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Alt 06.06.2001, 18:26
Nalox
#1
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Es ist kalt. Gespenstische Stille herrscht im Wald bei Cove. Nebel steigt aus dem dichten Unterholz auf.

Aus dem kleinen Stoffbündel im Gebüsch beginnt ein leises Wimmern langsam zu einem die Ruhe des Waldes zerreißenden Säuglingsgeschrei anzuschwellen. Der kleine rothaarige Zwerg ist aufgewacht ...

Die zwei alten Weiber, die schon seit einiger Zeit Reisig sammeln, horchen auf. Nach etwas suchen haben sie das Findelkind im Gestrüpp entdeckt. Lange vergessene Muttergefühle spiegeln sich in ihren Augen als sie das Bündel vorsichtig in eine der hastig leergeräumten Tragekiepen legen.

Zuhause in der kleinen Kate am Dorfrand von Cove angekommen, packten sie ihn aus dem sorgfältig verschnürten und gepolsterten Bündel aus. Trog sie ihre Erinnerung an Säuglinge, oder war er besonders klein?

In der Decke fanden sie neben einem Stück mit schwarzen Fingerabdrücken verschmutztem Papier, auf dem mit fast unleserlich krakeliger Schrift „Nalox“ stand noch einen aus einem bläulichem Metall bestehenden Hammer, welcher vollkommen unbenutzt schien. Dieses Werkzeug hatte einen seltsam kurzen und dünnen Griff aus einem fast wie Metall anmutendem Holz, währenddessen der Kopf des Hammers äußerst exakte Kanten aufwies und intensiv blau schimmerte.

Rosmelda, die ältere der beiden, hatte eine solche Arbeit schon einmal gesehen und sagte zu Trisell: „Ich glaube, ich weiß, woher unser Pflegekind stammt!“

Trisell schaute erstaunt und fragte: „Wie nur, außer ihm, dem Hammer und diesem Fetzen Papier gibt es doch keinerlei Hinweise?!“

Rosmelda schmunzelte. „Man braucht nur eins und eins zusammenzuzählen! Paß auf: Er ist sehr klein und er ist rothaarig!“ ...

Trisell runzelte die Stirn: „Ja – und?“

Rosmelda fuhr fort: „Er wurde zudem offensichtlich ausgesetzt von einer Frau, die ihm schon einen Namen gab. Sie hat ihn geliebt, da bin ich mir sicher! Aber sie konnte ihn nicht behalten!“ ...

Ein plötzliches Aufflackern ihrer Augen verriet, daß sie soeben noch einen Zusammenhang erkannt hatte, und sie platzte heraus: „Nalox ist ein Zwergenkind! Und nicht nur das – er ist ein Kind einer Zwergin und eines Menschen! Diese roten Haare – das ist das Zeichen von Menschenblut, das in seinen Adern fließt! Zwerge sind alle grau - Haut – Haare – alles! Seine Mutter wird sich vor dem Ausschluß aus dem Clan gefürchtet haben, Kontakt zu Menschen ist in manchen Clans für die Frauen verboten!“

Trisell warf ein: “Dann erklärt sich auch dieser Hammer – das muß ein Zwergenschmiedehammer sein und seine Mutter wollte ihm so einen Teil seiner Identität mitgeben!“

Rosmelda nickte bestätigend: „Nun Trisell, was wollen wir tun?“

Trisell schaute besorgt „Er wird es schwer haben, so unter Menschen, aber was bleibt uns übrig? Ich hoffe nur, daß wir noch lange genug leben, um in auf seine eigenen Beine zu stellen!“

Sie beschlossen dem Kleinen ein Heim zu geben ...

... uns so verbrachte Nalox eine glückliche Kindheit bei den beiden Alten und er wuchs zu einem stämmigen und selbstbewußten Zwergenjüngling heran.

Zu den Kindern des Dorfes allerdings, waren seine Beziehungen zwiespältig. Einerseits bescherte ihnen sein schon früh zutage getretenes handwerkliches Geschick die tollsten Spielzeuge - Nalox bastelte für die Knaben die wundervollsten Spielschwerter, Äxte und Schilde.

Interessanterweise beteiligte sich Nalox aber nie an den mit seinen Spielwaffen und Rüstungen ausgetragenen „Schlachten“. Wenn die Jungen gröhlend durch den Wald zogen, tüftelte und bastelte er schon wieder in dem Schuppen, den ihm seine zwei Pflegetanten eingerichtet hatten.

Für die Mädchen (sie mochten den sehr ruhigen stämmigen Jungen ganz besonders – unterschied er sich doch sehr von den im Vergleich etwas einfältig wirkenden und sich immer aufspielenden Jungen des Dorfes) baute er mit Hingabe Spieldosen. Sein Lieblingsmotiv waren dabei allerdings immer Schmiede, die an einem Amboß hämmerten ...

Andererseits mußte Nalox aber leider ständige Hänseleien ob seiner Körpergröße über sich ergehen lassen, die seinen Starrsinn und seine Distanz gegenüber den Menschen beständig anwachsen ließen.

In der Dorfschule fühlte sich Nalox unwohl, sein zwergisches Erbe machte es ihm sehr schwer, sich all den „Menschenkram“, wie er es nannte, zu behalten. Aber sobald es um technische Berechnungen oder geologische Dinge ging, erwachte der Zwerg in ihm und er arbeitete eifrig mit.

Alles in allem brachte ihm die Schule aber doch etwas, was nicht für jeden Zwerg selbstverständlich ist ... Nalox lernte leidlich schreiben, lesen und viel über die menschliche Lebensweise.

In dem Jahr als Nalox 14 wurde, starben kurz hintereinander beide Pflegetanten und Nalox war auf sich allein gestellt. Auch die Kate war in den Jahren so baufällig geworden, daß Nalox sich genötigt sah, eine neue Unterkunft und vor allem einen Broterwerb zu finden.

Dieses fand er – wie sollte es anders sein – beim Dorfschmied Donatello, einem mürrischen groben Kerl, der fast nie redete, aber den ganzen Tag arbeiten konnte ohne auch nur einmal aufzusehen oder gar Pause zu machen. Wenn er nicht so groß gewesen wäre, hätte man fast denken können, er würde wie Nalox von den Zwergen abstammen.

Donatello konnte ihm nicht viel beibringen, aber Nalox lernte, mit Pferden umzugehen, die er täglich beschlagen mußte.

Doch Nachts, wenn alles schlief, hörte man Nalox einsam in der Schmiede hämmern – das langsam erlöschende Schmiedefeuer ausnutzend ...

Der Hammer, den ihm seine Mutter damals in das Bündel gepackt hatte erwies sich als treffliches Werkzeug – er versetzte ihn in die Lage, auch die kompliziertesten Formen zu schmieden – noch besser, als ihm sein ohnehin schon natürliches Talent es ermöglicht hätte.

Da Donatello sah, daß Nalox ihn zu überflügeln drohte und immer mehr Menschen Nalox Produkte den seinen vorzogen, setzte er Nalox an seinem 20. Geburtstag vor die Tür.
Nalox war es recht.

Nun begannen Nalox Wanderjahre, die ihn durch viel Dörfer und Städte führten. Nalox Schmiedekunst wurde zwar immer mehr bekannt, aber keiner der Schmiede wollte ihn bei sich behalten, um keine Konkurrenz im eigenen Haus zu bekommen.

Auch mit Nalox wachsenden zwergischen Starrsinn wußten nur wenige umzugehen. So ergab es sich, daß Nalox Jahrzehnte durch die Gegend zog und nirgendwo seßhaft wurde.

Dann kam ebenjener Tag, an dem Nalox im Lande das sich Dunkelwald nannte durch einen Wald lief und eine Höhle entdeckte. Beim Stöbern in der Höhle stürzte Nalox in ein Loch. Nach kurzer Bewußtlosigkeit fand er sich in einer tiefer liegenden Höhle wieder, welche durch Fackeln erleuchtet war. Er begann, in dem dämmrigen Licht Gebäude zu erkennen, zu denen er hinlief.

Nachdem ihm auf sein Klopfen hin geöffnet wurde, sagte ihm ein plötzlich aufwallendes Gefühl sofort, daß er an seinem Ziel angekommen war.

Er mußte nicht wie sonst aufschauen, um seinem Gegenüber in die Augen zu sehen! Ein kräftiger, tiefblau gekleideter Zwerg empfing ihn mit einem abwartenden „Mahal, was führt euch hierher?“ Nalox hatte sein Volk gefunden!

Der Zwerg, der ihn zuerst empfangen hatte, Talis, ein Thollis des Clans, bei dem Nalox zukünftig leben würde nahm ihn unter seine Fittiche und Nalox wußte instinktiv – jetzt würde sich sein Schicksal erfüllen – er war zu Hause und würde endlich wie ein Zwerg leben können.
 
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