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Alt 10.10.2024, 10:45
Gedanken aus der Nordmark
#1
Korad Vandrak
Spieler, Mensch
 
Registriert seit: 22 Feb 2013
Beiträge: 220
Ich verspürte schon einige Tage lang den Drang, in die Katakomben des britainer Friedhofs hinabzusteigen. Die Untoten dort ruhen nie lange, sondern regen sich stets von Neuem, und es braucht wachsame Augen und ein sicheres Schwert, um sie in Schach zu halten. Fildaris und Isabelle schlossen sich mir an, was mich teils erfreute, teils sorgenvoll stimmte. Fildaris ist eine Handwerkerin, nicht für den Kampf gemacht (und das hab ich ihr schon oft gesagt), und Isabelle, so schneidig sie ist, weiß ich doch nicht, wie gut sie mit dem Schwert umgeht. Es war ein ungutes Gefühl, das mich begleitete, und es sollte sich nicht täuschen.

Kaum waren wir in die dunklen, kalten Gänge vorgedrungen, da ließ sich Fildaris von einem Anfall von Übermut treiben und stürzte voran, mitten hinein in eine Schar von Geisterkriegern und -schützen. Ehe ich’s versah, waren wir in einem hitzigen Kampf verwickelt, und ich musste mit ansehen, wie die beiden Frauen die ersten Blessuren einsteckten. Fildaris, das sah ich, war’s sichtlich unangenehm, als sie die Lage erkannte. Sie hat den Verstand, zu wissen, dass uns ihr Übermut leicht den Kopf hätte kosten können. Meinem Befehl zum Rückzug, kamen sie ohne Widerworte nach. Sie haben sich tapfer gehalten, doch ich schwor mir, das nächste Mal vorsichtiger zu sein, wen ich mit in solch finstere Gänge nehme.

Zurück in der Stadt kehrten wir im „Lachenden Tala“ ein, um den Tag zu beschließen und die Anspannung von uns zu schütteln. Bei Würfelspiel und Gelächter vergaßen wir für eine Zeit die Schrecken der Katakomben. Isabelle und ich foppten uns mit neckischen Worten, und ich spürte eine Leichtigkeit, die ich lang nicht mehr empfunden hatte. Als Fildaris schließlich das Würfelspiel verlor, war die Konsequenz daraus, das sie eine Aufgabe erfüllen musste, die wir ihr stellten. So schickten Isabelle und ich sie mit einem breiten Grinsen zur Ruh, und blieben zu zweit zurück.

So saßen wir dort bis in die frühen Morgenstunden, Seite an Seite, die Würfel in den Händen. Man würfelte eine Zahl für den Anderen und dieser sagte schließlich "Höher" oder "Tiefer". War der Wurf dann das Gegenteilige, musste man entweder trinken, oder etwas von sich preisgeben. Ein einfaches Spiel ward es bald nicht mehr, sondern ein Bekenntnis: Isabelle erzählte von der See und von den Stürmen, die sie geformt haben, wie Wellen das Ufer formen. Trotz ihres zarten Wuchses birgt sie eine Wildheit in sich, die ich wahrlich bewundere. Auch ich fand mich redend, mehr preisgebend, als ich es sonst gewohnt bin. Der Honigwein löste die Zungen, und bald war’s, als würden wir uns seit Ewigkeiten kennen.

Am Ende war ich es, der gewann, und Isabelle musste meine letzte Forderung erfüllen. Ich gebot ihr, einen Salamander zu streicheln, wohl wissend, dass sie diese Tiere verabscheut. Mit einem verzogenen Lächeln und sichtlichem Unwillen gehorchte sie, und wir lachten beide, als sie das Vieh schließlich mit einem Schaudern berührte. Es war ein seltener Moment der Unbeschwertheit, ein Tropfen süßer Honig im bitteren Becher, seit ich alleine nach Britain zurück gekehrt bin.

Als ich sie heimgeleitete und vor ihrer Tür stand, war da ein Moment, ein leiser Hauch, der mich innehalten ließ. Ein Teil von mir hätte sie gefragt, ob ich mit hineindürfe, doch ich widerstand. Die Ehre und der Anstand verlangten von mir Zurückhaltung. So nahm ich Abschied und ließ den 1. Lundin im Zwielicht eines neuen Morgens beginnen, ein Tag, geboren aus Wein, Würfel und geheimen Gedanken.

Ich weiß nicht, was Isabelle mir bedeutet – vielleicht ist sie nur eine Kameradin, vielleicht eine Gefährtin für einen Augenblick. Vielleicht ist es nur das Wissen, dass wir alle jemanden brauchen, mit dem wir die Bürden teilen können, die das Leben uns auferlegt, ob wir wollen oder nicht.
1. Lundin 1340
Korad Vandrak ist offline  
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Alt 11.10.2024, 09:32
#2
Korad Vandrak
Spieler, Mensch
 
Registriert seit: 22 Feb 2013
Beiträge: 220
Heute war … seltsam. Isabelle kam am Abend zur Burg, aufgeregt und strahlend, weil sie endlich Möbel für ihr Haus bestellt hatte – aus Birnenholz, wie sie mir stolz erzählte. Sie sprach davon mit so einer Freude, als hätte sie einen Schatz gehoben. Ich konnte nicht anders, als mich an ihrer Begeisterung zu erfreuen.

Wir gingen in die Wohnstube, um etwas zu trinken, aber sie wurde schnell neugierig und ließ den Blick durch die Räume schweifen. Schließlich standen wir im Waschraum und Isabelle bestaunte das große Badebecken und die Ausstattung, die seit Langem nicht mehr benutzt worden waren. Ohne Weiteres bot sie an, das Becken zu reinigen, und fragte, ob wir zusammen baden wollten. Ich stutzte – ein Bad, gemeinsam und nackt? Der Gedanke schien mir absurd und rief eine Nervosität in mir hervor, die mir fremd ist. Doch Isabelle schien das völlig unbeeindruckt zu lassen - für sie war Nacktheit offenbar eine Selbstverständlichkeit.

Die Atmosphäre wurde gespannter, als sie mich direkt ansah und vermutete, ich würde mich nach den Kurven einer Frau sehnen, nach dem weichen Duft, der warmen Haut – sie grinste dabei und klimperte mit den Wimpern, als wollte sie mich auf die Probe stellen. Ich versuchte das Gespräch ernst zu halten, aber dann stand ich plötzlich direkt vor ihr, näher als zuvor. Unwillkürlich fasste ich sie am Arm, sah in ihre Augen und beugte mich etwas zu ihr herab.

In dem Moment, als mein Atem ihren Hals streifte, hörte ich sie leise „Korad, halt“ flüstern. Ihr Ton brachte mich zurück zur Vernunft, und ich löste meinen Griff von ihrem Arm. Sie trat hastig zur Seite und rückte ihre Ärmel zurecht. Ihre Wangen waren leicht gerötet, und sie verließ den Raum, als hätte sie Angst, die Kontrolle zu verlieren. Irgendwie genoss ich es aber, dies in ihr ausgelöst zu haben. Bei ihr, die sich sonst so selbstsicher zeigte und damit prahlte, wie egal ihr gesellschaftliche Normen wären.

Ich folgte ihr durch die Burg hinaus ins Freie. Sie atmete schwer und sagte, sie müsse ans Meer, dorthin, wo sie sich frei fühlt. Ich überlegte erst, sie ziehen zu lassen, doch irgendetwas hielt mich zurück. Schließlich ging ich mit ihr durch den Wald bis zur Küste der Nordmark. Als wir am Ufer ankamen, erzählte sie mir von ihrer Sehnsucht nach dem Meer und ihrer alten Freiheit auf See. Ich ließ mich ins Gras sinken, sie tat es mir gleich.

Das Gespräch nahm an Tiefe zu, und es war klar, dass wir uns beide nach Nähe sehnten. Sie legte ihren Kopf auf meine Brust, und wir sprachen darüber, wie verboten und zugleich gut es sich anfühlte, so nebeneinander zu liegen. Doch wir wussten, dass wir uns nicht in diese Nähe verlieren durften. Isabelle machte es mir leicht, indem sie mir nach einer Weile erklärte, sie müsse zurück, um sich um ihr Haus zu kümmern.

Als ich sie schließlich nach Hause brachte, spürte ich, wie schwer es mir fiel, mich von ihr zu trennen. Sie ging hinein, und ich blieb noch kurz vor ihrer Tür stehen, bevor ich zur Burg zurückkehrte. Meine Familie ist derzeit fern, auf dem Festland, und die leeren Räume erinnern mich nur umso stärker an die Einsamkeit.

Der heutige Tag hat mir klar gemacht, dass es leicht ist, Grenzen zu überschreiten, wenn das Herz nach Wärme sucht. Glaron gebe mir die Weisheit, mich zu beherrschen – und sie nicht noch tiefer in eine Lage zu bringen, die uns beiden nur Ärger einbringt.

2. Lundin 1340
Korad Vandrak ist offline  
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Alt 15.10.2024, 00:15
#3
Korad Vandrak
Spieler, Mensch
 
Registriert seit: 22 Feb 2013
Beiträge: 220
Es ist schon eine lange Zeit vergangen, seit ich Stina und Aydi zuletzt bei mir hatte. Die Bilder ihrer Gesichter, die ich in Gedanken immer noch vor mir sehe, verblassen jedoch nie. Stina ist die Frau, die ich über alles liebe, die ich gewählt habe und immer wählen würde. Und meine Tochter, mein größtes Glück – wie könnte ich je aufhören, mir vorzustellen, wie sie jetzt wohl aussieht? Was ich für sie empfinde, wird immer stärker sein als alles Andere. Sollte der Tag kommen, an dem ich gezwungen wäre, eine Wahl zu treffen, wäre die Entscheidung längst gefallen. Doch trotz all dieser Dinge, bin ich nach so langer Zeit allein – hier in dieser Insel, fern von meiner Familie, in einem Leben, das nur noch aus Wachen, Patrouillen und immer gleichen Gesprächen besteht.

Dann kam Isabelle. Diese Frau ist alles, was ich nicht gesucht habe, und dennoch genau das, was ich jetzt brauche. Sie gibt mir ein Gefühl, das ich seit Jahren nicht mehr hatte – ein Gefühl, das ich fast vergessen glaubte. Ihre Art, ihr Temperament, ihre raue Offenheit – all das hat eine Seite in mir geweckt, die ich vergraben hatte. In ihrer Gegenwart spüre ich, dass ich noch lebe, dass ich mehr bin als nur ein pflichtbewusster Mann mit schweren Gedanken. Sie ist kein bloßer Trost für einsame Stunden, sondern ein Funke, der ein Feuer in mir entzündet, dem ich mich nicht verwehren kann.

Dieser Kuss, der so unscheinbar hätte sein können, brennt sich in mein Gedächtnis wie eine Brandmarke. Die Berührung ihrer Lippen, die Hitze ihrer Nähe – ich hätte es vielleicht abbrechen sollen, und doch wollte ich es wie nichts Anderes. Isabelle ist ein Teil meines Lebens geworden, der mir mehr bedeutet, als ich zugeben kann. Was sie mir gibt ist kein Ersatz für das, was mir fehlt. Es ist etwas Eigenes, etwas Verbotenes, das ich nicht loslassen will.

Natürlich ist da die Angst, die Sorge, dass ich mich zu tief auf etwas einlasse, das nie mehr sein sollte als ein Spiel. Ich will Isabelle, und ich will all das, was ich in ihrer Nähe fühle, diese Lebendigkeit, diese Freiheit. Das, was wir haben, fordert Mut – sollte sich jemand einmischen, wird er aus dem Weg geräumt.

So wie ich Isabelle jetzt begehre, ist es eine Entscheidung, nicht bloß eine Flucht. Eine Entscheidung, die ich jedes Mal erneut treffe, wenn ich an sie denke, wenn ich ihre Stimme höre, wenn ich die Sehnsucht spüre. Es ist nicht einfach nur Lust oder Verlangen, es ist das was ich brauche, um weiterzumachen. Sie bringt mir ein Stück Leben zurück, das ich längst verloren glaubte. Und vielleicht ist es an der Zeit, solange meine Familie fern ist und ich alleine in dieser Burg wache, diese Entscheidung zu leben, so lange ich es kann.
8. Lundin 1340
Korad Vandrak ist offline  
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Alt 21.10.2024, 12:13
#4
Korad Vandrak
Spieler, Mensch
 
Registriert seit: 22 Feb 2013
Beiträge: 220
Der Herzog, Bolwen von Britannia, tauchte unangekündigt im Hauptquartier der Garde zur Inspektion auf. Das muss am 18. diesen Mondlaufs gewesen sein. Bolwen war früher unser Oberst, und schon damals war er eine Leitfigur für mich. Er hat die Garde geformt, und es gibt niemanden, der ihm in Sachen Disziplin und Führung das Wasser reichen kann. Jetzt ist er Herzog, aber sein scharfer Blick ist geblieben. Er weiß, wie eine Truppe zu funktionieren hat.

Die Inspektion lief glatt. Keine leeren Flaschen, kein Dreck. Die Wachen standen in Formation, und die Berichte waren in Ordnung. Der Herzog war zufrieden. Am Ende der Inspektion übertrug er mir offiziell die Führung der Garde. Ich soll eine Mission übernehmen: Ein Mönch soll besessen sein. Die Bürger Fildaris bouVinda, Bron und Har Brehgo wissen mehr, und ich muss das Ganze in die Hand nehmen. Bolwen stellte mir die Beförderung zum Hauptmann in Aussicht. Das wird auf jeden Fall geschehen, denn ich werde ihn nicht enttäuschen Es zeigt, dass er mir zutraut den Laden zusammenzuhalten.

Lefer war während der gesamten Inspektion an meiner Seite. Ein guter Mann, korrekt bis zum Letzten. Wir haben uns später noch über die neue Lage und einige Details unterhalten, bevor ich mich zurückzog.

Später am Abend war ich im Kontor. Es war ruhig, und ich entschied, dass mir eine Flasche Schnaps helfen würden, die Gedanken zu sortieren. Das alte Seefahrerkontor gehörte meinem Vater, und jetzt kümmert sich Karn Gatek darum, es in Schuss zu halten. An solchen Abenden, wenn alles zu viel wird, öffne ich es manchmal für Gespräche mit alten Freunden oder Bürgern – nicht dieses Mal.

Dann kam Isabelle, klopfte an die Tür, mit einem Apfelkuchen, den sie nur für mich gebacken hatte, zusammen mit dem alten Fischer Aaron. Wir aßen, redeten, und schließlich begleitete ich sie nach Hause. Ich versprach, später wiederzukommen, wenn die Straßen leerer sind, und tat das auch. Die Nacht war ruhig, ohne Hintergedanken, nur um ein bisschen Frieden zu finden.

Am 25. Lundin verlief der Abend anders. Wieder war es der Alkohol im Kontor, und wieder brachte ich Isabelle nach Hause. Diesmal aber brach etwas in uns, oder besser gesagt, wir ließen es bewusst geschehen. Es kam, wie es kommen musste. Es war wild, unkontrolliert, befreiend.

Ich muss meinen Kopf klar halten. Der Herzog vertraut mir, und ich habe eine Aufgabe. Die Garde braucht jemanden, der die Führung übernimmt, und ich werde sicherstellen, dass alles läuft, wie es soll.
Isabelle... wir genießen die Nähe des Anderen und das ist grade der Ausgleich den ich brauche. Ich mag sie.

29. Lundin 1340
Korad Vandrak ist offline  
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