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Alt 26.09.2016, 16:37
Codex II ... über die Tischmanier
#1
Jakobus Rolin
Reisender
 
Registriert seit: 31 Oct 2015
Beiträge: 186
Titel: Codex II ... über die Tischmanier
Autor: Jakobus Rolin, Baron von Valboug

Diese Ausgabe sei all denjenigen ans Herz gelegt, die sich des öfteren am herzoglichen Hof, oder bei gesellschaftlichen Ereignissen zu Banketten oder private Essen einfinden.
Doch diese Regeln sind nicht nur für die Edlen und Adeligen bei Hof gedacht, sondern sollten auch in gut bürgerlichen Stuben und Häuser ihren Einzug und Anwendungen finden.
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Da auch die Tischmanier dem Wandel der Zeit unterworfen ist, sind die alten Regeln aus früheren Tagen nicht mehr anwendbar. Da Paare nunmehr bei Tisch nebeneinander sitzen und nicht mehr sich gegenüber und man sich auch nicht mehr nur eine Schüssel und einen Becher teilen muß, so gilt auch, das der Überdruck im Magen und Magenwinde nicht mehr einfach nur freien Lauf gelassen werden darf.
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Auch die in unserer Zeit gültige Tischordnung sollte genau eingehalten werden. Am oberen Ende eines breiten Tisches sitzt der Hausherr, an besonderen Tischen seine Familie und geladene hochgestellte Gäste. Die übrigen Gäste sitzen auf einfachen Bänken längs der Wände entlang. Daher auch der Name Bankett. Der Tisch, an dem die hohen Gäste sitzen, trägt auch den Namen "Hohe Tafel". Die Rangfolge der Gäste nimmt umso mehr ab, je weiter entfernt sie sich von der Hohen Tafel befinden.
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In jüngsten Tagen ist auch eine Änderung der aufgetischten Speisen zu beobachten. Zählte doch in früherer Zeit die reine Quantität der Speisen, so soll jetzt mehr auf Qualität geachtet werden. Wichtiges Requisit einer jeden Tafel soll das prunkvoll verzierte Salzfass auf der Mitte der Tafel sein, zum würzen der Speisen. Gerne werden auch in ihren Federn eingekleidete Schwane oder kunstvoll verziertes Gebäck aufgetischt.
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Auf den Tischen sollten doppelt gefaltete Tischtücher zu finden sein, welche zur Zier mit Blumen bestreut werden können. Einzelne Teller sollen die Brotscheiben ersetzen, die damals speziell dafür gebacken wurden.
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Die Gänge, die aus der Küche in den Speisesaal getragen werden, werden meist auf Platten oder in großen Töpfen serviert. Am Brot sollen auch die Messer abgewischt werden, bevor man sich damit Salz aus dem Salzfässchen nimmt oder das Messer an den Tischnachbarn weitergereicht wird. Die mit Fett und Bratensaft getränkten Brotscheiben können dann man am Ende des Mahls selbst aufgegessen werden, oder man verteile sie in reichen Haushalten an die Bedürftigen.
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Das kunstvolle Tranchieren einzelner Fleischstücke findet immer mehr zunehmend im Speisesaal statt und gehörte zu den unterhaltsamen Bestandteilen des Festmahls. Der Tranchierende zählt gewöhnlich zu den ranghöchsten der anwesenden Männer und stellte mit seinem gewandten Vorgehen seine Kultiviertheit unter Beweis. Diese Aufgabe kann auch vom ranghöchsten der Tafel an einen Knappen weitergegeben werden, um sein Können und seine Geschicklichkeit den Gästen zu präsentieren.
Von den Gästen ist zu erwarten, dass sie ihr eigenes Messer mitbringen, um ihre Fleischportion feiner zu schneiden. Nur hochgestellte Gäste können erwarten, dass ihnen der Gastgeber ein Messer am Platz bereit legen wird. Dagegen findet jeder der Gast einen Löffel meist an seinem Platz vor.
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Wer sich die fettigen Finger an der Kleidung abwischt, hastig isst oder unmäßig trinkt, verstoßt nicht nur gegen die guten Sitten. Denn es sei erwähnt, dass man vom Verhalten bei Tisch auch auf den Charakter und Stand eines Menschen schließen kann. Darüber hinaus gehört es sich auch nicht, der Tischdame ohne zu teilen die leckersten Bissen weg zu essen, denn das wird als Gier gewertet.
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Weiterhin ist die nachfolgende Tischmanier bei Tisch unbedingt sind zu beachten:

* Wenn Ihr zu einer Tafel kommt, so sollen Eure Hände rein und die Nägel abgeschnitten sein.

* Wenn Ihr Euch kratzen müsst, tuet es nicht mit der bloßen Hand, sondern nehmt Eure Kleidung dazu.

* Habet keine langen Fingernägel, da selbige die Krätze verursachen.

* Wasch Dir die Hände erneut vor dem Essen.

* Vor und nach dem Essen steht das Gebet, um den Göttern dafür zu danken.

* Fange nicht an zu essen, bevor die anderen anfangen. Der Gastgeber oder der ranghöchste Gast bestimmen Anfang und Ende des Mahls.

* Stopfe nicht ein zu großes Stück in den Mund und trink oder sprich nicht mit vollen Mund.

* Vermeidet es, wenn die Speise zu heiß ist, darauf zu blasen, um selbige nicht mit Speichel zu beflecken.

* Legt einen abgenagten Knochen nicht zurück in die Schüssel. Werft diesen auch nicht hinter Euch oder gar unter den Tisch.

* Schneuzt Euch nicht in das Tischtuch, das Leibtuch oder die Kleider, auch nicht die des Nachbarn. Das können Bauern tun, nicht aber die hübschen Leut.

* Wenn Ihr Euch schneuzen müsst, so tue dies nicht mit der Hand, die das Fleisch anfasst.

* Man wische sich nicht die Hände an der Gewandung oder den Stiefeln ab.

* Wenn Ihr Brot in den Rebsaft tunkt, trinkt ihn ganz aus.

* Schlagt nicht die Beine übereinander, wenn Edelleute anwesend sind.

* Wenn Ihr niesen oder husten müsst, so last allem freien Lauf, aber wendet Euch ab.

* Tue Salz auf Eure Brotscheibe und tunkt nicht das Fleisch in das Salzfass.

* Es ist wenig schicklich, sich die Finger abzulecken.

* Auch soll sich niemand während dem Essen über die Schüssel legen und dabei schnaufen und schmatzen wie ein Schwein.

* Wer gerade Essen im Mund hat, der saufe nicht wie ein Vieh.

* Wischt Euch den Mund, eh Ihr trinken wollt, dass Ihr nicht schmalzig macht den Wein!

* Wenn Ihr trinkt, so sollt Ihr nicht in den Becher husten, nicht mit Geräusch trinken wie ein Ochse, nicht gurgeln wie ein Pferd, nicht die Nase in den Becher hängen wie ein Schwein!

* Bohrt bei Tisch nicht in den Ohren oder in der Nase.

* Spuckt nicht über den Tisch.

* Passt auf, dass kein kleines Tierchen an Euch herumkrabbelt.

* Den Schmalz streicht nicht mit dem Daumen aufs Brot!

* Die Suppe trinkt nicht vom Teller, sondern esst sie mit dem Löffel und nicht wie ein Kalb schlürft, sondern leise wie eine Jungfrau!

* Auch wenn Euch das ein Stück Fleisch Eures Tischnachbarn besonders gefällt, so nehmt es ihm nicht weg.

* Traktiert nicht Eure Nachbarn mit dem Ellenbogen und rückt an diesen nicht zu dicht heran.

* Stochert nicht mit dem Messer zwischen Euren Zähnen! Sucht auch nicht mit Euren Fingern nach Speiseresten in Eurem Munde!

* Zeigt nicht mit der Messerspitze auf Euren Tischnachbarn.

* So unter Gästen ein Streit entbrennt, so soll man nicht zu Stuhlbeinen oder sonstig Mordzeug greifen, sondern sich vielmehr so verhalten, wie es einem Ehrenmann tut, oder einer wohlachtbaren Kumpaney gebühret.

* Ein Recke muss bei Tisch guten Benimm zeigen, hofieren und tanzen, auch soll er das Brettspiel verstehen und alles, was ihn sonst noch zieren mag.

* Esst nicht alles auf. Lasse etwas für die Armen übrig.

Verfasst und niedergeschrieben zu Ehren Ihrer Herzoglichen Hoheit Maer von Cove,
durch Kanzler Jakobus Rolin, Baron von Valboug
am 17.ten im Tycua des Jahres 1321
Jakobus Rolin ist offline  
Geändert von Jakobus Rolin (27.09.2016 um 06:42 Uhr).
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