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Alt 10.03.2003, 17:17
Gefährliche Fragen
#1
Vadrak Larthay
Reisender
 
Registriert seit: 17 Feb 2002
Beiträge: 182
Unruhig ging Vadrak in seinem Zimmer auf und ab. Yanya hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Wie konnte ein kleines, unschuldiges Kind nur solche Fragen stellen? Fragen, über die er selbst lieber nicht nachdenken wollte. Fragen, die das Unterste seiner Seele zu oberst kehrten und die an Dinge rührten, die er gern vergessen hätte. "Warst du schon einmal verliebt? Wie fühlt sich das an? Wo ist sie jetzt? Liebst du sie noch?" Fragen, von denen er wußte, daß er sie nicht wirklich wahrheitsgemäß beantworten konnte, weil nicht einmal er selbst die Antworten kannte noch wissen wollte. So gut es ging, hatte er geantwortet, ohne ihre kindliche Unschuld zu überfordern, doch hier, allein mit sich selbst und Glaron, konnte er den Fragen nicht mehr so einfach ausweichen.

Vio'la - fast wäre es ihm gelungen, die Erinnerung an sie zu verdrängen, ihr Bild in seinem Herzen verblassen zu lassen, das Gefühl zu vergessen, ihre Lippen auf den seinen, ihre zarten, sanften Hände auf seiner Haut zu spüren...

Er wußte nun, daß sie noch lebte: Glaron sei Dank, er hatte ihr nicht den Tod gebracht. Er hatte sie wiedergefunden - oder sie ihn; seine Erleichterung darüber und seine Dankbarkeit dafür gegenüber Glaron hatten ihn schier überwältigt.

Vadraks Herz vollführte einen freudigen Sprung, als er daran dachte, daß er ihr bald wieder begegnen würde, selbst wenn ihr Gespräch vermutlich eher unangenehm verliefe. Er sehnte den Tag, die Stunde herbei, doch fürchtete er sie gleichermaßen. Vadrak wußte, er konnte sich selbst nicht trauen. Was damals vor 2 oder 3 Jahren geschehen war - allein der Gedanke daran ließ sein Herz jagen und trieb ihm die Schamröte ins Gesicht - konnte er dafür garantieren, daß es sich nicht wiederholte? Auch an jenem Tag hatte alles vergleichsweise harmlos begonnen: Lächelnd geführte Gespräche, wie er gewesen war als junger Mann, Scherze über die Vergangenheit, als er noch nicht den Ruf Glarons vernommen hatte. Die Gespräche verwoben sich mit der Zärtlichkeit, die er für sie empfand und mit ihrem Duft, mit ihren Lippen, die plötzlich die seinen fanden, und mit ihren liebkosenden Händen, die ihn berührten, wo sie niemals hätten sein dürfen. Ihm wurde heiß und kalt, als er daran zurückdachte.

"Halt! Schluß damit!" befahl er sich selbst energisch. Es war gebeichtet, gesühnt und vergeben. Glaron in Seiner unermeßlichen Gnade hatte ihm verziehen, und es würde nicht wieder geschehen.

War es möglich, daß Vior'la wirklich ein Werkzeug der Finsternis war, einzig zu dem Zweck auf der Welt, um ihn, Vadrak, vom rechten Pfad zu locken, nur dazu da, um ihn zu Fall zu bringen? Er schüttelte den Kopf, er mochte es nicht glauben: soviel Liebreiz, soviel Sanftmut - es konnte nicht sein.

Vior'la hatte seine Entschuldigung angenommen, hatte ihm vergeben, auch wenn sie niemals würde vergessen können - ebensowenig wie er. Frieden mit Vior'la: wie sehr er sich danach sehnte - wie sehr es ihn verlangte, sie in seine Arme zu schließen und an sich zu drücken und alles zu vergessen. Nein, dieser Wunsch grenzte an Wahnsinn! Er würde alles daran setzen, um sie wütend zu machen - so wütend, daß sie ihn haßte. Nur selten wünschte Vadrak sich, daß jemand ihn haßte, aber in diesem Fall hielt er es für das Beste.

Entschlossen öffnete der Templer seine Truhe und holte einen zusammengerollten Gegenstand hervor, der einem weichen Gürtel glich - bis auf die Tatsache, daß er auf der Innenseite über kurze, kräfte Dornen verfügte: unter der Kleidung getragen ein unauffälliges, aber durchaus wirksames Mittel, um den nötigen Abstand zu wahren, sollte es nötig sein. Er würde ihn tragen bei ihrem nächsten Treffen.

Das Treffen - ach wäre der Tag doch schon da.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (10.03.2003 um 18:58 Uhr).
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Alt 10.03.2003, 22:12
#2
Melisandra Caron
Reisender
 
Registriert seit: 09 Apr 2002
Beiträge: 55
Yanya vergewisserte sich dass Vadrak weit genug vom Kitzeltor entfernt stand, ehe sie hindurchhüpfte und die Wälder Britains hinter sich ließ, um an einem Orte, in dessen Nähe ein Haus stand, das zu betreten ihr verboten worden war, wieder aus dem blauen Tor herauszutreten.
Sie sah sich ängstlich um und drückte sich an Zäunen entlang bis zum Haus der Grohalis - nunmehr ihr eigentliches Zuhause. Zweimal stieg sie auf einen knackenden Zweig der in der Dämmerung noch viel lauter das Geräusch von berstendem Holz von sich gab als es bei Tag scon der Fall war und unterdrückte mit Mühe einen Aufschrei.

Sie lugte durch das Fenster und sah Mantana am Feuer sitzen, sinnierend und mit halbgeschlossenen Augen die Flammen beobachtend. Eine Weile lehnte sie am Fensterbrett, zärtlich Mantana beobachten, die so lieb zu ihr war, fast als wäre sie ihr eigenes Kind. Erst nach einer Weile hopste sie von der Kiste auf der sie gestanden hatte, wieder auf den boden und öffnete die Tür mit dem kleinen Schlüssel, den sie wie die beiden anderen, die unter ihrem Kleidchen verborgen an einer Schnur baumelten, hütete wie einen Augapfel.

Ruhig atmete Bel und aufgeregt sowie mit kleinen Schnaufern Angie in dem Kinderzimmer, als Yanya gewaschen und umgezogen unter ihre bettdecke kroch. Die Bilder des Tages glitten an ihr vorüber, als sie mit weitgeöffneten Augen an die Decke starrte und sich so sehr schämte, dass sie nicht einschlafen konnte.

Zum einen war sie ganz unheimlich froh, weil sie sich nicht verhaspelt hatte und verraten wie es tatsächlich um sie stand, zum andern war ihr mulmig bei dem Gedanken zumute, Vadrak angelogen zu haben - zum wievielten Male nun eigentlich schon? Zwar war es so endlich gut, sie konnte wieder mit ihm sprechen, ohne ständig rote Wangen zu bekommen oder auf ihrem Stuhl herumzuzappeln, weil sie genau wusste, dass er erkannte, wenn sie ihm etwas zu verheimlichen versuchte. Langsam bekam sie übung darin, seinem blick auszuweichen, ohne dass er es merkte.
Auch wenn es so leichter war - das schlechte Gewissen nicht die Wahrheit gesagt zu haben plagte sie trotzdem.

Sie schob diese unangenehmen Gedanken beiseite und lächelte glücklich ins Dunkel hinein. Es war so schön gewesen, nicht geschimpft zu werden und lustig mit Vadrak zu scherzen.
Nachdenklich drehte sich das Mädchen auf den Bauch und stützte das Kinn auf die Hände, die auf ihrem Kissen ruhten. Doch später, als die zwei anderen Männer die Galaron auch dienen wollten weg waren, hatte sie noch einmal neugierig gefragt, ob Vadrak sich denn um eine Dame streiten würde, sowie Melina und Pjina sich um Bol gestritten hatten und sich diese kooomischen Sachen an die Köpfe geworfen hatten.

Yani war unermüdlich in ihren Fragen, und auch von kindlicher neugier beflügelt, zu wissen, wie Verliebtsein denn nun wirklich war? In ihrem Bauch hüpfte es immer ganz doll wenn sie mit Bel spielte und ihr Herz klopfte manchmal ganz schnell dabei. Es würde sich doch herausfinden lassen, ob das bei den Großen auch so war.
Erst rührte ihr Interesse daher, wissen zu wollen, ob sie wirklich verliebt war und was Vadrak dazu sagte. Da erinnerte er sie an den Eid den er geschworen hatte, doch Yanya war hartnäckig und konnte nicht einsehen, warum Galaron das nicht genehm sein konnte, wenn Vadrak jemand andern auch lieb hatte. Schließlich kannte sie ihren großen Freund nun ziemlich gut und konnte genau sehen, dass er sich selbst nicht alles glaubte, was er ihr an diesem Abend weiszumachen versuchte. Sie wusste es ja schon immer, was ihre Mama sagte, entsprach der Wahrheit: Du bist noch klein, meine Süsse, doch halt immer fest daran dass du nicht dumm bist...

Und sie war sicher nicht so dumm, nicht zu sehen, wie verdutzt Vadrak von manchen ihrer Fragen war. Als er gesagt hatte, er würde den Schlüssel zu seinem Herz einfach wegwerfen, hatte sie trotzig erwidert, sie würde ihn aufheben und ihn der Dame schenken, die er liebte, auch wenn sie nicht wusste war das war. Sie war fest überzeugt, dass Vadrak dann öfter mal lächeln würde, nicht nur wenn er sie, Yanya, sah.
In der Stille der Nacht zog sie die Decke hoch und dachte kurz schuldbewusst an Pjiiina, die außer ihrer Katze und ihrem Hund ganz allein zuhause war. Sie nahm sich vor, bald mal Mantana zu fragen, ob es ihr recht wäre, wenn sie mal bei ihr übernacht bleiben würde.
Glaubte Vadrak wirklich er wär glücklich wenn er bloß immer nur gegen alle kämpfte die Galaron nicht liebhatten? Das sah sie nicht ein.. irgendwie musste es doch möglich sein, die Dame zu finden, in die er verliebt war.. doch er sagte er wisse nicht wo sie sei..
Yanya seufzte leise und kuschelte sich in die Decken. Wenn sie sie finden könnte.. das wäre etwas.. aber wie bloß, sie war ja doch noch klein und konnte nichts als tausend fragen stellen.. das letzte was sie dachte, ehe sie in das Land des Schlafes glitt, war.. "nja dann musst du halt tausend fragen stellen"...
Melisandra Caron ist offline  
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Alt 13.03.2003, 08:21
#3
Celynia
Gast
 
Beiträge: n/a
Celynia striff durch die Wälder und lauschte den Vögeln, als sie wieder an diesem Blauen Kitzeltor vorbei kam. Einige Tala schritten einfach hindurch, blickten sie teils verwundert teils mit Abscheu an.
Cely versteckte sich unter dichten Tannen, als auf einmal Yanya aus diesem Tor schritt. Cely trat einen Schritt näher und betrachtete das Lustige Talamädchen. Die beiden verstanden sich recht gut und fanden recht schnell heraus, das sie vieles Gemeinsam hatten. So auch, das sie beide keine Eltern mehr hatten.

Gemeinsam schlenderten die beiden durch die Wälder, auf der Suche nach einem ruhigen gemütlichen kleinen Strand in der Nähe von Brit. Vorsichtig und ängstlich schritt Cely an der Seite von Yanya durch die große Talastadt, in der sie sich schon zuvor verlaufen hatte. Yanya machte ihr immer wieder neuen Mut und schien das alles für ganz normal zu halten. Als sie endlich diese Schreckliche und große Stadt verließen, fühlte sich Cely besser. Kurz nach dem die beiden Mädchen die Stadt verlassen hatten, bemerkte Yanya das wiehern von Sturm, das Pferd Vadrak´s. Eilig rannte Yanya auf das Pferd zu, sprach mit ihm und streichelte es. Während sie so bei dem Tier standen hörte Cely platschende Geräusche. Yanya und Cely drehten sich den Geräuschen zu und entdeckten Vadrak. Er stand wütend am Strand, warf ab und an Steine in das wasser und murmelte etwas vor sich hin. Cely bekam Angst, dieser Tala konnte nicht Gis sein. So wütend wie er aussah konnte er nur ungutes mit ihnen vorhaben. Yanya hingegen schien vor ihm keine Angst, im Gegenteil, sie Hopste fröhlich auf ihn zu und begrüßte ihn Herzlich. Und Celynia staunte nicht schlecht, was für eine Verwandlung die Anwesenheit von Yanya auf diesen Talamann hatte. Von jetzt auf Gleich waren seine bösen, grimmigen und fiesen Gedanken verschwunden und er strahlte eine Freude von sich, als wäre nichts gewesen. Nur Zögernd grüßte Cely Vadrak, nach dem er sich ihr Vorgestellt hatte.

Yanya wollte ihm gerade erzählen, wie sie und Cely sich gefunden hatten, als Plötzlich eine Dunkle gestalt etwas abseits hinter den Kinder den Namen Vadrak´s aussprach. Celynia Sprang mit einem Entsetzen Schrei hinter Yanya, die Trotz des gleichen alters wesentlich Größer war als sie und starrte die dunkle Gestalt ängstlich an. Vadrak bemerkte erst durch Cely´s Reaktion, das jemand anwesend war und stellte sich schützend vor die beiden Kinder.

Kurz darauf ging er mit dieser dunklen Gestalt etwas weiter vom Strand weg, aber nicht ohne den Kindern ein kleines licht hin zustellen und sie zu ermahnen, sich ruhig zu verhalten und dort wo sie waren auf ihn zu warten. Ängstlich nickten die beiden und setzten sich in den Sand. Beide waren davon überzeugt, das diese schwarze Gestalt nix gutes bedeuten könne. Nicht selten hatten Yamayu, Sik und die anderen Feya Cely erzählt, das schwarzgekleidete Tala nicht gis seien und auch nichts gutes im Schilde führen. Die beiden Mädels versuchten ihre Angst zu bewältigen, in dem sie sich gegenseitig Märchen erzählten, als plötzlich hinter ihnen ein Wiehern ertönte. Erschrocken sprangen beide auf und späten in die Dunkelheit. Wieder tauchte eine dunkle Gestalt auf. Die beiden Mädchen fasten sich an den Händen und schritten einige schritte rückwärts. Als die Frau auch noch Vadrak´s Namen erwähnte, bekamen die beiden es doch mehr und mehr mit der Angst zu tun und rannten in die Richtung, in der sie Vadrak verschwinden sahen. Dort erwartete sie ein weiteres entsetzen. Die dunkle Gestalt schien Vadrak zu bedrohen und die andere Gestalt erschien ebenfalls hinter ihnen und schien die vorherige zu besänftigen. Verwirrt schauten die beiden Kinder auf das Geschehen. Vadrak bemerkte durch das verhalten der gestalten erst, da die Kinder ihm gefolgt sein müssten und blickte kurz über seine Schulter und stellte sich erneut schützend vor den Kindern und drängte sie dazu, zum Strand zurück zu kehren.......
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Alt 13.03.2003, 12:36
#4
Vadrak Larthay
Reisender
 
Registriert seit: 17 Feb 2002
Beiträge: 182
Vadraks Tag war nicht gut verlaufen. Den ganzen Tag lang hatte er Vior'la nicht aus seinen Gedanken verbannen können. Nachmittags dann fand er sie am Strand, und ihre Stimmung war seltsam traurig und zugleich aggressiv gewesen. Beide hatten sie sich Vorwürfe gemacht und dann stand sie plötzlich wortlos auf und ritt davon. Vadrak war zurückgeblieben und hatte, wütend auf sich selbst, damit begonnen, Steine in die Gischt zu werfen, dort, wo die anbrandenden Wellen die Steilklippen aushöhlten.

Yanyas Auftauchen hatte ihn aus seinen finsteren Gedanken gerissen. Er war mehr als dankbar dafür, daß sie scheinbar eine neue Freundin gefunden hatte. Vielleicht würde sie dies ein wenig von den Grohalis ablenken. Doch die Freude währte nur kurz, denn plötzlich tauchte Filleria auf und bat ihn um ein kurzes Gespräch unter vier Augen. Die Kinder schienen von ihr verängstigt. Vadrak bemühte sich, beide etwas zu beruhigen und ging mit Filleria ein paar Schritte in das Wäldchen hinein. Filleria hielt sich nicht mit Freundlichkeiten auf, sondern kam sofort zur Sache: sie wollte Vadrak an die Schwarzen Lämmer erinnern und daran, daß er noch eine Schuld zu begleichen habe. Doch diesmal verriet sie, die sie sich stets nur als unschuldige Botin ausgegeben hatte, sich selbst, denn sie benutzte das Wort "wir", als sie von jener Vereinigung von Verbrechern redete. Mit einem schmallippigen Lächeln nahm der Templer dies zur Kenntnis und erklärte ihr, er werde kein einziges Goldstück an Diener der Finsternis zahlen.

Filleria deutete in Richtung Strand und erwähnte, daß Yanya ziemlich schutzlos sei und ebenfalls ein Opfer der Schwarzen Lämmer werden könnte. Kalt erwiderte der Templer, Filleria könne sich in einem solchen Fall darauf einstellen, daß er nicht ruhen werde, bis er ihren Kopf in den Sand rollen sähe. Sie lachte über ihn und fragte, ob er Manns genug wäre, diese Drohung auch wahr zu machen. Vadrak, immer noch wütend und jetzt auch in Sorge wegen Yanya, zog sein Schwert und fragte Filleria, ob sie versuchen wolle, es herauszufinden.

In diesem Augenblick begann für Vadrak ein Alptraum: Er hörte hinter sich die Kinder und er sah, daß Vior'la zurückgekehrt war. Er packte den Schwertgriff fester und stellte sich schützend vor die Kinder, bereit, sie zu verteidigen. Seine Position bereitete ihm Kopfzerbrechen, denn die Kinder hinter ihm standen ohne Rückendeckung dort, und wer wußte schon, wer sich noch alles in diesem Wald herumtrieb. Auch Vior'la schien die Gefahr nicht wahrzunehmen oder bewußt zu ignorieren, um ihn zusätzlich noch herauszufordern oder zu reizen, denn sie hatte einige Schritte seitlich von ihm Halt gemacht und zeigte keinerlei Anstalten, zu fliehen oder hinter seinem Rücken Schutz zu suchen. Nun geschah etwas, das für Vadrak eine ganze Welt zum Einsturz brachte: Vior'la, die noch vor wenigen Stunden sich bemüht hatte, ihm zu versichern, daß sie nicht Teil der Finsternis war, daß es nicht ihr Plan gewesen war, daß er wegen ihr seinen Eid brach, Vior'la, die ihm Vorwürfe machte, weil er sie nicht aus den Klauen der Schwarzen Lämmer ausgelöst hatte, als sie angeblich entführt worden war, diese Vior'la ging nun, als sei es die natürlichste Sache der Welt, auf Filleria zu und begrüßte sie wie eine alte Freundin. Fassungslos sah Vadrak einen Augenblick zu, wie sich beide vertraut wie Schwestern unterhielten, bevor er die Gelegenheit ergriff, sich mit den Kindern zum Strand zurückzuziehen, um sie in eine bessere Verteidigungsposition zu bringen. Als er die Kinder halbwegs sicher wußte, dankte er Glaron dafür und ging noch einmal in das Wäldchen zurück und überprüfte, ob wirklich keine Feinde mehr in der Nähe lauerten. Als er sich dessen sicher sein konnte, bracht er die beiden Kleinen rasch nach Hause.

Anschließend, es war schon mitten in der Nacht, kehrte der Templer an den Strand zurück. Seine Wut auf sich selbst war noch gestiegen. Wie blind er doch gewesen war! Einen schönen Narren hatte er da aus sich machen lassen! Alles war von Anfang an abgekartetes Spiel gewesen. Vior'la hatte niemals auch nur einen Funken Liebe für ihn empfunden, sondern ihn benutzt und auszuwringen versucht wie einen alten Lappen. Glaron sei Dank war er damals nicht auf die Forderungen der Schwarzen Lämmer eingegangen! Da hätten sie ihn schön im Netz zappeln gehabt! Mitten in diesen Gedanken erschien plötzlich ein merkwürdiger Mann am Strand und ging auf Vadrak zu. Schwarz gekleidet war er, und noch bevor Vadrak wußte, was er von ihm zu halten hatte, tauchten vom anderen Ende des Strandes her Vior'la und Filleria auf. Die drei schienen Verbündete zu sein. Vior'la hielt direkt auf Vadrak zu und überschüttete ihn mit Worten. Da hörte er, wie Stahl blankgezogen wurde und sah aus dem Augenwinkel, wie der Fremde mit drohend erhobenem Schwert auf ihn zuschritt.

Rasch löste er sich von der Gruppe und stellte sich mit dem Rücken zur Felswand, um eine bessere Verteidigungsposition zu haben. Er zog zum zeiten Mal an diesem Abend sein Schwert und bereitete sich auf einen Kampf vor. Wieder schritt Vior'la auf ihn zu und stellte sich genau so vor ihn, daß er gezwungen wäre, sie zu gefährden, oder er durch ihren wehenden Mantel massiv behindert oder entwaffnet werden könnte, käme es zu einem Kampf. Diese Taktik verwirrte Vadrak. Einige zornige Worte flogen hin und her, doch letztendlich zogen sich Filleria und der Fremde zurück und Vior'la bot Vadrak an, ihm zu einem Ort seiner Wahl zu folgen, sofern er nur mit ihr reden wollte.

Ihr schien viel an einem Gespräch mit ihm zu liegen. Etwas widerstrebend willigte Vadrak ein. Im Stillen fragte er sich, ob der Kampf gegen Filleria und den Fremden nicht erstrebenswerter gewesen wäre, so sehr fürchtete er die Macht, die von Vior'las Anziehungskraft auf ihn ausging, so sehr fürchtete er, wieder Opfer ihrer süßen Worte, ihres Lächelns und ihrer Berührungen zu werden. Um sie auf die Probe zu stellen, schlug er das Kloster als Ort der Aussprache vor, denn dort befände er sich auf heimatlichem Boden, während sie sich sicherlich unbehaglich und fremd fühlen würde. Zu seinem großen Erstaunen willigte sie sofort ein.

Schweigend und beklommen wanderten sie durch die Dunkelheit der Nacht. Am Gästehaus angekommen, machte Vadrak Halt. Er würde keiner Dienerin der Finsternis Zutritt hinter die schützendenden Mauern des eigentlichen Kloster gewähren.
Er forderte sie auf, ins Gästehaus einzutreten. Die von ihr erbetene Aussprache konnte beginnen.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (15.03.2003 um 10:38 Uhr).
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Alt 13.03.2003, 22:15
#5
Melisandra Caron
Reisender
 
Registriert seit: 09 Apr 2002
Beiträge: 55
Yanyas kleines Herz hämmerte immer noch, als sie mitten in der Nacht aufwachte und sich hastig umsah.. erleichtert sank sie zurück in die Kissen, als sie feststellte, dass sie sich in ihrer gewohnten Umgebung befand, und nicht, wie sie geträumt hatte, eine dunkle Gestalt an ihrem Bette verweilte und sie aus roten Augen so lange beobachtete, bis ihre Decke Feuer fing und sie wie Angies Papa verbrennen musste.. seit sie durch Vadrak erfahren hatte, dass das inkw - dings so etwas machte, beherrschte die Angst vor Feuer ihre Kinderseele. Sie konnte und wollte keine Kerze oder Fackel mehr halten, am liebsten hatte sie Feuer wenn es gaaanz weit weg von ihr war, oder wenn die Sonne schien, sodass Feuer nicht vonnöten war.
Sie schauderte wenn sie nur daran dachte, dass das inkw dings Menschen im Feuer sterben ließ. Doch nicht nur die Angst vor Feuer hatte ihren Alptraum verursacht, all die Vorkommnisse der letzten Nacht lasteten schwer auf ihr.

Sie tastete an ihrer Bettkante entlang und spürte mit dem Zeigefinger das kleine, grüne Kleeblatt auf, das, wie Pjina erzählt hatte, ein Glücksbringer, und ein ganz seltener noch dazu, war, weil es vier Blätter hatte, anstatt der normalen drei... Yani legte es behutsam an die Stelle wo ihr Herz schlug und ließ ihre schmale Kinderhand darauf sinken. Sie versuchte, sich Mut zu machen mit dem Gedanken, dass jemand die Dame kannte, in die Vadrak so verliebt war, und ihr dieses Kleeblatt schicken hatte lassen.

Doch wenn sie die Augen zumachte kreisten die Bilder in ihrem Kopf herum und machten ihr ganz furchtbare Angst. Sie hatte mit Cely am Strand gestanden, und war vergnügt gewesen, Vadrak dort vorzufinden, allerdings kräuselte sich ihr Näschen etwas, als sie ihn Steine ins Meer werfend vorfanden. Sie hatte versucht, ihn ein bißchen aufzuheitern und dann Cely vorzustellen, doch hatte eine person, die ganz in schwarz angezogen war, und den beiden Kindern durch ihre düstere Kleidung Angst einjagte, ihr Gespräch unterbrochen. Yanya verstand nicht, warum Vadrak mit ihr ein paar Schritte zur Seite ging, ein stück hinter die bäume und hatte erst das Bestreben, hinterherzulaufen. Doch da war Cely, die zitterte und doch soviel kleiner als sie war. Und Cely musste unbedingt beschützt werden. So versuchte Yanya ihr bestes um sie abzulenken von dem plötzlichen Gefühl der Bedrohung, die beide Kinder empfanden. Sie setzten sich um die Laterne, die Vadrak ihnen zurückgelassen hatte, und Yani begann Celynia Märchen zu erzählen... bloß kannte diese die meisten schon, was beide zum Lachen brachte.
Celynias Sinne waren geschärfter als die Yanyas, und so bemerkte die kleine Elfe früher, dass sich hinter ihrem rücken eine neue gefahr anbahnte, wieder in Person einer schwarzgekleideten Gestalt, offensichtlich eine Frau, doch Yani und Cely beschlossen, lieber hinter Vadrak Schutz zu suchen und stoben davon...

Als Yanya ihren großen Freund an dem kleinen Wäldchen mit dem Schwert dastehen sah, öffnete sie entsetzt die Augen und konnte nicht verstehen, was da eigentlich passierte.. von hinten näherte sich die andere Gestalt und ging auf die erste zu.. von da an kugelten in Yanyas Köpfchen die Ereignisse nur noch durcheinander und sie wusste vor angst nicht wohin mit sich und Cely.. erst als Vadrak wieder an ihre Seite trat und die beiden Kinder an der Hand nahm, wurde sie ruhiger.. doch immer noch wirbelte alles in ihrem Kopf herum und richtig verstehen konnte sie erst am Morgen, was da eigentlich alles geschehen war.. sie musste mit Vadrak reden.. und die Dame finden... mit diesem Gedanken glitt sie langsam wieder hinüber in die Welt des Schlafes.
Melisandra Caron ist offline  
Geändert von Melisandra Caron (16.03.2003 um 17:50 Uhr).
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Alt 15.03.2003, 12:36
#6
Vadrak Larthay
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Beiträge: 182
Vios Hand glitt über ihr rechtes Bein, vom Knöchel bis zum Oberschenkel, langsam, quälend langsam. Keinen Blick konnte Vadrak von ihrer Hand wenden, wie sie mit sinnlicher Bewegung höher und höher hinauf strich. Fast hatte er das Gefühl, es sei seine eigene Hand, beinahe glaubte er, ihre samtweiche Haut zu spüren. Heiß und kalt überlief es ihn.

Plötzlich schlängelte sich eine zischelnde Schlange um ihren Arm - Vadrak fuhr angeekelt zurück, doch als er genauer hinsah, erkannte er, daß es Fesseln waren, die sie trug. Brennholz stapelte sich um ihre nackten Fuße. Jemand drückte ihm eine Fackel in die Hand: es war der Inquisitor Kin. "Euch gebührt die Ehre, den Scheiterhaufen zu entzünden und diese Hexe zu richten!", hörte er Kins Stimme feierlich sagen. Mit zitternder Hand hielt Vadrak die Fackel. "Was zögert ihr noch, Templer? Hat sie Euch nicht genug angetan?" Schweißperlen bildeten sich auf Vadraks Stirn, mit beiden Händen umklammerte er jetzt die Fackel, krampfhaft bemüht, sie so weit wie möglich vom Brennholz fern zu halten. "Gehorcht meinem Befehl, Templer!" Kins Stimme troff vor eisiger, schneidender Kälte. Als Vadrak nur stumm den Kopf schüttelte, griff die Hand des Inquisitors nach Vadraks Arm wie ein Schraubstock und versuchte, die Fackel ins Brennholz zu zwingen.


Mit einem Aufschrei erwachte Vadrak schweißgebadet aus seinem Alptraum. Um ihn herum war noch stockfinstere Nacht, lange konnte er nicht geschlafen haben. Trotzdem stand er auf, wusch sich und zog sich an. An Schlaf war jetzt sowieso nicht mehr zu denken, dazu war er zu aufgewühlt.

Die Aussprache mit Vio hatte ihn viel Kraft gekostet. Beide hatten sie es sich nicht leicht gemacht, sich nichts geschenkt, nichts erspart, nichts ausgelassen. Glaron sei Dank, daß Vio gleich nach ihrer Ankunft kurz eingenickt war, so daß er ins Kloster hatte gehen und sich hatte umkleiden können. Glaron sei Dank für den Bußgürtel!

Vios Geständnisse hatten Vadrak zutiefst schockiert und mitten ins Herz getroffen. Er wußte nun mit Bestimmtheit, daß sie der Finsternis zugehörte und sich jenseits seiner Überzeugungskunst befand, dennoch war ihre fast magische Anziehungskraft auf ihn ungebrochen. Es hatte all seine Selbstbeherrschung gebraucht, um nicht wieder ihrem Blick zu erliegen, der ihm noch immer jedes Mal die Knie weich werden ließ, von den übrigen Verlockungen und den Dingen, die sie bewußt anzustellen schien, um ihn zu reizen, ganz zu schweigen.

Am Ende hatten sie sich gegenüber gestanden, beide völlig erschöpft und ausgelaugt: er ganz vom Lichte durchdrungen, mit einem schwarzen Fleck auf der Seele und sie, eine Dienerin der Finsternis, mit einem leuchtendweißen Fleck im Herzen. so nah - und doch so fern! Dennoch hatte er sich ihr niemals wirklich stärker verbunden gefühlt, als in jenem Augenblick, da alles gesagt war; in dem Moment der Erkenntnis, daß ihre Wege rasend schnell auseinander drifteten und es nichts mehr gab, das ihnen Hoffnung auf ein friedliches Beisammensein schenkte. Ihre nächste Begegnung mochte einem von beiden den Tod bringen, doch hier und heute würden sie sich noch einmal im Frieden trennen. Das letzte Mal.
Vadrak Larthay ist offline  
Geändert von Vadrak Larthay (15.03.2003 um 12:41 Uhr).
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