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Alt 11.12.2010, 20:11
Auf ein Neues...
#1
Clara Elandur
Reisender
 
Registriert seit: 18 Oct 2005
Beiträge: 161
Etwas wackelig war sie noch auf den Beinen, als sie die Mole im Britainer Hafen betrat. Alles hatte sich auf den ersten Blick verändert. Nein, alles nicht. Das Schloß stand noch. Auch einige andere Gebäude, die Kirche, der Tala... andere waren Umgebaut oder Häuser, die sie kannte, gänzliche eingerissen worden, um neue zu errichten. Gemischte Gefühle begleiteten sie bei jedem Schrit, bei jedem Schrit, den sie vor elf Jahren vielleicht schon einmal gegangen war. Und Schritt für Schritt ging sie den Weg in ihre Vergangenheit.

Es war der 3. im Glarim 1303. Und beinah genau elf Jahre nach ihrer Abreise gen Fearlan stand sie wieder hier, im Hafen von Britain. Freude lag in ihren Gedanken. Freude, alte Freunde wieder zu sehen. Freude, ein Land wieder zu bereisen, in dem sie so lange gelebt hatte und dem sie elf Jahre fern blieb. Freude, vielleicht allen Schrecken von Fearlan hinter sich zu lassen.
Aber auch Ängste. Ängste, alte Freunde nicht wieder zu treffen. Dass sie entweder das Land verlassen hatten, oder gar schlimmer, mitlerweile Gestorben waren. Ängste, dass sie das Land, in dem sie mehr als fünf Jahre gelebt hatte. Und in diesen fünf Jahren die Liebe gefunden hatte und wieder verlor. Fünf Jahre, in denen sie sich ein Leben aufgebaut hatte und es wieder fallen lies. Fünf Jahre, in denen sie Freunde fand und auch Feinde. Fünf Jahre, die sie niemals im Leben missen mochte.
Aber sie hatte auch Ängste, dass der Schrecken sie wieder einholen könnte. Aber sie hegte Hoffnung. Hoffnung, dass die Insel Britain zu weit abseits lag. Zu klein war, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Darauf musste sie bauen. Ansonsten war ihre Flucht umsonst. Aber das würde sich erst im laufe der Zeit zeigen. Nun erst einmal galt es, alte Freunde zu suchen, Arbeit zu finden, zu Überleben.
Ein Dach über dem Kopf war schnell gefunden. Sie wusste, dass der Tala im Herzen von Britain immer Zimmer zu vermieten hat. Und so quartierte sie sich erst einmal dort ein. In der Mitte der Stadt zu wohnen hatte viele Vorteile. Man bekam beinahe alles mit, was sich in der Stadt zutrug. Der Marktplatz mit der Kirche war der Anlaufpunkt für viele Städter, und an Regentagen konnte man einige der hiesigen Tavernen aufsuchen um sich weiter zu erkundigen.
Schnell hatte sie auch heraus gefunden, was mit einigen ihrer Bekannten und Freunde geschehen war. Leider waren einige Neuigkeiten nicht so schön. Ein paar ihrer Freunde und Bekannten lebten nicht mehr, so wie sie schon befürchtet hatte. Jenen stattete sie in den ersten Tagen einen Besuch auf dem Friedhof ab und sagte ihnen still noch einmal "Leb Wohl".
Andere Lebten noch sehr wohl. Und waren sogar noch hier auf der Insel ansässig. Das auch Angelina darunter war lies ihr Herz vor Freude etwas höher schlagen. Jedoch erfuhr sie aus den Gesprächen, dass ihre alte Heimat, Fenisthal, nicht mehr existierte. Die Stadt, in der sie die ganzen fünf Jahre lebte, war nicht mehr. Und so wurde ihr Herz wieder getrübt.

In der zweiten Woche ihres Aufenthaltes machte sich Clara daran, etwas durch das Herzogtum zu reisen. Sie besuchte die Ruinen von Fenisthal, schaute sich die neuen Häuser in Cove an, betrachtete das ausgebrannte Vesper und landete zu letzt in Minoc.
Vieles, wenn nicht gar alles, hatte sich verändert. Aber damit hatte sie schon gerechnet. Schließlich ist das ganze Leben ein Wandel und die Zeit würde ganz bestimmt nicht wegen ihr stehen bleiben.
Durch ihre Gespräche mit vielen Bewohnern der verschiedenen Städte kam sie schnell auf den neusten Stand und konnte sich ein genaues Bild von allem machen. Jedoch konnte ihr in den ersten Tagen und Wochen niemand eine passende Arbeitsstelle weisen, was das Auskommen mit ihren paar Münzen mehr als Mühseelig gestaltete. Aber irgendwie würde sie schon über die Runden kommen. Sie war schon immer eine Kämpferin, sie würde es auch bleiben. Und Kämpfe waren dazu da, um gewonnen zu werden. Eine Chance würde sich ihr schon bieten, sie müsste nur geduld haben. Und Clara hatte Geduld. Mehr, als nötig war...
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Alt 13.12.2010, 11:39
Eine Anstellung
#2
Clara Elandur
Reisender
 
Registriert seit: 18 Oct 2005
Beiträge: 161
Tagelang hatte Clara ihre Augen in und um Britain offen gehalten um eine neue Stelle zu finden. Aber dies wahr eher schwierig, wenn man keine geschickten Finger für irgend ein Handwerk hatte. Auch die Dienste einer Lehrerin war im Moment nicht wirklich gefragt. Und die Schrifthallte in Britain lag wie verlassen da. Gerade einmal zwei Bücher lagen noch in den Regalen. Wie geplündert sah diese aus.
Etwas resigniert sahs sie abends im Wandersmann. Außerhalb von Britain schien ihr dies als einer der besten Anlaufpunkte, um mit den Menschen von hier ins Gespräch zu kommen. Und dort war es auch, als zwei Damen ihr doch noch einen Hinweis gaben, wo sie eine Anstellung finden konnte. Sie hatte zwar die Aushänge des herzöglichen Hofes gesehen, aber jenen nur kurz überflogen. Aber größere Gedanken darüber hatte sie sich erst keine gemacht. Nun also schien das eine doch größere Möglichkeit zu sein als ihr es erst erschien.

Am nächsten Tag sahs Clara auf ihrem Zimmer im Tala. Die Hitze in diesem Sommer war kaum auszuhalten. Die schwüle breitete sich in jedem Winkel aus. Und gerade in ihrem Zimmer unter dem Dach mit einem Südfenster konnte man es am Tage wie in der Nacht kaum aushalten. Schweiß rann ihr in Strömen vom Körper.
Irgendwie kam sie bei dieser Hitze zu keinem klaren Gedanken. Nach zwei Stunden lagen rund um den kleinen Tisch an der Wand zerknäulte Papiere herum. Ihr wurde beinah schlecht, als sie an die Kosten für den Bogen Papier dachte. Und die Tinte war auch nicht günstig. So säuberte sie ihre Schreibfeder an einem Tuch und legte sie säuberlich auf den Tisch. Sie machte sich daran, die Papierknäule aufzuheben und das Papier zu entfalten. Säuberlich strich sie jede Seite glatt und legte sie zurück auf den Tisch. Dann ging sie aus ihrem Zimmer.
Ein paar Minuten kam sie mit einem Krug Wasser zurück. Sie verschloß ihre Tür, entledigte sich ihrer Kleider und kippte sich das kühle Nass zur hälfte über den Kopf. Den rest kippte sie über ein paar Tücher und schlang sich diese Nassen Lappen um ihren Körper. Seufzend setzte sie sich auf ihren Stuhl vor dem kleinen Tisch und nahm einige der Seiten zur Hand.
Sie legte die erste der Seiten auf den Tisch und griff nach ihrer Feder. Nach und nach arbeitete sie alle Blätter durch und notierte sich auf dem ersten Blatt viele Dinge, die ihr auffielen. Schließlich konnte sie nicht irgend etwas an den Hof schicken. Wenn sie Arbeit wollte, musste sie diese Arbeit so agribig wie immer erledigen. Auch wenn ihr vor Hitze der Kopf zu schmelzen schien.
Nach einer weiteren Stunde hatte Clara alle Zettel durchgearbeitet. Sie stand auf und ging hinüber zu ihrem Kleid, dass sie über die Bettlehne am Fußende geworfen hatte. In der linken Tasche hatte sie eine kleine Abschrift der Stellenausschreibung gesteckt. Diesen nahm sie nun zur Hand. Ganz oben stand, an wen das Schreiben zu richten war. "Valentina Sogath." laß sie laut vor. "Aha, das ist wohl die kleine Tochter von Aurelie. Hat sie es also an den Hof geschafft." Schmunzelnd lies sie sich noch einmal das Schreiben durch. Danach betrachtete sie ihr Schreiben und nickte still.
Sie nahm ein neues Blatt Papier zur Hand und begann säuberlich zu schreiben.
"Das Wissen euch zur Ehr," Sie hielt nach den ersten fünf Worten inne. Sie schaute noch einmal auf ihren Zettel der Ausschreibung. Und laß noch einmal den ersten Teil. "Ehrenjungfer. Hm, wie ist denn da jetzt die richtige Ansprache." Kurz kratzte sie sich mit der Feder an der Stirn. "Naja, lieber zu hoch greifen als nicht die nötige Ehre erweisen."
Sie setzte da an, wo sie aufgehört hatte und schrieb genauso sauber weiter wie zuvor. Ein absetzen zwischen den Worten sollte schließlich nicht sichtbar sein. "euer Wohlgeboren Ehrenjungfer Sogath!" Säuberlich schrieb sie nun den Text ab, den sie in der Stunde zuvor aus allen Schreiben heraus geschrieben hatte und betrachtete anschließen ihre Botschaft. Kurz überflog sie noch einmal die Zeilen und nickte. "Dass sollte genügen." Kurz lächelnd faltete sie das Schreiben und nahm die Kerze zur Hand, die sie schnell mit einem kleinen Funken Magie entfachte. Aus einer kleinen Schatulle auf dem Tisch zog sie ein Stück Siegelwachs und hielt beides, die Kerze und das Wachs in getrennten Händen. Sofort, als sie das rechteckige Stück Siegelwachs in die Flamme schob schmolz es. Sie hielt es schräg über die Kanten des Papiers und formte einen gleichmäßigen, runden Fleck Wachs auf dem Papier. In das noch flüssige Wachs setzte sie eine runde Metallscheibe, welche sie ebenfalls aus der Schatulle zog. Die Scheibe enthielt keine Prägung, und so sah man nur einen kreisrunden Abdruck im Wachs.
Lächelnd lehnte sie sich zurück und betrachtete das gesiegelte Schreiben. "Dann sollte ich es wohl einem Boten geben, damit es ins Schloß kommt" dachte sie so bei sich. Und so erhob sie sich, griff das Schreiben und ging zur Tür. Gerade als sie den Schlüssel drehen wollte, fiel ihr auf, dass sie immer noch nur in Tücher gehüllt war. Sie waren mitlerweile stark abgetrocknet, aber so sollte sie besser nicht hinab in den Schankraum treten. Also machte sie wieder kehrt, legte das Schreiben zurück auf den Tisch und kleidete sich erst einmal an. Anschließend stellte sie sich vor den Spiegel und betrachtete sich. Vor dem Spiegel lagen einige Utensilien, Parfüm, Kamm, Haarbänder und -spangen, etwas Farbe für Lippen und Wangen. Ihre Hand griff nach dem Kamm und sie bürstete sich ihre grau-weißen Haare durch. Sie konnte es immer noch nicht verwehren, dass ihre Haare mit zweiunddreißig schon ihre gesammte Farbe verloren hatten. Aber um sie zu färben war sie zum einen zu stolz, zum anderen war es auch eine Warnung für sie.
Seufzend legte sie den Kamm wieder weg und nahm einige der Haarbänder und -spangen zur Hand und steckte sich ihre Haare zurecht. Jetzt konnte sie wieder unter die Leute treten. Mit einem schnellen Griff hatte sie wieder die Nachricht vom Tisch geklaubt und stand bereits an der Tür. Mit einem metallischen Klicken drehte sich der Schlüssel und das Schloß sprang auf. Langsam zog sie die Tür auf und blickte hinaus. Alle anderen Türen auf dem Gang waren geschlossen, die Kerzen in den Halterungen brannten bereits, die Fensterläden an beiden Seiten des Ganges waren, so wie jede Nacht, offen. Wahrscheinlich dachte Ferran, damit könnte er die Hitze aus dem oberen Stock bekommen. Allerdings brachte das wenig, wenn es Drausen genauso heiß und schwül war wie im Haus.
Sie setzte ihren Weg den Gang entlang fort. Bis zur Treppe musste sie an zwei Türen auf jeder Seite vorbei. Sie wusste nicht, wer dahinter wohnte, nur, dass im Moment jedes Zimmer vermietet war. Mit schnellen Schritten ging sie die Treppe hinunter und betrat den Schankraum durch die Nebentür bei Ferran. Dieser stand, wie immer um diese Zeit, hinter seinem Tresen und schrieb einige Sachen in sein Zimmerbuch. Als Clara herunter kam blickte er kurz auf und nickte ihr freundlich entgegen. Clara erwiederte das nicken ebenso.
Im Schankraum war es recht leer. Das verwunderte Clara allerdings nicht, waren doch im Sommer die meisten Leute in den Abendstunden lieber unter freiem Himmel und hielten da ihre Schwätzchen ab. Aber so die Tage wieder länger und kälter wurden, würde es hier wieder voller werden. Und der Herbst war nicht mehr fern.
Wie an den meisten Abenden standen einige Boten am Tresen bei Teresa. Auch ihr schenkte Clara ein freundliches Nicken, was die junge Frau allerdings nicht wahr nahm, da sie wohl etwas mehr Arbeit hatte. Denn keiner der Boten hatte etwas zu trinken vor sich. Daraus konnte man nur schließen, dass jene wohl zusammen eben erst eingetroffen waren.
Clara besah sich die Boten einen nach dem anderen. Einer viel ihr auf. Er war sauberer Angezogen als die anderen. Auch sah er frisch gewaschen aus und seine Haare waren frisch gewaschen und geschnitten. Auf jenen hielt sie zu.
Als sie hinter ihm Stand, räusperte sie sich kurz. Außer ihm drehten sich noch zwei weitere Boten um. Clara jedoch deutete auf den jungen Boten vor sich. Jener nickte kurz, drehte sich noch einmal um, nahm sein Bier, dass Teresa mitlerweile für jeden Boten hingestellt hatte, und folgte Clara zu einem der freien Tische im Schankraum.
Nachdem beide Platz genommen hatte, legte Clara ihre Nachricht auf den Tisch. Der Bote stellte sein Bier ab und blickte auf die Nachricht. Neben dem Siegel laß er den Empfänger und schnalzte mit der Zunge. "Herzöglicher Hof, hm?" Clara nickte. "Ist das ein Problem für euch?" Der Bote schüttelte nur den Kopf. "Nein. Und da es hier in der Stadt ist, kostet es auch nur den Stadttarif." Clara kannte mitlerweile die Preise der Boten und nahm einige Münzen aus ihrer Kleidtasche. "Die Münzen, die es kostet, zwanzig mehr für ein Bier und nochmal das, was es kostet, damit der Brief noch heute Abend zugestellt wird!" Der Bote hob kurz die rechte Braue, nickte dann kurz. "Wie es euch beliebt, Mylady. Ich mache mich sofort auf den Weg, so bald mein Bier leer ist." Clara nickte nur stumm und erhob sich wieder. "Vielen Dank. Ich verlasse mich auf euch." "Mit recht, Mylady. Euch einen schönen Abend." Clara bedankte sich noch kurz und ging dann durch die Tür ins Freie. Leis dachte sie bei sich, dass sie die Hitze noch umbringen wird.

Die Zeit ging ins Land. Und nachdem gut drei Wochen ins Land gezogen war, wedelte Ferran eines Morgens, als sie von ihrem Zimmer im Obergeschoß kam mit einem gesiegeltem Brief. "Frau Elandur. Frau Elandur. Gestern abend kam noch spät dieses Schreiben für euch. Es stammt vom Hof." Erfreut lächelnd ging sie zu Ferran hinüber. Jener übergab ihr das Schreiben und sie gab ihm einige Münzen als Trinkgeld für seine Mühen. Mit einem kleinen Diener bedankte sich Ferran und Clara machte sich mit dem Schreiben in der Hand auf den Weg nach Draußen.
Am heutigen Morgen war Markttag. Schon kurz nach Sonnenuntergang hatte sie in ihrem Zimmer schon die Kaufleute gehört, die draußen ihre Marktstände aufbauten, laut mit ihren Knechten schimpften und ihre Lasttiere unablässig wiehrten.
Auf der Bank unter der Linde am Brunnen machte sie es sich bequem. Sie blickte noch kurz über das Treiben der Kaufläute und brach dann das Siegel des Briefes. Sie laß schnell die Zeilen und lächelte. Gleich ein Gespräch mit der Hofkämmerin. Nun gut, es hat ja auch lange genug gedauert. Noch einmal laß sie den Brief und tippte die Stelle des Briefs an, der sie etwas verwunderte. "Hm, ich soll also den Zeitpunkt für das Treffen vorgeben. Merkwürdig, sonst wird man doch ins Schloß einbestellt. Na, egal."
Sie faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn sich in ihre Kleidtasche. Ihr Blick glitt wieder über den Markt und dann gen Himmel. Seit Tagen war der Himmel wolkenverhangen. Aber das war auch kein Schaden. Wenigstens war es, seit dem es Regnete, viel kühler geworden. Und man konnte wieder Nachts einigermaßen Schreiben. Und bevor der nächste Regen kam, würde sie noch eine Runde über den Markt drehen und dann auf ihre Zimmer zurück kehren und der Hofkämmerin ihre Antwort übermitteln.
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Alt 14.12.2010, 07:51
Corveen
#3
Clara Elandur
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Clara hatte gerade ihre Antwort für Ashari von Bregoras verfasst und dem Boten mitgegeben, dem sie auch ihre letzte Botschaft an den Hof anvertraut hatte. Beschwingten Fußes ging sie auf einen kleinen Spaziergang durch Britain. So langsam kannte sie sich in dieser großen Stadt aus. In der Oberstadt, wo der Zugang zum Schloss und der Residenz der Herzogin lag, das Badehaus und viele anderen wichtige Orte, auch kannte sie sich in der Unterstadt, das Hafenviertel, wo man sich des Nachts nicht unbedingt als Frau alleine Aufhalten sollte, aus. Dort waren auch die Wachen dünner gesät als in der Oberstadt. Tagsüber war es dort aber so sicher wie im Rest der Stadt. Allerdings traute sie sich nicht in die kleinen Seitenstraßen des Hafenviertels, dort, wo kaum Tageslicht hinein viel.
Und sie kannte die Neustadt. Dieser Teil der Stadt wurde erst vor einigen Jahren östlich des Flusses errichtet. Die Stadtmauer umfasste auch dieses Gebiet. Davor, rings um die Stadt, lagen einige Höfe und von dort kamen die meisten Lebensmittel für die Stadt.
Auf ihrem Weg kam Clara von der Neustadt in die Oberstadt. Als sie über den Fluss schritt, der Britain teilte, hörte sie Stimmen aus einer der Tavernen. So stand sie vor der tänzelnden Krähe. Von Außen sah das Gasthaus einigermaßen einladend aus. Da ihr nichts besseres in den Sinn kam, ging sie hinein.
Im Gasthaus war nicht wirklich viel los. Da es noch früh am Tag war, noch vor der Mittagszeit aber nach dem Frühstück, würde der Ansturm wohl erst in ein paar Stunden einsetzen. Am Tresen saßen zwei Männer, die Tische waren bis auf einen verlassen. Einer der beiden Männer verabschiedete sich gerade und kam auf Clara zu. Sie trat etwas von der Tür beiseite und nickte dem Mann zu. Jener wiederholte die Geste nur flüchtig und auch nicht wirklich freundlich.
An dem einen Tisch saßen zwei Frauen. Die eine war Somera, dass wusste Clara mittlerweile. Sie bediente hier. Die andere Frau sah sie nur von hinten. Braune, gelockte Haare, von der Größe normal gewachsen. Aber ihre Haltung war anders wie sonst. Sie saß eher zusammengesunken da.
Clara ging zu diesem Tisch hinüber, da mittlerweile der andere Mann ebenfalls aufgestanden war und das Gasthaus verlassen hatte. Freundlich lächelnd begrüßte Clara die beiden Frauen. „Das Wissen euch zur Ehr, Frau Lovonya.“ Von Somera kam auch eine freundliche Begrüßung zurück. Von der anderen Frau, es war Corveen, so wie Clara schon dachte, kam jedoch nicht viel herüber. Ihre Stimme wirkte beinah erstickt, ihre ganze Körpersprache wirkte verängstigt.
Clara gesellte sich dazu. „Was darf ich euch bringen?“ fragte Somera gleich. Und so war Somera wenige Augenblicke später schon in Richtung Tresen unterwegs, das Wasser für Clara holen. Clara indes betrachtete Corveen eindringlich.
Ihr viel gleich auf, dass ihre Handgelenke verletzt waren. Auch war sie sehr blass, die Augen meist geschlossen. Sie meinte, eine einzelne Träne entdeckt zu haben, die ihr über die Wange rollte. Clara versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln. „Meine Güte, was ist denn mit dir passiert? Geht es dir gut?“ Aber es kam nicht wirklich etwas von Corveen zurück.
Inzwischen war Somera mit den Getränk für Clara zurück und wollte sich gerade wieder dazu gesellen, als die Tür auf ging. Corveen zuckte merklich zusammen und schaute verstohlen gen Tür. Somera hatte ein Lächeln auf den Lippen. Scheinbar kannte sie den Mann, der dort in der Tür stand. Corveen hingegen war so erschrocken, dass sie sich wieder umwand. Clara sah noch aus den Augenwinkeln, dass die Tür wieder geschlossen wurde und der Mann scheinbar nicht eintrat. Somera eilte diesem hinterher.
So saß Clara alleine mit Corveen in der Krähe. Und endlich konnte sie ihr einige Worte entlocken und in Erfahrung bringen, was oder wer mit ihr Geschehen war. Sie hörte nur den Namen Karex. In ihrem Kopf kamen die Bilder von Arian wieder hoch. Gut, sie hatte nie wirklich Probleme mit ihm, aber einige Sachen hatte er schon mit ihr angestellt. Aber im allgemeinem nichts schlimmes. Aber scheinbar war er nun einige Schritte weiter.
„Es war nicht Arian. Sondern sein Sohn, Kalian.“ Die Worte, die von Corveen kamen, verwunderten Clara. Bis jetzt hatte sie noch nicht gehört, dass der Schwarzmagier einen Sohn hatte. „Hm, ich bin ja eigentlich dagegen, Kinder für die Taten ihrer Eltern zu verurteilen. Aber bei dem Namen Karex scheint es wohl so gegeben, dass nichts gutes aus dieser Brut erwächst.“ Verwundern war sie darüber allerdings nicht. „So er bei seinem Vater gelernt hatte, war das auch die logische Konsequenz, dass er das ausüben würde, was er gelernt hatte. Und er hat euch etwas angetan?“ Corveen nickte nur.
Clara legte Corveen ihren Arm um die Schultern und spendete ihr Trost. Sie kamen immer weiter ins Gespräch und mehr und mehr offenbarte sich Corveen Clara. „Er... er experimentiert mit Menschen. Abscheuliche Dinge. Es war schrecklich. Und ich konnte mich nicht gegen ihn wehren. Ich wollte nicht, aber er hatte meine Kleider gelähmt. Gerade, als ich gehen wollte. Und dann bekam ich einen Schlag gegen den Kopf.
Als ich wieder zu mir kam, war ich in einem Keller oder einem Verlies. Und dann... tat er... Dinge... Schreckliche Dinge.“ Clara nickte stumm.
An sich war es Clara egal, wer was wie machte. Auch, wenn man einem anderen Gewalt antat oder Schmerzen zufügte. Jedoch war es ihr nicht recht, wenn sich nicht jemand mit seinen Mitteln dagegen zur Wehr setzen konnte. Jedem musste die Möglichkeit gegeben werden, über sein Leben frei zu entscheiden und nicht gegen seinen Willen geknechtet zu werden. Und da auch Corveen die Gabe hatte, magisch zu wirken, bot sie ihr an, sie zu unterrichten.
Endlich trat etwas Erleichterung und auch ein wenig Freude in Corveens Augen. Ein ehrlich erleichtertes „Ja“ kam von ihr. Und mittlerweile war auch Somera zurück, jedoch ohne den Mann. Sie hatte noch etwas von der Unterredung mitbekommen und scheinbar hatten sie sich vor Claras eintreffen über die gleiche Sache unterhalten. Sie war scheinbar auch froh über Claras Angebot, Corveen zu unterrichten.
In etwas erheiterter Stimmung verbrachten die drei Frauen noch einige Stunden zusammen in der Krähe und unterhielten sich über alles mögliche. Langsam konnte sich Clara ein Bild über viele Abläufe auf der Insel machen, die während ihrer Abwesenheit geschehen waren. Und auch einige Bilder über Personen hier im Herzogtum, die sie noch nicht einmal persönlich kannte. Ihr flogen wieder die gewohnten Informationen zu, die sie wie immer Akribisch sammelte. Bald würde sie wieder über die meisten Personen hier Bescheid wissen. Es war nur eine Frage der Zeit.

Am nächsten Tag kamen ihr langsam Zweifel. Sie hatte schon seit Jahren keine Novizen mehr unterrichtet. Ob sie dies jetzt wieder auf die Reihe bekommen würde. Aber sie wusste, dass sie es meistern täte, so wie alles andere auch. Aber es würde ihr viel Zeit kosten, Informationen zu sammeln, eine Schülerin zu haben und eventuell noch die Stelle am herzoglichem Hof anzutreten. Bei dem Gedanken daran, verkrampfte sich ihr Magen. Hoffentlich lud sie sich nicht zu viel auf.
Clara Elandur ist offline  
Geändert von Clara Elandur (14.12.2010 um 08:17 Uhr).
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Alt 15.12.2010, 11:59
Gespr
#4
Clara Elandur
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Endlich, am Anfang des Monats Lundin, kam die ersehnte Nachricht von Hofe, dass ihre Wohlgeboren von Bregoras sie nun empfangen würde. Und es würde schon am darauffolgenden Tage sein. Einmal mehr krampfte sich ihr Magen zusammen. Das tat er in den letzten Tagen öfter. So langsam machte sie sich Gedanken, ob sie nicht krank sein konnte. Aber kopfschüttelnd tat sie es ab.
Mit dem Schreiben in der rechten Hand ging sie in ihrem kleinen Zimmer im Lachenden Tala auf und ab. Sie machte sich Gedanken, Gedanken über die Kleidung, die sie anziehen sollte, Gedanken, über das, was sie sagen sollte. Gedanken über das, was man sie fragen würde. Gedanken über jede Kleinigkeit. Und sie wusste es schon jetzt, dass sie sich wieder unnötig Gedanken machen würde.
Schließlich riss sie ihre Gedanken von dem Thema los und schloss die Augen. Sie senkte die Frequenz ihrer Atmung, wurde ruhiger und lenkte ihre Gedankenbahnen geradeaus auf einen einzigen Punkt in ihren Gedanken.
Als sie die Augen wieder aufschlug ging es ihr besser. Der Krampf in ihrem Magen hatte sich gelöst, ihre Nervosität war verschwunden. Ruhig setzte sie sich auf ihren Stuhl an dem Kleinen Tisch, der gegenüber ihres Bettes am Fenster stand. Sie blickte hinaus, der Tag war so schön wie die Tage zuvor. Nur ein paar kleine, weiße Wölkchen waren am Himmel. Selbst von hier oben konnte sie den Hafen unter der Stadt sehen.
Jetzt, im Sommer, war dort ein geschäftiges Treiben. Kleine Boote liefen ständig ein und aus, meist täglich kam ein oder zwei größere Boote im Hafen an. Etwas weiter draußen, am großen Pier, lag das größte Schiff derzeit im Hafen. Ein Dreimaster, mit dunkelrotem Kiel und blauen Segeln. Die „Pinas“, so hieß der Segler, lag nun schon drei Tage im Hafen und löschte noch immer seine Ladung.
Sie hatte von einigen Hafenarbeitern erfahren, dass das Schiff viele Kisten geladen hatte. Schwere Kisten. Aber keiner der Arbeiter wusste, was darin war. Nur, dass es vom Festland kam und wieder dorthin segeln würde. Auf der Rückfahrt würde das Schiff viele Rohstoffe geladen haben. Holz und Metallbarren.
Die Angst, ihrer Vergangenheit, verfolgte sie auch hier. Aber bis jetzt gab es keine Anzeichen dafür, dass diese Männer sich auf dem Weg hier her befanden geschweige denn schon hier waren. Diese Tatsache konnte sie zwar etwas beruhigen, jedoch nicht gänzlich. Kurz blinzelte sie. Sie war mit ihren Gedanken schon wieder abgeglitten.
Sie nahm ihren Blick vom Fenster und vom Hafen und betrachtete das Schreiben, das gebrochene Siegel der Herzogin, das feine Pergament, die grazile Handschrift. Diese Ashari von Bregoras schien sehr auf das Detail zu achten. Darauf musste sie bei ihrem Gespräch achten, dass sie nicht zu oberflächlich blieb, wenn sie etwas gefragt wurde. Sie musste ihr zeigen, dass sie viel wusste. Aber nicht alles.
Sie verschränkte die Arme und betrachtete das Schreiben weiter. Gleich oben, am ersten Buchstaben, konnte sie einen kleinen Fleck erkennen. Leicht lächelte sie. Vielleicht konnte sie doch etwas nachsichtig sein. Schließlich hatte sie kein neues Papier genommen, obwohl dort ein kleiner Fleck war. Seufzend schüttelte sie ihren Kopf. Sie ließ sich schon wieder auf Spekulationen ein, ohne die Wahrheit zu kennen. Und das war gefährlich. Tief atmend ordnete sie wieder ihre Gedanken.

Sie ging gemächlichen Schrittes durch Britain. Zur elften Morgenstunde war sie in das Schloss einbestellt. Sie hatte noch Zeit, genügend Zeit. Der Himmel war heute wolkenverhangen. Ein schlechtes Omen? Clara tadelte sich dafür, dass sie wieder in den Aberglauben abglitt.
Dann stand sie vor den massiven Mauern des Schlosses. Es durfte, zusammen mit der Kirche am Marktplatz, das höchste Gebäude der Stadt sein. Sicherlich aber das größte. Die Außenmauern waren aus behauenem, grauen Granit. Sauber lagen die riesigen Steinquader Fuge an Fuge, kein Makel war auf diese Entfernung zu erkennen. Um diese Mauern einzureißen, brauchte man wohl große Kriegsmaschinen oder Magie. Clara musste schmunzeln.
Aber dann hatte man immer noch das Problem mit dem Wassergraben. Der einzige Durchgang in das Schloss war das Wachhaus mit der Zugbrücke. Zwei stabile Fallgitter waren in das Torhaus eingelassen. Wachen standen auf den Wehrgängen, am Tor und dahinter. Mit grimmigem, entschlossenem Blick musterten sie Clara. So sie erkennen konnte, gehörten sie zur Garde. Der Wache der Stadt.
Ohne ihren Blick zu verlangsamen ging Clara durch das Tor. Den Wachen warf sie nur ein kurzes, jedoch freundliches Nicken zu. Keiner der Wächter machte Anstalten, sie am Betreten des Schlosses zu hindern. Was dahinter lag, wusste Clara schon.
Vor ihr tat sich ein dreistöckiger Bau auf. Die Wände waren ebenso aus behauenem, glatten Granit wie die Außenmauern. Fenster mit Scheiben aus buntem Glas lagen über die gesamte Front. Fahnen, Standarte und Wimpel flatterten überall im Wind. Eine große Haupttreppe führte empor in den ersten Stock, wo der große Empfangssaal lag. Zu ihrer linken lagen die Stallungen und noch weiter hinten die Wache der Garde.
Der Bau zu ihrer linken war ihr neu. Früher stand dort ein anderes Gebäude. Aber in den elf Jahren, in denen sie nicht mehr hier war, konnte sich viel verändern. Auch im Schloss. Ihr Blick wanderte wieder vor sich, wo sich ein üppiges Blumenmeer um einen Brunnen ausbreitete. Emsig flogen Bienen umher, sammelten den Nektar ein. In den Bäumen des Gartens saßen Vögel und zwitscherten. Vielleicht waren die dunklen Wolken am Himmel doch kein schlechtes Omen.
Tief durchatmend ging Clara weiter. Wieder glitt sie ins Reich der Spekulationen ab. Es war Zeit, dass sie wieder einen Tag in Meditation verbrachte, ihre Gedanken ordnete. Aber dafür war jetzt keine Zeit. Die Turmuhr des Schlosses zeigte ihr, dass es kurz vor der elften Morgenstunde war. Sie raffte ihr weißes, langes Kleid etwas zusammen und lief die Stufen zum ersten Stock empor.
Hier jedoch stellten sich ihr die Wachen in den Weg. Mit gekreuzten Hellebarden standen sie vor ihr. Der von ihr aus gesehen rechte erhob die Stimme.
„Halt! Wer seid ihr, was ist euer Begehr?“ Die Frage klang so einstudiert, dass Clara sich ein Schmunzeln verkneifen musste. Freundlich neigte sie ihren Kopf und blickte der rechten Wache dann in die Augen. „Mein Name ist Clara Elandur. Ihre Wohlgeboren von Bregoras hat mich einbestellt.“
Scheinbar hatten die Wachen die Anweisung schon bekommen, dass sie heute kommen würde. Sie traten zurück und hoben ihre Waffen. „Ihr dürft eintreten. Ihre Wohlgeboren, Ashari von Breogras, erwartet euch in der Eingangshalle.“
Clara senkte abermals den Kopf und ging an den Wachen vorbei. Nach dem ersten Torbogen kam sie unter einen überdachten Vorplatz. Hier standen zwei weitere Wachen, beide nur mit einem Schwert an der Seite. Beide zogen nun die großen und schweren eisernen Türen auf. Der Raum dahinter lag im Kerzenschein, Schatten huschten über den Boden. Edle Teppiche lagen auf dem Boden, die Wände hingen voll mit Bildern und Zierwaffen. Alle zehn Schritt standen Wachen.
Clara blickte sich ruhig um. Als sie das letzte mal hier war, sah es hier auch noch anders aus. Aber wieder ging ihr die vergangene Zeit durch den Kopf. Im vorübergehen betrachtete sie einige der Bilder, die links und rechts an den Wänden hingen. Auf einigen schienen Mitglieder der Herzogsfamilie zu sein. Zumindest waren auf ihnen das Wappen derer von Britannia zu sehen.
Nach dem nächsten Torbogen trat sie in einen größeren Raum hinaus. Hier standen vereinzelt Bänke an den Wanden, Kronleuchter hingen von der Decke, große Kerzenstände standen im gleichen Abstand zwischen den Bänken. In der Mitte des Raumes waren große Pflanzen in Kübeln aufgestellt, es roch angenehm.
Vor den Kübelpflanzen stand eine junge Frau, ihre kastanienbraunen Haare drehten sich anmutig auf beiden Seiten ihres Körpers herab. Ihre Haltung war tadellos, die Hände, welche in samtenen Handschuhen steckten, hatte sie vor den Körper gefaltet. Ihr blaues Samtkleid, reichlich mit goldenen Stickereien besetzt, reichte bis kurz über den Boden.
Ihr Gesicht zeigte nicht wirklich einen Ausdruck. Es schien kühl und reserviert. Ihre grünen Augen unterstrichen dies noch. Auf Clara wirkte dieser Ausdruck alarmierend und bedrohlich. Sie konnte sie patu nicht einschätzen. Ihre erste Bewegung war anmutig und erhaben zugleich. „Glaron zum Gruß. Ich nehme an, ihr seid Frau Elandur?“
Selbst in dieser harmlosen Anrede sprang so viel kühle und Distanz mit, dass es Clara kalt den Rücken hinab lief. Man merkte ihr gleich an, dass sie hier die Befehle gab und keinen Widerspruch duldete.
Clara nahm ihr Kleid vorsichtig in die Finger, hob es etwas an und machte einen Knicks. „Wissen und Macht euch zur Ehre, euer Wohlgeboren. In der Tat, jene bin ich.“ Sie richtete sich wieder auf und betrachtete Ashari nochmals. Diese war wohl ob des Auftritts etwas überrascht. Zumindest hatte sich ihre Gesichtshaltung etwas, nur sehr wenig, verändert. Oder deutete es Clara falsch.
Ashari deutete Clara, ihr zu folgen. Wortlos tat sie dies und stieg, nachdem sie die Eingangshalle verlassen hatte, eine Treppe hinauf in das obere Stockwerk. Vorbei an vielen weiteren Gemälden, Vasen und Blumen ging es in das Arbeitszimmer der Hofkämmerin. Ashari deutete ihr, sie sollte sich setzen und nahm dann selbst Platz, mit der selben Anmut, mit der sie sich bewegte. Sie wirkte wie eine Tänzerin, jedoch wäre für Clara eine Tänzerin hier fehl am Platz.
Clara nahm aufrecht gegenüber Ashari platz und faltete ihre Hände auf dem Schoß. Die Beine überschlug sie. Ashari saß Kerzen gerade ihr gegenüber. Ihre grünen Augen schienen Clara in allen Einzelheiten zu betrachten. Ihr war es beinah so, als würden diese Augen mehr sehen, als ihr bewusst war.
„Ihr habt euch auf die Stelle als Hofchronistin beworben, Frau Elandur?“ Unvermittelt kam die erste Frage an Clara. Sie nickte daraufhin. „Ja, in der tat.“
„Ihr schreibt, ihr seid Lehrerin?“ Clara nickte wiederum. „Und ihr habt unter Ramirez Decram gedient?“ Auch dies bejahte Clara. „Habt ihr noch irgend einen Kontakt zu dieser Person?“ Clara verneinte diese Frage. „Nein, seit ihr wieder im Herzogtum verweile, habe ich wenig Kontakt zu Personen, die ich von früher kannte. Zu Herrn Decram habe ich keinen Kontakt.“
Ashari nickte. „Wart ihr jemals Mitglied des Yil´Danordens?“ Mit diesen Fragen hatte Clara nicht gerechnet. Das gestaltete sich langsam wie ein verhör, als ob sie etwas verbrochen hätte. Als ob es eine Strafe wäre, im Yil´Danischen Orden zu sein.
Wahrheitsgemäß antwortete Clara. „Ja, bis zu meiner Abreise nach Fearlan vor elf Jahren war ich Lehrerin und Magistra im Orden der Yil´Dan.“ Ashari nickte nur stumm und machte sich einige Notizen.
„Erzählt mir, was ihr über die Gegebenheiten des Herzogtums wisst.“ Ihre Stimme blieb so kühl wie sie es schon die ganze Zeit war. Kurz atmete Clara durch. Dann begann sie, so detailliert aufzuzählen, wie sie es sich vorgenommen hatte.
„Das Herzogtum erstreckt sich über die Städte Britain, Minoc, Cove und die Ruinen von Vesper. Ebenso gehört die Ebene vor dem Zwergenreich bei Khaz´Dur zum Gebiet des Herzogtums sowie die ehemalige Stadt Fenisthal.
Das Herzogtum wird von ihrer Hoheit Maer von Britannia regiert. Über Britain gebietet Baron Bolwen von Britain, gleichfalls Oberst der Garde.
Minoc ist unter der Herrschaft von Graf von Clairith, in Cove sitzt Vogt Valandil.“
Clara wollte gerade weitersprechen, als Ashari sie unterbrach. „Dank. Ich sehe, ihr habt euch gut informiert. Aber dass habe ich auch erwartet. Wie sieht es mit den Nachbarlehen aus?“
Clara begann wieder von Minoc und Cove. Ashari unterbrach sie abermals.
„Mir ging es bei dieser Frage um Yew und Valarian. Aber dies ist nicht so wichtig. Für eure Stellung sind alleine die Belange des Herzogtums wichtig. Und bei diesen kennt ihr euch aus.“
Clara blickte stumm zu Ashari. Jetzt hat sie es kaputt gemacht, dachte sie bei sich. Doch Ashari fuhr unbeirrt weiter.
„Wie stellt ihr euch eure Arbeit vor, so ihr die Stelle bekommt?“
Clara dachte nur kurz nach. „Nun, meine Aufgabe wird es sein, dass Wissen um Ereignisse in Büchern festzuhalten. Teilweise wird mir vielleicht das Wissen zugetragen, weiter werde ich mir das Wissen selbst irgendwie aneignen müssen. Als zum festhalten würdig empfinde ich Geburten und Todesfälle, Hochzeiten, Feste, Ernennungen und Audienzen ihrer Hoheit. Weiter auch Unglücke und Katastrophen, Verurteilungen von Verbrechern und noch einige weiterer Dinge.“
Ashari nickte ab und an. „Ihr wisst aber, dass euch auch einige Reisen bevor stehen, so ihr nicht über vertrauenswürdige Quellen verfügt, um euch jenes Wissen anzueignen?“ Clara nickte nur. „Ich bin die letzten elf Jahre gereist, um mir Wissen anzueignen. Daher stellt es für mich keine Strapazen da.“ Clara wusste, das war gelogen. Gerade das Reisen mit dem Schiff war für sie eine Qual. Und nur durch Anwendung von Heilmagie konnte sie sich die Überfahrten teilweise erträglich gestalten.
Ashari nickte wieder. „Ihr habt geschrieben, dass ihr einige Fragen hättet, bezüglich der Stellung? So sprecht frei heraus.“
Clara betrachtete Ashari kurz. „Ihr habt mir in diesem Gespräch schon all meine Fragen beantwortet.“
Ohne eine weitere Regung sprach Ashari weiter. „Was wisst ihr über das Leben am Hofe, die Anreden der einzelnen Herrschaften sowie Sitten und Gebräuche?“
Clara verzog kurz das Gesicht. Dann antwortete sie. „Über das Leben an einem Herzoglichem Hof weiß ich leider nicht sehr viel. Ich lebte und Arbeitete zwar für den Baron von Fenisthal, jedoch denke ich, geht es dort anders zu, wie hier am Hofe.“ Clara holte kurz Luft und sprach weiter. „Ich denke, die Anreden für die Hohen Herrschaften würde ich richtig anwenden können. Jedoch, über die Sitten und Gebräuche am Hof müsste ich noch einiges lernen.“
Ashari nickte ab und an etwas. „Aber, sagt, warum habt ihr die Ehrenjungfer mit „Euer Wohlgeboren angesprochen in eurem Brief?“
Clara runzelte kurz die Stirn. „Ich dachte, dies sei rechtens, da sie Rang und Namen am Herzoglichem Hofe hat. So es nicht der Richtigkeit entspricht, bitte ich dies zu entschuldigen.“
Ashari lächelte, doch lag in diesem Lächeln keine wärme. „Sie hat einen Rang am Hofe, ganz recht. Aber ihr wird das recht dieser Anrede noch nicht zu teil. So könnt ihr die Ehrenjungfer mit Frau Sogath oder Ehrenjungfer Sogath anreden.“
Clara nickte nur stumm, hatte den Blick aber nicht von Ashari abgewendet. Diese blieb kurz stumm und unbeweglich sitzen. „Gut, ich sehe, ihr seid für die Stelle geeignet. Doch versteht, dass ich euch noch keine Entscheidung bekannt geben kann, da sich noch weitere Bewerber für diese Stelle beworben haben.“ Kurz zuckte es Clara in ihrem Geist auf. Sollte das ihr wieder einen Strich durch ihre Rechnung machen und sie würde keine Anstellung finden? Wie sollte sie dann über die Runden kommen? Ihre Münzen waren bald aufgebraucht und Ferran wollte bald die nächste Miete haben.
„Vielen Dank für eure Zeit, Frau Elandur.“ Mit diesen Worten erhob sich Ashari wieder.
„Ich danke euch für eure Zeit, euer Wohlgeboren.“ Ashari deutete zur Tür. „Ich geleite euch hinaus.“ Sie zog die Türen auf und ging hinaus in den breiten Gang.
An der Treppe angekommen bleib sie stehen und drehte sich gen Clara. „Glaron mit euch, Frau Elandur.“ Clara erwiderte ihr nicken. „Mit euch ebenso.“
Sie ging die Treppe hinab und hörte von oben Schritte, die sich von der Treppe entfernten. Nun machte sie sich auf den weiten weg hinaus aus dem Schloss und zurück in ihr Quartier. Es war mittlerweile schon Nachmittag.
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Alt 16.12.2010, 08:00
Die erste Unterrichtsstunde
#5
Clara Elandur
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Dick hatte sich Clara in ein wollenes Tuch gehüllt, als sie den Tala verließ. Man merkte schon jetzt, in den letzten Tagen des Monats Lundin, dass der Herbst nicht mehr fern war und mit dem Monat Lorica Einzug halten würde. Ein kalter, schon beinah beißender Wind fegte über den noch in Dunkelheit gehüllten Marktplatz und verfing sich an den beiden Kirchtürmen der großen Kirche des Glaron. Heulend umwehte er den Stein, schien an ihm zu ziehen, konnte ihn aber nicht löse und ließ von ihm ab, um in die Tiefe zu stoßen, nur, um dann an den Blättern der Linde am Brunnen zu ziehen oder Claras Haare zu zerzausen.
Ihren Umhang noch fester um sich raffend ging Clara durch die verlassenen Straßen. Selbst die Wachen schienen sich einen geschützten Ort gesucht zu haben, um ihren Nachtdienst einigermaßen warm über die Runden zu bringen.
Sie kam gerade erst in die Unterstadt, da hörte sie schon das Meer gegen die Mole im Hafen peitschen. Und schon beim Gedanken daran, bei diesem Wetter ein Schiff besteigen zu müssen, ließ ihren Magen im Kreis herum fahren. Als sie dann durch die letzte Hausreihe trat und auf den Hafen blickte, wurde ihr spei übel.
Die kleinen Fischerboote, die ganz vorne an der ersten Mole fest gemacht hatten, wiegten sich nur so auf und ab bei jeder Welle. Selbst die größeren Schiffe weiter draußen schwankten unablässig. Matrosen waren damit beschäftigt, unablässig kleine Ballen aus Tuch an der Bordwand anzubringen, damit die Schiffe keinen Schaden nahmen, wenn eine Welle sie gegen die Mole drückte.
Clara hielt nach dem Schiff Ausschau, dass sie nach Valarian bringen sollte. Anfangs tat sie sich schwer, die Namen der Schiffe zu lesen, da sie dauernd in Bewegung waren und Clara beim auf und ab schnell schlecht wurde.
Als sie alle größeren Schiffe durch hatte und nicht den Namen von dem Schiff finden konnte, dass sie übersetzen sollte, kratzte sie sich kurz an der Schläfe. Dann dämmerte es ihr langsam. Verstohlen erst, schaute sie zu den Nussschalen hinüber. Und sie stieß ein Stoßgebet an alle Götter, dass ihr Schiff nicht dort fest gemacht hatte. Sie bat darum, dass es noch nicht im Hafen liegen mochte.
Langsam ging sie die erste Reihe der Schiffe ab und las die Namen, die am Bug aufgemalt waren. Lisara, Morgenstern und Wellenfalke standen auf ihnen. Aber den Namen Wellenbruch konnte sie nicht finden. Erleichtert atmete sie aus.
Dann kam ihr ein Mann entgegen. Er trug eine gewachste Jacke, so wie die meisten Matrosen, um das Meerwasser abzuhalten. Das braune Leder hatte durch das Wachs einen noch dunkleren Ton angenommen, der schwarze Filzkragen stellte einen deutlichen Kontrast zum braunen Mantel da. Auf dem Kopf trug er ein ebeneso braunes Kopftuch, jedoch schauten seine blonden Locken zu beiden Seiten heraus. Sein Bart war ebenso blond gelockt wie sein Haupthaar.
Clara hielt den Mann an, als er nahe genug heran war. „Verzeiht, aber könnt ihr mir sagen, ob die `Wellenbruch` schon ausgelaufen ist oder noch gar nicht eingelaufen.“
Der Mann blickte sie aus kühlen Augen an. „Doch, sie ist in den Hafen eingelaufen. Dort hinten liegt sie.“
Der Mann deutete in Richtung Hafeneinfahrt, aber Clara konnte kein Schiff in dieser Richtung entdecken.
Als der Mann sah, dass Clara ein fragendes Gesicht machte, erhob er wieder das Wort. „Aye, ihr könnt sie nicht sehen. Das Schiff liegt unter der Meeresoberfläche. Ist kurz nach dem Einlaufen abgesoffen. Aber allen Männern geht’s soweit gut. Sie liegen im Heilerhaus.“
Clara machte ein betroffenes Gesicht. „Wisst ihr denn, welches Schiff demnächst nach Valarian ausläuft?“
Der Mann nickte nur. „Ja, die `Seelenschwinge` läuft heute noch aus. Die liegt an der zweiten Mole.“
„Vielen Dank.“ meinte Clara, nickte ihm kurz zu und eilte zur zweiten Mole. Diesmal brauchte sie nicht lange zu suchen, denn die Seelenschwinge war das erste Schiff, dass hier an der Mole lag.
An der Laufplanke stehend rief sie nach oben. „Ahoi, ich habe gehört, die `Seelenschwinge´ fährt nach Valarian.“
Erst kam von Deck gar nichts zurück und Clara machte sich schon Gedanken. Dann aber trat ein Mann in festem, gewachsten Ledermantel an die Reling.
„Aye. Wir stechen in zwei Stunden in See. Aber nur, wenn der Sturm nicht schlimmer wird.“
Clara nickte kurz. „Nehmt ihr zahlende Passagiere mit?“
Wieder schallte ein Aye von oben herab und Clara machte sich auf den Weg, an Bord zu kommen.
Schon auf der Laufplanke wurde ihr schlecht, da diese dauernd auf und nieder schwankte. Und an Deck war dies nicht besser. Das Schiff schlingerte bereits, obwohl es noch im Hafen lag.
Der Matrose schien wohl zu sehen, dass sie blass und wohl etwas grün um die Nase wurde, und begann, laut zu lachen.
„Ich hoffe, ihr hängt nicht die ganze Fahrt über der Reling. Sonst könntet ihr recht nass werden bei diesem Wetter.“
Clara erwiderte nichts und strafte den Matrosen mit einem bösen Blick ab. Sie ließ sich von ihm den Weg zu ihrer Kabine unter Deck zeigen. Als der Matrose das Gold für die Überfahrt forderte, gab sie ihm ohne Zögern die Münzen. Gleich danach war sie alleine in ihrer Kabine und konnte die Seekrankheit etwas mit ihrer Magie unterbinden.
An Deck wollte sie es nicht tun. Viele der einfachen Leute waren Abergläubisch und hatten Angst vor Magie. Und unter Matrosen war der Aberglaube sogar noch größer. So also nahm sie die notwendigen Reagenzien aus einem kleinen Beutel, den sie stets mit sich führte und sprach die Uralten Worte der Heilung. „In Mae“. Sogleich merkte sie, wie ein Kribbeln durch ihren Körper lief und die Magie nach der Verletzten stelle suchte. Als das Kribbeln ihren Magen erreichte, verstärkte es sich und Augenblicklich ging es ihr besser.
Seufzend lehnte sie sich zurück. Am späten Nachmittag sollten sie auf Valarian fest machen. Mit Glück musste sie nicht so oft den Zauber anwenden.

Endlich machte die Seelenschwinge auf Valarian fest. Mit wackligem Schritt verließ Clara das Schiff, ohne sich noch einmal umzudrehen. Wohl zum Ärger der Matrosen, zumindest einiger, hatte sie sich während der ganzen Fahrt nicht ein einziges mal Übergeben. Clara vermutete, dass die Matrosen Wetten darauf abgeschlossen hatten, dass sie sich übergeben würde.
Schmunzelnd ging sie über die Blanken, die hier den Hafen bildeten. Ihr kam es so vor, als wäre sie immer noch auf Hoher See. Denn sie hatte das Gefühl, alles würde schwanken und schlingern. Aber es war nur Einbildung, dass wusste Clara. Der gesamte Hafen lag ruhig da, abgesehen von den Wellen, die unablässig gegen die Pfeiler schlugen um dann mit viel Gischt zu brechen.
Clara hielt auf das Torhaus zu, welches vom Hafen aus auf die dahinter liegende Insel führte. Corveen hatte ihr den Weg zu ihrem Haus genau erklärt und so sollte es keine Schwierigkeit sein, dorthin zu finden.
Mit festem Schritt beäugte sie etwas skeptisch die Wachen, die hier ihren Dienst versahen. Das waren keine Schwertreiter der Yil´Dan, dass waren Landsknechte aus Yew. Das Wappen in Form eines Yewbaums zeigte es deutlich. Clara würde schon noch in Erfahrung bringen, warum Landsknechte aus Yew das Gebiet der Yil´Dan bewachten.
Als sie am Cunnatempel vorbei war, konnte sie schon die kleine Kate sehen, die ihr Corveen beschreiben hatte. Sie war wirklich so einfach zu finden, wie sie sagte. Noch einmal mit einem Blick auf das Schild neben der Tür vergewissernd, dass Clara hier richtig war, hob sie die Hand an und klopfte gegen die hölzerne Tür.
Von innen konnte sie gedämpft Schritte vernehmen. Kurz darauf öffnete sich die Tür einen Spaltbreit. Sie konnte ein Auge und einige Haare erkennen, die durch den Spalt lugten. Dann wurde die Tür gänzlich geöffnet und eine sichtlich erfreute Corveen strahlte Clara an.
„Komm doch Herein, Clara.“ Mit einem lächeln trat Clara ein und blickte sich sogleich um.
Der Raum war klein und spartanisch eingerichtet. In der rechten, hinteren Ecke stand ein kleines Bett, darüber war ein Regal angebracht, auf dem einige Bücher standen. Links in der Ecke stand ein Tisch, an dem sich vier Personen auf zwei Bänken setzen konnten. Zwischen dem Bett und der Bank war ein kleiner Kamin, um den einzelnen Raum zu heizen.
Hinter der Tür erkannte Clara noch ein Regal, in welchem Geschirr und etwas zu Essen stand. Auf dem Boden lag kein Teppich, man sah die bloßen Bodenbretter. Auch sonst war der Raum recht schmucklos.
Corveen schloß gerade die Tür, als Clara sich umwendete. Mit einem Lächeln deutete sie auf die Bank. „Sets dich doch, magst du etwas trinken?“ Clara setzte sich und nickt etwas. „Ich würde gerne etwas Wasser haben, wenn du etwas da hast.“ Corveen setzte sich mit einem Lächeln in Bewegung und holte ein großes Glas aus dem Regal. Dann griff sie zu einer der Flaschen, die ganz unten im Regal standen und schenkte Clara das klare Wasser ein.
Zurück am Tisch stellte Corveen das Glas ab und setzte sich Clara gegenüber.
„Was führt dich zu mir?“
Clara lächelte nur. „Na, deine Ausbildung, so, wie ich es dir versprochen habe. Schließlich werden wir beide nicht jünger und eine gute Ausbildung dauert.“
Clara nippte kurz am Wasserglas. „Erzähl mir, so kurz du kannst, was du schon über Magie weißt.“
„Nicht viel.“ kam es von Corveen. „Ich kenne einige Zauber und weiß, wie man die Worte ausspricht. Aber warum diese gerade das auslösen, dass weiß ich nicht. Auch nicht, wieso man Magie überhaupt wirken kann und was es mit diesem Netz, von dem ich schon gehört hatte, auf sich hat. Ach ja, ich habe schon etwas über verschiedene Reagenzien erfahren, die wir zum Zaubern brauchen und aus denen man auch Tränke herstellen kann.“
Hm, in der Tat, dass war nicht viel. „Du weißt auch nicht, dass das wirken von Magie auch gefährlich ist?“
„Doch doch, manche Zauber können anderen Schaden zufügen“ erzählte Corveen.
„Dass meine ich nicht“ versetzte Clara. „Magie fügt auch dem Anwender etwas Schaden zu.“
Corveen machte ein fragendes und vielleicht auch ein wenig beängstigtes Gesicht.
„Wie kann man beim Zaubern schaden nehmen?“
„Ganz einfach. Die Kraft der Magie, das arkane Netz, ist ein Teil von uns. Und in dem wir es benutzen, verbrauchen wir einen Teil davon. Und da es ein Teil von uns ist, nehmen wir dabei etwas Schaden.“ Clara lächelte aufmunternd. „Sie, würden wir, die Magie gebieten können, diese nicht einsetzen, würden wir viel älter werden als jene Menschen, die keine Magie wirken können. Sie verhilft uns sozusagen zu einem längeren Leben. Setzen wir sie normal viel ein, so werden wir genauso alt wie alle. Na ja, fast alle.“ Clara musste kurz schmunzeln.
„Aber setzen wir sie übermäßig ein, altern wir schneller, da wir oft unsere innere Kraft verbrauchen. Daher sollte man vorsichtig und mit bedacht Magie wirken.“
„Stimmt das wirklich?“ fragte Corveen.
Clara nickte. „Ich habe es zumindest in einigen Büchern gelesen. Und aus welchem Grund sonst sollte ich mit einem Alter von zweiunddreißig Zyklen schon ergraut sein?“
Corveen betrachtete Clara eingehend, dann nickte sie.
„Und es gibt noch mehr Regeln, die man beachten sollte.“
Corveen sah Clara neugierig an.
„Du musst dir über die Folgen deines Tuns klar sein. Nicht nur in der Magie, sondern auch im täglichen Leben. Aber im Umgang mit Magie noch mehr. Heraufbeschworene Katastrophen können durch Magie noch zerstörerischer werden.
Und!“ Clara hob den Zeigefinger.
„Denke daran, dass Menschen dumm sind. Aus Angst würden sie alles Glauben. Angst macht sie irrational und gefährlich. Aus Angst, du könntest nur den Anschein einer Schwarzmagierin entsprechen, würde sie dich schon auf den Scheiterhaufen bringen. Und aus Angst, du könntest keine sein, würde keiner den Mund aufmachen, um dich in Schutz zu nehmen, da sie wiederum Angst haben, sie könnten durch ihre Worte vielleicht den Platz neben dir teilen.“
Corveen nickte nur, auch wenn sie eher etwas überrumpelt aussah. Aber das war Claras Art, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. So lernte man am einfachsten, als ewig lange um den heißen Brei herum zu reden.
„Machen wir dazu doch mal eine kleine Übung. Zwei Räuber stellen sich dir in den Weg. Sie verlangen Gold von dir, sonst würden sie dich töten. Was würdest du tun, um aus dieser Situation heraus zu kommen. Aber! Du darfst dazu keine Magie benutzen. Nicht im sichtbaren Sinne.“
Clara begann zu lächeln und Corveen machte ein angestrengtes Gesicht, um nachzudenken.
„Nun, du sagtest, aus Angst machen Menschen etwas völlig unlogisches. Als muss ich ihnen Angst machen.“ Clara nickte. „Und wie?“
Corveen blies die Backen auf. „Ich könnte ihnen erzählen, hinter ihnen stände ein Drache.“ Ein Grinsen stahl sich auf ihre Züge.
Clara schüttelte nur den Kopf. „Zu unglaubwürdig. Es geht viel einfacher.“
Corveen kratzte sich kurz an der Nase, hob dann allerdings die Schultern an. „Mir fällt nichts einfacheres ein.“
Clara schüttelte etwas den Kopf. „Vor was haben Räuber angst?“
„Hm, davor, selbst ausgeraubt zu werden, davor, getötet zu werden oder vielleicht über Jahre hinweg in den Kerker geworfen zu werden...“
„Ja, du bist auf dem rechten Weg“ meinte Clara.
„Wirklich?“ Corveen schien noch angestrengter zu überlegen.
„Nun, wer wirft im allgemeinen Verbrecher in den Kerker?“
„Also, die Garde.“ Clara nickte wieder.
„Also?“
„Dann soll ich ihnen sagen, dass die Garde hinter ihnen steht?“
„Ja, so in etwa.“ sagte Clara. „Stell dir vor, du wärst einer dieser Räuber. Und ich sage zu dir, in verschwörerischem Tonfall und etwas leiserer, so in etwa, dass nur du es hören sollst, dass hinter euch beiden Räubern eben vier Gardisten um die Ecke kamen. Und dass ihr euch besser nicht umdrehen solltet, da ich sonst um Hilfe rufen würde. Und dass es besser für alle Beteiligten wäre, wenn die beiden Herren, also die Räuber, jetzt einfach normal schnell an mir vorbei gehen würden um dann irgendwo zwischen den Häusern zu verschwinden.
Was denkst du, würdest du das als Räuber in diesem Moment glauben?“
Corveen nickte. „Ich glaube, ich würde reiß aus nehmen. Schließlich kann ich mich nicht darauf verlassen, dass das gesagte nur eine Lüge war.“
„Siehst du, du hättest in diesem Moment Angst, dass es wahr sein könnte oder Angst,es ist nicht wahr, aber wenn du dich umdrehst, würde die Frau los schreien oder dir einen Dolch von hinten in den Rücken bohren. Alles in allem hättest du in diesem Moment ihre Angst, oder Ihre Dummheit, an solch eine Angst zu glauben, ausgenutzt und dir, aus einer scheinbar ausweglosen Situation einen Ausweg und einen Vorteil verschafft.“
Corveen war verblüfft und saß mit offenem Mund da. Und Clara lächelte nur.
„Alleine das Wissen darum, dass so etwas möglich ist, verschafft dir schon einen Vorteil. Und es gibt noch mehr, aber dazu kommen wir ein andermal.

Clara saß noch einige Stunden bei Corveen, um sich mit ihr über einige Dinge der Magie zu unterhalten. Auch stießen sie das Thema an, woher die Magie kam und wie man das arkane Netz nutzen konnte.
„Nun, meiner Ansicht nach steckt das arkane Netz in allem, was lebt. Und ich glaube, es steckt auch in allen anderen Sachen, auch in den Elementen. Denn selbst auf See oder in der Wüste kann man Magie wirken, und dort lebt bewiesener Maßen nicht wirklich viel.“
Corveen nickte dazu. „So etwas dachte ich mir auch schon. Ich habe einige Plätze gefunden, wo ich meine, dass dort das Netz dichter ist.“
„Ja“ meinte Clara, „Es gibt aber auch Orte, wo es gar kein Netz gibt. Entweder wurde es von Zauberern so eingerichtet, oder dort gibt es andere Dinge, die das Netz sozusagen aussperren. In den Wäldern Yews gibt es einen Ort, wo eins eine Magierschule stand. Es sind nur noch Ruinen übrig, und so weit ich weiß, geschah dort einmal ein Unglück mit Magie. Seit dem ist dort das Netz gestört.“
Corveen nickte wieder. „Dieses Thema interessiert mich sehr. Ich möchte gerne mehr darüber wissen. Wäre das möglich?“
Clara nickte bejahend. „Ja, dass ist möglich. Aber ich muss dazu erst noch einige Bücher zu rate ziehen. Und außerdem ist es schon spät. Ich sollte so langsam mein Zimmer in der Herberge aufsuchen. Wir beenden den Unterricht für heute. Es war, denke ich, auch genug für die erste Stunde.“
Corveen lächelte. Sie erhob sich und ging mit Clara, die ebenfalls aufgestanden war, zur Tür. „Ich begleite dich noch zum Gasthaus, wenn du erlaubst.“
Clara lächelte nun auch und deutete ihr, voran zu gehen.
Nach nur wenigen Schritten um die Hausecke zu ihrer linken standen sie schon vor dem Gasthaus. Auf dem Schild, das im Wind hin und her schwingte, stand „Zum grauen Wolf“ Schmunzelnd musste Clara an den Grauen Wolf in Fenisthal denken und an die vielen Stunden, die sie dort verbracht hatte. Aber von außen ähnelte dieses Gasthaus jenem in Fenisthal kein Stück.
„Lass uns schnell verabschieden. Bei diesem Wetter holt man sich hier draußen noch den Tod.“
Corveen nahm Claras Hände in die ihren und drückte sie kurz.
„Vielen Dank, dass du für mich da bist und mir etwas über Magie beibringst.“ Clara lächelte zurück. „Dass ist doch selbst verständlich. Jeder sollte das benutzen können, was er zur Verfügung hat.“
Corveen winkte Clara noch hinterher, als diese durch die Tür im Gasthaus verschwand. Auch Corveen machte sich nun schnellen Schrittes zurück nach Hause. Es wurde noch dunkler und der Sturm begann, stärker zu peitschen.
Innen hörte Clara, wie dicke Tropfen an die Fenster schlugen und ein rhythmisches Trommeln erzeugten. Und an sich hoffte sie, sie würde ein Zimmer abgewandt der Wetterseite bekommen.
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Alt 20.12.2010, 13:46
Alte Freunde
#6
Clara Elandur
Reisender
 
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Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter sichtlich beruhigt. Die Wolken klarten auf, es waren sogar schon einzelne blaue Flecken zu sehen. Und auch die Sonne kämpfte sich mühsam durch die Wolkendecke.
Clara schlenderte gerade ohne Ziel über die Insel. Sie hatte noch Zeit bis zum Nachmittag, bis ihr Schiff, die Seelenschwinge, wieder nach Britain aufbrach. Diese Zeit wollte sie nutzen und sich auf der Insel umsehen. Schließlich wohnten hier die Angehörigen jenen Ordens, dem sie auch einmal angehörte. Und vielleicht fand sich noch das eine oder andere bekannte Gesicht.
So ging sie an den Häusern vorbei, die sich links und rechts der großen Straße säumten, die geradewegs nach Norden führte. Sie las immer die Namen, die an den Häusern standen. Viele sagten ihr nichts. Aber beim ersten Namen, der ihr etwas sagte, blieb sie stehen. Sie beschaute sich das Haus und den Vorgarten, in dem allerlei wuchs.
Lächelnd ging sie auf die Tür zu und klopfte an. Vielleicht war Thaena ja wirklich zu Hause. Sie faltete die Hände vor dem Körper und wartete.
Als jedoch einige Minuten ins Land gestrichen waren und sich von innen her nichts rührte, wendete sie sich mit einem Seufzen ab. Es wäre schön gewesen dachte Clara so bei sich Wenn Thaena zu Hause gewesen wäre.
Doch keine zwei Häuser weiter blieb sie wieder stehen. Auf dem Schild stand Kyren und Angelina Arasus. Stirnrunzelnd stand Clara vor dem Haus. Hatten sie damals nicht den Namen des Vaters von Angelina, Ramirez Decram, angenommen?
Schulterzuckend ging Clara auf die Tür zu und klopfte an. Von drinnen hörte man ein erschrockenes Huch! Kurz bevor die Tür einen Spalt aufgezogen wurde. Lächelnd blickte Clara zu dem Augenpaar, dass sie durch den Spalt beobachtete.
„Ja, wer seid ihr und was kann ich für euch tun.“
Clara wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als die Tür ganz aufging.
„Clara, bist du das?“ Sie nickte nur stumm und grinste nun über das ganze Gesicht. „Dass ist ja schön, dass du wieder hier bist. Aber, warum bist du hier? Ach, komm doch erst einmal rein.“
Angelina machte Clara Platz und geleitete sie dann in ihre Küche.
„Kyren ist nicht da?“ fragte Clara. Angelina schüttelte nur den Kopf.
„Er ist mit unseren Kindern unterwegs.“
„Ach, bei euch gab es noch einmal Nachwuchs?“ Clara schaute sie neugierig an, als sie sich auf den Stuhl am Esstisch in der Küche setzte. Angelina nickte.
„Ja, unseren Sohn Cyron kennst du ja. Wir bekamen noch eine Tochter, Liria. Sie ist unser kleiner Sonnenschein und ein heller Kopf. Eine kleine Magierin“ Clara lächelte. „Das sind schöne Neuigkeiten. Und, wie ist es euch hier so ergangen? Und warum heißt du nicht mehr Decram?“
Angelina seufzte kurz. „Weißt du, Decram ist kein angesehener Name mehr. Mehr mag ich dazu nicht sagen. Aber darum haben wir wieder den Namen von Kyren angenommen.“ Clara nickte nur betroffen.
„Und wir sind auch vor etwa einem Jahr aus dem Orden ausgetreten. Es ist einfach nicht mehr wie früher.“
Clara runzelte nachdenklich die Stirn. „Das ist schade zu hören. Leben denn noch viele der alten Freunde hier?“
Angelina schüttelte den Kopf. „Nein, nicht mehr wirklich viele. Einige haben zwar noch ihre Häuser hier, waren aber schon lange nicht mehr zu Hause.“
Stille senkte sich für kurze Zeit über die beiden.
„Magst du etwas trinken?“ Clara blickte blinzelnd auf, aus ihren Gedanken gerissen. Angelina lächelte ihr entgegen.
„Ein Glas Wasser, bitte.“ Clara bemühte sich auch um ein Lächeln.
„Wo warst du eigentlich die letzten Jahre?“
Clara rieb kurz ihre Finger aneinander. Wie viel konnte sie ihr erzählen. Am besten ging sie die Sache erst einmal langsam an.
„Ich bin viel durch ganz Fearlan gereist. Mich haben die vielen Aufzeichnungen in den Klöstern und Schrifthallen interessiert. Aber der eigentliche Grund war, dass ich nach Orntal gesucht habe.“
Orntal war Claras Verlobter. Sie war vor sechzehn Jahren kaum hier angekommen, da hatten sich ihre Wege schon gekreuzt. Er war es, der sie in den Orden der Yil´Dan brachte. Und nur ihm gehörte ihr Herz.
Er war damals ein stattlicher, junger Mann, beinah zwei Schritt groß, kräftig gebaut, eben ein echter Kämpfer. Sein kurzes, brauenes Haar war meist zerzaust vom Tragen seines Helmes. Er tat dienst bei den Schwertreitern, jener Gruppe von Kämpfern, die das damalige Lehen Fenisthal beschützten.
Und er war sehr liebevoll. Wahrscheinlich hing Claras Herz nun immer noch an ihm, obwohl sie längst die Hoffnung aufgegeben hatte, ihn jemals wieder zu sehen.
„Und? Hattest du Erfolg?“
„Hm, worin?“
„Na, Orntal zu finden!“ Angelina lächelte sie an, als sie mit einem Glas Wasser zurück kam und es vor Clara abstellte. Geschmeidig nahm sie wieder Platz und schaute sie neugierig an.
„Nein“ Clara schüttelte den Kopf. „Ich habe damals, nach seinem Verschwinden, weder hier auf der Insel eine Spur von ihm finden können, noch konnte ich es auf dem Festland.
Es ist, als sei er vom Erdboden verschluckt worden und der Namenlose wolle ihn nicht wieder frei geben.“
Seufzend umfasste sie ihr Glas Wasser mit beiden Händen. „Aber dafür habe ich große Fortschritte bei der Erforschung der Magie gemacht. Diese Reise war mehr als wichtig. Zu viel Wissen ist zu weit verstreut über das ganze Reich.“
Angelina lächelte sie freundlich an. „Das ist auch schön zu hören. Wenn schon nicht dass eine Erfolg gebracht hatte, dann wird sich sicherlich immer ein anderer Weg auftun.“
Clara nickte nur schwach. Ihr war es kein Trost, dass sie auf diesem Weg Erfolg hatte. Ihr wäre es lieber gewesen, Orntal wieder zu finden.
„Ich hätte eine Frage an dich.“ Angelina schaute interessiert und meinte „Welche denn?“
Clara war mit einem schlag so Ernst wie sie es das ganze Gespräch über nicht war.
„Hat man hier schon einmal etwas vom Baum des Lebens oder Lebensbaum gehört. Einer Gruppe von Männern, die von sich behaupten, Jagd auf Schwarzmagier, deren Verbündeten zu machen sowie Anhänger von Dunklen Wesen?“
Angelina sah sie fragend an. Dieser Blick genügte Clara um alles zu wissen, noch bevor sie den Mund aufmachte.
„Nein. Von diesen Männern habe ich hier noch nichts gehört. Warum fragst du?“
„Nimm dich nur vor ihnen in Acht. Sie geben mehr vor, als sie in Wahrheit sind und geben weniger von sich Preis als man vermutet. Und sie machen nicht nur Jagd auf Schwarzmagier.“
Angelina nickte. „Ist gut, auch, wenn ich nicht verstehe, warum.“
Clara lies es darauf beruhen. Im Moment musste sie nichts über die Männer des Lebensbaumes wissen. Jenen Männern, die vor dem Volk vorgaben, sie vor Schwarzmagiern und deren Auswüchsen des Bösen zu beschützen. Dabei hatten sie selbst welche in ihren Reihen. Meist unerkannt. Verblendet vom Bösen, im Glauben, etwas Gutes zu tun, jagen sie allen Magiern nach, um sie zu prüfen. Eine meist sehr schmerzhafte Prüfung.
Und sollte sich ein Magier nicht gewillt zeigen, sich ihnen Anzuschließen oder ihnen wenigstens zu gehorchen, so war das Urteil schnell gefällt. Schwarzmagier. Und das Ende eines gefangenen Schwarzmagiers war schnell gekommen. Die Asche so manch eines Menschen kundet davon.
Aber auch Nichtmagier waren schnell in den Fängen des Lebensbaumes. Verblendet, wie sie waren, griffen sie auch jene Bürger auf, die ihrer Meinung nach dunklen Gottheiten huldigten. Oder die ganz einfach von einem anderen Menschen bei ihnen angeschwärzt wurden. So konnte man sich ganz leicht eines Widersachers entledigen, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen.
Clara hatte dafür einen Namen. Hexenwahn oder Schwarzwahn. Ein jener schien auf dem Festland hinter jeder Ecke einen Schwarzmagier zu sehen. Und im ganzen Land brannten die Scheiterhaufen.
Clara war es nur mit Glück gelungen, nicht in die Fänge des Lebensbaumes zu geraten. Aber als Lehrerin, noch dazu als Frau, die im ganzen Land umher reiste und nach Büchern suchte, teilweise auch nach Büchern der Magie, war mehr als verdächtig.
Eines Tages entging sie nur knapp ihrer Ergreifung durch den Lebensbaum, weil der Wirt des Gasthauses, in dem sie Nächtigte, einen solch lautstarken Aufstand probte, dass mit Sicherkeit keiner im Gasthaus es nicht gehört hätte. Sie verbarg sich hinter der Tür fix mit einem Unsichtbarkeitszauber und wartete, was geschah.
Die Männer, es waren drei, die in ihr Zimmer eindrangen, durchsuchten das ganze Zimmer und durchwühlten ihre Sachen. Da sie scheinbar nichts fanden, was sie gegen sie verwenden konnten, machten sie sich wieder auf den Weg in den Flur.
Durch die offene Tür hörte Clara, wie einige andere Gäste abgeführt wurden, darunter auch der Wirt. Diese Willkür, die ihr Handeln bestimmte, machte Clara krank. Ihr wurde einfach nur schlecht, wenn sie an den Lebensbaum dachte.
So entschloss sie sich zur Flucht nach Britain. Die Insel war weit abgelegen und klein. Hoffentlich kein lohnendes Ziel für den Lebensbaum. Aber dieser Irrsinn konnte leicht übergreifen. Und angetrieben von den hetzenden Worten der Priester des Lebensbaumes schürte man die Angst im einfachen Volk. Angst um das nackte Überleben.
Aber was Clara am meisten entsetzte, war, dass der Lebensbaum der Kirche Glarons entsprang. Jener Kirche, die erst vor einigen Jahren begonnen hatte, einen moderateren Weg einzuschlagen. Die nicht mehr auf Gedeih und verderben jagt auf Hexen machte. Scheinbar viel die Kirche wieder zurück in ihre alten Gewohnheiten. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass es einen neue Prius in der Kirche gab. Einen Mann vom alten Schrot und Korn der Paladine. Einen Verfechter der alten Werte.
Clara schreckte aus ihren Gedanken hoch, als sie ihren Namen hörte.
„Und, was wirst du jetzt auf der Insel tun? Willst du wieder dem Orden beitreten?“
Clara schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe mich am Herzoglichen Hof beworben. Auf die Stellung als Hofchronistin.“
„Ach, dass ist aber schön. Und, weißt du schon, ob du die Stelle bekommen wirst?“
Clara verneinte. Sie schaute kurz zur kleinen Uhr an der Wand und erhob sich dann.
„Es tut mir leid, dass ich schon wieder gehen muss. Aber mein Schiff fährt bald zurück. Und, so ich hörte, fährt das nächste erst wieder in einer Woche.“
Angelina lächelte und erhob sich ebenfalls. „Dann komm gut Heim und vielen Dank für deinen Besuch. Wir sehen uns doch wieder, oder?“
„Natürlich. Ich freue mich schon darauf, mich mit dir wieder unterhalten zu können. Und dann nehme ich mir auch etwas mehr Zeit.“
Freundlich verabschiedete man sich an der Tür und Clara machte sich auf den kurzen Weg zum Hafen. Die Gedanken um den Lebensbaum gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Die letzten Wochen konnte sie diese Gedanken gut verdrängen, da sie genug andere Arbeit hatte. Aber heute, wohl auch durch ihre Frage, kam alles wieder hoch.
Als sie die Laufplanke zum Schiff erklomm, nahm sie kaum wahr, dass die Matrosen sie freundlich grüßten. Sie ging ohne auch nur irgend einer Geste bemüht unter Deck in ihre Kapine und verschloss die Tür. Sie betete zu allen Göttern, dass der Lebensbaum nicht den Weg nach Britannia finden möge.
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Geändert von Clara Elandur (20.12.2010 um 14:22 Uhr).
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Alt 29.12.2010, 08:43
Der Fluch der Karex
#7
Clara Elandur
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Clara lag in Tränen aufgelöst auf ihrem Bett im Heilerhaus. Warum hatte sie gezögert? Sie hatte die Möglichkeit, dieses Übel aus der Welt zu schaffen. Ein schneller Spruch, mehr nicht.
Aber im selben Augenblick kamen ihr zweifel. Hätte sie es geschafft? Wäre es dem Gleichgewicht zuträglich? Hätte sie Alessandra opfern können? Von neuem begann sie fürchterlich zu weinen.
Sie wusste, sie hätte Alessandra nicht dem Namenlosen übergeben können. Und mehr und mehr merkte sie, dass sie wohl doch nicht für den Ausgleich arbeitete. Sie möchte Alessandra, ihre kindlich-naive Art. Sie hätte ihr niemals ein Haar krümmen können.
Aber warum musste sie auch ausgerechnet in diesem Augenblick durch die Tür kommen. Sie konnte diesem Mann, diesem Monster mit Namen Karex nichts entgegen setzen. Und selbst sie war von Anfang an im Hintertreffen.
Schon als diese Gestalt, ganz in Schwarz gekleidet, durch die Tür trat, wurde ihr mulmig. Der Mann, mit dem sie am Tala am Tisch saß, Maxon Thorgon, schien ihn nicht weiter zu beachten. Doch Clara störte sich an irgend etwas an ihm. Seine Hände? Seine Aura?
Schluchzend rieb sie sich die Tränen mit den bandagierten Händen ab. Dieser Schmied, Lordal, hatte es gut. Er war nur ein paar Minuten, bevor Karex erschien, gegangen. Wären sie doch nur auch gegangen. Aber was hätte es genutzt, er hätte doch jemanden mit genommen.
Dann erinnerte sie sich an den Moment, an dem die Gestalt ihre Kapuze zurück schlug. Clara durchlief ein Schock. Sie dachte, sie schaute Arian ins Gesicht. Die selbe Körperhaltung, dass selbe, selbstgefällige Grinsen im Gesicht. Es war zweifellos ein Abkömmling des Hauses Karex.
Clara raunte Maxon noch zu, er solle sofort verschwinden. Und noch im Aufstehen griff sie bereits nach ihrem Kräuterbeutel. Doch Kalian war vorbereitet eingetreten, er hatte schon alles für einen Lähmzauber bereitgehalten und traf Clara mitten in der Bewegung. Sofort erstarrte sie, nur noch ihre Augen bewegten sich. Sie sah noch, dass Maxon sich hinter einen Tisch stürzte und diesen umwarf.
Danach richtete sie die Augen wieder auf Karex. Clara wusste, dass er sie wollte. Sie konnte sich auch ausmalen, was er mit ihr wollte. Aber sie wusste auch, dass er es niemals Kampflos bekommen würde. Also kämpfte sie mit aller Macht gegen die Starre an.
Schmierig grinsend kam Kalian auf sie zu, als er die Stimme gen Maxon erhob. „Ihr könnt den Helden spielen... oder euch ohne Blutvergießen ergeben!“ Seine stimme hatte keine Spur von Emotion.
„Wer seid ihr?“ kam es sichtlich verängstigt hinter dem Tisch hervor.
„Mein Name ist Karex“ Mehr musste er nicht erklären. Clara wurde in diesem Augenblick bewusst, dass es nun mit ihr vorbei war.
Wieder hob Kalian die Stimme an „Ihr könnt bleiben oder verschwinden!“
Maxon schien die Worte erst nicht richtig wahr zu nehmen. Er schien sich sorgen um Clara zu machen. „Was habt ihr mit ihr vor?“
Kalian kam unterdessen noch einen Schritt weiter vor. „Ich bin nicht hier, um große Gespräche zu führen!“
Jetzt schien es Maxon zu dämmern, was ihm Angeboten wurde; sein Leben! „Ihr werdet mich ziehen lassen?“
Mit diesen Worten ging die Tür hinter Kalian auf und zwei Kadetten der Garde traten plaudernd ein. Ein fröhliches Hallo allerseits flog druch den Raum. Wenn Clara nicht schon starr durch den Zauber gewesen wäre, sie wäre es jetzt vor entsetzen. Alessandra und Arunalo hatten keine Chance gegen diesen Mann.
„RAUS HIER!!!“ brüllte es von rechts neben Clara. Maxon schien die beiden Kadetten warnen zu wollen. Kalian hingegen ging einige Schritte beiseite und hatte bereits neue Kräuter in der Hand. Clara wusste, was jetzt kommen würde, war unvermeidbar.
Alessandra schien etwas verwirrt, bis sie Kalian erblickte. Sie schien dem anderen Kadetten etwas zu zubrüllen. Und nachdem dieser aus der Tür gestürzt war, wollte sie wohl die Heldin spielen. Dass würde nicht gut gehen dachte Clara gerade noch, bevor ein vielverzweigter Blitz aus Kalians Hand schoss.
Noch im selben Augenblick konnte Clara einen Tisch in ihren Augenwinkeln sehen. Maxon schien sich nach vorne Arbeiten zu wollen. Aber was hatte er vor. Er hatte doch ebenso keine Möglichkeit, im Kampf mit ihm zu bestehen.
Und dann fesselte der Schrei Alessandras wieder ihre Aufmerksamkeit. Der Blitz hatte sie getroffen und schleuderte sie rückwärts gegen die Tür. Ein paar der Verästelungen schlugen überall im Raum ein, eine auch in den Tisch, den Maxon gerade vor sich her schob.
Mit einer verkohlten und rauchenden Stelle auf der Brust blieb Alessandra ohne Bewegung liegen. Clara hätte am liebsten laut aufgeschrien, als sie das sah. Aber sie konnte nicht.
Wieder rannen Clara die tränen hinunter. Sie konnte sie nicht helfen. Sie konnte sie ja nicht einmal warnen. Sie war Hilfloser als ein neugeborener Säugling. Und Clara wusste auch, dass Alessandra nun ihren Platz eingenommen hatte.
Sie brauchte einige Minuten, um sich wieder zu beruhigen und ihre Gedanken zu ordnen. Danach ging alles recht schnell. Kalian ließ gänzlich von Clara ab und ging auf Alessandra zu. Der Lähmungszauber auf Clara viel von ihr ab und schon im nächsten Moment hatte sie die Worte für ihren Luftschild gesprochen und flackerte nun sichtbar um sie auf. Dieser sollte nun, durch seine Luftströmungen, gerade solche Zauber ablenken. Zumindest hoffte sie, dass er so wirken würde. Waffen aus festem Material lenkte er zumindest ab.
Und im nächsten Augenblick hatte sie schon neue Kräuter in den Fingern, um zum Angriff über zu gehen.
Doch im selben Augenblick hatte er schon Alessandra erreicht. Knurrend kam Clara die Worte „Sohn eines...“ über die Lippen, als sie sah, wie er Alessandra unsanft an den Haaren packte.
„Nimm die Finger von ihr weg!“ war das nächste, was sie ihm entgegen schleuderte. Sie war bereits dabei, ihre Kräuter zu zerreiben. „Kampflos kommt ihr hier nicht heraus!“
„Werft eure Reagenzien weg, oder ich breche ihr das Genick!“ sprach Kalian und legte Alessandra die Finger um den Hals. Sein Lächeln wurde noch schmieriger und abstoßender.
Clara stieß nur ein Knurren aus. Und nun stand sie in der Zwickmühle. Kalian angreifen und Alessandra verletzen oder gar töten, oder beide verschonen und am Ende würde Alessandra dann doch sterben. Aber es waren ja noch andere Personen hier im Haus. Maxon. Und Teresa, die Wirtin. Und da es Nacht war, könnten im oberen Stockwerk auch noch Personen schlafen, die bei einem Kampf mit ihm auch Schaden nehmen könnten. Clara war auch zu verwirrt und im Kampf versunken, als dass sie alle Möglichkeiten beleuchten konnte. Sie sah schlicht keinen anderen Ausweg.
Also klopfte sie sich die Kräuter aus den Fingern und warf ihren Beutel, den sie vom Gürtel löste, auf den Tisch neben ihr. Kalians grinsen wurde noch breiter. „Prächtig.“
Clara konnte sehen, dass Maxon den Tisch weiter als Schild vor sich her schob. Aber der größte Teil ihrer Aufmerksamkeit galt Kalian. Dieser kniete neben Alessandra. Er nahm irgend etwas aus seinem Mantel und rieb Alessandras Finger darüber. Und mit einem mal war sie verschwunden. Weiter grinsend richtete er sich wieder auf.
Clara verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete ihn. Provozierend in seine Richtung meinte sie „Ihr seid feige, andere als Schild zu nutzen!“
„Sagen wir, ich habe wenig Zeit.“ entgegnete Kalian.
„Was wollt ihr?“ sprach Clara. „Ich habe bereits, was ich will“ versetzte Kalian. Er griff wieder nach seinen Kräutern.
„Allerdings habe ich noch ein kleines Abschiedsgeschenk für euch...“
Clara blickte rasch zu ihrem Beutel. Es waren gut zwei oder drei Schritt, bis sie da war. Kalian breitete unterdessen die Arme aus und sprach die Worte, die sie nur all zu gut kannte.
Schnell stürzte Clara in Richtung ihrer eigenen Kräuter. Vielleicht hatte sie noch Zeit, einen Gegenzauber zu weben. Aber das Fauchen, dass ihr entgegen raste, ließ ihre Gedanken Lüge strafen.
Mit aufgerissenen Augen trat sie zurück und verschränkte die Arme vor dem Gesicht. Ein Lauter Fluch war alles, was sie noch hervor brachte. Denn sie wusste ganz genau, was passieren würde, wenn die Flammenwalze auf ihren Luftschild treffen würde.
Mit geschlossenen Augen lag Clara im Bett. Sie spürte die Brandwunden kaum. Der Heiler Dahjin hatte ihr eine wunderbar kühlende und schmerzstillende Salbe darauf gestrichen. Sie sollte sich in den nächsten Tagen ausruhen. Clara musste kurz trocken auflachen.
Was sollte sie denn auch sonst tun. Sie konnte nichts hören, außer einem anhaltenden rauschen und klingeln. Eine Folge der Explosion, die sich ereignete, als das Feuer sich mit der Luft vermischt. Der Luftschild gab den Flammen zusätzlich Nahrung und peitschte sie an. Durch die dadurch entstehende Druckwelle merkte sie, wie sie von den Füßen gerissen wurde. Sie sah nur noch das helle Licht, als die Flammen ihre Farbe von rot-orange auf weiß änderten. Danach spürte sie nur noch einen Stich in ihrem Kopf und als sie dass nächste mal die Augen aufschlug, lag sie in einem Bett.
Es war das Heilerhaus und Manuel, der Heiler dort, hatte sie erst einmal versorgt. Sie bekam auch schwer Luft, wie sie rasch merkte, nachdem sie wieder wach war. Die Explosion hatte sie wohl übel zugerichtet.
Aber ihre Verletzungen würden heilen. Es würde Zeit brauchen, aber sie würden abheilen. Was mit ihren Ohren ist, da hatte sie zweifel. Aber der Heiler meinte, sie würde wieder hören können.
Aber mit ihren Gedanken war sie bei Alessandra. Ihr standen ganz andere Qualen bevor. Und alsbald liefen ihr wieder die Tränen.
Nein, sie war keine Magierin des Ausgleichs. Sie war viel zu Herzensgut, um die Leute, die ihr etwas bedeuteten in den Tot zu schicken, nur um das Gleichgewicht zu wahren. Ihr Kampf müsste Kalian gelten. Aber wie sollte sie diese Ausgeburt der Heimtücke schlagen können? Er würde immer linke Kunststücke aus dem Ärmel schütteln, um die Oberhand zu behalten.
Sie konnte also nur Feuer mit Feuer bekämpfen. Das würde ein gutes Stück Arbeit werden, solch hinterlistige Kampfkünste zu erlernen. Aber für Alessandra musste es sein. Sie war noch zu jung, um so zu Enden.
Plötzlich durchzuckte es sie. Was war mir Maxon? Was mit Teresa. Sie richtete sich etwas auf und konnte im Kerzenschein sehen, dass hier noch zwei weitere Frauen im Zimmer lagen. Keine Männer. Aber Teresa war nicht darunter. Ihr ging es also gut. Hoffentlich.
Aber was war mit Maxon? Wurde er auch durch die Feuerwalze verletzt. Oder durch die Explosion danach? Das brachte sie jetzt beinah zum verrückt werden.
Der Leutnant hatte sie doch befragt, zu dem, was vorgefallen war. Sie hat keine Sekunde an Maxon gedacht, nur an Alessandra. Warum hat sie nicht nach ihm gefragt?
Rasend vor Sorge malten sich Bilder in ihrem Kopf. Abscheuliche Bilder, von verkohlten Leichen, abgetrennten Gliedmaßen. Clara wurde schlecht bei diesen Bildern. Ihre Atmung ging immer schneller, was wohl die Frau neben ihr im Bett sah und nach Manuel rief.
Dieser kam auch sogleich hinein und eilte zu Clara. Beruhigend sprach er auf sie ein und besah sich ihre Wunden, ob sich dort etwas verschlimmert hatte. Der Verband um den Kopf saß fest, auch die anderen waren an ihrem Platz und sollten wohl nicht zu fest sein.
Nach ein paar Minuten hatte Clara sich beruhigt und Manuel hielt ihr ein Stück Papier hin, auf dem Stand „Habt ihr Schmerzen?“
Clara schüttelte den Kopf. Sie konnte nur schätzen, wie laut sie sprach, da sie sich selbst nicht hören könnte.
„Nein. Aber sagt, liegt in einem anderen Zimmer ein Herr Thorgon?“
Manuel schüttelte den Kopf und Clara atmete sichtlich aus. Er nahm das Stück Papier an sich und schrieb etwas mit einem Kohlestift darauf. So hatte das auch der Leutnant gemacht. Und später auch ein Kadett. Er hatte die Tür verbarrikadiert und war sichtlich aufgelöst vor Sorge um Alessandra. Aber das war Clara auch.
Clara lass nun den Zettel, auf dem stand „Außer euch wurde keine Verletzt. Herr Thorgon ist wohl auf.“
Erleichtert sank Clara zurück in ihr Kissen. „Danke!“ war alles, was sie sagte. Ein seliges Lächeln stellte sich kurz bei ihr ein. Dann jedoch kamen die Gedanken zurück an Alessandra.
Wie konnte sie sie Retten? Konnte sie überhaupt etwas machen? Und... Wo war sie? Clara erschien dies wie eine schier unlösbare Aufgabe. Aber sie musste irgendwie gelöst werden. Alessandra musste befreit werden.
Und warum musste ausgerechnet immer Sie gegen eine Ausgeburt des Hauses Karex kämpfen? Ihr hatte es schon gegen Airan gereicht. Die Brandwunden sah man heute noch, als er den Feuerball zurück warf. Knurrend schloss Clara die Augen und vertiefte sich in die Möglichkeiten, die sie hatte, um Alessandra zu finden und zu befreien.
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Alt 06.01.2011, 21:21
Gef
#8
Clara Elandur
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Endlich raus aus diesem vermaledeiten Bett. Über zwei Wochen hat sie der Heiler nicht aufstehen lassen. Wegen so ein paar lächerlichen Brandblasen. Gut, sie verstand es ja, dass sie hier bleiben sollte, weil sie nichts hörte. Aber nun war sie es leid.
Manuel forderte sie jedoch auf, jeden Tag mindestens ein mal vorbei zu sehen, damit sie frische Verbände bekam. Als ob sie diese nicht selbst wechseln könnte. Irgendwie.
Brummend gestand sich Clara ihr Hilflosigkeit ein. Sie saß wieder an ihrem Tisch in ihrem Zimmer im Tala. Es waren zwei Wochen ins Land gezogen. Es war Winter und der erste Schnee kündigte sich bereits an. Es wurde täglich kälter.
Sie dachte über ihre Arbeit nach. Sie hatte noch gar nicht recht damit begonnen. Und in der kommenden Woche sollte eine Audienz sein. Also das erste mal eine offizielle Arbeit. Bis dahin musste sie so weit auf dem Damm sein. Es gab kein Wenn und kein Aber.
Kurz dachte sie auch an Maxon zurück. Ihm war, den Göttern sei dank, bei dem Angriff durch Kalian Karex nichts geschehen. Er kam sie sogar fast täglich im Heilerhaus besuchen. Ihm schien ihre Nähe gut zu tun.
Am vorletzten Tag hatte er ihr einen Zettel da gelassen. Jenen holte sie nun aus ihrer Tasche, faltete ihn auf und las ihn. Es tut gut, in Eurer Nähe zu sein.
Clara nickt kurz. Es tat auch gut, in seiner Nähe zu sein. An jenem Abend gab sie ihm ganz unverhofft einen Kuss auf seine Wange. Clara war sogar von sich selbst überrascht. Wäre ihr Herz nun nach all den Jahren endlich frei? Aber, warum ihn? Er war noch so jung. Clara schätzte, dass er beinah zehn Jahre jünger sein müsste.
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie musste es langsam angehen. Sie konnte dreizehn Jahre warten. Warum sollte sie nun alles überstürzen. Außerdem hatte sie eh einen Berg Arbeit vor sich. Mit diesen Gedanken machte sie sich auf ins Schloss.

Vor vier Tagen war die Audienz. Seit diesen vier Tagen fühlte sich Clara Hundeelend. Ihr war die meiste Zeit schlecht, in ihrem Bauch kribbelte es die ganze Zeit. Sie bekam wohl eine Grippe. Zumindest tat sie es damit ab.
Oder war da mehr?
Was ist in den letzten vier Tagen geschehen? Sie hat ihre Arbeit im Schloss erledigt. Sie hat ihre Arbeit bei der Audienz erledigt. Sie hat mit der Garde gesprochen.
Sie hat nicht mit der Garde gesprochen, sondern mit einer Person, mehrmals. Mit dem Leutnant. Vor vier Tagen des erste mal. An der Audienz hat sie sich ein Treffen dienstlicher Absicht erbeten. Am Tage darauf ging sie dann zum Hauptquartier.
Dort sprachen sie einige Stunden über die Geschehnisse und über die Art des weiteren Vorgehens. Und dann?
Heute traf sie ihn wieder. Sie war, wie beinah jeden späten Abend, in der Stadt unterwegs. So früh konnte sie nie schlafen, aber auf Arbeit hatte sie auch keine Lust mehr. Und dann?
Sie traf den Leutnant wieder. Vor seinem Haus. Und weiter?
Sie gingen hinein, unterhielten sich, tranken etwas Wein. Etwas viel Wein, sie war wohl etwas gelöst. Sie sprachen wieder über viele Sachen. Diesmal nichts Dienstliches. Und dann?
Beim Aufstehen schwankte sie gegen ihn. Er half ihr wieder auf. Und dann?
Er nahm sie beim Arm und geleitete sie zurück zu ihrem Zimmer. Es war mittlerweile schon fast Morgen.
Jetzt musste Clara erst einmal schmunzeln. Wahrscheinlich bekam der Leutnant nicht einmal genug Schlaf wegen ihr. Und er musste ja am nächsten Tag Dienst tun beim Konzert.
Das Konzert. Clara vielen die Schuppen von den Augen. Sie sah sich jetzt. Sich benehmend wie ein kleines Kind. Verstohlen in seine Richtung blickend. Zu hoffen, er schenkte ihr ein Lächeln.
Sie war Anfangs zornig, dass er sie wohl erst nicht wahr nahm. Erst als sie das dritte mal nach ihm schaute, lächelte er sie an. Und dann?
Sie durchlief es jetzt noch warm und kalt, als sie daran zurück dachte. Ihr stellten sich sogar die Nackenhaare auf und wieder war da dieses Gefühl von Unwohlsein in der Magengegend. Und dann?
Nach der Vorstellung lenkten sie Herr Assambor und Frau Doran kurz ab. Kaum dass sie sich dann herum drehte, war er auch schon verschwunden.
Als Clara sich daran erinnerte, spürte sie den Stich abermals in ihrem Herzen. Sie würde mit einem mal so wütend, dass er, ohne einen Ton zu sagen, einfach gegangen war. Sie raunte sogar Arunalo an, als er sie freundlich fragte, ob sie noch mit käme, etwas trinken.
Jetzt saß Clara auf ihrem Bett im Tala. Den Kopf nun in die Hände gestützt, die Ellbogen auf die Knie. Sie musste es sich wohl eingestehen. Es gab keine andere Lösung. Es war so bitte. Oh du Herzenspein, warum? Warum musste sie sich ausgerechnet in Arathel verlieben. Warum?
Würde er ihr überhaupt jene Gefühle erwidern können? Oder würde sie nur zurück gewiesen werden und dann doch einsehen, dass es mit den Männern keinen Sinn mehr hat?
Oh, du Herzenspein, warum? Sie saß einfach da, der Verzweiflung nahe. Sie wusste, er war nicht weit weg. Doch für sie in diesem Augenblick mehr als Meilenweit entfernt. Und sie spürte, wie die Sehnsucht in ihr brannte. Sie wollte ihn wieder sehen, und wenn sie ihn nur im Dienst still betrachten konnte und nur von weitem. Nichts hatte in diesem Augenblick mehr Vorrang wie dieses Verlangen, diesen Mann wieder zu sehen.
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Alt 07.01.2011, 09:06
Arbeit unter erschwerten Bedingungen
#9
Clara Elandur
Reisender
 
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Stöhnend saß Clara an ihrem Platz in der Schreibstube. Vor ihr die noch leeren Blätter, auf denen schon seit Stunden einige Nachrichten stehen müssten. Und gleich daneben der Stapel mit Blättern, auf denen die gesprochenen Worte der Audienz waren. Auch diese Arbeit hatte sie noch nicht voll endet. Und warum?
Weil ihre Gedanken den ganzen Tag um einen Mann kreisten. Kaum das sie wach wurde, waren ihre Gedanken bei ihm. Was er wohl im Moment tat. Ob er schon wach war? Schon beim Dienst? Den ganzen Tag über brachte sie kaum einen anderen Gedanken im Stande. Es war schrecklich.
Wenn sie zu Bett ging galten ihre letzten Gedanken auch ihm. Und des Nachts erfüllte er ihre Träume.
Stöhnend stützte Clara ihren Kopf in die Hände. Was hatte sie nur verbrochen? Warum musste sie gerade jetzt ihr Herz öffnen. Zum Glück war im Schloss noch keiner dahinter gekommen, dass ihr Arbeitstempo merklich nachgelassen hatte. Sie musste sich im Moment förmlich zur Arbeit zwingen.
Und wieder glitten ihre Gedanken ab. Sie hatte sich mehrmals dabei ertappt, wie sie einen Umweg zum Schloss machte, nur, damit sie bei ihm zu Hause vorbei kam. Ihre all abendlichen Spaziergänge führten sie jedes mal auf den selben Wegen durch die Stadt.
Auf dem Hinweg ging sie an seinem Haus vorbei, die Fenster betrachtend, ob Licht brannte. Und auf dem Rückweg kam sie an eben jenem Haus wieder vorbei, wieder schauend, ob sie irgendwo Licht erkennen konnte.
So sie Licht im Haus brennen sah, verweilte sie einige Minuten in der Dunkelheit, gegenüber jenem Fenster, wo Licht brannte. Doch seit sie sich selbst eingestand, welche Gefühle sie für diesen Mann hegte, hatte sie sich ihm nicht weiter genähert als ein paar Schritt. Und auch kein Wort mehr mit ihm gewechselt.
Clara massierte sich die Schläfen. Sie benahm sich wie ein kleines Kind und nicht wie eine Frau ihres Alters. Sie sollte einfach auf ihn zu gehen, es ihm sagen und abwarten, was zu ihr zurück kam. Dann wüsste sie gleich, woran sie war.
Aber davor hatte sie eine heiden Angst. Sie wollte nicht zurück gewiesen werden. Sie wollte ihn. Für sich alleine. Sie wollte jeden Abend darauf warten, dass er endlich vom Dienst kam und ihr gehörte, die ganze Nacht. Und ja, sie war in dieser Sache einmal egoistisch.
Mit aller Macht riss sie ihre Gedanken von Arathel los und blickte durch das Zimmer. Das nun geordnete Chaos, dass sie vor einigen Wochen noch ganz anders vorfand.
Sie stand damals vor der Tür zu ihrem neuen Leben. Mit Spannung drehte sie den Schlüssel und hörte, wie leichtgängig der Riegel des Schlosses zurück rutschte. Mühelos lies sich dann die Türe öffnen und die Scharniere gaben keinen Ton von sich.
Drinnen allerdings sah es wüst aus. Schriftrollen lagen Stapelweise übereinander, Bücher, geöffnet oder nicht, waren zu Türmen gestapelt. Der Schreibtisch war unter Tonnen von Papier kaum zu finden. Und in den Regalen sah es aus, als wäre ein Sturm hindurch gefegt. Clara hätte am liebsten die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen.
Seufzend schloß sie die Tür hinter sich. Sie wusste, dass ihre neue Arbeit kein Zuckerschlecken werden würde, aber dass, was sie sich vorstellte, war nichts im Vergleich zu dem, was sie hier sah. Sie lehnte mit dem Rücken an der Tür und wäre am liebsten auf ihre vier Buchstaben gesunken und hätte die Hände vor die Augen geschlagen.
Aber das wäre nicht sie. Einmal tief durchatmend und einen tiefen Seufzer ausstoßend, machte sie sich ans Werk. Als erstes nahm sie sich den Schreibtisch vor. Aber selbst der Weg dahin war so mühsam, als wollte sie sich durch ein Dickicht aus Sträuchern, Klettpflanzen und Unkraut kämpfen.
Nachdem sie über mehrere Bücherstapel gestiegen war, einige Umwege um Papier- und Schriftrollenhaufen in kauf nehmen musste, stand sie endlich hinter ihrem Schreibtisch.
Als erstes warf sie die Schriftrollen, die auf ihrem Stuhl lagen, beiseite und setzte sich vor den Schreibtisch. Dann fing sie an, die losen Blätter eines nach dem anderen zu überfliegen und sie auf drei Stapel zu sortieren. Der linke waren Ereignisaufzeichnungen der letzten Jahre, in der Mitte legte sie allgemeine Anweisungen und Informationen des Hofes ab und der rechte Stapel waren nur leere Blätter.
Nach gut zwei Stunden lagen auf dem Schreibtisch nur noch die drei Stapel, links und rechts neben dem Tisch hatte sie die Bücher gestapelt, die sie unter den Papierblättern fand. Schnell schnürte sie noch die Blätter zusammen, damit nicht ein Windstoß sie wieder durcheinander wirbeln würde. Schließlich nahmen es die Hofbediensteten recht ernst mit dem allmorgentlichen Lüften der Räume. Und sie wollte sich die Arbeit kein zweites mal machen.
Es hatte sie beinah eine Woche gekostet, bis die Bücher geordnet in den Regalen standen, die Blätter abgelegt waren und es hier drin halbwegs ordentlich wirkte. Man konnte sich jetzt sogar wieder an den großen Tisch setzen, ohne vorher Bücher und anderlei Schreibkram von den Stühlen zu räumen.
Wieder legte sie den Blick auf das erste Blatt, dass vor ihr lag. Sie schaute es lange an, doch zeichneten sich nicht wie sonst die Worte darauf ab, die sie sonst so mühelos darauf schrieb. Heute würde jeder Brief ein wahrer Kampf werden.
Kurz seufzend tauchte sie ihre Schreibfeder in die Tinte und begann ihren Brief an Darok. Ein komischer Gedanke, dass er jetzt der Heerführer der Armee war, die im Süden ihr Lager in der Festung der Völker bezogen hatte. Festung der Völker... Clara grübelte schon eine Weile über dem Namen und warum diese Festung so hieß. Bei der Audienz hatte es Darok dann selbst erklärt. Dort schienen sich alle Rassen vereint zu haben, um gemeinsam gegen das Böse zu kämpfen. Clara hätte das bis dahin nie für möglich gehalten.
Die Feder flog jetzt nur so über das erste Blatt und schnell endete sie mit „Hofchronistin ihrer Majestät, Maer von Britannia“. Sie hätte nicht gedacht, dass wenn sie einmal angefangen hatte, es so schnell gehen würde. Doch als sie das Schreiben durchgelesen hatte, knüllte sie es schnell wieder zusammen und warf es in einen Eimer.
Sie begann mit einem zweiten Schreiben an Darok. Ihr Schreiben. Ihre Erklärung, ihre Rechtfertigung, Ihre Entschuldigung. Und diesmal lief die Feder nicht mehr so schnell wie vorher. Mehrmals setzte sie ab und ihre sonst so schöne Schrift hatte einige Tintenflecke bekommen. Aber die Worte wollten nicht so recht kommen. Auch strich sie einige Worte wieder durch. Nein, hier würde sie nicht neu beginnen, dieses Schreiben sollte für sie sprechen.
Doch schließlich vollführte die Feder den letzten Strich und sie war fertig. Seufzend lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. Ihr Blick glitt über die Berge von Arbeit, die auf sie in den nächsten Wochen zukommen würde. Da war so eine Reise doch eine willkommene Abwechslung, wenn diese auch mit Strapazen während der Schiffsreise verbunden waren. Vielleicht hatte sie ja Glück und konnte Darok noch erwischen, bevor er wieder in den Süden aufbrach.
Aber selbst eine Schiffsreise war immer noch besser als von Morgens bis Abends hier im Arbeitszimmer zu sitzen und staubige Papierseiten umzuschichten und die wichtigsten Dinge heraus zu schreiben.
Sie blickte noch einmal auf das Schreiben vor ihr, welches vor ihr auf ihrem Schreibtisch lag. Sie war nicht ganz zufrieden damit. Aber was sollte sie denn sonst schreiben. Außerdem wusste sie eh nicht, wie er überhaupt auf ihren Besuch reagieren würde.
Seufzend und etwas resigniert faltete sie das persönliche Schreiben an Darok zusammen. Sie nahm die Kerze, die auf ihrem Schreibtisch stand zur Hand, stellte sie jedoch noch einmal auf den Tisch, da sie in der ersten Schublade kein Siegelwachs fand.
Erst in der dritten Schublade fand sie etwas. Unter allerlei Sachen, darunter mehrere neue Schreibfedern, Metallklammern, um Papier aneinander zu heften, einige Münzen und zerknäultem Papier lagen die letzten zwei Stangen Siegelwachs.
Sie legte ihre eigene Siegelscheibe, jene Metallplatte mit einem Ring an der Oberseite, so auf das Schreiben, dass die Kanten flach aufeinander lagen. Dann begann sie, das Wachs mit der Kerze zu schmelzen. Darauf acht gebend, dass der Wachsfleck so rund wie möglich wurde, tropfte sich gut einen halben Fingerbreit Wachs auf das Schreiben.
Nun nahm sie ihre Siegelscheibe und drückte es in das noch weiche und etwas flüssige Wachs. Tief durchatmend legte sie die Siegelscheibe beiseite und nahm den Brief in die Hände. Seufzend schloss sie die Augen und legte ihn beiseite. Sie würde die Schreiben nachher einem der Boten des Schlosses geben, damit dieses Schreiben zusammen mit den anderen überbracht werden würde.
Also nahm Clara einen neuen Bogen Papier zur Hand. Sachte tauchte sie die Metallspitze ihrer Schreibfeder in das Tintenfass und streifte sie am oberen Rand ab. Entschlossen tat sie die ersten Schwünge am oberen Rand des Papiers und begann, die Nachricht an den Grafen und Oberst von Britain zu verfassen.
Irgendwie gingen ihr die offiziellen Schreiben leichter von der Hand wie das Schreiben an Darok. Immer wieder gingen ihr ihre Worte durch den Kopf. „Ich freue mich...“ „Ich hoffe, dass...“. Langsam zweifelte sie, ob sie die richtigen Worte gewählt hatte. Aber noch einmal zu einem neuen Schreiben wollte sie auch nicht ansetzen. Es würde nur die selben Worte in anderer Reihenfolge auf das Papier kommen.
Als sie so in Gedanken war, stellte sie rasch fest, dass sie wieder zu Arathel abgeglitten waren. Sie schaute auf das Blatt unter ihrer Feder und fand die Worte, die sie dachte, dort niedergeschrieben. Leise musste sie Kichern. Was wohl der Graf dazu sagen würde, wenn er dieses Schreiben in die Finger bekommen würde.
Doch als sie das Blatt zusammen knüllen wollte, konnte sie es nicht. Sie faltete es zusammen und steckte es in ihre Kleidtasche. Wenn sie ihm irgendwann einmal einen solchen Brief schreiben wollte, waren darauf vielleicht die richtigen Worte.
Sie nahm ein neues Blatt und begann von neuem, die Botschaft an den Grafen zu verfassen. Diesmal achtete sie genau darauf, was sie schrieb und dass sie keine Fehler machte. Nicht noch einmal.
Mit dem letzten Schwung ihrer Unterschrift beendete sie das Schreiben an den Grafen. Irgendwie eine komische Vorstellung. Clara kannte Graf Bolwen von Britain noch als Major Bolwen Govaine. Nun war er zum Grafen aufgestiegen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen faltete sie das Schreiben zusammen und Siegelte es diesmal mit dem mit dem Siegel des Hofes.
Es folgten noch ein Schreiben an den Graf von Minoc, den Baron von Cove, sowie an die Kirche Glarons und an die Totengräberin. Damit sollte fürs erste ihrer Arbeit außerhalb ihres kleinen Reiches im Schloss genüge getan sein.
Nochmals nahm sie seufzend die Schreiben an Darok in die Hände. Mit besorgtem Blick schaute sie darauf, ehe sie sie zu den anderen fünf legte und nach einem Boten schicken lies. Kurz blickte sie zur Uhr hinauf. Das Mittagessen hatte sie einmal mehr verpasst. Aber daran war sie schon gewohnt. Es war also schon kurz vor der dritten Mittagsstunde.
Ihr Blick viel wieder auf die Schreiben. Hatte sie überhaupt Zeit für all diese Besuche? Oder war sie gar dazu in der Verfassung, überhaupt ihrer Arbeit gänzlich nachzugehen. Das Schreiben an Darok musste raus, unbedingt. Sie hatte ihn jetzt schon mehrfach gesehen aber niemals angesprochen. Das war nicht aufzuschieben.
Aber die anderen fünf? Die konnte sie doch sicherlich noch ein paar Tage liegen lassen. Kurz zu sich nickend blickte sie zur Tür, als es klopfte. „Tretet ein“ sprach Clara und ein junger Mann trat ein. Er war vielleicht gerade erst ins Mannesalter eingetreten, wenn überhaupt. Sein mittellanges, braunes Haar war mit einem Lederband an den Kopf gebunden, sein Gesicht glatt rasiert.
Er hatte noch das makellose Äußere, dass sich nur jene Bewahren konnten, die nicht schon von Kindesbeinen an hart Arbeiten mussten.
Der Bote trug die blau-weiße Uniform des Hofes, auf dem mittig auf der Brust das Wappen der Herzogsfamilie säuberlich ein gestickt war. An seinen Füßen hatte er stabile, Waden hohe Stiefel aus dunklem Leder. An seinem Gürtel hing zwar eine Schwertscheide, jedoch steckte kein Schwert darin. Dass hatte er wohl, wie alle, die in das Schloss kamen, den Wachen anvertrauen müssen. Aber sicherlich würde er sich nicht ohne etwas zur Verteidigung auf Reisen begeben. Als der Bote mit einer Verbeugung näher trat, schoss Clara ein Schwall von Rosenwasserduft entgegen.
„Ihr habt nach einem Boten schicken lassen, wehrte Chronistin Elandur?“ Clara nickte kurz.
„Wie ist euer Name, junger Mann?“ fragte Clara.
„Timor Balso, Chronistin Elandur.“
Wieder nickte Clara. „Gut, Bote Timor Balso, ich habe hier ein Schreiben, dass ihr bitte Zustellt. Jenes Schreiben hier ist für den Heerführer Darok bestimmt. Ich weiß allerdings nicht, ob er noch hier in der Gegend verweilt oder schon wieder in der Festung im Süden ist.
Ob ihr das Schreiben nun selbst in die Festung bringt oder es mit dem nächsten Schiff aufgebt, ist mir einerlei. Ich verlange nur, dass dieses Schreiben seinen Empfänger erreicht. Habt ihr dass verstanden, Bote Balso?“
Der Bote nickt leicht. „Selbst verständlich, Chronistin Elandur. Ich werde ihn selbst zustellen, so ich den Heerführer finde. Sollte ich ihn wider erwarten nicht auffinden, so werde ich den Brief meinem Bruder mitgeben, der in kürze mit dem nächsten Schiff gen Süden aufbricht. Er wird ihn so zuverlässig zustellen wie ich es nur selbst könnte.“
„Dann hoffe ich, dass ihr selbst auch zuverlässig seid.“ versetzte Clara ihm trocken.
Timor machte ein etwas beleidigtes Gesicht, sagte jedoch freundlich „Selbst redend bin ich das.“ Mit einer Verbeugung nahm er das Schreiben an sich.
„Was ist mit den anderen Schreiben, Chronistin Elandur?“
Clara schaute kurz zu den Schreiben und steckte sie dann in den Schreibtisch. „Jene gehen erst in den nächsten Tagen raus. So ihr euch bewährt habt, lasse ich wieder nach euch schicken. Und nun zeigt euch meines Vertrauens würdig. Und wenn euch der Heerführer eine Botschaft mitgeben will, wartet bitte so lange.“
„Habt ihr sonst noch einen Auftrag für mich?“ erkundigte sich Timor.
„Ja, das habe ich. Geht für mich bitte in den Hafen und erkundigt euch, wann wieder Schiffe in den Süden aufbrechen.“
Der Bote nickte. „Das werde ich tun und erstatte euch danach Bericht. Glaron mit euch, Chronistin Elandur. Ich melde mich bei euch, so bald ich von meiner Reise zurück bin.“
„Glaron auch mit euch.“ erwiderte Clara und entließ den Boten mit einem Kopfnicken. Kaum das Timor aus dem Zimmer getreten war trat Clara an das kleine Fenster, was zum Innenhof des Schlosses zeigte.
Nach wenigen Minuten sah sie, wie Timor, eingehüllt in einen dicken Mantel, aus dem Schloss kam und in Richtung Ställe ging. Nach wieder ein paar Minuten schoss er dann aus dem Stall und verschwand durch das Wachhaus hinaus in die Stadt.
Seufzend wendete Clara sich ab. Nun waren die Schreiben auf ihrem Weg. Und ändern konnte sie nun auch nichts mehr. Nur warten und auf eine milde Reaktion von Darok hoffen.
Und sie ertappte sich abermals dabei, wie der Blick von ihrem Fenster in Richtung des Hauptquartiers der Garde ging, in der Hoffnung, ihn vielleicht zu sehen.
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Alt 09.01.2011, 17:22
Ver
#10
Clara Elandur
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Ruhig saß Clara in ihrem kleinen Zimmer im Tala auf dem wackligen Stuhl. Jener einzigen Sitzgelegenheit in ihrem Zimmer, wenn man ihr Bett nicht mit in Betracht zog. Ihr Finger hatte sie vorsichtig an die Tischkante des kleinen, abgenutzten Tisches gelegt, welcher nicht weniger wackelig war.
Ihr Blick war stur gerade aus, auf dem kleinen Spiegel vor ihr gerichtet, welcher leicht schief an der Wand hing. Sie betrachtete sich, die kleinen Fältchen an ihren Mundwinkeln, an ihren Augen und auf ihrer Stirn.
Eigentlich sah sie gar nicht so alt aus. Eher sogar jünger, als andere in ihrem Alter. Aber die Locken ihres Haares in beinah reinem weiß ließen sie erscheinen wie zwanzig Jahre älter.
Zweifel durchliefen sie, als sie einige Locken in die Finger nahm und sie gerade zog. Noch vor fünf Jahren waren sie so braun und kräftig in ihrer Farbe. Ein wonniger brauner Lockenkopf, passend zu ihren Augen. Und nun?
Weiß. Nichts als schneeweiße Haare waren zu sehen. Sie nahm es all die Zeit eigentlich recht gefasst. Schließlich war das eine Warnung und Mahnung für sie, es mit der Magie nicht zu übertreiben, Vorsicht walten zu lassen. Sie predigte das jedes mal ihren Schülern, ihre weißen Haare untermalten es zusätzlich.
Aber sie machten sie alt. Zumindest fand Clara dass. Sie zupfte noch einmal an ihren Haaren. Vielleicht lag es daran. Sie sah einfach zu alt aus. Bestimmt dachte Arathel das auch. Sie wirkte nicht wie zweiunddreißig, eher wie beinah fünfzig.
Es musste etwas geschehen. Andere Frauen färbten ihre Haare schließlich auch. Und wenn sie dadurch jünger wirkte und der Mann, dem ihr Herz gehörte, sie daraufhin erhörte, wäre doch alles in bester Ordnung.
Aber würde sie sich damit nicht selbst verraten. Dass, wofür sie immer selbst einstand und es forderte. Ehrlich zu sich selbst sein. Immer diese Zwickmühlen, Clara hatte es langsam satt. Wie gerne würde sie einfach nur das unbeschwerte Leben einer einfachen Hausfrau führen und sich nicht alle Nase lang den Kopf über etwas zerbrechen.
Aber das Leben war halt nicht so einfach für sie. Die Götter wissen, warum sie ihr Leben in diese Bahnen gelenkt hatten. Und warum man ihr Steine in den Weg legte und Knüppel zwischen die Beine warf. Aber Clara war geboren, um zu kämpfen. Und das würde sie, wie immer.
Aber sie wollte auch endlich einen Mann an ihrer Seite. Sie hatte seit gut fünfzehn Jahren keinen Mann mehr an ihrer Seite gehabt. Keinen Mann, der ihr sagte, wie gern er sie habe. Der ihr zeigt, wie Wertvoll sie ihm war. Der sie einfach auf Händen trug und ihr diese schöne Wärme ins Herzen zauberte. Eine Magie, die kein Magier hervorrufen konnte. Nein, dass konnte nur ein Mann, der ihr Herz berührte.
Und sie hatte ihr Herz vor einigen Wochen verloren. Jedoch zeigte der Leutnant der Garde keinerlei Anzeichen, dass er ebenfalls etwas für sie Empfinden würde. Sie deute sein Lächeln vielleicht falsch. Vielleicht deutete sie generell alles falsch.
Aber daran mochte Clara nicht denken. Sie verfiel mehrmals am Tag in einen Tagtraum und jedes mal ging es um die selbe Geschichte. Sie, im Arm von Arathel, Glücklich vereint.
Seufzend stand Clara auf und ging in ihrem Zimmer auf und ab. Warum benahm sie sich in dieser Angelegenheit nur wie ein kleines Mädchen. Noch vor wenigen Wochen hatte sie Alessandra geraten, die Dinge aus zusprechen, wie sie waren. Reinen Tisch zu machen und eine Entscheidung zu treffen. Und nun? Sie umschiffte selbst jede Entscheidung, versuchte, den Ereignissen, welche Tatsachen schaffen würden, auszuweichen. Und zu welchem Preis?
Das sie sich jeden Tag Hunde Elend fühlte, sie mehrmals am Tag weinte, ihre Arbeit vernachlässigte, weil sie von Arathel träumte und bei jedem Gedanken an ihn sich ihr Innerstes so stark zu erhitzen schien, dass sie meinte, sie müsste vergehen, wenn sie nicht im nächsten Moment sich draußen in den Schnee werfen würde.
Liebe mag etwas sehr schönes sein, aber unerwiderte Liebe kann einen umbringen oder zumindest um den Verstand bringen. Sie musste klare Tatsachen herstellen. Sie blieb stehen und hieb sie mit ihrer Faust in die flache Hand.
Und wieder begann sie zu laufen. Wie sollte sie es ihm sagen? Sie war eigentlich eine gradlinige Frau, die sagte, was sie dachte und eigentlich kein Blatt vor den Mund nahm. Aber sie befürchtete, ihre Stimme könnte versagen, wenn sie vor ihm stand. Oder schlimmer, ihre Gedanken entglitten ihr und sie würde die Worte, die über ihre Lippen kamen, nicht mehr kontrollieren.
Nein, sie musste den ersten Schritt anders angehen. In die Offensive gehen musste sie, aber nicht so. Das geschriebene Wort, dass war ihre Stärke. Schnell kramte sie den Zettel hervor, den sie vor einigen Tagen unbeabsichtigt geschrieben hatte, als sie eigentlich eine Botschaft an den Grafen von Britain verfassen wollte.
Damals gingen ihre Gedanken wieder quer und sie landete in einem Halbtagtraum bei Arathel. Und ihre Hand schrieb das nieder, was sie in diesem Moment dachte. Natürlich hatte sie dieses Schreiben nicht an den Grafen gesendet; was hätte der wohl von ihr gedacht.
Aber wegwerfen konnte sie dieses schlichte Blatt Pergament auch nicht. Dort standen die Worte ihrer innersten Gefühle darauf. Jene Gefühle, die sie jetzt wohl nur schwer in Worte fassen konnte, wo sie sich endlich dazu durchgerungen hatte, sich ihm anzuvertrauen.
Sie setzte sich wieder, und das lose Holz des Stuhles knarzte kurz. Irgendwann würde er zusammenbrechen und sie sich auf dem Boden wiederfinden. Und dann würde sie Ferran, dem Wirt des Tala, jedes Einzelteil des Stuhles hinterher werfen, wenn er vor ihr und ihrem Geschrei flüchten würde.
Vom Stapel auf der linken Seite des kleinen Tisches nahm sie ein sauberes Stück Pergament. Sie wusste, dass sie am heutigen Abend einige davon brauchen würde, bis sie damit fertig war. Aber es musste sein, um ihrer selbst willen.
Kaum dass sie die Feder in die Hand genommen hatte, stockte sie auch schon. Wie sollte sie beginnen? Was war die rechte Anrede? Konnte sie ihn beim Vornamen nennen? Wenn nicht, welche Wirkung würde ihr Schreiben erzielen, wenn sie ihn mit Leutnant oder Herr Kantala anreden würde. Aber geziemte es sich gar, ihn beim Vornamen zu nennen?
Kurz brummelnd steckte sie ihre Feder in die Tinte und streifte die Metallspitze kurz ab. Warum machte sie sich schon am Anfang, vor dem ersten Wort diese Gedanken. Das erste Schreiben würde sie eh verwerfen und ein neues Verfassen. Da konnte sie mehrere Anreden probieren und sich für die Beste entscheiden.
Die Feder nahm die ersten Schwünge kratzend auf dem Pergament vor und die Worte formten sich. Mein liebster Arathel!
Ja, der Anfang war geschafft. Nun kam der Rest, der viel schwerer Teil. Kurz überflog sie den Zettel, den sie vor einigen Tagen eingesteckt hatte. Ja, dort stand alles darauf. Aber, wollte sie ihm schon alles offenbaren?
Schnell schallte sie sich. Wenn schon, sollte sie von Anfang an offen zu ihm sein. Offen und ehrlich. Wie sollte sonst ein zusammenleben zwischen ihnen ein gutes Omen nehmen, wenn sie nicht ehrlich und offen war.
Seufzend steckte sie die Federspitze abermals in die Tinte und schrieb weiter. Die Feder fand schneller ihren Weg über das Pergament, wie sie dachte. Nach nur zehn Minuten setzte sie ab. Beinah die ganze Seite war beschreiben.
Kurz überflog sie die Seite und war erstaunlich überrascht über ihre Worte. Positiv versteht sich. Sie würde keine zweite Seite Pergament brauchen am heutigen Abend. Dieses Schreiben war perfekt. Na ja, beinah.
Wie sollte sie unterschreiben? Mit ihrem vollständigen Namen? Oder sollte sie es ihm nicht so einfach machen? Ein schmales und spitzbübisches Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab und sie setzte nur ein schwungvolles und verschnörkeltes C und das Schreiben. Er sollte es nicht so einfach gemacht bekommen. Schließlich hatte Clara es sich auch nicht so einfach gemacht.
Kurz vergewisserte sie sich, dass die Tinte schon trocken war und faltete das Schreiben zusammen. Sie kramte ihr Siegelwachs und ihre schmucklose Metallscheibe zum Siegeln hervor und machte sich daran, das Schreiben zu versiegeln.
Die Kerze, welche auf dem Tisch stand und nur spärlich Licht in dem kleinen Raum spendete, musste abermals für das Siegeln eines Schreibens herhalten. Sie hob die Kerze über das gefaltete Pergament und schob das rote Siegelwachs vorsichtig in die Flamme. Schon kurz darauf begann dieses, Tropfen für Tropfen, auf die Kanten des Schreibens zu tröpfeln.
Rasch nahm sie ihre Siegelscheibe zur Hand. Eine runde Metallscheibe mit einem Ringaufsatz auf der Rückseite. Die Vorderseite war blank, nicht das kleinste Zeichen würde diese Metallscheibe im Siegelwachs hinterlassen.
Und so war es auch. Eine runde, blanke Stelle war in das Wachs gedrückt. Das Schreiben sah so aus wie alle Schreiben, die sie verschickte. Ein Wappen besaß sie ja nicht. Und eines ohne Berechtigung zu nutzen, zog eine große Strafe hinter sich her.
Als sie aufstand zog sie ihren Mantel vom Bett und schlüpfte hinein. Er sollte noch heute Abend dieses Schreiben bekommen. Wenn sie bis morgen warten würde, verließe sie vielleicht der Mut. Und das konnte und wollte sie nicht riskieren.
An der Tür stellte Clara die kleine Kerze auf die Halterung an der Wand und blies sie aus. Dunkelheit hüllte sie in ihrem Zimmer ein ehe sie die Tür vor sich öffnete und der Kerzenschein aus dem Gang herein viel. Schnell schlüpfte sie hinaus und verschloss die Türe hinter sich.
Auf dem Flur war keine Menschenseele zu sehen. Kein Wunder, es war auch kurz vor Mitternacht. Entweder waren die Gäste schon in ihren Betten oder saßen unten im Schrankraum bei einem Bier zusammen.
Clara war dies in jenem Moment auch recht egal. Sie kannte den Weg, den sie nun gehen musste, mehr als genau. Sie ging ihn schließlich jeden Abend seit mehr als vier Wochen. Jedoch sah sie Arathel in dieser Zeit nur selten.
Sie wunderte sich auch nicht darüber. Er war Leutnant der Garde, hatte viel um die Ohren. Und der Dienst ging vor, dies war bei ihr ja nicht anders. Aber sie wollte etwas an der Zeit nach dem Dienst ändern. Warum sollten sie beide jeden Abend alleine Sitzen, keine fünfhundert Schritt von einander entfernt.

Oh, hoffentlich empfand er genauso. Den ganzen kurzen Weg bis hin zu ihrem Haus ging ihr dieser Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Oh, ihr Götter, lasst sein Herz für mich offen sein. Lasst mich Platz darin finden.
Und dann stand sie vor seinem Haus. Alle Fenster waren finster. Entweder schief er schon, oder sein Dienst zog sich dahin. Aber das war Clara jetzt einerlei. Er würde das Schreiben, welches sie im Begriff war, unter der Tür hindurch zu schieben, finden. Ob heute Nacht noch oder Morgen früh spielte dabei keine Rolle. Er würde es finden, nur das zählte.
Sie stand einige Minuten regungslos vor der Tür. Jene Tür, die sie so lange von ihm fern gehalten hatte. Eine Tür, die sie beinah schon hasste, weil sie sich zwischen sie gestellt hatte. Dabei war es nur eine Tür und konnte ja dafür nichts. Und ihre Wut auf sie konnte die Tür ja nicht einmal erwiedern.
Kurz atmete sie tief durch. Dann gab sie dem Schreiben noch einen Kuss und ein kurzes Gebet an Libanú mit und schob es unter der Tür hindurch.
Jetzt war es geschehen und unumkehrbar. Was jetzt auch geschehen würde, es lang nicht mehr in Claras Händen. Und diese Vorstellung jagte ihr Angst ein. Langsam machte sie sich auf den Weg zurück in ihr Zimmer. Die Kälte war in den Grauen Tagen mehr als spürbar, mehr noch, sie jagte einem eine Kälte in die Seele, die durch jeden Knochen zu kriechen schien. Lange wollte sie in dieser Zeit nicht alleine vor der Tür verbringen. Gerade jetzt machten Räuberbanden verstärkt ihre Runden. Und in dieser Zeit konnte sie nicht einmal auf ihre Magie zurück greifen.

In ihrem Zimmer entzündete Clara die kleine Kerze neben der Tür mit einem Zündholz und nahm sie mit zu dem kleinen Tisch. Seufzend stellte sie die Kerze drauf ab und legte ihren Mantel beiseite. Ja, in dieser Nacht würde sie keinen Schlaf finden. Und wohl so lange nicht, bis sie eine Antwort bekam. Wie diese auch ausfallen würde.
Kurz lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, auf dass er erneut knarzte. Die Augen geschlossen blickte sie durch die geschlossenen Lieder in die Dunkelheit und sprach abermals ein stummes Gebet an Libanú. Sie bat still darum, dass sie sein Herz für das ihre öffnen würde.
Und gleich morgen würde sie in das Badehaus gehen und sich ihre Haare braun färben lassen. Warum sich vom Schicksal quälen lassen, wenn man etwas dagegen tun kann.
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Alt 16.01.2011, 07:36
Herzschmerz
#11
Clara Elandur
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Still war es. Still bis auf den tickenden Rhythmus in Claras Ohr. Jenen tickenden Rhythmus, den sie selbst mit ihrer Schreibfeder auf dem Tisch erzeugte, in dem sie die Metallspitze immer wieder auf das Holz der Tischplatte tippte.
Ihre Gedanken waren schon seit Wochen nicht mehr bei der Arbeit. Sie hing weit hinter dem her, was sie sich selbst als Ziel gesetzt hatte. Die Briefe, welche sie hätte versenden sollen, lagen immer noch in der Schublade ihres Schreibtisches. Sie hätte schon längst die Gespräche führen sollen.
Kopfschütteln blickte sie an die gegenüberliegende Wand. Das Ticken immer noch in ihrem Ohr. Was war Schuld daran, dass sie ihre Arbeit nicht mehr nachkommen konnte? Kurz stieß sie trocken lachend auf. Die Antwort wusste sie, auch ohne Nachdenken zu müssen.
Aber was war denn die letzten Wochen geschehen?
Sie hatte sich, wie sie sich vorgenommen hatte, die Haare gefärbt. Und es machte sie wahrlich um Jahre jünger. Sie hatte genau das braun ausgewählt, welches ihre Haare früher hatten. Jedoch erkannten sie Anfangs einige Bekannte nicht mehr. Aber das ging ihr nicht die ganze Zeit durch den Kopf.
Sie hatte Maxon wieder getroffen. Das erste Mal seit sie das Krankenlager im Heilerhaus verlassen hatte. Sie hatte sich gefreut, ihn wieder zu sehen. Ihm einige Fragen gestellt, die ihr auf der Zunge lagen. Sich nicht weiter über die Antworten gewundert, da sie diese erwartet hatte. Und ihm zu verstehen gegeben, dass sie an seiner Stelle nicht anders verhalten hätte.
Aber dass war nicht, was ihr die ganze Zeit durch den Kopf ging.
Sie hatte mit erlebt, wie Maxon und Darok sich wie kleine Kinder stritten. Männer halt. Und warum, weil sich Maxon neben Daroks verlobte gesetzt hatte. Nelin. Wenn Clara jetzt darüber nachdachte, könnte Nelin Daroks Tochter sein. Herje, wenn Clara etwas älter wäre, vielleicht zwei oder drei Jahre, konnte sie sogar ihre Mutter sein.
Aber dass war es auch nicht, was ihr die ganze Zeit durch den Kopf ging.
Arunalo hatte ihr erst vor kurzem erzählt, dass er Besessen war. Her je, damit sollte er lieber hinter den Berg halten. Die Glaronstempler würden sich über so eine Aussage gewiss freuen und ihn einem Verhör unterziehen. Kadett der Garde hin oder her.
Aber auch dass war es nicht.
Der Tumult im Tala? Nein!
Die schiere Größe der Berge von Arbeit? Nein!
Der Schnee, der mittlerweile in der Stadt lag und das vorankommen von einem Ort zum anderen erschwerte? Nein!
Das ihr das Essen seit Wochen nicht schmeckte? Nein!
Das sie launisch wurde und jeden mehr oder wenig gereizt ein paar Worte versetzte? Nein! Naja, vielleicht etwas. Es hing ja mit dem einen Thema zusammen, dass ihr nicht mehr aus dem Kopf ging.
Arathel!
Sie dachte seit Wochen ununterbrochen nur noch an ihn. Sie benahm sich in der Öffentlichkeit immer recht merkwürdig. Im Tala oder anderen Gasthäusern saß sie immer in Blickrichtung Tür. Während eines Gespräches schaute sie immer wieder dort hin.
Kam er nicht, würde sie immer recht schnell patzig. Und er kam eigentlich nie. Wenn sie abends in ihr Bett ging, gehörten ihm auch ihre letzten Gedanken vor dem Einschlafen. Doch sie machte sich auch vorwürfe. Noch schwere seit ihrem Brief.
In den Grauen Tagen hatte sie Arathel diesen, ihren Brief zukommen lassen. Persönlich sogar unter seiner Tür hindurch geschoben. Nun war der Rado sogar schon fast vorbei. Und sie hatte ihn seit diesem Tag weder gesehen noch irgend ein Lebenszeichen von ihm erhalten. Er war wie verschollen.
Clara machte sich Vorwürfe, Gedanken und stellte alles gleichzeitig in Frage. Hatte sie recht gehandelt? Dass sie diesen Schritt ging und nicht er, ein Mann? Schickte es sich überhaupt? Oder hatte sie eine Grenze überschritten?
Aber das hatte Clara bisher noch nie interessiert. Sie ging immer ihren Weg. Geradlinig und mit wenigen oder keinen Kompromissen. Es wäre nicht ihre Art gewesen, eine ewige Zeit herum zu sitzen und auf ein Zeichen von ihm zu warten. Vielleicht wäre auch nie eines von ihm gekommen oder sie hätte es übersehen. Und so viel Zeit blieb ihr nicht mehr.
Sie merkte, dass ihre Uhr bald abgelaufen sein würde. Sie wünschte sich Kinder. Dass musste sie sich nun eingestehen. All die Jahre auf Reisen unterdrückte sie alles. Den Wunsch, einen Mann an ihrer Seite zu wissen, den Wunsch nach Kindern, nach einem Heim. Sie war eine Nomadin. Eine Nomadin auf der Jagd nach Wissen.
Nun aber, nach dem Vorfall im Tala und nach dem Gespräch mit Maxon hatte sie es erlaubt, dass ihr Herz sich öffnete. Und promt war es geschehen.
Ein Gedanke durchzuckte sie. Maxon!
Sie hatte ihm nach ihrem letzten Gespräch einen Kuss der Dankbarkeit auf die Wange gegeben. Und damals im Heilerhaus auch schon. Und sie hatte seinen Blick gesehen. Und ihm gefiel es wohl, dass sie sich ihre Haare gefärbt hatte. Es machte Clara jünger. Oh, bei den Göttern! Clara durchfuhr es Eiskalt.
Sie hoffte inständig, dass es nicht dass war. Er war doch Jahre jünger wie sie. Sie betete im Stillen hinein, dass er nicht so empfand. Sie würde es nicht erwidern können. Sie würde ihn verletzen, dass war ihr klar. Sie wollte es aber nicht. Nicht, nach all dem, was geschehen war.
Jetzt erkannte Clara den Schmerz, den Alessandra gefühlt hatte. Und wie töricht ihr Rat gewesen war. Erst wenn man selbst diese Gefühle kannte, wusste man, wie man sich fühlte. Aber noch gab es Hoffnung, dass es nicht so war. Es musste ganz einfach so sein. Ihr Herz gehörte Arathel.
Clara kam aus ihren Gedanken, als sie die Turmuhr schlagen hörte. Es war Zeit, in ihr Zimmer aufzubrechen. Erledigt hatte sie heute wieder nichts.
Clara runzelte jedoch die Stirn, als sie ein komisches, kratzend klickendes Geräusch vernahm. Sie blickte sich um und dann zu ihrer rechten Hand. Darin befand sich ihre Schreibfeder. Die Spitze lag abgebrochen auf dem Tisch. Der gesplitterte Schaft kratzte über das Holz und hinterließ dieses Gänsehaut erschaffende Geräusch.
Leicht grummelnd warf Clara Feder und Spitze, welche verbogen war, weg. Das war schon die dritte Feder diese Woche. Sie sollte besser mit ihren Fingern auf den Tisch tippen. So langsam wurde es teuer, jeden zweiten Tag eine neue Feder zu kaufen.
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Alt 16.01.2011, 19:50
Zerrissenes Herz
#12
Clara Elandur
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Benommen taumelte Clara die Stufen im Tala empor, gerade Wegs zu ihrem Zimmer. Zumindest hoffte sie es. Sie war wie betäubt und nahm nichts um sich herum wahr. Ihre linke Hand strich bei jeder Stufe, die sie nahm, über die Wand. Langsam und stockend, bald stolpernd kam sie nur voran.
Sie stand zwei mal vor der falschen Tür, rüttelte und schüttelte daran, doch sie ging nicht auf. Zum Glück waren die Bewohner dieser Zimmer schon ausgeflogen oder hatten einen festen Schlaf. Zumindest begegnete sie niemandem in diesem Zustand.
Endlich fand sie ihr Zimmer. Ihr kam es vor, als hätte sie dafür Stunden zugebracht, aber mit Sicherheit waren es nur wenige Minuten. Oder nicht?
Der Riegel glitt von innen in das Schloss, die Türe war geschlossen. Völlig erschöpft sank Clara an die Tür gelehnt zu Boden. Die Nacht war Ereignisreich. Jedoch mit Ereignissen, die sie sich nicht gewünscht oder erhofft hatte.
Sie zog die Knie an, als sie auf dem Boden zum stillstand kam. Kaum hatte sie ihre Knie mit den Armen umschlungen, da legte sie auch schon den Kopf gegen die Knie und sie begann zu weinen. Sie wusste nicht, ob sie vor Schmerz weinte oder vor Kummer. Es brach einfach aus ihr heraus. Warum musste er ihre schlimmsten Befürchtungen wahr werden lassen? Warum musste er sie lieben?
Schluchzend rang Clara nach Luft, als sie mit umschlossenen Knien auf dem Holzboden ihres Zimmers saß. Wäre es nicht gerade Tag geworden, sie säße in einem Stock Finsteren Zimmer. Und irgendwie wünschte sie es sich auch. Die Welt solle einfach von einem großen, schwarzen nichts verschluckt werden und ihre Probleme gleich mit auffressen.
Aber nichts geschah. Alles blieb, wie es war. Ihr kleines Zimmer, mit dem wackeligen Stuhl, dem leicht schiefen Tisch. Ihr Bett, dass so durch gelegen war, dass sie langsam Rückenschmerzen vom liegen darin bekam.
Sie blickte hoch zur Decke, den langen Stützbalken entlang, der durch ihr Zimmer führte und das Dach stützte. Die einzige Frage, die in ihr brannte, war das WARUM?
Seufzend vergrub Clara wieder ihre Augen auf den Knien. Sie merkte den kalten, nassen Fleck, den sie eben in ihr Kleid geweint hatte, störte sich jedoch nicht daran. Warum liebte er sie? Was hatte sie nur getan?
Clara viel es wie Schuppen von den Augen und sie blickte erschrocken auf. Sie hatte sich gegen Kalian gestellt, als er mit ihr im Tala war. Er dachte wohl, sie wollte ihn verteidigen. Naja, irgendwie war es ja auch so. Nicht nur irgendwie.
Clara rieb sich erst die Augen, dann die Schläfen. Aber, wie konnte sie seine Liebe erwidern? Konnte sie es überhaupt? Sie hatte vor noch nicht einmal einen Monat Arathel ihre Liebe gestanden. Von Arathel kam nichts zurück. Und er? Er tat es ihr gegenüber. Er hatte den Mut, es ihr Angesicht zu Angesicht zu sagen. Und sie?
Sie hatte Arathel nur einen Brief geschrieben, nicht einmal ihren Namen darunter gesetzt. Seit diesem Tag hatte sie ihn auch nicht mehr wieder gesehen. Was ihre Sehnsucht nur antrieb. Oder wusste er Bescheid und ging ihr absichtlich aus dem Weg, damit er nicht ihre Gefühle verletzen musste?
Sie brauchte Gewissheit. Sie musste wissen, wie Arathel zu ihrer Liebe zu ihm Stand. Aber was dann? Sollte er auch Gefühle für sie hegen, säße sie in der Zwickmühle wie einst Alessandra. Oh, wie gut sie jetzt dieses junge Ding verstand. War sie doch bist jetzt nie in dieser Lage.
Wenn sie es sich recht eingestand, waren da auch Gefühle für Maxon. Aber, welche? Sie konnte es nicht recht deuten. Sollte sie etwa auch Liebe für ihn empfinden. Schließlich war er auch ein sehr netter Mann, direkt wie sie, ehrlich. Zumindest dachte sie es. Aber sie kannte jenen Mann auch erst seit dem Abend, an dem Kalian sie beide im Tala überfiel.
Oh Herz, was rätst du mir? Doch es schwieg. Es schmerzte sie nur, egal, an wen sie dachte. Einen von beiden musste sie Leid zufügen. Nur welchem? Und, wie stand es um ihre Glaubwürdigkeit, da sie Arathel Liebe bis in alle Ewigkeit geschworen hatte?
Clara stand mittlerweile. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, wie sie aufgestanden war. Jetzt bewegte sie sich in ihrem kleinen Zimmer hin und her. Die Bodendielen knarzten unter jedem Schritt. Und in ihrem Kopf hämmerte es, dass sie mit diesen Schlägen ohne weiteres Metall hätte formen können.
Konnte dieser Mann, dieser... Clara wollte diese Sachen nicht einmal denken, die ihr schon jetzt durch den Kopf gingen. Aber, konnte er nicht einfach einen Mond früher hinterm Berg hervor kommen. Damals, auf dem Marktplatz? Oder hätte Clara seine Blicke vielleicht doch richtig deuten können? Jetzt war es auf jeden Fall zu spät. Die Katze war aus dem Sack. Beide Katzen.
Schwer seufzend viel Clara auf ihr Bett und legte sie Quer hinein, ihren Blick starr an die Decke gerichtet. Die Worte von Maxon gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Hast du noch einmal fünfzehn Jahre Zeit zum Warten?
Nein, die hatte Clara nicht. Ihre Zeit ging dem Ende entgegen. Zumindest jene Zeit, in der sie Kinder gebären konnte. Aber, wäre Maxon der richtige Vater für ihre Kinder? Oder doch eher der ruhig, interessante und, zumindest für Clara, mysteriöse Leutnant der Garde? Mit einem festen Einkommen, einer guten Stellung und hohem Ansehen?
Oder eben Maxon, einem Mann, der sich sein Geld hier und dort verdiente, frech und etwas vorlaut war, sie zum Lachen brachte und ihr offen in ihr Gesicht gestand, dass er sie liebe?
Diese Entscheidung würde sie weder heute noch morgen treffen können. Nicht, bevor sie nicht endlich mit Arathel geredet hatte. Sie musste endlich Gewissheit haben. Diese Sehnsucht und das Unwissen machten ihr mehr zu schaffen, wie die Gedanken um die Zwickmühle, zwischen zwei Männern zu stehen.
Alessandra! Wieder durchzuckte sie es wie ein Schlag und sie saß mit einem Ruck aufrecht im Bett. Sie hatte das schon hinter sich. Sie hatte sich für den jungen Kadetten Turan entschieden und nicht für den Schreiner Dogrem. Sie hatte das alles schon erlebt. Sie musste Rat wissen.
Im nächsten Moment war sie schon auf den Beinen und wieder einen Liedschlag später saß sie an ihrem kleinen, wackligen Tisch, die Schreibfeder in der Hand, ein neues Pergament unter ihrer Linken.
Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus und schnell hatte sie die leere Seite beschreiben. Nicht in allen Einzelheiten erklärt, aber dennoch sollte es ihr reichen, ihr Problem zu verstehen.
Im Laufschritt eilte sie nach unten gen Schankraum. So früh am Morgen würden noch nicht viele Boten da sein, aber es würde sich mit Sicherheit einer finden lassen.
Kaum hatte sie den Türgriff zum Schankraum in der Hand, blieb sie wie erstarrt stehen. Was war, wenn Maxon noch da war? Sie hatte ihm gesagt, dass sie sich schlafen legen würde, da sie in dieser Nacht noch nicht zu Ruhe kam.
Schwer schluckend öffnete sie die Tür und trat leise in den Schankraum ein. Der hintere Teil war, den Göttern sei Dank, leer. Und von vorne wurden ihr nur wenige Stimmen entgegen getragen.
Langsam ging sie näher an den Durchgang heran und blickte vorsichtig in den vorderen Schankraum. Seufzend entspannte sie sich, als sie Maxon nirgends entdecken konnte. Als sie sich zum Tresen wendete, schenkte Teresa ihr einen merkwürdigen Blick, sagte jedoch nichts.
Am Tresen erkannte Clara nur zwei Boten. Der jüngere machte einen ungepflegteren Eindruck, daher sprach sie den älteren an und drückte ihm das Schreiben und einige Münzen in die Hand. Schon kurz darauf verschwand er durch die Tür hinein in den Winter. Es schien wieder zu schneien angefangen zu haben. Aber das interessierte Clara nicht.
Auf ihrem Zimmer legte sie sich wieder in ihr Bett. Sie war nicht mehr müde. Ganz und gar nicht. Sie war so aufgewühlt wie seit dem Tage, als sie sich eingestehen musste, dass sie Arathel liebte. Und nun schien ihr Herz für zwei Männer zu schlagen. Es fühlte sich an, als wolle es in ihrer Brust zerreisen.
Clara Elandur ist offline  
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Alt 18.01.2011, 16:07
Herzschmerz kann auch ein Raub nicht nehmen
#13
Clara Elandur
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Was dachte sich dieser Kerl eigentlich? Eigentlich hätte sie ihm gleich eine Ohrfeige für das geben sollen, wozu er sich erdreistet hat. Aber was tat sie? Nichts!
Schlimmer noch, sie hatte sich ihm gänzlich hingegeben und es genossen. Wie konnte sie nur? Sie hatte sich noch nicht entschieden, ihr Herz hatte sich noch nicht entschieden, und sie ließ so etwas mit sich machen.
Was Maxon getan hatte? Er hatte sich einen Kuss von ihr gestohlen. Geraubt, wie ein dreister Dieb. Am hellen Tag, mitten im Britainer Park. Clara war immer noch außer sich. Jedoch konnte sie nicht sagen, ob vor Wut oder Wonne.
Gerade verließ sie den Park durch die Südpforte. Sie hatte nicht wirklich viel von der spärlichen, unter dem Schnee versteckten Vegetation mit bekommen. Sie war viel zu sehr in ihre Gedanken vertieft.
Und ihre Gedanken, was waren sie? Wut oder Wonne? Ihr lief es heiß den Rücken hinab, als sie an den Kuss dachte, den sich Maxon von ihr gestohlen hatte. Und im selben Moment eiskalt, weil er diese Dreistigkeit besaß.
Jetzt, wo sie wieder klar denken konnte, wollte sie ihm am liebsten eine Ohrfeige verpassen. Aber dazu wahr es nun mehr als zu spät. Er war sicherlich schon in die andere Richtung aufgebrochen. Aber beim nächsten Mal...
Beim nächsten Mal würde sie auch nicht nein sagen... Er küsste schließlich gut... für so einen jungen Burschen. Clara begann zu grinsen.
Ja, er hatte wohl alles, was er noch hatte, in die Waagschale geworfen. Clara war schließlich Ehrlich zu ihm gewesen und er wusste, dass er nicht der einzige war. Dass ihr Herz zerrissen war, zwischen ihm und Arathel.
Hauptmann Arathel mittlerweile. Jonas hatte es ihr gesagt. Oh, ihr Götter! Sie hatte mit Jonas darüber gesprochen. Und er wusste nun alles. Hoffentlich würde er still halten können. Wenn es jemand Arathel sagen sollte, wer ihm den Brief geschrieben hatte, dann doch wohl sie selbst.
Ob er wohl gegenüber Alessandra verschwiegen war? Und wenn nicht? Ach, dass war auch egal, sie wollte ohnehin mit ihr reden. Eben gerade darüber. Vielleicht sollte sie mit beiden gleichzeitig reden. Schließlich hatte auch Jonas ein offenes Ohr und schien Rat zu wissen.
Es ist schon peinlich, dass eine Frau mit zweiunddreißig Jahren den Rat bei solch jungen Dingern suchen muss. Aber, was sollte sie sonst tun? Sie war zwar schon einmal verlobt, aber dass ist nun mehr als fünfzehn Jahre her. Und wirklich etwas von... wie sagt man... trauter Zweisamkeit kam eh nie auf.
Kurz hörte Clara das rauschen von Wasser, sie war wohl über eine der Brücken in der Stadt gegangen. Ihre Gedanken gingen aber schon wieder zurück zu Maxon und Arathel.
Was konnte Maxon in die Waagschale werfen? Er war nett, spontan, ehrlich, direkt und brachte ihr Herz zum entflammen.
Und Arathel? Er war höflich, aufmerksam, nett, hatte gute Manieren, gutes Ansehen, eine hohe Position innerhalb der Garde, war in der Stadt etabliert, geheimnisvoll und schweigsam. Aber gerade das war es, was ihn so anziehend für Clara werden lies. Er war für sie ein großes Mysterium.
Wenn sie rein nach der Vernunft gehen würde, so würde sie zu Arathel tendieren. Er war die bessere Partie. Jedoch wusste sie kein Stück weit, wie er zu ihr stand. Ob er gleich empfand oder gar keine Gefühle für sie hatte. Dass musste endlich richtig gestellt werden. Am besten heute noch. Oder Morgen. Spätestens nächste Woche.
Denn sie hatte sich von Maxon nur einen Mond Zeit erbeten, bevor sie eine Entscheidung treffen wollte. Oder ihr Herz. Aber ihr Herz schwieg dazu. Es tat nur weh, egal, an wen sie dachte.
Her je, warum ist nichts jemals einfach? Clara würde wütend, nicht über Maxon, nicht über Arathel. Sondern auf sich. Sie hätte doch ihr Herz verschlossen halten sollen. Dann hätte sie den ganzen Ärger jetzt nicht.
Männer. Sie verkomplizieren das Leben nur um ein vielfaches. Aber sie machen es auch um ein vielfaches Lebenswerter.
Seufzend lehnte Clara mittlerweile an einer Mauer. Noch einen Mond ihre Arbeit liegen lassen würde sie so weit in den Rückstand bringen, dass sie es kaum noch aufholen würde. Aber, was sollte sie tun? Sie konnte nicht einmal einen klaren Gedanken fassen. Wie sollte sie da an ihre Arbeit denken können.
Nein, erst muss diese Entscheidung getroffen werden. Erst dann kann es weiter gehen. Aber wie sollte sie sie treffen können? Es war zum Mäuse melken. Jeder Weg, den sie sich vor Augen führte, war eine Sackgasse oder viel vor ihr steil in eine Schlucht ab.
Sie stand in ihren Gedanken an einer Kreuzung. So, wie sie es Alessandra erklärt hatte. Links auf dem Weg stand Arathel. Auf dem rechten Maxon. Und wenn sie gerade aus gehen würde, würde sie alleine bleiben. Erst einmal.
Aber, hatte sie für den Weg gerade aus noch die Zeit? Die Zeit, weitere ein oder zwei Jahre zu warten? Könnte sie dann noch Kinder gebären?
Clara seufzte neuerlich. Nein, den Weg gerade aus, wie sie ihn Jahre lang gegangen ist, ohne nach links oder recht zu sehen, diesen Weg konnte sie nun nicht mehr weiter gehen. Diese Zeit war ihr nicht mehr vergönnt. Und wenn sie an all die Mütter dachte, die glücklich ihre Kinder auf dem Arm wiegten, durchlief sie ein Schauder.
Ihr wurde Angst bei dem Gedanken, dieses Gefühl nicht auch einmal zu fühlen. Jede ihrer alten Freundinnen und Bekannten hatte Kinder. Oder sogar mehrere. Und sie? Eine alte, vertrocknete Jungfer, bis jetzt noch von keinem Mann berührt.
Sie war wieder in Bewegung, dass merkte sie. Auch, dass ihr einige Tränen die Wange hinab liefen. Der kalte Wind ließ die Tränen wie Nadelstiche auf ihrer Wange brennen. Was wollte sie? Was wollte sie wirklich?
Wenn sie rasch Kinder haben wollte und auf den Rest, den guten Status und was sonst dazu gehörte verzichten konnte, dann musste sie sich für Maxon entscheiden.
Wollte sie jedoch in der Stadt und im Herzogtum gut angesehen sein, so war Arathel die richtige Wahl. Jedoch konnte es hier sein, dass sie selbst erst noch etwas um ihn werben musste.
Ihr Götter, wohin sind wir nur gekommen, dass eine Frau einen Mann umwerben muss. Sie kam sich verzweifelt vor. Und je mehr Zeit verstrich, desto verzweifelter fühlte sie sich.
Es gab nur einen rechten und einen linken Weg, kein Auge zu und durch mehr. Die Zeit, in der sie vor dieser Entscheidung davon laufen konnte, war endgültig vorbei.
Ohne es zu merken, stand sie schon einige Zeit vor Arathels Haus. Da es Tag war, konnte sie nicht sagen, ob er zu Hause war oder nicht. Aber das sollte nun keine Rolle spielen.
Sie legte sich ihre rechte Hand auf die Schulter und den Kopf darauf und stellte sich vor, es sei Maxon, der ihr wieder einen Kuss geben wollte. Nein, sich einen stehlen.
Oder vielleicht Arathel, der sie in seinen starken Händen hielt?
War es schon schwer, in Gedanken nur bei einem Mann zu sein und den Herzschmerz für einen Mann zu ertragen, so war diese doppelte Pein beinah drei mal so schlimm.
Clara richtete sich wieder vollends auf und blickte voran. Sie sah nur noch die Tür zu Arathels Haus und noch bevor sie einen Gedanken fassen konnte, stand sie schon davor, die Hand erhoben. Nur einen halben Liedschlag später hörte sie schon das Pochen, welches ihre Hand auf dem massiven Holz der Eingangstür hinterließ.
Jetzt war die Stunde für Entscheidungen, nicht morgen und nicht in einer Woche.
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Alt 21.01.2011, 17:16
Die Katze aus dem Sack und alle Karten offen auf d
#14
Clara Elandur
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Es war vollbracht. Sie hat ihm alles gesagt. Sich gefühlt, als würde sie sich vor ihm ausziehen. Ihn in ihre Seele blicken lassen. Ihn verstehen lassen. Ihn wissen lassen. Einfach alles. Nun konnte sie nichts anderes, als abwarten und hoffen.
Kalt wehte ihr der Wind um die Nase, als sie sich auf dem Weg zurück in den Tala befand. Knirschend wehrte sich der Schnee unter ihren Füßen, als wolle er lautstark Protestieren, dass sie auf ihn trat.
Wenn Clara doch nur die Zeichen besser deuten konnte, die ein Mensch zeigte. Was solle sie nun davon halten? Von seiner Reaktion? Seinen... Worten?
Sie war verwirrt. Er wohl auch, zumindest am Anfang. Dann... überrascht? Erschrocken? Geschockt? Er schwieg erst und versteckte sich hinter seinem Weinkelch. Sie hätte schwören können, dass ihm bei ihren Worten alle Farbe aus dem Gesicht gewichen ist. Oder vielleicht täuschte sie sich auch nur.
Ach, es war auch egal. Die Katze war nun aus dem Sack. Die Karten, ihre Karten, lagen offen auf dem Tisch. Es gab kein Zurück mehr und dass war auch gut so.
Was sagte er dann? Er fühle sich geehrt, dass sie solche Worte an ihn richtete. Ach, Arathel war schon ein süßer Mann. Zuvorkommend, aufmerksam... und vor allem zurückhaltend. Ein ganz anderer Schlag Mann wie Maxon. Und Clara wusste es nun genau, so ziemlich zumindest. Doch überstürzen würde sie nichts. Schließlich hatte Arathel ihr keine Antwort gegeben.
Irgendwie hatte Maxon recht. Die Liebe ist ein seltsames Ding. Anstelle von Wohlbehagen und tiefster Genugtuung bekommt man von ihr Herzschmerz, Leid und Kummer. Dieses Spiel Libanú´s ist mehr als merkwürdig.
Aber sie glitt wieder mit ihren Gedanken ab. Sie stand mittlerweile vor der Tür des Gasthauses. Aus dem Schankraum kam ihr ein dumpfer Lärm entgegen. Sie hörte Stimmen, die im Gewirr und durch die Dämpfung der Tür nicht verständlich waren. Sie hörte jemanden singen, scheinbar unterhielt eine Dame die Gäste. Und sie hörte grobes Gelächter.
Seufzend wandte Clara sich der Tür zu dem Teil zu, in dem es zu ihrem Zimmer ging. Sie brauchte jetzt keine Gesellschaft, danach war ihr nicht. Es sei denn, es war die Gesellschaft Arathels. Und jene hatte sie bis vor wenigen Augenblicken genossen.
Jetzt aber wollte sie alleine sein, über das nachdenken, was sie gesagt hatte, was er gesagt hatte. Was sie nicht gesagt hatte, aber gedacht. Was sie Maxon sagen sollte. Und wie! Und überhaupt, warum ihr Herz so verrückt spielte, wenn sie in Arathels nähe kam.
Mit Maxon war es nicht das selbe. Er schaffte es zwar immer wieder, sie zum lachen zu bringen, ihren Körper zu erregen, sie ein wenig in seinen Bann zu ziehen. Jedoch mehr nicht. Er schaffte es nicht, ihre Gedanken an ihn zu fesseln. Geschweige denn ihr Herz. Sicher liegt es daran, dass er noch so jung ist. Clara redete sich wieder Sachen ein.
Nur kurz schenkte sie Ferran ihre Aufmerksamkeit und nickte ihm zu, was heute ein wenig unfreundlich ausfiel. Gut, er war es mittlerweile gewohnt. Schließlich hatte sie seit fast 2 Wochen schlechte Laune. Und seit sie kaum mehr Schlaf fand und der, den sie fand, nur unruhig war, war sie mehr als schlecht Gelaunt, wenn sie morgens zum Frühstück herunter kam.
Sie steuerte ihr Zimmer direkt an. Kaum dass sie drinnen war, schlüpfte sie aus ihren Stiefeln. Dort, wo sie landeten, bildete sich gleich eine kleine Pfütze Schmelzwassers, der vom Schnee an ihren Stiefeln stammte. Mit einem kleinen Sprung landete sie in ihrem Bett. Der Rost protestierte lauthals gegen diese schlechte Behandlung, schwieg aber schnell wieder.
Sie wälzte sich auf den Rücken und betrachtete die Deckenbalken über ihr. Ihr Herz hatte gesprochen, sich entschieden. Daran lies sich nichts mehr ändern. Und wenn sie ehrlich zu sich war, so konnte sie diese Entscheidung voraus ahnen. Und sie empfand es nicht als schlimm.
Aber die Tatsache, dass sie sich vor Maxon stellen musste und ihm reinen Wein einschenken würde, die machte ihr Angst. Er benahm sich ja jetzt schon eifersüchtig. Obwohl er ja noch gar kein Recht dazu hatte. Und die Anspielung mit dem frisch geschliffenem Schwert machte die Sache nicht einfacher.
Sie schloss die Augen und ein lauter Seufzer entfuhr ihr. Für wahr, nichts war jemals einfach. Als sie die Augen geschlossen hatte, sah sie Arathels Gesicht vor sich. Und sie malte sich aus, wie er sie küsste.
Ein Schauer warmer Wonne durchflutete sie. Wenn sie schon so fühlte, nur in Gedanken, wie würde es sich dann anfühlen, wenn es Wirklichkeit werden würde? Clara schlang die Arme um ihren Körper und wiegte sich im Bett hin und her.
Je endete jedoch dieses schöne Gefühl. Sie hatte noch keine Antwort von ihm bekommen. Er hatte sich Zeit erbeten, da Clara mehr oder weniger mit der Tür ins Haus viel. Das verstand Clara. Aber nun malte sie Luftschlösser. Und jene zerplatzten nur all zu leicht und viel zu schnell.
Sie öffnete wieder die Augen und blickte den Balken direkt über ihr an. Sie fühlte sich dem Wahnsinn nahe. Und, wenn sie sich genauer betrachtete, so konnte sie die Verzweiflung in ihren Augen sehen. Ach, warum hatte sie nur all die Jahre ihr Herz verschlossen gehalten? Sie könnte längst leiert sein, Kinder haben und müsste sich jetzt nicht dem hier aussetzen.
Aber, würde sie es sich wirklich wünschen wollen? Dass sie dass hier alles nicht durchstehen musste? Dass sie auch lieber auf diese Gefühle verzichten wollte, diese schönen, wenn sie an ihn dachte?
Nein! Niemals! Und es konnte ja nur besser werden. Wenn er seine Gefühle gestand und zu ihr stehen würde, dann würde alles besser werden. Ja, wenn...
Clara drehte sich auf den Bauch und zerrte an ihrem Kissen, bis es vor ihr lag, so dass sie ihren Kopf darauf legen konnte. Sie biss kurz hinein. Hätte sie vielleicht doch lieber den einfacheren Weg wählen sollen? Mit Maxon? Arathel hatte scheinbar den Brief nicht zuordnen können. Zumindest hatte er kein Wort darüber verloren. Oder er wusste es, konnte aber ebenfalls nichts dazu sagen.
Und Maxon? Er sagte zumindest, dass er sie liebte. Aber für wie lange? Die nächsten paar Jahre? Und dann lies er sie sitzen, für eine Jüngere, besser aussehende...
Nein, sie hatte es schon Richtig gemacht. Sie spielte bei beiden mit offenen Karten. Na ja, Arathel hatte sie nichts von Maxon gesagt. Dazu kam sie nicht mehr. Sie hatte schon die größte Mühe, überhaupt etwas dazu zu sagen. Aber, sie hatte es geschafft.
Sie würde ihm davon erzählen. Vielleicht. Wenn er fragen würde. Wenn nicht, dann war es auch egal. Sie musste ihm ja nichts davon sagen, nichts von dem, was er mit ihr alles angestellt hatte. Nicht den Kuss, den er sich geraubt hatte.
Nicht dieses... Sie dachte kurz nach, fand aber kein sittliches Wort für Am Ohr knabbern. Den Handkuss, den er ihr gab. Und all das, was er ihr erzählte. Nein, Clara glaube, dass es nur eine Schwärmerei von Maxon war, die er im Moment für sie hegte, da sie ihn zu beschützen hatte wollen gegen Kalian.
Sie redete sich in letzter Zeit viel ein. Im Moment, dass Maxon diese Schwärmerei schnell wieder vergessen würde. Und wenn sie dann mit ihm Leben würde, dann wäre sie hinterher wieder alleine. Ja, so etwas redete sie sich ein.
Wieder seufzte sie und biss in ihr Kissen. Warum, ihr Götter? Was habe ich verbrochen? Sie empfand es beinah als Strafe, dass ihr Herz so zerrissen wurde. Dass sie auch wusste, einem Weh tun zu müssen.
Aber was hatte Maxon gesagt, sie solle eine Entscheidung für sich treffen. Damit es IHR gut ginge. Her je, bis jetzt hatte sie meist zugunsten eines anderen Entschieden. Sie mochte es überhaupt nicht, sich selbst irgendwie in den Mittelpunkt zu rücken. Aber die beiden Herren ließen nichts anderes zu. Sie war der Mittelpunkt dieser Angelegenheit.
Kurz knüllte sie ihr Kissen und schlug zwei mal darauf ein. Sie musste sich nichts vor machen, denn ihr Herz hatte entschieden. Wenn sein Herz auch so entscheiden würde, wäre sie die glücklichste Frau der Stadt. Vielleicht sogar des Herzogtums. Aber noch hieß es warten. Und Beten, dass Maxon sie nicht so schnell um eine Antwort bitten würde. Das kostbarste, was sie im Moment hatte, war Zeit. Denn davon hatte sie nicht mehr so viel. Aber sie würde jede Sekunde her schenken, wenn sie damit der Entscheidung von Arathel näher kommen würde. Und, der Entscheidung gegenüber Maxon entfliehen konnte.
Clara legte sich wieder auf den Rücken und blickte zur Decke. Sie verspürte einen ungeheuren Drang, ihre Kräfte heraus zu lassen. Aber nicht hier. Das Gebälk würde es nicht überleben, wahrscheinlich nicht einmal der Gasthof. Und dann konnte sie alle Hoffnung fahren lassen, jemals mit Arathel zusammen zu kommen.
Nein, sie würde sich etwas anderes suchen, woran sie ihre Wut, ihre Verzweiflung und ihren Drang heraus lassen konnte. Irgendwo würde sie etwas finden. Aber nicht mehr heute. Es war spät.
Die dumpfen Gespräche, die sie sonst durch die dünne Decke vernahm, waren sichtlich abgeebbt. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es um die Mitternachtsstunde war. Sie musste abermals versuchen, Schlaf zu finden. Und wenn nur für wenige Stunden. Alles war besser, als wieder die ganze Nacht wach zu liegen und nach zu denken.
So schloss Clara die Augen und wartete auf den Schlaf.
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Alt 10.02.2011, 17:16
Flucht oder L
#15
Clara Elandur
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Leise knackte es links von Clara. Sie hörte es genau, geschätzt 20 Fuß entfernt. Dann knackte es wieder, weiter weg. Und wieder. Und mit jedem Knacken eines morschen Astes, die den Boden des kleinen Wäldchens westlich von Britain bedeckte, entfernte sich der Hirsch von ihr.
Es war nicht das erste mal, dass sie irgendein Wildtier aufscheuchte. Aber sie war heil froh, dass ihr noch kein Bär begegnet ist. Hier, so weit abseits der Stadt, sollen ja öfters welche unterwegs sein.
Clara hing wie jeden Abend auf ihrer üblichen Runde ihren Gedanken nach. Und wie immer drehten sie sich um Arathel.
Es waren nun annähernd drei Monde verstrichen, als sie ihm gestand, jenen Brief, diesen Brief, der ihm alles über ihre Gefühle für ihn gestehen sollte, verfasst zu haben. Und dann?
Nichts und dann? Kein neuerliches Treffen, kein Bote, der etwas ausrichten sollte, nicht einmal ein paar magere Zeilen. Garichts.
Vielleicht hatte Alessa doch recht, damals, als sie sich vor Verzweiflung an sie klammerte und all ihren Kummer heraus lies. Ihr Kleid musste furchtbar durchnässt gewesen sein. Clara kicherte kurz. Aber ihre Worte trafen den Punkt in ihr, ihren Verstand, den sie beinahe die ganze Zeit über ausgeschaltet hatte.
Du musst ihn vergessen. Er ist es einfach nicht wert... dass du auf ihn wartest...
Diese Worte spukten die ganze Zeit in Claras Kopf umher. Ja, ihr Kopf war sich der Sache sicher. Schiess ihn in den Wind und nimm Maxon. Aber ihr Herz?
Ihr Herz klammerte sich eisern an Arathel. Was hatte diese Mann an sich, dass sie noch an keinem anderen finden konnte? Was?
Seufzend lehnte sie sich an einen Baum und blickte gen Westen, der untergehenden Sonne entgegen. Groß und rot war sie heute. Also würde es in den nächsten Tagen wieder regnerischer werden.
Aber das war Clara eigentlich auch egal. Bevor sie aus Britain hier hinaus gezogen war, stand sie um diese Uhrzeit immer gegenüber seines Hauses und hoffte, ihn zu sehen, wie er vom Dienst kam. Aber er kam meist nie.
Jeden Tag lief sie die selbe Runde, immer um die selbe Uhrzeit und meist war es schon dunkel, als sie ins Gasthaus zurück kam. Aber sie sah ihn nicht oft, vielleicht ein bis zwei mal.
Clara setzte sich in Bewegung, um den Rückweg noch bei Tageslicht zu schaffen. Die Bäume rings um sie warfen schon lange Schatten. Nicht mehr lange, und es wäre Stock finster. Denn der Mond, der eben aufging, war nicht mehr als ein dünner Strich am Firmament.
War es eine Flucht oder die Lösung, dieses kleine Haus hier zwischen den Feldern zu kaufen? Clara verlangsamte ihren Schritt und rieb sich ihr Kinn mit der linken Hand. Flucht? Flucht vor Arathel? Oder die Lösung, ihn endlich zu vergessen und nicht täglich vor seinem Fenster zu stehen?
Sie blieb nun mitten im Dickicht stehen und senkte ihren Blick auf den Boden. War es wirklich eine Flucht? Eigentlich redete sie sich immer ein, sie mache dass, um ungestört ihren Forschungen nach zu gehen und niemanden in der Stadt zu gefährden. Aber als sie dann dieses Haus hier fand, ging alles doch sehr schnell. Wie eine Flucht aus der Stadt eben.
Die Sonne war zwar noch nicht ganz unter gegangen, jedoch herschte hier im Dickicht schon tiefste Finsternis. Clara brummelte nur etwas und griff zu ihrem Kräuterbeutel. Rasch hatte sie die richtigen Kräuter in der Hand, denn sie erkannte schon seit langem jedes Kraut mit den Fingern. Die Spinnenseide, kleine, weiße Kügelchen, hergestellt aus den Netzen von unzähligen Spinnen, klebte immer an ihren Fingern. Ein untrügliches Zeichen, dass sie diese Reagenzie in den Fingern hielt.
Und die Schwefelasche bildete beim Zerreiben immer eine leicht ölige Schicht auf den Fingerspitzen. Auch das war nicht schwer zu merken. Und da sie schon beides an ihren Fingern hatte, brauchte sie nur noch die Worte sprechen.
IN LUX! Kaum einen Wimpernschlag später hellte sich ihre Umgebung auf, als würde die Sonne noch hoch am Himmel stehen. Jedoch lies die Geschwindigkeit dieses Vorgangs sie jedes mal wild blinzeln.
Doch nun war der Weg wieder zu erkennen und sie machte sich rasch auf den Heimweg. Dort war genug Zeit um noch die ganze Nacht darüber zu grübeln. Wie beinah jede Nacht der letzten Wochen würde auch diese ohne fiel Schlaf vorüber gehen.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde kam ihr kleines Reich endlich in Sicht. Eine unscheinbare Hütte, für sie jedoch der schönste Platz auf der Welt. Aus dem Kamin kam immer noch eine Rauchfahne, ein gutes Zeichen. Dann war das Feuer innen noch nicht aus und in diese Nacht würde es schön warm sein.
Seufzend hielt sie aber noch einmal vor der Tür inne und drehte sich gen Osten, der Stadt zu, die bereits komplett in der Finsternis liegen dürfte. Ihre Augen nahmen einen flehenden Blick an. Wortlos formten ihre Lippen die Worte Arathel, bitte! Mit einem tiefen seufzen drehte sie sich um und ging in ihr Heim, sich einer weiteren Nacht in Einsamkeit stellend.
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Alt 11.02.2011, 17:11
Ein Groll und andere Kleinigkeiten
#16
Clara Elandur
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Ein plötzlicher Lichtschein erhellte die Nacht, als Clara einen Feuerball in den Himmel sannte. Und kurz darauf noch einen. Und noch einen. Sie wusste keinen anderen Rat mehr und machte sich somit Luft. Luft von ihrem Ärger. Über Arathel. Und über all die anderen Paare, die sich verliebt in den Armen lagen.
Sie konnte es nicht mehr ertragen, andere so Glücklich zu sehen und sie selbst hatte nichts als Liebeskummer. Noch ein Feuerball verließ ihre Hände und rollte und Donnergetöse den Sternen entgegen.
Ja, die meisten waren ihre Freunde und unter anderen Umständen würde sie es ihnen gönnen. Aber im Moment kannte sie nur Neid. Und selbst Arunalu, dieser Einfallspinsel aus irgend einem Hinterwäldlerdorf, hatte eine Frau an seiner Seite.
„Bei den Göttern, was habe ich denn verbrochen, dass mein Herz für solch einen Ignoranten schlagen muss?“
Wieder nahm Clara ihre Kräuter zur Hand und sprach die alten Worte In Vam Faur. Schon sauste wieder eine Feuerkugel in die schwarze, mondlose Nacht hinein.
Sie fühlte sich so tief verletzt. Sie hatte ihm alles, wirklich alles offenbart. Und er? Er lies sie einfach links liegen.
Und dann dieses Frühlingsfest heute am Tage. Es war schön gedacht, aber dann diese Turteleien zu sehen... Dass drehte Clara den Magen um. Am liebsten hätte sie schon dort ihre Magie entfesselt. Aber sie konnte sich noch beherrschen, bis sie wieder bei sich zu Hause war.
Langsam kam sie außer Atem vor lauter Anstrengung, die das entfesseln ihrer Feuermagie mit sich brachten. Und ihre Gedanken kreisten um Jonas und Alessa. Arunalo und Janala. Und um all die anderen, die nun Glücklich waren mit dem einen, den sie ihre Liebe nannten.
Und in ihr merkte sie einen Groll, vielleicht sogar Hass auf die Liebe. Für sie war es unerklärlich, wie sich dieses Gefühl bei ihr einschleichen konnte. Aber je mehr sie gewartet hatte, je mehr sie enttäuscht wurde, desto größer schien dieses Gefühl zu werden. Aber sie nahm es nich wahr. Zumindest Anfangs nicht.
Aber was dachte sie denn da? Sie wurde doch geliebt. Obwohl sie es nicht erwiderte. Und, warum sollte sie denn den anderen ihr Glück neiden? War sie... nein, den Gedanken musste sie nicht weiter spinnen. Sie war nicht Glücklich.
Erschöpft nun vom Gebrauch ihrer Magie sank sie auf die Knie und blickte in den Sternenhimmel über sich. Seufzend schloss sie die Augen und erhob flehend ihre Stimme.
„Ihr Götter, wenn ihr mich auf die Probe stellen wolltet, so bin ich gescheitert. Also hört auf, mir diese Pein zu bereiten!“
Mit einem wütenden Gesicht reckte sie ihre rechte Faust gen Himmel. Doch es geschah nichts. Es blieb weiter dunkel, die Sterne blieben, wo sie waren. Und nicht das kleinste Geräusch, dass hier nicht hin gehörte, konnte sie vernehmen.
Clara sank mutlos auf ihre Hacken nieder. Ihr neues Kleid war schon ganz voll Schmutz, aber dass war ihr auch egal. Ihr war im Moment alles egal.
Sie hätte doch ihr Herz verschlossen halten sollen, dann wäre dies nie passiert und sie hätte niemals diese unsäglichen Herzschmerzen verspürt. Aber nun war es zu spät.
Sie musste lernen, mit den ganzen glücklichen Paaren um sich herum umzugehen. Oder sie sollte wenigstens eine freundliche Mine aufsetzen, wenn sie schon nicht in der Stimmung war. Aber so wie gestern durfte es nicht wieder ausarten.
Sie hatte Arunalo an gemault, ja regelrecht wie eine Donnerhexe aufgeführt. Oder wie würde Jonas sagen, Feuerhexe. Und doch hat er sie wieder zur Ruhe gebracht. Sie sogar für einen Augenblick aus ihrem Nebel der Unzufriedenheit und Selbstmitleid geholt.
Leise seufzend richtete sie sich wieder auf. Ihr Mut schwand, dass sich Arathel doch wenigstens mit ein paar Zeilen melden würde. Aber selbst hierzu lies er sich nicht hernieder. Sie wahr ihm wohl völlig egal.
Die ersten Tränen rollten schon ihre Wange herab, als sie sich umdrehte und zu ihrem Haus zurück ging. Sie würde warten, noch ein wenig. Aber nicht mehr ewig. Und sobald auch ihr Herz einsah, dass es keinen Sinn mehr machte, würde sie sich von ihm Abwenden. So wie sie es auch von Orntal tat. Nach über zehn Jahren, nachdem er verschwunden war und sie ihn acht Jahre gesucht hatte.
Langsam legte sie die Hand auf den Türknauf und blickte zurück. Nein, weitere acht Jahre würde sie nicht warten. Ihre Gefühle für Maxon waren nicht die stärksten, wenn da überhaupt mehr als ein Funke war, aber auch aus einem Funken konnte ein großes, unkontrollierbares Feuer werden.
Und selbst wenn der Funke Maxon erlöschen würde, ehe er zu einer kleinen Flammen werden konnte, würde sich ein anderer Funken sicherlich finden lassen.
Ein anderer Funken. Bei diesem Gedanken verkrampfte sich wieder Claras Herz. Sie wollte keinen anderen. Sie wollte ihn. Und bei jedem abwegigen Gedanken wurde ihr das wieder schmerzlichst klar gemacht.
Sie wollte warten. Aber wie lange noch? Und wenn sich nichts tat? Würde sie wieder auf ihn zu gehen? Würde sie ihm zeigen, dass er gewonnen hatte? Oder war es für ihn kein Spiel um Macht und er hatte wirklich kein Interesse?
Mit hängenden Schultern schlich Clara in ihr Haus. Zu Müde, um noch einen weiteren Gedanken fassen zu können, würde sie heute Nacht zum Glück schlafen. Jedoch hatte sie schon jetzt Angst vor ihren Träumen.
Clara Elandur ist offline  
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Alt 22.02.2011, 20:27
M
#17
Clara Elandur
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Männer! Das war der einzige Gedanke, der Clara durch den Kopf ging, als sie im gestreckten Galopp durch den Wald westlich von Britain schoss. Sie ließ Goliaths Zügel lang und ihm somit jede Freiheit, was er auch dankbar quittierte, in dem er wie besessen über den schmalen Weg zu Claras Haus preschte.
Was dachten sich diese Männer eigentlich? Kaum das eine Frau mal eine Schwäche zeigte oder sie mal etwas Lust auf Nähe verspürten, da glaubten sie, man könne der Frau gleich Alles Rauben. Und wenn Alles nicht ging, dann wenigstens einen Kuss.
Aber diesmal hatte Clara richtig gehandelt und diesem frechen Mannsbild eine saftige Ohrfeige verpasst. Zwar nur mit links, da er ihre rechte Hand hielt, aber immerhin. Und als er sie am gehen hindern wollte, hatte sie sich ihm einfach entzogen. Und natürlich die zugeworfene Tür.
Ha! Diesmal musste sich richtig gehandelt haben. Sie konnte ja diesem Männern nicht alles durchgehen lassen. Nein, damit war Schluss.
Aber der Kuss war so schön.
Clara schüttelte diesen Gedanken sofort wieder ab. Nein, nein, nein. Sie hatte ihr Herz vergeben. Endgültig.
Aber vielleicht hatten beide ja recht, Nelin und Kyrion.
Wieder versuchte sie die Dämonen dieser Gedanken abzuschütteln, doch sie krallten sich vehement in ihrem Kopf fest. Sie konnte die Krallen spüren, die sich langsam vom Hinterkopf nach vorne weiterarbeiteten.
Wie aus dem nichts tauchte ein nieder hängender Ast vor ihr auf. Goliath hatte ihn schon lange entdeckt und streckte den Kopf noch tiefer. Aber für Clara kam er völlig überraschend. Ein brennender Schmerz fuhr ihr durch den Kopf, als sie mit der Stirn gegen den Ast schlug. Danach war nur noch Finsternis.

Clara stand inmitten eines Nichts. Schwärze umgab sie zu allen Seiten, selbst einen Boden gab es nicht. Doch sie schwebte nicht, sie stand fest im Nichts.
Sie wollte die Stimme erheben, doch kam nichts aus ihrem geöffneten Mund. Sie versuchte zu schreien, aber je mehr sie sich anstrengte, desto Schwindliger wurde ihr. Also ließ sie es sein.
Sie versuchte, einige Schritt zu gehen, doch es kam ihr vor, als würde sie sich nicht bewegen, auch wenn sie Schritte tat. Sie wusste nicht, wie lange sie versucht hatte, aus dem Nichts zu entkommen, wie weit sie kam oder ob sie sich überhaupt vom Fleck gerührt hatte.
Langsam blieb sie stehen und blickte sich um. Sie erkannte, dass es keinen Sinn hatte, weiter zu laufen. Was hatte überhaupt Sinn? Dann fiel ihr der Ast wieder ein.
Hecktisch blickte sie sich um. War sie tot? Hat der Ast ihr das Genick gebrochen und nun wartete sie darauf, dass der Namenlose Zeit für sie hatte und sie in der andere Reich geleiten würde?
Angst machte sich in Clara breit und und sie fing wieder an zu laufen. Sie rannte blind links in eine Richtung. Plötzlich blieb sie stehen. Was tat sie hier eigentlich? Es war doch egal, ob sie weg rannte oder nicht. Tot ist tot. Daran würde sich nichts ändern, egal, wohin sie rannte.
Resignierend setzte sie sich hin. Vielleicht war das noch eine Probe des Namenlosen, wie man im Angesicht des Todes darauf reagierte. Und wenn sie so still sitzen blieb, hatte sie diese vielleicht bestanden.
Sie beruhigte ihren Atem, brachte ihr rasendes Herz in einen gleichmäßig Rhythmus; ihr Blick wanderte dabei ruhig vor sich her durch das Nichts. Jedoch konnte man bei so viel schwärze einfach nichts erkennen.
Langsam wandelten sich ihre Gedanken in Zorn. Warum ließ er mich so lange warten? Ist dass auch eine Probe?
Grummelnd legte Clara den Ellbogen ihres linken Arms auf dem Knie ab und stützte den Kopf darin auf. So langsam war es genug. Wenn sie schon tot war, dann sollte er so langsam mal die Hufe schwingen. Und wehe ihm, die Ewigkeit sollte so aussehen. Clara war nun nicht mehr in der Stimmung, sich so etwas gefallen zu lassen.
Als ihr Ärger überquellen zu drohen schien, erkannte sie einen kleinen hellen Punkt direkt vor sich. Nicht viel, aber immerhin eine Abwechslung in diesem trostlosen Nichts.
Clara runzelte dann jedoch die Stirn. Der Punkt schien größer zu werden, das weiß und das Licht nahmen zu. Mit jedem Herzschlag vergrößerte es sich und schien direkt auf Clara zu zu halten. Ein Dröhnen dran an ihre Ohren, schlimmer als ein Orkan brüllte es.
Clara versuchte auf allen Vieren rückwärts von diesem Licht weg zu kommen. Doch es kam mit einer enormen Geschwindigkeit direkt auf sie zu. Und mit einem Donnerschlag hatte es sie erreicht.
Clara lag benommen ausgestreckt auf dem Boden. Zumindest glaubte sie, sie würde auf dem Boden liegen. Oder eben auf irgend etwas anderem, was hart war. Jedoch konnte sie nichts sehen. Sie war wie geblendet von diesem Licht.
Nur schwer konnte sie die Sternchen weg blinzeln, welche vor ihren Augen tanzten. Jedoch klärte sich ihr Blick mit jeder Sekunde, die sie regungslos auf dem Boden lag.
Als die Sternchen weg waren, glaubte sie immer noch, sie sei geblendet. Das schwarze Nichts war einem grellen weißen Nichts gewichen. Rund um sie herum war nichts als weiß.
Doch dann hörte sie Schritte von links und ihr Kopf wirbelte herum. Sie sah Alessandra auf sich zu kommen, ein warmes, mitfühlendes Lächeln auf den Lippen.
„Clara, Liebes, geht es dir gut?“
Verwirrt sah Clara auf Alessandra. Sie konnte doch nicht auch tot sein. Nein, bestimmt nicht, nur sie war eben gegen den Ast geritten. Aber, wenn ihr doch etwas zugestoßen war, in der Stadt, im Dienst.
Verwirrt schüttelte Clara ihren Kopf. Nein, dass konnte sie nicht sein.
„Clara, Liebes, du siehst nicht gut aus!“
Alessandra war mittlerweile bei ihr angekommen und kniete sich neben sie hin. Mit einem fürsorglichen Lächeln betrachtete sie Clara und legte den Kopf dann schief.
„Clara, so kannst du nicht weiter Leben!“
Weiterleben? Aber, sie war doch tot. Oder... etwa nicht?
„Wie, nicht weiterleben?“
Alessandra lächelte sie weiter an. „Na, dass du reihenweise die Männer sitzen lässt, für einen, der es einfach nicht fertig bringt, sich dir zu offenbaren. Ob nun im Guten oder im Unguten.“
Die Worte trafen Clara abermals wie ein Faustschlag ins Gesicht. Ja, sie war sich im klaren darüber, dass sie endlich etwas daran ändern sollte, aber ihr Herz schlug nun mal für Arathel.
„Aber, ich liebe ihn“
Diese Antwort war mehr Verzweiflung als irgend etwas anderes.
„Ja, meine Liebe, dass weiß ich. Aber liebe kann wachsen. Du empfindest auch etwas für die beiden anderen.“
Die beiden anderen? Woher wusste sie von Kyrion und seinem Kuss? Wo war sie?
Mit einem verzweifelten Blick schaute Clara zu Alessandra, als sie wieder Schritte hinter sich hörte. Sie wirbelte herum und sah Adyanne.
„Clara, Liebes...“ sagte sie. Die selben Worte wie Alessandra.
„Sie hat recht, du kannst so nicht weiter leben. Wir haben es dir nun oft genug gesagt!“
Clara merkte förmlich, wie sie blass werden musste. Sie fühlte sich elend. Selbst wenn nur eine dieser Frauen sie damit konfrontiert hatte, dass sie von Arathel lassen sollte, war sie der Verzweiflung nahe. Aber nun gleich zwei von ihnen.
„Nein, ich will nicht... ich will Arathel!“
„Meine Liebe, benimm dich nicht wie ein kleines, quängelndes Kind.“
Diese Worte trafen sie wie ein Dolchstoß in den Rücken. Nelin.
Egal, in welche Richtung sie nun schaute, sie sah eine dieser drei Frauen. Und alle schienen wie im Chor auf sie einzureden.

„Es wird Zeit, öffne dein Herz... Entscheide dich für einen der Drei...“

Clara wurde schwindelig vom schnellen hin und her drehen. Und irgendwie hatte sie den Eindruck, die drei Frauen würden wachsen, als sie ihre Worte weiter im Chor sprachen.

„Es wird Zeit, öffne dein Herz... Entscheide dich für einen der Drei...“

Sie wuchsen wirklich. Sie überragten Clara nun schon um mindestens zwei Köpfe. Und sie wuchsen weiter, schienen über ihr zusammen zu wachsen und sprachen weiter ihre Worte im Chor.

„Es wird Zeit, öffne dein Herz... Entscheide dich für einen der Drei...“

Alles um Clara schien sich zu drehen. Und das einzige, was sie noch wahr nahm, waren die drei Stimmen im Chor.

„Es wird Zeit, öffne dein Herz... Entscheide dich für einen der Drei...“

Clara hielt sich die Ohren zu, als sich alles um sie herum in einen wild drehenden Strudel verwandelte. Doch die Worte im Chor hörte sie noch immer.

„Es wird Zeit, öffne dein Herz... Entscheide dich für einen der Drei...“

Als Clara meinte, ihr Kopf würde platzen, war es plötzlich still. Nichts außer ihrem rasenden Herzschlag war zu hören. Und das grelle weiß war ebenfalls verschwunden. Um sie herum herrschte wieder dieses schwarze Nichts.
Sie blickte sich verwirrt um. Nichts war zu sehen, absolut nichts. Dann kam vor ihr ein Lichtstrahl von oben herab. Und in diesem Lichtstrahl stand jemand. Arathel.
Kam er hier her, um sie zu retten? Oder bildete sie sich ihn auch nur ein wie die drei Frauen vorher?
Ein zweiter Lichtkegel erschien zur linken Arathels, in ihm stand Maxon. Nun wurde Clara klar, dass sie sich dass nur einbildete. So wie alles andere vorher.
Doch unvermittelt entstand rechts von Arathel ein weiterer Lichtkreis. In diesem Stand Kyrion. Und wieder ertönten die drei Stimmen im Chor.

„Es wird Zeit, öffne dein Herz... Entscheide dich für einen der Drei...“

Clara Stand wieder auf und schaute zu den Männern, die wohl keine zehn Schritt von ihr entfernt standen. Sie machte einen Schritt auf Arathel zu, dann noch einen, noch einen und dann lief sie schnell los, direkt auf ihn zu. Doch sie kam ihm nicht näher. Sie wechselte die Richtung, lief auf Maxon zu, aber auch ihn konnte sie nicht erreichen, geschweige denn, die Distanz zwischen ihnen verringern. Wieder wechselte sie die Richtung und hielt auf Kyrion zu. Aber auch er war für sie nicht zu erreichen.
Verzweifelt blieb sie stehen und blickte abwechselnd zu einem der drei Männer. Über dieser gespenstischen Szene erhob sich wieder dieser Chor aus drei Frauenstimmen.

„Es wird Zeit, öffne dein Herz... Entscheide dich für einen der Drei...“

Clara blickte flehend nach oben.
„Aber wie, ich kann doch keinen von ihnen erreichen.“
Stille folgte nun. Eine so bedrückende Stille, dass es Clara fröstelte. Die drei Männer vor ihr unterdes rückten zusammen, so dass sie etwa eine Armlänge von einander entfernt da standen.

„Frage dein Herz, es weiß die Antwort, vertraue ihm, so wie du es noch nie getan hast.“

Diesmal verwirrte der Chor Clara. Sie sollte auf ihr Herz vertrauen? Aber ihr Herz sagte Arathel. Oder, sagte es dass gar nicht und sie klammerte sich einfach daran?
Ihr Blick viel wieder auf die drei Männer vor sich, jeden betrachtend. Langsam kam die Erkenntnis in ihr hoch. Sie klammerte sich an diesen Gedanken. Vielleicht sprach ihr Herz gar etwas anderes.
Wieder hörte sie das donnernde Tosen und sie merkte, wie das Licht, dass die drei Männer umgab, wieder auf sie zu schoss.
Sie nahm noch den linken Arm vor die Augen, da hatte es sie schon erreicht.

Langsam drangen wieder Geräusche an Claras Ohren. Sie hörte den Wind in den Blättern, ein paar Vögel zwitschern, das ferne grollen von Donner.
Den Göttern sei gepriesen, sie war nicht tot. Nur nicht bei Sinnen.
Mühsam richtete sie sich auf. Ihr dröhnte der Kopf und in ihrer Stirn pochte es mörderisch. Als sie die Finger an jene Stelle legte, hatte sie Blut an ihnen. Schwer stöhnend schaffte sie es schließlich, auf die Beine zu kommen. Zwar wackelig, aber sie stand.
Mit brennenden Augen schaute sie sich im nahen Wald um und entdeckte ihr Pferd, dass gemütlich auf einer kleinen Lichtung graste. Mit noch unsicheren Schritten ging sie in seine Richtung. Goliath begrüßte sie mit einem Schnauben, steckte jedoch seine Nase wieder ins Gras.
Tief durchatmend und mit dicken Backen lehnte sie sich an ihr Pferd. So etwas würde sie nicht wieder machen. Nur noch auf freier Flur, wenn keine Bäume im weg standen.
Aber dieser Traum... wenn es denn einer war... Es konnte nur einer gewesen sein... wenn auch so real... und doch auch wieder nicht.
Aber die Stimmen hatten recht. Sie musste auf ihr Herz hören. Aber was sagte ihr Herz? Nichts im Moment. Es schwieg. Selbst bei einem Gedanken an Arathel schwieg es und keine Sehnsucht brannte in ihr.
Leicht lächelnd lehnte sie an Goliath, der unbeirrt weiter graste. Nach Wochen und Monden war endlich dieses Gefühl verschwunden. Sie fühlte sich befreit. Befreit von einer Last, die schwerer Wog wie die Berge westlich von ihr.
Und im nächsten Moment hatte sie einen Entschluss gefasst. Warum sollte sie eigentlich auf die Männer zu gehen? Warum sollte sie all die Arbeit machen? Wenn schon zwei um sie buhlten und ein dritter vielleicht auch noch etwas für sie empfand, warum sollten dann nicht die Männer um sie kämpfen?
Ein leichtes grinsen erschien auf ihren Lippen. Bald fünfzehn Jahre lang hatte sie nicht mehr eine solche Hochstimmung. Sie fühlte sich wie ein junges Mädchen, um dass so viele Männer herum schlawenzelten, dass man sie nicht mehr alle zählen konnte.
Aber ihr Entschluss stand fest. Sie fand alle drei Männer anziehend, dem war sie sich nun klar. Sie würde den Erwählen, der sich am meisten um sie bemühte. Das konnte schließlich nur der Rechte sein. Kein Zweifel.
Clara packte die Zügel von Goliath. Zwar war sie noch immer wackelig auf den Beinen, jedoch machte ihr treuer Begleiter keine Anstalten, ihren Zustand irgendwie auszunutzen. Weit war es nicht mehr bis zu ihrem kleinen Haus. Und dort konnte sie sich Gedanken machen über all die Einzelheiten. Zumindest dann, wenn die Kopfschmerzen endlich verschwanden.
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Alt 11.03.2011, 15:58
Eine Nacht
#18
Clara Elandur
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Um sie herum war es dunkel. Nacht würde man sagen. Doch schlafen konnte Clara nicht. Sie war immer noch zu aufgewühlt, nach dem, was heute vorgefallen war. Nur langsam kamen ihre Gedanken wieder zur Ruhe. Sie musste erst alles Ordnen. Langsam. Ganz langsam.
Außer ihrem Atem und des seinen war nichts in dieser Finsternis zu hören. Sie merkte, wie sich sein Brustkorb unter ihrer Wange ruhig und gleichmäßig hob und senkte. Sie roch seinen einzigartigen Duft, da ihre Nase nur wenige Zentimeter von seiner Haut entfernt war.
Und sie spürte seine Wärme auf ihrer Wange, auf ihrer Hand und auf ihrer Brust. Nackt lag sie da, an ihn geschmiegt, seine Brust sanft berührend, streichelnd. Er schlief selig. Aber Clara konnte nicht.
Zwischen ihren Fingern verfingen sich einige Brusthaare und sie kitzelten ihre Hand. Hatte sie das richtige getan? Sich für den Richtigen entschieden? Dass würde nur die Zeit zeigen. Jetzt war es eh geschehen und umkehren konnte sie es nicht mehr.
Aber warum machte sie sich vorwürfe. Es war schön. So schön, dass sie sich fragte, wie sie all die Jahre darauf verzichten konnte. Gut, was man nicht kennt, kann man nicht vermissen. Aber ab sofort wollte sie es nicht mehr missen. Dieses Gefühl, verschmolzen zu sein mit dem Mann, den sie über alles Liebte.
Zumindest sagte ihr Herz dass. Ihr verstand dagegen war sich noch nicht sicher. Sie wollte eigentlich niemandem weh tun, jedoch wäre dies ihrer Auffassung nach nicht möglich gewesen. Und so hatte sie in den bitteren Apfel beißen mussen. Die darauf folgenden Enttäuschungen hatten sie in eine tiefes Loch fallen lassen, aber nun genoss sie das Gefühl, dieses gute Gefühl, geliebt zu werden und dies auch erwidern zu können.
Sie lag weiter wach da und genoss die sanfte Wärme des Mannes ihres Herzens. Ihre Hand strich weiter sanft über seine Brust.
Ihr kamen die anderen Männer in den Sinn, die zwei, die sie enttäuscht hatten. Und der eine, den sie enttäuscht hatte. Was würde wohl aus ihnen? Und warum musste sie ausgerechnet in diesem Augenblick an andere Männer denken, wenn der wunderbarste Mann in ihrem Leben unter ihrem Körper schlief.
Sie schauderte kurz. Und als ob er es gemerkt hatte, legte er schützend seinen Arm um sie, ohne dabei zu erwachen. Sie schmiegte sich noch fester an ihn. Ja, hier war sie sicher, geboren. Wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
Am liebsten würde sie ihr nie wieder los lassen und auch nie wieder von diesem Fell aufstehen und ihn einfach bei sich behalten. Aber sie wusste, dieser Wunsch war nicht zum Erfüllen erschaffen worden. Sie hatten beide ihre Aufgabe. Und schon morgen früh würden sich ihre Wege erst einmal wieder trennen.
Und... für wie lange? Hoffentlich nur bis zum Abend.
Clara wurde ganz mulmig. Kaum, dass sie ihn, den Mann ihres Herzens, endlich eingefangen hatte, da musste sie ihn auch schon wieder hergeben. Und sie konnte nicht einmal sagen, für wie lange. Ihr Herz begann zu schmerzen und wurde schwer. Wieder alleine sein. Fast undenkbar.
Jetzt hatte sie ihn erst einmal nur für sich. Die ganze Nacht lang. Na ja, zumindest dass von ihm, was sie haben konnte, während er schlief. Aber auch das würde ihr genügen. Seinen Duft, seine Wärme, seine sanfte Berührung. Seinen Herzschlag, den sie vernahm, da ihr Ohr und Wange auf seiner Brust verweilten. Seine leisen Atemgeräusche, die ihr verrieten, dass er noch da war. Als würde sie dass nicht merken, da jeder Zentimeter, den sie aufbringen konnte, seine Haut berührte.
Langsam wurde es auch Clara dämmrig. Warum den Kopf über Morgen zerbrechen, wenn man das hier und jetzt hatte. Der Morgen kommt schließlich schnell genug, also genieße, was du im Moment hast.
Kaum hatte sie zu Ende gedacht, da war sie auch schon eingeschlafen.

Sie erwachte am nächsten Morgen, als die Sonne durch das Fenster herein viel. Noch etwas verschlafen blickte sie sich um. Sie hatte dass alles nicht geträumt. Es war wirklich geschehen.
Mit einem wohligen Seufzen rekelte sie sich auf dem Fell und rollte sich auf die andere Seite, ihrem Geliebten zu. Doch fand sie nur eine leere Stelle vor. Am Kopfende jedoch lag ein Brief.
Clara schnappte ihn sich gleich und faltete ihn auf. Darin standen nur wenige Worte.
Entschuldige, dass ich nicht mehr da bin. Ich musste los und wollte dich nicht wecken, da du so schön geschlafen hast. Bis später, geliebtes Wesen!
Seufzend und mit einem Lächeln drückte Clara den Brief an ihre nackte Brust. Es ist schon gut, ich verzeihe dir. Hoffentlich kommst du bald wieder!
Mit einem Satz sprang sie auf und tänzelte nackt wie sie war durch ihr Haus. Sie sprang spielerisch über ihre Kleider, Unterkleider und Schuhe. Alles lag wild im Zimmer verstreut. Und gestern lagen auch noch seine Kleider bei ihren.
Sie kam vor dem Spiegel zum stehen und betrachtete sich, ihren Körper, in allen Einzelheiten. Für dein Alter hast du eine ganze Menge zu bieten.
Grinsend posierte sie kurz vor dem Spiegel und betrachtete sich. Ja, so schlecht sah sie wirklich nicht aus. Aber daran war bestimmt auch er mit schuld. Aber warum beschweren, so unbeschwert war sie schon seit Monden nicht mehr. Und so gut geschlafen hatte sie auch schon eine Ewigkeit nicht mehr.
Kurz seufzend ging sie zurück durch das Haus zu ihren Kleidern. Auch sie musste bald ihrer Arbeit nach kommen und sollte sich wieder anziehen.
Auf halben weg strich sie sich über ihren Bauch. Und dann traf es sie mit einem Schlag. Wie angewurzelt stand sie nun da und blickt an sich hinab. Schwer schluckte sie. Ob es wirklich passiert war?
Nach einigen Momenten der Reglosigkeit nah sie ihre Kleider auf und begann, sich anzukleiden. Und wenn es passiert ist? Auch nicht schlimm, es soll ja so kommen. Aber das Geschwätz hinterher am Hof wäre mörderisch. Zumindest für sie.
Aber darum sollte sie sich im Moment nicht den Kopf zerbrechen. Ob es geschehen ist, wird sie eh erst in zwei Wochen wissen. Und da... mal sehen, was kommt...
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