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Alt 10.03.2013, 15:50
Tage der Rache
#1
Valerius Cordan
Reisender
 
Registriert seit: 08 Mar 2013
Beiträge: 93
TAGE DER RACHE
Äonen vergangen und nicht vergessen die Schandtat der Reglosigkeit.



Valerius Cordan - Paladin der Tunkali


Es war eine bedeckte Nacht in den ersten warmen Tagen dieses Jahres. Nur schwache flackernde Lichtpunkte zeichneten sich am Horizont ab und waren die erste Andeutung eines baldigen Endes der Seereise. Schaukelnd bahnte sich der mächtige Dreimaster seinen Weg durch die sachte See und leise Wogen des Windes trieben es immer weiter, seinem Ziel entgegen.

Das Herzogtum lag nun vor ihm, mit seinem Herzen in der Stadt Britain, welche im Bann des Lichtbringers stand. In den Klauen eines heuchlerischen Gottes, wuchs die Schar der geblendeten Anhängerschaft rasch. So nahm die Herrin ihn in ihren Schoß, verbunden durch Rechtlosigkeit die der Gerechte aussähte und schenkte ihm, Valerius ihre Gunst. Was er einst war, lies er hinter sich und stellte sich in den Dienst der schwarzen Maid, seiner Herrin. Mit freuden würde er ein beständiges Werkzeug sein und ihre Ankunft bereiten.

Kalt blickte er auf sein Ziel und atmete ruhig die rauhe Seeluft ein. Gehüllt in dunkle Gewänder, stand er an der Reling und griff diese fest. Wind, Wellen und Wetter formten die Melodie seiner Ankunft. Mit dem Einlaufen des Schiffes, den hellen Schlägen der Glocken und dem wilden Getösse der Matrosen, ging der schöne Mann in einem straffen Gang von Bord.

Bedacht musste er vorgehen bei seinem Vorhaben, Diener der Dunklen Königin um sich zu sammeln und ihnen ihren machtvollen Weg zu zeigen. Bedauern über das Spiel im Schatten , doch es war der Preis des Erfolgs und die Zeit der Enthüllung würde kommen. Die Zeit in der er den Dienern der schwachen Götter zeigen würde, wo sich ihr rechtmäßiger Platz befindet.

Eines hatte er mit seiner Ankunft erreicht und dankte der dunklen Mutter im stillem Gebet, denn die Tage der Rache hatten begonnen....


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Alt 15.03.2013, 22:39
Die Suche
#2
Valerius Cordan
Reisender
 
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Kapitel 1 – Die Suche

Der Wald wurde stille. Die Nacht hatte sich heimlich herangeschlichen und jedes Geräusch durch zarte Dunkelheit von sich getrieben. Nur noch die gerissenen Jäger waren unterwegs. Raubtiere mit grimmigen Augen und messerscharfen Sinnen. Hier, weit ab und verborgen vor dem Blick des Blenders, geborgen und umschlungen von Nacht und Stille, ging er auf die Knie. Bedeckt seine Scham nur durch ein schnödes Stück aus Leinen. Sein Körper, wie gemeißelt aus Stein, auf dem das fahle flackernde Licht des Feuers ruhte. Er glänzte vom Schweiß, denn seine Meditation verlangte viel von ihm ab. In den unwirklichsten Haltungen ist er seiner Königin nahe. Valerius brachte seinen Körper in Stellungen, die jedem weichen Körper in Pein zergehen ließen. Er verharrte in einer dieser grausamen Positionen und erwartete die Gaben seiner Patronin, den unsäglichen Schmerz. Erst ein leichtes Kribbeln , doch schnell nahm das wilde Feuer überhand und durchzog jede Faser seines Seins. Er hielt stand, denn Tag um Tag übte er sich. Jahr um Jahr verging unter Qualen und Leid, bis die Herrin ihn in ihren Schoß zog. Sein Geist löste sich von seinem Leib und tastet in der Finsternis nach der Stimme seiner Herrin und er berichtete ihr.

Tage zuvor durchstreifte er Britain, eine Stadt ohne Herz und ohne Leidenschaft. Voller Schafe die darauf warten ihrem Schlachtherren gegenüber zu stehen. Sein strenger Blick folgte den ahnungslosen Körpern, gestählt und bereit die Gaben zu empfangen und nicht beim ersten Anglitz der Göttin zu vergehen. Sein begeistertes Wort drang in den Geist, der bereit war die Herrin zu erfahren. Ihr Wort zu verstehen und nicht bei der ersten Silbe in Wahnsinn zu versinken. Und er wurde fündig...

Sein Schritt führte ihn durch die Gassen, vorbei an den Brutstätten der falschen Anhängerschaft. Ein Tempel in mitten der Stadt, der Gestank von Weihrauch und das falsche Lächeln der schwachen Knechte. Bald würde die Zeit kommen , da sie ihre Farben verstecken würden und ihre Gebete in Einsamkeit sprechen müssten. Bis zu dem Tage der vollständigen Vergeltung, an dem Tage wenn die Dunkle Mutter ihren Thron besteigen würde. Ihr Thron geformt aus den Besiegten und Geqäulten. Dieser würde der Tag, an dem der letzte Diener des verräterischen Gezüchts zu Grunde gegangen war.



Valerius Suche förderte Geschöpfe zu Tage und die letzten Worte an seine Patronin rief er in die endlose Stille. Das klatschen der Geißel formte den Takt seines Gebets als er sich mit ihr marterte.


Tunkali, mächtige und einzige Herrin
Dein untertäniger Diener reicht dir sein Blut und seine Seele
Geprisen sei deine Macht und deine Schönheit!
Erbittet wird deine Gunst

Tunkali, Herrin der ehrvollen Heerschar
Binde mich und das Fleisch das ich fand in deinen Plan der Rache ein.
Gib mir und ihnen die Möglichkeit deinem Weg zu folgen
Und deine Gaben in die Welt der falschen Götter zu entlassen

Tunkali, Königin der Angst
Töte jeden Zweifel in meinem Herzen
damit ich deine Feinde mit ganzer Macht zerschmettern kann!

Tunkali, Maid der Verzweiflung
vertraue in deinen gläubigen Diener
und lenke sein Handeln, dein Reich zu bereiten
und dir den Thron , geformt aus dem Leiden der Schwachen, zu bereiten.



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Alt 09.04.2013, 12:37
#3
Valerius Cordan
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Kapitel 2 - Nächtliche Begegnung

Schon lange hatte sich Glarons Anglitz von der Welt abgewandt und Valerius streifte durch die Gassen. Seine Patronin forderte Taten und schenkte nur den Starken ihre Gunst. Es war Stille und nur die Geräusche der nächtlichen Tiere war zu hören. Die fernen Wellen des Strands formten eine sanfte Melodie. Eine finstere Nacht in der die Schatten verschwommen und man nur schwer die Konturen einzelner Objekte ausmachen konnte. Stimmen, Stimmen in der Nacht. Ein Mann und eine Frau. Doch nicht in nächtlicher Zweisamkeit. Valerius nährte sich den beiden und bemerkt die weiteren Absichten des Mannes. Schnell fühlten sich die beiden gestört durch Valerius Anwesenheit. Respektlosigkeiten wurden ihm durch die Dunkelheit entgegen gebracht. Respekt, gänzlich unbekannt für die Diener des falschen Götzen! Doch heute würde der Erste die Gaben der Herrin kennen lernen. Heute würde es beginnen und ihre Macht sich weiten. Valerius würde sich nicht länger verstecken und nur die Augen seiner Herrin sein. Er forderte den Respekt für sich und die dunkle Mutter ein, mit der harten Faust des Glaubens und den endlosen Qualen seiner Meisterin. Die Frau rannte schnell davon, um die Wachen der Stadt zu rufen. Pech für den Mann ... sie würden ihn nicht mehr retten können. Kalt und berechnend ging Valerius seinem Handwerk nach. Die Klinge schnitt sich in den Leib des Unbeugsamen, der noch immer ein höhnisches Lächeln in seinem Gesicht trug. Anfangs nahm er die Leiden willig in Empfang und wollte sich der dunklen Macht nicht beugte. Valerius erkannte in jenem Moment, als er den fremden röchelnd am Boden liegen sah, sich windend vor endlosen Qualen, das die Mutter ihren prüfenden Blick auf Ihn richtete. So sprach Valerius das Gebet zu seiner Herrin , der schönen und grausamen Meisterin.
Auf das sie seinen Leib mit ihren Gaben umhüllen werde. Das er die reinigende schwarze Feuer der Qualen spüren würde. Auf das die Rattenmutter seinen Geist in endlose Gedankensplitter teilen würde und jedes Fragment mit dem strafenden Blick betrachtete. Er solle gestählt wiederkehren oder mit gebrochenem Geist und verkrüppelten Leib da nieder gehen.

Valerius schaffte den zuckenden Leib zum Strand und überließ ihn der Herrin...

aus - Die Kunst der Lügen -
Der Schmerz schnitt durch seinen Körper. Erschütterte ihn und schien ihn aufbrechen zu wollen. Mit allem was er an Kraft und Willensstärke zusammenraffen konnte, hielt Kathz dagegen an. Trotz dem Wissen, dass seine Hülle dem Kampf nicht lange standhalten konnte. Er zwang sich, den Blick in das Gesicht des Fremden zu heben. Es kam ihm verschwommen vor, dunkel. Ein weiterer Schnitt zwang ihn endgültig zu Boden. Der Schmerz durchraste ihn und drang mit voller Kraft in jede Faser seines Körpers. Es fühlte sich an, als werde er jeden Moment davon zerrissen. Ein Schrei, der diesem Gefühl entgegen halten sollte. Doch Kathz war gar nicht mehr bewusst, dass es der Seine war. Er schien wie aus dieser Welt gezerrt. In eine andere, viel dunklere. Sein Körper schien ihm nicht mehr zu gehören, fühlte sich zertrümmert an. Nicht mehr zu gebrauchen. Zum ersten Mal nahm Katzh äußerst bewusst alles andere wahr, was in seiner Hülle verborgen zu sein schien. Doch auch dies wirkte zerschunden und wie von schweren Ketten zur Unbeweglichkeit verdammt. An das Gesicht der Frau konnte er sich kaum mehr erinnern, ihre Stimme war in seinem Geist verloren. Aber die des Fremden drang umso fester und deutlicher auf ihn ein. Wirkte wie das Letzte, was ihn mit seiner Welt verband und gleichzeitig wie ein heißes Eisen, welches sich in sein Fleisch brannte. Kathz kratzte das letzte bisschen Willen zusammen und versuchte sich zu winden, sich aufzuraffen…doch er konnte nicht. Die Worte des Mannes, die auf ihn eindrangen, bohrten sich in seinen Geist. Er versuchte die Augen zu öffnen, nahm einen helleren Schimmer wahr, gleich der Form eines Gesichtes. Kathz konzentrierte sich, erkannte die Lippen, die Augen…und stellte fest, dass es seinem eigenen Gesicht bemerkenswert ähnlich sah. Nur erschien ihm sein Gegenüber viel blasser und eingefallener. Dann riss es seine Augen auf und starrte ihn an. Ein Schreck durchführ Kathz, denn die Augen seines anderen Ichs waren zu Scherben zerborsten! Kaputt und leer! Er konnte sich keinen Laut abringen, doch das andere Ich riss seinen Mund unnormal weit auf. Kathz konnte hören, wie der Kiefer brach! Er konnte in das verfaulte Innere des Rachens sehen und der Gestank von Verwesung stieg darin empor, so wie ein heiserer, rasselnder Schrei! Fliehen, er musste weg. Das war zu viel! Doch er konnte sich nicht bewegen und das Ding beugte sich tief über ihn, als wolle es in sein Gesicht beißen. Dünne Finger umgriffen seine Arme. Heiß und wie aus feuchtem, glitschigem Leder. Sie griffen fest zu und schienen seine Haut zu verbrennen. Kathz kämpfte mit aller Macht gegen das Gefühl an, ausgeliefert zu sein. Sein bewegungsloser Körper wurde abermals von heißem Schmerz ausgefüllt und er konnte mit nichts anderem dagegen halten, als seinem Geist. Doch auch dessen Risse wurden immer deutlicher…

Als die Dunkelheit sich langsam verflüchtigte, spürte Kathz eine kühle Briese über seine Stirn streifen. Sie linderte das brennende Gefühl, welches noch immer auf seinem Körper lag und ihn zu lähmen schien. Angst packte ihn und seine Finger wollten etwas umgreifen, was ihm Halt versprach. Er spürte, dass sie sich ganz leicht bewegen ließen und fühlte Gras. Feucht vom Morgentau. Kathz öffnete die Augen und erkannte das Licht der Morgendämmerung. Zunächst erschien ihm dies nach der ganzen Hölle wie ein bitterer Scherz und er wartete den sengenden Schmerz ab, der nun folgen sollte. Doch nichts geschah. Nur sein Herz hämmerte gegen seine Brust, wie nach einem schrecklichem Alptraum.



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Alt 05.10.2014, 02:14
#4
Valerius Cordan
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Kapitel 3 - Das Wesen der Falschheit

Die falschen Götter waren listig. Jene die ihre Lügen mit dem Lächeln der Kindlichkeit verbreiteten. Gutmütigkeit und Liebe frönen und trotz allem ihre Anbetung mit aller Macht forderten. So ist die schwarze Dame nicht, sie steht offen zu ihrem Plan und geht dem ehrenden Gesetz nach. Jenem Gesetz der Macht, das den Starken erhebt und die Schwachen mit Respekt erfüllt. Amüsiert sind die schwachen Gottheiten. Dumm die Folgschaft des Menschengeschlechts, das ihnen mit Freude ihre Seele darlegt und doch nichts dafür erhalten wird. Nur die endlose Leere und ihr unermütliches Schweigen. Keine Warme Umarmung, nur das Graue Nichts steht für sie bereit. Und doch ist der Stolz groß und die Eitelkeit ihrer Diener unerträglich. Ihr Hochmut wird sie zu Fall bringen, denn sie denken das sie sich verstecken könnten. Verstecken hinter ihren Göttern, ihrer Moral und ihren Gesetzen. Gesetze die nur der Unterdrückung der Leidenschaft dienen und jene in ihre Knechtschaft zwängen, die zu höherem bestimmt sind. In ihrem Schlaf blicken die Götter auf die Menschheit, trunken von der Erhabenheit und so ist diese nicht mehr, als ein Sandkorn in den Äonen. Nur die dunkle Mutter ist unter ihnen. Wird doch der erste Akt des jungen Lebens stets unter Schmerzen geboren und findet seinen Höhepunkt, gepaart mit der Angst des Todes , im hohen Alter. Die schwarze Dame nimmt sich ihrer an. Sie kennt die Demütigungen der anderen Götter , sie kennt den Abgrund der Schmerzen und die Klippe des nahen Todes. So hilft sie jenen, die Rache an ihren Peinigern üben wollen und ihr Recht einfordern. Sie reicht Stärke an jene , die Stärke bewiesen. Ihre Gunst geht an alle die ihrem Weg folgen.

Ihr Plan ist geschmiedet und die Bitte des betenden Knechtes Valerius geht an sie. Das sie ihn in ihre Pläne einbindet, ihren Knecht benutze und ihn prüfe. Auf das er ihre Gunst vergrößern könne und ihre Macht ausweiten dürfe.


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Alt 10.10.2014, 15:46
#5
Valerius Cordan
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Kapitel 4 - Auszug aus dem Buch Karaleth I



Schmiede des Schmerzes

Der Schmerz ist ein Schmied.
Sein Hammer ist hart;
Von fliegenden Flammen
Ist heiss sein Heerd;
Seinen Blasebalg bläht
Ein stossender Sturm
Von wilden Gewalten.
Er hämmert die Herzen
Und schweisst sie mit schweren
Und harten Hieben
Zu festem Gefüge.

Gut, gut schmiedet der Schmerz.

Kein Sturm zerstört,
Kein Frost zerfrisst,
Kein Rost zerreisst,
Was der Schmerz geschmiedet.

Tunkalis Plan der Rache, geschmiedet in der Schmiede des Schmerzes.
Nichts kann ihn brechen, nichts kann ihn halten.

Ihre Diener, geformt in den Flammen der Qualen.
Nichts kann sie brechen, nichts kann sie halten.

Die Knechte, gegossen, gewalzt und geschliffen mit ihren Gaben
Nichts wird sie brechen, nichts kann sie halten.


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Alt 10.10.2014, 22:01
#6
Valerius Cordan
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Kapitel 5 – Gefängnis der Angst

Valerius Reise forderte seine Rückkehr auf das Festland. Der Ruf seiner Herrin führte ihn in unbarmherzige Schlachten, die nur Fleisch und Knochen ausspien. Zerstümmelte Leiber, gequälte Schreie und verstummendes Flehen. Das Festbankett der schwarzen Königin war angerichtet. Immer wieder folgte er dem Ruf der dunklen Mutter und die Scharr seiner Anhängerschaft wuchs. Sie mehrte sich mit jedem Gefecht und mit jeder Schlacht. Es galt nicht nur den Feind auf dem Schlachtfeld zu besiegen. Es galt ihn endgültig in ein Gefängnis der Angst zu bannen, in dem er reglos bibbernd auf den Scharfrichter wartete. Wer den Tod durch die Klinge fand, konnte sich glücklich schätzen. Gefangene wurden wieder zu ihren Herren zurück geschickt. Doch erst nachdem sie die Torturen der siebenfachen Peinigung erleben durften. Was dann zu seinem Herren kroch, war nicht mehr als verstümmeltes und verbranntes Fleisch. Grotesken die nur noch wenig von ihrer einstigen Menschlichkeit behalten durften. Alles was ein Mensch nicht zum Leben braucht, und das ist einiges, wurde diesen schwachen Kriegern genommen. Narben, Wunden und Brandmale zierte das was übrig blieb. Die Gequälten waren die Gitterstäbe im Gefängnis der Angst. Die Bilder ihres Anblicks, eingefressen in den Gedanken ihrer Herren, sollten ihre Fesseln sein. Geschmiedet in der Schmiede des Schmerzes in der auch Valerius Diener ihre härte erhielten. Am Morgen des dritten Tages der letzten Schlacht, dort stand Valerius Diener Marik an der Seite seines Herren. Schlimmste Verletzungen die das Leben aus ihm hätten saugen müssen. Doch er blieb standhaft und verging sich im grauen Nebel der Morgendämmerung mit Wonne an den überlebenden Feinden. Valerius wusste , das die schwarze Maid auch Marik in ihren Schoß gezogen hatte und er betrachete seine Taten mit Wohlwollen. Einen Mondlauf später waren Valerius und Marik wieder auf den Weg nach Britain.

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aus -Jenseits der Maskerade-

Bewährung

Der Knabe ward längst zum Mann gereift.
Sie waren weit, weit gereist.
Valerius lehrte ihn viel.

Eine Prüfung stand bevor.
Marik musste seinen Wert beweisen.
Die alte Stadt Faringen war ihr Ziel.

„Lass keinen am leben!“ Wies man ihn an.
„Sei furchtlos und stark!“ Forderte man ihn auf.
„Beweise deinen Wert der Rattenmutter!“ Befahl er sich selbst.

Eine blutige Schlacht über viele Stunden.
Es kam ihm fast ewig vor.
Und die Toten folgten seinem Weg.

Kein Zögern. Kein Nachdenken.
Nur die tödliche Effizienz eines Schlachters.
Nur der Zorn der seine Ketten von sich warf.

Es gab weder Mann, noch Frau, noch Kind.
Sie waren allesamt Fleisch.
Und er richtete das Bankett.

Blutiger Morgen, in Nebel gehüllt.
Verbrannte Ruinen, die Stadt war fort.
Ein Mann auf Leichen, sein Werk bestaunend.

Valerius fand ihn und sprach auf ihn ein.
Er hatte bestanden. Er war bereit.
Die Mutter betrachtete ihn mit Wohlwollen.

Ein dunkles Ritual, der schwarzen Göttin geweiht.
Unsagbare Schmerzen und grausame Pein.
Doch Marik blieb Stark und hielt stand.

Bald wandelte sich der Schmerz.
Wurde wohltuend. Wurde zu Lust.
Er fand sich wieder im warmen Schoß von Tunkali.

….

Der Sklave wurde zum Rächer.
Der Knabe wurde zum Mann.
Der Schlächter wurde zum ergebenen Diener.

Er wurde Marik Urthadar.
Streiter der Rattenmutter.
Schüler von Valerius.






Marik Urthadar - Erster Schüler
- Jenseits der Maskerade -

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Alt 16.10.2014, 01:11
#7
Valerius Cordan
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Kapitel 6 – Schattenpakt

Die Katakomben, das Reich der Schatten, das Loch. Ein Ort der Ratten, der Herrin gefällig und es war erträglich. Valerius holte Informationen ein, widerwillig angewiesen auf das Spiel im Schatten. Angewiesen auf Toleranz und die Gnade Anderer. Der Herrin nicht gefällig und so strafte Er sich mit den harten Hieben seiner Geißel. Die Zeit der Rache war noch nicht gefunden und es musste ein Nest gebaut werden. Eine Brutstätte für das Heer der Ratten für die starke und unbesiegbare Armee der schwarzen Königin. Valerius quälte seine Pflicht, doch er war im Dienste seiner Herrin und konnte vor ihrem Anglitz mit Fortschritten bestehen. Sein Weg führte ihn auf die Insel der Seeschlange, ein Ort der Gier und des Gestanks. Disziplin, Zusammenhalt und Ehrgefühl sucht man hier vergebens. So sehr er die Stadt des verdorbenen Blenders auch hasste. Dieser Ort war von einer anderen, aber genau so üblen Abartigkeit befallen. Er wollte auf dieser Insel einen Mann treffen, Feisthos. Was er fand war ein verrückter Geist in dem Körper eines Monstrums. Es führte ihn über die Insel und bestärkte nur seine Gedanken, die Gedanken an Auslöschung. Am Strand , bei seichtem Meeresrauschen prüften Valerius und Feisthos einander. Andere Absichten, andere Ansichten und doch das gleiche Ziel. Das Reich der Schatten. Noch steht die Sonne hoch und die Schatten sind klein. Doch es naht die Abenddämmerung und es folgt die Nacht....



Feisthos - Monstrum und Wahnsinniger


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Alt 16.10.2014, 01:59
#8
Valerius Cordan
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Kapitel 7 – Früchte der Leiden

aus - Die Kunst der Lügen-
Wenn er etwas nennen müsse, worin er gut sei, so wäre es wohl Verdrängung. Oh ja, Kathz beherrschte diese Kunst sehr gut. Einfach etwas, was sein Ego ankratzte oder ihm zu schaffen machte, irgendwo in seinem Inneren einschließen. Eine gute Methode. Normalerweise.
Mit der Begegnung der einen Nacht verhielt es sich anders. Wenn es wenigstens auf die Bekanntschaft dieser reizenden Dame mit den Viechern hinausgelaufen wäre. Doch war es dieser...Fremde...der offenbar seinen Geist zerschmettert hatte. Und nicht nur diesen.
Kathz wusste, dass provokant für ihn noch gar kein Ausdruck war. Sein Problem bestand darin zu merken, wann damit Schluss ist. Das bestimmende Auftreten des Anderen, hatte ihn angestachelt. Er hasste solch ein Getue und konnte nicht anders als sich darüber lustig zu machen. Dabei hatte er die Situation so ausgereizt, dass der Fremde auf ihn losgegangen ist. Zugegeben, Kathz hätte damit nie gerechnet. Überrascht war er allerdings viel mehr über diese gefährliche Ernsthaftigkeit, des Anderen, etwas zu tun...etwas endgültiges. Kathz zu töten.
Und das mit einer solch präziser Ruhe, als ginge es lediglich darum eine kleine Mücke zu zerquetschen. Genauso war er sich vorgekommen.

Die Erinnerungen an dieser Nacht waren verwischt. Mischten sich mit unvorstellbaren Schmerzen und schrecklichen Alpträumen. Kathz wusste diese nicht mehr von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Als er aufwachte, an einem völlig anderen Ort, fühlte sich sein Körper einerseits steif und wie taub an. Andererseits brannte es abgründisch in ihm.
Nachdem er sich wieder bewegen konnte, spielten seine ersten Gedanken damit, die Stadt zu verlassen. Am besten diese gesamte Insel! Doch irgendwas an dieser Vorstellung behagte ihm ganz und gar nicht.

,,Was hast du gesagt?" Mit diesen Worten sah er zu Teresa auf. Die Wirtin blickte in das Gesicht eines Mannes, der seit Nächten mit dem Schlaf zu kämpfen schien. Sie schüttelte den Kopf, als Zeichen, dass sie nicht zu ihm gesprochen habe. Kathz hatte diese Art Antwort bereits erwartet. Die zerstörte kleine Hoffnung auf eine Andere starb schmerzhaft in seiner Brust. Es kam in den letzten Tagen nicht zum ersten mal vor, dass er das Gefühl hatte, jemand würde zu ihm sprechen. Jedes Mal, wenn er sich umsah, schienen jedoch alle mit etwas anderem beschäftigt...oder es war niemand zu sehen. An Schlaf war kaum noch zu denken. Immer wieder hatte er dabei das Gefühl in tintenschwarzen, moorrastigen Boden zu versinken. Wurde heimgesucht von den immer gleichen grausamen Bildern und jedes mal dieser brennende Schmerz, wenn er erwachte. Als hätte man ihn die ganze Nacht gegeißelt. Immer wieder diese flüsternde Stimme, die wie scharfe Nägel durch seinen Nacken fuhr. Er konnte nicht mehr.

Wie wild schlug er auf die mit Stroh gefüllte Puppe ein. Traktierte sie mit mächtigen Hieben und Tritten. Der Schweiß rann ihm über den Körper. Seine Muskeln schmerzten bereits, doch er konnte nicht aufhören. Kathz musste sich verausgaben! Er sehnte so sehr die völlige Erschöpfung herbei. Einfach zusammen zu brechen und dann ohne Weiteres zu schlafen. Tiefer Schlaf, ohne sich vorher mit irgendwelchen finsteren Gedanken oder Ängsten beschäftigen zu müssen. Was hatte dieser verdammte Kerl mit ihm gemacht?! War es ein Gift, dass ihn langsam zermürben und in den Wahnsinn treiben sollte? Nein, Nein...schon wieder fing es an. Solche Gedanken durften ihn nicht mehr heimsuchen! Er musste sie verschließen. Sich ablenken.
Kathz versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Das Training ja. Seine Ausdauer musste gestärkt werden...

Seit einigen Stunden war Katzh ziellos durch die Stadt gelaufen.
Hatte versucht, das schmerzhafte Hämmern in seinem Kopf zu ignorieren, bis ihm ein Aushang auffiel. Eine Schwertkampfschule. Das Schreiben stach ihm förmlich in die Stirn. Er war heran getreten, wie hypnotisiert davon und mit jeder Zeile die er in sich aufnahm, schienen die Schmerzen in seinem Kopf nach zu lassen. Es war wie eine Offenbarung. Ja, das sollte die ersehnte Ablenkung sein! Mit einem mal war sein Kopf so frei wie nie. Völlig schmerzlos. Er fühlte sich so gut, wie seit Tagen nicht mehr. Kathz verlor keine Zeit, er setzte ein Schreiben auf um sich genau für diese Schule zu melden und gab es noch am selben Abend einen Boten mit. Sein nächster Weg führte ihn in seine Unterkunft und ins Bett. Plötzlich stand dem ersehnten Schlaf nichts mehr im Weg und innerlich Dankte er diesem Herrn Cordan dafür...offensichtlich seinen Verstand zu retten.


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Aus einer nächtlichen Begegnung wurde eine weitere. Die Schwertschule war ein guter Deckmantel für den suchenden Valerius, um junge Kämpfer zu prüfen. Die meisten versagten bei der Aufnahmeprüfung. Doch was er vor einigen Wochen ausgesäht, sollte Früchte tragen. Es meldete sich der junge Kathz Driall als Anwärter für den Unterricht bei ihm. Jener junge Mann ohne Respekt, gefüllt mit Schwachheit. Doch die Herrin hatte ihn zu sich gerufen, den Blick ihrer grünen Augen auf ihn gerichtet. Valerius pflanzte etwas in ihn ein, in jener Nacht am Strand. Die schwarzen Früchte des Leidens sollten reifen oder ihn gebrochen dahin raffen. Ein Krüppel, sabbernd seine Unzulänglichkeiten nach Außen tragend. Doch in dieser Nacht stand der Junge Mann vor ihm und Valerius wusste welchen Weg Kathz nun gehen würde. Schockiert, erstaunt, verblüfft schaute der rebellische Knabe. Rasende Wut paarte sich in Kathz offenbar mit völliger Ahnungslosigkeit. Der Sprößling wuchs und wurde zu einer reifen gierigen Pflanze in dessen Herzen . Es folgte ein Kampf aus blanker Verzweiflung und er bewirkte nichts gegen die geübten Paraden des Paladins. Ein mikriger Versuch sich gegen den Willen der Herrin aufzubäumen. Doch die schwarze Dame hatte ihn schon in ihren Bann, erkannte den Schmerz in ihm und löste seine Fesseln. Sie brachte die Früchte zur letzten Reife. Die Gemeinschaft ihrer Knechte empfing diesen neuen Leib und trank in inniger Zufriedenheit vom schwarzen Wein. Kurz vor dem Morgengrauen, da schwor der Mann Kathz der Herrin seine Treue, Valerius seinen Gehorsam und seinem Bruder und Rivalen Marik Respekt.

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aus -Jenseits der Maskerade-

Der Bruder...

„Geh und begutachte den Neuen!“
So wies ihn Valerius an.
So begann es...

Zwei Männer in der Finsternis vor den Toren.
Beide schätzten sich ab.
Doch nur einer begegnete mit Respekt.

Marik erkannte Willen und Stärke des Mannes.
Seine Respektlosigkeit war ihm zuwider.
Doch er führte Valerius zu ihm.

Die Prüfung war lang und Resultat finsteren Spiels.
Doch der Mann bestand als das Tier in ihm fiel.
Der Segen der Mutter wurde für ihn erbeten.

Der Mann schwor Treue. Der Herrin und Valerius.
Er schwor Respekt vor seinen Meistern und Brüdern.
Marik erkannte seinen neuen und ersten Bruder.

Kathz Driall.





Kathz Driall - Zweiter Schüler
- Die Kunst der Lüge -


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Alt 17.10.2014, 16:47
#9
Valerius Cordan
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Kapitel 8 - Auszüge aus dem Buch Karaleth II

Frieden ist eine Lüge.
-Wo ungezügelte Leiden, dort kann kein Friede sein.

Es gibt nur Leidenschaft.
-Das brennende Feuer der Existenz.

Durch Leidenschaft erlange ich Kraft.
-Kontrolle der Leiden, kein Raum für Schwachheit.

Durch Kraft erlange ich Macht.
-Mit neuer Stärke erwächst Respekt.

Durch Macht erlange ich den Sieg.
-Das neue Ich, auf dem Weg der Herrin, kann nur siegreich sein.

Der Sieg zerbricht meine Ketten
-Die Ketten aus Furcht und Angst schwinden ins Dunkel.


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Die Neun

Disziplin
Ohne Selbstbeherrschung kann nur Schwachheit sein. Wer seine eigene Schwachheit nicht besiegte, kann keine Siege gegen Andere erringen. So tue alles was du tust mit voller Präsenz und mit Bedacht. Laufe keine unnützen Wege, verschwende kein sinnloses Wort und denke keinen vergeudeten Gedanken. Disziplin führt zu Effizienz.

Gehorsam
Du gabst deinen Leib und deine Seele um dem Weg der Herrin zu gehen. Folge jenen die diesen Weg schon voran gegangen sind. Sie werden dir helfen nicht vom Weg ab zukommen. Nur wer ein williger Schüler ist, kann zu einem Meister werden.

Leidenschaft
Sie ist das Feuer in deinem Herzen. Die Schwachen werden durch die gierigen Flammen verzerrt. Nur wer seine Leidenschaft zu einer Starken Quelle seines Seins erheben kann, wer den Kampf mit den ewigen Flammen siegreich fechtet, kann aus ihr Stärke ziehen.

Stärke
Sie ist die Gabe der Leidenschaft. Die Huldigung an die Herrin. Dein unzerstörbarer Panzer und deine tödlichste Klinge. Wer Stärke beweist , dem wird Respekt entgegen gebracht. Die Grundmauern einer funktionierenden Gemeinschaft. Schwachheit führt nur zum Untergang. Nur die Starken können siegen.

Ehre
Sie ist das Zeugnis deines Vertrauens und deines Glaubens. In deine Stärke und in die Herrin. Wer sein wahres Ich verstecken muss, der muss seine Schwachheit verstecken. Wer einen ungleichen Kampf Fechten muss, der ist schon unterlegen. Zolle einem würdigen Gegner Respekt mit einem schnellen Tod und lehre die Schwachen die Freuden der Herrin. Wer einen Schwur bricht, der steht nicht zu Wort und Tat und kann keinen Respekt erlangen, nur eine Niederlage.

Respekt
Achte das Wesen der Herrin, deines Meisters und deines Bruders. Respekt formt eine Gemeinschaft, formt eine Armee. Kenne deinen Platz in der Welt und handel danach. So wird sich der Respekt mehren und dir kann der Weg zur Herrin offenbart werden.

Weisheit
Dummheit schützt vor Strafen nicht! Sie ist eine der größten Schwächen, die sich kein Knecht der Herrin leisten kann. Nur ein starker Leib mit einem starken Geist , kann die völlige Macht entfalten. Wisse um die Lügen der falschen Götter und erkenne ihren Betrug.

Gnadenlosigkeit
Der Weg der Rache ist lang und kalt. Als Werkzeug der Herrin, lasse keine Gnade walten. Toleriere nicht die Lügen Anderer. Weiche niemals vom Weg der Herrin ab. Strafe Unrechtes und Schwachheit. Gnade ist eine Schwäche und den falschen Göttern vorbehalten. Verbreite die Gaben der Herrin: Krankheit, Qualen und Schmerz unter den Schwachen, denn sie bedeuten dir nichts.

Glaube
Der Glaube zeichnet die Auserwählten. Mit dem Glauben an die Herrin , kannst du Erkenntnis erlangen. Erkenntnis öffnet dir den Weg zur Herrin. Schmerz öffnet dir den Weg zu Herrin. Die Leiden deiner Feinde, öffnen dir den Weg zur Herrin. Die Geißelung als glorreicher Akt um die Nähe der Herrin zu suchen. Respekt, Stärke und Glaube erheben dich und geben dir einen Platz in der Armee der Rache.

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Gemälde von Tunkali - Schwarze Königin des Rattenheers



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Geändert von Valerius Cordan (02.03.2015 um 19:37 Uhr).
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Alt 17.10.2014, 19:32
#10
Valerius Cordan
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Kapitel 9 – Schönheit und Apathie

Valerius war auf der Suche nach einem geeigneten Eingang in die Katakomben. Die Garde hatte in letzter Zeit verstärkt Wachen abgestellt, um das Reich der Schatten zu schwächen. So war es nötig neue Zugänge abseits der üblichen zu finden. Sein Weg trug ihn durch den Park im Westen und er erblickte eine Frau, gekleidet in ein grünes Gewand und von vollendeter Schönheit. Valerius betrachtete sie einen langen Moment und erkannte die Leiden in ihr. Flammen der Leidenschaft stiegen in ihm empor , doch sein Gesicht verriet nichts von all dem. Die Schönheit stellte sich als Paulina vor und versuchte mit aller Kraft ihre Verwirrung zu verbergen. Sein Blick wich nicht von ihr, prüfte ihre Kurven und versank in ihrem Anglitz. Sie wollte stark werden, sich wehren können, nicht mehr ausgeliefert sein als sie von Valerius Fähigkeiten als Mann der Klinge vernahm. Er pirschte sich heran, wie bei der Jagd. Es galt behutsam zu sein, das Reh nicht zu verschrecken durch einen unruhigen Tritt im Geäst. Wie konnte sie so schwach sein und noch leben? Er merkte die Unruhe in ihr, die sich in der kurzen Lektion der waffenlosen Verteidigung noch verstärkte. Sie lag noch in Ketten ihrer Selbst und so ließ Valerius sie ziehen, auf ein Wiedersehen. Ergab es sich der Herrin zu dienen oder war diese Fleisch gewordene Göttin eine Prüfung?

Ob seiner wirren Gedanken führte Valerius Weg zur Übungshalle von Britain , wo er sich seinen meditativen Schwertübungen widmete. Bis spät in die Nacht versuchte er seine Gedanken zu klären und zu seiner Selbst zu finden. Da tauchte dieses Mädchen auf. Jenes Mädchen das sich mit Marik in der Schenke unterhalten hatte. Sie war merkwürdig, aber sehr selbst beherrscht und gewand mit ihrem Körper. Er unterhielt sich mit ihr und erkannte einen scharfen Verstand in diesem Kind des Waldes. Doch auch den Zwiespalt und die Kindlichkeit. Prüfte sie ihn ? War sie nicht bei Sinnen ? Doch sie hägte Interesse an Marik welches Valerius ihr nicht verweigerte. Wollte er doch mehr über dieses seltsame Geschöpf in erfahrung bringen. Marik würde dieser Prüfung standhalten müssen und beweisen , das er vom Schoße einer Frau nicht so leicht vom Weg abzubringen ist.

Zwei Frauen an einem Tage, die unterschiedlicher nicht sein konnten und die Erkenntnis einer Prüfung der dunklen Herrin entgegen zu treten.

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aus - Jenseits der Maskerade -

Das Mädchen...

Ein langer Tag voll Training und Lehren.
„Sei fortan meine Augen und Ohren in der Stadt!“
So war sein neuer Befehl.

Er kam diesem nach und hielt stets Ausschau.
Doch sofort viel ihm etwas auf was ihn Persönlich betraf.
Ein Mädchen, jung und schön, war bei seinem Pferd Rin.

Er sprach sie an. Wollte ihre Absichten wissen.
Wollte wissen wer sie war.
Wollte dem Drang in seiner Brust nachgeben.

Sie zeigte ihm Merkwürdiges.
Sprach seltsam daher.
Doch war es wohl dies was ihn faszinierte.

Ihr Antlitz, ihr Auftreten, ja ihre ganze Eigenart.
All dies zog ihn in ihren Bann.
Was er fühlte war neu und unbekannt.

Der Glanz ihrer Bernsteinaugen trug alles hinfort.
Sein vergangenes Ich und das Leid was davon blieb.
Es war bedeutungslos wenn er sie ansah.

Ihr Name klang wohltuend in seinen Ohren und seinem Herz wieder.
Azzura Morwen.
Er würde diesen Namen sicher nie vergessen.

….

Ein weiteres mal trafen sie einander.
Doch sie waren nicht allein.
Sein Meister, Valerius, war auch dort.

Er war sich in dieser Situation unsicher.
Da war sein Meister dem er Disziplin beweisen musste.
Und das Mädchen welches neue, aufregende Gefühle weckte.

Ein grausames Spiel in welchem der Meister den Takt angab.
Ein unruhiges Wesen unter der Fassade eines Soldaten.
Azzura... direkt neben ihm, doch Meilen entfernt.

Wenige Worte ließen die Fassade einstürzen.
Worte die sein Herz hören wollte und dennoch kaum glaubte.
Worte die ihn in den Bann ihrer Augen zurückbrachte.

Sie sagte, dass sie seinen Geruch mag.
Sie sagte, dass sie den Klang seiner Stimme mag.
Sie sagte... dass sie seinen Atem teilen wolle.

Ein Augenblick der für ihn unbekannt und aufregend war.
Ein Gefühl in ihm, so angenehm wie die Umarmung der dunklen Mutter.
Zerstört durch die Ungeduld des Meisters...

Zurück in der Wirklichkeit.
Das Beisammensein endete Rasch.
Doch er würde sie wiedersehen.



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Alt 19.10.2014, 14:44
#11
Valerius Cordan
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Kapitel 10 – Prüfung

Giftige Dämpfe stiegen auf, aus den heißen Feuern des Berges. Seine schwarzen Flanken ragten empor aus einer grünen, heißen Hölle. Umgeben vom Unrat der Gottslosen, umgeben von Sinnlosigkeit. Valerius kletterte an einer Felswand hinauf, zu einem kleinen Plataeu. Er trug nur seine dunkle lederne Hose , die schweren Stiefel und einen breiten Schnallengürtel an dem seine Geißel baumelte. Der Griff seiner Rechten wechselte zu einem massiven Felsvorsprung und er zog sich nach oben. Sein ganzer Körper stand unter Anspannung und glänzte vom seinem Schweiß in der Abendsonne. Die Geißel. Er dachte an jene neunschwänzige Peitsche und es flammte Vorfreude in ihm auf. Ihr schwerer hölzerner Griff, das Surren ihrer Glieder, die feinen metallischen Spitzen an ihren Enden.

Als er die Ebene erreichte, schaute Valerius auf die kümmerliche Ansammlung von Häusern hinab. Wie konnten sie nur so leben ? Erbärmlich ihren eigenen Schwachheiten erlegen , ohne Ziele und den Geist mit Rauschkraut und Alkohol betäubend. Diese Leiber beherbergten einen Geist, der nicht mehr in diese Welt gehören wollte. Es fehlte eine Führung, ein Weg in ihren Leben der mehr zu bieten hatte als die Schreie der Huren und der Gestank des Blutes. Feisthos und Valerius waren sich einig gewesen , dieses Leiden für alle mal zu beenden. Dieser Insel einen neuen Weg zu bereiten und ihre Stärke zu beweisen.

Glarons Anglitz sollte nur noch einen Moment lang anhalten. Ein befreiendes Gefühl und Erwartung formten sich in Valerius Brust. Erregung ob der Vorfreude. Er bereitete sich auf seine Meditation vor. Er würde seiner Herrin nah sein , solange wie der Blender sein Anglitz versteckte.

Er war unruhig wie schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Ungewissheiten lähmte seine Gedanken. Der Weg vor ihm war noch immer klar, doch Nebelschwaden zogen sich langsam schleichend dahin. Er konnte nicht sehen wohin er treten würde und war der Gefahr ausgeliefert zu stürzen. Das Bildnis dieser Schönheit formte sich in seinem Geist, einer Königin gleich und er spürte das Feuer in seinen Lenden. Nur kurz schwenkten seine Gedanken zu seiner einstigen Frau und seinen Kindern. Bilder ihrer verkohlten Leiber in den Überresten des einstigen Herrenhauses. Den Schmerz hatte die Dunkle Mutter ihm genommen und daraus kalten Hass gemacht. Der Zorn der Rache würde über die Diener des Blenders fahren, wie eine scharfe Sense durch das Korn. Das Gesicht seines Sohnes formte sich vor seinen Augen. Er war talentiert und Valerius war einst so stolz auf ihn gewesen. Doch sein Verlust bereitete den neuen Weg, den Weg zur Schwarzen Königin. Ihr hatte er sein Leib und seine Seele dar gereicht und wurde zu einem Streiter ihrer Lehren. Ein Werkzeug, ein Knecht und ihr bedingungsloser Diener. Er verfolgte ihren Weg nun lang und setzte einen Schritt vorsichtig nach dem anderen. Nun war dort dieser Nebel, war dort Paulina die Schneiderin. Er begehrte sie, er wollte sie greifen und mit sich nehmen. Ihr den Weg der Mutter zeigen, ihre Gemeinschaft und ihre Stärke. Er wollte dieser Schönheit all ihre Schwäche rauben und zu einer lebendigen Göttin formen. Stärke und Schwachheit wohnten der Schneiderin zu gleichen Teilen inne. Womöglich betete sie den Blender an und folgte seinem Gebot. Nein niemals würde er dem Blender diese Schönheit überlassen, die sich verstecken musste, nicht die Wonnen des Fleisches erleben durfte. Der Gedanke marterte ihn , fügte ihm auf nicht gekannte Weise einen Schmerz zu. Valerius hatte die Unsicherheit gespürt, spürte die Qualen ob ihres bisherigen Lebens und ihre Enttäuschungen. Alle Kinder der Tränenbringerin mussten solch ein Schicksal erleiden, mussten durch den Schmerz, um aus diesem zu wachsen. Doch war es richtig den Weg der Stärke zu verlassen, um auf den umliegenden Feldern die Früchte zu pflücken ? Neue Samen zu sähen ? Valerius hasste sich, zermarterte sich. Er sprach immer die Wahrheit und doch konnte er nicht ganz der sein der er war. "Die Zeit ist noch nicht gekommen, schare die Kinder der Rattenmutter um dich und bewahre ihren Weg" fuhr ihm ein Gedanke in seinen Geist. Er war unsicher geworden und sehnte sich so sehr nach seiner Mutter.

Es war nun ganz dunkel und das leise Gegröhle der Piraten drang nur schwach zum Berg hinauf. Er nahm die Geißel von seinem Gürtel und breitete sie aus.

Neun Male schlug er sich, ob seiner Schwachheit.
Neun Male schlug er sich, ob seiner Unwissenheiten
Neun Male schlug er sich, ob seiner Menschlichkeit.
Neun Male schlug er sich, ob seiner Gnade.
Neun Male schlug er sich, ob seiner Lust.

Neun Male schlug er sich, um ihr ein Knecht zu sein.
Neun Male schlug er sich, um ihr Respekt zu zollen.
Neun Male schlug er sich, um ihr Gehorsam zu sein.
Neun Male schlug er sich, um ihre Nähe zu spüren.

Der Schmerz formte sich in jeder Ecke seines Seins. In jedem Winkel seines Geistes und in jeder noch so kleinen Ritze seiner Seele. Wildes Gedankenspiel in der dunkelsten Schwärze. Das Quieken des Rattenheeres , ihr Gewimmel in der Nacht, ihre roten Augen blickten ihn an zu aber Millionen und weiteren Millionen. Und dann spürte er sie, seine Mutter, seine einzige Königin. Er spürte nur ihren Blick auf sich ruhen, wie sie in prüfte. Alle Augen auf ihn ,Valerius gerichtet und das Wimmelnde Grauen wurde lauter. Kroch an ihm empor und begangen an ihm zu nagen. Eine erdrückende Masse aus Leibern, Klauen und Zähnen die ihm den Atem raubte. Lebendig begraben unter einem lebendigen Heer aus Ratten. Aufgefressen aus tausend Mündern, bis nur sein wahres Selbst der Herrin da nieder lag. Schwärze umfing Valerius Geist, verschwommene Bilder, dem Hitzeflimmern in der Wüste gleich. Er sah Paulina, doch nur wage erkannte er sie. Sie hielt seinen Dolch in den Händen. Rot vom kalten Blut der Rache. Unter ihr die Leiber ihrer Peiniger, reglos und stumpf. Ein gräslicher heller und markerschütternder Schrei. Ihr Anglitz verschwomm zu einer trägen Flüssigkeit die sich langsam über die Toten ergoß, mit ihnen verschmolz. Aus der neuen dunklen Masse formten sich langsam zwei Körper. Zuerst zwei lange Beine, gespreizt wie eine geöffnete Schere. Das Gesicht der fleisch gewordenen Schönheit. Zwischen den Beinen lag ein kleinerer Klumpen der dunklen Masse. Es formten sich langsam Arme , Beine und der gesichtslose Kopf. Schreie in der Dunkelheit und das Schaben der Ratten formten die Kakophonie zu dieser endlos wirkenden Szenerie. Ein kleiner Knabe formte sich zwischen den Beinen. Sein Gesicht war von purer Schönheit, sein Körper ohne Makel und der Stolz flammte in Valerius auf. Sah er doch mit Wonne auf den Rattenschwanz des Kindes und die grünen Augen der Herrin....

Als der Blender seine Ankunft, durch die ersten Anzeichen der schwachen Dämmerung ankündigte, erwachte Valerius aus seiner Trance. Er blickte starr auf den Horizont, voll neuer Zuversicht.


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Alt 21.10.2014, 15:38
#12
Valerius Cordan
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Kapitel 11 – Zuflucht

Schweißnass war das Fell der Pferde, die Valerius und Feisthos einen guten Tag durch den Süden der Inseln jagten. Beide hatten erkannt , dass die Zahl ihrer Anhänger noch zu gering war um die Schlangebucht von ihrem Elend zu befreien und die Herrschaft zu erringen. Valerius war ein vollständiger und leidenschaftlicher Diener der dunklen Mutter. Doch ein Fanatiker oder gar ein Narr war er nicht. Er würde seinen langen Pfad nicht für einen unüberdachten , möglicherweise zerstörerischen Konflikt aufs Spiel setzen. Ohne ihn würde der Einfluss seiner Königin wieder schnell schrumpfen, dessen war er sich sicher. Doch war es eben so klar dass er nun eine Zuflucht schaffen musste. Valerius und Feisthos beschlossen, sich auf den Weg zu machen und eine geeignete Stelle im Süden zu suchen. Doch nichts ergab sich, nur Sumpf und totes Gestein. Feisthos erinnerte sich an alte Legenden. Einem Ort an dem das Herzogtum keine Macht besaß und so ritten die beiden eine lange Nacht. Abgeschlagene Köpfe und Totems markierten die Grenze ihrer Lande. Als sie die Grenze überquerten wehte ein leiser Wind und die Pferden wurden unruhig. Keiner der beiden wusste was sie vorfinden würden, doch sie wussten dass sie nicht mehr alleine waren. An einer Lichtung versuchten sie Kontakt zu den Fremden aufzunehmen, doch es war vergebens. Feisthos warf ihn Versprechungen und Beschwichtigungen entgegen, ein Graus in Valerius Ohren der seinen Ekel, ob der offenen Schwachheitsbekundung, runterschlucken musste. Denn er kannte sich in diesen Wäldern nicht aus und war auf dieses verrückte Monstrum angewiesen. Dies sollte sich auch noch ändern , schwor Valerius in jenem Moment. Feisthos hatte sich nicht sehr zuverlässig , geistig schwach und unüberlegt gegeben. Es fehlte ihm an Respekt für Valerius. Dieser würde sich an den Pakt halten, den die beiden miteinander eingegangen waren. Jedoch würde er sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen und Feisthos noch in seine Schranken weisen. Er würde die getätigte Sünde der Schwachheit wieder bereinigen und diesen Wesen nun offen entgegentreten. Nach einer kurzen Planung, besorgten sie ihre Ausrüstung und Valerius informierte seinen Schüler Marik. Der erste Schüler Valerius zögerte keinen Moment und auch in den darauf folgenden Stunden , gab er sich der Herrin ohne Tadel und war seinem Meister ein Getreuer.

Der Morgen graute als Valerius am Waldrand stand und mit lautem Getöse seine Klinge gegen sein Schild hämmerte. Schluss war mit dem Verstecken , ein Ende dieser Listen. Es sollte zu offenen Verhandlungen kommen. Aug in Aug. Doch ob man mit diesen Fleischwandlern verhandeln konnte würde sich zeigen. Es offenbarte sich eine Frau, eine Gesandte oder gar die Anführerin der Fleischwandler. Sie war groß und ihr Kopf war geschmückt mit dem Geweih eines Hirsches. Sie verbarg sich am Waldrand und Valerius konnte zum größten Teil nur ihre Umrisse ausmachen. Wichtig waren ohnehin nur die Ergebnisse, die er seiner Herrin liefern konnte. Der Schattenpakt stimmte den Bedingungen zu, die diese Fleischwandler ihnen auferlegten. Nicht alles behagte den beiden, für eine Zuflucht abweit des Herzogtums würden sie sich solange beugen wie es nötig sein sollte. In einem waren sie sich einig, dass die leichteste Bedingung das geforderte Menschenopfer sein würde...

Noch am gleichen Abend gingen die Befehle an die Handwerker des Schattenreichs, ihre Arbeit aufzunehmen. Valerius spürte die Erregung in sich. Er würde es schaffen können. Eine Zuflucht für die Diener der Herrin. Ein Ort an dem sie ihrer Herrin dienen konnten. Ohne Falschheit und Maskerade ! Die Tage der Rache nahmen ihren Lauf und es war gut, worauf Valerius bis hier hin zurückblickte. Da dachte er an seine Schönheit und sattelte sein Pferd.


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aus - Jenseits der Maskerade -

Die Bucht der Schlangen rückte aus dem Fokus.
Zu wenige waren sie.
Noch nicht bereit für die nötigen Taten.

Ein neuer Plan ward geschmiedet.
Sein Meister rief ihn zu sich.
Sie würden in die Wildnis reisen.

Fernab der Stadt und seiner Bewohner.
Fern von ihr, die in seinem Herzen haust.
Zu düsteren Wäldern und grausamen Warnungen.

Sie suchten nicht lange und kamen bald ans Ziel.
Der Meister, der Schüler und der Wahnsinnige.
Sie warteten bereit und gerüstet.

Der Wald wurde unruhig, begann ihnen zu drohen.
Die Tiere sie scheuten und die Vögel flohen.
Etwas lauerte dort, mit grotesker Gestalt.

Plötzlich war es dort, zuerst nur an klang.
Dann die vorsichtigen Bewegungen im Unterholz.
Der Anblick weitete Mariks Augen, doch er blieb treu seinem Eid.

Fern der Lichtung am Waldesrand stand es.
Das Wesen sowohl Mensch als auch Tier.
Der Körper einer Frau, ein Geweih zur Zier.

Man suchte ein Abkommen.
Die Lichtung war begehrt.
Der Preis waren Regeln und Tribut der sich jährt.

Sie willigten ein.
Der Pakt war geschlossen.
Und die Zuflucht sollte wahrhaftig sein.



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Alt 22.10.2014, 18:04
#13
Valerius Cordan
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Kapitel 12 – Nadelstiche

Klopfen und Hämmern, Sägen und Schlagen. Der Bau der Quartiere war im vollen Gange, sein Werk an der Herrin war in vollem Gange. Seine Präsenz stachelte die Handwerker an, trieb sie zu großen Leistungen. Das erste Haus sollte bald errichtet sein und als Wegweiser dienen. Für das was vor ihm lag und das was noch kommen soll. Valerius hatte noch andere Pflichten, neben der Überwachung der Baustelle. Neue Uniformen sollten für ihn und seine Schüler gefertigt werden. Natürlich von ihr, seiner Schönheit.

Als er sie in der Taverne an traf war die Begrüßung kühl, war man sich doch noch fremd. Waren die Worte karg, denn es lauschten fremde Ohren. Seine Schönheit hatte sich verändert , so stelle er fest. Trug Hosen und war ernster denn je. Valerius vermutete neue gewonnene Stärke. Und er sollte recht behalten , denn sie versuchte sich seinem Weg zu widersetzen. Fürchtete sich vor den weiteren Weg. Suchte die Leiden der Vergangenheit. Klägliches Aufbäumen, wie eine ungerittene Stute. Er respektierte ihre Stärke und verfluchte ihre Schwachheit. Der Schatten der Vergangenheit sorgte für ein unsicheres Zusammentreffen mit ihm. Seine Situation war kritisch , war er doch gerade dabei einen großen Schritt zu tun. Seine Ziele nahmen Gestalt an. Konnten durch einen kleinen Fehltritt aber ins wanken geraten. Das wollte er nicht riskieren. So gab er sich selbst ernster und verschlossener als er es bisher schon war. Er war sich unschlüssig, suchte er nur jemanden der seinen Sohn zur Welt brachte. War dies das Sinnen der dunklen Mutter? Ein neues Werkzeug für sie zu schaffen. Schön und Stark , von klein auf in ihren Lehren unterrichtet ? Der Geborene Kämpfer und Anführer. Gesegnet von der Rattenkönigin mit Schläue und Stärke. Oder suchte er eine fleisch gewordene Königin ? War es möglich ihren Geist zu befreien, ihre Stärke und Erhabenheit zu Tage zu fördern und ihr den Weg zur dunklen Mutter zu bereiten ? Lieben konnte er nur seine Herrin, alleine war Valerius niemals , sie füllte sein Sein mit Stärke und Macht. Paulina , was konnte sie ihm geben was er nicht von seiner Göttin bereits erhalten hatte ? Und doch war er ein Mensch, ein Mann mit Lust und dem Begehren der Zweisamkeit. Wollte ein Erbe hinterlassen. Ein Erbe aus seinem Blut. Die Schneiderin , seine Schönheit. Sie musste sich entscheiden. Würde sie seinem Pfad folgen, würde er ihr alle Freuden bereiten , einen Sohn schenken , sie in die Geborgenheit der Gemeinschaft in Empfang nehmen. Ihre Schmerzen in Lust verwandeln und mit ihr die Welt verändern. Doch sollte sie nicht bereit sein , ihrer Schwachheit und Unentschlossenheit erliegen, so würde er sie nicht dem Blender lassen. Er würde sie vergessen machen. Seine Schwachheit vergessen machen. Eine Flamme des Zorns brannte in ihm, Eine Flamme des Hasses. Tausend kleine Nadelstiche bedeckten sein Herz, dachte er an sie und das er sie nicht auf seinem Weg wissen konnte. Doch dann ging der Schmerz wieder und es war Stille in ihm.


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Alt 22.10.2014, 19:45
#14
Valerius Cordan
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Kapitel 13 – Duell der Stärke


Marik, dieses Kind in den Augen der Mutter, lag nun auf dem hölzernen Boden der dunklen Kammer. Sein Bein aufgeschlitzt durch die schwarze Klinge seines Meisters. Die Klinge der Rattenmutter stöhnte vor Verzücken als es sein Blut kosten durfte. Wollte mehr Leiden schenken, das Fleisch verderben und den Körper vor Pein zucken lassen. Röcheln drang aus Mariks Leib und sein Meister sah mit Freuden auf den Verlierer dieses Ehrenduells herab.

In Valerius bebte es. Wie konnte sein bester Schüler nur solch eine Dummheit begehen. Öffnete sich einer Fremden nur weil er ihr Fleisch kosten durfte. Valerius hatte mehr von seinem Schüler erwartet, hatte gehofft das er schon weiter sein würde, der dunklen Mutter näher war. Valerius Zorn flammte auf, wieder einmal. Sah er doch seine eigne Schwachheit in der Mariks. Er dachte wieder an seine Schönheit. Marik hatte sich offenbart , seine Absichten und die der gnadenlosen Königin preisgegeben. Dies konnte Valerius nicht zu lassen. Nicht ungesühnt lassen. Er rügte Marik und machte ihm seinen Platz in der Rangordnung deutlich, doch der Schüler erhob sich selbst zum Meister. Stellte Valerius Stärke in frage und forderte somit einen Kampf heraus. Er würde den Weg der Königin gehen. Ihre Gesetze und Pflichten verteidigen, seine Ehre unter Beweis stellen. In euphorischer Rede forderte Valerius seinen Schüler zum Kampf. Rief seine Herrin an , auf diesen Kampf zu blicken und dem rechtschaffenden Streiter ihre Kraft zu schenken. Das Duell der Stärke wurde ausgerufen. Der Sieger würde erhobenen Hauptes auf den Niedergestreckten blicken.

Valerius spürte den Blick seiner Meisterin auf sich ruhen. Spürte wie ihre dunkle Hand ihn schützend umarmte. Ihn die Augen der Ratte gaben, um seinen Feind zu sehen und er wusste , das er nur siegreich sein konnte. Seine Klinge würde Marik noch Gehorsam lehren und er würde ihm zeigen wie mächtig der Weg der Tränenbringerin war. Ein Ausfallschritt und das Surren der Klinge trieben den Feigling zurück. Doch er war wehrhaft, forderte seinen Meister mit einigen Hieben zu einem tödlichen Kampf. Valerius versuchte kleine , sachte Schnitte zu setzen. So war es qualvoller. Doch Marik wehrte sich so sehr und versuchte mit einem kräftigen Stoß seiner Klinge das Herz seines Meisters zu treffen. Die Klinge des Schülers verfehlte sein Ziel. Valerius hatte sich unter die Klinge gebeugt und seinem einstigen ersten Schüler die Beine aufgeschlitzt.

Der Paladin hatte seine Ehre wieder hergestellt und rief nun die Königin der Pein. Valerius war bereit seinen Schüler zu vernichten und ihr zu opfern. Ein Gebet brach aus ihm heraus. Wollte er doch nicht sein begabtestes Werkzeug missen. Sollte die Herrin noch einen Platz für ihn haben , so solle sie ein Zeichen setzen und Marik ihre Macht offenbaren. Mit den letzten Worten fing Mariks Verletzungen an heiß zu glühen. Der Geruch von verrottetem und verbranntem Fleisch mischte sich zu einem grässlichen Dampf. Grausamste Schmerzen schmiedeten Mariks Beine wieder zusammen.
Der ehrbare Diener der Herrin blickte nur stumm auf das geschehen, labte sich aber innerlich an den Leiden seines ungehorsamen Schülers. Er lies den Leib zurück in der Kammer. Die Mutter würde sich um ihn kümmern.

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aus - Jenseits der Maskerade -

Duell

Er reiste zur Lichtung.
Folgte dem Ruf seines Meisters.
Und staunte über das was bereits geschaffen war.

Die Quartiere standen bereit.
Boten Platz für die Schüler.
Hier würden sie leben, trainieren und dienen.

Die Zeit war Knapp und der Meister forderte Bericht.
Marik erzählte von der Stadt und dem Mädchen.
Er berichtete von seine Offenbarung.

Der Meister war rasend.
Ließ dem Zorn freien lauf.
Doch Marik stand da, mit erhobenen Haupt.

Valerius warf ihm Verrat an der Mutter vor.
Und Marik ihm die Verblendung.
Es war besiegelt, ein Duell sollte klären.

Rituell ausgerufen, durch den Meister selbst.
Marik stellte sich, er war bereit.
Er wollte keine Schwäche vor diesem Schicksalsweg zeigen.

Der Kampf war schwierig.
Alles stand gegen ihn.
Doch er kämpfte entschlossen.

Doch nur kurz hielt es an.
Ein Sieger stand schnell fest.
Valerius thronte über dem blutigen Rest.

Marik hatte sich gewehrt, nur das zählte für ihn.
Der Meister rief die Mutter an.
Sie sollte sein Schicksal bestimmen.

Plötzliche Qualen, unsägliche Pein.
Seine Wunden sollten nicht sein Untergang sein.
Die Mutter gab ihm noch eine Chance.

Über viele Stunden hallten seine Schreie durch die Halle.
Sein Körper verkrampfte zu unmenschlichen Stellungen.
Bis ihm endlich die Gnade einer Ohnmacht zuteil wurde.

Er erwachte im Dunkeln.
Schleppte sich hinaus und rauf auf sein Pferd.
Rin kannte den Weg, sie wusste wo er hin wollte.



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Valerius Cordan ist offline  
Geändert von Valerius Cordan (23.10.2014 um 18:06 Uhr).
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Alt 23.10.2014, 17:05
#15
Valerius Cordan
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Kapitel 14 - Auszug aus dem Buch Karaleth III

Von der Ordnung in der Armee ihrer Schwarzen Königin
- von Grungar der Ratte , Gelehrter im Dienste der dunklen Mutter -


An dreizehnter Stell,
da stehen die Anwärter auf die Offenbarung der Mutter. Zu Prüfen sind ihre Absichten, auf ihr Wesen soll geblicket werden und Sie sollen beweisen ihre Stärke im Angesicht der Mutter. Mit dem Heiligen schwarzen Wein der Herrin und ihrem Siegel , soll die Taufe durch das Blute und den Schmerz des Anwärters vollzogen sein.

An zwoelfter Stell,
da stehen die Gläubigen. Sie sollen sich hart machen und den Kampfe erproben. Sie sollen die Neune in ihre Herzen brennen und der Schmerz soll ihre Stärke prüfen. Der Weg soll bereitet sein und der Gläubige muss einen der drei Wege der Herrin beschreiten. Der Pfad des Gelehrten, der Pfad des Soldaten oder der Pfad des Knechtes.

An elfter Stell,
da steht der Knecht. Sein Weg ist der des Dieners an der Herrin Werk. Versorgt er doch das Rattenheer und baut am Nest. So ist seine Rolle doch eine der Niederen. Kann er doch nicht mit der Stärke oder der Weisheit der anderen Wege gleich aufliegen. Die Knechte sollen trotz allem die neun Peinigungen von der Lehre eines Akolythen lernen und ihren Körper und Geist schulen. Wer sich beweise unter den Dienern , als treu und rechtschaffend. Der solle Baumeister werden und über die anderen Knechte wachen.

An zehnter Stell,
da stehen die Rekruten. Ihr Weg, ist der Pfad der Klingen. Sie dienen in der Armee als Kämpfer und es ist ihre Pflicht, sich kämpferisch zu bilden. Doch auch ihren Geist und ihre Disziplin sollen sie nicht außer Acht lassen. Ihr Rottenführer wird sie die neun Peinigungen lehren. In einer Prüfung sollen sie ihre Stärke beweisen.

An neunter Stell,
da stehen die Akolythe. Ihr Weg ist die Lehren der Herrin zu lernen. Ihr Vorsteher mag ihnen die zeremoniellen Rituale und die neun Peinigungen lehren. Es sind die Pflichten des Akolythen seinem Vorsteher zu Dienen und unter dem Foltermeister eine Ausbildung zu erhalten.

An achter Stell,
da stehe der Soldat. Er ist einer unter vielen, die Klauen und Münder des Rattenheers. Er soll Wache halten und den Bau beschützen. So er seine Disziplin beweisen konnt und er ein rechter Gläubiger , so soll ihm die zweite Prüfung der Stärke gewährt werden , in der er sich beweisen müsse, um Rottenführer zu werden.

An siebter Stell,
da steht der Baumeister. Ihm obliegt die Obacht über die Knechte in seinem Handwerk. Er verteile die Rohstoffe und Werkzeuge , so wie es den besten Nutze bringe. Jener Baumeister , der rein im Glauben und mit Leidenschaft sein Werk vollrichtet. Der solle oberster Nestbauer werden.

An sechster Stell,
da steht der Rottenführer. Er hat den Befehl über eine Rotte, so zähle neun Mann. Ihm obliegt die Ausbildung und Ausrüstung seiner Rotte. Ihm obliegt es für Gehorsam und Disziplin zu sorgen und für einen aufrechten und ehrbaren Glauben seiner Rotte. So ein Rottenführer im Wettstreite mit einem anderen Rottenführer bestehe und die Prüfungen der Stärke und des Glaubens gelinge, so kann er in den Dienste eines Kriegers der Herrin treten. Auf den Weg eines Paladins soll er sich begeben von diesem Momente an.

An fuenfter Stell,
da steht der Novize. Er ist für die Stärkung und Wahrung des Glaubens zuständig. Er sorgt für die Einhaltung von Recht und Moral. Er legt den Weg der Buße offen und seine Pflicht soll es sein , andere von dem Glauben der Herrin zu überzeugen oder sie zu strafen. So er wahren Glauben und Stärke beweisen konnte. So soll der Novize vor das Angesicht der Göttin treten und die Weihe des Priesters erhalten. So der Novize körperlich und geistig in ganzer Kraft, so soll er den Weg in dem Dienst eines Paladins antreten.

An vierter Stell,
da steht der Oberste Nestbauer. Er wache über die Baumeister, sorge für Nahrung und Baugrund. Ihm obliegt die Planung des Nestbaus und der Tempelanlagen. Der oberste Rang in den Reihen der Knechte.

An dritter Stell,
da steht der Paladinanwärter. Wahrhaftig in Glauben und Stärke muss er sich beweisen. Er muss lernen von seinem Meister , dem Paladin, dem wahrhaftigen Streiter der Göttin. Vollständig muss der Glauben des Anwärters sein. Rein seine Stärke im Geiste wie im Körper muss er sein um vor das Angesicht der Göttin zu treten und die Weihe des Paladins zu erhalten.

An zweiter Stell,
da steht der Paladin. Ein wahrer Streiter für die Göttin. Ihm obliegt die Führung von neun Rotten, so zähle neun Male die neun. Die Ausbildung dieser obliegt ihm allein. Sein Wort sei Gesetz für die Untergebenen. Er sei der Vollstrecker im Namen der Herrin. Er solle die Feinde der Herrin finden und vernichten , auf das sie im Leiden Buße tuen. Sie streiten für den Glauben an die Herrin und sind Werkzeuge zur Vollstreckung ihres Willens. Wo kein Priester, da soll der Paladin der Richter und Henker sein.

An erster Stell,
da steht der Priester. Er möge den Glauben an die Herrin wahren und verbreiten. Ihm obliegt die Ausbildung der Novizen und Leitung der Paladine. Er ist das prüfende Auge der Herrin und Richter über Jene die mit den Gesetzen gebrochen haben. Dem Priester obliegt die Schatzkammer und die Überwachung der wirtschaftlichen Belange der Armee. Die Vernichtung der falschen Götter sei stets das höchste Ziel.

An oberster Stell,
da steht nur die Herrin selbst. Kein Gläubiger solle an ihren Worten zweifeln, Gnade erwarten oder Schwäche zeigen. Ihr Plan der Rache ist geschmiedet und es mag das Verlangen eines wahren Gläubigers sein , ein Teil dieser Rache zu werden. Leiden, Krankheit und Tod sind die Gaben , sie sie für ihre Feinde bereit hält und ihren Dienern aus diesen gaben Kraft und Stärke schenkt.


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Valerius Cordan ist offline  
Geändert von Valerius Cordan (23.10.2014 um 19:44 Uhr).
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Alt 23.10.2014, 20:03
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Valerius Cordan
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Kapitel 15 – Im wahren Angesicht

Der Gesandte der dunklen Mutter betrachtete seinen Schüler Marik. Er stand straff vor ihm , wie ein Soldat. Er hatte seinen Platz in der Ordnung gefunden und Valerius hatte neue Pläne mit ihm. Die erste Prüfung konnte Marik nicht bestehen, so war ihm der Weg des Glaubens fürs Erste verwehrt. Marik erhielt den Befehl die Bauarbeiten zu überwachen und die Quartiere einzurichten. Sollte ihm diese Aufgabe gut gelingen würde Valerius ihn zum Quartiermeister ernennen , sobald er in den Rang eines Soldaten aufgestiegen sein würde. Valerius hoffte das er dieser neuen Aufgabe gewachsen sein würde. Er musste erst beweisen ob er bereit war für weiteres. Sein richtiger Platz würde sich schon finden....

Ein langsamer Ritt im Abendlicht bis in die Nacht. Valerius und seine Schönheit. Sie schienen gefestigter, offener gegenüber. Wussten sie wohl nach der letzten Begegnung was sie wollten. Sie waren sich einig. Gelerntes Gebaren bei der Partnersuche. Eine Decke und etwas zu Essen, die grasenden Pferde im Hintergrund und der Mond in seiner halben Pracht am Nachthimmel. Es war an der Zeit für das wahre Angesicht. Die Schönheit offenbarte den Makel des Zweifels. Valerius den des mangelnden Vertrauens in Herzogtum und Garde. Sie bekräftigte ihn. Sie waren sich einig. Er offenbarte seine Vergangenheit, den Verlust seiner Familie durch die Anhängerschaft des Blenders der er selbst einst gedient hatte, als Mann von Adel. Er sprach von Verachtung und sie von einem gescheiterten Weg auf den Pfaden der falschen Gerechtigkeit. Sie konnte diesen Weg nicht mehr gehen , das war ihr klar. Sie waren sich einig. Valerius war wieder einmal bewusst wie groß seine Herrin war, denn sie hatte in die Seele seiner Schönheit geblickt und erkannt...

Sie , Paulina, wollte erkennen wer sie wirklich war. Fort von den anerzogenen Wegen , fort von der Falschheit und ihr wahres Angesicht erkennen. Er bot ihr an ein Begleiter auf diesem Pfad zu sein. Und sie waren sich einig. Er fragte Paulina was sie gedenke zu sein und sie antwortete: "Eure Schönheit". Ein Kuss als Zeichen der Einigkeit im wahren Angesicht.

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aus - Paulina die Schneiderin -

21. Glarim (Sommer) 1315

Nackt wie ein Neugeborenes saß Paulina in ihrer Badewanne und schäumte sich ihr langes Haar ein. Der Akt des Waschens war eigentlich immer eine Art Ritual gewesen, dass nach einem vorgegebenen Ablauf von statten ging. Doch heute, da hatte sie weder Waschhemd an, noch beeilte sie sich… sie genoss ihr Bad. Ein paar Kerzen waren im Raum angezündet und verhinderten so, dass es ganz und gar dunkel war. Es plätscherte immer wieder leise, wenn Paulina sich im Wasser bewegte. Ihr Kater Kasper lag schnurrend auf dem großen Bett im Zimmer und sah immer mal wieder zu seinem Frauchen hinüber. Ein Lächeln lag auf Paulinas Lippen und ihr Blick war vielsagend. Er war tiefer und klarer als er es noch vor einigen Tagen gewesen war…

Sie wusste nun gewisses Selbstvertrauen zuzulassen. Und sie ließ Gedankenzüge zu, die sie zuvor kaum oder gar nicht zuließ. Er hatte ihr vorerst geholfen zu erkennen, dass sie wer war… für ihn war sie scheinbar etwas Besonderes… und das allein, wegen ihrer Erscheinung. Denn dort, am See – wo sie sich das erste Mal begegneten, kannte er ihr Wesen nicht. Er wusste nicht von ihrem Geist, von ihren Meinungen, ihrem Wissen und ihren Erfahrungen. Und doch schien es so, als hätte er gewusst, wer sie war… wofür sie war. Es war fast ein wenig romantisch, wenn sie sich all dies ausmalte.

Es plätscherte leise, als Paulina sich erhob und aus der Wanne stieg. Bei jedem Schritt hinterließ sie feuchte Fußabdrücke. Am Bett angekommen schnappte sie sich ihr Handtuch und hüllte ihren Körper damit ein – mit einem anderen Handtuch umwickelte sie ihr Haar. Ja sie würde seine Schönheit sein – und sie fühlte sich gut dabei. Es war wie ein Weg, der sich ihr offenbarte und sie wollte ihn gehen – mit ihm zusammen. Es fühlte sich für Paulina fast wie eine Verlobung an – ohne eine Verlobung gewesen zu sein… aber es fühlte sich einfach viel zu echt an und viel zu offenbarend, als das es falsch sein könnte! Und die Küsse, die sich Valerius und Paulina schenkten schienen dies nur noch zu besiegeln.

Doch war Paulina keine hoffnungslose Romantikerin – dafür war ihr Geist viel zu wach. Sie wusste, dass mit Valerius etwas… war. Sie hatte nicht direkt gefragt… immer nur am Rand gekratzt um ihn nicht zu bedrängen. Und auch er vermochte es, mit den Worten zu spielen. Und doch hatte sie erfahren wie er zur Gesellschaft stand – zu den Heuchlern, die nun einmal an der Macht waren – und hätte Valerius dies einer jüngeren Paulina erzählt, wäre sie wohl geflohen… vor diesem Verrückten – doch hatte Paulina ihre Erfahrungen gemacht mit drei Gardisten – sie wusste nun einmal Dinge, die ihr Bild verschob. Und sie wusste, dass man dies vielleicht irgendwie ändern konnte. Allein hätte sie nie den Mut gehabt, solche Gedanken überhaupt zuzulassen. Was konnte eine Frau, zumal eine Schneiderin – schon anrichten?! Doch Valerius… so wie er sprach und war, konnte er vielleicht tatsächlich etwas anrichten?

Sie zischte kurz schmerzlich und stellte sich rasch wieder auf. Sie hasste dieses Gefühl… der Ausritt war für ihre Verhältnisse lang gewesen! Und sie hatte sich reichlich Mühe gegeben, dass es so aussah, als würde sie gern und oft reiten… und das hatte man auch wirklich annehmen können… doch in Wirklichkeit war jeder Muskel gespannt und sie hatte sich konzentrieren müssen, dass sie nichts falsch machte. Die Stute war sanft und feinfühlig und tat nichts, was Paulina blamierte… doch nun dankte ihr Körper es Paulina mit Muskelkater… vor allem in den Oberschenkeln… und sie hasste es.

Sie würde sich die Oberschenkel nun einsalben, sie würde ihr Haus ausfegen, ihre Schneiderei öffnen und auf ihn warten… als die seine.




Paulina Thamaron - Die Schönheit
- Paulina die Schneiderin -

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Alt 25.10.2014, 23:59
#17
Valerius Cordan
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Kapitel 16 – Ein suchender Reisender

Einige Male hatte Valerius den Reisenden nun getroffen. Dieser war auf der Suche nach einem Platz für seine Studien. Auf der Suche nach Wissen, auf der Suche nach Macht. Uriel Morathil, wusste sich zu benehmen. Er zollte den richtigen Leuten Respekt. Schnell wurde dem Gelehrten klar das Britain , die Stadt des Blenders kein Ort für ihn sei. Valerius war froh , das er einen Arkanen gefunden hatte. Denn die neue Siedlung und das was sie aufbauten konnte, seine Fertigkeiten sicher gut gebrauchen.

In der Schenke sprachen sie dann in einer dunklen Ecke miteinander. Valerius musste ihn prüfen und sicher gehen das dieses kein falsches Spiel sei. Valerius ging mit ihm zu den Klippen im Osten. Es war nach und der Mond strahlte nicht mehr so hell wie in den vergangenen Tagen. Der Auserwählte der Herrin ließ seine Klinge gegen die Brust des Magiers gleiten. Valerius würde ihn heute prüfen und Uriel konnte sich beweisen, seine Absichten offen legen. Oder der Magier würde nach einer kurzen Reise ein schnelles Ende finden. Zu Tode gestürzt, eine aufgequiellte Leiche, in ein paar Tagen an den Strand gespühlt. Doch der Magus zeigte keine Schwachheit in Valerius Angesicht. Schnitt sich furchtlos an der dunklen Klinge und schwörte mit Blut und Schmerz das er keinen Verrat üben würde und nur die Wahrheit sprach. Dies beeindruckte Valerius und er erkannte in dem Suchenden jemanden , der etwas gefunden hatte.


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Alt 28.10.2014, 16:48
#18
Valerius Cordan
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Kapitel 17 – Zwei Festen

Dunkel war die Nacht, denn der Mond schien nicht mehr. Valerius uns sein Gefolge hatten die östliche und südliche Feste kontrolliert. Wahrlich mächtige Bauten aus einer vergangenen Zeit. Die schwarzen Gemäuer ragten aus dem umliegenden Wald hervor. Giganten, nur darauf wartend wieder erweckt zu werden. Auf den Dächern der Südfeste berieten sie sich , schmiedeten Pläne und dankten der finsteren Schönheit. Euphorie machte sich breit unter den Männer und Valerius heizte diese weiter an. Hier sollte es beginnen. Mit den Fleischwandlern im Rücken, würde der Keim schnell wachsen können. Würde sich eine Armee ausbilden lassen. Die Bedingungen waren gut und seine Leute taten ihr Bestes, um den Ansprüchen Valerius und den der dunklen Mutter genüge zu tun.

Das Feuer der Rache brannte in den Männern und es war die Nacht in der Uriel der Gelehrte seine Weihe empfing. Es war der Tag an dem er der Göttin in Blut und Schmerz seine Knechtschaft da reichte, Valerius als seinen Gebieter empfing und seine Brüder als die seinen mit Respekt belohnte. Ein eisernes Band , geschmiedet aus Schmerz lag nun zwischen den Männern. Ein Band, Stark und voller Eifer. Am Beginn des neuen Tages, da war den Männern klar das sie auf dem richtigen Pfad wandelten und die Herrin ihnen ihre Gabe schenkte....




Uriel Morathil - Der Gelehrte

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In den nächsten Tagen , da ritt er wieder nach Britain. Matt und abgetragen fühlte sich der Gesegnete der Rattenmutter. Er arbeitete lang und hart für die Erfüllung ihrer Rache. Der Bau der Siedlung , die Ausbildung seiner Schüler und das wache Auge auf den Pfad der Herrin, forderten ihren Tribut. Wie lange hatte er nichts mehr gegessen ? Sein Körper war den Hunger gewohnt, den beißenden Schmerz. Sein geist kannte den Verlauf des Hungers, die Gedanken die sich formten. Alles drehte sich nur noch um Nahrung. Gerüche wurden zu Nahrung, Tiere und Menschen. Die blanke Gier, Mordlust. Der Hunger kam schleichend und der Schmerz war nur der Anfang. Ein leichtes für ein Kind der Rattenmutter. Hatte er sich doch nun zehn lange Jahre im Fasten geübt. Konnte die Gedanken vertreiben und mit dem Hunger leben. Doch er musste Stark sein , musste seinem Körper das geben was er brauchte, gerade jetzt. Seine Aufgaben ließen ihn vergessen, zerrten ihn auf.

Paulina führte ihn in ihr Haus. Dunkel und trotzdem gefüllt mit Wärme. Zärtliche Berührungen und der Geruch von einer warmen Mahlzeit erinnerten ihn daran , das er sich nicht aufbrauchen durfte. Er musste leben, um seiner Herrin zu nützen. Nach dem Bad , da spürte er zwar nicht die Schmerzen der Erschöpfung, aber noch immer diese Mattheit. Sein Geist wollte nur noch ruhen, sein Körper wollte nur noch ruhen. Valerius aber kämpfte noch eine Weile mit sich, wollte er doch ihre Nähe genießen. Genoss die Dienste einer Gefährtin , die sich um das alltägliche sorgte. Zum ersten Mal , seit einem Jahrzehnt, da war Valerius in einem Heim. Mit Wärme , Speisen, einem Bad und einem Bett. Er blickte auf seinen Lebensweg, sprach in Gedanken zur Herrin und dankte ihr. Dann ging die große Last und Valerius gab sich dem Schlaf hin , begleitet von der zarten Stimme seiner Schönheit.


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Alt 03.11.2014, 19:11
#19
Valerius Cordan
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Kapitel 18 – Ein starker Mann...

Die Blätter färbten sich in ein bunten Farbenspiel und die ersten kühleren Tage und Nächte hatten die Menschen dazu bewogen , sich fester zu kleiden. Laub lag auf den Wegen , in den Gassen. Valerius Weg führte ihn zu seiner Schönheit, die ihm die neuen Schnittmuster für seine Uniformen zeigen wollte. Bei seiner Reise ließ er die Gedanken kreisen. Marik ging reglich seinen Aufgaben nach und auch Kathz fügte sich immer besser in die Strukturen der Gemeinschaft ein. Der Gelehrte Uriel war eine Bereicherung für die Gemeinschaft, hatte er doch einen wachen Verstand , gepaart mit einer tief sitzenden Grausamkeit. Valerius vermutete das die Zeit kommen würde, in dem der Magus seine Schwächen offenbarte und er machte sich innerlich bereit, diesem entgegen zu treten. Da kam der Gedanke an sie, Paulina. Valerius, der auf einem Pfad durch den Wald spazierte bei schönem Sonnenschein , griff sich in seine Brusttasche und holte einen Brief hervor. Langsam falltete er das kostbare Schriftstück auf und laß ihre Zeilen aus blauer Tinte:

Die Sehnsucht trieb mich -*

Sie trieb mich dazu an ein Papier an mich zu nehmen, die Feder in die Tinte zu tauchen um dir diesen Brief zu schreiben.*

Die Sehnsucht nach dir lässt mich meinen Stolz vergessen der da sagt, ich solle auf deine Briefe warten und nicht den ersten Schritt tun.

Die Sehnsucht nach deiner Nähe lässt mich umherwandern ohne wirklicher Hoffnung dich zu finden... ich muss bald erfahren, wo du lebst - damit ich meine Sehnsucht stillen kann.

Die Sehnsucht nach deiner Stimme lässt mich aufhorchen, wenn der Wind mit meinem Haar spielt - bist du es, der da flüstert?

Die Sehnsucht nach deinem Geruch ist aber die quälendste Sehnsucht... ich möchte dich riechen und ich möchte dich bei mir halten.*

Sei dir gewiss, dass du mein Herz gewonnen hast - denn jene Sehnsucht wächst und war mir bisher unbekannt - sie ist fast quälend und hindert mich daran, mit klarem Kopf dem Handwerk nachzugehen.

Erlöse mich alsbald - deine Schönheit - deine Paulina - die Deine



Ein knappes Lächeln formte sich auf seinen Lippen als er das Schriftstück wieder in seine Brusttasche steckte. Diese Zeilen waren so kostbar für ihn, weil er nun wusste das sie ihm gehörte. Das die Jagd erfolgreich war und in Valerius flammte der Stolz auf. Mit diesem Moment gingen seine Gedanken an seine Königin , die Herrin des Rattenheers. Er wusste das er auf ihrem Pfad wandelte und das sie ihn für seine Bemühungen mit einer solchen Schönheit belohnte. Er hatte hart gearbeitet für die Gemeinschaft, für seine dunkle Mutter und an sich selbst. Valerius erkannte an sich neue Seiten. Erkannte etwas von Bedeutung für den Menschen. Schmerz und Leid waren allgegenwärtig im Leben eines Dieners der Mutter. Qualen und Krankheiten ihre Gaben. Doch für ein beständiges Werk, bedarf es einer festen Gemeinschaft. Bedarf es Handwerkern und Frauen die eine Armee versorgten. Frauen waren der Schlüssel zum Sieg. Hinter einem starken Mann , da steht eine starke Frau , so erinnerte sich Valerius an die Worte seiner alten Mutter. Die Erkenntnis über diese Weisheit und ihren Gehalt, brachten Anerkennung für seine einstige, menschliche Mutter hervor. Und da kamen wieder die Gedanken an sie, Paulina. In seinen Träumen würde sie ihm einen Sohn schenken , einen wahren Diener der schwarzen Schönheit. Doch sie schenkte ihm soviel mehr. Valerius gab ihr Zeit , gab ihr Raum. Ihre Seele sollte sich entfallten als die Last des falschen Glaubens von ihr abgefallen war. Sie sollte sich finden , ihre Stärke. Er, Valerius, trat zurück, ging auf die Machtspiele ein , die sich zwischen Mann und Frau geben. Er war ein Ehrenmann und war geduldig. Geduldig... Valerius hatte das Gefühl schon eine Ewigkeit auf dieser Insel , für den Willen seiner dunklen Mutter zu streiten. Es gab Aufzeichnungen , Berichte und Legenden über Andere mit dem Mal der Ratte. Doch sie alle fanden einen schnellen Tod, fanden sich vor dem Scharfrichter und in übereifrigen Duellen wieder. Was war schon das Leben eines Priesters der falschen Götter, für ein Werk von Bestand ? Für die Ewigkeit ? Eine Armee zu formen die sich aller lästerlichen Beter annahm , war das Ziel seiner Königin und er würde ihr ergebenster Diener werden. Ein Diener , ein Gesegneter, ein Streiter für Gerechtigkeit und Ehre. Und dann war das Paulina. Die schöne Schneiderin an der Seite eines Mannes der Klinge ? Eines Knechtes der Rattenmutter ?
Der kleine Keim des Zweifels der in ihm steckte, veranlasste ihn zu einem kleinem Gedicht an seine Schönheit.



Meine Schönheit,

am See im Abendrot
da sahn sich zweie ins Angesicht
Bis zu jenem Punkt, wusst der eine nicht,
um die Schönheit und seine Not.

Flammte es in seinem Herz
liebliche Augen , das dunkle Haar
eine vollkommene Schönheit , das war wahr
So überkam ihn der süße Schmerz.


Wusst er doch, solch Schönheit
kann nur unerreichbar sein.
Wird immer bleiben lieblich und rein
und er gar ertrinken ohne ihre Offenheit.


So schreibe ich dir jene Verse.
Aus Begehren , zu jeder Zeit und jeder Stund
denke an deine Schenkel und den süßen Mund
Hoffen das du treibest keine Scherze.

Dann werde ich Wache stehen
alle Tage, alle Nacht.
Bei dir sein mit ganzer Macht
und du kannst mich dann immer sehn.
Mich völlig verstehn.



Es steckte soviel von ihm in diesen Worten , das er sich erst nicht sicher war, ob er diesen von dem Alten zu Paulina bringen lassen sollte. Doch hatte er sich dann dafür entschieden. Sie hatte soviel Stärke in ihm hervorgerufen , soviel mehr vermochte er zu leisten. Er war wieder ein ganzer Mann, ein vollständiger Streiter und er nahm das Geschenk in Form dieser wunderbaren Frau dankend an..


Am Abend seiner Ankunft, da saßen die Beiden lange Stunden zusammen. Blicke hatten sie aufmerksam gemacht für einander, Worte hatten sie offen gemacht und nun waren es die Freuden des Leibes welche sie verschmolzen. Valerius hatte schon Frau und Kinder gehabt, so war es für ihn ein leichtes der Schönheit den Genuss der Liebe zu offenbaren. Der Edelmann stellte sich zurück , doch nicht aus edler Absicht. Focht er doch einen inneren Kampf mit sich selbst, um seine Stärke zu prüfen. Qualen überkamen ihm bei ihrem offenen Anblick, Stiche in seinem Herz bei seinen Berührungen. Valerius,er war der starke Mann, in allen Belangen siegreich.

Verschmolzen in Leib und Geist, formten sich der neue Mann und die vollkommene Frau.




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aus - Paulina die Schneiderin -

25. im Lundin (Herbst) 1315

Er hatte sie dort berührt, wo sie noch keiner zuvor berührt hatte – keiner….
Er hatte sie dort geküsst, wo sie noch keiner zuvor geküsst hatte – keiner….
Er hatte sie so gesehen, wie sie noch keiner zuvor gesehen hatte – keiner….
Geschmeckt, gerochen, gespürt, gehört…..

Aber das einzig seltsame für Paulina war, sie hatte kein schlechtes Gewissen. In der Vergangenheit war es immer so, dass sie das schlechte Gewissen peinigte. War es ein Kuss von Dorian oder von Jonathan – oder aber Jonathans Berührungen – ihr schlechtes Gewissen verursachte immer wieder eine gewisse Übelkeit in ihr und ließ sie aufpassen…. – aufpassen, dass sie keiner mehr berührte als nötig.

Wenn sie heute darüber nachdachte, ging es ihr trotz dessen nicht gut. Vor allem die Zeit mit Jonathan war eigentlich eine Gute gewesen… aber all dieses schlechte Gewissen – diese Angst vor mehr hatte alles kaputt gemacht.

Diese intime Nacht, ohne sich Valerius ganz hingegeben zu haben, hatte ihr eine Art Schleier von den Augen genommen. Es gab keinerlei Grund schlechtes Gewissen zu haben. Die strenge Erziehung hatte Paulina schon früh eingebläut welche Regeln es gibt – wie sich eine Frau zu benehmen hat aber vor allem, wie sich eine Frau nicht zu benehmen hat. Regeln geben einem normalerweise Geborgenheit und Sicherheit. Man weiß, wie man sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat. Doch hat Paulina sich nie geborgen oder sicher gefühlt… nie! Nur bei ihm – bei Valerius hatte sie es gefühlt.

Gibt sie ihrer Vergangenheit sie Schuld daran? Gibt sie Glaron die Schuld daran? Gibt sie sich selbst die Schuld daran? – hilft es überhaupt irgendwem die Schuld zuzusprechen?
Ein wenig verzweifelt hatte sie Glaron einen Brief geschrieben – einen Brief, der ihren Abschied beschreibt:

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Glaron - Herr des Lichtes, du angeblich gerechter,

hier sitze ich und schreibe dir diesen Brief. Vielleicht bin ich zu romantisch gestrickt, vielleicht erhoffe ich mir doch noch Antworten, vielleicht ist es aber auch nur salbend für meine Seele, wenn ich mich bei dir verabschiede.

Steine und Hügel legtest du mir mein ganzes Leben in den Weg. Es begann mit dem frühen Tod meiner Eltern und endete bis zum heutigen Tage nicht. Ich schleuderte dir mein ganzes bisheriges Leben Fragen und Vorwürfe an den Kopf. Warum? Wann endet es? Warum ist alles so furchtbar ungerecht, wenn du doch der Gerechte bist?! Es gibt viele kluge Worte die deine Gesandten sprechen und es gab eine Zeit in der ich mit fester Überzeugung glaubte, dich verehrte....
Warum hast du es nicht enden lassen - wenn du doch sahst, dass ich mich immer mehr von dir abwende?!

Ich habe erkennen müssen, dass ich kein gutes Schaf in deiner großen Herde bin. Ich fühle mich verloren - warst du doch schon früh eine Art Ersatz für meinen irdischen Vater. Aber ich fühle mich nicht mehr einsam - das fühlte ich mich zuvor... mit dir.

Gräme dich nicht - lass mich ziehen.

Ich weiß nicht, was das Leben bringen wird. Aber das erste Mal in meinem Leben sehe ich in die Zukunft und lächle, - ich freue mich darauf. Und das habe ich nicht dir zu verdanken.

Dies ist kein Vorwurf - lediglich eine Feststellung und vielleicht eine Warnung. Bitte gebe auf deine Schafe acht. Bitte lasse sie nicht "dahinleben" und bitte fühle dich nicht zu sicher - nichts ist sicher.

So verabschiede ich mich offiziell bei dir, ich stelle meine täglichen Gebete ein, ich versuche mich neu zu finden und ich sage dir, ich hatte dich geliebt - das war jedoch einmal....
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Sie wusste, dass der Brief unbeantwortet bleiben würde. Aber sie fühlte sich besser, nachdem sie ihn in der Kirche abgelegt hatte. Hatte sie mit irgendwem darüber gesprochen? Nein… es war eine Sache, die sie mit sich selbst ausmachen musste. So wie damals, als sie ihre Eltern sterben sah – sie musste diesen Verlust auch damals mit sich selbst ausmachen… war ihre Tante doch unfähig irgendwelche Gefühle zu zeigen.

Doch heißt es doch – was dich nicht umbringt, macht dich stärker?! Und nun, wo sie hier an ihrer Staffelei sitzt und einen weiteren Entwurf für ein dunkelgrünes Ballkleid aufmalt, fühlt sie sich stark, selbstbewusst, eigenständig und frei.


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Alt 03.11.2014, 19:48
#20
Valerius Cordan
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Kapitel 19 – Wüstendorn


"Jawohl , Meister" schallte es aus den Mündern der Anwesenden, nachdem Valerius seine letzten Befehle für diesen Tag herausgegeben hatte. Das Aufnahmeritual verdeutlichte das rasche Wachsen ihrer Anhängerschaft. Waren doch alle Rattenkinder im Kreise vereint. Ein neuer Leib, eine neue Seele wurde der Gemeinschaft zugefügt. Nathara Tanea, ein Kind der Wüste wurde von ihrem strengen Vater dem Salzsultan zu Valerius geschickt. Der Salzsultan galt als aufrechter und gradliniger Knecht der Dunklen Mutter. Der Süden war für seine Grausamkeit, aber auch den unabdingbaren Glauben bekannt. Die Leidenschaft war stark in den Kindern des Südens und wurde nur schwer von Gehorsam und Disziplin zurück gehalten , konnte die Stärke nicht formen. Valerius war stolz darauf gewesen , das seine Taten von Farningen bis in den Süden reichten und prüfte das junge Mädchen genau. Ihr Glaube war fest und die Stärke und Schnelligkeit ihres Leibes waren noch nicht ausgereift, aber gaben eine brauchbare Grundlage ab. Die schwarze Königin würde ihre Seele prüfen und es würde sich zeigen ob die junge Frau aus dem Süden, einen Platz in der Armee der Rache bekommen würde. Valerius hörte noch wie Marik dem dritten Schüler eine Einweisung über das Lager und die Regeln mitteilte, eher er die Tür zu seiner Kammer verschloss und sich seinen Briefen widmete.



Nathara Tanea - Dritter Schüler


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Alt 09.11.2014, 15:06
#21
Valerius Cordan
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Kapitel 20 – Offenbarung

Die letzten Sonnenstrahlen glitten über die Baumwipfel. Rehe huschten von einem Versteck zum anderen und die Stille der Nacht fand ihren Weg in diesen Wilden und unberührten Lebensraum. Wage Lichtfetzen drangen aus den schmalen Fenstern der steinernen Gemäuer. Geborgenheit, Schutz und das Gefühl einer Heimat ging von diesen einfachen Lichtquellen aus. Wohl das deutlichste Zeugnis für eine lebendige Gemeinschaft. Eine zarte, schöne Gestalt fand ihren Weg zum Haupthaus. Die Schöne wollte ihrem Geliebten eine Überraschung bereiten. Zu ihrem Glück wusste sie dort noch nicht, dass ihr in dieser Nacht , überraschendes widerfahren würde. Die Bauarbeiten schritten gut voran und Valerius widmete sich seinen Schülern. Offenbarte ihnen das Prinzip der Ehre und verdeutlichte ihnen die Zusammenhänge von Disziplin , Gehorsam , Leidenschaft und Stärke. Das Kaminfeuer gab eine wohlige Wärme ab. Das verglühende Holz ertönte immer mal wieder mit einem wohltuenden Klacken und Knacken. Der Gesegnete der Herrin saß aufrecht an der großen Tafel , umgeben von seinen Schülern Kathz und Marik. Die beiden hatten sich gut in die Reihen der Armee eingefügt und schon bald würde Valerius ihnen die Chance geben , sich in der Prüfung der Stärke hoch zu arbeiten. Valerius sprach von der Ehre. Jeder Diener der Herrin mag jene als ein Zeugnis seiner eigenen Stärke erachten , aber auch als eines des Glaubens an die dunkle Mutter. Wer lügt der muss seine Schwäche verbergen und jedem ehrenhaften und würdigen Gegner soll ein schneller Tod, als Zeichen der Anerkennung, geschenkt werden. Nur die Rechtschaffenen können auf dem Weg der Tränenbringerin verweilen. Müssen sie doch Recht von Unrecht trennen, mit Wort und Tat. Am Ende der Lehrstunde, da wollte Valerius die beiden jungen Männer prüfen. Ein Kampf um das Recht des Stärkeren sollte es sein und sie begaben sich nach Draußen in die Dunkelheit.

Da stand Sie, seine Schönheit. Der fahle Schein der Laternen legte sich in einem warmen gelben Schein über ihre Silhouette. Doch sie war starr in ihrem Blick und klammerte ihre Hände klamm an ein Gemälde, welches sie wie einen Schild vor sich hielt. Da wusste Valerius prüfender Blick schon , das sie Dinge gehört hatte , die nicht für ihre Ohren bestimmt waren. Noch nicht jetzt. Sie stand neben dem Fenster, blass und einige ihrer verspielten Locken hingen ihr ins Gesicht. Valerius Schüler scharten sich sogleich um sie, waren aufmerksam und wussten was sie zu tun hatten. Ein ganzer Moment der Stille , dann begegneten die Knechte der Rattenmutter ihr mit Freundlichkeit und einer Einladung. Doch sie war scheu, wollte gehen. Valerius schloss einen Moment die Augen. Er hatte es sich anders ausgemalt. Wollte er ihr die Gaben seiner neuen Mutter erst näher bringen, ihre Stärke und Existenz beweisen. Das sie nicht ist wie der stumme selbstgefällige Blender. Dann betrachtete er seine Schönheit wieder. Würde sie nun weglaufen , müsste er seine Schüler hinter ihr her schicken und sie zwingen hier zu bleiben. Er wusste um ihren starken Bund , doch waren die wenigsten bereit die Mutter anzuerkennen , ohne sie erlebt zu haben. Valerius dachte nach, er spürte die Unsicherheit in seiner Gefährtin. Sie wollte weg von ihm , weg von dieser Bastion des neuen Lebens. Und zeitgleich wollte sie mehr wissen, wollte bei ihrem Geliebten sein, an die Hand genommen werden.

Valerius erfasste die Gelegenheit und gab ihr auch eine freundliche Einladung sich an das Lagerfeuer zu setzen, das die ganze Nacht über brannte. Es wurde viel geredet an diesem Feuer. Von den guten Absichten der Gemeinschaft und dem rechtschaffenen Weg. Die Schüler berichteten von ihrem Pfad zur Herrin und ihren Gaben. Doch die erste Frage die Paulina gestellt hatte, war die am leichtesten zu beantwortende gewesen. Ob er Angst hätte sie , seine Schönheit zu verlieren und er antwortete mit einem klaren Nein. Denn als sie da stand, zwar erschrocken und blass. Wusste er, dass sie niemals gehen würde, dass ihre Liebe zu ihm größer war als anerzogene Blockaden.

Uriel fand seinen Weg zum Feuer ebenfalls. Mit ihm kam das normale Leben wieder zum Vorschein. Es wurden Witze gemacht und alltägliches besprochen. Valerius sah mit einem Lächeln in das Feuer und betrachtete einen jeden.

Marik sein erster und bester Schüler. Ein Kind der Sklaverei, geschmiedet durch den Schmerz der Einsamkeit und geschärft in den Wirren der Kriege. Die Freuden des Fleisches hatten ihn einmal aufbegehren lassen. Es gab ihm Stärke, diese neue Leidenschaft und er wollte sich aus Valerius Schatten erheben. Doch verging sein gebrochener Leib kläglich unter den Gaben der Herrin. Sie , die dunkle Mutter, stellte ihn wieder an seinen Platz und es war gut. Die Leidenschaft , zum Wohle der Gemeinschaft zu handeln und der Drang nach Sicherheit , ließen Marik vollkommen werden.

Kathz sein zweiter Schüler. Viel wusste Valerius nicht über die Vergangenheit seines stürmischen Schülers. Er schien einmal aus gutem Hause zu stammen und wollte seinen Weg in der Garde nehmen. Doch wie sollten die verweichtlichten Diener des Blenders, einem solch hitzigen Gemüt Disziplin und Gehorsam einbläuen. Dies vermochte nur eine Geißel , in einer strengen Hand. Die Mutter hatte einen Platz für Kathz in ihrer Armee, da war sich Valerius sicher. Er fügte sich immer mehr ein und das Band zwischen Kathz und Marik wurde immer stärker. Valerius sah wie Kathz der Wilde, immer mehr Marik dem Gehorsamen nacheiferte und es war gut. Doch hatte Kathz noch viel zu lernen, musste die Mutter besser kennen lernen. Dies hielt Valerius in seinen Gedanken fest.

Uriel , der Gelehrte. Seine Suche nach neuem Wissen und Macht führten ihn geradewegs zu Valerius. Er kannte die Gaben der schwarzen Königin und stellte sich in den Dienst der Gemeinschaft. Ein wacher und machtvoller Geist ruht in ihm , das war Valerius schon in den ersten Momenten klar geworden. Anfangs hatte Valerius vermutet , das der Magier andere Absichten im Schilde führte und sich selbst an die Spitze heben mochte. Doch auch er leistete Gehorsam und fügte sich in die Gesellschaft ein. Ein Haus wurde für ihn errichtet und er zollte Valerius nun den Respekt der ihm gebührte.

Valerius dachte an Nathara die junge Frau aus der Wüste. Sie hatte Unruhe in die Gemeinschaft gebracht, war ihr Gemüt doch zu hitzig. Sie wollte sich nicht unter Valerius strenge Hand stellen , wie sie es geschworen hatte und musste damit mit der gerechten Strafe rechnen. Valerius befahl seinen Schülern diese Strafe im Wald durchzuführen, hatte er selbst doch Besuch von seiner unwissenden Schönheit empfangen. Marik tat wie ihm aufgetragen wurde, handelte im Sinne der Neun und ließ keine Gnade vor dem frechen Mädchen walten. Er berichtete seinem Meister, das er sie niedergestreckt im Wald zurück gelassen hatte. Ohne ein Zeichen der Reue in seiner Stimme oder in seinem Blick, sprach er zu Valerius und dieser befand es als gut. Die Dunkle Mutter nahm sich ihren Knechten an und würde das junge Mädchen wieder zur Gemeinschaft leiten oder sie gebrochen in endlosen Leiden sterben lassen.

Dann ging der Blick des Paladins zu Paulina. Das Feuer schenkte eine wohlige Wärme und spendete genug Licht um ihre wachen Augen zu bemerken , die auf ihn gerichtet waren. Der Ehrenmann geleitete seine Gefährtin voller Selbstbewusstsein in das Haupthaus. Sie betrachteten beide das Gemälde. Es war seine Schönheit, rein und freudig am See. Der erste Moment an dem er diese vollkommende Schönheit erblicken durfte. Nun war sie sein und er wusste das sie nun ein Teil seiner Gemeinschaft sein würde. Zu groß und fest war das Band zwischen diesen beiden Seelen. In seiner Kammer dann , bevor er seiner Schönheit die Freuden des Fleisches bereitete, da sagte er ihr , dass er nicht mehr möchte dass sie von ihm fortginge. Sie sprachen knapp über ein neues Haus , das Marik bauen lassen sollte und es war gut.


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aus - Jenseits der Maskerade -

Marik saß allein in seiner Hütte. Längst kam das alltägliche Leben in Westgramsholt zur Ruhe und nur das nächtliche Treiben der wildheit der umliegenden Wälder war zu hören.
Im gedämpften Licht der Kerze brütete er an seinem Schreibtisch über einigen Bauplänen. Baupläne von abgeschlossenen, sowie noch unfertigen Projekten.

Konzentration trieb seine Müdigkeit weiter voran und seine Augen wurden schwerer. Er erwischte sich oft dabei wie seine Gedanken abschweiften und trieb sich an weiter zu machen.

Irgendwann wehrte er sich nicht mehr dagegen, er blickte in die kleine Kerzenflamme und ließ den Gedanken freien Lauf. Die älteren und jüngsten Ereignisse flackerten im Einklang mit dem Feuer vor ihm auf.
Er erinnerte sich an die Tage nach dem Duell mit seinem Meister, als dieser ihn blutend in der dunklen Kammer zurückließ. Es war dieser Moment, als er wieder die Nähe der Mutter spürte, wie sie ihm unter Schmerzen neues Leben einhauchte, seine Wunden unter Qualen schloss und ihn wieder auf den Ihm bestimmten Platz verwies.

Die unsägliche Pein, die grausame Erniedrigung und der unbändige Hass auf seinen Meister, trieben in fast gebrochen zurück in die Arme seiner Geliebten. Doch zeigte er auch dort keine Schwäche, keine Reue, er schöpfte Kraft aus ihrer Nähe. Kraft die ihm half seine Leidenschaft zu erkennen und er erkannte nun klarer den Weg der nun vor ihm lag.

Seine Gedanken verschwommen und gaben nur das eine Antlitz klar wieder. Seine Schönheit, seine Liebe, seine Azzura. Ihre bernsteinfarbenen, magisch wirkenden Augen, ihr langes, rabenschwarzes Haar, ihre zarten Lippen und ihr zierlicher Leib. Sein Herz drohte erneut seine Brust zu sprengen.

Er erinnerte sich gern an das erste Mal, als sie die Worte sprach, nach denen er sich lange sehnte. Simple Worte, die sein Herz erbeben ließen, ihm den Atem nahmen und ihm ungeahnte Kraft gaben. Worte der Liebe, der Wahrheit, die damals endlich den seinen folgten.

Er ließ von seinen Gedanken ab und öffnete seine Tasche. Kurz darauf lagen die Geschenke seiner Liebsten vor ihm, wie auf einem heiligen Altar, ausgebreitet. Die lange Fasanenfeder, welche sie seinem Pferd Rin in die Mähne flocht, das Schneckenhaus, welches ihm durch Valerius von ihr überbracht wurde, seine Hälfte der Muschel, deren andere Hälfte er ihr schenkte, das Herz des Wasserelementars, welches noch immer rauschende Klänge von sich gab und ihn so sehr an das Gefühl der Freiheit erinnerte und der Onyx, in dem ein Teil ihrer selbst, durch ihre Magie ruhte. Er betrachtete diese Objekte eine Weile, ehe er sich seinen Gedanken erneut hingab.

Er musste an die jüngsten Ereignisse denken. Daran dass er für einen kurzen Moment eine Schwester hatte. Nathara, ein Mädchen aus dem Süden von hitziger Natur. Ihr fehlverhalten und ihr aufbegehren gegen den Meister waren eine Schande, erkannte er doch das Potential in der jungen Kämpferin. Doch ihr Mangel an Gehorsam, Disziplin und Respekt wurden ihr zum Verhängnis. Er selbst sollte sie richten. Und er würde sich seinem Meister nicht nochmal widersetzen. In der Finsternis des Waldes sah er auf sie herab. Er wollte ihr eine Chance geben, still bat er die dunkle Mutter um Rat.

Doch Nathara selbst, machte es ihm einfach. Sie bettelte nicht um Gnade, er hätte auch keine walten lassen. Sie sehnte sich nach dem Ende, er wollte es ihr nicht verwehren. Er zog den zierlichen Leib fest an den sienen, wobei seine kalte Klinge ihre Brust durchbohrte und ließ sie dann sanft zu Boden gleiten. Taub war er für die Worte und Fragen seiner Brüder, denn er hatte einen Schwur gebrochen um einen anderen zu erfüllen, doch fühlte er keine Reue. Er betrachtete den Mantel, den er ihr schenkte und wickelte sie in diesen.

So ließ er sie dort zurück.
Doch er war sich nicht sicher, ob es seine Einbildung war, oder doch ihr Atem, den er vernahm als er fortging.

Er überlegte kurz ob er zu nachlässig war. Hätte er sie vielleicht doch enthaupten sollen? Nein! Dies war die Art, auf die es geschehen sollte. Und doch... Sollte er sich nicht geirrt haben.... möge die Mutter sich ihrer annehmen...

Er erhob sich von seinem Tisch und schritt zum Fenster, unter dem eine Ablage mit einer Karaffe stand. Er schüttete sich etwas Wasser in die Hand um dieses in seinem Gesicht zu verwischen. Dabei sah er aus dem Fenster. Er konnte fast die Feuerstelle vorm Haupthaus ausmachen und dachte daran, wie sie alle dort vor kurzem saßen. Der Meister, seine Brüder, er selbst... und Fräulein Paulina.

Die Geliebte von seinem Meister. Das zerbrechliche, stolze und schöne Wesen, welches ihm klar machte, dass sein Meister auch nur ein Mensch ist. Doch ist was er bisher beobachtete etwas gänzlich anderes als bei ihm und Azzura.

Er dachte an den ersten Abend zurück als er ihr begegnete. Als der Alte ihm die Nachricht überbrachte dass Valerius sie zum Lager bringt und welche vorbereitungen er treffen sollte.

Sein leben als Sklave war nicht nur von brutaler körperlicher Arbeit geprägt, er lernte auch andere Dienste zu leisten. So zog er sein feinstes Gewand an und bereitete die Speisen vor. Er säuberte die Halle und den großen Tisch. Er empfing seinen Meister und das Fräulein, wie ein Diener eines gehobenen Hauses. Seine Disziplin und die Etikette die Valerius ihn beizeitenn lehrte waren ihm Hilfreich. Er tat sein bestes, damit die Dame seines Meisters sich wohl fühlte. Scheinbar mit Erfolg.

Von da an sah er sie öfter. Doch seine zweite Begegnung war die unangenehmste. Er traf sich mit Azzura und begleitete sie bei ihren Besorgungen. Diese führten zu Fräulein Paulina.
In ihrer Schneiderstube sollte er sich für eine Lederrüstung vermessen lassen. Eine weitere Überraschung seiner Liebsten. Doch war er wie erstarrt als er ohne Kleider da stand und sein Meister die Schneiderstube betrat. Er setzte seine Disziplin in den Vordergrund, während die Scheiderin ihre Arbeit fortsetzte, seinen vielen Narben scheinbar keine Beachtung schenkend. Er war erleichtert als er diesen Ort mit seiner Geliebten verlassen konnte.

Ein weiteres Mahl für den Meister und seine Dame stand bevor, nachdem sie den Hof der Gräfin verließen. Sein Bruder half ihm bei den Vorbereitungen und Marik wies diesen an, wie er sich zu verhalten habe, dabei stets dessen Possen und Gehässigkeiten ausser Acht lassend. Es war ein angenehmer Abend mit Speis, Trank und gesprächen... und unangenehmen Offenbarungen.

Er hatte seinem Bruder Kathz bereits von seiner Vergangenheit erzählt, von dem Leben als Sklave. Doch an diesem Abend erfuhr er, was dessen vergangenes Ich war. Er war einst auf der Gegenseite... ein Sklavenhalter. Doch konnte er nicht erzürnen, nur erstaunen. Er gab sienem Meister recht. Was wir einst waren zählt nicht mehr. Nichts war wahrhaftiger in diesem Augenblick.

Vor kurzen erhielten sie dann eine neue Lektion. Der Weg der Neun wurde ihnen weiter offenbart und ein Duell der Stärke zwischen ihm und seinem Bruder sollte folgen. Sie gingen ins Freie und dort war sie. Paulina, sie hatte sie belauscht. Sie hörte die Lehren, das Wort und den Namen der Mutter und wurde sich über das Wahre ich der Gemeinschaft klar.
Er war ihr nicht feindlich gesinnt, auch nicht als sie angab sie zu verlassen. Doch er war bereit seinen eigenen Schwur zu erfüllen. Das zu beschützen was ihm wichtig ist.

Doch sie kam zu ihnen ans Feuer und hörte sich die Geschichten an.

Meister Valerius, zu dem er nun wieder aufsehen konnte, nachdem er seinen Hass und seinen Rachedurst nach simpler Selbsterkenntnis und durch die Liebe seiner Azzura für sinnlos erklären konnte und von dem er endlich mehr und mehr die gewünschte Anerkennung erfuhr, erklärte ihr das Leben und den Glauben der Gemeinschaft. Er berichtete ihr von der dunklen Mutter und wie sie das Leben eines jeden beeinflusste.

Marik selbst bestätigte die Worte des Meisters, denn auch er hat diese Herrlichkeit erfahren dürfen. Paulina lauschte seinen Worten, doch verbot ihm auch die strenge Etikette. Er würde sich dran gewöhnen müssen, sie nur Paulina zu nennen.

Sein erster Bruder, Kathz, welcher stets eher in sich gekehrt und verschlossen auftritt, stellte in Frage was man sie ihr Leben lang lehrte, dass sie so Abwertend vom Glauben der Gemeinschaft zu denken schien. Marik konnte einfach nicht anders als oft an seinen Bruder zu denken. Er warf ihm viele Fragen auf die er sich nicht beantworten konnte. Er selbst sah in ihm einen Gefährten, einen richtigen Bruder sogar, aber in erster Linie einen Konkurrenten dem er nicht unterliegen darf um seinen Platz als erster Schüler zu behalten.

Sogar Bruder Uriel kam hinzu und brachte etwas mehr Leben ans Feuer, wenn auch nur kurz. Auch er sprach von Treue und von Freiheit durch die Herrin und die Gemeinschaft. Marik betrachtete den Magier schon immer mit Respekt, wusste er doch um die fatale Macht der Zauberei. Er konnte stolzer nicht sein, war er doch auch bei dessen Initiation dabei und nahm ihm zusammen mit dem Meister die Schwüre ab. Ein Bruder, ein Freund, ein unverzichtbarer Gefährte im Kampf, wie er schon erfahren durfte.

Die Gemeinschaft hat gesprochen und Paulina entschloss sich zu bleiben. Marik war erleichtert als sie mit dem Meister in dessen Quartier verschwand..........



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aus - Paulina die Schneiderin -

18. Lorica (Herbst) 1315

Paulina saß auf dem kleinen Bett von Valerius und sah sich im Raum um. Er war gerade gegangen und sie hatte noch ein wenig schlafen wollen – doch Schlaf hatte sie nicht gefunden. Es war nun schon ein paar Tage her… da hatte sie erfahren, dass er ein gottgesandter Streiter der „dunklen Mutter“ war. Eine Sache, die ihr irgendwie nicht sonderlich gefiel…. Doch schreckte es sie auch nicht so sehr ab… wie sie es vermutet hätte. Immerhin war sie hier – in seinem Bett… Der Abend, an dem sie es erfahren hatte lag nur noch dumpf in ihren Gedanken. Es war ihr wohl ein wenig zu viel gewesen… zu viel auf einmal…

Eigentlich hatte Paulina vor gehabt, ihm eine Gemädle ihrer selbst zu schenken. Auf dem Bild saß sie am See… und ja, das Bild war eindeutig privater Natur. Doch traute sie Valerius zu, es etwas geheim zu halten und es nicht jedem vor die Nase zu halten. Sie wollte ihn unbedingt damit überraschen und hoffte, dass zumindest er nicht im Haupthaus war. Dumpfe Stimmen drangen durch das Holz der Tür und Paulinas Schultern sanken ein wenig hinab… es war also doch wer drinnen – um diese Uhrzeit? Schleichend näherte sie sich dem kleinen Schlitzfenster und spähte in den Raum – und der Winkel ermöglichte es ihr sofort Valerius zu erspähen. Zuerst achtete sie gar nicht auf seine Worte… sie ärgerte sich lediglich, dass sie das Bild nicht heimlich aufhängen konnte. Doch dann drangen Worte wie Ehre, Disziplin, Gehorsam, Stärke und Leidenschaft in ihr Bewusstsein. Worte, die Paulina zwar aufhorchen ließen – aber ganz gewiss nicht im negativen Sinne. Sie wusste, dass Valerius Kathz und auch Marik unterrichtete – scheinbar ganzheitlich. Sie wagte noch einen kurzen Blick in den Raum und erspähte eben diese beiden… Uriel saß nicht mit am Tisch. Paulina erinnerte sich daran, dass ihre Oberarme begannen ein wenig zu zittern. Das Bild war groß – so groß wie sie selbst in der Hälfte – also stellte sie es auf ihren Füßen ab und lauschte weiter… unsicher, ob sie einfach klopfen sollte?! Dann fielen aber Worte wie dunkle Mutter, Tränenbringerin… er sprach vom Töten derer, die ehrenhaft und würdig waren – er sprach so viel doch Paulina kam schon gar nicht mehr mit. Was war das für eine Unterrichtsstunde?! Sie war noch ganz mit ihren verwirrenden Gedanken beschäftigt, da merkte sie, dass sie heraus kommen wollten – um zu kämpfen. Auf der einen Seite wollte sie sich hinterm Haus verstecken – oder wegrennen… denn sie wollte nicht darüber sprechen! Sie wollte nicht in dieser Situation stecken so verwirrt vor den Dreien stehen zu müssen!

Doch da standen sie nun, Kathz zu ihrer Rechten, Marik zu ihrer Linken – Valerius eher vor ihr – alle hatten sicherlich 1-2 Schritte Abstand zu ihr. Und sie? Sie zog das Gemälde vor ihrer Brust und wusste nicht wohin mit ihren Gedanken. Etwas oder irgendwer in ihr befahl ihr keinesfalls weg zu laufen. Vielleicht war es die starke Liebe, die sie Valerius gegenüber empfand? Also standen sie einen ganzen Moment so da… bis sie Valerius das Bild anbot und mit so sachlicher Stimme wie eben möglich sprach, dass sie gehen würde, wenn er er nun annimmt. Es war irgendwie eine Art Versuch eine Erlaubnis von ihm zu erhalten… dass sie gehen konnte. Aber er nahm das Bild nicht. Er ließ es von Marik annehmen – und der stellte es vor Valerius‘ Tür… und sie? Sie gab sich so große Mühe sich nicht anmerken zu lassen, dass ihre Knie etwas zitterten. Sie setzte sich mit den Dreien an das Lagerfeuer – der Stamm auf dem sie saß war hart … und knorpelig… kurz dachte sie an ein Sitzkissen… verwirrt ihrer eigenen Gedanken wegen legte sie ihren Blick auf Valerius. Dieser sah sie lächelnd an und wirkte neben seiner stolzen Haltung so… liebevoll. Oder bildete sie sich das ein? Marik erzählte von seiner Berührung mit dieser schwarzen Mutter und auch Kathz bestätigte dies und Valerius selbst – er offenbarte ihr, dass er ein Schreiter von ihr war… eine Art Paladin?

Kurz zog es in ihrem Herzen und sie spannte die Stirn etwas an als sie die Erinnerungen zuließ. Sie hatte seither versucht, nicht mehr daran zu denken ….denn das würde bedeuten, dass sie viel fragen musste um zu verstehen – aber wollte sie verstehen? Sie hatte so eine Ahnung, dass ihr all das nicht wirklich gefallen würde… und sie wollte keinesfalls provozieren, dass sich irgendwas zwischen sie und Valerius drängte! Denn er war doch so … richtig. Er war so unendlich richtig für sie, dass es sie schmerzte nur darüber nachzudenken, dass er es vielleicht doch nicht war…?

Er offenbarte ihr seinen Wunsch, dass sie hier leben könnte… sie könnte ein Haus hier in der Siedlung erbauen und müsste nicht mehr von ihm weichen. Wie konnte er nur so wunderbar selbstsicher sein?! Paulina wollte sich schon einige Male ein Beispiel daran nehmen. Doch war es ihr an diesem Abend nicht möglich auch nur daran zu denken eine Entscheidung zu treffen…

In dieser Nacht, nachdem er sie wieder auf so wunderbare Weise in den Himmel geküsst hatte, träumte sie von Valerius. Er war nackt und sah sie auf eine so besondere Art und Weise an. Er sprach nicht… er sah sie nur an. Seine Mundwinkel hoben sich ein Stück weit und sein Blick wurde ein wenig weicher. Sie selbst stand vor ihm in einem ihr unbekannten Raum – hinter ihr waren Menschen aber sie sah sich nicht um. Im nächsten Moment war Valerius angezogen. Sehr edel sah er aus. Die Weste war seiden und trug eine schöne dunkelgrüne Farbe. Der Rest war dunkel gehalten. Er hielt ihr eine Hand entgegen und sie legte ihre Hand in seine – ihre Hand, eingehüllt in einem dunkelblauen Seidenhandschuh. Als sie wieder in sein Gesicht sah, nickte er ihr stolz zu und wendete sie einladend herum – ganz so, als wolle er ihr etwas zeigen. Doch gerade als sie dort hin schauen wollte schrie etwas kreischend in ihr Ohr und sie erwachte – rasch atmend… es war nur ein Traum… schmusend legte sie sich wieder in Valerius Arm und wartete darauf, dass der Tag kommen würde…




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Alt 14.11.2014, 17:21
#22
Valerius Cordan
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Kapitel 21 – Der Alte

Eine Gestalt nicht größer als die einer kleinen Frau. Eine ständige leicht nach vorne gebeugte Haltung. Falten und krauses Haar, ein langer Bart mal mehr, mal weniger gepflegt. Eine braune , abgetragene Kutte unterstreichen das Bild , das man von dem Alten gewinnen könnte. Ein Bettler ? Ein armer Bauer ohne Heim und Hof. Ein Tagelöhner , der es weit über seine Altersgrenze hinaus geschafft hat zu überleben? Er ist stets unterwürfig und freundlich, man mag ihn schnell wie einen freundlichen Onkel aufnehmen, der schon etwas senil erscheint. Der Alte kennt sich aus, weis die Gassen als seine Heimat zu nutzen, weis wie man überlebt. Kein einziges Wort kann jemals aus seinem Mund entfleuchen, fehlt ihm doch seine Zunge. Hinter dieser Fassade, da steckt ein Mann der tief in die Geheimnisse der schwarzen Königin geblickt hat. Ein Diener der Herrin wie es sie nur selten gegeben hat und doch führte sein Pfad in die Ungnade. Nach seinem Prozess und dem Urteil der Göttin , da raubte man seine Zunge. Er hatte mit ihr falschen Zeugnis abgelegt und Unwahrheit verbreitet. Die Herrin schenkte ihm Krankheit und Qual. Raubte seinem einst schönen Körper die Jugend und verwirrte seinen Geist. Er hatte gebüßt für seine Vergehen und trug die Folgen dessen mit Würde. So wurde ihm nicht der Tod zueigen. Von dem Pfad des Novizen , beschreitet er heute den Weg des Knechtes, in der Dienerschaft von Valerius Cordan.



Grungar - Die Ratte


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Alt 20.11.2014, 15:38
#23
Valerius Cordan
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Kapitel 22 - Herbstnacht

Die Nächte wurden kälter und länger. Viel Zeit um in den warmen Stuben in der Gemeinschaft zu sein. Zu speisen und zu reden. Das Training von Kathz und Marik machte imense Fortschritte. Ihre Körper wurden gestählt, fast jeder Muskel zeichete sich nun in seiner ganzen Pracht ab. Auch ihre Seele formte sich, fügte sich ein und es wurd leichter. Sie nahmen immer mehr die Lehren ihrer Mutter auf , erkannten ihren Willen und gingen den Weg des gebeugten Knechtes.

Die Siedlung hatte das erste Leben in sich aufgenommen. Das alltägliche Leben schenkt Sicherheit. Schlafen , Gebete, Übungen , Essen , Buße , Übungen , Gebete, Essen, Buße , Übungen, Gebete, Schlafen. So gingen die Männer ihrer Ausbildung nach, machten sich bereit um der Herrin gegenüber zu treten. Nur seltene Ereignisse störten diesen wohligen Kreislauf. Es kam aus dem Wald, schlich sich an , wie ein listiger Dieb. In der Dunkelheit konnte man das Wesen nur schwer erkennen. Doch als es näher kam, erkannte man seine grüne Haut und seine lumpigen Kleider, nur sachte beschienen durch das Lagerfeuer. Es sprach in fremden Zungen und es wurde später als ein Elf benannt. Ein Elf des Waldes, der seine Warnungen ausspieh und wieder in seine Heimat entschwand. Es sprach von Herrschern der Lande, das die Fleischwandler eine Gefahr sein. Valerius hatte schon frühere Bedenken geäußert , hatte sich aber seinem Partner angeschlossen, um seinen Schwur einzuhalten. Doch nicht nur die Warnungen des Elfen ließen ihn nachdenklich werden. Es war schwer neue Siedler zu finden, vertrauen zu schenken. Paulina konnte ihre Gespräche einfach belauschen , so konnte es auch Fremden gelingen. Nach zwei Tagen, in denen er sich seinen Gedanken nach ging, da gab Valerius neue Befehle an seine Schüler aus....

Paulina wusste nun von seinem Glauben und sie lebte damit. Doch er spürte die Unsicherheit in ihr, die Verschreckung. In ihrer Stube, als er das zweite Mal auf ihre Cousine Zousan, eine junge wunderschöne Frau, getroffen war, da sprach er mit seiner Schönheit. Er wollte ihr den Weg der Herrin zeigen , es ihr verständlich machen. Sie hatte viele Fragen. Warum er Leid und Dunkelheit in das Land tragen wolle, warum er sich selbst Schaden zufügte, warum er der schwarzen Königin folge.

In dieser kältesten Herbstnacht, da erklärte er es ihr in trauter Zweisamkeit. Valerius wollte seine Gefährtin auf seinem Weg wissen und lehrte sie das Wesen der Herrin und sprach von seiner Vergangenheit.

Manches Mal , da kann Feuer nur von Feuer bekämpft werden. Um etwas wachsen zu lassen , muss das alte weichen. Waren die ersten Erklärungen , doch schnell schwangen seine Worte zu Gerechtigkeit. Unrecht das einem widerfahren ist, muss wieder ins Lot gebracht werden. In allen aufrechten Menschen , da steht der Drang nach Gerechtigkeit. Und nun waren seine Worte bei ihm und seiner Geschichte. Er sprach ein weiteres Mal , diesmal mit viel mehr Details, von der Gräultat. Wie er ansah, wie seine Familie lebendig verbrannt wurde. Wie er selbst gefoltert wurde und ansehen musste, wie seine Kinder und seine Frau verbrannten. Ehe die Diener des Blenders ihn selbst den Flammen übergaben. Wie er selbst in die Finsternis gegangen ist und dort nur die Schwärze war. Hilflos und in Zorn. Ungerecht gestraft von den Dienern des Glaron , die für Gerechtigkeit einstehen sollten. Ein Gott, der doch Jene strafen müsste , die Unrecht sähen. Doch da kam die Mutter zu ihm , in der Finsternis und schenkte dem gebrochenen Valerius ihre Gaben. Nahm ihm den Schmerz , machte sein Herz frei von den Leiden und offenbarte ihm ihre Lehre. Wie sie selbst von den Göttern dem Tod überantwortet wurde. Als er erwachte , da war sein Leib wieder jung und ohne Wunden. Schön und kräftig. Seine Seele war hungrig. Hungrig nach der Erfüllung seiner Rache. Der alte Valerius war gestorben in der letzten Nacht, doch wurde ein neuer Valerius wiedergeboren. Stark und auf dem Weg der dunklen Mutter.

Seine Schönheit verstand nicht warum die Menschen sich in die Streiterein der Götter einmischen mussten. Wunderte sich warum er eine Schneiderin als seine Gefährtin wählte und ob es richtig sei. Da zählte Valerius die Gaben an ihr auf , ihre Schönheit, ihre Durchsetzungskraft und ihre Disziplin. Erzählte ihr von seinem Traum , das sie einen Sohn für ihn zur Welt bringen würde.

Nach all diesen Worten in der kalten Herbstnacht, da veränderte sich etwas in Paulina, das erkannte Valerius sofort. War es neu gewonnene Sicherheit? Es war ihm gleich , öffnete sich doch in dieser Nacht , ihre letzte Pforte für ihn ...


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Alt 17.02.2015, 13:04
#24
Valerius Cordan
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Registriert seit: 08 Mar 2013
Beiträge: 93
Kapitel 23 - Wiederkehr

Nach Monaten, da kam die Wiederkehr. Sie war nicht glorreich und sie kündigte sich nicht an. Dem Alten hatte er eine Nachricht zukommen lassen, doch er fand ihn tot in seinem Unterschlupf. Westgramsholt lag ebenso tot im Wald. Und er lag vor kurzem selbst so tot auf einer der östlichen Inseln. Staub hatte sich in seiner Kammer gesammelt und ein muffiger Geruch füllte einen jeden Raum der Schwertschule. Er lüftete und säuberte die Räume. Reinigte seinen Körper und seinen Geist in der Meditation der Dunklen Mutter. Sie hielt ihn am Leben, hatte ihn Hunger und Schmerz erdulden lassen. Nur seiner Herrin hatte er es zu verdanken wieder hier zu sein, an dem Ort seiner Bestimmung. Sein Leib gehörte ihr und er gab sich ihrem Plan der Rache gänzlich hin. In der Euphorie des Schmerzes, da sah er die Zeichen seiner Herrin und machte sich bereit.

Er Valerius Cordan , Paladin der schwarzen Königin. Er würde beenden was er angefangen hatte.




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Geändert von Valerius Cordan (14.09.2016 um 22:21 Uhr).
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Alt 14.09.2016, 22:44
#25
Valerius Cordan
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Kapitel 24 - Schatten aus der Zeit

Sein Name kaum mehr als eine schleichende, nebulöse Erinnerung. Sein Gesicht nicht viel mehr, als eines der vielen anderen. Sicher gab es jene die in ihm den ehemaligen Meister sahen, doch diese sind nicht mehr. Andere werden sich mit Schreck an ihn erinnern und sich nicht erinnern wollen. Sich nicht erinnern wollen an seinen kalten Blick, sein dominantes Auftreten. Da gibt es auch jene die nach ihm suchen. Die einen wollen ihn richten. Für seine Taten, für sein Wesen und seinen Glauben. Wieder andere wollen ihn zu ihrem Untertan machen. Das alles schon so lange Zeit....

Valerius wusste das die Zeit nun gekommen ist, die letzten Tage seiner Rache.

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Geändert von Valerius Cordan (15.09.2016 um 19:54 Uhr).
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