22.05.2002, 15:16 |
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Gast
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Jarl schaute lange aus einem Fenster auf das Tor des Schlosses. Die Sonne war wieder aufgegangen und der neue Tag begann.
Wachen gingen ihre Wege hin und her und neue Gardisten begaben sich auf ihre Streifen durch die Stadt. Er hatte sich lange mit Oberst Heydinger streiten müssen bis er die Ausbildung so vieler Gardisten durchsetzen konnte und nun verwünschte er sich hierfür. Er schwelgte in Erinnerungen an die Nacht. An Gorathans Blick der Enttäuschung, aufrecht stehend in einer nassen Kerkerzelle. Das von den Wänden hallende "Warum?" war seit Stunden weiterhin in seinem Kopf zu hören und er konnte sich nicht mehr losreissen. Der Herzog begutachtete seinen Siegelring und die Bilder des Kerkers kamen wieder zurück in seinen Geist. Er sah den Halbelfen wieder vor sich mit der herzöglichen Robe und einem Hut den Jarl doch so hasste. "Ich werde die Bluthunde sollange aufhalten wie ich kann, Gorathan." Die Worte seines Verrates. Jarl erinnerte sich an die Geschichten und an das was die Inquisition aus ihm machen könnte. Er dachte an den Inquisitor Lotharan welcher mit erschreckender Genauigkeit vorging und ihn nun unterschwellig Zwang seine eigenen Vertrauten zu jagen. "Ketzer, Heräten, Verräter...namenloses Gesindel ist es nur! Pack vor den Füssen Glarons. Sie werden die Läuterung erfahren!" Die Worte Lotharans brachten ihm Vadrak vor das geistige Auge. Der ehrenvolle Paladin Vadrak ein Ketzer? Der Inquisitor betrat im wütendem Schritt den Gang in welchem Jarl aus dem Fenster hinaussah. "Was ist nun mit euren Gardisten, Herzog? Diese Besessene und ihre verblendeten Freunde will ich in euren Kerkern wissen!" grollte Lotharan in einem abfälligen Tonfall. Jarl deutete aus dem Fenster wo gerade zufällig mehrere Gardisten das Schlosstor verliesen um ihre Wachläufe durch die Stadt zu machen. "Wir ihr seht, Inquisitior, gehen die ersten Späher schon hinaus. Vergesst nicht das Britannia ein grosses Land ist und es Tage dauern könnte bis sie Spuren finden." Der Inquisitor wirkte beruhigter bei dem Anblick der Gardisten welche nach Jarls Lüge nun auszogen um der Sache der Inquisition zu dienen. Er überreichte dem Herzog zwei Pergamentrollen mit dem Siegel der Inquisition des Glaron. "Gebt diese einem Boten welcher sich zu dem Baron Minocs aufmachen soll. Er soll in seiner Stadt nach den Ketzern suchen." Noch während die Schritte des Glaronmannes in den Gängen verhallten, verfiel Jarl wieder in Erinnerungen. Während er langsam seine Kammern betrat kamen die Bilder von Seylarana und Vadrak wie sie immerzu stritten. Die tadelnden Worte Vadraks und der beleidigte Schmollmund Seylaranas waren ihm schon von mehreren Treffen bekannt. Doch nun zogen sie an selben Strang. Die Wege der Inquisition liessen die Beiden eine Meinung haben, liesen sie gemeinsam handeln. Nun waren sie fernab von Britain, doch ihrem Ziel vielleicht einen Schritt näher. Jarl erinnerte sich an eine unschuldig wirkende Frau welche ihm vor einigen Tagen Berichte für den Inquisitor gab. Lotharan musste seine Spione wirklich überall in Britain haben. Der Herzog stand lange vor dem Kamin und sah den beiden Pergamentrollen des Inquisitors zu wie sie sich in den Flammen windeten und zu Asche wurden. "Ich werde die Bluthunde sollange aufhalten wie ich kann, Gorathan." |
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22.05.2002, 15:41 |
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Gast
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Der Himmel war blau und wolkenlos und die Sonne schien warm und angenehm. Die Vögel in den Gärten schmetterten ihre Lieder. Auf einer nahen Wiese graste eine Herde Schafe, bewacht von ihrem Schäfer und dem Hütehund. Friedlich und ruhig lag das Kloster zu Moonglow. Die Mönche gingen mit stiller Andächtigkeit ihren täglichen Aufgaben nach. Mit besonderer Sorgfalt wurden die Gärten gepflegt, die Wege jeden Tag gekehrt und die Gottesdienste am Morgen und am Abend abgehalten.
Zwischen all den friedlichen Männern in ihren farblosen Kutten, wirkte die junge, rothaarige Frau in ihrer edlen weinroten Kleidung fast fehl am Platze. Seylarana schritt das Kloster ab, als befände sie sich in ihrer Stadt Britain auf Kontrollgang. Die Mönche schauten die Frau etwas beunruhigt an. Sey, mit einem angelernt steinernen Gesichtsausdruck, ignorierte die Blicke auf ihr Schwert gekonnt. Natürlich wusste sie, dass Waffen im Kloster nicht gern gesehen wurden, aber sie konnte nicht anders. Sie hatte das Gefühl jeder Zeit kampfbereit sein zu müssen. In der letzten Nacht waren Dinge geschehen, die die junge Kriegerin gefürchtet und auf die sie sich in langen Geistesübungen vorbereitet hatte. Ihre Worte zum Herzog, zum Herzog als ihr Herr, waren nicht leer gewesen: „Ich kann solche Quälereien an Menschen nicht tatenlos mit ansehen. Sollte Sianne verletzt werden, werde ich nicht zögern sie mit meinem Schwert zu verteidigen.“ Sie hatte dies nicht mit ihrer alten Hitzköpfigkeit geschworen, sondern mit einer ruhigen Entschlossenheit, die sie nur langsam unter Schwierigkeiten erlernt hatte. Selbst nachdem Gorathan, den sie bis zuletzt als Freund betrachtet hatte, sie bei seiner Ergreifung so beschimpft hatte, dass die alte Sey wohl ihre Fassung verloren hätte, selbst dann wankte sie nicht in ihrem Beschluss. Sie betrachtete die ganzen Geschehnisse mit einer neuen Distanziertheit, obwohl es sich um alte Freunde handelte. Die ganze Zeit hatte sie nur die Erfüllung ihrer Pflichten, ihres Kodexes, im Sinn, die Pflichten und den Kodex eines Ritters, der sie nicht war und der sie nun vielleicht auch nie sein würde. Früher hätte Sey dies furchtbar geplagt, sie verunsichert und verängstigt, jetzt sah sie die Dinge anders. Sie hatte kein schlechtes Gewissen, wenn sie daran dachte, dass sie den Inquisitor mit der Armbrust bedroht und den anderen bei Siannes Befreiung geholfen hatte. Der Kodex war inzwischen so stark in ihr, dass sie wusste, dass sie nicht anders hätte handeln dürfen. Bei den Gedanken an Sianne, hob Seylarana ihren Kopf und blickte zu dem Gebäude hinüber in dem Gorathans Frau schlief. Ein leises Lächeln stahl sich auf ihr ausdrucksloses Gesicht. Sie hatte nur selten so viel Liebe und Treue zwischen einem Paar gesehen und dies bewegte ihr Herz auf schmerzvolle und auch bewundernde Weise. Und es stärkte sie. Sie wandte den Kopf und blickte durch das Tor des Klosters in Richtung des Mondtors, durch das sie gestern mit Vadrak Larthay, dem Paladin und Gorathans Frau Sianne gekommen war. Ihr Blick wurde sorgenvoll. Melina, ihre angenommene Tochter, war gestern bei der Befreiung dabei gewesen und hatte sich ebenfalls gegen die Inquisition gestellt. Jedoch hatte sie sich geweigert, als Sey wollte, dass sie ihrerstatt mit Sianne und Vadrak nach Moonglow gehen sollte. Sie war in Britain geblieben und schwebte nun in großer Gefahr. Seylarana wusste nicht, ob sie es riskieren sollte nach Britain zu reiten um Mel und ihr Töchterchen Sianne zu holen. Wieder sah sie zum Gebäude zurück, in dem Sianne, bewacht von Vadrak schlief. Die Streitereien zwischen ihr und dem Paladin waren nach einem klärenden Gespräch vergessen gewesen, Vadrak hatte sich entschuldigt und sie hatte ihre Fehler eingesehen. Nun waren sie wieder ein Gespann und Sey war dankbar, den Paladin auf ihrer Seite und in ihrer Nähe zu wissen. Es milderte den Schmerz der erneuten, brutalen Trennung von ihrem geliebten Jarl ein wenig, wenn Vadrak ihr gut zu sprach. Sie sorgte sich auch um den Herzog, denn sie wusste, dass er versuchen würde ihnen zu helfen und dass er sich damit ebenfalls in Gefahr brachte. Ihr Gesicht wurde wieder ausdruckslos und undeutbar. Gleich, was mit ihr geschehen würde, sie würde diesen Weg bis an sein Ende gehen, sie würde Sianne helfen. Sie drehte sich auf dem Absatz um und begann ihren Kontrollgang aufs Neue... |
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22.05.2002, 16:07 |
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Reisender
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Lange lag Melina wach... zuviele Dinge waren geschehen.
Immer wieder kehrten die Bilder von dem gestrigen Tage zurück... wie der Inquisitor immer wieder auf Sianne einschlug... sie blutend am Boden lag.. leblos... wehrlos... und dieser Bastard immer wieder den leblosen Körper achtlos trat. Langsam verliess der Inquisitor Siannes Zelle... doch Melina wusste.. sie müsse Sianne helfen. Sie stellte sich dem Mann in den Weg... sie bdrohte ihn.. mit Hass und Verzweiflung in den Augen. Sie öffnete die Kerkertür, die noch nicht wieder abgesperrt war... rannte zu Sianne.. untersuchte ihre Wunden... Ihre Schwester blutete stark.. sie blutete auch aus dem Mund und ihre Lebenszeichen waren sehr schwach. Melina schrie um Hilfe.. und Vadrak und Seylarana rannten zu ihr.. halfen ihr und sorgten sich um Sianne... Ihnen gelang es.. Sianne aus den Kerkern zu befreien und den Inquisitor in die Zelle zu sperren.. schnell flohen sie aus der Burg Britains... Seylarana und Vadrak begaben sich schnellstens mit Sianne nach Moonglow, damit ihr dort geholfen wird... Lange sah Melina ihnen nach, dann rannte sie heim... schrieb eine Nachricht an ihren geliebten Manne... dann rannte sie schnellstens wieder zurück zu dem kerker... um Gorathan doch noch dazu zu bewegen, mit ihr zu fliehen. Immer wieder flehte sie ihn an, sie zu begleiten... doch besass er die Sturheit eines Zwergen und blieb... Ihr wurde bewusst... dass ihre Freunde und auch sie selbst gejagt werden würden... immer wieder hörte sie das Wort des Inquisitors... Hochverrat... Findet man sie, so werden sie bestraft.. das wurde ihr immer mehr und mehr klar.. Langsam stand sie auf... gab dem schlafenden Sadinon und der schlafenden Sianne einen Kuss auf die Wange und begab sich wieder auf den Weg gen Moonglow... |
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