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Alt 13.11.2003, 17:08
Yrilith - Das Leben einer Waldläuferin
#1
Yrilith Cavan
Reisender
 
Registriert seit: 09 Oct 2003
Beiträge: 9
Wie alles begann…



Die Nacht war über den tief verschneiten Winterwald hereingebrochen. Der eisige Wind wurde stärker und riss die letzten, bereits verwelkten Blätter die noch an den kahlen Ästen hingen mit sich. Eine dicke Schneedecke hatte sich über den Waldboden gelegt und alles bis auf den letzten Grashalm unter sich begraben. Die Wälder waren unheimlich geworden. Nur ab und zu war der einsame Schrei einer Eule oder ein leises Knacksen im Unterholz zu vernehmen, bevor die Totenstille zurückkehrte.

Plötzlich wurde das gespenstische Schweigen durch knirschenden Schnee gebrochen. Es war eine eher kleine, zierliche Gestalt die mit schnellen, hastigen Schritten durch den tiefen Schnee stapfte. Sie trug einen weiten, bereits abgetragenen Mantel und schien etwas in ihren Armen zu verbergen. Mit der Zeit verlangsamte die Gestalt ihren Schritt und blieb dann auf einer kleinen Lichtung endgültig stehen. Der Hauch von Atem war zu sehen und ein leises Keuchen drang unter der Kapuze hervor, die tief ins Gesicht gezogen war. Mit einer Hand wurde die Kapuze vom Kopf gezogen und man konnte eine Frau erkennen. Ihr Gesicht war blass, das braune, schulterlange Haar völlig zerzaust und wurde durch den starken Wind wild umhergepeitscht. Flüchtig musterte sie die Gegend rings um sich. Schließlich senkte sie den Kopf und blickte auf das Bündel, das sie in ihren Armen hielt. Mit zwei Fingern schob sie die Decke ein wenig zur Seite und das Gesicht eines kleinen, schlafenden Kindes kam zum Vorschein. Der Blick der Frau war hart und Verachtung für das Kind stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie hob dann erneut den Kopf und sah sich nochmals aufmerksam um. Der Mond schien auf die beiden nieder und wurde nur von vereinzelten, vorbeiziehenden Wolkenfetzen verdeckt. Im schwachen Licht erkannte die Frau einen Felshaufen. Ohne lange zu zögern ging sie darauf zu und schien etwas zu suchen. Unter einem kleinen Felsvorsprung legte sie das Kind unsanft ab. In diesem Moment erwachte es und begann leise zu weinen. Doch die Frau empfand keinerlei Mitleid, ging ein paar Schritte zurück und verengte die Augen zu Schlitzen. Mit leeren, ausdruckslosen Augen starrte sie auf die Stelle, wo sie das Kind abgelegt hatte. „Schweig, du Balg!“, zischte sie wütend, während das Kind hilflos mit Armen und Beinen zuckte. Sie hob den Kopf und blickte gen Himmel wo bereits wieder die dunklen Wolken über ihren Kopf dahinjagten und den nächsten Neuschnee ankündigten. Ein unbarmherziges Lächeln spielte um die Lippen der Frau. Ohne das Kind noch eines Blickes zu würdigen wandte sie sich ab und zog sich die Kapuze wieder über den Kopf. Mit eiligen Schritten verließ sie die Waldlichtung wieder und überließ das Kleine seinem Schicksal. Das Kind begann lauter zu Wimmern, doch das kümmerte die Frau nicht. Schon bald war ihr Schatten im Dunkel des Waldes verschwunden…
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Alt 13.11.2003, 17:09
#2
Yrilith Cavan
Reisender
 
Registriert seit: 09 Oct 2003
Beiträge: 9
Es war schon spät, als Elana noch durch die Wälder streifte. Die Waldläuferin war den ganzen Tag unterwegs gewesen und nun auf dem Weg nach Hause. Erschöpft setzte sie einen Fuß vor den anderen und als sie so durch den Schnee watete, wurde ihre Aufmerksamkeit durch ein leises, klägliches Wimmern geweckt. Sie hob den Kopf und horchte auf um zu erkennen, aus welcher Richtung es kommen konnte. Schnell und fast geräuschlos huschte sie an Sträuchern und Ästen vorbei und folgte dem Wimmern. An einer kleinen Lichtung angekommen, verlangsamte sie ihren Schritt und blieb stehen. Wachsam blickte sie sich um und konnte mitten auf der Lichtung einen Steinhaufen erkennen. Langsam ging sie darauf zu, das Wimmern war nur mehr schwach und leise. Elana kniete sich vor den Felsvorsprung, streckte die Arme aus und holte ein kleines Kind hervor. Mit großen Augen starrte sie es an, ihre Hände zitterten. Wangen und Nase waren gerötet vor Kälte und so wickelte sie es in ihren Mantel damit es nicht noch mehr Wärme verlor und stand auf. Elana drückte das Kind fest an sich und hastete in den Wald zurück. Ihre Müdigkeit und Erschöpfung waren verflogen, nun setzte sie alles daran, das Leben dieses Kindes zu retten.
Schon bald waren die beiden am Eingang einer verlassenen Bärenhöhle angelangt, die Elana während der kalten Wintermonate bewohnte. Die Höhle war nicht sonderlich groß, doch sie schützte gut vor der Kälte. Im Inneren lagen ein paar Felle und im Sandboden steckten Fackeln. Mit zwei Feuersteinen entzündete sie Elana um den Raum zu erhellen. Danach wandte sie sich dem Kind zu. Es war ein Mädchen, die grünlichen Augen leuchteten im Fackelschein und das kurze Haar schimmerte rötlich. Elana war bewusst das das Leben der Kleinen nun von ihr abhing. Sie gab ihr den Namen Yrilith und beschloss, auf sie zu achten und zu einer Waldläuferin wie sie selbst es war zu erziehen.
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Alt 13.11.2003, 17:11
#3
Yrilith Cavan
Reisender
 
Registriert seit: 09 Oct 2003
Beiträge: 9
Viele Sommer vergingen und unter der Obhut von Elana war Yrilith zu einer jungen Waldläuferin herangewachsen. Im Lauf der Jahre hatte sie ein besonderes Verhältnis zum Wald und seiner Vielfalt an Tieren aufgebaut. Elana lehrte Yrilith alles das was sie selbst einst gelernt hatte, darunter auch die Kunst des Bogenschießens. Sie lernte äußerst schnell und schon bald hatte Elana nichts mehr übrig, dass sie ihrem Schützling beibringen konnte. Das ließ sie nachdenklich werden. Sie selbst war alt geworden in den vielen Jahren, Yrilith jedoch, war mit neunzehn Jahren in der Blüte ihres Lebens und hatte noch so vieles vor sich. Elana wusste, dass für Yrilith nun die Zeit gekommen war, ihren eigenen Weg zu gehen.

Es dämmerte bereits, als Yrilith am Lagerfeuer saß und nachdenklich in die lodernden Flammen starrte. Der laue Abendwind wehte immer wieder ein paar ihrer rötlichen Haarsträhnen vorm Gesicht hin und her. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht merkte, wie sich Elana neben sie setzte. „Worüber denkst du nach?“, fragte sie und Yrilith wandte den Kopf zu ihr. „Nichts…“, erwiderte sie und schüttelte dabei leicht den Kopf. Nun blickte auch Elana ins Feuer. „Yrilith…“, begann sie, „Ich bin alt, ich habe dich alles gelehrt, was du wissen musst…“ „Worauf willst du hinaus?“, unterbrach sie Yrilith und blickte Elana dabei unsicher an. „Ich möchte, dass du in die Welt hinaus gehst und deinen eigenen Weg findest, dein eigenes Leben lebst. Von mir kannst du nichts mehr lernen“, fuhr Elana fort. Wieder blickte Yrilith in die Flammen. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen. Sie hing sehr an Elana, doch sie wusste, dass sie Recht hatte. Einerseits würde es eine völlig neue Erfahrung sein und übte ungeheure Reize auf sie aus, doch andererseits begann sie innerlich etwas zu zweifeln. „Schlafe noch eine Nacht darüber“, sprach Elana leise und ließ Yrilith alleine zurück.
Elana erwachte sehr früh am nächsten Morgen. Zu ihrer Verwunderung fand sie den Schlafplatz von Yrilith verlassen vor. Als sie nach draußen ging um nachzusehen, erblickte sie Yrilith. Sie hatte sich seitlich an einen Baumstamm gelehnt und Elana den Rücken zu gewand, den Rucksack geschultert. „Du hast also entschieden…“ sprach Elana halblaut. Yrilith blickte über ihre Schulter und schaute zu ihr. Ja, sie hatte entschieden, noch lange hatte sie nachgedacht und jetzt war sie sich sicher diese neue Aufgabe zu bewältigen. Tränen bildeten sich in ihren Augen und sie ging auf Elana zu. Sie fiel ihr um den Hals und beide versanken in einer tiefen, innigen Umarmung. Yrilith drückte Elana fest an sich doch sie drückte Yrilith mit sanfter Gewalt ein Stück von sich weg und lächelte. „Geh jetzt“, sprach sie mit sanfter Stimme und wischte Yrilith eine Träne fort, die über ihre Wange geronnen war. Sie lächelte ebenfalls, drehte sich um und ging mit langsamen Schritten davon. Als sie sich noch ein letztes Mal umdrehte, war der Platz wo Elana eben noch stand verlassen. Verwundert schaute sich Yrilith um, doch Elana war fort. Mit einem leichten Kopfschütteln wandte sich Yrilith ab und ging von dannen. „Wir werden uns bestimmt wieder sehen…“, flüsterte Elana lächelnd, die im Geäst eines Baumes saß und Yrilith nachsah, die zwischen den Baumstämmen verschwand…
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Alt 20.05.2004, 16:26
Yrilith und Liana - endlich gefunden
#4
Yrilith Cavan
Reisender
 
Registriert seit: 09 Oct 2003
Beiträge: 9
Es war einer der Nachmittage, mit dem Yrilith nichts anzufangen wusste. Selbst zum Jagen war Yrilith zu faul gewesen. So versperrte sie das Gartentor hinter sich und schwang sich in den Sattel ihres Hengstes. Wieder einmal war sie auf dem Weg nach Britain, in die Taverne „zum lachenden Tala“, um dort eventuell den einen oder anderen Gesprächsparnter finden zu können. Sie band Asfaloth mit einem festen Knoten am Pferdepfosten fest, und setzte einen Fuß vor den anderen Richtung Taverne. Die Tür lies sie eher unsanft zufallen, nichts Ungewöhnliches für sie. Ihre Blicke streiften durch den Schankraum – gefolgt von einem leisen Seufzer. Es war so leer, dabei hätte sie auf mehr Andrang gehofft.
Mit langsamen Schritten ging sie auf die Bar zu, Riane ein freundliches Lächeln schenkend. Dabei bemerkte sie die heimlichen Blicke des jungen Mädchens nicht, das an einem der Tische saß. Der Mund des Mädchens öffnete sich leicht, als sie Yrilith nachsah. Während Yrilith sich auf den Hocker sinken ließ, trat Riane an sie heran, sodass sie bestellen konnte. Das Mädchen schaute starr vor sich auf den Tisch, in ihren Armen hielt sie ein Büchlein fest umklammert. Gerade, als Yrilith das Wasserglas an die Lippen führte, stand das Mädchen auf. Man konnte ihm die Aufregung ansehen, denn im gleichen Moment stolperte es über seinen eigenen Umhang und ruderte mit den Armen, sodass es sich gerade noch fing. Yrilith sah auf zu der Kleinen, die sie erst jetzt erblickt hatte. Sie mochte nicht älter als 16 Sommer sein, richtig unschuldig sah sie aus, mit den beiden geflochtenen Zöpfchen die ihr jeweils links und rechts über die Schulter hingen. Das Mädchen trat an Yrilith heran, die Arme die das Buch hielten entspannten sich etwas. „Ich suche, suche eine Yrilith Cavan“, sie brachte die Worte nur zögerlich über die Lippen. Yrilith schmunzelte und ihr smaragdgrüner Blick musterte das Mädchen. Dabei zuckte sie leicht zusammen. Das konnte nicht sein, dieses Mädchen sah doch genauso aus wie.. dann stockte sie. „Die bin ich“ erwiderte sie, und setzte sich aufrechter hin. Mit leicht zittrigen Händen überreichte sie Yrilith ein Buch. Mit zusammengezogenen Brauen betrachtete es Yrilith, bevor sie die Hände danach ausstreckte, und es an sich nahm. Langsam schlug sie die erste Seite auf und begann zu lesen:

Meine liebe Tochter Yrilith!

Sicher wunderst Du Dich, dass solch ein junges Mädchen, wie es jetzt vor Dir steht, so alleine ist. Ich habe Dir all die Zeit über, etwas sehr wichtiges verschwiegen. Glaube mir, es fiel mir nicht leicht, aber ich habe es zu deinem Wohl getan. Auch ich bin in gewisser Weise eine Rabenmuter… als Du vielleicht zwei Sommer alt warst, wurde ich schwanger. Ich trug das Kind eines Mannes unter meinem Herzen, den ich nie lieben gelernt habe. Vielleicht weißt Du noch, wie ich an die 2 Wochen fort war. In dieser Zeit hat die kleine Liana das Licht der Welt erblickt. Als ihr Vater, er war ein recht mächtiger Mann, von ihrer Geburt erfahren hat, nahm er mir das Kind, mit der Begründung, ich könne mich nur um ein Kind kümmern, eines würde reichen. Und ich gewisser Weise gebe ich ihm auch Recht. Ich weiß nicht, ob ich euch beide groß bekommen hätte. Als Du fort gegangen bist, verlangte mein Herz ein Wiedersehen mit meiner leiblichen Tochter. Den Göttern sei Dank, fand ich sie auch. Sie lebte bei ihrem Großvater, welcher kaum noch sehen und hören konnte, geschweige denn gehen. So nahm ich sie wieder an mich. Anfangs war sie eingeschüchtert, jedoch glaubte sie mir, dass ich ihre Mutter bin. Wie Du sicherlich bemerkt hast, sieht sie mir recht ähnlich…
Doch nun, wo ich Dir diese Zeilen schreibe liege ich im sterben. Ich habe das Drüsenfieber bekommen und weiß nicht, wie lange ich noch auf dieser Welt weilen werde. Liana ist noch jung, sie wurde gerade erst 16 Sommer alt. Ich habe ihr bei weitem nicht alles beibringen können, was ich Dir einst beigebracht habe. Nun meine Bitte an Dich. Ich stelle sie Dir aus tiefstem Herzensgrund: Meine liebe Tochter, kümmere Dich um Liana, sie ist ein gutes Mädchen und wird Dir mit Sicherheit nicht mehr Kummer machen, als Du ihn mir gemacht hast. Ja, die gute Ironie hat deine Mutter selbst in den schlechtesten Zeiten nicht vergessen. Ich habe Liana eine Beschreibung von Dir mitgegeben, und bete sie möge Dich finden. Als kleines Beweismittel habe ich ihr meine Goldkette mitgegeben, die Du doch so sehr mochtest. Ich möchte sie Dir als Erbe hinterlassen. Meine liebe Yrilith, vergiss Deine Mutter nie und behalte immer in Erinnerung, dass ich Liana und Dich von ganzem Herzen liebe, und immer bei Euch sein werde. Sei ein gutes Mädchen und mache mich stolz!

In ewiger Liebe, deine Mutter Elana

Mit weit geöffneten Augen blätterte Yrilith weiter. „Sie ist gestorben, als ich abgereist bin“, sagte Liana leise und fast tonlos. Man konnte erkennen, dass ihr Kinn leicht bebte. Als Yrilith die letzte Seite zu Ende gelesen hatte, schlug sie das Buch geräuschvoll zu. Sie holte tief Luft und schloss für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, blickte sie zu Liana hoch, die in einer der zarten Handflächen eine Goldkette hielt. Liana streckte Yrilith die Hand entgegen, worauf sie die Kette an sich nahm. Sie schloss die Finger rundherum und lächelte auf zu ihrer Halbschwester. „Komm mit, lass uns an einen anderen Ort gehen, dort können wir in Ruhe reden“, sprach Yrilith und erhob sich. Während sie voran ging, schwirrten so viele Gedanken in ihrem Kopf.

- wieso hat sie mir all das verschwiegen…
- wieso habe ich sie nicht öfter besucht…
- wieso ist sie nur von mir gegangen… Mutter…

Sie kehrten in den Park ein, wo sie es sich auf einer Bank gemütlich machten. Die beiden erzählten einander Erlebnisse, aus der Kindheit und von jetzt, sie scherzten miteinander, lachten und verstanden sich prächtig. Schnell war das Gelesene für Yrilith vergessen. Sie war so froh, Liana bei sich zu haben. Sie hatte wirklich eine verblüffende Ähnlichkeit mit Elana, was Yrilith noch glücklicher machte. So hatte sie wenigstens einen Teil ihrer Mutter immer bei ihr. Obgleich Liana nicht Yrilith’s leibliche Schwester war, so würde sie sie doch als ihre richtige Schwester anerkennen. Es war schon spät, als die beiden durch die Straßen von Britain marschierten, auf der Suche nach einer Bleibe für Liana. Barnaby hatte in seinem Gasthof noch ein Zimmer frei, das sich Liana sogleich mietete.
Yrilith band ihren Hengst vom Pfosten los und ritt heimwärts. Sie war schon so gespannt was Adan dazu sagen würde…
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Geändert von Yrilith Cavan (21.05.2004 um 09:37 Uhr).
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Alt 20.05.2004, 16:28
Schlaflose N
#5
Yrilith Cavan
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Registriert seit: 09 Oct 2003
Beiträge: 9
„Wann wird er Euch denn fragen…?“ Yrilith seufzte kurz. Immer wieder war es die selbe Frage, mit der sie konfrontiert wurde. Bisher schwieg sie, zuckte nur ahnungslos mit den Schultern und schenkte ihrem Gegenüber lediglich ein leichtes Lächeln. Langsam begann sie sich selbst zu fragen, ob Adan es jemals tun würde…

Zusammen mit Adan, ihrem Geliebten hatte sie erst kürzlich ein wunderschönes kleines Haus auf Moonglow erworben, etwas außerhalb der Stadt. Allein saß sie auf dem großen Bett, den Blick gedankenverloren zur Tür gewand. Draußen war es bereits dunkel geworden, ab und an konnte man das leise Zirpen der Grillen vernehmen, und das Rascheln der Blätter mit denen der Nachtwind spielte. Nur das fahle Mondlicht und eine fast gänzlich hinunter gebrannte Kerze erhellten den kleinen Raum, und das Antlitz von Yrilith. In ihren Händen spielte sie mit einem Armreif, den sie bei Herrn Wain abgeholt hatte. Ein prachtvoller Reif war es, aus Magnalium, gefertigt – ein Meisterstück. Feine, schwungvoll verzierte Linien sind darin eingraviert worden: „In ewig währender Liebe, deine Yrilith“. Dafür hatte sie Adan’s Magnaliumkette mitgehen lassen, als er sie einmal unbeaufsichtigt liegen ließ. Überall hatte er bereits danach gesucht. Gleich nachdem sie ihm den Armreif geschenkt hatte, würde sie sie ihm wiedergeben. Er würde es sicher verstehen. Sie senkte den Blick und sah nachdenklich auf das Schmuckstück hinab, drehte und wendete es eine Weile in den weiblichen Händen und strich mit der Fingerkuppe des Zeigefingers über die Gravur.

„Liebt er mich denn wirklich so sehr, wie er es Tag für Tag sagt...?“
„Würde er mich denn heiraten, mir dieses Versprechen für die Ewigkeit geben..., er hat doch noch nie ein Wort darüber verloren..“
„Würde er denn vielleicht sogar, eine Familie mit mir gründen…dabei wünsche ich mir doch so sehnlich ein Kind..“

So viele Fragen. Doch Yrilith war unschlüssig. Wie oft schon hatte er ihr gesagt, wie sehr er sie doch lieben würde, wie viel sie ihm bedeuten würde, ja das er sogar bis in den Tod gehen würde für sie… Warum fiel es ihr nur so schwer, was war es, dass sie zweifeln ließ…?

Ein Geräusch an der Tür ließ Yrilith aufschrecken. Der Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt, die Tür aufgesperrt. Rasch fuhr sie auf, pustete hastig die Kerze aus, schlüpfte unter die Decke und versteckte die Hand mit dem Armreif unter ihrem Kissen. Sie schloss die Augen, als Adan durch die Tür zum Schlafzimmer hereinkam. Sie hörte ihn, wie er sie mit einem leisen Knarren zumachte, um Yrilith ja nicht zu wecken, wie er sich seiner Kleider entledigte und sie achtlos zu Boden fallen ließ. Sie öffnete die Augen zur Hälfte und biss sich sacht auf die Unterlippe, umfasste den Armreif fester mit ihrer Hand. Vorsichtig zog Adan die Decke zur Seite, gerade so weit, das er Yrilith nicht abdeckte. Er legte sich nahe zu ihr, sie konnte seinen warmen Körper an dem ihren spüren. So lagen sie beide da, sie hatte ihm den Rücken zu gewand und doch konnte sie seine Blicke fühlen. Lange sah er sie an, bis er schließlich seinen Kopf zu dem ihren bewegte und sie sacht auf die Wange küsste. Yrilith musste kurz schlucken. Seine Hand wanderte an der Seite ihres Oberkörpers hinab und blieb schließlich auf ihrem flachen Bauch ruhen. Bald darauf war er eingeschlafen, sie konnte seinen gleichmäßigen Atem vernehmen. Yrilith jedoch lag regungslos da, starrte mit leeren Augen gegen die Wand. Immer wieder strich sie langsam mit dem Daumen über die Gravur des Armreifs, den sie unter dem Kopfpolster versteckt hatte. Auch heute Nacht würde sie keinen Schlaf finden, soviel stand fest. Zu viele Fragen jagten wirr durch ihren Kopf und ließen ihr nicht eine ruhige Minute mehr…
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Alt 20.05.2004, 16:58
Entscheidungen
#6
Yrilith Cavan
Reisender
 
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Beiträge: 9
Andächtig lauschte Yrilith dem Prasseln des Feuers im Kamin, als sie an ihrem Schreibtisch saß, die Ellebogen darauf gestützt, den Kopf in dieHandflächen gebettet. „Die Geschichte der Yil’Daner“, stand groß auf dem Deckblatt des zirka zwei Finger breiten Pergamentstapels. Sie müsse die Geschichte studieren und den Kodex lernen und anerkennen, wenn sie eine Yil’Danerin werden wollte. Schon stundenlang saß sie über dem Stapel von Pergamenten, sie wusste schon gar nicht mehr wie sie dasitzen sollte, sodass ihr nichts mehr wehtat. Viele Male hatte sie sich ihn nun schon durchgelesen aufmerksam und Zeile für Zeile, Wort für Wort. Müde rieb sie sich die Augen, unter denen sich bereits dunkle Ringe abzeichneten und versuchte ein Gähnen zu verdrängen. Das leise Knarren der Schlafzimmertür lies sie aus dem vertieften Lesen aufschrecken. „Liebes, willst Du nicht ins Bett kommen? Lass es doch für heute, der Morgen dämmert ja schon…“, sprach Adan mit rauer, verschlafener Stimme. „Ja ja, ich komme ja gleich, nur noch diese Seite…“, erwiderte Yrilith leise murrend, den Blick dabei nicht vom Pergamentstapel abwendend. Als Adan den Kopf aus dem Türspalt hob und diese schloss, sah Yrilith auf, direkt ins Feuer. Es war eine neue Hürde, die sie nun überwinden musste und wollte. Sie würde sich an Regeln, an einen Kodex halten müssen, dabei hatte sie sich noch nie an so was gehalten, wozu denn auch…? Sie würde an dieses Volk gebunden sein und somit ihrer „eigentlichen“ Freiheit entsagen. Vor allem würde sie an einen Gott, diesen Alwyzz glauben, von dem sie so gut wie gar nichts wusste, außer das er der allessehende Allvater oder so etwas war. Sie seufzte. Elana hatte ihr nichts über Götter beigebracht, doch wenn sie diese verblendeten Glaronanhänger, wie die Templer betrachtete, war ihr Alwyzz um einiges symphatischer. Der Widerschein des Feuers verschwamm mit ihren smaragdgrünen Augen. Ihr war, als würden sich die Flammen langsam zu einem Bild formen. Sie sah sich und den kleinen Jonah, wie sie zusammen spielten, wie er kindlich bettelte, dass sie doch bei ihm bleiben möge. Sie sah Chiara und Ramirez und wie sie lächelnd einwilligten. Yrilith war so verwundert über diese Selbstverständlichkeit, einfach so und ohne ein weiteres Wort bei den Decrams übernachten zu dürfen, noch dazu bei Jonah. Sie sog die Luft durch die Zähne ein und schloss die Augen. Schon bald würde sie beim Vogt vorsprechen, schon bald würde sie eine von ihnen sein. Der Gedanke machte sie glücklich und sie lächelte kurz. Neben dem Tintenfass lag ein weiteres, einzelnes Pergament. Auf diesem war der Kodex niedergeschrieben. Jedoch kam sie nicht mehr dazu, auch nur noch eine Zeile zu lesen, da ihre schweren Augenlider unentwegt zufielen. Sie legte die Arme auf den Pergamentstapel und vergrub den Kopf darin. Zu müde und erschöpft, um auch nur noch einen Schritt zu tun, schlief sie schließlich ein.
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