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Alt 11.09.2010, 02:27
Macht und Einsamkeit
#1
Rajanh Narebo
Reisender
 
Registriert seit: 28 Apr 2008
Beiträge: 282
Rajanh empfand nur Bedauern und Mitleid für diejenigen, die diesen Zustand nie erleben durften.
Dieser Zustand, wenn sich der eigene Geist loslöste von allen weltlichen Einflüssen und dort nichts anderes, als die Vollkommenheit des Gewebes, die Erhabenheit der Magie und die wahre Schönheit die dieser sonst so triste Seinsebene bot - diesen Zustand, den man nur so schwer in Worte fassen konnte.
Was war schon das Sehen, Tasten, Schmecken, Hören oder Riechen, wenn man alles, was diese Welt bot, in seiner wahren Form wahrnehmen konnte - spürte, wie die Fäden des Gewebes all diese Dinge durchdrangen und mit arkanen Energien speiste?
Es war, als würde man einen Blick hinter die Kulissen werfen - eine Ahnung, was hinter der Fassade steckte, die die menschliche Fehlbarkeit im Stande war zu erblicken.
Für die einen war es nur die Magie, eine Wissenschaft, vielleicht auch eine Passion - für ihn war es der einzige Weg die Fesseln seiner Rasse abzulegen: Der alleinige Pfad zur Göttlichkeit.
Und Macht. Der wahren Macht.
Alle strebten nach ihr - wenngleich nur wenige den Mut besaßen, es sich selbst einzugestehen - doch den meisten erschloss sie sich nur in einer abnormen Trivialität. Was waren Herrscher unter ihre Untertanen, Krieger ohne das Metall in ihren Händen und Händler ohne das Hab und Gut, was ihnen ihren Wohlstand ermöglichte?
Doch er war mehr. Seine Verbindung zum Gewebe gehörte zu ihm, wie jede Faser seines Körpers. Nichts könnte ihn davon trennen.
Was konnte er anderes, als auf diejenigen herabblicken, denen diese Erkenntnis verwehrt blieb? Sie könnten ihn gar nicht verstehen - niemand konnte es, der nicht im Stande war, die Erhabenheit des Gewebes zu spüren und sich an der Macht zu berauschen, die einem wahren Magier innewohnte.

Ein Gefühl riss ihn aus der wohligen Umarmung seiner Trance, zurück in diese graue und triste Fassade. So banal wirkte es im ersten Moment im Vergleich zu den Eindrücken seiner Meditation, dass er gar nicht im Stande war es einzuordnen. Erst nach einigen Augenblicken realisierte er, das es Schmerz war.
Sein Blick fiel auf seine rechte Hand. Er hatte aufgehört, die Bandage zu tragen, wenn er alleine war. Es half ohnehin nichts. Die Magie des Feuergeists wirkte in der Wunde, und ein wenig Stoff würde sie nicht austreiben können.
So war der Blick, der sich ihm bot, noch immer unverändert. Brandnarben, recht oberflächlich, aber tief genug um pochenden Schmerz zu verursachen. Schwarz. So vollkommen schwarz, dass es schwer fiel, das Narbengewebe überhaupt auszumachen - bei schwachen Lichteinfall wirkte es, als hätte sich seine Hand an einigen Stellen einfach nur dunkel verfärbt.
Dennoch fühlte Rajanh keinen Zorn aufgrund der Verstümmelung. Es war ein notwendiges Übel gewesen. Ein Risiko, das er hatte eingehen müssen.
Wer zauderte, würde seine Ziele niemals erreichen, diese Lektion hatte er gelernt. Hatte er das?

Zunehmend machte sich Unzufriedenheit in ihm breit.
Es gab nur wenige, die seine Ansichten teilten und nur einen, der dafür bereit war so weit zu gehen wie er. Und der Weg, den dieser jemand einschlug, schien ihn immer weiter von Rajanh weg zu führen.
Ansonsten teilte sich die Welt in Unbgeabte, Ehrlose und Arkane, die zu ihm aufgrund seines Standes die höfliche Distanz wahrten.
Eigentlich gab es niemanden mehr, dem er sich nahe wähnte.
Vielleicht war dies ein weiterer Preis, den er zahlen musste, um sich über die Grenzen seiner menschlichen Existenz hinweg zu setzen - doch es bereitete ihm Unbehagen. Etwas in ihm verlangte nach Gesellschaft, Freunden und Gleichgestellten. Zu tief war es verwurzelt, als dass er sich dagegen wehren konnte - und insgeheim besaß er Zweifel, ob er dies überhaupt wollte.

Mit einem Kopfschütteln erhob Rajanh sich in einer routinierten Bewegung aus dem Schneidersitz. Das einzige, was derart wirre Gedankenspiele brachten, war Hadern und Unentschlossenheit.
Und ganz gleich, welcher Weg nun der richtige und welcher der falsche war - alle waren besser als Stillstand.
Rajanh Narebo ist offline  
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