13.07.2005, 01:39 |
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Reisender
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Die ersten hellen Strahlen legten sich über das Land, als sich Nadirah früh auf den Weg nach Fenisthal machte. Sie hatte sich mit viele Leuten unterhalten, immer wieder Gespräche geführt um diese Sprache zu verinnerlichen. Es sollte die Sprache werden die sie ab nun zu sprechen hatte, und sie machte Fortschritte vor allem wenn sie sich bemühte. Sie wollte es zuerst ihrer neuen Freundin erzählen, einer jungen Schneiderin die so offen wie die Welt an sich war. Ihre Gedanken schweiften auf dem Weg ab. Sie hatte gesagt, es gäbe Freundschaften hier unter Frauen. Und alle waren so ungewohnt nett, verstanden sie denn nicht, was sie war? Wählte sie die falschen Worte? Wieder kroch die Angst in Nadirah hoch und schnürte ihren Hals zu. Was wäre wenn man erkennen würde, das sie ein Kind der Schande war? Was würde man mit ihr nur machen? Was würde man mit ihr machen wenn man erkennen würde das sie nur eine Dienerin war und das einzige was sie je wirklich gelernt hatte Gehorsam war? Würde man es ihr Glauben? Bilder von Sand flüchteten sich in ihre Gedanken. Ihre Heimat war so weit weg, sie war einerseits froh, nicht mehr mit diesen Menschen zusammen leben zu müssen, doch liebte sie ihre Heimat. Und noch mehr Sharaja, die stolze Wüstenstute dessen Herz sich nicht brechen lies. Die Tränen flossen nun, die einzig wahre Freundschaft die sie bisher geschlossen hatte, hatte sie verraten. Wie konnte sie erwarten eine wahre Saharess zu werden? Eine Schwertkämpferin, die nur der Ehre und keinem Mann mehr dient?
Auf halben Wege blieb sie stehen, ein unheilvolles Rascheln in den Blättern. Irritiert blieb sie stehen und rieb sich die Tränen aus den Augen. Immer noch irritierte sie jedes kleinste Geräusch hier, scheinbar fand diese Welt nie zur Ruhe in der sie sich nun befand. Ihre Hand an dem Katana liegend ging sie dem Rascheln mutig nach. Ihr Blick fiel auf einen recht großen schwarzen grauen Körper. Still und beweglos stand sie da, keinen Mucks von sich gebend, genoss sie das Bild der zwei Pferde keine zehn Schritte von ihr entfernt. In einem Augenblick der absoluten Ruhe schubbelten sie sich gegenseitig den Widerrist. Es knackte unter Nadirahs Füssen und sie stoben dahin. Fast wehmütig folgte ihr Blick ihnen bis sie hinter den Bäumen und Büschen verschwanden. Traurig setzte sie ihren Weg fort, ein Gedanke jagte den anderen. Es war der Lauf der Natur das jedes Wesen einmal ein anderes fand. Kira hatte ihren Barden, auch die junge Kriegerin schien sich jemanden angetraut zu haben. Sie blickte gen Himmel, sei glücklich Nadirah, du hast deine Freiheit. Es war früh als sie in Fenisthal ankam, und Kira war wohl noch nicht auf den Beinen. Nadirah zog durch die kleinen Strassen, wehmütig blickte sie zu den Fenstern wo die ersten Lichter erstrahlten. Sie setzte sich auf eine Eingangstreppe, hoffend das sie nicht verscheucht wurde. Und ihr Blick fiel auf ihre Hände. Konnten diese Hände wirklich die Freiheit ergreifen? Ihr waren die Sitten so fremd, und scheinbar stiess alles was sie sagte auf Stirnrunzeln. Sollte sie vielleicht nicht mehr von sich erzählen? Warum war nur alles so schwer, und warum machte sie nur immer zu Fehler. Wieder hob sie ihren Blick in den Himmel. Wer würde ihre Fragen beantworten, wenn sie je die richtigen Worte finden würde. Der Horizont färbte rot über der aufgehenden Sonne und ihre Gemütslage sank weiter. Sie wartete ab, die ersten Türen öffneten sich und sie schlenderte durch die Strassen. Familie... echote es in ihrem Kopf. Hier schienen nur glückliche Menschen zu leben. Wie sehr wünschte sie sich hierher. Doch würde sie sich jemals daran gewöhnen können? Der Besuch bei Kira war ablenkend und hoffend wieder zu ihrer fröhlichen Stimmung zu finden verabschiedete sich Nadirah. Die frische Luft tat gut, doch auf den Weg zurück sank sie wieder. Sie merkte wie ihre Gefühle wie Wellen über ihren Kopf schwappten und konnte sich nicht wehren. Sie sass in der Tala, der Mann vor ihr musterte sie abschätzend. Sie fühlte seinen kalten Blick auf ihr und eine Gänsehaut zog sich über ihre Arme. Frische Luft! Der einzig klare Gedanke den sie fassen konnte, so stark das sie nicht mal mitbekam wie sie in ihr altes verhasstes Verhaltensmuster zurücksank. Die Hände gut sichtbar, den Blick zu Boden gerichtet. Wartend bis das Wort an sie gerichtet wurde. Sie hörte wie die Stimmen sich unterhielten, der Raum der Taverne verschwamm, ihr wurde warm, die Holzwände wichen den Stoffen des Zeltes. Kein Wort, reg dich nicht, er beobachtet dich! Die Luft schnürte sich ihr ab, ihr Atem ging flacher, doch auch das wusste sie zu verdecken. Zuviel war ihr zur Last gelegt worden. Sie hörte das Kichern der Frauen im Hintergrund. Was hab ich falsch gemacht? Was kann er wollen? Der Kampf tobte erneut in ihr, ein Teil von ihr erklärte sie wäre weit weg, doch ihre Augen sahen Sand. "Verzeihung... frische Luft" Sie sprang auf und rannte hinaus, den Vorhang zurückklappend, als jemand schmerzlich auf ihre Füsse trat. Scheinbar wach von einem kühlen Wind und dem Schmerz im Fuss blickte sie auf. Ein zuckender Schmerz als sie in das dunkle Gesicht blickte und sie huschte schnell zur Seite. War es wirklich ein Gesicht der Wüste? Sie versuchte noch einen Blick zu erhaschen, doch die schwere Holztür schloss sich. Wieder streifte ein kalter winterlicher Wind ihre Wangen und löste ein paar Strähnen. Sie sank an der Mauer, sich des Sinnesspiels bewusst werden. Würde sie je aus der Vergangenheit treten können? Erneut machte sie einen Versuch, stand auf und trat in die Tala. Sie hatte sich fest vorgenommen, dieses Leben anzunehmen, doch als die Augen sie anblickten war sie zu keinem Wort mehr fähig. Ihr Blick glitt wie von selbst zu Boden, ihre Innerstes wartete auf den nächsten Befehl. Traurig resignierte sie, der Weg aus dem Schatten würde nicht leicht... Ihre Angst schnürte ihr noch Atem ab, und immer noch vergewisserte sie sich dreimal, ob man sie beim Tanz mit dem Schwert beobachtete. Saha... sie wollte Freundschaft mit ihrem Katana schliessen. |
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