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Alt 25.04.2007, 20:27
...den Tränen voraus
#1
Stille der Nacht
 
Registriert seit: 02 Jan 2004
Beiträge: 66
Eine fast schon seidenweiche Dämmerung durchwehte zuerst mit einzelnen Fäden einen viel zu kalten Frühlingstag – um sich dann wie ein schweres Tuch über Land und Leute zu legen - ein Schal der alles dämpft. Ob Geräusche, Bewegung oder Gesang, der dunstig-graue Wolkenbrei schien alles in sich hineinzuziehen um dann in einer vollkommen tiefen Nacht zu enden.
Nur ein Licht bewegte sich in dieser unheimlichen Mischung, in diesen Vorgang der alles in sich einzubeziehen schien – die schwankende Fackel eines Barden, dessen Laute im Takt seiner Schritte gegen seinen dürren Rücken schlug. Vereinzelte Strähnen seiner heublonden Haare durchzogen verspielt die kühle Nachtluft, welche angereichert war mit verschiedenen würzigen und intensiven Gerüchen – denn schon zog der tänzelnd ausschreitende Mann die Tür eines Gasthauses auf.

Kurz nur, hielt er in seiner Bewegung inne, während verschiedene Gedanken seinen Kopf durchrollten und sichtbare Angst kurz in seine Züge trat. Und wie der dumpfe Klangteppich von schreienden Käuzchen und raschelnden Büschen an sein Ohr drang, schob er sich mit einer energischen Geste in die helle Wärme und katapultierte sich mitten hinein in eine Vielzahl lachender Stimmen.

Es gab zuviel, was in einer solchen Dunkelheit lauerte und Menschen, die in ihr wandeln konnten als wären sie ein Teil davon - er hatte nicht vor ihnen zu begegnen. Nicht noch einmal. Zudem gab es Lieder, die er singen musste – tief hineinlegen musste in die Herzen der Bevölkerung, auf das auch sie gegen jene irdene Finsternis gewappnet waren. Gegen das Bedrängnis und den Fluch, der sie ereilen würde.
Stille der Nacht ist offline  
Geändert von Stille der Nacht (25.04.2007 um 20:28 Uhr).
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Alt 26.04.2007, 21:43
#2
Stille der Nacht
 
Registriert seit: 02 Jan 2004
Beiträge: 66
Flackernder Kerzenschein und das milde Licht von Laternen schlugen ihm entgegen, als er sich ganz hinein begeben hatte in die Fröhlichkeit und Heiterkeit, welche ihm oft so gespielt und schwerlich erschien. Kurz bedachte er die wenigen Laternen im Raum mit einen skeptisch-musternden Blick um sich sodann auf die Menge zu konzentrieren. Mit einer einzigen fließenden Bewegung verlöschte er seine Fackel und trat mit den typischen aufmerksamkeitsheischenden Lächeln eines Schaustellers in den belebten Bereich, wo sich bereits ein paar Menschen befanden. Anscheinend war dieser Ort mit den seltsamen Namen 'Bäckerei und Garküche' ziemlich beliebt unter den Einwohnern – zu seinen Glück. Oft erwies sich die Ortswahl in fremden Städten als schwierig, er musste sich auf seinen Instinkt verlassen um das richtige Publikum für seine Kunst zu finden – die nicht nur den reinen melodischen Klang lauschten sondern auch seine Worte in sich aufnehmen konnten.

Mit einer einstudierten Bewegung verbeugte er sich vor den Gästen und nahm seine Laute zur Hand – seinen Rucksack legte er in greifbare Nähe, denn erfahrungsgemäß war manchmal eine eilige Flucht nötig.

Die ersten Töne ließ er nur zögerlich erklingen, fast schlichen sie sich aus den Instrument hinaus mit einer fast herzzerbrechenden Zartheit – um dann zu festen vibrierenden Akkorden zu werden. Ein ganzer Wirbel an tiefen brummenden Harmonien entschlüpfte seinen Händen um dann von einer Stimme begleitet zu werden, die es perfekt beherrschte auf all dem 'zu tanzen'. Das Spiel seiner Stimme und die Kunst seiner Hände vermischten sich zu einen wohl bekommenden Brei, der sorgsam aufrüttelnd und furchterzeugend die Gruselgeschichte vorbereitete, welche gleich seinen Worten zu entnehmen sein würde. Nur an manchen Stellen wurde sein Gesang zu einen leisen Wispern, um dann die nächsten Zeilen fast heraus zu brüllen – doch stets leuchteten seine Augen in einen unheimlichen Schein, während er folgendes zum Besten gab:

Wer mag sich sicher fühlen -
wessen Seelenheil behütet?

Die Tränen sie fließen
Sie bringt sie zu euch
und wenn der Schmerz in ihr aufleucht -
ihre Früchte tuen sprießen,
seid wachsam ihr Leuts!

Er ward gefunden
vom Meister vom finstren Kunden

Die Tränen sie fließen
Sie bringt sie zu euch
und wenn der Schmerz in ihr aufleucht -
ihre Früchte tuen sprießen,
seid wachsam ihr Leuts!

Wo ist der Meister geblieben?
Von Nöten ist er nicht mehr!
Von seinem Hass nun getrieben...
oh, seid wachsam ihr Leuts!

Durch eure eigenen Straße
kann er wandern, mit den Lichtern,
auf ihnen gehen und suchen.
Neue Laternen werdet ihr sichten -
die nächsten seid...
Seid ihr ja, ihr Leuts!
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Alt 27.04.2007, 18:35
#3
Stille der Nacht
 
Registriert seit: 02 Jan 2004
Beiträge: 66
Noch eine Nacht in der gleichen Stadt. Wieder eine Taverne. Ein weiteres Lied, das ungehört verklingen würde, die sorgsame Warnung, die darin verborgen war. Abermals an einem Ort verharren während Er immer näher kam, ohne Hoffnung das Er jemals aufgehalten wird. Schon türmte sich vor Seinen Füßen ein See von Blut und Tränen an. Vielleicht, weil niemand einen Barden wirklich ernst nehmen kann, weil Musik stets nur der Unterhaltung beiträglich ist und hier nicht als etwas lebensnotwendig schönes gesehen wird. Er lebte wohl in der falschen Zeit, bei der falschen Rasse – jedenfalls kam es ihn oft so vor, wenn die Fratzen ihn musterten, ihm nur nebenbei lauschten und dabei etwas zu Essen in sich hinein stopften. Doch musste er irgendwie das seine beitragen, um das Meer von Tränen etwas einzudämmen. Irgendwas.

Und während diese Gedanken schwer auf seinen Schultern lasteten, ihn zu Boden drückten, schlich er sich wie ein krankes Tier näher an die Hintertür einer Taverne. Heute war ihm alles so schwer, jeder Schatten bedrohlich und die schmerzhafte Vergangenheit so nah, so furchtbar nah. Doch er konnte und wollte nicht aufgeben, denn auch er hatte Schuld an all dem...
So zog der Barde entschlossen die Tür auf und schob sich ängstlich in den Raum hinein, musterte die Anwesenden eilig. Furcht versiegt nie, sie lauert im Inneren eines jeden Wesens wie die Ausgeburt irgendeiner Hölle.
Schon hatte der immer noch geduckt und eilig laufende Mann den Platz erreicht, welcher ihm aus Erfahrung am erfolgversprechendsten schien – so ließ er sich auf den Rand eines Blumenkübels nieder und zückte seine Laute. Was blieb noch, wenn selbst Worte keine Macht mehr besaßen? Als er gerade diesen hoffnungslosen Gedanken hegte, entdeckte der Musikant zwei des schönen Volkes – zwei Elfen unter den Zuhörern. Vielleicht konnten sie ja noch richtig zuhören, die kommende Gefahr herauslesen?

Schon erklangen die ersten Töne und wiederum vermischte er seine Zutaten zu etwas, das am Ende so eindringlich und grauenerregend sein sollte, dass es sich in den Gemütern der Anwesenden einnistete. Eine Symphonie des Schreckens, erzeugt aus vielschichtig tiefen Akkorden und einer brummenden Stimme die alles kunstvoll vor trug. Dies also war sein heutiges Lied:

Immer des Nachts -
wenn alles tief schlummert,
Immer des Nachts
wenn nicht einmal der Mond sein Anteil bekundet...

Immer dann geschieht es-
durch Ihn versiegt es -
eingefangen in Licht -
eine Seele erwischt's.

Dann wenn er erscheint
ihr Antlitz er nie vergisst
wenn das Blut es versiegelt
einfängt das heilige Licht

Immer dann geschieht es-
durch Ihn versiegt es-
eingefangen in Licht-
eine Seele erwischt's.

Sie war seine Liebe
der Rest welcher noch nicht versiegte-

doch sein Meister verbot es,
hielt ihn an und er vollzog Es
eingefangen in Licht
eine Seele erwischt's -.

Nachdem der Liedermaler eben jenes vorgetragen hatte, aus seinen tiefen Trance erwachte, erschrak er über den – was seinen Mund entschlüpft war. Die Blicke der Menschen wurden bohrend, er konnte aus ihnen schon fast Sein Antlitz lesen, wenn er... Eilig erhob der Mann sich, rannte schnell aus der Taverne und schrie der verhangenen Nachtluft entgegen: ICH HAB ES IHNEN NICHT GESAGT! SIE WISSEN ES NICHT!!

...und irgendwo in dieser allumfassenden greifbaren Finsternis die schon fast körperlich zu sein schien, schlich sich eine zitternde Maus in ihren Unterschlupf – voller Angst vor den Jägern, die auf sie lauerten.
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Alt 01.05.2007, 20:50
#4
Stille der Nacht
 
Registriert seit: 02 Jan 2004
Beiträge: 66
Langsam, fast allmählich – wie ein schleichendes geducktes Tier schmuggelte sich eine gebeugte Gestalt aus der Stadt. Nutzte jeden Schatten aus, schlich sich um jede Hausecke und mied jede offene Fläche. Die kleinen Äuglein huschten ängstlich hin und her, musterten stoisch jede Person, die ihm entgegenkam -
und so verschwand der Barde aus der Stadt. Wich vor dem sich nähernden Trauerschleier.

Und so kroch eine kauernde Dunkelheit in den Ort hinein - als wäre das letzte Licht vorher entschwunden um ihr Platz zu machen.
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