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Alt 30.03.2009, 11:24
Wie s
#51
Karolyn von Britain
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"So ein Mist...." brummelte Karo leis in den Raum herein und stützte die Hände an die schmale Hüfte. Ihr Blick lag zornig auf den langen Riss der sich die ganze Zimmerdecke des Kinderszimmers entlangzog.
Nach dem Erdbeben hatten beide Häuser arg abgebaut. Ziegelsteine waren hinabgefallen, das Mauerwerk hat Schaden erlitten und Karo war nun nach einigen Tagen noch immer damit beschäftigt hier und dort Dinge aufzuheben, die hinabgefallen waren.
Immer wieder drängte sie den kleinen schwarzen Mann von der Schulter der ihr lachend versicherte, dass es wiederkommen würde! Und wenn das dann der Fall wäre, würde Bolwen oder Dena in einem Haus sein- und dieses Haus würde einstürzen und ihre Liebsten unter sich vergraben.
Doch hatte Karo diesen grausamen Gedanken bisher gut verdrängen können.
Doch hatte dieses Erdbeben- oder eher dessen Folge Karolyn ind grübeln versetzt.
Vielleicht war es das erste Mal, dass Karolyn wie eine Mutter dachte?
So schön diese Fachwerkhäuser auch sind- so gemütlich sie auch sind und prächtig.... sie halten weder Feuer noch Erdbeben oder starke Stürme aus. Wollte sie ihre Familie nicht in Sicherheit wissen? Wenigstens wenn sie zu Hause war?

Nachdenklich hatte Karolyn jeden morgen aus dem Fenster geschaut und Siannes häßlichen Turm betrachtet. Fast drohend erstreckte er sich gen Himmel und wirkte eher wie ein Bunker als wie ein gemütliches Heim.
Gerade deshalb war die Entscheidung so schwer. Sie wollte doch ein gemütliches zu Hause für ihre Familie zaubern. Nichts... was irgendwo beängstigend ist.
Doch hatte sie nun einen Entschluss getroffen. Sie würde auch solch ein häßliches Gebilde bauen - denn ist es nicht so... man soll nicht nach dem Äußeren gehen?! Ist es nicht vor allem wichtig wie das Innenleben ist? Karolyn war sich sicher- es würde viel Arbeit werden solch sein Steinhaus gemütlich machen zu können- doch hatte sie Herausforderung noch nie gescheut- wenn sie das Ziel vor Augen hatte.
Und das Ziel war ein großes Haus, dass ihrer Familie Schutz vor vielerlei Dingen bieten sollte.

Am liebsten wollte sie sich Dena ja unter den Arm klemmen- damit sie auch in solch ein stabiles Haus zog. Doch Dena... war eben Dena. Sie liebte ihr kleines Häuschen sehr- ihres hat auch nicht so viel Schaden genommen wie das von Karolyn. Karo war sich sicher Dena würde niemals in solch ein Haus ziehen - also fragte sie ihre liebe Freundin erst gar nicht.
Dena hatte auch viel zu viel zu... denken.
Sie hatte sich von Corian getrennt.

Der alleinige Gedanke ließ Karolyn schaudern. Wie schnell die angeblich wahre Liebe doch vergehen konnte?! War es überhaupt wahre Liebe? Und wenn sie es nicht war- warum hatte es sich für Dena dann so angefühlt?! Die beiden hatten doch eine Zukunft! Man konnte sie ganz deutlich sehen- vielleicht gar Bücher darüber schreiben. Und dann... veränderte Corian sich so sehr- ließ Dena nicht mehr an sich heran und schien alles dafür zu tun, dass sie ihn hasste.
Eine unnatürlich- und vor allem unangenehme Art mit einem Menschen abzuschließen.
Eines war sicher- Karolyn würde dieses Mann nie mehr in ihr Haus lassen! Am liebsten würde sie ihm gar ins Gesicht schlagen! Aber... das tat sie natürlich nicht... sie war ja keine 16 mehr und wollte Dena nicht in Verlegenheit bringen.

Dena....

Seufzend setzte Karo sich auf das kleine Bett von Avinia und beschaute sich einen weiteren, kleinen Riss, der an der Wand entlangreichte.

Dena hat Colin tief in ihr Herz gelassen.
Sie hat ihm scheinbar Liebe geschenkt- auf jeden Fall körperliche Liebe!
Kurz rubbelte Karo sich übers Gesicht. Sie konnte ihre Gefühle noch immer nicht wirklich einordnen. Nicht nur, dass Dena sich einen Mann hingab- ohne mit ihm zusammen zu sein.... das kann so viele Folgen haben! Die größte unangenehme Folge wäre wohl ein Kind... ein Bastard? Kurz schüttelte Karolyn sich denn sie hatte das kleine blonde Wesen genau vor ihren Augen.
Es war wohld och nicht das größte Problem für Karolyn, dass Rhodena mit dem Mann schlief... den sie selbst einst Partner nannte...
viel berdückender war das Wissen, dass sie ausgeschlossen war. Colin wollte Karolyn nicht dabei haben- er hat sich von Karolyn verabschiedet und hatte Dena gebeten mit in sein Rudel zu kommen!
Dena! IHRE Dena... nicht SEINE!
Ihre Brauen zogen sich kurz fast wütend zusammen....
Wie egoistisch sie wiedermal war, doch... wenn es um Dena ging würde sie bis zum Schluss kämpfen. Karolyn war sich sicher- für ihre Rhodena würde sie töten.
Doch so weit würde es nicht kommen! Nein nein! Ihre Dena würde nicht in die Wildnis ziehen um.... um in der Wildnis zu sein?! Karo hatte keine Ahnung, warum Colin dieses unmenschliche Leben gewählt hatte. Was daran nun so wunderbar sein sollte - um ein normales, angenehmes Leben aufzugeben.
Und das Dena Karolyn eingeweiht hatte, bewies doch... das Dena Karo ebenso liebte?! Bewies es Karolyn nicht, dass Rhodena Karolyn auch als Augenstern ansah?

"Nein! Dena wird sich in Colin verlieben! Sie ist kein Mädchen mehr! Auch ihre innere Uhr tickt! Colin wird sie ins Rudel locken und sie dir wegnehmen! Du wirst sie dann nie wieder sehen!!!"
Schnell schlug Karo sich an den Kopf und wischte wütend die Tränen aus den Augenwinkeln. Verdammt nochmal! Nein! Das würde nicht passieren! Würde dies passieren- würde.... nichts mehr da sein. Würe Dena gehen- würde ihr Leben geben......

Und sie konnte mit niemandem darüber reden! Sicher... mit Dena könnte sie über ihre Ängste reden doch... sie wollte Dena nicht belasten. Dena hatte momentan genug Kuddel-Wuddel im Herzen.
Und Bolwen? Der Mensch, dem sie sich am liebsten anvertrauen würde?! Wie gern würd sie sich an seine strake Brust schmiegen- leise weinen und sich trösten lassen.... sich von ihm versichern lassen, dass wahre Freundschaften solche Prüfungen überstehen.
Doch konnte sie nicht. Dena hatte Karolyn ausdrücklich "befohlen" gerade Bolwen nichts davon zu sagen.
Colin würde von Bolwen gesucht werden - das würde Colin schaden....

Karolyn wusste nicht, dass Colin gesucht wird. Bolwen hatte nie darüber gesprochen- wahrscheinlich weil er wusste, dass Karolyn Colin mochte. Doch würde Bolwen das ausnutzen? Also wenn Karo es ihm erzählen würd, würd er zu Dena stürmen um sich Colin zu schnappen? Karolyn bezweifelte es... doch es darauf ankommen lassen wollte sie es auch nicht.

Vielleicht war all das gestern der Grund gewesen, warum ihr Herz so schmerzte, als Bolwen Sianne und auch Karolyn freudig mitteilte, er würde für Melina ein Denkmal erbauen lassen. Das würde dann vorm Cunna-Tempel stehen als Zeichen... welch wundervollen Handwerkerin sie gewesen war. Sie sollte keine vergessen - niemand! Dafür wollte er sorgen.

Karolyns Herz war tief in die Hose gerutscht. Ihre Wangen prickelte, als hätt ihr gerade wer eine verpasst... doch ließ sie sich vor Sianne nichts anmerken. Es war doch der erste harmonische abend nach so langer Zeit. Sianne hatte ihr eine Art Tonsalbe mitgebracht... sie deckte die Narben für einige Zeit lang ab- Karo durfte nur nicht schwitzen oder sich darüberreiben... waschen schon gar nicht.
Wie lieb....

"Der Grund warum du gehst ist vernüftig. Es ist vernünftig nicht hier zu schlafen, wenn Sianne auch hier schläft." Karolyn hätte es darauf beruhen lassen können als Bolwen dies sagte - als sie gehen wollte.
Doch... war dies nicht der Grund! Ganz und gar nicht...
Sie wollte nicht bei Bolwen schlafen weil... sie wollte erstens nicht in Versuchung kommen ihm irgendwas von Colin zu sagen... und zu solch einem Moment würde es kommen- denn es lastete doch mehr auf Karos Herz als sie es wusste... aber sie wollte auch nicht bei ihm schlafen, weil er sie verletzt hatte. Ohne Absicht! Und sie war ihm auch nicht böse... er akzeptierte ja auch, dass noch andere Menschen ewig in ihrem Herzen waren... Neran- und natürlich Rhodena.
Doch... baute sie irgendwelche Denkmähler für Neran?! Welch starker, lustiger, pflichbewusster Gardist er doch war?! Mit Charme und so viel Licht im Herzen?! Nein... Das einzige was Karolyn tat war einmal im Monat ein Blümchen auf sein Grab zu legen. Sie verlebte diese alte Liebe die der Tot seinerseits unterbrochen hatte im stillen. Bolwen nicht... er würde Melina als Statue irgendwo aufstellen lassen und so der Welt zeigen wie seine erste - ach so perfekte Frau aussah! Welch wundervolle Schmiedin sie war- unvergesslich für jeden.

Karo legte den Kopf in den Nacken und drückte die Augen fest zusammen. Sie würde immer im Schatten dieser Frau leben müssen... und sie konnte nichts dagegen tun. Sie war eben die Nummer zwei. In Bolwens Herzen gar eher die Nummer drei. Denn erzählte er heute noch mit leuchtenden Augen von Patricia- seiner Verlobten- vor Melina.
Karolyn war sich 100%ig sicher- Bolwen liebte sie aus ganzer Kraft seines Herzens... doch - war sie eben nicht die Erste. Nichts Besonderes und er wusste wahrscheinlich auf was er sich einließ wenn er sie zur Frau nahm.
Das ist so unfair! Warum konnte sie nicht seine Erste- und Einzige sein?!

"Mistscheiß...." brummte Karolyn wütend, als sie Tränen von den Wangen wischte. Da war doch alles gut... und doch nicht gut?
Sie musste sich halt damit abfinden- sie müsste lernen zurrückzustecken. Lernen... nicht die Nummer Eins zu sein... sondern eben momentane Nummer eins... doch im Herzen die Nummer drei....?

Entschlossen stand Karolyn auf- rupfte ein paar Blumen aus einem Blumentopf und stapfte humpelnd zum Friedhof.... bei Neran war sie immer Nummer eins gewesen.... jedenfalls die erste im Herzen...
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Alt 02.04.2009, 07:54
Das Leben ist wie zeichnen - nur ohne Radiergummi.
#52
Karolyn von Britain
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Es war bereits helichster Tag als Karolyns Augen sich langsam öffneten. Die Frühlingssonne schien fordernd durch die Fenster und kitzelte an ihrer Nase.
Wie gemütlich......
Leise brummelnd drehte Karo sich auf die Seite- der Sonne den Rücken zugewandt und kuschelte ihre Wange in das Kissen von Bolwen. Wie beruhigend allein schon sein Geruch war....
Nach all der Aufregung die sie irgendwie allein durchgestanden hatte, hatte sie sich die Ruhe verdient... Zwar hatte sie versucht sich abzulenken – aber je mehr Momente vergingen, umso mehr trauerte Karolyn um ihre Häuser – die sie doch mit Dena gemeinsam erbaut hatten um sich den Traum vom gemütlichen Anwesen zu erfüllen…

Karolyn schloss ihre müden Lider wieder um noch etwas zu dösen. Sie wusste eh nichts mit sich anzufangen, würde sie nun aufstehen.

Es kam alles plötzlich - nicht wirklich überraschend... denn mit einem weiteren Erdbeben hatte sie ja gerechnet. Doch das es so heftig werden würde, hatte sie dann doch nicht eingeplant.

Der Boden hatte laut gegrollt, die Wände gezittert - das ganze Mauerwerk des Hauses schmerzvoll geschrien.

Karolyn hatte sich gerade zur Ruhe gesetzt, um etwas in ihrem Lieblingsbuch zu lesen, als es begann. Doch statt hinauszulaufen ist sie schnell ins Schlafzimmer gehumpelt um ihre wichtigsten Dinge, die sie in einem abschließbaren Kästchen untergebracht hatte, an sich zu nehmen.

RUMS!

Der Boden zitterte - Staub verklärte die Luft - husten... blinzeln... wo war sie?!
Das Dach war zum Teil eingestürzt - zum Glück nur über dem Kinderzimmer... doch realisierte Karolyn es nicht wirklich – noch nicht.
Schnell schloss sie mit zittriger Hand das Kästlein auf und nahm den Beutel an sich.

Der Weg aus dem Haus erwies sich als sehr schwierig. Nicht nur, dass sie kaum etwas sehen konnte... ihr Bein war vor Angst und Schock wie gelähmt. Nicht nur taub – wie sonst immer... sie schien es gar nicht wirklich unter Kontrolle zu haben als sie sich Richtung Wohnstube tastete. Bei jedem Schritt musste sie sich irgendwo abstützen und wenn es an der vibrierenden Wand war.
Nicht nur Staub sondern nun auch Tränen verklärten ihr die Sicht und sie tastete sich in die Küche wobei sie nun die kalte Frühlingsluft begrüßte.

Überhaupt nicht realisierend setzte Karo ihren Weg krabbelnd fort und fand sich endlich vor dem Haus auf der Wiese wieder. Der Boden vibrierte noch immer – doch war es bei weitem nicht so doll wie vor einigen Momenten.

Die erste Gefühlsregung in ihr ist wohl dem Gefühl er Erleichterung ähnlich. Es war nicht passiert! Weder ihr noch sonst irgendwem war das Dach dieses Hauses auf den Kopf gefallen…. Das Dach…
Ihr Blick hob sich zu eben jenem an doch war davon kaum etwas zu sehen…. Wo um Himmelns Willen ist das Dach?!
Karo stand schneller wieder auf den Beinen als sie es realisierte und wedelte kurz mit den Armen um das Gleichgewicht wieder zu finden.
„Bei Glaron…“ entfuhr es ihr leise und sie drückte die Hand vor den Mund um einen Schrei so zu unterdrücken. Wäre Avinia in ihrem Zimmer gewesen…. Hätte sie das Dach und das Gemäuer und sich begraben!!!
Wäre Karolyn dort gewesen…. Oder wäre das Dach über der Wohnstube auch eingekracht…. Sie wollt gar nicht darüber nachdenken!

Dena….
Schnell humpelte Karolyn in ungewollten Schlangenlinien um ihr Haus herum…. Da stand das Haus von Rhodena… Dachziegel waren hinabgefallen, die Wände hatten auch etwas abbekommen, aber es stand! Nichts war eingestürzt – nichts hat Dena unter sich begraben können!

Ein Kribbeln der Erleichterung kitzelte durch ihren Bauch. Ihrer liebsten Dena war also nicht passiert… Glaron sei Dank!

Den ganzen Tag hatte Karolyn damit verbracht das nicht mehr zu nutzende Haus anzustarren – sie hatte versucht irgendwie zu realisieren, dass sie sehr viel Glück und Schutz genossen hatte. Sie schrieb Bolwen einen Brief… Karo wusste selbst nicht warum, aber sie war sich sicher – Bolwen war nichts geschehen. Und auch er sollte wissen, dass sie am leben war… und was geschehen war.
Doch hielt sie es ja doch keine weitere Stunde, nachdem sie den Boten entsandt hatte aus – und humpelte zur Residenz ihres Verlobten.
Sie schleppte sich mühseelig die ganzen Treppen hinauf um sich in sein Bett fallen zu lassen…. Etwas Ruhe…. Etwas ruhigen Schlaf- das war, was sie brauchte!

An einem der nächsten Tage hatte sie ein Ablenkungsmanöver für sich selbst geplant. Da sie eh schon in der Stadt hauste ging sie zu dieser neuen Taverne – zur tänzelnden Krähe. Und wie sollte es anders sein? Eine Art Schlägerei mitten in der Taverne. Bartos hatte sich Edwen geschnappt- und ihn auf den Tisch gedrückt. Warum wusste Karolyn nicht – doch war auch Sianne anwesend. Fast etwas stolz beobachtete Karo Sianne wie sie die beiden Männer auseinander brachte und sie abführte. Wenn es ernst auf ernst kommt war Sianne Gardistin mit Leib und Seele.
Wie ihr Papa….

Karolyn setzte sich nach all dem Radau mit zwei weitere Frauen zusammen an einem Tisch. Die eine wirkte südländisch, schien etwas verschüchtert und zurückhaltend. Doch war Karolyn das sehr sympathisch… war sie selbst oft ja nicht anders! Die andere Frau, sie bediente in der Krähe, hieß Margia und hatte eine Menge Charme, wie Karo fand. Vielleicht gar etwas zu viel Charme…?

Das ganze Gespräch verlief irgendwie seltsam. Es ging in Richtungen, die Karolyn eigentlich nicht hätte einschlagen wollen. Zum einem band Sianne es allen unter die Nase, dass Karolyn bald den Baron zu Britain heiraten würde… zum anderen lästerten die Frauen über Priester- gar, über Glaron selbst. Karolyns Bauch verzog sich etwas schmerzhaft als Sianne auch noch damit anfing- und den Damen recht gab….. Gut, Karolyn konnte die Wut verstehen. Die Besitzerin der Krähe musste zehntausend Goldstücke an die Kirche geben, weil sie angeblich die Männer abfüllen würde. Sie schwor aber, dass diese Männer nur ein Bier getrunken hatten… und nur gespielt hätten, dass sie besoffen sind. Aber woher hätte der Priester das wissen sollen? Hätten die Männer ihn angehaucht- sie hätten nach Bier gestunken… ob nach einem oder fünf Bier… der Geruch war der Selbe! Aber das schienen die Frauen gar nicht einzusehen… der Glaronist hätte eben besser prüfen müssen!- war Siannes Meinung.
Das Einzige was Karolyn zu diesem Thema sagte war nicht lang… denn sie fühlte sich in der absoluten Minderheit. Eben dieses Argument, dass der Glaronist es ja nicht wissen kann, was die Männer genau getrunken haben – und das die Kirche übermäßigen Alkohol eben nicht gerne sieht- und das eine Taverne wie diese, die eben Alkohol ausschenkt, gern in den Verdacht gerät… und sie ermahnte die Besitzerin der Taverne nicht so über die Kirche zu lästern- wonach Sianne schnippisch erwiederte, niemand der Anwesenden würde sie anschwärzen, zumindest habe Sianne dies nicht vor.
Melina…. Sianne war eindeutig Melinas Tochter. Vielleicht nicht unbedingt vom Aussehen- aber der Chrakter war zu 99% der Gleiche…. Anstrengend und doch niedlich. Sianne hatte schon recht, als sie verkündete, Karo und sie selbst würden sich irgendwann die Köpfe einhauen würden sie zusammen wohnen. Karo wollte es zwar nicht zugeben… doch wahrscheinlich hatte Sianne recht.

In all dem Stress hatte Bolwen und Karo noch nicht wirklich Zeit gehabt in Ruhe zu reden. Und das war vielleicht auch gut… ? So war Karolyn gar nicht erst in die Gelegenheit gekommen ihm irgendetwas von Dena und Colin sagen zu können… von den Wölfen und und und.
Das einzige was sie nun brauchte war das Wissen- er war für sie da… nicht wirklich aktiv da er als Baron und Oberst der Garde sehr viel zu klären hatte wegen dem Erdbeben… aber sie wusste wo sie ihn finden würde- und sie hatte sein Kissen- seinen Geruch… und die Träume die ihr dieser Geruch schickte…
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Alt 12.05.2009, 12:41
Blut ist dicker als Wasser
#53
Karolyn von Britain
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Stockdunkel war es im Zimmer als Karolyn die Augen öffnete. Draußen sang ein Uhu sein gespenstisches Lied und die ersten Herbstwinde rüttelten an den Fenstern.

Ertastender Weise entzündete sie die Kerze auf ihrem Nachttischlein und blickte durch das Schlafgemach.
Es war wirklich schön hier. Geräumig, gemütlich und warm.
Karolyn hatte das Gefühl, richtig zu sein. Sie liebte dieses Haus- das eher einer kleinen Burg glich!

Noch war es _ihr_ Haus. Jedenfalls offiziell. Noch lebte sie hier allein – ohne Bolwen oder aber der kleinen Avinia. Aber das würde sich bald ändern.

Die Hochzeit stand kurz bevor, das hübsche Kleid hing fein säuberlich im Schrank und morgen wollte sie sich mit Bolwen dran machen, die Einladungen zu versenden.

War es normal, dass sie auf einmal eine Art Panikschub erlitt?
Sie hatte ja schon oft davon gehört, dass man kurz vor der Hochzeit noch mal Muffensausen bekommt aber… so?!

Karolyn zweifelte selbst in ihren Träumen. In ihren Träumen lebte Sie hier im Turm, war vielleicht 35 Jahre alt, hatte zwei Kinder und sonst eigentlich nichts. Kein Mann, der abends kam um mit der Familie zu essen oder um sich familiäre Sorgen anzuhören. Niemand, der Karolyn in den Arm nahm oder ihr half. Nein, ihr Mann lebte in Britain – in der Residenz.

Sicherlich träume sie dies, weil die Herzogin es Bolwen sehr direkt nahe gelegt hatte. Sie wolle Bolwen nicht an eine Frau verlieren- er soll wissen, wo er hingehört.

Warum sollte die Herzogin Bolwen verlieren- wenn er in Khazzdur wohnen würde?!

Karolyn selbst würde ihr Anwesen nie aufgeben! Sie würde nicht mal zwei Wochen am Stück in der Residenz wohnen- schon gar nicht, wenn sie mal Kinder hätte. Sie sollten hier auf dem wundervollen Anwesen voller Freiraum und Tieren groß werden.
Ob Bolwen das klar war?!

Und ob sie ihn in Probleme brachte- mit ihren Ansichten? Oder würde es dann wirklich darauf hinauslaufen, dass er dort wohnte- und sie mit den Kindern hier?
Natürlich hatte Karolyn gute Miene zum bösen Spiel, bei der Herzogin, gemacht. Natürlich hatte sie genickt, als jene den beiden nahe legte, eine Werkstatt für Karo, in Britain zu kaufen- wegen ihrem schlimmen Bein. Pah… das würde sie nicht tun.

Sicher! Sie liebt Bolwen! Und sie würde alles für ihn tun- jedenfalls fast alles. Es waren nicht die Räumlichkeiten oder derlei entscheidend für Karolyns „Sturheit“ in der Sache- es war Dena! Sie würde Dena niemals allein lassen. Nicht mal für eine Woche! Es gab eine Sache die Karolyn ebenso wichtig war wie Bolwen selbst- und das war nun mal ihr Schatz Rhodena. Sie war Bolwen absolut ebenwürdig – beide standen auf der gleichen, obersten Stufe.

Aber vielleicht machte Karolyn sich auch einfach zu viele Sorgen? Vielleicht würde es ja doch gehen… vielleicht fanden sie einen Kompromiss? Karo musste das unbedingt bald bei Bolwen ansprechen. Am besten noch vor der Hochzeit!

Doch gab es auch etwas, das Karolyns Herz erleichterte. Eigentlich konnte sie es noch immer nicht glauben. Lyha hat sich so…. verändert.

Lyha Kieran, die Tochter ihres Onkels mütterlicherseits. Die Kleine- ist so…. groß und erwachsen geworden! So… stark, reif… fast beneidenswert erwachsen!
Karolyn wusste noch genau, wie sie Lyha lachend angefeuert hatte! Lyha wurde von zwei Jungen aus dem Nachbardorf geärgert und was hatte der kleine Raufbold Lyha getan? Den beiden so richtig eine verpasst, dass sie nach Mami-rufend wegliefen!

Lyha war schon immer Karos Lieblingscousine gewesen. Vielleicht gerade weil sie „anders“ war. Karolyn selbst war ja auch anders- damals! Beide Mädchen haben Kleider gehasst, beide Mädchen waren unheimlich bewegungsfreudig- kletterten auf Bäume, stahlen den Bauern frische Kirschen oder spielten „Kuhstubsen“… immer fielen die im stehen schlafenden Kühe um… man musste sie nur anstubsen!

Ein leises Lachen entlockte Karo die Erinnerung an diese Spielereien. Lyha war 11 Jahre alt, als Karolyn mit knapp 16 Jahren das Dorf verließ. Natürlich hatte Lyha nicht geweint- sie stand stamm da, drückte sich kurz an Karos Mädchenfigur und lief weg. Doch im Herzen hatte Karo gewusst das das Weggehen ihrerseits die kleine Lyha unheimlich schmerzte. Und es tat ihr leid….

Oftmals hatte Karo noch an ihre Cousine denken müssen- doch wussten weder Tante Irmgard noch Onkel Alf wo sie war. Lyha war mit knapp 18 Jahren von zu Hause fort- ohne ein Wort des Abschiedes. Mehr hatte Karolyn bei ihren Besuchen in die Heimat nicht herausfinden können. Weder Tante Irmgard noch Onkel Alf hatten dahingehend lust zu sprechen- vielleicht saß die Enttäuschung zu tief?

Wie dem auch sei- sie schlief nun unten!
Ihre „kleine“ Lyha hatte Karolyn gefunden. Zuerst hatte Karo sie gar nicht erkannt. Naja- zwischen einer Elfjährigen und einer knapp 22 jährigen lag ja auch ein großer Unterschied- zumal Lyha es anzusehen war, dass sie sich dem Schwertkampf hingegeben hatte.
Es war seltsam- eigentlich waren die beiden Frauen sich absolut fremd und doch… lag Liebe in der Luft, als sie sich umarmten. Waren sie nicht knapp 11 Jahre wie Schwestern? Waren sie dann nicht noch immer irgendwo Schwestern? Schwestern- die sich lange Zeit aus den Augen verloren hatten?!
Doch- so konnte man Karolyns Gefühle beschreiben. Herzallerliebst fand sie auch Lyhas Reaktion auf Karos schlimme Bein und auch den Narben. Da war kein Eckel- keine Furcht oder sonst irgendetwas Negatives. Da war einfach nur Hass und der Wunsch- Karo zu rächen.

DAS war eben ihre kleine Lyha! Wunderhübsch- aber kein süßes Mädchen- so wie Karolyn es wohl doch immer etwas mehr war.
Sie musste Lyha unbedingt Dena und Bolwen vorstellen – Karos Brust schwoll vor Stolz an! Sie wusste selbst nicht warum, aber es erfüllte sie mit Stolz behaupten zu können, dass diese hübsche, junge, starke und intelligente Frau _ihre_ Cousine ist.
Karolyn von Britain ist offline  
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Alt 25.05.2009, 16:22
Der Geist, der allen Dingen Leben verleiht, ist di
#54
Karolyn von Britain
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Karolyn konnte gar nicht anders als vor sich hersummen. Beim Bett beziehen, beim kochen, bei der Gartenarbeit, beim lesen – selbst beim baden erklang ihr Summen. Eine fröhliche, schnelle Melodie erfüllte den Raum – egal, wo Karolyn sich gerade befand.

Es war perfekt. Alles war perfekt! Die Heirat, Dena, ihr Cousinchen, der neue Laden…. Aber der Reihe nach.

Natürlich war Karolyn aufgeregt – und natürlich haben ihr die Knie geschlottert als sie die Kirche betrat. Doch hielt sie sich bei Bolwen eingehakt und fühlte sich sogleich standhafter. Die Szereomonie war schön. Wobei Karo sich im Nachhinein eingestehen musste kaum was mitbekommen zu haben. Zu aufgeregt und verwirrend waren ihre Gedanken. Bolwen hingegen wirkte ruhig, stark wie immer. Wie machte er das bloß?!
Die Feierlichkeiten danach fanden bei Bolwen in der Residenz statt. Er hatte den ganzen Tag über herumgeräumt, damit alles in die oberste Etage passte, was rein sollte. Doch war es geschafft. Alle Gäste hatten Platz, es gab reichlich Speis und Trunk und Karos Anspannung fiel schon mit dem ersten Schluck gutem Wein etwas von ihr.
Wobei es da doch etwas gab, dass die freudige Stimmung der Braut für einen Moment erdrückte. Und dieses Etwas waren Rhodenas große Kullertränen.
Sie weinte bitterlich als sie Karolyn anvertraute schwanger zu sein. Im ersten Moment konnte Karolyn nicht recht verstehen. Warum weinte Rhodena wegen solch einer wunderbaren Sache?! Wegen solch einem Geschenk?! Ihre Nichte oder aber ihr Neffe lag dort in Denas Bäuchlein und würde das Leben der beiden Frauen bereichern! Doch dann fies es Karolyn ein… die Kirche, die Gesetze…. Der Vater… Dena würde Colin nie heiraten können. Er war doch ein… ja, wie sollte man so was nennen?! Ein Rudelmensch?
Natürlich hatte Karolyn sich dahingehend Bolwen anvertraut und er versicherte, Dena zu helfen. Es würde schon alles gut werden! Man musste die Schwangerschaft nur vertuschen- am besten ins Libanukloster gehen und dort Schutz suchen.

Als alle Gäste gegangen sind, hatte Karolyn noch etwas für Bolwen vorbereitet. Sie hatte ihre persönliche Geschichte mit Bolwen auf Papier geschrieben und sie ihm vorgetragen.
Wie sie ihn damals mit knapp 16 Jahren kennen gelernt hatte – dass sie damals auf noch so verschiedenen Pfaden gegangen sind, und doch hatte sich eine tiefgehende Freundschaft entwickelt – das erste Mal entstand ein „Wir“-Gefühl. Wie das Leben verlief- was er in der Zeit der Freundschaft für sie tat- was sie versuchte für ihn zu tun. Und letzendlich… wie Karolyn merkte, dass Bolwen der Richtige für sie war. Und wie sie zusammenfanden. Tränen streichelten aus seinen graublauen Augen über seine Wangen und auch Karolyn konnte die Tränen kaum zurrückhalten.
Solch ein unfassbar langer Weg! Sie waren einen so langen Weg gemeinsam gegangen um dann irgendwann zu erkennen, dass man eigentlich zusammen gehört.

Die Hochzeitsnacht verlief wie erwartet. – Oder eigentlich doch nicht. Eigentlich ist Karolyn davon ausgegangen viel zu müde für die Hochzeitsnacht zu sein. Doch ließen beide ihren Gefühlen freien Lauf.

Ihre liebste Dena litt und litt und litt. Ob das was mit der Schwangerschaft an sich zu tun hatte?! Karolyn wusste ja, dass manche Frauen dann etwas seltsam wurden und viiiiiel weinten. Dena weinte wirklich viel! Vor allem darüber, dass sie ihre Schwangerschaft verheimlichen sollte. Ja- das ist schlimm! Und Karo verstand das. Aber… er muss doch sein?! Zum Schutz des kleinen Engels in ihrem Bauch! Es war schon fast amüsant! Vor gut einem Jahr noch weinte Dena weil sie der Meinung war als alte Jungfer zu sterben. Und nun würde sie noch vor Karolyn selbst ein Kind auf die Welt bringen. Wie sich alles doch ändern konnte?!
Karolyn wusste aus dem Bauch heraus, dass alles gut gehen würde. Es musste sogar gut gehen. Denn obwohl das Kindlein noch nicht einmal auf der Welt war… entwickelte Karolyn so was wie Löwen-Mama-Instinkte. Sie würde es nicht zulassen können, dass irgendwer Dena oder dem Kindlein etwas antun würde. Und das versicherte sie Dena immer wieder – es _wird_ alles gut werden. Das war ein unantastbarer Fakt.

Lyha hatte sich wunderbar eingelebt und integriert. Ihr kleines Püppilein hatte schnell Bekanntschaften geschlossen und war auf dem besten Wege dahin, Fuß zu fassen. Einer der Gründe warum Bolwen und Karolyn Lyha das Haus vor ihrem Landanwesen anvertrauten. Karolyn wollte sich einen Laden in der Stadt holen. Also würde das Obergeschoss des Hauses leer stehen – das war doch ideal für die kleine Lyha- um etwas _eigenes_ zu haben. Einen Ort, an dem sie sich zurrückziehen konnte. In Ruhe etwas lesen, Tagebuch schreiben, herumträllern ohne angst zu haben jemand würde es hören, sich Freunde einladen und noch so vieles mehr! Karo wusste wie wichtig es ist etwas _eigenes_ zu haben… gerade in diesem Alter wo man die ersten Schritte ins eigenständige Leben machte.

Nichts konnte Karolyn momentan ärgern oder schrecken – denn es war ja alles perfekt!
Karolyn von Britain ist offline  
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Alt 02.06.2009, 12:39
Das pure Gl
#55
Karolyn von Britain
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Nachdenklich striff Karolyn’s hellbrauner Blick über das silber glänzende Geäst des Baumes, den die Herzogin anlässlich ihrer Hochzeit vor die Residenz gepflanzt hatte. Er sollte das Ehepaar immer daran erinnern, wo sie hingehörten…

Karolyn stand auf dem Wohndach der Residenz, die Ellenbogen an die Absicherung gelehnt und hoffte, der Winterwind würde ihre Wangen und das Gemüt abkühlen.

Sie stand nun schon das vierte Mal in dieser Nacht hier oben um ihren Körper durch die frische Luft von innen her zu reinigen. So sehr sie dagegen ankämpfte, sie musste sich wohl doch eingestehen, dass sie krank wurde. Das Ziehen im Bauch und die plötzliche Übelkeit- außerdem fühlte sie sich nur noch müde und wollte am liebsten dauerhaft herumliegen und vor sich herträumen.

Doch da dieses Verhalten nicht in Karo’s Natur lag, stand sie den Tag zuvor trotzdem auf, reinigte ihren Laden, das Haus, schnitzte ein paar Schäfte und ging in den Tala um etwas unter Menschen zu kommen. Dort hatte sie ein Gespräch am Rande mitbekommen- irgendein Magier wollte die Magie der anderen Magier für irgendetwas gewinnen, dass sie nicht verstanden hatte… Hm- Magier halt.

Karolyn hatte Herrn Brell dort getroffen. Wie immer freute sie sich ihn zu sehen und wie immer konnte sie gut mit ihm sprechen. Obwohl er ein „Diener Glarons“ war, verstand er es zu scherzen und neben dem gelehrigen Sohn Glarons ein herzensguter Mensch zu sein. Karolyn mochte ihn gern. Im Scherze erkundigte er sich darüber, ob Bolwen denn auch genug Zeit für sie hatte. Doch doch- ihr Bolwen nahm sich all die Zeit, die er neben seinen Pflichten hatte, für seine Familie- das versicherte sie Herrn Brell nach einigen Scherzereien.

Am Abend fand ein Markt in der Goldbucht statt. Nadirah und ihre Frauen wohnten da nun wohl…?
Karolyn wusste es nicht so genau. Eigentlich hatte sie zu keiner dieser Frauen freundschaftlichen Kontakt. Das musste wohl am Charakter und den Einstellungen zum Leben liegen? Oder einfach fehlendes Interesse von beiden Seiten…? Wie dem auch sei- Karolyn wollte trotzdem dort hin. Aber nicht ohne ihren Gemahl.

Sie hatte Glück! In dem Moment, als sie das Wohnzimmer betrat, betrat auch er es. Doch wollte Bolwen lieber zu Pferde dorthin reiten. Es war ein längerer Weg und vielleicht sah er Karo den fehlenden Schlaf an. So sattelte Bolwen sein Pferd und sie gingen zum Landanwesen um Karolyn’s Ponny zu holen.

Mit gerunzelter Stirn durchschritt Karolyn den Blätterbogen in den Garten… in welchem normalerweise zwei Türen verankert waren… wobei nun aber die rechte Flügeltür fehlte….?! War letzte Nacht Sturm? Oder waren die Pferde durchgedreht und hatten die Tür hinausgetreten… aber wenn sie das getan hatten… wo war die Tür dann nun?!
Karolyn war eigentlich viel zu verwirrt um sich darüber Gedanken zu machen, denn ihr Ponny war auch nicht mehr im Garten.
Seufzend humpelte Karo wieder aus dem Garten und berichtete Bolwen vom Ausbruch. Jener stieg ab und führte sein Pferd in den Garten wobei sich auch seine Stirn langsam runzelte.
Wie sollte eine Eisengittertür einfach so verschwinden?!

Ein Schreck durchzuckte Karos Herz als sie vor den Stallungen stand und die zerbrochene Holztür davor sah. Was zum Teufel……?
Im Stall war es noch nie so leise gewesen! Kein Gemuhe, Gewiehere oder Gegackere…. Der Wind wirbelte hier und dort etwas Stroh auf- sonst war es still und leer im Stall.

„Einbrecher….“

Unruhe zog in Karolyn auf- Einbrecher die Holztüren zerschlagen und Eisentüren verschwinden lassen- um Tiere zu stehlen?!
Rasch eilte sie in ihr Haus- dann in das von Rhodena. Alles war beim alten…. Die Türen hatten nicht einmal Spuren eines Einbruchversuchs.
Wie seltsam… da hatte es wer also gezielt auf die Pferde abgesehen?! Aber warum gerade diese Tiere? Ihre Kuh war alt- die Pferde bei weitem nicht so kostbar wie der schwarze Hengst von Sianne- nebenan!

„Da können wir im moment nichts machen, Prinzessin…“ hatte Bolwen missmutig gemurmelt- und er hatte wohl recht.
Karo war neben dem Schrecken einfach nur glücklich, dass Dena im Kloster in Yew war… dort war sie sicher! Karolyn musste sich also keine Sorgen um ihre schwangere Freundin machen.

Noch am Vormittag hatte Karo Colin getroffen und endlich mal mit ihm offen sprechen können. Scheinbar hatte sie seine Signale falsch gedeutet. Er war keinesfalls böse oder abwertend ihr gegenüber. Nur eben etwas….. sachlicher?! Karo wusste nicht genau, wie sie das beschreiben sollte.
Wie dem auch sei – die Wogen zwischen Colin und ihr waren geglättet… der baldige Papa.

Sie würde Dena noch heute besuchen gehen. Sie war zu abrupt aufgebrochen und hatte vergessen, sich dies und jenes mitzunehmen. Karo würde ihr eine Tasche packen und ihr das Nötigste vorbeibringen.
Ihre liebe… Dena. Ihr Goldschatz. Wie sollte sie ihr das nur mit den Tieren beibringen?! Dena hang doch an jedem Einzelnen- immerhin hatte sie die Pferde mit viel Mühe ausgebildet und gezüchtet…. Ein leises Seufzen schlich sich aus Karolyns Mund bei diesem Gedanken. Dena hatte es schwer genug- sie wollte ihr keinen weiteren Kummer machen! Ob sie das alles vielleicht einfach verheimlichen sollte?.... Würde Karo das können?!.... Nein – das war ihr nun schon bewusst. Sie konnte nie irgendwas vor Dena verheimlichen – und wollte das auch gar nicht. Sie musste halt versuchen… es schonend zu erzählen?.... Zweifelnd runzelte Karo ihre narbenbesetzte Stirn.
Sie musste es einfach versuchen….

Die ersten Sonnenstrahlen strichen mitlerweile über Karolyns Gesicht und erweckte die Winterlandschaft…
Karo sollte versuchen noch etwas zu schlafen… ein- zwei Stunden. Und dann würde sie zu Dena gehen- um danach… vielleicht …. Einen Heiler aufzusuchen damit er ihr etwas gegen die Übelkeit geben konnte.
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Alt 26.06.2009, 14:55
REICH ist, wer viel HAT
#56
Karolyn von Britain
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REICH ist, wer viel HAT:
Reicher ist, wer wenig BRAUCHT:
Am reichsten ist,
wer viel GEBEN kann.


„Deins… meins…. Deins…. Meins….und doch unser…“ flüsterte Karolyn in den dunklen Raum hinein und tipste immer wieder sanft auf Rhodenas Babybauch – und dann auf ihren eigenen, der bedeutend kleiner war.
Eine kleine feste Kugel die es Karolyn jedoch nun schon verbot Hosen zu tragen. Karo bekam ihre Hosen einfach nicht mehr zu!
Ein Grund, mal wieder Herrn Dagisto zu kontaktieren. Er hat sicherlich eine Idee, wie man Kleidung so fertigt, dass sie sich angenehm dehnt.

Rhodena schnörchelte leise, als Karolyn sich aus dem Bett erhob, in welchem sich die beiden Frauen schlafen gelegt hatten. Sie wollte Dena auf keinen Fall wecken! Sie braucht doch ihren Schlaf was werdende Mama……
Werdende Mama- Karolyn ist doch selbst eine werdende Mama! Kurz huschte ein Grinsen über ihren Mund. Wie schön es war diesen Gedanken zuzulassen. Ohne, dass ihr irgendwer im Kopf etwas miesreden konnte! Sie ist eine werdende Mama. Sie trägt das Kind von Bolwen unter ihrem Herzen. Sie sorgt für die Sicherheit des Kindes und… wenn sie es sich eingesteht, spürt sie gar, wie das Kleine sich bewegt.
Es ist trotzdem… seltsam! Seltsam und beängstigend.

Leise seufzend setzte Karo sich auf eine der Bänke vorm Kloster nieder und blickte zum nachtschwarzen Wald. Wie sollte sie das nur schaffen?! Wie sollte sie dazu imstande sein, ein Kind großzuziehen?! Wie sollte sie dafür sorgen können, dass ein guter Mensch aus dem kleinen Wesen wird?!
Würde sie auch so viel falsch machen…. Wie bei Avinia?

Seufzend wischte Karolyn sich über die Stirn und faltete die Hände ums Bäuchlein.
Sie wusste genau, warum Avinia denkt, sie würde sie nicht lieb haben.
Karolyns Unsicherheit war schuld! Karolyn hatte angst das Mädchen zu umarmen, ihr zu sagen – ich habe dich lieb. Ihr zu zeigen, dass sie willkommen ist.
Und warum? Weil Karolyn unheimliche angst hatte, Avinia würde sie von sich stoßen, sie bös ansehen und ihr sagen, sie gehöre nicht in die Familie… so wie Sianne es mal getan hatte.

Doch hat Karo Avinia doch lieb! Unheimlich lieb sogar! Sie bewundert das Mädchen für… das mädchenhafte.
Karolyn selbst war nie so ein „Mädchen“ gewesen. Sie hatte weder Puppen noch Lust sich die Haare zu kämmen. Sie war eher ein kleiner Junge gewesen, als ein Mädchen. Aber Avinia….? Sie war so herzallerliebst und doch so….

Seufzend ließ Karo die schmalen Schultern hängen und schloss einen Moment die Augen. Sie kannte Avinia nicht einmal richtig. Nie ist sie in Gesprächen in die Tiefe gegangen. Nie hat sie Avinia gefragt: Was fühlst du? Oder: Was würdest du heute besonders gern tun?

Nein- Karolyn hatte Avinia lediglich oberflächlich behandelt und ist den Situationen aus dem Weg gegangen, in denen sie hätte „Mutter“ sein sollen.
Vielleicht auch, weil Sianne es immer wieder betont hatte, dass sie ja eigentlich die Mama von Avinia ist.
Seit dem Tod von Melina hatte Sianne sich um Avinia gekümmert – und fühlt sich natürlich noch immer verantwortlich für die Kleine. Doch ist Sianne nicht Avinias Mutter… Avinias Mutter ist tot. Und Karolyn war nun die Frau an Bolwens Seite. Die Frau, die nur zu gern etwas Ähnliches wie eine Mutter für Avinia sein wollte – nur von ihren Ängsten immer wieder gestoppt wurde.

Ob Avinia all das Kuddel Muddel wohl verstehen würde? Ob Karolyn ihr all das irgendwie erklären konnte?! Karolyn zweifelte daran- doch sie musste es versuchen. Sie wollte unbedingt mit Avinia reden- sie wollte unbedingt eine tiefer gehende Beziehung zu ihr aufbauen! Sie wollte das Mädchen küssen können wenn sie das Verlangen hatte, ihr die Haare kämmern, mit ihr über Jungs reden, ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen beim langen Weg des „Groß-Werdens“!!! Sie wollte es unbedingt! Deshalb _musste_ Karo sich ihren Ängsten stellen und sie will es auch. Gleich wenn sie wieder zu hause ist, würde sie das Gespräch suchen, das nahm Karo sich in diesem Moment vor. Avinia hatte die Wahrheit verdient- und die Wahrheit war doch eigentlich so… voller Liebe?!!!?

Kurz hoben sich Karos blonde Augenbraue an als sie etwas in der linken Handinnenfläche drücken merkte. Es war ganz kurz und ganz sanft. War es überhaupt da gewesen?! Unsicher senkte sie ihren Blick, hob die Hand etwas an und starrte auf das Bäuchlein, das sich eng ins Kleid geschmiegt hatte. „Oh!“ hauchte sie überrascht, als sich wieder etwas in ihrem Bauch bewegte und man es sogar sehen konnte. Bei Glaron…..
Auf der einen Seite voller Freude auf der anderen Seite voller Vorsicht legte sie die Hände wieder auf den Bauch und schloss lächelnd die Augen. Es bewegte sich nichts mehr doch… war ihr Herz voller Reinheit und Liebe.

Eigentlich wollte Karo ihrer Zuckerfee Kyra nur einen Besuch abstatten. Wer hätte denn ahnen können, dass dort eine Heilerin war?! Nun, Elayne Bryne ist ihr Name. Eine hübsche, schon etwas ältere Frau. Zurückhaltend aber sehr sehr freundlich! Sorben war auch da und sie hatten einen ganzen Moment nur geredet. Über dies und über jenes. Sorben hatte Sianne vermisst, doch wusste Karo auch nicht, ob Sianne an diesem Abend Dienst hat.
Nunja, Kyra erwähnte, dass Elayne auch Heilerin ist – und Karo fragte, ob sie Karo nicht untersuchen könne…?!

Doch als Karolyn sich auf das Bett legte und das Kugelbäuchlein offenbarte, wurde ihr übel. Nicht diese normale Übelkeit- eher die Übelkeit der angst. Zwar war es wirklich offensichtlich, dass sie schwanger war (ich Heißhunger auf Pfefferkörner ohne alles war nur ein Hinweis von Vielen), doch war da noch immer die böse Stimme in ihrem Kopf, die sie für den Gedanken auslachte. Doch hatte Elayne die Schwangerschaft bestätigt- bestätigt und nochmals bestätigt.
Ein großer, schwerer Stein viel ihr vom Herzen – ebenso wie Bolwen, als sie ihm stotternderweise von der frohen Kunde erzählte. Insgeheim hatte er es ja auch gehofft! Doch scheinbar hatte auch er zu viel angst vor der Enttäuschung gehabt…. Wie unbegründet die beiden sich doch Sorgen gemacht hatten!!!

Bolwen berichtete Karo, dass er und Sianne etwas Streit gehabt hatten. Dass Avinia sich nicht geliebt fühlt und Sianne sich verantwortlich für die Kleine fühlt. Bolwen möchte dies mit Avinia und Karolyn allein klären, doch möchte Sianne dies wohl nicht.

Seufzend erhob Karo sich wieder und ging zurück ins Kloster.

Sie müsste unbedingt bald ihren Platz in der Familie von Britain finden. Vor allem musste sie einen Platz im Herzen von Avinia finden- irgendwie… denn war sie es doch, die am meisten zu leiden hat.
Der Papa ist neu verliebt, viel bei der Garde- wenn er daheim ist, verbringt er die Zeit mit Karolyn und Avinia… aber nie nur mit Avinia. Und Karolyn die zwar den Tag über bei Avinia im Haus ist – aber nie wirklich auf sie eingeht. Wie schlecht muss es der Kleinen wirklich gehen?!

Gänsehaut legte sich auf Karolyns Arme nieder und die böse Kopfstimme lachte sie aus. „Bist selbst zu doof nen großes Mädchen glücklich zu machen! Wie sollte denn da nen Kleinkind glücklich machen!?!?! Das wird doch eh nichts! Bist unfähig- hörst du?! UNFÄHIG!“ Schnell drückte Karo ihre Hände auf die Ohren, kniff die Augen zu und summte ein Lied…. Bis die Stimme das Wort „unfähig“ nicht mehr schrie sondern leise verebbte.

Sie würde es schon zeigen…. Dass sie fähig war… sie musste sich nur öffnen und nicht mehr ihren Ängsten den Vortritt lassen….!
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Alt 09.07.2009, 15:00
Kein
#57
Karolyn von Britain
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Nachdenklich beschaute Karolyn sich ihr Werk. Sie hatte im zukünftigen Kinderzimmer in Rhodena’s Haus den Platz der zukünftigen Möbel mit Holzbrettern ausgelegt um zu schauen, ob alles passte. Die Möbel waren bereits bestellt… Dena sollte sich um nichts kümmern müssen wenn sie wieder da war!
Karolyn selbst fühlte sich nicht unbedingt wohl.
Nicht, dass sie sich dick, unatraktiv oder schlapp, wie andere Schwangere, fühlte… das war nicht der Grund. Sie fühlte sich unwohl, weil ihre Gedankenswege seit der Schwangerschaft neue Bahnen annahmen… Richtungen, die ihr nicht wirklich gefielen. Schon einige Male tröpfelten Tränen über Karolyns Wangen wenn all die Fragen auf sie einbombadierten.
Je mehr der Babybauch zur Kugel heranwuchs, umso schlimmer wurde es. Natürlich versuchte sie das keinem zu zeigen…. Die Gadanken wischte sie weg wenn irgendwer in ihrer Nähe war… doch wenn sie allein war….

Würde sie eine gute Mutter sein?
Was ist eine gute Mutter überhaupt?
Würde sie das Kind schützen können?
Wie erzieht man ein Kind überhaupt?
Würden Sianne und Avinia das Kind herzlich aufnehmen?
Würde Bolwen genügend Zeit für das Kind finden?
Würde sie neben dem Kind überhaupt noch arbeiten können?
…..und und und…..
Vor allem stach aber immer wieder die Frage in ihren Kopf, ob Bolwen die Familie schützen würde, wenn es eine Extremsituation geben würde. Zum Beispiel, wenn es einen Krieg geben würde.
Karolyn kannte ihren Mann. Sie kannte seine Lebenssituation und sie kannte seine Einstellung zum Leben… und zu seinen Aufgaben. Also hatte sie sich diese Frage selbst mit einem „nein“ beantwortet. Er würde die Familie niemals direkt schützen können. Er wäre am Hofe- oder sonst wo, wo er die Herzogin und das Herzogtum schützen würde.
Doch, als diese Antwort dann aus seinem Mund kam stach es Karolyn tief ins Herz. Es wirkte so viel realer, als er es gesagt hatte… Sie hatte es sich ja gedacht aber… das es wirklich so war…?!!
Wenn also solch eine Situation eintreten würde, würde Karolyn die „Beschützerin“ der Familie sein. SIE! Die, die nach einer Gewitternacht verschlafen unterm Bett aufwachte.
Diese Gewissheit, Verantwortung für andere Leben zu übernehmen, was befremdend, irgendwie absurd, beängstigend und noch so vieles mehr, was sie nicht in Worte fassen konnte.

„Ich hab ja meine Dena…“ wisperte sie in das noch leere Kinderzimmer und schloss einen Moment die Augen.

Wenn sie sich auf wen verlassen konnte, dann war es ihre Rhodena. Karolyn war sich 100% sicher… Dena würde bis zum Tode gehen, wenn es um die „Familie“ ging. Und die Familie bestand nun nicht mehr aus Dena und Karo allein… beide würden Kinder in die Welt setzen. Karolyn besaß so zu sagen schon ein kleines Mädchen, für dessen Leben sie irgendwo verantwortlich war. Wenn Dena… oder Avinia in Gefahr wäre, dann würde sie sicherlich ohne nachzudenken zur Löwin werden… das befahl einem die Liebe doch!.... Oder?!

Es war nur enttäuschend, dass Bolwen scheinbar mehr „Liebe“ seiner Bestimmung entgegenbrachte, als der Familie?! Oder war Karolyn einfach nur egoistisch??? Immerhin würde er dann das Herzogtum schützen. So viele Menschen! So viele Schicksale… Kinder, Mütter… so viel Verantwortung für deren Leben lastete auf seiner Schulter! Ja… politisch gesehen war genau das richtig. Aber menschlich gesehen….?

Karo schauderte kurz und nahm sich einen Besen um Denas Haus auszukehren. Sie musste an etwas Gutes denken!
Avinia… Avinia war ihr Goldschatz. Sie verliebte sich von Tag zu Tag mehr in das Mädchen. Karo hatte beobachtet, dass Avinia sie beim kochen immer heimlich beobachtete. Eigentlich hatte Karolyn ja vor gehabt, mit Avinia einen schönen Reitausflug zu machen. Nur Avinia und Karolyn… mal in aller Ruhe in das Grüne. Aber Elayne hatte ihr abgeraten im schwangeren Zustand einen längeren Ausritt zu machen. Also hatte sie einen neuen Plan… sie würde Avinia ein Kochbuch schenken und sich als… Lehrerin anbieten. Karolyn hatte in den letzten sechs Jahren intensiv kochen gelernt und war sich sicher, Avinia würde Freude dran haben. Und sie selbst natürlich auch!
Und Sianne… Sianne war nun erstmal bei ihrer Großmutter. Sianne war unheimlich… überrascht als sie erfuhr, dass Karolyn so etwas wie Liebe für Avinia empfand. Karolyn seie ja immer so kalt.
Kalt….?! Karo runzelte kurz ihre Stinre. Also ihr wurde im Laufe des Lebens ja schon einiges „vorgeworfen“ Sie seie zu albern, zu ungebildet, ein Krüppel, zu naiv, zu lieb und und und… aber kalt?! Kurz schüttelte Karolyn den Kopf. Wie auch immer!!! Sie musste das mit Sianne… hinnehmen, akzeptieren, damit Leben und versuchen es zu richten. So albern es sich vielleicht anhört, aber Karolyn war die Ältere. Und sollten die Älteren nicht die Vernünftigen sein? Karolyn hatte sich schon so oft in Siannes Situation versetzt… und die Situation war… nicht die Beste. Doch das Sianne ihr noch immer vorwirft, dass Karo Melina ersetzen mag… nein, das konnte und wollte Karolyn nicht verstehen.

„Tief einatmen…“ wisperte sie und hörte ein paar Momente auf den gesammelten Staub vom Boden zu kehren.
Das würde schon werden… es würde sich alles richten. Es hat sich ja immer irgendwie gerichtet…. Auch das würde es tun!

Leis seufzend begann sie wieder den Boden zu kehren um es Dena so schön wie möglich zu machen.
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Alt 27.07.2009, 12:57
In einem Meer von Schmerz ertrinken die einen, die
#58
Karolyn von Britain
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Fast etwas abwertend betrachtete Karolyn ihren Babybauch nun schon ganze zehn Minuten im Spiegelbild. Angst stand in ihrem Blick. Angst und zugleich auch Wut. Warum hatte sie sich selbst so etwas wie eine Schwangerschaft angetan?!
Sie hatte gestern mitbekommen, was eine Geburt eigentlich bedeutete….

Nicht etwa die Freude auf ein kleines Kindlein… ein vorfreudiges Kribbeln oder so etwas… nein…

Absoluter Schmerz. Viel Blut, Gestank… Schreie… Besorgnis und Angst.
Die Schmerzschreie ihrer lieben Rhodena hallten noch immer in Karolyn’s Kopf und wurden nur allmählich leiser.

Ihre starke Rhodena hatte sich den Schmerz von der Seele geschrien… Schreie, die Karo vorher noch nie von Dena vernommen hatte.
Schreie, die es Karolyn absolut unmöglich machten, sich auf ihre eigene Geburt zu freuen.
Wobei- gefreut hatte sie sich noch nie darauf! Doch nun hatte sie absolute Panik davor. Sie wollte es auf jeden Fall hinauszögern- auf keinen Fall wollte sie solche Schmerzen erleben!!!

Sie hatte schon so viele Schmerzen im Leben erleben müssen. Die stetigen Schmerzen im Bein waren ab und an die Hölle auf Erden gewesen… sie hatte gelernt mit diesen Schmerzen zu leben, doch fügte ihr jede zusätzliche Pein solch emensen Schmerz zu, dass Karolyn, auch wenn sie sich nur irgendwo gestoßen hatte, den Tränen nahe war. Es war wie der Tropfen im vollen Fass der alles zum überlaufen brachte.

Und nun sollte sie solche Schmerzen erleben _müssen_?!!? Eine Gänsehaut stellte sich beim bloßen Gedanken auf, die Karolyn sogleich von den Armen rubbelte. Gab es keinen anderen Weg das Kind zur Welt zu bringen?! Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, zweifelte sie in diesem Moment gar daran, ob sie das für ein Kindlein in Kauf nehmen wollte. Doch ein Zurück gab es nicht mehr…
Elayne hatte gesagt, es würde nicht mehr lange dauern. Eigentlich könne sie gar schon ab nächster Woche jeden Tag damit rechen!

Seufzend ließ Karolyn sich auf ihr Bett fallen und starrte an die Zimmerdecke. Sie würde nicht schreien und sie würde Bolwen nie verzeihen, dass er all das ohne solch Schmerzensschreie hinter sich bringen konnte. Bolwen ist ihr ein uns alles! Doch das ist eine Ungerechtigkeit, die Karolyn nicht dulden konnte… und wollte. Immer mehr zog sich die Wut über die verzweifelte Angst in ihr. Sie würde weder schreien noch würde sie Bolwen verzeihen. Und würde sie sterben vor Schmerzen… sie würde Glaron nicht verzeihen, dass er Frauen solche Schmerzen bei der Geburt zufügt und sie würde nie- nie mehr schwanger werden!

Doch das war doch nicht Karolyn…… seufzend erhob sie sich wieder und humpelte die Treppen des Turmes hinab. Sie konnte nicht so böse denken… sie war unfähig wütend genug zu werden um angst zu überschatten.

Ihre Dena hatte es überlebt….. die großen Schmerzen. Und auch sie würde es schaffen….. würde sie?
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Alt 04.08.2009, 14:39
Die k
#59
Karolyn von Britain
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"Endlich.... einhundert..." wisperte Karolyn leise vor sich her und steckte den Kriegspfeil ordentlich in einen Köcher, in welchem schon 99 Kriegspfeile steckten. Die Jagdpfeile hatte sich auch fertig.
Zufrieden lächelnd lehnte sie sich an und streckte kurz den Rücken aus, der in den letzen Tagen scheinbar unter Dauerverspannungen litt.

Als sie die hellbraunen Augen wieder öffnete zwitscherte ihr ein kleiner Spatz vom offenen Fenster entgegen. So laut, als wolle er sie beeindrucken. Schmunzelnd hob Karo ihre Hand in dessen Richtung- doch schwups, war er schon wieder davon geflattert.

"Gestern war ein seltsamer Tag... hm?" wisperte sie leise und strich sich über den prallen Babybauch, als würde sie mit ihm sprechen. "Erst Dena.... dann die Verhandlung... und dieser Dämon..." seufzend rieb sie sich die Augen und ließ die schlanken Schultern ein wenig hängen.

Das ihr Kindlein, trotz all dem Schrecken, noch in ihrem Bauch verweilte, wunderte sie doch ein wenig. Sie hatte mal gehört, dass Frauen gen Ende einer Schwangerschft, keinerlei Stress haben sollen, da das Kindlein sich oftmals, auch wegen solcher Gefühlsregungen, auf den Weg macht.

Doch hatte sie Denas "Lebenswandel" nur kurzzeitig verletzt. So tief verletzt, dass Karolyn in dem Moment tausend Stiche im Herzen fühlte. Ihre größte Angst hatte sich ihr vor Augen geschoben. Ihre Dena veränderte sich. Sie wurde ein anderer Mensch und Karolyn bekam es nicht einmal mehr mit.

Dena wollte nicht mehr zähmen. Sie wolle keine Tiere mehr in Gefangenschaft halten - und Colins "Mutter" war mit dieser Einstellung wohl mehr als einverstanden.
Kurz verzog sich Karolyns wohlgeschwungener Mund.
"Mutter- pah.... .sowas kann man doch nicht Mutter nennen..." murrte sie leise und streckte noch einmal kurz den Rücken aus.

Natürlich hatte Dena nicht verstanden, warum Karolyn dies so schmerzte. Das Denas Tätigkeit als Zähmerin sie als Mensch nicht ausmachte- das wusste Karolyn! Doch war es damals doch eine Art Lebenstraum der beiden gewesen.
Unabhängig von anderen Leben... ihren eigenen Hof haben. Platz für Denas Tiere, für Karolyns Garten... Platz für Lagerfeuerfeiern.... und nun fiel der Platz für Denas Tiere vollkommen weg. Ein kleiner Teil ihres gemeinsamen Traumes schien zerstört- gar noch von Rhodena verabscheut.
Natürlich machte Dena das nicht als Mensch aus! Aber Karolyn hatte ihren Frauen-Traum nun mal geliebt. Und das Dena diesen Weg "schon lange" nicht mehr gehen wollte, hatte Karolyn nicht gewusst. Und das schmerzte wohl am meisten. Dena beschritt Wege, die Karolyn nicht kannte. War sie nicht mehr ein Lebensinhalt von Dena?

Seufzend schüttelte Karolyn sich diesen Gedanken ab. Natürlich war sie das noch! Dena hatte nun einfach..... zu viel zu tun. Erstens mit dem kleinen Ian und zweitens mit.... dem verrückten Colin.
Ein leises Brummen entfleuchte ihrer Kehle. Ungern ließ sie Colin in ihre Gedanken. So sympathisch und wundervoll er früher gewesen war- so abweisend und seltsam war er heute. Es schien keinen Weg zu geben, an ihn heran zu kommen- und Karo wollte es eigentlich auch gar nicht. Er war ihr viel zu.... unheimlich.
"Du musst lernen ihn zu akzeptieren Liebes..." wisperte Karolyn leise in den Raum, Denas gestrige Worte wiederholend.
Ja.... das müsse sie versuchen. Aber ihr wurde ganz schlecht, wenn sie daran dachte, er würde den kleinen Ian irgendwann mit zu dieser... "Mutter" nehmen. Ian war eben nicht nur der Sohn ihrer Liebsten... er war ein Familienmitglied! Und Karo würde alles für seine Sicherheit tun!
Doch hatten Dena und Karolyn sich mit einer liebenden Umarmung und einem Lächeln verabschiedet... egal was war, was ist und was kommen würde.... sie waren einfach seelenverwandt und im Grunde wusste Karo, dass niemand ihrer Freundschaft etwas antun konnte. Sie war momentan nur.... sehr empfindlich.

Kurz zog sie die Brauen zusammen und zischte in den Raum. "Autsch..." sie legte die Hand auf ihren prallen Bauch und tätschelte ihn kurz, als wolle sie ihn beruhigen. "Tret Mama nicht so...." wisperte sie und atmete einmal tiefer durch als der Schmerz langsam abebbte.

Die Verhandlung gestern hatte Karolyn im Nachhinein zum Denken angeregt. Der arme Herr Dagisto.... er hatte eine Verrückte geheiratet, ohne es zu wissen. Oder war sie gar mit dem Dämon im Bunde, der bei ihrer Hinrichtung aufgetaucht war?! Vorstellbar war es...

Seufzend schüttelte Karolyn den Kopf. Die Angst die sie gestern verspürt hatte, als der Dämon so grausam lachte, war... lähmend gewesen. Eigentlich wusste sie kaum noch, was gestern gewesen war.... außer, dass sie bei der Dame Se'Dor mit Kyra gewesen war. Sie hatten zusammen gebetet und sich Stickmuster angesehen. Stickmuster!!! Bei dem Gedanken musste Karolyn leise kichern. Wie blöd es doch war.... sich Stickmuster anzusehen, wenn ein Dämon in der Stadt wütet?! Doch wussten die Frauen sich nicht anders zu helfen und wollten sich so einfach nur ablenken.

Gestern war auch der Tag, an dem sie das erste mal wirkliche Muttergefühle für Avinia verspürte. Es waren nicht gerade die schönsten Muttergefühle, denn das Gefühl das in ihr aufloderte, nennt sich wohl Sorge.
Absolute Sorge um Avinias Sicherheit. Also machte sie sich, so geschafft und geschwächt Karo auch gewesen war, auf den Weg um nach Avinia zu sehen. Doch schlief die kleine Maus tief und fest. Erleichterung und Müdigkeit hatte Karolyn überschwemmt und sie war neben Avinias Bettchen auf dem Boden eingeschlafen.

Seufzend erhob Karolyn sich und verzog nochmal kurz die Brauen als sie ein leichtes Ziehen im Bauch spürte. „Ich sollt mich wohl hinlegen....“ wisperte sie leise in den Raum und humpelte in den Verkaufsraum. Einige Momente würde sie noch abwarten, ob Herr Omir die Pfeile abholen würde, dann würde sie sich Avinia schnappen und zum Landanwesen gehen. Sie wollte unbedingt in Denas Nähe sein.... es zog sie gerade in diesem Moment zu ihrer Liebsten...
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Alt 18.08.2009, 12:49
Wer Schmetterlinge lachen h
#60
Karolyn von Britain
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Es hatte sich so unheimlich viel geändert. Allerdings nicht zum Negativen. Ganz im Gegenteil, es entwickelte sich alles sehr zufriedenstellend.

Zum einem war da nun dieses kleine Wunder, das begann die Welt mit einem zahnlosen Lächeln zu bezirzen.

Wie soll man die Liebe zum eigenen Kind in Worte fassen?! Für Karolyn war diese Aufgabe absolut unmöglich. Ihr fehlten oftmals die Worte wenn sie den kleinen Yannick ansah, ihn berührte ihn roch- er riecht so himmlisch!!!!
Diese Liebe, die sie für Yannick empfindet, ist göttlich. Ja, letztendlich müssten Priester ihren Gott so sehr lieben, wie Karolyn ihren Sohn liebt – denn nur das ist wahre, pure Liebe, das sah Karolyn nun ein.

Yannick war mittlerweile fast zwei Monate alt. Immer wenn Karolyn sich zu ihm hinabbeugte, um ihn auf den Arm zu nehmen, begann der Fratz zu grinsen. Wohl das hübscheste Grinsen, das Karolyn je gesehen hatte! Und wenn sie ihn wieder in die Wiege legte, zappelte er, angestrengt atmend, mit Beinchen und Ärmchen.
Immer wieder huschte ein Schmunzeln über Karolyns Lippen. Scheinbar wusste der kleine Mann schon ganz genau, was er nicht möchte- herumliegen und nichts tun.

Oftmals trug Karolyn ihren Sohn einfach herum. Sie stellte sich an ein Fenster und erklärte ihm dies und das. Und der Kleine hielt still, guckte unkoordiniert ihrer Hand nach und schien sich wohl zu fühlen.

Im Allgemeinen war Yannick bisher ein sehr unkomplizierter und ruhiger Säugling. Er schrie eigentlich nur, wenn er hunger hatte. Oder wenn sie nach ca. 30 Minuten „im-Bett-herumzappeln“ nicht auftauchte, um ihn an sich zu nehmen.
Da hatte es ihre liebe Freundin Rhodena um Einiges schwerer. Ihr kleiner Ian hielt Dena ganz schön auf Trapp! Er schrie viel und schlief wenig. Ganz anders ihr Yannick… gut, er wachte auch etwa drei bis fünfmal in der Nacht auf. Doch wenn er etwas Milch getrunken hatte, schlief er gleich wieder zufrieden ein. Es schien so, als würden Menschen sich schon in diesem jungen Alter unterscheiden. Waren das nun Andeutungen auf den Charakter… oder des Temperamentes?

Karolyn hob kurz die Schultern und trocknete weiter einen Teller ab. Momentan stand sie in ihrer neuen Taverne – zur frischen Brise. Taverne und Bognerladen in einem Haus. Eigentlich hielt Karolyn sich den Großteil des Tages hier auf. Oft nahm sie den kleinen Yannick mit sich. Er war einfach ruhiger, wenn er bei seiner Mama war. Und wenn er nur auf einer Decke auf dem Boden lag und sie abwaschen hörte.
Die Taverne war noch nicht eröffnet und Karolyn war sich auch noch nicht sicher, wie sie dies und vor allem wann sie dies machen wollte. Irgendwann… und es würde gute Scholle zur Eröffnung geben, die Idee lauerte bereits in ihrem Kopf.

Der Bognerladen lief eigentlich auch sehr gut. Sehr gut sogar! Erst vor einigen Tagen erhielt sie einen sehr großen Auftrag. Da müsste sie nun wirklich viel schnitzen, um all das fertig zu kriegen. Nebenbei dann noch die Taverne… Yannick und Avinia… und Bolwen dann auch noch irgendwann.

Ihr lieber Bolwen… ihr großer, lieber Held. Er war nicht nur ihr Held – sie musste sich Bolwen wohl mehr mit anderen teilen, als viele andere Ehefrauen ihren Ehemann teilen müssen. Doch war es in Ordnung. Einige hatten Karolyn schon darauf angesprochen, ob Bolwen ihr die Aufmerksamkeit schenkte, die eine Ehefrau braucht. Doch- ja. Für Karolyn reichte es absolute. Bolwen nahm sich jeden Tag nach dem Dienst seine Zeit für die Familie. Bewundernswert war, dass er keinerlei Stimmungen mit nach Hause brachte. Karolyn war sich sicher, dass er zu diesen Zeiten gereizter oder missgelaunter sein müsste… aber er war es nicht. Ganz im Gegenteil! Er herzte Avinia, Karo und Yannick und genoss die Zeit mit seiner Familie. Und Karolyn selbst genoss die Zeit mit Bolwen und den beiden Kindern ebenso. Es war eben immer etwas Besonderes. Und das verhinderte vielleicht zugleich, dass sich Routine in die Ehe schlich. Was Karolyn viel schlimmer finden würde!
Es war in Ordnung, dass Karolyn die meiste Zeit mit Avinia und Yannick allein verbrachte.

Avinia wurde hübscher und hübscher. Ein blonder Engel wuchs dort heran mit einem aufrichtigen Charakter. Bei der „Yannick-Begrüßungsfreier“ hatte sie Schmuck von Ashari Se’dor und Edwen von Bregoras geschenkt bekommen. Wie stolz sie war… wie eine kleine Dame! Man konnte bereits erahnen, dass Avinia alsbald zur Frau werden würde. Ein sehr seltsamer Gedanke!!! Avinia würde Kurven kriegen, neue Interessen entwickeln und sich Gedanken über die Welt machen. Eine spannende, aber sehr schwierige Zeit- denn es würde sich Avinias erwachsener Charakter in das kindliche Gemüt schleichen und das brachte oftmals Verwirrung und Unsicherheit mit sich! Karolyn war gespannt und besorgt zugleich- wie diese Zeit werden würde!

Vor gut vier Jahren hätte Karolyn all dies nicht für möglich gehalten. Sie war Ehefrau von Bolwen, Mutti von Avinia und nun auch Mutter eines Sohnes. Sie hatte auf einmal eine riesige Familie hier! Sianne, Sorben und ihr Töchterchen, Bolwen, Avinia und Yannick- natürlich noch Rhodena mit dem kleinen Ian! Und die Familie, wuchs. Sianne trug immerhin einen Säugling im Bauch!

So schwer die Zeiten auch wahren… eine Bedrohung aus dem Süden- die Werwesen die ihre Dena klauen wollten… all dies würde schon überstanden werden, da war sich Karolyn sicher. Letzendlich gibt es eben doch einen Plan- vom Himmel aus gesteuert. Man geht durch Höhen und Tiefen und reift an beidem.
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Alt 27.08.2009, 09:00
Das Leben ist wie zeichnen - nur ohne Radiergummi.
#61
Karolyn von Britain
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Kurz verzerrte Karolyn ihr Gesicht, als sie sich erhob.
Wie lange saß sie nun auf dem Holzboden… zwei Stunden… drei?

Ihr Blick strich zum Fenster. Nein, es muss länger gewesen sein. Die ersten Sonnenstrahlen bedeckten bereits das Land in herbstgüldenen Glanz.
Die ganze Nacht über hatte sie bei Bolwen, im Heilerhaus, verweilt. Ihr Held….

Seufzend rieb sie sich ihren gefühllosen Po und streckte sich danach leise. Bolwen lag noch immer in seinem Bett… sein Oberkörper lag frei. Er atmete und vor allem hatte er wieder etwas Gesichtsfarbe. Nach einem sanften Küsslein, auf Bolwens Stirn, schlich sie, humpelnder Weise, aus dem Zimmer, um auf einem Stuhl im Vorraum niederzulassen.

Ihr ganzer Körper fühle sich müde und ausgesaugt an. Karolyn hatte das Gefühl von einer Nacht auf die andere mindestens fünf Jahre gealtert zu sein. Das Schicksal hatte ihr wieder mal einen Streich gespielt… und es heißt doch, wenn es am Schönsten ist, soll man aufhören?! Welch beschissener Satz….

Karo runzelte wütend die Stirn und ballte die schlanken Hände zu Fäusten. Der Tag hatte so schön begonnen! Bolwen hatte ihr eine Kette und wunderschöne Blumen geschenkt... ihr erster Hochzeitstag.... Doch dann... DAS.....

Wie konnte Nadirah es wagen, ihrer Familie so etwas anzutun?!
Was, bei allen Dämonen der Welt, hat sie dazu angetrieben, ihr vergiftete Backware zur Eröffnung der Taverne zu schenken?! Gerade nun, wo Karolyn Nadirah irgendwo begann zu… akzeptieren.
Nadirah war in Karolyns Augen, schon immer ein sehr seltsamer Mensch gewesen. Nadirah war einfach alles das, was eine Frau, in Karolyns Augen, nicht sein sollte.. gar nicht sein kann. Karolyn konnte diese Frau nicht einschätzen, sie konnte sie nicht verstehen und sie wusste nicht, wie sie mit ihr umgehen sollte.
Doch als Nadirah ihr diesen Geschichtsschleier machte… begann Karo diese Abneigung abzulegen und gegen freundliche Neutralität auszutauschen.
Und nun….?!

Eine dunkelhäutige Frau kam zur Eröffnung hinein und hatte Karolyn dieses Backwerk gegeben – im Namen von Nadirah. Als Geschenk, für die Eröffnung.

Kurz stellten sich all Haare auf Karolyns Armen auf. Eine Mischung aus Wut, Verzweiflung und Verwirrung ließ ihre Wangen rot aufglühen.

Bolwen hätte sterben können!!! Er starb nicht, weil sein Körper und sein Wille stark waren. Er hat zwei Entgiftungssäfte getrunken und trotzdem zuckte sein Körper und selbst mit dem heilenden, elfischen Gesang von Rhaw stöhnte er immer wieder schmerzvoll auf…. Nicht auszudenken, wenn Avinia diesen Kringel gegessen hätte?!!!

Karolyn schloss schnell die Augen um diesen Gedanken nicht weiterzudenken.

Nun sollte sie sich lieber ganz darauf konzentrieren, dass es Bolwen bald wieder besser ging. Vielleicht würde er ja bald aufwachen? Avinia und Sianne… sie sollten bescheid wissen… Karolyn nahm sich rasch Feder und Papier zur Hand und schickte die Briefe sogleich zu den beiden.

Danach zog sie sich ihren Mantel über… schaute noch einmal kurz in das Zimmer von Bolwen. Er schlief ruhig und tief…. Wann würde er nur endlich aufwachsen?!

„Ich hole erst einmal unseren Sohn mein Schatz… doch danach bin ich gleich wieder da…versprochen“ flüsterte sie in den Raum und eilte, um Yannick von Valentina abzuholen.
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Alt 15.09.2009, 11:34
Liebe ist Freiheit von Bindungen. Wo Bindungen bes
#62
Karolyn von Britain
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Seufzend setzte Karolyn sich auf den Boden ihrer Taverne und lehnte sich an die Wand. Sie hatte den ganzen Vormittag Schnee geschippt und das Fenster provisorisch reperiert.

Allein....

Langsam schlossen sich Karolyns Augen und sie holte durch die Nase tief luft um diesen schmerzhaften Klumpen aus dem Hals zu vertreiben, der immer dann aufkam, wenn sie an Dena dachte... wenn die Angst, Wut und Trauer wieder in ihr aufstieg.

Sie hatte Dena nun schon einige Wochen nicht mehr gesehen. Einige Wochen sind wie Jahre in der Freundschaft der beiden.

Ob eine Freundschaft überhaupt noch existiert?

Nachdenklich besah Karolyn sich den "Ehering" den sie mit Dena ausgetauscht hatte. Karolyn hatte Dena vor Jahren ein Gedicht geschrieben, es ihr aufgesagt und danach hatten sie die Ringe ausgetauscht. Als Zeichen ihrer freundschaftlichen Liebe und als Zeichen dafür, dass all das immer halten würde.

Hällt es noch? Ist diese abgrundtiefe Liebe noch da? War Karo Dena wirklich noch so wichtig, wie damals?

"Nein..." wisperte Karolyn und lehnte seufzend den Hinterkopf an die Wand wobei sie geradeaus guckte. Sie war sich mitlerweile sicher, dass diese innigen Gefühle der Frauen abgeebbt war... denn sie mussten die Liebe im Herzen mit Männern... und vor allem mit Kindern füllen. Da blieb kein Platz für nur _eine_ Person... so, wie es damals war.

Seitdem Karolyn Dena ans Herz legte... dass Colin etwas gefährliches ist... das er nicht er selbst ist war absolute Funkstille. Karolyn hatte versucht an Dena heranzutreten... sie hatte ihr einen Brief geschrieben, doch erhielt Karolyn nie eine Antwort. Wenn Dena keinerlei Interesse an einer Klärung hat... und lieber mit diesem Wolfsmann herumrennt und sich und Ian in Gefahr bringt... bitte!

Seufzend drückte Karo sacht auf ihren Bauch. Schon wieder diese Stiche wenn all diese Gefühlsmischung auf sie einprallten... wenn sie an Dena dachte.

Sie versucht diese Gedanken in ihrem Alltag so gut es eben ging fernzuhalten. Und das klappte auch sehr gut! Die Kinder, die beiden Haushalte, der Bognerladen und die Taverne- alles hielt Karolyn auf Trapp und jeden abend fiel sie wie tot ins Bett- und genau das war beabsichtigt. Sie wollte abends nicht noch im Bett liegen und womöglich nachdenken... denn ihre Gedanken würden unweigerlich zu Dena wandern.

Was macht sie jetzt?
Denkt sie an mich?
Geht es ihr gut?
Geht es Ian gut?
Liebt sie mich noch?
Ob sie den Ring wohl auch noch trägt?
Warum antwortet sie nicht auf meinen Brief?
Verbietet Colin ihr den Kontakt zu mir?
Warum bin ich so stur und klopfe nicht einfach bei ihr?
Warum tut sie es nicht?
Endet so etwa eine Freundschaft....?

Leise Tränen strichen über Karos Wangen, die sie schnell aber wieder wegwischte.
Die Verzweiflung in ihrem Herzen wurde von Moment zu Moment größer... doch verdrängte sie all dies. Nichteinmal Bolwen hatte sie davon erzählt... und sonst hat sie ja niemanden, dem sie ihr Herzleiden anvertrauen würde... außer eigentlich ihrer Dena!

Mit leicht gerunzelter Stirn erhob Karolyn sich wieder und humpelte in die Küche.

Sie hatte im Laufe ihres Leben gelernt mit Verlusten zu leben... und sie müsse wohl auch lernen, mit dieser Situation zu leben...
Ihre Dena war nicht mehr ihre Dena. Sie war Colins Dena... und Ians Dena...
So wie Karolyn nun Bolwens Karolyn war... und Avinias und Yannicks.. nicht mehr Denas Karo...

Doch wenn so eine solche Freundschaft auseinander gehen sollte.... dann wär dies wirklich sehr traurig... sehr traurig und vor allem Verschwndung.
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Alt 17.09.2009, 08:17
Was morgen mit der Welt passiert, h
#63
Karolyn von Britain
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Strahlend sah Yannick zu seiner Mama auf, welche ihm liebevoll zulächelte.
Er saß - etwas wackelig zwar, doch er saß ganz allein! Er hielt seine Männerpuppe am linken Bein wobei Yannick sie immer wieder etwas vor und zurück schwenkte und vergnügt aufgluckte, wenn er um seine eigene Balance kämpfen musste.
Eben noch waren Mutter und Sohn in der Wanne. Yannick liebte das baden und freute sich, wenn er durch Armwedeln herumspritzen konnte.
„Hach…. Wie sehr ich dich doch liebe….“ Wisperte Karolyn dem kleinen Jungen zu und erhob sich etwas umständlich vom Fell vor dem Kamin und ging zur Bar um sich einen Saft zu Holen. Yannick guckte seiner Mama mit großen, blauen Augen nach und verzog den Mund, als würde er jeden Moment losweinen. „Ich bleib hier…..“ sprach Karolyn schmunzelnd über die Schulter und Yannick verlor den Trotz im Blick und wedelte wieder mit der Puppe umher. In letzter Zeit schrie er immer wieder protestierend, wenn Karolyn nur den Raum verließ. Und er hatte Ausdauer! Zuerst hatte Karolyn sich ja Mühe gegeben nicht nachzugeben. Er musste ja auch mal mit Bolwen und Avinia allein daheim bleiben können. Doch er schrie und schrie- so lange, bis er heiser wurde und auch aus Schmerzen schrie. Also hatte Karolyn es aufgegeben und schleppte ihren Sohn nun immer, wenn er nicht gerade schlief, mit sich.
Karolyn setzte sich auf einen der Hocker an der Bar und sah zu ihrem Sohn hinüber, der seine Aufmerksamkeit nun dem Puppenkopf schenkte. Immer wieder griff er in das Haar und zog angestrengt seufzend daran.
Nun war ihr kleiner Yannick fast ein halbes Jahr alt. Viel hatte sich seither verändert… vor allem natürlich die Nähe zu ihrer Rhodena… die sich verringert hatte.
Seltsam… dabei hatte Karolyn sich während der Schwangerschaft so sehr darauf gefreut… Sie und Dena würden gemütlich in der Stube sitzen, etwas Tee trinken und die beiden Kinder würden wie Geschwister aufwachsen. Doch war es nicht so… die beiden Jungen kannten sich kaum… nein, eigentlich kannten sie sich gar nicht.
„Das wird sich schon ändern….“ Sacht lächelnd trank Karolyn einen Schluck vom Himbeersaft und schloß für einen ganzen Moment lang die Augen.

Sie war gestern bei Dena. Dena hatte ihr eine Einladung zukommen lassen – endlich! Und natürlich war Karolyn der Einladung gefolgt. Es war ein beklemmendes und zugleich vertrautes Gefühl neben Dena zu sitzen. Sie roch noch immer so… denarisch! Karolyn konnte in diesem Duft, der von Rhodena ausging, baden… so vertraut und herrlich war er. Doch waren beide Frauen anfangs etwas beklemmt und unsicher. Keiner wollte etwas Falsches sagen – und doch gab es so viel zu reden.
Als dann Colin in das Haus kam, kippte Karolyns Stimmung. Sie fühlte sich ein wenig verraten und zugleich fühlte sie sich in die Enge getrieben. Dena wollte nicht, dass Karolyn sich so fühlte… doch hörte Karo von Colin nur Anschuldigungen. Das sie schuld seie, dass die Freundschaft abebbt, sie seie Schuld, weil sie der Beziehung keine Chance gibt. Sie seie schuld, weil sie giftig und naiv ist……

„Giftig und naiv…“ Karo runzelte kurz die vernarbte Stirn und öffnete ein Auge um kurz einen Blick auf ihren Sohn zu erhaschen der nun auf dem Rücken lag und an seinem linken Fuß herumlutschte.
Naiv wurde ihr schon vorgehalten, seit dem sie lebt. Doch giftig…. Wann war sie jemals giftig zu Colin oder Dena gewesen? Vielleicht- und auch nur vielleicht: im Streit. Aber das kam sehr selten vor und es war normal…. Menschlich!
„Egal….“ Brummte Karolyn leise und schloss die Augen wieder um ihren Gedanken freien Lauf zu lassen.

Sie hatte sich trotzdem dem Gespräch mit Colin gestellt…. So gut es in diesem Moment möglich war. Unheimlich viele Gefühle prasselten auf Karolyn ein… die Liebe zu Dena, die Abneigung dem „Etwas“ gegenüber, dass mal Colin war, die Wut über die Anschuldigungen, die Angst, etwas Falsches zu sagen und noch so viel mehr!
Doch sie hatte sich dem gestellt und versucht, all diese Gefühle zu unterdrücken. Doch natürlich kamen sie irgendwann doch hervor. Karolyn weinte und wollte einfach nur weg. Sie wollte sich dieser quälenden Situation entziehen und einfach nur heim… zu Avinia…Bolwen und Yannick. Doch blieb sie- denn sie wollte nicht noch einmal im Streit von Dena gehen. Dann kam eine Frau zu besucht, mit ungewöhnlich rotem Haar. Karolyn hatte sie noch nie gesehen, doch Dena und auch Colin kannten sie scheinbar. Sie übergab Colin einen weißen Wolfswelpen und bat ihn, den Kleinen großzuziehen, er sollte ein Begleiter für Ian werden.
Karolyn wurde nur langsam und Stück für Stück klar, wer da mit im Raum stand. Und je mehr sie es realisierte, umso blasser wurde sie.
Das war Colins…. „Mutter“.
Unfähig auch nur irgendwas dazu zu äußern…. Ließ Karolyn es einfach sein. Weder mit Colin noch mit Dena sprach sie danach über diese….Frau.
Karolyn widmete ihre Aufmerksamkeit kurz dem schlafenden Ian- wie herrlich gewachsen er war!... und verabschiedete sich dann.
Letzendlich hatten Dena und Karo sich umarmt, sich ihre Liebe gestanden und Besserung bekundet. Wenn Dena von Karolyn verlangte…., dass sie all das akzeptierte, dann musste Karolyn dies tun. Wenn sie Dena nicht verlieren möchte, dann muss sie Colin als das, was er nun ist „verstehen“.

Seufzend erhob Karolyn sich und stellte den Becher Saft auf die Theke. Yannick schrie empört und zappelte mit den Armen. „Du bist nen kleiner Dickkopf Yannick…“ murmelte Karo leise und half dem Jungen, sich hinzusetzen- der gleich darauf wieder zufrieden die letzten Wuttränen wegblinzelte.

Karolyn würde versuchen all das zu akzeptieren- und sie würde auch versuchen, alles zu verstehen… sie würde es wirklich! Sie würde für Dena in die Hölle schreiten, wenn es nötig wäre. Doch war all das nicht leicht…. Denn Colin war in Karos Augen kein Mensch mehr. Und vor allem nicht mehr das, was sie einst so sehr an ihm geliebt hatte. Er war… anders. Kalt… wie ein Stein. Unmenschlich und… einfach nur beängstigend. Er sah einen immer so stechend an, das gefiel Karolyn gar nicht. Und vor allem – Karolyn war sich sicher, Colin mochte sie auch nicht. Das erleichterte es Karolyn nicht unbedingt diesem…. Fremden Colin offen entgegenzutreten. Doch sie wird es versuchen!!! Sie wird es versuchen und gleich heute nach Dena schauen…. Es musste einfach klappen!

Nun musste sie sich aber wieder ihrem Sohn widmen, wobei nein- eigentlich musste sie sich ihrer Arbeit widmen. Sie wollte noch einige Schäfte schnitzen, denn einige Kunden warteten noch auf ihre Arbeit. Und sie wollte keinen zu lange warten lassen!
Dann die Taverne… vielleicht würde Valentina sie ja irgendwann öffnen? Vielleicht heute? Es wäre schön! Zu schade, dass Karolyn kaum Zeit findet um diese Taverne kontinuierlich zu führen. Doch noch hatte Karo sich nicht durchgerungen, irgendwen einzustellen- denn „irgendwer“ vertrat sicherlich nicht ihre Lebensphilosophie. Doch man würde sehen… vielleicht würde sie doch bald wen einstellen…
Dann war da noch die Idee vom Handelsbeautragen der Stadt Britain- oder des Herzogtums? Die werte Ahari Se’Dor hatte Karolyn diesen Floh ins Ohr gesetzt- und die Idee gefiel Karolyn immer mehr. Doch gab es bereits wen, der dieses Amt bekleidete- und Karolyn wollte natürlich nicht, das irgendwer seine Arbeit verlor- wegen ihr. Von daher ließ sie dieses Thema ruhen, hatte es im Hinterkopf und Bolwen auch schon geäußert… doch drang weder sich noch sonst wen dazu- zu handeln.

Schmunzelnd stülpte sie Yannick die Wollmütze auf den blond behaarten Kopf und nahm ihn auf den Arm. „Dann ab in den Laden mein Schatz….“
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Alt 03.12.2009, 08:23
"Ist es nicht seltsam, dass wir vom Gl
#64
Karolyn von Britain
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aber vom Unglück denken, es wäre nicht gerecht?"



Viel Zeit war verstrichen. Der Sommer ging, der Herbst kam… der Herbst wandelte all die Blätter in rote, braune und gelbe Schönheiten und vielen, eines nach dem anderen, langsam gen Boden um im Matsch, den der Regeln mit sich brachte, zu verenden.

Karolyn saß auf einem Fenstersims. Die Arme um die Knie geschlungen, das Kinn auf eines der Knie abgelegt sah sie den Blättern, unten vor der Residenz, beim sterben zu.

Wie lang war der Überfall nun her?
Sie wusste es nicht einmal mehr genau. Sie wusste nur, dass sie seither nicht mehr den Mut fassen konnte, hinaus zu gehen.

Immer wieder kniff sie ihre Augen fest zu. Ein Außenstehender würde wohl denken, sie leide an einem Tick. Doch das tat sie nur, um die dunkle Stimme aus dem Kopf zu verbannen, die ihr immer wieder zuflüsterte, sie habe es verdient. Ihr, ach so geliebter Glaron, habe wieder einmal nicht auf sie acht gegeben – ganz im Gegenteil. Er hat diese bösen Menschen zu ihr geführt um sie wieder einmal zu quälen.

Ein tiefes Seufzen entglitt ihrem Mund und sie wischte, eher routiniert, als absichtlich, Tränen aus beiden Augenwinkeln.
Natürlich versuchte Karolyn vor Avinia und Yannick normal zu sein. Da Karolyn aber alles andere als normal war, hatte sie beiden Kindern erklärt, dass sie wohl etwas krank war und sie sollen sich nicht sorgen, wenn Mama mal etwas komisch ist.

Auch Bolwen gegenüber versteckte sie ihren fehlenden Lebensmut, so gut es eben ging. Doch da er sehr viel arbeiten musste, musste Karolyn sich nur ein paar Stunden am Tage vor ihm verstellen. Ob er es merkte….? Sicherlich.

Letztendlich musste Karolyn versuchen auszuhalten. Bisher hatte sie es immer geschafft, sich aus diesem Gefühlssumpf herauszuziehen. Mit der Hilfe, ihrer Liebsten. Sie durfte diese Stimme einfach nicht zulassen. Und wenn sie die Augen zukniff und in Gedanken so laut schrie, übertönte sie die Stimme… bis sie für eine Zeit nicht da war.

Seufzend erhob Karolyn sich vom Fenstersims und humpelte in das Schlafzimmer zurück, um ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzusehen.

Schlafen.

Wie gut, dass sie unfähig war zu träumen. Wenn sie schlief, dann hatte sie das Gefühl dem Leben einen Moment zu entfliehen. Und dieses Gefühl tat sehr gut.

Wenn Bolwen nicht wäre…. Und die Kinder… und Dena… dann…
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Geändert von Karolyn von Britain (21.12.2009 um 11:55 Uhr).
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Alt 21.12.2009, 12:43
"Philosophisch betrachtet ist das Leben ein D
#65
Karolyn von Britain
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...mit dem Schicksal schlagen."


Auf der einen Seite war alles gut.

Karolyn hatte es überwunden, zitternd im Zimmer zu sitzen. Sie hatte die Zeit überwunden, in der ein Lächeln in den Wangenmuskeln so sehr schmerzte... denn es war die pure Lüge.
Sie hatte es überwunden Nacht für Nacht weinend oder schreiend zu erwachen und sie hatte es überwunden, die dunkle Stimme verdrängen zu müssen.
Der Angstpegel, der ihr Leben mitbestimmte hatte sich wieder dahingehend eingepegelt, dass sie ein annähernd normales Leben führen konnte.

Sie arbeitete wieder in der Brise, sie ging den Aufgaben des Haushaltes nach und schaffte es gar mit Bolwen herumzualbern, ohne, dass es ihrem Herzen schmerzen zufügte.

Von daher - war eigentlich alles in Ordnung.

Doch gab es dann doch etwas, das ihr Herz zerriss.

Ihre geliebte Dena... würde eine Zeit bevorstehen, die Karolyn erschaudern ließ- beim bloßen Gedanken daran.

Colin war tot und sie musste es Dena irgendwie beibringen. Karolyn selbst trauerte nicht um _den_ Colin, der er seit ein paar Jahren war. Karolyn trauerte um den alten Colin. Ihr Prinzchen... aber das tat sie, seitdem er sich verändert hatte. Deshalb war der Verlust Colins für sie nichts Neues.
Doch Dena.....
Dena liebte Colin wohl so, wie Karolyn Bolwen liebte. Und Karolyn würde... zerbrechen, würde Bolwen sterben. Deshalb zerbrach es Karo das Herz- wenn sie an den Schmerz ihrer geliebten Freundin dachte. Denn der Schmerz würde Dimensionen annehmen, die unvorstellbar waren!
Natürlich würde Karolyn für Dena da sein. Sie würde in das Landanwesen zurück ziehen um Dena so nahe wie möglich zu sein. Sie würde ihr die Tränen abtupfen, die würde Dena waschen und füttern. Sie würde alles für ihre Dena tun! Doch bitte- bitte bleibt Dena am leben. Und bitte - bitte findet sie irgendwann wieder ihren Lebensmut zurück! Wenn nicht für Karolyn- dann für Ian... ihren Sohn.

Rasch wischte Karo sich die Gänsehaut von den Unterarmen, die sich bei den bloßen Gedanken aufgestellt hatte.
Bald wird sie Dena, mit Bolwen zusammen, von den... Geschehnissen - von dem Mord an Colin erzählen. Sie würde Dena den Armreif Colins geben und... sie würde mit Dena zusammen, ein Stück weit zerbrechen und darum beten, dass sie Dena irgendwie etwas Schmerz abnehmen könnte!!!

Doch auf der anderen Seite ging es ihr doch eigentlich gut. Und sie hatte sich vorgenommen, nicht all zu sehr zu brechen... sie wollte positive Kraft sammeln. Denn das musste sie... auch für Dena.

Mit einem kurzen Nicken quitierte Karo ihr Vorhaben und deckte Yannick leise zu, der endlich eingeschlafen war.

Sie würde weiterhin die Brise leiten, weiterhin den Bognerladen führen und Bolwen eine gute Ehefrau sowie den Kindern eine gute Mutter sein. Auch... wenn sie in nächster Zeit sehr viel Zeit bei Dena verbringen würde...
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Alt 13.01.2010, 13:16
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber...
#66
Karolyn von Britain
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wir haben nicht alle den gleichen Horizont.


Viel war geschehen. Zu viel um es wirklich zu verarbeiten. Karolyn saß auf einem der Sessel vor dem Kamin im Wohnraum der Residenz und schaute matt und müde in die Flammen. Eigentlich hatte sie sich den Frühling schöner vorgestellt. Sie hatte die Hoffnung gehabt dort Ausflüge mit den Kindern zu machen… sie hatte sich vorgenommen darauf zu achten, wann die ersten Blüten ihre Köpflein öffneten. Doch das hatte sie nicht.

Ihre Rhodena war fort.
Sie hatte Karolyn lediglich einen Brief gesand in welchem Dena versuchte, sich zu erklären und sich zugleich verabschiedete. Karolyn verstand den Brief gar so, dass Dena vielleicht nicht mehr wiederkommen würde. Ein Brummen drang aus Karolyns Kehle, ohne das sie es bemerkte. Lediglich Yannick bemerkte es, der gerade dabei war eine Blaubeere nach der anderen wegzumampfen.
Eine Mischung aus Wut, Enttäuschung, endloser Liebe, Mitleid, Zuneigung und zugleich Verachtung brodelte in Karolyn, wenn sie an Dena dachte. Wie konnte Dena sich _so_ verabschieden. Mit einem Brief?! Wie konnte Dena annehmen, dass Karolyn so etwas akzeptieren konnte? Karolyn wusste, warum Dena diesen Weg des Abschiedes genutzt hat. Rhodena wusste ganz genau, dass Karolyn sie niemals hätte ziehen lassen. Zumal jetzt nicht. Wo ihr Lebensmut so schwach war… war ihr geliebter Colin doch tot.

Schnell rubbelte Karolyn sich über das vernarbte Gesicht und seufzt leise ein „hach Dena du Dummerle…..“ Dann schwiff ihr Blick zu Yannick der seine Mama, auf dem Boden sitzend, noch immer anschaute. Seine Lippen und das Kinn waren ganz blau gesabbert und ein Spiechelfaden ließ sich gerade auf sein Hemdchen hinab. „Ach Yannick….“ Murmelte Karolyn schmunzelnd und schloss die Augen.

Yannick wurde seinem Papa immer ähnlicher. Die Augen, das Gesicht… vielleicht gar ein wenig die ersten Charakterzüge waren erkenntlich. Er war der Einzige in der Familie, der von all dem Schlechten das um sie herumschwebte am Wenigsten mitbekam. Doch er bekam etwas mit, das hatte Karolyn erkannt. Er fing an Karolyn zu rufen, wenn sie traurigen Gedanken nachging. Wollte er sie ablenken…? Was auch immer, ihr Sohn merkte, wenn es Karolyn schlecht ging und, so klein dieser Bursche auch war, seine Nähe tat Karolyn immer wieder gut.

Doch gab es Momente, in denen selbst seine Kulleraugen und seine nassen Küsslein nicht halfen. Zum Beispiel dann, wenn sie Bolwen verabschiedete.

Karolyn hatte natürlich gewusst, wen sie da heiratet. Doch nun, wo der Krieg irgendwo ausgebrochen war, zerbrach es ihr das Herz ihn immer wieder ziehen zu lassen.
Die Dunklen haben das Schloss eingenommen und hielten die Herzogin als Sklavin. Unvorstellbar… sie hatten bereits viele getötet und forderten unter anderem die Unterwerfung. Und Bolwen? Bolwen nahm alle Schuld auf sich. Er stand für alles gerade und Karolyn wusste, dass er sich Vorwürfe machte und an sich selbst zweifelte.
Er fühlte sich zum Teil als Versager und er würde alle Konsequenzen, die nach all dem folgen würden, auf sich nehmen.

Immer wieder versuchte Karolyn ihm eine gute Ehefrau zu sein. Sie sprach ihm gut zu, wollte ihm Mut machen und ihn helfen diese bösen Gedanken abzustreifen. Doch war das nicht leicht… denn es ist wie es ist- und das ließ sich nicht ändern.

Als die Audienz in der Residenz war ist es Karolyn selbst aufgefallen. Sie war und ist unfähig zu lachen oder irgendwelche Scherze zu machen. Sianne, Sorben und Kyra waren nach der Audienz noch hinauf gekommen und sie hatten sich unterhalten. Es war wahrscheinlich ein nettes Gespräch, denn alle, bis auf Karo, hatten hier und dort gelacht. Doch Karolyn hatte sich angestrengt. Sie wollte am Gespräch teilhaben. Ihr fiel allerdings nur ein, dass das Wort „Opa“ irgendwo unpassend ist. Es wirkt unheimlich lapidar und fremdartig. Warum sollten Kinder nicht von Anfang an die rechten Worte lernen? Yannick nannte Karolyn auch Mutter- ab und zu Mama. Und Bolwen war Vater- oder eben Papa. Doch das war Siannes Sache. Und Karolyn hatte weder Kraft noch Lust sich in dieser Meinung zu verteidigen. Denn Opa war doch viel einfacher auszusprechen – war die Meinung der Anderen.

Momentan lebte Karolyn ihre Tage. Und sie war immer wieder froh, wenn ein Tag zu Ende war. Denn war es nicht ein verstrichener Tag auf dem Weg zum… Ende? Zum Ende von dieser unangenehmen und uneinsichtigen Situation?! Die Kraft, die sie noch hatte schenkte sie Avinia, Yannick und Bolwen. Sie sprach das Nötigste und tat alles dafür, dass es den Kindern an nichts fehlte.

Aber nach Rhodenas Verschwinden war ein Teil von Karolyn gestorben. Ein Teil der sehr viel Platz in ihrem Herzen eingenommen hatte. Doch war das Trauern momentan unmöglich…. Denn sie musste ihre Kraft ja Bolwen und den Kindern schenken. Sie hatte die Verantwortung… die Verantwortung dafür eine gute Mutter und eine gute Ehefrau zu sein. Nicht mehr- und nicht weniger.
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Alt 28.01.2010, 11:14
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#67
Karolyn von Britain
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"In einem Monat wirst du schon zwei Jahre, mein kleiner Schatz...." wisperte Karolyn, dem kleinen schlafenden Jungen zu, der auf dem harten Holzboden mitten in der Küche lag.
Es war amüsant zu betrachten, wie sehr Yannick immer gegen die Müdigkeit ankämpfte. Er wollte nicht schlafen und tat alles um wach zu bleiben.
Nörgelnd und quengelnd folgte er Karolyn in tapsigen Schritten, beschwerte sich lauthals und kletterte immer wieder aus dem Kinderbett, wenn Karolyn ihn erlösen wollte.
Doch irgendwann übermante selbst Yannick die Müdigkeit und er schlief dort ein, wo er sich gerade befand. Und heute Mittag war es eben der Küchenboden.
Vorsichtig legte Karolyn eine Decke über seinen Jungenkörper und lächelte verliebt zu ihm hinab.

Er hatte heute viel Zeit in Avinias Zimmer verbracht. So groß der Altersunterschied auch war, Yannick vergötterte seine große Schwester. Er himmelte sie regelrecht an und wollte immer mit ihr mitgehen - egal, wohin Avinia hingehen wollte. Ob es Avinia wohl nervte?

Schmunzelnd erhob Karolyn sich wieder und setzte sich leise auf einen der Stühle in der Küche.

Zwei Jahre weilte der kleine Yannick nun auf dieser Welt. Zwei Jahre, in denen sehr viel passiert war.

Bolwen und Karolyn waren so fest zusammen gewachsen, wie Karolyn es nicht zu glauben vermocht hatte... Karolyn liebte die kleine Avinia mitlerweile wie eine eigene Tochter... Mit Sianne, Sorben und deren Kindern war alles wunderbar... Ja, das Familienleben war gut!

Das einzig gebrochene Stück in ihrem Herzen war jedoch bei Rhodena...irgendwo auf dem Festland.
Rhodena hatte sich seit dem letzten Brief nicht mehr gemeldet. Ob dies nun ein gutes oder schlechtes Zeichen war, wusste Karolyn nicht einzuschätzen.
Doch war es mitlerweile zu einem kleinen Ritual geworden, mindestens einmal am Tage an Rhodena zu denken. Sie sagte ihr in Gedanken guten Morgen und auch gute Nacht. Und ab und zu sprach sie in Gedanken mit Dena... und ab und zu erwischte sie sich dabei, eine Antwort zu erwarten.
Doch hatte es neben all dem Schmerz der Trennung auch etwas Gutes, dass Dena nun nicht mehr da war... Das hatte Karolyn mitlerweile begriffen....
Denn sie machte sich keine Sorgen mehr um Dena.
In der Zeit, in der Dena mit Colin zusammen war, hatte Karolyn sich immerzu Sorgen gemacht. Immer bekam sie Bauchstiche, wenn sie nur daran dachte, dass Dena mit Colin allein irgendwo war...
Zwar war Rhodena nun Tagereisen weit entfernt... doch ging sie einer Aufgabe nach, was ihr Leben ausfüllen könnte. Hoffentlich würde ihre liebe Freundin Rhodena nicht all zu lange brauchen, um wieder heim kommen zu wollen.

Vor einigen Tagen hatte Karolyn sich eine Stadtwohnung gekauft. Karo nutzte sie nun als Bognerladen und so spontan die Idee auch war, es war gut so.
Es war ein gutes Gefühl die beiden Aufgaben - die Brise und den Bogneladen - zu trennen. Denn nun konnte sie sich auf eine Sache konzentrieren - je nachdem, wo sie gerade war.

Der Raum, der in der Brise nun frei war, wollte sie dem Adel zur Verfügung stellen. Sie wollte Jenen einen Raum einrichten, der ihrem Stande zusagt. Ein Raum in dem sie unter sich sein können und doch einmal unter Menschen kommen, da sie in eine öffnetliche Taverne gehen. Karo war gespannt, ob diese Idee gut ankam. Wenn nicht, würde sie den Raum einfach für jeden zur Verfügung stellen.

An sich hatte Karolyn wieder Freude am Leben. Ihrer Familie ging es gut... Bolwen hatte den Kriegsmoment gut überstanden... das Geschäft lief gut und es war amüsant mitanzusehen, wie nun junge Frauen ihr Leben beschreiten... in gleichem Maße, wie Karolyn es damals getan hatte.

Claire.. Valentina... beides junge, hübsche Frauen, die noch sehr viel vor sich hatten. Und beide waren verliebt - und dementsprechend glücklich verwirrt. Es war angenehm, den beiden zuzusehen und das Eine oder Andere Mal Ratschläge zu geben.
Karolyn kannte Claire noch nicht sehr lange... und sicherlich auch nicht tiefgehend. Doch hatte sie diese junge Frau in ihr Herz geschlossen. Claire war rein und strahlte etwas ganz Besonderes aus. Es war erfrischend schön, sie in der Nähe zu haben.
Und Valentina war einfach ein Mensch, den man lieben musste. Sie wirkte so perfekt - und doch erkannte Karolyn in Valentinas Augen das Eine oder Andere Mal etwas, dass sie an sich selbst erinnerte... damals, wo sie selbst so jung war.

Die Glaronisten waren endlich wieder aktiv in der Stadt. Es waren Paladine hier, was doch ein sehr beruhigendes Gefühl war. Vielleicht würde Yannick endlich getauft werden können. Es wurde allerhöchste Zeit!

Wenn Karolyn tief in sich sah... hatte sie nun die Gewissheit. Sie war erwachsen... nun mit knapp 30 Jahren hatte sie endlich das Gefühl eine "Frau" zu sein.
Keine junge Frau... die auf der Suche ist. Es war schleichend gekommen und Karolyn hatte es nicht bemerkt ... doch nun war sie eine Frau und stolz darauf, diese Stufe endlich erreicht zu haben. Nicht nur äußerlich.. sondern auch im Herzen.
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Alt 09.02.2010, 15:36
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche
#68
Karolyn von Britain
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Mit verträumten Bewegungen strich Karolyn mit einem Lappen über die Tischplatte die eigentlich vor Sauberkeit glänzte. Yannick saß mit seinen Holzmännchen in der Küche und spielte. Immer wieder ertönte mal ein lautes: „Ha!!“ oder ein zerknittertes: „Oh-Oh!“ aus der Küche. Kurz hoben sich Karolyns Mundwinkel an und sie ließ den Lappen in den mit Wasser gefüllten Holzeimer fallen. Yannick wie auch Avinia waren gern mit ihr hier in der frischen Brise. Und Karolyn hatte die beiden Kinder gern bei sich. Lieber, als wenn sie daheim waren. Und das Beste war – sie nahmen es Karolyn nicht krumm, wenn sie nicht immer Zeit für sie hatte – denn sie musste ja arbeiten. Selbst der kleine Yannick wusste es inzwischen, sich selbst zu beschäftigen.

Karolyn hatte die frische Brise von Valentina neu einrichten lassen. Alle Möbel waren aus Pfirsichholz und standen weitaus geordneter beisammen, als die Tische zuvor. Die ganze Taverne duftete noch nach frischem Holz… wie lieblich und vertraut ihr der Geruch doch war.

Unweigerlich strichen ihre Gedanken einen Moment in die Heimat… zu ihrem Vater. Er war auch Schreiner und roch eigentlich immerzu nach Holz. Gerade deshalb war dieser Geruch wohl mit so vielen positiven Gefühlen bestückt!

„Mama! Haben weg!“ Yannick stand vor Karolyn und stützte die kleinen Arme mit ärgerlichem Blick an seine Hüften (Er hatte es sich wohl bei Karolyn abgeguckt- in letzter Zeit mimte er eh jeden und alles nach) Dann zeigte er verärgert in Richtung Küche und stampfte einmal auf. Karolyn konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen - was Yannick nur noch mehr ärgerte. Er stampfte noch einmal auf und zerrte an Karos Hand. „Tomm Mama! Isst weg! Du holn!“ Karolyn folgte Yannick verliebt lächelnd und staunte nicht schlecht. Yannick hatte das absolute Chaos in der Küche angerichtet. Scheinbar hatte er „Holzschüssel-stapeln“ gespielt- denn es lagen überall Holzschüsselchen herum. „Tuck! Weg!“ Er zeigte verärgert unter den Tisch des Destilators wo viele kleine Eierbecher lagen. Karolyn konnte nicht anders… sie stütze die Hände an ihre Hüften und sah zu Yannick hinab… und was tat er? Genau das Selbe- doch schaute er natürlich zu ihr hinauf. „Yannick… das musst du nun alles wieder aufräumen- das ist dir hoffentlich bewusst?!“ Yannicks wütende Miene wandelte sich in eine Verwunderte. Dann schaute er sich sein Schüsselchaos an und ließ die Schultern hängen. „Ohhhh?“ entkam ihm leise. „Mama hilft dir…hm?“ Als wäre sie eine Göttin, die ihm das Geschenk der Unsterblichkeit unterbreitete hätte, strahlte der kleine Junge Karolyn an und nickte fleißig - ließ sich dann gleich auf die Knie fallen und sammelte die Schüsseln krabbelnderweise ein. Karolyn half ihm dabei… allerdings nicht ganz so spielerisch erfreut wie Yannick es tat.

Sie machte sich Sorgen um Bolwen. Er hatte ihr _endlich_ offenbart, was ihn beschäftigte. Karolyn hatte immer schon vermutet, dass er nicht zu 100% ehrlich zu ihr ist – oder eher, dass er ihr Dinge verheimlichte, um sie zu schützen. Und natürlich hatte sie recht gehabt. Sie hatte mit allem recht und es hatte sich endlich das bestätigt, was sie tief im Herzen gewusst hatte. Bolwen ist kein dummer- blinder Soldat. Er folgte dem was ihm befohlen war, aber er folgte nicht blinde. Und das beruhigte Karolyn… denn sie konnte solches Denken nicht verstehen. Bolwen ist doch ein so schlauer und menschlicher Mann. Wie sollte er… nicht an all dem kaputt gehen, was ihm umgibt?! Er war – wie sie – eine Frau des Volkes. Er entstammt einer Bauernfamilie und liebte es zu Scherzen und „leicht“ zu sein. Mit Karolyn konnte er so „leicht“ sein ohne angst dabei zu haben, negativ aufzufallen. Aber er konnte es mittlerweile _nur_ bei Karolyn. Und Bolwen wusste, sein Körper, sein Geist, seine Ideen und seine Erfahrungen wurden in einer gewissen Art und Weise ausgenutzt. Er war Baron von Britain – und Oberst der Garde. Zwei anspruchsvolle Aufgaben die viele Opfer mit sich brachten. Er konnte nicht sein – wie er war. Er musste tun – was er vielleicht eigentlich nicht wollte. Er bachte sich in Gefahr – obwohl er seine Familie schützen wollte. Er brachte sehr sehr viele Opfer und endlich gestand er Karolyn, dass er auf der einen Seite – genau aus eben jenen Gründen enttäuscht und traurig war. Er wurde vom Volk gehasst – jedenfalls dachte er das. Karolyn hatte versucht ihm einzureden, dass es Unsinn war aber… er hatte seine Erfahrungen gemacht – und er war nicht dumm… er konnte Blicke deuten. Für all diese Menschen setzte er an so vielen Tagen im Jahr sein Leben aufs Spiel… und wie wurde es ihm gedankt? Wie wurde ihm gedankt, dass er nicht schlief, nicht aß und an nichts anderes dachte als an seine Berufung…?
Karolyn entfleuchte ein leises, ärgerliches Brummen was Yannick dazu veranlasste, sie mit großen Augen anzugucken… doch räumte er nach einigem Momenten weiter auf.
Karolyn verstand Bolwen. Aber Karolyn wusste – sicherlich ebenso wie Bolwen – das sich das nicht ändern würde. So war es nun mal… in dieser Welt.
Doch war Karolyn Bolwens Goldstern. Und sie würde sein Leben versüßen… immer, wenn er bei ihr war. Die Familie würde ihm Wärme schenken und ihn für das schätzen, was er war… und ihm Anerkennung zeigen. Denn das hatte er verdient…. Ich liebster Schatz Bolwen.

„Färtik!“ Yannick guckte seine Mutter mit erwartungsvollem Blick an und zeigte zu all den Schüsseln, die er in eine Truhe gestopft hatte. Zufrieden lächelnd nickte Karolyn und bot Yannick die Hand an. „Sehr schön mein Schatz… dann gehen wir nun zu Avinia und Vati hm?!“ Yannick nickte begeistert und stapfte an Karolyns Seite los. Ab nach hause… zur Familie.
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Geändert von Karolyn von Britain (09.02.2010 um 16:04 Uhr).
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Alt 09.03.2010, 10:26
Man muss lernen, Schmerz und Entt
#69
Karolyn von Britain
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Gedankenverloren beschaute sich Karolyn nun schon über 15 Minuten den Armreif, den ihr einst Rhodena geschenkt hatte. Damals waren die beiden Frauen noch jung, unerfahren und irgendwo reiner, als sie es heute waren.
Es ist wahr, dass das Leben, welches ein Jeder lebt, einen prägt. Was einen nicht tötet, härtet einen ab… auch das stimmt. Rhodena, hat mindestens genauso viele Tiefen durchleben müssen, wie Karolyn. Und Rhodena war ganz bestimmt härter dadurch geworden! Genauso.. wie es Karolyn wurde. Und trotzdem… wenn die beiden Frauen zusammen waren, ließen sie alle Härte von ihren Schultern fallen, und konnten einfach sie selbst sein.

Dena war endlich wieder da. Sie kam eines Nachts ohne Vorankündigung in die Residenz. Karolyns Herz setzte einen ganzen Moment aus bei diesem herrlichen Anblick ihrer besten Freundin. Lediglich ein „oh“ konnte sie verlauten lassen. Auch heute noch kann Karolyn es kaum fassen, dass ihre Dena wieder im Lande war. Es war beruhigend, wohltuend… eine Freude zu wissen, sie könne Dena nun wieder jederzeit besuchen gehen.
Der kleine Ian war so gewachsen. Nun, er würde wohl bald schon das dritte Jahr auf Erden feiern können. Ein Blondschopf- genauso wie Yannick. Im Grunde hatten die beiden Jungs sehr viel Ähnlichkeit…. Zumindest Äußerlich. Aber das mag auch daran liegen, dass Colin – von der Grundsturktur und dem Aussehen – Bolwen relativ ähnlich war. Dena scheint es zu schmerzen, dass Ian Colin immer ähnlicher sieht. Und doch sah man den Stolz und die Mutterliebe in Denas Blick. Bald würde Karolyn wieder die Gelegenheit bekommen, Ian eine gute Tante zu sein… genauso wie Rhodena es für Yannick sein könnte… und zugleich konnten die beiden Jungs eine freundschaftliche Beziehung aufbauen… jenes hoffte Karolyn so sehr!

Schmunzelnd steckte Karolyn den Armreif wieder über ihr schlankes Handgelenk und legte ein paar Scheite Holz in das Kaminfeuer.

Vor einigen Tagen hatte sie noch sehr über Claire geärgert. Sie fühlte sich hintergangen, verraten, belächelt, herabgesetzt und vor allem freundschaftlich enttäuscht.
Und auch wenn sie heute an die Situation dachte, fühlte sie sich nicht wohl.
Claire hatte ihr erzählt, dass sie nun im Schloss abreiten würde, da sie sich weiterentwickeln möchte und neben ihrem Ehemann glänzen möchte, was man ja tun muss.

….

Schmunzelnd entfachte Karolyn das Feuer im Kamin und konnte ein leises Kichern nicht verhindern. Wie niedlich naiv die kleine Claire doch ist…
Wenn die davon ausging, im Schloss zu glänzen… nun, soll sie es doch versuchen. Karolyn gönnt Claire alles Glück der Welt! Nur die Tatsache, dass Claire Karolyn nie gesagt hat, dass sie sich für eine Position am Schloss interessiert, ist enttäuschend. Karolyn hätte Zeit gehabt um sich nach neuem Personal umzusehen. Sie hätte planen können und sie hätte Claire vielleicht gar helfen können – ihr beratend zur Seite stehen. Stattdessen stellt Claire sie einfach so vor vollendete Tatsachen und denkt, Karolyn würde all dies nicht berühren?!

Bolwen verstand Karolyns Frust und ihre Enttäuschung und riet ihr, nicht zum ersten Mal, zu verhindern, freundschaftliche Gefühle zum Personal aufzubauen. Dies wäre nur hinderlich… er spreche aus Erfahrung. Und er hatte ja recht. Karolyn hatte Claire zu tief in ihr Herz gelassen und sie war davon ausgegangen, dass Claire ehrlich mit ihr sein würde… das Claire auch etwas an der Brise lag. Doch dieses Handeln, ob es nun unüberlegt war, dumm oder einfach geschah, weil Claire der Annahme war, Karolyn hätte durch Rhodena nun eh Ersatz für sie… es hatte geschmerzt und es ist nicht wieder gutzumachen. Die Zeit würde zeigen, wie es dahingehend weiter gehen würde.

Nun würde Karolyn sich erst einmal auf ihre liebste Freundin konzentrieren… denn sie – und natürlich die Familie – waren das Wichtigste auf der Welt.
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Alt 04.06.2010, 13:03
Im Ungl
#70
Karolyn von Britain
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...die uns durch die Furcht vor dem Unglück geraubt wurde.

Ein sanftes und ruhiges Lächeln legte sich auf Karolyns rosa Puppenmund als sie leise den Raum des Waldhauses betrat.
Wie lange lebte die Familie von Britain nun schon heimlich hier? Karolyn kam es wie eine Ewigkeit vor.
Doch es war nicht schlimm. Ganz und gar nicht... Karolyn ist in einfachen Verhältnissen groß geworden. Daher brauchte sie nicht sehr viel Zeit, sich daran zu gewöhnen... dass nun alle vier in einem Raum lebten.

Yannick und Avinia schliefen auf den dicken Kissen auf dem Boden, sie und Bolwen in dem einfachen Ehebett im Raum. Sie aßen am rustikalen Tisch und verbrachten sehr viel Zeit im Wald und auf den Lichtungen - wenn das Herbstwetter es denn zuließ.

Nach außen hin ließ Karolyn sich absolut nichts anmerken. Bevor sie die Taverne eröffnete, schlich sie in die Residenz, kleidete sich ein, kämmte das Haar nachdem sie sich gewaschen hatte und tat, als wenn nichts wäre.
Bisher hatte auch noch keiner den Verdacht geschöpft, dass sie nicht mehr daheim lebten. Aber wie auch? Die grauen, großen Mauern ließen gar keinen Einblick in das Innenleben der Residenz. Von daher war es unmöglich zu erahnen ob dort nun eine Familie darin lebte - oder aber nicht.

Yannick lag, nur mit langer Unterhose bekleidet, ganz verschwitzt mitten im Raum auf den Holzboden. Das kleine Kätzchen Ulli, welches Karolyn ihm vor etwa 3 Wochen geschenkt hatte, lag neben ihm und schnurrte zufrieden vor sich her. Dabei zuckte immer wieder die kleine Schwanzspitze. Sicherlich träumte es davon, wie es eben noch mit Yannick herumgetollt ist. Der kleine Kugelbauch Yannicks hob und senkte sich regelmäßig.
Er war schon so groß... ein richtiger Junge. Drei Jahre lebte er nun unter ihnen und Karolyn konnte sich das Leben zuvor gar nicht mehr vorstellen. Diese intensive, abhängige Liebe zu ihm war unbeschreiblich. Karo gab sich alle Mühe ihren Sonnenschein nicht zu verhätscheln... aber es fiel ihr von Tag zu Tag schwerer. Denn er wurde immer selbstständiger. Er schimpfte nun gar mit ihr und verzog sein Gesicht wenn sie mit ihm schmusen wollte.... er war eben kein Kleinkind mehr sondern ein kleiner Junge... dem es scheinbar peinlich wird, dass seine Mutter ihn mit so viel Liebe überschüttet.

Bolwen hingegen war selten da. Er hatte sehr viel zu tun mit seiner ganzen.... höfischen Arbeit.
Kurz rollte Karo die braunen Rehaugen. Was wohl wäre, wenn Bolwen Bauer geblieben wäre... so wie es sein Vater für ihn vorgesehen hatte? Wobei... wahre Bauern, mit viel Land - hatten auch nicht viel Zeit für die Familie... es würde also keinen wirklichen Unterschied machen.
Er hatte sich nicht nur einmal bei Karolyn für die momentane Lebenssituation entschuldigt.
Doch - es war in Ordnung.

Das Einzige, was Karolyn wirklich störte ist, dass sie keinerlei Liebesleben mehr führten. Kurze Küsse - das war alles. Denn Avinia und Yannick waren ja immer mit im Raum. Und vor Avinia oder Yannick würde Karolyn ihren Bolwen niemals innig küssen.... vor niemandem! Also musste die Liebe - warten.

Karolyn hob, unter einiger Anstrengung den kleinen Jungen an und legte ihn auf die Schlafkissen um ihn dort zuzudecken. Er brummte nur kurz missmutig, schlief aber weiter. Wie sein Papa... wenn er ersteinmal schlief, dann richtig.

In letzter Zeit ist es Karolyn mehr denn je aufgefallen. Sie besaß keine Freunde mehr. Zumindest keine Freunde, die aktiv an ihrem Leben teilnahmen. Dena war... eigentlich nur noch in ihrem Haus, oder dort in der Wildnis und... ja, Karolyn wusste eigentlich gar nicht, was Dena dort tat.
Ashari... war eine... Karolyn wusste die Beziehung zu Ashari nicht zu beschreiben. Sie mochte diese Frau sehr - aber die Beziehung würde wohl immer oberflächig bleiben. Denn diese Adelswelt... war einfach nur oberflächig. Das hatte Karolyn erlebt... denn sie konnte vergleichen. Und Freundschaften unter Mädchen aus dem normalen Volke waren weitaus inniger, liebender, offener und reiner als die im Adel. Denn dort musste man gewisse Regeln einhalten.

Wie dem auch sei... Karolyn hat ihre Familie... ihre bezaubernde Avinia, ihren Jungen Yannick und ihren Mann Bolwen, der sich alle Mühe gab... ihr gerecht zu werden. Und natürlich ihre Arbeit... die es ihr oftmals nicht einfach machte, über das Leben nachzudenken. Was wiederum auch gut war...

Sie sollte bald wirklich einmal das Heilerhaus aufsuchen... vielleicht würde ihr ja doch geholfen? Würde sie vielleicht nicht mehr humpelnd herumlaufen? Es reicht doch eigentlich, dass sie mit den häßlichen Narben bestraft wurde..... Doch Hoffnung, dass ihr Bein wieder werden würde, wollte sich nicht in ihr breit machen. Zu oft hatte sie gehofft - zu oft wurde sie enttäuscht.
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Alt 24.06.2010, 10:10
Wenn Du genug gelitten hast, wirst Du Dich an den
#71
Karolyn von Britain
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Ungeduldig humpelte Karolyn das Zimmer auf und ab. Immer wieder warf sie einen Blick in die Kälte hinaus immer wieder entfleuchte ihr ein genervtes Seufzen.

Sie wollte endlich hier weg! Aus dieser häßlichen Sandsteinburg... fort nach Britain um die dunkelhäutige mit den blauen Augen zu finden!
Sie wollte sie endlich umbringen um ihrem Liebsten zu gefallen.
Sie wollte mit ihm baden dürfen - und sie wollte ihn vor allem schnellstmöglich heiraten!

Doch das konnte sie nicht.... Bolwen beobachtete sie nun schon seit Tagen und ließ sie nur hinaus, wenn sie frische Luft brauchte oder aber austreten musste. Er war ein liebevoller Wächter - und doch ein Wächter. Ein lästiger Wächter - denn über sie wachen, dass konnte er gut.

Sie hatte nicht nur einmal über Fluchtversuche nachgedachte. Hatte sich die sinnlosesten Dinge überlegt - doch immer schien Bolwen sie zu durchschauen. War sie denn zu dumm um fliehen zu können?!

Ihr Ilindar Romes würde sicherlich beireits sehr verbittert sein... immerhin durchlebte er todesangst! Dieses Miststück wollte ihn töten... und nur Frauen konnten wiederum diese schwarze Frau töten... also würde Karolyn es tun!

Wieder entfleuchte ihr ein ungeduldiges Seufzen und sie warf Bolwen einen eher finsteren Blick zu als er von seinen Schriften aufsah um sich zu vergewissern war Karolyn da tat. Mit eingeschnappt verschränkten Armen drehte Karo sich wieder dem Fenster zu und sah dem Schneegestöber zu.

Ilindar.... beim bloßen Gedanken an ihm erröteten ihre Wangen. Er war wohl das atemberaubenste, was sie je ... erlebt hatte. Allein seine Anwesenheit zauberte ihr beim Kennenlernen eine Gänsehaut auf die Arme. Er war sehr einfühlsam und unterhielt sich nett. Er machte Komplimente... die Karolyn zuerst nicht annehmen konnte. Doch als er ihre Narbe an der linken Hand strich... war sie sich sicher - er meinte es ernst mit ihr! Er fand sie wirklich schön und er verbrachte wirklich gern die Zeit bei ihr. Sie konnte gar nichts gegen seine Annäherungsversuche tun, da sie ihm verfallen war. Ihre Gedanken kreisten ununterbrochen darum, wie es weitergehen sollte. Sie liebte Bolwen - aber sie liebte auch Ilindar... Er küsste sie... unverhofft und rasch und Karolyn konnte nichts anders als stillhalten. Ein Gefühl der Hitze durchströmte ihren Körper und es war entschieden. Die Liebe zu Bolwen war absolut erloschen. Die Liebe zu Ilindar entfacht.

Die Yildaner Jonah Decram und Denos Dagisto wollten Karolyn helfen starke Frauen zu finden. Denn vom Morden hatte Karolyn doch keine Ahnung!
Sie brauchte die Hilfe von Frauen, die soetwas konnten. Doch bei der Garde hatte keiner Zeit - also gingen sie in das Lager im Süden. Dort wären starke Frauen - das versicherte Jonah immer wieder.
Doch war dort niemand!

Nur Bolwen kam hinzu... und diese nervige Sofie. ALLE nervten Karolyn - denn alle hielten sie von ihrem Vorhaben ab! Und das war gemein! Es hätte so schön sein können....

Bolwen sprach immer wieder über Glaron. Das er ihn nicht versteht und das er Karolyn nicht verlieren kann - das wäre sein Untergang... und das er zweifeln würde an der Gerechtigkeit Glarons.
Karolyn hingegen war auch Glaron... recht egal.
Ihre Gedanken waren verklärt und nur auf Ilindar fixiert.

Doch sie mochte Bolwen sehr! Wieso sollte sie ihn auch hassen... er tat ihr leid und sie wollte ihm helfen. Doch Liebe vortäuschen?! Nein - das würde sie nichtmal für ihn tun. Wenn die Liebe tot war, dann war die Liebe halt tot!

Seufzend wand Karolyn sich wieder zu Bolwen der in Ruhe in seinen Unterlagen las. Er hob nur kurz die linke Braue an - wohl um ihr zu zeigen, dass er sehr wohl gemerkt hatte, dass sie sich zu ihm wand und er ihr Aufmerksamkeit schenkte.

Wut und Ungeduld wüteten abermals durch Karolyns Bauch und sie setzte sich nörgelnd auf das Bett. Verdammt nochmal! Warum ließ er sie nicht einfach gehen?! Warum kam immer diese nervige Sofie und wollte mit Karolyn beten?! Das war absolut.... zeitraubend! Und Karolyn brauchte doch die Zeit um die dunkelhäutige mit den blauen Augen zu finden... und letzendlich zu töten....
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Alt 28.07.2010, 10:05
Wir sind alle Engel mit nur einem Fl
#72
Karolyn von Britain
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... müssen wir uns umarmen

Ein leises Summen einer fröhlichen Melodie erfüllte den Schenkraum der frischen Brise. Karolyn war gerade dabei den Boden zu kehren.

Die letzten Wochen kamen ihr wie die Schönsten in ihrem Leben vor. Es war, als hätte sie sich neu in das Leben verliebt.

Der Fluch dieses... Barden wurde genommen. Bolwen - ihr Held - hatte den Fluch aufgelöst, indem er diesen Mann vom Todesengel abholen ließ.

Seither hatte Karolyn natürlich ein wenig zu kämpfen gehabt. Anfangs wirkte vor allem Yannick ein wenig schüchtern. Dies war verständlich... immerhin hatte er seine Mutti einige Monate nicht gesehen. Doch dauerte es nicht lang', da waren Mutter und Sohn wieder ein Herz und eine Seele.

Die Gefühle zu Bolwen waren ins Grenzenlose gewachsen. Sie liebte ihn - und hatte sich nach all den Jahren neu in ihn verlieben dürfen. So, dass dieses anfängliche Kribbeln... die anfängliche Neugierde und die rosarote Sichtweise auf alle Dinge, die jede Beziehung am Anfang so spannend macht, nach all den Ehejahren die Liebe der beiden Eheleute beglückte.

Nach einigen Wochen des klaren Verstandes traute Karolyn sich auch wieder in die Öffentlichkeit. Sie öffnete ihre Taverne, plauderte mit ihren Gästen und wollte alsbald wieder der Bognerei nachgehen. Es würde sich richten - Dank Glaron.
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Alt 02.09.2010, 14:42
Das Leben ist wie zeichnen - nur ohne Radiergummi.
#73
Karolyn von Britain
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Endlich schlief Yannick, Avinia und auch Bolwen.

Leise Schritte führten Karolyn in die Küche. Mit einiger Mühe zerstampfte sie ein paar Pfefferkörner und rieselte sie in ein vorbereitetes Tomatensaftglas.
Ein leises Seufzen erklang, als sie sich auf den Stuhl niederließ. Mit langsamen Schlucken trank sie den Tomatensaft aus und schluckte gar die etwas gröberen Pfefferstücklein hinab.

Es war bereits Herbst und die Kühle war immer deutlicher zu spühren. Gestern hatte sie das erste Mal den Kamin angezündet als Yannick bäuchlängs und malenderweise auf dem Boden lag.

Nun war er bereits knapp 4 Jahre alt und wurde seinem Papa immer ähnlicher. Manches Mal suchte Karolyn nach Ähnlichkeiten, die ihre und Yannicks Blutsverwandschaft verrieten. Aber die Augen, das blonde stohige Haar, diese Gesichtsform sogar manche Blicke waren haargenau die, die Bolwen so einzigartig machten.
Doch war Yannick zugleich ein sehr gefühlsvoller Mensch. Heute morgen hatte er Karolyns Wange gestreichelt und gefragt, warum Mutti denn so traurig seie.
Im ersten Moment hatte diese Frage Karolyn überrascht und sie hat lachend abgewunken. Doch hatte Yannick wohl doch recht - in letzter Zeit vergaß Karolyn oftmals das Lachen.

"Aber ich bin doch nicht unglücklich...." wisperte Karolyn in die dunkle Küche und schaute auf den Glasgrund wo noch ein winziges Schlückchen Tomatensaft schwappte. Nein unglücklich war sie ganz und gar nicht!
Der Familie ging es gut - Avinia machte große Schritte in die richtige Richtung. Sie wurde immer selbstständiger und erwachsener. Vor allem ihr Körper verriet, dass sie zu einer kleinen Dame herangewachsen war. Es war amüsant zu beobachten wie sehr Bolwen es missfiel, dass sich gewisse Rundungen an den Mädchenkörper schmiegten. Doch so war der Lauf der Welt und Karolyn war sehr stolz auf Avinia.

Nein... es gab wirklich keinerlei Grund traurig zu sein. Nur - warum fiel Karolyn das Lachen dann so schwer?

Suefzend schloss Karolyn ihre rehbraunen Augen und horchte in sich hinein. Was fühlte sie...?
Müdigkeit, Erschöpfung und Lustlosigkeit.

Mit einem leisen "hmmmm" öffnete sie die Augen wieder und hob die linke Braue steil an. Das stimmte... sie war immerzu müde. Egal ob es morgens, mittags oder abends war. Egal wie lange sie geschlafen hatte - sie legte sich gar Mittags ab und zu in das Bett um eine Stunde zu ruhen. Nur - warum war sie so müde?

Bolwen dürfte das nicht erfahren. Er würde sich nur wieder Sorgen machen. Und Sorgen waren es doch, die Karo von ihm fern halten wollte. Er sollte nach der Arbeit heim kommen und sich fallen lassen können. Mit seinen Kindern schmusen und däftig schmausen.
Sich aber nicht um Karolyn sorgen weil sie.... müde war.

Kurz verzog Karolyn ihr Gesicht als sie sich erhob. Ihr totes Bein schickte immer häufiger schmerzende Reize... nun, wo es wieder kühler wurde.

"Ach herje...." Karo schüttelte kurz den Kopf und verließ die Küche, um sich in das Schlafzimmer zu schleichen, in welchem Bolwen bereits schnarchte...

Was würde das noch werden...?!
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Alt 21.11.2010, 09:27
Man sollte nie so viel zu tun haben, dass man zum
#74
Karolyn von Britain
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"Glaron, mein Herr,
ich möchte Dir Dank sagen,
dass du mein Gebet erhört hast.
Ich weiß, dass Du bei mir bist
auch im vergangenen, schweren Moment.
Nie muss ich alleine sein, nie einsam.
Du hältst und trägst mich in Deiner
gütigen Hand.
Du bist ein guter Vater zu mir
und ich wünsche mir, dass es
immer so bleibt.

Danke, danke für alles.
So sei es."

Nachdem Karolyn das Gebet zu Ende gewispert hatte schlug sie das Sonnenzeichnen und verharrte noch einige Momente kniend auf dem Boden.
Erst nach einigen stillen Momenten erhob sie sich etwas mühselig und schlich in das Schlafzimmer in welchem Bolwen und ihre kleine Ardelle bereits schlief.
Im humpelnden Schritt näherte Karolyn sich der Wiege, in welchem ihr Töchterchen schlummerte.

Glaron hatte sie in der vergangenen Schwangerschaft nicht nur einmal spüren lassen, dass diese Schwangerschaft eine Ausnahme war. Ein kleines Geschenk- für welches Karolyn leiden musste.
Und das tat sie... gut acht Monate lang litt Karolyn nicht nur unter der körperlichen Beschwerden... das Schlimmste waren wohl ihre Stimmungsschwankungen die ihr ein unbeschwertes Leben unmöglich machten.

Die letzten Wochen waren ein Graus gewesen. Lediglich ihre Familie schaffte es einige Male, ihr ein Lächeln auf den Mund zu zaubern. Sie hatte sich zurückgezogen. Das Schlafzimmer war diese Wochen ihr zu Hause. Nur einmal schaffte es Darius- ihr geliebter Bruder - sie zu einem Spaziergang zu überreden. Und wenn Karolyn an diesen Moment zurückdachte, war es eine gute Tat gewesen. Die frische, warme Luft hatte Karolyns Herz ein wenig beflügelt.

Der Geburtsakt hatte Karolyn gezeigt wie mächtig Schmerzen sein konnten. Die Geburt von Yannick damals war mit das Schrecklichste gewesen, was sie jemals erlebt hatte. Aber die jetzige Geburt von Ardelle war bedeutend schlimmer gewesen. Eindeutig das Schrecklichste, dass Karolyn jemals erlebt hatte. Noch immer pressten Karolyn Lippen sich aufeinander wenn sie nur an diesen Moment zurück dachte.... grausam.

Seufzend sah sie in die Kinderwiege hinab und betrachtete ihre kleine Tochter. Auch sie war tagelang müde gewesen. Scheinbar hatte die Kleine bei der Geburt ebenso gekämpft, wie ihre Mutter. Alle hatten ein wenig Angst, dass Ardelle zu wenig trank. Denn sie schlief immer wieder an Karolyns Brust ein ohne wirklich viel getrunken zu haben. Doch nun... nach einigen Wochen war sie immer mehr wach und gar ein wenig aufgeweckt. Schreien tat sie lediglich nur, wenn der Hunger zu groß wurde. Da war Karolyn von Yannick Anderes gewohnt.... er hatte in Ardelle's Alter immerzu geschrien, wenn Karolyn ihn nicht im Arm hielt. Er wollte immerzu bei Karolyn sein und hatte noch so viel andere Gründe, um zu weinen. Ardelle hingegen lag in ihrem Bettchen, oder auf einer Decke im Wohnzimmer, schaute vor sich her und schwieg....
"Ist das nun gut... oder schlecht...?" wisperte Karolyn recht ahnungslos und deckte das kleine Menschlein zu.

Nun war Karolyn bereits 37 Sommer alt. Eine doch recht alte - frische Mutter. Umso mehr dankte Karolyn Glaron dafür, dass er ihr doch noch ein kleines Mädchen geschenkt hatte. Ein kleines, ruhiges Engelchen.

Karolyn hatte die letzten Wochen viel Zeit mit der Kleinen verbracht... aber auch mit sich selbst. Sie hatte versucht ihren Körper wieder... zu normalisieren. Sie wollte nicht mehr so schwach auf den Füßen stehen, sie wollte nicht, dass ihre Knie bei jedem Schritt zitterten. Also hatte sie einige Übungen gemacht, die sie ab und zu bei Bolwen beobachtet hatte. Und... es hatte geholfen. Sie fühlte sich seit einigen Tagen wieder... in Ordnung. Zumindest soweit, dass sie es alsbald wagen würde, die Residenz zu verlassen... und dies wurde auch höchste Zeit.
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Alt 02.03.2011, 09:27
Ein Pfund Mut ist mehr wert als eine Tonne Gl
#75
Karolyn von Britain
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„Fatti geh’n wäck!“ Ardelle sah Karolyn mit großen Kinderaugen an und zeigte an die Tür der Frischen Brise, in welcher sie sich befanden. „Ja meine Kleine, Vati muss arbeiten hm?“ Ardelle nickte einmal tief und watschelte ihren Kindergang zur Treppe des Hauses um ihren ganz persönlichen Berg zu erklimmen. Die Hände auf die obere Stufe- vorsichtig ein Füßlein, dann das andere – so bewegte Ardelle sich im Käfergang die Treppe hinauf um oben triumphierend hinabzurufen: „Mutti! Schafft!“ Dann musste Yannick herhalten, um seiner Schwester hinabzuhelfen. Das ging nun schon gut eine Stunde so. Das kleine Mädchen, das ihr erstes Lebensjahr nun schon verlebt hatte wurde immer aufgeweckter und beweglicher. Yannick war Karolyn eine sehr große Hilfe. Kein einziges Mal war Yannick eifersüchtig auf Ardelle gewesen. Ganz im Gegenteil- wenn die Kleine hingefallen war und das Knie blutete, war er es, der die Wunde pustete und seiner kleinen Schwester Mut zuredete. Karolyn durchzog immer wieder ein freudiges Kribbeln, wenn sie ihre Kinder beobachtete.
Zufrieden setzte Karolyn sich auf einen Hocker, der an der Theke stand und ließ den Blick wandern.

Die Bauarbeiten waren abgeschlossen. Die Brise hatte nun ein Stockwerk mehr, sie hatte eine Außenterasse und einen Stall für die Tiere. Außerdem waren die Grundsteine erweitert worden, dass es unten mehr Platz gab. Monate lang hatten sich die Bauarbeiten dahin gezogen. Es war eine quälend lange Zeit für Karolyn und doch- der Moment war der Richtige. So hatte sie sich mehr auf die Kinder konzentrieren können. Doch wurde der Drang nach „Arbeit“ in den letzten Wochen fast unnatürlich stark. Umso ungeduldiger war sie nun mit sich selbst. Karolyn hatte sämtliche Möbel gerückt und doch festgestellt, dass sie noch so Einiges brauchte!
Im oberen Geschoss wollte sie zum Einem die Bognerei einrichten, zum Anderen aber auch eine Art Gesellschaftsraum mit einer langen Tafel. Diesen Raum kann man dann etwa für Festlichkeiten mieten oder derlei. Nun- genau für diesen Raum brauchte Karolyn noch eine lange Tafel und eine kleine Theke. Außerdem noch ein paar Tische für unten- die Bar sollte vergrößert werden und- und- und. Karolyn hoffte sehr, dass Darius all dies recht rasch fertig bekommen würde. Sie wollte unbedingt noch im Sommer öffnen!!!

„Mama! Ardelle weint!“ Schimpfte Yannick von oben runter. Schmunzelnd erhob Karolyn sich um hinaufzugehen. Yannick hatte, wie ein Kleiner-Großer, die Hände an die Hüften gestemmt und tippte mit der linken Fußspitze am Boden rum. „Ich hab ihr gesagt, sie soll da nicht hoch Mutti! Aber sie wollte immer noch hoch!“ Yannick deutete zur Kleinen, die mit dicken Krokodilstränen auf dem Tisch saß und sie Hände zu Karo ausstreckte. „Das hast du gut gemacht Yannick… und Ardelle wird schon noch lernen was sie kann und was sie lieber bleiben lässt hm?“ Karolyn strich kurz über den Blondschopf Yannicks und widmete sich dann der Kleinen.

Karolyn hoffte sehr, dass sie die Kinder nicht all zu sehr vernachlässigen würde, wenn die Brise und der Bognerladen wieder offen waren. Oftmals hatte Bolwen ihr schon angeboten, dass sie ein Kindermädchen beschäftigen können. Aber das wollte Karolyn nicht… irgendwie passte es nicht in ihre Vorstellung einer „normalen“ Familie. Wobei… ihre Familie war nicht wirklich normal, oder?!

Vor einiger Zeit hatte Karolyn ihren Mut zusammen genommen und einen Brief an den Handelsposten der Elfen geschickt. Dort gibt es einen Elfen, der sich mit der Heilkunst auskennt. Zwar hatte Karolyn nicht wirklich… „Lust“ sich behandeln zu lassen- denn dies würde Hoffnung hervorrufen, die eh wieder enttäuscht werden würde… aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt?!
Sie hatte bereits eine Antwort erhalten… hoffentlich würde Bolwen alsbald Zeit finden, um mit ihr den Weg dorthin gemeinsam zu gehen. Irgendwie… wollte Karolyn nicht allein dorthin. Zumindest nicht beim ersten Mal!

Man würde sehen- wie sich die Nahe Zukunft entwickelt.
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