten wollten, die ihm Recht geben sollten. Sie fühlte sich verraten und betrogen. Er hatte am frühen Abend gefragt ob sie bereits mit Lia gesprochen hatte, es irritierte sie, doch hatte sie sich nicht weiter Gedanken drum gemacht. So langsam verstand sie alles.Sie war für ihn offensichtlich nur eine Spielgefährtin unter vielen. Kopfschmerzen setzten ein, als ihre Gedanken ihr zeigten wie er all seine Liebenswürdigkeiten, all seine Freundlichkeit, Wärme, Zuneigung einer anderen gab.
Sie war des Wütendseins müde.
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Alt 01.12.2006, 19:07
#86
Kercan Conell
Reisender
 
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Einige Tage waren vergangen… einige schwere Tage voller Verzweiflung und Sorge. Voller Fragen und Ängste. Voller Wut und Liebe…
Nadirah verhielt sich weiterhin zurückhaltend und abweisend. Stattdessen schienen andere Frauen ihm nachzulaufen. War da doch die Begegnung im Badehaus… Nachdem er in Britain war und mit Hilfe der Rekrutin noch einige Sack Kräuter kaufte kamen sie wieder in der Festung an. Sie verstauten die Reagenzien und Soname wollte gern einen Wein mit im Trinken um auf ihre Aufnahme als Rekrutin und Übergabe des Festungsschlüssels. Doch Kercan war durch seine Gedanken um Nadirah und dem langen Tag sehr erschöpft. Er beschloss das Weintrinken zu verschieben und stattdessen in Ruhe und ungestört ein Bad zu nehmen…

So griff er nach einem Handtuch, er bemerkte nicht das er zweie erwischte und eines beim herumdrehen und hinausgehen auf den Boden fiel und schlenderte in Richtung Badehaus.
Dort angekommen entkleidete er sich in aller ruhe und ging in das Wasserbecken. Er legte das Handtuch auf den Beckenrand und bettete seinen Kopf darauf, seinen Körper dabei im Wasser schwebend. Es war sehr entspannend uns seine Gedanken kamen für einen Moment zur Ruhe.
Als er dann schon fast eingedöst war hörte er wie die Türe ging und eher er sich aufrichten und umsehen konnte lag Soname schon splitternackt neben ihm im Wasser. Mit verwirrtem Gesichtsausdruck schaute er sie an doch bevor er großartig fragen konnte was dies werden sollte wurde die Türe erneut aufgestoßen. Er schrak nun endgültig auf und wendete sich der Tür zu. Zweimal musste er hinsehen, konnte er kaum glauben wen er da in der Türe stehen sah. Es war Aralia Lorr… Sie? Derart menschenscheu wie sie ist wagt sie sich in ein Badehaus? Er wollte nach rechts sehen zu Soname doch war diese schon um ihn herrum gegangen und hatte sich hinter Kercan gestellt. Aralia schien etwas durcheinander und versuchte natürlich herauszufinden wer die Frau bei Kercan war und umgekehrt Fragte auch Soname wer die andere war… Er stand zwischen den beiden und wusste nicht recht weiter als Soname ihm von hinten eine Hand auf die Schulter legte und ihn mit „Kercan“ ansprach… Bitte was sollte denn das ganze? Naja sie wusste ja nicht wer Aralia war aber dennoch passte es Kercan überhaupt nicht. Als Aralia dann verschwand und meinte sie werde Nadirah fragen ob das so normal ist im Badehaus schüttelte er nur den Kopf und es entstand wieder etwas mehr abstand zwischen den beiden. Soname wollte noch immer wissen wer die andere war… So erklärte er ihr die Situation etwas. Das Verhältnis zwischen Aralia und Nadirah und das Verhältnis zwischen Nadirah und ihm. Kercan wusste es würde Ärger geben und er wusste Nadirah würde ihm kein Wort glauben wenn er sagte wie es war. Die beiden unterhielten sich noch etwas, er war noch im Wasser während Soname im Handtuch eingewickelt am Beckenrand stand. Er wollte natürlich wissen was sie dazu bewegte in das Badehaus zu kommen… das Handtuch das er verloren hatte verstand sie wohl als Einladung und es sei ja nicht schlimm sie wollte ja nichts weiter als Baden… Kercan ging dann auch aus dem Wasser und wickelte sich das Handtuch um den Leib. Als er ihr gegenüberstand verlor sie plötzlich Worte die Kercan völlig sprachlos werden ließen. Sie meinte: „Villeicht sollten wir es nun wirklich tun, dann wäre der Ärger wenigstens gerechtfertigt“ und als er sie noch sprachlos anstarrte drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen. Er rührte sich zuerst nicht aber nach kurzem versuchte er ihren Kuss zu erwidern doch ur für einen kleinen Augeblick bis er schockiert über sich selbst und mit einem stechenden Schmerz in der Brust zurückwich. Warum hatte er das getan? Lag es an Nadirah? Daran wie sie ihn in den letzten Tagen behandelt hatte? Er konnte es nicht sagen doch spürte er sofort das dieser Kuss nicht einmal annähernd das selbe war als würde er Nadirah küssen. Eine Träne lief über seine Wange als er an sie dachte. „Ich kann es nicht…“ Stammelte er hervor und Soname meinte verständnisvoll wirkend: „Ihr liebt sie wirklich, diese Nadirah“. Nach einem leichten nicken eilte Kercan aus dem Raume hinaus und schloss sich in der Umkleide ein. Dort saß er auf der Bank und wollte am liebsten sterben dafür was er getan hatte.
Einen Tag später traf er auf Nadirah… Er wollte es ihr sagen doch schien sie noch immer derart in sich zurückgezogen das er es nicht übers Herz brachte sie damit zu konfrontieren.
Er wollte erst gerne wissen was mit ihr nun los sei… was sie bedrückte doch bekam er abermals keine Antwort von ihr. Ein wenig später, am Lager sitzend versuchte er abermals mit ihr zu reden. Es konnte so nicht weitergehen zwischen ihnen, das wusste er und versuchte es ihr verständlich zu machen doch statt Einsicht erführ er von Nadirah nur Widerworte und das ganze spitzte sich so weit zu das es in einem bösen Streit endete. Er war sich danach nicht einmal mehr sicher ob es überhaupt noch sinn machen würde nochmals mit ihr darüber zu sprechen…
Ein weiterer Tag verstrich, er begab sich in den Wolf, die neue Novizin saß hinten alleine im Raum. Nadirah trat plötzlich ein, nur ein paar Augenblicke nach ihm. Sie setzte sich hin und grüßte sogar freundlich. Kercan musste versuchen nochmals mit ihr zu reden, er konnte den Streit nicht so stehen lassen. So fragte er sie ob er sich zu ihr setzen dürfe. Zu hören bekam er schlimme Vorwürfe über andere Frauen und das Badehaus… so hatte Aralia schon mit ihr geredet… sehr deutlich gab sie ihm zu verstehen das er unerwünscht sei und so nahm er am anderen Tische platz. Er war voller Wut und Hass doch… was hasste er? Sich selbst dafür das er es ihr nicht sagen konnte bevor sie es von Aralia erfuhr? Oder ihre Art über ihn zu Urteilen und ihm Vorwürfe zu machen ohne ihn überhaupt einmal gefragt zu haben was da gewesen ist? Stur starrte er mit finsterem Blick im Raume gerade aus an die Wand. Was ihm dann sehr zusetze waren die Reaktionen von Angelina und Kyren… man muss es ihm deutlich angesehen haben das es ihm alles andere als gut geht. Keiner der beiden befand es für nötig einmal nachzufragen oder ihm auch nur eines Blickes zu würdigen. Stattdessen gesellten sich alle zu Nadirah. Hatte sie die Vorwürfe die sie ihm eben an den Kopf schmiss schon in Fenisthal verbreitet? Kercan war geladen… kurz davor zu platzen als Nadirah scheinbar fröhlich und heiter mit Angelina erzählte und dann noch mit einem Fremden… ja fast gar herumflirtete… „Weg… schnell weg hier… sonst kann ich für nichts mehr garantieren“ dachte er sich und erhob sich eilig um aus der Taverne zu verschwinden. „Ist der Orden wirklich der Ort wo ich hingehöre? Wenn es meine Ordensbrüder und Schwestern scheinbar einen feuchten Dreck kümmert? Nadirah... liebe ich sie über alles? Oder hasse ich sie bereits abgrundtief?...“…
Phöbius war ihm gefolgt… Kercan ging wortlos voran und schoss mit der Armbrust vor Zorn auf alles was sich im Wald bewegte… nach einer Weile meinte Phöbius das er ihn noch niemals so erlebt habe… Wahrscheinlich hat ihn noch niemand so erlebt wie er gerade gelaunt war…
Was wollten die anderen Weiber auch? War da noch die Schneiderin die ihm am Tage darauf als dank für die Leder ein zweites Mal versuchte einen Kuss auf die Wange zu geben. Er zuckte diesmal aber gleich zurück und sah zu das er Land gewann. Er wollte weg... einfach weg… keine anderen Weiber die ihm nachstellten… Wohin nur… Er brauchte nicht lange zu überlegen und auch wenn er sie nicht belästigen wollte wusste er, bei ihr konnte er ruhe finden und sich eine kleine weile besser fühlen. Er wusste das sie ihm nicht nachstellen würde oder etwas anderes im Sinne hätte als einfach nur als gute Freundin für ihn da zu sein. So Triebt er seine Stute in Richtung Britain…
Kercan Conell ist offline  
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Alt 21.12.2006, 08:53
#87
Nadirah Jin Zaykah
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Nadirah war gerade durch das Mondtor geritten. Es hatte sich so vieles geändert, gerade eben noch hatte sie sich von dem Mann verabschiedet, den sie immer für ungefährlich hielt und der ihr doch in der letzten Zeit gefährlich nahe gekommen war. Sie zügelte ihr Pferd trottete eher langsam vor sich her, als sie nochmal an Lia's Worte dachte: "Dann verlieb dich doch, ich hol dich schon wieder, falls du mal was vergisst!" hatte sie gesagt, doch war damit unter garantie nicht Yael Calesse gemeint, oh nein, er war eher für etwas anderes geplant gewesen, für eine verheissungsvolle Nacht, um zu zeigen das ihre Worte ernst gemeint waren. Sie mochte Kercan liebte ihn sogar ein wenig wenn sie es sich eingestand und doch, sie gerieten immer wieder aneinander. Der Abend im Fenisthaler Park, sie hatten schweigend beieinander gesessen, als Yael kam, sein Ziele klar aussprach und Kercan sie nur allzu bereitwillig ihm überliess wie es schien. Es war der Abend wo sie Yael's Maske das erste mal in allen Zügen erkannte, wo sie ein Stück der Lehren ihrer Heimat in seinen Zügen las und doch, sie war bereit gewesen an diesem Abend, sie war bereit gewesen sich zu verlieben, doch der Mann der ihr Herz erobern sollte zog ab.
Es waren nur wenige Nächte darauf als sie von Yael's Armen umschlungen wurde, als sie kämpften, als sie sich ergab, als er sie bezwang und mit schier endloser Begierde genoss. Was war da? Nadirah strich sich über die Stirn, was war da passiert? Schon die Nacht darauf zog es sie mit ihm, zu einem neuerlichen Kampf der Sinne, immer und immer wieder ohne müde zu werden. Sie spürte noch deutlich Yaels Last auf den Schenkeln als sie vor Kercan stand, sich wieder mit ihm stritt, wieder mit ihm aneinander geriet. Was war passiert? Sie wollte sich doch in ihn verlieben, mochte sie ihn nicht mehr? Es war alles so verwirrend und das Gesicht von Linaya zwang sich ihr auf, sicher sie war ein Grund gewesen warum sie sich schlussendlich von Kercan fernhielt, aber kein entscheidender. Ihre Gedanken glitten zu dem jungen Mädchen das um vieles jünger wirkte als sie wohl war. Sie war so unendlich verliebt in Kercan und schob ihn zugleich immer weiter von sich fort. Seufzend ließ sie die Zügel durch die Hände gleiten. Linaya brachte Leben ins Lager, das war ihr nicht zu verübeln, gerade jetzt wo man Felia und Shivari kaum noch zu Gesicht bekam. Nadirah wusste das Linaya sie wohl genauso hasste wie liebte, sie war so reich an Emotionen doch hatte sie diese überhaupt nicht unter Kontrolle, oder war sie, sie selbst zu einem Eisblock erstarrt? War sie wirklich so herzlos? Aber wie konnte sie dann so empfinden wenn Yael in ihrer Nähe war? Verflucht es sollte nur für eine Nacht gewesen sein! Sie strich über ihre Stirn. Es war so viel passiert, Lia die aus ihrer Höhle kam, Stück für Stück, Linaya mit ihren Berg und Talfahrten, die Streitereien mit Kercan, das Geplapper von diesem Warmold und zu allem überfluss stellte sie fest das ihr ein Barde gefährlich nahe kam, ein Barde! Unwillkürlich lachte sie leise auf, erinnerte sich an das Fest im Lager, doch ihre Mimik schwankte. Sie hatte feiern wollen, ohne Gedanken, doch sah sie deutlich Felia's Gedanken, wie sie ihre Stirn kraus zogen, wie sie ihre Bewegungen hemmten. Aber sie konnte nicht anders, sie wollte seinen Körper spüren, seine Begierde, sein Verlangen, jenes Lauern im Blick das einem Raubtier glich, mit dem Wissen das es ein Kampf sein würde ehe sie ihm unterlegen wäre. Sie hatte immer wieder zu den beiden gesehen Kercan schien es nicht zu stören, er schmiegte sich an sie, feierte ohne Gedanken. Warum zur Hölle hatte sie sich den Kopf zerbrochen. Sie hatte zuvor genauso mit Yael getanzt. Sie griff zu den Zügeln und ihre Faust spannte an, die Wüstenstute unter ihr ging zügiger, sie spürte die Wut und Enttäuschung in ihr hochwallen.

Am Abend zuvor hatte sie erst mit Lia gesprochen, als das Fest langsam ausklang als alle gegangen waren ausser Kercan und Yael, nur hatte sie dort noch nicht geahnt wie ihr neues Dasein ihr zu Kopf gestiegen war. Hatte noch nicht geahnt wie niederträchtig sie werden konnte. Kurz schloss sie die Augen und vertraute darauf das ihre Stute den Weg fand, aussen rum um Fenisthal, sie hatte den Weg vorgegeben sie brauchte ihn nur noch folgen. "Komm zur Ruhe..." ermahnte sie sich still. Nein, sie hatte sich keine Vorwürfe mehr zu machen, sie hatte den Schlußstrich schon vor ein paar Wochen gezogen. Wieder zeigte sich Kercans Gesicht vor ihrem inneren Auge, als sie ihm klar sagte das es so nicht weiter gehen könne, als sie endlich einsah, das sie mit einer ganzen Horde Frauen in seinem Schlepptau nicht zufrieden war, als... als eine ganz andere Person ihr zeigte, das es besser wäre auf ihn zu verzichten, nicht egoistisch zu sein. Zähneknirschend musste sie zugeben, das sie lange mit sich gerungen hatte, es schmeichelte ihr das er sie liebte und sie höher stellte als alle anderen, doch ja es war egoistisch. Sie hatte bereits geahnt was gerade passierte und endlich nach einer langen Nacht den Mut gefunden. Er war Glatt und Weiß wie Yael sagte, nun Glatt war er, wenngleich auch nicht weiß, eher grau. Er war zahm, das war das größte Problem, Er war zahm, lieb und zärtlich, Eigenschaften mit denen sie nicht umgehen konnte. Travin war niemals zahm gewesen, nur hin und wieder wirklich lieb, er war das gewesen was sie von einem Mann erhofft hatte. Bei diesem Gedanken schnürte sich ihr die Kehle zu. Travin... Wie konnte sie nur soweit von ihm abdriften, sich so weit von ihm entfernt fühlen, unwillkürlich wanderte ihre Hand zu ihrem Unterleib und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte ihn geliebt, mehr als je irgendjemanden in ihrem Leben und sie hatte sogar schon angefangen zu hoffen das sie einen Teil von ihm immer um sich hätte, doch auch diese Hoffnung war zerschellt. Still ritt sie weiter, ehe sie sich die Tränen fortwischte. Nein es war ein Zeichen! Ein Zeichen das sich die Zeiten änderten, das Bewegungen vor der Tür standen, das Vergangenes Vergangenes war. Sie hatte das blutrote Fell eingerollt und heimlich verbrannt. Sie war weit hinter Vesper geritten um es zu verbrennen. Und hatte wohl an diesem Tag, Platz gemacht für alles was nun kommen mochte.

Sie war bereit gewesen, nach dem Gespräch mit dem Oberst, war zum Kloster geritten doch war es verschlossen. War noch einmal zum Kloster geritten doch hatte sie diesen Templer knapp verpasst. Sie hatte die Dinge mit Kercan geklärt und dann kam der heutige Abend. Lia, es war kaum zu übersehen das Kercan sie mochte, all das was sie je über Lia erwähnte nutzte, sie war einerseits froh drum, Lia begab sich immer häufiger unter Menschen, sie gönnte es ihr so sehr von Herzen. Bis wieder diese Bemerkung kam, auf etwas das ihr schon lange zusetzte. Sie sah Lia nicht wirklich in Bedrängnis. Alles was am Tisch gesprochen war, war ungefährlich. Sie wäre die erste die mit Lia das Schwert ziehen würde falls es gefährlich werden sollte, warum zur Hölle wollte er sie gerade jetzt rausschleppen? Innerlich seufzte sie, sicher sie wusste das Lia das alles nicht kannte, aber... es war nicht gefährlich und Lia war eine starke Frau. Sie würde Fragen haben, sicher, sie würde viele Fragen haben. Ihr Geduldsfaden platzte schlussendlich als Kercan lauthals bekannt gab, das Lia ihm traute. Als er ihr Vertrauen vor sich zog wie ein schützendes Schild, das aussagte er wüsste was das beste für sie sei. Warum sollte Lia nicht selbst entscheiden. "Ach ja aber alle Männer sind deine... halt den Mund Nadirah du bist nicht viel besser..." Die Worte echoten in ihrem Kopf noch immer. Niemals, wäre sie je eine der ihren in fremder Runde so angefahren schon gar nicht ohne zu wissen worum es ging. Sie war kurz davor Felia zu ignorieren, was sollte das überhaupt, lässt sich tagelang nicht sehen oder ist nur in Fenisthal im Wolf oder anderen Gebäuden und dann maschiert sie in den Tala und glaubt sie könne ihr Befehle erteilen. Sie musste unwillkürlich lachen, Felia hatte sich wahrhaftig geändert, doch musste sie ebenso feststellen das diese Frau vor ihr, sich kein Stück mit der Geschichte jener befasst hat, als welche sie sich ausgab. Für welche sie sie gehalten hatte was noch viel schlimmer war. "Hat dich jemand gefragt?... Mätresse?" Sie musste nach einem Wort suchen, sicher sie wusste nur von einem Mann, doch für eine Kurtisane wusste Felia einfach zu wenig, sie würde für eine Kurtisane in diesem Leben auch nie genug wissen mehr, genauso wenig wie sie selbst. Eine Dirne, nein... sie wusste das Felia kein Gold nehmen würde, doch sie war hörig. Ja Herr, wie ihr wünscht Herr, ganz nach eurem belieben Herr, alles was ihr wollt Herr. Es war ihr schon mal aufgestossen, doch hatte sie geschwiegen. Gehofft es wäre ein Spiel, doch die ständige Abwesenheit oder besser, das seltene Auftauchen im Lager zeigten deutlich das sie dieses Spiel entweder zu weit spielte oder für sie längst bitterer Ernst angefangen hatte. Ja sie hatte dieses Spiel zu weit gespielt. Sie hatten den Weg entgültig verlassen, wenngleich Nadirah sich langsam dem Zweifel hingab sie hätte ihn je irgendwann betreten. Ja sie war eine ausgezeichnete Schwertkämpferin, doch vom Gefühl her, nichts weiter als eine mutige Bürgerin, die es sich leicht macht. Vor ein paar Wochen noch eng und kaum bekleidet in nur kurzem Rock bekleidet an Yael geschmiegt, beteuerte sie nun, das sie sich von Verurteilten lieber fern hielte. Es hatte sie einige Mühe gekostet, die Fassung zu wahren vor allem als dieser Tiefschlag ihrer Herkunft kam. Sie wusste nicht was mehr in ihr wütete, Enttäuschung oder Wut. Wie konnte sie nur so daneben gelegen habe, warum hatte sie nicht auf Lia gehört, warum hatte sie geglaubt da wäre was, nein diese Frau die sie nun voller Achtung mit Ihr und Euch ansprach, war nichts weiter als eine brave Kriegerin die sich an die Seite eines Mannes wünschte.

Und wieder glitten ihre Gedanken zu Yael. Verflucht noch eins, was hatte er nur mit ihr gemacht. Sie war mit ihm zu ihrem Platz geritten, hatte neben ihm gelegen und geredet, sich alles vom Herzen gesprochen und ihn noch ein Stückchen näher an sich ran gelassen. Ihm ihr Innerstes dargeboten, ihm ihre Zweifel gezeigt, ihre Gedanken offenbart. Sie hatte sich an ihn geschmiegt, sich von ihm abgewendet, mit ihm getrunken, und ihn angesehen. Und er selbst? Er trug keine Maske mehr, er sprach selbst offen zerstreute ihre Zweifel, erkannte ihre Gedanken an. Sprach ihr neuen Mut zu. Teilte ihre Sorgen um Lia.

Sie war angekommen im Lager, und liess sich langsam vom Pferd gleiten. Sie zäumte ihre Stute in Gedanken ab, und liess sie frei. Zögerte nicht als sie an dem nun leeren Zelt vorbeischritt, ein paar Stunden noch würde sie haben ehe ihr kleiner Engel wach wurde um die Welt zu erkunden. Sieda, unwillkürlich blickte sie zum Himmel, so gern sie Ciama auch im Lager hatte, die Zeit schritt voran und sie begann auf Sieda zu warten. Die Fragen nach der Mutter wurden immer häufiger, wenngleich Ciama von diesem Leben auch noch völlig begeistert und hingerissen war. Es war ein leichtes mit mehreren Frauen auf sie zu achten, wenngleich sie auch allerlei Schabernack im Kopf hatte. Seufzend legte sich Nadirah in ihre Felle und kuschelte sich an den kleinen Körper. Mit einem Lächeln zog sie Ciama behutsam näher, doch in Gedanken war sie bei diesem Barden.
Es war zu spät, das wusste sie, sie hatte nicht gelogen, als sie sagte ihr Verstand kämpfe gegen ihr Herz.
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Alt 28.12.2006, 11:20
#88
Nadirah Jin Zaykah
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Es war Ador, es war Sommer. Nadirah hielt sich nur noch Nachts oder früh Morgens in Britain auf. Die Sonne fiel ohne Gnade auf die Erde und die Hitze kochte in den engen Gassen. Britain war immer schon eine recht saubere Stadt gewesen, nichts destotrotz trieb die Hitze den Gestank bis ins Unermessliche. Sie war froh am Ufer das Lager aufgeschlagen zu haben. Ciama hüpfte meist nur im Hemdchen über die Wiesen und sie selbst trug nur noch Rock und Bustier. Ihre Haut hatte wieder die Farbe angenommen die sie als Kind zu jeder Jahreszeit hatte. Bronzefarben schimmerte ihre Haut und ihr Haar war zu einem rötlichen Schimmern gebleicht. Sie saß vor dem Zelt, die Vorhänge weit nach hinten geschlagen um die frische Seeluft hinein zu lassen. "Nana? Wann ist Mama wieder da?" Ciama kam wie ein Hase auf sie zugehoppelt und schaute sie mit kindlichen unschuldigen Augen an. "Deine Mama wird bald schon wieder kommen mein Engel... " das hoffte Nadirah zumindest. Sie hatte lange nichts mehr gehört, und bald war der Mond um. Sie streubte sich davon zu dem Mann zu gehen, um herauszufinden, wo es Sieda frühmorgens hingeschlagen hatte. Sie hatte Angst gehabt an jenem Morgen und der Abschied fiel ihr schwer, dennoch war sie gegangen. "Nana und wenn Mama da, dann zeig ich wie ich ein Hase sein kann, ... ne!" Nadirah musste lachen, Ciama war im Sommer richtig aufgeblüht und stellte nun eine Frage nach der anderen. "Nana? Wann kommen Jel? Er hat sprochen mir zu zählen!!!" Sie nickte dabei eifrig und hockte vor ihr, bei jeder Ansprache an ihrem Rock zupfend um ja die ganze Aufmerksamkeit zu bekommen. "Ich weiß nicht mein Schatz, er kommt wie der Wind ihn herführt.." "Aber is ja gar kein Wind!" Sie schob ihre Unterlippe vor und machte ein säuerliches Gesicht. Ob es Sieda gefallen würde, das sie ihre Tochter in Yael's Nähe gelassen hatte. Sie wusste das er Ciama nichts tun würde und wäre Ciama ihre eigene Tochter würde sie diese mit Yael mitgehen lassen so sie wollte, aber Ciama war nun mal nicht ihre Tochter und Sieda achtete schon darauf mit wem sie sich abgab. Seufzend strich sie Ciama die schwarzen Locken aus dem Gesicht. "Was häls tdu davon Cim, ich flecht dir viele kleine Zöpfchen und dann stört das Haar nicht so beim spielen... so wie Mama hat..mhm?" Ciama war gleich Feuer und Flamme und sprang ins Zelt einen Kamm holen, sie war eigen was ihr Haar betraf. Musste es gekämmt werden war sie ein kleiner Shitan der alle Tiere zwischen Fenisthal und Britain in die Schlupflöcher schrie, doch waren die Knoten erst mal draussen, liebte sie es wenn man sie kämmte und schnurrte wie eine kleine Katze. Etwas skeptisch ob ihres eigenen Vorschlags nahm sie Ciama den Kamm ab und setzt die kleine zwischen ihre Beine auf den Boden. Würde sie solange still halten, würde sie nicht nach der hälfte aufspringen um wieder neues zu entdecken? Nadirah fing an das feine Haar langsam durch zu kämmen, selbst wenn.... Sie war mit der Hälfte fertig und angespannt, Ciama hatte immer wieder geschrieen und sie böse angefunkelt wenn es mal geziept hat, doch war sie auch begeistert über ihre kleinen Zöpfchen. Yael stand am Eingang und sie war nun aufgesprungen. Resignierend beobachtete sie die Szene, als sie ihn ansprang zu allem möglichen gleichzeitig aufforderte. Wie er sie gespielt anknurrte um sie dann zu kitzeln und die kleine quietschend lachte. "Komm rein und bring das Kind mit..." lächelte sie müde.
Es war später Nachmittag als sie mit Ciama's Haaren fertig war. Yael hatte die ganze Zeit über erzählt, ihr Blick glitt immer wieder über sein Gesicht. Es war eine trügerische Harmonie die sich an diesem Tag entfaltet hatte, sie wusste es, dennoch tat es gut.

Was würde als nächstes geschehen, wo war ihre Kraft hin die sie noch vor wenigen Monden gespürt hatte? Sie wünschte sich die Einsamkeit, es waren ohnehin nicht mehr viele geblieben. Ciama und Yael, es waren die einzigen die sie regelmäßig sah. Lia war oft fort und sie konnte es ihr kaum verübeln, sollte sie Lia ihren Weg gehen lassen, sie hatte noch lange mit Kercan gesprochen gehabt, jedoch nicht allzuviel über Lia. Was war es was sie zum kochen brachte wenn er über sie sprach, war sie etwa eifersüchtig, und wenn auf wen? Auf Lia oder Kercan? Sie zog sich in sich zurück, nein Kercan war es nicht, höchstens das sie sich ständig von ihm herrausgefordert fühlte was Lia betraf. Es ist irrsinnig über einen Menschen zu streiten! Djala... warum redest du nicht mehr mit mir? Sie vermisste die Stimme der alten Amme die ihr wie eine Mutter war, dennoch ahnte sie das sie sich dieser Stimme in größter Not und Unsicherheit nur entsann und Unsicher, nein Unsicher war sie nicht, höchstens was die Zukunft betraf. Sollte sie so weiter machen, sie hatte drüber nachgedacht mit Lia allein zu bleiben, oder sich anderen anzuschliessen. Sie hatte nach nur einem halben Jahr darüber nachgedacht sesshaft zu werden und diesen Gedanken verworfen. Sie mochte Gesellschaft ja, allerdings nicht ununterbrochen. Vielleicht sollte sie es so weiter laufen lassen, vielleicht sollte sie abwarten was passieren würde, vielleicht sollte sie mit Lia sprechen, vielleicht sollte sie nach neuen Frauen suchen, wie Yael es sooft sagte. Aber würde Suchen wirklich was bringen.

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Alt 10.01.2007, 04:36
Nadirah...
#89
Yael Calesse
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Yael streckte sich genüsslich stöhnend auf den Fellen aus und genoss das Gefühl der unzähligen kleinen Härchen, die über seinen nackten Rücken streichelten. Sein verbliebenes Auge hielt er geschlossen, denn ein Blick auf den Stoff des Zeltdaches hätte die Bilder vertrieben, die in seinem Geiste zu sehen waren. In den meisten ging es um Nadirahs nackten Leib, der sich unter - oder auf - ihm räkelte und wand; um ihr Gesicht, hier verzerrt vor Verzückung, dort verzerrt vor zorniger Lust. Wenn er den Atem anhielt und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren ignorierte, konnte er immer noch hören mit welchen Lauten sie ihrer Erregung Ausdruck verliehen hatte. Ja, in den letzten Monden hatte er diese Laute zu schätzen und zu lieben gelernt und er war immer wieder aufs Neue erstaunt, wenn sie ihm neue Töne ihrer ganz speziellen Melodie vortrug.
Unwillkürlich grinste er. Da hab' ich wirklich einen guten Fang gemacht, dachte er bei sich selbst und fügte beinahe verlegen an, oder war wirklich sie die Jägerin gewesen?

Während er dem Knistern der kleinen Flammen unter dem Gusseisenkessel lauschte, die ihn in den Schlaf zu lullen drohten, trieben seine Gedanken fort von der letzten Nacht, weiter zurück, bis an jenen Abend im Wolf.
Eigentlich war es kein besonderer Tag gewesen. Er war endlich wieder genesen, nach der schrecklichen Zeit in der seine nunmehr leere Augenhöhle brannte wie Feuer, in der er sich in wilder Agonie auf dem Bett in Elaurins Haus hin- und herwarf und seine Schwester bloß verzweifelt und hilflos danebensitzen konnte. Sie tat ihm beinahe mehr leid als er sich selbst, liebte sie ihn doch auf diese unbeschreiblich tiefe, ehrliche und grenzenlose Art und Weise, wie sie nur unter Zwillingsgeschwistern vorkam. Es war eine Liebe, die zwei Menschen zu Einem verschmolz, all ihre Gedanken, Gefühle und Taten miteinander verband und Schicksalsknoten webte, die die Wege dieser Menschen auf ewig verschweißte. Niemand hatte Glück und Zufriedenheit, vorallem aber Liebe mehr verdient als Resari.

Beinahe mit Gewalt riss er sein Sinnen von seiner Schwester los. Er wollte über Nadirah, die Anfänge, den Beginn nachdenken, sich erinnern. Yael atmete tief durch und versprach Resa im Stillen ihr gleich im Anschluss seine volle Aufmerksamkeit zu widmen. Eines nach dem Anderen.
Der Abend im Wolf.
Nach all den Qualen (Die Yael bei diesem Ansatz rasch überging) und seiner Genesung hatte er sich endlich dazu durchgerungen unter Menschen zu gehen. Schon die Tage zuvor hatte er zu einem guten Teil im Freien verbracht, wo ihn der Wald, die frische Luft und die Geräusche der Insel Moonglow ein wenig auf andere Gedanken gebracht und ihn aus dem lästigen Dahinsiechen befreit hatten. Doch unter Menschen?
Yael war kein Mann der sich nicht um sein Äußeres scherte, ganz im Gegenteil. Als Barde und Schausteller, war sein Auftreten, seine Ausstrahlung und seine Attraktivität ganz entscheidend für seinen Erfolg. Niemand hörte einem hässlichen Sänger zu, gleich wieviel Talent auch in ihm stecken mochte. Ausserdem wäre es für ihn wie ein Schlag in den Unterleib gewesen wenn ihn eine seiner Gespielinnen oder Verblichenen in diesem Zustand gesehen hätte. Der Verband um seinen Kopf war frisch, doch zeigte er viel zu deutlich an, dass die Verletzung noch nicht lange bestand. Er hatte wenig Lust darauf erklären zu müssen wie es dazu gekommen war, dass er sein Auge verloren hatte. Obgleich es die meisten wohl ohnehin schon durch die Aushänge erfahren hatten.

Yael seufzte tief und spähte ein Stück neben sich, als er das seidige Rascheln von nackter Haut auf Fell vernahm. Nadirah, die ihm ihre Kehrseite zugewandt hatte, bewegte sich im Schlaf ein wenig und für einen Moment fürchtete er beinahe, dass er sie allein durch sein Atmen oder seine Präsenz aufgeweckt zu haben. Doch ihr Schlaf blieb unangetastet und so machte er es sich erneut gemütlich.
An jenem Abend nun, hatte er den langen Weg nach Fenisthal auf sich genommen. Nach Britain wollte er damals nicht, schließlich saßen dort seine Peiniger und wäre er einem begegnet, er hätte nicht gewusst was er getan hätte.
So blieb der Wolf.
Keine besonders große Taverne, keine besonders schmucke oder vergnügliche Taverne, aber immerhin ein Ort an dem man Gesprächen lauschen konnte und vielleicht sogar einen Schluck Wein bekommen konnte, wenn zur Abwechslung ein Wirt anwesend war. (Yael verfluchte den Besitzer der Lokalität für seine Faulheit)

Als er eintrat sah er nicht viele bekannte Gesichter. Keine, wenn er genauer darüber nachdachte. Bis auf Nadirah, eine Bekannte seiner Schwester die er vor langer Zeit hie und da gesehen hatte, mit der er aber niemals wirklich viel zu tun gehabt hatte. Und doch war ihm ein einzelnes wenig bekanntes Gesicht weit lieber als der Haufen von trostlosen Mäulern, die er noch nie gesehen hatte. So genau erinnerte er sich gar nicht mehr, sie war es wohl gewesen, die ihn angesprochen hatte und ihm sagte, sie hätte etwas für ihn. So verwies sie ihn an einen Tisch, an dem ein junges Mädchen saß, deren runder Bauch von ihrem bevorstehenden "Glück" zeugte.
Nadirah selbst verschwand einige Zeit, doch als sie wiederkam, drückte sie Yael einen Beutel in die Hand. Darin lag eine Augenklappe. Schwarz, aus einem festen Stoff. Schlicht aber ausreichend. Er hatte damals nicht gewusst, ob er sich darüber freuen sollte oder ob eher Zorn angebracht war. Doch da er ohnehin vor gehabt hatte, eine solche zu besorgen hatte er sich zu Dank und einem Lächeln entschieden.

Hinterher erschienen ihm die Gespräche reichlich belanglos. Sie drehten sich kurz um Resari und sein Schicksal und das Mädel gegenüber schwieg die meiste Zeit nur. Doch zumindest hatte Yael die Gelegenheit sich Nadirah einmal aus der Nähe anzuschauen. Sie schien vom Urteil gegen ihn und die damit verbundene Strafe wenig beeindruckt und nicht einmal im Ansatz abgeschreckt. Gleichsam besaß sie ein offenes Wesen und ging sehr bereitwillig auf seine herausfordernden Worte ein, die ihm nach all den Jahren ganz unwillkürlich entkamen.
Ein hübsches Weib, ohne Zweifel! Der Körper straff und athletisch, gewiss keine besonders üppige Frau, dafür mit den knackigen Vorzügen eines arbeitsreichen Lebens gesegnet. Ihre Rundungen waren nicht übermäßig großzügig, dafür an den rechten Stellen verteilt und ihr schönes Antlitz war über jeden Zweifel erhaben.
Ehrgeiz, gemischt mit einer gehörigen Portion der Erregung, die er immer verspürte wenn er sich eine neue Beute ausgesucht hatte, durchströmten seinen Leib und ließen seine Zunge ganz von alleine tanzen, hübsche Worte formen, herausfordernde Sprüche reissen, schmeichelnde Komplimente gurren. Und immer wieder ließ sie sich willig darauf ein!

Als er nach einigen Stunden die Taverne verlassen hatte und nachdem sich die beiden das Versprechen abgegeben haben, sich bald wieder zu sehen, war er jedoch ein wenig unsicher. Natürlich, er wusste dass es ihm über Kurz oder Lang gelingen würde ihre Gunst zu erringen. Und er wusste, dass sie scheinbar eine recht offenherzige Persönlichkeit besaß und ihm nicht eben abgeneigt war. Jedoch flüsterte eine leise Stimme in seinem Hinterkopf, dass diese Frau wohl nicht zu der Gattung Weib gehörte, die er in Britain auf einer Parkbank aufgabeln konnte und sie mit einfachen Worten an einen stillen Ort locken konnte, um sie dort mit seinen Künsten willends zu machen. Wer wusste, was da noch auf ihn zukommen würde.

Das versprochene Treffen jedoch, an dem auch seine Schwester teilhaben sollte, sollte noch eine ganze Weile warten. Yael traf Nadirah nach einigen Tagen recht zufällig in Fenisthal wieder an. Als er in dieser Nacht den Wolf aufsuchte und feststellen musste, dass er wieder einmal leer war, machte er sich auf um das Dörfchen ein wenig zu erkunden. Weit musste er nicht gehen denn als er in den finsteren Park gleich neben dem Gebäude ging, stellten sich auch schon die feinen Härchen in seinem Nacken auf, als er die Silhouetten zweier Personen ausmachte. Wie von selbst begann er eine leise Melodie zu summen und kaum einen Augenblick später konnte er das Dunkel weit besser mit seinem Auge erkennen. Nadirah saß dort auf einem Bänkchen, davor ein Mann den er schon im Wolf beim ersten Treffen gesehen, aber nicht wirklich registriert hatte.

Er stand eine ganze Weile am Fuße des Brunnens und beobachtete die beiden. Sie sprachen nicht, doch der Bursche musste ein gutes Gehör haben, denn er drehte sich um und spähte angestrengt in Yaels Richtung. So trat er langsam aus dem Schatten und begrüßte die beiden, Nadirah natürlich weit höflicher und charmanter als den Mann.
Was darauf folgte war ein sehr sonderbares Gespräch. Yael ging von Anfang an auf Konfrontation, gab Komplimente zum Besten und schmeichelte gurrend, schnurrend, mal charmant, mal ein wenig unverschämt. Oft lachte sie darüber, doch in ihren Augen zeigte sich dieses interessierte Funkeln, die Neugierde wie weit her es mit den stolzen Worten und den Herausforderungen wirklich war. Der Mann, Kercan Conell, hielt sich eher im Hintergrund. Er war recht ruhig, antwortete höflich, doch glaubte Yael trotz allem einen gewissen Ärger in seinem Gesicht zu sehen. Er hatte sich gut in der Gewalt, doch in seinem Inneren?

Yael jedenfalls war bester Laune. Er erzählte Nadirah davon, dass er sie entführen wollte, rauben wollte um sie an einen besonderen Ort zu führen, der allein den beiden gehören sollte. Langsam schlich er um sie herum, berührte sie an den Schultern und hauchte ihr fantastische Geschichten ins Ohr von Dingen, die sie tun würden, wenn sie erst alleine wären.
Er hatte erwartet, beinahe gehofft, dass der Kerl endlich zornig werden würde, auf ihn zugehen oder losgehen würde, doch das Gegenteil geschah! Wie ein geprügelter Hund zog er den Schwanz ein und trottete in die Dunkelheit davon. Eine Welle purer Verachtung quoll in Yaels Brust hoch und er musste dem Drang widerstehen sich zu schütteln. Selbst wenn der Kerl nichts von ihr wollte (Und Yael wusste, er wollte!), war ein solcher Rückzug erbärmlich.

Und doch, es kam ihm gelegen dass die beiden nun ein wenig Zeit zu zweit hatten, noch dazu mitten in der Nacht in einem recht hübschen Park. Er legte sich zu ihren Füßen nieder, als wäre dort ein gemütliches Lager und griff nach ihrer Hand um jedes einzelne Gelenk ihrer Finger eingehend zu betrachten. Sie sprachen nun weit offener.
Yael sagte ihr durch die Blume, dass er sie begehrte und sie begegnete ihm mit neckischen Worten. Es war ein Hin und Her, ein Spiel das ihm gut gefiel und das er ausgezeichnet beherrschte. Mittlerweile schien es ihm fast zu einfach und hätte Nadirah nicht gesagt, dass sie müde sei (Oder einen anderen Grund hatte um es zu verschieben), hätten sie sich wohl noch in der gleichen Nacht miteinander vergnügt.

Abermals seufzte Yael auf. Er bedauerte es, dass sie ihm von Anfang an so zugetan war, wenngleich aus Motiven die den seinen sehr ähnlich waren. Lieber wäre es ihm gewesen, wenn sie sich gesperrt hätte und wenn er all sein Geschick, seinen Charme und sein Können hätte spielen lassen müssen, um ihre Gunst und ihren Leib zu erlangen. Bei einer solchen Frau hätte er gewiss viel Energie und Kraft investiert um...

Er schlug das Auge rasch auf, als Nadirah sich auf den Fellen zu ihm umdrehte. Sie blinzelte ihn aus winzigen, dunklen Augen an und rückte im Halbschlaf direkt an seinen Leib. Das Gefühl ihrer seidenweichen Haut an seiner Brust ließ ihn erschaudern und an seine Lenden denken. Doch statt sie zu wecken und in ein morgendliches Liebesspiel zu verwickeln, schloss er ihren beinahe heissen Leib bloß zärtlich in seine Arme und schmiegte das Gesicht in ihr weiches, würzig duftendes Haar.
Unfassbar, dachte er, dass es eine Frau gibt, die gleichermaßen Leidenschaft und Zärtlichkeit in mir weckt.
Sie hatte seine Erinnerungen unterbrochen, doch das machte nichts. Noch während er das Auge wieder schloss um noch ein, zwei Stündchen süßen Schlafs mit seiner Raubkatze zu genießen, nahm er sich vor seine Gedanken bald fortzuführen.
Yael Calesse ist offline  
Geändert von Yael Calesse (10.01.2007 um 15:35 Uhr).
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Alt 01.02.2007, 07:00
#90
Nadirah Jin Zaykah
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Wie viel Zeit war vergangen. Es spielte keine Rolle in diesem Augenblick. Nadirah saß am Ufer und ein seltsames Gefühl überkam sie. Es war warm, doch nicht heiß, die ersten Herbstwinde zogen auf, so folgte ihr Blick einem Blatt das der Wind in die Gischt gerissen hatte. Es war ein seltsamer Tanz auf den Wellen die weiß an die Klippen zerschellten. Hinter sich hörte sie das leise Spiel der jungen Caitlynn Bryne und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie mochte das junge Mädchen, wenn gleich sie die Magie verabscheute welcher sich Caitlynn verschrieben hatte. Wieder hatte das tanzende Blatt ihren Blick gefangen und das Lächeln verebbte. Bisher hat Caitlynn noch keine Fragen zu Ciama, ihrer Halbschwester gestellt, noch wusste sie nicht mal das es ihre Halbschwester war. Nadirah war fast gespannt wie Caitlynn auf Ciama reagieren würde, wenn dann hatte sie die Zweijährige nur flüchtig bisher gesehen. Ihr innerer Blick flog über das Land, auf der Suche nach einem Ort wo sie Platz und Schutz genug hatten, wenn der Winter übers Land zieht. Shivari und Narsieda würden sich mit großen Zelten anschließen und ein kleines war bereits in Auftrag gegeben um Nahrungsmittel, Futter für die Pferde und eine Tränke zu überdachen. Die Menschen hatten fast jeden erdenklichen größeren Fleck mit Häusern zugebaut, auf ihrer Suche nach etwas Abgeschiedenheit. Nadirah war sich sogar unsicher ob das jetzige Sommerlager im nächsten Frühjahr wieder belegbar war. Überall an Küsten und Bergen lehnten sich riesige Gebäude ins Gelände und immer wieder hallte Shivari's Frage in ihrem Kopf wo sie im Winter lagern würden. Sie war wochenlang durchs Land geritten um einen Platz zu finden, doch bisher war es noch immer keine Entscheidung gefallen. Wieder legte sich die Frage wie es weitergehen würde mit einer enormen Last auf ihre Schultern.

Das Lager war gewachsen, die Herde der Pferde war gewachsen, sie wagte kaum noch neue Frauen aufzunehmen. Wie sollte sie Schutz bieten wenn sie nicht mal wusste wo im kommenden Winter gelagert werden sollte. Tränen brannten in ihren Augen und die Verzweiflung bahnte sich an. Dies würde eine schwere Prüfung für alle werden und Nadirah spürte wie die Angst in ihr hoch kroch. Für sich alleine, hatte sie immer einen Ausweg gefunden, doch sie fühlte sich verantwortlich, vor allem gegenüber den Mädchen. Sie brauchten Sicherheit und Schutz, zum Glück waren beide noch zu jung um auf brisante Fragen zu kommen, doch sie war sich durchaus bewusst das es bei Caitlynn nur noch solange dauern würde, bis sie sich eingelebt hatte und ein Wohlgefühl entwickelt hatte. Sie war von der Straße in ein gefülltes Zelt gebracht worden, von einem schmutzigen einsamen Ort, zu einem weichen Lager in einem Zelt in dem noch drei weitere Frauen und ein Kind schliefen. Im Augenblick war sie froh dem jungen Mädchen das alles bieten zu können, doch musste sie weiter blicken. Ebenso wie die allgemeine Situation brachte auch Lia sie zum Nachdenken. Sie hatte sich gestern Abend mit ihr unterhalten. Sie freute sich quasi schon richtig auf Lia's Eltern, doch war da noch was anderes. Sie selbst, hoffte Lia zu verstehen, sträubte sich auch nicht wirklich davor, was sie beängstigte waren die Gedanken anderer. Wie der Oberst ihr erklärte würde die Inquisition oder der Drecksack von Peret entscheiden, ob Caitlynn bei ihnen bleiben dürfe, wenn die Eltern für verschollen erklärt werden. Was würde die Garde sagen, wenn sie mit ein bandagierten Leichen durch die Wälder reiten würde. Es war fast greifbar klar das sie genau in so einer Situation irgend jemanden begegnen würden. Was würden die Kinder zu bandagierten Skeletten sagen, wie sollte man es ihnen erklären. Im Grunde war es doch nur eine Frage der Zeit, wann sich Ciama oder Caitlynn aus Neugier mal in Lia's Zelt schleichen würden. Sicherlich würden sie nicht Kisten und Truhen öffnen, doch die Neugier wie es in den „fremden“ Zelten wohl aussehen mag hat sogar den ein oder anderen Fremden schon ins Lager getrieben. Ein tiefer Seufzer rang aus ihrem Inneren über ihre Lippen, sie musste unbedingt mit Lia reden, doch wich sie immer aus, es schien alles noch immer zu verwirrend für sie. Nadirah spürte wie Caitlynn sich ihr näherte, sie wird Hunger haben, dachte sie nur kurz und zog mit einem letzten Atemzug all ihre Sorgen und Fragen in sich hinein um sich offen und lächelnd Caitylynn zuzuwenden. Es brachte alles nichts, sie musste mit Lia reden, sie musste es einfach verstehen.
„Kann ich mir ein Brot machen?“
Nadirah musste schmunzeln, sie war stolz auf dieses junge Mädchen, das bereit war für ihr Leben zu kämpfen und nickte. Sie hatte viel zu viel schon erleben müssen, so wie es in ihrer Macht stand versuchte Nadirah Caitlynn soviel Freiraum und auch Verantwortung für sich selbst zu geben als man einer elfjährigen zumuten konnte. Zum jetzigen Zeitpunkt bezweifelte sie das Caitlynn für immer im Lager leben würde, sie würde wohl eher zu ihrer Volljährigkeit in ein Haus ziehen und ihrem Funkelwerk nachgehen, wenn man ihre Mutter nicht finden würde.

Caitlynn verschwand im Haus und Nadirah wendete sich dem nun feuerroten Horizont zu. Lia's Eltern, sie hatte in sämtlichen Büchern geforscht und sogar Shadi einen Brief entsendet ob es einen Kult gab der Tote nicht beerdigte, doch auch Shadi konnte ihr nicht weiterhelfen, und schrieb nur von einigen sehr unerwünschten Gestalten die so engen Kontakt mit Toten hielten. Nadirah würde ihre Hand für Lia ins Feuer legen, das sie nur nie gelernt hatte los zu lassen, das sie es nicht besser wusste und sich nun zu sehr daran gewöhnt hatte. Lia.... irgendetwas war an Lia anders, ganz und gar anders. Sie hatte fast animalische und uralte Verhaltensweisen zum Überleben entwickelt, wie konnte man das überstehen.

Es begann zu Nieseln, das erste Mal in diesem Herbst. Die feinen kleinen Tropfen begannen sich durch ihr schwarzes Haar auf die Kopfhaut zu legen. Bedächtig zog sie den ledernen Mantel enger um sich, als sie sich der angebrochene Nacht bewusst wurde Sie hoffte inständig das Sieda darauf geachtet hatte das sich auch Caitlynn ordentlich fürs Bett fertig gemacht hatte. In den ersten Nächten neigte das junge Mädchen gar noch das Tageskleid an zu behalten. Mit der Zeit würde sie sich an die Prozedur gewöhnen die Nadirah erwartete. Caitlynn hatte sie mit ihrer Wasserscheue mehr als überrascht, es musste ein schlimmes Ereignis bergen, das sie vor einem herkömmlichen Bad im Badehaus so zurückschreckte und ihre Locken boten sich nur so an sich zu verknoten. Sie selbst mochte sich als Kind auch nie die Haare kämmen lassen oder selbst zur Tat schreiten. Es war ein gemeines Ziepen immerzu gewesen und amüsiert hing sie kurz der Frage nach wann es eigentlich aufgehört hatte so ein fieses Ziepen zu sein, ehe sie sich über die Augen strich. Sie rief sich zur Aufmerksamkeit, oder besser gesagt die Bewegung in der Herde riss sie aus ihren Gedanken. Die Tiere drängten nun dicht aneinander und ihre Blicke flogen durch die Dunkelheit, ihre Sinne bis zum Zerreißen gespannt versuchte sie irgendetwas oder irgend jemand Unbekanntes auszumachen, doch dort war nichts. Leise erhob sie sich und schritt die Wiese auf der die Pferde sich frei bewegten ab. Doch ihre eigenen Bewegungen riefen nur noch mehr Unruhe in die Herde, noch einmal blickte sie Prüfend zu Sharaja. Ihre Stute stand am Rand der Herde und ließ müßig und dem Regen ergeben den Kopf hängen.

„Shiva? Es ist Mitternacht.“ Sie hatte der jungen Frau sachte die Hand auf die Schulter gelegt, und ihr leise zugeflüstert. Shiva hatte einen recht leichten Schlaf und stand sofort auf. „Wen soll ich danach wecken?“ Fragte sie während sie sich den Schwarzbärumhang anlegte. „Wart mal ab, Lia ist noch unterwegs, vielleicht sagt sie ob sie Wache halten will wenn sie wieder kommt, ansonsten ist Sieda dran, in den Morgenstunden, aber achte...“ „darauf das du Ciama nicht weckst...“ mit einem Schmunzeln beendete Shiva Nadirah's Satz und war auch schon fertig gerüstet für die Wache. „Soll ich dir noch was zu Essen bringen?“ „Ja ein wenig warme Suppe wenn da ist, oder lege noch mal ein Stück Fleisch übers Feuer, ich brauch was Warmes..“ Nadirah nickte nur lächelnd und ging in ihr Zelt. Sieda hatte noch Suppe übrig gelassen und sogar noch etwas Fleisch hinzu gegeben, wofür sie ihr im Stillen dankte. Nochmals entfachte sie das Feuer etwas und lauschte auf die Schlafgeräusche der anderen. Caity murmelte leise etwas vor sich her und sie zog den Vorhang zu ihr einen Spalt auf. Das Mädchen hatte sich völlig frei gestrampelt. Erneut zog Nadirah sachte das dicke Braunbärfell über den kleinen Körper als ihr Caitlynns Tageskleid mitten im Bett auffiel. Lächelnd nahm sie es an sich, das konnte nur bedeuten das sie sich eigenständig umgezogen hatte. Sanft strich sie ihr eine Locke aus dem Gesicht gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, darauf bedacht sie nicht zu wecken. Als sie sich wieder abwandte fiel ihr Blick auf Linaya's Lager, die Beule im Vorhang zeigte deutlich das sie Anwesend war, ebenso ihr Pferd welches bei der Herde weilte. Leise bewegte sie sich zu Linaya's Truhe und öffnete sie um dort Caitlynns Kleid und Stoffe hineinzulegen. Sie hoffte das Linaya morgen früh noch hinein schauen würde um Caitlynn ein paar Kleider, Hemden und auch Hosen zu machen.

„Hier deine Fleischbrühe...“ Nadirah reichte Shiva eine der zwei Schalen und setzte sich noch zu ihr um ihre eigene nicht alleine zu essen. „Danke... wird das heute Nacht noch schlimmer?“ frage Shiva mit einem Blick zum Himmel. „Möglich, ich weiß es nicht... aber es riecht nicht nach Unwetter.. ich denke noch werden wir Glück haben. Aber zieh lieber noch einen Ledermantel über den Fellmantel, damit das Fell nicht durchnässt.“ Eher schweigend aßen sie ihre Suppe. Erst als Nadirah frisch gewaschen in ihren eigenen Fellen lag und dem leisen Trommeln der Regentropfen auf dem Zeltdach lauscht fing sie an sich zu entspannen. Sie war froh über die trockenen Felle, wenngleich wirkliche Wärme noch nicht aufkommen mochte, was würde sie jetzt dafür geben wenn Yael da wäre und bei ihr liegen könnte. Lange hatten sie sich nicht mehr gesehen. Das letzte mal als er so völlig unzufrieden vorbei kam. Wenngleich sie nichts lieber getan hätte als sich in seine Arme zu schmiegen, wollte sie es ihm nicht zu bequem machen. Nein, wenn er so selten vorbei kam sollte er nicht glauben das sie sich um seine Launen scherte. Sie tat es zwar dennoch, aber sie hätte sich eher selbst einen Arm abgebissen als es zuzugeben. Irgendetwas sagte ihr zwar, das er wiederkommen würde und die Eifersucht wurde so nie ein Problem, dennoch erwartete sie mehr, sehr viel mehr. Gerade von ihm, der so bewandert und geschickt in den Künsten der Verführung war. Ob er sie verstehen würde, lächelnd ließ sie ihre Gedanken zu ihm gleiten. Er würde sie wohl nie den Boden küssen auf dem sie lief und sie hoffte es auch, dennoch würde sie für ihn nicht willkürlich abrufbar sein, wie eine Kurtisane. Schmunzelnd wälzte sie sich in ihren Fellen, einerseits mochte sie diese Vertrautheit, dennoch versprach es einen Reiz wenn er sie jedes mal aufs Neue eroberte. Es war ein Spiel mit dem Feuer und es amüsierte sie. Wie weit würde sie die Kühle und Unnahbare spielen können bevor er sich abwenden würde und gar sie selbst einen deutlichen Schritt unternehmen musste um es richtig zu stellen. Wie viel war er bereit zu erobern, würde er es überhaupt verstehen, oder würden Zweifel in ihm aufkommen. Vertrauen... immer wieder hallte dieses Wort in ihr. Yael, es stand außer Frage das sie ihn liebte, nicht so wie Travin, anders, es war nicht so bindend... noch nicht. Sie war gespannt wann sie ihn wieder sehen würde und ob er dann die richtigen Töne traf. Langsam schloss sie die Augen, sie verspürte den innigen Wunsch seine Haut zu schmecken. Es war lange her seit sie seine Begierde gespürt habe, seit Anfang des Sommers hatte sie nicht mehr gegen seinen Willen angefochten und sie hatte bis zu diesem Augenblick auch nichts vermisst. Vielleicht... ja vielleicht sollte sie die Augen vor anderen nicht verschließen, wenn er sich noch mehr Zeit ließ. Es war für Nadirah gar keine Frage das er sich in so langer Zeit nicht ebenfalls vergnügte, doch es störte sie nicht sonderlich. Sie nahm es so hin und erfreute sich über die selben Freiheiten. Wie hatte sie so oft gesagt, manchmal musste man trockenes Brot essen um ein köstliches Abendmahl zu würdigen.
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Alt 15.02.2007, 14:47
#91
Nadirah Jin Zaykah
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Als Nadirah in die Hauptbank trat war sie überrascht ihn zu sehen. Sie wollte eigentlich ein paar wichtige Geschäfte abwickeln, allerdings fesselte seine Gestalt sie in einen Bann. Leise schritt sie über den dicken Teppich, direkt hinter ihn. Sog seine Erscheinung in sich auf, musterte jede Bewegung. Er schien vom Inhalt seines Bankfaches so beansprucht das er Ross' fragende Blicke an sie wohl nicht wahrnahm. Sachte beugte sie sich vor und atmete tief seinen Duft ein. Sie war wie benebelt und dennoch war alles angespannt, vorbereitet auf jede Reaktion von ihm wenn er sich umdrehen würde. "Verdammich! Katze!" ohne Zweifel, er hatte sie nicht bemerkt und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Still noch immer ohne Reaktion musterte sie seine Mimik. "Erschreck mich nicht so, ich dachte schon du wärst..." er zuckte mit den Achseln "... irgendwer halt"
"Stört es dich also?" sie raunte es ihm halb heiser zu, selbst etwas überrascht darüber das ihre Stimme versagte. Einen halben Schritt und sie stand ihm nahe das keine Hand mehr zwischen sie passte und dennoch berührte sie ihn nicht. Nadirah atmete tief ein, als sie ihr Gesicht vorbeugte, nah seinem um seine Geruch aufzunehmen. "Nicht im geringsten!" Er hatte instinktiv ihren Beutezug wohl erkannt, wenngleich es ihn scheinbar irritierte wie sich später zeigte. "Ich dachte schon..." flüsterte sie und blickte auf seine vollen Lippen. Es war wie eine süsse Versprechung seinen Mund zu betrachten. Sie wusste wäre sie deutlicher würden sie sich schon längst auf die ihre schmiegen, doch sie wollte spielen. Sie wollte jagen, richtig jagen, wenngleich sie das Ergebnis kannte, doch so war es immer. Seine Hand hob sich um ihre Wange zu streicheln, doch sie wich aus, nein so einfach wollte sie es nicht haben, im Gegenteil. Sie sah wie seine Oberlippe hochzuckte, ein Zähnefletschen andeutete. Das wollte sie, sie wollte ihn reizen, solange bis er sich zur Wehr setzten würde, solange bis er wieder glaubte er würde jagen und es würde bei diesem Mann nicht lange dauern. Unbewusst stahl sich ein hochmütiges siegessicheres Lächeln auf ihre Lippen. Er reagierte wie sie es wünschte, er lässt nicht gerne mit sich spielen. Er begann zu denken, sein Körper hatte ihre Sprache längst erfasst doch seine Gedanken mischten sich ein. Amüsiert sann sie darüber nach, wie richtig doch meist der erste intuitive Gedanke war den man hegte, wärend ihr Blick auf seine vollen, vermutlich warmen Lippen lag. Ein kleiner Schauder überlief sie und sie hob den Blick zu seinem. Er hatte die Stirn in Falten gelegt, ohne Zweifel er fragte sich was sie trieb und es gefiel ihm nicht sonderlich das sie sich ihrer Sache offenbar sicher war. Stumm deutete er zur Tür "Ja gehen wir..." sprach sie deutlich und bestimmt.
Nadirah fühlte seinen Blick auf ihrer Gestalt, er schlenderte ihr Gedankenversunken nach, hüllte seinen Körper in den weit geschnittenen Umhang den er trug. Sie brauchte sich nicht umzusehen um zu wissen wie er aussah. Das dunkle Hemd und der Umhang hüllten seinen sehnigen Körper, doch es war ein reizendes Spiel zu erahnen was unter dem Stoff lag und wie es auf sie wirken würde - in passiver als auch aktiver Hinsicht. Sie war am Markt angekommen, kurz überlegte sie ob sie mit ihm allein sein wollte, doch nein, es würde das Spiel unnötig verkürzen. Langsam schlich sie um das Objekt ihrer Begierde, trat hinter ihn, ein zufriedenes Lächeln stellte sich ein, als sie spürte wie er sich anspann. "Und wie war dein Tag?" hauchte sie an sein Ohr, seine Locken wehten dabei sachte in ihr Gesicht, kurz streifte sie der raue Stoff seines Mantels an der Hand. Ihre Sinne waren bis zum zerreissen gespannt, und jede Berührung prickelte. "Ereignislos..." Er war einsilbig, wieder schmunzelte sie. "Und wie geht es dir?" sie flüsterte nur noch, trotz des Windes konnte er ihren Atem an seinem Ohr hören und spüren. Es waren kurze knappe Antworte, langsam zog sie ihren Kopf hinter seinen, hauchte kurz durch sein dichtes Haar in seinen Nacken. Er könnte nicht sicher sein ob es Absicht oder gar Einbildung war. "So einsilbig heute... so kenn ich dich gar nicht" sie hatte sein Ohr sachte, fast zufällig mit seinen Lippen berührt und spürte wie er sich erneut anspannte. "So konspirativ... so kenn ich dich gar nicht" war seine etwas spöttelnde Antwort und sie musste leise lachen. Nein, sie gratulierte sich in dem Moment selbst zu diesem Fang, er würde sich nicht umdrehen und sie flehentlich anhimmeln, mit bettelndem Blick das sie ihm geben würde, wonach sie seinen Körper verlangen ließ. Er war zu stolz um auch nur einen Funken nachzugeben. "Dann stört es dich?" "Ich kenne es nur nicht von dir... das ist alles..." Ohja, seine Gedanken jagten durch seinen Kopf, sie konnte sie förmlich hören. "Nur ein Wort und ich höre auf mein hübscher Panther..." Sie lachte leise in sich hinein, als keinerlei Reaktion folgte und lehnte sich etwas zurück, noch einen Moment warten. Nein er genoss das Spiel scheinbar ebenso, wenngleich ihm seine Position noch nicht gefiel. In einer recht stolz anmutenden Bewegung ging sie an ihm vorbei, eins, zwei drei... sie zählte die Schritte im Stillen ehe sie stehenblieb. Eins, zwei, sie drehte den Kopf über die Schulter. "Das hab ich mir gedacht..." Sie spürte wie ihr die Strähnen vom Wind halb ins Gesicht geweht wurde, und lächelte ihm amüsiert zu.
Wieder dieses Zähnefletschen, ihr Blick haftete auf seinen Lippen, jetzt nur keinen Fehler machen dachte sie still und zwang sich zum weitergehen. Es war ein angenehmes Kribbeln in ihrem Körper, sie liebte diese Spannung. Schon spürte sie ihn wieder hinter sich, den Kopf über die Schulter geneigt blickte sie auf diese allesversprechenden Lippen und befeuchtete ihre kurz. "Du wirkst heute recht ... verschlafen mein Guter" Er legte nur den Kopf einen Deut schräg und musterte ihren lasziven Blick der seinem Mund galt. "Ich frage mich gerade wer du bist..." Vielleicht hatte er das amüsierte Funkeln in ihren Augen gesehen, als sie sich hocherhobenen Hauptes zu ihm drehte. "Verwechselst du mich schon mit einer deiner Dirnen?" "Mag sein vielleicht tu ich das... bei dieser Anzahl kommt man leicht durcheinander, Rynnia" Sie schürzte die Lippen um nicht laut los zulachen, er verstand es ausgezeichnet sie zu unterhalten. Sie beugte sich vor, reckte ihr Kinn etwas und blinzelte zu seinem Hals, an dem sie etwas Haut erblickte. Sie konnte sie schmecken, fühlen und riechen, und doch berührte sie ihn nicht. "Wer könnte dir auch wiederstehen mhm?" Wieder raunte sie etwas rauh und erneut lief ein Schauer über ihren Rücken als seine Antwort recht promt und schlicht ohne Eitelkeit kam. "Niemand"

"Die Kleidung steht dir ausgezeichnet,..." sprach sie aus dem Kontext "Sie lässt viel Spielraum für Vermutungen und Vorahnung..."
"Es wird hell..."
"Du hast recht..." antwortete sie ihm schlicht und drehte sich zum Eingang des Talas.
Nadirah hörte das rascheln seiner Kleidung als er ihr folgte, spürte wie sich seine Hände um ihre Armbeuge legten und seine eigene Armbeuge gegen ihren Oberarm drückte. Er will Klarheit, spukte es durch ihren Kopf, ihm gefiel seine Position bei dem Spiel nicht, aber so würde er nur auf hohe Mauern treffen. Sie legte den Kopf etwas in den Nacken und ihr Blick fiel seitlich auf seinen Mund. Langsam senkte sich das Kribbeln in ihr von der Brust her hinab, um in ihrem Unterleib wie in einem Kessel zu brodeln. Gefährlich blitze es in ihren Augen, als sie sein Verzücken über die neu gewonnen gelaubte Machtposition hörte. "Welches Spiel versuchst du mit mir zu spielen?" Ihre Haare wurden vom Wind kurz aufgewirbelt. "Ich denke nicht das es dich was angeht.... ich habe dir oft genug angeboten es zu beenden." Ihre Stimme triefte vor Arroganz "Und ich denke... du bist nicht in der Position für Arroganz!" Sie lachte spöttisch, ja sie lachte ihn aus, glaubte er wahrhaftig er könne sie auf diese Art und Weise bezwingen, auf solch stupide Art Oberhand über sie gewinnen. "Es muss ein Schock für dich sein das ich es dennoch wage..." Er lachte kurz, nein er wollte nichts eingestehen. "Sprich... was spielst du für ein Spiel!" und der Druck seiner Hände verstärkte sich. "Glaubst du könntest mich zwingen?" Es war Zeit im deutlich zu machen das er geradewegs in eine Sackgasse lenkte, und sie sprach zu ihm, als wolle sie ihn von dieser Absurdität überzeugen. Als könnte sie nicht glauben, das er tatsächlich daran dachte so eine bessere Position zu erspielen. "Glaubst du ich lasse dich gehen bevor du mir eine Antwort gegeben hast? ... ich habe Geduld." "Ja das glaube ich... früher oder später wird jemand vorbei kommen und deine Position missverstehen..." erwiederte sie amüsiert. "Oh aber wir... kuscheln doch nur..." "Oh nein mein Herr bitte lasst mich gehen, ich habe nichts getan..." Wimmerte sie die Worte, gefolgt von spöttisch zynischem Gelächter. "Du solltest wissen das ich meine Mittel habe dich ohne Schmerzen zum Schweigen zu bringen..." "Daran zweifle ich nicht mein Guter, aber sollte eben jener der Vorbeikommt ein Gardist sein, willst du doch nicht das er an deinen Mitteln Anstoß nimmt oder?" Es war nun eher belustigend als erregend, dennoch stand es ihrer Unterhaltung in nichts nach. "Ich bekomme Hunger mein Hübscher..." "Das wird warten müssen..." "Willst du mich hier ewig festhalten?" sie seufzte, sah er nicht das sie in einer Sackgasse gelandet waren, oder überlegte er nur wie er wieder hinaus kommen würde. Er schwieg. "Jetzt redet er nicht mal mehr mit mir..." erneut und übertrieben seufzte sie. "Ich warte" "Oh ich auch!" fügte sie rasch, schlagfertig und eifrig hinzu.

Bartos Eskalor traf genau im richtigen Moment ein. Sie spürte den stechenden Schmerz in ihrer rechten Schulter als er sie auf die Knie zwingen würde, doch lieber fiel sie mit dem Gesicht auf den Asphalt als ihm dieses Vergnügen zu bescheren und hing nun mit ihrem gesamten Gewicht in seinem Griff. "HE KERL... lass das mal lieber!" brummte Eskalor und stapfte auf ihn zu. Sie warf den Kopf in den Nacken und peitschte ihm die Haare ins Gesicht als sie die vertraute einlullende Musik hörte. Nein, sie würde sich den Ausweg nicht von ihm verscherzen lassen.
Frei! Mit der Hand stützte sie sich am Boden auf als sie stolpernd nach vorne fiel, was folgte war ein Handgemenge aber es war nicht ihres. Sie betrachtete die beiden ungleichen Gegner. Bartos würde ihre Beute zu Brei verarbeiten, doch sie hoffte darauf das ihre Beute ihm dazu keine Gelegenheit geben würde. Jetzt durfte nur kein Gardist kommen, sonst wäre ihr Spiel jäh unterbrochen und sie schmeckte schon jetzt die Beleidigung die sie dann verspüren würde auf der Zunge.
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Alt 15.02.2007, 16:10
#92
Nadirah Jin Zaykah
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Sie hatte Abwechslung gesucht, es kochte noch immer in ihr und der Mitternachtsmarkt bot eine ausgezeichnete Gelegenheit sich abzukühlen. Sie hatte einige Spinnenpanzer erworben und schlenderte über den Markt, immer wieder zu Yael durch die Menschenmenge blickend. Erst als offensichtlich war, das sie dem Gespräch um sich nicht mehr folgen konnte löste sie sich und trat zu ihm. "Hallo!" Die Kinderstimme kam ihr reichlich bekannt vor und sie drehte sich zu Caitlynn. "Hallo Caitlynn..." sie musterte das junge Mädchen und blickte sich kurz um. "Komm ich möchte dir jemanden vorstellen." Wärend sich Yael mit Caitlynn unterhielt, rasten die Gedanken in ihrem Kopf. Im Grunde war es ihr einerlei, das Caity hier auf dem Markt war, sie war schliesslich kein kleines Kind mehr, in ihrer Heimat hätte man sie bereits verlobt, dennoch, Caity war vom Charakter mehr Kind als die Mädchen ihrer Heimat im selben Alter. Was sollte sie nun machen, sie wollte Caity um sich selbst gegenüber ehrlich zu sein nicht wieder zurück schicken, zum einen weil sie um diese Uhrzeit nicht alleine durch den Wald sollte und zum anderen, fand sie wirklich das Caity sich ruhig umsehen konnte. Ein Mitternachtsmarkt war schliesslich nichts alltägliches. Kurz blinzelte sie, war da nicht Sianne Govaine als Gardistin gewesen? Seufzend blickte sie sich weiter verstohlen um. Sie durfte es nicht erlauben, das war ihr klar. "Wir müssen uns eh noch unterhalten..." fügte sie ihrem letzten Satz ernst an. Sie sah wie Caitys Miene sich zu einem Gewitter der Gefühle zusammenzog. Bleib ruhig, sprich mit ihr, sie ist alt genug sie wird es verstehen. Doch das Gespräch artete aus. "Was stellst du dir denn als Folge vor?" Immer wieder wiederholte sie sich auf die selben Fragen von Caitlynn. Bleib ruhig Nadirah, schalt sie sich in Gedanken. "Warum Mädchen schlägst du nicht vor am nächsten Tag die Pferde zu putzen, dann wäre doch alles vorrüber und wir könnten zurück auf den Markt!" schrie sie Caity stumm in Gedanken zu, doch in ihrer Disziplin hatte sie eine ernste Maske aufgesetzt, durch die weder ihre Ungeduld noch ihre Enttäuschung über Caitys bockiges Verhalten drang. Nein, sei vorsichtig, sie ist nicht dumm, lass dir von ihr nicht auf der Nase rumtanzen. Einerseits war sie stolz darauf das Caity sich nichts sagen lassen wollte, doch es ging um ihre eigene Freiheit und genau das schien sie nicht zu begreifen. Sie glaubte in ihrem jugendlichen Leichtsinn tatsächlich, das sie alleine durch Britainsstrassen laufen konnte und den Winter überstehen würde. Am Rande registrierte sie Shivaris mitleidigen Blick, sie saß mit dem Kind an einem Tisch voller Freigeister, doch sie zweifelte nicht daran das Shivari ihrer Mutter als Kind gehorsam war. Ziehmutter, irgendwo hatte sie in den letzten Tagen das Wort aufgeschnappt. "Mach doch was du willst, such ich meine Mutter halt alleine!" Es gab ihr mindestens genauso einen Stich ins Herz was Caity da sage wie man in ihrem Gesicht erahnen konnte, doch war sie nach aussen immer noch recht kühl und ernst.

Sie packte Caity in den Haaren als diese sich losreissen wollte, sie wusste das es gemein von ihr war und sie hatte mit dem Gekreische gerechnet. Sie wollte ihr nicht weh tun, aber sich wollte sich auch nicht von einer elfjährigen veräppeln lassen. Caity zappelte und machte alles schlimmer, sie versuchte ihr Handgelenk zu greifen und nahm geduldig die kleinen Kinderfäuste hin, die immer wieder auf ihren eisernen Griff schlugen. Sie gestand sich ein sie hatte Angst, sie hatte Angst sie los zulassen, Angst sie würde fortlaufen, tausend Gedanken rasten durch ihren Kopf, sie könnte Caity nicht ans Zelt fesseln, sie wollte es auch nicht, sie wollte ihr vertrauen aber so bockig wie sie war fiel es ihr so unendlich schwer. Sie änderte ihre Haltung auch nicht und es endete damit das sie Caity am Handgelenk hinter sich herschleifte. Sie waren alle pitschnass, der Sturm hatte fast seinen Höhepunkt erreicht. Ihre Laune schlug mehr und mehr in Wut um, sie verfluchte das Wetter, Caitys Unwillen und alles um sie herrum. "Jetzt setzt dich hin Shitahab, ich hab keine Lust neue Felle wegen deiner Sturheit zu besorgen!" fauchte sie und rubbelte Caitys Haare trocken. Sie wollte sich gerade einen Tee machen, als aufeinmal das Zeltdach abhob, sie schluckte schwer, was sollte an diesem Abend noch alles geschehen. Erneut war sie klatschnass, Ipsy war unruhig und wieherte vor Schmerzen im lahmen Bein, Yael versuchte verzweifelt den Zelthaken einen neuen Halt zu geben, immer wieder sah sie nach Sieda und den Kindern. Die Verzweiflung sass ihr in der Kehle, Tränen mischten sich in ihr vom Regen getränkten Gesicht. Jetzt bloß nicht aufgeben. Ihr Körper bewegte sich Gedankenlos, verrichtete was verrichtet werden musste, sie spürte wie ihre Kräfte sich dem Ende neigten. Längst war der Streit mit Caity vergessen, ihre Hände brannten an den vom Seil aufgescheuerten Stellen, sie frohr und die Kleidung klebte nass an ihrem Körper. Sie fühlte sich hilflos und allein gelassen, wenngleich Yael alles menschenmögliche Tat damit das Zelt nicht wegflog, aber Ipsy und die Kinder, das zweite Zelt was losbrechen wollte. Erst der Streit mit Yael, dann Caity, die durchwachte Nacht zuvor, sie konnte nicht mehr. Wieder begann ihr Arm zu schmerzen, nein nicht aufgeben, kämpfe und es wird alles gut.

Sie lag müde in den Fellen, Yael neben ihr. "Wirst du gehen wenn deine Kleider trocken sind?" Sie wusste das sie ihn selbst jetzt rauswerfen musste, aber ihr fehlte schlicht und einfach die Kraft. "Muss ich denn?" Sie fühlte den Kloß im Hals als sie ihn voller Bedauern und Traurigkeit ansah. Sie wollte neben ihm einschlafen, an ihm Halt finden nur eine Nacht. "Ich kenne die Regeln auch wenn sie mir nicht gefallen" er nickte. Sie schloss die Augen, als er über ihre Wange strich. Es war wie Balsam auf ihre zum zerreissen gespannten Nerven. "Ich vertraue dir..." Sie wollte nicht mal das er geht, er hatte dafür gesorgt das das Lager noch immer stand, draussen regnete es in Strömen und er war genauso durchnässt wie sie. Nichtmal einen Hund hätte sie bei diesem Wetter rausjagen können. Und dennoch, die Regel stand und sie wusste nicht ob Lia oder Sieda sie verstehen würden, hätte sie ihm gestattet zu bleiben. Erschöpft schlief sie neben ihm ein, darauf vertrauend das er gehen würde wie versprochen. Doch direkt am nächsten Tag, als sie zur Mittagszeit erwachte erwartete sie die nächste böse Überraschung. "Wo ist Caitlynn?" Sieda blickte sie fragend an. "Sie ist raus..." Es war ein Schlag ins Gesicht, ein harter schlag und sie starrte benommen zum Zeltausgang. "Was ist denn?" Sieda blickte sie fragend an, sie hatte von dem vorigen Abend nichts mitbekommen und war wohl in der Annahme das Caity zum spielen raus ist.
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Alt 26.02.2007, 02:54
#93
Nadirah Jin Zaykah
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Der Wind wehte eisig, doch die Unruhe in ihr lies sie unruhig hin und her sehen. Sie hatten lange an den Zelten gebraucht jene abzubauen, noch scherzte man, noch lachte man. Sie zitterte, doch wenn jemand ihre Unruhe spüren konnte war es Lia. Ciama lag in Linayas Armen, sicher beschützt und warm eingehüllt. Caitlynn selbst in ihrer warmen Kleidung an Linaya's Seite, ein seltsames Bild wie es ihr immer wieder durch den Kopf ging. Nebelschwaden zogen hin und wieder vom Ufer hoch, doch die Frauen waren allesamt abgelenkt. Erst als die Pferde beladen waren kehrte Ruhe in Nadirah. Jetzt konnte sie handeln, jetzt konnte sie reagieren, jetzt musste sie nicht mehr warten. Es war eine explosionsartige Erleichterung als sie Sharajas Rücken durch den Sattel spürte. Ihr Blick huschte Falken gleich über die Frauen und die Herde. Nimrun pfiff und rief, die Herde im Zaum haltend, ein kurzer Blick zur rechten freien Flanke - Sahira war zur Stelle. "Die Saharess nach vorne!" rief sie ihre Ruhe erlangend. "Soll ich nicht lieber das Schlussbild machen?" Lia, ja es würde anstrengend, aber Lia würde es schaffen. "Nein wir müssen vorne den Weg frei machen." war ihre knappe Antwort. Es wurde klar in ihrem Kopf. "Die Kinder nach hinten" bellte Nadirah, dann sah sie Shivari neben sich. Immer wieder die Pfiffe und Rufe von Sahira und Nimrun, das elendige Kläffen des Köters. Sie knierschte kurz mit den Zähnen, wie nützlich er war würde sich jetzt zeigen, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf. Langsam ritt sie los, es dämmerte bereits, sie hörte von hinten Ciama's Gekreische, sie hätte Ciama erst füttern sollen. Ihr Kopf ruckte rum, sie war angespannt doch ruhig. Arki, der Schattenwolf wie sie ihn in Gedanken nannte. Er schlich im sicheren Abstand durch das Unterholz. Die Karawane zog los, langsam sie spürte Lia's Ungeduld wachsen, doch schwieg sie. Sicher sie hätte einen der Transporthelfer für Umzuge bitten können, doch sie wollte die Frauen zusammen arbeiten sehen. Sie sollten einander helfen, für einander da sein. Sie ritt ruhig vorran, es war bitterkalt doch nichts schien auf einen Sturm zu deuten. Immer wieder glitt ihr Blick nachdenklich kurz zum Himmel, ehe Caitys schriller Schrei sie nach hinten blicken lies, oder war es Linaya's. Sie preschte nach hinten. Das Bild was sich bot schnürte ihr den Hals zu, eines der Tiere hatte sich wohl vor Arki erschrocken und die arme alte Ipsy zu Tode getreten. "Nadi!" Linaya's Stimme klang hilflos, jetzt nur keine Schwäche zeigen. "Reit weiter Linaya!" Nimrun stand neben ihr und blickte auf die Pferdeleiche. Ob es sie hart getroffen hat fragte sie sich, doch ihr Körper reagierte längst auf die Situation und lud Ipsy's Beladung auf Sharaja. Ihr Pferd blieb ebenso ruhig wie sie nach aussen schien. Still saß sie wieder auf und ritt nach vorne. Ein kleiner Wink und Shivari und Lia achteten auf die Flanken. "Die Kinder absofort ins Mittelfeld" gellte sie, nochmal wollte sie den Kindern keine Pferdeleiche zumuten, sie würden so oder so auf dem Weg noch genug leblose Körper sehen.

Ihr Blick fiel kurz auf das Anwesen in dem sie damals wohnte, sie wartete darauf das Sahira sich und Nimrun mit pfiffen anmeldete. Nachdenklich lag ihr blick auf Travins Villa, doch sie verspürte keine Wehmut, nein das hier, das hier war genau das was sie wollte. Sie wollte das Blut kochen spüren. "Nächster halt im Obsthain" rief sie und versuchte ein wenig auf Lia einzugehen. Gleich Lia, dachte sie, gleich kannst du kämpfen und musst dich nicht mehr unwohl fühlen. Sie wusste das sie ihr Leben in Lia's Hände legen konnte, doch sie wusste auch das sie es nicht gewohnt war und sich mehr als unwohl fühlte, man sah es ihrem ernsten Gesicht an. Sie sah das Lagerfeuer für die Wanderer und sass ab. Lia und Shiva waren die ersten die sie sah. "Alle Saharess rüsten!" Sie hatte Absprachen mit Linaya, Sahira und Nimrun, das sie dort warten würden wo die Reitpferde der Saharess' stehen würden um nicht ins Gefahrengebiet zu reiten. Kurz nahm sie die Menschen am Reisetor war, Arkja, doch ihre Gedanken waren schon bei den Goblins und Keiler dessen Wege sie passieren mussten. Sie ritt vor, Nadirah ahnte das es für alle schwer war, sie ahnte das keiner es leicht hatte, doch es war blindes Vertrauen welches sie lenkte. Es glich eher einem Abschlachten als Lia, Shiva und sie den Weg leer räumten. Noch einmal mitten durch den weglosen Wald um den Salamandern und wilden Stieren auszuweichen und wieder den Weg leer räumend. Flüchtig hörte sie Caity's maulen. "Doof, doof doof alles doof...." arme Linaya, aber genau das würde sie in einer Ehe erwarten. Caity hatte nicht gut und viel geschlafen und dieser nächtliche Ritt war gerade für die Kinder anstrengend. Still ritt sie weiter. "Ist es noch weit?" "Ja genau wie weit ist es noch?" "Brauchen wir noch lange?" Die Fragen klangen von überall her, doch sie sah schon die Lichtung an welcher sie halten würden. Dann ging alles ganz schnell, sie hörte wie Lia mit Caity stritt. "Setzt dich jetzt da hin und halt den Mund" Ein stilles schmunzeln glitt über ihre Lippen, noch nie waren die beiden so aufeinander angewiesen. Lia ahnte das es ohne Caitlynn nicht weiter ging, und Caitlynn war an sie alle gebunden und dennoch, diese beiden Sturköpfe. "Seh ich aus wie ein Sack?" hatte die junge Dame gemault als sie sie ins erste stehende Zelt trug. "Ja zur Zeit schon!" Nadirah grinste, solange Caity nicht beim Aufbau helfen konnte würde sie sich um Ciama kümmern müssen. Sie war die Ältere und Ciama in nicht nur einer Hinsicht ihre Schwester nun. Die Zelte standen verhältnismässig schnell, und das riesige Gewusel fing an. Sie selbst hatte nur die Pferde abgeladen, Caity und Ciama Felle zurecht gelegt und war fast auf der Stelle mit ihnen eingeschlafen. Sie bekam nicht mehr mit was passierte, sie bekam nicht mehr mit wie weit die anderen kamen. Erst in den frühen Morgenstunden wachte sie auf und begann das Zelt einzuräumen, den Teppich zu verlegen, die Vorhänge und Lagerstätten einzurichten und mit frischen Stroh aufzufüllen. Sie war zur Morgenwäsche diesmal noch bei Cala gewesen, als sie ins Zelt kam sassen auch schon Linaya und Shivari da. Sie stutzte erst, noch immer konnte sie Schlafen und sie war übelst gelaunt vor Kopfweh.

"Hallo!" Caitlynns allerstunds üblicher Gruß liess sie aufblicken. Sie saß mit Sahira im Zelt und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Caity lächelte, es war so schön sie endlich lächeln zu sehen, zu sehen das es ihr wirklich gut ging, das sie sich nicht mehr mit Händen und Füssen sträubte. Ja das sie ihren Rat annahm, und ihr kleines einsames Herzchen öffnete. Es war noch immer viel zu tun, sie musste mit Sahira und Nimrun noch eine Liste machen, für die Dinge die noch gebraucht wurden. Es würde wenig Zeit für Caity bleiben, doch sie versuchte ihr in der wenigen Zeit die sie hatte um bei dem Mädchen zu sein, ihr zu zeigen, das sie sie nicht vergessen hatte. Immer wieder kam Caity mal näher und zog sich wieder zurück. Es waren zwei zaghafte Schritte nach vorne und einen unsicheren wieder zurück, aber sie, sie und Caity kamen weiter. Sie war selbst über sich verwundert wie stolz sie auf diese kleine junge Rotzgöre war, die sich von niemanden was sagen lassen wollte. Sie konnte gar nicht sagen was sie an diesem kleinem tapferen Mädchen am meisten mochte. Sie war im Herzen eine Kämpferin, doch als das Gespräch auf ihren Wunsch kam trübten die Gedanken diese Empfindungen. "Vielleicht können wir sie auf Heilmagie umorientieren?" Nadirah spürte wie Sahira Caity mochte, doch diese junge Frau kaum jünger als sie, zeigte ihr selbst deutlich wo ihre Grenzen waren. Eine ausgewachsene Magierin im Lager, es war unvorstellbar einfach. "Bis dahin ist noch Zeit..." murmelte sie selbst. Ja es war noch Zeit, doch wie schnell würde die vergehen. Vielleicht... Sie rieb sich über die Stirn, die Zeit würde zeigen wo es mit Caitlynn hingehen würde und bis dahin wollte sie ihr so viel von dem geben was ihr zustand. Ein Zuhause.

"Karolyn hat mir geschrieben...." Still beobachtete sie Calasumes Mimik. Sie hatte also doch endlich den Mut mit Cala zu sprechen, doch sie sah Cala an, das es für sie nicht einfach werden würde. Sie wußte wie gekränkt ihre Freundin war, sie wusste wie hintergangen sie sich fühlte. Sie wusste nicht ob es damals Absicht war oder ob das Schicksal die Wege des neuen Päarchen gekreuzt hatte. Sie wusste wie unbarmherzig die Liebe sein konnte. So hoch wie sie einen hob so tief lies sie ihn auch wieder fallen. Sie hatte hinter Cala Stellung bezogen, es lag nicht an ihr zu Verzeihen. "Soll ich dir sagen was ich denke meine Liebe... um mal wieder auf mein Lieblingsthema zu kommen?" Sie schmunzelte, sie wusste das Cala sich irgendwo gegen das Leben sträubte da ihr Körper den Luxus genoss den sie sich selbst nun gönnte. "Deine Einsamkeit treibt dich immer wieder in solche Beziehungen meine Liebe, hier hättest du das Problem nicht, könntest dich mit uns Austauschen, mit uns reden, hast Caitlynn und Ciama die dich ablenken...." Nadirah musterte Cala ernst und sie traute ihren Ohren erst nicht. Doch es war abgemacht, Cala zog nun endlich bei ihnen ein. Sicher es würde wieder enger werden, doch das war halb so wild. Linaya würde wohl bald ganz bei Brulmir diesem Schreiner bleiben, sie hoffte das er gut für sie sorgen würde. Dann würde sie eh ihr Zelt mit Caity alleine teilen, und selbst wenn Lin wiederkommen wollte. Überall war Platz nun. Nimrun und Sahira waren schon jagen gewesen, um ihr eigenes Zelt einzurichten. Lia hatte ebenfalls schon die Teppiche verlegt. Sieda fehlte noch, doch wie sie diese kannte würde das Zelt von ihr auch so schnell als möglich bewohnbar gemacht werden.
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Alt 06.05.2007, 14:03
#94
Nadirah Jin Zaykah
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Es war ungewohnt, weder er noch sie passten in dieses Zimmer. Der Teppich roch staubig und das Dämmerlicht lies alles in diesem Raum fremd erscheinen - einschließlich sich selbst und Yael. Ihr Blick glitt zu seinen Lippen und dann langsam an seinem athletischen Körper hinab. Eine ziehende Sehnsucht zog von ihrem Bauch hinauf zu ihrer Brust. Ihr kam dieser Moment ewig vor als ihr Blick langsam wieder den seinen fand. Sein zimtfarbenes Auge leuchtete, teils gefährlich und hungrig doch auch sehnsüchtig und begehrend. Langsam doch keinen Widerstand duldend, schob sich seine Hand an ihrer Taille vorbei zu ihrem Rücken und zog sie näher, seine Oberlippe zuckte kurz hoch und entblößte seine Zähne. Sie war in diesem Moment unfähig selbst eine Handlung auszuführen, die Gefühle tobten in ihr. Es fühlte sich nicht richtig an, nicht in diesem Haus, nicht in diesem Zimmer. Sie hörte draussen das Klappern der Rüstung des Gardisten, der draußen seinem Dienst nachging. Doch irgendwo in ihrem Inneren hörte sie das plätschern von Wasser. Sie spürte seine Lippen die ihren streifen und schloss die Augen. Erneut zog dieses Ziehen durch ihren Körper, fast glaubte sie zu spüren wie ihr Tränen in die Augen traten. Sie hatte es, nein sie hatte ihn so unendlich vermisst. Nadirah hörte ihn seufzen, als sich seine Nase sanft an der ihren rieb und sein Mund ihre Lippen mit kleinen zarten Küssen bedeckte, nur darauf wartend, das sie selbst aus dieser Starre erwachte. Leicht reckte sie ihr Kinn um seine Liebkosungen sanft zu erwiedern, dann hörte sie das Lachen und Reden von Leuten die am Haus vorbeigingen wohl zu ihrer eigenen Behausung oder auf den Weg in die Tavernen die sich nun langsam füllen würden. Der Abend war noch jung und diese Geräusche würden wohl nicht so bald enden. Sie löste sich von ihm und trat einen Schritt zurück. "Was ist los?" er sah sie unwillig ebenso wie unsicher an. Langsam setzte sie sich aufs Bett, sah kurz wie sein Auge in Erwartung aufblitze und dann wie seine Augenbrauen sich tief nach unten zogen. Sie fühlte sich unwohl, ihre Schultern waren etwas nach vorne gelehnt, die Beine eng aneinander geschmiegt und ihre Hände, die an beiden Seiten ihrer Schenkeln auf dem Bett lagen verhinderten auch das es anders wäre. "Es ist..." Ihr Blick glitt langsam durch den Raum und sie glaubte ein kurzes Nicken zu sehen. Er trat auf sie zu und warf sich in halber Drehung mit den Rücken hinter sie aufs Bett. Ein lautes Knarren und Ächzen und sie spürte wie sie selbst vom Bett kurz durchgerüttelt wurde. Es widerte sie an und dennoch, sie hatte ihm gerade noch stille Versprechungen gemacht. Schuldbewusst drehte sie den Kopf etwas zu ihm, seine Mimik war undeutbar für sie. "Wenn du nicht willst lassen wirs..." Es war etwas kühles in seiner Stimme etwas das ihn noch fremder erschienen ließ, doch sie ahnte das der Grund ihre Zurückweisung war. "Es ist nur... " Ihre Stimme war leise, kaum mehr als ein Hauchen. Er zog sie zu sich runter. "Komm her..." murmelte er leise und resignierend fast. Sie drehte sich zu ihm und schmiegte sich an seinen Körper wärend ihr Blick kurz zur Decke huschte. "Ich weiß schon, aber bei dieser Jahreszeit..." Nadirah spürte das mitlerweile wohlbekannte Kribbeln in ihrem Bauch, wenn sie wusste das er ihre Gedanken und Gefühle erraten hatte. Leise seufzend schloss sie die Augen, gegenüber des Zimmers ging eine Tür, dann hörte sie Stimmen elendig nah. "Vermutlich hast du recht.." flüsterte Yael in diesem Moment. "Willst du heim?" "Nein!" entgegnete sie schnell. "lass uns noch etwas bleiben" Sie schmiegte sich unwillkürlich näher an ihn und ihre Hand glitt über seinen Bauch hoch zu seiner Brust. Erneut regte er sich etwas, schob den linken Arm hinter seinen Kopf und kreuzte die ausgestreckten Beine, sie noch immer mit der rechten im Arm haltend. Vorsichtig legte sie ihren Kopf an seine Schulter, es war eine eigenartige Stimmung, sie spürte wie er einerseits unwillig, vielleicht auch angesäuert war und gleichzeitig auch dieses Verständnis. Erneut ging eine Tür im Haus, sie wurde lautstark zugeknallt und Nadirah zuckte kurz zusammen, ein Blick in sein Gesicht zeigte wie er genervt die Lippen verzog und das Kinn kurz reckte als wolle er was sagen. Schnell legte sie ihm einen Finger auf die Lippen, dann hörten sie nur noch das leise Schlurfen des Wirtes, der seiner Arbeit nachging. Erneut entspannte sie etwas, liess ihren Gedanken freien Lauf. Wenngleich dieser Raum, dieses Haus sie so anwiderte, es war ein mehr als angenehmes Gefühl einfach neben im zu liegen. Seinen Atem zu hören, sein Herz zu spüren wie es beständig vor sich herklopfte. Erneut ein Knall gefolgt von einem Scheppern. "Du elendiger Drecksack, kannst du nicht aufpassen!" "Halts Maul!" Direkt vor dem Fenster, war eine Flasche, vermutlich eine Wein oder Schnapsflasche zu Bruch gegangen. "Arr räudiger Köter, komm ich hab so einen Kohldampf das ich sogar die Fussnägel deiner Alten fressen würde." Sie hätte nicht geglaubt noch angewiderter zu sein, doch sie spürte wie der Ekel sich nun einen Weg nach oben bahnte. "Verdammich..." Auch Yael stand nun auf und ging zum Fenster, blickte hinaus wärend seine Hände in die Hüfte gestemmt waren. Still beobachtete sie für einen Moment seine Silhouette, ehe sie die Stiefel von den Füssen streifte. Yael schloss die Läden, wohl in der Hoffnung den Lärm so etwas zu dämmen. "Kannst du fragen ob wir eine Kerze bekommen?" fragte sie leise ehe er nur knurrend zur Tür verschwand. Sie stand auf tastete das Bett ab und zog die Decke zurück, legte dann ihren pelzernen Umhang hinein und löste den Gürtel ihrer Hose. Nach und nach entledigte sie sich ihrer Kleidung bis auf den Rock und das Bustier, sie war nicht in Stimmung und sie wollte ihm auch keine falschen Hoffnungen machen, nur seine warme Haut eine Weile auf der eigenen spüren.

Sie war überrascht wie frisch das Bettzeug roch, sie hatte angenommen das es ebenso muffig und staubig war wie dieser Teppich, doch hier legte der Wirt wohl wert auf Qualität. Sie rollte sich unter der Decke zusammen, als die Tür auch schon aufging. Von draußen drang warmes Kerzenlicht in den Raum. Yael blick für einen Moment stehen und musterte sie wie sie mit gelöstem Haar aus dem Bett zu ihm schaute. Sie empfand Unsicherheit, die Unsicherheit eines jungen Mädchens das zum ersten Mal eine Nacht mit einem Mann verbrachte und eigentlich nicht sicher war ob es richtig war. Ein Lächeln glitt über seine Lippen als sein Blick ihre abgelegten Kleider streifte. Fast übertrieben langsam schloss er die Tür und stellte die kleine Kerze auf die Kommode. Posierend stellte er sich vors Bett und begann ebenfalls seine Kleidung auszuziehen. Langsam, sie wollte es nichtmal, pressten sich ihre Lippen aufeinander - sie bemerkte es erst als Yael den Kopf fragend schräg legte. "Was erwartest du Katze?" Es klang forsch, überheblich, fast desinteressiert und erneut senkte sich ihr Blick langsam auf die weißen Laken, wärend er unter die Decke gekrochen kam und sich in eine bequeme Position brachte. Einen stillen Seufzer sannte er gen Decke als warte er darauf das sie sich an ihn ankuschelte. Nadirah zögerte, doch nicht lange.

Sie lagen wach in diesem Bett das nicht das ihre war, lauschten auf die Geräusche in der Nacht und Nadirah beobachtete wie die Kerze langsam hinunterbrannte. Sie wusste nicht ob er schlief oder wachte, es war ihr im Grunde auch egal, sie genoss die ungestörte Zweisamkeit. Sanft küsste sie seinen Oberkörper und ließ ihre Finger gedankenverloren über seine Haut gleiten. Sie nahm an das er schlief, da keinerlei Regung von ihm kam. Sie erfühlte die Narbe unterhalb seiner Rippen, es war seltsam, ihre eigenen Gedanken waren weit entfernt, nicht beim Lager, nicht bei Caity, nicht in der Heimat, sie waren irgendwo an einem Ort wo es keine Zeit, keine Pflichten, keine Entscheidungen gab die getroffen werden mussten. Ihre Finger hingegen, fanden reges Interesse an seiner Narbe, wenngleich ihre Hand sich immer wieder entfernte fanden ihre Finger kaum eine Weile später dorthin zurück. Ihr Blick hing im Halbdunkel des Raumes, immer wieder schlossen sich ihre Augen vor Müdigkeit, wenngleich ihre Gedanken rege waren - ohne Ziel, konnte sie selbst nicht beurteilen ob sie wach war oder am schlafen. Sie fühlte den bleiernden Schlaf in ihren Knochen, doch nahm sie immer wieder die halbdunkle Ecke wahr, oder träumte sie es vielleicht? Nein sie hörte sein klopfendes Herz, spürte wie seine Hand langsam über ihren streichelnden Arm zu ihrer Schulter fuhr. Sie blickte ihn direkt an, es war sein bohrender Blick der ihre Gedanken erneut in Frage stellten. Er war bereits halb über ihr, doch noch immer schien sie der Müdigkeit wegen sich kaum regen zu können. Sie spürte wie er seine raue, kratzige Wange an ihrer strich, wie seine Lippen sanft über ihre eigenen strichen. Es fühlte sich wie ein Traum an, gestand sie sich als seine Hand sachte über ihren Bauch zwischen ihren Brüsten vorbei zu ihrem Hals glitt. Erwiederte sie seine Zärtlichkeiten? Sie tat es, doch sie war sich dessen nicht wirklich bewusst. Ihre Hand fuhr ganz selbstverständlich seinen Oberkörper hinab, zu der zarten Haut bei seinen Hüftknochen. Es waren Berührungen die zwischen ihnen beiden selbstverständlich waren. Seine Hand glitt langsam zwischen ihre Schenkel, und wenn sie daran gezweifelt hatte ob sie schlief oder wachte, wusste sie genau in diesem Moment mit Sicherheit, dass es kein Traum war. Kurz öffnete sie verwundert die Augen, als sie seine feuchten Finger auf ihrem Bauch fühlte. Hatte sie zuvor geschlafen? Wie konnte sie schon so bereit sein? Ihr Oberkörper bäumte sich auf, als er zu einem Biss an ihren Nacken ansetzte. Er wollte nicht mehr warten, seine Finger schlossen sich um ihre Handgelenke und zogen ihre Arme über ihren Kopf, wo er sich mit halben Gewicht auf sie lehnte um sie in eine einigermaßen bewegungslose Position zu bringen. Sie blieb ruhig liegen, wider seiner und ihrer eigenen Erwartungen, sie lag still, halb unter ihm und ließ ihn gewähren. Seine Finger wurden roher, angriffslustiger, hin und wieder bereiteten sie ihr Schmerzen, doch sie ging davon aus, das er genau wusste dass dieser fast süsse Schmerz ihre Lust nur noch mehr steigerte. Immer wieder drängte sich seine Zunge in ihren Mund, fordern und beherrschend. Ihre Gedanken glitten kurz ab. Selbst wenn er nicht wusste das es ihre Lust steigerte, selbst wenn er es nur seinetwillen tat, was würde es bedeuten? Wäre etwas verwerfliches daran, wäre etwas unehrliches dran? Nein, im Grunde zeigte es doch nur, das sie für derlei Spiele wie für einander geschaffen waren oder? Ihre Gedanken schweiften weiter, und beinahe nahm sie sich selbst die Lust, doch in diesem Augenblick hatte er den Ort gefunden und ein heiserer Schrei kämpfte sich aus ihrer Kehle. Sie war in diesem Moment wie elektrisiert und ihr Körper wachte jetzt vollständig auf, begehrte auf, wehrte sich, bäumte sich auf und sträubte sich. Nadirah hörte sein raues, wollüstiges Lachen und sie spürte wie der altvertraute Zorn in ihr aufstieg. "Niemals..." keuchte sie leise und heiser, ehe ihr gesamter Körper sich erhob.

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Alt 06.05.2007, 14:03
#95
Nadirah Jin Zaykah
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Nadirah hatte nur noch das Bedürfnis die Augen zu schliessen. Sie war einfach nicht in der Lage, sich zu bewegen und ihr Atem ging rasselnd und langsam, als bereite es ihr Schmerzen zu atmen. Sie war unlängst in Narsiedas Zelt verlegt worden, und jene der das Zelt eigentlich gehörte schlief mit den Kindern in ihrem eigenen. "Ansteckend!" Hatte Sormen der Heiler gesagt und seither sah sie nur selten jemanden. Narsieda trug die Schleier der Heimat wenn sie zu ihr kam um ihr den Tee zu bringen und auch Caity hielt sich wohl auf Sieda's Geheiß ein Tuch vor Nase und Mund wenn sie alle paar Tage mal kurz nach ihr sah. Sie wusste nicht ob Caity kein Interesse hatte oder Sieda es ihr nicht öfter erlaubte, doch es war ihr in seltsamer Weise egal. Sie lag aphatisch auf den Fellen, reden war eine Qual, selbst die Augen zu öffnen, bedeutete Kraft einzusetzten die sie nicht mehr hatte. "Nadirah..." fern ab von all der Last die ihren Körper auf die Felle zwang hörte sie Sieda's Stimme. "Du musst zum Heiler!" Langsam öffnete sie die Augen, sie spürte wie Sieda ihren Körper bewegte. Sie war in diesem Moment nicht mal zugedeckt, doch ihr war nicht kalt. Nein im Gegenteil, ihr war heiß, vielleicht lag es an den zusätzlichen Kohlebecken die aufgestellt wurden, doch eher lag es wohl an dem Fieber, das nun seit zwei Wochen in ihr wütete.

Es kam plötzlich, fast über Nacht. Sie hatte noch im Tala gesessen und am Abend in ihren Fellen gelegen und sich darüber Gedanken gemacht, was zu tun wäre in den nächsten Tagen. Die Müdigkeit und Mattheit, welche sie verspürte schob sie auf den Hunger und am nächsten Tag konnte sie sich kaum noch regen. Ihre Muskeln waren verhärtet, sie dachte in den ersten Tagen dieser Husten könnte kaum schlimmer werden, doch nun weigerte sie sich immer öfter Tee zu trinken oder von der Suppe zu essen welche Sieda ihr unerbitterlich einverleibte. "Iß! Wenn du nichts isst werde ich dir noch einen Trichter an den Mund binden und sie dir in den Rachen kippen!" Hin und wieder glaubte sie Nimrun oder Sahira zu bemerken, wie sie die Kohlebecken neu anheizten und einmal war sie sich sicher das Lia an ihrem Lager saß. Sie hatte das Gefühl für Zeit verloren doch sie spürte Lia mehr als deutlich, hörte wie sie was sagte, hörte wie die Aufregung sich immer mehr in ihrer Stimme breit machte, doch sie konnte sich nicht mehr erinnern, sie konnte auch nicht antworten. Es waren nur noch wenige Momente in denen sie sprach.

Es war ein Morgen wie jeder andere im Grunde auch, doch als sie die Augen öffnete stellte sie fest das sie recht klar bei Verstand war. Sie fühlte sich unendlich müde, doch die Müdigkeit erschlug sie nicht wie in den vergangenen Wochen. Langsam setzte sie sich auf und blickte sich um. Überrascht fast hörte sie draußen Vögel zwitschern. Sie war wackelig auf den Beinen, doch sie stand, sie stand aufrecht im Zelt und ihr wurde leicht übel. Nadirah stakste auf den Vorhang zu und zog ihn zur Seite. Kälte schlug ihr entgegen, doch der Schnee war längst geschmolzen, war es bereits Frühling?! Hatte sie die Schneeschmelze verpasst, warum lagerten sie noch immer an diesem Ort?! Langsam wärmten die Sonnenstrahlen ihre nackten Beine, sie fühlte sich nachwievor schwach. Caity rannte aus dem Zelt welches im Grunde ihres war und blieb wie angewurzelt stehen. Langsam sah sie wie das junge Mädchen sich zu ihr wendete. Nadirah hielt sich am Zeltpfosten fest und blickte sie still an. Es war ein seltsamer Moment, sie sah düstere Wolken in ihrem Gesicht doch Caity sagte nichts, musterte sie nur. Ihren eigenen Ausdruck konnte sie nur vage einordnen. Er mochte müde, neugierig vielleicht, ein wenig erfreut und noch immer krank wirken, so dachte sie zumindest. Langsam kam Narsieda aus dem selben Zelt und blickte sie beide an. Noch ehe irgendjemand ein Wort verlor wendete sich Caity ab und lief davon. "Dir geht es wieder besser?" Sie kam auf sie zu und Nadirah war noch immer nicht in der Lage etwas zu sagen. Irgendetwas fehlte, nicht das sie betrübt darüber war, im gegenteil sie war froh das dieses irgendetwas fehlte, wenngleich sie nicht sagen konnte was fehlte. Sie nickte endlich nach einer Weile und liess sich von Sieda wieder ins Zelt schieben. Es roch muffig, nach Krankheit und Schweiß.

"Setzt dich lieber noch etwas ich lüfte erstmal jetzt wo es dir besser geht können wir das sicher...." Sie genoss die frische wenngleich kühle Luft die ins Zelt zog. Die Sonne stand im Zenit und schien leicht schräg durch den Eingang auf ihr Lager. "Wo ist Caity hin?" Sieda antwortete nicht gleich, sie war damit beschäftigt das Lager abzuziehen um die Felle zum Lüften nach draussen zu hängen. "Sie ist wohl wieder nach Fenisthal, sie ist relativ oft dort in letzter Zeit..." Nadirah nickte nur. "Atme mal tief ein!" Nadirah runzelte die Stirn, Siede hatte ihr Ohr an ihren Rücken gelegt, doch sie tat wie sie ihr sagte. "Hört sich gut an... tut das Atmen noch weh?" Irritiert schüttelte sie den Kopf und langsam dämmerte ihr was fehlte. Das Röcheln, der immerwärende Schmerz beim Atmen, er war weg. Kein Rasseln, kein Husten mehr und mit einem Mal hatte sie einen fürchterlichen Durst.
Ihr ging es schon deutlich besser, sie konnte aufrecht sitzen und Sieda gewährte ihr nach und nach festere Nahrung. Fast nebenbei erzählte sie von Darok, stillschweigend nahm Nadirah es hin, wenngleich es in ihr tobte. "Warts nur ab Darok, warts nur ab bis ich wieder auf den Beinen bin..." murmelte sie leise als Sieda das Zelt verliess. Erneut musste sie aufhusten als sie all die Briefe las die Sieda ihr gegeben hatte. Sie hatte überrascht gehört das Caity einiges an Arbeit übernommen hatte. "Ganz selbstverständlich hat sie sich um die einfachen Dinge gekümmert... du kannst wirklich stolz sein!" hatte Sieda gesagt und sie war stolz.
Nadirah hatte die Briefe noch einmal zur Seite gelegt und freute sich auf den Tag wenn Caity sie besuchen durfte. Sie vermisste den Kontakt zur Aussenwelt, die meisten kamen und gingen wenn sie schlief. Es dauerte nur wenige Tage als sie selbst wieder aufstand um einige Schritte im Zelt zu gehen. Ihre Beine waren wackelig aber es war ein guter Anfang. Nach und nach kehrten die Lebensgeister wieder... und die Ungeduld endlich wieder an der frischen Luft zu sein.
Sie unterhielt sich noch lange mit Sieda, warum sie noch hier lagerten und langsam kam der Entschluss das sie wohl dieses Jahr noch hier bleiben würden. Sie selbst war noch nicht wieder erholt, es war ein harter Winter gewesen und das Land erholte sich nur langsam. Geschweige denn das genug Gold übrig war, im Gegenteil. Sieda erzählte ihr das Caity sehr pflichtbewusst die Briefe beantwortet hatte die eintrafen, sie selbst ebenfalls einige beantwortet hatte und fast unmerklich stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie konnte wohl stolz auf Caity sein, hatte sie es sich nicht immer gewünscht?

Die Tage vergingen ihr Geist war durch das Fieber nahezu vollkommen eingeschlafen und sie hatte einen seeligen Frieden in sich gefunden, der selbst durch ihre gesunde Ungeduld nicht gestört werden konnte. Immer wieder stand sie auf, streifte durchs Zelt, linste durch den Vorhang, Tage später begann sie mit einigen Leibesübungen und immer mehr Freude kam in ihr auf. Ja bald würde sie wieder wohl auf sein, dachte sie als sie sich von den wenigen Leibesübungen erschöpft auf den Felle legte. Alles würde besser werden, doch sie spürte wie diese Belastung auch an Sieda zerrte. Nein diese Aufgabe die sie angetreten war, sollte nicht von einer einzelnen Person getragen werden. Sie selbst hatte unter diesem Gewicht gelitten, sie selbst ist beinahe in die Knie gezwungen worde, und wenn man diese verfluchte Krankheit als Omen sah, dann war sie es vermutlich auch. Es musste sich aufklären, aufgeteilt werde, als Sieda ihr recht erschöpft mitteilte das es wohl auch Nimrun nun erwischt hätte. Ja es wurde Zeit, sie musste nun genesen, die Augenringe in Siedas hübschen Gesicht waren schon immer die ersten Alarmzeichen gewesen und trotz Frühling wirkte sie matt und erschöpft.
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Alt 06.05.2007, 14:04
#96
Nadirah Jin Zaykah
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Endlich, sie war gerade dabei Sharaja zu satteln als sie Caity hinter sich hörte, dann erst sah sie Sieda. Es lechzte sie nach Gesellschaft, sie hungerte förmlich danach und nichts in der Welt würde sie jetzt noch aufhalten können. Und so stürzte sie sich von einer Aufgabe in die nächste. Jagen in den Nordhöhlen, jagen nach Fellen, sammeln, ja sie begann sogar mit Ackeranbau, Tabak, Pilze, Gemüse und Beeren. Das Gemeinschaftszelt selbst begann sie nach und nach einzuräumen, das einzige was nicht wie früher war, war Yael... oder besser ihre Beziehung zu Yael. Sie fühlte sich ausgelastet, ausgeglichen sozusagen. Alles was sie sich immer gewünscht hatte, nur das es ihre Lust beeinträchtigte. Sie scheute sich davor ihm näher zu kommen, was ist wenn seine Nähe ihre ganze Ruhe wieder durcheinander brachte? Sie bekam gar ein schlechtes Gewissen, so konnte und sollte es nicht weitergehen... dennoch.

Sie schlief unruhig, bis sie kurzerhand aufstand und mit der Einrichtung des Gemeinschaftszeltes begann. Felle über Felle ausgrub, die übrigen Holzbretter und und und. Nachmittags erwachte Caity, Nadirahs Gedanken waren beim Zelt, nebenbei streiften sie nur Caity. Das junge Mädchen schien vollauf mit ihrer Wandlung zur Frau beschäftigt zu sein, just gestern war sie erst wieder sauer auf sie geworden aus irgendeinen Grund, den Nadirah nicht kannte. Sie gab es auch auf, die Gründe zu suchen, wenn Caity etwas an ihr lag würde sie früher oder später den Mund aufmachen, wenn nicht würde sie eh Zeit und Nerven vergeuden. Sie kannte es von sich, dieser erste Kampf den jede Frau einmal durchmacht ist besonders hart und Hilfe konnte meist oft eher zu einem weiteren Problem führen. Sie war bald ein Jahr nun bei ihnen, es war nicht leicht, aber dennoch allerhöchste Zeit das sie sich anpasste. Sie hörte beim rausgehen wie Narsieda mit Caity wohl sprach, dann kam da noch der Alchemist, mit welchem sie am Vormittag gehandelt hatte. Sie freute sich über diesen zügigen Tagesablauf, über die Arbeit die anstand.

Immer wieder ging sie ins Zelt, kramte Felle, Kohlebecken und andere Dinge zu Tage um sie ins Gemeinschaftszelt zu schleppen. Narsieda sass am Eintopf, wirkte müde und blass und versuchte eine Unterhaltung mit Caity, welche nicht gerade begeistert schien. Innerlich seufzte sie kurz, Sieda sollte sich schonen ausruhen, doch sie schien all die schwermütigen und pflichtbewussten Gedanken die sie gequält hatten aufgenommen zu haben. Man sah ihr an, das ihre Nerven bis zum Zerreissen gespannt waren. Sah man es ihr wirklich an? Sieda war schon immer eher verschlossen und ruhig im Gegensatz zu allen anderen, doch man sah es ihr an wenn man genau hinsah. Selbst Ciama schien instinktiv in der Gegenwart ihrer Mutter ruhiger, wenngleich der kleine Bengel einen Heidenspass am umherstreifen gefunden hatte. Erneut verließ sie das Zelt mit allerlei Fellen beladen, notdürftig in ihre Tasche gezwängt, auf den Armen über die Schulter um den Körper gewickelt.

"HE DA! Waffe runter!" Nadirah warf alle Felle weg und legte die Finger an die Lippen und pfiff, als sie die Armbrust zielen sah. Die Pferde waren unruhig, scheuten, Arkie der Wolf knurrte, doch schien er selbst unschlüssig. Irgendetwas hielt ihn ab anzugreifen, auch Sharaja, schien gewillt anzugreifen, doch es lag eher in der Natur des Pferdes zu flüchten und so blieb dieser Mensch der auf Nadirah jin Zaykah zielte unbehelligt.
Sie versuchte sich weg zu drehen, als sie das leise schnarren der Armbrust hörte, doch zu spät. Ein wütender Schrei, ein ungläubiger Blick auf den Pfeil in ihrer Schulter, der nur ansatzweise die Panzer durchbohrt hatte. Ihre Beine knickten weg, und gänzlich schien die Kraft sie zu verlassen.

Nadirah sah sich um, sie hörte seltsam hallende Stimmen, es roch - nein es stank fürchterlich. Sie hörte eine schnarrende Stimme, irgendetwas piekste in ihrer Schulter. Ihr Körper fühlte sich taub an, dennoch versuchte sie das pieksen los zu werden, abzustreifen wie eine lästige Fliege.
~Leises Klirren~
Es gelang ihr nicht, ihr Arm... ihr Geist war benebelt, erneut versuchte sie ihre Konzentration auf ihren Arm zu richten und verfluchte diese schnarrende Stimme im Hintergrund, die immerzu vor sich her sabbelte.
~Leises Klirren~
Irgendetwas schnitt in ihr Handgelenk... sie suchte ihre Beine anzuziehen, sich aufzusetzten um diese elendige Taubheit abzuschütteln.
~Leises Klirren~
Dann mit einem Mal war sie hellwach, registrierte was passierte, in welcher Situation sie sich befand. Ruckartig begann ihr Körper zu zucken, doch sie war in diese Position gebunden. Panik breitete sich in ihr aus, Panik, Zorn, Wut und Hass... noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie solch eine animalische Mordlust verspürt. Ihr Oberkörper hob sich und in einem bestialischen Brüllen entlud sie all ihre Wut, ihr Körper begann sich zu wehren, wenngleich sie selbst immer blinder wurde. Sie tobte, kochte, hasste, verfiel in Hysterie. Selbst wenn man sie freilassen wollte, war der günstige Zeitpunkt verpasst, sie würde alles angreifen was sich ihr in den Weg stellen würde. Fesseln... sie glaubte innerlich zu explodieren. War dort eine Stimme ein Mensch der mit ihr sprach? Sie hörte es nicht, schnappte, knurrte und fletschte die Zähne, immerzu begleitet vom leisen Klirren.
Schweisstropfen bildeten sich auf ihrem Körper, ihre Stimme versagte, doch ihr Geist war längst in eine wutentbrannte Trance gefallen, registrierte nichts mehr um sich herrum ausser diese Fesseln. Längst hatte sie ihre Handgelenke blutig gezerrt, ebenso lief das Blut in dünnen Fäden aus ihrer Nase. Sie hätte nicht sagen können ob aus Anstrengung oder weil sie schon unzählige Male ihren Kopf auf den Stein schlug. Sie zerrte, brüllte, knurrte, schrie, kreischte, spuckte und sämtliche Artikulation war längst jenseits aller Zivilisation. Dann... sie spürte wie sie angehoben wurde und wie ein Blitz zog sich ihr inneres Zusammen, durchfuhr sie und steigerte ihren Zorn bis ins unbegreifliche, ein einziges Wort.
~Magie~
Wer oder was war sonst in der Lage sie trotz Magie anzuheben. Es schien sie für einen Moment zu lähmen, sie konnte nicht sagen wieviel Zeit vergangen war, konnte nicht sagen wie sie sich fühlte. Sie spürte nur diesen unbändigen Hass auf Magie und ihr Gefängnis.
Gefängnis? Für einen Moment schien sie sich beruhigen zu wollen, doch der unbezähmbare Freiheitsdrang entlud sich auf seine eigene kochende Weise. Sie bewegte sich, breitete sich aus, wie ein Irrlicht surrte sie hoch wieder hinab. Alles war zu eng, alles war viel zu klein, und diese sieben Mal verfluchte Magie spielte ihr eine Fata Morgana vor. Erneut überfiel sie die ohnmächtige Wut, sie spürte das Leben in sich pulsieren, glaubte zu explodieren, für einen Moment glaubte sie gar ihr Gefängnis sprengen zu können, bis jegliche Gedanken zum Stillstand kamen und nur noch der chaotische Unwille sie aufwühlte. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren doch ihre Kräfte liessen nicht nach. Sie tobte, liess ihrem zerstörungswilligem Zorn vollkommen freien Lauf ohne sich auch nur im entferntesten mit dem Gedanken der Ruhe zu befassen. Es gab keine Gedanken mehr für sie, es gab nur noch sie und ihr Gefängnis. Man hatte sie wie einen Dschin aus ihrer Heimat in Glas gesperrt. Sie sah die Freiheit zum greifen nah und doch konnte sie sie nicht erreichen. Oh sie würde ihre Tyrannen ebenso foltern, wie sie es jetzt taten, sie würde sie langsam töten, erneut entlud sich wieder ihre gesamte Wut.

Sie spürte etwas, sehen konnte sie nicht viel, es war mehr ein Gefühl, ein bekanntes Gefühl, ein beruhigendes. Es dauerte eine Weile, bis sie Yaels Anwesenheit erkannte. Yael! Er kam ihr nahe, fühlte er es nicht? Nein ihre Bindung war getrübt, doch merkte sie immer wieder wie sie in seiner Anwesenheit blieb. Ihr Geist wurde ganz ohne ihr zutun immer wieder ruhiger je mehr sie seine Nähe wahrnahm. Sie konnte nicht sagen ob sie ihn sah, sie konnte nicht mal sagen ob sie die Augen geöffnet hatte. Sie fühlte nur noch... sie fühlte nur noch diesen berrauschenden Hass und die verzehrende Wut... und Yael. Seine Anwesenheit wirkte beruhigend, sie war nicht alleine. Sie hoffte nicht mal wirklich auf seine Hilfe, was konnte er schon ausrichten, sie hoffte gar nicht, nein es musste ihr gelingen ihrem Folterknecht gegenüber zu stehen, es "musste" so sein. So durfte es einfach nicht enden. Sie wollte hier raus, erneut spürte sie wie die Bindung zu Yael geringer wurde und ihr Freiheitsdrang und ihr Wille brannten sich in ihren Geist, brannten sich in ihr Gefängnis. Alles ist möglich wenn der Wille dazu da ist und bei allen Göttern, sie hatte das gottverdammte Recht ihren Tyrannen zu richten. Diese Dunkelheit benebelten sie und erneut steigerte sie sich in Hysterie. Wo hatte sie nur all diese Kraft her, warum wurde sie nicht müde, warum...
Sie spürte erneut Yaels Anwesenheit, spürte seine Gegenwart, konnte fast in ihn hineinfühlen. YAEL! Sie hörte von weitentfernt wie er Worte an sie richtete, doch sie waren nicht mit der wärme mit diesem leichten Vibrieren in der Stimme das er nur bei ihr hatte. Sie war sich dessen nicht mal bewusst gewesen bis zu jenem Augenblick. Sie spürte seine Unwilligkeit und Verzweiflung. "PAH, Lump bekomm den Hintern hoch! Hilf mir! Verzweiflung ist jetzt was für Weichlinge... los... " Sie drängte sich ihm geradezu auf, versuchte sich verständlich zu machen. Konnte sie ihn hören? Konnte sie seine Fragen verstehen? Oder spürte sie sie eher? Murrend überging sie die Fragen an sich selbst und versuchte Yael erneut zu irgendwelchen Handlungen zu bewegen. Sah sie diese Buchstaben, konnte sie sie wirklich in diesem Buch lesen oder in ihm, in der Verbindung die sie nur zu ihm hatte? Erneut explodierte es leicht in ihr, diese ganzen Fragen, sie führen zu nichts. Hilf ihm damit er dir helfen kann! "Nadirah!" Da sie hörte es, ja sie hörte das ungläubige Flüstern seinerseits... dann.. wieder seine Stimme aber sie konnte ihn nicht richtig verstehen, spürte nur wie er gespannt die Buchstaben berührte, arr hatte er sie etwa nicht verstanden? Verdammt Yael horch nach innen... ... ... doch er verstand es nicht... erneut kochte sie über...
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Alt 10.05.2007, 13:07
#97
Nadirah Jin Zaykah
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Sie wurde durchgerüttelt hin und her und prallte immer wieder an die Grenzen ihres Gefängnisses. Immer wieder hörte sie es knierschen, splittern, doch ihre Glaszelle hielt stand. Sie hörte dumpfe Schreie, alles war irgendwie dumpf bis auf das knirschen, dann war es mit einem Male still. Sie spürte Yael's Nähe, seine Sehnsucht ja sie spürte seine Gefühle und in ihr breitete sich dieses warme Gefühl aus. Erneut knirschte es und sie zögerte, wieder ein Splittern, dann brach alles zusammen. Sie spürte wie Glas durchsie hindurch sauste, Holz auf sie hinabfiel, und die unendliche Weite der Welt sich ihr öffnete. Es war unfassbar für diesen Moment und sie raste gen Himmel empor, fasziniert und betört dieser Freiheit, sie weilte am Himmel. Spürte nur noch nebenbei Yaels Angst und Schreck, doch diese Freiheit zog sie magisch an.

Sie war ruhelos, wie lange und wie oft versuchte sie nun schon Hinweise zu geben, doch sie hatte keine Sprache. Sie spürte immer nur wieder ihren heissen Optimismus wenn man ihren Hinweisen folgen konnte oder die kühle Ernüchterung wenn sie in die falsche Richtung dachten. Spürte sich wanken wenn zwischen beiden wenn sie selbst nicht folgen konnte. Doch was wollte sie eigentlich? Sie fühlte noch immer sich eingeengt, wider ihrer Natur, wenngleich sie sich frei bewegen konnte. Es war mitten in der Nacht als sie Sieda verliess, um ihre Freiheit zu kosten, als sie durch die nächtlichen Gassen zog und flog, als sie dieses ziehen spürte. Wollte sie nicht immer so bleiben, losgesagt von allen und allem? Sie suchte Yael auf, fand ihn schliesslich mit der Laute im Arm an einem Ufer. Sie wollte näher zu ihm, spürte es wärmer werden in sich und doch, das Rascheln der Bäume, das Pfeiffen des Windes das sie nun ohne Laterne überdeutlich spürte. Es war verlockender, es war Balsam auf die grausame Erinnerung an Fesseln und Gefängnis, es waren samt- und seidenweiche Stimmen, welche das schmeichelnde Schnarren des Alten übertönten. Immer wieder lies sie sich gedankenlos, fallen, vom Wind die Bäume hoch treiben, zwischen den Blättern tanzen. Es war nachts als sie mit den Sandkörnern in der kleinen Wüste um die Wette raste, das leise rascheln, wenn sie sich gegenseitig überholten brachte ihr Ruhe. Sie fiel immer tiefer und tiefer, irgendwann, wenn sie am Grund angekommen war, nur um sich an all den Schmerz, die Wut, die Angst und die Demütigung zu erinnern. Dann wenn sie am Grund ihres Seins war ohne Fragen, ohne Emotionen, ohne all den Ballast den ihr Körper trug, dann wenn all diese grausigen Erinnerungen sie heimsuchten in ihrer selbst und sie dazu zwangen den einzigen Ort des Friedens zu verlassen, sie zwangen sich vom Grund abzustossen und wieder an aufzutauchen, wenn diese Erinnerungen anfingen ihr Wesen zu verunreinigen, heilige Orte zu entweihen, dann spürte sie wahre Angst und Trauer.
~ Angst ohne Schreie und Trauer ohne Tränen ~
Es waren kurze Momente an die sie sich später nicht mehr erinnern sollte, doch es waren die Ehrlichsten die sie je erfahren hatte.

"zieht es dich erneut in meine dunklen Hallen hinab?" der Alte zischte, seine Stimme versprühte Kälte. Es tobte fürchterlich in ihr, sie hatte jeglichen Halt verloren, alles war auf den Kopf gestellt, sie sah wieder deutlich, sie sah wie sie es gewohnt war zu sehen, spürte Schmerz, körperlichen Schmerz, ein ziehen in der Brust, ehe ein schnappendes Gurgeln ihr Linderung verschaffte. Luft, sie glitt in ihre Lungen mit ungeahnter Schnelligkeit und breitete sich dort aus, ihre Gedanken, sie spürte die alte Macht ihre Gedanken lenken zu können, doch war es eher als wenn sie die Zügel ihres Reittieres sah doch nicht in die Hand nahm. Ihr Körper... ja ihr Körper zuckte, zeigte ihr deutlich das er noch lebte, das er unversehrt war, das er bereit war. Doch all diese Gefühle die sie von ihrem Sein nach oben gejagt hatten, die sie hierher gezogen hatten konnte dieser Körper nicht fassen, nicht verarbeiten und so lag sie noch immer zuckend am Boden, wie ein vergiftetes Tier, das den letzten Kampf kämpft, den Blick auf die Decke gerichtet. Sie spürt und sieht seine erfreute Gier an ihrem Leid, sieht wie er sich an ihr ergözt, wie er es schon die ganze Zeit über tat. Er war über ihr, blendete sie mit einer Laterne, und dieses hässliche Grinsen in seiner Fratze. "SHITAN!!!!" wollte sie ihm entgegenschreien, und damit durchaus die Bedeutung eines Dämons und nicht Tyrannen meinend. Er war ein Teufel der Sieben Höllen, auferstiegen um sich neue Opfer zu suchen, die in ihrem Leid noch frisch und vital um Erleichterung mit der Hoffnung kämpften, welche immer zu letzt ging doch die es eigentlich nicht gab. Es war ein heiseres krächzen, es brannte in ihrem Hals und sie kämpfte sich auf die Knie. Sie versuchte den brodelnden Zorn in ihr zu zügeln, wenngleich er erneut aufkochte als sie vor ihm "knien" musste da ihr Körper noch immer unter all den Gefühlen unkontrolliert wie ein junges Pferd sich aufbäumte. Langsam und mühsam, versuchte sie wieder Besitz von ihrem Körper zu bekommen, ihr Inneres unter Kontrolle zu bringen um ihren Körper wieder lenken zu können.
Wie beschwörend sollte die Geste wohl wirken, als er seine Handfläche über den Herzen auf seinen Brustkorb ablegte, etwas in die Knie ging und mit einem seltsames Funkeln das innerhalb seiner Augen lag, tiefklingend zu sprechen begann "Hast du die Lehre begriffen, welche unsere Herrin dir gezeigt hat?" Ihr Körper würgte, alles an ihm war abstossend, ekelerregend und verachtungswürdig. "Was ist schon ein Körper, was Kraft und Wendigkeit gegen die wahre Stärke und Reinheit die innerhalb der Seele liegt..." Tausend Antworten lagen ihr auf der Zunge als er weitersprach, doch sie versuchte sich zu bändigen, Zeit für sich zu schinden."... und wie willst du deiner fleischlichen Hülle zukünftig noch trauen, Kriegerin, wo sie dich doch schon einmal so im Stich gelassen hat und du nicht weißt..." Er unterbrach sich und sein Blick zog dunkelfunkende Streifen über ihren Körper, doch Nadirah konnte kaum noch an sich halten, ein heiseres Knurren löste sich in ihrer Kehle und die Zähne fletschten sich wie bei einem Tier das in der Klemme saß und zum Angriff nun übergehen würde. "...was ich damit getan habe? welche Fesseln daran lagen, an deiner kostbaren Freiheit?" Sie hörte ihm nicht mehr zu, das Zucken hatte aufgehört und die meisten ihrer Muskeln konnte sie anspannen. "Du warzenbefallener Bastard... deine Lehren..." knurrte sie tief grollend und heiser, um daraufhin aufzuhusten "ich werde sie dir in jede Pore deines Seins prügeln..." wieder war der brennende Schmerz in ihrer Kehle unaushaltbar und verging ins Husten. "Dann komm doch, kleine Kriegerin... wir werden sehen, wer von uns beiden am Ende triumphieren wird!" Seine Stimme war wieder dieses Schnarren oder Knierschen. Noch etwas Zeit sie musste stehen können, ein kleines bisschen Zeit noch. Immer wieder hörte sie leises Rascheln, diese wiederlichen Ratten. Wenn sie nur eine Lavabombe dabei hätte, sie würde all diese kleinen stinkenden Viecher ausrotten. Ihre Hand grabschte nach ihnen um sie zu erdrücken, doch dann spürte sie etwas anderes. Einen Stab, der Stab den er hielt. Er wollte also tatsächlich mit ihr kämpfen... Sie spürte erneut den Ekel in sich aufsteigen, Tränen begannen unkontrolliert zu fließen. Wie konnte es einen Kampf zwischen ihnen geben, nein er kämpfte nichtmal mit einem Schwert, er war... sie fand keine Worte oder Beschimpfungen. Er war ihr persönlicher Shitan.

Sie hatte keine Zeit mehr, vor ihr stand eine Riesenschlange, hoch aufgerichtet in Form eines Ophidians, in den Händen eine Hellebarde welche wohl zweimal ihre eigene Größe maß. Nein sie war noch nicht soweit! Sie klammerte an dem Stab, ließ sich sinken, als sie die Hellebarde ausholen sah. Törricht - dachte sie noch, sie stand viel zu nah an ihm für solch eine Waffe, halt den Stab aufrecht. Mit einem Mal fühlte sie die Kälte in ihrem Körper, ja sie war wieder da, sie war sie selbst, wenngleich noch nicht ganz in ihrer Disziplin, doch ihr Körper kannte Kampf. Sie hörte ein kurzes Knirschen, ein heftiges Rucken, dann fehlte das Gewicht in ihrer Hand. Der Stab war gebrochen, jetzt nicht nachdenken, nicht aufhalten. Sie stieß sich vom Boden ab und rammte den Stab in den mächtigen Schlangekörper, warf sich mit ihrem ganzen Gewicht hinein. Entweder er oder sie würden am Ende aufgespiesst sein. Entweder er oder sie. Die Hellebarde die zu einem zweiten Schlag ausgeholt hatte, warf sie weiter und begrub sie unter sich. Nadirah lag auf dem Rücken, zappelte unter dem Gewicht einer solchen Waffe ehe sie diese loswurde. Nein dieser Shitan war kein Kämpfer, er war Tyrann, aber kein Kämpfer. Mit solch einer Waffe zieht man nicht in den Kampf auf so engen Raum, dachte sie als ihr Blick sich auf ihn richtete. Die Schlange war fort, vor ihr stand nur noch ein alter nackter Mann dessen Blut sich aus dem Schlund ergibt. Er streckte die Arme aus, fiel auf die Knie. Oh Nein! Er durfte jetzt nicht sterben, NEIN! Schrie es in ihr, nein er sollte ebenso leiden. Sie zückte den Dolch aus ihrem Stiefel und warf sich auf den sterbenden Körper, er sollte leiden, er sollte leiden so wie sie es tat und all die anderen! Er sollte LEIDEN bei allen Göttern, hysterisch stach sie auf den Leichnahm ein und ihr durch Tränen verschleierter Blick zeigten ihr nur Ratten, Ratten überall Ratten und dieses unheilvolle rascheln. Sie bringen ihn fort! NEIN! Sie stach in diesen Haufen von Ratten, Sterbt! Nein sie sollten ihm nicht zur Hilfe kommen, sie sollten ihn nicht von seinem Leid erlösen, jenen der Ratten liebkoste wie Mütter ihre Kinder.

Sie hämmerte nur noch auf einen Haufen Knochen ein, hysterisch krächzte und schrie sie, das konnte nicht das Ende sein, es war.. es war so ehrlos so leicht, viel zu leicht für diesen Shitan. Sie nahm die Knochen und warf sie auf den Altar, selbst Ratten die sie in ihrer blinden Wut erwischte, warf sie mit all ihrer angelernten Kraft auf das Schwarzrote Ankh zu, der dumpfe Aufprall der Rattenleiber drang nicht zu ihr durch. Immer wieder flogen Ratten mit dumpfen Aufprall auf das Ankh zu. Sie stürmte drauf los, zerrte an den Ketten, welche sie einst gefesselt hatten, zerrte, kreischte, tobte. Nie wieder sollten diese Ketten jemanden fesseln, doch egal wieviel Kraft sie einsetzte, es schien als wären sie von der Natur in diesen Stein gesetzt worden. Sie liessen sich kein Stück bewegen. Kraftlos sank Nadirah auf den Boden, Tränen flossen noch immer und sie konnte nichtmal sagen warum. Sie wusste nichtmal das sie weinte. Sie spürte nur diesen tiefen Schmerz in sich.
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Alt 10.05.2007, 15:03
#98
Nadirah Jin Zaykah
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Sie fiel in die Felle, sie wusste nicht wie sie ins Lager gekommen war, sie wusste nichtmal ob sie noch an einem Stück war. Alles geschehen holte sie ein, nahm sie in Besitz und betäubten sie gleichermaßen. Sie spürte wie jemand ihr die Kleidung auszog, wie Wasser über ihren Körper lief, doch die Erinnerungen an Kälte, Leid und Angst die in diesen Gemäuern hausten hielten sie gefangen. Immer wieder hörte sie ihren Namen, konnte sie antworten, ja sie konnte aber... es tobte in ihr und dennoch fühlte sie sich gelähmt. Ihre Gesichtszüge waren gehärtet, verzerrt, sie hörte Yaels Stimme. Wie gerne hätte sie erklärt das sie da war, doch war sie das wirklich? Ihr Körper, sicherlich, er lag hier auf den Fellen, doch war ihr Geist, ihre Seele auch an diesem Ort oder wurde beides gefangen gehalten? Gefesselt und eingesperrt. Sie schloss die Augen, spürte eiserne Ketten an ihren Handgelenken, war es nur ein Alptraum gewesen? Sie zog die Sachen an die Sieda in den Armen hielt. Hunger überkam sie, das tiefe Knurren in ihrem Magen. Wie lange hatte ihr Körper nichts mehr gegessen? Sie stürmte raus, spürte noch etwas nasses an ihren Füssen als sie die Wasserschale umtrat. Zwei Männer waren da, Vogt Govaine und Yael, seltsam desinteressiert an den Personen nahm sie wieder dieses bestialische Ziehen wahr. Sie sah die Truhe und stürmte los, riss sie auf, sie wusste hier drin würde sie finden was diese Schmerzen lindern würde, sie wühlte Fleisch - Fleisch - Fleisch echote es in ihrem Kopf. Endlich eine Keule, sie war roh, doch das Ziehen ließ sie nicht mehr klar denken. Für einen Moment überlegte sie ob sie mit Sieda um das Fleisch kämpfen sollte, das sie ihr gerade weggenommen hatte, doch der Hunger war zu enorm. Sie wühlte weiter und keinen Moment später fand sie neues Fleisch, kaltes gebratenes, was sie gierig verschlang. Sie hörte die Stimmen im Hintergrund, viel zu schnell schien sie gesättigt zu sein, sie wunderte sich selbst, meinte sie gerade noch ein ganzes Pferd könne sie verschlingen, war sie mit drei vier Bissen bereits zufrieden. Sie stand erneut auf, ruhelos, es strudelte in ihr und Rache bekam eine neue bedeutung für sie. Ihr Blick haftete an Sieda, wer war sie? Wer war sie das sie ihr Fleisch nahm, wer war sie das sie... "Gib mir den schwarzen Stab!" bellte sie und Wut überkam sie, sie konnte nicht genau sagen warum oder weshalb, sie wusste nur das die Erinnerungen allgegenwärtig waren, wie lauernde kleine Jäger in den dunklen Winkeln ihrer selbst warteten um sie anzugreifen. "Ich glaube das ist keine so gute Idee..." Hatte sie richtig gehört, Sieda wollte ihr nicht geben was ihr gehörte? Sie wollte ihr die Rache nehmen die ihre war, sie wollte ihr die Hoffnung nehmen auf Vergeltung? Sie sprang über die Kiste auf sie zu, sah nur noch den Stab auf Bolwen zufliegen, welche ihn wohl etwas überrascht doch geistesgegenwärtig auffing. Sie sprang weiter, auch dieser Mann würde sie nicht von ihrer Rache trennen, warum half Yael ihr nicht, sah er nicht das es wichtig für sie war? Was wollten sie schon mit einem abgebrochenen Stab an dem noch etwas Blut klebte? Warum wollten sie ihr die Hoffnung auf Frieden nehmen, sicher, sie wusste noch nicht wie dieser Stab ihr Frieden bringen sollte, wusste nicht wie dieser Stab Vergeltung üben sollte, aber es war das einzige was von ihrem Peiniger übrig geblieben war und es haftete Blut an ihm. Sie hörte noch die leise Melodie die ihr so altbekannt war, ehe sie für den letzten Moment ungläubig in Bolwens Gesicht blickte um dann schlafend einzuknicken.

Fesseln, sie hörte das Klirren, sie spürte wie ihre Handgelenke einschnürten, sie hörte wieder und wieder die schnarrende Stimme des Alten der sich an ihrem Leid ergözte. Sah den lüsternden Blick der, ob ihrer Qual zu glühen begann. Sie hörte den Wüstensand rieseln und das tiefe Gefühl der Traurigkeit übermannte sie, nie wieder würde sie diesen Sand unter ihren Sohlen fühlen. Der Alte hielt eine Laterne vor ihr Gesicht, eine Laterne die Djala zeigte, wie sie ihr Haar kämmte und der warme Südwind immer wieder Strähnen ihrer rotbraunen Haare zum tanze aufforderte. Sie bekam keine Luft mehr, wie lange sollte sie es aushalten, doch die Augen zu verschliessen war nicht möglich. Das Bild wechselte zu Yael, wie er gekettet und gefangen im tiefsten Kerker unter der Erde gefangen gehalten wurde, kein Licht keine Luft. Es stank und sie sah wie er einging. Seine Stimmer ertönte, doch erstickten die Töne im Gestank der in der Luft hing. Es waren nur abgehackte Töne die nicht mehr zu einer Melodie fanden. Seine Locken waren längst ausgehange, verfilzt, glanzlos, und sein Auge, der Schrei lag in ihrer Kehle, gleich würde sie sterben... gleich würde sie ersticken... auch die zweite Augenhöhle war leer. Leer und tief, trostlos hingen Spinnenfäden darin. Doch ihr Peiniger kannte kein Erbarmen, mit einem eisigen Lächeln senkte er die Laterne und deutete zur Decke. Zwanghaft seinem Deut folgend, sah sie ihr Zeltdach, hörte wieder Yaels Stimme, sah den bohrenden Blick des Vogtes und hörte Siedas Schluchzen. Nein! Sie schrie, das Brennen in ihrer Kehle störte sie nicht mehr, Nein lass es enden bitte lass es enden.... doch die Worte fanden zu keiner Artikulation. Sie wollte fortlaufen doch, ihr Peiniger hatte das allzugrausame Spiel mit ihr gespielt und sie gefesselt. Sie schrie kämpfte, warum hörte sie keiner, warum half ihr keiner, warum sahen sie zu und halfen ihr nicht, warum lösten sie nicht ihre Fesseln. Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen, spürte wie das Seil sich tief in ihre Haut frass und doch das einzige was gegenwärtig war, war dieser Schmerz tief in ihr, dieser Schmerz der die Luft in ihren Lungen vergiftete. Sie könnte sich nichtmla aufsetzen, sie tobte, kreischte kämpfte, warum nur half ihr keiner, warum nur sahen sie zu, warum waren sie taub. Hörten sie nicht wie sie um Hilfe flehte?

Nein sie hörten es nicht, das einzige was sie sahen war eine Frau die sich wie ein Tier gebärdete, und gegen ihre Fesseln kämpfte. Sie sahen ein Wesen das einem Menschen ähnelte und sich doch bar jeder Gestik und Verständigung zeigte, ein Wesen das nichts mehr sehen wollte. Sie sahen ein Wesen, einstmals eine hübsche Frau vielleicht, die sich wie ein Wurm windete, in den Augen konnte man nur den puren Wahnsinn wohl deuten, wenngleich die Tränen ihn immerzu verschleierten. Sie sahen eine Frau die besessen war wohl, das ihr Blut aus der Nase lief.
~ und doch war es Nadirah ~

Sie hörte noch Yaels Stimme.
~ Erbarmen ~
"Oh wie ich sehe hast du noch nicht genug..." Die knorrigen Finger strichen über ihre Haut ehe der Alte sich entfernte. Sie sah den Stab in ihm stecken, kurz über seinen Solarpelxus austreten, und dann sah sie wieder das rote Leuchten einer der vielen Laternen. Nein, Panik überfiel sie, doch wieder spürte sie nur wie ihr Knochen gegen die eisernen Fesseln kämpfte. Erneut zeigte sich ein Bild in der Laterne. Sie sah ihre Mutter, wie die Steine auf sie zuflogen, sah wie sie nirgendswohin konnte, gefangen in der Wüste unter freiem Himmel und fliegenden Steinen. Sie schmeckte das Blut in ihrem Mund, warum nur. Wieder deutet der Alte gen Decke, doch diesmal sah sie Steinwände, spürte eine Pritsche unter sich, wieder regte sie sich, war immer noch gefesselt, sah Yael und den Vogt, sie kreischte was ihre Lungen hergaben, es hörte sich seltsam rauh und tonlos an in ihren Ohren, vermischt mit dem herzhaften schnarrenden Lachen des Alten der in ihrem Kopf echote. Warum tat er das, warum waren sie so blind, warum halfen sie ihr nicht. Wieder hörte sie die ersten Töne von Yael und Wut keimte in ihr auf, zur Hölle was sollte das? Wieder spürte sie die eisernen Ketten. "Wie gefällt dir mein Spiel, meine Schönste?" Seine Finger glitten über ihren Körper als wäre dieser ein kostbares Instrument. "Selbst dein Liebster ist nicht abgeneigt mit dir zu tun und zu lassen was immer er will, solange er nur die Möglichkeit hat..." sein Lachen ging zu einem amüsierten Grunzen über. "Und dein achso gerechter und ehrlicher Vogt, lässt ihn gewähren, ergözt sich ebenfalls an deinem Leid und deiner Qual... siehst du meine Liebe... soweit ist es mit der Menschen Ehre... wie du es nennst."

"SHIIIIIIIIIIIIITTTTTTTTTAAAAAAAAAAANNNNNNNNNNNNNN NN!!!!!!!!!" Sie kreischte, brüllte und würgte dieses Wort aus ihrer Kehle, suchte all das Gift in ihrem Körper in dieses Wort zu legen und ihm entgegen zu speien, Tränen liefen ununterbrochen über ihr Gesicht, ehe sie sich auf Yaels Schulter wiederfand. Was zur Hölle? Sie hatte Frauen ähnlich gebunden, ähnlich gehalten in der Wüste gesehen, mit löchern in den Knöcheln damit sie nicht fliehen könne, und wieder breitete sich Panik aus. Eine Welle von Wut und Zorn brannte auf und richtete sich gegen ihren vermeintlichen Geliebten. Er war nur ein Mann! Dann bekam sie sein Rückenfleisch zwischen die Zähne und biss zu. Sie dachte nicht nach, spürte nur wie ihre Kiefer sich mit seltsam wohltuender Kraft immer näher zueinander mahlten. Sie hielt sich fest, er konnte sie fesseln und über die Schulter werfen wie ein Sack Mehl, doch er brauchte nicht glauben er könne sie so leicht bezwingen. Sie hüpfte auf und ab, biss immer fester und fester zu. Dann - es tat weh, es war ein entsetzlicher Schmerz, vorallem verdoppelte sich der Schmerz als ihr gewahr wurde das er nur von zwei Fingern ausgelöst wurde. Zwei Finger die genau auf ihre Kiefermuskulatur drückten, Daumen und Zeigefinger, die stärker waren als dieser Muskel, zwei Finger die wussten wie man ihren Kiefer betäuben konnte. Ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste loslassen. Gleich darauf sah sie ein Tuch auf sich zukommen. Sie dachte nicht mehr nach, schemenhaft nahm sie Bolwen Govaine war, oder zumindest nur sein äusseres, wer weiß in welchen der Anwesenden der Alte gefahren war. Sie biss zu, schmeckte sein Blut, schmeckte die Hautfetzen zwischen ihren Zähnen, doch sie hatte genau den Knöchel erwischt, und es waren nur ihre scharfen Schneidezähne, nicht die kraftvollen Backenzähne. Dennoch, sie biss zu und dachte für einen Moment, der Vogt würde ihr die Zähne mit ausreißen. Dann schlief sie auch schon wieder ein, es war schemenhaft, sie lag auf dem Altar, gefesselt, geknebelt und gefangen, doch hörte sie die Stimmen von Sieda, dem Vogt und auch Yaels einlullender Gesang der deutlich unter der Anstrengung litt.
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Alt 17.06.2007, 01:43
#99
Nadirah Jin Zaykah
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Die Zeit war vergangen, viel war geschehen. Nadirah blickte zum Sternenhimmel, das Öltuch in der einen Hand und ihr Schwert in der anderen. Sie war aus dieser scheusslichen Laterne befreit, und kaum das sie sich gefangen hatte, hatte sie Yael mit dieser Frau im Heilerhaus gesehen. Sicher es war banal, es war sogar ihrem Stolz zu gute gekommen ihn noch angekleidet zu sehen wärend sie sich geradezu wie eine rollige Katze auf dem Boden wälzte um immer wieder ihr Hinterteil in die Höhe zu strecken mit der stummen Bitte nimm mich doch endlich. Sie hatte fast Schmach für diese Frau empfunden, doch war sie ... eine Fremde... nichts weiter. Was sie am meisten daran verletzte war die Tatsache das Yael scheinbar nicht nur an ihrem Bett wachte. "Wir haben nur Schnaps getrunken und gerdet..." immer wieder hörte sie seine verteidigende Stimme in ihren Ohren. Sie hörte deutlich die Warnglocken in sich selbst leuten, doch wenn sie das ganze objektiv betrachtete war nichts dabei. Nein, im Gegenteil, sie glaubte ihm sogar.

"Pass auf!" zischte sie und bereute schon wieder das sie ihn mit in die Höhlen benommen hatte. Ein bisschen mehr Zeit, ein kleines bisschen mehr Zeit miteinander und sie würde diesen Vorfall sicherlich vergessen hatte sie gehofft. Doch immer wieder wenn es dunkel wurde und sie alleine in ihre Felle gekuschelt lag kam ihr dieses Bild vor Augen, das sie so aufwühlte. Immer wieder sah sie ihn mit dieser Frau, und immer wieder sah sie wie sie ihn weiter verführte und er am ende nicht wiederstand. Sie verfluchte ihn und sich, ihn dafür das er so ein gedankenloser Tunichtgut war und sich selbst das sie sich auf das ganze eingelassen hatte. Nein im Grunde... jedesmal wenn sie über ihn sprach oder an ihn erinnert wurde kamen ihr die Gedanken warum eigentlich er. Damals in Fenisthal, im letzten Frühjahr, er hatte sie verzaubert gehabt, sie hatte seine unbekümmerte Art gemocht, es hatte zu ihrem Leben gepasst und im stillen nur für sich ganz alleine hatte sie gehofft es würde auf Dauer so bleiben. Doch er war tief in ihr Leben geschritten, sie spürte immer wieder wie sie die Krallen ausstreckte und auch er begann kehlig zu knurren dann und wann. Sie war unzufrieden, unzufrieden mich sich selbst mit ihrer Liebesbeziehung und mit der gesamten allgemeinen Situation. Sie brauchte Yael nur drei Tage nicht sehen und wenn sie ihn dann beobachten konnte war es wieder da, dieser Jagdinstinkt, dieses Kribbeln das sie kurz vor einem Kampf spürte, das Ziehen in ihrem Unterleib sobald sein Blick über die Menschen glitt und doch spürte sie ihre eigenen Krallen sobald er ihr sich lächelnd näherte.

Seufzend begann sie weiter ihre Klinge zu bearbeiten. Diese Ruhe war eine Katastrophe für alle. Sie wollte Sieda nicht drängen sich von Ciama zu trennen, sie wollte nicht selbst ständig ans Lager gebunden sein, sie wollte sich nicht immerzu fragen wann ist es soweit. Halb Mensch halb Dämonen und alles was sie wollen wäre ihr eigener Frieden. "Wir nähren uns im Schatten des Krieges" "Sie suchen keinen Kampf..." "Travins Gesicht sieht aus... als wenn, ja als wenn... es einfach herausgebissen sei..." Nadirah schloss die Augen, sie fühlte sich alleine. Djala, ihre geliebte Djala hörte sie schon Ewigkeiten nicht mehr, die Wurzeln ihrer Heimat waren gelöst und immer öfter hörte sie diesen kalten hellen Klang dieser Insel. Ihre neue Heimat in welcher sie eine Fremde blieb. Hin und wieder dachte sie noch immer an Travin, seine ruhige sichere Art fehlte ihr und doch bereute sie es nicht. Nein sie wäre nicht glücklich, doch jetzt war sie es auch nicht. Gab es Glück für sie? Die letzten Monde waren voller Turbulenzen, das letzte mal hatte sie sich wirklich letzten Sommer entspannt gefühlt, in dem Sommer in dem sie sich noch morgens wohlig neben Yael im Gras geräkelt hatte. Doch dann ging Felia, Caity, Sahira, Nimrun, Sieda, Calasume und Fayonnah kamen, die Waisen die stahlen, die Hungersnot, ihre Krankheit, direkt darauf das Laternengefängnis, Linaya welche ging, Caity welche fort blieb, dann hatte sich eine nach der anderen angesteckt und erst mit Fayonnah's auftauchen begann man es langsam aber sicher in den Griff zu bekommen.
Und nun waren es diese Halbdämonen, es würde wohl abwarten müssen bis Sieda ihre Grenzen erkannt hatte und sich an ihrem Rand sicher bewegen konnte. Sie wusste das es ein kalter Schock für sie war, ebenso wie für sie damals und es graute ihr bei dem Gedanken wie es für Lia sein würde wenn sie erst wieder da war, aber es ging nicht anders. Sie mussten allesamt wachsen, sie mussten groß und stark werden um sich ohne all zu große Angst und Sorge behaupten zu können und das ging nur wenn die ausgewählten über ihre Schatten wachsen würden. Wie oft hatte sie im letzten Jahr gedacht es ginge nicht mehr weiter, wie oft hatte sie im Winter die Befürchtung gehabt sie alle müssten in Häuser ziehen und doch. Ihr Starrsinn mochte kalt gegenüber den anderen wirken, sie haben alle erbärmlich gehungert streckenweise. Sie konnte noch immer sehen wie Nimrun gegen die Tränen kämpfte als sie in die Eiseskälte musste auf die Jagd nach irgendetwas essbaren, den mahnenden Blick von Sieda auf ihr Ruhen spüren. Und doch sie hatte Nimrun nicht aufgehalten, sie ahnte nicht was das schlimmste für sie gewesen war, die Kälte, der Hunger oder gar die Pflicht für mehr Mäuler als ihr eigenes aufzukommen mit einer Jagd. Sie erinnerte sich auch an Sahiras Tränen und an ihre eigenen als sie über die grauen Tage nach Trinsic gereist war. Sie hatte Angst, fürchterliche Angst gehabt doch nichtmal sich selbst war sie bereit diese einzugestehen. Sie hatte immer nur an morgen gedacht, ans Überleben der Gemeinschaft. Es waren immer stille und mitleidige Momente gewesen als sich eine aus wärmenden Mitte löste um hinaus zu gehen. Gerade Sahira und Nimrun machte dieser Winter zu schaffen, sie kannten die weisse Pracht noch nicht und waren kaum gewappnet gewesen.

Der Winter hatte sie alle näher gebracht, und doch hatte er sie selbst irgendwie distanziert. Sie war kühler geworden und ihre Erwartungen waren hoch an sich selbst und auch an die anderen. Dieser Winter hatte sie wieder geschliffen und ihr selbst klarer zumute solange es nicht um Männer ging. Es bereitete ihr keine Mühe mehr das Ruder wieder zu übernehmen und die Sorgen waren auch nur noch halb so schwer, doch sie spürte wie sich sich abschottete, wie sie alle von ihrem geheimen Ort verbannte. Sie spürte wie Sieda bittend an diese Tür klopfte, sie hörte Yael's Wiederspruch wenn sie nicht öffnete und doch - es ging ihr gut.

Nadirah schlenderte an den Zelten vorbei einmal ums Lager, sie liebte ihre Wachzeiten mitlerweile in denen sie in Ruhe über alles nachdenken konnte. Niemand der etwas von ihr wollte, solange es Nacht war und nichts weiter als die Nachtgeräusche. Wieder glitten ihre Gedanken zu Yael, und irritert stellte sie fest das sie ihn mit zwei paar Augen sah. Einmal Yael, wie sie ihn kannte, warm, herzlich, offen raus und sogar haltbietend, leidenschaftlich und unkontrolliert und dann sah sie auch einen Mann der viel zu weit in ihr Leben getreten war und dieser Mann bereitete ihr Unbehagen.

Sie konnte nicht sagen wieviele Tage vergangen waren, seit Fayonnah hinzugestossen war, doch sie wusste es war der Tag an dem sie Narayh kennengelernt hatte. Sieda hatte ihr selbst ein wenig Luft verschafft und sie hatte die Gelegenheit genutzt um Yael anzusprechen. "Vielleicht sollte jeder von uns seine eigenen Wege gehen?" Der Anblick der sich ihr nach diesem Satz bot, gab ihr einen kleinen Stich ins Herz. Er wirkte freudlos und schwach, angegriffen und verletzt. Dennoch es musste etwas passieren. Sie lag still in ihren Fellen und hörte noch Narayh und Sieda zu, sie dankte Sieda aus tiefsten Herzen wenngleich ihr eigenes leise klagte. "Ich habe mich gegen die Liebe und für die Freiheit entschieden..." Wie oft hatte sie diesen Satz gedacht bereits um sich selbst aufzuhelfen, doch was war ein Leben ohne Liebe? - Ein freies Leben!
Es war gerade erst still im Lager geworden als sie sich auf ihre Wüstenstute schwang und die Ebene bei Khazdur entlang preschte hinauf in die Nordmark. Sie spürte es, die Zeit wurde langsam reif. Reif dafür gerade Wege zu betreten und diese hatten wenig mit Yael zu tun. Diese Wege denen sie sich immer weiter näherte, waren die Wege als dessen was sie bereits aufgebaut hatte.

Sie war am Anfang von allem, alles begann jetzt erst nach etwas auszusehen. Sie hatte das Fundament für ein riesiges Gebäude gebaut und langsam wurden die Gerüste entnommen und das Gebäude begann zu wachsen. Doch Nadirah machte sich nichts vor, es wurde Zeit die Frauen auszubilden. Es wurde Zeit über all das zu sprechen, worüber sie solange geschwiegen hatte. Es wurde Zeit den Schwur vorzubereiten. Noch immer war sie unschlüssig, es war nichts großes, nicht das für das sie alle Frauen zusammenrufen würde.
Nadirah Jin Zaykah ist offline  
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Alt 17.06.2007, 02:51
#100
Yael Calesse
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Yael's Schritte hatten diesen Weg schon seit geraumer Weile nicht genommen. Viel zu lange war unter seinen Stiefeln Pflaster gewesen, viel zu lange hatte er in Tavernen gesessen und beinahe hatte er sich an das träge Leben in der Stadt gewöhnt. Doch das sollte nun endlich wieder ein Ende finden! Er wollte nicht wie einer der gesichtslosen Kerle werden, die durch die Stadt schlenderten und Tagein Tagaus bloß den gleichen Ablauf erlebten. Nein, er war Barde. Ein Spiel- und Lebemann. Ein Mann der Kunst, der Lust, der Leidenschaft und des Genusses!
Doch mittlerweile auch ein fauler Kerl, träge und lethargisch. Narsieda hatte tatsächlich einen wunden Punkt getroffen, als sie ihn fragte was für eine Art Barde er denn sei, wenn er träge und gelangweilt auf seinem Hintern sitzen würde.
Kein Guter, sagte er sich selbst.

Die schwüle Hitze Trinsics schlug ihm entgegen, als er das blaue, magische Tor hinter sich ließ. Er konnte fühlen sie sich jede Pore in seinem Gesicht öffnete und ein heisser Schauer über seinen Rücken glitt. Beseelt von dem Wunsch den schrecklich warmen Wind am gesamten Leib zu fühlen, zog er sich das Wams aus und stopfte einen Zipfel achtlos unter seinen Hosenbund.
Für einen Moment glitt sein Blick an sich selbst herab. Zweifellos, sein Leib war kräftig und schlank. Sehnig und ungemein geschmeidig und für die meisten Frauen wohl mehr als nett anzusehen, doch...
Als er mit zwei Fingern in seinen Bauch kniff, fühlte er eine Fettschicht, wo vorher keine gewesen war. Sicher, es war nicht viel, doch als Akrobat konnte er sich solche Nachlässigkeiten nicht leisten.

Akrobat, Schausteller, Barde... Wann hatte er das letzte Mal einen Auftritt gehabt? Gemeinsam mit seiner Schwester die Kinder und Frauen bezaubert und den Männern erstaunte Blicke abgerungen? Wann hatte er das letzte Mal in dieser unbeschreiblichen Köstlichkeit, dem Applaus, gebadet?
Viel zu lange war es her, viel zu viel war in der Zwischenzeit passiert und er kümmerte sich viel zu sehr um Dinge die ihn gar nicht interessieren sollten.
Natürlich war es ein netter Nebenverdienst Unmengen an Bier und Schnaps an Kerle wie den fetten Darok zu verkaufen, doch das war nicht seine Profession, nicht seine Leidenschaft! In seinem Kopf tobte ein Sturm aus verschiedenen Dingen, die ihn allesamt von seinem Weg fortzerrten, dem Weg den er schon seit so vielen Jahren beschritt und dessen Richtigkeit er niemals angezweifelt hatte.

Fast ohne sein Zutun beschleunigte er seine Schritte und verfiel in einen lockeren Trab. Der Gegenwind ließ den Schweißfilm, der sich schon nach so kurzer Zeit auf seiner Haut gebildet hatte, angenehm kühl werden und glitt ihm erfrischend durch das wehende Haar. Ohne zu wissen wohin es ihn verschlagen würde durchbrach er den Waldrand, mittlerweile so schnell rennend wie ihn seine flinken Beine trugen. Schon nach wenigen Minuten raste sein Atem wie der eines wilden Tieres auf der Jagd. Schweißtropfen fielen ihm von der Nasenspitze und der Speichel in seinem Mund wurde dickflüssig.
Sein Körper reagierte auf die Belastung nach so langer Abstinenz mürrisch und zeigte das durch recht grobe Atemnot und dem Ansatz von quälendem Seitenstechen.

Doch anstatt eine Pause zu machen beschleunigte er seine weit ausgreifenden Schritte noch mehr, stieß fette, feuchte Blätter und Äste aus dem Weg und brach durch das Unterholz wie ein toller Eber. Vermutlich war auch das der Grund warum er kein einziges Tier während seines Laufs zu Gesicht bekam. Er musste für gespitzte Ohren meilenweit zu hören gewesen sein!
Doch es kümmerte ihn nicht. Mit verbissenem Vergnügen wich er Ranken aus und stieß sich an Baumstümpfen ab um waghalsig über saftige, riesenhafte Farne hinwegzusetzen.
Und dann, fast enttäuschend plötzlich, lichtete sich der dichte, feuchtigkeitsschwangere Wald und machte einem breiten, hellgrauen Sandstrand Platz. Yael stolperte noch einige Schritte weiter, ehe er endlich zum Halten kam und nach Luft japsen konnte. Gierig sog er die salzige Luft in seine Lungen, die nach Tang schmeckte und sich zum erdig-warmen Aroma des Waldes gesellte.

Wie ein Verdurstender Wasser in sich schüttete, so trank er sich voll am Geruch des Meeres. Nur langsam nahm er das beharrliche, rythmische Rauschen der Wellen nah, die auf den flachen Strand spülten und schließlich sogar das Rauschen des Blutes ins einen Ohren übertönten. Im Drang alledem so nahe wie möglich sein zu wollen, striff er die Stiefel von seinen Füßen und schlüpfte aus der engen Lederhose.
Nackt und vor kindlichem Vergnügen jauchzend rannte er den Strand hinab, vorbei an hölzernem Treibgut, das im Mondlicht fahl aussah, fast wie die Knochen eines uralten Untiers, die nur noch zur Hälfte aus dem Sand ragten.
Jeder Schritt, jedes Sandkorn das über seine Sohlen rieb war eine Wohltat für seine Sinne und als er sich kopfüber in das überraschend kühle Wasser warf und für einige wenige Sekunden blind und beinahe taub unter der Oberfläche trieb, fühlte er sich, als wäre er mit einem einzigen Schritt in den Schoß der Natur zurückgekehrt, die ihn einst geboren hatte.

Hätte ihn seine gierige Lunge nicht zurück an die Oberfläche getrieben, wäre er wohl für immer dort unten geblieben, in der kühlen, einsamen und doch so geborgenen Umarmung des Wassers. So füllte er seinen Leib mit der frischen Seeluft und ließ sich auf dem Rücken treiben. Die Wellen die an seinen Leib stießen, wiegten ihn beinahe sanft hin und her und ließen ihn vor purer Wonne seufzen.
Yael's Blick glitt in den Sternenhimmel empor, wo sich myriarden weißer Pünktchen zusammenfanden und das Bild perfekt machten.
"Lass uns für eine Weile eigene Wege gehen", drangen Nadirah's Worte in seinen Geist. Ja, vermutlich hatte sie recht. Er musste zu seinen Wurzeln finden, musste wieder lernen zu jagen und sie als seine Beute zu sehen, als seine Trophäe. Nicht als sein Weib!

Es war ein elender Fehler gewesen sich so gehen zu lassen. Ein Fehler den er auszubügeln gedachte. Beginnen würde er mit dem Treffen der Barden. Dort würde er für Ordnung sorgen, wenn ihm das irgendwie gelang und das musste es! Schließlich war er der Barde, der am längsten auf dieser Insel weilte. Zumindest... hatte sich bislang keiner der Kerle blicken lassen. Und was fiel ihnen eigentlich ein auf einmal, aus heiterem Himmel aus ihren Löchern zu kriechen!? Entweder sie würden ihn anhören und sich auf seine Vorschläge einlassen, oder er würde sie zurück in ihre Löcher treiben, was den Burschen wohl kaum gefallen würde.
Bei dem Gedanken schlich ein Grinsen über seine Lippen.
Wenn seine Pläne aufgingen, dann sah die Zukunft ganz gut für ihn aus. Und letztlich hatte er nicht bloß dieses eine Standbein, sondern noch eine ganze Menge weiterer. Doch ja, seine Existenz war gesichert.

Nun musste er sich bloß seiner Wurzeln erinnern, seiner Lebensfreude und des Yael's der er vor wenigen Monaten noch gewesen war. Yael der Verführer, Yael der Jäger, Yael der Halunke und Lebemann!
Nicht für Nadirah, nein nein. Für sich selbst!
Und gleich morgen würde er damit beginnen...
Aber bis dahin... konnte es nicht schaden wenn er noch eine Weile das kühle Wasser genoß und die letzten Stunden der Trägheit und Lethargie in vollen Zügen auskostete.
Yael Calesse ist offline  
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