Terra Mystica
Spendenbarometer
Terra Mystica | Foren

Zurück   Terra Mystica | Foren > Rollenspiel > Chroniken

Antwort
 
Themen-Optionen
Alt 01.07.2003, 09:16
Die Kunst der Dämmerung
#1
Miguel Escrion
Reisender
 
Registriert seit: 26 Apr 2003
Beiträge: 147
Es war schon sehr spät in dieser Nacht…
Miguel war noch immer damit beschäftigt sämtliche Bücher die Lynephea angeschafft und herkarren hat lassen zu sortieren. Es waren drei oder vier Karren, voll beladen mit Büchern gewesen die sehr früh an diesem Morgen, kurz vor Sonnenaufgang vor den Toren der Akademie standen. Miguel hatte große Augen gemacht, als er die enorme Menge an Büchern erblickte.
Lynephea hatte ihm, das Amt des Bibliothekars im Kreis der Kristallschwingen übergeben.
Und so war es nun seine Aufgabe, mithilfe ein paar Schülern die Bücher vom Karren abzuladen und in die Bibliothek zu schaffen, wo gähnend leere Regale darauf warteten gefüllt zu werden. Lynephea hatte zu anfangs noch geholfen, musste sich dann aber später anderen Aufgaben widmen.
Gegen Mittag hatten sie fast alle Bücher abgeladen. Türme von Büchern türmten sich nebeneinander in der Bibliothek. Kleine Bücher, große Bücher, Fibeln, Folianten, Leitfäden, Schriftrollen, Codici, in allen Größen und Formen lagen Bücher herum.
Miguel fuhr sich mit der Hand durch sein nassgeschwitztes Haar und bestaunte erneut die enorme Anzahl an Büchern. Es würde Tage, wenn nicht gar Wochen dauern, all diese Bücher zu erfassen, katalogisieren und einzuräumen. Er delegierte ein paar Schüler die Bücher grob nach Inhalt zu sortieren. Mundane Bücher in die eine Ecke, Arkane Werke in die andere.
Mittendrin saß nun Miguel, vor sich einen Stapel Pergamente Tintenfass, Federkiel und Federmesser auf dem Tisch und einen Stapel von knapp einem Dutzend Büchern.
Miguel arbeitete sich langsam durch die Bücher durch, schlug immer ein paar Seiten auf, blätterte darin herum, notierte sich den Verfasser, den Titel und die ungefähre Thematik des Buches. Dann beschriftete er zwei kleine Karteikarten mit den selben Angaben. Eine legte er in die Vorderseite des Buches, die andere sortierte er in eine kleine Schachtel ein die er in verschiedene Thematiken eingeteilt hatte.
Irgendwann kam Lynephea herein und brachte ihm eine Kleinigkeit zu Essen. Sie schien scheinbar sehr zufrieden zu sein, da sie ihm glücklich anlächelte und dann wieder ging, um ihn nicht weiter zu stören.
Miguel war jedoch sosehr in seine Arbeit vertieft, dass er das Essen völlig vergaß und somit gegen Abend die Brote und die Milch immer noch unangerührt waren. Als Lynephea abermals mit etwas zum Abendessen hereinkam, staunte sie nicht als sie das Mittagessen noch immer stehen sah.
Mit freundlichem aber bestimmendem Ton, sagte sie Miguel, dass er langsam mal eine Pause einlegen sollte, und klappte ihm das Buch vor der Nase zu. Miguel protestierte kurz, sah aber dann ein, dass sie recht hatte.
So aß er dann seine beiden Mahlzeiten und Lynephea ging zufrieden lächelnd aus der Bibliothek.
Mittlerweile war es nach Mitternacht. Miguels Augen waren schon schwer, und Miguel am Ende seiner Kräfte. Wohl an die fünfundsiebzig Bücher hatte er an diesem Tag wohl schon katalogisiert und entsprechend ihrer Thematik in die Regale eingeräumt.
Zwei oder drei Bücher hatte er aber schon einmal aussortiert, da er mit Lynephea über deren Verwendung und Zugänglichkeit diskutieren wollte. Wo möglich würde man eine „Verbotetne Abteilung“ eine Art Giftschrank für gefährliche Werke und Schriften einrichten müssen, sollten sich solche Werke häufen.
Miguel klappte ein letztes Buch für diesen Tag auf. Ein altes mit weißem Leder eingebundenes Buch. Es war ein ungewöhnlich glattes Leder und schien, wenn man es ein wenig im Licht bewegte, bunt zu schimmern. Es hatte zudem filigrane, ineinander geschlungene und sehr verworrene Gravuren im Leder. Das seltsame war jedoch, dass die Gravuren sich irgendwie zu bewegen schienen.
Miguel schob es zunächst auf seine Übermüdung, doch auch als er mit dem Finger über das Buch strich, spürte er, wie sich die Gravuren leicht bewegten.
Neugierig schlug er das Buch auf.
Zu seiner Enttäuschung konnte er die verwendete Schrift nicht entziffern. Es schien eine sehr alte Schrift zu sein, zudem wohl auch noch in einer alten Sprache. Aber irgendwas faszinierte Miguel an dem Buch. Da er ohnehin vorhatte nach diesem Buch seine Arbeit für diese Nacht zu beenden, verkorkte er sein Tintenfass, löschte die Kerzen und verließ die Bibliothek.
In seinem Zimmer angekommen, stellte er überrascht fest, dass er das seltsame Buch noch immer in Händen hielt. Überrascht legte er es auf den Nachtschrank.
Völlig erschöpft zog er sich aus und legte sich ins Bett, woraufhin er sofort eingeschlafen war.

Am nächsten morgen musste Lynephea lange klopfen bis Miguel endlich wach war. Er wollte eigentlich gleich nach Morgendämmerung aufstehen und sich an die Arbeit machen. Doch als er aus dem Fenster schaute stellte er erstaunt fest, dass es bald Mittagszeit sein musste. Als er sich anzog fiel das weiße Buch wieder in sein Blickfeld. Miguel legte es unter sein Kopfkissen, machte hastig sein Bett und ging in die Bibliothek. Wie er erwartet hatte, hatten die Schüler die ihm zugeteilt waren ihre Sortierarbeit wieder aufgenommen. Miguel setzte sich verschlafen an den Schreibtisch und begann Buch für Buch zu sortieren. Er war jedoch kaum bei der Sache, da ihm ständig das seltsame Buch vor Augen schwebte. Das allerseltsamste jedoch war, dass es so real erschien… geradezu so als ob es direkt vor seinem geschlossenen Auge wäre. Miguel versuchte sich weiter auf seine Arbeit zu konzentrieren, das Buch ging ihm jedoch nicht aus dem Sinn.
Lustlos ließ er seine Feder auf den Tisch neben die Bücher fallen und erhob sich fast wie in Trance und ging an ein Bücherregal. Lange stand er davor und starrte die Bücher im Regal an. Irgendwann zog er ein Buch heraus und schlurfte zum Ausgang der Bibliothek. Die Schüler die ihn unterstützten schauten ihn fragend an, mit einem leisen, monotonen „bin gleich wieder da“ ließ er sie im Raum zurück und ging in sein Zimmer.
Plötzlich von Hast getrieben verriegelte er rasch die Tür und kramte das Weiße Buch unter dem Kopfkissen hervor. Eilig blätterte er in dem Buch das er mitgebracht hatte und fand was er suchte. Das Buch war in zwei Sprachen verfasst, eine davon hatte er sein ganzen Leben gesprochen und geschrieben, die andere… war die, in der das Weiße Buch verfasst war.
Er schloss rasch die Fensterläden, zog die Vorhänge zu, und entzündetet eine Kerze. Dann setzte er sich mit Schreibzeug, Kerze und den beiden Büchern an sein Schreibpult.
Die Kerze war fast heruntergebrannt als Miguel die erste halbe Seite übersetzen konnte.
Der Titel des Buches, wie er mittlerweile herausfinden konnte war „Licht und Schatten – Magie der Dämmerung“. Die Anleitungsworte waren Miguel vertraut…

>>Aus meinen Erkenntnissen geht hervor, das die Schöpfung als Wesenheit im Grunde genommen zwei Prinzipien enthält: das Tun und das Sein. Weiterhin scheint es, als wären beide Prinzipien zwar eigenständig in ihrer Existenz und Gültigkeit, jedoch gleichzeitig auf bestimmte arkane Art und Weise miteinander verknüpft. Die Welt, wie wir sie erleben, erfahren und begreifen entsteht aus dem Zusammenspiel dieser beiden Urprinzipien. Im Folgenden möchte ich nun eine kurze Betrachtung und Definition dieser beiden grundlegenden Betriffe niederlegen, der sicherlich noch eine weitere Ausarbeitung und Vertiefung sowie Bezugnahme auf bestehende Verhältnisse, Vorstellungen und Tatsachen in Form eines größeren Werkes folgen wird.
Sein ist die Eigenschaft des Bestehens, die Beschreibung eines Zustandes an und für sich. Jedes Ding dieser Welt, welches wir und mundane Menschen begreifen können, trägt in sich das Prinzip des Seins oder ist, wie man es anders ausdrücken könnte ein Bestandteil des Seins der Welt. Umgekehrt betrachtet existiert ein Ding, das sich nicht im Sein befindet, nicht auf dieser Welt. Doch die Vielfalt der Dinge macht deutlich, dass das Sein nicht von einfacher Natur ist, vielmehr wird das Sein eines Dings implizit charakterisiert vom Tun, wie später erläutert werden soll. Die Vielfalt des Seins führt zunächst auf zwei Aspekte: den grobe und den gewobenen. Der grobe Aspekt tritt zutage bei reinen, einfachen oder elementaren Dingen, wie Feuer, Wasser, Luft und Erde, aber auch in der reinen, ungeformten Kraft. Demgegebüber beschreibt der gewobene Aspekt die fein strukturierten Dinge dieser Welt, die oft viele Facetten der rohen Substanzen in sich vereinigen, sich dennoch aber von allen diesen abheben. Der gelehrte Leser wird nun schon erahnen, was ich als Beispiel für den gewobenen Aspekt aufzählen werde: den menschlichen Geist und Körper, die anderen Wesen der Schöpfung und schließlich jede Art von Abbild, welcher Natur es auch immer sein mag…<<



Das war eine Passage aus dem Werk „Res Natura – Das Wesen der Dinge“, ein Buch das er zigfach gelesen und schon oft abgeschrieben hatte.
„Was hatte das mit Licht und Schatten zu tun?“, dachte sich Miguel und übersetzte neugierig weiter.
Plötzlich klopfte es eindringlich an seiner Tür. Miguel schreckte auf, schlug das Buch zu und eilte zur Tür. Hastig entriegelte er die Tür und schaute durch den Spalt. Vor ihm stand Lynephea, ihr Stirn in leichte Zornesfalten gelegt. „Miguel?! Was macht ihr denn den ganzen Tag? In der Bilbiothek stapeln sich die Bücher, die Schüler sitzen untätig herum und was macht Ihr? Ihr sitzt hier völlig im Dunklen, und macht was auch immer!“ Miguel schaute betroffen zu Boden, „ich mache mich gleich wieder an die Arbeit….“, sagte er und verschloss die Tür vor ihren Augen wieder. Lynephea zuckte mit den Schultern und ging.
Miguel löschte die Kerze und verlies das Zimmer, schloss die Tür hinter sich ab und trottete in Richtung Bibliothek..
Dort erledigte er mehr oder minder gut seine Arbeit um dann, einigen Stunden später wieder, nach einer kurzen Abendmahlzeit wieder in sein Zimmer zu gehen.
Rasch entzündete er die Fackel und machte sich wieder an das Übersetzen des Buches.
Miguel Escrion ist offline  
Geändert von Miguel Escrion (04.12.2003 um 01:38 Uhr).
Mit Zitat antworten
Alt 01.07.2003, 09:17
#2
Miguel Escrion
Reisender
 
Registriert seit: 26 Apr 2003
Beiträge: 147
>>... So das Licht und die Dunkelheit seien wie Sein und Schein.. Ohne Licht kein Schatten. Doch was wäre auch das Licht ohne den Schatten? Nur gemeinsam kann es sein, wie auch das Tun und das Sein. Nun ist es an dem Wissenden die Macht von Licht und Schatten für sich zu nutzen, aber wisse, es ist nicht nur Schein was ihr bewirket. Eine weitere Komonente der Macht ist auch immer der Geist des anderen. Überzeugt ihr ihn mit Licht und Schatten so geht er von Sein aus. Gelingt es euch nicht, hält er es nur für Schein. Es liegt also an Euch, wie ein Händler Eure Manipulation von Licht und Schatten anzupreisen, auf das er es für das bessere hält.<<

Miguel stutzte. Was mochte der Verfasser damit sagen? Etwa, dass es möglich sei Licht und Schatten nach seinem Willen zu formen? Neugierig übersetze er weiter:

>>Zunächst erscheint es recht schwer die Kontrolle über die beiden Aspekte Licht und Schatten zu erhalten, dennoch erkennt man nach einigem Studium die Zusammenhänge und merkt doch wie simpel es im Grunde doch ist.
Durch die Beeinflussung des Arkanen Netzes ist es möglich gewisse Muster in der Mundanen Welt zu erzeugen, die Wiederrum den Anschein von Sein er wecken. Sie erzeugen zwar nichts körperliches, dennoch manifestiert sich ein Abbild dessen was man durch Kraft der Imagination hervorzurufen wünscht.
Da die feinstoffliche subtile Manipulation von Licht und Schatten wahres Feingefühl fordert ist es unumgänglich zu erkennen und zu beobachten. Es ist schließlich noch keinem gelungen etwas zu beschreiben das er nie gesehen hat. Wer die Kunst der Dämmerung für sich erlernen will, muss zunächst sein Auge schulen für die Dinge die um ihn herum geschehen, muss lernen zu beobachten. Kleine Einzelheiten, Details, Dinge die man sonst für unwichtig hält…
Als kleine Übung mag dies sinnvoll sein:
Man stelle sich eine Kugel vor, von beliebiger, selbst gewählter Farbe. Man konzentriere sich nun auf das Arkane Netz und versucht es nach der Beschaffenheit der Kugel zu formen und sich vorzustellen sie liege vor einem auf dem Tisch….<<

Miguel blickte skeptisch auf die letzten Zeilen. Schloss aber dann die Augen und stellte sich eine rote Kugel vor die direkt auf dem Tisch vor ihm lag. Sein Geist versuchte derweil die Fäden des Arkanen Netzes so zurechtzuformen, dass sie die Gestalt der Kugel annahmen und bettete den Gedanken hinein. Es kostete viel Kraft und Konzentration, doch als er die Augen öffnete traute er ihnen kaum. Vor ihm, lag ein fast ebenmäßiges Ei von violetter Farbe. Vor lauter erstaunen ließ er seine Konzentration fallen, woraufhin das Ei wieder verschwand. Miguel rieb sich die Augen. War de eben wirklich da gewesen? Kopf schüttelnd übersetzte er weiter:

>>Schnell werdet ihr merken das viel Konzentration nötig ist, um das Trugbild aufrecht zu erhalten. Auch mag es zu Anfangs schwer erscheinen das richtige Bild zu visualisieren, da man das zu erscheinende Bild völlig verinnerlicht haben muss. Daher ist es gerade so wichtig seine Beobachtungsgabe zu schulen. Genau wie man in anderen Schulen der Magie, beispielsweise das Feuer verinnerlicht haben muss um es für sich verwenden zu können, so muss man auch hier die Grundlegenden Dinge verinnerlicht haben. Sehen ist verstehen.<<

„Sehen ist Verstehen“, murmelte Miguel, nahm seine Feder betrachtete sie von allen Seiten, mehrere Minuten lang. Schloss dann seine Augen. Stimmte seinen Geist auf das Arkane Netz ein und befahl seinem Willen die Fäden des Netzes umzustrukturieren. Die Fäden vor seinem Geistigen Auge streckten und verkürzten sich, verschoben und verwoben sich gegeneinander und miteinander, zwischen die Fäden bette er nun das Bild der Feder ein, welche er noch immer in der Hand hatte. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und langsam und voll unter Konzentration öffnete er langsam die Augen. Vor seiner Nase, etwa eine Armlänge entfernt schwebte ein fast perfektes Ebenbild der Feder die er in der linken Hand hielt. Jedoch erschien sie zu perfekt, wirkte unwirklich und nicht real. Zufrieden lächelnd lies Miguel die Konzentration fallen woraufhin das Arkane Netz sich restrukturierte und die imaginäre Feder verschwand.
Fleißig und voller Tatendrang übersetzte Miguel nun weiter…. Noch lange bis spät in die Nacht hinein, immer wieder Bilder heraufbeschwörend. Irgendwann nickte er ein…
Miguel Escrion ist offline  
Mit Zitat antworten
Alt 01.07.2003, 09:19
Fortschritte
#3
Miguel Escrion
Reisender
 
Registriert seit: 26 Apr 2003
Beiträge: 147
Als der neue Morgen anbrach, lag Miguel noch immer über dem Buch und schlief, die Kerze neben sich ganz heruntergebrannt. Wieder wurde er, wie schon am Tag zuvor von einem lauten Klopfen an seiner Tür geweckt. Miguel hob leicht den Kopf und versuchte sich im abgedunkelten Raum zu orientieren. Müde rieb er sich die Augen und schlurfte durch sein muffiges Zimmer zur Tür. Kraftlos entriegelte er sie und blickte wieder in Cornelius´ Gesicht. „Magister!“, sagte er freudig, „ es ist Zeit… die Arbeit in der Bibliothek wartet auf Euch ich habe mir erlaubt Euch ein wenig früher zu wecken!“ Miguel nickte stumm, und winkte ihn weg, dann schloß er hinter sich die Tür. Er ging zum Fenster um die Läden zu öffnen und den neuen Tag in seine Stube zu lassen.
Die Wintersonne die bereits über die Wipfel der Bäume gestiegen war, warf ihr Licht auf sein Gesicht. Er streckte sich, gähnte ausgiebig und blickte dann eine Weile durch das offene Fenster. Ein kühler Wind blies ins durch das offene Fenster und erfüllte den Raum mit frischer Luft, Miguel atmete tief ein und genoss die Frische. „Wunderbar“, dachte er sich, „hier ist noch eine derart milde Temperatur, während in Britain langsam der erste Schnee fallen wird.“ Er wollte gerade zu dem Sessel gehen auf den er immer seine Kleider legte bevor er sich zu Bett begab, als er merkte das er die Kleider des Vortages trug. Er roch kurz an seinem Wams und entschied sich dann dafür doch ein paar frische Kleidungsstücke anzuziehen. Er wusch sich schnell an der Waschschüssel, entschied sich dagegen sich zu rasieren und zog rasch einen frischen Satz Kleider in den Farben der Schule an. Er schlüpfte rasch in seine Hochstiefel, zog die Robe über und lies Stab und Umhang liegen und band sich beim hinausgehen das Kopftuch um. Als er die Bibliothek erreichte sah er zu seiner Zufriedenheit, dass der Stapel an Arbeit bereits erträgliche Ausmaße angenommen hatte. Er begrüßte seine Helfer mit einem „Guten Morgen“ und setzte sich vor seinen Karteikasten. Erstaunt bemerkte er den Krug mit Milch und die zwei mit Honig beschmierten Scheiben Brot. Neugierig schaute er sich um Raum um und sah das Cornelius ihn anlächelte. Mit einem leichten Nicken bedankte er sich bei ihm und schenkte sich von der Milch ein und nahm eine der Scheiben. Er hatte gar nicht bemerkt wie hungrig er eigentlich war, erst jetzt viel ihm auch ein, dass er gestern auch das Abendessen ausgelassen hatte. Hungrig biss er in das Honigbrot. Der weiche Sirup aus den Waben der Bienen schmeckte wahrlich angenehm süß und hatte ein ganz besonderes Aroma. Das Brot schmeckte frisch und war ganz weich und zart. Er ließ den Bissen langsam im Mund zergehen und genoss ihn, während er mit geschlossenen Augen da saß.
Er nahm dann den aus Zedernholz – wie er bemerkte - gefertigten Holzbecher und trank langsam von der Milch. Sie war angenehm kühl und schien auch erst am heutigen Morgen frisch gemolken worden zu sein.
Als er gegessen und getrunken hatte machte er sich an die Arbeit. Vor ihm lag wieder ein langer Tag, in denen er wieder in Büchern herumblätterte, deren Inhalt, Verfasser, und Titel notierte um sie dann auf verschiedene Stapel zu verteilen, damit die Schüler sie einordnen konnten. Er war heute voller Arbeitsdrang, was man daran bemerkte, dass sie bereits eine Stunde nach dem Mittagessen die Hälfte der verbliebenen Bücher einsortiert hatten. Seiner Zählung nach waren es nun knapp 667 Werke. Mit den übrigen Büchern würden sie dann etwa auf etwa 800 Bücher kommen. Eine recht beachtliche Zahl.
Da sie wirklich viel geleistet hatten, entließ er am Nachmittag die Schüler, einerseits um sie für ihre Arbeit zu entlohnen, anderseits um sich wieder seinen eigenen Studien zu widmen. Die Schüler verließen ihn freudig, nur Cornelius blieb zurück und fragte Miguel ob er ihm noch helfen könne. Miguel verneinte freundlich und begab sich wieder in die Stube. Schloss die Tür hinter sich und setzte sich voller Vorfreude über das Buch der Dämmerung, wie er es mittlerweile nannte. Miguel sortierte seine Notizen, auf denen er die bisherige Übersetzung notiert hatte.
Mittlerweile waren Miguel fast alle Schriftzeichen bekannt, weshalb ihm die Übersetzung immer leichter fiel. Die Sprache selbst war weniger ein Problem da sie die Vorsprache seiner eigenen Sprache war, nur ein paar Worte bereiteten ihm ab und zu ein paar Schwierigkeiten. Miguel kam zügig voran:

>>So ihr nun in der Lage seid Eure Idee in das Arkane Netz zu verankern, sei es nun an der Zeit tiefer in die Lehre von Licht und Dunkelheit einzudringen. Wisset das alles Licht und aller Schatten ein schwaches Ebenbild im Netz werfen. Als Beispiel sie dieses angeführt: Nehmt zwei Bandagen, spannt die eine zwischen Zeige- und Mittelfinger der linken und rechten Hand , die andere zwischen Mittel- und Ringfinger der eben selben Hände. So liegt nun ein der Ringfinger zwischen den beiden Bandagen. Nehmet nun einen Stein und legt ihn auf die oberste Bandage. Wenn ihr nun die Bandagen etwas lockert, was sehet ihr dann? Die Unterste Bandagen beugt sich der Obersten, so ist es auch mit der Welt und dem Arkanen Netz.
Nehmen wir nun an, die oberste Bandage ist das Arkane Netz, und die untere ist die mundane Welt. Der Gedanke, Eure Idee die ihr in das Arkane Netz eingebt sei der Stein. So wie der Stein nun die unterste Bandage beugt, so beugt euer Gedanke nun die Mundane Welt. Gewiss wird durch das Arkane Netz, also die obere Bandage die Beugung gschwächt, dennoch ist es nur möglich über die Oberste Bandage, also das Arkane Netz die mundane Welt, ergo die Bandage zu beugen, da Ihr nur in das Arkane Netz Ideen einbetten könnt. Wisset aber das es genügend ist, solange die Idee nur stark genun, d.h. der Stein schwer genug ist.
Doch nun ein zweiter Gedanke… Nehmt an ihr legt zu dem Stein einen Weiteren? Was nun? Ihr beugt das die mundane Welt weiter. Nehmen wir nun an, alles in der Mundanen Welt erzeugt nun ein leichtes Abbild im Arkanen Netz, sorgt also schon alleine für eine Beugung, was wiederum zu dem Gedanken veranlasst: Kann man das Abbild eines bestehenden Dinges ändern? Nun wisset, ja es ist möglich… Nehmt einen Hund, ihr seht einen Hund, da er im Arkanen Netz die Idee des Hundes hinterlässt.
Nun, nehmt nun an die Idee des Hundes sei der erste Stein auf der Bandage, und Eure Idee der zweite. Legt ihr nun Eure Idee über die Idee des Hundes, so ward das Gewicht der beiden Steine nun als Summe für die Beugung der untersten Bandage zuständig. Hierbei ist es nun von Wichtigkeit, dass die Idee wohl gewählt sei. Ihr müsset fest von der Idee überzeugt und jedes Detail des neuen Abbilds und auch die des alten Dinges wissen. Nur so kann die Summe der beiden Steine das rechte Abbild zeigen, wie ihr es wünscht. Es benötigt viel Übung bis das Bild so erscheine wie ihr es wollet.<<


Was wollten ihm diese Worte sagen? Bandagen? Miguel kramte zwei Stoffstücke hervor und eilte nach draußen….
Dort ging er über den Weg vor der Akademie suchte zwei etwa gleichgroße Steine und setzte sich auf einen Baumstamm am Wegrand. Er legte die Bandagen übereinander und legte den Stein auf die oberste Bandage, dann nahm er die Bandagen so, wie in dem Buch beschrieben. Er besah es sich, legte dann die Bandagen auf seinen Oberschenkel und legte den zweiten Stein daneben, dann nahm er die Bandagen wieder auf und betrachtete sich das Bild das sich bot. Ein Lächeln des Verstehens breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Er suchte sich einen Zweig, und ging auf den Weg. Dort zog er einen Kreis auf den Boden und zeichnete ein paar Arkane Symbole hinein. Dann hob er die Hände gen Himmel und sprach die Worte der Beschwörung. Staub wirbelte in dem Kreis auf und verdichtete sich zu einer kleinen Wolke, plötzlich fiel der Stab zu Boden und eine schwarze Katze, auf ihren Hinterpfoten sitzend, blickte ihn mit ihren großen grünen Augen an. Zufrieden lächelte er und bedeutete der Katze zu folgen.
Rasch wischte er den Kreis mit dem Fuß weg und ging mit der Katze im Schlepptau zwischen die Bäume. Dort begab er sich auf eine Lichtung und befahl der Katze sich zu setzen. Dann betrachtete er die Katze für eine geraume Weile. Lange schwarze Schnurrhaare, grüne große Augen deren Pupillen zu feinen Schlitzen geformt waren, ein seidiges schwarzes Fell mit einer weißen Stelle an Brust, vier zarte Pfoten mit wehrhaften Krallen bewehrt und einen langen sich beständig in Bewegung befindlichen Schwanz. Dann schloss er die Lider und versuchte sich das Bild eines Hundes im Geiste vor Augen zu bringen. Dann öffnete er seinen Geist für das Arkane Netz, formte und beugte die Fäden des Netzes um das Bild des Hundes einzulagern. Dann konzentrierte er sich auf die Katze und lagerte die an die Stelle an der Idee der Katze lag, die Idee des Hundes. Als er die Augen öffnete war er sichtlich erstaunt und brach dann in schallendes Gelächter aus. Was er vor seinem Auge sah war sicher keine Katze, aber auch kein Hund, vielmehr… irgendetwas dazwischen… Schmunzelnd ließ er seine Konzentration fallen und die Katze nahm wieder ihre normale Gestalt an, die Katze schien davon keinerlei Kenntnis genommen zu haben und saß noch immer still an ihrem Platz.
Fleissig übte er weiter, den ganzen Nachmittag, bis die Sonne unterging und die Beschwörung endete und die Katze sich in Luft auflöste…
Miguel Escrion ist offline  
Mit Zitat antworten
Alt 04.12.2003, 00:29
#4
Miguel Escrion
Reisender
 
Registriert seit: 26 Apr 2003
Beiträge: 147
Und wieder saß Miguel vor seinem Buch.... Es war Dunkel in jener kalten Winternacht, es war Neumond und ein dünne Wolkendecke erschwerte den Blick auf die Sterne. Er saß an einem Schreibtisch, im Gildenhaus des Kreises der Kristallschwingen, viele leere und vollgekritzelte Pergamente lagen um ihn verstreut.
Ein großer Tintenfleck war am Boden, Miguel hatte kurz zuvor sein Tintenglas umgeworfen und die ganze blaue Flüssigkeit war vom Tisch auf den Boden gelaufen. Er hatte es mit einem Lappen notdürftig vom Tisch gewischt, sich aber nicht weiter um den Fleck am Boden gekümmert.... Viel zu sehr war er in das Buch vertieft das er vor einiger Zeit schon gefunden und aus dem er vieles über die Magie von Licht und Schatten gelernt hatte. Seine Tätigkeiten im Kreis der Kristallschwingen hatten ihm in der letzten Zeit wenig Möglichkeiten gegeben weiter über diese faszinierende Form der Magie in Erfahrung zu bringen. So saß er an diesem Abend nun schon lange über den alten Schriftzeichen, versuchte sie mittels eines anderen Buches zu übersetzen und ihren Sinn zu erschließen.

Licht und Schatten.... beide können nicht ohne einander... was wäre das eine ohne das andere? Wüsste man was der Schatten wäre... gäbe es nicht das Licht welches ihn erzeugte? Ebenso das Licht.... wäre es als solches zu erkennen gäbe es keinen Schatten, der das klare Gegenstück dazu ist? Sie bilden eine untrennbare Einheit... „Wo Licht ist, ist auch Schatten“... Aber was ist ein Schatten? Was ist Licht? Als das hellste Licht wird wohl das Licht der Sonne angesehen, aber auch ein Blitz mag für kurze Zeit die Nacht in gleißendes Licht tauchen. Schatten hingegen ist immer dort wo es an Licht mangelt, dort wo das Licht nicht hinfällt... Ein Objekt vermag einen Schatten zu werfen. Er erscheint stets auf der Licht abgewanden Seite des Objektes... Beleute man einen Apfel in einem dunklen Raum mit einer Latern von links so wird sein Schatten auf der rechten Seite liegen.


Miguel hielt inne: „Was sollte das? Das wusste doch jedes Kind, das wenn man etwas vor eine Lichtquelle hielt, dass sein Schatten an die Wand dahinter geworfen wurde.“
Erneut tunkte er die lange braune Schreibfeder, wohl die Schwanzfeder eines Adlers, in die restliche Tinte, die noch in seinem Tintenfass war und begann seine bisherigen Erkenntnisse niederzuschreiben. Dann versuchte er sich an einer weiteren Passage des alten Textes.

Mittels der gewollten Aufnahme jeglichen Lichtes und einer geschickten Ableitung dessen in das arkane Gewebe vermag es der Kundige seine Gestalt vor den Augen aller zu verbergen. Doch wo das Licht verschwindet bleibt ein Schatten zurück. Der Kundige erscheint als ein Schatten seiner selbst... nicht wirklich unsichtbar wie es ein Zauber der Luftmagie vermag indem es den Zaubernden in einer Luftfalte vor den Augen der anderen verbirgt und worin er verharren muss um nicht wieder sichtbar zu werden.

„Mhh.. sehr interessant... das deckt sich mit meinen Erkenntnissen über diesen Unsichtbarkeitszauber... ich lag also mit meiner Vermutung was dies angeht gar nicht so falsch...“ murmelte Miguel mehr zu sich selbst und notierte etwas auf einem schon recht vollgeschriebenen Pergament. „Man muss also das Licht in das Arkane Gewebe ableiten... aber wie? Das Mana aus dem Gewebe zu nutzen und herauszuziehen ist einfach... aber etwas einbringen... mhh.....“ Nachdenklich blickte er auf die Kerze auf seinem Tisch.
Die kleine gelbe Flamme leuchtete in einem ruhigen Licht und warf nur leicht wackelnde Schatten an die Wände des kleinen Studierzimmers.
Lange betrachtete Miguel die Flamme, starrte gedankenverloren hinein und versuchte angestrengt eine Möglichkeit zu finden das Licht in das Arkane Gewebe abzuleiten....
Plötzlich schien ihm ein Gedanke gekommen zu sein... „Ein Schutzzauber! Natürlich.!“ Hastig kramte er ein leeres Pergament hervor und begann seltsame Formeln nieder zuschreiben. „Ein Schutzzauber absorbiert feindliche Magie und leitet sie in das Arkane Gewebe ab...man müsste also die Formel für den Schutzzauber in irgendeiner Form umändern um so das Licht und nicht Magie umzuleiten.... Aber konnte Magie nicht auch Licht erzeugen?“ Voller Eifer machte er sich daran eine Formel zu entwickeln. Irgendwann die ersten Sonnenstrahlen brachen schon herein legte er die Feder beiseite und lächelte zufrieden
Miguel Escrion ist offline  
Geändert von Miguel Escrion (04.12.2003 um 00:38 Uhr).
Mit Zitat antworten
Antwort


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist dir erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist dir erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist dir erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist dir erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind aus.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 02:15 Uhr.