21.07.2009, 19:03 |
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Reisender
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Der Nordmann stand auf dem Dach seines steinernen Turmes, in der Rechten hielt er ein Trinkhorn gefüllt mit würzigem Met, in seinem Maul glimmte eine Pfeife und produzierte feine Rauchschwaden, die der für Nordmannsverhältnisse milde Frühlingswind direkt wegtrieb. Die klare Sicht an diesem Tag erlaubte ihm einen weitschweifenden Blick über die Siedlung. Grinsend sah er rüber zur Küste, an der der Fischer Hein gerade einen jungen mageren Schneeleoparden aus der Siedlung trieb. "Eigentlich brauchen sie mich gar nicht" dachte er amüsiert und entschied dann nach einer kurzen Denkpause, dass seine Fähigkeit Eisbären zu verprügeln wohl doch seinen horrenden Metverbrauch aufwog. Mittlerweile kündigte sich der vierte Sommer an, seit Hallvard auf Britannia angekommen war und der Sommer blieb für ihn die unliebsamste Zeit des Jahres. Auch wenn er sich langsam an die Hitze gewöhnte, schwitzte er jedoch weiterhin wie ein Schwein, wenn ihm die glühende Sommersonne auf den Schädel brannte. Da hieß es dann wie in jedem Jahr: Viel saufen, wenig bewegen und ab und an Ablenkung in einer kühlen Höhle finden, in der er sich Streit mit einigen Orken suchte. Gut, dass machte er auch in den anderen Jahreszeiten zu Hauf, doch im Sommer eben besonders. Er war froh darüber, dass es die Eisinsel gab. Sie war zu jeder Zeit, nicht nur im Sommer, ein Zufluchtsort. Hier fand er seinesgleichen und immer etwas Gutes zu trinken. Langsam zogen sich feine Falten auf seine Stirn, als ihm Yinea in den Sinn kam. Ein Weib, geschmiedet aus einem kompaktem Stück, mit Rundungen, wie es sich für eine ordentliche Nordfrau gehört. Bei den Ahnen, die konnte Met brauen! Doch gab’s sicher auch niemanden in der Sippe, der Hallvard mehr hasste. Ständig gab es Streit. Kaum hatte sich die Lage etwas beruhigt und Hallvard wähnte seine Metration in Sicherheit, prallten die beiden Dickschädel wieder mit voller Wucht aufeinander. Yinea scheute sich nicht die Fäuste zu heben und ihrer Meinung mit Gewalt Nachdruck zu verleihen. Leider ist sie weitergezogen und die Vorräte ihres Abschiedsgeschenks, ein Dutzend Fässer dieses köstlichen Gebräus, neigten sich dem Ende zu. Wieder ein Problem mehr, um dass er sich kümmern musste. Eine neue Quelle wird schwer zu finden sein, doch stellte Aomi bereits recht schmackhaften Met her. Es fehlten noch gewisse Feinheiten, doch hatte sie Talent. Aber auch die Kleine hatte ihre Sorgen. Orak ist wortlos verschwunden. Konnte er es nicht ertragen die Zeit seiner Leibeigenschaft hinter sich zu bringen, um dann in den Schoß seiner Zukünftigen zu fliehen? Er hätte es gut gehabt, denn Aomi hatte sich um alles gekümmert. Ein neuer Hof in der Goldbucht, Yew konnte man hinter sich lassen. Dieser Narr! Yew....wohl die Sache, die ihm am meisten im Schädel umherschwirrte. Das Land war wertlos, die ehemalige Bürgerwehr nach ihrem Verrat gar verachtenswert. Yew brachte an und für sich nur Probleme mit sich und trotzdem schienen die Loricaner daran festhalten zu wollen. Er wüsste zu gern, was in deren Köpfen vorging. Wut stieg in ihm auf, seine Gesichtszüge verzogen sich etwas und er schnaubte angepisst aus. Er hatte jeden verdammten Kampf mit den Besatzern verpasst! Am Tag der Verhandlung von Orak, einige Tage später dann der spontane Angriff der Rebellen auf den Kern. Er hatte einiges nachzuholen und die Zeit dafür wird noch kommen. Als er an Darok dachte, musste er wieder grinsen. Dieser fette Ochse war eine Klasse für sich. Nahm nie ein Blatt vor den Mund und er sah kaum einen Gegner, der sich nich in die Hosen schiss, wenn Darok durchdrehte und auf seinen Widersacher, bewaffnet mit seinem perversen Beil, zustürmte. Ein Mann der Tat und in vielerlei Hinsicht ein Vorbild für Hallvard, auch wenn er etwas zu häufig seine Beherrschung verlor. Doch war er eben konsequent und furchtlos, handelte aus Überzeugung. Sein Horn war mittlerweile leer und auch der Tabak nur noch Asche. Er kletterte in den ersten Stock hinab, befüllte sein Trinkgefäß erneut und setzte sich an den massiven Steintisch. Nachdenklich betrachtete er die Mitgliederliste der Yewer Freischar, welche auf der Platte des Tisches lag. Eine Schande wie viele Nordmänner ihren Weg in die Reihen dieser Maden fanden. Andererseits konnte er das auch verstehen. In Yew gab es immer irgendwen oder irgendwas mit der Axt zu bekämpfen. Aus Yewer Zeiten wusste Hallvard auch noch, dass es dort mehr als genug zu saufen gab. Das ist ein Großteil dessen, was ein Nordmann neben der Seefahrt und dem Rumhuren zum Leben braucht. Er sah die Loricaner eben anders als diejenigen, die sich der Schar anschlossen. Mit geschürzten Lippen schlug er das Büchlein mit der Auflistung wieder zu und versucht die Gedanken an Yew und seinen jetzigen Bewohnern mit einem kräftigen Schluck aus seinem Horn wegzuspülen. Ihm kam die gestrige Nacht in den Sinn. Ein friedliches Seufzen hallte durch den Turm und nur das leise Knistern der Kohlepfannen antwortete ihm. Sie war nicht ganz der Typ Frau, den er gern neben sich im Bett liegen hatte, doch bezeichnete er sie ungelogen als einen Lichtblick in diesem Land. Etwas zu wenig Speck auf der Hüfte, doch immerhin ausgeprägte Rundungen, die sie einem jedem Auge stets bereitwillig zur Schau stellte. Spürte sie einen Blick auf sich, gab sie sich alle Mühe ihn an sich zu binden. Das viel ihm einige Tage zuvor bereits bei dem Zähmerburschen auf, den sie vollkommen für sich einnehmen konnte. Er grinste beim Gedanken an dieses Schauspiel. Armer Junge. Hallvard war sich aber sicher, dass zwischen denen beiden nicht mehr war als diese Spielerei, denn im Laufe dieser Nacht sollte er noch deutlich zu spüren bekommen, wie ausgehungert sie war. Ihr Wortwechsel am Tresen war geprägt von Zweideutigkeiten und Hallvard befand, es wäre an der Zeit sie auf die Probe zu stellen. Spielt sie nur mit ihren Reizen und waren ihre stetigen Blicke über seinen Körper geheuchelt oder war sie bereit mehr zu geben? Nachdem sie den letzten Gast aus der Taverne leitete und nach einer weiteren Störung die Türen der Schenke endlich zusperrte, war er sich sicher. Aus ihrem Spiel wurde Ernst..... Sie bedankte sich sowohl mit Worten, als auch mit einem langem Kuss und bat ihn zu bleiben. Eine seltsame Dirne, die aber, das musste er zugeben, ihr Handwerk beherrschte. Sie klammerte sich an ihn und presste ihren Kopf gegen seine Brust. Er hatte das Gefühl sie weine, als er die Feuchtigkeit an seiner Brust spürte, doch gab sie keinen Laut von sich und ebenso gut hätte es der Schweißfilm sein können, der beide zusammenheftete. Lust sie darauf anzusprechen hatte er keine. Er war viel zu erschöpft und sie schlief bereits. So ihn sein Zeitgefühl nicht verlassen hatte, erwachte er etwa eine Glase später, gequält von einer trockenen Kehle. Er befreite sich von ihr, kleidete sich und lieh sich ihren Schlüssel zur Tavernentür. Möglichst leise schloss er die Taverne wieder auf, musste dabei seinen Landsmann Urs noch abwimmeln, den die selbe Pein wie ihn trieb und steckte dann den Schlüssel zurück in den Beutel, der an ihrem roten Kleid mit auf dem Boden lag. Auf seinem Weg nach Haus in den Turm trottete er mit nachdenklicher Miene die Straßen der Stadt entlang, welche bereits der Dunkelheit erlegen war. Seltsames Land, seltsame Menschen, seltsame Huren - man konnte sich aber an alles gewöhnen. Der Gedanke an diese Cunnamesse auf Valarian trieb ihm dann wieder ein breites Grinsen ins Gesicht und er dankte den Ahnen stillschweigend, dass sein Hunger ihn in die Krähe trug und nicht wie erst in Erwägung gezogen nach Valarian. Hier wurde er das erste Mal nach langer Zeit einmal wieder richtig satt. |
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22.07.2009, 16:27 |
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Unter einem leisen Klirren stellte Hallvard einen Beutel in die kleine Holzkiste vor Aomis Haus. Darin befanden sich um die drei Dutzend leere Flaschen. Sie wollte sie bei Zeiten wiederhaben, um sie neu füllen zu können. Hallvard hoffte, dass ein Anteil daran ihm zukommt. Während er sich umdrehte, ließ er seinem Mund einen knappen aber schrillen Pfiff entweichen. Auffordernd fixierte sein Augenpaar den grasenden Hengst, der auf der Grünfläche zwischen den Häusern gammelte und sich durch den Ruf seines Reiters nicht aufgefordert sah, daran etwas zu ändern. Grummelnd stapfte Hallvard zum Hengst rüber und musste an Eyfroor denken, der auf seinen Pfiff immer reagierte und ein treuer und stolzer Begleiter war. Bei seinem neuen Ross beginnt das alles wieder von vorn. Er muss sich an das Aufblitzen einer Klinge gewöhnen, den Geruch von warmem Blut lüstern in die Nase ziehen ohne dabei zu scheuen und ohne Rücksicht auf Verluste in Gegnerhorden hineinreiten können. Das hatte bei seinem verstorbenen Tier ganze 2 Jahre gedauert. Sleipnir ist ein ebenso kräftiger Hengst wie Eyfroor es war, doch eben nur das. Ey hingegen war ein Schlachtenhengst.
Betrübt durch seine Erinnerung ließ er sich auf die Bank vor der Schenke sacken und schaute sich in der Goldbucht um. Es war ruhig heute. Keiner der Bewohner ließ sich sehen und nur das leise Wiehern der Pferde aus dem Stall verriet Leben in der Bucht. Auch wenn ihm die Sandsteinbauten und das Klima des Dschungels nicht sonderlich gefielen, waren es doch die Menschen der Bucht und ihre Einstellung zum Leben, die ihn immer wieder hierher zogen. Als er vor vier Jahren Fuß auf das Land setzte, war seine Skepsis gegenüber den Südländern grenzenlos. Ohne je einen wirklich kennengelernt zu haben, mochte er sie nicht. Es war die fremde Kultur und die andere Lebensweise, die ihm zufolge nicht richtig sein konnten. Aber auch das war ein Punkt in seinem Leben, der sich durch die Reise nach Britannia und den Erfahrungen die er dort in den Jahren sammelte änderte. Es war den Shazirah zu verdanken, dass sich seine Intoleranz in Neugierde und in einigen Fällen gar in Sympathie wandelte. Gemeinsam mit ihnen feierte er berauschende Feste voller Tanz und Suff und errang gar Titel. „König Hallvard der Schweinebezwinger“. Seine Ahnen werden in der großen Halle auf ihn hinab blicken und sich vor Lachen auf dem Boden kugeln. Grinsend legte Hallvard die flachen Hände auf seine Oberschenkel und stemmte sich hoch. Er war sich sicher, dass die Goldbucht unter der Führung der Shazirah, auch wenn Nadirah das mit der Führung immer anders predigte, eine Zukunft hat und er wollte ein Teil dieser sein. Nachdem er seine Arbeit als Söldner auf dem Fenthehof in Yew beenden musste, braucht der Nordmann eine neue Beschäftigung, die seinen recht eintönigen Alltag neu beleben würde. Er wollte wieder das Gefühl des „Gebrauchtwerdens“ verspüren und sich in den Dienst einer neuen Sache stellen. Während er seinen Hengst nahe der Bergkette Richtung Portal trieb, ging ihm durch den Kopf, dass er sich eigentlich bereits neu verpflichtet hatte. Das Bild der schmunzelnden Cala tauchte in seinen Gedanken auf... |
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23.07.2009, 22:24 |
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Calasume Nangar, wenn man aber mit ihr reden wollte, dann schlicht Cala. Nannte man sie nämlich bei ihrem vollen Namen, so erzählte sie selbst bei ihrem ersten Zusammentreffen, wüsste sie schon immer das Ärger in der Luft liege und dann verdrückte sie sich meistens. „Eigentlich schade“ dachte Hallvard bei sich, als er gerade seinen Hengst in den Lagerraum seines Turmes führte und ihn dort an den Pfosten band. Ihm gefiel der volle Name besser, er ließ sich so herrlich daher brummen. „Calasuuuume“ tönte es rau durch das Lager, während der Nordmann gemächlich die Leiter zum ersten Stock erklomm und in der Kiste neben dem Tisch nach etwas suchte, um seine trockene Kehle zu befeuchten. Er würde sie weiterhin Cala nennen, ganz wie seine junge Herrin es wollte. Er grinste breit und setzte sich an den Steintisch, den Blick auf die glühenden Kohlen in der Pfanne gerichtet. Er kramte die Erinnerung an den letzten Markttag in der Bucht hervor. Es war der erste Markttag, an dem auch Hallvard einige Waren anbot. Ein paar Waffen, ein paar magische Klunker und Met sowie Schwarzbier. Er dachte sich schon, dass Yael sich wieder nicht blicken lassen würde und wollte nicht den ganzen Abend auf dem Trockenen sitzen. So konnte er einige Marktbesucher mit ein paar Pullen Met versorgen und sich dann selbst an einem guten Schluck erfreuen, während er sich auf die eine Ecke seines Standes setzte.
Kurze Zeit später kam Cala vorbei und fragte, ob er auch zum Verkauf stünde. Das traf beim ausgeprägten Geschäftssinn unseres Nordmannes natürlich genau ins Schwarze. Er stellte die Flasche ab, erhob sich und bot seine Ware feil. Dann ging es ans Feilschen. Das erste Gebot von Cala war wie ein satter Nackenschlag. 500 Münzen. Verdammte Axt! Die Kleider an seinem Leib waren mehr wert! Da musste mehr gehen und das Cala angeblich lediglich 500 Münzen dabei hatte, zählte als Ausrede mal gar nicht. Nachdem die Möglichkeit der Ratenzahlung geklärt war, wies Hallvard seine Interessentin auf seine Vorzüge hin. „Geheime nordische Ölmassagen, um sich wieder jung und frisch zu fühlen.“ Seine zweideutigen Bemerkungen beantwortete sie mit einem trockenen Schmunzeln. Letztendlich einigten sich beide auf eine Summe von 5000 Goldmünzen, die wie jeder wissen sollte, Hallvard nicht annähernd aufwiegen konnte. Erste Herrschaftsanordnung: Die respektbekundende Anrede von „Herrin“ auf „junge Herrin“ ändern. Sein Vorschlag mit der Massage, um sich wieder jung zu fühlen, verfehlte seine Wirkung wohl doch nicht. Er hatte damit zwar nicht vor auf ihr Alter anzuspielen, doch war dies scheinbar ein heikles Thema für seine neue Herrin. Nach Hallvard machte genau dieser Punkt sie so reizvoll. Augenscheinlich schätzte er, dass sie etwa 40 Winter erlebt hatte. Kleine Falten blitzen ein jedes Mal auf, wenn sie ihre Mundwinkel hob und das tat sie oft. Sie wirkte stets zufrieden und gelassen. Die Bewegungen ihres strammen Kriegerinnenkörpers erschienen ihm bedacht, zielgerichtet und sie strahlte in jedem Moment ihres Seins eine Aura der Souveränität und Selbstsicherheit aus. Bei der Expedition in die Südmark hoffte er sie einmal im Kampf beobachten zu können. In welcher Weise sie ihre Klinge führt. Ob mit Kraft und Wut oder ebenso beherrscht wie ihr sonstiges Auftreten. Leider sah er sie nach der Ankunft bei Trinsic nach dem Schiffsdebakel nur noch einmal. Später erfuhr er dann, dass sie bereits zurück nach Goldbucht gereist war. Hallvard war neugierig, wie sich die Beziehung zu Cala entwickeln sollte. Er konnte sie kaum einschätzen. Entweder würde sie ihre Drohungen wahr machen und ihn im Dienste der Shazirah unterjochen oder aber sie würde irgendwann auf seine angepriesenen Qualitäten zurück kommen. Er musste an ihr letztes Treffen denken. Aufgeheizt von der Sommerhitze, so erzählte Hallvard grinsend, würde er sich auf der Eisinsel nackt im Schnee wälzen und sich so abkühlen. Cala kam die Idee, daraus ein Geschäft zu machen und dafür Gold von Zuschauern zu verlangen. Sie besann sich schnell eines Besseres. Damit wird man wohl kaum Gold scheffeln können. Aber als seine Herrin würde sie diesen Anblick auch ungern mit anderen Teilen. Das versprach doch Interessant zu werden. Egal welche Dienste sie ihm auferlegen würde - Geschäft ist Geschäft. Vielleicht gingen am Ende ja doch noch zwei Gewinner aus dem Handel hervor. |
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25.07.2009, 00:44 |
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Mehrere Armreifen an seinem linken Handgelenk tanzten heiter seinen Unterarm entlang, gaben helle Klänge von sich und reflektierten den Schein der flackernden Fackel im Turm. Hallvard stand in seinem Lager vor einer großen Truhe und rüstete sich hastig. Seine schwarzeiserne Kettenrüstung, feste Stiefel aus Orkenleder und den stählernen Plattenarmschutz hatte er bereits angelegt. Es folgte ein Waffengurt um seine Hüfte, an dem ein kleines Beil und seine Schwertscheide samt Klinge befestigt waren. Über Schild und Axt auf seinem Rücken warf er einen schwarzen schweren Umhang und komplettierte damit seine Montur. Mit einer Miene, die sowohl Anspannung als auch Vorfreude verriet, verließ er seinen Turm und marschierte zum Mondtor im Südwesten der Siedlung.
Es dauerte nur einige Momente bis Darok mit seinem fetten Hengst ebenfalls das Tor passierte und ihn auf der Lichtung zum Stehen brachte. Er band ihn nahe des Schreines an und beide marschierten nach Norden, dem Stadtkern Yews entgegen. Ihre Rüstungen verhinderten ein leises Vorankommen, doch das war auch nicht ihr Ziel gewesen. Schluss mit den Spielereien, keine Versuche mehr in der Freischar anzuheuern, der knallharte Konflikt war ihr Ziel. Durch das Nordtor betraten sie den Kern. Die Wachen auf den Palisaden schienen recht sorglos. Entweder hielten sie die beiden Männer für normale Gäste der Schenke oder sie waren eingepennt. Die Krieger jedenfalls klapperten gemütlich voran, umkreisten die Taverne um der Wache vor der Kaserne zu entgehen und traten dann in den Lichtpegel der Fackel vor der Schenke, in der dem Lärm zufolge reges Treiben herrschte. Mit einem beherzten Tritt riss Darok die hölzerne Tür der Schenke halb aus den Angeln und grinste Hallvard an. Wie abgesprochen trat dieser zuerst ein. Der Laden war wirklich voll und durch ihr freundliches Anklopfen war beiden die ungeteilte Aufmerksamkeit der Gäste sicher. Ein Haufen Milchgesichter betrachtete die beiden Krieger grimmig oder erschrocken. Nach einer kurzen Musterung aller Anwesenden war Hallvard klar, dass Ferilan sich nicht in der Schenke befand. Brummend fixierte er Arkja, die sich erhob und den beiden entgegen kam. Der Plan war simpel. Entweder gab es einen Zweikampf nach den alten Gesetzten oder aber Darok und Hallvard würden sich in der Schenke austoben. Die Ausgangslage war dazu nicht schlecht. Es gab nur wenig Platz zum Kämpfen, sodass die beiden sich die Yewer einzeln vornehmen konnten. Mal davon ab, dass von den dort hockenden Yewern sicher nur die Hälfte eine Waffe halten konnte. Als Hallvard seine Forderungen offenbarte, schlug den beiden eine Welle von lächerlichen Beleidigungen entgegen. Er konnte sich ein grinsen nur schwerlich verkneifen, erwartete er diese Reaktion doch. Er wusste durch Ritter Bregoras längst, dass die Gesetze nach der Zahlung der Pacht angepasst worden sind und nutzte seine Herausforderung lediglich als Aufhänger für den Konflikt. Arkja schien aber zu merken, dass das Gespann nicht einfach so abziehen würde. Heute, nach elendig langem Warten, sollte gekämpft werden. Ein Kampf bis zum Tod? Arkjas bissige Frage überraschte ihn. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie das Heft in die Hand nimmt und den Zweikampf nun selbst austragen wollte, wenn es sein musste gar bis zum Tod. Es musste eine Entscheidung her und Hallvard gab sich die Blöße, indem er begann darüber nachzudenken. Yew war es eigentlich nicht wert dafür zu sterben und er konnte seine Chance gegen Arkja nur schwer einschätzen. Alles was er vom Spion wusste war, dass sie gefährlich ist und ein Katana führt. Die Waffe die er beim Schmied von ihr sah war zwar ein Watazaki, doch machte das kaum einen Unterschied. Eine schnelle Waffe, die scharf aber nicht wuchtig war. Als er sich endlich entschieden hatte nahm Darok ihm die Entscheidung ab. Ein Kampf bis einer am Boden liegt. Eine Nachricht, gesendet durch einen Boten, sollte Arkjas Entscheidung kund tun. Die Krieger verließen die Taverne und nahmen vor ihr Aufstellung. Darok machte keine Anstalten zu gehen und zog sein Beil vom Waffengurt. Sie hatte die Bedingungen akzeptiert. Der Waffengang sollte jetzt statt finden oder er wollte die Taverne zerlegen. Das Arkja und Hallvard einige Zeit später vor dem Nordtor standen und sich beide zum Duell vorbereiteten, zeigte das Arkja sich durchaus bewusst war, dass die Ablehnung der Bedingungen von Darok hätte unfein enden können. Gewiss hätte sie zum Kampf aufrufen können, die beiden Streitsuchenden mit Waffengewalt in den Kerker oder aus dem Kern schmeißen, doch hätte das Opfer gefordert. Der Kampf selbst dauerte nicht sonderlich lang. Arkja war trotz ihrer schweren Rüstung flinker und führte ihre Klinge kraftvoll, konnte sogar die wuchtigen Hiebe der breiten Kriegsaxt blocken. Es war kaum noch eine handbreit Platz zwischen Arkjas Schulter und dem Axtblatt, als die Kriegerin den Nordmann mit einem gezielten Schwertstreich aus dem Stand hob und er auf den weichen Wiesenboden krachte. Blinzelnd starrte Hallvard eine Weile in den schwarzen Himmel. Er war so nah dran. Sein Angriff hätte sie gefällt, da war er sicher. Sie hätte ihn nicht mehr abwehren können. Wär er ihr nur einen kleinen Schritt voraus gewesen, hätte sie die volle Wucht seines Hiebes spüren müssen. Als er seinen Kopf hob erblickte er die Hand seiner Gegnerin. Er hatte seinen Kampf bekommen. Er war gerecht und belebend. Für den Moment war sein Inneres befriedet. Er ergriff die Hand und ließ sich aufhelfen. Die Frau hatte Ehre im Leib und war um einiges mehr wert als Ferilan. Er respektierte ihren Sieg und war sich sicher, dass das nicht das Ende war. |
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27.07.2009, 19:41 |
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Reisender
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Ein ohrenbetäubendes Krachen einer wuchtigen Waffe auf ein Schild dröhnte durch die Gänge des Verlieses, welches die Menschen Nordhöhlen nannten. Ein gezielt und kraftvoll geführter Schwertstreich schlitzte dem Troll den Wanzt auf. Voller Entsetzen presste er beide Hände gegen die offene Wunde. Seine schwere Schlachtaxt fiel scheppernd zu Boden. Er war besiegt. Calasume senkte ihr Schild und machte dem Leben des winselnden Monsters ein Ende. Trocken und beherrscht. Ihr Kampf war geprägt von Präzision, ihre Blöcke und Paraden verdienten eine Lobpreisung durch die Barden. Mit einem Gesichtsausdruck vollster Zufriedenheit, der von seinem massiven Platinhelm versteckt wurde, beobachtete Hallvard seine Gefährtin in diesem Gefecht. Angetan in einer polierte Edelstahlplattenrüstung, einem mit blutbespritztem Orderschild und einer langen Einhandklinge aus seinem Lieblingsmetall sah sie aus wie eine Kriegsgöttin. Rasch rückte die Truppe bestehend aus einem jungen Magier und den beiden Kriegern vor. Ihre Widersacher fielen in Scharen. Rau kichernd klaute Hallvard seiner Waffenschwester den einen oder anderen Gegner, indem er vorstürmte und sie als erster mit seiner Axt empfing. Sie zahlte es mit gleicher Münze zurück, betrat im Alleingang eine Zelle und hauchte einem jeden Orken darin mit straffer Disziplin das Leben aus, ehe der Nordmann nachrücken konnte. Es war die reine Wonne ihr zuzusehen. Selbst die gefährlichsten unter den Bestien, die Anführer der Oger, fielen ohne große Probleme. Gedeckt hinter ihrem mächtigen Schild trat sie ihnen entschlossen entgegen, lenkte sie mit schnellen Schwerthieben ab und zog so die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Als der Feind seinen Rücken schutzlos entblößte, hastete Hallvard aus seiner Deckung und wuchtete seine Hellebarde ins Kreuz seines Gegners. Calasume beobachtete zufrieden wie ihr Widersacher mit seinem Gewicht die nahe Schlachtbank zerriss, als er auf sie nieder ging. Sie wär die Königin eines jeden Schildwalls!
Noch vor dem Ausflug in die Nordlanden besuchte Cala den Nordmann das erste Mal auf der Eisinsel. Sie wollte sich seinen Turm ansehen. Hallvard hatte diesbezüglich nicht viel zu bieten. Ein muffiges zugiges Lager im Erdgeschoss und ein Steintisch im ersten Stock. Durch Wandvorhänge und einer Kohlepfanne mit glühenden Kohlen war es hier oben weitaus gemütlicher, doch hatte sich der Geruch des Kohlerauches bereits in die Vorhänge eingenistet. Man sprach über alles und nichts. Hallvard fand heraus, dass Cala nicht sonderlich trinkfest war und aus der Auswahl der Getränke, die er ihr hätte anbieten können, war der süße Ale das Friedensangebot. Im Laufe des Gespräches kamen sie auf das damalige Frühlingsfest zu sprechen. Cala war auch da, wenn auch erst spät dazugekommen. Hallvard konnte sich nicht mehr an sie erinnern. Er war am späten Abend voll wie ein Schwein und in seiner zu engen Siegesrüstung sah er auch noch aus wie eine Wurst gepresst in Darm. Die flutschige Sau ist auf Calas Mist gewachsen, aber erst Nadirah ordnete die knappe Bekleidung an. Yael und Hallvard hatten beide sicher nichts dagegen, sich mit vielen halbnackten Saharessen im Matsch zu suhlen. Calasume fand es jedoch nicht sonderlich berauschend, wie ihr Spiel zur Fleischbeschau wurde. War sie so prüde? Brachte ein Jahrzehnt bei den Shazirah keine moralische „Verbesserung“? Zufrieden jedoch, und dabei grinste sie breit, war sie den Arsch eines Königs zu besitzen. Eine seltsame Vorstellung, doch König Hallvard der Schweinepriester war ihr untergeben. Hallvard wusch sich gerade mit einigen Händen voll Wasser die schweißbenetzten Arme, kühlte mit einer Ladung Nass seinen Nacken und den Schädel und richtete sich dann suchend nach seinem Hemd auf. Es hatte geklopft und von draußen tönte es fordernd: „Mach auf! Ich frier hier.“ Calasume. Sie wollte nach dem Ausflug nochmals im Turm vorbeikommen. Scheinbar war der erste Stock doch gar nicht so übel zum Treffen. Mit einem müden Lächeln entgegnete sie seinem nur leicht bekleideten Leib. Nichts deutete auf eine Regung hin. Weder Freude noch Abneigung. Ihre Fassade war stark wie ihr Schild und verriet nichts. Hallvard teilte frische Pullen Ale aus. Wie bei ihrer ersten Flasche vor der Jagd fingerte sie erfolglos am Verschluss rum und hielt ihn dann entnervt Hallvard entgegen. „So lernst du’s ja nie.“ „Ich hab da schon eine Möglichkeit sie aufzubekommen, doch ist sie nicht so elegant wie deine.“ „Zeig her.“ Zwischen den Backenzähnen eingeklemmt zog Cala mit beiden Händen am Ende der Flasche und nach kurzer Zeit ploppte es. Als Hallvard sich zufrieden mit dieser Methode zeigte, tranken beide auf „die einfachsten Lösungen der Probleme“. Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um die Goldbucht. Zukunftspläne zwecks Haus und Rat, der Streit bei der letzten Versammlung, Kleinigkeiten. Hallvard musste wie immer im Gespräch mit Cala darauf beharren, dass sie sich in seiner Anwesenheit nicht immer als alte Frau betitelte. Das konnte er überhaupt nicht leiden, sah er sie doch ganz anders. Zwischendurch versuchte Hallvard sein Möglichstes, um einige kleine Komplimente anzubringen. Er wollte, dass sie sich wohl fühlte und bewirkte damit genau das Gegenteil. Peinlich berührt senkte sie den Blick auf die Tischplatte und ihre leise Stimme schwenkte die Gesprächsstimmung um. „Hör auf mir immer Komplimente zu machen. Das macht mich unsicher.“ „Haben deine anderen Kerle dir nie welche gemacht?“ „Das schon, doch ist das lange her. Ich bin es ja auch gewohnt Komplimente zu bekommen, doch ist es eben bei Männern wie Ritter Bregoras etwas anderes. Er macht es aus reiner Höflichkeit. Du jedoch, sagst die Wahrheit.“ Das stimmte. Hallvard hat ihr bereits einmal gesagt, dass wer seine Meinung hören will, auch mit Kritik leben muss. Er verbiegt sich nicht und wenn man von ihm die Wahrheit erwartet, dann bringt er sie auch hervor. „Ich mag dieses ganze Zeug mit den Komplimenten nicht. Was bei Männern zählt sind Taten.“ Taten. Komm schon Hallvard...Taten! Tu irgendwas. Nehm ihre Hand, küss sie...irgendwas! Hallvards eigene Stimme schwirrte durch seinen Schädel und forderte ihn heraus. Er saß steif da, den Blick wie Cala auf die Tischplatte gerichtet. Seine rechte Hand zuckte nervös über die Steinplatte und ein Moment, der ihm wie die Ewigkeit schien, zog an ihm vorbei. Calasume lehnt sich wieder locker an die Stuhllehne und ihre Mundwinkel hoben sich wieder weit. Sie schlug ein anderes Thema an, doch hörte Hallvard lediglich die Stimme in seinem Kopf. Du kleiner verschissener Feigling! Was hast du zu verlieren gehabt?! Das war der Moment. Alles oder nichts. So ist dieses verdammte Leben nun einmal. Der Rest des Gespräches war belanglos. Hallvards Wille war gebrochen. Er würde sie abziehen lassen. Ohne weitere Komplimente, ohne weitere Zuneigungen. Diese Frau hätte er sowieso nicht verdient. Er war zu plump, zu grob, zu dämlich. Ehe der Ale sie die Beherrschung verlieren lassen würde, wollte Calasume Heim reiten. Hallvard begleitete sie hinab in das Erdgeschoss, in dem beide Hengste standen und gelangweilt mit den Hufen scharten. „Hmm...Welcher war denn gleich meiner?“ „Such dir einen aus. Den Weg in die Bucht kennen beide.“ Langsam drehte sie sich zu ihm um. Ihr breites Grinsen ebbte zu einem verhaltenen Lächeln ab und sie blickte ihn ruhig an. Es vergingen einige Momente, in denen Hallvard gerade so ein schmales Lächeln hervorbrachte. Calasume legt ihre Hände hinterm Rücken zusammen, neigte den Kopf etwas und meinte lang gezogen und noch immer ruhig und lächelnd: „Uuuuuuunnnnnnd?“ Hallvard blickte sie verwirrt an. Er gab sich alle Mühe ihre Frage zu deuten. „Gute Nacht Calasume“ oder „Wir sehen uns dann ja.“ „Komm gut heim.“ klingt auch nich verkehrt. Calasumes Lächeln wurde zuckersüß und es war, als würde jemand Hallvard einen Schlag auf den Hinterkopf verpassen. „Taten, ja?“ Calasume nickte schwach und hob den Kopf. Ihre Wangen erröteten. Das war nicht der Ale. Zögerlich hob der Nordmann seine rechte Hand, während Calas Schild fiel. Hallvard.....Jetzt reiß dich zusammen! Du stellst dich Titanen entgegen und deine Knie werden bei einem Weib weich? Was bist du für eine jämmerliche Gestalt von Mann! Er schluckte schwer. Seine Miene war alles andere als entspannt. Zeige und Mittelfinger strichen das Haar, welches über ihre linke Gesichtshälfte lag beiseite. Calasumes Lächeln verschwand. Ist das Erwartung oder Empörung in ihren Zügen? Ich...ich muss da jetzt durch. Es wird keine dritte Chance geben. Bei den Ahnen! Wenn mein Vater mich jetzt so sieht...er würde vor Scham im Boden versinken. Hoffentlich feiert er diese Nacht in der großen Halle und ist voll. Mit einem leichten Kopfrucken brachte Hallvard die störenden Gedanken aus seinem Kopf. Er senkte seinen Kopf und fuhr ihr langsam entgegen. Calasumes Augen schlossen sich langsam, je näher er ihr kam. Ihr Mund öffnete sich einen Spalt breit. Sie ist zu schön. Ich habe nicht verdient sie zu berühren. Sein Kopf neigte sich nach rechts. Seine Lippen wichen denen von Cala ängstlich aus und er drückte ihr einen ernüchternden kleinen Kuss auf die Wange. Rasch richtete sich der sonst so stolze Nordmann wieder auf. Seine Miene verriet Einschüchterung und Unsicherheit. Seine Augenlider flimmerten nervös. Seinen ganzen Leib durchzuckten Blitze. Er erwartete das Urteil seiner Richterin. Es dauerte eine Weile bis Calasume realisierte was dort eben geschehen war. Als sie ihre Augen öffnete, stand Hallvard bereits wieder aufgerichtet vor ihr. Sie zog die Arme an und stemmte sie in die Hüften. Ihr so erwartungsvoller Gesichtsausdruck verzog sich in einem Wimpernschlag zu einem scharfen, missbilligendem Blick, der Hallvard traf wie ein Dolchstoß. Verdammte Axt! Jetzt hab ich’s geschafft. War es doch Empörung als ich es wagte ihr näher zu kommen. Sie wird mich umbringen. Gleich holt sie aus und ich fang mir eine. Schlag zu Kleines! Ich hab es verdient ich dummer Bauer. Hol weit aus, sodass es richtig rappelt. Eine Woche soll mein Kiefer nicht mehr zum Fressen taugen. Calasumes grimmiger Befehl durchschnitt seine Gedanken. „Wenn man nicht alles selber macht! Schließ die Augen!“ Hallvard glotze sie dümmlich an, nicht fähig dazu sich zu fangen. Fest verwurzelt am Boden war er wie gelähmt. Calasumes Blick blieb knallhart und ihre Körpersprache zeigte sehr deutlich, dass sie auf ihrer Forderung verharren würde. Die Stimme in seinem Schädel meldete sich wieder. Diesmal klang sie jedoch nicht hämmernd und aggressiv, sondern bitter und wehleidig. Ich gehöre verprügelt, war blind. Sie spielte ihre Rolle so perfekt und als sie sie endlich ablegte, verschloss ich wieder die Augen vor dem, was vor mir stand. Endlich legte sich ein Lächeln auf Hallvards Lippen. Nun war es an ihm sie zu besänftigen. „Ich brauche keine Anleitung.“ sprach er mit neuem Mut. Auch wenn Calas Anweisungen klar waren, rückte er an sie heran und bettete seine Hände auf ihrer Hüfte. Er wollte ihr sagen wie Leid es ihm tut, wie dumm er ist und welche Verwirrung ihn einschloss, doch alles was er hervorbrachte war: „Lass mir mein letztes kleines Fünkchen Stolz, Kleines.“ Sie gab ihre Haltung auf und legte ihre Arme auf Hallvards Schultern ab. Endlich blitzen die kleinen Falten in ihren Mundwinkeln wieder auf. „Das nächste Mal bin ich aber dran.“ Ihre Lippen schmeckten nach süßem Ale und endlich herrschte vollkommene Stille in seinem Kopf. |
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14.08.2009, 20:01 |
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Unter einem lauten Quietschen öffnete sich eines der beiden Tore zur Festung. Grimmig durchstreifte der Blick des Nordmannes das Erdgeschoss. Erst zum Lager, dann rüber zur Treppe.
„Hey Dicker! Bist du da und halbwegs nüchtern?!“ Keine Antwort, Darok war also unterwegs und pflückte vielleicht Äpfel. Grinsend zog Hallvard das Tor zum Lagerraum auf und steuerte zielsicher auf das Kästchen zu, welches auf einigen schimmligen Lagerkisten thronte. Er durchwühlte einen Beutel und förderte einen Diamantensplitter zu Tage, drehte ihn in seiner Hand und beschaute ihn kritisch. Daraufhin ließ er ihn zurück in den Beutel fallen und suchte sich einen weiteren Stein derselben Sorte. Der war besser! Ebenmäßig, wohlgeformt und er funkelte im Fackelschein des Lagers. Hallvard stopfe sich den Klunker in die Tasche und verschwand wieder aus der Festung. Während seines Ritts gen Minoc dachte er bei sich, dass Darok den Verlust eines Steines sicher locker verkraften würde, wenn er ihn überhaupt bemerkte. In letzter Zeit hatte der Mistsack genug Glück beim Würfeln gehabt. An einem Abend gewann er 34.000 Münzen von Hallvard, auch wenn es knapp war. Heut folgten weitere 10.000, die wieder seinem prallen Apfel zukommen sollten. Er verwöhnte die Hure sehr, würde seine Schuld aber zweifelsohne eintreiben und noch einige Äpfel pflücken. Während sie in der Krähe würfelten und herzhaft fluchten und lachten, kamen sie auf Lyssas Nebenbeschäftigung zu sprechen. Darok sah vielleicht ziemlich verranzt und dämlich aus, doch war er es nicht. Er erkannte recht schnell, dass das Weib welches neben Hallvard saß mehr als nur eine Bekanntschaft war und umschrieb die Arbeit der Dirne als „Apfelverkauf in ihrer Kammer“. Cala schien jedenfalls nicht zu verstehen, zumindest ließ sich ihre Miene so deuten. „Hauptsache du guckst ihr immer schön in die Augen.“ schloss sie lächelnd. Eines ihrer beiden Rösser stand im Vorbau an den Pfosten gebunden. Hallvard hüpfte frohen Mutes aus dem Sattel und machte seinen Hengst fest, marschierte zur Nebentür und pochte. Begleitet von einem süßen Lächeln öffnete ihm seine Blume. „Komm rein, ich hol dir n Bier.“ Sie verschwand in ihrer Küche. Hallvard folgte und blieb im Türrahmen stehen. Beeindruckt schweifte sein Blick durch die riesige Küche, während das Murmeln von Cala, die gerade auf dem Boden vor einer Kiste hockte, an seine Ohren drang: „Ich muss mir unbedingt n Regal für diesen Kerl anschaffen und einen neuen Alkoholvorrat.“ Ächzend erhob sie sich und hielt ihm das Bier hin. „Ziemlich große Kochstelle. Kannst mir ja was Feines kochen.“ Kurz darauf schwang Cala auf Hallvards Verantwortung hin die Pfanne und brutzelte 2 fette Stücken Fleisch. Sie bereitete ihn aber schon darauf vor, dass ihre Kochkünste nicht besser waren als Hallvards Würfelfähigkeiten. Während Cala angestrengt irgendwelche ihr scheinbar vollkommen unbekannte Kräuter in die Pfanne warf, plauderten die beiden gelassen miteinander. Hallvard hatte heut nach gut 2 Jahren Shivari wiedergesehen und fragte, ob sie sie kenne. Das war nicht der Fall, doch nahm sie das Thema gleich wieder auf und fragte gelassen, ob Hallvard sich in Sachen Frau verbessern wolle. Kriecherisch schloss er aus, dass er sich jetzt noch verbessern könnte. „Wenn du dich verbessern willst, kannst du das Massieren üben.“ „Tja, da bräuchte ich dann wohl ein Übungsobjekt.“ „Das werde ich meinen Schwestern mitteilen. Es werden sich sicher Freiwillige finden.“ Wahrlich keine schreckliche Vorstellung sich quer durch die Shazirah zu massieren, doch das musste er ja nicht so offensichtlich herausbrüllen und brachte sich durch das Bier in seiner Hand zum Schweigen. „Vielleicht kann ich deine Massagekünste fördern. Deine Frau besitzt einen Massagetisch. Oben im Bad.“ Selten prasselten soviele gute Nachrichten auf einmal auf Hallvard ein. Während er sich über sein Fleisch hermachte, dabei die schwarzen Ränder mit einem Dolch grob abschnitt, wirbelte Cala im ersten Stock herum. Sie wollte den Massagetisch abstauben. Mit schuldbewusster Miene kehrte sie zurück und offenbarte, dass der Tisch ihr zu dreckig sei und er erst neu bezogen werden müsse. Wahrscheinlich, dachte Hallvard bei sich, hat da mehr als 10 Jahre keiner mehr drauf gelegen. Sie schnappte sich das Geschirr und begann Dolch und Teller im Wasserbad abzuwaschen. Hallvard stellte die Bierflasche auf den Tisch, erhob sich und näherte sich ihr von hinten, schob den Kopf über ihre linke Schulter und schlang die Arme um ihre Hüfte. „Oha…da ist jemand gestärkt vom Essen und wird übermütig.“ „Ich bin nur dreckig und hoffte du wäschst mich.“ „Gut, dann gehen wir hinauf und ich mach dich nass.“ Hallvard hätte die ganze Welt umarmen können, beherrschte sich aber und folgte ihr still, mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht, hoch. Ihre Hütte war wirklich riesig. Er folgte einfach den geöffneten Türen und durchquerte dabei das Schlafzimmer. Weitläufiger Raum, viele Fenster, ein Schreibtisch mit einem bequem anmutenden Sessel und das schönste Möbelstück im ganzen Raum war ein großes Doppelbett. Unwillkürlich strich die Zunge des Nordmannes über seine Oberlippe ehe ihre Stimme an sein Ohr drang: „Nun beeil dich, Luftschlange.“ Er beschleunigte seinen Schritt und kam in ihrem Badereich zum Stehen. Traumhaft. „Du bist ja noch angezogen…“ kam es vorwurfsvoll. Sie wollte keine Zeit verlieren ihn sauber zu machen und auch er war nicht darauf erpicht sie und sich länger warten zu lassen. Es dauerte nicht lang und er hatte die wenigen Sachen abgelegt, die er am Leib trug. Unter Jauchzen und Geklatsche begrüßte Cala den sich ihr bietenden Anblick. Kurz bevor er seinen Kilt abstreifte, griff er in die Tasche und verbarg nun in der rechten Faust den Splitter. Flink hatte sie Seife und einen Schwamm zur Hand, präsentierte beides triumphierend. Er hob die Rechte an und nahm den Diamanten zwischen Zeigefinger und Daumen und hielt den Stein präsentierend in die Höhe. Nachdem er ihr Interesse von seinem Leib auf den Stein gewechselt wusste, warf er den Klunker gen Becken. Unter einem dumpfen Platschen versank der Stein in der Mitte des großen Beckens. Mit vorwurfsvollem Blick schwenkte Cala den Kopf vom Becken zu Hallvard hin. „So etwas macht man mit feinen Dingen nicht. Hol ihn heraus.“ „Tut mir leid….ich glaub du wirst ins Becken müssen.“ Sie engte die Augen um ihm dann sogleich in einer ausdruckskräftigen Geste die Zunge rauszustrecken. Schmal lächelnd verfolgte Hallvard ihren Weg zur Kommode, wo sie sich langsam entkleidete und die Sachen ordentlich gefaltet auf einen Haufen legte. Zu voller Größe aufgerichtet setzte sie ihre Hände in die Hüften und neigte das Becken leicht zur Seite. Ein Bild für die Götter. „Schau es dir gut an, so schnell bekommst du das nicht wieder zu sehen.“ Schmunzelnd tapste sie zum Becken und ließ sich ins Wasser gleiten. Kurz darauf folgte er ihr. Amüsiert und äußerst angetan vom Blick der sich ihm bot verfolgte er ihre Tauchversuche mit der Absicht den Schatz zu bergen. Mit triumphierenden Grinsen und den Stein stolz in der Rechten empor haltend, tauchte sie nach dem zweiten Versuch auf und brachte den Stein dann in einem Obstkorb, der am Beckenrand stand, in Sicherheit. Nun konnte sie sich endlich um ihren Schmutzfink kümmern und sein Fell etwas auf Vordermann bringen. Wieder mit Seife und Schwamm bewaffnet kümmerte sie sich als erstes um seine Brust. Hallvard genoss ihre Zuwendung, hatte er doch geduldig ausgeharrt und ihr Spiel brav mitgespielt. Flüchtige Küsse, neckische Bemerkungen, nichtssagende Berührungen. All das wollte er nicht missen, doch ersehnte er den Tag, an dem sie ihn endlich in ihr Bett lassen würde. „Wir müssen noch deinen Rücken putzen.“ Mit einem verschmitzten Lächeln hob sie den Blick und suchte den seinigen. Kurz darauf schob sie sich näher an ihn heran und begann mit dem Schwamm seine Schultern abzutupfen. Der Nordmann ließ sich weiter ins Becken sacken und entgegnete ihr kurz darauf auf selber Höhe. „Mein mitdenkender Barbar.“ Als er seinen Kopf wieder über ihre Schulter schob konnte er noch ein schmales Grinsen auf ihrem Gesicht erkennen. Seine Hände zu Krallen eingeknickt kraulte er über ihren Rücken hinauf zu den tropfnassen Haaren. Mit der linken zog er es von ihrer Schulter und legte so den Hals frei. Ihre Umarmung wurde enger, leises schnurren drang an sein Ohr und sein Rücken wurde nur noch halbherzig gewaschen. Als er ihre Schulter bis zum Hals hinauf mit Küssen eindeckte, durchfuhr sie ein leichtes Zittern. Der Schwamm platschte hinter ihm ins Becken. An ihrer Wange angelangt zog er den Kopf wieder zurück und suchte ihren Blick. Ihr Atem ging schneller, ihr Lächeln war zaghaft. „Das ist die Stelle, an der ich nervös werde.“ „Und was kann man dagegen tun? Ablenkung?“ Ihr Blick wich nervös zur Seite aus, hektisch zog sie die Hände von seinen Schultern und legte sie auf seine Brust, um sanft dagegen zu drücken. Hallvard wollte ihr gerade beichten, wie es ihm damals im Turm bei ihrem ersten Kuss ergangen sei und das er sich ähnlich gefühlt haben muss, als sie sich ihm, mit Blick auf das Wasser gerichtet, entzog. „Lass mich…ich muss gehen.“ druckste sie scheu und bewegte sich stockend zum Beckenrand. „Ich werde dich nicht drängen, aber bitte…geh jetzt nicht.“ Kam es erst etwas verbittert, dann fast flehend. „Du verstehst das nicht. Ich mein…mehr als zehn Jahre sind eine lange Zeit.“ Sie stieg aus dem Becken, schnappte sich ein Handtuch und trocknete ihren Leib mit bedrückter Miene, schlang es dann um ihr Haar und ließ sich in einen Sessel im Baderaum sacken. Hallvard konnte ihr bei ihrem Problem nicht helfen. Alles was er aufbringen musste war eine Menge Geduld. Er hatte sich ein sehr spezielles Weib ausgesucht. Als er begann ihr aufzuzählen warum gerade sie, zog sie die Hände flink an die Ohren und gebot ihm schweigen. Richtig…Komplimente machten sie unsicher. Er ließ sie im Anschluss nur noch wissen, dass er sie wollte und dass er sie nimmt wie sie ist, mit allem was sie zu geben bereit ist. Cala kleidete sich mittlerweile wieder an und Hallvard stieg nun ebenfalls aus dem Becken um sich abzutrocknen und sich selbst anzuziehen. „Ich nehme an, du willst mich jetzt aus deinem Haus haben hmm?“ Ohne sie anzublicken kümmert er sich um seine Kleider, zieht das Hemd über den Kopf, schlüpft in seinen Kilt, setzte sich auf den Sessel, indem vor kurzem noch Cala saß und schnürte seine Sandalen. Dann trat Cala vor den Sessel und meinte mit ernster Miene: „Wenn es dir nicht zu viel ausmacht, stell dich bitte hin.“ Als Hallvard ihrer Aufforderung nachkam, zog sie ihren Finger in einer Kreisbewegung durch die Luft. „Dreh dich einmal um.“ Ohne groß nachzudenken übte sich Hallvard in Gehorsam, jetzt doch selbst etwas nervös. Nach einer Weile spürte Hallvard ihre Hände in seinem Rücken. Sie zog sie zügig über seinen Rücken hinweg und ließ sie unter seinen Armen hindurch gleiten, um sie vor seinen Bauch zusammenzufalten. Langsam bettete sie ihre Wange in seinen Rücken. Für einige Momente herrschte vollkommene Stille. Nach einem leisen Seufzen seiner Kleinen flüsterte sie sanft: „Dein kurzes Röckchen gefällt mir und ich behalte dich.“ Sie hob den Kopf, öffnete den Mund und begann mit den Zähnen am dünnen Leinenstoff seines Hemdes zu knabbern. Mit einem beherzten Biss grub sie ihre Beißerchen sogar einen Moment durch den Stoff in seine Haut und knurrte triumphierend. „Liebster?“ wisperte sie. „Ja meine Blume?“ Sie schmiegte ihre Wange abermals an seinen Rücken und murmelte: „Du hast jetzt einen Sabberfleck auf deinem Hemd.“ Unten an der Tür angekommen empfing er den ersten Kuss der heutigen Nacht. Langsam löste sie ihre sanften Lippen von den seinen und verharrte mit ihrem Mund nahe bei ihm. Ihr Atem streichelte über seine Lippen und sie hauchte: „Eines Tages hänge ich deine Zöpfe als Trophäe über mein Bett. Dann habe ich keine Panik mehr.“ Langsam sank sie von den Zehenspitzen wieder hinab zu Boden und zog die Türen auf. „Und nun verschwinde meine tätowierte Luftschlange.“ Das letzte was er von ihr sehen konnte, war ein unter schmunzeln zugehauchter Luftkuss. Geduld Hallvard, Geduld. |
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26.08.2009, 16:09 |
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Langsam öffnet der Nordmann seine Augen. Das grelle Licht des Tages drang durch die Fenster und zwang ihn seine Augen wieder zu schließen. Sein Schädel pochte etwas. Ein vertrautes Gefühl am morgen danach. Es dauerte einige Minuten bis er sich zum Aufstehen zwang. In zwei Haufen getrennt lagen leere Flaschen auf dem Boden. Hallvard rieb sich kräftig durchs Gesicht und zählte dann die Flaschen. Je sechs - unentschieden. Grinsend ließ er den Blick durch die Hütte wandern. Die Glut des Feuers war bereits erloschen, keine Spur von Belan, er war also die Nacht unterwegs gewesen und auch Vaena war bereits aufgebrochen. Alles was sie zurück ließ war ihr Geruch im Fell, auf dessen Hallvards Kopf lag, als er erwachte. Langsam führten ihn seine Schritte zur Kiste an der Ostwand der Hütte. Er nahm sich ein Stück Trockenfleisch und angelte eine Flasche heraus. Zeit für ein ordentliches Nordmannsfrühstück um den dicken Kopf loszuwerden. Wieder zurück auf den Fellen begann er sein Fleisch zu mampfen und ab und an einen Happen mit Met runter zu spülen, dabei kramte er die Erlebnisse des vergangenen Abends wieder hervor. Vaena hatte wirklich nicht nur eine große Klappe. Sie vertrug eine Menge und war ein angenehmer Gesprächspartner. In ihrer Gegenwart brauchte Hallvard sich nicht zu verstellen. Sie war wie er. Stolz und dabei trotzdem einfach. Zu reden gab es jede Menge. Ihre Beziehung zu Ahzdari, die Verhexung von Artias durch ein Spitzohr, über das Weib an Hallvards Seite und über die Heimat. Es war schön einmal wieder etwas aus dem eisigen Norden zu hören. Vaena erzählte, dass der Eisbär das Tier ihrer Sippe wär und gar jenes ihrer Seele sei. Sie konnte ihre Vertrautheit mit diesen Tieren sogar durch ein Bildnis aus Brandnarben über ihren gesamten Rücken untermauern. Das Geplauder mit dem Nordweib war entspannend und der Met und Schnaps floss in regelmäßigen Abständen die Kehlen hinunter. Am Ende des Gelages mussten die beiden ein seltsames Bild abgegeben haben. Volltrunken aneinander gekuschelt schnarchten die beiden um die Wette.
Am nächsten Tag war Hallvard klar, dass Vaena, auch wenn sie ein begehrenswertes nordisches Weib war, keine Geliebte werden würde. Sie schien zwar zu keinem Zeitpunkt abgeneigt, doch sollte sie von nun an seine Schwester sein. Die kleine Eisbärin mit der er gern trank und über die Heimat sprach. Cala hingegen war mehr für ihn und sie konnte mit Recht stolz auf ihren Barbaren sein, denn er riss sich diesen Abend zusammen und übte sich weiter in Geduld. |
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