14.07.2010, 09:21 |
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Reisender
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(im Jahr 1302 , 16 Jahre alt)
Ernestines Gesicht verzog sich ein wenig als sie das Glas zum Mund führte. Sie hatte am gestrigen Abend zu sehr trainiert. So sehr, dass ihre Arme bei jeder kleinen Anspannung anfingen zu schmerzen und leicht zu zittern. Doch Ernestine wollte schnelle Fortschritte machen. Sie hatte das erste mal im Leben etwas geschafft, was nicht ihr werter Herr Vater vorgeschrieben hatte. Nun war sie angekommen. Der Weg nach Britain war lang gewesen. Gut drei Monate reiste Ernestine um diesen Ort zu erreichen. Doch all die Strapazen hatten sich gelohnt. Denn nun hatte sie ein kleines Zimmer und vor allem eine Ausbildungsstelle bei der herzoglichen Garde. Natürlich hatte Ernestine sich all das vor gut einem halben Jahr noch nicht zugetraut. Dies hätte wohl niemand getan, der sie kannte. Als wohlbehütetes fünfzehnjähriges Mädchen eines reichen Kaufmanns hatten ihre Eltern andere Pläne mit Ernestine. Sie sollte einen Bernsteinhändler aus der Nachbarstadt ehelichen, damit die geschäftlichen Beziehungen vervettert werden. Die Nacht vor der Verlobungsfeier war ausschlaggebend. Tulfor, ihr zukünftiger Gemahl, betrat ihr Zimmer und erklärte ihr, welche Pflichten sie in Zukunft habe. Wie sie sich zu kleiden habe, was sie zu sagen habe (und vor allem was sie nicht zu sagen habe) Außerdem lies er sie wissen, dass er neben ihr eine andere Frau haben würde, da er diese lieben würde. Konnte man so eine Ehe eingehen? Als junges, fünfzehnjähriges Mädchen?! Nein. Also floh sie – und letztendlich, nach all der Zeit, war sie nun hier: in Britain. Sie hatte sich schon immer sehr für das Bogenschießen interessiert. Sie hatte ein paar Schusstechniken von ihrem Vetter gelernt und beschloss, dass sie damit Gold verdienen wolle. Nach einiger Zeit des Suchens in der großen Stadt Britain hatte sie nun den Kadettenplatz bei der Garde erhalten. Es war ein sehr militärisches Verbündnis. Aber das war gut – Ernestine konnte nach Regeln leben. Ohne gewisse Regeln wollte sie gar nicht leben. Es würde einen nur in unangenehme Situationen bringen. Doch muss sie sich nun beweisen. Sie muss sehr viel lernen – sie muss sehr viel trainieren. Damit der werte Oberst von Britain irgendwann erkennen würde, dass sie es wert war, Gardistin zu werden. Und ganz vielleicht – wenn sie so fleißig bleiben würde, würde sie vielleicht noch Ränge aufsteigen. Zumindest ist dieser Weg heute ihr Ziel. |
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