Brief an Marad

[Vaia Ventress]

Nachdem sie wieder ein wenig zur Ruhe gekommen ist, verfasst sie einen weiteren Brief, der nach Vollendung unter seiner Türe durchgeschoben wird.

Mein lieber Marad.

Als ich vor einigen Tagen meine Schneiderstube eigentlich bereits schließen wollte, stand ein mir zunächst Unbekannter vor der Tür, der sich mir erst als Marius vorstellte, später jedoch als Rival Morin offenbarte, und von Schutzgeldzahlungen an ihn sprach.

Genau zu diesem Zeitpunkt klopfte es nochmals an die Tür, und ein weiterer Unbekannter stand auf der Schwelle. Noch bevor ich irgendetwas erklären konnte, bedrohte Herr Morin den neu Hinzugekommenen mit einer Armbrust.
Der Bedrohte ging dann mit einem Schild auf Morin los, verletzte diesen im Gesicht, und bekam selber einen Pfeil in den Stiefel ab.
Die beiden ergingen sich dann noch in gegenseitigen Drohungen und Schmähungen, wonach der Unbekannte ihm einen Beutel mit Gold zuwarf, damit Herr Morin abzog.
Letzterer wollte aus mir nicht ersichtlichen Gründen dann, dass ich mit ihm käme, was mich dazu brachte, zumindest mein Rapier zu ziehen, auch, wenn ich es sicherlich nicht gezielt hätte einsetzen können.
Schließlich verliess Morin das Haus, zu meiner Erleichterung ohne mich, jedoch mit der Drohung, wiederzukommen, und sein Gold so oder so zu erhalten.
Der unbekannte Kunde wollte mir seinen Namen nicht nennen, und auch sonst keinen Lohn für seinen Einsatz haben. Er sagte, glaube ich, dass er ein Wams haben wolle, und dass er dafür wiederkäme, aber ich bin mir nicht ganz sicher, was das angeht.

Das war der bisher wohl verstörendste Tag, den ich hier erlebt habe. Deshalb habe ich etwas gebraucht, um Dir dieses Vorkommnis zu schildern. Eine Botschaft an die Garde habe ich möglichst bald verfasst, um sicherzugehen, nichts Wichtiges zu vergessen.

Dir wird aufgefallen sein, dass ich bei der Schilderung Lizzy nicht erwähnt habe. Sie war an dem Tag nicht in meiner Schneiderstube, was aber im Nachhinein doch gut ist, denn wäre ihr etwas geschehen, weil sie sich vielleicht ins Kampfgeschehen eingemischt hätte, hätte ich große Schuldgefühle bekommen.

Ich werde in nächster Zeit die Schneiderstube natürlich nicht mehr öffnen für die Allgemeinheit.
Wenn Du künftig bei mir an die Tür klopfst, dann benutze bitte unbedingt ein Klopfzeichen: Zweimal kurz, Pause, zweimal kurz.
Dann werde ich wissen, dass Du es bist, und niemand Anderes.

Deine Vaia.

[Marad Larkon]

mit steinerner Miene liest Marad die Zeilen, dabei ballt sich seine Rechte zur Faust und für einen Lidschlag lang strömmt pure Wut in seine Augen. Danach verfasst er eine Antwort, welche er ebenfalls durch unter Ihrer Tür durchschiebt, während er offenbar zielstrebig in den Schatten verschwindet

Liebste Vaia,

mit Schrecken und Bestürzung las ich Dein Schreiben. Es muß für Dich ein furchtbares Erlebnis gewesen sein und ich werde Dich in Kürze besuchen. Also war meine Entscheidung, für Dich Schutz zu besorgen, die richtige. Obgleich es vieleicht tatsächlich gut war, Lizzy zu Hause zu lassen. Es bleibt zu hoffen, das die Garde schnell reagiert und diesen Bastard ergreift. Ich bin sehr froh,das Du mich über diesen Vorfall unterrichtest, weiß ich doch Dein Vertrauen sehr zu schätzen. Ich werde ebenfalls Erkundigungen einziehen und die Sache soweit wie möglich regeln. Zwar werde auch ich mich vorsehen müssen aber ich verspreche Dir, vorsichtig zu sein. Bis Du Nachricht von mir erhälst bzw. ich Dich besucht habe, lasse bitte Deine Schneiderstube zu und vermeide es, allein unterwegs zu sein, egal zu welcher Zeit. Du bist eine sehr tapfere Frau Vaia und ich bin stolz auf Dein Handeln, obgleich solange es sich nur um Gold handelt, Du es aushändigen solltest, sofern es notwendig sein sollte. Es ist nur Gold, Dein Leben und Unversehrtheit sind weit wichtiger Liebes aber ich kümmere mich um diese Sache. Ich werde das so schnell erledigen,wie es mir möglich ist und Dir immer beistehen.

Dein Marad

[Marad Larkon]

wieder mag ein versiegeltes Schreiben sie erreichen, indem es unter Ihrer Türschwelle durchgeschoben wird.

Meine liebe Vaia,

ich hoffe, Du hast Dich etwas von dem Ereignis erholt und kannst wieder gefasst agieren. Teil mir doch bitte mit, wann Du Zeit für ein Besuch von mir hast. Die Idee mit dem Klopfzeichen ist hervorragend und wir werden es auch in Zukunft beibehalten. Zusätzlich solltest Du immer noch voher fragen, wer vor der Türe steht, bevor Du öffnest. Die Zeiten in Britain werden schlimmer, ganz offenbar ist die Garde nicht in der Lage, der Bedrohung Herr zu werden. Meine eigenen Bemühungen in dieser Angelegenheit dauern an, mehr dazu persönlich.

Dein Marad