18.06.2005, 10:45 |
|
|||
Reisender
Registriert seit: 31 Aug 2004
Beiträge: 18
|
Wie jeden Abend nachdem sie die kleine Raila-Ilena ins Bettchen gebracht hatte, saß Kahla auf den Stufen vor ihrem Heim und betrachtete den Garten davor. Das Kinn in die Hände gestützt wendete sie den Blick nicht davon ab. Es brachte nicht viel, oben von Turm aus die Gegend abzusuchen, Magier hatten diese Angewohnheit nicht zu Fuß oder auf dem Rücken eines Pferdes anzukommen, sondern mit einem Rauchwölkchen und dem schwachen Geruch nach Kräutern plötzlich vor einem zu stehen.
Besonders Theodore hatte diese Angewohnheit. Also starrte Kahla Abend für Abend auf das umzäunte Fleckchen Grün vor dem Turm und hoffte, er möge endlich wieder auftauchen. Das war jetzt schon das zweite Mal, daß er sich um die Heirat drückte. Sicherlich könne sie in der Zwischenzeit Raila taufen lassen von den Templern, aber das traute Kahla sich nicht. Diese Templer waren so komisch... keine netten, pausbäckigen Glaronsgläubigen wie der alte Herr, der damals jede Woche einen Gottesdienst in ihrem Heimatdorf gehalten hatte. Zu denen sie jedoch selten hingegangen ist. Zum einen, weil es einfach zuviel zu tun gab und zum anderen, weil die Nachbarskinder immer dort waren und die waren damals immer garstig zu ihr. Kopfschüttelnd riss sich Kahla aus den Gedanken und konzentrierte sich wieder darauf, einen gewissen Magier herzuwünschen und starrte auf den Rasen. Aber während sie das tat, musste sie an Raila-Ilena denken. Die Kleine half ihr wirklich, ihn nicht zu sehr zu vermissen. Selbst Theodore hat es nicht geschafft Kahla dermaßen ins schwitzen zu bringen und das den ganzen Tag über. Man merkte jedenfalls eindeutig, wer der Vater Railas war. Das Belegen zig zerbrochene Vasen, zerfledderte und angekaute Bücherseiten und Kahlas alltägliche, ensetzte Rufe "Raila! Nicht!" Nun, wenigstens war dieser Satz kürzer geworden, als Theodore noch da gewesen war, musste sie die beiden meistens in einem Satz schelten. Als ihr die Kälte langsam in die Knochen kroch, gab sie ihren Wachposten auf und begab sich zurück in den Turm. Den Turm, der viel zu groß für Raila und sie alleine war. Irgendwie kam ihr der Turm kalt und leer vor. So fühlte sie sich auch, leer und im Stich gelassen. Während sie in schwacher Kerzendämmerung die Stufen zum Schlafgemacht erklomm, dachte sie über die Möglichkeit nach, Raila für ein paar Wochen zu ihren Eltern zu bringen. Ihre Mutter würde sich sicherlich sehr darüber freuen. Und so könnte sie die Zeit nutzen um sich wieder ein wenig mehr um andere Dinge zu kümmern. Andererseits hat sie ihre Tochter noch nie aus den Händen gegeben und zwei ihr geliebte Menschen zu vermissen würde ihr sehr zusetzen. Dennoch war es eine Überlegung wert. Später kuschelte sie sich in das Bett, welches kaum noch nach Theodore roch, und begann wieder mit ihrem allabendlichen Spiel darüber nachzudenken, wie man einen Magier wohl am besten im Keller ankettet, damit er nicht entfleucht. Und ihrem zweiten Lieblingsspiel, welche Schimpfwörter sie ihm bei seiner Rückkehr an den Kopf werfen würde. Sie vermisste es sehr sich mit ihm zu Streiten und zu Versöhnen. |
|||
|