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Alt 22.05.2006, 15:36
#51
Nadirah Jin Zaykah
Reisender
 
Registriert seit: 11 Jul 2005
Beiträge: 628
Es war schwarz um sie herum, sie hörte lautes Rauschen doch sie sah keinen funken Licht. In ihrem Kopf galoppierte ein Schlachtross mit doppelt beschlagenen Hufen. Tadam Tadam... immer wieder pocherte es gegen ihren Kopf, jedesmal wenn das Schlachtross, energiegeladen die Hufe aufsetzte um sich kraftvoll zum nächsten schmerzbringenden Sprung abzudrücken. Tadam Tadam... Nadirah hörte nur das Rauschen und das laute Klirren der Hufe die gegen ihre Schädeldecke polterten. Tadam Tadam... sie glaubte keine Luft zu bekommen, verzweifelt suchte sie Luft zu schnappen, doch ihr Hals war wie abgeschnürt. Ihre Hand umklammerte den Schwertgriff, es war kein Wille mehr, es war Reflex, sich festhalten, um jeden Preis, nur nicht loslassen, nur nicht fallen in diesen Schlund von Schmerzen. Tadam Tadam... das Schlachtross schnaubte bedrohlich. "...Tayra..." verwirrt nahm Nadirah den Namen wahr, dann bekam sie Luft. Die Nebel schwanden und sie sah eine Steinwand, die Bedrohlichkeit der Lage war zum greifen real. Mit einem Satz war sie auf den Beinen, doch dann preschte das Schlachtross in ihrem Kopf los, die Schädeldecke entlang immer im Kreis, wütendes Wieher. Ihr wurde Schlecht, sie glaubte sie müsse sich übergeben, stand schwankend da, hatte das Schwert noch immer in der Hand. Irgendetwas, gab ihr einen Schubs, sie fiel nach hinten, Warum in aller Höllen nahmen sah sie nichts? Es war blinder Jähzorn der sich langsam in ihr breit machte, was war nur geschehen? Drei Trolle, Drei Trolle wie sie sie schon oft getötet oder erschlagen hatte, Drei Trolle, sie waren um's doppelte in der Überzahl, und doch war es Aralia und ihr nicht möglich wenigstens einen klein zu bekommen, trotz abgesprochener Kampfweise, trotz Gebrüll. Es war wie verhext, irgendetwas, lies sie verlieren, irgendetwas lies sie unterlegen sein. Diese drei Trolle, langsam wie sie waren, legten ein nach dem anderen um. Die Erfahrung, die Wendigkeit, die Waffen... sie schienen alle nutzlos, unwichtig zu sein. Sie verspürte nur blinde Wut, da ging etwas nicht mit rechten Dingen zu, dann der Schlag auf dem Hinterkopf, danach war das Pferd in ihrem Kopf. Für einen Moment sah sie den Shitan, wieder brandete Hass in ihr auf und dann war wieder alles Schwarz. Sie wurde geschüttelt und gerüttelt, verlor sicherlich einige Dinge, kurz echote der Name "Tayra" in ihrem Kopf -zusammenhaltslos-
Nadirah spürte noch wie sie am Bein durch die Scherben und den Dreck gezogen wurde, ihre Kettenrüstung verhakte sich, doch wurde sie erbarmungslos weiter gezogen, die einzelnen Glider schnitten in ihre Haut, dann war sie frei. Sie stand auf, wankend, drohend jeden Moment umzufallen. Wieder hatte sie die Klinge in der Hand, hob sie abwehrend. Warum konnte sie nichts erkennen? Sie spürte nur, hörte die Bewegungen, spürte den Atem. Sie wich zurück ans Gitter, stolperte vor als sie den Troll in ihrem Nacken bemerkte, sie lag am Boden und es wurde leise. Sehr leise, das Schlachtross schien weg, sie hörte nichts mehr, spürte nichts mehr, sah noch immer nichts. Dann wie aus weiter ferne: "Wacht auf" langsam versuchte sie sich zu bewegen, oder dachte sie nur das sie es versuchen würde? Da war es wieder das Schlachtross, erst leise, weit fort noch, doch es kam näher, irgendwas lockte ihn. Sie spürte einen Schlag ins Gesicht und dann war es wieder schwarz und ohrenbetäubend laut, mit unsäglichem Schmerz. Er stieg bis ins unermessliche. Ihr Gesicht war längst blutverschmiert, sonst hätte man vielleicht wahrgenommen wie ein dünner Rinnsal sich aus ihren Ohren und dem Mund wand, wie ihre Nase ebenso langsam, leicht doch unaufhaltsam blutete. Es war dunkelrotes Blut das langsam aus ihren Ohren sickerte.

Aralia hatte sie heimgebracht, auch wenn Nadirah davon nichts mitbekam. Sie war fort in einem anderen Land, in einer anderen Welt. Auch bemerkte sie nicht wie Travin sie wusch, ihr mühsam die Scherben aus den Haaren kämmte, vorsichtig jede Wunde säuberte und mit Heiltränken bandagierte. Sie bekam nicht mit das ihre größten Wunden durch den Zauber längst verheilt waren, sie war gefangen ... in dieser anderen Welt. Auch am nächsten morgen lag sie noch immer besinnungslos in dem Bett, wieder hatte sie aus Mund, Nase, Ohren geblutet. Eine klitzekleine rote Träne hatte ihr rechtes Auge verkrustet, ihr Körper lag bewegungslos da, ihr Geist fand keinen Einlass mehr. Der Halsschutz lag noch immer neben ihrem Bett, im Nacken gefährlich nach innen gedrückt.
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Alt 29.05.2006, 12:49
#52
Nadirah Jin Zaykah
Reisender
 
Registriert seit: 11 Jul 2005
Beiträge: 628
Als sie aufwachte war noch alles verschwommen. Nachdenklich schaute sie sich um, wo war sie nur? Der Raum kam ihr seltsam vertraut vor, doch konnte sich Nadirah nicht erinnern wo sie es schon mal gesehen hat. Vielleicht war sie bei einem Bekannten, ihr Kopf schmerzte sie, wann immer sie sich erinnern wollte. Ein stechender Schmerz in der Mitte ihres Kopfes. Nur nicht denken... sie zog sich ruhig an, schaute in der Kommode neben sich und fand ein paar Kleider die ihr passten. Noch immer sah sich sich nach Schuhen oder Sandalen um, als die Tür aufging. Sie bekam nicht allzuviel davon mit, erst als sie die Sandalen in der Hand hatte und sich aufs Bett gesetzt hatte, nahm sie die Silhouette war, etwas berührt blickte sie zu ihm. Das Gesicht kam ihr vertraut vor, doch ein Name dazu viel ihr nicht ein. Er kam langsam auf sie zu "Wie geht es dir?" Gut gings ihr, bis auf den Kopfschmerz, doch sie wollte vergessen, vergessen das jener da war und noch was wollte sie vergessen, was sie schon längst getan hatte. Sie schnürte sich die Sandalen, das Gespräch plätscherte, er war wortkarg, sie ebenso, wußte sie nicht wo sie ihn einordnen sollte, doch schliesslich folgte sie ihm. Das Schild an der Tür, "Travin Yantur und Nadirah jin Zaykah"... nochmal musterte sie den Mann, Nadirah... Nadirah das war ihr Name... oder? Unsicher stand sie neben ihm, wartete ab, er war mit Sicherheit Travin Yantur, doch war sie selbst auch Nadirah? War er ein Gefährte von dieser Frau? War er nur ein Bruder oder anderer Verwandter? Er sah gut aus, das mußte sie sich eingestehen. Markante Gesichtszüge die nicht allzuviel offenbarten, kräftige Schultern und unterm Hemd zeichnten sich deutliche Muskeln ab. Nadirah strich sich über die Stirn, schaute zum Pferd, sie war nicht in Gefahr, das war alles was zählte und endlich an der frischen Luft. Lächelnd schaute sie zu dem Mann. "Wir sollten sie füttern" Das Wüstenpferd kam ihr ebenso bekannt vor, und die freudige Begrüßung durch ebenjenes liess sie wissen, das es zu ihr gehörte. Sie nickte ihm zu, in Gedanken erfreut, welch ein Schönes Tier sie doch augenscheinlich besass als sie seine Hand an ihrer Hüfte spürte. Ein Blitz durchzuckte sie, sie drehte sich zu ihm, vielleicht einen Moment zu schnell, doch in seinen Augen sah sie nichts, konnte nichts darüber lesen in welchem Verhältnis er zu ihr stand. Sicher war es nur Fürsorge... Es geschah nicht viel an diesem Abend, als sie wieder ins Haus kehrten schlief sie fast sofort wieder ein.

Der Anblick des Marktplatzes berührte sie, die ganzen Erinnerungen die auf sie einströmten. Sie war gerade noch in Yew gewesen, hatte einen Ausritt gemacht und jetzt saß sie hier in Britain am Marktplatz. Versuchte sich zu erinnern, für einen moment verzweifelt nahm sie wahr, das sie selbst den Ausritt längst vergessen hatte, als sie angesprochen wurde. "Dann kommt ihr wohl aus Fearland?" Fearland? Hatte sie selbst diesen Namen gerade benutzt? "Und wo kommt ihr her?" Sie betrachtete ihr Pferd und promt kam die Antwort. "Aus der Wüste!" für Nadirah war es in dem Moment schlicht weg gelogen, doch sie erinnerte sich an schier nichts mehr. Alles schien schwarz zu sein. Sicherlich mag sie diesem Fremden an dem Tag sehr seltsam vorgekommen sein, in ihrem Versuch nicht auffällig zu sein, nicht zu zeigen, das sie ihre Erinnerungen verloren hatte. Wer wußte schon wer sie war? Sie selbst wusste es nicht.

"Ich hoffe du bist mir nicht bös..." Die Frau neben ihr erzählte ihr gerade etwas, sie schien sehr vertraut zu sein, doch auch diesem Gesicht konnte sie noch keinen Namen zuordnen, hörte ihr nur schweigend zu, verstand jedoch nicht im geringsten wovon sie da sprach. "Warum soll ich dir bös sein?" Sie verstand nicht worauf die Frau da anspielte. Der Name Travin fiel, irgendwas sagte ihr sie müsse sich an den Namen erinnern, doch da war nichts, nur Nebel und die seltsame vertrautheit zu einem Namen.
"Verzeih mir, aber ich... ich weiß ehrlich gesagt nicht wer du bist? Ganz zu schweigen das ich mit dem Namen Travin was anfangen kann!" Kira blickte sie erschrocken an. Es war raus, endlich, Nadirah glaubte schon dieser schmächtigen Person vertrauen zu können, hoffte es zumindest. Wie sie dann ins Haus gekommen war, war ihr schleierhaft, hatten sie nicht eben noch in Britain gestanden? Kira, saß neben ihr, räumte in den Taschen zeigte ihr dies und jenes, erzählte ihr etwas. Doch es war hoffnunglos. Nichts kam wieder. Immer wieder viel der Name Travin, und immer schwindeliger wurde ihr. Travin... Travin... sie hatte plötzlich ein Bild im Kopf, sie stand am Pier mit einem Mann, lehnte an ihn, ein Schwert in der Hand. Und dann standen sie sich gegenüber, auf einer Mauer am Meer. Die Gefühle überrollten sie schier, nein genug... sie versuchte die Gedanken abzuschütteln, sich an mehr zu erinnern ohne in diese Wogen der Gefühle gezogen zu werden.
Wieder blickte sie sich um, ihr Blick fiel auf die Schlangenledersandalen. Wieder ein Bild, wie sie tanzend in einem Raum stand, die kleine rothaarige Frau war auch dabei. Kira... ja sie war Kira... erst jetzt vermochte sie mit dem Namen etwas in Verbindung bringen, blickte sie an, und tausende Erinnerungen strömten auf sie ein, Orte, Tage wo sie gemeinsam verweilten. Ein Tag in einem Gasthaus... der Wolf..., Ein Tag auf dem Marktplatz... ein Lächeln huschte über ihre Lippen als ihr klar wurde wie sehr sie diese kleine Person mochte. Sie hatte den Faden gefunden, fand immer neue Erinnerungen wieder. Nur mit dem Schwert konnte sie nichts anfangen, erst als Kira ihr den schwarzen Sari in die Hand legte war dort wieder ein Bild. Sie sah ihn, Travin, in der Wüste wie er sie angriff und doch wußte sie das sie nicht sterben würde. Sie sah die schwarze Schwerttänzerin, sah in ihr eigenes Gesicht und doch... vielleicht hatte sie eine Schwester?
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Alt 01.06.2006, 16:09
#53
Nadirah Jin Zaykah
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Beiträge: 628
Die Luft war noch Frisch, doch die Frühlingssonne begann das Land langsam zu wärmen. Ein kleiner Junge hatte ihr früh eine Nachricht gebracht, die sie ihm mit einem Glas warme Milch und einer Scheibe Brot mit dick bestrichenen Honig dankte. Es war keiner dieser Lümmel die sich noch abends in den Gassen rumtrieben um irgendwo einen Taler zu ergattern. Er würde wohl erst noch in das Alter kommen, jetzt dankte er ihr mit einem strahlenden und honigverschmiertem Gesicht für das kleine Frühstück. Mit einem Lächeln sah sie ihm nach wie er wieder zurück nach Fenisthal lief. Sie hatte ihr Pferd noch gefüttert und dann den Brief gelesen, das leise kauen der Tiere in den Ohren. Immer wieder ein Schnauben und Nadirah versuchte sich zu erinnern, was sie für einen Rock bestellt hatte. War ihr nicht gestern erst wieder eingefallen das Kira ihr sonst die Kleidung bereitete, oder war es erst heute, oder hatte sie es wohlmöglich nie vergessen. Stirnrunzelnd rieb sie sich über die Augen, das konnte so nicht weitergehen. Sie fühlte sich wohl hier, sie wollte im Grunde an ihrer Situation nichts ändern. Alles war so friedlich, so ruhig. Die Menschen waren nett, auch wenn sie sich nicht an alle erinnerte.
Das leise Kauen hatte aufgehört, und Sharaja das Wüstenpferd, das sich von einem etwas zottigen Fohlen zu einer edlen Stute entwickelt hatte, stupste sie am Knie an, neugierig wanderte ihr Maul gen Brief den sie noch immer in der Hand hielt und schon fast wieder vergessen hatte. "Du hast Recht, ich sollte alles sofort erledigen..." mit einem Lächeln stand sie auf. Den Brief in ihr Mieder klemmend suchte sie eine Bürste und begann Sharaja zu striegeln bis ihr Fell glänzte. Zufrieden schnaubend stand die Stute ruhig da, Nadirah hatte von beginn darauf geachtet, das Sharaja lernte still zu stehen ohne angebunden zu sein, es würde Situationen geben in denen sie keine Zeit hatte Knoten zu lösen. Ihre Stute stand aufgezäumt und mit dem Taschengurt gesattelt in der Umzäunung. Sie selbst badete sich schnell, den Staub vom Körper abspülend, abtrocknend und frische Kleidung anlegend, stolperte sie raus.
Der Ritt war noch kühl, stockend gelang sie zur Werkstatt Ferantis, wo sie ihre Bestellte Ware entgegen nahm. Schon als sie den Tigerfell-Rock von weitem sah, kamen ihr wieder neue Erinnerungen.
"Hast du mich gesucht?" Nadirah sah ihn freudestrahlend an. Ein langsames Nicken folgte auf ihre Frage. "Dein Pferd war fort." Immer wieder brodelten diese Gefühle in ihr, immer wieder suchte sie seinen Blick, unsicher ob er das selbe empfinden würde. Sie hatte längst vergessen warum sie beide nach Yew ritten, ihn an ihrer Seite war alles was für sie zählte. Sie lauschte dem Echo der Pferdehufe in der Schlucht bei Britain die sie nach Yew führte, ihren Blick in seinem Nacken geheftet. Er saß gerade auf dem Pferd, seine Klinge lag gut befestigt auf seinem Rücken, und verlieh ihm eine gefährliche Eleganz. Immer wieder trieb sie ihre Stute neben sein Pferd, nach einem Gesprächsbeginn suchend. Ja sie hatte diese Erinnerungen, das Bild wie er sie mit begierigen Blick ansah, in seine Arme zog, doch es war eine blasse Erinnerung und sie selbst hatte keinen blassen Schimmer wie lang es zurück lag. Empfand er noch immer so, oder war vielleicht etwas vorgefallen? Auch hatte sie das Bild vor Augen wo sie beide gegenüber auf der Mauer standen, dem Meer lauschend das eine traurige Melodie an ihr Ohr trieb. Es war Melancholie, Trauer und Angst die sie bei diesem Bild empfand und empfunden hatte, doch sie wagte nicht nachzufragen.
Sharaja hatte einen Gang zu gelegt, gemütlich trabend hatte sie sich von Travin nach vorne abgesetzt, tief in Gedanken hing ihr Blick zwischen den Pferdeohren, den Kopf leicht geneigt. Sie saß gerade, und ihre Hüften fingen jeden Schritt der Stute sanft auf. Ihre rechte Hand ruhte auf ihrem Oberschenkel, die Linke führte die Zügel, und der Arm lag angewinkelt aber locker an ihrem Körper an. Immer wieder fasste der Wind nach ihrem Haar, trieb frischen Frühlingsduft hinein und sog ihn mit der nächsten Böe wieder ein. Noch immer erfasst von den Frühlingsgefühlen, verlagerte sie ihr Gewicht ohne äusserliches Auffallen nach hinten, Sharaja verlangsamte sich prompt. Den Blick zu ihm hebend, hatte er sie beobachtet? Wieder verzauberten sie seine Gesichtszüge, der Anblick zwang sie regelrecht zu einem strahlenden Lächeln. Nadirah wollte sich in dem Moment einfach hinter ihn auf sein Pferd setzten und seine Nähe spüren. Sie senkte den Blick leicht, seufzte leicht, ob der Unmöglichkeit und blickte wieder nach vorne. Noch immer sprach er kein Wort und sie hatte es aufgegeben. So würde sie nicht mehr erfahren über ihn, seine Gefühle oder vergangene Streitigkeiten. Immer wieder suchte sie die Nähe aufzubauen, welche sie in den Bildern in ihrem Kopf zu ihm empfand.
Sie hatten den Stadtkern längst passiert und seine Stimmung schien zu kippen. Noch immer fragte sie sich warum sie diesen Schmied aufsuchten, dieser Ausritt, diese Freiheit, die Stille und dann seine Gegenwart, es war mehr als sie sich jemals wünschen wollte, schweigsam um ihn nicht noch mehr zu regen, ritt sie hinter ihm her. Da war diese Anspannung, die leisen Flüche über dieses Dorf, doch dann standen sie vor dem gesuchten Haus. Sie stiegen ab, ganz bewusst nahm sie Sharaja's sonnengewärmtes Fell wahr, lehnte sich an ihren Hals, Travin nicht aus den Augen lassend. "Und dir geht es wirklich gut?" seine Frage klang fast belanglos, doch die Sorgenfalte auf seiner Stirn strafte dem Klang Lügen. "Oh ich erfreue mich bester Gesellschaft! ... " Sie lächelte ihn verschmitzt an. "selten bin ich so ein hervorragend ausgebildetes Pferd geritten..." Die Sorgenfalte auf seiner Stirn verschwand, amüsiert griff er nach ihr. Noch versuchte Nadirah ihm zu entkommen, lachte fröhlich und ließ sich schlussendlich auf seine Schulter werfen. "Das ist aber nicht unbedingt die Art, mit der Frauen auf Händen getragen werden wollen!" lachte sie. "Aber es ist die Art, welche die meisten verdient hatten." "Oh!" es war eher ein empörter Ausruf ihrerseits als sie auch schon wie einem kleinem frechen Jungen ins Ohr kniff. "Na warte!" Den Boden mit den Füssen wieder erreichend liess sie ihn auch schon los.
Sie hatte sich auf dem Rücken Sharaja's abgelegt, den Kopf auf den Unterarmen, mit den Füssen ihre Wade reibend und blickte zu ihm. "Und wo geht es nun hin?" "Wir könnten Kira's Verlobten aufsuchen..." Nadirah nickte langsam, wer zur Hölle war Kira's Verlobter noch einmal? Innerlich tief seufzend saß sie auf, sie würde ihn schon erkennen wenn er vor ihr stehen würde.

Übermütig ließ sie sich am Abend auf die Felle sinken, sie war allerbester Laune in dem Augenblick und doch etwas ermüdet. Das es den Ursprung in dem Tagesritt hatte wäre möglich, doch erinnerte sie sich nicht mehr daran. Sie wußte nur das sie einen wunderschönen Tag erlebt hatte und an seiner Seite sein durfte. Langsam setzte er sich zu ihr, sie blickte ihn eine Zeit lang an. Sie wurde immer unruhiger, er war so bedacht so diszipliniert. Es tobte in ihr, sie wollte ihn endlich anfassen, doch noch immer wagte sie es nicht. Es dauerte eine gute Weile, bis sie all ihren Mut zusammen nahm, ihn auf den Rücken drückte und dann seinen Arm um sich zog. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken, endlich die Nähe die sie so dringend gesucht hatte. Sie atmete tief ein, schloss die Augen um seine Gegenwart geradezu aufzusaugen. Sie kuschelte sich eng an ihn, so eng das sie nur noch von der engen Kleidung die beide trugen getrennt waren und Nadirah fiel. Viel auf sanfte Wolken ein Stück zurück in ihre Vergangenheit, liess ihn teilhaben, an den für sie bedeutenden Momenten. Näher war sie ihm kaum je gewesen, sie spielte mit den Bändern seines Hemdes, während sie seine Hände in ihrem Haar spürte, seine Finger die sich liebevoll und zärtlich durch jede Strähne zogen. Sie schloss wieder die Augen, seufzte wohlig und schmiegte sich erneut an ihn. "Mein Herz klopfte so laut...." so laut wie jetzt, dachte sie als sie ihm erzählte, doch diese kleinen Geheimnisse behielt sie für sich. Auch jetzt vermochte sie - Nadirah jin Zaykah - es nicht, die kleinen Geheimnisse offen zu legen. Die Geheimnisse die in ihrer Beschaffenheit so einfach waren und sich dennoch wie einem verführerischer Schatten um sie legten. Mochten es die Geheimnisse sein, die man einer stolzen Frau mit auf dem Weg gab, oder die verspielten Träume eines unschuldigen Mädchens, sie hatte - irgendwann einmal - gelernt, das jene Geheimnisse nicht ausgesprochen wurden. Der Abend verlief sich in die Nacht, endlich hatte sie Travin dazu gebracht etwas zu erzählen, doch die Müdigkeit überkam sie. Eng aneinander gekuschelt schlief sie halb auf, halb neben ihm vor dem Kamin ein.

"Wie wäre es mit dem Britainer Badehaus?" Sie nickte nur zu bereitwillig und diesmal zog es sie per Fuß in die Stadt. Schon als sie das Gebäude betraten, schlugen ihr Erinnerungen entgegen. Links hinter der Tür, sie wußte es genau, lagen Erinnerungen verborgen die mit einem anderen Mann zu tun hatten, doch sie gingen rechts rum. Als Nadirah den Raum sah, flüchteten Bilder durch ihren Kopf. Gedankenvoll tapste sie zum Wasser. Das warme Nass legte sich wohlig um ihre Haut. Sie sah sich mit einem kleinem Mädchen im Wasser spielen, nachdenklich folgte sie Travin mit dem Blick und stockte kurz, da war noch ein Bild.
Ein Bild das ihr lustvolle Schauer durch den Körper und eine Gänsehaut auf ihre Armen trieb. Langsam stieß sie sich vom Rand ab, näherte sich im, fuhr mit ihren Händen in sanfter Weise über seine Haut. Da war es wieder, wie elektrisiert blickte sie ihn an. "Du erinnerst dich?" Seine Frage war leise, doch seine Stimme echote in ihr nach, ihr Kopf sank in den Nacken, ihre Haare umschmeichelten ihre Hüften und ihr Hände fassten Halt suchend nach seinem Hals. Das Gefühl war da, als sei es niemals weggewesen, voller Verlangen nach ihm liess sie sich von ihm küssen, abwartend und fordernd zu gleich. Sanft fuhren ihre Hände über seinen Rücken, spürte selbst wie seine Finger langsam ihren Rücken runter wanderte, Richtung Steißbein. Sie war sein und doch spürte sie wie sie ihn in der Hand hatte, ein Lächeln das sinnliche Versprechungen mit sich trug huschte über ihr Gesicht, sie erinnerte sich, an mehr als nur das Gefühl, an viel viel mehr.
Langsam löste sie sich, glitt durchs Wasser, wieder zum Rand, ihr Spiel begann. Sie lächelte ihm entgegen, sprach über dies und jenes, schlug ihm sogar eine Wette vor.
Leise knatschte die Tür, sie blickte auf, sich wohl bewusst was sie da tat. Doch sich auch bewusst das jene Fremde in der Tür dies nicht erkennen konnte. Sie stand vor ihm, gesittet, wenn gleich auch nah. Sie gehörte zu ihm war seine Gefährtin. Die Tür schloss sich mit einer Entschuldigung wieder und sie warf ihm einen raubtierhaften Blick zu. Ihr Kopf sank erneut in den Nacken, kurz hob sie Hals und Brust an, begleitet von einem tiefen Atemzug, dann schlang sich ihr rechtes Bein um seine Hüfte.
Seine großen Hände fasten nach ihren Hüften, es war nicht grob, doch die Begierde kaum unterdrückt, er sah sie herausfordernd an. Mit einem Lächeln senkte sie den Blick, niemals würde sie sich stören lassen oder auch nur einen Platz wählen wo man ihr Spiel unterbrechen könnte, doch auch das war eines vieler kleiner Geheimnisse die sie für sich behielt.
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Alt 05.06.2006, 10:25
#54
Travin Yantur
Reisender
 
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Beiträge: 91
Einige Tage ist er nun schon wieder zurück in seinem, nein ihrem gemeinsamen Heim. Seine Suche hatte ihn die letzten Tage....oder waren es Wochen gewesen? quer durch die Nordmark geführt, leider vergebens, oder zumindest war sie nicht von dem Erfolg gekrönt den er sich erhofft hatte.
Lediglich ein zerfleddertes Buch mit bleichen Lettern war in den Ruinen zu finden gewesen. Wieder und wieder liest er die Zeilen die säuberlich in einer fast schon fremd anmutenden althergebrachten Sprache die Seiten zieren.
Schließlich lässt er das Buch auf seine Knie sinken, sein Blick wandert unsteht durch den Raum. Solange er auch nun hier verweilt, in dem Heim in dem sich einiges verändert hatte, war es ihm noch nicht vergönnt seine Liebste in die Arme zu schließen. Einen Baderaum hatte sie bauen lassen, ganz so wie sie nur allzu oft in den Herrenhäusern im Süden anzutreffen waren. Einen gemütlichen Schlafsaal mit schweren Vorhängen, weichen Fellen und Kissen....Es war zu einem Ort geworden wo man gerne verweilt, zu einem Zuhause.
Langsam steigt er die Stiege hinauf, über die große Terasse. Genießt den Ausblick auf die Berge im Osten hinter denen die Sonne langsam versinkt und die Welt in ein fast gespenstisches Licht taucht. Eine Bürste liegt im Schlafgemach auf der Kommode. Beinahe verträummt zupft er einige Haare heraus, saugt den Jasmin und Kräuterduft von ihr ein....Wo immer sie auch sein mag, irgendetwas sagt ihm das sie gewiss bald zurückkehren wird.....
Lautes Pochen an der Eingangstür reißt ihn aus den träumerischen Gedanken.
Es klingt als wolle jemand die Tür eintreten. Keine Art um Einlass und Gastfreundschaft in einem anderen Haus zu erbitten. Mürrisch macht er sich auf den Weg hinunter, öffnet die Tür, bereit dem Störenfried eine Reihe verachtender Wort, wenn nicht mehr entgegen zu schleudern, doch was ihn hinter der Tür erwartet lässt beinahe das Blut in seinen Adern gefrieren.
Eine roothaarige Frau steht dort, in ihren Armen der leblos wirkende Körper Nadirah´s. Gleich einer Salzsäule steht er in der Tür unfähig sich zu Bewegen.Die Frau, eine freundin von ihr wenn er sich recht erinnert schiebt ihn Barsch zur Seite. "Wohin mit ihr, lange kann ich sie wohl nicht mehr halten" dringen ihre Worte fordernd an sein Ohr. Immer noch blickt er sie fassungslos an..."nach oben.....ins Schlafgemach" stammelt er schließllich.
Wie in Trance folgt er ihr, oder vielmehr den Beiden die steile Steintreppe hinauf. Behutsam legt Aralia Nadirah in voller Rüstung auf die Felle.
Langsam fällt die starre von ihm ab, wie es ihm immer wieder beigebracht wurde, zu handeln wie es sich für den Anführer einiger Männer gehört. Nur fetzenweise dringen die Worte der Frau neben ihm an sein Ohr, während er sich zu Nadirah herunter kniet. Sie trägt immernoch ihre Rüstung, dreckig, blutig, mit einigen dellen. Ein leises Stöhnen entrinnt ihrer Kehle. Ohne Hast nimmt er ihr die rüstteile ab, legt sie achtlos neben sich. Beinahs stockt ihm der Atem als er den Halsschutz erblickt. Mehr nach innen als nach außen ist er gedrückt. "Gib einen Augenblick auf sie acht" spricht er tonlos zu Aralia die ganze daneben stehend beobachtet. Ohne eine Antwort abzuwarten macht er sich auf den Weg hinunter, kommt kurz darauf zurück eine Schüssel warmen Wassers und ettliche Bandagen tragend. Zärtlich macht er sich daran sie zunächst abzuwaschen. Offensichtlich keine Verletzungen an ihrem Rumpf, eigentlich nur ein dünnes Rinnsal dunklen blutes das unablässig aus ihrer Nase rinnt.
Am Rande nimmt er wahr als sich Aralia verabschiedet, doch schenkt er ihr kaum Beachtung. Sie wird es verstehen. Immer wieder kleine Seufzer vor sich, beinahe zärtlich flößt er ihr einen Trank ein, legt ihr den Kopf hoch.
Mehr kann er wohl derzeit nicht für sie tun. Das Wasser schüttet er achtlos aus dem Fenster, lässt sich ermattet neben ihr in die Felle nieder, ein gebet an die Götter murmelnd sie mögen sich ihrer ebenso annehmen wie er es tat.
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Drei Tage waren nunmehr seid jenem Abend vergangen. Kaum mehr als ein Seuftzen oder Stöhnen kam über ihre Lippen. Schweißnass war ihr Haar vom Fieber gestern noch gewesen, doch scheint sie zumindest diese Prüfung überstanden zu haben. sanft streicht er ihr mit der flachen Hand über die nun kühle Stirn. Ihr Atem sit ruhig, sie schläft als wäre nichts geschehen, als hätte es die letzten drei Tage die so voller Bangen für ihn waren nie gegeben. Schließlich erhebt er sich von ihrem Lager, auf dem Weg hinaus zu den Pferden, füllt frisches Wasser in den trog, bürstet beiden Tieren den Staub aus den Fellen. Er wird Nacher wieder nach ihr sehen.
Als er neuerlich die Tür zu ihrem gemeinsamen Schlafgemach öffnet, glaubt er seinen Augen nicht zu trauen. Sie sitzt auf den Fellen, gerade dabei sandalen an ihre Füße zu binden. Beinahe Zärtlich lächelt sie ihm entgeben, doch irgendetwas stimmt mit ihren Augen nicht. Sie blicken Neugierig drein, fast wie die Augen eines Kindes...auch als sie hinaus zu den Pferden gehen bringen ihn einige ihrer Worte zum Nachdenken....."ein schönes Haus" hatte sie gesagt...hatte sie es doch selbst so eingerichtet.
Es sollte nicht das einzige sein über das er sich die nächsten Tage noch wundern würde.
Travin Yantur ist offline  
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Alt 05.06.2006, 20:32
#55
Nadirah Jin Zaykah
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Erneut war sie vor dem Kamin eingeschlafen, als sie erwachte, saß er noch immer nachdenklich daneben, seinen Blick nachdenklich ins Feuer gerichtet. Sie atmete tief ein, die Augen nochmals schliessend. Es erstaunte sie für einen Moment, das sie es nicht vergessen hatte, dass sie sich noch immer, trotz des tiefen schlafen's noch entsann wie er ihren Körper zum lodern gebracht hatte. Kurz huschte ein lächeln über ihre Lippen, als sie sich eingestand das jenes Gefühl noch immer nicht verklungen war in ihr. Es fühlte sich alles so richtig an, wieder schlug sie ihre Augen auf, blickt zu ihm hoch. Noch schwindelig von dem überkommenden Liebestaumel setzte sie sich auf. "Ich muss eingeschlafen sein." stellte sie fest. Langsam löste Travin seinen Blick vom Feuer und sah sie ruhig an. Für einen Moment kam in Nadirah die Frage auf, welche Geheimnisse dieser Mann in sich barg. Geboren im Nordland, auf der Suche nach Abenteuer und der Magie ins weniger abweisende Herzogtum. Er hatte sich den Yil'Danern angeschlossen, bis er sie kennen lernte und dann wurde er auch schon in die Wüste geschickt. Götterurteil, sie hatte gehofft niemals wieder auf solcherlei Barbarische Bräuche zu stoßen, doch die Wüste lebte nach ihren eigenen Regeln. Ihr wurde bewusst das er das Götterurteil überlebt hatte, wenngleich sie diesen Brauch barbarisch empfand so glaubte sie dennoch an seine Aussagekraft. Die Götter wollten nicht das er starb, die Götter hatten ihn für etwas ausgewählt.
"Wie wäre es mit einem Ausritt nach Yew?" Sie versuchte belanglos zu klingen, Travin nickte nur.
Sie ritt noch nachdenklich hinter ihm, es war warm an diesem Tag gewesen und mehr als den neuen Tigerfellrock und ein langarmiges Bustier trug sie nicht, wenn man von den Sandalen absah. Die Sonne neigte sich gerade hinter den letzten Baumwipfeln nieder, als sie den ersten Posten der Yew'er Landwehr passierten. Wieder liess sie ihr Pferd laufen, lachend schnappte sie nach Luft die ihr bei der Geschwindigkeit schier wegblieb. Der Gegenwind zerrte an ihren Haaren und den Bändern ihrer Kleidung, doch sie saß fest auf dem Pferderücken, duckte sich unter den entgegenkommenden Ästen hinweg und gab ihrer Stute noch mehr Zügelfreiheit als Travin sie überholte. Es war ein übermütiger Wettlauf mit fröhlichen Absichten, dennoch legten sich beide Tiere in den Kurven schräg, sprangen in atemberaubender Geschwindigkeit über die Äste und Baumstumpfe die sich in ihnen in den Weg legten. Kurz gesagt, sie ritten wie die Teufel. Ihre Stute schäumte, das Rennfieber hatte sie gepackt, kurz zweifelte Nadirah ob sie die Stute je wieder zum stehen bringen konnte, doch da war schon der nächste Ast der ihr gefährlich werden konnte.
Die nächste Kurve, lachend nahm Nadirah die Gelegenheit wahr, preschte durch das Unterholz, kürzte den Weg ab und ihre Stute hatte sich damit wieder an die Spitze gesetzt, kurz sah sie über die Schulter, sie hörte zwar deutlich das donnernden Hufe seines Pferdes, doch sah sie ihn nicht. Mühevoll brachte sie ihr Tier zum stehen und traute ihren Augen kaum. Er musste eine ähnliche Abkürzung genommen haben, ebenfalls durchs Unterholz. Schmunzelnd, klopfte sie ihrer tänzelnden Stute auf den nassen Hals. Die Nüstern beider Tiere waren gebläht und sie pumpten die Luft nur so durch den Körper. Noch eine Runde, dachte Nadirah und führte ihr Tier um die Zäunung der Yew'er Taverne, um sie wieder abkühlen zu lassen. "Rein?" Auch er hatte ein Blitzen in den Augen, sie nickte. Eine frische Röte war in ihr Gesicht gezogen bei dem Ritt, und ebenso frisch fühlte sie sich als sie abstieg. Sie hatte ihr Pferd festgebunden und ihm die Hand gereicht. Sie wollte lachen, tanzen, vielleicht auch singen, aber vor allem wollte sie das dieses Gefühl niemals enden sollte. "Oh, zum Gruße Madam jin Zaykah!" Die Feinschmiedin lächelte ihr entgegen. Nadirah runzelte die Stirn und blickte zu Travin, doch er stand reglos neben ihr. "Ist es erlaubt, das wir uns dazu setzten?" Sie setzte sich ihm gegenüber blickte ihn verliebt an, selbst wenn sie sich bis jetzt an nichts erinnert hätte, sie wäre dennoch erneut verloren gewesen.
Der Abend verlief in Gesellschaft, auch die junge Felia Kort war eingetroffen. Die Gespräche handelten sich um Klingen, all die Gesichter, sie kamen ihr seltsam vertraut vor. Und dann war sie da, die Erinnerung, der Griff nach ihrem Schwert das nicht auf ihrem Rücken gebunden war, die Leere auf ihrem Rücken, das fehlende Gewicht. Sie stockte, nahm sich zusammen, vor ihr saß eine junge Kriegerin. Lass dir nichts anmerken. Sie unterhielt sie weiter, ging sogar mit ihr um das Haus, ihre Worte waren nicht für die Ohren eines Mannes bestimmt, wenngleich jener die Wahrheit vielleicht schon längst erkannt hatte. Nachdenklich betrachtete sie Felia und ihre Klinge. Ankathra... der Name ihrer eigenen Klinge. Die Gravur des Erschaffers. Tief in Gedanken blieb sie den Rest des Abends, auch auf dem Rückweg. Daheim legte sie sich sogleich hin. Schlafen, nachdenken. Was war geschehen? Sie war in Wrong! Und dann? Tayra... der Name echote in ihrem Kopf doch daran konnte sie sich nicht mehr erinnern. Tayra, wer war das? Sie empfand dank bei diesem Namen doch konnte sie nicht sagen wofür. Sie schloss die Augen, wartete bis Travin wieder regelmässig atmete, bis er eingeschlafen war und stand leise auf. Bedacht ihn nicht zu wecken. Die Kiste gab ein leises Knatschen von sich und ein Blick hinein zeigte ihre glänzende Klinge. Langsam legte sie Hand an den schwarzen Griff mit roten Bändern. Es war ein süsses, vertrautes Gewicht als sie die Klinge anhob. Sie blickte sich nachdenklich um, doch verschwendete sie keinen weiteren Gedanken mehr an das Hier und Jetzt als sie die Treppen lautlos hinunter huschte. Die Türe öffnete und schlussendlich warmen Sand unter ihren Fußsohlen spürte. Sie hatte sich nur den Tigerrock und das Bustier übergeworfen als sie aufgestanden war. Ihr Haar wurde sachte vom Wind erfasst, als ihre Klinge zu singen begann. Die Sonne begann schliesslich schon wieder um die Vorherrschaft am Himmel zu kämpfen als sie ihren Tanz beendete. Leise so wie sie gegangen war, schlich sie wieder ins Haus. Den Sand noch in den Haaren, legte sie sich leise an seine Seite. Sie war müde und doch voller Melodie. Die ganze Nacht hatte sie nach der Weise der Klinge mit ihr getanzt, bis ihr Körper ermüdete, und sie sich sicher war wieder an alles zu erinnern. Sie schlief fast augenblicklich ein.
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Alt 11.06.2006, 22:39
#56
Nadirah Jin Zaykah
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Travin war am nächsten Tag weg, wie sooft stand sie leise auf und ihr erster Weg führte sie in ihre Küche. sie war nur mit dem mitlerweile alten Sari bekleidet und stetzte einen schwarzen Tee auf und blickte in die Wüste. Wie oft hatte sie schon an diesem Fenster gestanden? Hatte sie sich wirklich an alles erinnert? Sie schlurfte in den Wohnraum als ihr Tee fertig war und blickte nachdenklich in das Feuer. Noch brannte es nachts, obwohl längst Frühling war. Aber des Nachts war es kalt, sehr kalt. Vor allem in den Nächten wo sie allein das Lager teilte. Sie war noch tief in Gedanken als es zögerlich an der Tür klopfte. Ihr wurde ein Brief übergeben und sie nickte nur. Sie wirkte müde und dennoch beherrscht. Die Erinnerungen lasteten Schwer auf ihren Schultern, schwer und schmerzlich. Der Brief verschwand erst in den Falten des Sari's und sie blickte weiter ins Feuer. Was war nur geschehen? Vorsichtig pustete sie in den heißen Becher. Ihr Glück, das Glück das sie noch vor ein paar Tagen kurzweilig verspürte war getrübt, ihre Erinnerungen legten sich wie dunkle Wolken über ihre Augen und sie seufzte. Das Leben war wahrhaftig nicht leicht, aber vielleicht lag es auch an ihren Zielen. Sie war nicht mehr das junge Mädchen das mühe hatte das Schwert hochzuhalten, sie wusste wie weit sie sich wagen konnte im Kampf, sie wusste zu was sie fähig war. Langsam schloss sie die Augen und horchte in sich hinein. Ja, Nadirah jin Zaykah wusste was sie war, sie war zu einer stolzen Frau mit der Fähigkeit zu töten gewachsen, all ihr Leid, all ihre Erfahrungen damals als junges Mädchen wusste sie geschickt einzusetzten und sie wusste das sich manch einer unwohl fand dem sie tief in die Augen blickte. Sie wusste sich zu verteidigen und ihr Blick verriet es. Sie war weder unschuldig, noch mit weibischer Ängstlichkeit behaftet. Nein sie war schuldig... und sie war stolz. Selten verspürte sie noch Angst und die Freiheit um die sie so lange gekämpft hatte, breitete sich von Tag zu Tag in ihr mehr aus und machte sie noch sicherer. Ja sie war auf dem richtigen Weg, dennoch wusste sie das etwas auf sie wartete. Etwas das sie prüfen würde, etwas das ihr gefährlich werden konnte. Sie öffnete mit einem Schlag die Augen, nein es konnte ihr nicht gefährlich werden, die Freiheit und die Sicherheit die sie verspürte konnte ihr keiner mehr nehmen. Nadirah hatte den Tee ausgetrunken und stellte die Tasse auf dem Kaminsims ab und bewegte sich richtung Bad. Als der Sari von ihrem Körper glitt fiel ihr erneut der Brief in den Blick. Zögernd bückte sie sich und hob ihn auf. Langsam und ruhig huschten ihre Augen über die Zeilen, ehe sie nackt wie sie war in den Wohnraum kehrte und den Brief offen auf den Tisch legte um danach zu baden.

"Du bist uns immer herzlich willkommen Sieda..." Ihr Blick glitt zu dem Mann mit den Glöckchen im Haar, und traf seinen Blick. Er saß ruhig da und hielt eine Weile ihrem Blick stand, sie wusste sie würde nicht als erste fortschauen, auch wenn es in dem Moment unwichtig war, auch wenn sich ihr Gegenüber nicht einen Gedanken daran verschwendete. Sie fühlte die Kraft in ihr, sie spürte es jeden einzelnen wachen Moment. Ihr Blick glitt wieder zu Sieda und sie lächelte. Sieda, sie war zu einer wahren Freundin geworden, und Nadirah freute sich schon auf das süsse Gewicht von Ciama auf ihrem Arm, dennoch wollte sie Sieda zu nichts drängen und sich schon gar nicht zwischen sie und Valore stellen.
Es war schon später abend als Sieda mit Ciama auf dem Arm einkehrte. Sie hatte ihr Felle bereit gelegt und Ciama lag schon bald in diesen und schlief tief und fest. Sie saß noch immer mit Sieda vor dem Kamin, leise unterhielten sie sich in der Sprache ihrer Heimat, doch insgeheim wartete sie nur auf Travin, der auch in dieser Nacht nicht wiederkommen würde. Viel später folgte sie Sieda ins Schlafgemach und legte sich ebenfalls ermüdet nieder. Sie hatte die Übungen mit dem Schwert wieder aufgenommen und stählte wieder jeden Tag ihre Muskeln, übte sich in Geschwindigkeit und Gelenkigkeit. Wieviel Tage vergangen waren konnte sie nur schätzen, doch ihr Körper dankte ihr jeden Tag aufs neue mit mehr Kraft und Wendigkeit. Ja sie hatte sich selbst gefunden, sie war sie selbst jeden einzelnen Moment und dennoch spürte sie die Sehnsucht, die Sehnsucht nicht allein zu sein. Ärgerlich runzelte sie die Stirn und lauschte auf das gleichmässige Atmen von Sieda und Ciama ehe sie einschlief.
Am nächsten Morgen war sie noch eher wach als die beiden. Ciama hatte Sieda zweimal geweckt und lautstark ihren Hunger bekundet, leise schlich sie raus um ihrer Freundin noch einige Stunden Schlaf zu gönnen. Als sie die Tür öffnete, hörte Nadirah leises glucksen. Nochmal drehte sie sich um und schaute an dem Vorhang zu Sieda's Schlafgemach. Ciama kugelte sich bereits quer übers Bett, und schaut sie mit großen Augen an als ihr Kopf sich durch den Vorhang schob. Schmunzelnd machte sie noch einen Schritt in den Raum und breitet die Arme aus, Ciama hob ihre kleinen Ärmchen ihr entgegen und lachte glucksend auf. "schhhhhht... lassen wir die Mama noch ein wenig schlafen... " Sie hob die kleine auf ihre Hüften und schloss die Tür leise. Sie hatte bereits ein kleines Gitter vor den Kamin gestellt und legte Ciama auf die Felle vor diesen wärend sie in die Küche ging und einen Tee aufsetzte. Als sie mit der Tasse wiederkam, konnte sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, Ciama kniete auf den Fellen, ihr Gesicht war von einem Strahlen erfüllt und versteckte sich immer wieder in den Fellen als wolle sie sich verstecken. "Wo ist denn nur die Ciama?" Fragte sie übertrieben ratlos und schaut sich im Raum um. "Unterm Tisch vielleicht?" Sie bückte sich, wohlwissend von der kleinen beobachtet zu werden. "NaNa!" quietschend robbte Ciama auf Nadirah zu und sie lächelte. "Da ist also die Ciama?" Sie setzte sich zu der Kleinen und strich ihr sanft über den Kopf. Ciama versuchte sich an ihr Hochzuhiehen doch plumpste sie immer wieder hin, bis sie irgendwann resigniert sitzen blieb und sie fragend anschaute. "Mama?" es kam fragend mit traurigem Unterton. "Die Mama schläft noch oben" Nadirah zeigte mit dem Finger hoch und legte dann den Kopf schief und schloss die Augen. "Mama?" auch Ciama zeigte nun fragend hoch. "Ja die Mama schläft noch!" Ciama lachte, es war Nadirah unverständlich doch mit einem lächeln musterte sie das kleine Mädchen. "MAMA!!!" Sie zeigte hinter Nadirah. "Nein die Mama schläft noch..." Sie brach ab, Ciama begann sich vorwärts zu bewegen, mit Händen, Füssen und teilweise sogar dem Gesicht so eilig hatte sie es. Nadirah drehte sich um und schmunzelte. Sieda stand an der Treppe, ebenfalls in einem Sari gekleidet und sah sie aus müden Augen an. "Verzeih ich wollte dich nicht wecken..." "MAMA..." Ciama unterbrach sie. Narsieda winkte nur schweigsam ab und nahm ihr Kind auf den Arm. Seufzend blickte sie ihrer Freundin entgegen und stand auf. "Ich mach dir einen Tee hm?" "mhm..." ein bejahender Laut dennoch noch nicht ganz der Sprache mächtig setzte sie sich mit Ciama auf die Felle.

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Alt 16.06.2006, 14:34
#57
Nadirah Jin Zaykah
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Die Zeit war ihr fast davon gelaufen, dieser lächerliche Streit mit Lia, weswegen ihr nun eine Strähne fehlte. Die Ahnung das sie in diesem Land ihren Weg nicht einsam gehen würde, die Tatsache das ihre Ahnung sich immer mehr bestätigte. Lia's Geschichte... Nadirah runzelte kurz die Stirn. Ja sie konnte verstehen wenn manche sich ekelten, doch waren es nicht jene Menschen, die sich nicht in die Lage anderer versetzen konnten? Es schien eine besondere Gabe zu sein die Nadirah hatte. Sie wusste fast immer welche Gefühle sie hatte, wo sie ihren Ursprung hatten und wodurch sie reagierten. Sie wusste wo sie jene Gefühle zu erst gehabt hatte, sie wusste auch um ihre Erfahrungen, welche Bereicherung diese für ihr Leben waren. Sie vermutete das Lia einen tief sitzenden Schock hatte, sie vermutete so viel, doch wollte sie sich nicht beirren lassen. Sie selbst hätte wohl neben einer Leiche gelegen, wenn sie keinen mehr gehabt hätte, und das Lia nun vor ihr stand bewies das sie kämpfte, sie kämpfte erbittert. Das einzige was Nadirah ein Rätsel war, war die Aussage von Lia das sie die Gesichter nicht mehr im Gedächtnis hatte. Sie überlegte ob sie Lia dabei helfen konnte, ob es wichtig war das sie sich tatsächlich an die Gesichter erinnerte. Sie wünschte es Lia, war solch eine Erinnerung doch immer sehr kostbar, aber schlussendlich kam sie dazu, das es im Großen und Ganzen unwichtig sei. "Hüte dich davor, sie zu bestimmen..." pocherte es in Nadirah's Kopf. Sie wünschte es ihrer Freundin zu sehr, das sie es fast als ihre Pflicht ansah ihr dort zu helfen, sich an die Gesichter zu erinnern, doch durfte sie sich nicht selbst überschätzen. Ein Rückschlag oder Misserfolg könnte Probleme bieten, das einzige was sie hoffen konnte, war das Lia eines Tages lernte damit zu leben, es als nichts schlimmes, eher als ihre ganz persönliche Eigenart anzusehen, wegen derer sie sich nicht schämen brauchte.
Scham, das war so eine Sache... oft spürte sie wie Lia zurück wich und verstand es nicht. Ständig hatte sie das Gefühl das Lia sich ihrer selbst wegen schämte, doch wenn sie Lia ansprach widersprach sie meist. Es schien manchmal so, als wenn sie vor sich selbst zu den Dingen stehen könne, aber vor anderen Leuten brach diese Standfestigkeit dann ein, manchmal schien es Lia zu betrüben sich anders zu fühlen als andere. Es war so viel da, was Nadirah unsicher machte. Ja sie war damals selbst sehr sehr unsicher und alles andere als Selbstbewusst gewesen, doch war sie immer zuversichtlich gewesen, und hatte nie gesagt das kann ich nicht. Sie hoffte das Lia's Vergangenheit sie nicht zu sehr beeinträchtigt hatte. Sie wünschte ihr die innere Ruhe die sie selbst gefunden hatte, sie wünschte ihr die Sicherheit die sie tief in sich selbst fand und doch konnte sie ihr bei dieser Suche nicht behilflich sein. Vielleicht war es das, warum Lia nie von ihnen geträumt hatte. Sie hatte Tage über Lia nachgedacht, Stunde um Stunde, die Gedanken kamen kaum zur Ruhe. Wie würde Lia die Bestätigung empfangen? Sie war sich nun sogar sicher, das Lia dem selben Weg folgte wie sie selbst. Wie würde Lia darauf reagieren, würde Lia davon reden?

Sie saß abends in der Ente mit Sieda, sie war in eine Unterhaltung mit einem Magier geraten. Er schien fast etwas schüchtern, das Gespräch plätscherte etwas vor sich her bis sie nach diesem Isfrael fragte, der unbedingt Lia's Herz erobern wollte. Sie war in Rage geraten, hatte sogar mit Travin gesprochen. Er riet ihr nur, kühles Blut zu bewahren, würde Lia wirklich dem Weg folgen, so würde sie nicht zulassen, das er sie regierte. Sie saß wieder da und folgte dem Gespräch eher beiläufig als sie sah wie eine junge Frau in sehr schlichter Kleidung an den Tisch trat, wo Madam Ceres und der Major saßen. Neugierig geworden was ein Mädchen aus dem Volk, an dem Tisch der hohen Gesellschaft wollte beobachtete sie. Irritiert nahm sie war, wie die junge Frau sich dazusetzte und überlegte zuerst, ob sie nicht vielleicht eine neue Freundin der Major's Tochter war, doch schien sie recht ruhig an dem Gespräch teilzuhaben. Auch schien sie etwas zu betrüben, Nadirah konnte nicht sagen was, jedoch mitempfinden. Wie hatte sie sich damals klein und unbedeutend gefühlt, als die Ente damals eröffnet wurde und sie mit den Baron Kindern Angelina und Elaya an einem Tisch saß. Sie hatten so schöne Kleidung und sie selbst war im Vergleich in Lumpen gehüllt. Sie kam sich klein und schäbig vor und versuchte das beste daraus zu machen. Je länger sie die junge Frau beobachtete, desto mehr sah sie sich selbst dort vor einer halben Ewigkeit sitzen. Man schenkte ihr nicht sonderliche Beachtung, eher beiläufig nahm sie auch wahr, das sie wohl eher mit dem fremden Mann neben Madam Ceres bekannt war als mit Sianne. Kurz schien sich ihr etwas offenbaren zu wollen, schon eine Weile beobachtete sie die schmachtenden Blicke des Fremden die auf Sianne gerichtet waren, welche es jetzt sehr eilig mit dem gehen hatte. "Möchtet ihr noch was trinken?" Sie hatte den Gedanken gerade erst angefangen, als Elaurin sie ansprach. Etwas verwirrt widmete sie ihm ihre Aufmerksamkeit, und der Gedanke verschwand so schnell wie er gekommen war, doch das Interesse war noch da und es wuchs als der Fremde mit der jungen Frau allein zurück blieb. Sie hatte ihn des öfteren gesehen, er musste wohl ein Verwandter eines hohen Tieres sein, da er ständig in Gardebegleitung war, doch es interessierte Nadirah nicht sonderlich... bis jetzt. "Es ist der Richter..." Hörte sie Sieda sagen, welche auch wie gebannt zu den beiden schaute und die Szenerie beobachtete. "Ich würd ja zugern hören was da gesprochen wird!" Meinte Nadirah leise. Sieda zuckte nur mit den Schultern, wer war diese Frau? "Ich höre wie der Krug fällt...!" Sagte Sieda leise, sie mochte recht habe. Das Gespräch um was es sich auch immer handelte, vernahm nicht den Lauf den sich beide gewünscht hatten. Immer wieder sah sie diesem Richter in den Rücken und dann an ihm vorbei zu der Frau. Sie sah den bettelnden Blick, das Flehen... ihre ganze Körperhaltung war so voller Demut das es Nadirah eiskalt den Rücken runterlief. Was auch immer geschah sie sah es nicht gerne wenn sich jemand so erniedrigt. "Und jetzt ist er aufgekommen der Krug, und in tausend Scherben zersprungen" Sieda's Kommentare waren stets trocken, zu meist amüsierte es Nadirah, aber diesmal kochte es in ihr. Was war das für ein Mann? Kannte er kein Erbarmen? Ungläubig sah sie zu der jungen Frau, welche weinend auf dem Stuhl sass. Abscheu und Verachtung schäumte in ihr hoch. Konnte er sie nicht an einem anderen Ort demütigen? Arrogantes Pack, ging ihr kurz durch den Kopf. Sie sah wie die Frau regelrecht in sich zusammenbrach. Wieder war es Narsiedas trockener Kommentar. "Und er sprang in tausend kleine Scherben" Sie fühlte regelrecht den Schmerz dieser fremden Frau und es war als hätte dieser Mann, dieser Richter, versucht ihren eigenen Stolz zu brechen. Verächtlich blickte sie zu ihm, wie er mit der falschen Zunge von Wirtin sprach. Der Kloß in ihrem Hals wurde immer größer, kurzer Hand stand sie auf, griff nach dem Likör den Sieda für die junge Frau bestellt hatte und ging zum Tisch. "Trink das" Dieses Mädchen tat ihr leid und die Wut immer größer, sie konnte nur noch Verachtung finden. Ihr Blick fiel auf den Major. Sie hatte ihn stets als anständigen Mann in Erinnerung, wenn er mit der Garde unterwegs war zwar stets etwas blasiert, doch war er ihr gegenüber nie herablassend gewesen, auch damals nicht, als sie öfters in der Gardisterei war. Sie rechnete es ihm hoch an, die ganzen Kadetten, vor allem dem blasierten jungen Burschen der sie nach geäfft hatte, als wäre er seinen Kinderschuhen noch nicht entwachsen, alle samt würden wohl nie an diese Ausdrucksstärke kommen. Sie musterte ihn weiter, er war weder dumm noch war er ehrlos, warum sah er sich das mit an? Warum schützte er so einen feigen Hund, der es vollbrachte eine Frau in aller Öffentlichkeit so zu demütigen und sich dabei scheinbar noch als Opfer fühlte. Sie blickte wieder zu dem Richter, der mit trauriger Miene noch einmal rüber schaute. Sie war kurz davor ihm ins Gesicht zu spucken, erst lässt er es zu das diese Frau ihre Haltung verliert und dann wagte er es auch noch sie Mitfühlend anzusehen, als würde ihm an all dem hier keine Schuld treffen. Sie hatte selten in ihrem Leben für jemanden so viel Verachtung und Abscheu empfunden, sie hatte selten, ja eigentlich nie einen so unehrenwerten Menschen gesehen. Sie war kurz davor dem Mädchen über den Kopf zu streichen, ehe sie sich besann das es eigentlich eine Fremde war. Sie blickte zu ihr runter und Nadirah wurde das Herz schwer. Diese Frau war kurz davor all ihre Sinne zu verlieren.
"Kommt wir bringen euch zu eurer Herberge... " Völlig unerwartet mischte sich die Wirtin ein, welche zuvor noch kaltherzige Kommentare abliess. Nadirah war zu sehr mit dem Schmerz der Frau und ihrem eigenen beschäftigt gewesen, als das sie genau hergehört hatte, doch der Klang der Stimme glich einer kalten nassen Krötenhaut in dem Moment. "Ihr könnt hier schlafen, ich habe unten ein Bett frei" Sie blinzelte, diese zweizüngige Frau hatte was im Sinne, vor wenigen Minuten noch eiskalt und nun mit Engelszungen gesegnet. Sie sah das Bild vor Augen wie der Richter mit der Wirtin sprach und alles in ihr drängte sie danach die junge Frau hier raus zuholen. "Ich saß im Kerker..." Wieder bekam sie nur den Teil eines Gespräches mit, doch sie ahnte das dieser Ort niemals geeignet wäre für ein gebrochenes Herz. Marie mischte sich immer wieder ins Gespräch ein, wusste geschickt die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch immer wieder versuchte ihr Nadirah einen Strich durch die Rechnung zu machen. Die Wut kochte in ihr, es brodelte, sie brauchte alle Willenskraft um nicht hier und jetzt in Jähzorn zu verfallen. "Ihr seid Bardin, ich hätte Arbeit für euch..." Elaurin versuchte die Aufmerksamkeit der jungen Frau zu erhaschen. Es war nur ein kurzer Blick auf Elaurin, doch Nadirah dämmerte es. Kurz kam ihr ein bedauerndes Gefühl, das Elaurin nicht so eine imposante Persönlichkeit war die mit einer Geste alle Aufmerksamkeit inne hatte. Wieder hörte sie Marie sprechen, es geschah fast von selbst, als sie Marie nun um den kleinen Finger wickelte, sie wütend anblickte, ablenkte, ihr keine Möglichkeit mehr lies, die junge Frau anzusprechen. Sie wurde langsam wieder etwas ruhiger. Die Situation wandelte sich wie sie es geplant hatte, Elaurin sprach, leise nicht aufdringlich, doch seine Worte fanden Nahrhaften Boden. Noch ein wenig diese Wirtin ablenken, damit wir sicher hier rauskommen.

"Ich darf Britain eigentlich nicht verlassen..." Nadirah's inneren Alarmglocken klangen an, sehr laut. Sie konnte nicht sagen warum, vielleicht weil sie erlebt hatte wie dieser Jammerlappen von einem Mann Richter sein sollte, vielleicht weil sie dieser Frau nichts schlimmeres zutraute als das klauen eines Apfel's aus Nachbars Garten. Immer wieder schaute sie sich um, sie wartete quasi schon auf die Gardisten die nach dieser Frau suchten. Der Adrenalin schoss durch ihre Adern, ihr Herz klopfte wie wild. Nein diese Frau lag lang genug in Ketten, dachte sie, wobei sie nichtmal die fassbaren meinte, eher jene die ihr Herz gefangen hielten. Es dauerte nicht lange als sie durch das Mondtor traten. Noch eine kleine Auseinandersetzung mit einem Straßengör und sie war sich sicher, Resari Calesse war in Sicherheit, in Sicherheit vor noch mehr Scherben, in Sicherheit vor Kerkerarrest, in Sicherheit vor Demütigungen, in Sicherheit vor Beschuldigungen. Die Frau hatte fast in einem durch geklagt, und Nadirah schmerzten etwas die Ohren, doch so langsam legte sich die Wirkung des Likeur's wieder. "Ardenius Peret, der ehrenvolle Richter der zu seiner verlobten Bardin nicht stehen kann..." dachte sich verachtend. Sie hatte das Bild von einem ehrgeizigen Mann im Kopf, der über Leichen ging um noch mehr Macht zu bekommen, der die Menschen nutzte um eine Stufe nach der anderen zu nehmen. Sie hatte den Mann zuvor nie wirklich wahr genommen, nie wirklich Beachtung geschenkt. Aber an diesem Abend als sie die junge gebrochene Frau vor sich sah, in alter Kleidung, mit Tränen auf den Wangen, stand für Nadirah fest, der Richter von Britain war schuldig, schuldig bis ins Mark und sie wusste er würde bis er seinem Richter gegenübertrat noch mehr Schuld auf seine Schultern laden.

Als sie ging, dämmerte bereits der Morgen und Nadirah zog sich zurück. Auch die nächsten Tage war sie eher flüchtig in Britain, es gab eh noch genug zu tun. Sie würde mit Travin reden müssen und mit Kira. Doch vorerst, landete ein weiterer Name auf die Liste die in dem kleinen Buch von ihr lag. Danach ging sie baden, sie wollte all den Ekel und Unreinheit abwaschen die sie heute empfunden hatte.
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Alt 16.06.2006, 17:52
#58
Resari Calesse
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War es nicht schon demütigend genug, das Arden ihr hier vor so vielen Ohren und Augen den Gnadenstoss ihrer Liebe versetzte? Nein, so musste sie sich diese kalten Worte der Wirtin anhören!
"Ich liebe dich noch immer..." Was für ein Hohn, sie war sich überhaupt nicht mehr sicher, ob er sie überhaupt je wirklich geliebt hat. Viele Gedanken und Klarheiten stürzten auf sie ein. Es stimmte, sie lief ärmlich gekleidet herum, und das obwohl ihr Verlobter Schneider war und nun Richter. Er verbot ihr weiterhin Bardin zu sein, denn dies würde sich als seine Verlobte nicht mehr chicken. Doch hat er sich je um sie gekümmert, sich darum geschehrt, wovon sie dann leben soll? Nein! Damit trieb er sie schlussendlich nur auf die Strasse, zum Betteln. War dies etwa chicklich?

Wie hatte er sich über die Zeit verändert, oder nur ihr gegenüber? Vielleicht war er ja immer so... Anfangs umgarnte er sie mit Engelszungen, später verbot er ihr den Mund, wollte sie sogar ins Kloster schicken, als sich mit ihr abgeben zu müssen.
Wie er ihren Bruder von Anbeginn gehasst hat, welch garstige Worte er ihn an den Kopf geworfen hatte und dabei bemerkte er nicht, das er mit diesen Worten sogar Resa tief traf. Er belächelte die Existenz der Barden, machte sich sogar über des Bruders Kleidung lustig und wunderte sich dann, als Yael ihn nicht mehr in der Nähe seiner Schwester wissen wollte. "Verschenk dein Herz nicht an diesen Kerl! Glaub mir, er wird dir sonst eines Tage das Herz brechen!" Ach hätte sie nur damals auf ihren Bruder gehört, seufste sie tief. Doch stattdessen traf sie Arden weiterhin, wenn auch hinter dem Rücken Yaels, ja verschwieg ihn anfangs sogar, dass sie sich mit ihm Verlobt hatte. Doch sie wollte nicht aufgeben, wollte das Yael ihren geliebten Arden akzeptierte. So unterstützte sie seinen Richterwunsch, obwohl ihr dies gänzlich zuwider war. Mit der Zeit, die verging, beruhigte sich Yaels Zorn und es gelang ihr, die beiden Streithähne wieder langsam zuzammen zu führen. Als die Zeit gekommen war, gestand sie ihm, dass sie sich nie von Arden getrennt hatte und sogar bald eine Hochzeit anstände. Erstaunt war sie, dass er nach kurzem Luftholen ihr auf die Stirn küsste und ihr alles Glück der Welt wünschte. "Na, er hat ja doch noch aus sich etwas gemacht und scheint dir gut zu tun. Meinen Segen sollt ihr haben."

Das alles war nun vorbei! Sie wollte es nicht wahr haben, das Arden ihren Bruder beschuldigte, sie beide überfallen zu haben, als sie gerade den Segen des Bruders feierten. Er hatte nicht einmal das Rückrat es ihr direkt ins Gesicht zu sagen, stattdessen wich er ihr immer aus und versteckte sich hinter dem Major. Sie erfuhr es erst, als sie selbst verhaftet wurde ohne recht zu wissen, warum. Im Kerker liess sie ihrer Wut freien Lauf, ob der Verhaftung, als sie aus einem der weiter entfernten Zellen die aufgeregte Stimme ihres Bruders vernahm. Nur kurze Zeit blieb ihnen, doch diese nutzten sie und jeder erzählte in kurzen Sätzen, in ihrer alten Muttersprache, was in den vergangenen Wochen vorgefallen war. Yael berichtete ihr, das Arden es war, ihn beschuldigte sie überfallen zu haben. Auch berichtete er ihr, dass man Yael sogar mit Folter gedroht hat, ihm wie seiner Schwester, wenn er nicht endlich gestehen würde. "Wie würde sich eure Schwester fühlen, wenn man ihr die Zunge herausschneiden würde?" Eine Welt brach für Resa zusammen! Doch eines liess ihr Herz noch etwas schlagen, ihr Bruder wurde freigelassen, kaum das sie eine Glase im Kerker saß. "Sie lassen mich frei Schwessi, so wie es Sire Bol versprach, wenn sie dich haben. Bleib standhaft und aufrecht, wir haben nichts getan!"
Hat es Arden in den drei Wochen überhaupt gekümmert, wo Resa war? "Ich habe es nicht gewusst.." Solch Schwachsinn! Er war Richter verdammt noch eins, er wird es gewusst haben, doch hat es ihn nicht gekümmert. Vielleicht war er sogar froh darüber, ungestört mit Sianne die Zeit verbringen zu können. Ja, sie wusste von Angebinn, das da etwas lief. Sie sah seinen Blick, wenn er von seiner "Freundin" sprach, doch verneinte er immer vehement. Doch Sianne bestätigte ihr gegenüber, dass sie Arden liebe würde. Ja, sie hörte sogar mehr als sie wissen wollte, hörte Gespräche und ihr wurden auch die ein oder anderen Informationen direkt zugetragen, doch selbst da, war ihre Welt noch rosa gewesen, wenn auch schon leicht brüchig.

Jetzt wo er sie verstossen hatte, vor all diesen Menschen, vor seinem Wachhund dem Major, der sicherlich innerlich feixte über ihren Schmerz, da zersprang ihr Herz und sie wollte einfach nur noch weg. Weg aus der Ente, weg aus dieser Stadt, weg aus diesem Land. Am liebsten wollte sie überhaupt nicht mehr sein.
Den Likör schluckte sie in einem Zug herunter, den ihr Nadirah reichte. Auch wenn die nächsten Stunden nur verschwommen in ihrer Erinnerung haften blieben, so erinnert sie sich auch die Wärme der Herzen dieser drei Menschen, die sie damit regelrecht am Leben hielten.
Nadirah beschenkte sie so reich, das es ihr die Worte raubte. Neue Kleidung aus Leder, Schmuck, sogar eine goldbeschlagene Truhe für ihr wenig Hab und Gut. Soviel wie sie ihr schenkte, besass sie vorher nicht im Ansatz. "Denkt nicht mehr an diesen Mann, er ist es nicht wert."
Jeden Tag kam Narsieda sie besuchen, auch wenn ihre spitze Zunge sie oft verängstigte, so war sie froh um ihre Gesellschaft. Jede frei Minute, die Elaurin erübrigen konnte, schenkte er Resa. Wenn es auch ein riesen Schock für sie war, als sie erfuhr und sah, dass er Magier war. Wie fürchtete sie sich doch vor Magier, ihre schlechten Erfahrungen über die sie nur ganz selten sprach, hatten dazu geführt. Und nun lebte und wohnte sie auf Moonglow, eine Insel voller Magier!!!
Sie lebte bei Elaurin, den liebevollsten und führsorglichsten Mann den sie je kennenlernen durfte....
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Alt 17.06.2006, 17:03
#59
Aralia Lorr
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Der Streit, das Missverständnis oder wie man es im Nachhinein auch nennen mochte, hätte fast das Band zwischen den beiden Freundinnen zerstörrt. Von allein hätte sie Nadi nicht um ein klärendes Gespräch gebeten, für Aralia war es nicht wichtig welche Gründe Nadirah gehabt haben mochte, für sie stand nur fest, Nadi hatte ein Grenze überschritten, war in einen Bereich vorgedrungen in dem sie nichts zu suchen hatte. Ein jeder hat eine unsichtbare Grenze um sich herum, überschreitet man jene ungefragt, uneingeladen, so setzt man womöglich seine Gesundheit, wenn nicht sogar sein Leben aufs Spiel.

Lange sprach Nadi auf Aralia ein. Während Nadi auf den Stufen saß und sich an die Mauer lehnte, so stand Lia angespannt einige Schritt entfernt, ohne sie aus den aufmerksamen Blick zu lassen. "Willst du dich nicht endlich setzten, ich möcht´dir in die Augen sehen, ohne mir den Hals zu verrenken." Doch dies war nicht der einzige Grund für ihre Bitte, es machte sie nervös, Aralia so angespannt, fast wie eine Raubkatze die kurz davor stand anzugreifen, vor ihr stehen zu sehen. Doch es dauerte lang, bevor Lia sich in den Sand setzte, noch immer mehrere Schritte von Nadi entfernt.

Ja, Nadi verstand es mit Worten umzugehen! Sie vermochte es jedesmal, das Aralia nachdenklich wurde, über Nadis Worte nachsinnte, sie hin und her wendete, bis sie einen Sinn ergaben oder noch mehr Fragen aufwarfen.
"Hörst du dein Schwert zu dir sprechen?" Vorsicht stellte Nadirah ihr diese Frage. "Du musst mir darauf nicht antworten, wenn du nicht möchtest." Wie ein Schlag ins Gesicht war diese Frage. Die ganze Zeit über hatte Aralia den Blick nicht einmal von Nadi genommen, jede ihrer Bewegungen genau im Blick, doch dann kam diese Frage, riss Lia förmlich den Boden unter den Füssen weg. Nur schwer konnte sie ihre Überraschung, ihre Verwirrtheit aus ihrer Mimik fern halten. Aralia senkte den Blick und drehte sogar den Kopf zur Seite.
Verflucht! Woher weiss Nadi dies? Noch nie hatte sie darüber mit jemand gesprochen, oder auch nur angedeutet in dieser Richtung.
Ja, sie hörte es zum ersten Mal, als sie fast verhungert an den verwesenden Körpern ihrer Eltern sich schmiegte. Hatte sie doch gerade Nadirah ihre Geschichte erzählt, ihr berichtet, dass sie kurz davor gestanden hat, zu verhungern und dann beschloss aufzustehen, den Kampf für ein Überleben zu beginnen. Doch sie hatte ihr nicht gesagt, dass das für sie viel zu grosse Schwert leise, damals noch, mit ihr sprach. Das jenes Schwert ihres Vaters es war, das sie aufstehen liess.
Aralias Reaktion mag Antwort genug gewesen sein, doch rasch fand Lia ihre Beherrschung wieder und bestritt das sie es hören würde, ja sie bombardierte sie mit hypothetischen Gegenfragen. Lia wollte mehr darüber erfahren, doch ohne sich dafür zuerst zuoffenbaren.

Lia verstand nicht, warum sollte sie ihre Familie begraben. Warum sollte sie von ihren Geschwistern und Eltern getrennt werden? Gaben sie ihr doch den Halt, die Geborgenheit und den für sie gewohnten körperlichen Kontakt.
Lia liess sich ungern von anderen Berühren. Jene waren warm und weich. Nein, es war nicht eklig oder schmerzend! Es war so anders, auf eine befremdliche Art schön. Berührungen verwirrten sie, brachten Lia aus der ihr so wichtigen Aufmerksamkeit. Wie sie es immer nannte: fehlende Aufmerksamkeit kostet einem das Leben, wer jene verliert ist schwach und verletzlich. Darum durfte nichts ihre Aufmerksamkeit ins Wanken bringen. Doch es war nur die halbe Wahrheit. Über die zehn Jahre hinweg, in denen sie Nacht für Nacht an der Seite, ihrer mittlerweile skelettierten Eltern, schlief, erwiderte niemand ihre Berührungen, oder machte gar den Anfang.

Nadirah war traurig, doch warum berührte es sie so sehr, dass Lia sich nicht mehr daran erinnert, wie ihre Geschwister oder Eltern einmal aussahen. War es denn so wichtig welche Augenfarbe oder Haarfarbe jemand hatte? Ihre Familie hatte sie doch nie verlassen, sie sahen nun einmal so aus, wie sie nun aussehen. Wunderschöne bleiche Skelette. Sie erzählte Nadi von einem Traum über ihren Bruder, wie er Ball spielte oder durch den Wald rannte, um sich vor den anderen Geschwistern zu verstecken. Sie träumte ihn nicht aus Fleisch und Blut, nein, sie träumte ihn so wie er jetzt aussah, so wie sie ihn kannte, als Skelett.
Wie tief musste Nadirahs Schmerz sein, über den Verlust ihrer geliebten Mutter, sie sah ihre Mutter nie wieder. Lia tat es für Nadi sehr leid. Tiefes Mitgefühl umschloss ihr Herz. "Lia meine Mutter ist immer bei mir, sie ist in meinem Herzen."
Lia erwiederte nichts, doch schoss es ihr durch den Kopf: "Ach Nadirah, da bin ich dir im Vorteil, ich werde mich heute Nacht wieder einmal zu meiner Mutter legen, du aber, kannst deine nicht berühren."
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Alt 22.06.2006, 09:39
#60
Nadirah Jin Zaykah
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Die Zeit verging wie im Flug, der Basar in der Schlangenbucht, war schon wieder fast Wochen her. Interessante Dinge kamen zum Vorschein und ereigneten sich. Danach hatte sich Nadirah etwas zurückgezogen, um über alles nachzudenken. Lia hatte am Markttag ein Selbstbewusstsein und eine Beherrschung gezeigt, die sie ihr kaum zugetraut hatte. Andere Eigenschaften zeigten sich bei ihr, die Nadirah bisher noch nie so wahrgenommen hatte. Ihre schnelle Auffassungsgabe, die Fähigkeit alles sofort um zusetzten. Anderen eine Sicherheit vermitteln, die auf sie Angewiesen waren. Nadirah’s Füße tauchten unter Wasser, wie so oft, saß sie in der kleinen Oase der winzigen Wüste hinter dem Haus in dem sie wohnte. Sie hatte sich nur in Tücher gewickelt, es war viel zu heiß und sie saß im Schatten an einer Palme gelehnt. Sie war gerne und oft hier, vor allem im Sommer wie sie feststellte. Der Schweiß bildete sich in kleinen Tropfen auf ihrer Stirn und sie genoss dieses Gefühl der Lebendigkeit, auch wenn es eine gewisse Trägheit mit sich brachte in der Regel.
Diesmal war es anders, ihre Gedanken jagten durch ihren Kopf ohne ihr auch nur eine ruhige Minute zu lassen. So viele Gesichter und so viele verschiedene Geschichten dahinter. Taresh Meragan, ein junger Mann mit sicherlich großem Mut, doch noch ungeschliffen wie ein roher Edelstein. Nadirah wünschte ihm jemanden der begann ihn zu schleifen, doch sie selbst würde keinem Mann zeigen können, wie man kämpft ohne dass er sein Gesicht verlor. Sie hatte vor Wochen mit Travin gesprochen, er war bereit, doch sah sie ihn seltener als je zuvor. Wenn sie heim kam schlief er meist, wenn sie wach wurde, war er schon unterwegs. „So wie du, muss ich mich eben um Dinge kümmern...“ hatte er gesagt, die Vernunft sagte ihr das es sein Recht und sogar seine Pflicht war, doch ihr Herz zog sich zusammen, genauso wie zu den Momenten, wenn sie wegen ihrem Weg ging.
Felia, die junge Kriegerin die soviel Talent hatte mit ihrem Schwert zu tanzen. „Sie scheint mit meiner Art zu kämpfen nicht so recht zusammen zu finden.“ Hatte Travin gesagt. Sie ahnte was er meinte, sie hatte Felia Kort in Yew gesehen, wie sie ihre Klinge hob, die Augen schloss und dem Gesang lauschte. Wie sie fast sanft die Luft durchschnitten hatte. Möglich war es das sie sich in Felia irrte. Sie konnte diese Frau überhaupt nicht einschätzen. Fast jedes Mal, wenn sie die junge Kriegerin sah, hatte sie einen Rubin dabei, doch waren ihre Worte zurückhaltend, distanziert. Wollte sie nicht, dass man ihr näher kam oder traute sie sich nicht vor? Wäre ersteres der Fall, würde sich Nadirah niemals aufdrängen, bei Zweiteren würde sie vielleicht versuchen die Unsicherheit zu nehmen, aber wie sollte sie wissen was es war? Sie hatte beschlossen abzuwarten und zu sehen wie sich alles entwickelte, so wie sie es bei Lia getan hatte. Kurz wurde ihr Unwohl. Lia und Felia zu vergleichen war als würde man die Wüste mit Yew vergleichen oder den Tag mit der Nacht.

Schlussendlich war da noch Resari Calesse. Ja die Dame der sie ihren Schutz geschworen hatte und dennoch sah sie kaum ein weiterkommen. Nur den ach so ehrenwerten Richter sah sie hin und wieder. Bisher hatte sie keinen Wunsch gehegt überhaupt nur ein Wort und sei es auch ein Wort des Grußes oder des Abschiedes zu wechseln. Sie hatte ihm klar zu verstehen gegeben, das sie ihm nicht die geringste Sympathie entgegenbrachte, ob er es zu deuten wusste war ihr einerlei, auch was er davon hielt. Doch bisher hatte Nadirah noch nie ein Problem damit gehabt ihre Einstellungen zu zeigen. Wenn sie jemanden mochte blickte sie ihn offen an, lächelte und ließ sich in Gespräche verwickeln, wenn sie jemanden nicht leiden konnte, begegnete sie diesen Leuten meist mit Verachtung, ebenso diesem Richter. Erst gestern hatte er sich erneut wieder bewiesen. Sie hatte mit Aledan in der Stadt gesessen, am Marktplatz, als ein Narr und ein Mann mit seltsamer Ausstrahlung sich, nun unterhielten, wäre zuviel des Narren. Sie hatte beide lange beobachtet. „Das ist Vingril Kengrand, Inquisitor und Großmeister.“ Ja das war er wirklich, dachte Nadirah kurz. Sie hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen, doch diese Geduld und Güte die er dem Narren entgegenbrachte, sprachen nicht von Hochmut und Herablassung, im Gegenteil, sie glaubte gar einen Funken Respekt dem Geschöpfe an sich zu sehen, es war als sehe sie ein Wunder, er sprach mit Güte und Gnade und dennoch bestimmt. Das ist also ein Diener Glaron’s...
Im Vergleich zu ihm sahen sämtliche andere noch mehr wie billige Fälschungen und heuchlerischen Marionetten aus. Sie hatte diesen Gott den sie alle zu ihren Gruß nannten schon fast bemitleidet, doch nun sah sie mit eigenen Augen, wo seine Kraft lag. Dieser Mann den man Inquisitor nannte, forderte kein Respekt, keine Achtung. Nein, sie merkte wie sich dies von alleine bildete. Sein Handeln war Ehrvoll, wie sie es selten gesehen hatte. Sie konnte kaum die Augen von diesem Fremden lassen. Sie glaubte wirklich an ein Wunder. Skeptisch blickte sie ihm immer wieder ins Gesicht, doch die Ruhe die sie immer zu fand beeindruckten sie umso mehr. Sie hatte nie an Götter geglaubt, auch nicht an Glaron, doch ihr Respekt dem Lichtgeborenen wuchs mit jedem Moment wo sie seinem Diener zusah. Sie blieb für sich, auch das war kein Mensch dem sie sich aufdrängte, doch seine Anwesenheit, brachte ihr etwas Ruhe, einen Funken Hoffnung. Noch ungläubig das er den Narren tatsächlich gesegnet hatte, erhob sie leise das Wort. „Er wirkt fast noch fremder in diesen Straßen als ich.“ Es war kein Vergleich, den sie anstrebte, es war die Ehrlichkeit die sie ansprach.
Sie hatte sich eigentlich schon verabschiedet, als der lausige Richter näher trat. Kurz winkte sie den Narr heran. Wollen wir doch sehen, wie gnädig oder ungnädig er ist, dachte sie.
Sie musste sich das Lachen mit aller Mühe bei sich behalten. Der Narr hatte für einen vollen Magen einen leichten Streich gespielt und den Richter erschreckt. Nicht mehr und nicht weniger. Es war Tag und mitten auf dem Marktplatz. Aledan drehte sich zu ihr und auch er ahnte auf wessen Gedankengut dieser Streich geboren war.
„Narretei... die verachtungswürdigste Art der Unterhaltung.“ Nadirah stand auf, er war nicht mal ihrer Blicke würdig. Ein Richter nötigt sich wohl nicht mit einem Narren, kurz blickte sie zu eben jenen. „So ist das mit dem Adel, der eine vergibt, der andere täts nur gern aber kann es nicht.“ Sie ging zu Riane und kaufte einige Laibe Brot. Später reichte sie ihm die Mahlzeit und hoffte dass er am nächsten Morgen noch etwas übrig hätte. Sie mochte diesen Narren, der nun schon das dritte Mal ins Wasser stieg um sein Wort zu halten. Lieber einen ehrlichen Halunken, als einen falschen Richter, dachte sie bei sich.
Die Sonne begann den Kampf um die Himmelsherrschaft aufzugeben und Nadirah erhob sich. Sie würde wohl noch einige Stunden nun auf die Jagd gehen, bis nur noch der Mond den Weg weisen könnte.
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Alt 03.07.2006, 00:09
#61
Nadirah Jin Zaykah
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Der Sommer schritt vorran, die Ernte war reif zum einfahren und das Gras an vielen Stellen schon ausgebleicht.
Sie saß in ihrer kleinen Oase und liess die Beine im Wasser baumeln. Felia sass neben ihr und dachte über das Gesagte nach, währen Frieden in Nadirah einkehrte. Frieden den sie solange schon gesucht hatte und wieder einmal verloren hatte. Die Zeit wurd ihr lang, doch die Ruhe mit der die Menschen die heissen Tage hinter sich brachten, liess sie ebenso ruhen. Lia, ihre kleine Lia, sie war zu recht ungehalten geworden. Vor einigen Tagen noch hatte ein Streit an diesem Ort stattgefunden. Felia und Aralia. Es war abzusehen, doch hatte sie nicht gedacht das es so schnell geschah. Sie blickte zur Pyramide hoch. Ja sie selbst hatte Aralia frei gestellt, ihre Deckung gesenkt. Felia hatte es mit Sicherheit nicht böse gemeint, doch die Worte trafen Nadelscharf, das selbst Nadirah jeden Stich spürte. Lia war kurz vorm explodieren gewesen und sie glaubte, das nur Nadirah's Anwesenheit und der Ort der ihr heilig war, Lia daran hinderte ihren Beidhänder zu ziehen. Lia hatte gutes Recht gehabt sauer zu sein, auch zu explodieren. Felia war zu weit gegangen, denn auch wenn ihre Worte wahr waren, so hatte Lia ihr klar und deutlich zu verstehen gegeben, das sie bis dahin gehen konnte und nicht weiter. Sie seufzte schwer und wurde sich Felia's Anwesenheit wieder bewusst, um sie drauf gleich wieder fast zu vergessen. Warum war Felia nur so forsch geworden, Nadirah glaubte fest daran das sie helfen wollte, aber wie sollte sie selbst sich nun verhalten. Sie konnte und wollte weder der einen noch der anderen Vorschriften machen, wenn gleich sie auch wusste das beide ihr Wort achten würden. Aber das brachte nichts, die Wut würde sich in den Boden graben und irgendwann zum umpassensten Zeitpunkt wieder explodieren und dann mehr als man ahnen würde. Nein, beide hatten sich da rein geritten mit ihren sturköpfen, man mußte nun sehen wie man das ganze besänftigen würde. Sicher sie würden sich wohl niemals sehr nahe stehen, dennoch wollte sie keinen dauerenden schwelenden Streit bei dem es Tote geben würde.
Ja sie hatte Gewissensbisse, aber diese würde sie nun aussitzen müssen. Sie konnte nicht Schicksal spielen und ihr Leben leichter machen. Sie hatte den Fehler einmal begangen. Immer wieder spürte sie die Ungeduld in sich und fragte sich jetzt warum. Lia hatte von ihrem Ort gesprochen, noch dazu vor einer Fremden, das war ein mehr als großer Vorsprung. Warum zur Hölle wurde sie das Gefühl nicht los, das Lia das für sie tat. Sie blickte verzweifelt zum Himmel. Lia ... ja sie war stark und sie war unberechenbar, ohne Zweifel würde sie eine sehr wichtige Rolle spielen. Sie hatte ihnen beiden gesagt was sie dachte und seit dem kam ihr öfter den je das Gefühl das auf Lia etwas besonderes wartete. Sie hatte nicht nur eine aussergewöhnliche Kindheit. Fast traurig dachte sie darüber nach das auf Lia noch sehr sehr schwere Jahre warten würden, könnte sie nur die Sterne deuten. Wieder blickte sie gen Felia und kurz überlegte sie was sie für eine Rolle spielen würde, doch Felia war noch jung, ungeschliffen und unbearbeitet an den richtigen Stellen. Vielleicht lag es auch daran das sie Felia nicht so kannte, aber sie war sich sicher das Lia eine bedeutendere Rolle in der Geschichte der Saharess spielen würde als sie selbst. Sie, Nadirah, war eine von vielen, das wusste sie damals und das weiß sie auch heute.
"Ich bin müde, ich werde mich noch hinlegen..." Felia stand auf und Nadirah nickte ihr zu. "Salam" sie blickte wieder aufs Wasser.
Die Saharess fanden zueinander. Sie spielte an dem Armreif den Travin ihr einst mal geschenkt hatte. Travin... was für eine Position würde er haben. Sie hatte in dem Buch gelesen doch geschwiegen. Sie hatte sofort erkannt, das es nichts für sie war. Es war jenseits ihrer Welt, jenseits ihres Verständnisses, jenseits ihrer Kultur. Sie von aussergewöhnlichen Menschen umgeben, doch was sollte sei tun. Die Zeit schien still zu stehen, vielleicht sollte sie einfach nichts tun. Vielleicht passierte alles von alleine.
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Alt 03.07.2006, 16:23
#62
Nadirah Jin Zaykah
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Sie hörte den Schrei, es war nicht der Schrei ihrer Klinge, nein er war menschlich, weiblich. Er gellte ihr bis ins Mark. Sie schloss die Augen und versuchte zu Luft zu kommen, ihre Kehle war trocken, wie lange hatte sie schon nichts mehr getrunken. Panik breitete sich in ihr aus, hatte sie alle Eigenschaften die sie einst für selbstverständlich hielt verloren. Und wieder erschütterte ein Schrei ihren Körper. Die Wüstenstute unter ihr bäumte sich auf. Die Luft war schwer, sie nahm rauch wahr, doch sehen konnte sie nichts. Die Luft roch nach Ereignissen, ein kalter Schweissfilm legte sich auf ihre Stirn. Wo war sie!? Langsam beruhigte sie sich wieder, nein sie hatte gerade erst getrunken.
Der dritte Schrei, tiefer dennoch unverkennlich von einer Frau. Die Wüstenstute begann zu tänzeln, Nadirah hatte Mühe sie im Zaum zu halten. Dann... sie wusste nicht was sie als erstes wahrnahm, den Luftzug, die gallopierenden Hufschläge oder das Sirren in der Luft. Für die Wüstenstute gab es kein Halten mehr, sie preschte los, die Hufe donnerten seltsam leise auf. Nadirah jagte durch die Nacht, nichts war zu sehen, sie konnte kaum die Ohren des Tieres sehen auf dem sie sass, doch hörte sie immer wieder die Schreie die wie Klagen durch die Nacht gellten, nein es waren keine Klagen, es waren Daseins-Bekundungen.
Sand
sie hatte Sand im Mund, der unangenehm auf den Zähnen knierschte. Wieder war das Sirren einer Klinge gefährlich nah und wieder weit entfernt. Sie war nicht allein, doch war sie in Gefahr? Nochmal, die Schreie klangen in der Nacht wie Alarm. Was war das, und wo war sie. Wieder preschte ein Reiter, an ihr vorbei. Stoff streifte ihr Gesicht und sie hörte das schnelle Atmen der Stute. Die Muskeln ihres Tieres spannten sich an, streckten sich, kraftvoll, um sich wieder zusammenzuziehen. Der Wind zerrte an ihren Haaren, die Luft war noch immer schwer. Sie sass auf dem Tier und liess sich in die alles verschlingende Nacht reissen.
"Habakek"
Langsam verstand sie in den Schreien Wörter. Wörter die sie längst vergessen glaubte.
"Habakek Jin"
Er kroch langsam die Kehle hinauf, unaufhaltsam und gellte dann über ihre Lippen in die Nacht. Der Schrei den sie von sich gab, war so befreiend wie der Ritt auf ihrer Stute und nachdem sie ihr dasein preis gegeben hatte, hörte sie wie abertausende Antworteten, von nah und fern.
"Jin Salam"
Tränen rannen über ihre Wangen, noch immer sah sie ihre eigene Hand vor Augen nicht, aber sei war daheim. Sie wusste es so sicher, wie sie den Sand in den Haaren spürte, die weichen Tritte ihres Pferdes vernahm, so sicher wie sie gerade geschrieen hatte. Sharaja jagte noch immer jemandem hinterher den sie nur erahnen konnte. Dann zog sie ihr Schwert, sah einen weissen Schatten stehen, jagte dran vorbei. Der Schimmel schnaubte ungehalten und versuchte sich vom Reiter los zu machen, mit zu jagen. Sie blickte über die Schulter, etwas irrtierte sie. Der Schimmel hatte es geschafft sich zu befreien und gallopierte stockend nach, da die Reiterin noch immer versuchte ihn zurück zu halten. Nadirah setzte sich etwas auf. War es da ein nordisches Gebiss was sie hörte, was wie leise Glöckchen immerwieder klimperte. Der nächste Schrei, sie blickte noch mal über die Schulter, das Gesicht schimmerte hell, mehr konnte sie nicht erkennen, Sharaja schnaufte laut, tief aus der Lunge, sie spürte den Willen des Pferdes vorne zu laufen. Sie gab die Zügel frei, ihr Pferd rannte als würde es keinen Boden berühren. Deutlich näher war aufeinmal der Boden. Sharaja machte sich flach, immer wieder hörte und spürte sie die tiefen Atemzüge. Ihre Klinge schliff neben ihr durch den Sand, sie hatte eine Reiterin überholt die ihr nachschrie. "Na'am, Jin Na'am" Ja, Tochter ja... sie fing an Sharaja zu treiben, ihr Körper war mitlerweile nass als wären sie nicht in der Wüste sondern würden durch den Ozean selbst jagen. Sie sah die Schatten der Pferdebeine, wieder hatte sie jemanden haarscharf überholt. Ihre Kleidung riss sie hinter sich her, spürte wie sie nun jemanden streifte.
Fast wäre sie gefallen, ihr Bein hatte sich hinter das einer anderen Frau geschoben, als Sharaja kontinuirlich sich an die Spitze setzte. "Lauf Schwester lauf...." rief ihr die andere, deutlich ältere Frau entgegen, wieder hörte sie die Willkommensrufe der Frauen. Sie wusste nicht was sie hier machte, sie wusste auch nicht was war, sie wusste nur eins, die Saharess' hatten sich eingetroffen und sie gerufen. Eine Gänsehaut zog sich über ihre Arme, sie ritt mitten unter ihnen, sie ritt unter den Legenden ihrer Heimat. Noch immer liefen die Tränen, sie konnte nicht sagen ob aus Freude oder Andacht oder nur des Windes wegen. Sie war noch lange nicht ganz vorne, aber sie bekam keinen Sand mehr vom Vorderpferd ins Gesicht. Die Frauen ritten enger bei einander, die Klingen weit über den Köpfen um sich nicht zu verletzten.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit glaubte Nadirah, bis sie die Fackel sah. Erst dachte sie an eine Sinnestäuschung doch dort standen sie, die Ältesten in einem Kreis der von den Fackeln die sie trugen erhellt war. Sie hörte langgezogene Klagen, die Antwort der Alten. Die Tiere gallopierten noch immer auf die Alten zu die immer näher kamen. Manche Frauen sprangen mitten im halsbrecherischem Tempo vom Pferd, viele kamen auf den Füssen auf und rannten auf die Alten zu. Die Klinge fand auf ihren Rücken und Nadirah wartete auf den Moment wo sie es ihnen gleich tun konnte, doch immer war noch ein Pferd neben oder hinter ihr das drohte sie zu überrennen. Die ersten Tiere wichen den Alten aus und sie spürte wie auch Sharaja nach rechts driften wollte. "Jetzt oder Nie" Sie schwang ihr rechtes Bein über den Hals und begann noch zu rennen bevor sie den Sand unter ihren Füssen spürte, dann war Sharaja weg. Fort in die Nacht, noch ein schrilles Wiehern. Sie stolperte, spürte den gehetzten Atme der Tiere immer wieder in ihrem Nacken, stand auf, rannte weiter. Ein paar mal wurde sie angerempelt, von Frauen und Pferden. Kurz hörte sie ein lautes Fauchen neben sich, das nur einer Raubkatze zuzuordnen war, doch der Schatten verbarg sich im Dunkeln, rannte nach links.

Die letzten Meter, dann stand sie bei den anderen, sie waren wie sie selbst kaum ausser atem. Doch schrieen sie, jubelten, umarmten sich gar. Sie blickte sich aufmerksam um, jetzt wo sie nah war konnte sie mehr erkennen. Die Alten waren in weisse Gewänder gehüllt, die Frauen die noch eben geritten waren ganz in Schwarz. Hin und wieder sah sie eine Frau ganz in tiefe dunklem Rot. Die jüngsten waren vielleicht gerade 15 oder 16 die Alten vielleicht 80. Doch alle hatten sie den Klingenknauf der über ihre Schultern lugten. Manche hatten wie sie Bänder, andere spitze Dornen daran befestigt.

Nach einer Weile wurde es ruhig, gespenstig ruhig. Nadirah sah sich weiter um. Ganz in der Nähe war eine Oase, sie konnte das Wasser riechen das in der Hitze verdampfte. Daneben stand ein offenes Zelt, alle Wände waren zur Seite geschlagen. Dann fingen die Alten an zu summen, ihre Aufmerksamkeit wurde wieder auf den Kreis gerichtet, auch wenn sie nicht viel erkannte, zuviele verwehrten ihr die Sicht. Die anderen Frauen stimmten in das Summen ein, die Melodie berührte ihr Herz, sie kam ihr seltsam vertraut vor, doch glaubte sie diese Melodie noch nie gehört zu haben. Eine Frau in Rot trat in den Kreis, Nadirah ging einige Schritte vor um mehr zu erkennen. Die Frau trug einen Säugling auf dem Arm und als sie die Mitte erreichte hob sie ihn hoch. Das Kind fing an zu schreien, doch verstummte es wieder als es in den Sand gelegt wurde. Eine der Alten, ihr Alter war unmöglich einzuschätzen, trat näher und zog in einer langsamen geschmeidigen Bewegung die auch von jahrelanger Erfahrung und Kraft zeugte ihre Klinge. Sie führte ein Scimitar und die Klingen Spitze deutete auf den Säugling. Nadirah hielt den Atem an, blickte wie gebannt auf den Säugling. Die Mutter kniete sich über ihr Kind, das Köpfchen schützend zwischen ihren Knie, als würde es gerade ihrem Schoss entspringen.
"Du hast eine Tochter, bist du bereit ihr zu vertrauen?"
"Na'am"
"Bist du bereit für sie zu Sorgen und sie mit allem Wissen auszustatten was es für die Zukunft braucht?"
"Na'am" Die Frau in Rot flüsterte ihre Antwort mehr.
"Bist du bereit für deine Tochter zu kämpfen, zu leiden und zu sterben?"
"Na'am"
"Wirst du die Klinge weiterführen?"
"Na'am"
"Du wirst jeden Besitzanspruch des Vaters entgegentreten und für deine Tochter Freiheit fordern?"
"Na'am"
Ein Mann wurde in Fesseln in den Kreis gebracht, er kniete sich der Saharess in Rot gegenüber, blickte mit geweiteten Augen auf das Bündel, doch schwieg er.
"Du wirst deiner Tochter jede Freiheit zusprechen die ihre Mutter fordert?"
Es war nur ein nicken, das von dem Mann kam. Nadirah sah das er kein Wüstensohn war und neugierig zogen ihre Augen über die kleine Familie.
"Du wirst die Tochter in den Schoss dieser Gemeinschaft geben, so der Mutter was geschieht?"
Sein Blick hob sich, aufbegehren lag in seinen Augen. Die Augen der älteren in schwar gekleideten Saharess waren kühl und blickten ihn abweisend an, sein Blick streifte sie selbst. Sie war nicht abweisend ihm gegenüber, im Gegenteil, er tat ihr leid. Man erwartete hier von einem Vater sein eigenes Kind aufzugeben, wie würde Travin reagieren? Meinte sie es nur oder Blickte er sie länger an als die anderen. Sie senkte den Blick zu dem Kind und wie immer wann sie Kinder sah huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Sein Blick glitt weiter, haftete nun an einer sehr jungen Frau, bei der vielleicht gerade die Frauenzeit angefangen hatte. Dann blickte er in die undurchdringlichen Augen der Alten die jene Frage gestellt hatte und nickte wieder, sehr sehr langsam.
"Du zögerst lange Fremder, solltest du dein Wort nicht halten, werden wir alle zu dir kommen und dich an dein Wort erinnern! Dieses Kind ist in "diese" Familie geboren!"
"Was ist mit unserem Sohn?" fragte er heiser und aufgebrachtes gemurmel ging durch die Reihen. "Was denkt er was ein Sohn hier wert ist!" Sagte die Frau neben ihr abfällig. "Ein Kind ist ein Kind Shadi ob Sohn oder Tochter, die Frage ist berechtigt." Nadirah blickte erst zu Shadi und dann zu der Frau die sie zurecht gewiesen hatte. Sie hatte ein feines Gesicht und für einen Moment huschte der Hauch von Güte über ihre Züge.
"Dein Sohn hat kein Anrecht auf einen Platz in "dieser" Familie, für ihn hast du ganz alleine zu sorgen falls die Mutter in den Dschi'haddin geht. Er blickte seine Frau, seine Gefährtin an und suchte in ihrem Gesicht zu lesen, doch ihr Ausdruck war nichtssagend, als wäre sie nichtmal hier.
"Katombo, so sei es..."
Das Scimitar glitt zu dem Gesicht der Frau hoch und eine Haarsträhne viel auf das Gesicht des Kindes. Kurz wurde sie von den Augen des Kindes weggeschoben. Dann kam ein heiserer Schrei, Nadirah nahm das Sirren wahr, eine andere Alte die bis her still im Kreis stand hatte ihre Klinge gezogen, und von oben auf den Mann niedersausen lassen. Doch er saß noch immer, ohne Verletzung und lebendig. Nur seine Fesseln war er nun los, ihr Blick glitt zu der Alten, Bewunderung lag in ihrem Blick, selten hatte sie so präzise Klingenführung gesehen.
Sie blickte wieder zu der Mutter, das Scimitar hatte einen kleinen Schnitt auf ihrer Stirn hinterlassen, und zögerlich tropfte das Blut auf die kleine Brust des Kindes.
"Mein Leben für dein Leben, mein Blut für deine Freiheit, mein Schwert zu deinem Schutz, mein Wissen für deine Zukunft." Die Mutter malte mit ihrem Blut das Zeichen der Saharess, das Zeichen das für Freiheit stand, das Zeichen das für Kampf stand, auf Herzhöhe der Kleinen während sie Sprach. Wieder hörte sie das Fauchen wie schon auf dem Heimweg. Es war ein Panther der sich nun in den Kreis bewegte, langsam geschmeidig und doch voller Vorsicht. Deutlich war zu spüren eine falsche Bewegung und das Tier würde seine Krallen an den Anwesenden wetzen. Pechschwarz, nur die gelben Augen funkelten Angriffslustig durch die Menge. Er trat auf die kleine Familie und auch die Alten vergrößerten nun den Kreis. Nadirah vernahm unruhiges Wiehern, die Pferde mußten ganz in der Nähe sein und hatten die Witterung des Panthers wohl mitbekommen. Der Panther ging langsam um die kleine Familie rum, näherte sich der Frau drückte dann seinen Kopf an ihre Rippen, wie eine Hauskatze die gestreichelt werden wollte. Nadirah hielt den Atem an, auch wenn dieses Tier der Saharess dort in der Mitte nichts tat, so würde er jede andere in Stücke reissen die sich ungebeten in seine Nähe bewegen würde. Ihre Augen wurden groß, der Panther leckte dem Mann gerade mitten durchs Gesicht, wendete seinen großen Körper und drückte sich nun an den Mann. Wieder ging ein Gemurmel durch die Menge. "Er muß gut zu Fadjah sein, sonst würd der Panther ihn nicht so akzeptieren" hörte sie Shadi neben sich sprechen. Die Frau neben ihr nickte nur. Alle warteten auf etwas, doch der Panther liess sich Zeit. Kurz überlegte Nadirah auf was sie warteten, dann war es auch schon so weit. Ein aufatmen ging durch die Reihen, als das Tier seine Aufmerksamkeit auf den Säugling lenkte. Mit der riesigen Pranke drückte er so samtweich gegen das Köpfchen das sich das Kind nichtmal bewegte. Dann leckte er das Blut der Saharess vom Körper des Kindes. Sie spürte die Erleichterung der Gemüter um sich herum, doch blieb es still. "Woher wusste er wann er herkommen mußte?" Die Frage klang naiv doch Nadirah konnte nicht anders. Sie wollte wissen ob man dem Tier es beigebracht hatte oder ob es Vorhersehung des Tieres war. Shadi lachte neben ihr und blickte sie an. Sie war eine sehr große Frau, größer als 180 Fingerbreit, sie blickte belustigt drein und Nadirah rechnete fast mit einer herablassenden Antwort, doch die Stimme war ruhig und nichts deutete auf Arroganz. "Er hat ihr Blut gerochen. Damit wurde er gelockt" Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte Shadi's Lippen. "Mit Pferden ist es weitaus schwieriger, sie wagen sich nur ungern in einen Kreis aus brennenden Fackeln und Blut lockt sie auch nicht. Shadi bekam einen Schubs von der Frau neben ihr. "Musst du das überall rumerzählen?" Nadirah blickte irritiert zu der Frau, die eher ihre Größe hatte und Shadi lachte leise. "Du musst wissen, Jin Salam, als ihre Tochter geboren war, wollte ihr Gaul sie nicht anerkennen weil er zugroße Panik vor dem Feuer hatte." Nadirah kam nicht um ein Schmunzel, die Frau neben Shadi machte einen düsteren Gesichtsausdruck. Die Menge löste sich und manche gingen bereits zu dem Zelt. "Mein Name ist Meta jin Sora ben Kumar al Kal'Shamour" Die Fremde blickte sie nun wieder freundlicher an. "Mein Name ist Nadirah jin Zaykah ben Novad al Jamila" "Zaykah? Die Frau die wegen ihrer Schändung starb?" Nadirahs Blick wanderte zu Boden, sie hätte nicht gedacht an ihre Mutter erinnert zu werden hier. Sie spürte Shadi's Hand auf ihre Schulter. "Man sagt sie habe die Treue nicht gehalten..." Nadirah blickte bitter wieder auf, doch in Meta's Gesichtszügen bildete sich Wut. "Das hat man dir also erzählt? Ich sage dir was passiert ist..." Doch Shadi legte auch Meta die Hand auf die Schulter, "nicht jetzt und nicht so Meta, lass uns zum Zelt..." Sie setzten sich langsam in Bewegung noch immer sass die Familie im Sand mit dem Panther und sie hörte das Kind leise lachen. "Du bist also vom Stamm Novad, bist du geflohen oder wurdest du ausgestossen?" "Ich bin geflohen, doch ich kehrte nach Jahren zurück, ich hörte das Djala... " Shadi nickte nur. "So ist das Leben das du führst, du wirst immer wieder Freunde und geliebte Menschen verlieren, aber sorg dich nicht, irgendwann nach dem Dschi'haddin wirst du neben ihnen stehen." Meta war still geworden und war zu anderen gegangen die sie kannte. "Du kennst hier keinen hm?" Shadi's Frage kam als sie bemerkte wie Nadirah sich neugierig umsah. "Nein eigentlich niemanden" Shadi nickte wieder nur. "Wo lebst du jetzt ich habe dich noch nie gesehen." "Ich..." etwas irritierte Nadirah, wie konnte sie in der Wüste sein. "Ich lebe eigentlich weit im Norden im Herzogtum des Mudîr Eleasar..." Shadi sah sie mit großen Augen an. "Dann bist du hier wie die Nordländerin" Sie deutete nach Westen, dort sass eine Frau mit elfenbein weisser Haut, langen blonden Haaren die in vielen kleinen geflochtenen Zöpfen den Rücken hinunter glitten. Sie erkannte die hellen blauen Augen. "Also ist es möglich das auch Nordländerinnen aufgenommen werden?" "Ja ich war sehr verwundert, sie ist erst das dritte Mal dabei, aber man hat sie gefunden hier in der Wüste, sie sagte sie wolle zu den heiligen Frauen..." Shadi lachte leise. "Ich weiß ja das wir was besonderes sind aber nicht das wir heilig sind." Nadirah schmunzelte. "Naja sie wollte nicht zu uns, es muß im Norden wohl sowas wie eine abgeänderte Geschichte von uns geben." Shadi hob die Schultern und blickte zur Nordländerin. "Reitet sie einen Schimmel?" Shadi blickt Nadirah schnell prüfend, lauernd an. "Nein, ihr Pferd ist braun, wie kommst du auf Schimmel?" Nadirah wurd unsicher, sie ahnte das der Schimmel für Shadi nicht so unbekannt war wie sie tat. "Ich sah eine Nordländerin auf einem Schimmel, als wir geritten sind." Shadi nickte langsam. "Dann hast du sie also auch gesehen..." Sie sagte es mehr feststellend. Nadirah blickte sie fragend an. "Schau mich nicht so an, ich weiß selbst nicht mehr. Nur hat sie die Feuer hier nie erreicht. Sie versuchte die ganze Zeit gegen ihr Pferd zu arbeiten, wer weiß, vielleicht in ein zwei Jahren wird sie den Weg mit uns finden, oder sie hat sich nur durch Zufall hierher verirrt." "Shadi? Kann es sein, das man jemanden "mitnehmen" kann, wenn man auf die Weise wie ich und die Nordländerin hier ist?" Shadi blickte sie nachdenklich an. "Kanntest du die Frau?" "Nein... ich mein, ich weiß es nicht, alles ging so schnell..." Shadi hob die Schultern. Dazu müsstest du eine der Alten befragen, doch das wird nichts vor dem Morgengrauen und dann wirst du mit der Nordländerin wieder auf dem Heimweg sein." "Ich glaube, im Norden gibt es eine, nein zwei die für den gleichen Weg bestimmt sind." Shadi blickte sie wieder prüfend an und Brot, Obst und Wein wurde gereicht. "Warum glaubst du das?" "Ich kann es nicht sagen, sie hören ihr Schwert, aber sie sind so..." "Anders?" Nadirah nickte. "Wenn es schon zwei sind, werden wir euch vielleicht eines Tages im Norden besuchen und durch eure Palmen reiten..." Shadi begann zu lachen "Das wird ein Spass, ich bin gespannt wie viele von uns an euren Palmen hängen bleiben, es heisst es sind kleine Palmen mit weiteren kleinen dran!" Nadirah lachte. "Sie nennen sie Bäume, und es sind keine Palmen, manche davon sind sogar recht unangenehm, mit spitzen stacheln und so." Shadi blickt sie beeindruckt an. "Ich hoffe fast das du Recht hast, ich würde es gerne einmal sehen. Stimmt es das die Welt dort Grün und Blau ist?" Nadirah nickte und Shadi blickte verträumt zu der Nordländerin. "Sie hat schon viel erzählt, mich wundert es das sie uns versteht, vermutlich liegt es daran das sie auf andere Weise hier ist als wir. Vielleicht sollte ich euch mal bekanntmachen?" Nadirah nickte, doch als sie sich erhob zog sie etwas zurück. Sie sah noch wie Shadi zu der Nordländerin blickte und dann zum Himmel. "Bei Nephar, wie schnell die Zeit vergeht" hörte sie Shadi noch sagen. Und dann war sie im Schwarz gefangen. Stille, absolute Stille, dann spürte sie eine Hand an ihrer Wange. Sie öffnete langsam die Augen und blickte Travin an. "Geht es dir gut?" Sie blickte ihn irritiert an, noch immer war die Luft schwer zu atmen. Sie hörte ein Kinderlachen und sah dann einen Schatten. "Ich geh runter, verzeiht ihr beiden... " Narsieda stand an der tür und hatte Ciama auf dem Arm. Travin zog sie enger an sich als Sieda die Tür geschlossen hatte. "Du hast geschrien!" Nadirah runzelte die Stirn, das war doch schon eine Ewigkeit her...
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Alt 10.07.2006, 09:07
#63
Narsieda Diolas
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"Wieviel schulde ich dir nur?" Narsieda saß allein auf der Terasse und schaute in die Ferne. Niemand konnte sie hören und doch sagte sie die Worte in normalem Ton. "Wieso meldet er sich nicht?" Ihre innere Stimme tat den Rest und flüsterte ihr scheinbar ins Ohr 'Er weiss nicht was er an dir hat'. Narsieda wohnte nun schon fast ein halbes Jahr unter diesem Dach und fühlte sich heimisch. Dennoch war es nicht das selbe wie ein eigenes Dach. "Ich werd das Nadirah nie zurückzahlen können" setzte sie ihr Selbstgespräch fort.

Auch wenn sie sich meist nur noch im Haus sahen, weil Narsieda nur noch selten die Nähe der kleinen Wüste mied, Nadirah war wie eine Schwester. Sie kümmerte sich sogar um die Kleine, welche gerade Bauchweh hatte, obwohl sowohl Nadirah als auch Narsieda eingeladen waren zu der kleinen Feier. "nun geh schon, ich pass hier auf. Ihr wird nichts geschehn." Nadirahs Stimme klang in Nars' Kopf. Ein schmunzeln legte sich auf ihr Gesicht, bei dem Gedanken wie Nadirah mit der kleinen umging. Narsieda gab Ciama Streifen aus getrocknetem Brot, damit die langsam durchkommenden Zähne, freibeissen konnte. Zu Ciamas Begeisterung nahm Nadirah sogar einen Biss von dem aufgeweichten Brot, als die Kleine es ihr anbot.

In der Ferne waren Hufschläge zu hören. Unverkennbar die Pferde von Travin und Nadirah. 'Sie streiten mal wieder um den Sieg' dachte sich Nars als sie aufstand 'aber Nadirah wird gewinnen. Sie gewinnt jedes mal! Sie werden Hunger haben..'. So ging Narsieda nach unten und bereitete das essen. Es war das Mindeste, das sie tun konnte.
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Alt 04.10.2006, 14:26
#64
Nadirah Jin Zaykah
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Es war ein seltsames Gefühl als sie auf die festen Holzplanken trat. Der Kapitän brüllte. Das geschäftige Treiben und die Geräuschkulisse des Britainer Hafen gepaart mit der feuchtkalten Dämmerung eines Winterabends wirkten wie Traumbilder.
Und doch, sie fror unglaublich hörte immer wieder wie Eisschollen gegen die Planken barsten. Langsam ließ sie sich ihr Reisegut geben und ignorierte den lüsternden und zugleich zornigen Blick des Matrosen.
Sie war lange diesmal lange fort gewesen, ein halbes Jahr vielleicht. Sie war lange in Kal'Shamour gewesen, Felia hatte sie auf dem Hinweg noch begleitet, doch als man bei den Frauen ankam hatte man sich aus den Augen verloren. Nadirah wußte nicht ob Felia noch in der Wüste oder schon im Herzogtum war. Sie konnte nicht mal sagen ob sie es wissen wollte. Felia war immer wieder Anlass an Travin zu denken, ihre Haltung wenn sie kämpfte, auch wenn sie unlängst ihr eigenes Gleichgewicht gefunden hatte. Travin... wie lange hatte sie schon nichts mehr von ihm gehört, und wie lange hatte sie nun nicht mehr an ihn gedacht. Als sie langsam durch die schneegeränderten Gassen ging, gestand sie sich ein, dass sie sich damit abgefunden hatte. Irgendwann nachdem sie aufgehört hatte an ihn zu denken, irgendwann als sie aufgehört hatte sich die Frage nach dem Warum zu stellen, hatte sie sich damit abgefunden ihn nicht wieder zu sehen. Immer wieder hatte sie Briefe zu Sieda geschickt und gefragt ob es was neues gäbe.

Als sie an diesem Abend durch Britain schlenderte, hatte sie es nicht eilig heim zu kommen, heim in das Haus, in dem Sieda vielleicht noch wartete, heim in das Haus das sie mit Travin teilte. Sie blieb in Britain, blieb in dem Gasthaus über dem Tala und überlegte wie es weiter gehen sollte. Sie hatte diese Gedanken lange vor sich hergeschoben, doch nun zwängten sie sich auf. Sie schlief unruhig.

"Ihr seid Yil'Dan?" Sie hatte auf das Abzeichen auf seiner Brust gedeutet und sah dem Fremden nun ins Gesicht. Grüne Augen, sie wirkten beruhigend. Kurz überlegte sie ob ihre Wege sie wieder nach Fenisthal bringen würden. Doch verwarf sie diesen Gedanken recht schnell. Das Gespräch war beruhigend, es brachte ihr gar einen Funken gute Laune, erinnerte die Art und Weise sie an eine Zeit in der sie wahrlich glücklich war.

Seine Hand glitt ans Schwert, es war noch nicht allzu lange her, als hier im Tala ein Messer an ihrer Kehle lag. Sie drehte sich um, auf alles gefasst, nur nicht auf das was sie sah. Ihr Atem stockte und für einen Moment glaubte sie den Boden unter den Füssen zu verlieren.

"Arian Karex treibt wieder sein Unwesen, man vermutet er plant was Großes diesmal." Ihre Freundin flüsterte so leise, als würde Karex sich im Raum befinden und nur darauf warten, das sein Name fällt. Sie verdrehte die Augen, Karex pah! Dieser Mann fing an sie mehr als zu stören. Das mehr als lächerliche Verbot gegen dunkle Kleidung, seit neuesten die Verbote mit den Elixieren. Doch fast genauso so sehr störte es sie das sich ausnahmslos jeder von ihm scheinbar einschüchtern liess. Kurz musste sie Schmunzeln, würde Karex nur einen Blick in ihre Truhe möglich sein, sie würde den mehrfachen Tod sterben. Elixiere sämtlicher legaler und illegaler Natur, schwarze Kleidung, gar die durch und durch schwarzen Lindwurmschuppen. Sie hatte nicht wirklich Angst vor Karex, sie hatte Respekt gehabt, doch dieser schwand zusehends in den letzten Tagen. Der ganze Wirbel der um diesen Mann gemacht wurde, widerte sie an. Schwarzmagier. Es war das Wort Magier das in ihr einen Würgereiz aufkeimen ließ.

"Und wie geht es eurer Liebschaft?" All'turius Dy'war saß vor ihr mit seinen bleichen Haaren und stellte diese Frage als würde er nach dem nächsten Wetterumschwung fragen. Nadirah musste schmunzeln, eine Unterhaltung mit All'turius hatte sie schon immer amüsiert, nicht nur das er ein unverbesserlicher Charmeur war, er verstand das was sie sagte. "So Tayra mich nicht für sich alleine will..." Nadirah hatte geahnt das es Tayra war, nachdem er sie als besonderen Gast betitelt hatte, um dann in unmissverständlicher Gestik zu erklären das er sich verliebt hatte. Nadirah konnte nicht mal sagen was ihn verraten hatte, seine Körperhaltung, sein Verhalten ihr gegenüber, seine Mimik oder seine Aussprache. Vermutlich war es alles zusammen und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Männer waren so leicht zu durchschauen.

Wieder glitten ihre Gedanken zu Travin, er hatte an jenem Abend im Tala vor ihr gestanden, sie ungläubig angesehen, ebenso ungläubig wie sie ihn. Doch war er nicht all die Zeit fort gewesen, warum war er so verwundert sie hier zu sehen. Es war Wut die in ihr aufstieg, wie oft hatte sie sich die Gedanken an ihn verboten, weil sie gezweifelt hatte und nun stand er vor ihr. Sie vermochte nicht zu sagen ob die Wut auf ihn gerichtet war. Das einzige was sie wusste war, das ein Gefühl fehlte. Das Gefühl der Freude ihn endlich wieder zu sehen. Er war ruhiger geworden, wenngleich er nie sonderlich hektisch war. Er schien gelassener zu sein. Wie sollte sie ihm sagen oder erklären das ihr Herz nicht von jetzt auf gleich einen totgeglaubten lebendig machen konnte. Eine gewisse Frustration stellte sich ein. Wenn sie ihn ansah, war so ein durcheinander in ihr, doch nicht jenes was sie erwartet hatte.

Sie waren danach gemeinsam zu Kira gegangen, jene Freundin die sie fast ebenso lange nicht gesehen hatte. Sie hatte einen prächtigen kleinen Jungen entbunden, Josh, welcher auch recht schnell auf ihren Arm fand. Nichts desto trotz war Nadirah skeptisch, hatte dieser kleine Bub nicht gerade noch gebrüllt als wolle er der gesamten Garde und Karex dazu den Hintern versohlen. Sie liebte Kinder noch immer, doch war sie nicht am Anfang dieses Tages noch eine einsame Kriegerin im fremden Land gewesen. Zumindest hatte sie es so empfunden und nun sass, oder besser stand sie noch bei Kira und hielt ihren kleinen Sohn auf dem Arm."Jetzt setzt dich doch endlich!" Nadirah blickte zu Travin, wie lange hatte sie auf seine Nähe verzichtet, wie lange hatte sie alleine gestanden, wie würde es sein, ihn wieder zu spüren. Fragen über Fragen.. "Ich habe dir noch was mitgebracht." schnell übergab sie das Kind der Mutter und griff in ihre Tasche, ehe sie langsam fast zögerlich auf ihren Gefährten zu ging und sich neben ihm setzte.

Sie hatte am Gespräch kaum teilgenommen, hätte am liebsten sogar die Augen verschlossen, um ganz für sich zu sein. Sie roch den Duft nach Leder, die Seife die er stets nutzte, spürte seine nahe Gegenwart ohne ihn zu berühren. Spürte hin und wieder sein Atmen im Nacken wenn sie sich etwas zurück lehnte. Mehr als einmal schaute sie zu ihm, um zu sehen ob er ähnlich empfand, um zu sehen vielleicht ob er ihre Nähe guthieß. Unsicherheit verbreitete sich in ihr, sie kam sich vor wie ein junges Mädchen, was war erlaubt und was war verboten. In Gedanken schalt sie sich, rief sich Erinnerungen aus älteren Tagen ins Gedächtnis als sie einander verführt hatten. Kaum diesen Gedanken zu Ende gedacht, blickte sie schnell auf, als könne jeder ihre Gedanken lesen, die schwache Röte in ihrem Gesicht deuten. Sie wollte ihn berühren doch war sie mehr als verunsichert, hatte sie ihn nicht vor wenigen Stunden erst um Zeit gebeten um Abstand gar. Wieder war es Fragen die sie quälten und die sie erst spät Abends aus Britain heimkehren liessen.
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Alt 05.10.2006, 15:49
#65
Nadirah Jin Zaykah
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Sie hatte unruhig geschlafen, doch der Mann neben ihr auf dem Lager ebenfalls. Es war spät nachts oder schon frühmorgens, bei diesen immer grauen, nebeligen und frostigen Tagen konnte man das kaum sagen, als sie aufstand. Sie war unten und hatte Wasser aufgesetzt, als Sieda zu ihr kam und sie nur schweigend anblickte. Es war stilles Verstehen mittlerweile. Ein Blick und alle wirren Gedanken schienen übermittelt zu sein. Ciama schlief noch als die beiden Frauen sich schweigend an den Tisch setzten. Sie beobachteten wie draußen die Schneeböen am Fenster vorbei trieben, während sie am dampfenden Kräutertee nippten. Sie schwiegen beide, die ganze Zeit, Nadirah sah Sieda ihren eigenen Kummer an. Mit keinem Wort hatte sie erwähnt ob Valore sich gemeldet hatte und ihr Blick sagte das er es auch nicht getan hatte. Nadirah wusste nichts mehr dazu zu sagen, für einen Moment überlegte sie ob es diese kühle Jahreszeit war, die den beiden Wüstenfrauen solch schwermütige Gemüter verursachte.

Die Becher waren schon lange leer, und draussen nicht mehr, als ein zwielichtiger Dunst der den Morgen ankündigte, als Sieda sich noch mal hinlegte und Nadirah ein Bad nahm. Das warme Wasser tat gut, beruhigte sie und sie gab von dem frischen Jasmin Öl dazu, welches sie aus der Heimat mitgebracht hatte. Sie ließ ihre Gedanken baumeln, die Zeit würde zeigen wie das Schicksal geplant hatte. Und sie gestand sich ein, das sie es beruhigend fand, Travin oben zu wissen. Seine Nähe hatte das Prickeln auf ihrer Haut wieder hervorgerufen, doch war sie dennoch nicht bereit diesem Prickeln also zu vertrauensvoll zu folgen. Warum konnte sie sich selbst nicht beantworten und sie hoffte Travin würde nicht danach fragen.

Sie war den Tag über unterwegs, im Tala ein Geschäft erledigen, mehrmals an der Werkstatt Ferantis, dies und das besorgen. Als Sie abends in die Taverne eintraf. Kercan Conell lächelte sie freundlich an. "Guten Abend Madam jin Zaykah" Sie erwiderte sein Lächeln, war sogar wirklich froh hier nicht alleine auf Lydia Ferantis warten zu müssen. Ein kurzes Gespräch und sie fand sich am Tisch vor dem Kamin ein, mit zwei weiteren Damen. Es war angenehm diese fremde Gesellschaft zu haben und Nadirah stand noch mit dem Rücken zum Feuer, um den letzten Rest Kälte aus ihren Gliedern zu jagen, als der Schneider Peret an den Tisch kam. Ein wirklich manierlicher Mann, der sich nur bei denen anbiedert, bei denen er sich der Annahme seiner Bitte sicher war. Ein spöttischer Zug lag auf ihrem Mund und sie spürte erneut die gesamte Verachtung die sie einst für diesen Menschen empfunden hatte. Sie wollte die Vergangenheit ruhen lassen, wollte mit diesem Menschen nichts zu tun haben, doch scheinbar reizte ihn ihre Anwesenheit. "Geltungsgieriger Titelträger... bei mir wirst du niemals die Anerkennung finden die du dir immer wieder erbettelst" dachte sie und blickte zu Kercan für einen kurzen Moment. Was wollte dieser jämmerliche Wurm hier, und weitere Tiraden an Beleidigungen gingen ihr durch den Kopf während ihr Zorn immer höher wallte. "Zügel dich Nadirah!" sie schalt sich selbst, zwang sich zur Ruhe, zwang sich fast zum Frieden. "So könnte man es auch nennen" Sie hatte zuvor mit Kudi eine Unterhaltung gepflegt, in die er nun seine erbetenen Kommentare hinzugab. Und wieder donnerte eine Welle an Beleidigungen durch ihren Kopf, wobei Feige noch die manierlichste war. "Wie würdet... IHR es nennen?" Ihre Stimme klang ruhig, sie wunderte sich selbst. "Überheblichkeit" Nadirah schüttelte den Kopf. "Sagt der richtige" murmelte sie und unterdrückte einen Würgereiz. Er fragte nach, war er taub oder glaubte er wirklich er könne sie einschüchtern. "Ich sagte: das sagt der richtige" Und sie konfrontierte ihn mit seinem eigenen Betragen. Er hatte es nicht anders gewollt, er schrie gerade danach öffentlich bloßgestellt zu werden, doch zügelte sie ihre Zunge. "Euer Ruf ist euch wichtig nicht wahr?" Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Wie konnte ein Mensch nur so sein wie er, merkte er nicht das sein Ruf nichts weiter war, als das was man dem Volke aufzwang. Wie konnte man nur so von den Meinungen anderer Besessen sein. Sie selbst hatte nie im Mittelpunkt gestanden, wurde nie bestätigt und fühlte oft die Unsicherheiten die ihr dieses Leben in Freiheit brachten, aber niemals lies sie sich auf solch lächerliche Spiele ein. "Ich habe Freunde... ich warne euch!" Sie wusste in dem Moment nicht ob sie ihn auslachen sollte oder ihm entgegnen sollte das er ohne jene längst tot wäre. Weil genau das war der Fall, sie kannte mehr als eine Handvoll Leute die nur darauf warteten das diesem Mann was geschah.

Sie sah Lydia Ferantis und dankte dem Schicksal einmal mehr. Sie war kurz davor diesen Mann wirklich zu beleidigen. Er sollte ein Vorbild sein, er sollte Ehre haben, er sollte ein Mann sein der zu sich steht, damit man Achtung vor ihm und seinem Worte hat. Aber dieser Wurm den man da auf den Richterstuhl gesetzt hatte, war alles andere, als das was man nur annähernd achten konnte. Ein armer Junge fast, der nicht wusste ob er lieber Schneider oder Richter war, der sich immer so entschied wie es ihm gerade am besten zustand oder zur Gesellschaft passte. Innerlich schüttelte sie den Kopf, wo war die Gradlinigkeit die auf Gerechtigkeit hoffen liess. Sie verabschiedete sich vom Tisch und floh in Richtung Madam Ferantis bevor sie Gift spucken würde.

Als sie zurück kehrte in den Tala beobachtete sie, die gesamte Runde, scheinbar gemütlich. Gedanken um Gedanken gingen ihr durch den Kopf, als ihr bewusst wurde das ihr Blick auf Kercan hängen blieb. Herr Conell schien seltsam fremd in dieser Runde zu sein. Irgendetwas an ihm erinnerte sie an irgendjemanden, doch sie konnte weder sagen was es war noch wer es war. Und so stand sie lange an den Türbogen gelehnt und beobachtete ihn, nachdenklich bis es ihr wie Schuppen von den Augen viel. Er hatte wenig gemein mit diesem Mann, doch seine freundliche aufgeschlossene Art, war die selbe. Die Art mit der er anderen gegenüber Achtung zeigt und damit selbst den Respekt bekommt der ihm... nun gebührt vielleicht, vielleicht auch zusteht. Der Schneider Peret sauste an ihr vorbei, sie kaum noch beachtend, es störte sie nicht. Sie wollte sich nicht weiter mit diesem Menschen befassen und würde sich auch keiner Gesellschaft aufzwängen in der er zugegen war. Sie verabscheute seine scheinbar bevorzugten Methoden.

Die Dame Zendanal bat sie an den Tisch, als der, ihrer Meinung nach, ungebetenen Gast gegangen war, und sie folgte dankend. Noch eins hatte sie zu tun ehe sie dieses Thema für den heutigen Abend beiseite schieben wollte.
-Elaurin-
Ihr war nicht entgangen wie das Verhalten war, dieser Magier war wahrhaftig nicht zu unterschätzen. "Ich habe eine Bitte, sollte der Schneider nach meinem Namen Fragen, dann möchte ich es ihm gerne persönlich sagen." Elaurin nickte verstehend mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht, danach hatte Nadirah nicht mehr vor an ihn zu denken.
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Alt 06.10.2006, 15:10
#66
Nadirah Jin Zaykah
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Noch am selben Abend, später als die meisten Gäste längst das weite gesucht hatten, fand sich Nadirah mit dem Yil'Dan an einem Tisch. Es war eine eigenartige Atmosphäre, etwas an ihm sprach sie an. Sein Blick, seine Art. Sie senkte die Augenlider und schaute in den Becher den er ihr darbot. Nein, sagte sie sich leise, dein Herz gehört jemand anderem, auch wenn es zur Zeit leise ist. Das Gespräch blieb unverfänglich, einzig sein Blick liess ihr warm werden. Er war nicht lüstern oder gierig, immer wieder senkte sie den Blick in ihren Becher. Er sah in ihr keine Kriegerin, sie war sich dessen sehr bewusst, doch vielleicht sollte er dies. "Ich würde euch gerne einmal kämpfen sehen." Wieder spürte sie seinen Blick auf sich ruhen, sie lächelte nur.
"Ist das die Frau?" Sie hörte die klare Stimme des Majors, sich darüber bewusst dass sie die einzige Frau im Raum war blickte sie fragend auf. Dieser feige Wurm, ist doch tatsächlich wie ein kleiner Bub zur Brust seiner Mutter gerannt und hatte sich ausgeweint. Sie musste sich das lachen verkneifen. Sie wusste mit der Garde war nicht zu scherzen zumal sie bis an die Zähne bewaffnet waren. Sie stand still auf, kleidete sich ruhig an und legte ihr Schwert auf die Bank. Sie hatte keine Angst, sie glaubte an ihre Unschuld und sie glaubte auch das ein Mann wie der Major es erkennen würde. Es war kein Hoffen, es war der Glaube an die Ehre der sie leitete, etwas was dieser Wurm neben dem Major niemals verstehen würde wohl.

Nadirah blickte Bolwen stur an, sie zwang sich ihn anzusehen und nur ihn. Er war wohl der einzige im Raum den sie respektieren konnte, hätte sie auch für einen Augenblick den Mann neben ihn angesehen, wäre sie unberechenbar geworden. Also ihr nach wenigen Momenten kein Stuhl angeboten wurde stellte sie sich auf beide Füsse, vorausahnend das es ein langer Abend werden konnte und die Blöße von Schwäche würde sie sich nicht geben. Sie blickte Bolwen still an, ihre Gesichtszüge unter vollkommener Kontrolle. Weder entspannt, noch angespannt, weder sanft, noch wütend. Nichts sagend. Es war das einzige das ihr blieb, wenn sie wollte das man ihr zuhörte. Ihr Blick flackerte vielleicht für einen kurzen Moment, hätte der Major ihr in diesem Moment direkt in die Augen gesehen hätte er es bemerkt und vielleicht den Nagel genau dort angesetzt. Es kostete sie eine ungeahnte Überwindung vor Verachtung nicht laut und schallend zu lachen, ernst zu bleiben. Hatte er ihr gerade als Richter vorgeworfen sie hätte sich in seine privat Angelegenheiten gemischt? Sie schmunzelte, er hat ein schlechtes Gewissen, man merkt es. Woher sollte er sonst ahnen das seine "privaten Angelegenheiten" auch die Ihren waren, niemals hatte sie es ihm gegenüber erwähnt oder angedeutet. Mal davon abgesehen wie lächerlich sie es fand, einen Bürger anzuklagen wenn er sich "auch" um seine eigenen Angelegenheiten kümmert. Die ganze Anklage war lächerlich, die hälfte davon frei erfunden.
"... Bedrohung einer Amtsperson..."
Sie wollte ihn kurz ansehen, um festzustellen ob man irgendwelche Geisteskrankheiten bemerken könnte doch blickte sie starr Bolwen weiter an, konzentrierte sich auf die Haarsträhne in ihrem Gesicht die sie unablässig und störend kitzelte. Dieser Mann sollte wirklich einmal bedroht werden, damit er weiß was eine Bedrohung ist, schoss es ihr durch den Kopf.
"... Beleidigung einer Amtsperson..."
So nannte er den netten Plausch also, es war wie eine Folter, nicht zu grinsen. Langsam zog sie sich, schien endlos lang zu werden.
Bolwens Blick war kühl, war ihm bewusst das es der einzige Halt für ihre Maskerade war. "Nun was sagt ihr dazu?" Sie atmete tief ein, nochmal und noch ein drittes mal, ihre Stimme musste neutral bleiben. "Ich habe den Mann neben euch niemals zu keiner Zeit bedroht! Und beleidigt auch nicht direkt!" "Sondern?" "Indirekt, nachdem jene Beleidigung zuerst aus seinem Munde in aller Öffentlichkeit und unter Zeugen mich traf." Die Unterhaltung verlief ruhig, sie hatte ihren Spass fast vergessen und konnte sich auf ihre Maskerade konzentrieren. "10.000 Münzen oder 10 Peitschenhiebe...." Sie knirschte mit den Zähnen, 10 Peitschenhiebe, sie hatte sie schon einmal überlebt und sie war wesentlich jünger zu diesem Zeitpunkt gewesen. Nun wie dem auch sei, diese Stadt würde kein Gold von ihr sehen. Ihr Stolz kämpfte verbissen mit dem Wissen um diese Schmerzen die eine Peitsche auszulösen wusste, doch auch hier würde sie sich nicht die Blösse geben. Dieser Wurm konnte sie töten lassen, dieser Wurm konnte versuchen sie zu demütigen, aber er würde sie niemals brechen. Ihre Gedanken rasten wie wild und eine Entschlossenheit die sie nur selten empfand machte sich in ihr breit. "So soll es nur eine Verwarnung sein..." sie atmete wieder kurz ein, blickte den Major an. Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Er würde ebenfalls niemals Blösse zeigen, er würde niemals ja oder nein sagen, wenn sie ihn fragen würde, ob ihre Ahnung richtig geleitet war. Sie sah seinen noch immer kühlen Blick. Er hatte für sein Ich genauso hart gekämpft, dachte Nadirah. In der stille ihres Geistes verneigte sie sich vor ihm, niemand zwang ihn zu dieser milden Verwarnung und sie war sich sicher das die Menschen nur wieder auf eine öffentliche Bestrafung warteten.

Sie war alleine daheim, oder besser, sie war die einzige die wach war. Sie hatte leise die Tür aufgeschlossen und sich ihrer Winterkleidung entledigt um es sich vor dem Karmin gemütlich zu machen. Sie hatte sich ihre Gedanken zu alldem gemacht, irgendwie musste sie sich diesem Schneider vom Leibe halten. Es wurde sehr spät als sie überrascht feststellte das ihr Rache noch nicht in den Sinn gekommen war, sie war ruhiger, hatte stets ein Lächeln auf den Lippen in letzter Zeit und verschloss sich nicht. Es war als hätte Nadirah jin Zaykah beschlossen das Leben zu genießen.
Sie schloss die Augen, der flackernde Feuerschein tanzte auf ihrem Gesicht. Die Bilder zogen durch ihre Gedanken, wie sie damals nur mit einem alten Sari und einem feinen schwarzen in der Tasche die Wüste verlassen hatte. Die Seereise und das Gefühl das die Zeit stehen bleiben würde. Sie sah sich vor ihrem inneren Auge, die Züge noch mädchenhafter, der Körper noch zierlicher, fast mager. Rissige volle Lippen und den toten Schimmer ihrer Augen. Sie sah die Bilder als sie zum ersten Mal den Tala betrat, wie sie Lias Pferd putzte und kurz fragte sie sich, wie es kommen konnte das sie beide die Rollen so deutlich getauscht hatten. Sie erinnerte sich an das markante schöne Gesicht von Ea'fradon, an seinen sanften schmeichelnden Blick. Die vielen Menschen die seit her eine bedeutende Rolle in ihrem Leben gespielt hatten lebten in weiter ferne ihr Leben und sie beobachtete es jetzt. Sie sah Travin, die langen Nächte mit ihm, die Kampfeszüge und dann sah sie Ebin, den Shitan, das ängstliche Dienstmädchen von Ebin und wieder sah sie sich im Herzogtum, wütender, zorniger als je zuvor. Nadirah ließ den Kopf in ihren Nacken fallen und drückte den Rücken durch. Die letzte Reise in ihre Heimat, hatte sie also auch wieder ein Stück verändert. Es klang mehr wie eine Frage in ihrem Kopf. Sie hatte es selbst nicht wahr genommen, doch in diesem ruhigen Augenblick spürte sie es mehr als deutlich. Der Sandsturm in ihr hatte sich gelegt, die Nacht war in ihr Angebrochen und leise hörte sie die Geräusche der Tiere in ihrer eigenen kleinen Oase, tief in ihr drin.
"Darf ich euch etwas fragen?" Der Templer vor ihr blickte sie fragend an. Sie lächelte, sie wusste nicht warum sie lächelte aber sie tat es, sie hatte das Bedürfnis freundlich zu sein, oder sie sah einfach keinen Grund in einem anderen Verhalten. Glauben die Templer, denn das andere keinen Glauben haben, sie war leicht belustigt doch das Verständnis war da. Sie hatte Herr Conell nur als Menschen wahr genommen und ihm Platz geboten, war beruhigt gewesen das am Vorabend ihre Müdigkeit wohl nur ein Sinnesspiel mit ihr getrieben hatte. Doch nun fing der Templer an sie zu langweilen. Er sagte das er andere Kulturen interessant fand, zeigte aber das genaue Gegenteil, sprach ihr, einer erklärten Andersgläubigen und einem Yil'Dan von nichts anderem. Ihr war es gleich, sie hatte sich damit abgefunden das die Geistlichen fast alle fanatisch waren, das sie in ihrer eigenen Welt lebten. Sie schaut zu Kercan rüber und da war es wieder, das Gefühl der Zuneigung, erschrocken senkte sie den Blick.

"Wie viele Frauen er wohl schon hatte?" sie lachte Narsieda schmunzelnd zu als sie in ihrer Muttersprache zu ihr Sprach. Der Yil'Dan sass keinen Schritt neben ihr mit auf dem Fell und erzählte das Nachgefragte. Sieda hob zwei Finger nachdem sie ihn gemustert hatte. Wieder blickte Nadirah zu dem Yil'Dan. Er war kein Knabe mehr, auch kein junger Bursche. Er schien ihr Alter zu haben. Sie hob vier Finger und blinzelte zu Sieda. Der heiße Würzwein war ihr zu Kopf gestiegen, ihr war warm in der Bärenkleidung und direkt neben dem Kamin. Kommt drauf an was du alles dazu zählst. Nadirah grinste, der Yil'Dan versuchte sich nicht viel anmerken zu lassen, doch sie wusste das es ihn wohl irritierte... ...und es machte ihr Spass ihn zu irritieren. Noch immer tauschte sie hin und wieder mit Sieda Blicke aus, sprach in ihrer Muttersprache, konnte einfach nicht verstehen wie sie auf nur zwei Frauen kam, bis sie glaubte sie wisse was Sieda meinte. "Ich meine die vier getrennt!" sagte sie trocken und dennoch amüsiert, Sieda lachte schallend auf, sofort hatte sie die Bemerkung verstanden. Kurz tat der Yil'Dan ihr leid, doch der Wein trieb sein Spiel mit ihr.

"Ciama!" Sieda war auf gesprungen und hat nach ihren Stiefeln gegriffen. Nadirah brauchte einen Moment und sah dann das es bereits wieder hell war. Schlagartig stellte sich bei ihr die Vernunft wieder ein. Sie sollte nicht hier sein, nicht mit dem Yil'Dan hier allein bleiben. Sie sollte bei Sieda bleiben, doch diese war schon fast an der Tür. "Ich komme sofort nach!" Es war nur ein knappes nicken und sie war mit dem Yil'Dan allein. Sie blickte zu ihm, sie erkannte das Interesse, wenn es auch nur Interesse war. "und... nennt mich doch bitte Kercan..." Nadirah lächelte nur ehe sie zur Tür ging. Er hatte sie für einen Augenblick mit seinem Blick gefangen gehalten, sie drehte sich nochmal nach ihm um, sah ihn scheu und doch lasziv an ehe sie den Wolf schnell verließ um Sieda hinterher zu jagen.
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Alt 06.10.2006, 18:49
#67
Travin Yantur
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Seid nunmehr einer Woche war er wieder zuhause.
Der Grund, nein vielmehr der Auslöser warum er sie wiedereinmal für Monate, fast ein Jahr gar, verlassen hatte war ein Traum gewesen. Selten genug dass er überhaupt träumte, umsomehr misst er einem jeden Bedeutung bei.
Es waren wirre Bilder die Aufeinander folgten. Schlachtenreihen mit Schwertern die aufeinander eindroschen.Große bärtige Hühnen mit Äxten ineinander verkeilt, jeder mit dem Willen zum Sieg. Unbeherrscht wie im Rausch , ein einzig gemetzel ziwischen den Fronten.
Dann erkannte er sich selst, mitten zwischen diesen beiden Fronten. Wie auch er wie ein Berserker alles niedermetzeld was sein Schwert erreichen kann.Gleich ob auf knien um gnade flehend, auf ihn zustürmend mit erhobener waffe, oder ob ein Mann ihm den Rücken zuwendet.
Immer wieder trifft die Klinge, fährt durch Fleisch und Knochen.
Dann eine kleine Gruppe. 5 Männer in silbrig schimmernden Kettenhemden. Sie nähern sich von der Seite jener Linie an der die Reihen aufeinander treffen. Sie führen ihre SChwerter geduldig, in ihren Minen ist kein Hass oder Wut zu sehen, nur schlichte Entschlossenheit.
Plötzlich war er nicht mehr mitten im Schlachtgetümmel.Er sieht nur noch diese 5 Männerd ie Aufstellung ein einem Keil bezogen hatten und mit eiserner Disziplin und beängstigender Ruhe und Präzision durch die Reihen schreiten.
Sie trennen die beiden Heere voneinander, marschieren kämpfend mitten durch sie hindurch, parieren die Schläge, wer sich ihnen in den Weg stellt wird niedergefochten, wer sich ihnen ergibt dem wird Pardon gewährt, bis sich schließlich eine Breite Schneise bleibt.
Wie sie gekommen waren so verschwinden diese Kämpfer wieder ebenso spurlos.
Was bleibt ist Stille. Beängstigende Stille und 2 Heere die sich kaum 5 Schritte voneinander entfernt gegenüber stehen. Dazwischen die zum Teil verstümmelten Leiber der Gefallenen.

Schweißgebadet war er an jenen Wintertagen aufgewacht um sich kurz darauf aufzumachen. Fortzugehen ohne ein Ziel vor Augen, ungewiss des Grundes hierfür.
Seine Schritte lenkten ihn nach Wochen in ein kleines Tal. Einige Hütten waren dort, ebenso dunkel, fast schwarz wie die schroffen Gipfel ringsherum.
Eigentlich war die Absicht nur eine kurze Rast , doch wurden Wochen und Monate daraus.
Es war die Art dieser für ihn Fremden. Weder nahmen sie ihn herzlich auf, noch lehnten sie den Krieger aus der Ferne ab. Doch bei allem was sie taten schien eine gespenstische Ruhe von den Bewohnern dieses Tals auszugehen.
Nicht ein einziges mal während der Zeit war auch nur einer unbeherrscht oder schrie andere an.
Nicht ein einziges mal dass jemand etwas fahrig oder unsorgfältig täte.
travin half den Bewohnern so gut es ging, auf dem Felde, im Wald und nahm an allem Teil was diese beinahe Familiäre Umgebung für ihn bereithielt.
Mehr und mehr griff die Ruhe und Besonnenheit die von diesem Ort ausging auch nach seinem Geiste.
Mehr und mehr rückte auch der Groll, der ihn sooft beherrscht hatte immer weiter von ihm.
Der Major mit seinem wichtigtuerischen Gehabe, die falschen Helden in den Tavernen in Britain die sich selbst in ihren Heldentaten besingen.
Oder so mancher Magier mit dem verachtenden Blick für die "Gemeinen". Das alles scheint wie hinter einem Nebel versteckt der allen Groll und Gefühle in sich aufzog.
Bald schon war dies alles nahezu verschwunden, es zählte der Augenblick, die Konzentration mit dem Schwert, das Auskosten der Macht damit über Leben und Tod befinden zu können,
die Dehmut und Einfachheit wenn man auf dem Felde Steine zusammenlas, oder die Vertrautheit in den einzelnen Hütten.

Es war in den Tagen als die Sonne bereits wieder an Kraft verlor und die Blätter sich vom Herbstwind treiben ließen.
Erneut schreckt er im Morgengrauen aus dem Schlaf. Wieder ein Traum.
Wiederum hatte er jenes bestialische SChlachtfeld vor Augen, wenngleich auf eine andere Art.
Von den Flanken nähert er sich dem Getümmel, schreitet hindurch als wären es die Ähren die es zu schneiden gillt.
Zögernd schaut er an sicher herab, ein sibrig schimmerndes Kettenhemd bedeckt seinen Körper, wie es auch bei den Kriegern zu seiner
Rechten und Linken ist. Diesmal ist er ein Teil derer die das Heer teilen, die mit dem Schwert in der Hand den Frieden bringen.
Schritt für Schritt wie ein heißes Messer durch einen Wachsblock setzten sie ihren Weg fort.
Das Bild am Ende des Weges ist es schließlich was ihn aus dem Traum reißt.
Eine junge drahtige Frau, deren pechschwarze hüftlangen Haare abwechselnd mit einer schlanken Klinge um sie herum tanzen.
Kurz hällt sie inne, blickt ihm direkt ins Gesicht.
-Nadirah-

Verstört blickte er sich in der kargen Kammer um. Ebenso wie der ganze Groll in die Ferne gerückt war, so waren es auch alle Gedanken an sie.
Ebenso wie er in dieses Tal gekommen war verließ er es auch, in kalter nebliger Nacht.
Und doch war es diesmal anders. Er fühlte sich nicht getrieben, nicht rastlos ohne ein Ziel.
Diesesmal hatte er ein Ziel, wieder zurück ins Herzogtum, doch als anderer Mensch, dessen war er sich sicher.
Nach Wochen erreichte er wieder sein Heim, das er mit der Frau die ihm im Traum erschien teilte.

Das Haus ist sauber, oben hört er den sanften Gesang einer Frauenstimme. Narsieda, die inzwischen wohl zu einem Teil des Hauses geworden war.
Sollte sie sich nur weiter um ihre Tochter kümmern. Leise schloss er die Türe und macht sich auf nach Britain.
Eine seltsame leere Beherrscht die Gassen, wohl der grauen Tage wegen die gerade erst vorüber sind.
Gelassen betritt er die Gaststube von Riane, stellt sich an das wärmende kaminfeuer im Nebenraum.
Minuten später dringen Wortfetzen an sein Ohr. Die Stimme, sie ist ....so vertraut. Hinter den schweren Vorhängen,
die den Raum teilen nähert er sich der Stimme.
Kein Zweifel, es ist Nadirah die dort spricht.Langsam tritt er durch den Vorhang, betrachtet Sie ohne Hast.
Nur wenige Worte wechseln Sie miteinander. Sie scheint ebenso überrascht wie er selbst.
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Alt 09.10.2006, 14:45
#68
Nadirah Jin Zaykah
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Sie rannte, sie rannte schon seit einer ganzen Weile. Die Wüstenstute, ihr kleines Imanpferd, trabte aufgebracht hinter ihr her. Ihr weg führte sie zu ihrem kleinen Ort, und trotz der Wärme bildete sich kalter Schweiß auf ihrer Stirn. Es war Winter und es war Nacht. Wieder einmal war sie um ihre Fellkleidung froh.
Die letzten Tage sind vor sich her gestolpert, sie hatte die ganze Zeit geahnt das etwas nicht in Ordnung war, konnte es sogar benennen und doch hatte sie nichts dagegen unternommen, im Gegenteil sie hatte zuweilen das Schicksal sogar heraus gefordert.
Langsam ließ sie sich in den kühlen Sand sinken, versuchte ihre Gedanken zu beruhigen. Es war später Abend, als sie mit dem Yil'Dan alleine im Wolf stand, seine Hand sanft über ihre Wange strich. "Was erhoffst du dir?" ihre Stimme klang leise, warum sah er sie nur so an, wie konnte er sie so ansehen. Ein Funke Trauer tropfte in den See ihres Herzens. Er ahnte nicht, das sie ihm niemals gehören würde, ahnte nicht das sie in der Lage war, die Nacht bei ihm zu bleiben um danach das Schwert auf ihn zu richten. Er ahnte nicht das die Saharess sich nur vergnügen würde. Sie spürte seine grünen Augen auf ihrem Gesicht. Er ahnt nicht wie hoch der Preis sein würde und er ahnte nicht was sie mit Travin verband, was ihre Erziehung ihr vorschrieb.
Nadirah rührte sich nicht, genoss diese leichte unschuldige Berührung, ohne auch nur einen Deut des Gefallens oder Missfallens zu zeigen. Sie war nicht gut für diesen Yil'Dan, soviel stand fest, auch wenn er bereit wäre, seinen Ruf, sein Dasein für sie aufs Spiel zu setzten, auch wenn er bereit wäre ihr zu folgen. Sie spürte wie ihr Körper den seinen begehrte, wie sein Blick dieses Empfinden nur noch steigerte. "Ich werde nun gehen..."
Es war am darauf folgenden Abend, sie hatte ausgeschlafen und war allein erwacht. Sie hatte im Haus aufgeräumt, mit einer leisen Melodie auf den Lippen und war danach ins Bad gegangen. Sie lag schon eine halbe Ewigkeit im Wasser, als die Tür geöffnet wurde. Sie erschrak, es überraschte sie das sie es tat. Travin trat langsam ein, sein Gang, seine Ausstrahlung, sie beobachtete ihn still, versuchte den Mann zu finden der einst ihre Mauern gestürmt hatte. Kurz weiteten sich ihre Augen als sie seiner Absicht, ebenfalls zu baden gewahr wurde. Wieder trafen sich ihre Blicke, doch nichts fand sie darin. Hatte er aufgehört sie zu lieben, zu begehren. Sie beschäftigte sich, wollte es sich nicht anmerken lassen. Was sollte sie auch sagen, sollte sie ihm vorwerfen das er sie nicht mehr begehrte. Jetzt, wo alles so unsicher war zwischen ihnen. Das Gespräch plätscherte vor sich hin, wie das Wasser um sie herum. Sie musste an den Yil'Dan denken. Sie war schneller dem Wasser entstiegen als jemand vom Scheiterhaufen springen würde, sobald seine Fesseln gelöst waren. Schnell bedeckte sie ihren Körper mit dem Handtuch. "Ich war derweil im Schloss..." sie stockte mitten in der Bewegung. Er erzählte schon seit einer ganzen Weile drumherum, doch nun schäumte die Wut auf, verdrängte alle anderen Gedanken. Spionierte er ihr etwa nach, hatte er sich mit dem Schneider verbündigt, er den sie überall als ihren Gefährten nannte. Sein Blick sagte ihr schon das dem nicht so war, dennoch versuchte sie den Ärger aufrecht zu erhalten. "Ich gedenke die Ente zu pachten..." Sie fand diesen Einfall nicht gut, allerdings auch nicht schlecht, nichts desto trotz, war es für sie im Augenblick die Gelegenheit ihre Verwirrung in Ärger auszudrücken. Ärger darüber das es nicht so war wie früher, Verwirrung darüber, das die Leidenschaft zu fehlen schien. Kurz wanderte ihr Blick zu ihm, nein sie fehlte nicht völlig. "Ich mache das Abendbrot." Leise schloss sie die Tür hinter sich und zog sich ihren safranfarbenen Sari über. Vor Augen den samtenen dunkelgrünen Blick. Noch immer weilten ihre Gedanken bei ihm als sie den Tisch deckte, doch als sie Travins nasses Haar sah, war sie wieder im hier und jetzt. Für einen Augenblick wurde ihr warm ums Herz, so wie er da saß, mit nassem Haar, frisch gebadet und einfacher Kleidung.

Sie hatte bei ihrem letzten Besuch in Fenisthal etwas gesehen was sie sich noch mal ansehen wollte. Es war eine simple Auslage, die ihr Interesse geweckt hatte und erneut lenkte sie ihr Pferd nun an das Haus mit dieser Auslage. Wahrhaftig, dort hatte eine ansässige Echsenlederkleidung ausgelegt. Kurzer Hand, sie dachte nicht viel drüber nach, klopfte sie an. Es war kurzes Handeln, ehe sie zu dem Rock und dem Einteiler noch ein Bustier bestellte, nachdem die Dame erklärte sie hätte noch Leder auf Lager. "Ich werde im Wolf verweilen..." Damit verabschiedete sie sich. Sie war nicht darauf aus gewesen Kercan über den Weg zu laufen, doch wenn sie ehrlich war, hoffte sie es.
Ein Schmunzeln huschte über ihr Gesicht als sie in den Wolf eintrat, er sass da, nachdenklich schien sie nicht sofort zu bemerken. Langsam trat sie auf ihn zu, setzte sich langsam. Sein Blick war gealtert, nachdenklich und fragend. Würde er es ansprechen, sie würde ihm die Wahrheit sagen, dachte sich Nadirah. "Was habt ihr gemacht?" "Gedanken... über dies und das... doch um ehrlich zu sein, hauptsächlich um unser letztes Treffen hier im Wolf..." Wieder spürte sie kurz seine Hand auf ihrer Wange, doch er sass reglos ihr gegenüber. "Warum?" "Ich denke es war nicht richtig.... euch so zu bedrängen... " Sie blickte ihn ruhig an, doch das lächeln suchte sich seinen Weg auf ihre Lippen. "Glaubt ihr wirklich, ich hätte euer ... Interesse nicht schon vorher bemerkt?" Er unterschätzte sie, oder war zu höflich. Beides war nicht sehr förderlich für ein wahres Kennen lernen. Sie spielte mit offenen Karten, war es leid, ihrer Erziehung zu folgen. "Versteht mich nicht falsch, ich mag euch.... ja ich begehre euch auch, doch alles hat seinen Preis." Sie hatte während der Unterhaltung beobachtet wie sein Gesicht im eisernen Griff seiner Emotionen waren, als sie ihn bestätigte, dann als sie von Travin sprach, als sie ihm die Entscheidung überliess und schliesslich als sie sich halb offenbarte. Eine leise Stimme sagte ihr, er wäre mit einem einfachen, lieben jungen Mädchen besser bedient. Sie war nichtmal mehr das junge Mädchen das mit Travin die ersten Wonnen erlebte. Sie war eine Frau geworden, die wusste was sie war, zu was sie fähig war, die sich nur selten noch einsam fühlte. Sie hatte den Halt unter ihren Füssen gefunden. Die Schneiderin trat ein, Nadirah war froh drum, sie hatte alles gesagt was gesagt werden musste, doch verweilte eben jene nicht lange.

Sie hatte es nicht erwartet, umso überraschter sah sie ihn an, als sie sanft seine Lippen spürte. Reglos, nicht empfangend und nicht ablehnend, blickte sie ihn an, ehe ihr Körper zu reagieren begann und sich ihr Kopf langsam in den Nacken legte. Einen Moment länger... nur einen Moment... doch er zog sich zurück. Sie hob den Kopf wieder an, blickte auf seinen Oberkörper, versuchte die Enttäuschung ihres Körpers als das zu sehen was es war, ein letzter Ausweg bevor es zu spät war. Ihr Blick glitt ins Feuer. Er wagte, er wagte wirklich, war scheinbar bereit für das zu kämpfen was er wollte. Er wusste die Saharess in ihr anzusprechen, er wusste ihr zu schmeicheln. Doch wie standhaft war er ihr gegenüber. "Ich liebe Travin, mehr als ich jemals jemanden geliebt habe... " ...doch du hast jenes was ich bei ihm vermisse... was ich suche... fügte Nadirah still in Gedanken an. Wieder sank sein Blick, ...nur eine Nacht... flüsterte eine Stimme in ihr, eine Stimme die auf der Lauer lag, die darauf wartete frei zu sein, die schon seit einer ganzen Weile still in ihrem Kopf war und beobachtete, still schwieg, nur durch bohrende Gefühle ihre Präsenz bekundete. Es war ein innerer Kampf und sie drohte zu verlieren. Wieder senkte sich sein Gesicht zu ihrem. "NEIN!" schrie sie, ... nicht so... ihr Kopf drehte sich zur Seite und seine Lippen streiften ihre Wangen, es war als spürte sie körperlich seine Enttäuschung.
"Ich werde nun gehen..."

Nadirah liess den Kopf hängen, es war kalt, selbst hier in der Wüste. Was sollte sie nur machen, liebte sie ihn wirklich noch, konnte sie nur begehren wenn sie begehrt wurde. "Lass den Kampf entscheiden..." flüsterte wieder diese Stimme in ihrem Kopf. Ein Seufzen überkam sie, sie hatte noch keine Idee wie es weiter gehen würde, keine Idee was sie nun tun sollte, doch sie hatte sich entschieden. Sie würde diese Entscheidung dem Schicksal überlassen, sie wollte sich nicht für einen Mann bewahren, der sie nicht mehr liebte, nicht mehr begehrte... nicht mehr suchte, doch sie wollte nicht das was sie so sehr liebte einfach so von sich weisen.

Ihre Sachen lagen auf dem Bankfach, sie hatte nur die Kleidung mitgenommen, sie würde noch einmal zurück kehren müssen. Früh am Morgen wenn er zur Jagd ist, um das Gold was sie sich geliehen hatte zurück zu legen. Vielleicht um einen Brief zu hinterlassen.
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Alt 09.10.2006, 17:07
#69
Travin Yantur
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Der Abend dämmert bereits als er die Tür zu seinem Heim aufstößt. Die Schatten tanzen bereits an den Wänden, wohlig die Wärme des Kaminfeuers.
Nachdem er sich der schweren Winterstiefel und des ledernen Harnisches entledigt hat, lässt er sich langsam vor dem Kamin auf den Fellen niedersinken, löst seine Schwertscheide.
Er reinigt seine Waffe auch an diesem Abend, wie er es seid fast einem Jahr an jedem Abend tat. Inzwischen kannte er jede noch so kleine Erhebung auf der schwarzen, matt schimmernden Klinge, angefangen bei dem Schmiedezeichen von Ankhatra, bis hin zu den einzelnen Stellen an denen neues Metall von einem Schmied aufgetragen und mit der Klinge verbunden worden war.
Es hilft ihm seine Gedanken zu ordnen, wenn das Öl träge die Klinge hinunter läuft um kurz darauf in jeder Vertiefung zu verschwinden.
Ein leises Plätschern aus dem Nebenraum lässt seinen Kopf herumrucken. Scheinbar ist er nicht allein. Es ist lange her dass er seine Abende nicht allein in Ruhe verbracht hat.
Dennoch ein Bad wird ihm wohl ebenfalls gut tun. Er legt die Klinge vorsichtig auf dem Sims über dem Kamin ab, tritt vorsichtig in den Nebenraum, lässt den Blck durch den von leichten Dampfschwaden durchzogenen Raum gleiten.
Das erste dessen er sich gewahr wird, ist das erschrockene Gesicht Nadirahs als sie ihn erblickt. Er versucht sich nichts anmerken zu lassen, doch trifft ihn allein diese Geste bis ins Mark. Ein Jahr ist viel Zeit um sich zu lehren die Kontrolle über sein Gesicht zu behalten. Fast scheint es so als wäre er nicht willkommen. Im Stillen straft er sich selbst für diesen Gedanken. Langsam legt er seine KLeider ab, begibt sich ebenfalls in das warme Nass. Narren ihn seine Augen oder weicht sie wirklich mit jedem Schritt den er tut von ihr?
Sie fragt nach seinem Befinden....früher wären ihr die Spritzer in seinem Gesicht aufgefallen. Sie lassen sich nicht vermeiden zieht man einem Troll die Klinge über den fetten Wanst. Kurz schließt er die Augen, lässt den Kopf in den Nacken auf die kühlen Steine sinken. Wie gerne würde er sich in diesem Moment auf sie stürtzen....ihr festes volles Haar fühlen, mit ihr jenes Spiel spielen dass sie so gut verstand, sich fangen lassen um sich gleich darauf wieder zu entwinden, geben um darauf wieder zu fordern. Mit einem leichten Kopfschütteln fegt er diese Gadanken auf seinem Kopf. Zu tief noch die Schlucht zwischen Ihnen über die erst noch eine Brücke gebaut werden müßte. Das Bild bestätigt sich als er die Augen wieder öffnet. Immer weiter scheint sie sich in sich selbst zu verkriechen.
Um nicht in schweigen zu verfallen erzählt er von seinem Tag, in Britain, seinem Besuch im Schloß. Plötzlich verändert sie sich. Eine kleine Falte zwischen ihren Augen trittt hervor. Er kennt das von ihr....sie ist zornig....hatte er etwas falsches Getan? Er war ja noch nichteinmal fertig mit seinen Ausführungen da platzt es auch schon aus ihr herraus:
"Spionierst du mir nach?"
Wie ein Zwergenhammer schlagen diese worte in seinem Kopf ein. Er hat ihr immer vertrtaut...
Wieso sollte er ihr nun nachspionieren. Beinahe scheint es als würde er die Gewalt über sich verlieren. Woher nur dieses Misstrauen ihm gegenüber? Gibt es etwas dass sie zu verbergen hatte? Nie hat er sie nach Dingen gefragt die sie nicht selbst preisgeben wollte.Nie hatte er an ihr gezweifelt. Nie, zumindest hoffte er das ihr anderes ich vergessen oder verändern wollen. Und doch...alles scheint anders zu sein als es vormals war.Langsam glätteten sich die Wogen wieder. Das gemeinsame Abendessen verbringen sie zwar gemeinsam und doch scheint es als würde etwas zwischen ihr stehen. Sie verlässt nach dem Essen den Raum, er nimmt seinen Platz wieder am Kamin ein, trägt nochmals etwas öl auf die Klinge, bis er schließlich vom Schlaf übermannt wird.
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Alt 10.10.2006, 12:12
#70
Nadirah Jin Zaykah
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Sie hatte eigentlich die Schneiderin aufsuchen wollen, doch ihr Weg führte sie in den Wolf. Er war leer, still sah sich um. Wie viele Tage hatte sie hier ihr Leben gelebt. Langsam schlenderte sie zu den Sesseln und liess sich in einen sinken. Schloss die Augen und flog auf den Gedanken in die Vergangenheit. Zu einem rauschenden Fest wo Kira und sie bedient hatte, wo Zwerge getrunken hatten, Kinder gelacht hatten. Sie hörte von weitem die leisen Schritte, unter denen die Dielen leise und erhaben knarzten. Ihr Blick hob sie und für einen Moment hatte sie den Baron gemustert. Er wurde älter, wenn gleich seine Ausstrahlung nichts von Gebrechlichkeit hatte. Still erhob sie sich, sie hatte diesem Mann einst etwas geschworen. "As'salam..." "Schön euch mal wieder in Fenisthal zu sehen..." Nadirah legte den Kopf schief. Was sollte man darauf jetzt sagen, auch schön euch mal wieder zu sehen oder gar, danke. Sie zog es vor zu schweigen, bevor sie sich lächerlich machte. "Wie geht es euch?" Er dürfte noch nicht viel gesehen haben, oder schon mit ihrer Freundin gesprochen haben. "Ihr hattet Ärger mit der Garde?" "Es war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit..." "So wie ich euch kennen gelernt habe... ja." Ein Schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen, doch diese kleinen Wortspiele verebbten. Ein anderer Name machte sich Platz in ihrem Kopf. "Malaheth... " sagte sie leise, er war ein Mann und dennoch wußte sie, das er sie nicht herausfordern würde von sie von der Ersten sprach, sie wusste das es etwas war, was sie verbinden würde. Sie wusste das die Erste der Grund war, warum sie immer wieder nach Fenisthal kam, warum er ihren Blick verstanden hatte. Sie wusste es. "Nur fünf Abschriften... " Sie hörte ihm überrascht zu, sie hatte mit allem gerechnet, doch nicht damit das es was schriftliches gab. "Eine übergaben wir dem Herzog..." Ihre Stirn legte sich unweigerlich in Falten. Sie wissen hier um... "Doch alle schworen darüber zu Schweigen..." Sie blickte ihn an, ihre Gefühle und Gedanken wühlten sie auf, sie hatte ihm von der ersten erzählt, hörte nun gar unfassbares. "So ihr euer Angebot meint, fragt nicht nach Interesse..." Sie erhob sich, griff nach ihrem Mantel, konnte schier nicht glauben, was sie gleich in den Händen halten sollte. Ramirez von Fenisthal erhob sich auf seine eigene autoritär anmutende Art und Weise. Langsam, zu langsam wie es Nadirah empfand und voller Ruhe zog er sich die Handschuhe über. Hätte er nur einen Funken von einem Lächeln auf den Lippen gehabt, hätte sie geahnt das er sich seinen Spass erlaubte, doch er stand ruhig vor ihr und behandschuhte seine Finger. Ein ungeduldiger Blick flog ihm zu, Nadirah wäre am liebsten gerannt und hätte sich über die Mannshohe Mauer seines Anwesens geschwungen, als hier diese schiere Ewigkeit vor ihm zu stehen und ihm zuzusehen, doch sie beherrschte sich.

"Nun setzt euch doch endlich!" Wie lange hatte sie schon gestanden, ein kurzer Blick nach draussen, doch sie konnte nicht sagen, ob es zwei, drei oder fünf stunden gewesen waren. Lediglich ihre Arme ermüdeten langsam vom Gewicht, das auf ihnen lastete. Sie stand vor ihm, ihr rechtes Bein leicht schräg hinter dem Linken aufgesetzt. Ihr Gewicht auf jenem vorderen Bein lastend, ragte ihre schlanke Gestalt auf, bis hin zum hoch erhobenen Kopf und einem Blick der von Stolz und Ehrfurcht sprach. In den Armen das Leihgut haltend blickte sie ihn lange an. Sie wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, doch die Umstände würden dies niemals erlauben. Selbst wenn er nicht jener wäre der er war, was er ihr gerade gegeben hatte, gebot höchsten Respekt. Noch lange verweilte sie neben ihm, gewährte ihm einen Blick auf ihr wahres Wesen, als sie erneut von IHR erzählte, als sie von dem Leid und der Hoffnung der Nachkommen sprach. Still schloss sie nach ihrer Ausführung die Augen, lauschte seinen Worten, saugte den Sinn auf wie ein Schwamm.

Sie hatte das süsse Gewicht auf den Sessel gelegt als sie sich vor ihm aufrichtete. Langsam glitt ihr linkes Bein nach hinten, bis das Knie den Boden sacht berührte, die Fingerspitzen beider Hände aneinander gelegt berührte sie sachte den Spann seiner Füsse. Erst den Rechten dann den Linken. Ihre Lippen formten tonlose Worte. Was von Herzen kommt ,führt zum Herzen.

"Namastè Raja beni Yil'Dan"
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Alt 11.10.2006, 15:44
#71
Nadirah Jin Zaykah
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Sie hatte sich im Gasthaus, oben beim Badehaus, ein Zimmer gemietet. Das selbe wie vor Jahren, obwohl sie sich sicherlich ein bequemeres hätte leisten können, doch ihr war wenig nach Luxus, sie saß am Kamin im Speiseraum. Auf ihren Oberschenkel hatte sie gerade das Buch abgelegt das sie gelesen hatte. Nachdenklich blickte sie in den Kamin. Sie hatte sich weder bei Travin, noch bei Kercan gemeldet, geschweige denn bei irgendwem anderen, sie wollte an diesem Tag Ruhe haben. So man sie gesucht hätte, hätte man sie sicherlich gefunden, doch ihr war nicht nach Unterhaltung. Sie genoss die schweigsame Gesellschaft der alten Frau die in einem Lehnstuhl sass und eine Tischdecke mit dem Glaronszeichen bestickte. Vielleicht ein Gabe für den Altar, dachte Nadirah kurz. Würden diese braven Bürger hier wissen was in ihrem Kopf vorgehen würde, wäre es wohl eher ein verachtender Blick der ihr zugeworfen würde, statt dem gutmütig, fast mütterlichen Lächeln das die Alte auf ihren runzeligen Lippen trug.
Männer, dachte sie vorwurfsvoll. Sie wusste genau das sie nicht ohne Männer leben wollte, doch schienen ihr die Herren der Schöpfung stets Ärger, Verwirrung und Sorgen zu bereiten. Sie hatte sich lange davor gedrückt nochmal zu ihren eigentlichen Heim zu reiten um das Gold zurückzulegen, nicht das sie geizig war oder es nicht hätte. Aber es würde auch bedeuten das sie Travin einen Brief hinterlegen musste, so sie ihr Gewissen beruhigen wollte. Einen Brief.... was sollte sie ihm sage, schreiben, mitteilen. Es waren zu wenige gemeinsame Nächte gewesen als das sie sich an seine nächtliche Anwesenheit wieder gewöhnt hätte, die Sehnsucht nach einer Umarmung als körperlichen Schmerz empfunden hätte und dennoch war es Trauer die sich in ihr ausbreitete. Sie liebte ihn und dieses Gefühl war tiefer als das Begehren nach Kercan, doch er suchte sie nicht, begehrte sie nicht mehr und... es war eine gewisse Wut die in ihr aufkam als sie auch nur für einen Moment mit dem Gedanken des Nachgebens gespielt hatte. Nein! Er war gegangen, hatte stillschweigen über seinen Verbleib gewahrt, war zurück gekehrt, wie aus dem Nichts und behandelte sie gleich wie anderen Frauen. Vielleicht war sie verwöhnt, nein ganz bestimmt war sie verwöhnt worden in dem wenigen Umgang mit Männern, dennoch sie sollte jene sein, nach der er den Kopf verdrehte, jene die ihm die Gedanken raubte, seine Sinne reizte, das er seine Finger kaum bei sich behalten könne, sie sollte jene sein, die ihm die Sorgen für eine Weile vertrieb, nach der er am Morgen als erstes und am Abend als letztes fragte, jene für die er ungefragt bis ans Ende der Welt reisen würde. Sie sollte sein Gegenstück sein, sie sollte für ihn sein was er für sie war.
Langsam, schleichend hatten die Tränen ihre Augen gefüllt und bahnten sich langsam einen Weg über ihre Wange, schnell für ihr Handrücken über ihr Gesicht, ehe sie kurz und verstohlen zu der Alten blinzelte. "Kercan..." murmelte sie tonlos und blickte wieder ins Feuer. Verzweifelt suchte sie Halt zu finden vor dem Gefühl das ihr noch mehr Tränen in die Augen trieb. "Kercan.." echote der Name in ihrem Kopf. Kurz trat ein bitteres Lächeln auf ihre Lippen. Es war fröhlich gemeint, doch überschattet von dem vorherrschenden Gefühl des Verlustes. Seine Art, so unschuldig, so brav, wie konnte es nur soweit kommen. Er tat ihr leid, und auch hier übermannten sie wieder die Schuldgefühle. Sie spielte im Grunde mit ihm, weil sie Angst hatte. Ja sie hatte Angst verdammt nochmal, das sie ihm verfallen könnte, Angst das sie vergessen könnte wie sehr sie für den anderen empfand, Angst davor vom Regen in die Traufe zu marschieren, Angst davor ihm dann eines Tages zu sagen, das der Weg bis dorthin ging und nun das Ende gekommen wäre. Meine Güte, er war Schwertreiter, jung und ehrgeizig. Sie wusste das sie niemals ansässig werden würde, sie wusste das sie wohl nie jene Frau sein würde die sich ein Mann zu wünschen pflegt. Kurz stockte sie. War dies der Grund, warum Travin sie "nur" als Gefährtin wollte, war dies der Grund warum er sich sträubte Vater ihrer Kinder zu werden, warum er sie verlassen konnte und nun scheinbar nichts unternahm um sie zurück zugewinnen. Steif und langsam erhob sie sich, ihre Gesichtszüge waren hart, das die Alte erschrocken aufblickte. "Alles in Ordnung Kindchen?" Nadirah brauchte einen Moment, war an der Alten schweigsam vorbei gegangen ehe sie bemüht ruhig und langsam sprach. "Ja mir ist nur nicht gut... ich werde mich etwas hinlegen." "Macht das Kindchen, ihr seid schon ganz blass..." Sie hörte die Wärme und Fürsorge in der Stimme, am liebsten hätte sie sich umgedreht und ihren Kopf an den üppigen Busen der Alten gelegt und geweint, ja geweint wie ein Wasserfall, um sich Trost zu verschaffen, Hoffnung geben zu lassen, doch ihre Schritte führten sie langsam in ihr Zimmer.
Es dauerte eine Weile bis sie ruhig am Tisch sass und die Feder ohne Zittern über den Briefbogen führen konnte.
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Alt 11.10.2006, 20:24
#72
Kercan Conell
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In seiner Rüstung steht Kercan am Geländer der Festung, leicht nach vorne gebeugt und die Arme abstützend. Dicke Schneeflocken fallen vom Himmel und bedecken alles wieder mit einer weißen und glitzernden Schicht. Sein Blick ruht auf eben jener Schneedecke die unter sich die Wiese und den Weg vor der Festung zu verbergen weis.

Schon eine ganze weile steht er nun so da ohne das er groß eine Regung gezeigt hätte. Sein Blick wirkt nachdenklich und er mag auf die anderen Wachen sehr abwesend wirken. Sie ging ihm wahrlich nicht aus dem Kopf… Nadirah… dachte er und musste über sich selber einen Moment schmunzeln. Sie war irgendwie fremd und doch vertraut, irgendwie anders als die anderen Frauen. Ihr Aussehen, ihr Verhalten, ihre Art zu reden… oder meistens eher ihre Art seltsame Fragen zu stellen. Erneut hebt sich ein Mundwinkel von Kercan ohne das er sich sonst auch nur annähernd bewegt hätte. Eine Schicht von Schnee ruhte mittlerweile auf deinem Haupt, seinen Schultern und seinen Unterarmen welche nach vorne über das Geländer hinausragten.

Kercan merkte zu anfangs recht schnell das sie ebenso Interesse an ihm zeigte. Umso mehr verwunderte ihn das Verhalten von ihr. Schien sie doch ansonsten so selbstsicher wurde sie in seiner Gegenwart meist ruhig und nachdenklich, zeigte einmal mehr und einmal fast keinen Funken von Zuneigung. Irgendetwas schien sie zu bedrücken doch was dies war konnte er sich nicht erklären. Jedoch trieb es sie offenbar immer wieder nach Fenisthal um ihn aufzusuchen. Er schätze ihre Gesellschaft sehr, auch wenn sie ihn zumeist mit verwirrenden und zweideutigen Fragen, von denen er nicht wusste was sie damit zu bezwecken versuchte, löcherte. Sie zog ihn förmlich an und seine Gedanken waren mehr bei ihr als es gut war derzeit.

Erst kürzlich sah er ihr Pferd vor dem Wolf stehen, er ging hinein und wartete dort. Ein Mann trat ein der sich mit ihm unterhielt. Er wusste danach nur noch das er wohl Schwertreiter werden wollte und das er einige Jahre im Lande Verbracht hatte… aber… den Namen des Mannes hatte er bereits vergessen, so viel Platz hatte Nadirah beansprucht in seinen Gedanken.

Kercans Ohren vernahmen Pferdegestapfe scheinbar noch etwas weiter von der Festung entfernt doch drang dies im ersten Moment gar nicht bis in seinen Kopf vor. Erst nach einigen verstrichenen Augenblicken hob der den Kopf rasch an. Der Schnee der auf seinen Haaren lag löste sich dabei fast gänzlich und wurde vom Winde mitgetragen. Er kniff seine Augen zusammen und spähte zu dem Reiter hin. Nach einer kleinen weile lenkte er den Blick von ihm weg zur Sonne. Es war ein dunkles Pferd gewesen, kein Wüstenpferd wie sie eines Ritt und sein Dienst war bald zu ende wie er am Stand der Sonne erkennen konnte.

Wie würde es nun weitergehen fragte er sich. Mittlerweile wusste er mehr von ihr und konnte dadurch auch ihr Handeln mehr verstehen… ihre Fragen... und das Verhalten was sie zuweilen an den Tag legte. Doch ebenso verunsicherten ihn die Worte die sie zu ihm sprach mehr und mehr. Sie war schön und sie hatte einen klaren verstand, doch würde das zwischen ihnen lange gut gehen können?

Langsam richtete er sich auf und schüttelte den Schnee ab. Die Sonne war dabei hinter den Bäumen zu verschwinden und langsam merkte er wie kalt es überhaupt war. Als er dann langsam in Richtung der Türe schlenderte meinte er noch leise murmelnd zu sich: „Das wird sich wohl noch zeigen...“.
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Geändert von Kercan Conell (11.10.2006 um 20:25 Uhr).
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Alt 12.10.2006, 21:25
#73
Kercan Conell
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Einige Tage nun kam sie nicht mehr nach Fenisthal, musste ihn das beunruhigen? Wohl eher nicht, dachte sich Kercan als er einmal wieder alleine im Wolfe saß. Sie würde etwas Zeit brauchen so schien es und die wollte er ihr gerne lassen.

Am nächsten Tage nach dem Dienst begab sich Kercan abermals zum grauen Wolfe doch wieder keine Spur von Nadirah zu erblicken… Kercan misste ihre Gesellschaft… er hatte gar das Gefühl wieder für sich alleine zu sein. Nur sehr wenige Leute sah man in diesen Tagen auf den Straßen Fenisthals und im Wolfe saß er fast jeden Abend allein… wartend… hoffend das Nadirah durch die Türe kam. Doch wartete er scheinbar vergebens.

Nachdenklich blickte er in den Kerzenschein und mit einem Ruck erhob er sich, griff seinen Umhang und eilte durch die Türe hinaus zu seinem Pferd. Er schwang sich auf und Galoppierte wie von einer wilden Horde verfolgt den Weg entlang in Richtung Britain.

Dort angekommen sah sich im Tala um und in den Straßen jedoch schien sie auch hier nicht zu verweilen. Schließlich ritt er an der Ente vorbei und blickte verwundert auf die vielen Pferde und den Lichtschein der aus der Taverne vordrang. Er saß langsam ab und band das Pferd an um dann zur Einganstüre zu gehen. Sie war tatsächlich nicht mehr abgeschlossen stellte er fest und es saßen Leute darin. So trat er langsam ein, sich neugierig umblickend.

Er sah den Richter und nickte ihm zu doch… was war das? Die Frau die mit dem Rücken zu ihm steht und eben die Person am Tische bedient? Das kann nicht sein… mit ungläubiger Miene ging er ganz langsam weiter, er warf einen kurzen blick zu Tresen hinter dem dieser Travin Yantur stand. Und als er am Tische angekommen war und die Dame sich zu ihm umwandte traf es ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Es war Nadirah… sie grüßte Kercan scheinbar gut gelaunt doch er war wohl zu geschockt um ihr zu antworten…

Das kann nicht sein! Sagten ihm seine Gedanken… erst dann bemerkte er das der Baron zu Fenisthal, an dem Tische vor dem Kercan nun stand, saß… Ich muss mich zusammenreisen… Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und fragte ob er sich setzten könne… kurz darauf kam Nadirah zu ihm und Fragte was er gerne wollte… sie schlug ihm gleich ein Bier vor… nicht das er eines wollte aber er war froh das er nicht darüber nachdenken musste was er sagen sollte. Sie brachte das Bier und noch immer blickte er sie ungläubig an. Ein leises „danke“ brachte er über seine Lippen als er ihr die verlangten Münzen gab. Vor mir sitzt der Baron und ich benehme mich… Er versuchte sich abermals abzulenken und sich zu beherrschen, wechselte ein paar Worte mit ihm und Trank einen Becher von dem Bier von dem er das Gefühl hatte als würde es ihm im Halse stecken bleiben.

Es war unhöflich dem Baron gegenüber zu gehen doch bliebe er länger würde es ihn innerlich zerreißen dachte er sich und erhob sich so sehr bald wieder von seinem Stuhl. Langsam dann Trabte er zurück nach Fenisthal. So schien es als hätte sie sich doch gegen ihn entschieden… immerhin spielte sie für diesen Mann Bedienung in der Ente. Mit gesenkten Haupte und immer noch etwas geschocktem Gesichtsaudruck traf er am Grauen Wolfe ein. Er hoffte diesmal gar darauf das kein Gast darin saß und immerhin damit hatte er glück.

Langsam holte er sich ein Bier, hockte sich in den Sessel und Nippte an der Flasche. Mit betrübtem blicke starrte er durch den anderen Sessel hindurch auf dem Nadira zumeist gesessen hatte als sie noch Täglich hier war ihn zu besuchen. Scheinbar hatte er sich geirrt in dern Annahme das sie Zeit für sich brauchte.. scheinbar hatte sie nur entschieden die Zeit mit diesem Yantur zu verbringen statt mit ihm...

Der Morgen begann mittlerweile zu dämmern als Kercan noch immer da saß, das selbe Bier, das noch fast voll war und mittlerweile schal geworden war, in seiner Hand. Er musste mit ihr reden.. aber gewiss nicht in der Ente.. das waren seine Gedanken. Nur wo würde er sie sonst finden wenn sie nicht mehr hier her kommen würde?...
Kercan Conell ist offline  
Geändert von Kercan Conell (12.10.2006 um 21:59 Uhr).
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Alt 18.10.2006, 12:07
#74
Nadirah Jin Zaykah
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Die Tage waren ins Land gestrichen, ihr Entschluss stand fest. Ja es war in Entschluss des Herzens, dennoch war sie den Tränen nahe als sie vor Travin sass. Er vermochte es nicht mehr seine Gefühle zurück zu halten, wie gern wollte sie ihn trösten, irgendwie, aber sie konnte sich nicht selbst verraten. Langsam setzte sie sich ihm auf den Schoss, strich sanft durch sein Haar, bemüht nicht zu weinen. Musste es denn wirklich immer alles drunter und drüber gehen. Ein Schauer überlief ihren Rücken, als sie seine Lippen an ihrem Hals spürte. Verdammt es war nicht gerecht, es war nicht gerecht das jetzt das Begehren die Lust in ihr aufloderte, aber die Traurigkeit nicht ganz verdrängen konnte. Es war nicht gerecht, dass das Schicksal ihr einen Fremden geschickt hatte, der sie scheinbar blind verstand und ihr Herz an Travin hing. Es war nicht gerecht, das jetzt, wo sie einen Entschluss gefasst hatte, alles wieder durcheinander geriet, es war ja voher nichtmal recht geordnet gewesen. Sie spürte den begierigen Griff seiner Hande und die Gedanken flogen dahin. Es war ein Kuss der Leidenschaft in dem sie sich vollends fallen liess. Es schien eine Ewigkeit zu dauern und doch war er viel zu schnell zu Ende. Das Klopfen, sie drehte den Kopf zur Tür und war sofort im hier und jetzt und sprang auf. Ordnete ihre Kleidung und legte ihre kühlen Finger auf die geröteten Lippen. Noch immer brannte es in ihr, doch all die Gedanken um die ungewisse Zukunft waren wieder da. "Kommst du heute aben?" Ein Blick in seine Augen, sein Gesicht. Sie konnte nicht nein sagen, wollte aber auch nicht zu stimmen, sie wollte sich nicht wieder in ein Haus sperren lassen. "Ja... ich werde da sein..." Sie verließ eiligst die Ente, stürmte zu ihrem Pferd und gab die Zügel frei. Luft, sie brauchte Luft.

Ihr Weg hatte sie wie sooft schon in den Wolf gelenkt, ihre Finger waren rot gefroren. Es wunderte sie kaum das sie Kercan erblickte, doch wieder wankte alles in ihr. Sie musste aufhören, Spielchen zu spielen, doch sie wusste nicht wie. Es war ja nicht so, das ihr an diesem Yil'Dan nichts lag, im Gegenteil, sie bewunderte seinen Willen. Nadirah, was zu allen sieben Teufeln willst du eigentlich. Du kannst nicht alles haben! Seufzend senkte sie den Kopf etwas. Was sie wollte, ja was sie wollte war ein Leben in Freiheit und als Gesellschaft ihre Schwestern, für das warme Lager Kercan... nein Travin... nein... Sie wusste es nicht, war der eine nicht da dachte sie an ihn, war der andere nicht da, dachte sie an jenen. Verflucht! Sie war es nicht die Spielchen spielte, es war das Schicksal und egal wie es ausgehen würde, sie würde nicht gewinnen können. "Nimm dir was du willst..." flüsterte eine ihr mitlerweile bekannte Stimme zu, doch verärgert darüber strich sie über ihre Stirn. Auch wenn es einer Saharess zustand, wie hatte es Travin ausgedrückt.. "Ich weiß das ich keinen Anspruch habe.." auch wenn sie nun alle Freiheiten hatte die sie wollte, dennoch. Es war nicht richtig, mit den Gefühlen von Männern zu spielen, es war nicht richtig, sie zu hintergehen, schon gar nicht weil sie es selbst nicht ertragen könnte diese Wunden die sie schlagen würde zu sehen. Nein, sie war nicht kalt genug um sich zu nehmen was sie wollte, sie war nicht kühl genug, als das es ihr egal wäre was sie da tat. Sie musste sich klar werden was sie wollte.

"Na, wie riech ich mh? Mh?" Kercan kam auf sie zugesprungen, und die Heiterkeit schlug von einem Moment zum nächsten um. Nadirah's Augen weiteten sich, wieder einmal mehr wurde ihr Bewusst das dieser Mann alles andere als Klein war und wieder einmal wurde ihr bewusst das er etwas ganz bestimmtes wollte. Es geschah alles sehr schnell und dennoch unendlich langsam. Ihre Luft blieb im Hals stecken, die allzu schnelle Nähe. Der Schalk in seinen Augen, Nadirah ahnte das er allzuschnell umschwenken könnte. Nein! Nicht so! Sie spürte wie ihr spitzes Knie sich in seinen Oberschenkel bohrte, spürte wie ihre Hände ihn wild, von sich schubsten. Sie war kurz davor ihre Klinge zu ziehen. Doch sie blieb auf ihrem Rücken, vielleicht war es der erschrockene und verdutzte Ausdruck in seinem Gesicht. Es hatte nichts mit der Sorgfalt und Vorsicht gemein die sie sonst im Umgang mit Sharaja an den Tag legte. Sie sprang auf das erschrockene Tier, griff mehr grob als sonst was in die Zügel, das Tier dankte es ihr mir Tänzeleien, von jetzt auf gleich war Sharaja zum rennen bereit, im Grunde wollte Nadirah genau das erreichen, doch kannte sie weitaus zärtlichere Wege ihre Stute dazuzubringen. "Tu das NIE wieder!" sagt sie deutlich, den Ärger, die Panik, das ganze Durcheinander in ihr spiegelte sich auf ihrem Gesicht. "Es... tut ... mir leid..." Ihr war im Grunde klar das er ihr nichts wollte, das er viel zu überrascht über ihre Reaktion war, ihr war klar das sie ihm irgendwo unrecht tat, doch sie wusste nicht mehr weiter. Sie war gerade kurz davor gewesen ihre Klinge mit der seinen zu kreuzen, das ganze Chaos in ihrem inneren brach sich seinen Weg aus ihr herraus. Weg hier.... bloss weg hier und zwar schnell. Aus den Augenwinkeln nahm sie noch kurz die Gestalt eines weiteren Mannes wahr, doch dann liess sie Sharaja auch schon die Zügel frei. Ihre Stute liess sich nicht zweimal bitten. Sie flog gerade zu über den Boden.... jedesmal in den Kurven waren sie kurz davon sich gemeinsam lang zu machen, Sharaja kämpfte mit dem glatten Boden, doch sie trieb weiter an. Der Wind peitschte eisig in ihr Gesicht, Trinsic! Drei, Zwei, Einen Galoppsprung und sie war durch dieses Tor. Lia, sie musste Lia finden. Die Tränen rannen längst in Strömen über ihr Gesicht, froren fast auf ihrem Gesicht ein. Immer wieder das Schnaufen ihrer Stute, der Dampf der von dem erhitzten Körper ausging...

Ihre Stute stand im Stall, sie hatte lange gebraucht bis sie das Fell annehmbar trocken bekommen hatte. Sharaja war völlig erschöpft, durch ihre Dummheit hätte sie fast das Liebste auf Erden dem Tode näher gebracht. Sie war noch immer nicht zufrieden und wollte weiter mit dem Stroh übers Fell streichen, doch die Stute legte sich in Stroh, wälzte sich halbherzig. Langsam bückte sie sich, streckte ihre Hand nach dem samtenen Maul aus. Hatte sie ihr Vertrauen verloren? Sharaja's Nüstern blähten sich ehe ihr samtweiches Maul vorsichtig in ihrer Hand nach etwas essbaren tastete. Nein, sie hatte nochmal Glück gehabt, vorsichtig gab sie der Stute zwei alte Äpfel, legte dann noch eine dicke Schicht Stroh über den Pferdeleib und wartete etwas. Es wurde spät, sehr spät.
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Alt 10.11.2006, 12:45
#75
Nadirah Jin Zaykah
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Nadirah sass im Zelteingang, fuhr langsam mit dem öligen Lappen die Klinge entlang und schaute aufs Feuer. Es war früh, sehr früh. Die ersten Vögel bekundeten das sie wach wurden und bald ein neuer Tag anbrechen würde. Ihr Blick flog zu Lia's Zelt, ob sie ruhig schlief? Ob sie besser schlief seit sie den Schutz des Lagers hatte? Sie blinzelte zu Felia's Zelt, ein Schmunzeln überzog ihr Gesicht, sie hatte angefangen sich sorgen zu machen. Natürlich, Felia hatte einen Zettel hinterlassen das sie über Nacht wegblieb, doch dachte Nadirah, sie würde in den Morgenstunden spätestens wieder kommen. Nun ja, sie gönnte ihr diesen Spaß und ihr Blick zog wieder zu dem langsam dämmernden Horizont. Ihre Gedanken flogen zu Travin, etwas überrascht registrierte sie es, lange hatte sie nicht mehr an ihn gedacht.
Sicher sie hatte den traurigen Blick gesehen, doch sie fühlte sich in die Enge getrieben. Sie sollte sich ihre Fragen an ihn selbst beantworten und für die Enttäuschung die sie darüber empfand wurde sie auch noch mit diesen Blicken gequält. Wieder spürte sie dieses kleine Bündel in ihrem Bauch, das rumorte, sich quälend bewegte als wolle es ausbrechen, das heiß wurde immer heißer. Die Wut kochte wieder in ihr, als die Sonne langsam aufging. Es war ein seltsamer Anblick und langsam legte sich das Bündel, das Päckchen Wut wieder in ihr und sie dachte an einst schöne Tage. Es war das erste mal, seit sie hier im Zeltlager war, das sie ihren Tränen freien Lauf liess. Sie weinte um diese schöne Zeit mit Travin, um ihn, um sich selbst und um sie beide. Ihre Tränen tropften auf die Klinge, sie hatte den Kopf gesenkt und musterte ihr Spiegelbild in dem eingelassenen Onyx. Sie konnte es nicht verleugnen, Travin war ein Teil von ihr geworden, sie liebte ihn noch immer, doch da war etwas anderes hinzugekommen. Eine Stimme die ihr sagte, sie solle frei sein. Sie viel tief in Gedanken, die Tränen waren längst getrocknet als Lia aufstand und das Feuer neu entfachte. Sie brach einige Eier in der Pfanne über dem Feuer, doch sprach sie nicht viel. Nadirah dankte für diesen stillen Morgen und liess sich auf ihren Gedanken dahin tragen. Lia reichte ihr etwas Brot "Ich bleib noch bis du ausgeschlafen hast..." Still aßen Sie ihr Frühstück, auch Shivari schien nicht besonders gesprächig als sich durch den Duft geweckt später dazu stieß.
Seufzend legte sich Nadirah in ihre Felle, wieder ließ sie den Tränen freien Lauf, bedauerte die Situation, die sich nicht ändern ließ und die sie auch nicht ändern wollte. Sie fiel in einen unruhigen Schlaf.

"Djala?" Sie blickte ungläubig in die dunkelbraunen Augen der alten Frau, welche ihr gerade einen Arm um die Schultern legte. "Du bist weit gekommen kleine jin Zaykah... doch nun heisst es leben... schau..." Sie deutet hinter sich und Nadirah blickte zu dem kleinen Bachbett der Oase in dem sich die Sterne am tiefschwarzen Himmel spiegelten. Langsam gab sie Djala's schieben nach und trat an das Wasser. Sie brauchte sich kaum rüber beugen, sie sah es noch bevor der Saum des Sari's das Ufer streifte. Sie sah sich selbst dort unten im Wasser, die Klinge gezogen saß sie still auf ihrer Stute und blickte ins Weite, sie hatte die Kleidung der Nordfrauen an und ihre bernsteinfarbenen Augen schimmerten in dem diffusen Licht das sich über die Ebene ausbreitete. Hinter ihr auf dem Pferd sass ein kleines Mädchen, ihr Haar war hellbraun und die Augen grau. Es war Travin's strenge Mundpartie die in einem charismatischen Kontrast zu den südländische feinen Zügen stand. Das Mädchen mochte vielleicht 10 oder 11 Sommer zählen. Ihre Haare waren zu vielen kleinen Zöpfen gebunden und sie trug wie Nadirah bereits Tätowierungen. Auch dieses kleine Mädchen trug eine Klinge, oder besser gesagt einen langen Dolch. Nie hatte Nadirah ein so klein und fein geschmiedetes Katana gesehen, doch die Runen-Verzierungen darauf kamen ihr seltsam bekannt vor. Sie war deutlich älter als jetzt, vielleicht Anfang der vierzig Lenzen, doch an ihrer Gestalt hatte sich kaum etwas geändert. Ihre Haut war noch immer straff, doch ihr Blick war sanfter und gefährlicher zugleich. Sie sah wie dieser Blick einen jungen Mann streifte, der unten am Abhang mit ein paar anderen Burschen etwas aufzubauen schien. Es war Interesse in diesem Blick, vielleicht auch Lust, doch was sie noch mehr verwunderte, war die Tatsache das jener junge Knabe von vielleicht 18 oder 19 Sommern zurück schaute und diesen Blick mit der Naivität seines Alters zurück warf. Ihr älteres ich in diesem Bild schien es nicht zu wundern und sie wendete ihr Pferd. Ihre Tochter sprang auf halben Weg zum Lager vom Pferd und ging ihrer eigenen Wege. Nadirah blinzelte dem jungen Mädchen nach, sie hatte keine Angst um sie, dieses Mädchen würde niemals so allein sein das ihr Gefahr drohen würde bis sie alt genug war eine normale Klinge zu halten. Ihr Blick glitt zu den Zelten es waren mehr geworden und sie machte Lia in einem kleinen Trupp Frauen aus. Sie blieb stehen noch bevor sie das Lager betrat und blickte zur Seite. Dort am Waldrand, sie hatte eine Bewegung gesehen. Das Ohrenspiel ihres Pferdes zeigte ihr deutlich das sie sich nicht geirrt hatte. Nochmal blinzelte sie, sie hatte keine Angst, eher lag ein Lächeln auf ihren Lippen. Dort im Schatten stand jener Mann der letzte Nacht noch ihr Lager gewärmt hatte, jener Mann den sie gegen die Regeln des Lagers in ihr Zelt gelockt hatte und in aller Herrgottsfrühe aus dem Lager schummeln musste um zu verhindern das im schlimmeres geschieht. Lia würde ihr den Hals umdrehen, wenn sie wüsste das Nadirah einen Mann in das Lager geschleppt hätte um direkt nebenan von ihrem Zelt den Beischlaf zu vollziehen. Noch immer blickte sie zu dem Schatten, sie wußte das die grünen Augen zu ihr rüber sahen, sie beobachteten. Ihre Haare teilten sich im Wind in Strähnen die ihren eigenen Tanz vollführten. Sie erinnerte sich daran, wie er auf ihr lag, seine Hand über ihre Stirn glitt, die sich vor süsser Qual still zu sein in Falten gelegt hatte. Sie spürte seinen heißen Atem der schier begierig über ihre Haut lief, während er ihr die Wonnen schenkte nach dem sich jeder Teil ihres Körpers sehnte. Sie hörte wie die Regentropfen gegen die Zeltplane trommelten, der Grund warum sie ihn überhaupt mit ins Lager genommen hatte, sie waren Tagesritte von seinem Heim entfernt. Die Kohlebecken verströmten eine elektrisierenden Wärme mit ihrem roten Schimmer. Er war kein junger Bursche, er wusste genau was er tat und was ihr gefiel, doch war da immer noch die Begierde auf etwas das man haben wollte, doch nie besitzen würde, welche auf Nadirah wie ein Aphrodisiakum wirkte. Jene junge Nadirah die diesem Liebesspiel für eine Weile in dem seichten Wasser der Oase zusah, wusste das es nicht das erste Mal war, das jener Mann der ihr durchaus bekannt war, sie liebte.
Wieder änderte sich das Bild und der Schatten ritt weg. Diese Frau, die ihr Gesicht trug, ritt langsam ins Lager, saß ab und musterte Lia für einen Augenblick. Ahnte sie was? Hatte sie etwas gehört? Ihr Blick glitt erst im nach hinein zu den anderen Frauen, doch scheinbar hatte keine etwas mitbekommen. Sie hörte Geschrei. "NEIN! Ich mache was ICH will, du hast mir überhaupt nichts zu sagen!" es war zorniges Gekreische eines jungen Mädchens, Nadirah wendete sich langsam um und sah ihre Tochter. Für einen Moment blieb ihr Herz stehen, sie sah nicht nur ihre Tochter sondern auch ihren Vater. Tränen bildeten sich in ihren Augen ehe sie langsam näher trat. "Travin...." "Nadirah... " Sie sah das zornesrote Gesicht ihrer Tochter welche noch immer bebend vor Wut aufgebaut neben ihr stand. "Was ist hier los?" fragte sie leise, in seinem Blick versinkend. "Ich bat die junge Dame nur dir Bescheid zu gebe das ich..." meinte er mit amüsierten Blick, doch diese junge Dame brach sofort wieder aus. "Ich brauch hier gar nichts zu machen! Und von einem Mann lasse ich mir überhaupt nichts sagen!!!" Es war ein kühles Klatschen, wie Fische die auf Wasser fallen, es war ein Geräusch das sich nicht gefährlich anhörte, jedoch aussagte das es Schmerzen verursachte. Die Wange des Mädchens glühte, und sie starrte ungläubig zu ihrer Mutter auf, welche nun in ihre Haare gegriffen hatte. "Wenn wir Besuch kommen und dieser Besuch dich freundlich um etwas bittet, dann kommst du dieser Bitte nach sofern es in deinen Möglichkeiten steht! Verstanden?" es war nur ein zögerliches Nicken, doch die grauen Augen füllten sich schon erneut mit Wut und Zorn. "Und wenn dein Vater vor dir steht, benimmst du dich wie es sich für eine Tochter gehört, solch ein Verhalten habe ich dir nicht beigebracht...." diese Nadirah die zu ihrer Tochter sprach musterte jene streng. "bekomme ich noch ein einziges mal solch ein herablassendes, arrogantes und verantwortungsloses Benehmen mit, glaub mir du wirst es bereuen, und jetzt entschuldigst du dich und siehst danach zu das du Land gewinnst!" Mit diesen Worten liess sie von den Haaren. Der Trotz sprang den Eltern gerade zu ins Gesicht, doch das Mädchen bückte sich, berührte die Füsse ihres Vaters und wartete das jener ihr die Hand aufs Haupt legte.
"Hast du ihren Blick gesehen?" fragte Travin, es war deutlich zu sehen, das er irgendwo stolz auf diesen kleinen Wildfang war. "Ja sie ist eine Kriegerin... " wieder versank sie in seinem Blick. Es war mehr... es war so viel mehr was sie mit ihm verband... bei ihm war sie Nadirah, das junge Mädchen, das hinter ihren Mauern entdeckt wurde. Bei ihm war sie eine einfache Frau und doch erkannte er die Saharess in ihr an. Sie wollte ihn küssen, ihn umarmen, doch stand sie nur vor ihm, wagte nicht ihm zu nahe zu kommen, aus Angst er könne sie zurück weisen. Sein Blick wurde langsam kühler. "Gehen wir ein Stück?" Seine Hand streifte kurz ihren Ellenbogen, und seine Lippen ihre Schläfen als sie an ihm vorbei ging. Diese einfache Berührung, diese Zärtlichkeit, Nadirah war den Tränen Nahe, denn irgendwas stand zwischen ihnen. Sie liebte ihn wie ihr eigenes Leben, doch irgendwas stand zwischen ihnen.

"Djala!" "Ruhig jin Zaykah... ruhig ruhig..." Jene junge Nadirah die neben ihrer Amme stand war längst der Verzweiflung nahe und warf sich in Djala's Arme. "Schau Habibi... was du mit jenem letzten Mann hast das wird Leben überstehen, auch wenn ihr tausend mal sterben werdet weil ihr nach dem anderen hungert... dein Leben, deine Berufung, deine Aufgabe in jener Welt hier, bringt euch Leid und Trauer... Streit und Versöhnung... es treibt euch auseinander... dich in andere Arme, ihn vielleicht auch in andere Arme... doch das Band das du zu ihm geknüpft hast wird niemals reißen... verstehst du? Auch wenn er sein Band von dir löst, wird er immer einen Platz in deinem Herzen haben, den kein anderer je bekommen wird, er wird immer jener sein, zu dem du zurück kehrst, auch wenn du längst nicht mehr willkommen bist." "Das ist ungerecht Djala....!" Wieder begehrte ihr Herz auf... sie schrie vor Kummer...

"Nadirah? Alles in Ordnung?Ist was passiert?" sie hörte die erschrockenen Rufe von Lia und spürte ihre Hand auf der Schulter. Etwas verwirrt setzte sie sich auf, strich sich über die Stirn.
"Ja es ist alles in Ordnung.... glaube ich..."
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