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Reisender
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Die Ellebogen auf der Reling am Heck des Schiffes abgestützt, beobachtete er nachdenklichen, vielleicht sogar ein wenig wehmütigen Blickes, wie seine Heimatinsel stetig hinter dem Horizont verschwand. Erst dann wandte sich Valore widerwillig um und begann den Gang zu seiner Kabine unter Deck.
Ihm war sofort klar, dass er hier wohl die meiste Zeit der zweiwöchigen Reise nach Britain verbringen würde. Nicht eben darum, dass die Kabine sonderlich heimisch gewesen wäre, sondern eher, weil die Besatzung des Schiffes auf Valore nicht gerade den Eindruck machte, eine, seinem Ermessen nach vernünftige Konversation führen zu können. So blieb ihm relativ viel Zeit, seinen Erinnerungen nachzuhängen. 20 Sommer zählte er nun. Etwa 15 davon hatte er in der Obhut seines Ziehvaters Gwancian verbracht, der zugleich die Rolle einer seiner Mentoren an der Akademie, an der Gwancian unterrichtete, einnahm. Valore war ungefähr 5, als der Mann, der damals die Grenze der 40 Jahreswenden bereits hinter sich gelassen hatte, ihn bei sich aufnahm. Aus dem, was Valore Gwancian's Erzählungen entnahm, war sein Vater ein strengläubiger Glaronist gewesen, wie man nur soviele in den größeren und kleineren Dörfern Skjaard's fand, der für seinen Glauben starb und gleichzeitig seine Frau und damit Valore's Mutter zur Witwe machte. Mit ihrem Gatten hatte sie ebenfalls ihren Lebenswillen verloren, und das Messer schließlich einem Leben allein mit Valore vorgezogen. Nicht verwunderlich also, das er eine gewisse Abneigung gegen den Fanatismus besaß, seit ihm sein Ziehvater während seines 15. Lebensjahres eröffnete, dass ihm dadurch seine Familie geraubt worden war. Nachdem Valore jedoch die langjährige Ausbildung zum Arkanen abgeschlossen hatte, konnten Gwancian und die anderen Mentoren ihm nichtmehr viel beibringen. So entschloss er sich schließlich, sich nach Britain, einem der Knotenpunkte des Handelns im Königreich Faerlan, aufzumachen. Das gute Zurreden Gwancian's, der fest davon überzeugt schien, Valore könne sich dort noch so einiges an Wissen über das arkane Netz aneignen, war hierbei wohl nicht wenig zuträglich. Ein stetig anhaltendes, flaues Gefühl in seiner Magengegend suchte ihn während der ganzen Überfahrt heim und Valore nahm an, dass es nicht nur ein Zeugniss des ewig hin und her wankenden Schiffes, der mangelnden Fähigkeiten des Koches und der damit verbundenen, nicht allzu seltenen Rückgabe des verspeisten Fisches an das Meer war, sondern ebenfalls von seiner Anspannung obgleich der ihm bevorstehenden Zeit in Britain herrührte. Doch war es nicht Valore's Art, Gefühle aus sich herauszuschreien, und so behielt ihn die Mannschaft als einen verschwiegenen, ein wenig schmächtigen und nicht sonderlich seetauglichen Jüngling in Erinnerung. Und schließlich war es soweit.. Sich begierig umsehend setzte er das erste mal einen Fuß auf das Pflaster des Britainnier Hafens. Es dämmerte schon, als er in der für ihn im Vergleich zu dem, was er bislang kannte, gewaltigen Stadt, ein nach seinem Ermessen geeignetes Gasthaus fand und sich erschöpft auf das Bett fielen liess... |
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