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Alt 10.01.2005, 21:33
"Ein Sommer daheim!"
#1
Tikian Marnion
Reisender
 
Registriert seit: 03 Jan 2005
Beiträge: 82
, dachte Tikian als er
das Schreiben seiner Mutter einige Sekunden in den Händen hielt, ehe er über das feine Siegel strich, um es schließlich zu brechen.
Serina schlief wieder, saß ihr doch der Schock abermals tief in den Knochen.
Und Tikian? Der brodelte innerlich vor Zorn.
Serina hatte Recht, in der letzten Zeit traf es andauernd nur sie –und Tikian schien dagegen machtlos zu sein.

Welch glücklicher Zufall, das sein Dienstschluss ausgerechnet mit dem schrecklichen Unglück der heutigen Nacht zusammenfiel. Wäre er einige Sekunden später gekommen, wäre seine Liebste womöglich verloren gewesen.
Es war das unheimliche Wiehern der Pferde, das in Tikian Angst hervorrief, ihn dazu anspornte im schnellen Galopp in Richtung Heim zu eilen.
Ein Erdelementar! Direkt vor ihrer Haustüre!
Erschrocken brachte er Riwas zum stehen, wobei dieser beinahe mit ihm Durchging.
Welch grauenhafter Anblick! Mit ansehen zu müssen, wie diese Bestie eines der beiden angebundenen Pferde einfach in der Mitte zerriss, wie ein Stück Pergament, das andere –Larolanyas Tier, einfach in einen Haufen Match verwandelte.
Er wollte gerade absetzen, Riwas einen klaps geben auf das er Richtung Kaserne ritt –vielleicht jemanden der anderen Schwertreiter auf sich aufmerksam machte, als die Haustüre aufschwang und Serina im Türrahmen erschien.
Sichtlich verwirrt, den zierlichen Rapier voran –sauste die mächtige Pranke des Ungetüms auf sie herab, traf sie hart im Rücken, so das sie strauchelnd zu Boden fiel.
Noch ehe die Bestie den Arm erneut heben konnte, um Serina den Rest zu geben, presste Tikian die Stiefel feste in Riwas flanken, brachte seinen Rappen so dazu im schnellen Galopp auf den Feind zuzureiten. Sein Pferd war laut dem Züchter noch recht jung, und Tikian hatte noch nicht recht die Gelegenheit gefunden den jungen Yewer zuzureiten –dennoch folgte Riwas seinem Befehl bedingungslos.
Den Rapier hoch erhoben, zielte er mit einem mächtigen Schlag aus dem vollem Ritt auf den erhobenen Arm der Bestie.
Ein Schmerz durchzuckte seinen Waffenarm, als der Rapier aufschlug, dennoch hielt er der Wucht des Aufpralles stand, um der Bestie den Arm abzutrennen und Riwas anschließend eine recht weitläufige Wende vollführen zu lassen.

Sein Manöver zeigte sich Erfolgreich, der Elementar wand sich von Serina ab, und kam langsam auf ihn zugestapft. Tikian wusste, das er dazu noch nicht bereit war, einem Elementar gegenüberzutreten. Aber er wusste auch, das nun jede Sekunde zählte. Marie würde er zu dieser späten Nachtstunde nicht auffinden können, und er wollte Serina nicht noch einmal fast verlieren!
Er musste sich etwas einfallen lassen, und zwar schnell!
Intuitiv tastete er nach seinem Dolch im Futteral seiner Stiefel, sprang aus dem Sattel und schleuderte ihm dem Elementar eher verzweifelt entgegen. Doch die feine roteisen Klinge glitt einfach an ihm ab. Es lief auf etwas hinaus, das Tikian vermeiden wollte –weil er an seinem Leben hing.
Ein Zweikampf.

Er gab Riwas einen klaps, woraufhin dieser tatsächlich in Richtung Kaserne davon galoppierte. Der Züchter hatte nicht gelogen, der Yewer war ein guter kauf gewesen, und würde künftig, neben den Schwerteitern Tikians treusten Kampfgefährten darstellen.
Tikian beobachtete das Ungetüm eine Weile, stellte fest, das der Verlust einer Gliedmasse kein Problem für die Kreatur darstellte. Doch wenn er eine Schwäche erkennen konnte, dann wohl die Trägheit. Wäre er nur nicht so hoch gerüstet! Dann könnte er sich nun gewohnt schnell bewegen, und wer weis, unverletzt aus dem ungleichen Kampf hervorgehen.
Als der Elementar die verbleibende Pranke zum Schlag erhob, versuchte Tikian diese zu unterlaufen –was ihm auch mehr oder minder gelang, doch musste er feststellen, das sein Rapier den er zum Stoß gegen den Torso der Bestie erhoben hatte, einfach an dessen Körper abglitt und ihn ins Straucheln brachte.
Nur mit Mühe gelang es ihm, nicht hinzufallen, wurde er zu allem Überfluss auch noch von der zurückschwingenden Pranke getroffen, jedoch zu seinem Vorteil dadurch hinter das Ungetüm geschoben.
Die mächtige Hand versuchte nach seinem Arm zu greifen, doch konnte Tikian sich mit einem beherzten Sprung zur Seite in Sicherheit bringen.
Noch ehe der Elementar Reagieren konnte, machte er einen Satz vorwärts, versuchte vergeblich den Kopf der 2 Schritt großen Kreatur zu erreichen. Doch es war sinnlos.
Als sein Rapier abermals an der steinernen Haut abglitt, riss ihn der Hieb von den Füßen.
Stechender Schmerz raubte ihm fast seine Sinne, als seine Hand eher verzweifelt nach dem Schild tastete, den er bis dahin auf dem Rücken trug um beweglicher zu sein.
Gerade im rechten Moment, brachte er den Schild zwischen sich und den wuchtigen Aufprall des Hiebes –knackend vernahm er, wie sein Schildarm einfach brach.
Mit einem letzte verzweifelten Satz rollte er zur Seite. Der Elementar wollte sich anscheinend zu ihm herab beugen, um ihn mit einem letzten Schlag einfach zu zermalmen.
Tikian nutzte den Moment, um mit einem gezielten Schlag auf dem Kopf dem Kampf ein Ende zu setzen.
Als der Elementar in viele kleine Gesteinsbrocken auseinanderbrach –atmete er gepresst auf, lies den Schild liegen und rannte gleich darauf zu Serina.
Sie war noch immer Bewusstlos, aber sie atmete!

Nun stand er in ihrem Arbeitszimmer. Er war zornig. Zornig, weil die Magier der Kristallschwingen gestern im Wolf etwas über die Elementare zu wissen schienen, doch Marie verbot es ihm mit jemand außerhalb des Ordens darüber zu sprechen.
Das war absurd! Es sei das Problem des Ordens, und werde intern gehandhabt. Weiterhin erlaube es Tikians Rang nicht, das er Fremde darin einweihe.
Das hatte Marie bei allem Respekt leicht sagen, aber nun waren 2 Pferde abgeschlachtet worden, und es bestand kein Zweifel mehr daran, das Serina schon damals vor dem Tala einem Elementar zum Opfer fiel.
Diese Dinger schienen in Fenisthal wie aus dem nichts zu erscheinen!
Wieso sollte man nicht die Hilfe anderer dankbar annehmen?
War das der Grund wieso fast alle in Britain ihm mit Verwunderung gegenüber traten?
„Für einen Yil Daner, seit ihr aber recht nett.“ ,hatte er schon einige male zu hören bekommen, und irritiert darauf reagiert.
„Seit ihr nicht sonst sehr eigen?“
Tikian nickte, anscheinend war dem so, wenn es darum ging Dinge tot zu schweigen.
Aber noch war auch niemand ernsthaft verletzt worden –der irgendeinen hohen Rang bekleidete.

Sein Arm Schmerzte, obschon er bereits von einem Britainischen Heiler geschient und verbunden worden war. Er sollte ihn schonen, dann wäre in einigen Wochen wieder alles in Ordnung. Es war ihm im Moment fast gleich, er sehnte sich nur nach ein wenig Ruhe für Serina. Sie bestand immer viel zu schnell darauf wieder in Ordnung zu sein.
Und als sie letztens eher verbittert auf die Goblins am Wegesrand losging, verursachte sie Unbehagen in Tikian.
„Was tust du da?“
„Ich wehre mich nur.“ ,entgegnete sie daraufhin.
Tikian sorgte sich, das sie sich vielleicht dabei überschätzen möge. Gegenwehr war gut, aber Serina war im Grunde zum Angriff übergegangen, wahrscheinlich ohne es zu merken.

Mutter sprach wahre Worte in ihrem Schreiben, rief die Sehnsucht hervor nach Mista heimzukehren. Sie fragte danach wie es ihm erging, ob er schon einen Ort gefunden habe den er Heimat nennen konnte; Was sein Fortschreiten im Orden mit sich brachte....
Ein Entschluss reifte in Tikian heran –rasch setzte er ein Schreiben an Sire Ramirez auf.
Serina wäre sicher einverstanden seine Familie kennen zu lernen. Ein wenig Ruhe würde ihnen beiden gut tun!
Zudem war er für den Orden ohnehin Nutzlos, so lange sein Arm gebrochen war.
Wer weis... ein bis zwei Wochen.... Und Vater konnte er Serina sicherlich auch „schmackhaft“ machen. Sie stammte weder aus einem reichen Elternhause, noch war sie mit den oftmals übertriebenen Gepflogenheiten des Adels vertraut.
Tikian fand es ohnehin außerordentlich seltsam, das seine Eltern adelig „spielten“ wenn sie die Gelegenheit dazu bekamen. Sie waren reich, aber weit davon entfernt jemals einen Titel zu erhalten!
Trotz alledem, Mutter würde Serina gleich von Anfang an mögen, das lag einfach in ihrer Natur. Vater würde ein harter Brocken werden, aber in der Regel gab er Faiweth klein bei, wenn sie ihn hieß Rücksicht auf die Gefühle der Kinder zu nehmen.
Tikian machte sich bereits daran, einige Sachen einzupacken, gleich nachdem er die Schreiben losgeschickt hatte.
Wenn Serina erwachte, musste er sie nur noch überreden...
Tikian Marnion ist offline  
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Alt 12.01.2005, 21:41
#2
Tikian Marnion
Reisender
 
Registriert seit: 03 Jan 2005
Beiträge: 82
Faiweth lief wie eine wahnsinnige den Schotterweg hinauf zum Anwesen der Familie Marnion. Es war bei weitem kein Herrenhaus, wie viele reiche Kaufleute oder Adlige eines besaßen, aber dennoch stattlich. Auf dem Weg passierte sie die Weinfelder, und Obstgärten. Das Anwesen lag auf einem kleinem Berg, vondem aus man einen weitläufigen Blick über das gesamte Inseltal bis weit hinaus aufs Meer genoss.
Zugegeben, die Insel war nicht gerade groß, doch besaß sie drei Dörfer und ein kleines Schloss weiter oben auf dem Berg.
Mista war ein sehr sehr kleines –aber dennoch betuchtes Reich nicht weit südlich vom Festland. Mit einem sehr schnellen Schiff, konnte man es binnen 2 Tagen erreichen. Es war klein genug, als das scheinbar niemand um dessen Existenz wusste, dennoch groß genug um bekannt zu sein für seine guten Weine.
Nach einer Weile geriet Faiweth außer Puste, und setzte den Weg im raschen Gang fort. Für eine fast 50 Sommer alte Frau hatte sie sich gut gehalten. Ihr Gesicht war freundlich, besaß ein wenig elfische Gesichtszüge, und verschiedenfarbige Augen.
Das linke war tiefgrün, das rechte ein wenig bläulich.
Ihr Haar war bereits grau, hing ihr jedoch in gewellten locken bis weit über die Schultern.
Sie war dünn, aber nicht Mager –wie wenige Frauen in ihrem Alter.
Tikians Mutter war eine Gelehrtentochter, und hatte nicht unbeachtlich geerbt.
Es waren ein paar Weinfelder, das kleine Anwesen, und das Ansehen das ihr und ihrer Familie ein behütetes Leben für viele Generationen schenkte.
Doch Roderic Jacobo Marnion –sie nannte ihn vorzugsweise Jacobo wenn sie alleine waren, war so ein alter stumpfsinniger Narr! ,dachte sie etwas schmunzelnd –als sie den Weg nur noch langsam gehend fortsetzte.
Er schickte alle Kinder –insgesamt dreizehn an der Zahl, mit ihrem 18. Lebensjahr fort, auf das sie hinauszogen um zu erkennen wie schwer es ist, etwas zu erreichen.
Insgeheim hoffte er gar, das die Familie bald einen Adelstitel erhielt, aber Faiweth war das gleich.

Und nun würde ihr jüngster Sohn sie wieder einmal besuchen kommen!
Er war zwar erst vor einigen Monaten bei ihnen gewesen, auf der Beerdigung der ältesten, doch da blieb Faiweth nicht viel Zeit mit ihren Kindern zu reden. Politische Dinge gerieten in den Vordergrund, und bald darauf war Tikian wieder fort.

Sie schmunzelte. In den Augen ihres jüngsten –sie hatte ihm als einzigstes ihrer Kinder die Augen vererbt, entdeckte sie etwas, das sie damals schon brennend interessierte. Doch sie kam nicht dazu zu fragen, wusste aber – ihr jüngster würde nicht allein herkommen, dafür war sein Brief zu sonderbar.
Denn er war verliebt, Mütter merken so etwas. ,stellte sie schmunzelnd fest.
Es gab viel Vorzubereiten! Und wie sie Tikian kannte, war er sicher schon jetzt da sie den Brief erhielt, aufgebrochen.

Sie sorgte sich ein wenig um ihren stumpfsinnigen Ehemann. Jacobo wurde mit zunehmendem Alter immer unfreundlicher zu Fremden Menschen, fürchtete sich offenbar davor sein wahres Gesicht zu zeigen.
Er war Tikian in der Jugend so ähnlich, doch Faiweth wusste, das Tikian im Moment nicht zu gut mit seinem Vater stand. Er mochte sein Denken nicht. „Vater denkt immer nur an Gold und Ehre.“ ,warf er ihr beim letzten Gespräch der Zweisamkeit vor. Faiweth wusste nie was sie darauf entgegnen sollte. Jacobo sorgte sich einfach nur um seine Kinder, das war alles.

Außerdem machte Tikian, Jacobo einen Vorwurf daraus, das er ihm das Fechten lehrte und die Kunst des Schwertes vorenthielt. „Niemand fechtet heutzutage! Willst du das ich im Kampf sterbe weil mein Degen keinen Panzer durchstoßen wird, und ich nichtmal ein Langschwert führen kann?“
Oh ja... Faiweth erinnerte sich noch an diese Auseinandersetzung, und sie musste zugeben das Tikian nicht ganz Unrecht hatte. Es war der Stolz der Jacobo damals dazu bewegte, dem Sohn dessen Augen der Mutter so ähnlich sahen, das beizubringen was seine Geliebte und Ehefrau damals so sehr an ihm selbst bewunderte- Das altmodische Fechten.
Es mochte einfach sein, das Fechten zu lernen wenn man bereits mit dem Schwert umgehen konnte. Aber wer einmal die Bewegungen und die Haltung eines Fechters im Blut hatte, tat sich besonders schwer damit die Kampfart zu wechseln. Tikian würde das Fechten zur Perfektion bringen, dazu besaß er den Ehrgeiz seines Vaters. Ein Schwert wird er niemals anfassen!
Ja.. damit hatte Jacobo sie damals herumbekommen.
Krieger waren meistens barsch und besaßen schlechte Manieren. ,das war damals zumindest ihre Meinung. Doch Jacobo war anders. Immer ein Kompliment auf den Lippen, das irgendwie nie plump klingen mochte, wie man durchaus annehmen könnte, aber es war nicht so! Keine schweren Rüstungen, keine beachtliche Muskelmasse.... einfach nur ein altmodischer Fechter, der mit Talent seinen Feind bezwang. –Nur gab es auf Mista keine Feinde.

Hoffentlich würde er Tikian´s Angebetete nicht verschrecken. Das tat er jedes Mal wenn ein Sohn zu besuch kam um seine Freundin vorzustellen! Dafür konnte sie ihn eine Zeitlang richtig hassen!
„Und welcher Profession geht ihr nach?“ ,war meistens eine seiner ersten aufdringlichen Fragen.
„Aus welchem Elternhause stammt ihr?“ ,und so weiter....
Endlich erreichte sie das Gusseiserne große Tor um es langsam aufzuschwingen. Das Anwesen war spärlich bewacht. Die Marnion´s besaßen auf der Insel ebenso wenig einen Feind, wie irgendjemand sonst hier. Nun... die Inquisition war hier recht streng, aber dieses kleine Kapitel in der Geschichte der Insel, war Alwyzz sei dank schon abgeschlossen.
Sie mochte besser nicht über den Verlust ihrer damals erst vierjährigen Tochter nachdenken, und würde dieses Thema auch niemals zur Sprache bringen.

Rasch schritt sie über den kleinen Hof, vorbei an dem großen Brunnen in der Mitte, auf die in den Hang gebaute Terrasse, einige steinerne Stufen hinab, bis sie den kleinen Feuerplatz erreichte. Eine Magd war gerade dabei die Feuerstätte zu reinigen, heute gab es Wildschwein. Sie spähte hinunter ins Tal, suchte mit den Augen den westlichen Hang ab –jedoch sah sie nicht mehr allzu gut, hörte wohl aber ein leises Quieken und Hundebellen.
Also war ihr liebster mit seiner kleinen Jagdgesellschaft noch zu Gange.
Sie schmunzelte.
„Eleonora?“ ,sagte sie ohne sich umzuwenden.
„Ja, Lady Marnion.“ ,entgegnete die schüchterne Magd unsicher.
„Was hab ich dir über das Lady gesagt?“ ,sagte Faiweth im herumdrehen.
„Ich bin keine Lady, werde hoffentlich niemals eine sein, und so lange Jacobo nicht hier ist kannst du mich ansprechen wie jeden anderen auch.“ ,fuhr sie lächelnd fort.
Die junge Magd nickte ein wenig Lächelnd. Sie war noch neu im Hause, und tat sich schwer damit das Menschen, die reich waren, sich verhielten wie jeder andere auch.
Zumindest was Faiweth betraf, Jacobo besaß da andere „Werte“
„Mach bitte das Gästezimmer mit dem Doppelbett sauber. Mein Jüngster kommt wahrscheinlich Morgen Abend schon zu besuch. Und danach mach Feierabend, ich mach das mit der Feuerstelle schon noch.“
Freudig vollführte Eleonora einen knicks, und verschwand beinahe laufend die Stufen hinauf.
Sie war ein quirliges junges Ding, dachte Faiweth und wandte sich der Feuerstelle zu.

Indessen erkundigte sich Tikian am Britainischen Hafen, wann die nächsten Schiffe ausliefen.
Wenn er nach Hause kam, würde Serina bereits schlafen, und er alles gepackt vorfinden.
Morgen in aller frühe noch ehe die ersten Sonnenstrahlen aufgingen, ging es los.
„Hoffentlich macht Vater nicht alles zunichte.“ ,dachte er auf dem Heimritt nach Fenisthal...
Tikian Marnion ist offline  
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Alt 13.01.2005, 13:03
Liebes Tagebuch
#3
Serina Marnion
Reisender
 
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Beiträge: 89
ich werde verreisen, zusammen mit Tiki. Heute hat er mich gefragt, ob ich mit ihm zu seinen Eltern reisen will. Er hat sich doch ganz arg den Arm gebrochen, als dieser doofe Erdelementar mich angreifen wollte. Meine Kopfschmerzen sind schon wieder weg, nur wenn ich meinen Kopf ganz doll schüttel tut es noch weh. Als er mich gefragt hat, wurde mir ganz anders, es war ganz toll, und ich freue mich total. Die Sachen die wir brauchen habe ich schon eingepackt, und sie in den Vorraum getragen, da ich nicht weiss wie warm es da ist, habe ich einfach mal alles mögliche mitgenommen, ich hoffe es macht Tiki nichts aus. Seine Rüstung habe ich hier gelassen, da die eh viel zu schwer ist. Und jetzt liege ich hier im Bett und warte auf ihn, ich hoffe er kommt noch rechtzeitig, weil ich schon sehr müde bin. Wo er nur so lange bleibt, oh, da hat es gerade geklopft.

Das war doch nur der Wind. Manchmal habe ich richtig Angst hier, weil die Wölfe im Wald ganz nah erscheinen. Und wenn dann auch noch der Wind hier so arg pfeift, dann will ich am liebsten Tiki hier haben. Aber da er jetzt nicht da ist, schnappe ich mir einfach seine Decke und kuschel mich da rein. Er wird mich ja morgen früh wecken, und dann geht es los. Ich freu mich ganz doll. Seine Eltern sind sicher ganz doll lieb zu mir, ich freu mich schon auf Tikis Mama und wie sie wohl aussieht. Sicher ist auch sein Papa ganz lieb, weil Tiki es ja auch ist. Aber mal kucken wie lange wir brauchen, bis wir da sind.

So, jetzt werde ich aber doch müde, und da ich Tikis Decke habe kann ich auch sicher ganz schnell einschlafen. Bis morgen liebes Tagebuch und gute Nacht.
Serina Marnion ist offline  
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Alt 18.01.2005, 18:30
#4
Tikian Marnion
Reisender
 
Registriert seit: 03 Jan 2005
Beiträge: 82
Jacobo brachte seinen prächtigen Rappen mit einer scharfen Wende zum stehen.
Anders als sonst, erwartete seine Liebste ihn nicht, nein, anscheinend verbrachte sie heute die Zeit damit den Mägden die Arbeit zu erleichtern.
Seufzend stieg der mindestens 50 jährige von seinem Pferd.
„Wozu bezahlen wir Eleonora und die anderen überhaupt?“
„Weil wir Alt werden.“ ,entgegnete Faiweth, die immer noch dabei war die Feuerstelle zu säubern.
Jacobo lächelte, wie er es eben immer tat.
„Ja das ist wahr Liebling.“
Jetzt –endlich, dachte Jacobo, wandte sie sich ihm doch zu.
Er ging mit langsamen aber stetigen Schritten auf sie zu, um dicht vor ihr stehen zu bleiben und zu ihr hinab zu schauen. Nach einer kleinen Weile begannen beide zu Lächeln, als es ungeduldig aus Faiweth hinausplatzte.
„Tikian kommt zu besuch.“
Jacobo lächelte amüsiert, beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte: „Ach darum bist du so aufgeregt.“
„Ich bin nicht aufgeregt!“ ,erwiderte sie trotzig und wendete sich wieder der Feuerstelle zu.
Jacobo kam nicht umhin, sie dabei eine weile schmunzelnd zu beobachten, ihr schließlich sanft die Arme um die Hüften zu legen. Sie beide mochten Alt sein, aber ihre Liebe war in den Jahren niemals verflogen –zu keiner Tag und keiner Abendstunde. Wenn niemand hinsah, konnte man gar meinen sie seien ein frisch verliebtes Paar.
Es gab hier und da ein wenig Streit –natürlich, aber das musste ab und zu einmal sein –fand Jacobo.
Inzwischen hatte er außerdem ein Gespür dafür entwickelt wann es zu einer Streitigkeit kam, aber auch wie man sich wieder vertragen konnte. Das war ohnehin der tiefere Sinn von Streitigkeiten...., heute war so ein Tag, denn seine Geliebte besaß ebenso ein Gespür –etwas das alle Frauen besaßen.
Sie ahnte wenn er etwas ausheckte.
„Was hast du?“ ,mit einer fast mechanischen Bewegung wandte sich ihr kopf seitlich nach hinten. Am Liebsten hätte sie Jacobo direkt in die Augen geschaut, doch dieser hielt sie immer noch eisern fest, kam aber zu dem Entschluss das es besser sei, ihrem Blick dann doch zu begegnen.
„Nichts.“
„Denkst du Ernsthaft, das du mich nach mehr als 30 Jahren noch anlügen kannst?“ ,ihre Stimme nahm Bedrohliche Züge an.
„Es ist schön das Tikian kommt.“ ,Jacobo musste sichtlich mit sich ringen nicht die Fassung zu verlieren. Es ergab ohnehin keinen Sinn Faiweth etwas vor zu machen....
„Was brütest du aus? Sag es mir!“ ,Faiweth´s Augen schienen kurz aufzuleuchten.
„Du...“ ,begann er in einem äußerst vorsichtigem Ton.
„Du kennst doch die Tochter von Richter Lassan...“
Indem Moment entzog sich Faiweth Jacobo´s Umarmung, um einige Schritte beiseite zu gehen –sie blickte angestrengt der Dämmerung entgegen.
Die Sonne stand bereits tief über dem Meer, und tauchte ganz Mista in einen rötlichen Schimmer –Jacobo besaß leider andere Sorgen als sich an dem Schauspiel der Sonne zu erfreuen, das sich ohnehin jeden Abend bot.
„Sie ist dumm.“ ,hörte er Faiweth nach einer unendlich lang dauernden Sekunde sagen.
„Aber sie ist....“
„Reich und schön?“ ,Faiweth sah noch immer hinab ins Tal.
Jacobo indessen, machte sich daran Holz an der Feuerstelle aufzuschichten.
„Sie ist nichts für Tikian.“ ,sprach Faiweth weiter.
„Im Gegenteil, der Handel ist bereits besiegelt.“ ,Jacobo hielt die Luft an –Faiweth verschluckte sich an ihrer eigenen Spucke.
„Mach ihn rückgängig!“ ,hörte er sie schreien, spürte ferner ihren bohrenden Blick auf seinem Rücken.
„Warum?“ ,sprach er unsicher den Blick starr auf das Feuerholz gerichtet.
Faiweth stand mit einem mal hinter ihm, zog ihn grob an der Schulter herum um ihm eindringlicher denn je in die Augen zu sehen.
„Roderic Jacobo Marnion...“ ,so begann sie immer wenn sie wütend war.
„... Liebe und das solltest gerade du wissen, ist KEIN Geschäft. Und wenn du deinen Handel nicht augenblicklich rückgängig machst- und komm mir nicht mit ausreden, dann werde ich...“ ,mit diesen Worten verschwand sie sehr rasch die Stufen hinauf.
Jacobo atmete erleichtert, wenn auch Seufzend auf. Jetzt würde sie Wochenlang unausstehlich sein....

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Eleonora arbeitete noch nicht allzu lange im Hause des Ehepaares Marnion, doch sie war dankbar das Faiweth eine wahre Unsumme dafür bot, sie „freizukaufen“, und damit nicht genug, sie erhielt außerdem ein stattliches Entgeld und sie war frei!
Oh ja, Mista mochte ein kleines Reich sein, aber wozu einer Magd Geld bezahlen wenn man sie auch kaufen kann?
Vielleicht war das der Grund, weswegen ihr nun ein Eiskalter Schauer über den Rücken lief, als der Hausherr eine recht simple Frage zu stellen wagte.
„Wie Alt bist du?“ ,wollte Roderic Marnion wissen.
„16 Herr.“ ,entgegnete sie mit leicht zittriger Stimme.
„Ich möchte dich um einen Rat bitten.“ ,sagte Jacobo eine Spur zu warm –wie sie empfand.
„Setz dich doch ruhig.“ ,Jacobo deutete auf einen Baumstumpf ihm gegenüber.
Sie tat wie ihr geheißen, doch ihre Angst vermochte sie nichtmal in der dunklen –sternenklaren, Sommernacht zu verbergen.
„Willst du auch etwas von dem Braten? Wie es scheint ist meiner bessere Hälfte heute nicht danach dem Essen beizuwohnen.“ Er lächelte ein wenig gekünselt.
„Nein danke Herr.“ ,entgegnete sie.
„Bewahr Ruhe Eleonora.“ ,setzte Jacobo von neuem an –gab sich dabei aber in einer seltsamen Mischung aus schmunzeln und allgemeiner Sorge.
„Verzeiht mir Herr.“
„Wo hast du vorher gearbeitet?“
„Bei Richter Lassan Herr.“ ,sagte sie ruhig, senkte aber sogleich den Kopf als Jacobo´s Blicke sie zu durchbohren schienen. Das Feuer spendete Eleonora mit einem mal keine Wärme mehr, Schamesröte stieg ihr ins Gesicht.
Jacobo wirkte verunsichert, hüllte sich aber in Schweigen. Eleonora war sich nicht ganz sicher, aber hörte sie nicht das leise Knacken, wie wenn jemand seine Fäuste ganz furchtbar zornig ballte?
„Kennst du meinen Jüngsten Sohn, Tikian?“ ,fuhr er etwas ruhiger fort.
Eleonora hob den Kopf und sah ihn neugierig an. „Tut mir Leid Herr, ich arbeite doch noch nicht lange hier.“
„Und was ist mit der Tochter von Richter Lassan?“
Sie nickte unsicher.
„Und?“
„Sie ist schön....“ ,bemerkte sie und versuchte dabei möglichst ins Leere zu schauen.
„Das bedeutet sie ist Dumm?“
Eleonora antwortete nicht darauf, es war nicht klug einem Herren Antwort zu geben der jedes Wochenende mit besagtem Richter auf die gemeinsame Jagd ging. Sie war eine Magd, eine nicht Lebensmüde noch dazu.
„Ich und Richter Lassan haben beschlossen das unsere Kinder...“
„Ich denke nicht das es eine gute Idee ist.“ ,warf Eleonora ein, ehe sie bemerkte das sie ihren Gedanken versehentlich laut ausgesprochen hatte.
Demütig und ein wenig verlegen senkte sie das Haupt, es ziemte sich nicht einen Herren zu unterbrechen wenn er sprach.
„Wieso nicht?“ ,wollte Jacobo wissen.
Eleonora schaute auf.
„Ich bin nur eine einfache Magd.“ ,bemerkte sie.
„Aber du bist jung.“ ,entgegnete Jacobo.
„Ich will euch nicht zu nahe treten Herr, aber mir fällt der Gedanke schwer, das jemand an dieser <<Dame>>...“ ,man konnte die Anführungszeichen förmlich hören während sie sprach. „..gefallen finden kann.“
Jacobo nickte nur Stumm.
„Aber vielleicht....“
Eleonora unterbrach ihn mit einem heftigen Kopfschütteln.
„Lady Faiweth trug mir auf, das Zimmer mit dem Doppelbett bereit für ihren Sohn zu machen.“ ,während sie das aussprach nagte sie nachdenklich an ihrer Unterlippe.
„Ein Doppelbett?!“
„Gewiss mein Gemahl.“ ,ertönte es von den Stufen. „Wir zwei sollten uns dringend unterhalten.“ ,ob Faiweth schon lange mithörte?

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„Und du bist dir wirklich sicher..., das er mit einer Überraschung seine Geliebte meinen kann?“
„Ich bin seine Mutter!“ ,entgegnete Faiweth ein wenig gereizt.
„Ja schon aber... wie kannst du es mit Sicherheit aus seinen Zeilen herauslesen?“
„Ich kann es einfach, und nun Schluss damit!“ ,herrschte sie ihn an.
Jacobo schwieg.
„In Ordnung.“ ,sagte er schließlich.
Faiweth atmete gepresst aus. In Ordnung? Das war alles? Für gewöhnlich verhielt ihr Mann sich in solchen Angelegenheiten anders....
„Lass uns über etwas wirklich wichtiges...“ ,setzte er an.
„Du wirst Nett zu ihr sein!“ ,Faiweth hatte den Zeigefinger bereits drohend erhoben.
„Ja ich....“
„Und wehe du bringst sie zu Weinen, wie damals Talfan´s Geliebte!“ ,Jacobo´s Blick konnte sie entnehmen, das er erstens Schluckte –was bedeutete das er verstand, und sich zweitens wohl die Frage stellen mochte: Wieso hält sie mir das schon wieder Grundlos vor?
„Ich verspreche es.“ ,sagte er schließlich mit zittriger Stimme, wenngleich es ihm schwer fallen mochte. Seine bisherigen Söhne haben allesamt....., bescheidene Damen vorgestellt, das musste selbst Faiweth sich eingestehen.
„Du wolltest noch etwas bestimmtes sagen?“ ,hakte sie nach.
„Ja... Eleonora....“
Faiweth seufzte leise, sie hatte gehofft, dass Jacobo niemals herausfinden würde was mit Eleonora zweifelsohne geschehen sein musste, dass ihren Hang zur Ängstlichkeit erklärte.
Faiweth wusste, was nun passieren würde, und sie fürchtete sich jedes mal davor.
Jacobo mochte nämlich im Alter ein wenig Forsch geworden sein, aber wenn jemandem –vor allem aber einer Frau, ein Unrecht geschah, dann riskierte er alles dafür um es wieder gut zu machen. Genau wie Tikian, stellte sie etwas erleichterter fest....
Tikian Marnion ist offline  
Geändert von Tikian Marnion (18.01.2005 um 18:38 Uhr).
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Alt 24.01.2005, 17:13
#5
Tikian Marnion
Reisender
 
Registriert seit: 03 Jan 2005
Beiträge: 82
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Aliene wanderte –wie gewöhnlich auch, durch das dichte Unterholz.
Sie lebte in den weiten Wäldern der kleinen Insel Mista, weil sie eine Kräuterfrau war. Eine Hexe, wie die Inquisition sie betiteln würde.
Aber lang war es her, als die Inquisition das letzte mal einen Versuch startete das kleine Inselreich zu betreten. Ebenso lang war es her, das die Menschen Güte und Mitleid für Aliene und ihre Mutter, die Hexe, empfanden.
Die Götter haben sie selig, dachte sie in eben jenem Moment.
Aliene war in den Augen der Mehrheit aller Männer als Schönheit zu bezeichnen, doch mit Fug und Recht durfte sie behaupten, das kein Mann dieser Insel sie jemals zu Gesicht bekam –zumindest nicht seitdem sie eine Frau im zarten alter von 15 Jahren war.
Nun war sie Mitte zwanzig.
Ihr Haar war pechschwarz und gereichte ihr bis knapp über die Schultern, ihre Haut war leicht sonnengebräunt. Ihre Kleidung bestand aus einigen Selbst gefertigten knappen Ledersachen, die sie nur recht spärlich bedeckten.
Sie sprach 3 Sprachen, konnte Schreiben und war sogar ganz gut im Rechnen.
Aliene lebte von der Natur, sie war nicht glücklich, aber es ging.
Die hiesigen Menschen waren für sie ebenso gestorben, wie niemand von ihrer Existenz wusste, seit ihre Mutter damals hingerichtet wurde.
Nur eine einzige Sache interessierte Aliene noch –die Machenschaften des Roderic Jacobo Marnion.

Es fiel ihr schwer zu beschreiben wieso sie dem Mann nachspionierte –ihn mit ihren honigfarbenden Augen eindringlich musterte so als könne sie tief in sein innerstes schauen.
Sie liebte diesen Mann für all das was er tat ohne das jemand davon Notiz nahm.
Oftmals belauschte Aliene die Menschen der Stadt bei ihren Gesprächen, und wenn ihr Heimatdorf –das unaussprechliche, oder der Name Marnion fiel, gerieten die Menschen in Aufregung.
Der Schrecken der Inquisition ging den Bürgern durch Mark und Bein, wollte vergessen werden –Aliene würde es nicht vergessen.
Und der Name Marnion gab allen Rätsel auf. „Ich sags euch, Selbstsüchtig und Arrogant, vom Gold durchtrieben ist dieser Roderic! Der geht doch über Leichen, ich sags euch, seiner eigenen Tochter Namen hat er geschändet noch ehe sie unter der Erde lag!“ ,auch das wusste Aliene wie nur wenige besser.

...langsam verschwand die Sonne nun hinter dem Horizont, Alienes Spaziergänge führten sie heute zum Anzeiger in der Hauptstadt.
Zweifelsohne hatte Aliene es ihrer Mutter zu verdanken, das sie spürte wenn etwas in der Luft lag, tatsächlich! Der Marktplatz war Menschenleer –eilig Schritt sie an die Tafel heran und las das teure Pergament mit Wasserzeichen des Königshauses.
Sie überging die Förmlichkeiten des Aushanges als sich einige Zeilen in ihr Gehirn einbrannten: ....verlauten wir in tiefer Ehrerbietung, das vorzeitige ableben unseres obersten Richters Lassan.... tragischer Reitunfall bei einem gemeinsamen Jagdausflug... heldenhafter Einsatz des Herren Marnion kam zu spät....

Ein wenig von Trauer gerührt verließ Aliene den Marktplatz um über die Wiesen erneut im dichter werdendem Wald zu verschwinden.. Das unsterbliche Verlangen, Roderic Marnion endlich gegenüberzutreten wollte nicht erlischen.
Es hieß sein eigener Sohn, Tikian, würde ihn für seine Fassade hassen...
Sie wollte ihm danken, ihm sagen wie sehr sie seine heldenhaften Taten schätzt –ihn ermutigen das er gleiches mit gleichem zu vergelten wusste.
Es war für die unbezahlbar, das sie den Mörder ihrer Mutter in die Niederhöllen geschickt wusste. Und nicht nur ihre Mutter wurde Opfer der Exhumierung der Kirche Glarons –sondern viele viele andere Bewohner, darunter Frauen und gar Kleinkinder –ebenso die vierjährige Tochter Roderic Marnions!
Bis der Kardinal und seine Schergen nach und nach unter sonderbaren Umständen umkamen, und der König persönlich die Abreise der Gesandten einleitete um einen Skandal zu verhindern.. Seitdem wurden solche Dinge vom König selbst erledigt. Er wurde sozusagen zur neuen Inquisition im Namen Glarons, seitdem gab es keine einzige Hexenverbrennung mehr....
Und Mista war wieder ein friedlicher Ort.
Hin und wieder geschahen sonderbare Zwischenfälle, doch das kümmerte niemanden, schließlich traf es niemals einen wahrlich unbescholtenen Bürger. Aber das war nun einmal Mista, die Leichen holte man erst aus dem Keller, wenn die betreffende Person bereits Tod war.
Auch Richter Lassan würde seine Leichen früher oder später offenbaren, sonst hätte Roderic ihn sicherlich nicht vom Pferd gestoßen....

...als sie nach einigen Stunden das Anwesen der Familie Marnion erreichte, erspähte sie im dunklen den jungen Tikian gemeinsam mit seinem Vater auf der Terrasse.
Die Junge Schneiderin Serina, war nicht dabei, ebenso wenig die bessere hälfte des heimlichen „Henkers“.
Aliene mochte ihren Ohren kaum Glauben schenken...
Der alte Marnion schien sich seinem Jungen nach all den Jahren zu offenbaren!
Und der Junge Tikian schien sich gar schrecklich in Gefühlen der Schuld zu plagen, während sein Vater von den 5 Morden berichtete, die er guten Gewissens begangen hatte um selbiges rein zu waschen.
„Sie haben Ellen getötet, ich musste es tun.“
„Und dann war der heimliche Vertrag mit dem Kardinal Großinquisitor lediglich...“
„...eine Farce um den Schein zu wahren mein Sohn.“ ,unterbrach Roderic.
„Dann habe ich dir großes Unrecht getan, mein Vater!“
„Niemand darf davon wissen! Auch nicht Faiweth, obschon ich spüre das sie etwas ahnt.“
Tikian schien zu nicken, dann wechselte er sogleich das Thema.
„Haben ich und Serina deinen Segen?“
„Ja mein Sohn, lass uns nicht mehr von den Greueln Sprechen. Es gibt ein Fest vorzubereiten, außerdem habe ich dir noch viel...“

...als sie genug gehört hatte, machte Aliene sich wieder davon. Bis zu ihrer Höhle waren es noch einige Meilen...

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Alt 25.01.2005, 19:33
#6
Tikian Marnion
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Tikian hatte die ganze Zeit über ein mulmiges Gefühl. Die Beerdigung war einfach
–bescheiden.
Vater gab sich Mühe betroffen dreinzuschauen, was ihm recht gut gelang, wenn man einmal davon absah das er Richter Lassan vom Pferd gestoßen hatte.
Mutter verstrahlte all zu offensichtliche Sorge, denn sie schien zu wissen das Roderic etwas mit Lassans Tod zu schaffen hatte, und wenn Tikian die Augen zusammenkniff, konnte er in einiger Entfernung Eleonora entdecken.
Sie hielt Abstand zum Friedhof lugte aber ab und an einmal über die Mauer. Ihre Augen blitzten vor zorniger Genugtuung....
Er selber hielt Serina´s Hand, sie schien seine Sorge zu bemerken und drückte seine einige male leicht. Serina wusste, das Tikian den Richter im Grunde nur aus Kindertagen kannte, aber sie ahnte nicht das Tikian´s Sorge viel eher dem Umstand galt, das irgendein Gardist dieses kleinen Reiches auf den Gedanken kommen könnte, das es kein einfacher Reitunfall war!
Tatsächlich wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die Gardisten eine Hausdurchsuchung bei den Lassans veranlassen würden, dann kam sicher ans Tageslicht das Lassan sich Sklaven unterhielt, und wenn er Listen besaß würde Eleonora´s Name dort auftauchen.
Das diese wiederum bei den Marnions als Magd angestellt war, und Roderic rein zufällig als erster am Ort des „Unfalls“ eintraf, rief tiefe Besorgnis in Tikian auf.
Von außen betrachtet konnte man dadurch meinen, das er aufrichtig um den Edelmann trauerte. Ein innerlicher Seufzer durchfuhr ihn.

Denn da war noch etwas an diesem entrücktem Ort, dem Friedhof Mista´s.
Die vielen Töchter anderer Wohlhabender Persönlichkeiten... mit ihren Blicken die eindeutig auf ihm und Serina ruhten.
Sie sagten Sachen aus wie: „Warum gerade sie?“ und „Wieso bin ich ausgerechnet mit ihm im Bett gelandet?“
Tikian empfand das als äußerst peinlich, aber Serina schien entweder nichts zu bemerken oder sie ließ es sich einfach nicht anmerken.
Ja..., man konnte Tikians Jugend als stürmisch bezeichnen. Es war nicht etwa so, das er herumhurte oder dergleichen, aber er war auch kein unbeschriebenes Blatt auf Mista.
Es war ganz wie Serina´s Mutter zu ihr sagte: „Es gibt Männer, die es verstehen jede Frau binnen wenigen Sekunden herumzubekommen.“ Tikian war nicht so Arrogant dies für sich selbst anzunehmen, aber in Wirklichkeit war es so. Er konnte es einfach besser mit Frauen, wären Frauen Herscherrinnen stünde er in ihrer Gunst weit oben.
Aber eines war in diesem Moment, da sie alle anstarrten klar, er würde Serina erzählen müssen, das er eine sprunghafte Zeit hinter sich hatte.
Er war gespannt wie sie darauf reagieren werde, aber im Grunde war es ja nichts schlimmes. Tikian wollte sich schlichtweg einfach nicht verlieben –dann traf er eine junge Schneiderin in der tiefen Nacht an ihrem Stand, halb wachend halb im Schlafe schon, und es ward um ihn geschehen....

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Alt 31.01.2005, 15:34
#7
Tikian Marnion
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Die Tage zogen rasch dahin, und niemand argwöhnte, das es sich beim Tod des Richters um mehr als bloß einen Unfall handelte.
Tikian schloss ebenso mit der Sache ab, und wandte sich den angenehmen Dingen zu.
Serina, die Hochzeitsvorbereitungen, und der sonderbare Sinneswandel seines Vaters.
Seitdem er Tikian die Wahrheit über sich selbst und vergangenes berichtet hatte, schien er Serina auf Händen tragen zu wollen. So gab es jeden Tag drei mal verschiedenste Salate, Früchte und Gemüse –sie aß nun mal kein Fleisch. Wären die Weintrauben schon reif gewesen, so bestand für Tikian kein Zweifel das Vater jeden Tag welche für Serina gepflückt hätte!
Außerdem sprach er Tikian dauernd gut zu, was er denn für ein unglaubliches Glück gehabt habe, es sei nicht leicht eine so wunderbare Lebensgefährtin zu finden, und das Tikian sie steht´s ehren solle. Immer wieder musste er ebenso schmunzelnd erfahren, das Vater sich wirklich rührend um Serina´s Wohlergehen bemühte.
Ansonsten war alles ziemlich ruhig und Vorhersehbar –wie eigentlich sonst alles auf Mista.

Die eingetroffenen 12 Geschwister waren neugierig, nervtötend und unverschämt zugleich.
Das Bild einer typischen Großfamilie die den Neuzuwachs skeptisch musternd gegenüber trat.
Aber Serina schlug sich erstaunlich gut! Tikians direkte Geschwister mochten sie auf anhieb, nicht aber ihre Ehefrauen und Männer.
Tikian kannte dieses Phänomen aus anderen reichen Familien. Die Geschwister verstanden sich steht´s, doch die Lebensgefährten neigten zuweilen dazu einen Keil zwischen die Familie zu treiben. Schließlich ging es am Ende um ein sehr beachtliches Erbe, und Tikian fand, das einigen der eingeheirateten Damen und Herren, die Gier ins Gesicht geschrieben stand.
Serina überging die ein oder andere Spitzfindige Bemerkung einfach und übte sich in schier endloser Ruhe. Besonders die Neffen und Nichten Tikians hatten es ihr angetan. Allen voran die kleine Laily, die Tochter Samir´s. Sie war kein Jahr alt, doch leider war die Mutter bei der Geburt gestorben, so musste Samir das Kind mit einem Tuchzipfel und Ziegenmilch ernähren. Er schlug sich dabei erstaunlich gut, war aber immer noch nicht über den Verlust seiner Geliebten hinweg. Tikian hatte sie niemals kennengelernt, aber Samir war nuneinmal nach ihm selber der Jüngste –nämlich 20 Sommer alt.
Da war es beinahe schon verständlich, das Samir neben der kürzlich verstorbenen Medorina sein „Lieblingsbruder“ war.
Einige seiner Geschwister kannte er auch gar nicht richtig! War doch der älteste schon 30 Sommer alt.
Aber das war auch nicht wichtig, denn wenn es nach Tikian gegangen wäre, hätten bloß 6 Leute auf einer kleinen Lichtung gestanden...
Nun waren es an die 40, aber es machte ihm nichts aus. Serina wusste noch nicht, welchen Ort Tikian sich für die Hochzeit ausgesucht hatte, aber ihm war gewiss das ihr die Lichtung am höchsten Punkt der Insel gefallen musste!

Mutter und Vater kümmerten sich gemeinsam mit der Zofe Eleonora um die Speisen, die Ehefrauen der Geschwister tratschten über dies und jenes –vor allem aber über Serina, ihre angeblichen Schwächen, Macken, Ungereimtheiten, aber manchmal fand sich auch ein Wort der Anerkennung darunter. Doch so lange schaffte Tikian es meist nicht mit anzuhören, es war der natürliche Neid einer bevorstehenden Hochzeit. Denn Tikian war das Nesthäkchen der Familie.
Seine Eltern würden niemals zugeben das ihm besondere Aufmerksamkeit zugute kam, und Tikian würde dies auch niemals für sich in Anspruch nehmen, doch alle wussten sie es. Tikian hatte die beste Aussicht auf ein „angemessenes“ Erbe. Und nun musste die ein oder andere gehässige Ehefrau bemerken, das Tikian die bessere Partie gewesen wäre, was natürlich allen Grund dazu lieferte Serina möglichst oft so schlecht zu machen wie es nur ging.

Doch meistens brachte irgendwer die Tratschweiber wieder zur Ruhe, so das Tikian gar nicht erst dazu kam jemanden zurechtweisen zu müssen. Alles in allem blieb es demnach harmonisch; angespannt, außerdem würden die meisten von ihnen ohnehin binnen zwei Tagen abreisen. Die einzigsten die länger blieben, bildeten so etwas wie den harten Kern der Familie. Es waren die wenigen die wirklich jemanden gefunden hatten, der mit der Familie und nicht gegen sie wirkte.
So blieb Tikian und Serina nichts anderes als der –endlich, letzte Tag vor ihrer Vermählung...
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Alt 17.02.2005, 15:44
#8
Tikian Marnion
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Talfan Vasconi kehrte gerade von seiner Südseereise zurück in seinen Heimatsort –das kleine Inselreich Mista.
Sein Vater schien im sterben zu liegen, nicht das es Talfan besonders berührte, im Gegenteil, er gierte nach dem Thron und den Tagen der Abrechnung.
Welch Schmach mussten die jünger Glarons in der Vergangenheit hinnehmen! Wie Götterlos Mista doch geworden war, seit Vater regierte!
Talfan war entschlossen, die Glaronskirche wieder auf Mista anzusiedeln.
Es war nicht so, das die Glaronsgemeinde dort nicht mehr existierte, aber seit dem Vorfall mit der Inquisition hatten sich die Menschen von ihrem wahren Gott distanziert. Doch Talfan würde stellvertretend für diese Lästerung die Strafe vollziehen!
Er malte sich bereits aus, wie er mit den Pferden und seinen Rittern durch die Dörfer reiten würde. Er sah wie Frauen und Kinder erst im letzten Moment zur Seite springen konnten, wie der Müller der ihn um seinen zehnt betrog zusah, wie sein Haus niederbrannte..., und er fand wie immer Gefallen an der Vorstellung. Das einzigste was ihn mehr befriedigte als Angst und Schrecken zu verbreiten, war die Tatsache das Vater ihn nun nicht mehr würde fortschicken können!
Seine Hände schlossen sich fest um die Reling, Walter, sein ehemaliger Mentor im Umgang mit dem Schwerte und nun treuster Gefährte, stand neben ihm.
Walter wusste inzwischen, wann es besser war in Talfan´s Gegenwart zu schweigen, so standen sie nur eine weile dort und schauten hinauf aufs Meer.
Talfan würde seine Raubzüge im Süden vermissen....
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....Tikian und Serina ahnten indessen nicht, das etwas ihre Rückreise würde verzögern können. Sie gaben sich das Ja, Wort und erlebten am selben Tage noch eine seltsam anmutende Überraschung. Es schien sich alles zum guten zu wenden, bis etwa eine Woche später eine kleine Staubwolke, verursacht von einer höchstens 20 Mann zählenden Reiterschar auf dem Weg zwischen den Dörfern und dem Marnion Anwesen erschien....
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Alt 26.02.2005, 13:38
#9
Tikian Marnion
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Aliene wälzte sich auf die Seite, ehe sie erschrocken die Augen aufriss.
Aus einem unerfindlichen Grund, hatte sie eine ganze Weile schon Angst einzuschlafen. Sie war es nun einmal nicht gewohnt, in einem Haus mit festen Wänden zu schlafen. Außerdem kamen die Erinnerungen wieder in ihr hoch, als sie den Marnions Rede und Antwort stehen musste.
Doch im Grunde war ihr Glück kaum zu fassen. Sie lebte wieder unter Menschen!
Es war Jacobo selbst, der ihr im Dickgischt auflauerte, als sie die Trauung des Jungen Paares mitansehen wollte. Niemand warf ihr vor die Tochter einer Hexe zu sein, und niemand gab ihr die Schuld für den Tod der vielen Dorfbewohner.
Und bald würde die Zeit kommen, da sie die Insel verlassen konnte, um irgendwo in weiter ferne von neuem zu beginnen.
Bloß war da etwas, das Aliene nicht zu deuten vermochte. Es war eine Art Schatten der sich ihrer bemächtgen drohte.
Sie zwang sich zur Ruhe, und beschloss noch eine Weile zu schlafen...
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Tikian und Serina spielten eine Runde Schach. Tikian hatte sich schon lange vorher vorgenommen es ihr beizubringen –denn viel konnte man hier in der Einöde nicht machen, und die vergangene Woche war recht anstrengend gewesen.
Die Ruhe war alles anderer als trügerisch, Tikian war dankbar für den Einfall in die Heimat zu Reisen –zumindest bis jetzt.
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Eleonora preschte auf Sturmwind dahin. Der weiße Schimmel atmete bereits bedrohlich laut aus seinen Nüstern und war kurz davor zusammenzubrechen.
Wenn sie jetzt anhielt, würde sie den Rest des Weges laufen müssen –dann würde er sie einholen!
Etwas unsicher im Sattel, blickte sie hinter sich, die Staubwolke kam immer näher...
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Jacobo trat auf die Terrasse hinaus. Es war ein schöner, klarer Morgen, der gutes Wetter in der nächsten Woche versprach. Tikian und Serina waren nun bereits seit drei Wochen hier, sie würden bald abreisen müssen. Stirnrunzelnd trat er an sie beide heran –er mied es eigentlich die beiden zu stören, sie waren praktisch immer beieinander.
Doch als Tikian zu ihm aufschaute, erspähte seines Vaters Blick etwas am Horizont.
Langsam folgten Tikian und Serina seinem Blick.
„Meine Augen sind nicht mehr so gut, sag mein Sohn, ist das eine Schaluppe mit schlohweißem Banner?“
Verwirrt sah Tikian zu ihm auf, sein Blick verriet, das er nichts dergleichen sah. Schließlich war die Stadt gut und gerne 10 tausend Schritt entfernt, wer mochte da das Banner eines Schiffes mit bloßem Auge erkennen?
Doch Jacobo scherte sich gar nicht erst um eine Antwort, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in Richtung der Stallungen...
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Eleonora erreichte das kleine Dörfchen am Rande der Hauptstadt Mista´s und schrie sich dabei den Leib aus der Kehle, ein jeder möge hinaus aus seinem Hause treten, es gebe wichtige Neuigkeiten.
Da es auf Mista eher unüblich war, das eine Zofe auf dem Schimmel ihres Herren ritt, noch dazu gehetzt schreiend, dauerte es nicht zu lange, ehe der ein oder andere tatsächlich unsicher aus dem Hause trat.
„Talfan Vasconi ist zurückgekehrt. Es inspiziert seine Lehen!“ ,ihre Ansprache war kurz, und effektiv. Denn sogleich rannte ein Mann, welchen sie als hiesigen Mühlmann kannte, los.
Es war nicht unüblich, das die Dorbewohner sich unter den Augen der Könige eigene Mühlen bauten um die Mühlsteuer zu umgehen. Doch anders als des Königs eher Milde Goldstrafe, würde Talfan die Mühle niederbrennen, mitsamt des Mühlmanns Familie!
„Gebt mir ein neues Pferd, und kümmert euch gut um dieses. Verbergt es vor den Augen Talfan´s!“ Ja, der Name verhieß auf Mista nichts gutes, wahrscheinlich war es auch nur aus diesem Grund, das die Leute tatsächlich spurten Eleonora ein neues Pferd zu besorgen.
Alle hassten Talfan, und waren erleichtert, als der König ihn damals in den tiefen Süden schickte. Im Grunde hatte er seinen Sohn verbannt, in der Hoffnung er kehre niemals wieder, auf das seine Tochter das Königshaus übernehme wenn er starb. Nun war Talfan wieder hier, bereit zu neuen Schandtaten. Eleonora kannte ihn nicht, aber sie kannte die Geschichten und die Reaktion der Dörfler ließ sie keinen Zweifel daran haben.
Eilig wechselte sie die Pferde, nun musste sie zurück zur Villa!
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Aliene konnte einfach nicht einschlafen, obschon Samir ganz ruhig neben ihr lag.
Sie und Tikians Trauzeuge hatten sich gleich auf anhieb gut verstanden, und die Tatsache das seine Frau bei der Geburt starb und er einen Säugling zu versorgen hatte, stimmte Aliene freudig. Er würde sie mit sich nehmen...
Aliene spürte das sie aufstehen musste, eher widerwillig, aber etwas lag unübersehbar in der Luft. Es machte keinen Sinn sich gegen das Erbe ihrer Mutter zu verschließen. Zudem besaßen diese Menschen hier, obschon Gottergläubig, nicht das geringste Vorurteil gegen sie.
Als sie die Türe hinter sich schloss und auf den Flur hinaustrat, wurde ihr flau im Magen. Ihr Mund war staubtrocken, ihre Füße schienen nicht das zu tun, was sie tun sollten. Ihre Schritte lenkten sie zu einem der Talseite zugewandten Fenster.
Im Hafen entdeckten ihre honiggelben Augen etwas ungewöhnliches.
Die Schaluppe des Königs Sohn. Des Mannes, der damals die Glaronisten mit ihren Inquisitoren herführte. Aliene spürte wie sich ihr Magen verkrampfte –sie wusste, das Talfan nicht für den Glauben tötete, denn dann würde sie es nicht vermögen, ihn zu verachten.
Talfan redete sich ein Gläubig zu sein, in Wirklichkeit brauchte er die Glaronisten nur aus einem einzigen Grund. Damit sie ihm die Absolution für seine Taten erteilten.
Aliene war wohl eine der wenigen, die ihn durchschaut hatten. Viele auf Mista verachteten den Glauben Glarons, nur wegen dieses launischen Bengels. Nein, Talfan fand gefallen am Leid anderer. Aliene hatte es gesehen, wie sie vieles sah das andere nicht sahen...
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Nach einer Weile fand Tikian nicht mehr die rechte Konzentration für das kurzweil des Spieles.
„Schach matt.“ ,stieß Serina freudig hervor, doch Tikian vermochte es kaum mehr als gezwungen zu Lächeln.
„Woran denkst du?“ ,Serina hatte ihn schon wieder ertappt –sie wusste wann er mit den Gedanken woanders war.
Tikians Blick schweifte zum Horizont.
„Du machst dir allzu viele Gedanken, Schwertreiter.“ ,brachte Serina daraufhin lächelnd hervor. Sie war nun mal vollkommen Sorglos, doch Tikian wollte Vaters sonderbare Reaktion nicht aus dem Kopf gehen. Etwas ging vor sich, er wusste nur nicht was –mit einem mal wollte er fort.
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Eleonora hatte Mühe, das Pferd rechtzeitig nach rechts zu schwenken. Sie spürte, wie sie mit dem Steigbügel Aliene´s Haar streifte, ehe sie eine kurze Wende vollzog.
„Passt doch auf!“ ,platzte es aus ihr heraus.
„Ihr müsst die anderen Warnen ehe es zu spät ist.“ ,stieß Aliene heraus –die sich inzwischen einige hundert Schritt vom Anwesen entfernt hatte.
Eleonora wollte den Rappen gerade wenden, als Aliene ihr etwas hinterher rief.
„Etwas schlimmes wird passieren, sag Samir er soll sie führen.“
Eleonora wusste nicht recht was sie darauf sagen sollte, denn sie verstand die Worte der Frau nicht. Aliene war ihr suspekt, jeder wusste das ihre Mutter als Hexe hingerichtet wurde, doch schien ihr niemand außer Eleonora zu misstrauen. Die Staubwolke schob sich bedrohlich näher –darum ritt sie los ohne Alien eines weiteren Blickes zu würdigen.
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Tikian hatte Mühe, Eleonora einigermaßen zu beruhigen. Ihr Gesicht war leicht gerötet, der lange ritt war ihr merklich anzusehen. Sie redete vollkommen wirres Zeug, war starr vor Angst, und noch etwas fiel Tikian auf. Der Schimmel seines Vaters, welchen er ihr vor einigen Tagen anvertraut hatte, war nicht bei ihr. An seiner statt ein schwarzer Rappe.
„Was ist passiert?“
„Talfan Vasconi, Inspektion, ...Aliene fort, ....etwas schreckliches wird passieren!“
Eleonora war aber längst nicht mehr in der Lage sich verständlich auszudrücken. Es musste daran liegen das sie so jung, und einer drohenden Gefahr nicht gewachsen war.
Es gab immer ein erstes mal, und wenn man darauf nicht vorbereitet war, tat man Dinge die keinem vernünftig denkenden Menschen jemals einfallen würden.
Tikian wusste das es –irgendwie, wichtig war, aber aus Eleonora war nichts mehr herauszubekommen. Es war wie ein kleiner Schalter irgendwo in seinem Kopf.
Er ließ Eleonora und Serina stehen, ging gemächlichen Schrittes zur Pforte, um die Frauen nicht unnötig zu erschrecken.
Die Türe geschlossen rannte er gleich darauf los. Er achtete darauf, nicht allzu sehr außer puste zu geraten. Er musste Samir wecken, und sich bewaffnen..
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Talfan liebte es, mit seiner kleinen Schar einmal durch das komplette Dorf zu reiten. Frauen, Männer und Kinder stoben für gewöhnlich auseinander, und der ein oder andere wurde Opfer alles zermalmender Hufen –nur nicht heute.
Die Dörfer schienen wie leergefegt, einige Feuer wiesen darauf hin, das man eiligst die Mühle niedergebrannt haben musste.
„Woher wissen sie das ich komme?“ ,sprach er verächtlich zu Walter.
Walter blieb Stumm.
Etwas knackte im Schutze des Waldes, dann erschien eine Frau Mitte zwanzig mitten auf dem Dorfplatz.
Talfan störte sich daran, das sie keine Angst zu haben schien, wollte schon losreiten, als etwas geschah.
Die Frau mit ihren sonderbar honiggelben Augen streckte ihm die Hand entgegen –deutete mit drei ausgestreckten Fingern nach ihm. „Eine Hexe!“ ,stieß Walter aus, der das Zeichen offenbar erkannte.
„Ihr kommt zu spät, Talfan Vasconi.“ ,sprach die Fremde.
Talfan wirkte verunsichert. Die Frau weckte Erinnerungen in ihm....
„Wer seit ihr, das ihr es wagt euch dem Trohn-Erben entgegen zu stellen?“
„Ihr werdet für alles das, in die Niederhöllen fahren.“ ,ihre Augen schienen für einen winzigen Moment zu funkeln, und Talfan bekam es mit der Angst zu tun!
Seine Mutter sprach damals oft davon, das man ein gutes Leben führen müsse, um in die Hallen seines Gottes zu kommen. Wenn es also etwas gab, das Talfan zurückschrecken ließ, dann die Worte der Götter, ihre Hallen und manchmal auch die Drohung einer vollkommen Fremden.
„Wir reiten zum Haus Marnion!“ ,hieß er seine Schar, und machte kehrt.
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Aliene atmete erleichtert auf. Talfan schreckte weder vor Schmerz, noch vor dem Tode zurück. Aber wenn eine unscheinbare Frau ihm sagte, die Götter würden ihn für seine Taten richten, war er ängstlich wie ein kleines Kind.
Sie sah den Reitern eine Weile nach, und verschwand dann wieder im Wald.
Sie spürte die Blicke der Dorbewohner, die ihr neugierig aus den Fenstern nachschauten.
Aliene wusste, das sie sie für ihre verstorbene Mutter hielten. Und sie fand gefallen daran.

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Talfan legte eine lange Rast am Wegesrand ein. Die Pferde waren ausgelaugt, er wollte keines von ihnen zuschanden reiten. Der Gedanke bei Jacobo Marnion vorbeizuschauen, erfüllte ihn mit einer sonderbaren Vorfreude.
Talfan spürte das etwas bei ihnen nicht mit rechten Dingen zuging. Sie belogen seinen Vater, hielten ihm seinen zehnt vor, und unterschlugen zweifelsohne Wein.
Noch einmal unterhielt er sich mit dem Buchführer aus dem Rathaus, den er promt zwang ihn auf seinem Weg zu begleiten.
„Die Marnions haben dieses Jahr also bloß ein drittel von dem was sie sonst haben sagst du?“
„Ja Herr, aber die Ernte war schlecht.“
Talfan sah mit verachten auf den eher schmächtig wirkenden Mann herab. Der Buchhalter roch nach Angst.
„Sie bestehlen uns!“
„Nein Herr, seht doch...“
„Schweig! Die Zahlen sprechen doch für sich!“
Der Mann schwieg. Talfan glaubte dem drahtigen Kerl, aber ein kleiner Vorwand genügte ihm, um bei den Marnions ein wunderbares Schauspiel aufzuführen. Er brauchte nun ein Erfolgserlebnis, wenn die Dörfler schon auf seine Ankunft vorbereitet waren.

Als Talfan mit seiner Schar in den Innenhof preschte, entdeckte er zwei Frauen in sehr jungem Alter. Vielleicht 16 oder 17.
Die eine hatte dunkles Haar, das ihr bis an die Schultern gereichte, und sie redete beruhigend auf die andere ein. Ihre Wangen waren vor Anstrengung leicht gerötet, als der Blick der jüngeren der beiden Talfan erfasste, fing sie an zu kreischen –Talfan lächelte innerlicht.
Indem Moment öffnete sich die Pforte, zwei Männer traten hinaus.
Der eine nicht älter als 18, der andere Mitte zwanzig.
Bei ihrem Anblick klingelte etwas bei Talfan, und Walter kam ihm sogleich zur Hilfe.
„Der eine ist Samir, der andere scheint der junge Tikian zu sein.“
Talfan gab im Flüsterton zurück.
„Was erwartest du von denen?“
Walter zuckte die Achseln. „Samir ist gut mit dem Schwert, ich glaube dieser Tikian ist bloß ein Fechter.“
Talfan nickte, das würde ihm genügen.
„Ich wünsche Jacobo Marnion zu sprechen!“
Tikian und Samir kamen gemessenen Schrittes auf sie zu, die kleine 16 jährige versuchte sich verstohlen davon zu machen, doch Walter ritt an sie heran und versperrte ihr den Weg.
„Er ist geschäftlich unterwegs Sire Vasconi.“ ,entgegnete Samir.
„Samir richtig? Mir kam zu Ohren eure Frau starb auf dem Kindsbett?“
Samir nickte, ein wenig zähneknirschend, woraufhin Talfan triumphierend grinste. Es hatte sich ausgezahlt, sich in der Stadt ein wenig umzuhören.
„Wann ist er wieder anzutreffen?“
„Nicht mehr heute, er tätigt Geschäfte in der Stadt.“ ,log der junge Tikian.
„Nun, in diesem Fall wünsche ich, das ihr unsere Pferde unterstellt, und meine Männer verpflegt, wie es das Gastrecht will.“
Samir sah zu Tikian, dieser zuckte kaum merklich mit dem Mundwinkel.
„Sehr wohl, Sire.“ ,bemerkte schließlich Samir und hieß die jüngere der beiden Frauen die Pferde unterzustellen, die andere Frau ging ihr dabei zur Hand.
„Ist eure Mutter da?“ ,fragte Talfan im absteigen.
„Sie begleitet ihn.“ ,Samir machte gerade Anstalten im Haus zu verschwinden, als Talfan ihn zurückhielt.
„Wohin wollt ihr?“
„Die Zimmer vorbereiten.“ Samir verschwand.
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Tikian wusste, das Samir Mutter warnen und verstecken würde. Tikian war damals zwar erst 6 als er Talfan Vasconi das erste mal sah, aber er verabscheute ihn trotzdem über alle Maßen. Wo zum Henker war eigentlich Vater hin verschwunden? Holte er Hilfe, was würde nun geschehen?
Nur eines war Tikian allzu deutlich aufgefallen, Talfan´s hasserfüllte Blicke waren ebenso offensichtlich, wie die Lüsternheit in seinem Antlitz wenn er Eleonora und Serina anschaute. Tikian war auf der Hut –mehr als je zuvor.....
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Alt 27.02.2005, 17:01
#10
Tikian Marnion
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-Später, nicht weit entfernt-

Ninielle war nicht im Stande Fendril auch nur ein einziges Wort zu Glauben. Es war ohnehin töricht von ihm, zurückzukommen. Er war Vogelfrei in diesen Landen, was hatte er geglaubt? Das Ninielle ihre Sachen packte um im Namen der guten Sache auszurücken?
Sie riskierte jetzt schon genug, indem sie ihn im Kloster vor den anderen verbarg!
Alvaron glaubte ihm –das tat er immer! Dabei war Fendril der sturste, obendrein noch zornigste Mensch den Ninielle je kennen gelernt hatte. Und noch etwas, er war Götterlos!
Trotzdem war Ninielle nicht in der Lage ihn hinauszuwerfen –weil sie ihn tief im innersten noch immer Liebte-
Sie wollte ihm gerade den Rücken zuwenden, als seine starke Hand sie an der Schulter packte.
„Sie mir in die Augen.“ ,herrschte er sie in gewohnt südländischer Art an.
Schon sonderbar, dachte Ninielle als sie widerwillig zu ihm aufsah. Anfangs empfand sie große Furcht vor dem braungebrannten Krieger, mit seinen sonderbaren Sitten und grausamen Geschichten –die letztenendes einfach nur traurig waren. Dann wiederum lagen sie sich Wochenlang in den Armen, um schließlich im Streit auseinander zu gehen... .
„Ich spreche die Wahrheit, du weist es. In deiner Heimat geschehen grausame Dinge.“
„Woher...?“
„Erinnerst du dich etwa nicht mehr daran?“ ,Fendril wirkte für einige Sekundenbruchteile enttäuscht.
„Damals, als du für eine Woche verschwunden warst, und niemand nachfragte..., du hast es mir erzählt. Ich weis das du auf Mista eine Schwester hast. In der Glaronskirche nicht wahr?“
Ninielle nickte eher sachte.
Da diese Insel hier recht klein war, und der Glauben der Einwohner sehr weit gefächert, war Ninielle die Götterdienerin für alles. Insgeheim betete sie zu Alwyzz, doch hier predigte sie alle Schriften die einer gerechten Sache entsprachen. Und sie war gut darin.
„Schwöre es....“ ,erwiderte Ninielle eher verhalten.
„Gibt es denn etwas, worauf ich schwören kann?“ ,entgegnete Fendril verbittert.
„Schwöre auf Maline.“ ,platzte es aus Ninielle heraus, ehe sie begann Nervös auf den Lippen zu kauen. Sie war zu weit gegangen... .
„Ich schwöre darauf. Und wenn es nicht wahr ist, so werde ich sie nie wieder sehen.“ ,seine Stimme klang entschlossen. Aber das war mit allem so was Fendril sich in den Kopf gesetzt hatte. Genau deswegen wurde er ja erst Vogelfrei. Weil er nichts annehmen wollte, sich nie eingestand wann er im Unrecht war, weil er das tat, was er für richtig hielt, und nur das. Ein gutes Beispiel war, das er erneut in voller Bewaffnung ins Kloster eingetreten war, obschon er wusste das es ersten verboten war, und zweitens Ninielle in eine unglaubliche Rage versetzte.
„Talfan sagst du?“
„Ich denke das war der Name..., wichtig ist nur, das sie deine Schwester in ihrem eigenem Kloster belagern.“
„Die Belagerung eines Gotteshauses ist... .“ ,begann Ninielle aufgeregt, ehe Fendril ihr rasch den Finger auf die Lippen legte.“
„Ich glaube dieser Mann schert sich um eher wenige Dinge. Unter Umständen würde es mich auch nicht Interessieren... . Aber... .“ ,er verstummte.
„Und warum?“
„Weil Sianca jemanden versteckt, der für Mista sehr wichtig ist.“
„Die Königstochter?“
„Ja, aber da sind noch mehr Menschen drin. Und sie wird das gleiche Schicksal ereilen, wie Feara.“ ,Fendrils Stimmte wirkte mitmal ungehalten.
„Aber sie war eine Hexe!“
„Und du warst ihre Freundin.“ ,entgegnete er Vorwurfsvoll.
„Und nun werd ich die anderen zusammen rufen. Weist du wo ich Silea und den alten Stan finden kann.“
„Du willst kämpfen?“
Fendril nickte entschlossen. Dafür lebte er, für nichts sonst. Für den Kampf gegen Schurken, wenn er denn schon nicht in der Lage war seine Liebsten zu beschützen, so wollte er wenigstens anderen beistehen. Ninielle stieß einen langezogenen Seufzer aus. So verschieden wie die beiden in ihrer Art auch waren, ihre Vergangenheit war lang und traurig. Einige Parallelen verbanden sie miteinander. Der Verlust vieler Geliebter Menschen. Ninielle diente aus diesem Grunde den Göttern, half mit ihrem Rat aus wo sie nur konnte.
Fendril hingegen entschied sich für den kämpferischen Pfad. Bis jetzt traf sein Säbel immer die rechten Ziele, dachte die rothaarige, etwa 155 Finger kleine Klerikerin und machte sich Reisefertig.
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Geändert von Tikian Marnion (27.02.2005 um 17:02 Uhr).
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Alt 28.02.2005, 19:40
#11
Tikian Marnion
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Tikian folgte Serina an jenem Tag da Talfan Vasconi mit seinen Schergen im Hause Marnion übernachtete, auf Schritt und Tritt. Etwas gefiel ihm an der Sache ganz und gar nicht, und als Eleonora vollkommen Zusammenhanglos sagte, Samir solle sie alle fortführen, sonst passiere etwas schreckliches –entschied Tikian das sie lange genug mit einer Entscheidung gewartet hatten. Des Nachts hieß er Serina das Zimmer abzuschließen und auf den Ruf eines Uhus die Zimmertüre zu öffnen –Samir verstand sich sonderbarerweise auf solche Tiergeräusche.
Tikian schlich sich hinaus, runter in den Keller, wo sie Mutter in Sicherheit gebracht hatten.
Jacobo und Samir waren bei ihr, um über die Lage zu beraten.
„Wo warst du Vater?“
„Wo ist Serina?“ ,entgegnete dieser nur.
„Sie hat sich eingeschlossen.“
„Hol sie her, ich kenne einen Weg nach draußen den niemand sonst kennt. Samir, du holst Eleonora und alles an Waffen aus der Kammer, was ihr greifen kannst. Auch du Tikian, aber erst bringst du Serina hierher.“
Tikian nickte, und machte Anstalten zu entfernen, als irgendwo in der ferne eine Tür barst –nun rannte er.
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Etwas in der Nacht fühlte sich an, als wäre eine Türe geöffnet worden. Ein Echo der Vergangenheit. In Fendrils Hirn schlug eine Art Monster die Augen auf.
Denn immer wenn Fendril seine Augen schloss, schaute er in die tiefe Dunkelheit seines Inneren.
Fendril hatte lange nicht mehr geschlafen, sein Kopf war voller Alpträume.
In seinen Alpträumen traf er nur falsche Entscheidungen. Nachts wachte er auf, und fürchtete, der Tag sei nur ein vergessener Traum.
Und beim aufwachen war seine Welt verschwommen. Was im Traum noch deutlich war, machte plötzlich keinen Sinn mehr. Keine Rettung, kein Fluchtweg. Aber er war wach.
Sie waren alle noch immer Tod. Hatte er eine andere Wahl?
Fendril musste rennen, alles so weit wie möglich hinter sich lassen. Doch anstelle von Antworten, befand sich in seinem Kopf nicht viel mehr als ein blinder Fleck, den andere Verdrängung nannten.
Eleana Ferres war nicht der Anfang, dort gab es schon kein zurück mehr, der Entschluss war bereits getroffen, aber schlimmer konnte es nun nicht mehr werden.
Es hatte so einfach begonnen..

Endlich erwachte er, schwitzend, angespannt, doch die Gefühle verflogen schnell. Er hatte sich damit abgefunden keine rechte Ruhe mehr zu finden. So war es nun mal, und so sollte es wohl bleiben, bis er vielleicht einen Weg fand seine speziellen Feinde zu besiegen, oder bei dem Versuch zu sterben. Fendril verspürte keine Angst vor dem Tod. Dafür hatte sein Säbel zu viele Leben genommen, und auch sah er zu viele gute Menschen durch fremde Klingen dahin scheiden. Er verabscheute das töten nicht. Es kam nur darauf an wem man die Klinge in den Bauch rammte, nicht darauf, wie man es tat. Ehre, Stolz, Ruhm, das war alles unwichtig. Was nützt einem ein ehrenvoller Tod, weil man dem Feind eine Waffe gab als er keine besaß um sich zu verteidigen? Wird jemand darüber sprechen? Wird der Name des Kriegers die Geschichten überdauern? Die Antwort war nein. Es gab keinen ehrenvollen Tod im Ideellen Sinne. Jeder Tod eines friedlebenden Menschen war Ehrenvoll. Nicht aber der eines Schurken, mochte er auch mit noch so „fairen“ Methoden in den Kampf gezogen sein.
Aber was besonders an Fendril war, war die Tatsache das er seit seinem 17. Lebensjahr so dachte, nun war er fast 30. Seine Erinnerungen reichten bereits mit 20 für zwei Leben aus, und wenn er am Lagerfeuer sprach, hatte man durchaus den Eindruck einem Veteranen zuzuhören. Natürlich war er keiner, er hatte einfach nur immer das große Glück, mit seinem Leben davon gekommen zu sein.
Weder der Kampf für die Krone, noch für einen Herren, könnte jemals echte Leidenschaft im Kämpferherz entfachen. Fendril wusste das es Vermessen war dies zu sagen. Aber er hat es nun mal am eigenem Leib erfahren.
Wenn Heim und Herd bedroht sind, werden Krone und Herr vergessen....
Ninielle gehörte zu seinem Heim dazu, darum war er nun hier auf Mista.
Das Kloster der Glaronisten war bereits schrecklich überfüllt. Prinzessin Mathilde war es tatsächlich gelungen zu fliehen, ob Talfan bald bemerken würde das dass Kloster über weitläufige Katakomben verfügte?
Jedenfalls war ein gewisser Roderic Marnion dafür verantwortlich, das Mathilde nicht von ihrem Bruder niedergestochen wurde –als sie schlief. Und nun bat er darum, seine Kinder und seine Frau in die sicheren Mauern des Klosters zu holen.
Man sagte, das Talfan ein grausamer Kerl war, das genügte Fendril eigentlich schon, aber die Tatsache das er gefallen an verabscheuenswürdigen Dingen empfand, gereichte Fendril um sich sehnlichst auf die Begegnung zu freuen.

Nur wer leidet kann verstehen, was es heißt bis zum Tode zu kämpfen –es wirklich verstehen.
Es war leicht darüber zu reden, sich wissen anzueignen und im Geiste eine gute Entscheidung zu treffen. Aber war das nicht mit allem so? Es war genau wie mit der Liebe, oder den Erinnerungen von reisenden. Man konnte sich die Details schmunzelnd, gar interessiert anhören, aber man würde immer danach gieren es selbst zu erleben.
Und wenn man es denn erlebte, traf man Entscheidungen die im Nachhinein einfach falsch waren. Die Situation übermannte einen, Menschen starben, oder wandten sich ab.

Vielleicht waren es diese vielen Gründe, die Fendril in diesem Moment dazu bewegten, seinen Dolch aus dem Futteral seiner Stiefel zu ziehen. Wie ein Schatten schlich er durch die dunklen Gemäuer des Anwesens. Fendril besaß alle Zeit der Welt, er war in seinem Element.
Ein Mann rannte in panischer Hast den Flur entlang, einen schmalen Degen blank gezogen. Fendril roch förmlich die Angst und die Verzweiflung, als er in einem schmalen Torbogen verschwand um den Blicken des Mannes zu entgehen. Sein Ziel war offensichtlich das gleiche, welches Fendril auch anstreben wollte.
Er würde nicht zu spät kommen, denn noch weidete sich Talfan Vasconi an seinem stillen Triumph. Er würde die Zofe nicht einfach niederschlagen. Er wollte einen Grund, und der Fremde mit dem Degen lieferte zweifelsohne einen sehr guten.
Als Talfan herumfuhr, um dem überraschten Fechter einen tritt in die Magengrube zu versetzen, hörte Fendril wie er spottend zu seinen Männern sagte: „Nehmt euch die Zofe so oft ihr wollt, ich kümmere mich um die Schneiderin.“ Fendril verabscheute die Stimme schon jetzt, bemerkte aber schmunzelnd, das die meisten von Talfans Männern bereits nicht mehr am Leben waren. Auch diese hier würden sterben, aber ihr Tod wäre nicht so einfach, wie der von den Wachen.
Als Talfan sich den Gang entlang entfernte, nutzte Fendril die Gelegenheit aus den Schatten zu treten, und einige Schritte zu hechten. Er verursachte keine Geräusche dabei –es war seine Berufung. Sie war vielleicht nicht Ehrenhaft, aber was machte es für einen Sinn alleine gegen 20 Mannen zu kämpfen, wenn man sie einzeln erledigen konnte?
Hinter einen breiten Schrank gelehnt griff er nach seiner kleinen Armbrust, welche an seinem Gurt festgezurrt war. Da sie nicht umherbaumeln durfte, brauchte er eine geraume Zeit um sie zu lösen.
Es war ein sehr teures Gerät, man nannte es Repetierarmbrust. Sowas gab es zur Zeit nichtmal in Britain.. Damit war Fendril in der Lage, mindestens 3 Bolzen ohne neu Spannen abzuschießen. Shaheen hatte sie gebaut.
Zwei von ihnen schaltete er mit dem leisen Surren aus. Die Bolzen waren in ein starkes Gift, welches er aus dem Süden erstanden hatte, getränkt. Die Bolzen waren Sonderanfertigungen und von innen hol. Sie drangen tief ins Fleisch, wo sie brachen damit das Säure Gemisch sich entfalten konnte. Verfehlte man das Herz des Feindes um wenige Millimeter, so tat die Säure ihr übriges.
Die letzte Wache –gerade dabei Hand an die Zofe zu legen, blickte eher verwirrt auf die beiden gefallenen Kameraden. Scheinbar hatte er das leise Surren unter dem Gewimmer der Dame nicht bemerkt, auch sah er im dunklen nicht den entstellten Blick seiner Kameraden.
Zeit den Schatten aufzugeben.
Fendril war vollkommen schwarz gewanden. Er trug das traditionelle Hattah so gebunden, das nur ein schmaler Schlitz für die Augen frei war. Der weite Kaftan beeinträchtigte seine Bewegungen nicht, ebenso wenig die weite Pluderhose, die er zu seinen Füßen mit einem dünnen Seil an jedem Hosenbein zusammengebunden hatte, damit er damit nicht hängen bleiben konnte.
Sein Gegenüber bemerkte womit er es zu tun hatte, denn sein Gesicht zeigte nacktes entsetzen.
Sie alle hatten Angst, wenn ein Meuchler wie aus dem nichts auftauchte. Man konnte förmlich spüren, wie kleine Zahnräder sich im inneren des Opfers in Bewegung setzten.
Warum ich? Wer könnte ihn auf mich angesetzt haben? Bitte Gott XYZ vergib mir.
Fendril fand keinen besonderen Gefallen an diesem Anblick –er empfand es auch nicht als Freude in dieser Gestalt zu Morden. Das Gewand des Meuchlers trug er nur, wenn es sich nicht umgehen lies, wenn er nur so sicher sein konnte, zu überleben. Aber heute mochte er das Gefühl, denn dieser Kerl war Abschaum.
Langsam trat er auf ihn zu, als sein Gegner einen Satz zur Seite machte, um zu rennen.
Fendril sah ihm einige Sekunden lang nach, holte dann aus um seinen Dolch zu werfen.
Es war ein besonderer Dolch, denn die Klinge war zugleich scharf, und brüchig. Auch in ihr befand sich ein starkes Gift. Der Fremde würde langsam sterben, an einer elenden, schmerzhaften Jungelkrankheit.
Ein leises Stöhnen bestätigte Fendrils Treffsicherheit. Mit etwas Glück hatte er den Nerv im Halswirbel getroffen...., etwas berührte seine Schulter.
Als er herumfuhr, eine versteckte Klinge, durch einen schmalen Lederriemen dicht hinters Handgelenk gebunden, an die Kehle seines Gegenüber setzte.
„Wer seit ihr?“ ,entgegnete der Fechter Furchtlos.
„Man nennt mich Fendril ibn Chamella al Ahmad ai....“
„Was treibt ihr hier?“ ,der Fechter zuckte nichtmalmehr mit der Wimper.
„Tikian Marnion?“
„Warum sollte ich solch niederem Gezücht der Nacht eine Antwort geben?“ Offenbar hielt dieses kaum 18 jährige Kind nicht viel von Fendrils Berufstand.
„Vielleicht sollten wir der Schneiderin zur Hilfe eilen, was meint ihr?“ ,gab Fendril in leicht spöttischen Südland Akzent zurück.
„Wer sagt mir das ihr mich nicht hintertücks niederstecht?“
„Wünschte ich euren Tod, wärt ihr es bereits, Fechter.“ ,Fendril setzte nicht umsonst eine gewisse Verachtung in seine Stimme. Dieser Jungspund war vor wenigen Minuten noch überzeugt gewesen, sinnlos zu sterben –indem er es mit 4 kampferprobten Männern aufzunehmen versuchte... .
„Ihr auch.“
Fendril wusste durchaus, das der Fechter seinerseits eine Waffe auf ihn gerichtet hatte, trotzdem meinte er gelassen: „Ich hänge nicht so am Leben wisst ihr. Und nun lasst uns gehen.“ ,sein Tonfall wirkte bereits ein wenig freundlicher, er ließ das Metall sinken und setzte sich in Bewegung.
Der junge Tikian machte bereits wieder Anstalten loszulaufen, aber Fendril hielt ihn hart am Arm fest, so das es dem Fechter sichtlich zu schmerzen schien.
„Wir haben Zeit, ich will ihn langsam töten.“
„Bitte überlasst das mir.“ Fendril nickte. „Trotzdem solltet ihr nicht zu viel Lärm machen. Was dachtet ihr euch dabei, mit einem kürzlich gebrochenem Arm 4 kampferprobte Feinde angreifen zu wollen?“
„Woher wisst ihr...?
„Das gehört dazu, wenn man im Lebenskampf überleben will Junge.“ ,Fendril betonte die Worte gewohnt bitter.
Tikian antwortete nicht gleich darauf, Fendril kannte diese Reaktion. Dieser Fechte dachte wahrscheinlich gerade über die tiefere Bedeutung dieser Worte nach, das taten alle die zu viel Zeit mit Ehre und vollkommen sinnlosen Kodexen zubrachten. Einem Fechter haftete ohnehin ein gewisser Hang zur Romantik an. Trotzdem war Fendril im weitergehen gespannt auf eine Antwort. Da entscheid sich meistens wer sich ihm zum Freund, oder zum Feind machte –oder ihm aber vollkommen egal war.
„Wir dürfen ihn nicht töten.“ ,bemerkte Fendril nach einer Weile, und wartete die Reaktion des Fechters ab, der immer noch in Gedanken versunken.
„Warum nicht?“
„Anweisung von der Prinzessin. Euer Vater hat die Rechtmäßige Trohnerbin ins Glaronskloster gebracht. Sie wünscht seine Festnahme. Aber nicht heute. Wir haben noch keinen offiziellen Grund dazu.“
„Aber...“
„Hier.“ ,Fendril reichte Tikian einen anderen gewundenen Dolch, andem sich jeweils 2 ausklappbare Scharniere und zahlreiche andere Widerhaken befanden.
„Die bewahre ich für solche Menschen auf. Stich ihm damit in die Wirbelsäule, etwa 10 halbe Finger unter dem Nacken. Dann wird er dich nicht vergessen. Wenn du fertig bist, folge deinem Vater. Die Wachen habe ich erledigt.“
Der Fechter griff nach dem Dolch. „Alle?“ ,fragte er ungläubig.
„Nicht allein, junger Fechter, die 5 auf den Hof haben meine Gefährten ausgeschaltet.“ ,mit diesen Worten verschwand Fendril in jenen Schatten aus denen er gekrochen war.
Ein leises :"Sei vorsichtig, und lass deinen Gefühlen freien lauf." ,drang noch an Tikians Ohr.
Der Weg zum Kloster war weit....
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Tikian war gerade dabei seine erste wirklich wichtige Lektion zu lernen. Vorhin hätte er sterben könnten, damit hätte er Serina keinen großen Dienst erwiesen. Dennoch verabscheute er beide. Talfan, und den Meuchler mit diesem langen Namen. Beides war nicht Recht, aber er ließ seinen Gefühlen freien lauf, als er sah das Talfan die Zimmertüre mit einem Schulterstoß aufbrach, und Serinas Hilfeschrei aus dem Zimmerdrang.
Er trat recht ruhig in den Raum hinein, machte keine Anstalten den Schuft mit Worten zu einem Duell aufzufordern. Er hob den verabscheuneswürdigen Dolch in die Höhe, und ließ in mit voller Wucht bis zum Schaft in den Rücken Talfans eindringen. Dieser gellte auf, wand sich krampfend unter dem unglaublichen Schmerz.
Tikian drehte die Klinge einmal herum, zog sie schließlich heraus, um sie abermals genauso hineinzutreiben.
Talfan schrie einige male markerschütternd, wurde dann bewusstlos.
Vielleicht war er nun sogar gelähmt? Wer wusste das schon..., Tikian befand eine tiefe Befriedigung darin, den Mann lebend, aber mit unsagbaren Schmerzen am Boden liegen zu lassen.
„Ich habe es versprochen, ich halte mich an meine Versprechen.“ ,brachte er voller Verachtung hervor, und spukte Talfan ins Gesicht, ehe er Serinas Hand ergriff und sie mit sich zog.
Keine Eile, aber der Weg zum Kloster war weit...

Niemand würde Serina weh tun. Er würde nun keine Rücksicht mehr auf irgendetwas nehmen. Auch nicht auf das Yil Danische Abzeichen. Serina war wichtiger. Auch damals schon, als er am Marktplatz zögerte, als der Gardist ihr mit seinen Worten weh tat und der Orden es Tikian verbot zu handeln...
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Alt 01.03.2005, 16:53
#12
Tikian Marnion
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Es war mittlerweile der vierte Monat im Kloster, Serinas Bauch besaß bereits eine kleine Wölbung und versprach einen baldigen Kindersegen. Tikian musste ein wenig schmunzeln, als er bemerkte das die Geschichte ihr die ein oder andere Träne entlockt hatte. „So etwas trauriges habe ich noch nie gehört.“ ,meinte sie leis. Tikian nickte nur, er konnte sich auch nicht daran erinnern, mal etwas so abartig trauriges gehört oder gelesen zu haben.
„Es war wie ein Märchen, findest du nicht?“ ,entgegnete Tikian.
„Aber es klingt alles so als sei es...:“
„Wirklich passiert?“ ,vollendete Tikian den Satz, woraufhin Serina nickte.
„Ich glaube nicht das man sich so etwas ausdenken kann, außerdem erklärt das wieso er so stur und verbittert ist.“
„Er verachtet alle Götter, alle Menschen die er Freunde nennt sterben oder ihnen geschehen schlimmere Dinge. Hast du auf die Klerikerin geachtet? Sie war die ganze Geschichte lang todtraurig... . Hältst du es für eine gute Idee in seiner Nähe zu sein?“ Serina wirkte ein wenig verunsichert.
„Ich denke nicht, das er irgendwie gefährlich ist Liebling.“
„Aber.. ist das nicht die gerechte Strafe der Götter, schließlich flucht er über ihre Namen.“
„Ich glaube eher das es in seinem Fall die Menschen waren Serina. Mir gefällt die Vorstellung nicht, das eine Person Unglück bringt –einfach nur weil sie da ist.“
Serina nickte nachdenklich. „Ich würde mich an seiner Stelle umbringen.“
„Vielleicht glaubt er noch an etwas.“ ,meinte Tikian daraufhin.
„Aber woran denn bitte?“ ,Serina blieb verwirrt stehen, und sah neugierig zu ihm auf. Sie erschien Tikian, als sei sie noch immer eine Gefangene der Geschichte.
„Wenn ich es recht verstanden habe. Dann glaubt dieser Mann nur an eine einzige Sache...“
Tikian dachte das es eigentlich kitschig klingen musste, aber nach allem was er gehört hatte war es vollkommen plausibel und so brachte er glaubwürdig hervor:
„...an die Liebe und wirklich nur daran.“
Serinas Augen weiteten sich für einige Augenblicke, dann machte sie Anstalten weiter zu gehen. „Darum meinst du, hält er sich an keine Regeln?“ ,fuhr Serina nachdenklich fort.
Tikian nickte. „Er hält sich nur an diese eine.“
„Aber wenn man nur von dem Grundsatz Liebe ausgeht, wie kann man dann Vogelfrei, geächtet und gejagt werden?“
„Weil es stärker ist als jedes Gesetz, jeder Kodex und jedes verdammte Abzeichen.“
Serina bemerkte durchaus den sonderbaren Unterton in Tikians Stimme, sie ging aber vorerst nicht näher darauf ein, meinte nur als sie die Türe erreichten.
„Der Gedanke daran ist schön.“
„Aber die Durchführung ist nicht machbar.“ ,sagte Tikian als er den Schlüssel im Schloss herumdrehte.
„Wieso nicht?“ ,wollte Serina etwas enttäuscht wissen.
„Weil es Regeln nicht umsonst gibt. Dieser Fendril hat sich nicht an die Gesetze seiner Heimat gehalten, auch an keines unserer Gesetze. Und das einfach nur weil er daran gehindert wurde eine Frau zu lieben? Es ist nicht verwundernswert das er ganz alleine da steht. Man kann nicht einfach Morden, Diebstahl begehen und den Hausfrieden anderer Menschen brechen, nur weil man....“
„Liebt?“ ,vollendete Serina den Satz. „Du selbst hast beinahe einen Mord wegen mir begangen.“ ,erinnerte sie ihn. „Wenn Talfan diesen Krieg gewinnt, hast du gegen ein Gesetz verstoßen.“
Tikians Mund öffnete sich um etwas zu sagen, doch dann verstummte er. Jeder hätte in die Lage von Fendril Chamella kommen können, schloss er aus Serinas Worten.
„Je länger wir hier sind, desto mehr zweifle ich daran ob meine Entscheidung richtig war.“
Serina blickte verwirrt drein. „Wie meinst du das Tikian?“
„Sich den Yil Danern anzuschließen..... sie stehen zwischen uns. Was wenn ich mich mal zwischen Pflicht und dir Entscheiden muss? Was geschieht dann?“
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Alt 06.03.2005, 22:43
#13
Tikian Marnion
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Die Lage erschien seltsam festgefahren, keine der beiden Seiten unternahm etwas.
Nach zwei weiteren Monaten brach dann so etwas wie der Alltag über sie alle hinein. Ein jeder hing seiner Sache nach, ließ sich nicht anmerken das dass recht mürbe Klosterleben nicht ganz so unberührt an einem vorbei ging. Tikian und Serina schlugen sich recht gut, für manche schien es so, als brauchten die beiden nur einander –nicht mehr.
Die meisten Krieger hielten sich nicht an die klösterlichen Regeln des eher kleinen Ordens, und die meisten Mönche machten auch keine Anstalten etwas an der Situation zu verändern.
Tikian und Serina verbrachten die meiste Zeit mit der rothaarigen Klerikerin, wobei sie eigentlich die ganze Zeit eher lauschten. Kaum zu Glauben wie ein jeder hier voller Geschichten steckte, wenn man nur bereit war zuzuhören. Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, das niemand etwas besseres zu tun hatte.
„Habt ihr das gerade auch gehört?“ ,bemerkte Ninielle nachdem sie eine Weile lang nachdenklich vor sich hin geschaut hatte, wohl um ihre eigenen Worte nachzuvollziehen.
Tikian reagierte nicht gleich, er war Müde und nur um Serinas Willen zum verabredeten Mittagessen erschienen. In letzter Zeit schlief er einfach nicht mehr richtig.
„Das hört sich an wie....“
Indem Moment flog auch schon die Türe auf. Der Wüstenkrieger stand mit einer ausladenden Geste im Türrahmen und sah geschäftig aus.
„Ninielle, ich finde du solltest dir das ansehen!“ ,immer wenn dieser Mann aus dem Süden nervös war, verfiel er in einen scharfen Akzent, den Tikian nicht immer auf anhieb verstehen wollte. Überhaupt wurde er nicht schlau aus diesem Mann, denn wo er auftauchte verursachte er eine sonderbare Art von Schuldgefühlen. Denn irgendwie tat dieser dunkelhäutige Mann nichts falsches, eher im Gegenteil. Aber die Tatsache das er gescheitert war in allem was er tat, warf einen sonderbaren Schatten auf sein gesamtes Umfeld, wo immer er sich gerade aufhielt.
„Wenn ihr fertig seit mit was immer ihr gerade tut, dann bewaffnet euch und schafft eure Frau in die Katakomben.“ ,Tikian wurde eher unsanft klar, das er wohl eine Weile schon vor sich hingestarrt haben musste.
„Was ist denn los?“ ,entgegnete er halbherzig.
„Kanonenschläge im Hafen!“
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Alt 06.03.2005, 22:57
#14
Tikian Marnion
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Der Angriff dauerte bereits seit etwa einer halben Stunde an, und wer auch immer dieses Schiff befehligen mochte, hatte es sich anscheinend in den Kopf gesetzt den gesamten Hafen zu zerstören. Denn es hagelte noch immer Kanonenkugeln, obschon keine Streitmacht existierte die den Hafen hätte ansatzweise schützen können. Die Streitmacht belagerte nämlich noch immer das Kloster und war obendrein im Moment Führerlos. Lord Talfan hielt auf seiner Burg eine Wollmesse ab, und würde frühstens in einer Stunde seine Männer bereit stellen können.
Die wenigen die die Aufgabe besaßen den Hafen abzusperren, hatten bereits die Waffen gestreckt oder waren davon gelaufen. Die zwei Kriegsschiffe der königlichen Armee lagen brennend im Hafen, man hatte sie offensichtlich bereits in der Nacht im geheimen geentert und im Morgengrauen das Pulverfass entzündet.
„Was tun sie da?“ ,murmelte Tikian.
„Wonach sieht es denn bitte aus?.“
„Aber hier ist doch fast nichts zu holen...“
„Nicht mehr, aber bevor Talfan den Thron an sich riss, war Mista doch recht wohlhabend oder?“
Tikian gestand sich ein, das dass durchaus Sinn ergeben mochte. Es gab nichts besseres als eine kleine Insel die sich mitten in einem Erbfolgekrieg befand. Sowohl Bevölkerung, als auch Armeen konnte man als gespalten Ansehen. Mit ein bisschen Glück würde man fast unerkannt entkommen, stellte nebenher noch sicher das man nicht verfolgt werden konnte.
„Was sollen wir tun?“ ,fragte Tikian.
„Das was wir können.“ ,entgegnete der Krieger gereizt.
Anders als zuvor, war der Südländer heute mit einem Säbel bewaffnet. Nichts an ihm deutete hier und heute auf einen ausgebildeten Mörder hin, was Tikian zumindest ein wenig mehr Sicherheit gab.
„Aber wenn Talfan´s Männer kommen...“
„Ihr macht euch zu viele Gedanken. Gedanken sind schlecht im Kampf, Gedanken töten.“
Da war schon wieder so ein Satz! Der junge Fechter bemerkte das seine Schildhand ein wenig zu zittern begann.
„Steht ihr das durch?“ ,fragte der Südländer mitmal wie aus heiterem Himmel und gar in einem eher Fürsorglichen Ton.
„Wie meint ihr das?“
„Ich meine, wann habt ihr das letzte mal einen Mann getötet?“
„Einen Mann?“
„Ihr habt noch nie jemanden getötet oder?“
Tikian runzelte verwirrt die Stirn. Er hatte den ein oder anderen Ork am Wegesrand bezwingen können, ein paar Goblins –aber niemals einen Menschen.
„Das mit Talfan war etwas anderes Fechter....“ ,begann er von neuem.
„Nein.“ ,fiel Tikian ihm ins Wort. „Nein ich habe es noch nie bewusst versucht, falls ihr das meint. Nicht ohne Grund.“ ,Tikian wollte das seine Stimme Vorwurfsvoll klang, doch tat sie es nicht.
„Ich will das ihr heil zurückkehrt. Also haltet euch einfach ein wenig zurück in Ordnung?“
„Ja.“ ,entgegnete Tikian kleinlaut.
„Ich meine das bitterernst Fechter.“ ,dieses mal schwang ein hauch von Verachtung in seiner Stimme mit. „Ich lasse nicht zu das ihr verreckt, bloß weil ihr euch unbedingt übernehmen wollt.“ Zu Tikians Glück beließ er es dann aber auch dabei. Von irgendwo weiter hinten drang eine Stimme zu ihnen. „Sie lassen die Beiboote ab.“
Fendril gab daraufhin ein Handzeichen und wandte sich wieder Tikian zu.
„Mir liegt nichts daran zu sterben. Wir sind zu wenige um etwas auszurichten. Ich schlage vor wir behalten die Situation im Auge und warten einfach ab was passiert.“
Und das taten sie dann letztenendes auch. Sie lagen auf der Hut und sahen zu wie die ersten Männer und Frauen die Boote verließen um schreiend auf die ersten Häuser zuzulaufen. Tikian stellte erschrocken fest, das dieser wütende Piratenmob sehr organisiert vorging. Sie stürmten zuerst die Stadtverwaltung, und nahmen sich anschließend die Steinhäuser vor.
Und noch etwas machte Tikian stutzig. „Das gefällt mir nicht.“ ,sprach Fendril es schließlich aus.
„Ja.“ ,bestätigte Tikian seine eigene Vermutung.
„Was wisst ihr denn schon davon?!“ ,zischte Fendril ihn von der Seite an, ehe er Tikian mit einem Handzeichen zur Ruhe zwang. Ein kleiner Trupp angeführt von einer Frau bewegte sich in ihre Richtung. Dann geschah etwas, das Tikian nicht verstand....

...Mit erhobener Hand sprang Fendril aus dem Gebüsch zwischen den beiden Steinhäusern hervor um in einer seltsam anmutenden Sprache auf die verwirrte Anführerin einzureden.
Es klang ein bisschen wie eine Mischung aus Elfisch und der Gemeinsprache.
In jedem Fall waren zwei südländisch aussehende Axtkämpfer vor die zierliche Frau gesprungen um sie mit ihrem Leben zu verteidigen. Doch die Fremde schob die beiden eiligst beiseite und hieß sie in verständlicher Sprache mit den Worten: „Es ist in Ordnung.“ ,sich aus der Sache herauszuhalten. Tikian wurde nicht schlau aus dem was folgte, bis auf das die Frau drauf und dran war Fendril eine Ohrfeige zu erteilen...
Tikian Marnion ist offline  
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Alt 07.03.2005, 21:57
#15
Tikian Marnion
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Als Tikian die Augen aufschlug, schmerzte jeder Knochen in seinem ganzen Körper. Der Raum vor ihm erschien ihm seltsam entrückt, und von irgendwoher drang eine sanft klingende Stimme an sein Ohr, die ihm vertraut vorkommen wollte.
Binnen weniger Sekunden stellte er in Gedanken fest, das es sich um Fendril und die Fremde aus dem Norden handeln musste, ehe eine Hand seine Wange berührte und leicht darüber strich. Die Berührung schmerzte im ersten Augenblick, jedoch verspürte Tikian gleich darauf eine seltsame Form der Schmerzlinderung. „Er wird schon wieder.“ ,sprach die klare Stimme einer jungen Frau ins unstete Licht des Kellerraumes. „Es war kein sehrr festerr Schlag.“ ,entgegnete de fremde Stimme der dunkelhaarigen Wüstenfrau. Sie sprach im selben Akzent wie dieser Fendril Chamella, sehen jedoch, konnte Tikian keinen der beiden Sprecherinnen.
„Es ist besser, wenn er eine weile hier unten bleibt, ich weis nicht ob helles Licht ihm bekommen wird.“ ,die Stimme der Klerikerin klang einen Augenblick lang vorwurfsvoll, dann bemerkte Tikian einen leichten hauch an seinem linken Ohr.
„Das tut mir Leid, Mann aus dem Norden.“ ,hauchte die Fremde ihm zu, ehe sie scheinbar aus dem Raum verschwand. Tikian wollte etwas entgegnen, den kleinen Finger rühren, doch tat sich nichts dergleichen. Die Klerikerin jedoch schien zu bemerken das er wach war und sprach gleich daraufhin. „Ihr habt einen Schlag auf den Kopf bekommen, nichts ernstes, aber ich habe euch die Augen verbunden weil ihr überempfindlich auf das Licht reagiert. Ihr steht unter Schock also erholt euch davon und findet euch damit ab.“ Tikian hatte keine Ahnung wovon Ninielle sprach, doch störte ihn das auch im Moment eher wenig. „Serina geht es gut, sie liegt im Bett. Wir wollten sie nicht stören da es nichts ernstes ist, schließlich braucht sie jetzt viel Ruhe nicht wahr?“ Tikian wollte nickten, gab sich aber mit dem Versuch zufrieden –er wollte schlafen, doch eine innere Unruhe hinderte ihn daran.
Er bemerkte das die Klerikerin seine Hand nahm für seinen Geschmack etwas zu sanft zudrückte. „Ich kenne diese Reaktion.“ ,sagte sie eher leis. „Bei mir war es damals auch so beim ersten mal. Aber von einem Krieger erwartet man das nicht.“ ,sie schien zu schmunzeln. „Trotzdem geht es vorbei, es macht es nicht besser, aber es geht vorbei.“
Mit einem mal wusste Tikian wieder was er getan hatte, er sah das Blut förmlich vor sich, welches sich seinen Weg dem kalten Stahl entlang suchte, bis hin zum fein gearbeiteten Korb seiner Waffe. Es war von dunkelroter Färbung und seltsam warm, nicht so wie das Blut von Orks oder anderem Ungetier –es war ekelerregend. Trotzdem stach er wieder und wieder wie ein Besessener zu, um sich letztendlich zu übergeben, danach schwand die Erinnerung dahin und er verfiel in einen unruhigen schlaf.
Als er erneut erwachte, hielt die Klerikerin noch immer seine Hand, betupfte mit einem nassen Tuch und der freien linken seine Schweißnasse Stirn.
„Das ist nicht zu glauben.“ ,raunte Fendril aus einer Ecke des Raumes. „Wann hast du dich das letzte mal so rührend um mich gekümmert hm?“
„Das ist jetzt nicht der rechte Zeitpunkt Fendril.“ ,entgegnete die Klerikerin ruhig. Tikian spürte förmlich die Anspannung im Raum, und die übertrieben sorgevollen Blicke der jungen Frau. Er wusste das die beiden manchmal ganz gern stritten, und Ninielle neigte dazu unausstehlich zu werden. Fendril hingegen brüllte wie am Spieß –Tikian wünschte sich weit fort.
„Und wann ist dann der richtige Zeitpunkt zum reden? Wenn wir beide Tod sind? Das kann doch nicht ewig so weitergehen Ninielle!“
„Was verstehst du, an jetzt nicht, nicht?“ ,raunte sie ungehalten zurück. „Und jetzt geh zu Shaheen, oder kann sie dich etwa nicht mehr ertragen?“
Einige Sekunden später knallte die Türe ins Schloss und ein leises Seufzen verklang daraufhin. „In ein paar Tagen wird er wie ausgewechselt sein.“ ,versprach Ninielle verheißungsvoll und tastete eher vorsichtig nach Tikians Augenbinde. „Das kann jetzt sehr weh tun. Diese Wüstenmenschen neigen dazu zu übertreiben, ich weis auch nicht was Shaheen dazu bewegt hat, normalerweise ist sie eher ruhig.“
Tikian schlug nicht gleich die Augen auf, als sie ihn von der Binde befreite, blinzelte aber bald darauf vorsichtig und stellte fest, das es tatsächlich verdammt weh tat. Vor seinen Augen tänzelten viele kleine Lichter, und der kleine Lichtspalt an der Türe verursachte schwerste Kopfschmerzen so das er seinen Blick gleich gen Ninielle richtete. „Was ist passiert?“ ,brachte er erschöpft hervor. „Das, junger Fechter, ist eine lange Geschichte, die ich euch lieber in Ruhe erzählen will. Glaubt ihr ihr seit stark genug um aufzustehen?“
„Ich weis nicht recht.“ Ninielle schien es anscheinend schon zu wissen, denn sie machte sogleich Anstalten ihn irgendwie auf die Beine zu stellen. Das war mit kaum 155 Finger Körpergröße und entsprechend zierlicher Statur nicht zu leicht zu bewältigen, aber Tikian stand letztendlich, wenn auch eher waklig auf den Beinen.
„Ich bringe euch zu eurer Frau, sie vermisst euch schon.“
„Wie lange war ich denn weg?“
„Drei Tage.“


Die Beule an Tikians Kopf war mehr als einfach nur beachtlich, und sie stellte ihm wochenlangen langsam abklingenden Schmerz in Aussicht. Wie nicht anders zu erwarten, war Serina natürlich beinahe gestorben vor Sorge, als zu ihr durchsickerte das Tikian im Keller lag und einen Fiebertraum auszuschlafen hatte. Natürlich lies man sie auch zu ihm, aber ansprechbar war Tikian in seiner Bewusstlosigkeit ohnehin nicht, trotzdem hielt Ninielle es für keine schlechte Idee, wenn jemand bei ihm war. Im Nachhinein ging es sich viel eher um die Tatsache, das Tikian denkbar schlecht mit dem Umstand umgehen konnte, ein Menschenleben genommen zu haben, als das es etwas mit seiner Verletzung zutun haben könnte. Es war nun mal besser, wenn man schlechten Gedanken nicht alleine nachgehen musste. Tikian und Serina verbrachten die darauf folgende Woche im Bett, wobei Serina sich ab und an ein wenig die Beine vertrat, bis am vierten Tag jemand an der Türe klopfte.
Es war die glockenhelle Stimme der Südländerin die sehr freundlich um Einlass bat.
Tikian wollte erst sagen, das er allein sein wollte, aber Serina gab bereits an seiner statt Antwort: „Sicher, tretet nur ruhig ein.“
„Ich hoffe ich störe nicht.“
„Gewiss nicht.“ ,meinte Serina lächelnd. Es war ihre typische Reaktion. Serina lächelte immer, obschon sie mittlerweile wusste das diese Fremde für Tikians Beule verantwortlich war. Serina war die Arglosigkeit in Person –sogar jetzt noch, nach alledem was geschehen ward.
Aber auch Tikian konnte der Südländerin nicht böse sein, nicht mehr jetzt, wo er sehen konnte wie sie aussah. Ihre Haut war von ähnlich bräunlicher Färbung wie die des Wüstenkriegers, aber ihre Figur erschien Tikian gar noch zerbrechlicher als jene von Serina. Es erschien ihm schier unglaublich, das dieses junge „Ding“ ihn beinahe umgebracht hätte.
Ihr braunes Haar hing zu kleinen Korkenzieherlöckchen bis knapp über ihre Schultern und ihre Gesichtszüge waren ebenmäßig, beinahe Elfengleich. Ihre Augen sahen denen von Aliene sehr ähnlich. Diese Frau passte gar nicht auf ein Piratenschiff, geschweige denn an irgendeinen anderen Ort, wenn nicht einem Palast umringt von Wachen.
„Ich wollte mich bei ihnen Entschuldigen.“ ,begann sie mit zittriger Stimme und seltsam unsicherer Miene die Tikian sogleich ein Schmunzeln entlockte. Er richtete sich im Bett auf um Serina in den Arm um die Schulter legen zu können. „Es ist ja nichts passiert.“ ,entgegnete er in einem warmen Tonfall. „Ich wollte euch auch gar nicht Niederschlagen, es sollte nur so aussehen als ob....“ Die Fremde tippelte jetzt nervös von einem Fuß auf den anderen, wobei einige ihrer zahlreichen Armreife ein melodisches Klimpern erzeugten.
„Mein Name ist Tikian Marnion und das ist meine Frau Serina.“
„Herzlichen Glückwunsch.“ ,entgegnete die Fremde nervös, bemerkte dabei nicht, das es eigentlich nun auch an ihr war sich vorzustellen.
„Und was macht eine Frau wie ihr eine seit, gemeinsam mit einer Horde blutrünstiger Piraten wenn ich fragen darf?“ ,Tikian gab sich Mühe, dabei freundlich zu klingen.
„Oh ich....“ ,sie errötete. Tikian war sich nicht sicher, aber ihre Miene wirkte für einen Moment sehr schmerzhaft auf ihn, so das er entschied nicht weiter darauf einzugehen. „So könnt ihr hier aber nicht herumlaufen, der Winteranbruch steht bevor, ihr holt euch noch den Tod.“ ,wechselte er hastig das Thema. Erst jetzt schien die Fremde sich ihrer Lage bewusst, denn sie schaute ein wenig nervös auf ihre spärliche Körperbedeckung herab.
Sie trug ein sehr durcheinendes Gewand, aus feiner Seide, das jedoch längst nicht mehr edel sondern abgetragen wirkte. Wenn Tikian tippen müsste, würde er sagen sie sei eine verarmte Adelstochter aus dem Süden. Vielleicht eine geächtete, die mit nichts anderem floh als dem was sie am Körper trug. Dennoch fiel Tikian auf, das Serina den Schnitt ihres Gewandes mit dem außergewöhnlichen Interesse einer Schneiderin betrachtete. Sogar jetzt, wo sie im achten Monat schwanger war –Ihre Augen funkelten gar bei dem Gedanken, etwas derartiges herstellen zu können. Auffallend war vor allem der sanfte Schleier, der über ihrem Gesicht lag, ohne es zu verbergen. Und dann waren da noch fein verarbeitete Sandalen und die vielen vielen Arm und Fußreifen die sie trug. „Ich bin Shaheen.“ ,riss die fremde ihn aus seinen Gedanken.
„Es ist mir...“ ,setzte Tikian an nur um gleich darauf von Serina unterbrochen zu werden.
„Woher habt ihr diese Gewandung, wo stellt man so etwas wunderschönes her?“
In diesem Moment wusste Tikian, das dass Gespräch für ihn zu Ende war. Serina und die schöne Südländerin würden sich nun Stundenlang über Kleidung und fremde Länder unterhalten. Tikian hörte nicht uninteressiert zu, schließlich fehlten ihm gewisse Antworten auf ausstehende Fragen. Er musste nur aufmerksam lauschen...
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Alt 17.03.2005, 21:32
#16
Tikian Marnion
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Die darauf folgenden Tage flogen nur so dahin. Fendril, seine verloren gegangene Geliebte Shaheen, oder Schwester wie er sie manchmal nannte, Ninielle, Samir und Aliene verboten Tikian regelrecht, noch an den Nachschubkarawanen teil zu nehmen. Zum einen waren da die zunehmenden Übergriffe auf einfache Mönche und Kleriker –weil die Bevölkerung Hunger litt, zum anderen stand Tikian kurz davor Vater zu werden. Aber auch andere wollten ihren Teil zur Hilfe beisteuern. Es war Winter, und da Talfan im Sommer Kornspeicher angelegt hatte, es ferner nicht versäumte jedes letzte Weizenkorn darin zu sammeln um Mathilde aus dem Kloster auszuräuchern, litt praktisch jeder Hunger. Außer Serina.
Es mochte irgendwie Fehl am Platze wirken, an einem Ort wo jeder sich fortan der nächste war, weil er nicht wusste wie er sich selbst ernähren konnte, aber verzichteten viele auf ihren Teil um der werdenden Mutter ein gesundes Kind zu bescheren.
Tikian indessen hasste es, untätig herumzustehen, seinen Teil nicht zu tun. Zwar bemerkte Serina nach einer Weile seine Laune, doch konnte sie auch nichts daran ändern, das niemand bereit war Tikian mit sich zu nehmen. „Er sei noch zu Jung und unerfahren.“ Inzwischen feierte er hier seinen 19 Geburtstag...
Doch alles in allem ging es voran. Um Aliene, Samir, Fendril und die vielen anderen hatte sich eine kleine Gruppe aus starkem Zusammenhalt entwickelt. Niemand von ihnen war ernsthaft Kampferfahren, außer dieser Fendril Chamella, trotzdem verband sie alle die ein oder andere Sache. Nun führte ein jeder von ihnen einen kleinen Trupp freiwilliger „Rebellen“ gegen den Feind an. Es waren lange nicht genug um Talfan vom Thron zu stürzen, aber es reichte aus um ihn in Arge Bedrängnis zu bringen. Man war sich nicht sicher, ob Talfan wusste das er im kommenden Sommer gar keine Ernte einfahren würde –denn es gab keine Pächter mehr die bereit waren ihr Leben zu geben, nur weil ihr Herr eine schlechte Laune hatte. Aber der Widerstand rechnete damit, das Talfan spätestens im nächsten Winter aufgeben musste. Mista stand eine lange Hungersnot bevor, und Tikian fand den Entschluss, das er nicht hier sein mochte, wenn es richtig losging.
In zwei Monaten fuhren zwei Versorgungsschiffe in Richtung Britain, sie konnten dort durchaus halt machen und Tikian und Serina rauslassen. Doch Tikian traute der Sache nicht ganz, denn er uns Serina müssten auf zwei getrennten Schiffen reisen –der Gedanke an den Piratenangriff auf den Haupthafen war noch längst nicht verflogen, er wollte sie nicht allein lassen....
„Es ist so weit!“ ,riss sie ihn aus seinen Gedanken –danach herrschte großes Durcheinander....
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Alt 17.03.2005, 22:02
#17
Tikian Marnion
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Shaheen verbrachte viel Zeit mit der Hochschwangeren Serina Marnion. Sie war mit eine der einzigen hier die das Lachen noch nicht verlernt hatten, und immer wenn Shaheen mit ihr zusammen war, stellte sie für sich selbst fest, das sie einen grossteil ihrer Unbekümmertheit auf hoher See eingebüßt hatte. Selbst Fendril war der Meinung, das die unerfahrene, kleine, zerbrechliche Shaheen sehr viel erwachsener geworden sei. Doch niemand hatte sie danach gefragt, es war einfach geschehen.
Wenn sie jedoch dabei zusah wie diese Serina sogar in diesem Zustand noch mit voller Inbrunst Schneiderte, musste sie daran denken wie auch sie es vor langer langer Zeit einmal gewohnt war, schöne Dinge –die niemanden töten- herzustellen. Doch hier auf dem Kloster war es schwer die Werkzeuge eines Feinschmiedes zu finden, doch war das ihr vorrangiges Ziel! Das Fremde Ehepaar, sie erschienen Shaheen beide sehr jung, bemühte sich herzlich um sie. Denn genau wie Shaheen, waren sie dazu verdammt sich ständig innerhalb der Klostermauern aufzuhalten –Fendril ließ nicht zu sie noch einmal zu verlieren.
Zudem gefiel ihr der Gedanke, den beiden etwas schönes aus Gold und Silber herzustellen.
Nicht umsonst waren die Schmiedewaren ihrer Eltern in der Gesamten Südlichen Welt bekannt! Sogar der Schmiedeeiserne Sklavenring um Fendrils Hasl, trug die Signatur der Familie Medhat. Doch den Sklavenring tauschte der junge Krieger bald darauf ein, in die Freiheit und eine edel verzierte Krummsäbelscheide, ebenfalls durch Shaheens Vaters Hand geschmiedet. Sie erinnerte sich oft und gerne an ihre erste Begegnung miteinander. Damals, unweit von hier, auf einem Fremden Eiland, auf der Flucht vor dem eigenem Ehemann –er war reicht, sie sich bei der Geburt bereits versprochen. Sie fand zuflucht unter den Nordländern, die mit großen Augen lauschten wenn sie die Sitten des Südens beschrieb. Ihre entsetzten Mienen wenn sie an die Stellen kam, an denen gestandene Krieger in eigenen Reihen sich zu einem Duell auf Leben und Tod aufforderten, nur weil der andere das Kamel des einen Schief angeschaut hatte. Und als dann an einem Warmen Sommerabend die Einweihung des Hofes der Familie Moran bevorstand –geschah es.
Aus dem unsteten Licht der Untergehenden Sonne trat ein Mann mit bräunlicher Hautfarbe, man konnte fast schon meinen schwarz. Er bat mit der freundlich, bestimmten Stimme eines Südländers um Auskunft wo er die Stadtverwaltung finde, und Shaheen rutschte das Herz beinahe in die Hose. Wie konnten sie sie hier finden? Hatte ihr Ehemann wirklich viele Meuchler angeheuert, war es ein Trick? Auch der junge Magus Zion erkannte die Gefahr und war darauf und daran dem Krieger seinen zierlichen Magierstecken in den Wanst zu rammen. Stan, Sarina Morans Ehemann, hingegen, bemühte sich darum aufrichtig mit dem Fremden zu sprechen –der Tagelang nichts von Shaheens Angst und Bangen bemerkte.
Als dann eine Woche der Ruhe folgte, meinte Shaheen im ersten Moment es sei wirklich nur ein sonderbarer Zufall das ein Landsmann es so weit in den Norden schaffte, dann geschah etwas unerwartetes....
Ein Schiff legte im Hafen an, es trug das Banner des Kalifenstaates. Shaheen quartierte sich im Magierturm bei Zion ein, denn um dessen Existenz wusste lediglich die Stadtverwaltung –niemand sonst.
Als die Tage dahinstrichen, musste Shaheen feststellen das diese Männer an Bord des Schiffes nicht hinter ihr her waren. Sie lieferten sich eine Hatz quer über die Insel mit dem Fremden Namens Fendril ibn Chamella.
Niemand machte Anstalten, dem jungen Krieger aus dem Süden eine helfende Hand zu reichen. Alle hielten sich heraus. Die Verwaltung, weil der Wüstenstaat sehr viel mehr Macht besaß als diese kleine Kolonie mitten im Nirgendwo, geführt von einem mittelreichen Patriarchen. Die Bevölkerung, weil sie Shaheens Geschichten kannten.
Aber Shaheen konnte sich nicht helfen, die ganze Zeit über, obschon sie ihr Herz an den Magus Zion Huquan verloren hatte –war in gewisser Weise bei ihm.
Es war der Elf Nadranuss, der ab und an Nachrichten aus dem Wald überbrachte. Er fand es interessant den „Mann der Wüste.“ ,bei seinem Streifzug durch einen Wald zu beobachten, war doch davon auszugehen, das dieser Mensch noch niemals zuvor mit einer solch florierenden Fauna konfrontiert war.
Er schlug sich erstaunlich gut. Zuerst führte er sich selbst und die Schergen in ein Orkbesetztes Gebiet, wobei er knapp dem Tode entrann und viele Südländer ihr Leben ließen. Im Anschluss daran trieb es ihn in die Ruinen aus Ma´ruun, von denen man sagte, das sie verflucht seien –weil dort ein Magier gelebt habe, der versucht habe das ewige Leben zu erringen und dabei viele sterbliche Seelen ihrer Hüllen beraubt habe, die nun dort umherstreiften... .
Shaheen dachte, das niemand dort wieder lebend hinauskommen konnte, doch Fendril tat es, und mit ihm zahlreiche andere Männer aus dem Süden –anscheinend war doch nicht so viel and en Sagen um uralte Gemäuer dran, wie diese äußerst Schreckhafte Bevölkerung dachte.
Was danach geschah, wusste niemand so genau, bis auf die Tatsache das der Fremde aus dem Süden blutüberströmt auf einer Klosterpritsche endete, um von Ninielle zusammengeflickt zu werden.
Am Tag darauf –Shaheen hatte bereits gepackt um mit Zion für immer diese Eiland zu verlassen, da sie fürchtete es würden mehr kommen und dabei unfreiwillig auch auf sie stoßen, rannte sie Fendril direkt in die Arme.
Von einem Mann der so viele Menschenleben nehmen konnte, erwartete man nicht, das er sich höflichst vorstellte und einen letztenendes zum Weintrinken einlädt.
Shaheen hing von Anfang an an seinen Lippen, doch fand sie in Fendril mehr einen Bruder den sie niemals hatte, denn einen Mann den sie Lieben mochte. Zu dumm das Zion und Fendril sich gegenseitig nicht riechen konnten und alles in einen furchtbaren Streit ausartete. Bis, ja bis Shaheen eines Tages aufwachte, und schwerbewaffnete Männer sie aus dem Bett zerrten. Sie vermied es bei Zion zu nächtigen, weil sie sich ihm nicht sicher war.
Dann war sie mitmal auf hoher See und segelte ihrer Heimat entgegen, ein Leben in ewiger Knechtschafft mit dem Gewissen niemals als Feinschmiedin zu arbeiten, wahrscheinlicher aber für den höchsten Preis in ein Bordell verscherbelt zu werden –wie so viele andere.
Als es keine Hoffnung mehr gab, in der Nacht als der Kapitän sie aufforderte ihn in seinen Gemächern aufzusuchen, tauchte Fendril auf. Er schien immer ein Auge auf sie gehabt zu haben! Doch waren sie auch nur wenige Seemeter voneinander entfernt, kenterte Shaheens Schiff im Kanonenfeuer und sie musste über Bord gehen. Die See war zu stürmisch, man erklärte sie für Tod.
Dann wurde sie Tage später von einem Piratenschiff aufgelesen. Da sie eine Feinschmieden war, sich ebenfalls auf mechanische Dinge verstand, war sie fortan für die Waffen der Seeleute und die Kanonen zuständig.
Ein Jahr sollte sie an Bord dienen, dann sei sie frei. Das Jahr war längst zu Ende, doch frei war sie nicht –wo sollte sie denn hin?
Nun war sie hier auf Mista, weil sie Fendril aus purem Zufall in die Arme gelaufen war.
Und sie war zum ersten mal seit fünf Jahren glücklich.
Er würde sie mit sich irgendwo nach Norden nehmen, und sicherstellen das sie nie wieder eine Klinge in die Hand nehmen musste!
„Es ist soweit!“ ,hörte sie einen Schrei von der anderen Seite des Ganges. Das wollte sie sich nicht entgehen lassen!
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Alt 07.04.2005, 22:16
#18
Tikian Marnion
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Als Tikian seinen ersten Fuß auf Britainischen Boden setzte, wusste er –nichts würde so sein wie früher. Im vergangenem Sommer hatten Dinge ihren Lauf begonnen, die ihn für immer verändern sollten. Mit seinen 20 Sommern fühlte Tikian sich mit einem mal Alt.
Das Pferd am Zügel, trug er rechterhand ein kleines Bündel. Die kleine Schrie, sie wollte gefüttert werden... .
Ob es den anderen wohl ähnlich erging?
Er stellte sich vor wie Samir irgendwo fernab der Stadt mit seiner neugewonnenen Liebe ein neues Leben begann –das so anders war, als alles an das er zuvor geglaubt, was er zuvor geschätzt, geliebt hatte. All die neugewonnenen Freunde, die nun getrennte Wege einschlugen. Gemeinsam, so erschien es Tikian, waren sie stark, nicht aufzuhalten –beinahe unverwundbar.
Doch Tikian und Serina waren verwundet worden, als das Schiff aus dem Hafen auslief –der glücklichen Zukunft entgegen... .

Tikian hatte aufgehört zu denken, da er das erste mal seinen Degen in menschliches Fleisch bohrte. „Nicht so viel bedenken. Den Degen bedenken, den Feind bedenken, die Zuschauer bei der Ertüchtigung bedenken... . Hör auf so viel zu denken.“ ,mahnte Fendril ihn immer wieder, wenn er nachlässig wurde weil er wusste das Serina ihm zusah.
Genauso fühlte er sich auch jetzt –da er wusste das es noch etwas zu tun gab, ehe er den Weg gen Fenisthal einschlug.

"Ziegenmilch."
Tikian beachtete die Menschen nicht, die neugierig auf das schreiende Bündel in seinen Armen schauten, als er mit seinem Ross am Zügel durch die Menge Schritt. Es war vorbei...
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Alt 16.04.2005, 12:57
#19
Tikian Marnion
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Als die Sonne bereits über den Horizont glitt, entfernte Tikian sich leise aus dem Schafzimmer. Er machte sich daran, Sire Decram die Nachricht seiner Wiederkehr zu schreiben –denn schlafen, konnte er diese Nacht nicht. Ganz anders die kleine Kathelyen, an ihr schien das Unglück fast spurlos vorbei gegangen zu sein....
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Hektisch lief Jacobo den Gang der provisorischen Hafenmeisterei auf und ab. Hier waren die Kämpfe am schlimmsten gewesen, kein einziger Stein saß mehr auf dem anderen. Und der schlimme Sturm hatte sein übriges zur letzten Schlacht des kleinen Inselreiches getan.
Ein Soldat des freiwilligen Widerstandes, kam raschen Schrittes auf ihn zu. Jacobo wusste, das diese Menschen allesamt niemals ein Schwert geschwungen hatten, aber die Entschlossenheit dieser Leute machte alles das im Kampfe wieder wett. Ohne sie, wäre der Krieg nicht gewonnen worden.
„Und?“
Der Mann schüttelte den Kopf, die Enttäuschung war ihm anzusehen. „Das Schiff ist gesunken, wir haben keine Überlebenden im Sturm bergen können. Wir machen uns gerade daran die Küsten abzusuchen. Die Strömung erscheint günstig und...“
Jacobo brachte ihn mit einer unmissverständlichen Geste zum schweigen.
„Und hat man denn...“
„Nein Herr, keine Leichen.“ ,antwortete der Soldat leicht gepresst.
„Aber das ist nicht möglich, es müssen über 200 Menschen auf dem Schiff gewesen sein. Die können sich doch nicht alle in Luft aufgelöst haben, so wenige Seemeter von der Küste entfernt?“
„Wir gehen davon aus, das es der Mannschaft gelang die Galeone Talfans zu kapern, da sich an Bord lediglich 50 Mannen befinden konnten.“
„So ein Wahnsinn...“ ,kommentierte Jacobo den verzweifelten Versuch der Angreifer, ihrem Herren noch eine letzte Ehre zu erweisen –indem sie eine überfüllte, unbewaffnete Küstenbark versenkten.
Just in diesem Moment betrat Fendril den Flur. „Wir haben 2000 Schritt von hier einen Matrosen gefunden, er berichtet.......
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Tikian setzte die Feder ab und rollte das Schreiben zusammen. Das ansetzende Schreien aus dem Schlafzimmer erinnerte ihn daran, das es Zeit wurde die kleine zu füttern, so machte er sich auf die Suche nach der Milch, die Larolanya für ihn besorgt hatte. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis der mühsame Vorgang abgeschlossen war. Immer wieder den Zipfel eines Stofftuches in die Milch zu geben um den Hunger der dreimonatigen Kathelyen zu stillen.
Wenn er bedachte wie viel Zeit er allein schon dafür brauchte diesen Vorgang mindestens acht oder neun mal täglich zu wiederholen, und er zudem keine Erfahrung mit Kindern hatte, war seine Entscheidung richtig, die Ausbildung der Schwertreiter ruhen zu lassen.
Seine Gedanken schweiften nach einer weile der Sorgen ab, hin zu den Erinnerungen seiner fast einjährigen Reise.
Mit den schlimmen Worten, was wäre wenn, schlief er erschöpft mit dem Kind in den Armen ein.
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Alt 17.04.2005, 11:45
#20
Tikian Marnion
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Verunsichert schaute Tikian hinauf aufs Meer. Ein sonderbares Gefühl beschlich ihn, als Serina mit einem mal die Hand auf seine Schulter legte. Sie hatte die kleine Katheylen in feinste Leinentücher gewickelt und gar einige kleine Kleidungsstücke für das Kind angefertigt. Ihre letzte Reise stand bevor, dessen war Tikian sich sicher.
„Wollt ihr wirklich gehen?“ ,ertönte die Stimme des Südländers hinter ihnen.
„Wir sind lange genug der Heimat fern geblieben, aber danke für das Angebot.“ ,erwiderte Tikian ehe er sich der Reihe nach von der Gruppe verabschiedete.
Die schnelle Küstenbark wartete bereits auf seine letzten Fahrgäste.
„Das hier werde ich niemals vergessen.“ ,raunte Tikian dem Südländer zu, der ihm in dieser Zeit beinahe so etwas wie ein Mentor wurde.
Die Segel waren bereits gehisst, als eine seichte Brise aufzog. „Sonderbar.“ ,verließ sich ein Matrose vernehmen. „Es zieht wahrscheinlich ein kleiner Sturm auf.“
„Etwas ernstes?“
„Soll das ein Witz sein Jungchen? Nichts bringt dieses Schiff zum Kentern, schon gar keine stürmische See.“ Mit diesen Worten ließ der Matrose Tikian und Serina an der Reling stehen.
Und da war es wieder, dieses sonderbare Gefühl –nicht etwa Seekrankheit, die Tikian steht´s heimsuchte. „Alles in Ordnung?“ Tikian nickte verunsichert.
Nicht der Sturm sollte ihr Problem sein, sondern das sich aus einer Bucht nähernde Linienschiff mit Königlichem Banner...
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Alt 21.04.2005, 14:34
#21
Tikian Marnion
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Alvaron und Ninielle waren bereits reisefertig.
„Wollen wir das wirklich tun?“ ,vernahm sie sein leises Raunen aus dem Hintergrund.
„Wir können nicht bleiben.“ ,entgegnete sie gelassen, während sie eines von Alvarons Hemden zusammen legte.
„Und warum können wir das nicht?“ ,Ninielle bemerkte das er nun ganz dich hinter ihr stand, doch tat sie das was sie für richtig hielt –sie wich ihm aus.
„Weil es in unserer Heimat niemanden gibt, der unseren Platz gebührend einnehmen kann. Außerdem werde ich unser Kloster nicht verkommen lassen. Unsere Arbeit hier ist getan.“ ,mit diesen Worten wandte sie sich in Richtung Türe davon.
Alvaron war es Leid sich ständig mit ihr zu Streiten. Und noch schlimmer war die Tatsache, das er sie seit Jahren schon Liebte, sie ihm aber immer wieder auswich, um das zerbrechliche Gefüge des Klosterlebens nicht zu gefährden.
Raschen Schrittes traf er seine Entscheidung, auf das Angebot der neuen Herrscherin einzugehen. „Ich bleibe!“
Daraufhin ertönten die Klosterglocken, was nichts gutes verhieß. Denn während den Wirren des Krieges wurden sie einzig dazu genutzt, alle Krieger aus den Betten zu rufen wenn es Ärger gab...
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In einer scharfen Wende brachte Fendril das Pferd gerade noch im letzten Moment zum stehen. Unter umständen hätte Shaheen es durchaus amüsant gefunden, wäre der Wüstenkrieger mit seiner eher schmächtigen Stute geradewegs über den Steg hinaus ins Meer gefallen. Doch der Anblick der beiden Schiffe hielt sie –alle, gefangen.
Die kleine Küstenbark mit ihrer 200 Mann starken Besatzung steuerte den Hafen an –war sie Minuten zuvor doch erst ausgelaufen.
„Das schaffen sie nicht.“ ,hörte Shaheen sich selbst sagen.
„Wieso?“ ,raunte Jacobo Marnion neben ihr, und versetzte ihr damit einen kleinen Schreck.
„Weil eine Küstenbark nicht dazu gebaut ist, sich eine Seeschlacht mit einem Linienschiff zu liefern.“ Mit so etwas kannte Shaheen sich aus. Schließlich verbrachte sie die letzten 5 Jahre auf See, und konnte so einschätzen, welcher Schiffstyp sich wie verhielt.
In weniger als einer halben Minute würde das Schiff Talfans zur Küstenbark aufschließen
–eine scharfe Wende vollführen und anschließend aus etwas mehr als 40 Kanonenrohren das Feuer eröffnen. Die Menschen dort waren praktisch schon so gut wie Tod, es spielte keine Rolle, das dass königliche Linienschiff nur mit Mindestbesatzung von vielleicht 50 Mann fuhr. Denn auch das vermochte Shaheen mit ihrem geschulten Auge zu sagen. Das mächtige Schiff lag nämlich nicht sehr tief im Wasser, zudem waren die Manövrierbewegungen nicht sehr flüssig... .
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„Das ist doch Irrsinn!“ ,herrschte Tikian den Kapitän an. „Das schaffen wir nicht. An Bord befinden sich höchstens 100 Waffenfähige!“
„Schafft mir diese Landratte vom Leib, und werft alles über Bord was wir nicht benötigen!“
Serina indessen, lieferte sich ein eifriges Wortgefecht mit einem der Matrosen, der gerade dabei war ihre Habe in die See zu versenken.
„Das muss schneller gehen verdammt!“ Der alte „Seebär“, wie ihn seine Matrosen manchmal nannten war sich gewiss –das zu viele Landratten an Bord seines alten Schiffes waren. Sie würden im Weg rumstehen und wie die Fliegen sterben. Und doch würde er alles tun, um sein Schiff auch dieses mal sicher an sein Ziel zu bringen –dafür lebte er.

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„Ein Sturm zieht herauf.“
Die beiden Schiffe waren inzwischen recht nah beieinander, doch anscheinend schien die Besatzung des königlichen Schiffes zu zögern, es vollführte keine Wende –machte keine Anstalten in Schussposition zu kommen.
Es sind zu wenige, schloss Shaheen daraus. Wahrscheinlich noch ein paar verstreute Soldaten des gefallenen Königssprosses, die sich etwas beweisen mussten indem sie ein einfaches Versorgungsschiff versenkten –ehe sie alle starben.
Jeder der das ein oder andere Jahr auf See war, wusste spätestens jetzt was er zu tun hatte um seinem sicheren Ende zu entgehen... .

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Irgendjemand reichte Serina einen „Tappen“. Sie brauchte nicht lange um zu begreifen wozu dieses dicke Seil geeignet war. Tikian hatte sie unlängst aus den Augen verloren –intuitiv tastete sie nach dem roteisen Degen, den er ihr zuvor gegeben hatte. Dann ertönte ein fürchterliches Gebrüll.
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Tikian wurde fast von den Beinen gerissen, als 45 Kanonenrohre ihre „Fracht“ sicher ins weniger als 2 Meter entfernte Ziel schossen. Die Nachricht des Kapitäns hätte deutlicher nicht sein können. Er wollte das Linienschiff entern, und als Beute an sich reißen. Rücksicht auf die vielen Frauen und Kinder an Bord, nahm er dabei nicht. Denn er war einer der ersten, der sich Brüllenderweise mit einem Entermessen bewaffnet auf das andere Schiff schwang.
Die feindliche Mannschaft staunte nicht schlecht, als sich über 100 Mann an Bord ihres Schiffes begaben, um sie in einer verzweifelten Schlacht niederzumetzeln.
Tikian dachte nicht daran, sich an diesem sinnlosen Morden zu beteiligen. Seine Augen glitten vielmehr suchend über das zersplitternde Deck des sinkenden Schiffes. Jemand hatte anscheinend den Frachtraum zuvor geöffnet, denn Tikian erkannte seinen Rappen, der sich mit einem mächtigen Satz an Bord des Linienschiffes begab. Doch wo in dem Wirrwarr aus ineinanderlaufenden, kreischenden Menschen war Serina?
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Niemand sagte ein Wort, als die Küstenbark sich tief ins Wasser legte um eine scharfe Wende ihrerseits zu vollführen. Shaheen ahnte, das der Kapitän sich dafür entschieden hatte, das feindliche Schiff zu entern. Aber sie wusste auch, das die 200 Mann starke Besatzung aus mindestens 100 nicht Waffenfähigen bestand. Der Ausgang der Schlacht war klar.

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Die Küstenbark lag bereits tief im Wasser, als der Bug sich immer weiter nach vorn neigte. Viele waren bereits von Bord gesprungen, doch Tikian war sich sicher, das dies keine mögliche Option darstellte. Zum einen war er in sein leichtes Kettenhemd gekleidet, zum anderen hatte die See sich inzwischen von einem seichten Gewässer in einen tosenden Strom verwandelt. Kein guter Schwimmer würde es von hier bis in den 500 Meter entfernten Hafen schaffen. Schon gar nicht ein solcher, der das schwimmen nie gelernt hatte.
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Die Hafenarbeiter gaben sich redlichste Mühe, den Mann aus dem Süden davon abzuhalten ins Wasser zu springen. Dunkle Wolken zogen am Horizont herauf und verkündeten ein rasch umschlagendes Wetter. Niemand war dem Dunkelhäutigen böse, das er den drei Hünen so dermaßen zusetzte. Aber was brachte es nun, in den sicheren Tod zu gehen?
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Es dauerte eine Weile, bis er Serina an Deck des Linienschiffes ausmachte. Sie stand gezogenen Degens dort und verteidigte sich mit aller Mühe gegen drei Seeleute. Sie war vom Rest der kämpfenden Gruppe abgeschnitten und stand auf verlorenem Posten. Und da war noch etwas in ihrer linken, ein kleines unscheinbares Bündel. Tikian rannte in Richtung Bug des sinkenden Schiffes, vorbei an einigen schreienden Leuten, die sich an der Reling festklammerten um unterzugehen. Leute die Schlachten vom Hörensagen kannten, im letzten Krieg das ein oder andere mitansehen mussten –nun aber nicht in der Lage waren sich selbst zu retten, weil die lähmende Angst sie übermannte. Fast wäre er gestrauchelt, als ein leises knacken im Schiffsbauch davon kündete, das dass Schiff nun bereit war seine unvermeidlich letzte Reise anzutreten. Mit einer Hand erreichte er den Tappen, den auch Serina genutzt haben musste, klammerte sich daran fest um mit etwas Schwung hinüberzuschwingen. Als er auf dem Boden aufprallte und sich abrollend einen Feind von den Füßen holte, stand die Bark senkrecht im Wasser... .
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Serina wusste nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen sein musste. Links von ihr war ein junger Matrose durch einen Zweihänder des Feindes enthauptet worden, und das spritzende Blut raubte ihr die Sicht. Immer mehr Mannen gingen um sie herum zu Boden. Die Antwort war simpel. Diese Schiffsmannschaft war vor wenigen Stunden noch eine Streitmacht gewesen. Mochten es auch nur 50 sein, waren sie im Kampf sichtlich geschulter als ein einfacher Matrose. Serinas einziger Vorteil bestand darin, das ihre Feinde allesamt mit Schwertern bewaffnet waren –sie war recht gut mit dem Degen, fast so gut wie mit der Sticknadel... .
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Tikian war über sein Ziel hinausgeschossen, und befand sich nun allein hinter den Männern die Serina attackierten. Umso besser, dachte er, als er seinen Rapier zog um den ersten hintertückisch nieder zu strecken. Als er damals Mista erreichte, besaß er so etwas wie Ehrvorstellungen im Kampfe. Jene die sein Vater als Fechtmeister ihn lehrte. Nun war er anders geworden. Was nützte es ihm, seinen Feind fair gegenüber zu stehen, wenn er dabei sterben konnte? Abermals stieß sein Rapier hervor, um den Angreifer am dichtesten vor Serina in die Brust zu stechen. Ein letzter Angreifer, der gemerkt hatte das jemand hinter ihm aufgetaucht war verblieb. Doch er entschied sich für ein anderes Ziel –ein leichteres.
Er tauchte unter dem Hieb der fremden Frau hinweg, ging tief in die Knie um sie mit einem mächtgen Stoß gegen die linke Schulter von den Beinen zu fegen.
Tikian sah, wie sie vor seinen Augen rücklings über die Reling viel. Mit einem Satz war er bei ihr. Ihm blieb keine Zeit sich nach dem Angreifer umzuschauen. Zwar spürte er bald darauf wie die Flache Seite einer Klinge hart seine rechte Schulter traf –aber es war ihm egal.
Alles was er mit seiner linken noch von Serina ergreifen konnte, war das kleine Bündel, welches sie ihm mit der letzten Kraft die ihr blieb entgegenstreckte. Dann lies die Umklammerung ihrer rechten nach, und ihre Finger entglitten dem rettenden halt. Zwischen den beiden Schiffen viel sie in die aufbrausende See.
Tikian –dessen Lebenserhaltungstrieb noch zu funktionieren schien, ging rasch in die Hocke. Er spürte wie ein Schwertstreich über seinen Kopf hinweg zischte. Der Mann aus dem Süden hatte ihm beigebracht, immer einen verborgenen Dolch bei sich zu führen.
Es dauerte wenige Augenblicke, das schreiende Kind zu seinen Füßen abzulegen, den Dolch aus dem Futter seiner Stiefel zu ziehen, und dem ungläubigen Fremden mit einer Kreisbewegung um die eigene Achse dicht unter dem Brustbein ins Herz zu stechen.
Der Angreifer blickte erst hinab auf den dunklen Stahl der filigranen Meuchlerklinge –ein Geschenk des Wüstenkriegers –und dann sah er in Tikians Augen.
In diesem Moment wusste der junge Krieger der seinem Herren so bereitwillig überall hin gefolgt war, das er einen Fehler begangen hatte. Er war sich dessen nicht sicher, ob es der einsetzende Regen war, oder ob sein Mörder tatsächlich weinte. Mit einem schlechten Gefühl in der Magengegend sackte er in die Knie. Die kalten Augen des Mannes ließen ihn nicht los. Er wollte etwas sagen, brachte aber keine klaren Worte zustande. Ein entschuldigender Blick genügte, um ins Reich seines Gottes einzutreten.
Tikian zog die Klinge aus der Brust des toten, und machte sich daran sein Kettenhemd loszuwerden. Er hatte den Sinn für die Wahrnehmung verloren, als Tränen der Verzweiflung sich mit dem Regen mischten, und er drauf und dran war mit einem Satz in die mittlerweile –binnen weniger Minuten, schwarze See zu machen. Er kam nicht dazu, denn etwas hartes traf ihn am Kopf....
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Alt 24.04.2005, 14:52
#22
Tikian Marnion
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Fendril schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. Shaheen hatte ihn noch niemals so aufgebracht gesehen. Natürlich besaß Fendril das besondere Temperament des Wüstenvolkes, aber dieses mal war es kein einfacher Wutausbruch –es steckte etwas dahinter, von dem nur er wusste was es war, und das er nun für alle Lüften wollte.
„Wir brechen morgen auf!“
„Wir?“ ,unterbrach Shaheen ihn sichtlich verunsichert.
„Ich lass dich nicht zurück. Ich lasse niemanden mehr zurück!“ Fendrils Worte waren eindeutig, und kamen von irgendwo innen heraus –das allen Anwesenden ein eiskalter Schauer den Rücken hinunterlief.
„So abwegig klingt das gar nicht.“ ,mischte Alvaron sich ein.
„Das ist doch Irrsinn!“ ,auch Shaheen war inzwischen lauter geworden. „Das ist doch bloß irgendein Dummer Zufall...“
„Gerade du solltest bescheid wissen.“ ,mahnte Fendril daraufhin.
Eine Weile saßen sie Stumm da, und schauten einander verblüfft an.
Alvaron war im Recht –so abwegig klang das alles gar nicht.
„Wie war dein letztes Jahr Ninielle?“ ,brach Alvaron die Stille.
„Wie bitte? Ich meine, die Antwort kennst du doch!“ ,giftete sie zurück.
„Und wie waren die letzten 3 Jahre?“ ,warf Fendril ein.
„Untersteh dich miese Anspielungen zu machen!“ ,mit diesen Worten verließ die schöne Klerikerin beleidigt den Raum.
„Und wie ist es mit euch anderen?“ ,Fendril sah fragend in die Runde.
„Kurz nachdem du vor 3 Jahren auf die Insel kamst, hast du mir die Möglichkeit genommen ihr Herz zu gewinnen.“ ,Alvaron machte eine Geste in jene Richtung in die Ninielle verschwunden war. „Als ich daraufhin im Windschleiertal an den Strand angespült worden bin, halb Tod...“Alvaron machte eine Bedeutungsschwere Pause.
„Ich habe versucht mir das Leben zu nehmen. Zu allem Überfluss haben du und Ninielle mich auch noch wieder zusammengeflickt. Darum habe ich auch so wenig mit euch gesprochen. Ich war sauer. Tut mir Leid.“ Fendril antwortete nicht darauf, stattdessen nickte er nur.
„Kurz darauf artete dieser furchtbare Krieg aus, und unser Heerführer wurde ermordet. Stan und Fendril waren gute Freunde –hieß es.“
Fendril nickte bedächtig. „Ich denke das reicht. Ihr alle wisst, das dass kein Zufall sein kann.“
„Ja, die Insel ist ganz schön den Bach heruntergegangen, seitdem du dort aufgetaucht bist.“
„Und eure Anwesenheit hier war auch nicht befriedigender.“ ,ergriff Jacobo Marnion das Wort.
„Weist du noch damals. In den Schluchten der Sichelberge?“ ,fragte Fendril.
„Was auch immer du vor hast, Fendril. Ich bin dabei.“ ,entgegnete Alvaron daraufhin.
Der Reihe nach blickte Fendril alle Anwesenden an, denen man zum Teil noch ansehen konnte, das sie die furchtbare Feststellung erst mal verdauen mussten.
„Ich komme auch mit.“ ,sagte Jacobo Marnion.
„Nein. Ich habe schon genug zerstört.“ ,bemerkte Fendril.
„Ich werde nicht auch noch meinen Sohn und meine Enkelin verlieren! Ich mag alt aussehen, aber mit dem Degen besiege ich dich allemal–Wüstensohn.!“
„Gut.“
Damit war das Gespräch beendet, und das Rad des Schicksals drehte sich an einem anderen Ort bereits weiter, als Serina Marnion vollkommen verwirrt die Augen aufschlug und Tikian hunderte von Seemeielen entfernt aus einem Alptraum hochfuhr...
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Geändert von Tikian Marnion (24.04.2005 um 14:55 Uhr).
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Alt 26.04.2005, 23:27
#23
Tikian Marnion
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Ninielle setzte etwas unsicher den ersten Fuß auf das vertraute Land ihrer Heimatinsel. Auf dem höchsten Hügel außerhalb der Stadt lag noch immer über allem erhaben das Kloster.
Das besondere an diesem Bauwerk war, dass es allen guten Göttern geweiht war und es hier keine richtigen Gemeinden gab. Jeder betete, doch es spielte keine Rolle ob zu Glaron oder zu Alwyzz. Die Menschen hier bedienten sich aller Götter –weil sie es verdammt nötig hatten.
Wahrscheinlich war sogar, das nur die Götter selbst dafür verantwortlich waren, das die wenigen Bewohner der Insel nach so langer Zeit noch am Leben waren.
Jenseits der Sichelberge im Norden lauerte etwas, dass viele Menschenleben kostete, etwas das kurz vor der totalen Zerstörung der Stadt den Angriff abblies und sich unvermittelt zurückzog. Die Sichelberge spiegelten nunmehr eine trügerische Stille wieder. Die Landschaft dort oben war von außergewöhnlicher Schönheit. Ninielle war gern im Windschleiertal. Doch seit dem letzten Krieg ging sie nicht mehr dort hin. Nicht mehr allein, was zugleich bedeutete das sie nie wieder dort würde hingehen können.
Ninielle war ganz anders als sonst, zornig. Alvaron war mit Fendril, Shaheen, Jacobo und gar Zion Huquan in den Süden gefahren. Nun würde sie hier eine ganze Weile alleine sein.
Sie würde niemanden mehr haben der sie davor bewahrte, sich den Schatten ihrer Vergangenheit zu stellen. Niemanden mehr der über ihren Schlaf wachte, und dennoch damit zurande kam nur ein einfacher Freund zu sein... .
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„Da habt ihr aber Glück gehabt meine kleine. Ich habe noch nie gesehen das ein Mensch so viel Wasser ausspucken kann.“ ,die barsch aber dennoch freundlich klingende Stimme verstummte einige Augenblicke.
„Ja, den Göttern sei dank das ihr mir über den Weg lauft! Wir alle dachten schon ihr seit Tod.“ ,Überraschung mischte sich in den Ton der zweifelsfrei männlichen Stimme.
„Charmant wie immer, Hane.“
„Ihr wart auch unverschämt lange bei eurer Schwester.“
„Ihr hattet den Novizen!“
„Ach das ist jetzt nicht wichtig.“ Die Stimme pausierte einige Augenblicke. „Das sollten sie sich vielleicht einmal anschauen.“
„Hm?“ ,eine Weile verstummte das Gerede, ehe die Männerstimme erneut erklang.
„Ist etwas nicht in Ordnung, Ninielle?“
„Nein, etwas ist ganz und gar nicht in Ordnung Hane. Seit so gut und holt mir bitte ein paar Tücher, und einige Heiltränke.“
„Sehr wohl.“ ,Das leise verklingen von Sandalen auf weichen Waldboden verschwand in der ferne.
„Jetzt sind wir eine weile allein.“ ,flüsterte es dicht über ihr.
Die am Boden liegende Frau schien zu Lächeln, als die vertraute Stimme sich in ihrem Geiste immer weiter entfernte, und sie eine raue Hand sanft an den Armen packte. Serina Marnion freute sich offensichtlich noch am Leben zu sein. „Aber die kleine weis nicht was das hier für ein Ort ist.“ ,dachte Ninielle im Stillen und sandte ein Stoßgebet zu ihren Göttern.
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Niemand sprach ein Wort, dennoch war die Stille nicht unangenehm –sie war fesselnd und wundervoll zugleich. Fendril hatte kurz bevor er von Bord gegangen war seine traditionelle Kleidung angelegt, die aus einem Hattah, weiten Pluderhosen, sonderbaren Stiefeln und einem Turban bestand, der einzig einen schmalen Schlitz für die Augen freiließ.
Aber das wundervolle für den jungen Magier Zion Huquan war nicht die Tatsache das der Moment etwas Märchenhaftes an sich hatte. Sondern das Fendril ibn Chamella al Ahmad seiner einstigen Liebe gegenüber stand, die von so atemberaubender Schönheit war, das Zion wieder hoffen durfte Shaheen zurück zu bekommen. Shaheen war natürlich nicht der einzige Grund, weshalb er dem Wüstenkrieger anbot ihm gegen seine Feinde zur Seite zu stehen, nein, diese Mission versprach ihm ebenso eine umfangreiche magische Weiterbildung. Hier im Süden gab es praktisch keine Richtlinien, oder Gesetze die ein Magus einhalten sollte, so er nicht mit der Inquisition aneinander geraten wollte.
Hier brauchte man nur das nötige Kleingeld um sich einige Männer anzuheuern, und schon konnte man machen was man wollte.
Als Shaheen ihn an der Hand berührte, wohl um ihn offensichtlich leise in Richtung Ausgang zu ziehen, bemerkte er das er als einzigster den Wink nicht verstanden hatte, die beiden hier Anwesenden „Hauptfiguren“ allein zu lassen.
„Ausgezeichnet.“ ,säuselte er vor sich hin, und folgte Shaheen in einigem Abstand.
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Minutenlang stand Maline saba Liscom regungslos da.
Der Blick in die vertrauten Augen dieses vermummten Mannes, war, wie der Blick hinab in das Grab ihrer Liebe. Es waren diese dunklen, braunen, klaren Augen, die Maline steht´s und immer sah wenn die Welt dunkel wurde, und sie dem Monster der Vergangenheit in ihrem inneren Ausgesetzt war.
In ihren Träumen gab es keinen magischen Fluchtweg, alle Entscheidungen waren falsch. Doch dies hier war kein Traum. Die vertraute Gestalt würde nicht verschwinden. Sie würde eine Weile dastehen und Stumm die Geschichte der Vergangenheit erzählen. Stumm, aber wunderbarer als jedes Wort, jede Zärtlichkeit es jemals vermocht hätte.
Fendril´s Augen kündeten von langen einsamen Nächten, dem Wahn eines flüchtigen, aber auch kurzweiliger Zerstreuung und dem bitteren Versuch Erinnerungen zu begraben und neue, schönere zu erfahren.
Maline´s Geschichte ließ sich ähnlich fassen, doch die Antwort ihrerseits spiegelte nur eines wieder: Es war nicht möglich etwas schöneres zu finden, als das was sie beide besaßen und aufgeben mussten weil sie nicht stark genug waren.
Fendril ibn Chamella al Ahmad war wieder in ihr Leben getreten, weil er bereit war das Versprechen eines Ehrenmannes einzuhalten. „Ich komme wieder wenn ich in der Lage sein werde mich dafür zu Rächen.“ ,das waren die letzten Worte die sie wieder und wieder anhören musste, wenn sie einschlief. Sonderbare Worte des Abschieds, dennoch war Maline damals nicht im geringsten Beleidigt. Fendril brauchte die drei magischen Worte nicht zu sagen. Maline wusste das er sie liebte, weil es keinen vergleichbaren Mann in Galanien gab.
Niemand war so weit gegangen, hatte so viele Gefahren auf sich genommen und so unendlich viele Niederlagen eingesteckt. Nicht für die Ehre, nicht für Ruhm –aber für sie.
Maline war einmal ohne Begleitung der Wachen zum Markt gegangen, weil sie hörte das ein Barde sich dort niedergelassen habe um die Geschichte des Ahmad´s von Galanien zu erzählen. Es war tatsächlich das erste mal, das sie die ganze Geschichte am Stück hörte, denn Fendril hatte niemals mit ihr darüber gesprochen.
Niemand wusste so gut wie er, das dass Leben sowohl aus Misserfolgen und Erfolgen bestand. Die Misserfolge überwiegen zwar –das sagte er immer, aber die Erfolge werden uns auf Ewig in Erinnerung bleiben.
Fendril ibn Chamella al Ahmad war eine der bekanntesten Persönlichkeiten dieses Landes geworden, bloß weil jemand schlau genug war seine Geschichte zu verfolgen und weiterzugeben. Es hörte sich wie ein Märchen an, sie, Maline war die schöne Prinzessin, und Fendril ein kleiner Bauer der nach den Sternen am Firmament greifen wollte.
Ob es gewollt oder ungewollt war, konnte Maline nie so recht herausfinden. Aber die Moral welche die Barden in ihre Geschichte woben war plump und einfach. Jeder kann alles erreichen wenn die Liebe ihn treibt.
Wenn es so war, dann durfte Maline gespannt sein wie Fendril´s Rachefeldzug nun aussehen sollte. War er etwa hergekommen um ihr Herz wieder zu gewinnen, sich an ihren mittlerweile drei Kindern zu erfreuen als seien es seine eigenen? Oder ging es sich hier tatsächlich nur um... .
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Für Tikian Marnion starb Serina an einem Sonntagmorgen des letzten Tages im vergangenem Monat. Tikian kam sich vor wie ein vom Anker gerissenes Schiff, das ruderlos und mit zerbrochenem Kompass in sturmgepeitschter See treibt. Tagsüber half ihm der tief sitzende Schock darüber hinweg, dem ganz normalen Tagesablauf einigermaßen zu überstehen, aber des Nachts war er nicht Herr seiner selbst. Tikian musste, das wusste er in jener Schweißgebadeten Nacht, endlich mit jemandem darüber Reden.
Er brachte es ja nicht einmal zustande seine Trauer halbwegs offen auszudrücken –weil er sich davor fürchtete Serina´s Tod damit hinnehmen zu müssen. Weil er sich davor fürchtete, sie damit entgültig zu töten.
Miras gegenüber erwähnte er nichts von ihrem Unglück, nichteinmal mehr Sire Ramirez war im Bilde. Einzig Larolanya wusste bescheid, und ihr gegenüber verhielt er sich seltsam verschlossen deswegen. Die wenigen Worte die sie wechselten, betrafen alltägliche Dinge. Dinge über die er nicht reden wollte –Belanglosigkeiten, die nur dazu führten das der Schmerz etwas tiefer hinein in seine Seele gelangte.
Thaena Quir ließ er wissen, das er einen neuen Degen brauchte, weil Serina seinen mit sich führte. Ja er sagte gar, das es ihm Leid tat die Dienstwaffe auf diese Weise verloren zu haben.
Die Wahrheit war, das er sich dafür hasste sie überhaupt ermutigt zu haben mit dem Degen zu kämpfen. Wäre sie nur auf dem sinkenden Schiff geblieben, hätte sie nur auf ihn gewartet!
Eine Schlacht stand bevor, und Tikian war sich der Worte eines Weisen Mannes gewiss der ihn immer wieder davor warnte: „Nicht zu viel denken, einfach nicht denken.“ ,wenn es wieder hieß das man ausrücken wolle. Tikian machte sich immer Sorgen nicht heimzukehren, verspürte Angst er könne Serina im Stich lassen wenn er fiel. Die Angst war begründet, und wie es sich herausstellte auch keine schlechte Eigenschaft wenn man dem Feind ins Auge sah. Aber man durfte den Kopf nicht voller düsterer Gedanken haben.
„Ich muss mit jemanden Reden. Sonst krepiere ich.“
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Geändert von Tikian Marnion (26.04.2005 um 23:30 Uhr).
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Alt 08.05.2005, 14:12
#24
Tikian Marnion
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Aus weiter Ferne drangen Worte an Aliene´s Ohr heran. Worte die sie aus ihrem Schlaf aufschrecken ließen, sie aber nunmehr wach nicht mehr zu erfassen mochte.
Die Worte waren wichtig, aber das sollte Aliene´s Sorge nun nicht sein, als die 5 schwerbewaffneten Jünger Glaron´s in ihre kleine Höhle im Wald eindrangen um sie fest zu nehmen...
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„Was soll das bedeuten, es ist nicht möglich?“
„Das bedeutet das niemand diese Insel verlassen darf, bis die Verwaltung den Hafen wieder freigibt.“ ,entgegnete Ninielle.
Serina gab ein tiefes Grummeln von sich. „Sind denn etwa alle verrückt geworden? Ich will nach Hause. Jetzt!“ ,protestierte sie.
„Damit liegst du wahrscheinlich nicht einmal falsch. Sie mal, niemand konnte Ahnen das hier in der Zwischenzeit soviel passiert ist. Es ist das beste wenn du eine Weile im Kloster bleibst und mich das machen lässt.“
„Und ich kann wirklich gar nichts tun um von hier wegzukommen?“
„Nun, du könntest in die Bibliothek gehen und ein wenig nachlesen. Vielleicht findest du ja etwas, das auf die Beschreibung passt.“
Serina verzog ungläubig das Gesicht. „Etwas das auf diese Beschreibung passen soll?“
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Samir und Olan gingen nun schon eine ganze Weile vor dem Empfangsaal auf und ab.
Olan war der Anführer der freiwilligen Widerständler und sollte heute wohl so etwas wie einen Titel oder zumindest eine Ehrung erhalten. Doch Olan und Samir waren nicht deswegen nervös, sondern weil sie wussten mit wem die neue Königin des kleinen Inselreiches sich zur Zeit unterhielt.
„Wenn es nach mir ginge, würde ich den Kerl einfach aufknüpfen.“ ,sagte Olan nach einer Weile.
„Ich weis nicht recht.“ ,entgegnete Samir Marnion. „Ich finde das die Anhängerschaft Talfans differenzierter betrachtet werden sollte.“
„Wie bitte? Und das gerade aus deinem Munde.“ ,entgegnete Olan kopfschüttelnd. „Der ganze Mist ist doch erst auf der Anhängerschaft Glarons gewachsen!“
„Du meinst wohl, aus dieser einen speziellen Anhängerschafft?“ ,erkundigte sich Samir. „Du solltest vorsichtig sein, und diese Sache nicht verallgemeinern.“
Olan gab ein leises grummeln von sich, als von einem dem Hof zugewandten Fenster laute Stimmen zu vernehmen waren.
Der Hauptmann war als erster am Fenster um einige Sekunden in den großen Innenhof hinunterzuschauen. Das Schauen wurde zu einer seltsamen Art von entrücktem Starren, verwandelte sich schließlich in eine Fratze des Entsetzens und den scheinbaren Willen wegzulaufen. Samir wusste bescheid –etwas schlimmes war geschehen, er sollte nur nicht ahnen was...
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Fendril gab einen leisen Seufzer von sich, um die beklemmende Stille zwischen ihm und seiner ehemaligen Geliebten endlich zu brechen.
„Du siehst gut aus.“ ,begann er mit leicht bebender Stimme.
Maline antwortete nicht, stattdessen machte sie eine auffällige Geste in Richtung der beiden Flügeltüren, durch die Shaheen und Zion gerade verschwinden wollten.
„Ich hoffe es ist in Ordnung, dich um einen Gefallen zu bitten?“ ,setzte Fendril von neuem an.
„Bis du hergekommen um dich über mich lustig zu machen, Fendril, Sohn des Chamella?“
Fendril zuckte verunsichert mit den Schultern und sah einen Moment lang hilflos drein.
„So kenne ich dich ja gar nicht.“ ,bemerkte Maline mit einem leicht angedeutetem Lächeln.
Fendrils Schultern sanken noch ein Stück weit tiefer, doch das Lächeln wirkte in diesem Moment schon etwas vertrauter.
Ohne Vorwarnung taumelte Maline zwei Schritte vorwärts um sich dem Wüstenkrieger in die Arme zu schmeißen.
Fendril fühlte, das es ihrerseits irgendwie selbstverständlich wirkte, doch er selber war seltsam verspannt –fühlte sich schuldig.
„Es ist wirklich alles anders geworden.“ ,säuselte es in Fendril´s innerem Ohr... .

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Das war das letzte, was Miriam in diesem Moment gebrauchen konnte. Eine Anhängerschafft Glarons im Nacken sitzen zu haben, die sicherlich versuchen wird in irgendeiner Weise ihre Macht als Thronfolgerin einzuschränken.
Doch sie wusste ebenso, das es keinen Sinn machte den ihr gegenüberknienden Großinquisitor in Ketten legen zu lassen. Der Mann wies alle Schuld von sich auf Talfan und ihr Bruder dieser Narr bestätigte auch noch die Reden dieses widerwärtigen Abschaums. Am liebsten wäre ihr gewesen, wenn beide im Kampf umgekommen wären, doch so war das nun mal. Während sie den Rechtfertigungen des Inquisitors einige weitere Minuten zuhörte, regelte sich das Problem im Innenhof des Schlosses bereits wie von selber...
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Er las noch einmal das Schreiben seines Auftragsgebers durch, ehe er den Brief im Licht der Kerze entzündete und langsam vor seinen Augen verbrennen ließ.
Eine Frau trat an seinen Tisch heran.
„Sie haben einen kostspieligen Geschmack, Herr, ich hoffe es ist alles nach ihren Wünschen vorbereitet.“ Sie wies mit einladender Geste den Treppenansatz hinauf. „Das zweite Zimmer auf der linken Seite.“
Er nickte behutsam mit dem Kopf. Er kam immer hierher, und war ein angesehener Kunde. Hier in diesem Lokal wurden keine Fragen gestellt, genauso wenig wie man in seinem Beruf fragen stellte. Zugegeben, der Auftrag von heute war ungewöhnlich, doch das er dazu auserkoren worden war, erfüllte ihn mit Stolz!
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Tikian Marnion ist offline  
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Alt 10.05.2005, 19:33
#25
Tikian Marnion
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