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Alt 12.08.2008, 01:52
Die Bibliothek des Magiers
#1
Julius Keldor
Reisender
 
Registriert seit: 17 Aug 2007
Beiträge: 210
Eine kleine Hütte in Cove inmitten des Kernes dieser kleinen Gemeinde lag schon seit einigen Monaten dunkel und verlassen da. Fest war die Tür verschlossen und unangerührt war seit einiger Zeit die Einrichtung des kleinen Hauses geblieben. Obschon alles dunkel so würde ein jeder der eintrat den Staub bemerken der sich überall gelegt hatte und auch einige Spinnen hatten sich in den Ecken eingerichtet.
Durch die dunklen Tage herschte Kälte vor und vor allem aus dem Kamin zog die Luft in den Raum und vertrieb jede Wärme die eingedrungen war.

Die Hütte selbst wirkte wie unangerührt und mitten drin aus dem Leben gerießen. Ein Buch lag aufgeschlagen auf dem schweren Steintisch und eine Feder steckte noch im nebenstehenden Tintenfaß in dem sich teure Tinte festsetzte, nachdem der Prozess des Trocknens Überhand gewonnen hatte.
Ein leichter Umhang, einfacher Ausführung doch Zeuge guten Handwerkes hing zurückgelassen über eine der Stuhllehnen. Nahe am Tische roch es nach altem Weine und ein Kelch stand auf dem Tisch und zeugte nur noch mit einer roten Färbung in der Wölbung des Gefäßes vom teuren Wein, deren Flasche geöffnet daneben stand.

Nichts von Wert war offen ersichtlich und in den Schubladen untergebracht. Ledeglich ein kleiner Stapel aus Münzen im Wert von vielleich 100 Goldmünzen stand auf der Tischplatte neben dem Buche und eine Truhe, verschlossen und schwer stand auf dem kleinen Holztisch neben dem Schreibplatz.

Neben dem Geruch des Weines lag noch der Duft der Einsamkeit im Raum wie auch ein seltsamer Kräutergeruch der von einer Ecke des Zimmers ausging. Auf einer steinernen Arbeitsplatte waren noch die Überreste gemörserter Kräuter in einem kleine Schälchen zu finden und verbreiteten ein Zeugniss des Alterns.

Alles war verlassen in der Hütte die Julius Keldor vor seiner Festnahme als Wohnstätte diente und fast nichts deutete auf einen Bezug zur Gemütlichkeit hin. Außer einer Schlafrolle in einer Ecke des Zimmers wirkte alles eher wie ein Arbeitsraum als ein Heim und kein Schmuck zierte die Wände.

Das einzig Bunte und Wertvolle waren in diesem Raum an eine Wand verbannt.
Auf den Brettern zweier mächtiger und schwerer Bücherregale waren in feinster Ordentlichkeit und nach Themen sortiert die zurückgelassenen Bücher Julius. Eine große Auswahl, alter wie junger, dicker wie dünner Bücher in festen ledernen Einbände, wie auch zusammengerollten Pergamenten standen und lagen dort in Reih und Glied und schienen regelrech auf ihren Herrn zu warten. Neben den drei Werken des Besitzers fanden sich allerhand Namen und Titel, die meisten unbekannt im Herzogtum in den verschiedensten Handschriften und mit teils ausgedehnter, teils gesparter Verzierung in diesem Hort des Wissens und bildeten die Bibliothek eines Mannes, der in Bücher so vernaart war das er asketisch gelebt hatte und ein jedes Goldstück der letzten Jahre in diesem Schatz angelegt hatte.

Fern in Fenisthal saß nun der Besitzer dieses niedergeschriebenen Reichtums und warte auf Botschaft ob sein Schatz noch vor den Augen der Ungesegneten sicher war.
Julius Keldor ist offline  
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Alt 12.08.2008, 14:54
#2
Lucian Mascar
Reisender
 
Registriert seit: 05 Mar 2008
Beiträge: 202
Das Fenisthal hatte seine Glocke des Schweigens über das Treffen der Männer gelegt, nur der laue Wind, das verschwiegene Gemäuer, die trübe Flamme der wankenden Strassenlaterne und das Wasser des aufgetauten Brunnen lauschte der Zusammenkunft dieser alten Bekannten.

Das Gespräch hatte seine Höhen und Tiefen, nur die stillen Beobachter bekamen mit wie die zwei Gestallten synchron mit ihren Schatten gestikulierten. Bis schlussendlich ein ausgeprägter Handschlag etwas besiegelte.
Ohne viele Worte oder Gesten gingen die zwei Männer ihrer Wege.

Die Ruhezeit war angebrochen, von Tag und Nacht konnte keine Rede mehr sein.
In der Hauptstadt sowohl auch in den Nachbarstädten des Herzogtums erloschen hier und da die Kerzen und Kindergeschrei ertönte plärrend durch die Gassen.
Die Wachen patroullierten routiniert durch ihre Zone, lössten sich ab, um entweder den einschläfernden Wachgang fortzusetzen, oder um versteckt in einem dunklen Winkel einer Gasse mit Glücksspiel eine gute Münze zu machen.

Lucian raffte seine tiefrote Robe, um flink aus der lahm liegenden Stadt zu gelangen.
Wie es ihm seine Prinzipien geboten, war er gezwungen sich ausserhalb der Stadtmauern der Gabe zu bedienen.
Kurz danach fand er sich ein paar hundert Schritte vor den Toren Coves wieder.
Er ging seelenruhig mit gesenkten Haupt, die Hände in den Robenärmeln vergraben auf das schwere Satdttor zu.
Die Wachen vor dem Tor dösten, auf ihrer Hellebarde gestützt, ihren Dienst ab. Doch der ein oder andere Gardist vertrat sich noch auf dem Wehrgang die Beine und konnte vielleicht die Silhouette von Lucian erkennen welche sich langsam aus dem Wald näherte.

Lucian war mehr als minder unauffällig in dem Dorf angelangt, aus der Backstube tönten noch die kehligen Stimmen der reglichen Dorfbewohner, welche sich mit ihren Narben von gewonnen Schlachten übertrumpfen wollten.
Umsichtig ging Lucian in einer Aura von innerer Ruhe gehüllt über den knirschenden Schotterweg zielstrebig auf Julius Keldors Stube zu.
Der Schlüssel entriegelte das störrische Schloss, dann offenbarte sich bereitwillig die verlassene Stube dem Auge des Eindringlings. Als der Lichtschein sich durch die Tür ausdehnte, huschte raschelnd ein undeffiniertes Wesen hinter die Kommode.


Die Tür schloss sich wieder und eine geisterhafte Stille stand in der Luft. Lucian verriegelte das Schloss vorsichtshalber wieder.
Ein Licht, entfacht in seiner Hand, flackerte unruhig in der verstaubten Stube, hinter den milchigen Fenstern.
Lucian warf den Zunder in den kalten Kamin, eine tief schwarze Rußwolke stieg aus dem Kamin in den Himmel über Cove. Die Wärme schoss durch den Raum, als sich das Feuer entfachte.
Dann verhängte er die Fenster sorgfältig mit undurchsichtigen Tüchern.

Ein offner Beutel wurde mit allem gefüllt was Lucian für wichtig empfand.
Mit trauernder Miene nahm er ein Einband nach dem anderen aus dem Regal. Wenn er die Schrift von Julius oder seinem Synonym "Koruaj" erkannte, riss er Seitenblöcke herraus und verfütterte sie Stück für Stück an die sich labenden Flammen. Die üblichen kostbaren Werke von bedeutenden Magiern aus aller Welt verstaute er in seinem Rucksack.
Bis ihm das letzte Werk von Koruaj in die Hände fiel. War es nicht jenes welches die pogromen Schriften seiner Vorgänger ins rechte Licht rücken sollte!? Von Neugierde getrieben, entgegen aller Prinzipien und Gebote, steckte er es zu den anderen Büchern in seinen Rucksack.

Die Spuren waren da und nicht mehr zu leugnen.
Die Staubschicht hatte seine Bewegungen im Detail festgehalten, wie Fußspuren im Neuschnee.
Mit einem kurzen Schlenker der Hand in der Luft, was für Eingeweihte als eine der magischen Runenkombination zu erknennen war, verkündeten seine Lippen monoton die heilige, uralte Sprache. Kurz darauf verdampften die Kräuter aus seiner Hand.
Die Kräuteressenzen entzogen sich ihrem Bündniss mit den sterblichen Gewächsen und schossen pfeilgrade in den Kamin, um sich an ihrem Ziel zu vereinen. Die Wirkung entfaltete sich, eine Eissäule türmte sich im Kamin auf. Sofort wurde dem Feuer die Nahrung geraubt und lies es erlischen.
Die Kälte durchflutete augenblicklich den gesamten Raum. Als sich das trockene Eis verflüchtigt hatte stocherte Lucian in der Asche nach Indizien.
Er vergewisserte sich mehrmals ob nicht doch noch Überreste der Seiten zu erkennen waren.
Ein Zauber folgte kurz darauf , magisch herbeigeführt zog eine kräftige Böe auf , wirbelte den Staub auf und brachte einige Glässer und Gefässe zum Wanken.
Als alle seine Vorkehrungen rückgängig gemacht worden waren und der Staub sich wieder zu legen begann, stand Lucian urplötzlich mitten tiefer Wälder der Nordlande. Im Haus des Ereignisses implodierte gleichzeitig eine kleine Rauchwolke und fiel in sich zusammen.


Als die ersten Boten ihre Arbeit aufnahmen, kam Lucian zurück in sein Haus.
In seinem Magen machten sich seine gemischten Gefühle bemerkbar.
Kurzentschlossen hebelte er eine Diele aus dem Boden und versenkte den Beutel im Fundament seines Eigenheims.

Im Bad hatte er alle Mühe daran gelegt sich die Hände rein zu waschen.
Geschafft lies er sich vor der Spiegelkomode nieder, vergrub den Kopf in den Händen und betrachtete lange, regungslos sein Antlitz im Spiegel.
Lucian Mascar ist offline  
Geändert von Lucian Mascar (12.08.2008 um 15:04 Uhr).
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