Fieberwahn...

[Rai Shia Caron]

Rai warf sich auf der Hängematte hin und her, von schweren Fieberkrämpfen geschüttelt. Ihr Lippen waren aufgesprungen und ausgetrocknet, fast seelig blickte sie mit glasigen Augen umher...
Kurzzeitig wurde Rais Körper ruhig und schmiegte sich eng an Viona, die bei ihr lag.
Noch einmal sah sie etwas huschenden Rotes und spürte den Schmerz... Den Augenblick zurückerahnend der diese schwere Krankheit ausgelöst hatte.
Ein kleiner Aufschrei folgte und ihr Bein verkrampfte sich, eine Hitzewelle durchstreifte sie, dorrte sie von innen aus, machte sie fast wahnsinnig.
Wie von Sinnen reckte sie ihr Gesicht der Sonne entgegen, die durch das Fenster schien...
Inzwischen war sie schon fast zu schwach, um das Gesicht zu heben und sich suchend umzuschauen, nach ihren lieben Kindern...
Die Kräfte fehlten ihr und zunehmend, wurde ihr jede Bewegung, jeder schmerzliche Gedanke, zur Qual...
Mit einen lauten Aufschrei rief sie nach ihren geliebten Kindern...
Wo waren sie nur?
War der letzte Gedanke der ihr durch die Seele fuhr, bevor das Fieber und das Gift sie in einen ohnmächtigen Sschlaf wiegten.

[Rai Shia Caron]

Es regnete draußen und ein paar der wohltuenden Regentropfen prasselten gegen das Fenster. Durch die Schilftür roch es nach einer neugeborenen Welt, die gerade alles alte hinter sich gelassen hatte. Die Vögel zwitscherten laut und lobpreisten die Natur für ihre Schönheit.
Rai lag in ihrer Hängematte, die sich sanft hin und her bewegte, neben ihr lag ihre geliebte Tochter Melisandra. Sie hielt Mel schwach in den Armen und schaut voller Liebe auf den Haarschopf. Mel erfüllte sie immer wieder mit großen Stolz, wohl hatte sie das Bedürftnis sie nie wieder loszulassen.
Ihr Blick war wieder ein wenig klarer, denn das Gegengift und all die Bemühungen der Lairfey hatte seine Wirkung getan.
Rai Shia erinnerte sich an die vielen Elfen die sich um ihr Leben bemüht hatten, und sie beschloss sich zu bedanken. Ein Plan reifte in ihren erwachten Geist.
Doch dann küsste sie Mel sanft und schmuste sich wieder eng an sie.
Müdigkeit durchzuckte und befiel sie, denn noch immer war ihr Körper schwach, von den schweren Kampf den sie durchgestanden hatte.
Ihr Gesicht und die Wunden, waren stumme Zeitzeugen des Leidens, das sie befallen hatte.
In Erinnerung an die hoffnungslose Finsternis und den großen Schmerz, versteckte sie ihren Kopf unter den von Mel, suchte Schutz bei ihr.
Sie schlief ein und die Schatten wanderten ein letztes Mal durch ihren Geist, flüsterten erneut bedrohlich auf sie ein. Wieder spürte sie den Sog der sie in die Tiefe riss, das kalte Gefühl für den nahenden Tod, das sie umklammerte und ihre Selle töten wollte. Gestalten befielen sie und raubten ihr die Kraft...
Doch selbst im Traum, spürte sie noch die Kraft und die Hoffnung, die ihr die Feys geschenkt hatten. Am Ende war das wohl die Rettung gewesen...

Donner hallte zwischen den marmornen Mauern Cerinors wieder, während dicke Regentropfen auf die Straßen niederfielen. In der Ferne schoss ein Blitz über den Himmel, erhellte kurz die Stadt in einem grauen dunklen Licht, erweckte die Schatten und Schemen der alten Gebäude und der Bäume kurz zum Leben. Doch dann hüllte sich ebenso schnell wieder der Mantel der Dunkelheit über die Elfen Sala. Yorn hastete geduckt, die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen über das glitschige Pflaster. Wasser spritzte auf durchnässte seine Stiefel als er in eine Pfütze trat und vor der Tür von Rai’s Haus keuchend stehen blieb. Es waren schon annähernd zwei Tage verstrichen seitdem er mit Viona geredet hatte. Doch was konnte schon an einem einfach Biss so schlimm sein? Langsam fast bedächtig schob er sich die Kapuze vom Kopf fuhr sich mit der Rechten durch die durchnässten Haare. Bevor er an die Tür klopfte. Sicher würde es Rai schon wieder wesentlich besser gehen und wahrscheinlich hatte sich Alinar längst um sie gekümmert. Wieder krachte ein Donnerschlag, ließ die Luft erzittern. Yorn trat von einem Fuß nervös auf den anderen ein ungutes Gefühl stieg lautlos in ihm auf. Und wenn nicht?