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Alt 15.07.2001, 21:10
Templer
#1
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Seit Tagen irrten sie durch die Wüste. Die Pferde taumelten und schwankten bei jedem Schritt vor Müdigkeit und Durst - bald würden sie sterben. Vadrak Larthay hiess alle absitzen und versammelte seine Freunde um sich. Ernst blickte er in die Runde. Mehrfach musste er sich räuspern, um den heissen Wüstenstaub aus seiner Kehle zu entfernen und seine Stimme hörbar zu machen, trotzdem erklang nicht mehr als ein rauhes, heiseres Raunen: "Meine Freunde, der Tod ist nahe! Kein Gold und kein Ruhm wird uns retten!" Verächtlich liess er einen Lederbeutel, der randvoll mit antiken Münzen war, in den Sand fallen. "Haben wir die Götter erzürnt? Waren wir zu gierig? Einen Moment lang lächelte uns das Glück und wir dachten schon, wir wären reich, doch nun verdursten wir elendiglich in dieser verdammten endlosen Wüste! Mögen die Götter unseren Seelen gnädig sein!" In einer Aufwallung seines gewöhnlich überschäumenden Temperamentes stieß er so heftig mit dem Fuß gegen den Goldbeutel, daß der platzte und die Münzen durch den Sand spritzten. Der Wind, der hier beständig blies und ihre Augen brennen lies, spielte mit einer Strähne seines Haares, die ihm immer wieder ins Gesicht fiel. Er blickte traurig auf die Pferde, die mit hängendem Kopf und blaurot hervorquellenden Zungen zitternd daneben standen. Er versuchte, den aufsteigenden Ekel aus seiner Stimme herauszuhalten und normal weiterzusprechen. "Wir können einen Tag länger überleben, vielleicht auch zwei, wenn wir die Pferde jetzt töten und ihr Blut trinken." Er zog sein Messer und schnitt seinem Pferd die Kehle durch. Gierig trank er das Blut. Einen Moment lang dachte er, er müsse sich übergeben, doch dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Vorsichtig blickte er sich um und sah, dass seine Kameraden es ihm gleichtaten. Ein Funken Hoffnung stahl sich in die stumpfen Blicke der Männer. "Lasst uns hier ausruhen, meine Freunde", raunte Vadrak Larthay, "und des nachts weitergehen." Die Männer nickten dankbar und krochen in den Schatten der toten Pferdeleiber, um in den unruhigen Schlaf der Erschöpfung zu fallen. Nur Vadrak konnte nicht schlafen. Seine entzündeten Augen brannten und auf seinen aufgesprungenen Lippen mischte sich der Geschmack des Blutes mit dem salzigen Sand, der ihm mit nadelfeinen Stichen ins Gesicht wehte. Die Sonne schien sich in sein Gehirn zu brennen und zauberte feurige Kreise vor seine Augen. Er musste doch eingenickt sein, denn als er aufwachte, war es stockfinster, nur die Sterne leuchteten am Himmel. Er hörte eine strenge Stimme seinen Namen rufen: "Vadrak! Vadrak Larthay!" Mühsam kämpfte er sich auf die Beine. Er blickte sich um und sah plötzlich einen riesigen brennenden Vogel vor sich. Der Anblick ließ ihm den Herzschlag stocken und er sank vor Ehrfurcht in die Knie. Die Stimme war tief und volltönend und schien direkt aus dem Herzen des Vogels zu erklingen: "Vakrak Larthay, du und deine Freunde, ihr habt falschen Götzen gedient! Glücksritter seid ihr gewesen und Taugenichtse! Ihr seid so gut wie tot, doch ich will euch retten, sofern ihr bereit seid, umzukehren und fortan dem rechten Pfade zu folgen! Kämpft für das Gute, lebt für das Gute und die Tugend und wehret standhaft den Verlockungen des Bösen und Sündhaften!" Die Erscheinung verblaßte, doch der Klang der Stimme hallte in Vadraks Herzen wider. Unsicher stand er auf und weckte seine Kameraden. Er berichtete ihnen von der Erscheinung und sie gingen in sich und bereuten ihre Sünden. Gemeinsam leisteten sie einen Schwur, fortan dem Guten mit allen ihren Mitteln zu dienen und besiegelten ihn mit ihrem Blut. Als die Sonne ihre sengenden Strahlen blutrot über den Horizont blitzen ließ, wurden sie gewahr, daß der stetig wehende Wind ein Bodenfresko freigelegt hatte und einige verfallene Mauerüberreste. Sie befanden sich in einer weitläufigen, uralten Tempelruine. Fiebrig begannen sie zu graben und stießen auf eine Bodenplatte. Mit vereinten Kräften
gelang es ihnen, die schwere Platte hochzuwuchten, und Jubel erscholl aus ihren ausgedörrten Kehlen, als sie entdeckten, daß sie einen Gang freigelegt hatten. Alle Verzweiflung war vergessen, als sie dem Gang folgten und eine verlassene unterirdische Stadt fanden, in deren Zentrum sich ein abgedeckter Brunnen befand, der noch Wasser führte. Sie waren gerettet!
 
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