... und das Blut pulsiert im Takt des Zorns

[Hagen Tharshon]

Alles was er von hier aus sehen konnte war der Regen. Das Element des Wassers...

Alles was er von hier aus hören konnte, war das knarzen der Holzdielen. Die schwere Erde...

Alles was er von hier aus riechen konnte, war der Geruch von Staub und Stoffen. Die belebende Luft...

Alles was er fühlen konnte, war Trauer, Zorn und Verständnislosigkeit. Die hitzige Glut des inneren Feuers...

Und alles was er wusste war, das nichts mehr je sein wird wie es einst war. Und doch war er sich sicher, dass es wohl alles vorbestimmt war... Die Zusammenkunft ... Die Fäden des Schicksals...

Er saß in dieser kleinen Mietkaschemme irgendwo mitten in Britain. Die Menschen hier waren anders ... seltsam und ganz und garnicht so, wie er es gewohnt war.

Ein Blitz durchschlug die gewittrige Nacht und das gleissende Helle Licht, welches sich durch den Himmel bohrte und in die Erde fuhr wie ein Fluch, der über tausend unschuldige hereinbrach, weckte, nur für den Bruchteil einer Sekunde, seine Aufmerksamkeit.

In seinen smaragdgrünen Augen spiegelte sich das Schauspiel des Lichts und es schien, als würde eben genau jene Energieentladung in ihm ein Portal aufreissen. Ein Portal, durch das seine Seele ging, vielmehr gesogen wurde, und zurückgeschleudert wurde in seine Kindheit.

Das treiben auf dem Marktplatz. Ach wie liebte er es. Seine kleine Kinderaugen musterten im Bruchteil von Sekunden den gesamten Platz. All die Menschen, die Bewegungen, die Geräusche, das Treiben, vor allem aber, all die vielen endlosen Emotionen...

Er war wirklich gern hier. Die leuchtenden Farben der bunten Kleider, der Geruch von frischem Hammelfleisch, die Musik all das, was er so abgöttisch liebte. Und doch ... war es ihm wiedereinmal verwehrt.

Sein Vater zog ihn grob an seiner Leinentunika und signalisierte ihm dass er wieder reingehen sollte:

Du Taugenichts! Sieh zu, dass du reinkommst! Der Besen steht immernoch tatenlos in der Ecke! Fegen sollst du! fegen, putzen, waschen und die Stoffe säubern! Wie oft schon habe ich dir gesagt dass ich mir dich nicht ausgesucht habe! Und so sollst auch du dir nicht aussuchen, was du in deinem Leben gerne tun willst! Also REIN MIT DIR! SIEH ZU DASS DU DEM FLEISS EIN NEUES GEWAND GIBST!!!
Aber Vater... Ich ...
Nichts Ich ... Immer nur Ich, Ich, Ich. Stammel hier nicht so rum! Deine Mutter ist zu zierlich! Sieh zu dass du auch neues Holz zum Ofen bringst! WIRDS BALD?!

Eine Träne rollte über die Wangen des kleinen, wohl bildhübschen Jungen. Und als er das schluchzen die Kehle hinaufbrennen spürte, gab er endgültig auf.

Ja Vater...

Die Träne ... So salzig, wie die Erde...
Die Träne ... Quell von Leben ... wie das Wasser
Die Träne ... Voller Emotionen ... dem Feuer der Seele
Die Träne ... So flüchtig, wie die Luft ...

[Hagen Tharshon]

sein Pferd Ansgar war sichtlich ausser Atem als er in Britain ankam. Ohne weitere Kommentare donnerte er durch die Westtore der Stadt und liess sich unweit Britains im Wald nieder. Dieser verfluchte Zwerg ... diese verfluchte Rasse ... widerliches Volk ... Wenigstens war es ihm ein Trost - er hatte sein Buch noch geschnappt ehe er geflohen war. So klappte er das Buch auf und laß nochmal nach, welche Erkenntnisse er gewonnen hatte...


Kleine, dicke, behaarte Wesen sind sie ... die Zwerge ... wenn man ihnen in die Augen starrt kann man die tiefen braunen Pupillen sehen.

Ich bin der Meinung sie fürchten die Magie. Bin auch der Meinung sie haben Angst vor Feuer ...

Faur ... Feuer ... Hitze ... was wohl passiert wenn man die Rüstung dieser dicken Wesen erhitzt? Ob sie wohl schmelzen? Sich einbrennen in das Fleisch? Ob diese knubbeligen grummeligen Wesen wohl schreien würden? Würden sie Schmerz genauso fühlen wie wir?

Faur ... Flammen ... Lodern ... Fürchten sie das Feuer? Das Licht? Die Gewalt? Ich weiss es nicht ...

Aber eins wusste er genau ... Sie würden büssen dafür, dass sie sein Pferd erschlagen hatten ... würden büssen dafür diesem unschuldigen Lebewesen den Garaus gemacht zu haben ... sie würden büssen ...

So sei es!