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Alt 15.12.2009, 09:07
Es ist der 3 im Rado (Winter), des Jahres 1299
#126
Angelina Decram
Reisender
 
Registriert seit: 25 Nov 2003
Beiträge: 605
So Einiges ist geschehen, dass verdient hat, auf diesen Seiten verewigt zu werden. Wie es der Lebenslauf bestimmt Dinge, die mich freuen aber auch Dinge, die mich trauern lassen.

Nun denn.

Durch einen Zufall traf ich vor einigen Wochen den jungen Karex an wie er mit irgendwelchen rüpelhaften Piraten stritt.
Ich weiß nicht wer anfing, ich weiß nicht wer schuld hatte und ich weiß auch nicht, ob all dies Recht war, was dort geschah. Doch ich wusste in dem Moment, es steht ein Mann gegen drei. Und das gefiel mir nicht. Zumal Arian… eine Zeit lang, doch eine gewisse Rolle in meinem Leben einnahm. Nein, genauer gesagt nahm er zwei Rollen in meinem Leben ein. Zuerst mein Sonnengott und einige Jahre später war er der Todesengel.
Ob der junge Karex… wie hieß er noch gleich… Kalian… all dies wohl weiß? Nunja, eigentlich ist auch dies egal.
Ich tat dies alles jedenfalls nicht, um diesem Jungen zu helfen. Wohl eher… weil ich wohl jedem in diesem Moment geholfen hätte.
Die drei Seemänner waren… amüsant. Endlich hatte ich mal wieder das Ziehen im Herzen und das Kribbeln in den Fäusten. Denn sie beschimpften mich auf das Übelste und wussten sich nicht, zu benehmen. Ganz im Gegenteil. Am allerliebsten hätte ich ihnen einfach die Nase gebrochen… und auch heute würde es mich interessieren, ob ich dazu noch in der Lage bin? Immerhin wurde ich eine Zeit lang im Kampfe von Elfen unterrichtet, habe die Ausbildung eines Schwertreiters genossen und auch heute noch versuche ich, die Eine oder Andere körperliche Ertüchtingung anzugehen, damit die Muskeln dort bleiben, wo sie hingehören.
Nunja, natürlich habe ich sie nicht geschlagen – aber ich habe mich auf ihre geistige Höhe hinabgelassen und ihre Mütter als Huren beschimpft und und und… auch das hat schon Freude gemacht.
Nunja, dieser Karex hat wohl vor unserem Orden beizutreten. Dies erzählte er bei der Verhörung und auch ein paar Tage später, bei einem Treffen des Orderns, war Vater dem aufgeschlossen.
Nun – ich bin es _nicht_. Ich glaube, er kann sich anstrengen so viel er will. In ihm schabbt das Blut seines dreckigen Vaters. Und vor allem: Er wurde von diesem Hundesohn groß gezogen, was wohl das Ausschlaggebendste für das Sein eines Menschens ist. Die Erziehung und das Umfeld in welchem er groß wird.
Nun denn… soll Vater machen was er will. Ich halte mich da raus und werde diesem „Mann“ – wobei er eher noch ein Junge ist – stillschweigend begegnen.

Der Baron zu Britain hatte an diesem Abend das Verhör geleitet und mich danach noch zu einem Gespräch in sein Zimmer gebeten. Er hätte wohl meinen Brief erhalten und findet, ich solle es angehen. Also zeigte er mich dir Britannier Schule und sagte mir zu, dass ich dort lehren dürfte. Er müsse nur vorab noch Schlüssel fertigen lassen. Ich habe im laufe der folgenden Woche dann eine Art Lehrplan erstellt und ihm zukommen lassen. Denn er wollte natürlich wissen, was ich lehren möchte. Ob es ihm gefällt oder nicht, das weiß ich nicht. Doch mag ich auch in diesem Buch eben die Ideen für den Unterricht niederschreiben:

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Das Fach „Schreiben und Sprechen“

Hier werde ich den Kindern im ersten Schritt das Schreiben und das Lesen beibringen.
Wenn sie das Schriftbild beherrschen möchte ich Ihnen zeigen, wie vielfältig und kreativ das Instrument „Schrift und Wort“ genutzt werden kann.
Hierfür werde ich Hilfen wie Gedichte, Lieder und Geschichten nutzen.
Im nächsten Schritt sollen die Kinder lernen, ihr Innerliches, mit Hilfe der Schrift, auf Papier zu bringen.
Sie sollen Geschichten selbst verfassen. Sie lernen, wie man dichtet und werden auch lernen, wie man ein solches Gedicht oder aber ein eigenes Lied vorträgt.
Außerdem möchte ich den Kindern beibringen, wie wirkungsstark die Sprache ist. Sie sollen verinnerlichen, dass Worte ein wichtiger Ausdruck ihrer Selbst sind.
Die Wortwahl, der weit gefächerte Wortschatz sowie die Betonung sind drei wichtige Faktoren, die es zu verinnerlichen und zu erlernen gilt.

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Das Fach „Zahlenkunde“

Hierbei möchte ich den Kindern zuallererst die Zahlen beibringen. Sie sollen zählen können und lernen, die Zahlen aufzuschreiben.
Im nächsten Schritt werde ich ihnen die Grundmathematik vermitteln. Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren gehören zu den Hauptlehrninhalten. Dieses werde ich, so oft wie möglich, mit praktischen Beispielen unterlegen, damit die Kinder für das Leben, in mathematischer Hinsicht, gewappnet sind.

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Das Fach „Natur- Umwelt- und Tierkunde“

Dieses Fach besteht aus drei Hauptthemen.

Zum einem die Naturkunde. Hier werde ich mit den Kindern über die hiesigen Tiere sprechen. Wildlebende Tiere werden zusammengetragen und es werden Ausflüge gemacht, in denen wir einige Tierarten beobachten werden. Wir werden die Tiere zusammen kennenlernen und ich werde ihnen etwas über die Gegebenheiten der Tiere erklären. In diesem Schritt des Kennenlernens, möchte ich den Kindern auch die hiesigen Nutztiere, deren Nutzen für uns Menschen und die Haltungsmöglichkeiten nahe bringen.

Das zweite Hauptthema habe ich Umweltkunde genannt.
Hier werde ich den Kindern, unter anderem, Umweltphänomene, wie zum Beispiel Ebbe und Flut, näher bringen. Sie sollen von sich aus neugierig werden und wie kleine Forscher durch die Gegend laufen um zu verstehen, welch Komplexität die Umwelt darbietet.
Außerdem möchte ich in diesem Thema die Rasselehre ansprechen. Die Kinder lernen, dass es nicht nur Menschen, sondern auch Zwerge und Elfen gibt. Hierfür würde ich auch Treffen organisieren, dass die Kinder ihre Neugierde stillen können und zugleich verinnerlichen, dass wir Menschen nicht der Mittelpunkt der Welt sind. Themen wie Wetterphänomene und Sternenbilder gehören auch zu diesem Fach.

Das dritte Hauptthema ist die Pflanzenkunde.
Die Kinder erlernen, welche hiesigen Pflanzen und Kräuter es gibt. Wir werden auf die Suche gehen und die Kinder werden erlernen, wie man Pflanzen unterscheidet. Auch einige Wirkungen mag ich den Kindern beibringen. Das beinhaltet, dass ich den Kindern einige Experimente anbieten werde.

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Das vierte Fach „körperliche Ertüchtigung“

Die Kinder sollen lernen und fühlen, zu was ihr Körper imstande ist. Ich werde sie anleiten einige Übungen zu machen, damit sie in der Lage sind, ihre eigene Kraft und das eigene Geschick einzuschätzen und vor allem anzuwenden.

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Ich sehe mich absolut fähig, all diese Fächer zu lehren. Es gibt noch mehr, das Kinder lernen sollten! Aber das werde ich nicht tun. Sollten sich andere Lehrer finden, so sollten sie es tun.
Ich bin jedenfalls sehr neugierig auf den kommenden Lebensabschnitt was die Schule betrifft.

Zudem näher ich mich Kyren und den Kindern immer mehr an. Mit den Kindern schmuse ich viel und versuche so vie Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen. Ich möchte, dass sie mich wieder als Autorität sehen – zugleich aber auch als liebende Mutter. Das zu vereinen, ist nach einem Jahr Abwesenheit scheinbar schwerer aufzubauen, als gedacht. Aber es wird – ich sehe den Zuschritt zur richtigen Seite.

Was den Orden betrifft, bin ich hin und hergerissen – wobei, das war ich ja schon immer so. Auf der einen Seite bin ich stolz auf Vater und Jonah. Auf der anderen Seite muss ich mir das Augenrollen verkneifen.
Doch…. Halte ich mich da heraus und lebe. Ich möchte mich auf keinen Fall zu tief in das Gildenleben knien denn das gibt nur Probleme. Da vieles so aufgebaut ist, wie es mir nicht passt. Und scheinbar merkt Vater das. Denn jeder- nunja, fast jeder hat beim Ordenskapitel die Möglichkeit bekommen, einen Rang aufzusteigen. Denos ist nun… Ritualbeaufsichtigeter (oder so) diese… Hildelind wird nun die Magier ausbilden (wenn ich es recht verstanden habe), Vicci wird aufsteigen können, Felia, Thaena und Kyren vertreten Vater und Jonah vertritt Vater im internen. Naja und ich – nichts.
Bin ich enttäuscht? Hmmmmmmm ein ganz klein wenig schon. Es ist so wie damals in Kindertagen. Jeder deiner Freunde bekommt einen Lutscher, nur du selbst nicht. Zwar magst du Brommbeerlutscher gar nicht leiden, doch trotzdem ärgert es dich! So in etwa fühlt es sich an.

Was Jonah und Vicci betrifft… hm. Mache ich mir da Sorgen? Nein – ehrlich gesagt, mache ich mir da absolut keine Sorgen. Ich kenne beide, seitdem sie leben. Und das ist schon so einige Zeit. Und beide haben schon _immer_ gestritten. Und ich bin der festen Überzeugung, dass die Wege der beiden sich über länger oder kürzer trennen werden.
Beide Charaktere sind einfach viel zu… verschieden. Beide haben andere Prioritäten und beide sind dickköpfig. Macht es mich traurig? Nein… auch nicht.
Denn es wäre blauäugig zu denken, dass ein Jeder Jeden liebt. Und töricht wäre es zu denken, dass man sich lieben _muss_ wenn man eine Familie ist. Ich gehe davon aus, dass die beiden sich lieben. Doch ich gehe auch davon aus, dass beide sich, in gewissen Situationen, hassen. Ich liebe Jonah und ich liebe Victoria. Von Victoria habe ich mich eine Zeit lang fern gehalten weil mir ihre Probleme sehr belasteten. Sie hat so viele- meinst selbstgemachte –Probleme. Und immer wenn ich ihr helfen wollte, steckte ich all mein Herz und meine Kraft hinein und letztendlich wurde es mit Füßen getreten, da Vicci eh das macht, was sie will. Das – und nur das – ist der Grund, warum ich Vicci wohl nicht mehr die vertraute Schwester bin, die ich einst war. Ich habe meine eigene Familie, ich bin Krank und habe keinerlei Kraft, um noch ein großes Kind zu haben.
Ich belasse es so, wie es ist und warte ab. Ich werde die beiden immerzu lieben und hoffe- das beide bald erwachsen genug sind um zu erkennen, dass beide nun einmal so sind wie sie sind und keiner den anderen ändern sollte. Weder Vicci- noch Jonah.

Nun denn… ich werde nun zu Kyren in das Bett gehen und ein wenig schmusen.

Angelina
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Geändert von Angelina Decram (21.02.2010 um 09:05 Uhr).
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Alt 21.02.2010, 09:05
Es ist der 20 im Lundin (Herbst), des Jahres 1300
#127
Angelina Decram
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Registriert seit: 25 Nov 2003
Beiträge: 605
Der wichtigste Anlass für diesen Tagebucheintrag ist die Tatsache, dass ich das erste Mal Tante wurde. Die kleine Victoria hat ihr erstes Kind auf die Welt gebracht. Ein kleiner, dunkler Junge mit niedlichen schwarzen Locken. Ich habe dem Kleinen auf die Welt geholfen und zugleich versucht, Vicci eine Stütze zu sein.
Jearom wird sein Rufname lauten. Dies ist ein familienträchtiger Name. Ramirez sein Vater hieß wohl so.
Nun denn... ich wünsche der Familie Dagisto - denn so werden sie nach der Hochzeit im Frühling heißen - alles erdenklich Gute!

Leider konnte ich noch nicht beginnen die Kinder des Landes zu unterrichten. Hochwohlgebohren von Britain hat scheinbar sehr vieles zu tun... so dass dieses Anliegen in den Hintergrund gerutscht ist. Schade... denn die Kinder altern. Und viele Eltern scheinen überfordert, ihre Kinder neben den beruflichen Tätigkeiten zu bilden.

Ansonsten gibt es leider nicht viel zu berichten. Lediglich, dass Kyren und ich jeden Abend an den Bauplänen für unser neues Anwesen arbeiten. Jedoch sind sie so gut wie fertig. Nun warten wir noch auf das Gold, das Vater und Felia uns zahlen, um uns den Turm abzukaufen. Dann kann es endlich losgehen.

Ich werde berichten, wenn etwas geschieht.

Nun heißt es ersteinmal mein kleines Schwesterchen zu unterstützen. Mutter sein ist keine Sache, die angebohren ist.... vieles muss man lernen. Und Vicci muss ja nicht so in das kalte Wasser fallen wie ich es tat...!

Angelina
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Alt 05.03.2010, 08:24
Es ist der 5 im Ronox (Herbst), des Jahres 1300
#128
Angelina Decram
Reisender
 
Registriert seit: 25 Nov 2003
Beiträge: 605
Liebes Tagebuch,

ich sitzte gerade auf einem Baumstumpf ganz in der Nähe unserer neuen Häuser.

Die Blätter sind rot, braun, gelb... vereinzelt aber noch etwas grün. Die Sonne beglückt uns heute mit herbstlich schönen Sonnenstrahlen und der Wind weht vom Meer her und veranlasst so, dass die bunten Blätter durch die Luft wirbeln.

Es ist wirklich schön hier. Ich spühre, wie wir als Familie wieder aufleben. Cyron beginnt wieder lauthals zu lachen und erzählt mir hundert Geschichten, wenn ich ihn nicht stoppe. Zu lange habe ich mir Sorgen darum gemacht, dass er ein einsamer Einzelgänger wird... so oft, wie er sich allein zurückgezogen hatte. Lag es vielleicht am Turm? Vielleicht lag es auch an mir. Ich habe noch nicht gewagt ihn zu fragen ob er mir böse ist, dass ich ihn ein ganzes Jahr allein ließ. Und er kam auch nicht auf mich zu... so, wie es Liria zum Beispiel getan hatte. Ich bin nun schon wieder sehr lange hier, doch scheint mein kleiner Mann etwas länger daran geknabbert zu haben.
Umso glücklicher bin ich, dass wir als kleine Familie nun zur Ruhe kommen können.

Mir selbst geht es viel viel besser. Ich hatte schon lange keinen tiefergehenden Hustenanfall mehr. Doch ich muss auch gestehen, ich vermeide körperliche Arbeit. Denn gerade dann schnürt sich scheinbar mein Hals zu.

Ansonsten nehme ich mehr und mehr am öffentlichen Leben teil.
Fabrizio ist wieder da. Er ist... gealtert.(wie wir alle) Seitdem seine liebe Frau gestorben ist, ist ja auch schon sehr viel Zeit vergangen. Ihr Sohn war etwa im gleichen Alter wie mein Cyron...
Nun, Fabrizio hat seinen Sohn auf dem Festland bei seiner Familie gelassen. Dort bekommt er gescheiten Unterricht und wächst in einer "normalen" Familiensituation auf.
Doch hat er seinen Witz behalten und ich unterhalte mich noch immer sehr gern mit ihm. Vielleicht zeichnet so etwas eine wahre Freundschaft aus? Egal wie viel Zeit vergeht, wenn man sich wieder sieht, dann versteht man sich auf Anhieb?!!

Kyren arbeitet in den letzten Wochen leider sehr viel. In meinen Augen viel zu viel. Eigentlich sehe ich ihn nur noch im Stress und in Eile. Vielleicht sollte ich ihn einfach einmal zwingen zu Hause zu bleiben? Nicht, dass er sich kaputt arbeitet!!!
Aber letzendlich hat er all dies ja für unseren kleinen Traum auf sich genommen... unser hübsches Anwesen.

Ich bin am überlegen, ob ich Cyron ein Pferd kaufe. Kein Ponny und auch keinen lahmen Gaul. Ein richtiges Pferd. Mit Charakter... mit eigenem Kopf und mit der Fähigkeit Freund zu werden. Er soll lernen... solch ein Tier zu reiten. Sich auf solch wundervolles, großes Wesen einzulassen und er soll versuchen, eine Beziehung aufzubauen. Doch da sollte ich wohl vorher mit Kyren sprechen... immerhin ist Cyron noch keine 11 Jahre alt... vielleicht ist es noch zu früh? Aber er kommt mir in manchen Situationen so reif vor. Gerade wenn Kyren nicht da ist und ich mich eine Stunde niederlege um zu ruhen höre ich, wie er Liria erziehen möchte... oder auf sie acht gibt. Sehr herzig ist das. Liria findet das natürlich nicht herzig... ganz im Gegenteil.

Nun denn, ich werde nun einmal schauen, wo wir unseren Garten anlegen. Ich hätte gern einen kleinen Teich, ein paar Obstbäume und Platz, damit wir uns auf die Wiese legen können.

Auf denn,

Angelina
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Alt 24.05.2010, 10:34
Es ist der 5 im Lundin (Herbst), des Jahres 1301
#129
Angelina Decram
Reisender
 
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Ist es nicht belustigend, dass ich dieses Tagebuch nun fast ein ganzes Jahr nicht in meine Hände nahm?

Zugleich ist es traurig.

Ich dachte das eine oder andere Mal daran, dass ich gerne etwas auf diese Seiten niederschreiben möchte. Doch dann saß ich vor dem geöffnetem Buch und schaute die leere Seite vor mir an. Und zugleich kitzelte immerzu eine Gänsehaut über meinen Rücken. Denn ich hatte das Gefühl nichts niederschreiben zu können.
Nichts, dass lohnenswert zu erwähnen wäre.

Ist mein Leben denn so langweilig geworden!?

Nein, langweilig wäre das falsche Wort, denn es ist sehr abwertend. Und unzufrieden bin ich eigentlich auch.

Mein Leben ist einfach... wie soll ich es nur niederschreiben? Ich glaube ich habe mich eingelebt... Es passiert jeden Tag eigentlich das Gleiche. Ich arbeite, ich sorge mich um meine Kinder und schimpfe mit Kyren, da er viel zu viel arbeitet. Dann gehe ich müde in das Bett und stehe am nächsten Tag auf um die Kinder abermals zum Waschen zu bewegen.

Tagein Tagaus das gleiche immer und immer wieder. Und ganz ehrlich?... Spaß macht es mir nicht. Aber ich glaube so ist es einfach, wenn man sich in sein Leben eingelebt hat. Man lebt das Leben und es gibt viel Routine im Leben. Sicher, es gibt kleine Glücksmomente oder aber auch Momente, die einem weh tun. Doch im Grunde... ist das Leben als ausgewachsener Mensch doch recht langweilig.

Doch beschweren möchte ich mich nicht.... wenn ich an meine Jugend zurückdenke mit all der Ereignissen, bin ich glücklich, dass mein Leben mit so vorraussehbarer Langeweile durchzogen ist.

Doch habe ich eben erwähnt, dass es hier und da Ereignisse gibt, die die Langeweile ein wenig aufhellen.

Ich habe Liria gestern beim beten erwischt... sie will die Magie erlernen und Jonah hat sich ihr scheinbar angenommen. Sicher - einen besseren Mentor als Jonah kann ich mir nicht denken - doch beten...?
Ich selbst bin wohl die einzige Decram, die nicht betet. Die keinerlei göttliches Vertrauen besitzt. Ich glaube weder an Nephar noch an sonst wen... oder nein, falsch: Ich glaube an die Existenz - doch ich bete sie nicht an. Genauso hällt es sich bei Alwyzz, bei Glaron oder sonst einem göttlichen Wesen. In meiner Kindheit - und Jugend musste ich mich damit auseinander setzen. Und ich _konnte_ keinen Glauben im Herzen entwickeln.
Dies liegt sicherlich an meiner jüngsten Kindheit... in welcher Glaronisten meinen Vater und meine ganze Familie... nun, bedrohten.

Und nun sehe ich meine kleine Tochter, wie selbstverständlich, vorm Altar Nephars sitzen, den mein Mann dort erbaut hat - und betet vor sich her, dass Nephar doch alle schützen solle, die Liria liebt. Ein seltsames Gefühl - doch werde ich es Liria sicherlich nicht verbieten! Doch... unterstützen werde ich es nicht. Ich werde sicherlich nicht mit ihr zusammen beten. Denn das wäre Nephar gegenüber geheuchelt. Und eine Heuchlerin bin ich nicht.

Felia ist schwanger. Mein alter Herr Papa hat es also doch noch geschafft, Felia ein Kind zu schenken.
Freue ich mich? Ja. Werde ich dieses Kind als meinen Bruder oder Schwester ansehen? Nein. Ich glaube um eine geschwisterliche Liebe aufbauen zu können, muss man gemeinsam aufwachsen. Doch werde ich dieses Kind lieben wie meinen Neffen oder meine Nichte. Und ich freue mich sehr - vor allem für Felia. Sie hat es verdient Mutterliebe erfahren zu dürfen.

Victoria hingegen geht es sehr schlecht. Sie ist bestraft worden mit diesem Mann. Denos... ich mochte ihn ja noch nie... doch das auch nur, weil ich wohl nachtragend bin. Seine Machtgier war mir schon immer zuwieder und nun scheint er... halbtot. Victoria erzählte mir, er würde nur noch dasitzen und keinerlei Kenntnis von ihr oder dem kleinen Jerome nehmen. Es ist grausam... am liebsten würde ich Victoria und Jerome zu mir nehmen. Denn dort ist sie dem Grausamen stets ausgesetzt. Doch... Vicci ist erwachsen. Und sie ist nicht mit diesem Mann verheiratet. Allein die Liebe und das Kind hält sie wohl bei ihm. Zwei Dinge, die unheimlich groß sind. Zwei Dinge, die mit Sicherheit nicht das Leben lang anhalten werden. Jerome wird größer und garantiert irgendwann Fragen stellen. Spätestens dann, wenn Kyren den Kleinen liebevoller behandelt, als sein eigener Vater. Und Liebe wird kleiner... wenn sie nicht stetig von Liebevollem genährt wird. Ich sehe das bei Kyren und mir... Ich liebe Kyren - ja. Nur ist es anders als noch vor zehn Jahren. Die Liebe ist da, aber sie ist nicht mehr feurig. Doch wir nähren unsere Liebe. Und sei es nur mit kleinen Gesten oder liebevollen Worten. Diese Gesten und Worte entfallen bei Victoria und Denos.

Ansonsten bin ich dabei neue Mitglieder für den Orden zu rekrutieren. Ich finde es beängstigend, wie tot die Handwerkerzunft oftmals ist. Ich bin scheinbar die Einzige, die darinnen arbeitet. Zumindest sehe ich nie wen anderen dort. Und das bewegt mich dazu, andere Handwerker zu zeigen, welche Möglichkeiten es für sie im Orden gibt. Denn es gibt hier viele Möglichkeiten... man müsste sich nur einleben können.
Nunja, ich hatte Gespräche mit einer jungen Bäuerin, einer netten Zähmerin, einer Alchemistin und einem charmanten Schmied. Alle vier finde ich sehr nett und ich denke, sie passen gut in den Orden.
Kyren muss sich den Vieren nur erst einmal annehmen... damit er ihnen den Kodex und die Lebensart der Yildaner nähger bringen kann.

Nun denn... - ich werde nun ein wenig nähen gehen.

Angelina
Angelina Decram ist offline  
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Alt 10.06.2010, 15:26
Der 12 im Ronox (Herbst), des Jahres 1301
#130
Angelina Decram
Reisender
 
Registriert seit: 25 Nov 2003
Beiträge: 605
Nun sitze ich hier, auf dem hölzernen Boden Lirias' Zimmers.

Sie konnte nicht schlafen. Also habe ich mich vor ihr Bett gesetzt, ihr leise Lieder vorgesungen und ihr den Nacken gekrault. Zuerst kichert sie immer und es stellt sich eine blonde Gänsehaut auf ihre Unterarme. Aber letzendlich entspannt sie sich und scheint den Kopf so frei zu bekommen, dass sie in das Traumland entschwinden kann.

Nun liegt sie hier neben mir, das blonde Haar bedeckt das Kissen und schmatzt immerzu vor sich her. Ob sie im Traum wohl gerade etwas isst?

Wenn ich meine Prinzessin hier so betrachte, wird mir heiß und die ewigliche Liebe dringt durch meinen Körper. Ebenso ist es, wenn ich Cyron im Arm halte - oder aber wenn Kyren mir einen Kuss gibt. Diese drei Menschen sind mir das Wichtigste im Leben. Ich würde durch das Feuer gehen für sie.... und ich glaube, dies ist als Mutter und Ehefrau normal. Zumindest sollte es das sein....

In meinem Herzen keimt die angst auf, dass Liria und Cyron sich bei Zeiten, wenn sie vielleicht älter sind, so sehr streiten, dass sie sich nicht mehr vertragen können....
Denn ich fürchte... nein, eigentlich weiß ich es - ich werde mich mit meiner Schwester nie mehr vertragen.

Victoria - ich werde sie in Zukunft nicht mehr Schwester nennen. Nicht, weil ich sie nicht mehr liebe... das wäre unlogisch. Sondern eher, weil ich zutiefst enttäuscht von ihr bin. So tief, dass mein Herz blutet.
Doch ist all dies eine lange Geschichte - trotzdem möchte ich gern alles in diesem Buch festhalten...

Es fing vor einigen Monaten an. Ich schrieb ja bereits, dass ich neue Handwerker rekrutierte. Ich hatte auch wirklich sehr nette Menschen kennen gelernt, mit denen ich sehr gern in der Handwerkszunft gearbeitet hätte. Wenn ich heute zurück schaue, habe ich all die Arbeit nur auf mich genommen, weil ich mich einsam fühlte.
In dieser großen Handwerkszunft war ich immerzu die Einzige, die dort arbeitete. Ab und zu war Kyren da und hämmerte unten einen Schrank zusammen - aber ansonsten herschte dort keinerlei Leben mehr.

Wenn ich dann über die Insel spazierte bot sich mir das gleiche Bild. Einsamkeit- Einsamkeit- Einsamkeit.
Gut - manchmal ist es nett wenn man seine Ruhe hat. Aber auf solcher Insel, so nahe am Süden, ist es eher furchterregend.

Keinerlei schutzdarbietende Männer stehen auf dem Wall oder spazieren über die Insel. Ich glaube gar, wenn man laut auf der Insel schreien würde, würde keiner zur Hilfe eilen - weil einfach keiner da ist.

Außer natürlich meine liebe Familie....

Ramirez und Felia verbringen all ihre Lebenszeit im Turm. Felia ist nun schwanger und ich gönne den beiden alles Glück der Welt.
Jedoch ist dies nicht vorteilhaft für die Gemeinschaft.

Ich habe in den letzten Jahren gemerkt wie Ramirez gebrochen ist. Wie er alt wurde... und wie er sich zurückzog. Doch sein Stolz lässt es nicht zu, als dasss er einsehen würde, dass er gescheitert ist.
Und auch mein Stolz hat mich dies lange nicht sehen lassen.

Ich möchte- für meine Prinzessin Liria, für mein Bärchen Cyron und natürlich für Kyren und mich Sicherheit auf dieser Insel.
Ich möchte Wege, damit ich nicht jeden Tag den Sand aus den Dielen fegen muss. Ich möchte Menschen um mich herum haben, die Ziele verfolgen....
Ganz ehrlich, hätten wir hier nicht dieses wunderbare Anwesen erbaut... und würde mir dieser Fleck Land nicht so gut gefallen - ich wäre längst mit meiner kleinen Familie fort.

Eines abends brach alles aus mir heraus. Die Verzweiflung, die Trauer, die Angst, die Scham und noch so viel mehr schlechte Gefühle, die in mir hausten. Und wer erwischte mich weinend am Boden?.... Liria.

Herje war mir das unangenehm. Kein Kind sollte seine Mutter so verstört sehen. Ein paar Minuten später kam Jonah und war sehr erschrocken über meinen Zustand.
Er nahm mich in den Arm, er küsste meine Wange... hach- er war einfach für mich da. In dem Moment war ich eher seine kleine- als seine große Schwester. Und er war mein Beschützer.
Und er hat mich sofort verstanden. Ohne Umwege und ohne große Erklärungen.
Und er versprach mir, dass er handeln würde. Das er dafür sorgen würde, dass ich hier sicherer leben würde. Ohne angst und ohne so viele Sorgen im Herzen. Und... ich glaubte ihm.

Nunja, wir beide waren an dem abend sehr radikal. Wir gingen gemeinsam zum Gildenstein - mit meiner kleinen Liria - und wir kratzten unseren gravierten Namen fort. Wir waren keine Yildaner mehr. Und ganz ehrlich? Ich habe mich frei gefühlt. Das erste Mal - seit ich denken kann - habe ich mich frei gefühlt.

Natürlich wusste ich, dass Ramirez dies ärgern würde - und ich wusste auch, dass alle Anderen dies nicht gut finden würden.
Doch ... ich tat es nicht um sie zu verletzten, sondern um meine kleine Familie... zu schützen. Und vor allem um mein Herz zu reinigen.

Ich erzählte natürlich auch Kyren davon... und als er meine Tränen sah wirkte er so verzweifelt. Es war fast so, als würde er sich Selbstvorwürfe machen, warum er als Ehemann nicht schon früher gehandelt habe. Warum ich erst zusammenbrechen musste, dass er es erkennt.

Nun - letzendlich gab auch er seine Stellung im Orden auf. Nun sind wir frei.

Leider hassen mich deshalb jene, die mich einst liebten. Sie denken wohl ich tat all das unüberlegt und um alle anderen zu ärgern.
Denos schrie mich an, ich hätte kein Yildanblut- ich seie eine falsche Schwester und in der Heimat wäre ich zurecht dem Tode nahe.
Und Victoria war auch sehr... "ungezogen" mir gegenüber. Sie fragte sich allen ernstes, ob ich wirklich ihre Schwester seie.

Hiermit gebe ich für mich selbst bekannt, dass ich Victoria - so lange ich sie auch liebte - nicht mehr als meine Schwester ansehe.
Ich werde mir keine Gedanken mehr über ihre verkorkstes Leben machen und ich werde ihr nicht mehr helfen. Ich nehme sie nicht in den Arm und ich werde sie nicht trösten wenn sie wiedermal weint.
Nach dem Streit mit Denos und Vicci überlege ich gar, ob wir nicht lieber den Namen "Arasus" annehmen sollten. Kyren Beinamen... den er eigentlich weitertragen wollte. Es nur nich tat, weil Ramirez es ihm verbot.
Denn erst dann - würde wirklich jeder erkennen, dass wir eine kleine Familie sind...

Ich liebe Felia - und Ramirez auch. Sophie liebe ich ebenfalls - doch haben wir nie viel Zeit miteinander verbringen können. Jonah ist schon immer mein Goldschatz gewesen und er lebt in meinem Herzen auf Ewig... doch möchte ich brechen. Ich möchte frei sein und ich möchte nie mehr abhängig sein.

Ich schrieb einen Brief an die Herzogin. Ich bat um ihre Hilfe.. diese Insel irgendwie abzusichern und zu beleben. Wahrscheinlich dachte sie zuvor, hier seie alles in Ordnung.
Es kam keine Antwort- jedoch scheint Jonah im Schloss aktiv - und beruhigt mich immer wieder aufs Neue.

Ich werde sehen ob und wann ich Ramirez gegenübertreten werde.
Kraft habe ich nicht mich vor ihm zu verteidigen. Und wenn er mir ebenfalls nur mit Hass und Vorwürfen gegenübertritt - so wie Denos und Vicci - dann werde ich dort keinerlei Kraft mehr hineinstecken. Dann soll er sein Leben leben... im Glück mit seinen zwei verbleibenden Töchtern Victoria und Sophie(denn Jonah hat er scheinbar eh verstoßen) und seiner zweiten Frau Felia. Er soll sein Alter genießen und die letzten Jahre mit seinem neuen- kleinen Kindlein verbringen. Vielleicht hat er für dieses mehr Zeit, als er für uns damals aufbringen konnte.

Liria hat mir gerade über die Schulter geschaut und gefragt, was ich hier schreibe. Und ich antwortete, dass ich ein Tagebuch führe seitdem ich Kind bin.

Ich lege mich noch etwas zu ihr....

Angelina
Angelina Decram ist offline  
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Alt 13.10.2010, 09:56
Der 2 im Nugor (Fruehling), des Jahres 1303
#131
Angelina Arasus
Reisender
 
Registriert seit: 12 Oct 2010
Beiträge: 109
Als Jungspund war ich weitaus fleißiger was dieses Tagebuch betrifft. Nun ist es scheinbar wirklich schon Jahre her, dass ich das letzte Mal die leeren Seiten mit Worten, die mein Leben beschreiben, füllen wollte.

Es hat sich in den letzten Monaten allerdings so einiges getan was mich nachdenklich stimmt.

Ich schrieb das letzte Mal bereits nieder, dass es so einige Probleme mit der Familie gab. Diese Probleme sind nicht etwa verschwunden... nein, alles hat sich verhärtet.

Ramirez wurde die Macht über diese Insel genommen und Bargon Ferilan, der Herr Yews, hat sich Valarian angenommen. Er war zuvor bereits Kunde bei mir und ich muss gestehen, seine diplomatisch ruhige Art gefällt mir sehr.

Doch natürlich gab es viele Aufschreie - natürlich von all den Yildanern. Denn es wurde ihnen angeblich die Heimat genommen. Victoria hat sich, angeblich zu unser aller Sicherheit nach Yew begeben. Dort ist sie so zu sagen... ein kleines Druckmittel. Vater soll wohl nicht auf militärisch-dumme Gedanken kommen.

Das letzte Familientreffen war ein Graus. Ich habe mir einen Ruck gegeben und alle der Familie eingeladen. Und wer kam? Beladinon und Ramirez. Das war es. Weder Sophie, Felia oder Jonah haben sich irgendwie gemeldet. Enttäuschend. Aber nunja - dieses Treffen hat mir abermals die Augen geöffnet. Ich hege keinerlei familäre Liebe diesen Menschen gegenüber - außer Beladinon.. und Jonah sicherlich.
Weder Kyren noch mich hat es gejuckt, dass Victoria, angeblich so heldenhaft, ihren Kopf für uns hinhält. Es ist und schlicht egal was mit Victoria geschieht. Und dies konnte Ramirez natürlich gar nicht verstehen und warf Kyren sogleich vor, dass er ja schuld daran seie, dass Ramirez beinahe getötet wurde und und und …

Nunja - dieses Ereignis und die ganzen anderen negativen Ereignisse in den letzten Jahren haben Kyren und mich dahin bewogen, dass wir den Namen Decram ablegten.
Wir möchten nicht mit dieser Familie so offensichtlich in Verbindung gesetzt werden. Denn sein wir mal ehrlich... der Name Decram ist nicht positiv behaftet. So hat es seine Richtigkeit. Kyren ist der Stammhalter der Familie Arasus - und nun, lebt dieser Name weiter.

Ich habe mich Valarian ein wenig angenommen. Zumindest habe ich es in die Hand genommen die Wege auf der Insel zu planen und die Spenden zu horten. Ich hoffe niemand der Yildan fuscht dazwischen. Sie wirken alle so verbittert, dass sie gar nicht merken, dass man etwas für die Allgemeinheit tut. Ich hoffe sehr, dass niemand der Yildan jemals macht über diese Insel bekommt. Ich denke, dann würden wir fortziehen.

Herr Ferilan meinte, dass er im Kontakt mit einem Vertreter des König stände. Mit ihm bespricht er unter Anderem auch den Weitergang Valarians. Und da ich Herrn Ferilan vertraue bin ich mir sicher - Vater wird nie mehr an diese Macht kommen.

All diese Worte wirken sehr hart und lieblos. Wenn ich sie lese wird mir fast übel. Ich hoffe, weder Cyron noch Liria schreiben irgendwann so über uns. Doch... und das habe ich eigentlich ja schon immer gewusst, bin ich keine weiße Seele. Ich bin mir sicher - ich bin grau. Ich akzeptiere das Gute mit genau soviel Zähneknirschen - wie auch das Böse. Und so ist auch meine Seele. Es gehört einiges an "Bosheit" dazu... keine Gefühle zu entwickeln, wenn die eigene Schwester vor dem Tode steht. Diese Gefühle der Gleichgültigkeit entspringen aus meinem Herzen und ich hoffe inständig, dass sie sich niemals in Hassgefühle wandeln. Denn dies könnte sehr unangenehm sein... für alle.

Es ist interessant sein eigenes Leben zu beobachten. Wenn ich zurückdenke, ist mein Leben schon von Anfang an grau gewesen. Mein leiblicher Vater war meine erste große Liebe - auf der anderen Seite war er angeblich ein halber Dämon. Meine beste Freundin war die Tochter eines Glaronisten - jener drohte nicht nur einmal mit der Vernichtung meiner Familie / meiner selbst. Die Waldelfen zogen mich mit Weitsichtigkeit auf und doch waren diese reinen Geschöpfe es, die mich am meisten enttäuscht haben - denn sie ließen mich wie nasse Wäsche fallen. Eine meiner besten Freundinnen war ein blutsaugendes Wesen - und doch habe ich so viel Gefühl in sie stecken können... und auch sie betonte immer wieder, dass sie alles für mich tun würde. Der frühe Tod meiner leiblichen Eltern - der Adelsstand meiner Zieheltern - die Enttäuschungen, die das Leben mitbringen... ach es gibt so Vieles, dass mich zu dem gemacht hat, was ich bin. Ich habe so viele Geheimnisse, dass ich einzelne Geheimnisse bereits vergessen habe.
Vielleicht sollte ich meine alten Tagebücher lesen um dieses Wissen wieder aufzunehmen....

Wie dem auch sei - ich widme mich nun, wie eine goldene Jungfrau, meinem neuen Leben als Frau Arasus. Diesen Namen trage ich mit Stolz in meinem Herzen und bin mir sicher, dieser Weg ist der richtige für uns vier.
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Alt 18.05.2011, 13:28
Es ist der 25 im Nugor (Fruehling), des Jahres 130
#132
Angelina Arasus
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Zwei Jahre sind vergangen, in denen ich weder Feder noch Tagebuch in meinen Händen hielt.
Zwei Jahre in denen ich.... *hier verweilt die Ferderspitze deutlich, da ein Tintenklecks zu sehen ist*

Zwei Jahren in denen ich versuchte aus meinem dunklen Loch herauszukriechen.

Es ist wieder da... und es zieht mich immer mehr ... hinein.

Kyren und Cyron sind gefühlte Ewigkeiten fort. Sie sind auf das Festland gereist um den Weg Cyrons zu entdecken. Seit ihrer Abfahrt vor gut einem Jahr habe ich allerdings nichts mehr von ihnen gehört.

Ich habe die Schneiderei aufgegeben da ich mich zu oft dabei erwischte wie ich dasaß und nicht einmal merkte, wie ich mir in die Finger stach. Ich saß einfach da und nähte, nähte und nähte.

Ich glaube das Schlimmste ist, dass die Gedanken verloschen waren. Ich dachte an Nichts. Und das Nichts... das ist grausam. Es ist nicht weiß, nicht schwarz... nicht leise aber auch nicht laut. Es ist einfach... nichts.

Also habe ich entschlossen das Schneidern sein zu lassen. Ich habe mich ganz dem Haus, den Tieren und vor allem Liria gewidmet. Liria...

Ich glaube, sie vermisst mich sehr. Aber... ich versuche sie nicht merken zu lassen, dass ihre Mutti so schwach ist - so zerbrechlich. Ich möchte, dass sie ... das sie stolz auf mich ist und mich liebt. Wenn sie bei mir sitzt und mich anlächelt, dann... kommen mir die Tränen. Nicht unbedingt weil ich traurig bin nein... weil ich stolz bin.

In den letzten Wochen ist mein Husten wieder schlimmer geworden. Ich schaffe das eine Geschoss unseres Hauses nicht ohne einen Hustenanfall zu bekommen.... auch das versuche ich vor Liria zu verbergen. Den Göttern sei Dank verbringt sie viel Zeit bei den Elfen... da bin ich mir 100% sicher, dass sie gut aufgehoben ist!... War ich selbst doch einmal Schülerin eines Elfens.

Warum schreibe ich nun- und nicht die Jahre zuvor möchtest du vielleicht wissen. Ich glaube es liegt an meinen Träumen. Träume in denen ich meinen Vater wiedersehe... meine Mutter- mein ach so geliebte Mutter! Ich weiß noch wie heute, wie ich sie tot in unserer Wohnstube fand. An ihrem Kinn klebte Blut... und ihr Körper war verkrampft. Beladinon lag auf dem Leichnahm und weinte leise..... das ganze Blut...
Vor gut drei Wochen begann ich Blut zu spucken... der Husten quält mich immer mehr... und ab und zu befindet sich ein Blutstropfen in meinem Taschentuch...

Ich habe unheimliche Angst davor, Liria alleine zu lassen. So unheimliche Angst! ... Sie ist so gefühlvoll! Ich möchte ihr keine dunklen Gedanken in das reine Herz zaubern...
Sicherlich ist es kindisch von mir, dass ich keinen Heiler aufsuche...
Doch weiß ich, durch die Heilausbildung die ich bei Tari damals genießen durfte.... wenn wer Blut spuckt ist etwas innen... innen drinnen. Und dies ist so gut wie gar nicht behandelbar.

Auf der anderen Seite... möchte ich auf jeden Fall verhindern dass Liria mich so findet... wie ich meine Mutter gefunden habe.

Bei den Göttern- habe ich mein Leben bereits aufgegeben?!?!!

Sollte ich nicht kämpfen!!? Kämpfen dafür, dass ich irgendwann einmal mein Enkelkindlein auf dem Arm halten darf?!... das ich Lirias Hochzeit miterlebe, dass ich mit Kyren im Schaukelstuhl alt und schrumpelig sitze und wir über die Vergangenheit reden...?! All das - und noch so viel mehr sollte mich dazu verleiten - zu kämpfen.

Aber ich kann nicht!!! Ich bin zu schwach. Nicht nur körperlich.. nein- auch seelisch. Mein Geist möchte nicht mehr gegen dunkle Gedanken ankämpfen....

Hach könntest du doch reden - liebes Tagebuch! Wie sehr bräuchte ich nun eine Freundin... eine echte Freundin. So eine, wie ich sie in meinem Leben haben durfte... Yanya. Aber sie ist fort - und ich habe niemanden... außer Liria.

*ein kleiner Blutstopfen prangt rechts am Eck die Seite*

Verzeih...

Ich muss mich nun hinlegen - mein Körper zittert ein wenig und ich gebe ihm die Ruhe, die er braucht.

Angelina
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Alt 22.05.2011, 11:32
Es ist der 9 im Tycua (Fruehling), des Jahres 1305
#133
Angelina Arasus
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Liebes Tagebuch,

einige Tage sind vergangen und ich habe oft versucht auf diese leeren Seiten zu schreiben. Aber meine Hand war so schwer... ich hatte Probleme, die Feder zu führen.

Heute habe ich wohl ein wenig mehr Kraft in der Hand als in den letzten Tagen.

Liria hat es nach all den Wochen bemerkt.... wobei ich erwähnen muss, dass es immer schlimmer geworden ist. Es war... vorauszusehen, dass mein kleiner Engel es irgendwann mitbekommt... und ach - es hat mir mein Herz gebrochen.
Diese platzende Trauer... und übermächtige Mutterliebe ließ mein Herz bluten... und glaube mir, dies war weitaus schlimmer als den körperlichen Schmerz der mich mittlerweile immer umgibt und quält.

Ich habe versucht es Liria so schonend wie möglich beizubringen. Aber wie soll man einem Kind erklären, dass die Mutter bald tot sein wird?! Ich habe das Wort "schlafen" gewählt... und Liria hat sofort verstanden. Sie hat geweint... nein - wir haben gemeinsam geweint. Ach ich bin so hilflos.... und das schlechte Gewissen quält mich. Ich lasse meinen lieben Sonnenschein allein....

Trotz meines schwachen Körpers versuche ich so viel wie Möglich zu regeln. Da Kyren seit gut einem Jahr verschollen ist, versuche ich... Liria ein "Leben nach mir" zu schaffen. Ich möchte, dass ... das ihr Leben weitergeht - bestmöglich! ... es ist so schwer.

Ich werde mich nun heransetzen und eine Art Testament verfassen.... wo darinnen steht, was zu tun ist, wenn ich fort bin. Denn... ich werde sterben. Die innere Stimme in mir sagt es mir- und das Blut, dass ich täglich huste scheint wie ein mahnender Beweis....

Liebes Tagebuch.... ich möchte mich verabschieden - denn ich weiß nicht, ob ich nocheinmal Kraft für weitere Einträge aufbringen kann. Ich werde all meine Tagebücher an Liria weitergeben und ich hoffe, sie geht mit allen den Informationen die ich in meinem Leben niederschrieb sorgsam um... das wird sie - das weiß ich.

In Liebe,

Angelina
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Geändert von Angelina Arasus (22.05.2011 um 11:33 Uhr).
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Alt 14.07.2011, 10:46
Es ist der 2 im Lorica (Herbst), des Jahres 1305
#134
Angelina Arasus
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Wertes Tagebuch,

Viel Zeit ist vergangen. Der Frühling und der Sommer sind bereits verstrichen. Seit vielen Tagen fegen nun Herbststürme und viel Regen über das Land.
In all der Zeit… die vergangen ist, hat sich Einiges getan.

Ich weiß nicht woran es liegt, dass es mir wieder besser geht. Es geht mir nicht gut…. Bei Weitem nicht! Aber es geht mir besser. Meine Lunge ist noch immer sehr empfindlich und ich muss acht geben, dass ich mich nicht zu viel bewege… aber wenn ich viel Ruhe, dann spucke ich kein Blut mehr.
Vielleicht liegt es daran, dass ich meine Seele gereinigt habe. Ich denke dieser Ausdruck… ist am Besten. Ich habe wirklich viele Tage und Nächte im Bett gelegen und wurde von Liria umsorgt. Nach einigen Tagen – es war ein schöner Sommertag konnte ich klar denken. Es war fast so, als würde mir etwas Göttliches Kraft schenken. Der Schmerz in der Lunge war noch da und ich war zu schwach meinen Körper zu erheben… aber alles war für den Moment erträglich. Zuerst nahm ich an, dass es der Moment vorm Tode war… man hört oft Geschichten darüber, dass manche Menschen kurz vor dem Tode gewisse Kraft inne haben um sich zu verabschieden oder derlei. Doch… ich hielt meinen Mund. Liria war zwar in ihrem Zimmer… aber ich – ich wollte mich nicht verabschieden! Also schwieg ich… ich lag dort und wartete. Dabei erwischte ich mich, wie ich darüber rätselte wie „der Tod“ wohl aussehen würde. Da ich an keine bestimmte Gottheit glaubte… würde mich da überhaupt wer abholen?! Glaronisten wurden von Glaron geleitet – die, die an Libanu glaubten sicherlich von ihr. Die Elfen wurden in das Sternenreich gebracht…. Doch ich?!... Wer würde sich meiner Seele erbarmen?! Mir wurde ein wenig übel bei dem Gedanken, dass ich nach dem Tode im „Niemalsland“ weilen würde…. Doch wurde ich auch neugieriger. Aber… es kam… nichts! Weder ein Licht, noch eine Gestalt – oder aber eine Dunkelheit. Ich hörte die Vögel zwitschern, das Meer rauschen und Liria leise und gedämpft durch die Wand singen. Wie schön sie sang…. Tausendmal schöner als jeder Vogel!... Es war berauschend und herzzerreißend schön sie singen zu hören.
Nach einigen Momenten trat Liria in den Raum und brachte mein tägliches Mahl. Sie war ein wenig erstaunt das ich sie gleich ansah- gar versuchte zu lächeln. Und als ich die Suppe aufgegessen hatte… da kamen ihr die Worte über die Lippen die ich nichtmal wagte zu denken. „Mutti – dir geht es ja besser!“ …..

Ein paar Tage später schon verließ ich nach einigen Wochen das erste Mal mein Bett. Es tat mir überall weh… meine Beine zitterten und Liria musste mich stützen. Doch nach und nach… von Moment zu Moment machte mein Körper Fortschritte.

Liria und ich saßen oft beisammen und sprachen. Wir sprachen über ihre Ausbildung – über ihre Pläne… über UNSERE Pläne. Liria hatte schon früher einmal den Wunsch geäußert nach Britain zu ziehen. Sie wollte in einer Stadt leben, die „lebt“. Und ich selbst… ich wollte das auch. Nicht nur einmal konnte ich die Tränen nicht zurückhalten als ich all unser Hab und Gut zusammenpackte. All die Träume und Wünsche die ich mit Kyren teilte schienen zu… verschwinden. Nun ist es fast zwei Jahre her, dass er mit Cyron aufbrach… und mit viel Schmerz im Herzen muss ich feststellen, dass ich mich „befreit“ habe… ich habe den Gedanken aufgegeben, dass er wiederkommen würde. Ich habe die Situation angenommen, dass meine enge Familie nun aus… Liria besteht. Sie und ich – Liria & Angelina würden das Leben ab sofort selbst in die Hand nehmen…. Und meistern!

Also zogen wir nach Britain. Und ja! Es hat mich verdammt viel Kraft gekostet – und es hat viele Wochen gedauert, bis wir…. es „gemütlich“ hatten. Doch es ist geschafft… wir haben einen schönen Bauplatz direkt am Meer ergattern können. Das Haus ist … warm. Ich habe die Schneiderei im Haus integriert und versuche mein Bestes um… wieder zu leben. Am Leben Anderer teilzunehmen. Es ist schwer…. Sehr schwer! Aber so wie es war, konnte es nicht bleiben.

Ich, Angelina Arasus lebe nun mit meiner Tochter in Britain. Mein Mann und mein Sohn sind…. Fort. Ich gehe davon aus, dass sie nicht mehr wiederkommen und ich leide, wie eine Witwe nur leiden kann! Ich bin Schneiderin und werde mein Handwerk weiterhin ausüben. Meine geliebte Tochter wächst und gedeiht. Sie hat das magische Blut meines Vaters inne und genießt eine hervorragende Ausbildung beim Elfen Sathrion Maniel. Ich bin krank – aber nicht Tod! Ich werde weiterleben… und ich werde mein Bestes geben, damit Liria glücklich ist …. Und ich – ich vielleicht auch irgendwann einmal.

Angelina
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Alt 14.12.2011, 09:06
Es ist der 7 im Rado (Winter), des Jahres 1307
#135
Angelina Arasus
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Zwei Jahre sind auf das ganze Leben berechnet sicherlich keine all zu lange Zeit. Doch wenn man eigentlich ein Tagebuch führte – fast ein Leben lang, dann sind zwei Jahre eine doch sehr lange Zeit.
In diesen zwei Jahren sind natürlich einige Dinge geschehen. Dinge, die schön sind – und Dinge, die nicht so erfreulich sind.

Wenn ich mir meinen letzten Eintrag durchlese möchte ich zuerst erwähnen, dass ich mit Liria tatsächlich glücklich in Britain lebe. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, diese Stadt – oder dieses Haus zu verlassen. Natürlich ist das Haus oft leer – und anfangs musste ich aufpassen, dass ich nicht in die ewige Traurigkeit rutsche, wenn Liria außer Haus war und ich in diesem großen Haus alleine dasaß und an meinen verstorbenen Mann und Sohn dachte, die doch eigentlich hier sein sollten… Es ist tatsächlich das Grausamste, was einem Menschen passieren kann. Den Mann zu verlieren – ist sehr grausam. Das Kind zu verlieren ist aber weitaus grausamer… aber beides zugleich zu verlieren… es ist unbeschreiblich schmerzlich und begleitet mich noch immer so viele Momente.

Doch – und dies habe ich niemals… für möglich gehalten, habe ich mein Herz einem Mann ein wenig öffnen können. Leider – und dieses leider meine ich auch so, ist er ein Mann aus dem Elfenvolke. Eine Situation die es ihm aber auch mir – die es uns weitaus schwerer macht lieben zu können. Auf der einen Seite sind wir uns sehr ähnlich – wir haben sehr oft die gleiche Meinung, wir können uns Stunden über Stunden unterhalten – aber wir können auch Stunden schweigen und fühlen uns dabei nicht unwohl. Seine Gefühle mir gegenüber sind echt. Es ist unfassbar – und ich habe wirklich lange gezweifelt, dass er mich tatsächlich „schön“ findet. Ich war nie hässlich! Und doch bin ich keine 20 Jahre mehr. Ich bin eine 37jährige Frau, die zwei Kinder zur Welt gebracht hat. Die wohl die höchsten Höhnen aber auch die tiefsten Tiefen erleben musste. Eine Frau, die durch das, was alles geschah gezeichnet ist…. Eine 37jährige Frau die wahrlich nicht mit einer Elfin zu vergleichen ist… Es hat ihm, glaube ich, sehr viel Zeit und Mühe gekostet mich davon zu überzeugen, dass seine Gefühle echt sind. Und auch ich musste zuvor mein schlechtes Gewissen meinem Kyren gegenüber … bekämpfen. Doch es ging! Und es geht mir gut… immer, wenn Anon bei mir ist, flattert es in mir – wie bei einem verliebten Jungspund.
Und doch – wenn ich hier sitze und dies niederschreibe… überrollen mich sehr viele Ängste und Sorgen. Anon ist ein Elf – ein Wesen, dass mit einem langen, jungen Leben beschenkt wurde. Ich – nicht. Ich werde älter. Und dieses Älterwerden bringt so Vieles mit sich. Ich werde mich Anon vielleicht verschließen, ich werde vielleicht etwa wirr im Kopf?! Ach… ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es in mir arbeitet und mir der Bauch schmerzt, wenn ich an diese Tatsache denke. Ein weiteres Problem ist – und das hängt vielleicht auch mit der Gegebenheit zusammen, dass er mehr Lebenszeit besitzt- ist, dass ich ihn viel zu selten sehe. In dem Jahr, in dem wir… voneinander wissen, dass wir uns… lieben, habe ich ihn 6 Mal gesehen. Diese 6 Male waren lang – er blieb immer mindestens zwei Tage und die Nacht – doch wenn ich dann vor Erschöpfung einschlief, ist er gegangen. Irgendwie schmerzt es mich, dass er nicht öfter bei mir ist. Auf der anderen Seite ist es vielleicht auch gut? So kann ich mich gar nicht erst an seine Gegenwart gewöhnen…?
Niemand weiß von all dem. Nicht einmal meinem Goldschatz Liria habe ich davon erzählt. Warum? – Ich weiß es nicht. Ich schäme mich nicht! Aber irgendwie habe ich doch angst davor, wie sie reagieren wird. Ich habe angst davor, dass die denkt – ich würde Kyren nicht wirklich geliebt haben… noch immer lieben! Es ist alles sehr kompliziert…

Und doch – und das ich auch gut so – lebe ich mein Leben weiter. Ich bin eine gute Schneiderin (das kann ich heute zu Recht behaupten). Ich habe sehr gute und treue Kunden, es fällt mir nicht mehr schwer zu lachen und das Gute im Leben zu sehen und ich weiß es zu schätzen! Ich weiß die dunkle Seite genauso zu schätzen wie die helle. Ist das nicht absurd? Aber ohne das Eine würde es das Andere nicht geben – wenn Beides im Einklang daherlebt, ist es doch „gut“?

Was mir noch wirklich sehr schwer fällt, sind Freundschaften aufzubauen. Ich glaube, ich habe keinen einzigen Freund… Ich habe viele Bekannte. Wobei diese Bekannten eigentlich nur „Kunden“ sind. Ich treffe sie hier, in der Schneiderei… rede nett mit ihnen, nehme Maß, schneidere die Kleidung, treffe sie wieder – trinke im höchsten Falle noch etwas mit ihnen… sie bezahlen mich für die Arbeit und wir verabschieden uns. Und dann, wenn Weiteres benötigt wird, kommen sie wieder zu mir…
Ich glaube, ich hatte in meiner Vergangenheit – in meiner Jugend einfach viel zu gute Freunde, als dass ich solch eine Beziehung noch führen … kann – ohne das gewisse Initiative von der anderen Seite her kommt. Zum Einem war da Yanya. Meine wohl beste Freundin, die ich jemals haben durfte. Sie begleitete mich meine ganze Kindheit und einen Teil meiner Jugend. Dann zog sie fort – und… ich sah sie nie wieder. Sie war so voller Sonne – voller Licht im Herzen, dass es mich einige Male blendete. Auf der anderen Seite war da aber auch Lara… meine bluttrinkende Freundin, die mein Leben auch einige Jahre lang begleitete. Sie war irgendwie das genaue Gegenteil von der „lichtstrahlenden“ Yanya. Sie war sehr ruhig, sehr direkt…m – sie war hinterhältig. Das meine ich nicht unbedingt negativ! Ich schätze Lara sehr für diese Intelligenz die sie nun einmal inne hatte. Ich bin mir sicher, sie hatte einige Male mit mir „gespielt“ – ich war jung! Und ich liebte Lara wie man eine Freundin eben liebt. Doch – und das weiß ich… waren Lara’s Gefühle damals echt. Denn sie schützte mich vor.. „den Anderen“ und sie offenbarten sich mir ohne Angst, ich würde ihr weh tun. Ich wusste davon, dass sie Feuer mied – sie riet mir sogar nachts mit einer Fackel herumzulaufen (keiner Laterne) damit ich ein wenig sicherer durch die Landen strich. Und wenn ich zurückblicke habe ich die Befürchtung das Jene – die ebenfalls Blut trinken, Lara … getötet haben. So, wie sie eigentlich auch mich töten wollten. Ich werde nie vergessen wie diese… Frau mich gen Boden drückte, ihre Zähne, ihre Augen… ihr… kalter Atem. Ich habe keine Ahnung, warum sie mich nicht einfach tötete… sie gab mir die Gelegenheit zu schweigen – weiter zu leben ohne irgendwem von all dem zu erzählen, was ich weiß. Und ich weiß, dass sie damit ein großes Risiko einging… doch ich schwieg – lediglich du, wertes Tagebuch, weißt davon. Und dich verwahre ich sicher.
Hm – aber um wieder auf den Punkt zu kommen … ich hatte zwei solch intensive Freundschaften in meinem Leben. Beide waren anders! Und doch waren beide sehr gut. Meine Vorstellungen von einer Freundschaft sind, glaube ich, einfach zu „tief“. Und ob ich solch eine tiefe Bindung noch einmal eingehen kann – weiß ich nicht. Doch da ich dieses vor Anon auch von Liebesbeziehungen dachte … vermute ich, dass ich es sehr wohl kann… wenn denn der oder die Richtige kommt.

Da es doch sehr kalt ist, werde ich nun die Kamine im Hause anfeuern. Zuerst werde ich den Kamin bei Liria im Zimmer entfachen. Sie soll es, wenn sie von ihrer „Arbeit“ heim kommt, schön warm haben. Danach werde ich mich wohl zu Bett legen und in einen traumlosen Schlaf sinken – wie jede Nacht.

Angelina
Angelina Arasus ist offline  
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Alt 12.02.2012, 10:32
Es ist der 24 im Ador (Sommer), des Jahres 1307
#136
Angelina Arasus
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Manches Mal, wenn ich mich niedersetze, die Augen schließe und einfach das Leben Leben sein lasse, wundere ich mich – eben genau wegen des Lebens. Der Erinnerungen, die in einem hausen sind mal stärker, mal schwächer mal erfreulicher und mal angsteinflößender oder trauriger. Warum ich diese tiefsinnigen Gedanken inne habe? Nun, es hat einen sehr einfachen und doch vielbewegten Grund.

Ich bin verliebt.

Das ist sicherlich eigentlich eine Gegebenheit, die nicht unbedingt dazu veranlasst sich niederzusetzen und nachzudenken. Doch kann ich es nicht ändern. Ich bin kein Mensch der schnell irgendwen liebt. Wirklich geliebt habe ich in meinem Leben drei Männer.

Miras- meine große Jugendliebe… doch haben wir uns im Laufe des Erwachsenwerdens einfach in andere Richtungen entwickelt. Was damals ein großes Drama in meinem Herzen war ist heute betrachtet wohl einfach „normal“. Welche Liebe hält schon, wenn sie mit 14 Jahren beginnt? Ich kenne keine Einzige. Doch habe ich mit ihm alles „das erste Mal“ erlebt – und wenn ich an ihn zurückdenke wird mein Herz warm und ein Lächeln liegt auf meinen Lippen. Ich hoffe wirklich sehr, dass es ihm gut geht… wo auch immer er ist… was auch immer er tut.

Kyren war wohl der große Prinz in meinem Leben. Ein wirklich guter Ehemann, Vater und anfangs auch Liebhaber. Natürlich schwindet die Leidenschaft und diese intensive Herz-Liebe, wenn man über Jahre hinweg verheiratet ist – sich tagtäglich sieht, zusammen zwei Kinder große ziehen mag… doch weiß ich, seine Liebe war all die Jahre echt, ehrlich und tief. Und nun, wo ich über ihn schreibe, stehen mir wieder Tränen in den Augen. Die Tatsache, dass ich mich neu verliebt habe, verbannt Kyren keineswegs aus meinem Herzen. Kyren ist tot- aber es wird für immer in meinem Herzen weiterleben. Er war und ist der „Prinz“ in meinem Leben… der um mich, um mein Leben und meine Liebe kämpfte – so viel aushielt, für mich! Er ist der Vater meiner Kinder… meines Kindes und diese Tatsache verbindet uns auf ewig.

Und nun… Bargon – ein Mann, den ich eigentlich schon recht lange kenne. Ein „Mann“. Er ist kräftig, direkt, irgendwie mystisch, grob und liebevoll zugleich… ab und zu muss ich verzückt lächeln, weil er mich an einen sehr großen Jungen erinnert. Und auch ich werde zum „Mädchen“ bei ihm. Mein Herz schlägt mir bis zum Halse wenn ich ihn sehe, wenn wir uns necken entfleucht mir viel zu oft ein „Kichern“, ich stehe stundenlang vorm Spiegel und rätsel was ich anziehen soll – wie ich mein Haar tragen soll…. Es ist herrlich lächerlich wie ich mich aufführe!

Vor einigen Tagen hat auch er mir gestanden, dass er verliebt ist und dass er mich behalten will. Er hat wieder auf sehr geheimnisvoll getan – und es ganz sicher auch so gemeint. Er hat herumgedruckst, wie man es von einem erwachsenen Jungen erwartet… Doch mag ich das an ihm. Ich habe absolut gar keine Lust auf eine langweilige Liebesbeziehung. Ich habe keine Lust zu heiraten – ich habe keine Lust, dass irgendein Alltag meine… mein „Mädchen“ zurückhält. Ich _möchte_ die Leidenschaft, ich _möchte_ das Kribbeln, ich _möchte_ das er sein Leben hat und ich das Meine, ich _möchte _ ihn – ohne ihm irgendwelche Vorschriften zu machen.

Bargon ist kein Jungspund. Er ist kein Prinz auf einem weißen Ross, der nach einer Prinzessin suchte. Er ist ein gestandener Mann – ebenso Vater wie ich Mutter – er hat eine große Liebe hinter sich gelassen… ebenso wie ich!

Vielleicht sind diese Parallelen – diese Erfahrungen und die Tatsache, dass wir keine „Kinder“ mehr sind so ausschlaggebend, dass wir uns so gut verstehen. Wenn ich Bargon mit Kyren und oder Miras vergleiche, ist er wohl der Mann, der mir wirklich das Gefühl gibt sicher zu sein. Das liegt nicht nur an seiner Statur- an seiner Fähigkeit, das Schwert zu schwingen… es liegt auch an seiner Art. Ich weiß, wenn er etwas sagt, dann meint er es so. Und wenn er etwas angeht- dann bringt er es auch zu Ende. Eine Tatsache, die… einem irgendwie unfassbare Sicherheit schenkt.

Herje – ich weiß nicht einmal wo er lebt! Finde ich das schlimm? Nein ! … Warum? Weil er sein Leben hat – so wie ich das Meine. Bin Ich neugierig darauf wie er lebt- ja! Denn es liegt ein wunderschöner Tigerteppich irgendwo in seinem Haus, den ich gefertigt habe. Und ich vermute, dass der stetige Kontakt, den der Teppich zwischen Bargon und mich „zauberte“ schuldig daran ist, dass wir uns näher kamen.
Ich glaube – nein, ich weiß, ich würde Bargon jedes Geheimnis verraten. Warum? Weil er besonders ist. Er ist so besonders, dass ich das erste Mal nach so unendlich vielen Jahren kurzzeitig das Gefühl der Eifersucht kennen lernen durfte.

Ich habe nämlich eine wirklich herzlich-erfrischend, wunderbare neue junge Freundin gefunden. Sie heißt Mayra, ist eine Jägerin, sehr hübsch, wortgewand, schlau, zielstrebig. Eine Frau, in die sich wohl jeder „Prinz“ verlieben würde- er würde die Lanze schwingen und um diese Frau kämpfen!

Es ist peinlich und amüsant zugleich, dass mein Herz eifersüchtig gegen meine Brust schlug als ich erfuhr, dass die beiden alleine jagen gehen wollen. Aber – das ist vorbei… hoffe ich! Bargon hat mich nicht nur einmal wissen lassen, dass er mich möchte – keinen Jungspund.
Der nächste Schritt, den ich gehen möchte ist, Liria einzuweihen. Sie ist gerade so sehr mit dem erwachsenwerden beschäftigt – nebenbei mit dem Lernen, dass sie es noch gar nicht wirklich mitbekommen hat. Langsam aber sicher setzt sich ihre weibliche Brust, sie hat nun ihre Blutungen, ganz sicherlich empfindet sie nun Dinge, die sie vorher nicht empfand. Es ist eine aufregend-grausame Zeit für jedes Mädchen das nach und nach zur Frau heranwächst. Daher nehme ich es ihr keinesfalls übel, dass sie es nicht merkte – ganz im Gegenteil… ich verstehe es sehr gut! Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich Liria bisher nicht einweihte. Sie hat genug Leid in ihrem jungen Leben erfahren. Ich wollte ihr keinen Mann vorsetzen, bei dem ich mir nicht wirklich sicher bin, dass er es ernst meint. Doch… ich habe immer mehr und mehr das Gefühl, dass es eine ernste Sache werden wird.

Wie dem auch sei – allerliebstes Tagebuch… du siehst, man ist nie sicher vor der Liebe. Egal wie alt man ist, egal wie viel „Terror“ man erleben musste, egal wie die Lebenssituation ist… egal, ob man will – oder eben nicht! Sie kommt – überfällt einen – raubt einem den Atem, den Verstand und das Herz – lacht einen aus und umschmeichelt einen sogleich mit dieser wunderbaren Liebeswärme.

Ich werde berichten wie Liria all dies aufgenommen hat.

Angelina
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