Schreiben an Angelina von Fenisthal

[Marie Artanis]

*der Brief, das Papier und die Tinte sind schlicht gehalten, es ist Maries Handschrift*

Liebe Angelina,

Zu meinem Bedauern fällt mir auf, dass du scheinbar zwanghaft versuchst, dich von mir fernzuhalten. Du grüßt mich nicht, machst direkt kehrt, wenn du mich siehst und siehst mich noch nichtmal während eines Gottesdienstes an. Ich bin langsam wirklich etwas verzweifelt und da ich glaube, dass es dir auf schriftlichem Wege einfacher fällt, mir etwas mitzuteilen, bitte ich dich um Antwort. Es bricht mir das Herz zu sehen, wie du nichts mit mir zu tun haben willst.

Deine Marie

[Angelina Decram]

*gerade als sie ihr Tagebuch geschlossen hatte, klopfte es leis an ihrer Tür und einer der Wachen betrat lächelnd das Zimmer, ihr einen Brief reichend*

"Für Euch Angelina" sprach er leis, als Angi den Brief entgegen nahm.
"Oh vielen lieben Dank...!"

Angi öffnete den Brief mit einem erfreuten Blitzen in den Augen. Hatte Miras ihr endlich geschrieben?! Nein... das war nicht Miras Schrift.
Bevor sie auch nur die erste Zeile gelesen hatte wanderte ihr eisblauer Blick nach unten den Briefes um zu lesen, dass Marie ihr geschrieben hatte.
Angelina runzelte etwas die Stirn und wanderte mit ihrem Blick wieder die Zeilen hinauf um das Geschriebene zu lesen.
Danach seuftzte sie leis und sah gen Zimmerdecke als wolle sie Alwyzz etwas recht genervt fragen.
Eine Zeit lang ließ sie den Brief auf ihrem Tisch liegen, bevor sie dann eine Antwort verfasste*

Alwyzz zum Gruß Marie,

du hast recht, ich gehe dir aus dem Weg. Ich grüße dich nicht, da du mich nicht grüßt. Ich gehe dir aus dem Weg, da du keinen Schritt auf mich zugehst. Ich habe dich beim Gottesdienst angesehen... nur hatte ich keine lust mich von dir "so" ansehen zu lassen... wenn irgendetwas von deinem Gesagten auf meine Situation zugeschneidert war.

Ich weiß nicht, warum du denkst das es mir schriftlich leichter fällt. Du weißt, ich bin eigentlich ein Mensch, der seinem Gegenüber offen sagt was ihm nicht passt.
Jedoch war ich in letzter Zeit zu sehr mit mir selbst beschäftigt, als das ich die Muße gehabt hätte mich mit dir auseinander zu setzten.

All jenes hört sich nun unsagbar böse an, jedoch beinhaltet es eigentlich nur eines: Ich bin zutiefst enttäuscht von dir.
Als Freundin, Mutterersatz, Lehrerin aber vor allem Priesterin.

Elaya vertraute sich dir an, vor allem mit dem Gedanken du seiest Priesterin und würdest es keinem erzählen.
Was du hast... und wenn es nur ich bin der du es erzählt hast.

Du hast sicher recht, ich wäre nicht zu dir gegangen um jenes Thema anzusprechen, da ich dir in jener Hinsicht nicht traue. Jenes ist nicht böse gemeint, es beruht einfach auf Erfahrungen.

Ich mag dich sehr, egal was passiert.
Doch wisse, ich bin kein Kind mehr und lasse mir solches Verhalten nicht gefallen.

Wenn du magst, können wir uns gern treffen. Ich vermisse die kleine Sophie schon!
Allerdings würd' ich gern allein mit dir sein.

deine Angelina

[Marie Artanis]

*Noch wärend der erstmaligen Lektüre liefen ihr bereits die Tränen. Nachdem sie sich etwas gefasst hatte, begann sie mit einem weiteren Brief. Wenn man darauf achtet, kann auffallen, dass der Brief von kreisrunden Stellen, an denen das Papier einmal nass gewesen sein muss, übersäht ist*

Liebe Angelina,

ich weiß nicht recht, was ich auf deine Zeilen sagen oder schreiben soll, ich bin fassungslos. Um etwas mal klarzustellen, nichts im Gottesdienst war auf dich zugeschnitten, glaube es mir oder nicht, aber lügen tue ich nicht. Und ich bitte dich, ich zitiere: "Ich grüße dich nicht, da du mich nicht grüßt" und so weiter. Wie soll ich dich denn bitte grüßen, wenn du dich sofort wieder abwendest, wie demletzt im Wolf? Nur damit du es weißt Angelina, dies ist eine Frechheit.

Du bist enttäuscht von mir? Ich schätze, du hast noch immer nicht begriffen wer ich wirklich bin, was ich bin. Das du mir unterstellst, ich würde etwas ausplaudern, was mir jemand im Vertrauen gesagt hat, dann bin ich wirklich zu tiefst getroffen. Ich bin eine Priesterin des Alwyzz. In meiner Funktion lüge ich nicht. Nie. Ich habe außerdem dir gegenüber nie erwähnt, dass ich mit dem Gedanken spiele, es zu verraten. Vielleicht hast du mir einfach nur nicht richtig zugehört. Du stellst dir immer alles so furchtbar einfach vor, doch kannst du einfach nicht erfassen, was du tust. Meine Pflicht als Priesterin ist es, das Gleichgewicht zu wahren. Stell es dir einmal so vor. Du bist mit all denen, die du bei dieser speziellen Sache in dein Vertrauen gezogen hast auf einem Schiff, welches auf Felsen zusteuert. Ich bin diejenige, die den Wind anfleht, sich zu drehen, damit das Schiff so gerade noch an den tödlichen Felsen vorbeikommt, vielleicht mit dem ein oder anderen Schaden, aber immerhin noch halbwegs intakt.

Ich will ehrlich zu dir sein, Angelina. Du hast schon eine Menge Mist gemacht und immer habe ich dir geholfen. Dein Vorwurf ist für mich einfach nur haltlos und wie du schon schreibst bösartig. Außerdem verstehe ich einfach nicht, warum du nie zu mir kommst. Ich erfahre immer alles nur aus dritter Hand. Man möge mir vergeben, wenn ich dann hin und wieder einmal das falsche Wort wähle. Wie würdest du dich fühlen?

Sicher, Angelina von Fenisthal, ein Kind bist du nicht mehr, doch solltest du vielleicht hin und wieder mal auf den Rat einer Freundin vertrauen, die nichts anderes will, als das du glücklich bist oder es zumindest einmal wirst - wenn es sein muss auch zu ihrem eigenen Nachteil, wie sie schmerzlich feststellen musste.

~ Marie ~