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Alt 06.02.2006, 17:16
Eine bleibende Erinnerung
#1
Chara Lynn
Reisender
 
Registriert seit: 18 Jun 2005
Beiträge: 173
Es war nun schon über acht Mondwenden her, als Chara ihre neue Heimat Britannia verließ, um eine weite Reise zu beginnen. Eine Reise die ihren ehrgeizigen Studien um das arkane Wissen zugute kommen sollte, aber auch eine Reise, um ihre Gedanken zu ordnen und sich über einiges klar werden zu können - vor allem ihren Gefühlen.
Ihre Reise führte sie hauptsächlich mit dem Schiff zu kleineren Inseln. Die meisten Inseln waren bedeutend kleiner als Britannia, aber die Landschaft entschädigte für manch versäumte prachtvolle Städte, die sie sich vor Reiseantritt erhoffte sehen zu können. Ihr Ziel war es möglichst viele Arkanen zu Treffen und sich mit ihnen auszutauschen. Unbewusst verließ sie Britannia wegen ihrer Empfindungen. Tag für Tag redete sie sich selbst ein, dass dies lediglich eine Studienreise wäre und dies nichts mit ihren Gefühlen zu tun hatte. Doch schon nach wenigen Tagen merkte sie selbst, wie gut ihr der Abstand zu all dem Trubel zuhause bekam. Tag für Tag freute sie sich auf neue Schauplätze, auf neue interessante Leute, auf neue Erlebnisse. Jeder neue Tag half ihr dabei ihren Kummer zu überwinden. Jeder neue Tag half ihr dabei, sich ihrer Gefühle klarer zu werden und auch zu vergessen - zu vergessen was sie einst so sehr begehrte – zu vergessen welche Illusionen sie sich machte.
Auf ihrer Reise erlebte sie täglich wundervolle Dinge und dank ihrer Ersparnisse wurden aus Wochen Monate. Monate die sie sichtlich genoss. Sie war frei von allen Gedanken und lebte fröhlich und unbeschwert in den Tag hinein. Sie war zwar überall eine Fremde, doch mit ihrer Art und Weise mit den Menschen umzugehen, brachte ihr zumeist viel Gastfreundschaft ein. Irgendwie mochte sie dieses Leben, doch ihr Gold würde nicht ewig reichen und auch hatte sie etwas Heimweh, Heimweh nach dem Menschen die sie vermisste, die sie nicht zu vergessen versuchte.
Die Monate auf Reisen taten ihr also gut. Leider fand sie nur wenige Arkanen, trotz alledem lohnte sich die Reise. Sie besuchte viele wundervolle Orte und immer wieder aufs neue überraschte sie die Sorglosigkeit, mit der einige Bauern vielerorts den Tag begannen und ihre Arbeit aufnahmen. Doch all dies musste langsam ein Ende haben, nicht nur des Goldes wegen.
Bevor sie sich auf den Weg heim machte, wollte Chara sich noch auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt mit einigen Lebensmitteln eindecken. Als sie so von Stand zu Stand schlenderte und sich die Ware der Händler ansah und einige Nahrungsmittel einkaufte, rempelte sie plötzlich ein dürrer unscheinbarer Mann. Er schien verwirrt, entschuldigte sich und wendete sich raschen Schrittes ab. Chara kümmerte sich nicht weiter darum und als sie gerade damit beschäftigt war ihre Aufmerksamkeit auf einen weiteren Stand zu richten, merkte sie wie einer ihrer kleinen Beutel an der Hüfte fehlte. Da schoss es Chara wie einen Blitz durch den Kopf. Sie wurde bestohlen. Schnell ließ sie ihre Blicke über den Marktplatz wandern, doch zu spät, der Dieb war nirgends zu sehen. Da Chara mit der Zeit lernte auf sich selbst aufzupassen und in diesem Sinne immer Selbstjustiz übte, kam es ihr nicht einmal in den Sinn jemanden von diesem Vorfall zu erzählen und außerdem war es nur ein kleiner Beutel mit wenigen Münzen die darin klimperten.
Sich mit dem Schicksal abgefunden, wandte Chara ihre Schritte am nächsten Tag Richtung Küste um die Reise nach hause anzutreten. Auf dem Weg dorthin kreuzten einige Bauernhöfe ihren Weg. Mit guter Laune grüßte sie viele der arbeitenden Bauern und Lohnarbeiter, die auf den Feldern ihr Tagwerk vollbrachten. Doch an einem Feld blieb sie plötzlich stehen, ihr Blick musterte eine schlaksige Gestalt. Ja, das war er, da stand der Dieb vom vorherigen Tag und hackte lustlos auf den Erdboden ein. Ein einfacher Lohnarbeiter also. War wohl nicht ganz zufrieden mit seiner Ausbeute der Bursche, dachte sich Chara und wollte ihn zur Rede stellen.
Mit zielstrebigen Schritten ging Chara dem Dieb entgegen, jener bemerkte Chara und versuchte erschrocken zu flüchten. Bis in den Wald hinein verfolgte Chara den Kerl, ihre Rage stieg Schritt um Schritt und als sie den Wald betrat rannte sie geradewegs in einen Dornenstrauch. Ein Dorn riss einen beachtlichen Kratzer quer über die rechte Augenbraue, sodass kurz darauf Blut an ihrem Jochbein herrunterlief. Der leichte, jedoch brennende Schmerz stoppte Chara keineswegs, im Gegenteil, vor Wut kochend griff sie in ihren Kräuterbeutel, zog einige getrocknete Kräuter heraus und murmelte geübt eine Abfolge von arkanen Worten. Ein kleiner weißblauer Glotz schoss in die Richtung des Flüchtenden und traf ihn an den Beinen. Einen Lidschlag später stand jener bewegungsunfähig da, gefesselt von einer kleinen Eissäule die seiner Füße jeglichen Bewegungsraum nahmen. Chara verschwendete keine Zeit und mit einem kühlen Lächeln warf sie einige Kräuter auf den Boden und sprach wiederum eine arkane Formel leise murmelnd aus. Ein kleines rotes Tor öffnete sich und mit einer ausschweifenden Handbewegung von Chara weitete sich das Tor aus und eine raubkatzenhafte Gestalt sprang aus dem Tore heraus. Sein schwarzes Fell und seine furchteinflößenden rotglühenden Augen entfachten beim Dieb ein Blick des blanken Entsetzens. Ein letztes mal hob Chara die Hand an, streckte sie drohend in des Gefangenen Richtung und machte eine wegwischende Handbewegung. Im selben Moment sprang das Eis auseinander und als sich der Dieb entsinnen konnte, nahm er die Beine in die Hand und lief in Richtung Waldinneren. Unterweg stolperte er noch über einen Ast, was Chara mit einem belustigten Lächeln quittierte. Daraufhin wanderte Charas Blick wieder zur Bestie und mit einer schwachen Kopfbewegung gen Flüchtling stürmte die Katze auf jenen zu. Der Abstand zwischen dem Dieb und der Katze sank Meter um Meter…
Als Chara diese Hetzjagd beobachtet verzieht sie von einem Moment zum anderen ihre Miene. Nachdenklich und fassungslos blickt sie auf ihre Handflächen. Schüttelt heftig den Kopf und brüllt lauthals in Richtung Raubkatze: „NEIN! HALT!“ Die Bestie bremst ihren Sturmlauf sofort ab, schaut zurück und kurz darauf rennt sie in den Wald, in eine andere Richtung als der Dieb, welcher entkam.
Wie angewurzelt bleibt Chara noch eine Weile am Waldrand stehen. Irgendwann dreht sie sich mit nachdenklicher Miene um und setzt ihren Weg fort, nach Hause.
Was ist dort nur eben passiert?
Was war mit Chara?
Was ging in ihr vor?
War das eine Schwelle die sie eben fast überschritt und was hinderte sie daran es doch nicht zu tun?
Nicht einmal Chara selbst konnte sich diese Fragen beantworten. Nur eines war klar, diesen Tag würde sie niemals vergessen. Diese Erinnerung wird bleiben – und das Blut trocknete.
Chara Lynn ist offline  
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Alt 10.02.2006, 18:29
Es wird dunkler
#2
Chara Lynn
Reisender
 
Registriert seit: 18 Jun 2005
Beiträge: 173
Einiges hat sich verändert, seitdem Chara weg war. Neun lange erholsame Monate liegen hinter ihr. Abgesehen von den langweiligen Schiffsfahrten und der Sache mit dem Dieb lief es gut. Chara freute es wieder bekannte Gesichter zu sehen, trotzdem war es anders als sonst. Sie merkte selbst, dass sie sich entwickelte…weiterentwickelte.
Die Nähe zu Menschen ging ihr ab und an sogar auf die Nerven. Sie wurde verschlossener und ruhiger, irgendwie aber auch erwachsener. Oftmals musste sie sich schon ein Lächeln erzwingen, wenn sie von anderen freundlich behandelt wurde. Andererseits wurde sie auch schnell aggressiv. Es reichte ein schiefer Blick einer Person, oder eine ungewöhnliche Betitelung für einen Arkanen, welche sie des Öfteren schon zornig machten und sie um ihre Ruhe ringen ließ. Sie wehrte sich aber auch nicht gegen diese ungewohnten Verhaltensweisen. Entweder konnte sie nicht, oder sie wollte es gar nicht. Die Sache mit dem Dieb saß ihr noch tief im Gedächtnis. Immer und immer wieder dachte sie an diesen Moment, an den Moment bei dem es um Leben und Tod ging. Zwar nicht um ihr eigenes, jedoch um das Leben, dass sie für einen kurzen Augenblick belustigt auslöschen wollte. Es war ja nicht das Leben eines Trolles oder eines anderen Wesens welches man keine Beachtung schenkte, es war ja das Leben eines Menschen, wenn auch eines räudigen Diebes. Lange sollte diese Erinnerung in ihrem Kopf umherwirren und sie sollte nicht nur an ihrer rechten Augenbraue eine Narbe hinterlassen. Sogar Albträume über das Geschehene suchten sie noch Wochen nach ihrer Wiederkehr Nacht um Nacht heim.
Tayra selbst mochte die Veränderungen die in Chara vorgingen nicht allzu sehr bemerken. Sie hatte ja in den neun Monaten selbst genug schlimme Sachen erlebt und hatte ganz bestimmt mit sich selbst zu kämpfen. Charas zurückhaltende Art und ihre sich häufende Abwesenheit, in Gedanken versunken, bei Gesprächen mochten Tayra nicht zu sehr auffallen. Sie konnte sie noch leicht als Diskretion und Vorsicht vor ihren eigenen Problemen Fehlinterpretieren. Doch wie lange sollte das noch gehen? Tayra war ja dabei den Tod ihres Geliebten zu Verarbeiten und damit abzuschließen und außerdem würde Chara mit der Zeit immer mehr Leute wiedertreffen, die sie hier auf Britannia vor neun Monaten ohne Abmeldung zurückließ.
Die nächste Zeit würde es zeigen, doch war eines klar, Charas innerer Wandel wurde bisher durch den Einfluss ihrer alten Umgebung nicht gestoppt. Die schwarzen Flecken auf ihrer Seele nahmen zu – es wird dunkler…
Chara Lynn ist offline  
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Alt 21.02.2006, 17:56
Das Schloss
#3
Chara Lynn
Reisender
 
Registriert seit: 18 Jun 2005
Beiträge: 173
Woche um Woche verlebt Chara in Britannia. Sie hat sich wieder gut eingelebt und kommt mit den Menschen nun besser klar. Es ist nicht so als würde sie nun anders über die Menschen denken. Nein. Noch immer fühlt sie sich oft belästigt und genervt von Gesprächen und wird leichter Aggressiv. Es gibt nur Wenige die sie gerne um sich hat, bei denen sie sich wohl fühlt.
Ihre Albträume hat Chara bereits abgeschüttelt und sie kann wieder gut schlafen. Der Umgang mit ihren Mitmenschen änderte sich in den letzten Wochen stark. Ihr fällt es nun leichter freundlich zu sein, auch wenn sie es nicht so meint. Ihr Inneres, ihre Gedanken, verbaut sie allmählich in Mauern. Hohe Mauern, über die Niemand hinüberstarren kann. Ein ganzes Schloss zieht sie um ihre Seele herum. Niemand braucht zu sehen was in ihr vorgeht, welchen Kampf sie gerade ausfechtet, es reicht ja wenn die Außenwelt den Ausgang jenes Kampfes sieht – gezwungenermaßen.
Chara Lynn ist offline  
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